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7/30/2019 Lenin - Werke 6 http://slidepdf.com/reader/full/lenin-werke-6 1/579 PROLETARIER ALLER LÄNDER, VEREINIGT EUCH! LENIN WERKE 6

Lenin - Werke 6

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    PROLETARIER ALLER LNDER, VEREINIGT EUCH!

    LENINWERKE

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    HERAUSGEGEBEN AUF BESCHLUSSDES IX. PARTEITAGES DER KPR(B) UND DESII . SOWJETKONGRESSES DER UdSSRDIE DEUTSCHE AUSGABE ERSCHEINTAUF BESCHLUSS DES ZENTRALKOMITEESDER SOZIALISTISCHEN EINHEITSPARTEIDEUTSCHLANDS

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    MA RX-ENGELS-LENIN-STALIN-INSTITUT BEIM ZK DER KPdSU

    WI.LENINWERKE

    INS DEUTSCHE BERTRAGENNACH DER VIERTEN RUSSISCHEN AUSGABEDIE DEUTSCHE AUSGABEWIRD VOM MARX-ENGELS-LENIN-STALIN-INSTITUTBEIM ZENTRALKOMITEE DER SED BESORGT

    D I E T Z V E R L A G B E R L I N1956

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    W I . L E N I NBAND 6

    JANUAR 1902-AUGU ST 1903

    DIETZ VERLAG BERLIN1956

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    Rassischer Origiualtitel:B . H.JIEHHH COIHHEHHS

    Dietz Verlag GmbH, Berlin 1. Auflage 1956 - Printed in Germany Alle Rechtevorbehalten Gestaltung und Typographie: Dietz Entwurf Papierfonnat: 61X86 cm

    Verlagsbogen: 37 Druckbogen: 35,75 Lizenznummer 1Satz und Druck: VEB Offizin Andersen Nex in Leipzig 111/18/38

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    VII

    V O R W O R T

    Die in Band 6 enthaltenen Arbeiten schrieb W. I. Lenin von Januar 1902bis Augast 1903.Den Band erffnen Materialien zur A usarbeitung des Programms derSozialdemokratischen A rbeiterpartei R ulands", ans denen zu ersehen ist,welchen Kampf Lenin innerhalb der Iskra"-Redaktion fr die Ausarbei-tung eines revolutionren Programms der Partei der Arbeiterklasse ge-fhrt hat.Einen wesentlichen Raum nehmen in dem Band Schriften ber dieAgrar- und Bauemfrage und ber die Lehre vom Bndnis der Arbeiter-klasse mit der Bauernschaft ein: Das Agrarprogramm der russischenSozialdemokratie", die Broschre An die Dorfarmut" u. a. Arbeiten.Mit der Ausarbeitung der nationalen Frage, dem Kampf gegen brger-lichen und kleinbrgerlichen Nationalismus befassen sich u.a . die AufstzeDie nationale Frage in unserem Programm" und Braucht das jdischeProletariat eine selbstndige politische Partei'?".Gegen die Sozialrevolutionre sind im vorliegenden Band u. a. folgendeSchriften gerichtet: Revolutionres Abenteurertum", Die Hauptthesegegen die Sozialrevolutionre", Warum mu die Sozialdemokratie denSozialrevolutionren einen entschiedenen und rcksichtslosen Kampf an-sagen?"Die Artikel Die Selbstherrschaft w an k t. .. ", Herr Struve, von seinemMitarbeiter entlarvt" und Politischer Kampf und politische Kannegiee-rei" zeigen Lenins Kampf gegen den brgerlichen Liberalismus.Der Brief an einen Genossen ber unsere organisatorischen Aufgaben"und der Entwurf des Statuts der SDAPR" dienen der Ausarbeitung derorganisatorischen Grundstze der marxistischen Partei.

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    VIH VorwortLenins Ttigkeit bei der Vorbereitung und Durchfhrung des Partei-

    tags kennzeichnen die in diesem Band enthaltene Schrift ber die Be-richte der Komitees und Gruppen der SDAPR an den allgemeinen Partei-tag" sowie die Resolutionsentwrfe und Reden auf dem II. Parteitag derSDAPR.Zum erstenmal in den Werken W. I. Lenins werden im vorliegendenBand folgende Schriften verffentlicht: ber Demonstrationen", berdie Aufgaben der sozialdemokratischen Bewegung", Die Hauptthesegegen die Sozialrevolutionre", An die Mittelschler", Bruchstckeines Artikels gegen die Sozialrevolutionre", Entwurf eines Schreibensdes russischen Organisationskomitees an die Auslandsliga, den Auslands-bund und das Auslandskomitee des .Bund'", Die marxistischen Auffas-sungen von der Agrarfrage in Europa und in Ruland", Plan eines Arti-kels gegen die Sozialrevolutionre", Erste Rede bei der Errterung desParteistatuts", Rede ber das Verhltnis zur studierenden Jugend" undDas letzte W ort des bundistischen Nationalismus".

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    MATERIALIENZUR AUSARBEITUNG DES PROGRAMMS

    DER SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEIRUSSLANDS 1

    Qesdhrieben "JanuarApril 1902. Jiadi dem Manuskript.Zuerst verffentlidit i924 imenin-Sammelband II.

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    Erste Seite von W . I. Lenins ManuskriptEntwurf des Programms der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rulands"1902Verkleinert

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    BEMERKUNGEN ZUM ERSTENPROGRAMMENTWURF PLECHANOWST E X T P L E C H A N O W S

    I. Die w ichtigste konomische Eigen-tmlichkeit der modernen Gesellschaftist, da in ihr kapitalistische Produk-tionsverhltnisse herrschen,

    B E M E R K U N G E N L E N I N SSeite 1. N r. 1 D er Kapitalis-mus ist keine Eigentmlichkeit"der mo derne n Gesellschaft, sondernihre konomische Struktur, ihr ko-nomisches System usw.

    d. h., da die Mittel der W arenp ro-duktion und -Zirkulation der zahlen-mig sehr kleinen Klasse der Kapi-talisten gehren,N r. 2 Die Produktionsmittelgehren nicht nur den Kapitalisten,sondern auch den Grundeigent-mern und Kleinproduzenten.

    whrend die Mehrheit der Bevlke-rung aus Proletariern besteht, N r. 3 - Das Proleta riat ist invielen Lndern nicht die Mehrheitder Bevlkerung.die nichts besitzen als ihre Arbeits-kraft und nur existieren knnen, wennsie diese verkaufen.Infolgedessen gert diese Mehrheit indie abhngige Lage von Lohnarbei-tern, die durch ihre Arbeit das Ein-kommen der Kapitalisten schaffen.

    N r. 4 Da s Proletariat besitzteinige Konsumtionsmittel (und zumTeil auch Produktionsmittel).

    Seite 2 . N r. 5. + der Gr und -eigentmer.

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    WJ.MeninII . Der Herrschaftsbereich der ka-

    pitalistischen Produktionsverhltnissedehnt sich immer mehr aus in demMae, wie die unaufhrliche Vervoll-kommnung der Technikdie wirtschaftliche Bedeutung derGrobetriebe erhht und dadurch

    die Zahl der selbstndigen Kleinpro-duzenten verringert, ihre Rolle imwirtschaftlichen Leben der Gesell-schaft beschrnkt,

    ja, sie mancherorts geradezu in Vasal-len und Tributpflichtige der Gro-unternehmer verwandelt.

    Zu Seite 2. Nicht die Vervoll-kommnung der Technik, sonderndas Privateigentum expropriiertund verelendet* den Kleinprodu-zenten.

    Nr . 6 - und dadurch"?? Anund fr sich kann die Entwicklungder Technik die wirtschaftliche Be-deutung der G robetr iebe nicht er -hhen. Die Entwicklung der Tech-nik (+ eine Reihe konomischerUmwandlungen wie der Absatzbe-dingungen etc.) fhrt zur Ver-drngung des Kleinbetriebs durchden Grobetr ieb.Nr. 67. Der Kapitalismus ver-ringert" nicht immer die Zahlder Kleinproduzenten" (die rela-

    t ive, aber nicht unbedingt die ab-solute, insbesondere nicht in Ru-land).(Expropriiert und erniedrigt,verelendet ihn . . . der Kapitalis-mus den Kleinproduzenten.)Seite 2. N r. 7. Beschrnkt dieRolle der Kleinprodu zenten = er-hht die wirtschaftliche Bedeutungder Grobetr iebe (ein und das-selbe).

    N r. 8 Geradezu streichen.D er Pro ze d er Scheidung des Pro-duzenten von den Produktionsmit-teln ist nicht gezeigt.* verelendet" bei Lenin deutsch. Der Tibers.

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    Bemerkungen zum ersten Programmentwurf VXe&ianowsIII. Die kapitalistischen Produk-

    tionsverhltnisse ben einen immerstrkeren D ruck auf die Arbeiterklasseaus, je mehr der technische Fortschritt,der die Produktivitt der Arbeit stei-gert, den Kapitalisten nicht nur diematerielle Mglichkeit gibt, den Gradder Ausbeutung der Arbeiter zu er-hhen, sondern diese Mglichkeit auchzur Wirklichkeit macht, wodurch erein relatives Sinken der Nachfragenach Arbeitskraft und gleichzeitig einrelatives und absolutes Steigen ihresAngebots verursacht.

    IV. Die Entwicklung der Arbeits-produktivitt erhht durchaus nichtden Preis der Arbeitskraft, sondernist im Gegenteil sehr oft die unmittel-bare Ursache seines Sinkens. Somitruft der technische Fortschritt, der eineZunahme des gesellschaftlichen Reich-tums bedeutet, in der kapitalistischenGesellschaft eine Zunahme der sozia-len Ungleichheit, eine Vergrerungdes Abstands zwischen Besitzendenund Besitzlosen, eine Verstrkung derkonomischen Abhngigkeit der Ar-beiter von den Kapitalisten hervor.

    Seite 3 des ursprnglichen Ent-wurfs .N r. 9. + und auf die Kleinpro-duzenten (die Bauern mssen ber-haupt besonders erwhnt werden).

    Nr. 10hervorruft oder erzeugt.Seite 3 ziemlich schw er ver-stndlich und abstrakt ausgedrckt.Viel besser im Erfurter Pro-g r a m m " 2 : immer massenhafterwird die Armee der berschssigenArbe iter" wachsende Zu nahm eder Unsicherheit ihrer Existenz ".Seite 4 der Preis der Arbeits-kraft" sinkt sehr oft (ebenfalls sehrabstrakt ausgedrckt; = Steigerungder Ausbeutung, der Unterdrk-kung, des Elends, der Erniedri-gung). Somit" ruft der technischeFortschrit t eine Zunahme der Un-gleichheit hervor. Demnach wrdedie Zunahme der Ungleichheit nurdurch die Zunahme (Steigerung)der Ausbeutung des Lohnarbeitershervorgerufen, whrend s ie inWirklichkeit hervorgerufen wird:1. durch die Expropriation desKleinproduzenten + 2. durch die

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    W.1. LeninVerelendung des Kleinproduzenten+ 3. durch die verschrfte A us-beutung + 4. durch das Anwachsender Reservearmee.

    V. Bei dieser Lage der Dinge in derkapitalistischen Gesellschaft und beider stets wachsenden Rivalitt der ka-pitalistischen Lnder auf dem Welt-markt bleibt der Absatz der Warennotwendigerweise hinter ihrer Pro-duktion zurck, das aber verursachtperiodisch mehr oder minder akuteindustrielle Krisen, die von mehr oderminder langen Perioden industriellerStagnation begleitet sind,

    Seite 5. Ist es notw end ig, imProgramm die Vrsadben der Krisenaufzuzeigen? Wenn ja, so is t derMangel der , da zwei Ursachengenannt werden: 1. die Zunahmeder sozialen Ungleichheit (bei die-ser Lage der Dinge", S. 4) + 2. diewachsende Rivalitt. Nicht genanntist die Hauptursache der Krisen =die Planlosigkeit*, die private An-eignung bei gesellschaftlicher Pro-duktion.

    welche die Zahl und die wirtschaft-liche Bedeutung der Kleinproduzentennoch mehr verringern, Seiten 56: Verringerung derwirtschaftlichenBedeutung"der Kleinproduzenten ist ein zuabstrakter Ausdruck. Expropriier t(= verr ingert die Zahl?) und ver-elendet.die Abhngigkeit der L ohnarbeit vomKapital noch mehr vergrern Seite 6 der Lohnarbeit"7W r e -arbeiter nicht besser?und noch rascher zur relativen, man-cherorts auch zur absoluten Ver-schlechterung der Lage des Proleta-riats und der Kleinproduzenten fh-ren.

    Seite 6 Folgen der Krise re -lative und absolute Verschlechte-rung der Zage. Wre es nicht besser,direkt zu sagen: Arbeitslosigkeit,Elend der Arbeiter und der Klein-produzenten .Planlosigkeit" bei Lenin deutsch. Der Tibers.

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    Bemerkungen zum ersten Programm entwurf PledianowsVI. Whrend aber diese unvermeid-

    lichen W idersprche des Kapitalismuswachsen und sich entwickeln, wchstgleichzeitig auch die Unzufriedenheitder Arbeiterklasse mit den bestehen-den Zustnden, verschrft sich ihrKampf gegen die Kapitalistenklasse,und immer weiter und rascher ver-breitet sich in der Arbeiterklasse dieErkenntnis,

    Seite 7 anstatt Unzufriedenheit Emprung.

    Seite 7 die Verbreitung derErkenntnis (y) ist neben das An-wachsen der Emprung (a) unddie Verschrfung des Kampfes (r~).gestellt. Aber aund sind spontan,whrend y von uns hineingetragenwerden mu.

    da sie nur aus eigener Kraft das aufihren Schultern lastende Joch der ko-nomischen Abhngigkeit abwerfenkann und da zum Abwerfen diesesJoches die soziale Revolution notwen-dig ist, d. h. die Aufhebung der kapi-talistischen Produktionsverhltnisse,der bergang der Mittel fr die Pro-duktion und Zirkulation der Produktein gesellschaftliches Eigentum.

    VII. Diese Revolution des Proleta-riats wird die Befreiung der gesamten,jetzt unterdrckten und leidendenMenschheit sein, denn sie wird jeder

    Seite 7. nur aus eigenerKraft". Es wre besser, allgemeinerzu sagen: kann nur das Werk derJrbeiterklassesein usw:

    Seiten 78. 1. Die Aufhebungder kapitalistischen Produktions-verhltnisse? Die Ablsung*der Warenproduktion durch diesozialistische Produktion**, 2. dieExpropriation der Ausbeuter, 3. derbergang der Produktionsmittel ingeseUsdhaftlidhes Eigentum? Um-wandlung des Privateigentums ingesellschaftliches Eigentum.

    * Wie es auf S. 8 und 9 auch heit.** Es mu erlutert werden, was diese sozialistische Produktion ist.

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    W.l CentnArt von Unterdrckung und Ausbeu-tung des Menschen durch den Men-schen ein Ende setzen.

    VIII. Damit das Proletariat die ka-pitalistische Warenproduktion durchdie sozialistische Organ isation der G-tererzeugung zur Befriedigung derBedrfnisse der Gesellschaft und zurSicherung der Wohlfahrt aller ihrerMitglieder ablsen, damit es seine Re-volution vollbringen kann,mu es die politische Macht in Hn-den haben, die es zum H errn der Lagemacht und ihm gestattet, alle jene Hin-dernisse rcksichtslos niederzutreten,die sich ihm auf dem Wege zu seinemgroen Ziel entgegenstellen. In die-sem Sinne ist die Diktatur des Prole-tariats die unerlliche politische Vor-bedingung der sozialen Revolution.

    IX. Aber die Entwicklung des inter-nationalen Austauschs und des Welt-marktes hat eine so enge Verbindungzwischen allen Vlkern der zivilisier-ten W elt hergestellt, da dieses groeZiel nur erreicht werden kann, wenndie Proletarier aller Lnder ihre An-strengungen vereinigen. Da rum mu tedie moderne Arbeiterbewegung inter-national werden und ist es schon seitlangem geworden.

    Seite 9 unklar* zur Befrie-digung der Bedrfnisse der Gesell-schaft und zur Sicherung der Wohl-fahrt al ler ihrer Mitglieder". Dasist zu wenig : (vergleiche das Er-furter Programm": hchste Wohl-fahrt und allseitige harmonischeVervol lkommnung") .

    Seite 9. Herr der Lage", rck-sichtslos niedertreten", Dikta-tur"??? (Uns gengt die sozialeRevolution.)

    Seite 10 - nil* *.

    * Das Wort unklar" steht in Lenins Manuskript ber den Worten zurBefriedigung der Bedrfnisse". Die Red.** nihil - nichts. VieRed. .

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    Bemerkungen zum ersten Trogrammcntwurj Tledbanows X. Die russische Sozialdemokratiebetrachtet sich als einen Trupp derWeltarmee des Proletariats, als einenTeil der internationalen Sozialdemo-kratie.

    XI. Sie verfolgt dasselbe Endziel,das sich die Sozialdemokraten alleranderen Lnder stellen.Sie enthllt vor den Arbeitern den un-vershnlichen Gegensatz zwischen ih-ren Interessen und den Interessen derKapitalisten, m acht ihnen die geschicht-liche Bedeutung, den Charakter unddie Bedingungen jener sozialen Revo-lution klar, die das Proletariat zu voll-brin gen hat, und organisiert die Krfteder Arbeiter fr den unaufhrlichenKampf gegen ihre Ausbeuter.

    Seite 1 1 . - Dasselbe Endzie l*" .Wozu d ie Wiederholung?

    Seite 11. Ist das nicht verwir-ren d? - dasselbe Endz iel*" - undgleich daneb en die Aufgabe der so-zialdemokratischen Pa rte i: l .T^or(?)den Arbeitern den unvershnlichenGegensatz zwischen ihren Inter-essen und den Interessen der Kapi-talisten enthllen. 2. Ihnen die Be-deutung, den Charakter und dieBedingungen der sozialen Revolu-t ion (+ die Notwendigkeit derRevolution?) klarmachen.Bei den Deutschen ist das strk ergesagt: weisen natumotwendigesZiel**. 3. Die Krfte der Arbeiterfr den unaufhrlichen Kampf ge-gen ihre Ausbeuter (NB?*** +gegen die Regierung?) or-ganisieren + ? den Kampf des Pro-letariats leiten.1 ist in 2 enthalte n. 1 ist zu e nggefat. Es m te heien : a das End-ziel aufzeigen, eine Organisation

    * Endziel" bei Lenin deutsch. Der rWoers.** weisen naturnotwendiges Ziel" bei Lenin deutsch. Tier Tibers.*** notabene wohlgemerkt. Die Red.

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    XII. Die nchsten Ziele der russi-schen Sozialdemokratie werden jedochdadurch wesentlich modifiziert, dadie bei uns zahlreich vorhandenenberreste der vorkapitalistischen, aufLeibeigenschaft beruhenden Gesell-schaftsordnung als furchtbarer Druckauf der gesamten werkttigen Bevl-kerung lasten und das strkste allerHindernisse sind, die den Erfolgender russischen Arbeiterbewegung hem-mend im Wege stehen.

    Die russischen So zialdemokraten ms-sen erst noch um solche juristischeEinrichtungen km pfen, wie sie als na-trliche rechtliche Ergnzung zu denkapitalistischen Produk tionsverhltnis-sen in den fortgeschrittenen kapitali-stischen Lndern bereits bestehenun d die notwendig sind fr die vollennd allseitige Entfaltung des Klassen-kampfes der Lohnarbeit gegen dasKapital.

    Da aber die zaristische Selbstherr-schaft, der bedeutendste und fr dieweitere Entwicklung der Gesellschaftschdlichste Oberrest der alten Leib-

    der Revolutionre schaffen, die denKampf des Proletariats leitet.Seite 12. Die berreste der aufLeibeigenschaft beruhenden Ord-nung . . . lasten als furchtbarerDruck auf der gesamten werktt i-gen Bevlkerung" ( + hemmendie Entwicklung der' Produktiv-krfte + verschlechtern die Lebens-bedingungen + halten das ganzeVolk in Unwissenheit und Unter -drckung) das strkste Hinder-nis ( = die berres te )? (Was sinddiese berreste? Die Selbstherr-schaft + alles andere? Das ist

    weiter unten gesagt.)1213: mssen erst noch um

    solche (?) juristische Ein-richtungen kmpfen, wie sie in denfortgeschrittenen Lndern bereits(?) bestehen. (Das mu klarer ge-sagt werden. Nicht gemeinverstnd-lich.)Seite 13 der Lohnarbeit?

    der -arbeiter, des Kampfes der Ar-beiterklasse gegen die Kapitalisten-klasse um ihre vollstndige Befrei-ung.

    Seite 13. Die Selbstherrschaft istunvereinbar mit diesen juristischenEinrichtungen (mit der politischenFreiheit??).

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    Bemerkungen zum ersten Programmentwurf Pledjanows 11eigenschaftsordnung, vllig unverein-bar ist mit diesen juristischen Einrich-tungen und da sie ihrem ureigenenW esen nach zwangslufig der schlimm-ste und gefhrlichste Feind der Be-freiungsbewegung der Proletarier ist,so stellen sich die russischen Sozial-demokraten als ihre nchste politischeAufgabe den Sturz der Monarchie.

    Seite 14. Da die Selbstherr-schaft unvereinbar ist Sturzder Monarchie (stimmt nicht ber-ein) .

    Qesdhrieben Anfang "Januar 1902.

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    ENTWURF DES PROGRAMMS DERSOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEIRUSSLANDS*

    [A]I . Immer rascher entwickelt sich in Ruland die Warenproduktion, zuimmer vollerer Herrschaft gelangt hier die kapitalistische Produktions-weise.II. Die unaufhrliche Vervollkommnung der Technik fhrt dazu, dader Kleinbetr ieb imm er me hr durch den Grob etr ieb verdrngt wird. D erwichtigste Teil der Produktionsmittel (des Grund und Bodens, der Fa-briken, der Werkzeuge und Maschinen, der Eisenbahnen und anderer Ver-kehrsmittel) wird in den Hnden einer verhltnismig geringen Anzahlvon Kapitalisten und Grogrundbesitzern als deren Privateigentum kon-zentriert. Die selbstndigen Kleinproduzenten (Bauern, Kustare** undHandwerker) werden immer mehr ruiniert, sie verlieren die Produktions-mittel und verwandeln sich somit in Proletarier oder werden zu Dienernund Tributpflichtigen des Kapitals. Eine immer grere Anzahl vonWerkttigen wird gezwungen, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, Lohnarbei-ter zu werden, die sich in Abhngigkeit von den Eigentmern befinden,deren Reichtum sie durch ihre Arbeit schaffen.III. Je weiter die technische Entwicklung fortschreitet, um so mehrbleibt das Steigen der Nachfrage nach Arbeitskraft hinter dem Steigen

    * Der prinzipielle Teil dieses Entwurfs stellt einen Entwurf dar, den einRedaktionsmitglied, Frey3, vorschlgt (und den er auf Grund des ursprng-lichen Entwurfs von G. W. Plechanow verfat hat). Der praktische Teil hin-gegen (von der weiter unten angemerkten Stelle bis zum Schlu) wird von dergesamten Kommission, d. h. von den fnf Redaktionsmitgliedern vorgeschlagen.** Kustare die vorwiegend lndlichen russischen Hausindustriellen. Sieheauch: W. I. Lenin, Werke, Bd. 3, Kapitel VI, Abschnitt VIII. Der Tibers.

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    Entwurf des Programms der ST>JPR 13des Angebots von Arbeitskraft zurck, um so grere Mglichkeiten habendie Kapitalisten, den Grad der Ausbeutung der Arbeiter zu erhhen. Un-sicherheit der Existenz und Arbeitslosigkeit, Joch der A usbeutung und Er-niedrigungen jeder Art werden das Los immer breiterer Schichten derwerkttigen Bevlkerung.IV. Noch mehr verschrfen diesen Proze die industriellen Krisen, diedurch die Grundwidersprche des Kapitalismus unvermeidlich hervor-gerufen werden. Armut und Elend der Massen gehen Hand in Hand mitder Verschleuderung des gesellschaftlichen Reichtums, weil es unmglichist, einen Absatz fr die produzierten Waren zu finden.

    V. Somit ist die gewaltige Entwicklung der Produktivkrfte der ge-sellschaftlichen und immer mehr vergesellschaftet werdenden Arbeit be-gleitet von der Erscheinung, da eine verschwindende Minderheit derBevlkerung alle Hauptvorteile dieser Entwicklung monopolisiert. Mitdem gesellschaftlichen Reichtum wchst die soziale Ungleichheit, vertieftund erweitert sich der Abgrund zwischen der Klasse der Eigentmer (derBourgeoisie) und der Klasse des Proletariats.[B]VI. Aber whrend alle diese unvermeidlichen Widersprche des Kapi-talismus wachsen und sich entwickeln, wchst auch die Zahl und Ge-schlossenheit, die Unzufriedenheit und Emprung der Proletarier, ver-schrft sich der Kampf der Arbeiterklasse gegen die Kapitalistenklasse,wchst das Bestreben, sich von dem unertrglichen Joch des Kapitalismuszu befreien.VII. Die Befreiung der Arbeiterklasse kann nur das Werk der Arbei-terklasse selbst sein. Alle brigen Klassen der modernen Gesellschaft sindfr die Erhaltung der Grundlagen des bestehenden konomischen Systems.

    Fr die wirkliche Befreiung der Arbeiteridasse ist die durch die ganze Ent-wicklung des Kapitalismus vorbereitete soziale Revolution notwendig,d.h . die Aufhebung des Privateigentums an den Produktionsmitteln, derenbergang in gesellschaftliches Eigentum und die Ablsung der kapitali-stischen Warenproduktion durch die sozialistische Organisation der Gter-erzeugung auf Rechnung der gesamten Gesellschaft, zur Sicherung derhchsten Wohlfahrt und der freien allseitigen Entwicklung aller ihrer Mit-glieder.

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    14 W.J.LeninVIII. Diese Revolution des Proletariats wird die Teilung der Gesell-

    schaft in Klassen vllig aufheben und folglich auch jede soziale und poli-tische Ungleichheit, die dieser Teilung entspringt.IX. Um diese soziale Revolution zu vollbringen, mu das Proletariatdie politische Macht erobern, die es zum H errn der Lage machen und ihmgestatten wird, alle Hindernisse zu beseitigen, die seinem groen Zielim Wege stehen. In diesem Sinne ist die Diktatur des Proletariats dieunerlliche politische Vorbedingung der sozialen Revolution.X. Die russische Sozialdemokratie stellt sich die Aufgabe, vor den Ar-beitern den unvershnlichen Gegensatz zwischen ihren Interessen und denInteressen der Kapitalisten zu enthllen; dem Proletariat die geschichtlicheBedeutung, den Charakter und die Bedingungen jener sozialen Revolu-tion, die es zu vollbringen hat, klarzumachen; die revolutionre Klassen-partei zu organisieren, die fhig sein wird, den Kampf des Proletariatsin allen seinen Erscheinungsformen zu leiten.XI. Aber die Entwicklung des internationalen Austauschs und der Pro-duktion fr den Weltmarkt hat eine so enge Verbindung zwischen allenVlkern der zivilisierten Welt geschaffen, da die moderne Arbeiter-bewegung international w erden m ute und schon seit langem internationalgeworden ist. Die russische Sozialdemokratie betrachtet sich als einenTrupp der Weltarmee des Proletariats, als einen Teil der internationalenSozialdemokratie.XII. Die nchsten Ziele der russischen Sozialdemokratie werden je-doch dadurch wesentlich modifiziert, da die bei uns zahlreich vorhande-nen berreste der vorkapitalistischen, auf Leibeigenschaft beruhendenGesellschaftsordnung die Entwicklung der Produktivkrfte in sehr hohemMae hemmen, die vollstndige und allseitige Entfaltung des proletari-schen Klassenkampfes unmglich machen, die Lebenshaltung der werk-ttigen Bevlkerung herabdrcken, asiatisch-barbarische Formen des Hin-sterbens der viele Millionen zhlenden Bauernschaft bedingen und dasganze Volk in Unwissenheit, Rechtlosigkeit und Unterdrckung halten.XIII. Der bedeutendste von diesen berresten der Leibeigenschafts-ordnung, die machtvollste Sttze dieser ganzen Barbarei ist die zaristischeSelbstherrschaft. Sie ist der schlimmste und gefhrlichste Feind der Be-freiungsbewegung des Proletariats und der kulturellen Entwicklung desgesamten Volkes.

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    Entwurf des Programms der SVAPR 15[C ]Darum* stellt sich die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Rulandsals nchste politische Aufgabe den Sturz der zaristischen Selbstherrschaftund ihre Ersetzung durch die Republik auf der Grundlage einer demokra-tischen Verfassung, die gewhrleistet:1. die Selbstherrschaft des Volkes, d.h. die Konzentrierung der ge-samten obersten Staatsgewalt in den Hnden einer gesetzgebenden Ver-sammlung, die aus Vertretern des Volkes besteht;2. das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht bei den Wahlen so-

    wohl zur gesetzgebenden Versammlung als auch zu allen rtlichen Selbst-verwaltungsorgan en fr jede n Brger, der das 2 1 . Lebensjahr erreicht ha t;geheime Stimmabgabe bei allen Wahlen; das Recht jedes Whlers, in alleVertretungskrperschaften gewhlt zu werden,- Diten fr die Volksver-t re ter ;3. Unantastbarkeit der Person und der Wohnung der Brger,-4 . uneingeschrnkte Gewissens- und Redefreiheit, Presse-, Versamm-lungs-, Streik- und Koalitionsfreiheit;5. Freizgigkeit und Gewerbefreiheit;6. Abschaffung der Stnde und volle Gleichberechtigung aller Brger,unabhngig von Geschlecht, Religion und Rasse,-7. Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts aller Nationen, die zumStaate gehren;8. das Recht eines jeden Brgers, jeden beliebigen Beamten gerichtlichzu belangen, ohne den dienstlichen Beschwerdeweg beschreiten zu mssen;9. Ers etzu ng des Stehenden He ere s durch die allgemeine Volksbewaff-n u n g ;10. Trennung der Kirche vom Staat und der Schule von der Kirche;11. allgemeinen unentgeltlichen und obligatorischen Schulunterricht frKinde r bis zum 16. Lebensjahr,- Versorgun g der arme n Kinder m it N ah -rung, Kleidung und Lernmitteln auf Staatskosten.* Ab hier von der gesamten Kommission angenommen.

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    16 W.J.enin

    Um die Arbeiterklasse zu schtzen und ihre Kampffhigkeit zu erh-hen*, fordert die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Rulands:1. Beschrnkung des Arbeitstages auf acht Stunden fr alle Lohnarbei-t e r ;2 . gesetzliche Festlegung einer wchentlichen ununterbrochenen Ruhe-pause von mindestens 36 Stunden fr Lohnarbeiter beiderlei Geschlechtsin smtlichen Zweigen der Volkswirtschaft;3. vlliges Verbot der berstundenarbeit;4 . Ve rbot der Nach tarbeit (von 9 U hr abends bis 5 U hr m orgens) inallen Zweigen der Volkswirtschaft, mit Ausnahme jener, in denen sie austechnischen Grnden unbedingt notwendig ist;5. Verbo t fr die Un ternehm er, Kinder unter 15 Jah ren in Loh narbeitzu verwenden;6. Verbot der Frauenarbeit in jenen Wirtschaftszweigen, in denen dieArbeit speziell fr den weiblichen Organismus schdlich ist;7. gesetzliche Festlegung der zivilrechtlichen Haftpflicht der Unterneh-mer bei vollstndigem oder teilweisem Verlust der Arbeitsfhigkeit einesArbeiters, wenn dieser Verlust die Folge eines Unfalls oder gesundheits-schdlicher Produktionsbedingungen ist; Befreiung des Arbeiters von derPflicht, nachzuweisen, da der genan nte Verlust auf die Schuld des U nte r-nehmers zurckzufhren ist;8 . Verbot der Zahlung des Arbeitslohns in W are n* *;9. Zahlung von staatlichen Renten an alte Arbeiter, die ihre Arbeits-fhigkeit verloren haben;10. Erhhung der Zahl der Fabrikinspektoren; Ernennung von weib-lichen Inspektoren in jenen Wirtschaftszweigen, in denen die Frauen-arbeit berwiegt; Einfhrung einer Aufsicht ber die Durchfhrung derFabrikgesetze durch von Arbeitern gewhlte und vom Staate bezahlteVertreter, ferner einer Aufsicht ber die Festsetzung der Tarifstze unddie Aussonderung von Ausschu durch gewhlte Vertreter der Arbeiter;

    * Vorschlag Freys, den Anfang dieses Absatzes wie folgt zu ndern: Umdie Arbeiterklasse vor krperlicher and sittlicher Degradation zu bewahren undum ihre Fhigkeit zum Kampf fr ihre Befreiung zu erhhen..."** Vorschlag Freys, hier (in denselben Punkt) einzufgen: gesetzlicheFest-legung der wchentlichen Lohnzahlung in allen Arbeitsvertrgen".

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    Entwurf des Programms der SDAPR 1711. Einfhrung einer Aufsicht der rtlichen Selbstverwaltungsorgane

    unter Hinzu ziehung von gewhlten A rbeitervertretern ber den sanitrenZustand der den Arbeitern von den Unternehmern zugewiesenen Wohn-rume wie auch ber die Hausordnung in diesen Rumlichkeiten und dieMietklauseln, um die Lohnarbeiter vor der Einmischung der Unterneh-mer in ihr Privatleben und in ihre staatsbrgerliche Bettigung zu scht-zen;12. Einfhrung einer richtig organisierten, allseitigen sanitren Kon-trolle der Arbeitsbedingungen in smtlichen Betrieben, die Lohnarbeitverwenden;13. Ausdehnung der Aufsicht durch die Fabrikinspektion auf das Hand-werk, die Haus- und Kustarindustrie und auf die staatlichen Betriebe;14. Festsetzung der strafrechtlichen H aftun g bei Verletzung der Arbeits-schutzgesetze;15. Verbot fr die Unternehmer, vom Arbeits lohn Abzge zu machen,aus welchem Anla und zu welchem Zweck sie auch vorgenommen wer-den (G eldstrafen, A bzg e fr Ausschu usw.) ;16. Errichtung von Gewerbegerichten in allen Zweigen der Volkswirt-schaft, parittisch zusammengesetzt aus Vertretern der Arbeiter und der

    Unternehmer .[E ]Um den russischen Staatshaushalt zu demokratisieren, fordert die So-zialdemokratische Arbeiterpartei Rulands auerdem die Abschaffungaller indirekten Steuern und die Einfhrung einer progressiven Einkom-mensteuer .Um anderseits die berreste der alten Leibeigenschaftsordnung zu be-seitigen*, strebt sie an:1. Aufhebung der Ablse- und Fronzinszahlungen wie auch aller bri-gen Lasten, die heute der Bauernschaft als abgabepflichtigem Stand auf-erlegt sind;* Vorschlag Freys, hier die Worte einzufgen: und die freie Entfaltung desKlassenkampfes auf dem Lande zu frdern", so da der ganze Absatz lautenwrde: Um anderseits die berreste der alten Leibeigenschaftsordnung zubeseitigen und die freie Entfaltung des Klassenkampfes auf dem Lande zu fr-dern, strebt die Sozialdemokratische Arbeiterpartei R ulands a n ^

    2 L tnin, W wke, Bd. i

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    18 "W. 3. Lenin2. Aufhebung der solidarischen Haftung und aller Gesetze, die den

    Bauern in der freien Verfgung ber sein Land beschrnken;3. Rckerstattung aller Geldsummen an das Volk, die ihm in Form vonAblse- und Fronzinszahlungen abgenommen wurden; zu diesem ZweckBeschlagnahme der Klostergter und Apanagelndereien sowie besondereBesteuerung der Lndereien der adligen Grogrundbesitzer, die von Ab-lsekrediten Gebrauch gemacht haben; berweisung der dadurch erhalte-nen Summen an einen besonderen Volksfonds fr kulturelle und wohl-ttige Zwecke der Dorfgemeinschaften;4. Grndung von Bauernkomitees:a) um den Dorfgemeinschaften die Landstcke zurckzugeben (durchEnteignung oder, falls diese Landstcke von Hand zu Hand gegangensind, durch Ablsung usw .), die bei der Aufhebung der Leibeigenschaftvom Land der Bauern abgetrennt worden sind und den Gutsbesitzernals Werkzeug zur Knechtung der Bauern dienen;b) um die berreste der Leibeigenschaftsordnung zu beseitigen, diesich im Ural, im Altai, in den Westgebieten und in anderen Teilen desReiches erhalten haben;5. Bevollmchtigung der Gerichte, bermig hohe Pachtzinsen herabzu-setzen und Vertrge mit knechtendem Charakter fr ungltig zu erklren.[F]In dem Bestreben, ihre nchsten politischen und wirtschaftlichen Zielezu verwirklichen*, untersttzt die Sozialdemokratische ArbeiterparteiRulands jede oppositionelle und revolutionre Bewegung, die sich gegendas in Ruland bestehende soziale und politische System richtet, sie lehntaber entschieden alle jene Reformplne ab, in denen jede Erweiterung der

    polizeilichen Bevormundung der werkttigen Massen als ein Schritt zurLsung der sozialen Frage hingestellt wird.*** Vorschlag Freys, den Anfang des Absatzes wie folgt zu nd ern : Im Kampffr die genannten Forderungen untersttzt die Sozialdemokratische Arbeiter-partei Rulands" usw.** Vorschlag Freys, den Schlu dieses A bsatzes wie folgt z u n de rn:...Reformplne, die irgendwie auf eine Erweiterung oder Festigung der poli-zeilich-broJB'atischen Bevormundung der werkttigen Massen hinauslaufen".

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    Entwurf des Programms der SVATR 19Die Sozialdemokratische Arbeiterpa rtei Ru lands ist ihrerseits fest davon

    berzeugt, da die vollstndige, konsequente und dauerhafte Verwirk-lichung der genannten politischen und sozialen Um gestaltungen nur erreichtwerden kann durch den Sturz der Selbstherrsdiaft und die Einberufungeiner vom gesamten Volk frei gewhlten Konstituierenden Versammlung.Qesdhrieben Ende Januarbis Anfang Tebruar 1902.

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    D R E I K O R R E K T U R E NZ U M P R O G R A M M E N T W U R F

    Nr. 1. Im Absatz [A] II ist an Stelle der Worte: Die unaufhrlicheVervollkommnung der Technik fhrt dazu, da der Kleinbetrieb immermehr durch den G robetrieb verdrngt w ird"folgender Satz zu setzen:Unaufhrlich schreitet die Vervollkommnung der Technik vorwrts,immer strker entwickelt sich der Grobetrieb, immer mehr wird derKleinbetrieb verdrngt oder gert in Verfall."Nr. 2. Im Absatz [B] VII sind nach den W orten : Alle brigen Klassender modernen Gesellschaft sind fr die Erhaltung der Grundlagen des be-stehenden konomischen Systems"die Worte einzufgen:und der Kleinproduzent, der unter dem Druck des Kapitalismus zu-grunde geht, wird nur insofern wirklich revolutionr, als er die Ausweg-losigkeit seiner Lage erkennt und sich auf den Standpunkt des Proletariatsstellt" -das Weitere mu dann mit einem neuen Absatz beginnen.Nr. 3. Im Absatz [B] XII sind an Stelle der Worte: asiatisch-barbari-sche Formen des Hinsterbens der viele Millionen zhlenden Bauernschaftbedingen"die Worte zu setzen:asiatisch-barbarische Formen der A usbeutung und ein qualvolles Hin-sterben der viele Millionen zhlenden Bauernschaft bedingen".Qesdhrieben in der zweiten7ebruarhlfte 1902.

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    Erste Seite von W. I. Lenins Manuskriptmit den Bemerkungen zum zweiten Programmentwurf Plechanows1902Tcrfelemeri

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    B E M E R K U N G E N Z U M Z W E I T E NP R O G R A M M E N T W U R F P L E C H A N O W S

    Der allgemeine und wesentliche Mangel, der diesen Entwurf unan-nehmbar macht, ist meines Erachtens der ganze 7ypus des Programms,denn es ist nicht das Programm einer praktisch kmpfenden Partei, son-dern eine Prinzipienerklrung*, es ist eher ein Programm fr Studie-rende (insbesondere im Hauptteil, der eine Charakteristik des Kapitalis-mus gibt), und zwar fr Studierende des ersten Sem esters, wo vom Kapi-talismus im allgemeinen und noch nicht vom russischen Kapitalismus dieRede ist. Dieser wesentlichste Mangel ruft auch eine Menge Wiederho-lungen hervor, wobei das Programm bisweilen zu einem "Kommentar wird.Ich werde mich bemhen, das nachzuweisen, indem ich Punkt fr Punktanalysiere, und dann das allgemeine Fazit ziehen.Die Entwicklung des internationalen Austauschs" usw. bis zu denWorten und ist es schon seit langem geworden" ( I des bequemeren,Zitierens halber werde ich jeden Absatz, d. h. jeden mit einem Einzugbeginnenden Passus als Paragraphen bezeichnen und alle der Reihe nachnumerieren).Sachlich ist nichts dagegen einzuwenden. Nur sind die Worte diegroe Befreiungsbewegung unserer Zeit" berflssig, denn von der Be-freiungsmission der Arbeiterbewegung ist weiter unten sehr viel und kon-kret die Rede.Ferner steht dieser Absatz meines Erachtens nicht an der richtigenStelle. Das Programm der Sozialdemokratischen Partei Rulands m u miteiner Charakteristik des russischen Kapitalismus (und einer Anklage gegenihn) beginnen und dann erst den internationalen Charakter der Be-

    * Prinzipienerklrung" bei Lenin deutsch. Der Tibers.

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    24 W.l Centnwegung hervorheben, die der Form nach um mit den Worte n des Kom-munistischen Manifests" zu sprechen notwendigerweise zunchst einenationale ist*.11. Ebenso wie die Sozialdemokraten aller anderen Lnder stehendie russischen Sozialdemokraten auf internationalem Boden. Sie betrachtenihre Partei als einen Trupp der Weltarmee des Proletariats, als einen Teilder internationalen Sozialdemokratie."Die von mir unterstrichenen Worte sind berflssig, denn sie fgenabsolut nichts zu dem hinzu, was vorher und nachher gesagt ist. Dieseberflssigen Worte schwchen nur den vllig ausreichenden und pr-gnanten Ausdruck ab, den der Gedanke in den Worten Trupp" undTeil" gefunden hat. III. Sie verfolgen dasselbe Endziel wie die Sozialdemokraten alleranderen Lnder."Das sind ebenfalls berflssige Worte, denn sie werden weiter unten,in XIII (das Endziel aller Bestrebungen der internationalen Sozialdemo-kratie"" usw.) und XV1I (die Einheit des gemeinsamen Endziels"),zweimal wiederholt. Ein Trupp" der Armee ist eben darum ein Trupp,weil er dasselbe Ziel verfolgt.

    IV. Dieses gemeinsame Endziel der Sozialdem okraten allerLnder" (wieder eine berflssige Wiederholung) wird bestimmtdurch den Charakter und den Entwicklungsgang der brgerlichen Gesell-schaft".Ebenfalls berflssige Worte, denn weiterhin wird ja gezeigt, wie derCharakter und der Entwicklungsgang der brgerlichen Gesellschaft diesesEndziel bestimmen". Dieser Paragraph ist eine Art berschrift, eine ArtKapitelbezeichnung. Aber berschriften, die in einem Lehrbuch oder ineinem Aufsatz notwendig sind, sind in einem Programm durchaus nichtntig. Alles, was im Programm berflssig, schwcht es* (Engels in denBemerkungen zum Entwurf des Erfurter Programms)5. V und VI (und auch der Anfang des VII) rufen, abgesehen vonBemerkungen formaler Art, den einen allgemeinen und wesentlichen Ein-wand hervor, der sich gegen den ganzen Typus des Programms richtet,wie er im Entwurf zutage tritt.Ich werde zunchst diesen allgemeinen Einwand darlegen (wobei es* Dieser Satz bei Lenin deutsch. Der 'bers.

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    Bemerkungen zum zweiten Programmentwurf Plehanows 25zum Teil notwendig sein wird, den Gegenentwurf zn verteidigen) unddann zu den formalen Bemerkungen bergehen. V gibt die Definition des entwickelten" Kapitalismus im allgemeinen;VI spricht von der Erweiterung" der kapitalistischen Produktions-verhltnisse in dem Mae, wie die Technik fortschreitet und die Gro-betriebe zum Nachteil der Kleinbetriebe (oder auf Kosten der Kleinbe-triebe) wachsen, d. h. in dem Mae, wie die Kleinproduktion durch dieGroproduktion verdrngt wird.Eine solche Darstellungsweise ist unlogisch und unrichtig.Unrichtig weil das kmpfende Prole tariat nicht aus Definitionen lern t,was Kapitalismus ist (wie man aus Lehrbchern lernt), sondern aus derpraktisch erworbenen Kenntnis der "Widersprche des Kapitalismus, derEntwicklung der Gesellschaft und ihrer Folgen. Und wir mssen in unse-rem Programm diese Entwicklung zeigen, mssen mglichst kurz undprgnant sagen, da die Sache soundso verluft. Alle Erklrungen aber,warum es gerade so ist und nicht anders, alle Einzelheiten ber die Er-scheinungsformen der Grundtendenzen mssen wir Kommentaren ber-lassen. "Was Kapitalismus ist, das wird sich ganz von selbst ergeben ausunserer Darstellung, da die Sache soundso steht (resp. verluft).

    Unlogisch weil der Proze der Verdrngung der Kleinproduktiondurch die Groproduktion ( VI) und der Proze des Zerfalls der Gesell-schaft in Eigentmer und Proletarier ( V) ein und derselbe Proze ist.Das aber kommt in der Formulierung des Entwurfs nicht zum Ausdruck.Nach dem Entwurf kommt es so heraus: Erste These. Der entwickelteKapitalismus besteht darin, da der selbstndige Kleinbetrieb zu einemerheblichen Teil durch den Grobetrieb, der Lohnarbeiter beschftigt,verdrngt worden ist. Zweite These. Die Herrschaft des Kapitasmusdehnt sich aus in dem M ae , wie der Kleinbetrieb durch d en Grob etriebverdrngt wird.. .Ich denke, man mte aus dem erwhnten Grunde diese beiden Ab-stze zu einem Absatz verschmelzen und darin den Proze folgender-maen ausdrcken: Entwicklung der Technik Verdrngung des Klein-betriebs durch den Grobetrieb Konzentrierung der Produktionsmittelin den Hnden der Kapitalisten und Grundeigentmer Ruin der selb-stndigen Kleinproduzenten: ihre Verwandlung in Proletarier oder in Ab-hngige des Kapitals.

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    26 W.l.CenmGegen eine solche Formulierung (die im G egenentwurf versucht w orden

    ist) wird eingewandt:1. Sie stellt die Sache so dar, als hinge der Ruin der russischen Bauern-schaft (resp. die Bildung des groen Grundeigentums in Ruland usw.)nur von der Entwicklung des Kapitalismus ab.Dieser Einwand erscheint mir unbegrndet. An der entsprechendenStelle (nmlich am Ende des Programms) ist ganz klar gesagt, da wirnoch eine Unmenge von berresten der Leibeigenschaft haben und dadiese berreste den Entwicklungsproze barbarisieren". Da wir abernun einmal den Entwicklungsproze des Kapitalismus fr den grund-legenden Proze in der gesellschaftlich-konomischen Entwicklung Ru-lands halten, so mssen wir gerade zu An fang diesen Pr o ze , seine W i d e r -sprche und Folgen charakterisieren. Nur so knnen wir unseren Gedan-ken prgnant ausdrcken, den Gedanken nmlich, da die Entwicklungdes Kapitalismus, die Verdrngung des Kleinbetriebs, die Konzentrationdes Eigentums usw. fortschreitet und fortschreiten wird trotz allen ber-resten der Leibeigenschaft und ber all diese berreste hinweg.

    2 . Man sagt , d ie These, da der Kleinbetr ieb immer mehr durch denGrobetrieb verdrngt" wird, sei zu kategorisch", schablonenhaft" usw.Ich mu deshalb erklren, auf Grund welcher Erwgungen ich dieseFormulierung fr nicht weniger ridjtig und fr weit zweckmiger halteals die Formulierung des hier in Rede stehenden Entwurfs: die Zunahmeder wirtschaftlichen Bedeutung der Grobetriebe, die Verringerung derrelativen Zahl der Kleinbetriebe, die Beschrnkung ihrer Rolle im gesell-schaftlich-konomischen Leben des Landes".Rein theoretisch gesehen, sind diese beiden Formulierungen vollkom-men gleidobedeutend, und alle Versuche, zwischen ihnen einen inhaltlichenUnterschied zu konstruieren, sind vllig willkrlich*. Die Zunahme der

    Bedeutung der Grobetriebe und die Beschrnkung der Rolle der Klein-betriebe " das ist eben Verdrngung. Und in nichts anderem kann dieVerdrngung bestehen. Die Frage der Verdrngung des Kleinbetriebs* Wer damit nicht einverstanden ist, dem mchten wir vorschlagen, auchnur ein einziges Beispiel einer soldjen Zunahme der wirtschaftlichen Bedeu-tung der Grobetriebe und der Beschrnkung der Rolle der Kleinbetriebe"anzufhren oder sogar auszudenken, die nicht eine fr jedermann klare Ver-drngung der letzteren durch die ersteren wre.

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    Bemerkungen zum zweiten Vrogrammentwurf Vledbanows 27durch den Grobetrieb ist berhaupt nicht deshalb schwierig und verwor-ren, weil jemand nicht verstehen knnte (ehrlich nicht verstehen knnte),da die Verdrngung die Zunahme der Bedeutung der Grobetriebeund die Beschrnkung der Rolle der Kleinbetriebe" bedeutetsondern ein-zig und allein deshalb, weil es schwierig ist, sich darber zu verstndigen,welche "Kennzeichen und weldie Merkmale der Verdrngung, resp. der Zu-nahme der Bedeutung, resp. der Beschrnkung der Rolle man whlen soll.In allgemeinster Form kann man den Entwicklungsproze des Kapita-lismus in dieser Beziehung folgendermaen zum Ausdruck bringen:Ausgangsperiode .-

    Gesamtproduktion = 100.Grobetrieb = a-, Kleinbetrieb = 100a.Nchste Periode:Gesamtproduktion = 200.Grobetrieb = 2 a + b ; Kleinbetrieb = 20 0 2a^-b .Man kann jede Brgschaft dafr bernehmen, da ausnahmslos smt-liche Angaben ber das Verhltnis zwischen Gro- und Kleinbetrieb indieses Schema hineinpassen. U nd kein Mensch, der den Proze verstehenwill, kann daran zweifeln, da das eben eine Verdrngung ist. Ob nun200 2ab grer ist als 100a (relative Verdrngung) oder kleiner(absolute V erdrngung) auf jeden Tall ist es eine Verdrngung. Nichtverstehen" kann das nur ein Kritiker", der nicht verstehen will undsolchen Leuten kann man es ohnehin nie recht machen. Auerdem drftenja im Kommentar ausdrcklich Manahmen gegen sie getroffen werden.Die ganze Schwierigkeit der Frage besteht gar nicht darin, zu verstehen,da die genannte Vernderung eine Verdrngung" ist, sondern darin,wie eben diese Gr en: 100, a usw. zu bestimmen sind. Das aber ist einekonkrete Frage, eine Frage des Faktums, und die Lsung dieser Fragewird um kein Jota dadurch gefrdert, da man die Worte hinsetzt: Zu-nahme der Bedeutung und Beschrnkung der Rolle".Die gesamte europische Industriestatistik bestimmt z. B. in der ber-wiegenden Mehrheit der Jlle diese Bedeutung" und diese Rolle" durchdie Zahl der Arbeiter (die Agrarstatistik durch die Menge des Bodens).Und noch niemand hat sich erkhn t zu bezweifeln, da relative Abnahmeder Arbeiter (resp. des Bodens) eben eine Verdrngung bedeutet. Dieganze Schwierigkeit besteht aber darin, da solche Kennzeichen wie die

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    28 W.J.eninZahl der Arbeiter (resp. die Menge des Bodens) sehr oft ungengendsind. Die Verdrngung der Kleinbetriebe ist mglich, auch wenn die Ar-beiter (der Boden) dieser Betriebe relativ zunehmen wenn beispiels-weise diese Arbeiter bereits fremdes Material bearbeiten, wenn dieserBoden mit schlechterem Vieh, von schlechter gestellten Arbeitern bearbei-tet wird, wenn er schlechter bestellt, schlechter gedngt wird usw. usf.Jeder wei, da die kritischen" Argumente gegen das Marxsche Dog-ma" gerade von soidoen Miverstndnissen" wimmeln, aber diese Mi-verstndnisse" werden durchaus nicht beseitigt, wenn man Verdrngung"durch Zunahme der Bedeutung und Beschrnkung der Rolle" ersetzt,denn es ist allgemein blich", die Bedeutung" und die Rolle" ganzeinfach durch die Zahl der Arbeiter und die Menge des Bodens auszu-drcken.

    Niemand wird bezweifeln, da man unter Verdrngung des Klein-betriebs durch den Grobetrieb (in der Landwirtschaft) gerade solcheProzesse zu verstehen hat wie die Auflsung der Bauernschaft, die zu-nehmende Verwendung von Masdiinen besonders seitens der Groeigen-tmer, die Verbesserung des Bestandes an Zugvieh bei den Groeigen-tmern und seine Verschlechterung (Ersetzung der Pferde durch Kheusw.) bei den Kleineigentmern, die wachsenden Ansprche" der Lohn-arbeiter im Grobetrieb und die Verlngerung des Arbeitstages, resp. dieEinschrnkung des Verbrauchs der Kleinbauern, die bessere Bestellung undDngung des Bodens beim Groeigentmer, die schlechtere beim Klein-eigentmer, die Uberflgelung der Kleinbetriebe durch die Grobetriebeauf dem Gebiet des Kredits und der Assoziationen usw . usf. Es ist gar nichtschwer nachzuweisen (und es braucht auch gar nicht nachgewiesen zu w er-den), da alle diese Prozesse eine Verdrngung" bedeuten,- schwer nach-zuweisen ist, da gerade auf diese Prozesse die Aufmerksamkeit gelenktwerden mu, da diese Prozesse tatschlich vorsieh gehen. Diese Schwierig-keit wird um nichts vermindert durch die Worte Zunahme der Bedeutungund Beschrnkung der R olle": sie kann nur durch einen Kommentar ver-mindert werden, nur indem man zeigt, wie die Leute den w ahren Ausdruckdes Verdrngungsprozesses (= Zunahme der Bedeutung und Beschrn-kung der Rolle) nicht zu definieren vermgen (nicht definieren wollen).

    Es ist reine Einbildung zu glauben, die Worte Zunahme der Bedeu-tung und Beschrnkung der Rolle" seien tiefer, inhaltsreicher, umfassender

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    Bemerkungen zum zweiten Programmentwurf Pledianoivs 29als das enge" und schablonenhafte" Wort Verdrngung". Diese Wortesind nicht im geringsten dazu angetan, das Verstndnis fr den Prozezu vertiefen sie drcken den Proze nur unklarer und verschwommeneraus. Und ich bekmpfe diese Worte so entschieden nicht etwa, weil sietheoretisch falsch wren, sondern eben weil sie etwas einfadi "Unklaremden Anschein der Tiefe geben.Ein Mensch mit hherer Bildung", der wei, da schon die relativeAbnahme (und durchaus nicht unbedingt die absolute Abnahme) e ineVerdrngung ist , wird hinter dieser Unklarheit den Wunsdi sehen, dieNacktheit des durch die Kritiker in Verruf gebrachten Marxschen Dog-mas" zu verdecken.* Ein Mensch ohne hhere Bildung wird nur seufzenber die unfal ich abgrndige Weishei t" , whrend das Wort Verdrn-gung" jedem Handwerker und jedem Bauern Dutzende und Hunder teihm bekannter Beispiele ins Gedchtnis rufen wird. Es schadet nidits,we nn er diesen Au sdruck nicht sofort in seiner ganzen T ragw eite begre ift:Selbst wenn einmal ein Fremdwort oder ein nicht auf den ersten Blick inseiner ganz en Tra gw eite zu erfassender Satz vorkom mt, schadet das nichts.Der mndliche Vortrag in den Versammlungen, die schriftl iche Erklrungin der Presse tut da alles Ntige, und der kurze, prgnante Satz befestigtsich dann, einmal verstanden, im Gedchtnis, wird Schlagwort, und daspassiert der breiteren Auseinandersetzung nie."** (Engels in der Kritikzum Erfur te r Program mentw urf . )6

    Auch vom Standpunkt des Stils sind die Worte Zunahme der Bedeu-tung und Beschrnkung der Rolle" ansta t t Verdrngung" unangebracht .Das ist nicht die Sprache einer revolutionren Partei, sonde rn die Spracheder Russki je Wedomost i" 7 . Das ist nicht die Ausdrucksweise der soziali-stischen Pr op aga nd a, so nde rn die Ausd rucks weise eines statistischen Ha nd -buchs. Es klingt, als htte man diese Worte absichtlich gewhlt, um beimLeser den Eindruck zu erwecken, da der charakterisierte Proze ein Pro-ze ohne schroffen Verlauf, mit keinem bestimmten Ausgang, da er einschmerzloser Proze sei. Da aber in Wirklichkeit all dies genau um-* Eine solche Deutung der Unklarheit drngt sich um so mehr auf, je be-kann ter die bestimmte Form ulierung z. B. des Erfurter Programms ist: .. .gehtdie Verdrngun g der zersplitterten Kleinbetriebe durch kolossale Gro betriebe".(Von Lenin deutsch zitiert. Der Tibers.)** Von Lenin deutsch zitiert. Der Tibers.

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    30 W. J.Leningekehrt ist , sind diese Worte insofern geradezu falsch. Wir knnen unddrfen nicht die abstraktesten Formulierungen whlen, denn wir schrei-ben nicht einen Aufsatz gegen Kritiker, sondern das Programm einerKampfpartei, die sich an die Masse der Kustare und Bauern wendet.Wenn wir uns an sie wenden, mssen wir klipp und klar* sagen, da dasKapital sie zu Dienern und Tributpflichtigen macht", sie ruiniert", siein die Reihen des Proletariats verdrngt". Nur eine solche Formulierungwird eine richtige Wiedergabe dessen sein, wofr jeder Kustar und jederBauer Tausende von Beispielen kennt. Und nur aus einer solchen Formu-lierung wird sich zwingend der Schlu ergeben: Die einzige Rettung freuch ist der Anschlu an die Partei des P roletariats.Zu den formalen Bemerkungen gegen die V und VI bergehend,mchte ich folgendes sagen: V spricht von d er brgerlichen G esellschaft in entwickelter Form "und sagt gleichzeitig, da sich in ihr sowohl die Handwerkerschicht" alsauch die Kleinbauernschaft" erhalten haben. Das fhrt zu einer Un-genauigkeit . Wenn man die Worte entwickelte Form" in streng theore-tischem Sinne auffat, so wird es in einer solchen Gesellschaft wederHandwerker noch Kleinbauern geben. Und selbst wenn man diese Worteim lndlufigen Sinne auffat: die am meisten entwickelten Lnder sowird es sich auch dann erweisen, da z. B. in England eine Kleinbauern-schaft" als besondere soziale Schicht eigentlich kaum noch besteht.

    Die Herrschaft der Warenproduktion auf der Qrundlage der kapita-listischen Produktionsverhltnisse." Das ist ungeschickt ausgedrckt. Na-trlich ist voll entwickelte Warenproduktion nur in der kapitalistischenGesellschaft mglich, aber Warenproduktion" schlechthin ist sowohl lo-gisch als auch geschichtlich ein Prius** gegenber dem Kapitalismus.Der Ausdruck kapitalistische Produktionsverhltnisse" ist im Entwurf

    nicht konsequent gebraucht. Verschiedentlich wird er ersetzt durch denAusd ruck kapitalistische Produ ktionsw eise" ( X I). Meines Erachtensmte man, um das Verstndnis des Programms zu erle ichtern, e in unddenselben Ausdruck gebrauchen, und zwar den zweiten, denn der ersteis t mehr theoret isch, und ohne Hinzufgun g d er W or te System " usw. (derVerhltnisse) weist er nicht auf etwas Abgeschlossenes und Ganzes hin.* klipp und klar" bei Lenin deutsch. Der "bers.** etwas Vorausgehendes, Ursprngliches. Die Red.

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    Bemerkungen zum zweiten ProgrammentwurfPledhanows 31Die feudal-handwerkliche Periode..." Hier wird fast wie absichtlich

    ein Ausdruck gewhlt, der auf Ruland am wenigsten anwendbar ist,denn die Anwendbarkeit des Terminus Feudalismus" auf unser Mittel-alter wird bestritten. Dabei ist im wesentlichen gerade eine solche Charak-teristik der entwickelten" brgerlichen Gesellschaft gegeben, die auchauf Ruland zutrifft (die selbstndigen Kleinproduzenten und die Klein-bauern haben sich erhalten", sie verkaufen periodisch oder stndig ihreArbeitskraft" usw.). Somit widerlegt der Entwurf schon allein durch seineFormulierung die Ansicht, da man keine Charakteristik der Entwicklungdes Kapitalismus schreiben knne, wenn man hierbei unmittelbar und ein-deutig Ruland im Auge habe.Die handwerklichen Kleinproduzenten, die auf Bestellung arbeiten..."Auf Bestellung der Verbraucher oder auf Bestellung der Verleger?Vermutlich ersteres. Aber gerade in Ruland arbeitet die Mehrheit derKleinproduzenten in der Industrie nicht auf Bestellung, sondern fr denMarkt.

    ...Der Hauptteil der Konsumtionsmittel"... (warum nicht auch derProduktionsmittel"?)... wird fr den Absatz auf dem Binnenmarktoder auf dem "Weltmarkt erzeugt..." Die unterstrichenen Worte sindeine berflssige W iederholung, denn auf die Entwiddung des internatio-nalen Austauschs ist in I hingewiesen....die Mittel der Warenproduktion und -Zirkulation". Ich denke, dieunterstrichenen Worte mte man aus dem Programm streichen und inden Kommentar setzen, denn da die Zirkulationsmittel den Kapitalistengehren, kann daraus abgeleitet werden, da ihnen in der Gesellschaftder Warenwirtschaft die Produktionsmittel gehren. .. . von den Personen, die auer ihrer Arbeitskraft keine Produktions-und Z irkulationsmittel be sitz en ..." So kann man nicht sagen.

    Der Hinweis auf den stndigen oder periodischen im Verlaufe einesganzen Jahres oder einiger Monate" erfolgenden Verkauf der Arbeits-kraft ist eine berflssige Einzelheit, die im Kommentar anzufhren wre.( VI) ... die wirtschaftliche Bedeutung der industriellen Grobetriebeerhht" and. weiter unten: die Rolle der selbstndigen Kleinproduzen-ten berhaupt beschrnkt. Sind die landwirtschaftlichen Grobetriebezufllig weggelassen worden? oder wollte man sagen, da die wirtschaft-liche Bedeutung der Grobetriebe nur in der Industrie steigt, whrend d ie

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    32 'W.J.LeninRolle der K leinbetriebe sowohl in der Industrie als auch in der Landwirt-schaft sinkt? Sollte das zweite der Fall sein so wre das vllig falsdh.Auch in der Landwirtschaft steigt die wirtschaftliche Bedeutung der Gro-betriebe" (um ein Beispiel anzufhren, braucht man nur auf die Maschi-nen hinzuweisen, weiter oben sind aber auch andere Beispiele angefhrtwo rde n). Selbstverstndlich ist der Pro ze h ier unvergleichlich komplizier-ter, doch das mte (und zwar mit konkreten Erluterungen) dem Kom-mentar vorbehalten bleiben.

    . . . Die mehr oder minder vollstndige, mehr oder minder offene, mehroder minder drckende" A bh n gig ke it . . . das s ind meines Erachtensberflssige und den Sinn abschwchende Worte. Die im ursprnglichenEntwurf gebrauchte Wendung Diener und Tributpflichtige" ist strkerund anschaulicher.

    VII bring t zu Beginn eine berflssige W iederh olun g, indem er nocheinmal auf die Verwandlung der Kleinproduzenten in Proletarier" hin-weist, obgleich davo n schon in den V un d VI die Rede gew esen ist.VII gibt eine weitschweifige Erklrung dafr, da das Steigen derNachfrage nach Arbeitskraft hinter dem Steigen des Ange bots von Arb eits-kraft zurckbleibt. Die Darstellun g drfte in diesem Fall durch die W eit-schweifigkeit" wohl kaum gewinnen. Eine vollstndige Erklrung des Pro-zesses zu geben, gelingt natrlich ohnehin nicht (z . B. wird die zunehmendeVerwendung von Frauen- und Kinderarbeit erwhnt, whrend die s tei-gende Intensitt der A rbeit une rw hn t bleibt u. . m .). Richtiger ist esdaher , alle Erluterungen (mit konkreten Beispielen) in die Kommentarezu verweisen, im Programm aber nur darzulegen, worin der Widerspruchdes Kapitalismus besteht, welches seine Tendenz ist.Man wendet ein, die Sache gewinne ein falsches Aussehen, wenn mansagt: Je weiter die technische Entwicklung fortschreitet, um so mehrbleibt das Steigen der Nachfrage nach Arbeitskraft hinter dem Steigendes Ang ebots von Arbeitskraft zur ck "; das Steigen des Angeb ots "h n gebei weitem nicht nur vom technischen Fortschritt" ab. Aber dieser Ein-wand ist unb egrn det, denn die W or te je weiter um so mehr" bedeutenkeineswegs dasselbe wie die Worte weil infolgedessen". Wodurch dasSteigen des Angebots" hervorgerufen wird, das ist im vorhergehendenAbsatz dargelegt (Ruinierung", Verdrngung" etc.) und wird in denKommentaren konkreter er lutert werden.

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    Bemerkungen zum zweiten Trocjrammentwurf Pledbanows 33. . .Der Anteil der Arbeiterklasse an der Gesamtmenge des vo n ihrgeschaffenen materiellen Reichtums verringert sich stetig..." Diese Wortestehen in dem Absatz, wo von dem erhhten Grad der Ausbeutung dieRede is t (man vergleiche die der zitierten Stelle unmittelbar vorangehen-den Worte). Man knnte daher meinen, da unter Anteil" das Verhlt-nis von c z u i ) 4 - m verstanden wird. Dann ist es aber berflssig undentspricht nicht den Worten die Gesamtmenge des Reichtums".Wenn jedoch die Gesamtmenge = c + v + m ist, so geht es erstensnicht gut an , c + m (gegen u) als Anteil" zu bezeichnen, denn unterAnteil" versteht man das, was eigentlich geteilt wird, d. h . die Konsum-

    tionsmittel. Ferner gehrt dann dieser Satz inhaltlich zum folgenden P a-ragraphen, in dem von der Zunahme des gesellschaftlichen Reichtums(c + v + m) und der sozialen Ungleichheit die Rede ist. Daher ist es bes-ser, die zitierten Worte als berflssige Wiederholung wegzulassen.Auerdem setzt die Formulierung dieser Worte eine solche entwidkelteGesellschaft voraus, in der es nur Lohnarbeiter u n d Kapitalisten gibt(denn auch der Anteil der Kleinproduzenten wird ja geringer), das aberentspricht nicht dem Absatz V, der auch in der entwickelten" Gesell-schaft Kleinproduzenten bestehen lt. VIII m te nach den IX und X stehen: diese beiden letzten behan-deln die Krisen, d . h . einen der Widersprche des Kapitalismus, VIIIaber fat das Ergebnis aller Widersprche des Kapitalismus u n d allerTendenzen seiner Entwicklung zusammen.Den Worten Steigerung der Produktivitt der Arbeit" mte hinzu-gefgt werden: der gesellschaftlichen u n d immer mehr vergesellschaftetwerdenden Arbeit". D e r Entwurf weist nicht an richtiger Stelle (XI>und in zu enger Form auf den Proze der Vergesellschaftung der Arbeithin (der Proze der Vervollkommnung der Technik vereinigt immermehr die Arbeit der Arbeiter"). Die Vergesellschaftung der Arbeit durchden Kapitalismus besteht nicht nur in der Vereinigung der Arbeit derArbeiter".Die Worte Vergrerung des Abstands zwischen Besitzenden und Be-sitzlosen" nach den Worten Zunahme der sozialen Ungleichheit" stelleneine berflssige Wiederholung dar . D er Hinweis auf die Vertiefungdes Abgrunds" zwischen Proletariat und Bourgeoisie dagegen mte u n -bedingt hinzugefgt werden, um die wichtigste soziale Folge aller ge-

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    34 W.l Leninnannten Widersprche des Kapitalismus zu kennzeichnen und zum Klas-senkampf berzuleiten.Nebenbei bemerkt. Was die Kennzeichnung der sozialen Folgen desKapitalismus anbelangt, so mu man sagen, da der Entwurf hier ganzbesonders an Abstraktheit leidet, da er sich auf den vllig unzulnglichenSatz beschrnkt: Vervielfachung der Schwierigkeiten des Existenzkamp-fes und aller damit verknpften Entbehrungen und Leiden". Ich haltees fr unbedingt notwendig, da gerade auf die sozialen Folgen, die be-sonders schwer auf der Arbeiterklasse und den Kleinproduzenten lasten,konkreter hingewiesen wird.Gegen die Formulierung dieser Folgen im Gegenentwurf wird einge-wandt, da z. B. die Worte Erniedrigung jeder Art" falsch seien. Ichdenke, sie sind richtig, denn sie erfassen solche Erscheinungen wie dieProstitution, die Verwandlung der Intelligenz" in einfache Lohnsklaven,die Verwandlung des Arbeiters in einen Verkufer von Frau und Kin-dern, die Unte rordn ung unter die eiserne Disziplin des Kapitals, die Aus-nutzung der wirtschaftlichen Macht zur politischen Unterdrckung, zurDrosselung der Meinungsfreiheit usw. usf. Ebenso halte ich es fr unbe-dingt notwendig, auf Armut und Elend der Massen" unter dem Kapi-talismus hinzuweisen. Ich schlage nicht vor, von einem absoluten Wachs-tum der Armut und des Elends zu sprechen, aber ich teile durchausKautskys Ansicht, der sagt: ...ein ausfhrliches sozialdemokratischesProgramm, welches nicht erkennen lt, da der Kapitalismus naturnot-wendig Massenarmut und Massenelend erzeugt, das nicht als den Inhaltdes Strebens der Sozialdemokratie den Kampf gegen diese Armut unddieses Elend bezeichnet, verschweigt die entscheidende Seite unserer Be-wegung und enthlt also eine empfindliche Lcke" * (gegen den sterrei-chischen Entwurf)s.

    Ebenso ist meines Erachtens der Hinweis darauf notwendig, da eineverschwindende Minderheit der Bevlkerung alle Hauptvorteile" (alsonicht absolut alle Vorteile) der Entwicklung der Produktivkrfte mono-polisiert".Die IX und X sprechen von den Krisen. Sachlich ist hier gegen diegenderte Fassung nichts einzuwenden. Aber der Form nach leiden dieseParagraphen an Wiederholungen (wieder der Weltmarkt", wieder die* Von Lenin deutsch zitiert. Der Tibers.

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    Bemerkungen zum zweiten Programm entwurf Pledhanoivs 35kapitalistischen Produktionsverhltnisse"). Es wre weit besser, denVersuch, die Krisen zu erklren, berhaupt aus dem Programm zu ent-fernen und sich auf die Feststellung ihrer Unvermeidlichkeit zu beschrn-ken, die Erklrungen und Entwicklungen aber den Kommentaren zu ber-lassen. So wird zw ar z. B. sowohl auf die Krise als auch auf die Periodender Stagnation" hingewiesen, im groen und ganzen aber gelingt es dochnicht, den ganzen Zyklus der kapitalistischen Industrie zu erfassen.Die sozialen Folgen der Krisen sind wiederum mit Wiederholungen(es gengt, auf die Verschrfung" des Prozesses usw. hinzuweisen) undwiederum zu schwach dargestellt: die Krisen erschweren nicht nur dieLage der K leinproduzenten, fhren nicht nur zur relativen und absolutenVerschlechterung ihrer Lage, sondern ruinieren sie geradezu und stoensie in die Reihen des P roletariats.Gegen die XI und XII habe ich einen uerst wichtigen prinzipiellenEinwand: sie stellen in ganz einseitiger und falscher 7orm das Verhltnisdes Proletariats zu den Kleinproduzenten dar (denn die werkttige undausgebeutete Masse" besteht eben aus dem Proletariat und den Kleinpro-duzenten). Sie widersprechen direkt den wichtigsten Leitstzen sowohldes Kommunistischen Manifests" als auch der Statuten der Internatio-nale9 und der meisten heutigen sozialdemokratischen Programme, und sieffnen Tr und Tor fr volkstmlerische, kritische" und alle mglichenkleinbrgerlichen Miverstndnisse... .Es wchst die Unzufriedenheit der werkttigen und ausgebeutetenMasse" das ist richtig, aber es ist vllig falsch, die Unzufriedenheit desProletariats und die Unzufriedenheit der Kleinproduzenten zu identifizie-ren und in einen Topf zu werfen, wie es hier geschehen ist. Die Unzu-friedenheit der Kleinproduzenten ruft sehr oft deren Bestreben hervor(und mu es unvermeidlich bei ihnen oder bei einem betrchtlichen Teilvon ihnen hervorrufen), ihre Existenz als Kleineigentmer zu vertei-digen, d. h. die Grundlagen des gegenwrtigen Systems zu verteidigenund sogar das Rad der Geschichte zurckzudrehen. . . . Es verschrft sich ihr Kampf und vor allem der Kampf ihres fh-renden Vertreters des Proletariats..." Eine Verschrfung des Kampfeserfolgt natrlich auch bei den Kleinproduzenten. A ber ihr Kampf "r ic h-tet sich sehr oft gegen das Proletariat, denn die Interessen des Kleinpro-duzenten geraten schon auf Grund seiner Lage in sehr vielem in einen3*

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    36 TW.'). Leninsdbarfen Qegensatz zu den Interessen des Proletariats. Allgemein gespro-chen ist das Proletariat berhaupt nidbt der fhrende Vertreter" desKleinbrgertums. Und ist das mitunter der Fall, so nur dann, wenn derKleinproduzent die Unvermeidlichkeit seines Untergangs erkennt, wenner seinen eigenen Standpunkt verlt, um sich auf den des Proleta-riats zu stellen". Der fhrende Vertreter des Kleinproduzenten von beute,der seinen eigenen Standpunkt" noch nicht verlassen hat, ist sehr oftder Antisemit und der Agrarier, der Nationalist und der Volkstmler, derSozialreformer und der Kritiker des Marxismus". Und gerade jetzt, wodie Verschrfung des Kampfes" der Kleinproduzenten begleitet wirdvon der Verschrfung des Kampfes" der sozialistischen Gironde" gegenden Berg"10 , ist es am wenigsten angngig, all und jede Verschrfung ineinen Topf zu werfen.

    ... Die internationale Sozialdemokratie steht an der Spitze der Be-freiungsbewegung der werkttigen und ausgebeuteten Masse..." Durch-aus nicht. Sie steht nur an der Spitze der Arbeiterklasse, der Arbeiter-bewegung, und wenn sich dieser Klasse andere Elemente anschlieen, sosind das eben Elemente und nicht Klassen. Und voll und ganz schlieensie sich nur dann an , wenn sie ihren eigenen Standpunkt verlassen"....Sie organisiert deren Kampfkr fte..." Auch das ist nicht richtig.Die Sozialdemokratie organisiert nirgends die Kampfkrfte" der Klein-produzenten. Sie organisiert nur die Kampfkrfte der Arbeiterfeiasse. Dieim Entwurf gewhlte Formulierung ist um so weniger glcklich, je wenigerman Ruland im Auge hat, je mehr die Darstellung (vgl. V) sich auf dieentwickelte" brgerliche Gesellschaft beschrnkt.Summa summarum. Der Entwurf spricht in positiver Form von demrevolutionren Charakter des Kleinbrgertums (wenn es das Proletariatuntersttzt" bedeutet das etwa nicht, da es revolutionr ist?) undsagt kein Wort ber seinen konservativen (und sogar reaktionren) Cha-rakter. Das ist ganz einseitig und falsch.In positiver Form knnen (und mssen) wir auf den konservativenCharakter des Kleinbrgertums hinweisen, lind nur in bedingterform drfen wir auf seinen revolutionren Charakter hinweisen. Nureine solche Formulierung wird dem ganzen Geiste der Marxschen Lehregenau entsprechen. Das Kommunistische Manifest" erklrt z. B. eindeu-tig: Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegenber-

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    Bemerkungen zum zweiten Programmentwurf Pledbanows 37stehen, ist nur das Proletariat eine wirklich revolutionre Klasse... derkleine Industrielle, der Hand werker, der B a u e r. .. sind nicht revolutionr,sondern konservativ. Noch mehr, sie sind reaktionr... Sind sie revo-lutionr" (sind sie"!), so sind sie es im Hinblick auf den ihnen bevor-stehenden bergang ins Proletariat, ... so verlassen sie ihren eigenenStandpunkt, um sich auf den des Proletariats zu stellen."11Man sage nicht, da sich in dem halben Jahrhundert, das seit demKommunistischen Manifest" vergangen ist, die Dinge wesentlich genderthtten. Gerade in dieser Beziehung hat sich nichts gendert: auch dieTheoretiker haben diese These stets und stndig anerkannt (so hat Engels1894 gerade von diesem Standpunkt aus das franzsische Agrarprogrammverworfen12 . Er sagte rundheraus: Solantje der Kleinbauer seinen Stand-punkt nicht verlt, gehrt er nicht zu uns sein Platz ist bei den Anti-semiten, mgen diese ihn vertrsten, und er wird dann um so sicherer zuuns kommen, je mehr die brgerlichen Parteien ihn betrgen werden),und faktische Besttigungen dieser Theorie werden auch durch die Geschichte bis in unsere Zeit massenhaft gegeben, bis zu nos chers amis*,den Herren Kritikern".

    Beilufig bemerkt. Im Entwurf ist der Hinweis auf die Diktatur des"Proletariats, der ursprnglich vorhanden war, weggelassen. Wenn dasauch zufllig, aus Versehen, geschehen sein mag, so bleibt doch die un-zweifelhafte Tatsache bestehen, da der Begriff Diktatur" unvereinbarist mit der positiven Anerkennung einer fremden Untersttzung des Pro-letariats. W ten wir wirklich positiv, da das Kleinbrgertum das Prole-tariat untersttzen wird, wenn das Proletariat seine, die proletarischeRevolution vollbringt, so wre es berflssig, von Diktatur" zu reden,denn dann wre uns vollauf eine so berwiegende Mehrheit gesichert, dawir auch ohne Diktatur sehr gut auskmen (wie die Kritiker" auch glau-ben machen wollen). Die Anerkennung der Notwendigkeit der Diktaturdes Proletariats ist aufs engste und untrennbar verbunden mit der Fest-stellung des Kommunistischen Manifests", da nur das Proletariat einewirklich revolutionre Klasse ist.

    (Nebenbei gesagt wie sich Engels in dieser Beziehung ereiferte",geht aus folgender Stelle seiner Kritik des Erfurter Entwurfs hervor. DenRuin weiter Volksschichten", zitiert Engels den Entwurf und bemerkt* unseren lieben Freunden. Die Red.

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    38 WJ. Centndazu: statt dieser deklamatorischen Phrase, die aussieht, als tte uns derRuin von Bourgeois und Kleinbrgern noch leid (!!) , wrde ich die ein-fache Tatsache erzhlen: die durch den Ruin der stdtischen und lnd-lichen Mittelstnde, der Kleinbrger und Kleinbauern, den Abgrund zwi-schen Besitzenden und Besitzlosen erweitern (oder vertiefen)"*.)

    M an w ird mir erwidern, da im Gegenentwurf zwar vom konservativenCharakter des Kleinproduzenten positiv die Rede sei (alle brigen Klas-sen der modernen Gesellschaft sind fr die Erhaltung der Grundlagen desbestehenden konomischen Systems"), aber sein revolutionrer Charakternidbt einmal bedingt zum Ausdruck komme.Dieser Einwand ist vllig unbegrndet. Der bedingt revolutionre Cha-rakte r des Kleinproduze nten ko mm t im Gegen entwurf gerade so zum Au s-druck, wie man ihn einzig und allein ausdrcken darf, d. h. in der Torrneiner Anklage gegen den Kapitalismus. De r bedingt revolut ionre Charak-ter des Kleinproduzenten kommt zum Ausdruck:1. in den W orte n ber seine Verdrngung, seine Ruinierung durch denKapitalismus. Wir, das Proletariat, klagen den Kapitalismus an, da erber den Ruin der Bauern zum Grobetrieb fhrt. Hieraus ergibt sichunmittelbar der Schlu, da der Bauer, wenn er die Unv ermeidlich -* Von Lenin deutsch zitiert.13 Der Tibers.Im Entwurf des Erfurter Programms war folgender Passus enthalten: Indiesem Befreiungskampf verficht die Sozialdemokratie als die Verfechterin(oder V ertreterin ,Die Neue Zeit'1*, IX, 2, 789) nicht blo der Loh narbei-ter, sondern der Ausgebeuteten und Unterdrckten insgesamt, alle Forde-rungen, Maregeln und Einrichtungen, welche die Lage des Volkes im allge-meinen und der Arbeiterklasse im besonderen zu verbessern geeignet sind."(Von Lenin deutsch zitiert. Der 'Ubers.) Und Engels riet entschieden, diesenganzen Passus zu streidhen, wobei er sich die Gelegenheit nicht entgehen lie,

    zu sptteln: des Volkes im allgemeinen (wer ist das?)" (von Lenin deutschzitiert. Der Tibers?). Und dem Rat von Engels folgend, warf man diese StelleQanz hinaus, der Abschnitt, in dem es heit: Die Befreiung des Proletariatskann nur das Werk der Arbeiterklasse sein, weil alle anderen Klassen . . .auf dem Boden des Privateigentums an den Produktionsmitteln stehen und dieErhaltung der Grundlagen der heutigen Gesellschaft zum gemeinsamen Zielhaben" dieser Paragraph ist unter dem unmittelbaren Einflu von Engelsin sdirferer form angenommen worden als im ursprnglichen Entwurf vor-gesehen war.

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    Bemerkungen zum zweiten Programmentwurf Pledhanows 39keit dieses Prozesses begreift, seinen Standpunkt verlt und nnsernannimmt" .2 . in den W ort en , da Unsicherheit der Existenz und Arbeitslosigkeit ,Joch der Ausbeutung und Erniedrigungen jeder Art das Los" (nicht nurdes Proletariats, sondern) immer breiterer Schichten de r werkttigen Be-vlkerung werden". Durch diese Formulierung wird schon zum Ausdruckgebracht, da das Proletariat die Vertretung der gesamten werkttigenBevlkerung bernimmt, und zwar eine Vertretung, angesichts deren wiralle auffordern (und zwingen), ihren Standpunkt zu verlassen und sichauf unsern zu stellen, aber nicht umgekehrt; wir verlassen nicht unsernStandpunkt, wir verbinden unsern Klassenkampf nicht mit allerlei un-sicheren Kantonisten.

    Und ebenso wird der Gedanke der Vertretung zum Ausdruck gebracht3. in den W orte n von der Armu t und dem Elend der ^Massen (der Mas-sen schlechthin, nicht nu r der Arbe itermas sen).Die Partei der revolutionren Klasse kann nur in dieser Torrnden bedingt revolutionren Charakter der brigen Klassen zum Ausdruckbringen, um ihnen ihre Auffassung von den Nten dieser Klassen undvon den Mitteln zur Behebung dieser Nte auseinanderzusetzen, um inihrer Kriegserklrung an den Kapitalismus nicht nur im eigenen Namen,sondern auch im Namen aller notleidenden und verelendeten" Massenaufzutreten. Hieraus ergibt sich ganz von selbst, da jeder, der dieseLehre ann imm t, unweigerlich zu uns komm en wird . Es wre einfach lcher-lich, wenn wir uns einfallen lieen, darauf im Programm noch besonderseinzugehen und zu erklren, da diese oder jene unzuverlssigen Ele-mente , wenn sie zu unserm Standpunkt bergehen, auch revolutionrsein werden! Das wre das beste Mittel, den Glauben an uns gerade beijenen zwiespltigen und schwchlichen Verbndeten zu zerstren, dieohnehin des Glaubens an uns ermangeln.*

    * Je mehr Gte" fr den Kleinproduzenten (z. B. fr den Bauern) wir impraktischen Teil unseres Programms an den Tag legen, desto strenger" ms-sen wir gegenber diesen unzuverlssigen und doppelgesichtigen sozialen Ele-menten im prinzipiellen Teil des Programms sein und drfen auch nicht umHaaresbreite von unserm Standpunkt abweichen. Hier, bitte, nimmst dudiesen, unsern Standpunkt an, dann wirst du Gte" genug bei uns finden,nimmst du ihn nicht an, nun, dann nichts fr ung ut! Dann w erden wir unter der

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    40 . W.l.LeninAuer diesem prinzipiellen Einwand gegen die XI und XII habe ich

    nur noch eine kurze formale B emerkung gegen XI zu machen. Es ist nichtangebracht, in diesem Paragraphen von der materiellen Mglichkeit derBeseitigung des Kapitalismus" zu sprechen, denn gerade in diesem Ab satzis t nicht von den materiellen, sondern von den ideellen Voraussetzungender Beseitigung des Kapitalismus die Rede. Erwhnt man die materiellenVorauss etzungen, so m u m an auch die ideellen (moralischen usw.) hin zu-fgen. Aber es wre viel richtiger, von dieser materiellen Mglichkeit"in dem Absatz zu sprechen, der nicht vom Klassenkampf, sondern vonder Evolution und Tendenz des Kapitalismus handelt.Es ist unlogisch, in XII von der bevorstehenden sozialen Revolutionzu sprechen und erst in XV von dieser Revolution selbst und ihrer Not-wendigkeit. Umgekehrt wird ein Schuh draus."In XIII scheint mir die Ersetzung de r W or te Vernichtung (od er Auf-hebung) des Privateigentums" durch den Ausdruck Expropriation derA usb eut er" nicht glcklich zu sein. D as ist we niger klar und wen iger genau.Unglcklich gefat ist auch der Schlu dieses Paragraphen: die plan-mige Organisation des gesellschaftlichen Produktionsprozesses zur Be-friedigung der Bedrfnisse sowohl der gesamten Gesellschaft als auch

    ihrer einzelnen Mitglieder". Das gengt nicht. Eine solche Organisationwerden am Ende auch die Truste vornehmen knnen. Es wre genauer,wenn man sagte, auf Rechnung der gesamten Gesellschaft" (denn dasschliet die Planmigkeit ein und weist auf denjenigen hin, der derPlanmigkeit die Richtung gibt), und nicht nur zur Befriedigung der Be-drfnisse der Mitglieder, sondern zur Sicherung der hchsten Wohlfahr tund der freien allseitigen Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft. XIV ist meines Erachtens unbestimm t (ob w ir die gesamte" unter-drckte Menschheit" befreien werden, das wei ich noch nicht: z.B.

    die Unterdrckung der Qiarakterschwachen durch diejenigen, die einenrecht festen Charakter haben). Besser wre es, die Fassung zu whlen,die Marx in der Kritik des Gothaer Programms vorgeschlagen hat: dieAbschaffung der Klassenunterschiede und der aus ihnen entspringendenUngleichheit15 . Auch Engels bestand in der Kritik des Erfurter Pro-gramms darauf, da die Abschaffung der Klassen unsere Grundforde-Diktatur" auf dich die Regel anwenden: Man mu aufs Predigen verzichten,wo Taten nur noch sind am P la tz .. . : . .

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    Bemerkungen zum zweiten Programmentwurf Pledhanows 41rung.ist*, und nur durch den genauen und direkten Hinw eis auf dieseGrundforderung" geben wir unseren Versprechungen, alle zu befreienund alle von allen beln zu erlsen, einen vllig bestimmten (und nichtbertriebenen) Sinn. XV von der Untersttzung des Proletariats durch andere Bevl-kerungsschichten" und von der Weglassung der Diktatur des Proleta-riats" war bereits oben die Rede. XVI ist ganz merkwrdig und unangebracht. Die politische Erzie-hung" des Proletariats besteht eben darin, da wir es aufklren, organi-sieren und seinen Kampf leiten, davon war aber bereits in XII die Rede(wo nur noch etwas ber die Leitung seines Kampfes" hinzugefgt wer-den mte).XVII scheint mir ebenfalls ein berflssiger Wortschwall zu sein.Wozu berhaupt auf die Abhngigkeit der nchsten Aufgaben von derUnterschiedlichkeit der sozialen und politischen Lage eingehen? M ag mandavon in Traktaten schreiben, wir aber mssen geradeheraus erklren, dadie und die Besonderheiten (die berreste der Leibeigenschaft, die Selbst-herrschaft usw.) unsere nchste Aufgabe so und so modifizieren.

    XVIII: In Ruland wird der Kapitalismus immer mehr zur vorherr-schenden Produktionsweise..." Das ist unbedingt zu schwach. Er istschon zur vorherrschenden geworden (wenn ich sage, da 60 bereitsvorherrschend ist gegenber 40, so bedeutet das keineswegs, da 40 nichtexistiert oder als unwichtige Kleinigkeit zu betrachten ist). Es gibt bei unsnoch so viele Volkstmler, zur Volkstmlerei neigende Liberale und sichrasch zur Volkstmlerei zurckentwickelnde Kritiker", da es unstatt-haft ist, hier auch nur die geringste Unklarheit zu lassen. Und ist derKapitalismus noch nicht einmal vorherrschend" geworden, sollte mandann mit der Sozialdemokratie nicht auch noch etwas warten?

    .. .rckt die Sozialdemokratie an die allererste Stelle..." Der Kapi-talismus wird eben erst vorherrschend, wir aber stehen schon an aller-erster" S te ll e .. . Ich denke, man sollte von der allerersten Stelle berhauptnicht reden: das geht von selbst aus dem ganzen Programm hervor. Besser,nicht wir sagen das von uns, sondern die Geschichte sagt es von uns.Der Entwurf lehnt anscheinend den Ausdruck die alte, au} Leibeigen-schaft beruhende Gesellschaftsordnung" ab, in der Meinung, der Aus-* Engels' Worte von Lenin deutsch zitiert.16 Der bers.

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    42 W. J.Lenindruck Leibeigenschaft" sei nur auf eine Rechtsordnung anwendbar. Ichden ke, da diese Unterscheidu ng unbe grn det ist: die Leibeigenschaft"war natrlich eine juristische Einrichtung, sie entsprach aber auch einembesonderen System der gutsherrlichen (und buerlichen) Wirtschaft, sietrat auch in einer Menge nicht rechtlich" festgelegter Lebensverhlt-nisse in Erscheinung. Deshalb sollte man den Ausdruck vorkapitali-stische, auf Leibeigenschaft beruhende Gesellschaftsordnung" gar nichtvermeiden.

    D ie Beschreibung" des Leibeigenschaftsrechtes (die M asse n w are ngetauftes Eigentum) in unserem Programm ist ganz unangebracht undberflssig.Hingegen gengt es nidit, vom Einflu der berreste des Leibeigen-schaftssystems zu sagen, da sie als schwerer Druck auf der werkttigenMasse lasten. Es ist notwendig, auch auf die Hemmung der Entwicklungder Produktivkrfte des Landes und auf die anderen sozialen Folgen derLeibeigenschaft hinzuweisen.*

    XI X. Meine s Erachtens ist es vllig berflssig, darau f hinzu we isen,da die Demokratie (resp. die politische Freiheit) fr uns eine ber-gangsstufe" ist (ein bergang wozu? von der Republik haben wir dochweiter unten geradezu als von der nchsten praktischen Forderung ge-sprochen) und da die Verfassung eine natrliche rechtliche Ergnzung"(E rwe rbun g" ist woh l ein Fehler in der Abschrift) zu de n kapitali-stischen Produktionsverhltnissen" ist. Das ist im Programm durchausnicht am Platz. Es gengt vollkommen, wenn wir sagen, da die Selbst-herrschaft die ganze gesellschaftliche Entwicklung" aufhlt oder be-hindert: folglich ist auch die Entwicklung des Kapitalismus mit ihr nichtvereinbar. Einzelheiten darber mssen in den Kommentar verwiesen wer-den, denn im Programm schwchen sie sogar unsere Kriegserklrung andie Selbstherrschaft ab sie geben dem Prog ram m ein akademisches,abstraktes Geprge.

    Und wozu auch diese Gemeinpltze ber rechtliche Ergnzungen zumKapitalismus und ber Rechtsordnung" (XX), wenn wir weiter untenviel unmittelbarer und bestimmter von der Republik sprechen? (bri-* Nebenbei bemerkt. Im Gegenentwurf ist der Ausdruck asiatisch-barba-rische formen des 'Hinsterbens der Bauernschaft" unglcklich gewhlt. Mankann sagen: Formen des Untergehens, oder etwas in dieser Art.

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    Bemerkungen zum zweiten Procjrammentwurf Pledbanows 43gens steht in XX der Ausdruck das alte Leibeigenschaftssystem", derEntwurf selbst gibt also hier dem Worte Leibeigenschaft" einen weite-ren als nur juristischen Sinn.) b e r die Unvereinbarkeit der Selbstherrschaft mit einer Rechtsordnungzu sprechen, erbrigt sich ebenfalls, da gleich daneben die Forderungihres Sturzes und ihrer Ersetzung durch die Republik steht. Es wre bes-ser, sich klarer ber die Rechtlosigkeit" des Volkes unter der Selbst-herrschaft usw. auszudrcken....Die Selbstherrschaft ist der schlimmste Feind der Freiheitsbestre-bungen der Arbeiterklasse. . ." Es mte hinzugefgt werden: und derkulturellen Entwicklung des ganzen Volkes" oder etwas hnliches. Damit(und nicht mit Wo rten ber die V ertretung") werden wir auch zum A us-druck b ringen, da die Sozialdemokratie die Interessen nicht nur der Ar-beiterklasse, sondern der gesamten gesellschaftlichen Entwicklung vertritt.

    Alle oben angefhrten Bemerkungen zusammenfassend, sehe ich indem Entwurf vier Hauptmngel, die ihn meines Erachtens unannehmbarmachen:1. uerste Abstraktheit vieler Form ulierungen, als wren sie nicht freine Kampfpartei, sondern fr eine Vortragsreihe bestimmt;2. das Beiseiteschieben und Vertuschen der Frage des speziell russischen"Kapitalismus ist ein besonders schwerwiegender Mangel, denn das Pro-gramm m u eine bersicht und einen Leitfaden zur Agitation gegen denrussischen Kapitalismus geben. W ir mssen mit einem offenen Werturteilber ih n auftreten und mit einer offenen Kriegserklrung eben an denrussischen Kapitalismus,-3. die ganz einseitige und falsche Darstellung des Verhltnisses desProletariats zu den Kleinproduzenten, die uns im Kampf sowohl gegendie Kritiker" als auch gegen viele andere den Boden unter den Fenwegzieht,-4. das Bestreben, im Programm stets den Proze zu erlutern. Ohne-hin gelingt es nicht, Erluterungen zu geben, die Darstellung aber wird zuweitschweifig, es gibt eine Unmenge Wiederholungen, das Programmartet fortwhrend in einen Kom mentar aus.Qescbrieben Ende J-ebruarbis Anfang Mrz 1902. , . . . . . . .

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    B E U R T E I L U N G D E S Z W E I T E NP R O G R A M M E N T W U R F S V O N P L E C H A N O W

    Vier Hauptmngel ziehen sich durch den ganzen Entwurf und machenihn meines Erachtens vllig unannehmbar.1. Nach der Art und Weise, wie der wichtigste Teil, der die Charak-teristik des Kapitalismus betrifft, formuliert ist, gibt dieser Entwurf nichtdas Programm des Proletariats, das gegen sehr reale Erscheinungen einessehr bestimmten Kapitalismus kmpft, sondern das Programm eineskonomischen ehrbudbs, das dem Kapitalismus im allgemeinen ge-widmet ist.2. Insbesondere ist das Programm unbrauchbar fr die Partei des rus-sischen Proletariats, weil infolge desselben Systems, den Kapitalismus imallgemeinen zu kennzeichnen, die Evolution des russischen Kapitalismus,die vom russischen Kapitalismus erzeugten Widersprche und sozialenKatastrophen fast ganz umgangen und vertuscht werden. Die Partei desrussischen Proletariats mu in ihrem Programm ihre Anklage gegen denrussischen Kapitalismus, ihre Kriegserklrung an den russischen Kapita-lismus ganz unzweideutig niederlegen. Das ist um so notwendiger, alsdas russische Programm in dieser Beziehung nicht mit den europischen

    Programmen identisch sein kann: letztere sprechen vom Kapitalismus undvon der brgerlichen Gesellschaft, ohne darauf hinzuweisen, da dieseBegriffe sowohl fr sterreich wie auch fr Deutschland usw. anwend-bar sind, denn das versteht sich von selbst. Hinsichtlich Rulands verstehtsich das jedoch nicht von selbst.Sich damit begngen, da sich der Kapitalismus in seiner entwickel-ten Form" im allgemeinen durch diese oder jene Eigenschaft auszeichnetund da in Ruland der Kapitalismus vorherrschend wird", heit der

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    Beurteilung des zweiten Programmentwurfs von VXedianow 45konkreten Anklage und Kriegserklrung, die fr eine praktisch kmp-fende Partei am wichtigsten ist, aus dem W ege gehen.Aus diesem Grunde wird von dem Entwurf eines der Hauptziele desProgramms nicht erreicht, nmlich der Partei eine Direktive zu geben frihre tagtgliche Propaganda und Agitation in bezug auf all die mannig-faltigen Erscheinungsformen des russischen Kapitalismus.3. Einige sehr wichtige Punkte sind im Entwurf so ungenau formuliert,da dadurch unvermeidlich eine Reihe uerst gefhrlicher Miverstnd-nisse hervorgerufen und unser theoretischer Kampf und unsere Propa-ganda erschwert werden. So ist z. B. das Wachstum der Groproduktionausschlielich auf industrielle" Betriebe beschrnkt. Die Entwicklungdes landwirtschaftlichen Kapitalismus ist verwischt oder wird sogar ganzumgangen. Ferner tritt an die Stelle der Diktatur des Proletariats" dieRevolution, welche das Proletariat zu vollbringen hat, untersttzt vonden anderen Bevlkerungsschichten, die unter der kapitalistischen Aus-beutung leiden", und der Klassenkampf des Proletariats wird sogar er-setzt durch den Kampf der werkttigen und ausgebeuteten Masse". Einesolche Formulierung widerspricht dem Hauptgrundsatz der Internatio-nale: Die Befreiung der Arbeiterklasse kann nur das Werk der Arbeiter-klasse selbst sein." Der neben dem Proletariat bestehende andere Teilder werkttigen und ausgebeuteten Masse" (d. h. hauptschlich dieKleinproduzenten) ist in seinem Kampf gegen die Bourgeoisie nur zum7eil revolutionr. Und zwar ist er nur dann revolutionr, wenn er imHinblick auf seinen bergang ins Proletariat" sich auf den Standpunktdes Proletariats stellt" (Kommunistisches Manifest"). Der reaktionreCharakter der Kleinproduzenten dagegen wird im Entwurf gar nicht be-leuchtet, so da das Verhltnis des Proletariats zur werkttigen undausgebeuteten Masse" im groen und ganzen falsd] dargestellt wird. [Esheit z. B. im Entwurf: Es verschrft sich ihr Kampf (der Kampf derwerkttigen und ausgebeuteten Masse) und vor allem der Kampf ihresfhrenden Vertreters: des Proletariats". Die Verschrfung des Kamp-fes" der Kleinproduzenten kommt zum Ausdruck im Antisemitismus wieim Csarismus, in den Bauernbnden gegen die Landarbeiter wie sogar imKampf der soz. Gironde gegen die Bergpartei. Die Vertretung der ge-samten werkttigen und ausgebeuteten Masse durch das Proletariat muim Programm dadurch zum Ausdruck kommen, da wir gegen den Kapi-

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    46 W.I.Lenintalismus Anklage erheben wegen des Elends der Massen (und nicht nurwegen des Elends der Arbeiterklasse), wegen der Arbeitslosigkeit immerbreiterer Schichten der werkttigen Bevlkerung" (und nicht nur derArbeiterklasse).]4. D er Entwurf geht stndig aus einem Programm im eigentlichenSinne in einen Kommentar ber. Ein Programm mu kurze 7besen geben,die kein berflssiges Wort enthalten, und die Erluterung Kommen-taren, Broschren, der Agitation usw. berlassen. Des