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VIERTELVOR Das Heft fürs Nauwieser Viertel # 9 07/08 kostenlos Nauwieserfest-Programm im Innenteil

Viertelvor Ausgabe 9

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Viertelvor – das Magazin für's Nauwieser Viertel – Ausgabe 9 vom Juli 2008

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VIERTELVORDas Heft fürs Nauwieser Viertel

#907/08kostenlos

Nauwieserfest-Programmim Innenteil

♠ ♣ ♦ ♥

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Willkommen zur 9. Ausgabe von VIERTELVOR!

Das Heft versprüht teilweise ein wenig Gothic-Charme. Ja, es mag etwas finster erscheinen, aberdie Inhalte sind letztendlich doch sehr lebensbejahend. Interessante Begegnungen hatten wir

mit Bestatter Hubert Laubach und Pfarrer JörgMetzinger, die mit uns ein wenig über ihre beruflicheSicht der Dinge plauderten. Dabei ging es wider Erwarten sehr weltlich zu, denn die beiden Herrenschlagen sich größtenteils mit organisatorischen Dingen herum, was sie aber offensichtlich gernetun.

Desweiteren hat sich André Mailänder des nachts fotografierenderweise im Quartier rumgetrie-ben. Das war allerhöchste Zeit, denn wenn man bedenkt, dass das Nauwieserviertel zu 50 Prozent imDunkeln stattfindet, ist dessen Nachtleben bisher in unserem Heft entschieden zu kurz gekommen.

Auch das Titelmotiv ist von dieser Thematik beeinflusst, sind die bösen Graffiti-Kids doch vor-nehmlich im Finsteren unterwegs, um die Stadt mit ihrer Hautkrankheit zu überziehen.

viel Spassss!Ralf Leis

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Inhalt

8 kurzes

10 kopf hochBlick nach oben, von Ralf Leis

16 der begleiterInterview mit Hubert Laubach, von Mazze Gaspers und Ralf Leis

24 nachtschichtFotografien von André Mailänder

32 programm nauwieserfestDas Fest der Feste

42 der theker – das unbekannte wesenvon Miriam Hoffmann

48 teile des ganzenvon Stefan „Ede“ Grenner

52 wie der olle paulusInterview mit Jörg Metzinger, von Mazze Gaspers und Ralf Leis

60 nichtigkeiten und turbulenzenvon Véronique Verdet

64 impressumWerWieWas

66 nachschlagpräsentiert vom Saarbrücker Käseladen

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Walter Schmidt12. April 1924 – 16. Mai 2008

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Kurzes

♠ Viertelfotos revisitedAndré Mailänder, dessen Fotoarbeiten

treuen VIERTELVOR-Lesern bestens bekanntsein dürften – seine großartigen Bildstreckensind schon seit der ersten Ausgabe fester Be-standteil des Heftes – eröffnet zum Nauwie-serfest seinen Fotoprojektraum „StadtbildKammerspiel“ in der Nauwieserstraße 50(neben „Bleistift“).

Zum Start sind dann auch folgerichtig ab25. Juli seine bisherigen VIERTELVOR-Foto-strecken in groß zu sehen. Außerdem sinddort auch alle (noch vorhandenen) Ausgabendes Magazins zu haben.

André freut sich über Besuch!

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Auf dem Weg zu Freifrau Schmidt nahm er noch was zu trinken mit. Robert Gernhardt

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Kurzes

♠ Genau,so könnte doch eine Zwischenlösung

aussehen. Da würde bestimmt auch dieCSU mitspielen.

♠ SchickHier mal wieder ein hübsches Beispiel

für Kleinkunst im Viertel: „Mond mit grü-nem Schild auf tristem aber passendemUntergrund“. Schön.

♠ Das neue Wohnzimmer des ViertelsEinen neuen, picobello renovierten Ver-

anstaltungsraum stellt der Kultur- und Werk-hof Nauwieser 19 e.V. künftig zur Verfügung.

Die ehemaligen Verkaufsräume der„Blattlaus“ im Vordergebäude des Kultur-und Werkhofes wurden zu einem offenenRaum mit Gestaltungsmöglichkeiten fürunterschiedlichste Veranstaltungen undAnlässe (Familienfeiern, Seminare, Ausstel-lungen, Workshops, kleine Konzerte etc.)umfunktioniert. Dieser kann (täglich) zugünstigen Konditionen gemietet werden.

Der Kultur- und Werkhof soll so verstärktzum Treffpunkt und Ort des Austauschs wer-den – ein offenes Forum: „Wir wünschen uns,dass der Raum ein Fenster vom NauwieserViertel zum Kultur- und Werkhof wird, aberauch umgekehrt will er den Vereinen undUnternehmen im Hof ein Fenster in ihrenStadtteil öffnen.“

Das finden wir gut und wünschen regenBetrieb!

Kontakt:N.N., Nauwieser Straße 1966111 SaarbrückenTel: 0681-399 538Mobil: 0171-940 21 [email protected]:Purk Reuleaux

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Schöne Details gibt es da zu entdecken.von Ralf Leis

kopf hoch!

♠ Eingang in der Johannisstraße, Ecke Nassauerstraße

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♠ Von hier oben kommt er her, der Bimmelsounddes Viertels mit dem unnachahmlichen Groove...

♠ Steinkater in der Grünstraße

♠ Gesamtkunstwerk Schmollerbunker,

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♠ Aus der Reihe „UnbekannteInstanzen“: Im Haus der Caritas inder Johannisstraße 2 befindet sichauch das italienische Konsulat.

♠ Falls noch jemand Zweifelhaben sollte, inwieweit sichSchriftgestaltung auf das

Erscheinungsbild auswirkt...

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♠ Fug! Fluchender Gehörnter in derJohannisstraße.A propos: Wieso wird die Johannisstraßemit „i“ geschrieben und die Johannes-kirche mit „e“? Weiß das jemand?

♠ ...und hier die Baumkronen in der Seilerstraße(aktueller Stand der Dinge: die im Boden verleg-ten Gasleitungen sind wohl jetzt an dem rätsel-haften Baumsterben schuld, damit wären wohlalle Klarheiten beseitigt.)

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♠ Das schöne Kunstwerk HEIMGEHENam Nordeingang vom Viertel. Auch

wenn der Titel etwas von Vergänglich-keit hat, erfreut man sich doch.

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RingelblumeNaturkostCecilienstraße 2366111 SaarbrückenTel: 06 81 / 39 71 35

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Giuseppe Pascale

Nauwieserstraße 9 • Tel: 06 81 / 3 65 71

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der

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Seit 1880 führt Hubert Laubach nun schon dasBestattungsunternehmen in der Nauwieserstraße.Okay, nicht immer derselbe, aber doch hießen siealle so. Mit dem fünften in dieser Reihe haben wiruns unterhalten über das komplexe Geschäft mitdem Tod.von Mazze Gaspers und Ralf Leis, Fotos von Ralf Leis

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Ohne große Vorbereitung und mit diffusenTotengräber-Klischees vom hageren Gesel-

len, der in jedem Gruselfilm mühelos den Leib-haftigen spielen könnte, gehen wir zu unsererVerabredung mit Herrn Laubach. Wir treffen unsin seinem Büro in der Nauwieserstraße, wo vor128 Jahren sein Urgroßvater, SchreinermeisterHubert Laubach eine Bau- und Möbelschreine-rei mit Sarglager gegründet hatte.

Unsere Klischees werden wir schnell los,denn uns gegenüber sitzt ein aufgeräumter,wacher Herr mit Humor und Laptop, der stattdes vermeintlich branchenüblichen schwarzeneinen hellen Anzug trägt und sich selbst als pro-fessionellen Dienstleister sieht.

Herr Laubach, sehen Sie sich eher alsPsychologen oder als Handwerker?

Psychologen sind wir mit Sicherheit nicht,dazu sind wir auch nicht ausgebildet. In unseremBeruf kommt es eher auf die Erfahrung an, mitMenschen umzugehen. Früher sind die Leutezuerst zum Pfarrer gegangen, wenn jemand ge-storben ist. Heute bin ich derjenige, der imNamen der Angehörigen den Pfarrer anruft, d.h.er erfährt es durch uns. Dann haben wir schoneinen ersten Trauerdienst geleistet. Die Leutesind verständlicherweise erst mal außer sich, diewissen meist nicht, was sie zu tun haben. Wenndie allerdings nach dem ersten Gespräch hierrausgehen, brauchen sie an gar nichts mehr zu

denken, wir bearbeiten das alles: den Renten-träger informieren, Termin mit dem Pfarrer ab-stimmen, GEZ abmelden, Wohnungsauflösun-gen, Todesanzeigen, Blumenschmuck usw. Dashört sich jetzt vielleicht schön an, aber das mussauch alles erstmal gemacht werden. Und vorallem: Ich darf dabei nichts vergessen! Auf demFriedhof stehen nachher 50 Trauernde und damuss alles PERFEKT über die Bühne gehen.

Das heißt, mit Schreinerhandwerk habenSie auch nichts mehr zu tun?

Mittlerweile gibt es eine riesige Sarg-industrie – bei 850.000 Sterbefällen pro Jahr inDeutschland kein Wunder – da wird natürlicheine sehr große Palette für alle Bedürfnisse pro-duziert. Wir sind also von der Schreinerei kom-plett weg, hin zum Dienstleistungsunternehmenmit ständiger Dienstbereitschaft, das versucht,den Leuten die ganzen Laufereien abzuneh-men. Hier in der Stadt ist das ja auch wesentlichkomplizierter, es weiß ja niemand, wo er zuersthin muss: Auf den Winterberg Papiere abholen,dann zum Standesbeamten, Gesundheitsamtetc. Nur in den ganz kleinen Orten ist es ebennoch der Schreiner, der nebenbei noch eineBeerdigung durchführt.

Wenn hier das Telefon klingelt, dann sindes doch wohl in 95% der Fälle verzweifelteMenschen... ?

...und die restlichen 5% wollen mir ne Versi-cherung oder nen Lottoschein verkaufen (lacht).

begleiter

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Im Ernst: Natürlich haben wir mit Trauerndenzu tun und Trauer muss auch gelebt werden,das ist klar. Aber wir sehen uns eigentlich nichtals diejenigen, die den Leuten die Trauer ab-nehmen. Wir versuchen eben, in bestimmtenBereichen den Leuten die Arbeit abzunehmen,damit sie sich auf das Wesentliche konzentrie-ren können.

Da benötigt man dann aber schon einegewisse Distanz, trainiert man sich das an?

Nun ja, ein typisches Beispiel ist auch dieKrankenschwester, die sich rührend um die bett-lägerige Oma kümmert, aber es auch schaffenmuss, den Laden um 17 Uhr zu verlassen. Wirmüssen alle sterben, das wissen wir. Der einehat etwas länger, beim anderen kommts früher.Und wenn eine 90jährige Frau nach langerKrankheit stirbt, hält sich meine Betroffenheitnatürlich in Grenzen. Ganz problematisch wirdes allerdings, wenn Kinder sterben. Da könnensie nicht mehr mit der üblichen Routine kom-men: ich helfe Ihnen jetzt und wir machen dassoundso. Da fängt es an, auf gewisse Weiseproblematisch zu werden, weil wir ja auch alleMenschen sind und man sowas nicht begreifenkann. Da wird es unmöglich, jemandem Trost zugeben.

Eine psychlogisch anspruchsvolle Aufgabe.Da gehört einiges dazu, Souveränität ausstrah-len, Vertrauen vermitteln...

Ja, Vertrauen zu den Menschen aufzubauenist sehr wichtig. Wenn ein Bestatter nicht in derLage ist, die Leute richtig anzusprechen, umdenen zu zeigen: ich bin für dich da, dann hat erden Beruf verfehlt.Zum Thema Vertrauen auch eine kleine Anek-dote: Ist schon einige Jahre her, da schließe ichmorgens auf, komme rein, liegen da sieben ein-tausend-D-Mark-Scheine auf dem Boden. Zuerstdachte ich, das wär Spielgeld und jemand vonmeinen Mitarbeitern hätte sich einen Scherz er-laubt – komm Chef, fahr mal in Urlaub oder so.

Nein, die waren echt und kein Mensch wusste,was es mit diesen siebentausend Mark auf sichhatte. Ich hab die dann in ein Kuvert gemachtund in den Tresor gelegt. Irgendwann kam danneine ältere Dame rein und fragt: Ham sie meinGeld gekriegt? Die hatte sich mal für eine Be-stattungsvorsorge interessiert und gesagt be-kommen, das kostet ungefähr 7000,- Mark.Dann hat die tatsächlich die sieben Tausenderunter der Tür durchgeschoben und kam Wochenspäter vorbei, um sich zu erkundigen, ob dasGeld angekommen sei. Die war nicht neben derKapp oder so, die hat einfach gedacht, demLaubach kannst du das ruhig unter der Türdurchschieben... soviel zu dem Vertrauen, dasman einem Bestatter entgegenbringt.

Wenn wir schon bei Anekdoten sind, gibtes da auch humorvolle Aspekte bei IhrerArbeit? Kompensation durch ein makabresScherzlein vielleicht...

Wir sind hier bestimmt keine traurigenMenschen. Dass ich natürlich nicht hier sitzeund mit den Angehörigen Witze reiße, ist jawohl klar. Aber dass solche Witze entstehen, dasist auch klar! Da gibt es eine Anekdote: Vor Jah-ren hatte eine Frau eine Bestattungsvorsorgegemacht und sich eine Feuerbestattung ge-wünscht. Die Urne sollte später im Grab derFamilie in Elversberg beigesetzt werden. Dannruft sie mich zwei Wochen später an und sagt –wortwörtlich, das vergess ich nie: „Herr Lau-bach, ich wollt mal was fragen. Wenn ich denndann gestorben bin, muss ich dann die Urne inSaarbrücken abholen kommen?“ Da darf manam Telefon schon mal laut lachen und sagen:„Das do war jetzt toll, aber wisse se was, wennSie tot sind, bleibe se, wo se sind, wir kümmernuns um alles...“

Der Bestatterberuf ist Ihnen ja in die Wiegegelegt worden, haben Sie da eine Ausbildunggenossen bzw. ist das überhaupt ein Ausbil-dungsberuf?

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Es gibt eine Ausbildung zur Bestattungs-fachkraft, die gibt es aber erst seit ungefähr 5Jahren. Vorher war das ein Wahlberuf, bei demman gesagt hat, ok, ich mache das und fertig.Man brauchte keine Ausbildung. Mein Vater ist1974 relativ früh gestorben, da war ich gerade17 Jahre alt, deshalb habe ich möglichst schnellmeine Ausbildung zum Kaufmann gemacht undbin nach der Bundeswehr direkt hier in dieFirma eingestiegen und habe die 1978 über-nommen. Vorher war mein Vater allein mit mei-ner Mutter sowie zwei Mitarbeitern im techni-schen Bereich. Mittlerweile arbeiten hier 14Hauptbeschäftigte, 3 Azubis, Aushilfen, Sarg-träger plus Aushilfen, die Betreuungen beiBeerdigungen durchführen.

Was lernt man als Bestattungsfachkraft?Das ist wirklich sehr umfangreich. Wir

haben in Deutschland für jedes Bundesland eineigenes Bestattungsgesetz: Wann Beerdigungendurchgeführt werden dürfen, nach wie vielenTagen frühestens oder nach wie vielen Tagenspätestens, jeder Friedhof ist anders und alle30 km gibt es andere Bestattungsriten, d.h. inSaarlouis wird schon mal eine Bestattung ganzanders durchgeführt als in Saarbrücken. Dasmuss man als Bestatter natürlich wissen. Esfängt beim Weihwasser an und geht bis zu den

Stricken beim Sargeinlassen. Grabmachertech-nik: Ausheben der Grabstätte, Verfüllen, Ver-schalen usw. – muss auch ein Bestatter wissen.Es gibt im fränkischen Münnerdorf ein großesAusbildungszentrum, ein Riesending, dort wer-den Seminare zu Themen wie Rhetorik, Vor-sorge oder Beratungsgespräch durchgeführt.

Stichwort Technik: Wie sieht das eigentlichmit extremen Körpergrößen aus, wie geht mandamit um?

Tja, bei 250 kg wird es schon etwas schwie-rig. Da gibt es ja auch Probleme, die im Kran-kenhaus auf einen OP-Tisch zu kriegen. In unse-rem Lager drüben in der Blumenstraße habenwir Überführungskörbe, die sind so breit (Breitetdie Arme auf 1,50 m aus, Red.) und aus Stahlgefertigt. Die fordert die Feuerwehr an, um z.B.jemand aus der vierten Etage mit dem Baggerrunterzulassen. Man kann ja 250 kg nicht ein-fach so die Treppe runtertragen, es gibt ja garkein Treppenhaus mehr, das so breit wäre, umdann noch nebeneinander zu gehen bzw. zu tra-gen. Natürlich gibt es da manchmal technischeHürden, die Individualität bei den Särgen ist daaber nicht das Problem. Schauen Sie sich z.B.die Urnen an, da gibt es auch alle möglichenFormen und Größen.

Wie verändert sich da der Geschmack im

„Ob Feuerbestat-tung, Friedwaldoder Cheops-Pyramide, dasmüssen Sie be-stimmen – dasweiß keiner

sonst.“

♠ Der Trend geht auch

bei der Bestattung zur

Individualisierung

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Laufe der Jahrzehnte? Gibt es da auch den50er-Jahre-Schwung oder den 80er-Schock?

Da gibt es wirklich so viele Sachen –Designer, die sich um solche Sachen kümmern.Die Sargindustrie ist da auch sehr modern ein-gestellt, aber wir müssen immer bedenken: DieSärge, die wir heute verkaufen, sind für Perso-nen bestimmt, die ein, zwei Generationen ältersind als wir und dementsprechend sollten dienatürlich auch zu den Personen passen. Deshalbempfehlen wir ja auch Bestattungsvorsorge. Dasist ein kostenloser Service von uns, damit dieLeute im Vorhinein festlegen können, wie sieihre Bestattung haben möchten. Welchen Sarg,ob sie das „Ave Maria“ haben wollen oder lie-ber „Play with Fire“ von den Rolling Stones...

Ich tendiere zu den Stones...Es muss aber zuerst mal jemand wissen! Wie

Sie Ihre ganze Ausstattung haben möchten, IhrWunsch nach „Play with Fire“, ob Feuerbestat-tung, Friedwald oder Cheops-Pyramide, dasmüssen Sie bestimmen – das weiß keiner sonst.

Wie sieht es mit Dreingaben aus? Glücks-bringer, Kochrezepte, Beatles-Schallplatten?

Kochrezepte weniger, aber ne schöneFlasche Rotwein haben wir schon dabeigelegtoder was öfter vorkommt, sind z.B. Briefe, Fotosoder auch ein gemaltes Bild von der Enkelin.Das sind ja Sachen, die von Herzen kommenund das bedeutet, dass da jemand ganz argtrauert um die Person. Wir wissen ja, wie das ist,wenn jemand stirbt, der ist halt tot, der kommtnicht wieder. Sie können machen, was Sie wol-len, er ist weg.

Es ist halt doch ein trauriges Geschäft...Natürlich gibt’s da ganz oft sehr traurige

Dinge. Deshalb machen wir z.B. Kinderbeerdi-gungen bis fünf Jahre auch kostenlos. Ich habeeinen Verein gegründet: „Partnerschaft amFriedhof e.V.“. Der finanziert da ein bisschenmit, indem er dafür sorgt, dass eine Steinmetz-firma einen kleinen Grabstein kostenlos machtund eine Friedhofsgärtnerei da ist, die kostenlosdas Grab anlegt. D.h. wir machen alles, damit esnichts kostet. Wenn die Familie dann was spen-den will, kann sie das tun, wenn nicht, ist dasauch völlig ok. Wir haben auch ein Fötengrab-feld auf dem Hauptfriedhof gebaut. Das war daserste, was wir mit dem Verein gemacht habenund wenn man sieht, wie viele Teddybären dastehen und Windräder sich da drehen, dannzeigt uns das, dass diese Arbeit anerkannt wird.

Ihre Firma ist seit 128 Jahren hier imViertel ansässig, da müsste man ja einen star-ken Bezug zu dem Standort vermuten, oder?

Da sollten Sie die Leute hier aus dem Viertelbefragen. Aber es stimmt natürlich, die Firma

♠ Der Firmensitz in der Nauwieserstraße 27

wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschä-

digt. Geschäft, Lager und Werkstatt fielen

in Schutt und Asche und wurden nach

Kriegsende neu aufgebaut.

Bei der heutigen Hubert Laubach GmbH

handelt es sich zwar immer noch um ein

Familienunternehmen, aber dem Firmen-

verbund gehören mittlerweile insgesamt

13 Bestattungsunternehmen an.

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Laubach ist mittlerweile ein Begriff hier und derName ähnlich bekannt wie Karstadt – die Leutewissen einfach, dass hier ein Beerdigungsinsti-tut ist. Wir haben durchaus auch eine integrati-ve Funktion. Da kommt jemand auch einfach somal rein, auf ein kurzes Schwätzchen oder esgibt Menschen, die mit ihrer Trauer nicht umge-hen können und nach einem Jahr immer nochtotal verzweifelt sind, weil ihnen vielleicht auchder Rückhalt der Familie fehlt. Solchen Leutenkann man dann eventuell mit einem Trauer-psychologen helfen. Wir kennen hier eine allein-stehende Frau, deren Mann schon vor längererZeit gestorben ist, die kriegt dann an Weihnach-ten auch mal was vorbei gebracht. Dafür mussman einfach nur Mensch sein.

Meine Tante hat hier 85 Jahre gelebt, die hathier jeden gekannt, früher war der Kontaktunter den Leuten ja auch noch ausgeprägter,weil sich das Leben mehr auf der Straße und öf-fentlichen Plätzen abgespielt hat. Heute treffensich die Menschen doch eher etwas anonymer inihren Cafés und Kneipen.

In Ihrem Beruf gibt es wohl auch Bilder,die man so schnell nicht vergisst...

Ja, da gibt es durchaus Fälle, die der Kripo-beamte, der Feuerwehrmann und die FirmaLaubach mitkriegen, die sehr belastend seinkönnen. Wenn z.B. eine Leiche drei Monate ineiner Wohnung liegt, halb skelettiert und mitMadenbefall. Ein Mitarbeiter, der so einenAuftrag erledigen muss, mit Atemmaske,Spezialanzug und Handschuhen, der hat da-

nach erst mal keine Lust mehr, das können siemir glauben. Alleine den Geruch vergisst mannie wieder. Ich selbst habe schon so manchesKleidungsstück in die Mülltonne geworfen!Leuten, die sich hier auf diesen technischenJob bewerben, biete ich erstmal sogenannte„Schnupperkurse“ an, die sollen erstmal zwei,drei Tage mitgehen, gar nichts machen und sichdas alles anschauen, danach können sie besserentscheiden, ob sie den Job machen wollen.Wenn jemand sowas noch nicht gemacht hat,weiß er nicht, wovon ich spreche.

Puuh...Im Normalfall ist es ja kein Problem. Eine

liebe Oma einzubetten, was beizulegen, zu-rechtzumachen und zu bestatten, ist wasSchönes. Wenn man allerdings in die Wohnungkommt und die Neffen tragen schon den Fern-seher aus der Wohnung, macht es keinen Spaßmehr. Dann kommt man sich nur noch vor, wieein Beseitigungsunternehmen. Das finde ichschrecklich. Ich hatte hier schon Anrufe:„Kommt mal vorbei und holt die Oma ab!“, dashabe ich dankend abgelehnt, da fehlt jeglicherRespekt. Jeder, der hier reinkommt, ist ein Indi-viduum und das muss berücksichtigt werden.Ob Hartz IV, Obdachloser oder Reicher, dasMenschliche ist das wichtigste! Auch wenn dieArbeitsabläufe über den Computer laufen, musses doch persönlich bleiben, deshalb spielt dasBeratungsgespräch auch die wesentliche Rolle.

Schönes Schlusswort, vielen Dank für dasGespräch! ♠

♠ Links: Hubert Laubach III., der

Großvater von Hubert Laubach Nr.

fünf, mit seinen Mitarbeitern

♠ Rechts: Hubert Laubach IV.,

seine Frau übernahm die Geschäfte

nach seinem Tod 1974 und führte

diese bis zum Eintritt ihres einzigen

Sohnes, Hubert Laubach.

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nachtschichtFotografien von André Mailänder

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programm nauwieserfest

Willkommen beim Nauwieser Fest 2008

Auch in diesem Jahr hat es die InitiativeNauwieser Fest, unterstützt durch den

Rockstar e.V., wieder geschafft, ein attraktivesFest auf die Beine zu stellen. Ich habe gerne dieSchirmherrschaft dafür übernommen, denn ge-rade diese Veranstaltung ist Jahr für Jahr einSpiegel der kulturellen Vielfalt unserer Stadt,verstärkt durch das unverwechselbare Flair, dasin der Landeshauptstadt nur im NauwieserViertel in dieser Ausprägung zu finden ist.

Seit Beginn der 80er Jahre sind wir darumbemüht, dieses zentral gelegene Stadtviertel inseiner Grundsubstanz zu bewahren und dieFortentwicklung der Wohnnutzung voranzutrei-ben. Die neu gestalteten Straßen und kleinerenPlätze, der Kirchgarten an der Johanneskircheund der multifunktional nutzbare Landwehr-platz sind Beispiele dieser erfolgreichen Bemü-hungen.

Die Besucherinnen und Besucher des Nau-wieser Festes erwartet auch diesmal ein an-spruchvolles Bühnen- und Straßenmusikpro-gramm mit vielen renommierten Gruppen undBands, aber auch mit vielen jungen Musikern

aus der Saarbrücker Nachwuchs-Szene, die sichgerne einem großen Publikum präsentieren.Nach 2006 wird es auch in diesem Jahr wiederein umfangreiches Kinderprogramm geben.

Ich bedanke mich sehr herzlich bei den Or-ganisatoren des Nauwieser Festes, die sich im-mer wieder der Herausforderung stellen, denunterschiedlichsten Kunst- und Kulturformen„eine Bühne zu geben“ und damit mit großerTreffsicherheit ein Fest der besonderen Artschaffen, ein Fest, das die spezifische Lebensartdes Viertels widerspiegelt und gleichzeitig un-sere Stadt von einer besonders liebenswertenSeite zeigt.

Allen Besucherinnen und Besuchern wün-sche ich viel Spaß und interessante Unterhal-tung beim Nauwieser Fest 2008.

Saarbrücken, im Juni 2008

Charlotte BritzOberbürgermeisterin

Grußwort

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hauptbühne max-ophüls-platz:p 19.00 UhrEmirisianAren Emirze, auch bekannt als Frontmann derNoiserocker Harmful, auf Solopfaden. Schwer-mütig, emotional und wunderschön – einSinger/Songwriter der Extraklasse.

p 20.30 UhrCampfireStilsichere Songs zwischen Cash und Clash.Eigenwillig und gekonnt.

p 21.45 UhrSquilla BoxerMehr als talentierte junge Band aus Saar-brücken – experimenteller Indie-Rock vomFeinsten.

p 22.45 UhrDiegoDie Karlsruher präsentieren eine wunderbarstimmige Mixtur aus Indie, Pop, Wave und Punk.

bleistift, nauwieserstr:p 19.00 UhrCrippled Flower GardenCFG spielen mittlerweile als Trio und lassen mitihrem abwechslungsreichen elektrischenGitarrenrock auch weiterhin nichts vermissen.

antiquitätenladen, nauwieserstr:p 20.00 UhrMemphisRock und Pop-Covers auf der Akkustik-Gitarre.

karateklub meier, nassauerstr:p 22.00 UhrDie Fahrt von Holzminden nachOldenburgTrio-Coverband, legendär & kultig!

programmhauptbühne max-ophüls-platz:p 18.00 UhrHarmonizerPsychedelic-Blues-Rock im klassischen Power-Trio-Format.

p 20.00 UhrBronson NorrisHarter Rock gespickt mit Power-Pop- undStoner-Elementen.

p 21.15 UhrMöfaheadJeans & Teens & Colabier.

p 22.30 UhrShe’s All ThatWahnsinnige und absolut partytaugliche Melan-ge aus Electronica, Punk und Reggae aus Köln.

fleur de bière, cecilienstr:p 16.30 UhrSly’n’BoyleDie Original Bitterroot Boys mit Country,Western und Bluegrass.

bleistift, nauwieserstr:p 17.00 UhrX.-PointDie Band um den Gitarristen Bernd Dahlmannspielt Bluesrock-Eigenkompositionen und Klas-siker aus der großen weiten Welt der Blue-notes.

p 20.00 UhrGerd Schneider BandRockable Live Music!

antiquitätenladen, nauwieserstr:p 20.00 UhrMemphisRock und Pop-Covers auf der Akkustik-Gitarre.

karateklub meier, nassauerstr:p 22.00 UhrDJ Action mit der KKM-DJ-CREWMusikalische Unterhaltung vom Plattenteller.

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Freitag 2 5 . 0 7 . 0 8 Samstag 2 6 . 0 7 . 0 8

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Sonntag 2 7 . 0 7 . 0 8sonstiges:

BücherflohmarktSamstag von14.00 Uhr bis 19.00 Uhr im Hinter-hof des Buchladens in der Försterstrasse.Interessierte melden sich bitte bis zum 12. Juliunter 0681-31171 beim Buchladen an.

KinderprogrammSamstag und Sonntag abwechslungsreichesKinderprogramm mit Luftkissen auf demSpielplatz Nauwieser Platz.

KinderfestRund um das Thema „Abenteuer Dschungel“Samstag von 14.00 bis 20.00 Uhr und Sonntagvon 13.00 bis 18.00 Uhr im Innenhof des SOSAusbildungs- und Beschäftigungszentrumszwischen Seilerstraße und Nauwieser Platz(Eingang Nummer 9).Während die Eltern überdas Fest schlendern, können Kinder im Altervon 3 bis 10 Jahren etwas Spannendes erleben.

nauwieserfest

von links oben: Crippled Flower Garden, Die Fahrt von Holzminden nach Oldenburg, X.-Point, Gerd Schneider,Dubai Dance Band, Little Town Blues Band

hauptbühne max-ophüls-platz:p 18.00 UhrDreistKlassischer Rock erster Güte von und mit dreiUrgesteinen der saarländischen Musik-Szene.

p 20.00 UhrI.H.SkaDeutsche Texte, Ska, Reggae und eine Prise Rock– die Hessen verbreiten bereits seit 1990 überallwo sie auftauchen Partystimmung pur.

p 21.30 UhrYakuziTrompetenpunk-Six-Pack aus Pforzheim – ange-siedelt irgendwo zwischen den Mad Caddies,NOFX und Snuff, garantieren die Herren füreine schweißtreibende Liveshow.

bleistift, nauwieserstr:p 17.00 UhrDubai Dance BandAbgefahrener Oriental, man weiß nie, was kommt.Metal-Dance-Combo mit Bauchtänzerinnen.

p 20.00 UhrLittle Town Blues BandAbwechslungsreicher Blues und Rock.

schrimherrschaft:p Charlotte Britz,Oberbürgermeisterin der LandeshauptstadtSaarbrücken undp Christa Piper,Bezirksbürgermeisterin

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Außerdem natürlich wie jedes Jahr ein großesund abwechslungsreiches Angebot an Essens-,Getränke-, Schmuck- und sonstigen Ständenauf dem Max-Ophüls-Platz, in der gesamtenNauwieserstraße und einem Abschnitt derCecilienstraße.

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programm nauwieserfestGrußwort

Als ich 1983 von Berlin nach Saarbrücken zog, stand für michfest: ich will im Nauwieser Viertel leben. Fast durchgängigbin ich diesem Wunsch treu geblieben und eine überzeugteBewohnerin des Viertels geworden. In 25 Jahren hat sich ei-niges geändert und weiter entwickelt, aber nach wie vor wirdhier Toleranz gelebt – gemischt mit Lebensfreude, Verständ-nis und Interesse für die Nachbarn und die vielen Kulturen,künstlerischem und sozialem Engagement, und einem Herzfür Kinder. Damit identifiziere ich mich gerne.

Natürlich ist das Nauwieser Fest Bestandteil derViertel-Kultur und schon lange kein Geheimtipp mehr. DieVeranstalter wollen einmal im Jahr ihr Wohnquartier der„Welt um uns herum“ als das präsentieren, was es sympa-thisch macht: farbig, offen, vielfältig und manchmal auch einbisschen „hip“.

Ich habe mich deshalb sehr über die Anfrage gefreut,das Fest mit zu beschirmen. Ich danke den Veranstaltern undden vielen Künstlerinnen und Künstlern für ihr Engagementund wünsche allen, die das Fest besuchen, uneingeschränk-tes Vergnügen.

Ihre

Christa Piper, Bezirksbürgermeisterin

Emirisian

Aren Emirze – bekannt als der Noiserocker harmful – kehrtsein Innenleben nach außen und stellt sich nach mehr als zehnJahren als professioneller Musiker alleine auf die Bühne. Eröffnet sich, macht sich angreifbar, zeigt hiermit Größe. Schwer-mütiger Pop, traurig schön, von internationaler Klasse. Irgend-wo zwischen Elliot Smith, Nick Drake, Smog, vielleicht sogaretwas für Saddle Creek Liebhaber. Infos:www.emirsian.comFr, 19.00 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Campfire

„Rock ohne Stadion, Country ohne Country, Clash ohne Punk –This is our music“ – Campfires Selbstbekenntnis trifft des Pu-dels Kern und das Herz eines jeden echten Country-Rockers,der in irgendeinem Provinznest über den Sinn in Bob DylansTexten nachgrübelt und auf der stetigen Suche nach dem per-fekten Song ist. Campfire sind laut und leise, spielen manch-mal akustisch und oft In Rock. Gekonnt und eigenwillig.Infos: www.saarsound.de/campfireFr, 20.30 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

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Diego

DIEGO kommen aus New York, London, Stockholm – wo im-mer du sie herhaben willst. DIEGO machen Indie, Pop, Wave,Punk – was immer du auch raushören willst. Deiner Phantasiesollen keine Grenzen gesetzt sein – genauso wenig wie ihremSchaffen. Melancholie, unsagbare Freude, Hingabe, dasLeben, die Musik. Infos: www.myspace.com/diegodeFr., 22.45 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Squilla Boxer

Die Band arbeitet viel mit Dissonanzen, und dem Hörer nurselten vertrauten Klängen, das Herkömmliche wird zum Feinderklärt. Das Live-Erlebnis von Squilla Boxer ist unberechenbar,da an ganz verrückten Tagen auch gerne mal eine Terz aufeine Prime folgt, welche im Instrumentenrausch von Quintengepeitscht wird. Infos: www.myspace.com/squillaboxerFr., 21.45 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Harmonizer

Stampfende Stoner-Rock-Drums, funky Basslines, 70er/80erJahre-Gitarrensounds und gefühlvoller, melodischer Gesangbilden eine Mischung aus funkigem Blues-Pop-Rock mit psy-chedelischen Stimmungseinflüssen. Musik – einfach zumFühlen und „sich verlieren“. Hier erzählt noch jedes Instru-ment seine eigene Geschichte. Infos: www.harmonizer-band.deSa, 18.00 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Bronson Norris

„Moderner harter Rock“ – klingt langweilig. Nicht jedoch imFall der Saarbrücker Band. Gewürzt mit Pop-Punk, gespicktmit Power-Pop und einer gesunden Prise Desert-Rock ergibtdies eine hochexplosive, äußerst interessante Mischung. MitEx- GOUGH und THE APEMEN-Mitgliedern.Infos: www.myspace.com/bronsonnorrissbSa, 20.00 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

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Möfahead

Sie klingen „wie eine Kreidler Florett mit aufgebohrten Zylin-dern, die mit 80 Sachen Sonntagsmorgens um halb 7 aus derDorfdisco nach Hause fährt“. Sie verkaufen im Saarland mehrPlatten als die Rolling Stones und erhielten dreifach Platin fürdas Album „Mofa von Nazareth“. Keine Mofarockgruppe istbeliebter als MÖFAHEAD! Infos: www.myspace.com/mofaheadSa, 21.15 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

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programm nauwieserfest

Dreist

Dreist formierte sich 1993 in Saarbrücken. „Es gibt nicht vieleBands, die unprätentiös unterhalten“, erkannten Thomas Blug(git) und Piet Eifel (voc, bass, harm) „und gleichzeitigexquisit rocken können“. Zusammen mit Micky Meyer (dr)wurden sie ihrem Anspruch, eine Art „göttliche Dreifaltigkeit“im Rock zu sein, mehr als gerecht. Infos: www.dreist.orgSo, 18.00 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

I.H.Ska

Old-School - Home-Grown - Reggae. Vom klassischen Skaüber Ska-Punk bis hin zu Reggae und Dub mit deutschenTexten. Irgendwo einzuordnen zwischen Bauchnabel undKniekehlen. Die Nische im Skagedränge. Kein Vergleich zuAnderen. Einfach Anders, einfach Gut! Infos: www.ihska.deSo, 20.00 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

She’s All That

Drei lichtscheue Breakbeatmaniacs betreten die Bühne undgeben Dir musikalisch die Kante. Ihre wahre Identität verbergensie hinter skurrilen Masken. Ihr völlig eigener Soundclash ist einewilde Mixtur aus Elektro, Ragga, Punk und Breakbeat und in denangesagten Clubs der Republik haben sie bereits Löcher in denBoden gerockt. Infos: www.shesallthat.deSa, 22.30 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Sly’n’Boyle

Zwei waschechte Cowboys, die beides machen: Country undWestern. Neben Klassikern wie „Ring of Fire“ interpretierensie die größten Hits der letzten Jahrzehnte in flotter Country-Manier. Darunter Lieder, deren ganze Schönheit sich erst of-fenbart, wenn sie mit lockerem Bluegrass-Jodeln gewürztsind. Infos: www.slyandboyle.comSa, 16.30 Uhr, Fleur de Bière, Cecilienstraße

Yakuzi

Das Wort „Trompetenpunk“ haben sich Yakuzi gleich zu Be-ginn auf ihr Segel geschrieben. Die Symbiose aus Punkrockund Ska war damals und ist heute nichts außergewöhnliches,aber wo andere Bands dieser Richtung dazu neigen, sich demMidtempo und Offbeat hinzugeben, gehen Yakuzi energiege-laden und druckvoll nach vorne. Infos: www.yakuzi.deSo, 21.30 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

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Inzwischen ist einige Zeit vergangen, in derich neben der glitzernden Café-und-Knei-

penwelt unserer lieblichen Metropole Saar-brücken auch das universitäre Universum desStudienabschlusses von innen begutachten durf-te und darob mittlerweile doch ein wenig kürzertreten muss, was das Tablettschwingen betrifft.Nota bene: An meiner Kneipenfrequentierungs-frequenz hat sich weniger was geändert, wes-halb ich mich mittlerweile geradezu genötigtfühle, auch mal die durch den Kakao zu ziehen,die ich noch vor drei Jahren vehement verteidig-te: DAS PERSONAL.

Denn auch sie gibt es: Die Thekertypen. Wiegewohnt ist die Darstellung völlig unvollstän-dig, polemisch und adäquat unverschämt. Wirsind schließlich ein rauhes Volk, wir Gastrono-men, wir halten das aus.

Die ModelsModels werden bekanntermaßen gut be-

zahlt. Ebenso bekannt ist auch, dass Models sel-ten dafür bezahlt werden, dass sie Kaffee ko-chen oder Biere zapfen. Diesen Grundsatzhaben sich einige Mitarbeiter diverser Etablis-

sements wirklich zu Herzen genommen und tunsomit ihre ganze Schicht über das, wofür echteModels bezahlt werden: Rumstehen, Posierenund gut aussehen (oder wenigstens so tun, hierscheiden sich zuweilen doch die Geister).

Es gilt als beinahe empirisch gesichert, dassfrüher oder später in jeder Kneipe mal einModel zur Belegschaft zählt. „In der Gastro“ ar-beiten ist schließlich hip und außerordentlich„bohèmien“, die französische Lebensart, dieSubkultur... Und man kann später seinen intel-lektuellen, kreativen Freunden mit Rollkragen-pullover und Hornbrille davon erzählen, wieman sich sein Studium hinter Theken finanzierthat, „Knochenarbeit“. Wenn nur nicht immerdiese Gäste wären. Viel schöner ist es doch, sichdie Schichten zu organisieren, an denen amwe-nigsten los ist und dann alle hippen, intellek-tuellen Freunde einzuladen, ganz viel hippesZeug zu reden und dabei alle Getränke zu spen-dieren. Eventuelle Fremde, die einfach nureinen Kaffee trinken wollen oder gar etwasessen, werden mit der Zuvorkommenheit undSchnelligkeit einer schlecht gelaunten Konti-nentaldrift bedient, damit sie den Fehler, in derSchicht eines Models zu erscheinen, ganz sichernicht wieder begehen.

Die Sunnyboys/-girlsAuch die Sunnyboys und Girls sehen gut

aus. Allerdings versuchen diese, ihren Job zu

Wie sich der eine oder andere vielleichtnoch erinnern kann, schrub ich vor gut dreiJahren über die Blüten im gastronomischenDschungel: Über die werten Gäste nämlich,

die der eine oder andere leidgeprüfte Thekerbewirten muss/musste/müssen wird...

von Miriam Hoffmann

der thekerdas unbekannte wesen

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machen. Wenn man allerdings genauer hin-schaut, merkt man, dass auch sie ihre katastro-phalen Seiten haben. Entweder sind sie schlu-drig und ihre Theke sieht so aus, als hätten sieeinen Guerillakrieg gegen eine uns unbekannteBedrohung geführt (und verloren). Oder sie ha-ben die angeborene Fähigkeit zum Schäkern mitGästen. Da wird völlig hemmungsfrei Smalltalkbetrieben, gerne und meistens im dicksten Be-trieb, wenn die Kollegen und alle anderen Gästewahlweise kurz vor der Überhitzung oder Implo-sion stehen.

Oder aber sie können nur ganz schlechtKopfrechnen und vergessen immer wieder,Block und Stift mitzunehmen. Dann darf man alsGast einer zugegebenermaßen hübschen undnetten, wenn auch exorbitant hilflosen Persondabei zusehen, wie sie minutenlang den Blickgen Himmel richtet und leise Gebete an denGott der Getränkepreise murmelt: „Dreizwanzigund zweifünf...nee, zweisiebzig, das sind dann...das macht ... ähm ... also nochmal ... fünf ... vier-zig?“. Meistens endet es damit, dass sich die hin-reißende Servicekraft mit einem strahlendenLächeln und einem ganz fix ausgedachten Preisan den Gast wendet. Dieser bezahlt artig undgibt auch noch jede Menge Trinkgeld, denn:Wer so nett ist, dem kann man einfach nicht bösesein. Oder, wenn manmit so einer Person zusam-men in einer Schicht arbeitet, nur kurz. Immer-hin machen diese Leute ein Vermögen mit Lä-cheln und teilweiser Inkompetenz. Aber malehrlich: Sind wir ihnen böse? Seufzend gestehenwir: nein, sind wir nicht. Hach.

Die ProfessionellenMeist wurden sie mit Tablett in der einen

und einem Lappen in der anderen Hand geborenund haben schon im Kindergarten oder späte-stens in der Grundschule irgendwo irgendwiehinter Theken gestanden. Man erkennt sie amoftmals verkniffenen Gesichtsausdruck, oder,wenn sie einen guten Tag haben, am eingemei-ßelten Lächeln. Immer schnell, immer aufmerk-sam, immer alle Preise im Kopf, tragen sie dieVerantwortung für alle und alles: Die Gäste, dieKollegen, die Abrechnung, die Lagerbestände,die strukturelle Integrität des Gebäudes, kurz-um: für die Welt. Daher kann sich auch niemandso gut über alle und alles aufregen wie die ech-ten Profis: Schließlich sind sie die Kneipe, undalles, was nicht klappt, betrifft sie persönlich. Sieinvestieren meist einen Großteil ihrer Freizeit inden Betrieb, übernehmen alle Schichten, diekeiner haben will und fühlen sich zu unbezahlterMehrarbeit verpflichtet. Da ist es kein Wunder,dass die Nonchalance, mit der unprofessionelleHilfskräfte (also alle anderen außer sie selbst) ar-beiten, den Profis erstens fehlt und zweitens aufdie Nerven geht. Wie kann man denn bitteschönSpaß an der Arbeit haben, wenn das Bier auf derzwei nicht richtig läuft, hm?!?

Die Tai-Chi-ThekerDas Leben ist im Fluss, das Chi und das

Karma schwingen beruhigend, das Feng Shuiräkelt sich entspannt und alles ist violett undommmm... so oder so ähnlich lauten die Ge-danken eines Tai-Chi-Thekers. Zumindest be-schleicht dieses Gefühl den Gast, gerät er andiese Sorte Theker.

Irgendetwas anstrengenderes KANN so einMensch nicht denken, denn sein ganzes Ver-halten spricht eine deutliche Sprache: Alles ist

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ruuuuuuhig. Und vor allem laaaaaaaangsaaaaa-aam. Entscheidender Vorteil: Ein Tai-Chi-The-ker ist nie gestresst. Nie. Entscheidender Nach-teil: Alle anderen sind es. Immer. Kollegen,Gäste, Chefs: Ein Tai-Chi-Theker bringt sie allezur Verzweiflung – und gleichzeitig lässt er sichvon nichts und niemandem aus der Ruhe brin-gen. Auch nicht von weltlichem Tand wie Be-stellungen, die aufgenommen werden wollen.Oder rausgebracht. Oder Geschirr, das gespültwerden will. Solchen Thekern will man manch-mal die Drogen wegnehmen – um sie dann sel-ber zu konsumieren, damit einem die Ent-deckung der Langsamkeit ebenfalls zuteil wird.Oder man vor lauter glitzerndem Chi und Shuiund Karma einfach vergisst, dass man vor einerhalben Stunde einen Milchkaffee bestellt hat.

Die MagierÄußerlich eng verwandt mit den Tai-Chi-

Thekern sind die Magier. Ihr Trick besteht aller-dings darin, in Ruhe zu verharren, während siein Nullzeit Tabletts voller fertiger Bestellungenzaubern, die Theke sauberhalten, das Lagerauffüllen und mal eben noch schnell den Putz-plan erledigen, während sie angeregt mit denGästen über Kants „Kritik der reinen Vernunft“parlieren.

Wie sie das machen, ist mir völlig unbegreif-lich. Ich weiß nur, dass sich ein Houdini inAnbetracht eines solchen Thekers einfach nurweinend in seine Kiste zurückfesseln und dortbleiben würde, und das für sehr lange Zeit.Gerät man an einen Magier, rate ich, es in vollenZügen zu genießen: das wird so schnell nichtwieder vorkommen. Denn sie sind verdammtselten.

Die UnsichtbarenÜber die Unsichtbaren gibt es nicht viel zu

berichten, denn wie der Name schon sagt: Siesind nicht da. Und nicht nur das. Sie haben dasNicht-da-sein derart perfektioniert, dass sie sichzu einem beliebigen Zeitpunkt in Luft aufzulö-sen scheinen, sobald man nach ihnen sucht.Wenn man etwas bestellen möchte. Oder bezah-len. Oder irgendwas. Man kann auf das Vorhan-densein eines Unsichtbaren nur mittelbar schlie-ßen, da sich auf den Gesichtern aller Gäste einleicht verwirrter Ausdruck zeigt und unausge-sprochene Fragen wie „Die Rechnung... äh ...hallo?!“ im Raum schweben. Unsichtbare habenetwas von Schrödingers Katze, auch wenn siesich nicht in Kisten aufhalten (obwohl, wer weißdas schon so genau...): Man kann beide nur ganzschlecht beobachten.

Die NormalenDie Normalen zeichnen sich dadurch aus,

dass es sie nicht gibt. Nein, Ihr habt richtig ge-hört, werte Leser: Ich behaupte hiermit, dass esin der Nauwieser Gastronomie keine Persongibt, die erstens in selbiger tätig und zweitensvöllig normal ist.

Denn: Irgendwie haben wir sie doch allenicht mehr alle. Und sind insgeheim süchtignach Kneipenmief, Bierzapfen und Tabletts tra-gen, nach demGefühl, in Kellnergeldbeuteln beischlechtem Licht nach Kleingeld zu wühlen oderbis zu den Ellbogen im lauwarmen Wasser desSpülbeckens zu versinken, um Limettenstückeaus dem Abfluss zu pfriemeln. Wir können ein-fach nicht anders. Und gerade das macht uns socharmant und unverwechselbar. ♠

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Ein ganz normaler Abend auf dem erstaunlichstenMax-Ophüls-Platz des Universums...von Stefan „Ede“ Grenner

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teile des ganzenEin neuer sonniger Tag beginnt im erstaunlichstenViertel des Universums... von Stefan „Ede“ Grenner

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wie derolle paulusSplatterfilme, Elektronische Musik, Sexkram undJazz...was hat denn das in der Kirche zu suchen, fragensich vielleicht manche, seit Pfarrer Jörg Metzinger dieJohanneskirche ins 21. Jahrhundert steuert. Ein Interview.von Mazze Gaspers und Ralf Leis, Fotos von Ralf Leis

An der Johanneskirche kommt man im Viertelnicht vorbei. Das Aushängeschild der evan-

gelischen Gemeinde St. Johann ist erstens alsimposantes Bauwerk kaum zu übersehen undzweitens wird dort schon einige Jahre ein kultu-relles Programm geboten, das auf den erstenBlick im Kontext von Kirche oft ungewöhnlichwirkt.

Dass sich Filmreihen, Kunstausstellungen,Jazz-Konzerte aber sehr wohl mit Religion ver-tragen, lassen wir uns von dem Initiator undAntreiber dieses City-Kirchen-Projektes, Pfar-rer Jörg Metzinger, einmal genauer erklären.Außerdem möchten wir ein wenig mehr überden Kirchenmann erfahren, dessen Tun nichtselten Züge von Eventmanagement aufweist.

Anfang der neunziger Jahre trat er seineStelle in der Johanneskirche an, unterbrochenvon sieben Jahren Dienst in Schafbrücke. Dennimmt er auch weiterhin wahr, arbeitet seit An-fang diesen Jahres aber mit 25% seines Dienst-umfanges wieder hier im Projekt Johannes-kirche.

Herr Metzinger, die Aufgaben scheinenhier ja vielfältig zu sein, künstlerische Leitung,seelsorgerische Tätigkeit...

Wir leisten ja projektorientierte Arbeit, d.h.es gibt einen City-Kirchen-Ausschuss und einige

Arbeitskreise, die habe ich mit dem MartinHeuer, der die künstlerische Leitung hat, zusam-men zu managen. Das passiert dann auch eherim Hintergrund, ich muss nicht immer in derBütt stehen. Ich organisiere das und mache oftden Grußonkel: ich freu mich, dass Sie alle ge-kommen sind usw. Während meiner Zeit inSchafbrücke war hier zeitweise gar kein Haupt-amtlicher, sondern da haben Ehrenamtliche dieArbeit geschmissen und die sollen jetzt natür-lich nicht zurückgedrängt werden. Es muss ebenjemand die Verantwortung für die Arbeit über-nehmen.

Sie waren Anfang der 90er Jahre ein Vor-reiter, der mit teils kontroversen Themen fürein zeitgemäßes Image hier gesorgt hat. istdas mittlerweile unerlässlich für die Kirche?

Klar, dringender denn je. Man hat jetzt beider „Nacht der Kirchen“ ganz gut erlebt, dassauch vermeintlich normale Gemeinden ge-schnallt haben, dass man bei so Dingen mitma-chen und sich profilieren muss. Auch mal mitwas zeigen muss, mit dem man sich vielleichtangreifbar macht.

Manche Menschen könnten das auch alsAnbiederung an den Zeitgeist sehen, oder?

Das war eigentlich nie so, dass wir richtigangegriffen wurden intern. Unser Konzept ba-sierte immer auf einem breiten Konsens: Ein

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Platz ist die Spielwiese. Die City-Kirchen-Bewe-gung kommt ja aus London, die ist dort schon20, 30 Jahre etabliert und wirkt auch in Deutsch-land mittlerweile bis in die Randlagen und inStadtteilkirchen. So wie der olle Paulus das auchgemacht hat: Dem wurde schon damals inKorinth vorgeworfen, er würde sich immer nachdem Winde drehen und nicht die reine Lehrevertreten. Aber darum geht’s gerade: Ich musskucken, wo ich bin, dann werd ich den JudenJude und den Schwachen ein Schwacher sein.Ich muss die Sprache der Leute hier sprechen.Wenn man das Anbiedern nennt, ja gut.

Gibt es im Umfeld der Kirche nicht auchreaktionäre Kräfte, die gegen progressiveDinge Vorbehalte haben, bremsend wirken?

Das kann ich in der evangelischen Kircheso nicht sagen. Im Gegenteil, die Gremien, dieKirche zu verantworten haben, sind da sehroffen. Sonst hätten sie nicht in so schwierigenZeiten jetzt nochmal über 40.000 Euro jährlichin die Hand genommen, um das hier zu perso-nalisieren. Das ist ne Menge Geld, wenn manhört, wie die Kirchensteuer zurückgeht. Nee,also wir sind etabliert, das will keiner sterbenlassen.

Ist das noch so, dass Gemeindemitgliederso ganz oldschool mit ihren Alltagssorgen zuIhnen kommen?

In der Johanneskirche nicht, nein. Manmuss bei City-Kirchen-Projekten auch unter-scheiden, da hat jede ihr eigenes Profil. Wirsind hier eher in der experimentell-kulturellenEcke. Es gibt City-Kirchen, die haben ein diako-nisches Profil, die wollen wirklich armen Leuten

helfen, machen Suppenküchen oder sowas.Dann gibt’s welche, die verstehen sich als dezi-dierte Seelsorgestation, da findet man immerjemand, mit dem man face-to-face Beratungs-gespräche machen kann. Hier kommen auchschon mal Leute rein und suchen gezielt einseelsorgerisches Gespräch mit dem Pfarrer,aber das ist jetzt nicht so ein nach außen getra-genes Angebot.

Außerdem ist hier die Wiedereintritts-Stellezweimal in der Woche, d.h. man kann Dienstagsund Freitags reinkommen und wieder Mitgliedin der Kirche werden. Da ergeben sich natürlichauch oft Dialoge bzw. Glaubensgespräche – diekann man dann auch wirklich old-fashioned sonennen – persönliche religiöse Biografien, diegemeinsam aufgearbeitet werden.

Kennen Sie die Schäfchen Ihrer Gemeindeeigentlich und gibt es da noch Bezüge zu Indi-viduen hier im Viertel?

Ja klar. Man muss natürlich sagen, dass dieJohanneskirche zwar auch Gemeindekirche ist,aber dafür sind die Kollegen zuständig. AlsCity-Kirche, die über die Woche geöffnet ist,sind wir natürlich für jeden da, der reinkommtund natürlich hat man sein direktes Umfeld imBlick. Es gibt einen starken Unterstützerkreis,hier in der Cecilien-/ Johannisstraße, der AxelSpäth, Hotel Madeleine, der Gernot Neuheisel,zur Agentur Maksimovic hatten wir auch immergute Kontakte. Der Kirchengarten ist diesenLeuten zu verdanken. Das Saarbrücker Bürger-forum schreibt sich das zwar gern auf dieFahnen, das ist aber nicht korrekt. Im Gegen-teil, die hätten das fast noch verhindert auf den

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letzten Metern. Der Walter Schmidt war uns na-türlich ebenfalls ein Begriff, der hat uns auchzeitweilig hier mit Wein versorgt. Aber dieWohnbevölkerung konkret im Viertel, ist natür-lich nicht bei mir im Blick, eher als potentiellesPublikum für Veranstaltungen, das auch sonstKultur an anderen Stellen wahrnimmt.

Das bedeutet, dass seelsorgerische Tätig-keiten von Kollegen übernommen werden?

Ja, z.B. wenn jemand stirbt, dann landet dasbei den St. Johanner Kollegen wie der MartinaRief, der das Nauwieserviertel formal als Bezirkzugeordnet ist. Die St. Johanner Gemeinde istja ziemlich groß, die reicht vom Eschberg bisJägersfreude und auch der Herwig Hoffmannaus Jägersfreude z.B. ist hier präsent. Trauun-gen, Trauerfeiern und Konfirmationen werdennatürlich auch noch gemacht. Die Johanneskir-che und die Christuskirche auf dem Rothenbühlsind ja die beiden Hauptkirchen für St. Johannund zwischen diesen beiden spielt sich eigent-lich alles ab, wobei die Johanneskirche dabeidie repräsentative Funktion übernimmt.

Sie haben einen Blick auf die kulturelleEntwicklung des Viertels, wie sehen Sie die sooft beschriebene Yuppifizierung/Gentrifizie-rung des Viertels?

Also, was oft so geschrieben wird, das Vier-tel würde seinen Charme verlieren, kann ich indem Maße, wie es oft behauptet wird, nicht fest-stellen. Mag sein, dass das ein oder andereLiebgewordene weg ist, aber dass sich das jetztso grundlegend verändert hätte, so teuer würdeoder schickimicki, seh ich nicht. Nicht, dassman nicht genau draufschauen muss, ob’s nicht

doch kaputtgemacht wird, aber dass es unrett-bar auf ‘nem anderen Weg ist, kann ich eigent-lich nicht erkennen.

Es ist aber eine allgemeine Entwicklungund nicht nur des Nauwieserviertels: Einenkleinen Supermarkt z.B. gibt es hier eben nichtmehr, in dem die älteren Bewohner einkaufenkönnen, die Mieten steigen definitiv und dieOriginale sterben langsam aus...

Ja, auf der anderen Seite, soll man da jetztso ein Biotop bewahren? Es muss sich ja auchweiterentwickeln und wenn da keine Originalenachwachsen, kann man sie sich auch nicht hin-pflanzen. Entweder passiert sowas oder es pas-siert eben nicht. Das hängt ja viel von Einzel-personen ab, zumal es ja ein kleines Viertel ist.Ich glaube, die Zusammensetzung hat sichnicht so groß verändert in den letzten Jahrenund ich empfinde es immer noch als das inter-essanteste Viertel in Saarbrücken.

Sie sind auch aktiver Musiker und als Gi-tarrist in verschiedenen Bands tätig. Gehörtzum Beruf des Pfarrers auch die Facette der„Rampensau“, des Entertainers, der die Leuteeinfängt?

Absolut. Als ich hier anfing als junger Pfar-rer, da wurd mir manchmal schon ein bisschenschummrig. Aber mir war ziemlich klar, dassman bei so einem Projekt einfach nach vornegehen muss – als Pfarrer sowieso, aber bei soeinem Projekt dreimal soviel. In der Anfangs-zeit war z.B. das Ziel, mindestens einmal in derWoche in der Zeitung zu stehen und einmal imMonat im Fernsehen oder Radio zu jedem Mistseinen Senf dazu zu geben. Das gehörte zum

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Konzept, damit man so ‘ne öffentliche Nasewird. Aber nicht zum Selbstzweck, sondern umWerbung zu machen für ein Projekt, das nurfunktioniert, wenn es wahrgenommen wird. Daswird in der Kirche viel zu selten gemacht, vieleKollegen zucken da zurück, genieren sich einbisschen, gelernt hat man’s ja auch nicht rich-tig. Da muss man halt einfach mal reinspringen.

Da gehört aber auch Talent dazu, oder?Ja, ich hab das an mir entdeckt. Ich weiß

noch gut, wie ich mit diesem Siemens-Chef ver-abredet war und mich in meinen BOSS-Anzuggeworfen habe, damit ich ihm auf Augenhöhebegegne – zumindest was den Kleidercode an-geht – und dachte: Was mach ich hier eigent-lich? Dann geht man in die Situation rein undstellt fest: Der kocht auch nur mit Wasser. FürsFernsehen wurde ich dann auch geschult, sorichtig mit Interviewtraining, da gibt’s ja mittler-weile massig Fortbildungen von der Kirche. Mitder Zeit kommt auch ein bisschen Erfahrungdazu und die Nervosität legt sich. Aber in derTat: Man muss es wollen, sonst wird das nix.

Im Viertel konzentriert sich ja auch einegroße Musikszene, wie sieht’s denn mit Ihrenmusikalischen Vorlieben aus?

Von Haus aus mag ich Blues und Rock, dasmach ich ja auch selbst. Was ich entdeckt habe,hier über die Johanneskirche: Der verstorbeneehemalige Jazz-Redakteur des SR, Hans-Henning Rabe, hat uns am Anfang hier unter-stützt. „Jazz live with friends“ war oft hier unddadurch bin ich auf die Jazz-Szene gestoßen.Bereiche, die mich vorher nicht so interessierthatten. Albert Mangelsdorff hat beispielsweiseein paar mal hier gespielt und wenn man dieseLeute live erlebt, ist das schon beeindruckend,da bin ich auf den Geschmack gekommen.Mainstreamigen, nicht zu hektischen Jazz, dasist inzwischen das, was ich am liebsten höre.Was Blues und Rock angeht, da interessiert michin letzter Zeit eher die alten Sachen wie RobertJohnson und der frühe Ray Charles, Back to theRoots!

Was steht in der Zukunft auf dem Plan derJohanneskirche?

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Sie geht wieder in die Schule,obwohl sie ihre Tochter alleineerziehen muss.

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Sie hören nicht auf sich zu be-werben, obwohl ihre Chancen1 : 1000 stehen.

Er will sich nicht prügeln, obwohler damit aufgewachsen ist.

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Der Martin und ich wollen das Programmnochmal etwas neu aufstellen, etwas weg vonden vielen Kleinveranstaltungen. Die Leutedachten ja schon, man könnte die Kirche hierfrei anmieten wie jeden anderen beliebigenRaum. Wir wollen jetzt „mehr weniger“ machenund dafür öfter eigene Sachen, vor allem mitgroßen Kooperationspartnern, die Qualität ver-sprechen, Ophüls, Perspectives, Sommermusik...

Die „Nachtbar“ soll ein Setting sein, das wireinmal im Monat anbieten, abgeleitet von denSilvesternächten: Ein bisschen DJ-Musik, be-scheidene Lichtgeschichten und da werdendann auch Veranstaltungen wie beispielsweisePodiumsdiskussionen eingeklinkt.

Es werden weiterhin die Filmreihen laufen,eine pro Halbjahr mit jeweils vier Terminen. Imzweiten Halbjahr wird die Reihe „Wunder“ hei-ßen, morgens eine Predigt und abends wird einFilm geschaut, mit anschließender Diskussion.

Wir brauchen hier auch dringend mal wie-der ein Veranstaltung, die einen Oho-Effektbringt. Wir wollten demnächst die Kirche kom-

plett in eine Wüste verwandeln mit wasweißichwieviel Tonnen Sand, aber da musste ich leiderletzte Woche einsehen, dass wir das wohl nichtrealisieren können, weil ansonsten unsereOrgel über die Wupper geht. Die müsste manso oder so komplett einpacken, aber der Sandwürde sich wohl trotzdem überall reinsetzenund die Feinmechanik der Orgel ist da natürlichsehr anfällig.

Gibt es Feedback von den jüngeren Semes-tern? Springen die auf das Programm hier an?

Ja, auf jeden Fall. Die Johanneskirche istbei den Jüngeren schon zu einer Marke gewor-den. Die Zielgruppe sind schon immer die jun-gen Erwachsenen, Studenten, so 20 Jahre auf-wärts. Jetzt kommt demnächst wieder eineSchulklasse aus Saarlouis, Oberstufe Religion.Die kommen ganz bewusst hierher, um sich malanzuhören, was Kirche heutzutage so machenkann – sie versucht halt, in diesem JahrhundertFuß zu fassen! ♠

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Sag mal, hast du schon gehört, dass derRasenmähermann umzieht? Dem sind, wie

mir kürzlich anonym, amüsant und elektronischberichtet wurde, dank dem schönen Fredo rechtunansehnliche Hörner gewachsen.Echt, wo denn?Metaphorisch, du Depp.Weiß ich doch. Notabene und selbstredendunter uns gesagt, war ich dabei, als der schöne

Fredo seiner Dulzinea den zwölften Molekular-Cocktail spendierte. Er hatte keine Kopeke mehrund ich musste für ihn die unverfrorene Zecheübernehmen. Andererseits, was kann man voneinem zugereisten Halbjahres-Wirt erwarten?Den Laden, meinte ich.Wie jetzt: „den Laden, meinte ich.“? Bissel zu-viel der sagenhaften Sonne genossen, Genosse?Wo er hinzieht, der Gehörnte, das würde ich

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von Véronique Verdet

nichtigkeitenund turbulenzen

dann doch ganz gerne wissen. Den alten Ladenfinde ich recht reizend. Als zweite Butze viel-leicht.Wozu brauchst du eine zweite Butze?Nun ja, die Agentur wächst und gedeiht undlangsam geht mir die Modellier-, Gesangs- undKrabbelgruppe meiner neuen, verdammt hüb-schen Nachbarin doch ein wenig auf den heut-zutage häufiger als mir lieb ist recht müdenGeist.Ich dachte, sie ist Designerin?Ja doch. Den städtischen Zuschlag hat aber nichtsie bekommen, sondern so ’ne Klitsche aus Kusel.Lauter Sand- und Bierkasten-Freunde, die zu-sammen studiert haben. Keine Ahnung. Denkleinen mit den vielen Zähnen kennst du be-stimmt auch.Hmmm. Soviel ich weiß, zieht Rasen-Man in denehemaligen „Kolibri“. Sie wiederum überneh-men den Nebel- und Brunnenladen um die Ecke.Die machen ganz gute ayurvedische Sandwichs,manchmal auch mit Fleisch, habe ich mir sagenlassen.

Oh, ah! Vorsicht, der Springer hat einen Fuß aufdie erste Stufe gesetzt. Er schaut in unsereRichtung. Obwohl. Schwer zu sagen, bei derGott sei Dank sein doch ziemlich unansehnlichesGesicht halbverdeckenden und verdammt coo-len, das muss ich mal beinahe völlig neidfrei zu-geben, Makro-Ray Ban.Wenn du mir das, was du sagen möchtest, in 4Worten wiederholen könntest, würde mein Herzeinen Tick ruhiger schlagen, Verehrter.RUF DEN VERDAMMTEN SPRINGER HER!Fünf, dies waren fünf Worte, Bruder.Oh Mann, du Spalter unter Gottes verräterischerSonne und meist düster dreinschauenden Au-ges. Jetzt ist er schon wieder rein. Nicht einmalden wohl dosierten, zumindest wenn sie schonein paar Saisons unverletzt hinter sich gebrachthaben, unterwürfigen Rundblick über die Ter-rasse, bevor er in das Dunkle kehrtmacht, hat derdrauf, der Neue. Mal kurz in die Platane hochgeschaut – vermutlich, um der Krüppeltaube zu-zuzwinkern. Ein Ökospringer. Superplan. Gutgemacht, Mister.

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Ach komm, warum so quarrig, mein Lieber? Im-merhin hat er Schuhe an. Es wird gemunkelt,dass der Rasenmähermann zusammen mit seinerKusine ein Bed ohne Breakfast im ehemaligenFrisörsalon aufziehen will.Mit seiner Kusine? Ich dachte, sie hat super vielzu tun mit ihrer siebten Agentur? Und warumohne Breakfast?Nun ja, die Dame hat einen Deal mit dem neuenAkupunktur- und Frühstücksladen. Ihre Gästekriegen dort einen halben albanischen Bagel,eine, hoffen wir mal das Beste, originalverpak-kte, desinfizierte Nadel wohin sie wollen undEiswasser. Wegen der Firmenphilosophie undder Authentizität, weißt du? Die kommen übri-gens auch aus Kusel.Die albanischen Bagel?Nein, ô du mein Lieblingskretin. Das Pärchenaus dem Frühstücksladen. Die Kusine dito.Hmmm. Durst spüre ich, Bruder. Blanken Durstund wachsenden Hass auf Freizeitökospringermit einer Makro-Ray Ban, die mein Kontobe-

wusstsein im nächsten halben Jahr nie und nim-mer zulassen würde. Wenn ich bloß ein solchesKontobewusstein hätte, würde es mir entschie-den besser gehen. Das behauptet zumindestmeine Neue. Die Analytikerin.Pfff. Schade um den Frisörladen, wenn du michfragst. Hübsche Beine hatte sie, die Kleine.Meinem Frisör schaue ich nicht auf die Beine. Erhat keine. Weggeraucht hat er sie. Ich habe ge-hört, Bibi kriegt bald wieder neue.Neue was? Kryptischer Tischnachbar der Hölle.Ray Ban Makro. Sag mal, stimmt das mit demehemaligen Wassersommelier aus „Ma cabaneau Canada?“ Macht er wirklich eine Umschulungals Poet und wohnt bei seiner Stief-Omi auf demLand?Der doch nicht. Er nimmt die alte Lady aus wieeine wohlgenährte Weihnachts-Barbarei-Ente.Eine aus Frankreich selbstverständlich, keinetiefgekühlte aus Sbyrnznsyk. Nix macht er. DieFlasche. Wahrscheinlich ist unser neuer Zauber-springer hier ein in einem seit Jahrzehnten un-

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bezahlten, völlig zugewucherten Strebergärt-chen gezeugter Verwandter von ihm.Jetzt ist aber gut mit dem Jungen, ja? Barbarieheißt das oder meinst du etwa deine Barbarei-gefieder werden mit zornigen Früchten gemä-stet? Ich habe nun mal ganz tief in mir das un-trügliche Gefühl, dass er gleich den Weg zuunserem Tisch findet. Hab Vertrauen, alterFreund. Schließlich sind wir so was wie Top-Stammgäste, oder etwa nicht? Irgendjemand dadrinnen wird ihm schon klar gemacht haben,dass es solche und solche Gäste gibt und dasswir eben eher solche sind, als solche. Ja? Außer-dem, Schrebergarten heißt das. Ich werde michauf die Warteliste setzen lassen.Beim Ökonazispringerlehrling? Kommt jetzt alsnächstes eine Warteschleife? Tanzt er gleich füruns? Nass, und bis auf prickelnden Bierschaumin seinem Nabel und seiner Makro-Ray Ban,nackt und hemmungslos?Bist du denn heute Nacht von all deinen frag-würdigen Geistern verlassen worden? Er konnte

dich hören, mein Lieber. Jetzt kannst du’s ver-gessen mit dem Espresso. Nie und Nimmer trauter sich zu uns, der Knabe. Nun können wir biszum Schichtwechsel auf dem trockenen, wennauch unüberspürbar schon etwas fremdver-schwitzten Plastikfauteuil sitzen bleiben. Dankeschön, mein Bester. Das hast du wieder ausge-zeichnet hingekriegt. Und das gleich am erstenSaisontag. Das kannst du nicht bringen! Ichhatte nicht vor, die jahrelange, mühsame undzum Teil echten Angstschweiß treibende Arbeiteines jeden guten Stammgastes über Bord zuwerfen, nur weil du die Molekular-Cocktails vomschönen Fredo zahlen durftest während die Ex-Dulzinea des Rasenmähermannes dich keinesBlickes würdigte. Darum geht’s hier, oder?Hmmm. Ich glaube, ich gehe rein bestellen.Was nimmst du?Wie immer. Das Gleiche wie du.

Playlist: Summer in the City, Lovin’ Spoonful,1966

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impressum♠ Herausgeber, Gestaltung, Redaktion:

Ralf LeisSchmollerstraße 566111 Saarbrücken> [email protected]

♠ Konzept, Idee:Ralf Leis und Frank Schilling

♠ Mitwirkende – danke, sie warn bezaubernd!♠ Mazze Gaspers♠ Stefan „Ede“ Grenner♠ Miriam Hoffmann♠ André Mailänder♠ Véronique Verdet

♦ Für Anzeigenschaltung fordern Sie bitte unsere Mediadaten an: 0681-965 23 28 oderp [email protected]

♦ Die bereits erschienenen Ausgaben von VIERTELVOR sind kostenlos erhältlich im Buchladen inder Försterstraße und natürlich bei uns: [email protected] – solange Vorrat reicht!

ausgeze i chne tmi t demsaar länd i s chenStaatspre i s fürDes ign 2005

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♦ Auflage: 7.500

♦ Druck: repa druck, Ensheim

♥ Danke für Bravsein, Feedback, Inspiration, Korrekturlesen, Cheerleading, Stressglätten,Mitdenken, Unterstützung, und Anzeigenakquise:Anna+Jakob, Sabine Schmidt vom Käseladen, Hubert Laubach, Jörg Metzinger, PurkReuleaux, Ralf Groß

♥ Ebenso bedanken wir uns bei unseren Anzeigenkunden, die dieses Projekt ermöglicht haben.

♦ Alle Rechte vorbehalten. Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren oderdes Herausgebers.

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leidervergriffen!

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Nachschlag

von Sabine Schmidt – Saarbrücker Käseladen, Johannisstr. 11

Mit Freunden gemütlich auf Balkon oder im Hinterhof, schnell und unkompliziert zubereitet,dazu Salat, kräftiges Brot und ein frischer Gutedel, Weißburgunder oder Weißherbst.

Grundrezept:200g-250g frisch geriebene Käsemischung pro Person, Weißwein oder Traubensaft zum Anrühren.

Wein in einem Töpfchen erwärmen. Caquelon oder normalen Topf nicht zu heiß werden lassen,Käsemischung portionsweise (ca. eine handvoll) mit einem Holzlöffel rühren bis zum Schmelz-punkt, etwas Wein dazu, wieder Käse usw., so dass die Masse cremig und nicht zu fest wird.Wichtig: Topfboden darf nicht zu heiß werden, damit nichts anbrennt.Ganz wichtig: Achter rühren, damit die Mitte nicht zu kurz kommt. (Ob links oder rechts rum, istAnlass zu größeren philosophisch-weltanschaulichen Diskussionen...)Caquelon kann vor dem einfüllen mit Knoblauch ausgerieben werden; nach dem Einfüllen kannein Gläschen Schnaps aufgegossen werden – erlaubt ist, was schmeckt!

Wer lieber grillt, muss auf Käse nicht verzichten!Feta mit etwas Olivenöl beträufeln, Kräuter, Zwiebel, Knoblauch, Chilli, frische Paprika etc. feingeschnitten dazu – in Alufolie einpacken und grillen.Lecker schmecken auch kleine Ziegenkäse – frisch oder gereift – mit Bauchspeckumwickelt oder mit kräftigem Honig und Pinienkernen mariniert, ebenfallsin Folie. Auf diese Art lässt sich fast jeder Käse grillen.

Guten Appetit wünscht Sabine Schmidt.

auch im sommer ein genuss –käsefondue!

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Inh. Norbert Gerwert e.K.Grünstraße 11-1366111 SaarbrückenTel: 06 81 / 3 49 74

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