1
samstag, 7. november 2015 badische zeitung 25 titisee-neustadt www.badische-zeitung.de/titiseeneustadt „Wir brauchen jeden Ast“ BZ-Interview mit Förster Dierk Weißpfennig, der Christbäume für die Stadt Titisee-Neustadt sucht. Seite 26 Die älteste Glashütte Scherben aus dem 12. Jahrhundert belegen, dass die Glasmacher in Schwärzenbach früher als gedacht tätig waren. Seite 26 Der Platz für Flüchtlinge steht fest Der Landkreis will eine Unterkunft für mindestens 170 Asylbewerber bauen. Der Löffinger Gemeinde- rat stimmt zu. Seite 33 Kinderbetreuung als Plus Landtagspräsident Wilfried Klenk besucht Lenzkirch und besichtigt Kindergarten und Firmen. Seite 27 Skispringen im Sonderangebot Vorverkauf Weltcup beginnt TITISEE-NEUSTADT (pes). Ein volles Ski- stadion und Stimmung auf den Rängen braucht ein gelungenes Skispringen. Das Organisationskomitee für den Weltcup vom 11. bis 13. März beginnt deshalb jetzt schon mit dem Verkauf von Eintritts- karten und lockt mit Sonderpreisen. Da- hinter steckt die Idee: Weihnachtszeit ist Geschenkezeit, und wer alle diesbezügli- chen Probleme dieses Jahr schon früh ge- löst haben möchte, soll seinen Liebsten das Dabeisein bei einem so hochkarätigen Sportereignis ermöglichen. Bis 31. Dezember gelten Preise mit knapp 15 Prozent Rabatt: Erwachsene 25 Euro, Jugendliche/Ermäßigung 15 Euro; Erwachsene Dauerkarte 49 Euro, Jugend- liche/Ermäßigung 29 Euro. Qualifikation Freitag Erwachsene 12 Euro, Jugendli- che/Ermäßigung 6 Euro. Ticketpreise ab 1. Januar: Erwachse- ne 29 Euro, Jugendliche/Ermäßigung 19 Euro; Erwachsene Dauerkarte 52 Euro, Jugendliche/Ermäßigung 32 Euro; Quali- fikation Freitag Erwachsene 12 Euro, Ju- gendliche/Ermäßigung 6 Euro. Ganz oben auf dem Treppchen Deutscher Tourismuspreis für die Kuckucksnester / HTG-Chef Rudolph hofft auf einen kräftigen Schub für das Konzept Von Peter Stellmach TITISEE-NEUSTADT. Die Kuckucks- nester machen Furore. Die 2014 ge- gründete Ferienwohnungslinie der Hochschwarzwald Tourismus Gesell- schaft (HTG) ist am Donnerstagabend in Bremerhaven mit dem Deutschen Tourismuspreis 2015 ausgezeichnet worden. Zwölf dieser Wohnungen wer- den derzeit vermarktet. „Endlich packt eine Tourismusorganisation die Nach- folgeprobleme und den Investitionsstau im Ferienwohnungsmarkt an“, heißt es in der Begründung für die Entscheidung der 14-köpfigen Jury aus Tourismusex- perten und Fachjournalisten. HTG-Chef Thorsten Rudolph freut sich über die Bestätigung für die Innovations- freudigkeit des Hochschwarzwalds. Die Kuckucksnester seien ein vielverspre- chender Ansatz, um Ferienwohnungen im ländlichen Raum zukunftssicher auf- zustellen, fasste DTV-Hauptgeschäftsfüh- rerin Claudia Gilles zusammen. Das Kon- zept, so wörtlich, „passt zur Region, be- rücksichtigt die Bedürfnisse von Kleinst- anbietern und überzeugt mit hochwerti- gem Design und Top-Vermarktung“. Rudolph erlebte den aufregenden Mo- ment live mit, obwohl er gerade auf einer Asienreise Akquise für die nächste Feri- ensaison betreibt. Marc Sigwarth, bei der HTG zuständig für die Kuckucksnester, und Karl-Jörg Gisinger, Unternehmer aus Freiburg und Projektpartner, schickten ihm die bewegten Bilder von der Aus- zeichnung ins Hotelzimmer in Indonesi- en, knapp 3 Uhr nachts war es dort. Er ha- be sich dann „noch ein Glaserl gegönnt“, berichtet Rudolph am Freitag, auf dem Weg nach Tokio, gutgelaunt per Telefon der BZ-Redaktion. BEDENKLICH Mit der Spitzenplatzierung hatte er nicht unbedingt gerechnet, mit einem guten Abschneiden aber schon. Das wachsende Interesse am Konzept von namhaften Ur- laubszielen in Bayern und Österreich ha- be ihn ahnen lassen, dass gute Chancen bestehen: „Ich freue mich natürlich, dass das Konzept überzeugt, das wir in den letzten zwei Jahren entwickelt haben.“ Die Kuckucksnester sind die Reaktion auf eine Entwicklung, die man in den ver- gangenen Jahren mit wachsender Sorge verfolgte. Gut 1000 Gastgeber für Ferien- wohnungen bieten im Hochschwarzwald bis zu 1500 Unterkünfte an. Eini- ge Vermieter sind in die Jahre ge- kommen und geben auf oder tra- gen sich mit dem Gedanken. An- dererseits genügt der Standard der Zimmer teils nicht mehr den Anforderungen, den Urlauber ha- ben an die Wohnung, in der sie die schönste Zeit des Jahres ver- bringen möchten. Wer wohnt schon gerne im ausrangierten Mobiliar der Gastgeber, geht auf abgewetzten Teppichböden oder begnügt sich mit einem in die Jah- re gekommenen Bad. Ganz zu schweigen von fehlendem WLAN. Da nützen die schönste Landschaft und die tollsten At- traktionen nichts. JE 20 000 EURO Damit aber keine Wohnungen verloren gehen und sich Urlauber nicht abwenden, galt es mit einem Kon- zept gegenzusteuern. Die HTG verbünde- te sich mit Karl-Jörg Gisinger in der Hoch- schwarzwald Ferienwohnungs-Betriebs- gesellschaft (HFB). Sie bot Vermietern an, deren Wohnungen zu übernehmen, sie in einem standardisierten Hochschwarz- wald-Style auszustatten und dann als eige- ne Marke neu auf den Markt zu bringen. Vertraglich geregelt ist die Übernahme für fünf Jahre mit einseitiger Option der HFB auf weitere fünf Jahre. Der Eigentü- mer übergibt die Wohnung leer, sozusa- gen im Rohbauzustand mit einem geflies- ten Bad. Sie wird dann neu eingeräumt, 20 000 Euro Investition je Wohnung sind kalkuliert, mehr für größere Wohnungen. Mit rund 250 000 Euro gibt Rudolph den bisherigen finanziellen Einsatz an. Dafür stehen nun zwölf Wohnungen zur Verfügung oder werden vor dem Jah- resende fertig. Drei in Schluchsee, je zwei in Titisee, Falkau und Menzenschwand, je eine in Jostal, Neustadt und Schönen- bach. Der Eigentümer hat nichts mehr mit der Wohnung zu tun und nichts mit dem Gast, die HTG kümmert sich um al- les. Als Gegenleistung erhält er 18 Pro- zent Provision vom Übernachtungspreis. „Das ist wie eine Aktie für ihn“, sagt Ru- dolph, er müsse nur den Gewinn einstrei- chen. Der Gewinn für die HTG: Mit der zeitgemäßen Ausstattung lässt sich ein stattlicher Preis erzielen. „Wir liegen über 105 Euro pro Nacht für das Apart- ment“, rechnet er vor. Mit der Auslastung ist er zufrieden, alle Generationen, Pär- chen, Familien, sogar Firmen mieten. Davon soll das Signal ausgehen, dass auch andere Vermieter sich ermutigt füh- len sollen, mehr Geld zu verlangen. Die verbreitete Sorge, mit einem Anheben der Preise um zehn Euro setze man die Belegung aufs Spiel, sei unbegründet, wie die Erfahrung mit der Hochschwarz- waldcard zeige. Wer mit einem Konzept ein gutes Angebot macht und dieses gut vermarktet, der könne auch Geld ma- chen, lautet Rudolphs Empfehlung. ANFANGS UMSTRITTEN Vom Verein der Ferienwohnungsvermie- ter (Gesellschafter der HTG) hat er kürz- lich bestätigt bekommen, dass das funk- tioniert. Die Rückmeldung war wichtig für ihn, weil die Kuckucksnester nicht un- umstritten waren. Anfangs liefen Vermie- ter Sturm gegen das Vorhaben. Sie glaub- ten, dass ihr eigenes Unternehmen, die HTG, ihnen Konkurrenz machen wollte. Sie machten Front gegen Rudolph und trugen ihren Frust in die Öffent- lichkeit. Inzwischen kann es Ru- dolph gelassen betrachten. „Ich konnte die Sorge verstehen“, sagt er. Nach vielen Gesprächen, in- tern, im Aufsichtsrat und mit den Vermietern, einigte man sich auf einen Kompromiss: Binnen zwei Jahren werden höchstens 40 Wohnungen ausgestattet, dann zieht man Zwischenbilanz und entscheidet, ob das Projekt wei- tergeführt wird. Ursprünglich wollte man in vier Jahren 100 Wohnungen in eigene Regie neh- men. Für 2016, das zweite Test- jahr, plant die HFB mit 20 bis 25 weiteren Wohnungen. Von der Ehrung erhofft sich der HTG-Chef einen kräftigen Schub für das Pro- jekt: Dass sich weitere Eigentü- mer als Partner melden oder aber, was das Ursprungsproblem eben- so lösen würde, sich Eigentümer ermun- tert fühlen, selbst zu investieren. BEDEUTENDE ROLLE „Die Auszeichnung bestätigt, dass zu- kunftsweisende Geschäftsmodelle wie das Konzept der Kuckucksnester Design Apartments für die Vermarktung einer Fe- rienregion eine bedeutende Rolle spie- len“, sagt Karl-Jörg Gisinger bei der Preis- verleihung. Sie sei auch ein Signal dafür, dass sich der Hochschwarzwald wirt- schaftlich noch weiter entwickeln kann. Für den Deutschen Tourismuspreis 2015 wurden 73 Bewerbungen zugelas- sen, acht Wettbewerbsteilnehmer stan- den im Finale, die HTG war gleich doppelt vertreten: Auch das Projekt E-Car-Auto- teiler war im Rennen. Die HTG wurde be- reits 2012 zweimal für den Tourismus- preis nominiert und das Mobilitätskon- zept E-Smart später mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. Kommentar KOMMENTAR Kuckucksnester Dass die HTG mit ihrer Darstellung der Schwarzwälderin die Ehre dersel- ben verletze, wie ein Jostäler jüngst beklagte, als er die Wandbilder der Kuckucksnester gesehen hatte, dürfte die geringste Ablehnung gewesen sein. Groß war die Aufregung, als das Kon- zept für diese neue Ferienwohnungs- linie bekannt wurde. Wenn man da manche Vermieter hörte, war schon die Säge an ihre Existenz gesetzt. Heute, mit deutlichem Abstand, stellt man fest, dass sich die Erde immer noch dreht. Und das Tourismusjahr 2015 ist bisher formidabel gelaufen. Kon- kurrenz, wie befürchtet, dürften die Kuckucksnester kaum gewesen sein. Wenn das Konzept jetzt den Deutschen Tourismuspreis erhalten hat, dann ist es die Auszeichnung dafür, dass die HTG einen Weg für die gesamte Branche gezeigt hat. Mal ehrlich: Den Urlaub möchte man doch schön verbringen. d [email protected] d [email protected] Qualität setzt sich durch ANZEIGE Karl-Jörg Gisinger (links) und Marc Sigwart nach der Preisverleihung. FOTO: HTG Das Wohnzimmer eines Kuckucksnests (hier Menzenschwand) im Hochschwarzwald-Style FOTO: HANS-JÖRG HAAS Gesundheit & Soziales Heute im Stellenmarkt der BZ: Stellenspezial – der Arbeitsmarkt im Gesundheits- und Sozialwesen. Von Peter Stellmach Mit dem Deutschen Tourismuspreis prämiert der Deutsche Tourismusver- band (DTV) seit 2005 alljährlich zukunfts- weisende Serviceangebote, Events, Mar- ketingstrategien, Kommunikations- und Vertriebslösungen im Deutschlandtou- rismus. Mitmachen können Unterneh- men, Vereine, Verbände, Kommunen und Privatpersonen, die mit ihren Ideen INFO DER TOURISMUSPREIS bereits erfolgreich sind. Der Innovati- onspreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der deutschen Touris- musbranche. Ziel des Wettbewerbs ist es, Innovationen im Deutschlandtou- rismus zu fördern und der Branche Im- pulse und Denkanstöße zu liefern. Der 1902 gegründete DTV ist der Dachver- band kommunaler, regionaler und lan- desweiter Tourismusorganisationen.

Layout 07.11.2015/hoc-27/lok/neu1/A/18:30/ngendaemon2 b · 2015. 11. 10. · Deutscher Tourismuspreis für die Kuckucksnester / HTG-Chef Rudolph hofft auf einen kräftigen Schub für

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Layout 07.11.2015/hoc-27/lok/neu1/A/18:30/ngendaemon2 b · 2015. 11. 10. · Deutscher Tourismuspreis für die Kuckucksnester / HTG-Chef Rudolph hofft auf einen kräftigen Schub für

samstag, 7. november 2015 b a d i s c h e z e i t u n g 25

titisee-neustadtw w w. b a d i s c h e - z e i t u n g . d e / t i t i s e e n e u s t a d t

„Wir brauchen jeden Ast“BZ-Interview mit Förster Dierk Weißpfennig,der Christbäume für die Stadt Titisee-Neustadtsucht. Seite 26

Die älteste GlashütteScherben aus dem 12. Jahrhundert belegen,dass die Glasmacher in Schwärzenbach früherals gedacht tätig waren. Seite 26

Der Platz für Flüchtlinge steht festDer Landkreis will eine Unterkunft für mindestens170 Asylbewerber bauen. Der Löffinger Gemeinde-rat stimmt zu. Seite 33

Kinderbetreuung als PlusLandtagspräsident Wilfried Klenk besuchtLenzkirch und besichtigt Kindergarten undFirmen. Seite 27

Skispringen imSonderangebotVorverkauf Weltcup beginnt

TITISEE-NEUSTADT (pes). Ein volles Ski-stadion und Stimmung auf den Rängenbraucht ein gelungenes Skispringen. DasOrganisationskomitee für den Weltcupvom 11. bis 13. März beginnt deshalbjetzt schon mit dem Verkauf von Eintritts-karten und lockt mit Sonderpreisen. Da-hinter steckt die Idee: Weihnachtszeit istGeschenkezeit, und wer alle diesbezügli-chen Probleme dieses Jahr schon früh ge-löst haben möchte, soll seinen Liebstendas Dabeisein bei einem so hochkarätigenSportereignis ermöglichen.Bis 31. Dezember gelten Preise mitknapp 15 Prozent Rabatt: Erwachsene 25Euro, Jugendliche/Ermäßigung 15 Euro;Erwachsene Dauerkarte 49 Euro, Jugend-liche/Ermäßigung 29 Euro. QualifikationFreitag Erwachsene 12 Euro, Jugendli-che/Ermäßigung 6 Euro.Ticketpreise ab 1. Januar: Erwachse-ne 29 Euro, Jugendliche/Ermäßigung 19Euro; Erwachsene Dauerkarte 52 Euro,Jugendliche/Ermäßigung 32 Euro; Quali-fikation Freitag Erwachsene 12 Euro, Ju-gendliche/Ermäßigung 6 Euro.

Ganz oben auf dem TreppchenDeutscher Tourismuspreis für die Kuckucksnester / HTG-Chef Rudolph hofft auf einen kräftigen Schub für das Konzept

Von Peter Stellmach

TITISEE-NEUSTADT. Die Kuckucks-nester machen Furore. Die 2014 ge-gründete Ferienwohnungslinie derHochschwarzwald Tourismus Gesell-schaft (HTG) ist am Donnerstagabendin Bremerhaven mit dem DeutschenTourismuspreis 2015 ausgezeichnetworden. Zwölf dieser Wohnungen wer-den derzeit vermarktet. „Endlich packteine Tourismusorganisation die Nach-folgeprobleme und den Investitionsstauim Ferienwohnungsmarkt an“, heißt esin der Begründung für die Entscheidungder 14-köpfigen Jury aus Tourismusex-perten und Fachjournalisten.

HTG-Chef Thorsten Rudolph freut sichüber die Bestätigung für die Innovations-freudigkeit des Hochschwarzwalds. DieKuckucksnester seien ein vielverspre-chender Ansatz, um Ferienwohnungenim ländlichen Raum zukunftssicher auf-zustellen, fasste DTV-Hauptgeschäftsfüh-rerin Claudia Gilles zusammen. Das Kon-zept, so wörtlich, „passt zur Region, be-rücksichtigt die Bedürfnisse von Kleinst-anbietern und überzeugt mit hochwerti-gem Design und Top-Vermarktung“.

Rudolph erlebte den aufregenden Mo-ment live mit, obwohl er gerade auf einerAsienreise Akquise für die nächste Feri-ensaison betreibt. Marc Sigwarth, bei derHTG zuständig für die Kuckucksnester,und Karl-Jörg Gisinger, Unternehmer ausFreiburg und Projektpartner, schicktenihm die bewegten Bilder von der Aus-zeichnung ins Hotelzimmer in Indonesi-en, knapp 3 Uhr nachts war es dort. Er ha-be sich dann „noch ein Glaserl gegönnt“,berichtet Rudolph am Freitag, auf demWeg nach Tokio, gutgelaunt per Telefonder BZ-Redaktion.

BEDENKLICHMit der Spitzenplatzierung hatte er nichtunbedingt gerechnet, mit einem gutenAbschneiden aber schon. Das wachsendeInteresse am Konzept von namhaften Ur-laubszielen in Bayern und Österreich ha-be ihn ahnen lassen, dass gute Chancenbestehen: „Ich freue mich natürlich, dassdas Konzept überzeugt, das wir in denletzten zwei Jahren entwickelt haben.“

Die Kuckucksnester sind die Reaktionauf eine Entwicklung, die man in den ver-gangenen Jahren mit wachsender Sorgeverfolgte. Gut 1000 Gastgeber für Ferien-wohnungen bieten im Hochschwarzwald

bis zu 1500 Unterkünfte an. Eini-ge Vermieter sind in die Jahre ge-kommen und geben auf oder tra-gen sich mit dem Gedanken. An-dererseits genügt der Standardder Zimmer teils nicht mehr denAnforderungen, den Urlauber ha-ben an die Wohnung, in der siedie schönste Zeit des Jahres ver-bringen möchten. Wer wohntschon gerne im ausrangiertenMobiliar der Gastgeber, geht aufabgewetzten Teppichböden oderbegnügt sich mit einem in die Jah-re gekommenen Bad. Ganz zuschweigen von fehlendemWLAN. Da nützen die schönsteLandschaft und die tollsten At-traktionen nichts.

JE 20 000 EURODamit aber keine Wohnungenverloren gehen und sich Urlaubernicht abwenden, galt es mit einem Kon-zept gegenzusteuern. Die HTG verbünde-te sich mit Karl-Jörg Gisinger in der Hoch-schwarzwald Ferienwohnungs-Betriebs-gesellschaft (HFB). Sie bot Vermietern an,deren Wohnungen zu übernehmen, sie ineinem standardisierten Hochschwarz-wald-Style auszustatten und dann als eige-ne Marke neu auf den Markt zu bringen.

Vertraglich geregelt ist die Übernahmefür fünf Jahre mit einseitiger Option derHFB auf weitere fünf Jahre. Der Eigentü-mer übergibt die Wohnung leer, sozusa-gen im Rohbauzustand mit einem geflies-ten Bad. Sie wird dann neu eingeräumt,20000 Euro Investition je Wohnung sindkalkuliert, mehr für größere Wohnungen.Mit rund 250000 Euro gibt Rudolph denbisherigen finanziellen Einsatz an.

Dafür stehen nun zwölf Wohnungenzur Verfügung oder werden vor dem Jah-resende fertig. Drei in Schluchsee, je zweiin Titisee, Falkau und Menzenschwand,je eine in Jostal, Neustadt und Schönen-bach. Der Eigentümer hat nichts mehrmit der Wohnung zu tun und nichts mitdem Gast, die HTG kümmert sich um al-les. Als Gegenleistung erhält er 18 Pro-zent Provision vom Übernachtungspreis.„Das ist wie eine Aktie für ihn“, sagt Ru-dolph, er müsse nur den Gewinn einstrei-chen. Der Gewinn für die HTG: Mit derzeitgemäßen Ausstattung lässt sich einstattlicher Preis erzielen. „Wir liegenüber 105 Euro pro Nacht für das Apart-ment“, rechnet er vor. Mit der Auslastungist er zufrieden, alle Generationen, Pär-chen, Familien, sogar Firmen mieten.

Davon soll das Signal ausgehen, dassauch andere Vermieter sich ermutigt füh-len sollen, mehr Geld zu verlangen. Dieverbreitete Sorge, mit einem Anhebender Preise um zehn Euro setze man dieBelegung aufs Spiel, sei unbegründet, wiedie Erfahrung mit der Hochschwarz-waldcard zeige. Wer mit einem Konzeptein gutes Angebot macht und dieses gutvermarktet, der könne auch Geld ma-chen, lautet Rudolphs Empfehlung.

ANFANGS UMSTRITTENVom Verein der Ferienwohnungsvermie-ter (Gesellschafter der HTG) hat er kürz-lich bestätigt bekommen, dass das funk-tioniert. Die Rückmeldung war wichtigfür ihn, weil die Kuckucksnester nicht un-umstritten waren. Anfangs liefen Vermie-ter Sturm gegen das Vorhaben. Sie glaub-ten, dass ihr eigenes Unternehmen, dieHTG, ihnen Konkurrenz machen wollte.Sie machten Front gegen Rudolph und

trugen ihren Frust in die Öffent-lichkeit. Inzwischen kann es Ru-dolph gelassen betrachten. „Ichkonnte die Sorge verstehen“, sagter. Nach vielen Gesprächen, in-tern, im Aufsichtsrat und mit denVermietern, einigte man sich aufeinen Kompromiss: Binnen zweiJahren werden höchstens 40Wohnungen ausgestattet, dannzieht man Zwischenbilanz undentscheidet, ob das Projekt wei-tergeführt wird. Ursprünglichwollte man in vier Jahren 100Wohnungen in eigene Regie neh-men. Für 2016, das zweite Test-jahr, plant die HFB mit 20 bis 25weiteren Wohnungen. Von derEhrung erhofft sich der HTG-Chefeinen kräftigen Schub für das Pro-jekt: Dass sich weitere Eigentü-mer als Partner melden oder aber,was das Ursprungsproblem eben-

so lösen würde, sich Eigentümer ermun-tert fühlen, selbst zu investieren.

BEDEUTENDE ROLLE„Die Auszeichnung bestätigt, dass zu-kunftsweisende Geschäftsmodelle wiedas Konzept der Kuckucksnester DesignApartments für die Vermarktung einer Fe-rienregion eine bedeutende Rolle spie-len“, sagt Karl-Jörg Gisinger bei der Preis-verleihung. Sie sei auch ein Signal dafür,dass sich der Hochschwarzwald wirt-schaftlich noch weiter entwickeln kann.

Für den Deutschen Tourismuspreis2015 wurden 73 Bewerbungen zugelas-sen, acht Wettbewerbsteilnehmer stan-den im Finale, die HTG war gleich doppeltvertreten: Auch das Projekt E-Car-Auto-teiler war im Rennen. Die HTG wurde be-reits 2012 zweimal für den Tourismus-preis nominiert und das Mobilitätskon-zept E-Smart später mit dem zweitenPlatz ausgezeichnet. Kommentar

K O M M E N T A R

Kuckucksnester

Dass die HTG mit ihrer Darstellungder Schwarzwälderin die Ehre dersel-ben verletze, wie ein Jostäler jüngstbeklagte, als er die Wandbilder derKuckucksnester gesehen hatte, dürftedie geringste Ablehnung gewesen sein.Groß war die Aufregung, als das Kon-zept für diese neue Ferienwohnungs-linie bekannt wurde. Wenn man damanche Vermieter hörte, war schondie Säge an ihre Existenz gesetzt. Heute,mit deutlichem Abstand, stellt manfest, dass sich die Erde immer nochdreht. Und das Tourismusjahr 2015ist bisher formidabel gelaufen. Kon-kurrenz, wie befürchtet, dürften dieKuckucksnester kaum gewesen sein.Wenn das Konzept jetzt den DeutschenTourismuspreis erhalten hat, dann istes die Auszeichnung dafür, dass dieHTG einen Weg für die gesamte Branchegezeigt hat. Mal ehrlich: Den Urlaubmöchte man doch schön verbringen.d [email protected] [email protected]

Qualität setztsich durch

ANZEIGE

Karl-Jörg Gisinger (links) und Marc Sigwart nachder Preisverleihung. F O T O : H T G

Das Wohnzimmer eines Kuckucksnests (hier Menzenschwand) im Hochschwarzwald-Style F O T O : H A N S - J Ö R G H A A S

Gesundheit & SozialesHeute im Stellenmarkt der BZ: Stellenspezial – der Arbeitsmarkt im Gesundheits- und Sozialwesen.

Von Peter Stellmach

Mit dem Deutschen Tourismuspreisprämiert der Deutsche Tourismusver-band (DTV) seit 2005 alljährlich zukunfts-weisende Serviceangebote, Events, Mar-ketingstrategien, Kommunikations- undVertriebslösungen im Deutschlandtou-rismus. Mitmachen können Unterneh-men, Vereine, Verbände, Kommunenund Privatpersonen, die mit ihren Ideen

I N F O

DER TOURISMUSPREIS bereits erfolgreich sind. Der Innovati-onspreis gilt als eine der wichtigstenAuszeichnungen der deutschen Touris-musbranche. Ziel des Wettbewerbs istes, Innovationen im Deutschlandtou-rismus zu fördern und der Branche Im-pulse und Denkanstöße zu liefern. Der1902 gegründete DTV ist der Dachver-band kommunaler, regionaler und lan-desweiter Tourismusorganisationen.