13
21 2.4 EIGNUNGSPRüFUNG VON BAULEHM eine quantitative Aussage, anhand derer eine Charakterisierung des Baulehms erfol- gen kann. Bei der Bindekraftprüfung wird die Zugfestigkeit am erdfeuchten bis zähplastischen Probekörper bestimmt (Abbildung 2.8, genauer Aufbau und Ablauf siehe [DVL, 2009]). Die Bindekraft oder Klebekraft im erdfeuchten Zustand ist ein wesentliches Charak- teristikum der Lehmbaustoffe. Während bei zement- oder kalkgebundenen Massen bei dieser Konsistenz vor dem Beginn der chemischen Erhärtungsvorgänge lediglich schwache, auf die Gegenwart von Wasser beruhende Adhäsionskräfte vorliegen, ist die Tonbindung auch im plastischen Zustand existent – nur eben schwächer als im trockenen Zustand. Nach der beim Versuch aus der Bruchlast ermittelten Bruchspannung werden Bau- lehme wie in Tabelle 2.1 ersichtlich eingeteilt. Außerdem können aus dem Prüfwert erste Aussagen über die Eignung zur Herstellung bestimmter Lehmbaustoffe abgelei- tet werden. Lehme mit einer Bruchspannung von bis zu 0,005 N / mm² lassen sich durch die Binde- kraftprüfung nicht hinreichend genau unterscheiden. Ihre mögliche Eignung ist auf andere Art zu prüfen. Sie gelten nach den Lehmbau Regeln als „im Allgemeinen für den Lehmbau nicht geeignet“. Ausnahmen sind bspw. Lehme, die bereits über ein beson- ders günstiges Korngerüst verfügen und damit nahezu ohne weitere Zugabe von Zu- schlägen als Putzmörtel verwendet werden können, oder Baulehm mit einem hohen natürlichen Kalkgehalt (Abschnitt 2.4.2.5). Abb. 2.8: Form, Stampfer und Ver- suchsaufbau der Bindekraftprüfung (Achterlingsprüfung)

Lehmbau-Praxis : 2 rohstoff bauLehm 2.4 eignungsPrüfung ... · Lehmbau-Praxis : 2 rohstoff bauLehm 2.5 aufbereitung 25 ren, was sich in feuchten Flecken, Salzrändern und einem gelockerten

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Page 1: Lehmbau-Praxis : 2 rohstoff bauLehm 2.4 eignungsPrüfung ... · Lehmbau-Praxis : 2 rohstoff bauLehm 2.5 aufbereitung 25 ren, was sich in feuchten Flecken, Salzrändern und einem gelockerten

Lehmbau-Praxis : 2 rohstoff bauLehm 212.4 eignungsPrüfung von bauLehm

eine quantitative Aussage, anhand derer eine Charakterisierung des Baulehms erfol-

gen kann.

Bei der Bindekraftprüfung wird die Zugfestigkeit am erdfeuchten bis zähplastischen

Probekörper bestimmt (Abbildung 2.8, genauer Aufbau und Ablauf siehe [DVL, 2009]).

Die Bindekraft oder Klebekraft im erdfeuchten Zustand ist ein wesentliches Charak-

teristikum der Lehmbaustoffe. Während bei zement- oder kalkgebundenen Massen

bei dieser Konsistenz vor dem Beginn der chemischen Erhärtungsvorgänge lediglich

schwache, auf die Gegenwart von Wasser beruhende Adhäsionskräfte vorliegen, ist

die Tonbindung auch im plastischen Zustand existent – nur eben schwächer als im

trockenen Zustand.

Nach der beim Versuch aus der Bruchlast ermittelten Bruchspannung werden Bau-

lehme wie in Tabelle 2.1 ersichtlich eingeteilt. Außerdem können aus dem Prüfwert

erste Aussagen über die Eignung zur Herstellung bestimmter Lehmbaustoffe abgelei-

tet werden.

Lehme mit einer Bruchspannung von bis zu 0,005 N / mm² lassen sich durch die Binde-

kraftprüfung nicht hinreichend genau unterscheiden. Ihre mögliche Eignung ist auf

andere Art zu prüfen. Sie gelten nach den Lehmbau Regeln als „im Allgemeinen für den

Lehmbau nicht geeignet“. Ausnahmen sind bspw. Lehme, die bereits über ein beson-

ders günstiges Korngerüst verfügen und damit nahezu ohne weitere Zugabe von Zu-

schlägen als Putzmörtel verwendet werden können, oder Baulehm mit einem hohen

natürlichen Kalkgehalt (Abschnitt 2.4.2.5).

abb. 2.8: form,

stampfer und ver-

suchsaufbau der

bindekraftprüfung

(achterlingsprüfung)

Page 2: Lehmbau-Praxis : 2 rohstoff bauLehm 2.4 eignungsPrüfung ... · Lehmbau-Praxis : 2 rohstoff bauLehm 2.5 aufbereitung 25 ren, was sich in feuchten Flecken, Salzrändern und einem gelockerten

Lehmbau-Praxis : 2 rohstoff bauLehm 252.5 aufbereitung

ren, was sich in feuchten Flecken, Salzrändern und einem gelockerten Oberflächen-

gefüge äußern kann. Dabei ist auch von Bedeutung, welche Salze vorliegen. Leicht

lösliche Nitrate sind grundsätzlich problematischer als die schwerer löslichen Sulfate.

Es muss berücksichtigt werden, dass leicht lösliche Salze durch ihre hygroskopischen

Eigenschaften die Baustofffeuchte auch ohne aufsteigende Feuchte oder Bewitterung

heraufsetzen. Durch diesen Effekt können Festigkeit und Farbe erheblich beeinflusst

werden (Abbildung 2.10).

Es wäre nicht zielführend, für Baulehme Grenzsalzgehalte anzugeben. Dies liegt darin

begründet, dass die Baulehme in verschiedenen Mischungsverhältnissen abgemagert

werden und damit der Salzgehalt verdünnt wird. Weiterhin können Zuschläge oder

auch das Anmachwasser Salze enthalten. Grenzsalzgehalte wurden deshalb in den

Normen 18945 bis 18947 gleichlautend für die dort genormten Lehmbaustoffe und

nicht für Baulehm festgelegt (siehe z. B. Kapitel 4, Lehmputze). Die Werte können auch

auf andere Lehmbaustoffe übertragen werden.

2.5 aufbereitung

Unter Aufbereitung versteht man die Arbeitsgänge, mit denen ein Baulehm für die Ver-

arbeitung zum Baustoff vorbereitet wird. Ziel der Aufbereitung ist, dass der Baulehm

für die Weiterverarbeitung entsprechend den Anforderungen homogen und ohne stö-

rende Bestandteile vorliegt und die Tonminerale im Lehmbaustoff ihre Bindemittel-

wirkung entfalten können, d. h. aufgeschlossen sind.

Grubenlehme werden heute in der Regel maschinell, also mechanisch, aufbereitet.

Die mechanische Aufbereitung kann durch natürliche Prozesse unterstützt oder bes-

tenfalls sogar ersetzt werden. Dabei ist jedoch mehr Zeit einzuplanen.

Welches Aufbereitungsverfahren gewählt wird, hängt von zahlreichen Randbedin-

gungen, aber zuallererst vom Baulehm ab.

abb. 2.10: Dunkle

stellen infolge hy­

groskopisch erhöhter

feuchte durch die

Verwendung einzelner

salzbelasteter Lehm­

steine und ihre mess­

technische erfassung

(Jahili fort, al­ain,

uae)

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Lehmbau-Praxis : 2 rohstoff bauLehm 2.5 aufbereitung26

2.5.1 natürliche aufbereitung des baulehms

Natürliche Aufbereitungsmethoden werden vor allem dann eingesetzt, wenn Lehm-

baustoffe aus vor Ort anstehendem Baulehm hergestellt werden sollen. Es wird zwi-

schen folgenden Verfahren unterschieden:

sumpfen

Beim Sumpfen ruht Baulehm im nassen Zustand. Nach einer gewissen Zeit sind alle

Tonmineralteilchen im Anmachwasser dispergiert, was dazu führt, dass zwischen

den Kristalliten nur noch schwache Bindungskräfte vorhanden sind und der Baulehm

schon durch leichtes Rühren homogen durchmischt werden kann. Wie lange es dau-

ert, bis die Tonpartikel im Wasser dispergiert sind, hängt von der Größe der eventuell

vorhandenen Tonklumpen und der Art bzw. Größe der Tonminerale ab. Bei stark quel-

lenden Tonen gibt es abdichtende Effekte, sodass der Aufschluss mehrere Wochen bis

Monate dauern kann. Bei sehr mageren bis mageren Lehmen ist bereits beim Sumpfen

über Nacht ein weitreichender Aufschluss eingetreten.

aussommern

Beim Aussommern ruht Baulehm im wechselfeuchten, mindestens aber erdfeuchten

Zustand. Die Bindung zwischen den Tonmineralteilchen wird geschwächt, wodurch

der Lehm besser gesiebt oder durchmischt werden kann. Die Methode ist weniger

schnell und weniger wirksam als das Sumpfen, jedoch steht der Baulehm dann auch

im nahezu erdfeuchten Zustand zur Verfügung, wie es für Stampflehm zwingend not-

wendig ist.

auswintern

Beim Auswintern ruht Baulehm im wechselfeuchten, mindestens aber erdfeuchten

Zustand unter Frost-Tau-Wechsel. In Ergänzung zum Aussommern wird durch Frost-

sprengungen das Gefüge wirkungsvoll gelockert und dadurch auch sehr inhomogene

Baulehme gleichmäßig aufgeschlossen. Sie können anschließend durch einfaches

Aufmischen homogenisiert werden. Die Abmessungen der zum Auswintern anzule-

genden Miete sind auf die zu erwartende Frosteindringtiefe abzustimmen.

2.5.2 mechanische aufbereitung des baulehms

Zur mechanischen Aufbereitung zählen die mechanischen Aufschlussprozesse sowie

das Sieben.

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Lehmbau-Praxis : 4 LehmPutze 4.3 untergründe von LehmPutzen64

geglättete Putzoberflächen

tabelle 4.3: merkmale von Qualitätsstufen für innenputze mit geglätteten Putzoberflächen

Q1 Q2 Q3 Q4

anforderungen – Standardqualität, genügt üblichen Anforderungen an Wand- und De-ckenflächen

Erhöhte Anforderungen, nur durch zusätzliche, über die Standardqua-lität Q2 hinausgehende Maßnah-men zu erreichen

Höchste Anforderungen, nur durch zusätzliche, über Q3 hinaus-gehende Maßnahmen zu erreichen

eignung – – dekorative Oberputze > 1,0 mm

– Mittel- bis grobstrukturier-te Wandbekleidungen, z. B. Raufasertapeten Körn RM / RG DIN 6742

– Matte, gefüllte Anstriche und Beschichtungen, z. B. Disper-sionsanstrich, die mit grober Lammfell- oder Strukturrolle aufgetragen werden

– dekorative Oberputze < 1,0 mm

– Fein strukturierte Wandbeklei-dungen

– Matte, fein strukturierte Anstri-che und Beschichtungen

Glatte oder strukturierte Wandbe-kleidungen mit Glanz, z. B.:

– Metall, Vinyl- oder Seidentapeten

– Lasuren oder Anstriche / Be-schichtungen bis zum mittle-ren Glanz

– Spachtel- und Glättetechniken

ebenheits- toleranzen

din 182021997-4tab. 3, zeile 6 o. 7

– Messpunktabst. in m bis Messpunktabst. in m bis Messpunktabst. in m bis

0,1 1 4 10 15 0,1 1 4 10 15 0,1 1 4 10 15

Stichmaßgrenzwert mm Stichmaßgrenzwert mm Stichmaßgrenzwert mm

3 5 10 20 25 3 5 10 20 25 2 3 8 15 20

ausführung – Einlagig: Nach dem Putzauftrag des Gipsputzes oder gipshaltigen Putzes auf ggf. vorbehandelten Putzgrund erfolgen das Abziehen und das Ausrichten des Putzes. Durch zusätzliches Filzen wird die so aufgeschlämmte Fläche anschließend geglättet.

Zweilagig: Geeignete Putzglätte wird auf einen ggf. vorbehandelten, planeben rau abgezogenen, ab-gebundenen Unterputz aus Gips-, Gipskalk-, Kalkgips-, Kalk- oder Kalkzementputz aufgetragen.

Alle Ausführungen wie Q2. Zusätzlich wird in einem weiteren Arbeitsgang die Putzoberfläche entweder mit einem Glättgang oder mit einem Glättputzauf-trag überarbeitet.

Putz muss erhöhten Anforderungen an die Ebenheit entsprechen. Dazu sind i. Allg. Unterputzprofile oder Putzleisten einzusetzen (ggf. nach Unterputzauftrag entfernen und materialgleich ersetzen).

Alle Ausführungen wie Q3. Zusätz-lich vollflächiges Überarbeiten der Oberfläche mit einem geeigneten Spachtel- oder Glättputzmaterial.

In Einzelfällen (glänzende Beschich-tungen, Lackierungen, Lacktape-ten) sind weitere Maßnahmen (z. B. mehrmaliges Spachteln und Schleifen) zur Vorbereitung der Oberfläche notwendig.

grenzen – Vereinzelte Abzeichnungen wie z. B. Traufelstriche sind nicht auszu-schließen.

Schattenfreiheit bei Streiflicht kann nicht erreicht werden.

Bearbeitungsspuren wie z. B. Traufelstriche werden weitgehend vermieden. Grad und Umfang sind gegenüber Q2 geringer.

Bei Streiflicht sichtbar werdende Abzeichnungen sind nicht ganz auszuschließen.

Möglichkeit von Abzeichnungen ist minimiert, unerwünschte Effekte wie z. B. Schattierung bei Streiflicht weitgehend vermieden.

Beleuchtungsverhältnisse der späteren Nutzung müssen zum Ausführungszeitpunkt bekannt und möglichst schon gegeben sein. Zu beachten sind die handwerklichen Grenzen der Ausführung vor Ort. Putzflächen, die auch bei Einwir-kung von Streiflicht absolut eben und schattenfrei erscheinen, sind handwerklich nicht ausführbar.

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Lehmbau-Praxis : 4 LehmPutze 4.5 Verarbeitung72

Trockene Mörtel können auch mit Durchlaufmischern, also üblichen Gipsputzmaschi-

nen, verarbeitet werden. Das trockene Material wird per Zellen- oder Sternrad in eine

Mischkammer mit Mischwendel befördert. Die Verweildauer des Mörtels in der Misch-

kammer und die Kontaktzeit mit dem Mischwasser ist sehr kurz (Abbildungen 4.13

und 4.14).

Nicht nur der Wasserkontakt, sondern auch eine innige Durchmischung sorgt für bes-

sere Verarbeitungs- und Festigkeitseigenschaften. Darum sind Nachmischaggregate

zu empfehlen, die zwischen Putzmaschinenausgang und dem ersten Schlauch einge-

baut werden (Abbildung 4.15).

abb. 4.13: Putzmaschi-

ne (Durchlaufmischer)

PFt g4 mit halbste-

hendem zellenrad und

mischwendel [Foto u.

zeichnung PFt]

abb. 4.14: Putzmaschi-

ne (Durchlaufmischer)

Putzmeister mP25 mit

liegendem sternrad

und mischwendel

[Foto u. zeichnung

Putzmeister]

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Lehmbau-Praxis : 4 LehmPutze 4.5 Verarbeitung76

Für Lehmputze können Putzprofile aus allen gebräuchlichen Werkstoffen verwendet

werden. Bei korrosionsfähigen Materialien ist die ggf. längere Feuchtebelastung wäh-

rend der Trocknungszeit zu bedenken sowie der Umstand, dass der Lehmputz später

keine korrosionshemmende Wirkung hat.

Wenn Eckschutzprofile verwendet werden, so sind sie besonders gut mit Ansetzbinder

festzusetzen, da Lehmputze die Profile vergleichsweise gering am Untergrund fixieren

(Abbildung 4.20).

Die Arbeit mit Unterputzprofilen kann bei Lehmputzen wegen der vergleichsweise

starken Schwindung ggf. zur Rissbildung führen. Profile, die nicht wieder entfernt

werden können, sollen zumindest mit einer Streifenbewehrung versehen werden.

Dazu ist Fugenband geeignet (Abbildung 4.21).

Mit Abschlussprofilen, bspw. aus Edelstahl, lassen sich elegante Begrenzungen der

Lehmputzflächen herstellen. Bei Farbputzen ist darauf zu achten, dass die Schenkel

der Profile vom Unterputz überdeckt sind; das nicht saugfähige Metall könnte sich

sonst in der Oberfläche abzeichnen (Abbildung 4.22).

Zu großen Fenstern, Fenstertüren und ähnlich dynamisch schwingenden Bauelemen-

ten sind Abschlussprofile mit ausreichendem Abstand zu versetzen.

Bei Anschlüssen in Raumecken ist zu bedenken, dass die zuerst erstellten Flächen

durch die Bearbeitung der neuen Flächen im Anschlussbereich verletzt werden kön-

nen. Besonders Farbputze sind ggf. durch Abklebungen zu schützen, dies gilt z. B. auch

bei Farbwechseln übereck. Zum Abkleben muss der Putz vollständig trocken sein. Auch

Farbwechsel auf der Fläche werden mithilfe von Abklebungen ausgeführt.

abb. 4.21: unterputzprofil mit strei-

fenbewehrung

abb. 4.22: abschlussprofile zur

ausbildung von schattennuten an

holzleisten, Profilschenkel mit ein-

fachem zuschnitt und abkantung

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Lehmbau-Praxis : 7 innendämmung mit Lehmbaustoffen 7.4 angemörteLte dämmPLatten146

Um einen flächigen Kontakt zwischen Platte und Klebelage zu gewährleisten, werden

die Platten der meisten Sorten unmittelbar nach dem Ansetzen mit langen Schrauben

und Unterlegscheiben, Schlagdübeln oder WDVS-Befestigungsmitteln fest ins Mörtel-

bett gepresst. Als Faustregel gilt, dass mit mindestens 5 Befestigungspunkten / m² ge-

arbeitet werden soll. Die gut fixierten Platten können nach kurzer Antrockenzeit des

Klebemörtels verputzt werden.

tabelle 7.2: Produktmerkmale und bauphysikalische beurteilung ausgewählter handelsüblicher

Wärmedämmplatten

abmessungenmm

dickenmm

Wärmeleit- fähigkeit

Kapillare Leitfähigkeit

sorptions-fähigkeit

Holzwolleleichtbau- platten

2000 × 500 (600) 15, 25, 35, 50, 75, 100

– – +

Schilfrohr- platten

2000 × 1000 (1250) 20, 50 + – +

Holzfaserdämm-platten

1300 × 790 30, 40, 60, 80, 100

+ + +

Calciumsilikat-platten

1250 × 1000 ² 25, 30, 50 ² + + +

Mineralschaum-dämmplatten

580 × 380 60, 80, 100 + + +

1 Bei D = 50 mm, je nach Qualität auch niedrigere Lambda-Werte möglich.

2 Auch als dünne Fensterlaibungsplatten 500 × 250 × 15 mm verfügbar.

abb. 7.8:

mit vollflächigem

Kontaktschluss

angemörtelte

dämmplatte

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Lehmbau-Praxis : 7 innendämmung mit Lehmbaustoffen 1497.5 baustoff- und bauteiLWerte

7.5 baustoff- und bauteilwerte

7.5.1 Wärmedämmung und feuchteschutz

tabelle 7.3: rohdichten, λ-Werte und μ-Werte ausgewählter üblicher baustoffe für innendämmungen

baustoff rohdichtekg / m³

λ-WertW m / K

μ-Werte

Holz- und Blähtonleichtlehm 600 0,17 5 / 10

Holz- und Blähtonleichtlehm 800 0,25 5 / 10

Blähglasleichtlehm 460 0,114* 5 / 10

Leichtlehm mit Kieselgur 300 0,08* 5 - 15*

Lehmsteinmauerwerk 700 750** 0,24 5 / 10

Lehmsteinmauerwerk 800 830** 0,27 5 / 10

Lehmsteinmauerwerk 1000 1000** 0,35 5 / 10

Lehmsteinmauerwerk 1200 1160** 0,45 5 / 10

Holzwolleleichtbauplatten 360 0,090 2 / 5

Schilfrohrplatten 140 - 160 0,065 1 - 3

Holzfaserdämmplatten 180 0,045 5

Calciumsilikatplatten 200 - 240 0,065 3 - 6

Mineralschaumdämmplatten 115 -130 0,045 3 - 5

* Nach Herstellerangaben.

** Unter Berücksichtigung des Mörtelanteils bei Mauerwerk 11,5 cm und Lehmmauermörtel 1000 kg / m³.

tabelle 7.4: u-Werte ohne und mit praxisüblich dimensionierten innendämmungen. rechnerische tauwas-

sernachweise sind im einzelfall zu führen.

bes

tand

unge

däm

mt

Leic

htle

hm

15 c

m

+ L

ehm

putz

LLst

-mau

erw

erk

11,5

+ 1

cm

+ L

ehm

putz

schi

lfro

hrpl

. /

Calc

.-sil

ikat

pl,

5 cm

+ L

ehm

putz

hfd

-Pla

tte

/ m

in.s

ch.d

pl. 6

cm

+ L

ehm

putz

Fachwerk 14 cm, Lehmausfachung700 kg / m³, Außen- und Innenputz

1,20 0,58 0,68 0,60 0,45

Fachwerk 14 cm, Lehmausfachung1200 kg / m³, Außen- und Innenputz

1,69 0,66 0,81 0,69 0,50

Fachwerk 14 cm, Ziegelausfachung1600 kg / m³, Innenputz

1,93 0,69 0,85 0,73 0,52

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Lehmbau-Praxis : 10 sanierung historische Lehmbausubstanz 10.2 massivLehmtechniken220

Der Stampflehmbau ist bei Wohnbauten entgegen dem Lehmwellerbau nie in Kombi-

nation mit einem leichten Fachwerkobergeschoss anzutreffen. Bei zweigeschossigen

Stampflehmbauten findet man entweder ein Stampflehmobergeschoss auf einem

Erdgeschoss aus Natursteinmauerwerk oder aber – und das wesentlich häufiger – Erd-

geschoss und Obergeschoss sind komplett aus Stampflehm. Giebeldreiecke wurden

häufig aus Lehmsteinen aufgemauert oder auch gewellert. Die übliche Wanddicke ein-

oder zweigeschossiger Stampflehmbauten und auch Scheunen des 19. Jahrhunderts

beträgt 50 - 60 cm; bei Bauten nach dem Zweiten Weltkriegs oft nur noch 40 cm.

Die Höhe der einzelnen Stampfsegmente betrug ca. 60 - 80 cm, die Länge zwischen

2 und 4 m.

Die Stampflehmbauten der 1950er Jahre verfügen alle über eine Horizontalabdich-

tung in Form einer bituminierten Pappe, die gegen Beschädigung beim Stampfen mit

einer gemauerten Ziegelschicht überdeckt wurde (Abbildung 10.21).

In Deckenbalkenebene wurde die Wand häufig aus Lehmstein- oder Ziegelmauerwerk

ausgeführt, da der Schalungsaufwand um die Deckenbalkendurchdringungen herum

zu hoch war.

Öffnungen wurden vorwiegend mit flachen gemauerten Bögen oder Holzstürzen

überdeckt. Bei den DDR-Stampflehmbauten der späten 1950er Jahre wurden auch Ort-

betonstürze ausgeführt. Die Befestigung der Fenster erfolgte an in den Stampflehm

eingestampften konischen Hartholzdübeln (Abbildung 10.22). Bei Kastenfenstern

wurde häufig die äußere Fensterebene bündig mit der Wandoberfläche angeordnet,

um Spritzwasser im Übergang Fensterbank-Fensterlaibung zu vermeiden. Bei Gebäu-

abb. 10.21 (links):

vorbildliche sockel­

ausbildung mit

horizontalsperre,

Lindenberg

(brandenburg)

abb. 10.22 (rechts):

holzsturz und keil­

artige befestigungs­

klötze neben dem

Fenster, Lindenberg

(brandenburg)

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Lehmbau-Praxis : 10 sanierung historische Lehmbausubstanz 22110.2 massivLehmtechniken

den, bei denen die Fensterebene zurückspringt, wurde dieser Übergang mindestens

aus zwei Ziegellagen gemauert.

Bei einigen Stampflehmscheunen sind die Bereiche über den Toren gewellert statt

gestampft. Durch den Wechsel der Bauweise wurden während der Bauzeit weniger

Schwingungen in die noch empfindlichen Stampflehmwände eingetragen. Außer-

dem werden durch das geringere Gewicht des Wellerlehms weniger Lasten in den

Sturz eingetragen.

abb. 10.24 a und b:

an den oberflächen

eingestampfte ziegel­

oder bruchsteinleisten

abb. 10.23:

stampflehmscheu­

ne mit Wellerlehm

über den toren in

Jüdendorf (sachsen­

anhalt, 2006)

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Lehmbau-Praxis : 10 sanierung historische Lehmbausubstanz 10.3 FachwerkausFachungen244

10.3.1.1 geflecht mit strohlehmbewurf

Beim Geflecht mit Strohlehmbewurf wurden im ersten Arbeitsgang Staken zwischen

die Balken geklemmt. Aufgenommen wurden sie von Nuten, die zuvor mit Hammer

und Beil o. Ä. in die Fläche der Balkenflanken geschlagen wurden. Oft findet man nur

an einer Seite eine durchgehende Nut, ihr gegenüber kurze Schlitze oder gebohrte

Löcher (Abbildung 10.47). Die Tiefe der Nuten oder Schlitze beträgt meist 1 - 2 cm, die

Breite 2 - 3 cm. Die Entfernung der Nut von der äußeren Balkenbundseite war oft so

gewählt, dass nach außen nur der Einbau eines Flechtholzes und dessen Überzug mit

einer 1 cm dicken Strohlehmschicht Platz fanden. Abschließende Decklagen aus Fein-

putz wurden wenn überhaupt meist sehr dünn ausgeführt.

Als Staken bezeichnet man Langhölzer in Form von Latten oder Knüppeln, die zwischen

die Fachwerkbalken geklemmt wurden. Das Stakwerk ist in der Regel aus dem glei-

chen Holz wie die Primärkonstruktion, es sind jedoch auch abweichende Holzarten zu

abb. 10.47:

Prinzipskizze stakung

und Flechtwerk

abb. 10.48:

stakung oder

Flechtwerk in Form

eines Fächers

abb. 10.49:

gefach eines sächsi-

schen Fachwerkhauses

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Lehmbau-Praxis : 10 sanierung historische Lehmbausubstanz 24510.3 FachwerkausFachungen

finden. Meist wurden die Staken durch Spalten gewonnen und mit dem Beil ringsum

grob zu einem rundlich oder elliptischpolygonen Querschnitt zugerichtet. Ebenfalls

verwendet wurden kleine Rundhölzer mit vollem Querschnitt. Splintholz wurde nicht

immer beseitigt, jede Stake hatte jedoch einen ausreichend stabilen Kern. Für den Ein-

bau wurden die Enden der Staken ein- oder zweiseitig, seltener rundum angespitzt.

Die Stakung war meist vertikal, jedoch auch horizontal ausgerichtet. Bei dreiecks-

oder trapezförmigen Feldern konnte die Stakung in Form eines Fächers angelegt

werden, alternativ wurde das Flechtwerk zum Fächer verzogen (Abbildung 10.48).

Insgesamt war man bestrebt, mit der Stakung die kürzere Ausdehnung eines Gefachs

zu überbrücken.

Die Staken wurden stramm zwischen die Balken geklemmt. Ihr Abstand untereinan-

der war so gewählt, dass die Flechtarbeit einerseits gut möglich war, andererseits

jedoch zu einem ausreichend stabilen Ergebnis führte. Sehr häufig findet man eine

Teilung der Gefache in zwei Felder, die Flechtarbeit ist so am einfachsten. Aufgrund

des zugebeilten und polygonen Querschnitts lag die äußere, am Pfosten anliegende

Stake nur punktuell an der Balkenflanke an. Vielfach wurde auch ein Abstand gelassen.

Als Hölzer für das Flechtwerk wurden biegsame Ruten gewählt, die sich leicht in das

Stakwerk einflechten ließen. Gleichzeitig mussten sie ausreichend stabil und mög-

lichst widerstandsfähig bei Feuchtebeanspruchung sein. In vielen Regionen wurden

schnell und gerade wachsende Weidenzweige bevorzugt, auch Hasel- oder andere

Zweige wurden verwendet. Die Ruten wurden zur besseren Verarbeitbarkeit auch

halb oder dreifach gespalten. Die Ruten wurden meist mit dem Beil schräg abgelängt

(Abbildung 10.49).

Die Ruten wurden zu einem annähernd rechtwinkeligen Gitter abwechselnd vor und

hinter die Staken geflochten. Auch ein kreuzweises Verflechten war verbreitet (Abbil-

dung 10.50). Die nicht scharfkantige Querschnittsform der Staken begünstigte das

abb. 10.50:

rechtwinklig und

kreuzweise verfloch-

tenes gefach

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Lehmbau-Praxis : 11 baurechtLiche und baugewerbLiche asPekte 30111.3 kostengefüge

Putzgrund für den Kalkputz durch sorgfältiges Aufrauen (Stippen) des fri-schen Strohlehms mit dem Edelputzkratzer o. Ä. Auf der Innenseite einfa-cher Glattstrich zur Überdeckung der Stak- und Flechthölzer.

Fachwerkausfachungen: Ausfachung von Außenwänden mit Mauerwerk

aus Leichtlehmsteinen 70 - 115 min

Ausmauern der Gefache mit einem halbsteindicken (11,5 cm) Mauerwerk aus

Leichtlehmsteinen und Leichtlehmmauermörtel. Sorgfältige vollfugige Aus-

führung in werkgerechtem Verband. Verbinden der Ausfachung mit den Fach-

werkhölzern durch Einbau von Dreieckleisten. Mauerwerk außen mit einem

Rücksprung von 15 bis 18 mm zur äußeren Balkensichtfläche für den nachfol-

genden zweilagigen Kalkaußenputz ausführen. Scharfkantiges (nicht v-förmi-

ges) Auskratzen der Stoß- und Lagerfugen im frischen Mauerwerk in einer Tiefe

von 0,5 bis 1,0 cm zur Verbesserung der Haftung des Kalkputzes.

Fachwerkausfachungen: Luftkalkgrobputz mit Haarzusatz als Unterputz 20 - 25 min

Putzgrund gefachweise und ggf. mehrmals unmittelbar vor dem Putzauftrag

vornässen (Sprühnebel). Kalkputz als Unterputz mit dem Holzbrett aufziehen

und einarbeiten, alternativ schwungvolles Anwerfen mit der Maurerkelle. Her-

stellen einer rauen, griffigen und geeigneten Oberfläche für die nachfolgende

Putzlage. Putzdicke 8 / 10 mm.

Fachwerkausfachungen: Luftkalkfeinputz als Deckputz 20 - 25 min

Putzgrund gefachweise und ggf. mehrmals unmittelbar vor dem Putzauftrag

vornässen (Sprühnebel). Kalkputz als Deckputz aufziehen. Fluchtgerecht und

balkenbündig abgleichen. Oberfläche fein filzen / glätten, fertig für den nachfol-

genden Kalkanstrich. Putzdicke 4 - 6 mm.

11.3.2 bauteilkosten

tabelle 11.2: bauteilkostenvergleich

bauteilaufbau Lehm alternative 1 alternative 2 (einfach)

PUTZE, BEKLEIDUNGEN, ANSTRICHE

Lehmputz zweilagig

22,50 - 27,00 € / m²

Naturkalkputz zweilagig

20,50 - 22,50 € / m²

Gipsputz einlagigauf Vorspritz oder Grundierung+ Raufasertapete15,50 - 19,50 € / m²

Lehmputz einlagig

10,50 - 15,50 € / m²

Kalkputz einlagig

8,50 - 13,50 € / m²

Gipsputz einlagig+ Raufasertapete11,50 - 16,50 € / m²