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Lehmbau-Praxis : 2 rohstoff bauLehm 212.4 eignungsPrüfung von bauLehm
eine quantitative Aussage, anhand derer eine Charakterisierung des Baulehms erfol-
gen kann.
Bei der Bindekraftprüfung wird die Zugfestigkeit am erdfeuchten bis zähplastischen
Probekörper bestimmt (Abbildung 2.8, genauer Aufbau und Ablauf siehe [DVL, 2009]).
Die Bindekraft oder Klebekraft im erdfeuchten Zustand ist ein wesentliches Charak-
teristikum der Lehmbaustoffe. Während bei zement- oder kalkgebundenen Massen
bei dieser Konsistenz vor dem Beginn der chemischen Erhärtungsvorgänge lediglich
schwache, auf die Gegenwart von Wasser beruhende Adhäsionskräfte vorliegen, ist
die Tonbindung auch im plastischen Zustand existent – nur eben schwächer als im
trockenen Zustand.
Nach der beim Versuch aus der Bruchlast ermittelten Bruchspannung werden Bau-
lehme wie in Tabelle 2.1 ersichtlich eingeteilt. Außerdem können aus dem Prüfwert
erste Aussagen über die Eignung zur Herstellung bestimmter Lehmbaustoffe abgelei-
tet werden.
Lehme mit einer Bruchspannung von bis zu 0,005 N / mm² lassen sich durch die Binde-
kraftprüfung nicht hinreichend genau unterscheiden. Ihre mögliche Eignung ist auf
andere Art zu prüfen. Sie gelten nach den Lehmbau Regeln als „im Allgemeinen für den
Lehmbau nicht geeignet“. Ausnahmen sind bspw. Lehme, die bereits über ein beson-
ders günstiges Korngerüst verfügen und damit nahezu ohne weitere Zugabe von Zu-
schlägen als Putzmörtel verwendet werden können, oder Baulehm mit einem hohen
natürlichen Kalkgehalt (Abschnitt 2.4.2.5).
abb. 2.8: form,
stampfer und ver-
suchsaufbau der
bindekraftprüfung
(achterlingsprüfung)
Lehmbau-Praxis : 2 rohstoff bauLehm 252.5 aufbereitung
ren, was sich in feuchten Flecken, Salzrändern und einem gelockerten Oberflächen-
gefüge äußern kann. Dabei ist auch von Bedeutung, welche Salze vorliegen. Leicht
lösliche Nitrate sind grundsätzlich problematischer als die schwerer löslichen Sulfate.
Es muss berücksichtigt werden, dass leicht lösliche Salze durch ihre hygroskopischen
Eigenschaften die Baustofffeuchte auch ohne aufsteigende Feuchte oder Bewitterung
heraufsetzen. Durch diesen Effekt können Festigkeit und Farbe erheblich beeinflusst
werden (Abbildung 2.10).
Es wäre nicht zielführend, für Baulehme Grenzsalzgehalte anzugeben. Dies liegt darin
begründet, dass die Baulehme in verschiedenen Mischungsverhältnissen abgemagert
werden und damit der Salzgehalt verdünnt wird. Weiterhin können Zuschläge oder
auch das Anmachwasser Salze enthalten. Grenzsalzgehalte wurden deshalb in den
Normen 18945 bis 18947 gleichlautend für die dort genormten Lehmbaustoffe und
nicht für Baulehm festgelegt (siehe z. B. Kapitel 4, Lehmputze). Die Werte können auch
auf andere Lehmbaustoffe übertragen werden.
2.5 aufbereitung
Unter Aufbereitung versteht man die Arbeitsgänge, mit denen ein Baulehm für die Ver-
arbeitung zum Baustoff vorbereitet wird. Ziel der Aufbereitung ist, dass der Baulehm
für die Weiterverarbeitung entsprechend den Anforderungen homogen und ohne stö-
rende Bestandteile vorliegt und die Tonminerale im Lehmbaustoff ihre Bindemittel-
wirkung entfalten können, d. h. aufgeschlossen sind.
Grubenlehme werden heute in der Regel maschinell, also mechanisch, aufbereitet.
Die mechanische Aufbereitung kann durch natürliche Prozesse unterstützt oder bes-
tenfalls sogar ersetzt werden. Dabei ist jedoch mehr Zeit einzuplanen.
Welches Aufbereitungsverfahren gewählt wird, hängt von zahlreichen Randbedin-
gungen, aber zuallererst vom Baulehm ab.
abb. 2.10: Dunkle
stellen infolge hy
groskopisch erhöhter
feuchte durch die
Verwendung einzelner
salzbelasteter Lehm
steine und ihre mess
technische erfassung
(Jahili fort, alain,
uae)
Lehmbau-Praxis : 2 rohstoff bauLehm 2.5 aufbereitung26
2.5.1 natürliche aufbereitung des baulehms
Natürliche Aufbereitungsmethoden werden vor allem dann eingesetzt, wenn Lehm-
baustoffe aus vor Ort anstehendem Baulehm hergestellt werden sollen. Es wird zwi-
schen folgenden Verfahren unterschieden:
sumpfen
Beim Sumpfen ruht Baulehm im nassen Zustand. Nach einer gewissen Zeit sind alle
Tonmineralteilchen im Anmachwasser dispergiert, was dazu führt, dass zwischen
den Kristalliten nur noch schwache Bindungskräfte vorhanden sind und der Baulehm
schon durch leichtes Rühren homogen durchmischt werden kann. Wie lange es dau-
ert, bis die Tonpartikel im Wasser dispergiert sind, hängt von der Größe der eventuell
vorhandenen Tonklumpen und der Art bzw. Größe der Tonminerale ab. Bei stark quel-
lenden Tonen gibt es abdichtende Effekte, sodass der Aufschluss mehrere Wochen bis
Monate dauern kann. Bei sehr mageren bis mageren Lehmen ist bereits beim Sumpfen
über Nacht ein weitreichender Aufschluss eingetreten.
aussommern
Beim Aussommern ruht Baulehm im wechselfeuchten, mindestens aber erdfeuchten
Zustand. Die Bindung zwischen den Tonmineralteilchen wird geschwächt, wodurch
der Lehm besser gesiebt oder durchmischt werden kann. Die Methode ist weniger
schnell und weniger wirksam als das Sumpfen, jedoch steht der Baulehm dann auch
im nahezu erdfeuchten Zustand zur Verfügung, wie es für Stampflehm zwingend not-
wendig ist.
auswintern
Beim Auswintern ruht Baulehm im wechselfeuchten, mindestens aber erdfeuchten
Zustand unter Frost-Tau-Wechsel. In Ergänzung zum Aussommern wird durch Frost-
sprengungen das Gefüge wirkungsvoll gelockert und dadurch auch sehr inhomogene
Baulehme gleichmäßig aufgeschlossen. Sie können anschließend durch einfaches
Aufmischen homogenisiert werden. Die Abmessungen der zum Auswintern anzule-
genden Miete sind auf die zu erwartende Frosteindringtiefe abzustimmen.
2.5.2 mechanische aufbereitung des baulehms
Zur mechanischen Aufbereitung zählen die mechanischen Aufschlussprozesse sowie
das Sieben.
Lehmbau-Praxis : 4 LehmPutze 4.3 untergründe von LehmPutzen64
geglättete Putzoberflächen
tabelle 4.3: merkmale von Qualitätsstufen für innenputze mit geglätteten Putzoberflächen
Q1 Q2 Q3 Q4
anforderungen – Standardqualität, genügt üblichen Anforderungen an Wand- und De-ckenflächen
Erhöhte Anforderungen, nur durch zusätzliche, über die Standardqua-lität Q2 hinausgehende Maßnah-men zu erreichen
Höchste Anforderungen, nur durch zusätzliche, über Q3 hinaus-gehende Maßnahmen zu erreichen
eignung – – dekorative Oberputze > 1,0 mm
– Mittel- bis grobstrukturier-te Wandbekleidungen, z. B. Raufasertapeten Körn RM / RG DIN 6742
– Matte, gefüllte Anstriche und Beschichtungen, z. B. Disper-sionsanstrich, die mit grober Lammfell- oder Strukturrolle aufgetragen werden
– dekorative Oberputze < 1,0 mm
– Fein strukturierte Wandbeklei-dungen
– Matte, fein strukturierte Anstri-che und Beschichtungen
Glatte oder strukturierte Wandbe-kleidungen mit Glanz, z. B.:
– Metall, Vinyl- oder Seidentapeten
– Lasuren oder Anstriche / Be-schichtungen bis zum mittle-ren Glanz
– Spachtel- und Glättetechniken
ebenheits- toleranzen
din 182021997-4tab. 3, zeile 6 o. 7
– Messpunktabst. in m bis Messpunktabst. in m bis Messpunktabst. in m bis
0,1 1 4 10 15 0,1 1 4 10 15 0,1 1 4 10 15
Stichmaßgrenzwert mm Stichmaßgrenzwert mm Stichmaßgrenzwert mm
3 5 10 20 25 3 5 10 20 25 2 3 8 15 20
ausführung – Einlagig: Nach dem Putzauftrag des Gipsputzes oder gipshaltigen Putzes auf ggf. vorbehandelten Putzgrund erfolgen das Abziehen und das Ausrichten des Putzes. Durch zusätzliches Filzen wird die so aufgeschlämmte Fläche anschließend geglättet.
Zweilagig: Geeignete Putzglätte wird auf einen ggf. vorbehandelten, planeben rau abgezogenen, ab-gebundenen Unterputz aus Gips-, Gipskalk-, Kalkgips-, Kalk- oder Kalkzementputz aufgetragen.
Alle Ausführungen wie Q2. Zusätzlich wird in einem weiteren Arbeitsgang die Putzoberfläche entweder mit einem Glättgang oder mit einem Glättputzauf-trag überarbeitet.
Putz muss erhöhten Anforderungen an die Ebenheit entsprechen. Dazu sind i. Allg. Unterputzprofile oder Putzleisten einzusetzen (ggf. nach Unterputzauftrag entfernen und materialgleich ersetzen).
Alle Ausführungen wie Q3. Zusätz-lich vollflächiges Überarbeiten der Oberfläche mit einem geeigneten Spachtel- oder Glättputzmaterial.
In Einzelfällen (glänzende Beschich-tungen, Lackierungen, Lacktape-ten) sind weitere Maßnahmen (z. B. mehrmaliges Spachteln und Schleifen) zur Vorbereitung der Oberfläche notwendig.
grenzen – Vereinzelte Abzeichnungen wie z. B. Traufelstriche sind nicht auszu-schließen.
Schattenfreiheit bei Streiflicht kann nicht erreicht werden.
Bearbeitungsspuren wie z. B. Traufelstriche werden weitgehend vermieden. Grad und Umfang sind gegenüber Q2 geringer.
Bei Streiflicht sichtbar werdende Abzeichnungen sind nicht ganz auszuschließen.
Möglichkeit von Abzeichnungen ist minimiert, unerwünschte Effekte wie z. B. Schattierung bei Streiflicht weitgehend vermieden.
Beleuchtungsverhältnisse der späteren Nutzung müssen zum Ausführungszeitpunkt bekannt und möglichst schon gegeben sein. Zu beachten sind die handwerklichen Grenzen der Ausführung vor Ort. Putzflächen, die auch bei Einwir-kung von Streiflicht absolut eben und schattenfrei erscheinen, sind handwerklich nicht ausführbar.
Lehmbau-Praxis : 4 LehmPutze 4.5 Verarbeitung72
Trockene Mörtel können auch mit Durchlaufmischern, also üblichen Gipsputzmaschi-
nen, verarbeitet werden. Das trockene Material wird per Zellen- oder Sternrad in eine
Mischkammer mit Mischwendel befördert. Die Verweildauer des Mörtels in der Misch-
kammer und die Kontaktzeit mit dem Mischwasser ist sehr kurz (Abbildungen 4.13
und 4.14).
Nicht nur der Wasserkontakt, sondern auch eine innige Durchmischung sorgt für bes-
sere Verarbeitungs- und Festigkeitseigenschaften. Darum sind Nachmischaggregate
zu empfehlen, die zwischen Putzmaschinenausgang und dem ersten Schlauch einge-
baut werden (Abbildung 4.15).
abb. 4.13: Putzmaschi-
ne (Durchlaufmischer)
PFt g4 mit halbste-
hendem zellenrad und
mischwendel [Foto u.
zeichnung PFt]
abb. 4.14: Putzmaschi-
ne (Durchlaufmischer)
Putzmeister mP25 mit
liegendem sternrad
und mischwendel
[Foto u. zeichnung
Putzmeister]
Lehmbau-Praxis : 4 LehmPutze 4.5 Verarbeitung76
Für Lehmputze können Putzprofile aus allen gebräuchlichen Werkstoffen verwendet
werden. Bei korrosionsfähigen Materialien ist die ggf. längere Feuchtebelastung wäh-
rend der Trocknungszeit zu bedenken sowie der Umstand, dass der Lehmputz später
keine korrosionshemmende Wirkung hat.
Wenn Eckschutzprofile verwendet werden, so sind sie besonders gut mit Ansetzbinder
festzusetzen, da Lehmputze die Profile vergleichsweise gering am Untergrund fixieren
(Abbildung 4.20).
Die Arbeit mit Unterputzprofilen kann bei Lehmputzen wegen der vergleichsweise
starken Schwindung ggf. zur Rissbildung führen. Profile, die nicht wieder entfernt
werden können, sollen zumindest mit einer Streifenbewehrung versehen werden.
Dazu ist Fugenband geeignet (Abbildung 4.21).
Mit Abschlussprofilen, bspw. aus Edelstahl, lassen sich elegante Begrenzungen der
Lehmputzflächen herstellen. Bei Farbputzen ist darauf zu achten, dass die Schenkel
der Profile vom Unterputz überdeckt sind; das nicht saugfähige Metall könnte sich
sonst in der Oberfläche abzeichnen (Abbildung 4.22).
Zu großen Fenstern, Fenstertüren und ähnlich dynamisch schwingenden Bauelemen-
ten sind Abschlussprofile mit ausreichendem Abstand zu versetzen.
Bei Anschlüssen in Raumecken ist zu bedenken, dass die zuerst erstellten Flächen
durch die Bearbeitung der neuen Flächen im Anschlussbereich verletzt werden kön-
nen. Besonders Farbputze sind ggf. durch Abklebungen zu schützen, dies gilt z. B. auch
bei Farbwechseln übereck. Zum Abkleben muss der Putz vollständig trocken sein. Auch
Farbwechsel auf der Fläche werden mithilfe von Abklebungen ausgeführt.
abb. 4.21: unterputzprofil mit strei-
fenbewehrung
abb. 4.22: abschlussprofile zur
ausbildung von schattennuten an
holzleisten, Profilschenkel mit ein-
fachem zuschnitt und abkantung
Lehmbau-Praxis : 7 innendämmung mit Lehmbaustoffen 7.4 angemörteLte dämmPLatten146
Um einen flächigen Kontakt zwischen Platte und Klebelage zu gewährleisten, werden
die Platten der meisten Sorten unmittelbar nach dem Ansetzen mit langen Schrauben
und Unterlegscheiben, Schlagdübeln oder WDVS-Befestigungsmitteln fest ins Mörtel-
bett gepresst. Als Faustregel gilt, dass mit mindestens 5 Befestigungspunkten / m² ge-
arbeitet werden soll. Die gut fixierten Platten können nach kurzer Antrockenzeit des
Klebemörtels verputzt werden.
tabelle 7.2: Produktmerkmale und bauphysikalische beurteilung ausgewählter handelsüblicher
Wärmedämmplatten
abmessungenmm
dickenmm
Wärmeleit- fähigkeit
Kapillare Leitfähigkeit
sorptions-fähigkeit
Holzwolleleichtbau- platten
2000 × 500 (600) 15, 25, 35, 50, 75, 100
– – +
Schilfrohr- platten
2000 × 1000 (1250) 20, 50 + – +
Holzfaserdämm-platten
1300 × 790 30, 40, 60, 80, 100
+ + +
Calciumsilikat-platten
1250 × 1000 ² 25, 30, 50 ² + + +
Mineralschaum-dämmplatten
580 × 380 60, 80, 100 + + +
1 Bei D = 50 mm, je nach Qualität auch niedrigere Lambda-Werte möglich.
2 Auch als dünne Fensterlaibungsplatten 500 × 250 × 15 mm verfügbar.
abb. 7.8:
mit vollflächigem
Kontaktschluss
angemörtelte
dämmplatte
Lehmbau-Praxis : 7 innendämmung mit Lehmbaustoffen 1497.5 baustoff- und bauteiLWerte
7.5 baustoff- und bauteilwerte
7.5.1 Wärmedämmung und feuchteschutz
tabelle 7.3: rohdichten, λ-Werte und μ-Werte ausgewählter üblicher baustoffe für innendämmungen
baustoff rohdichtekg / m³
λ-WertW m / K
μ-Werte
Holz- und Blähtonleichtlehm 600 0,17 5 / 10
Holz- und Blähtonleichtlehm 800 0,25 5 / 10
Blähglasleichtlehm 460 0,114* 5 / 10
Leichtlehm mit Kieselgur 300 0,08* 5 - 15*
Lehmsteinmauerwerk 700 750** 0,24 5 / 10
Lehmsteinmauerwerk 800 830** 0,27 5 / 10
Lehmsteinmauerwerk 1000 1000** 0,35 5 / 10
Lehmsteinmauerwerk 1200 1160** 0,45 5 / 10
Holzwolleleichtbauplatten 360 0,090 2 / 5
Schilfrohrplatten 140 - 160 0,065 1 - 3
Holzfaserdämmplatten 180 0,045 5
Calciumsilikatplatten 200 - 240 0,065 3 - 6
Mineralschaumdämmplatten 115 -130 0,045 3 - 5
* Nach Herstellerangaben.
** Unter Berücksichtigung des Mörtelanteils bei Mauerwerk 11,5 cm und Lehmmauermörtel 1000 kg / m³.
tabelle 7.4: u-Werte ohne und mit praxisüblich dimensionierten innendämmungen. rechnerische tauwas-
sernachweise sind im einzelfall zu führen.
bes
tand
unge
däm
mt
Leic
htle
hm
15 c
m
+ L
ehm
putz
LLst
-mau
erw
erk
11,5
+ 1
cm
+ L
ehm
putz
schi
lfro
hrpl
. /
Calc
.-sil
ikat
pl,
5 cm
+ L
ehm
putz
hfd
-Pla
tte
/ m
in.s
ch.d
pl. 6
cm
+ L
ehm
putz
Fachwerk 14 cm, Lehmausfachung700 kg / m³, Außen- und Innenputz
1,20 0,58 0,68 0,60 0,45
Fachwerk 14 cm, Lehmausfachung1200 kg / m³, Außen- und Innenputz
1,69 0,66 0,81 0,69 0,50
Fachwerk 14 cm, Ziegelausfachung1600 kg / m³, Innenputz
1,93 0,69 0,85 0,73 0,52
Lehmbau-Praxis : 10 sanierung historische Lehmbausubstanz 10.2 massivLehmtechniken220
Der Stampflehmbau ist bei Wohnbauten entgegen dem Lehmwellerbau nie in Kombi-
nation mit einem leichten Fachwerkobergeschoss anzutreffen. Bei zweigeschossigen
Stampflehmbauten findet man entweder ein Stampflehmobergeschoss auf einem
Erdgeschoss aus Natursteinmauerwerk oder aber – und das wesentlich häufiger – Erd-
geschoss und Obergeschoss sind komplett aus Stampflehm. Giebeldreiecke wurden
häufig aus Lehmsteinen aufgemauert oder auch gewellert. Die übliche Wanddicke ein-
oder zweigeschossiger Stampflehmbauten und auch Scheunen des 19. Jahrhunderts
beträgt 50 - 60 cm; bei Bauten nach dem Zweiten Weltkriegs oft nur noch 40 cm.
Die Höhe der einzelnen Stampfsegmente betrug ca. 60 - 80 cm, die Länge zwischen
2 und 4 m.
Die Stampflehmbauten der 1950er Jahre verfügen alle über eine Horizontalabdich-
tung in Form einer bituminierten Pappe, die gegen Beschädigung beim Stampfen mit
einer gemauerten Ziegelschicht überdeckt wurde (Abbildung 10.21).
In Deckenbalkenebene wurde die Wand häufig aus Lehmstein- oder Ziegelmauerwerk
ausgeführt, da der Schalungsaufwand um die Deckenbalkendurchdringungen herum
zu hoch war.
Öffnungen wurden vorwiegend mit flachen gemauerten Bögen oder Holzstürzen
überdeckt. Bei den DDR-Stampflehmbauten der späten 1950er Jahre wurden auch Ort-
betonstürze ausgeführt. Die Befestigung der Fenster erfolgte an in den Stampflehm
eingestampften konischen Hartholzdübeln (Abbildung 10.22). Bei Kastenfenstern
wurde häufig die äußere Fensterebene bündig mit der Wandoberfläche angeordnet,
um Spritzwasser im Übergang Fensterbank-Fensterlaibung zu vermeiden. Bei Gebäu-
abb. 10.21 (links):
vorbildliche sockel
ausbildung mit
horizontalsperre,
Lindenberg
(brandenburg)
abb. 10.22 (rechts):
holzsturz und keil
artige befestigungs
klötze neben dem
Fenster, Lindenberg
(brandenburg)
Lehmbau-Praxis : 10 sanierung historische Lehmbausubstanz 22110.2 massivLehmtechniken
den, bei denen die Fensterebene zurückspringt, wurde dieser Übergang mindestens
aus zwei Ziegellagen gemauert.
Bei einigen Stampflehmscheunen sind die Bereiche über den Toren gewellert statt
gestampft. Durch den Wechsel der Bauweise wurden während der Bauzeit weniger
Schwingungen in die noch empfindlichen Stampflehmwände eingetragen. Außer-
dem werden durch das geringere Gewicht des Wellerlehms weniger Lasten in den
Sturz eingetragen.
abb. 10.24 a und b:
an den oberflächen
eingestampfte ziegel
oder bruchsteinleisten
abb. 10.23:
stampflehmscheu
ne mit Wellerlehm
über den toren in
Jüdendorf (sachsen
anhalt, 2006)
Lehmbau-Praxis : 10 sanierung historische Lehmbausubstanz 10.3 FachwerkausFachungen244
10.3.1.1 geflecht mit strohlehmbewurf
Beim Geflecht mit Strohlehmbewurf wurden im ersten Arbeitsgang Staken zwischen
die Balken geklemmt. Aufgenommen wurden sie von Nuten, die zuvor mit Hammer
und Beil o. Ä. in die Fläche der Balkenflanken geschlagen wurden. Oft findet man nur
an einer Seite eine durchgehende Nut, ihr gegenüber kurze Schlitze oder gebohrte
Löcher (Abbildung 10.47). Die Tiefe der Nuten oder Schlitze beträgt meist 1 - 2 cm, die
Breite 2 - 3 cm. Die Entfernung der Nut von der äußeren Balkenbundseite war oft so
gewählt, dass nach außen nur der Einbau eines Flechtholzes und dessen Überzug mit
einer 1 cm dicken Strohlehmschicht Platz fanden. Abschließende Decklagen aus Fein-
putz wurden wenn überhaupt meist sehr dünn ausgeführt.
Als Staken bezeichnet man Langhölzer in Form von Latten oder Knüppeln, die zwischen
die Fachwerkbalken geklemmt wurden. Das Stakwerk ist in der Regel aus dem glei-
chen Holz wie die Primärkonstruktion, es sind jedoch auch abweichende Holzarten zu
abb. 10.47:
Prinzipskizze stakung
und Flechtwerk
abb. 10.48:
stakung oder
Flechtwerk in Form
eines Fächers
abb. 10.49:
gefach eines sächsi-
schen Fachwerkhauses
Lehmbau-Praxis : 10 sanierung historische Lehmbausubstanz 24510.3 FachwerkausFachungen
finden. Meist wurden die Staken durch Spalten gewonnen und mit dem Beil ringsum
grob zu einem rundlich oder elliptischpolygonen Querschnitt zugerichtet. Ebenfalls
verwendet wurden kleine Rundhölzer mit vollem Querschnitt. Splintholz wurde nicht
immer beseitigt, jede Stake hatte jedoch einen ausreichend stabilen Kern. Für den Ein-
bau wurden die Enden der Staken ein- oder zweiseitig, seltener rundum angespitzt.
Die Stakung war meist vertikal, jedoch auch horizontal ausgerichtet. Bei dreiecks-
oder trapezförmigen Feldern konnte die Stakung in Form eines Fächers angelegt
werden, alternativ wurde das Flechtwerk zum Fächer verzogen (Abbildung 10.48).
Insgesamt war man bestrebt, mit der Stakung die kürzere Ausdehnung eines Gefachs
zu überbrücken.
Die Staken wurden stramm zwischen die Balken geklemmt. Ihr Abstand untereinan-
der war so gewählt, dass die Flechtarbeit einerseits gut möglich war, andererseits
jedoch zu einem ausreichend stabilen Ergebnis führte. Sehr häufig findet man eine
Teilung der Gefache in zwei Felder, die Flechtarbeit ist so am einfachsten. Aufgrund
des zugebeilten und polygonen Querschnitts lag die äußere, am Pfosten anliegende
Stake nur punktuell an der Balkenflanke an. Vielfach wurde auch ein Abstand gelassen.
Als Hölzer für das Flechtwerk wurden biegsame Ruten gewählt, die sich leicht in das
Stakwerk einflechten ließen. Gleichzeitig mussten sie ausreichend stabil und mög-
lichst widerstandsfähig bei Feuchtebeanspruchung sein. In vielen Regionen wurden
schnell und gerade wachsende Weidenzweige bevorzugt, auch Hasel- oder andere
Zweige wurden verwendet. Die Ruten wurden zur besseren Verarbeitbarkeit auch
halb oder dreifach gespalten. Die Ruten wurden meist mit dem Beil schräg abgelängt
(Abbildung 10.49).
Die Ruten wurden zu einem annähernd rechtwinkeligen Gitter abwechselnd vor und
hinter die Staken geflochten. Auch ein kreuzweises Verflechten war verbreitet (Abbil-
dung 10.50). Die nicht scharfkantige Querschnittsform der Staken begünstigte das
abb. 10.50:
rechtwinklig und
kreuzweise verfloch-
tenes gefach
Lehmbau-Praxis : 11 baurechtLiche und baugewerbLiche asPekte 30111.3 kostengefüge
Putzgrund für den Kalkputz durch sorgfältiges Aufrauen (Stippen) des fri-schen Strohlehms mit dem Edelputzkratzer o. Ä. Auf der Innenseite einfa-cher Glattstrich zur Überdeckung der Stak- und Flechthölzer.
Fachwerkausfachungen: Ausfachung von Außenwänden mit Mauerwerk
aus Leichtlehmsteinen 70 - 115 min
Ausmauern der Gefache mit einem halbsteindicken (11,5 cm) Mauerwerk aus
Leichtlehmsteinen und Leichtlehmmauermörtel. Sorgfältige vollfugige Aus-
führung in werkgerechtem Verband. Verbinden der Ausfachung mit den Fach-
werkhölzern durch Einbau von Dreieckleisten. Mauerwerk außen mit einem
Rücksprung von 15 bis 18 mm zur äußeren Balkensichtfläche für den nachfol-
genden zweilagigen Kalkaußenputz ausführen. Scharfkantiges (nicht v-förmi-
ges) Auskratzen der Stoß- und Lagerfugen im frischen Mauerwerk in einer Tiefe
von 0,5 bis 1,0 cm zur Verbesserung der Haftung des Kalkputzes.
Fachwerkausfachungen: Luftkalkgrobputz mit Haarzusatz als Unterputz 20 - 25 min
Putzgrund gefachweise und ggf. mehrmals unmittelbar vor dem Putzauftrag
vornässen (Sprühnebel). Kalkputz als Unterputz mit dem Holzbrett aufziehen
und einarbeiten, alternativ schwungvolles Anwerfen mit der Maurerkelle. Her-
stellen einer rauen, griffigen und geeigneten Oberfläche für die nachfolgende
Putzlage. Putzdicke 8 / 10 mm.
Fachwerkausfachungen: Luftkalkfeinputz als Deckputz 20 - 25 min
Putzgrund gefachweise und ggf. mehrmals unmittelbar vor dem Putzauftrag
vornässen (Sprühnebel). Kalkputz als Deckputz aufziehen. Fluchtgerecht und
balkenbündig abgleichen. Oberfläche fein filzen / glätten, fertig für den nachfol-
genden Kalkanstrich. Putzdicke 4 - 6 mm.
11.3.2 bauteilkosten
tabelle 11.2: bauteilkostenvergleich
bauteilaufbau Lehm alternative 1 alternative 2 (einfach)
PUTZE, BEKLEIDUNGEN, ANSTRICHE
Lehmputz zweilagig
22,50 - 27,00 € / m²
Naturkalkputz zweilagig
20,50 - 22,50 € / m²
Gipsputz einlagigauf Vorspritz oder Grundierung+ Raufasertapete15,50 - 19,50 € / m²
Lehmputz einlagig
10,50 - 15,50 € / m²
Kalkputz einlagig
8,50 - 13,50 € / m²
Gipsputz einlagig+ Raufasertapete11,50 - 16,50 € / m²