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Die Kunst des Schreibens Sponsoring-Post Verlagspostamt 8010 Graz 02Z033483 S STEIERMARK Literatur von Menschen mit besonderen Talenten Jahrgang 21, Nr. 2/2009

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Die Kunst des Schreibens

Sponsoring-Post Verlagspostamt 8010 Graz 02Z033483 S

S T E I E R M A R K

Literatur von Menschen mit besonderen Talenten

Jahrgang 21, Nr. 2/2009

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Liebe Leserin,lieber Leser!

Sie gehen unter die Haut, sie öffnen die Augen

und treffen ins Herz: die literarischen Werke der

Menschen mit Behinderung. Lange sind sie der

kunstbegeisterten Welt verborgen geblieben –

erst seit wenigen Jahren bahnen sie sich mutig

und selbstbewusst den Weg in die Öffentlichkeit.

Diese Ausgabe von „Lebenshilfe” präsentiert

außergewöhnliche Geschichten von Menschen

mit schriftstellerischen Talenten. Ihre Gedichte,

Aphorismen und Lebensberichte schenken uns

tiefe Einblicke in ihr Leben.

Die Werkstätten der Lebenshilfe sind der Aus-

gangspunkt und die Kraftquelle ihres kreativen

Schaffens. Hier erhalten Menschen mit Behinde-

rung jene Förderung und Begleitung, die es ihnen

ermöglicht, ihren Erlebnissen Ausdruck zu ver-

leihen, ihre Fähigkeiten zu erweitern und ein

Leben zu führen „wie andere auch”.

Viel Freude beim Lesen!

Nicole Rubisch

PS: Herzlichen Dank an alle Schriftsteller und

Künstler für die Bereitstellung ihrer Werke!

Thema

Seite 4 Schreiben als LebenskunstVon der Kunst des Schreibens und von der Weisheit des Lebens: Die Schriftsteller der Lebenshilfe geben einen Einblick in die künstlerische Seele.

Seite 6 … ICH – der LiteratIch weiß nicht, bin ich eher Literat oder Autor, oder gibt es da keinen Unterschied? Manfred Nagl geht seiner Bestimmung auf die Spur.

Seite 8 Künstler aus LeidenschaftWerber Kobalds aussagekräftige Bilder und einfühlsame Gedichte spiegeln die Wünsche und Sehnsüchte des 59-Jährigen wider und erzählen von seinem Leben.

Seite 10 Die WerwolfsekteEine Gruselgeschichte von Michaela Sackl macht Lust auf Fantasy-Abenteuer.

Seite 12 „Ich male, um traurige Menschen fröhlich zu machen“Nach seiner Parkinson-Diagnose wurde Bernd Holzbauer Kunstmaler und Literat.

Seite 14 Zwischen Himmel und HölleWinfried Haas war Alkoholiker. Er hat seinen Dornenpfad aufgeschrieben und ein Buch veröffentlicht.

Kunst und von Menschen mit besonderen

Seite 2

Lebenshilfe Steiermark | Foyer

Editorial

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Literatur Talenten

Seite 3

Seite 16 Teddybär und TigerDavid Lejko ist Musiker, Dichter und Geschichten-erzähler bei der Lebenshilfe Radkersburg.

Seite 18 Meine JugenderlebnisseKonrad Hirschegger über seine Jugend auf einem Berg-bauernhof und den Rotsohler Krampus.

Seite 20 MamaEin Gedicht von Martin Rausch.

Seite 21 Ohrenschmaus 2009Auf der Suche nach den besten Texten.

MagazinSeite 22 Wir vertrauen den Motorrad-EngelnSeite 22 PartnersucheSeite 24 Ab in die Ferien!

AktuellSeite 26 Verschiedenheit als ChanceSeite 27 Spendeninfo des Landesverbandes

InteressenvertretungSeite 28 OmbudsfrauSeite 29 Sprechtage der RechtsberaterInnenSeite 30 Rechtsberatung, Impressum

VorwortJeder Mensch hat Stärken und Schwächen; die Stär-

ken von Menschen mit Beeinträchtigung werden aber

immer noch zu wenig wahrgenommen und erkannt.

Vielerorts ist das Bild der Menschen mit Beeinträchti-

gung von Mitleid, Bedauern und Defiziten geprägt.

Auch ihre vielfältigen Begabungen im kreativen Be-

reich kennen die wenigsten. Seit drei Jahren versucht

der Literaturpreis „Ohrenschmaus“, dieses Bild zu-

rechtzurücken. Unter Felix Mitterers Schirmherr-

schaft finden bisher im Verborgenen gebliebene

Literaturwerke von Menschen mit Beeinträchtigung

den Weg in die Öffentlichkeit. Ich selbst hatte Gele-

genheit, eine Lesung mit Werken von Renate Grad-

wohl, einer Künstlerin der Lebenshilfe, besuchen zu

dürfen. – Ich war überwältigt von der Feinfühligkeit

und der literarischen Ausdrucksweise der zitierten

Texte. Sie gestatteten mir, meinen Blickwinkel für die

im Text angesprochenen Geschehnisse zu erweitern.

Diese Lesung hinterließ einen bleibenden Eindruck bei

mir.

Kunst und Kultur machen keine Unterschiede zwi-

schen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Jedes

Kunst- und Kulturstück wird individuell geschaffen –

jeder Mensch ist ein Individuum und jedem ist es auch

selbst überlassen, nach seinem individuellen Ge-

schmack, Kunst und Kultur zu bewerten. Gerade des-

halb ist es so wichtig, Menschen mit Beeinträchtigung

die Gelegenheit zu geben, ihre oftmals verborgenen

künstlerischen Talente einer breiten Öffentlichkeit zu

präsentieren, um damit einmal mehr aufzeigen zu kön-

nen, dass jeder Mensch seine

Stärken und Schwächen hat.

Margit Keshmiri

Präsidentin des Landesverbandes

der Lebenshilfe Steiermark

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Manfred Nagl: „Wie gebe ich meinemLeben einen echten Sinn? Indem ich michvielseitig und aktiv am Leben orientiereund beteilige. Dann könnte ich mir vor-stellen, mein Leben so zu gestalten, dassich zufrieden sein kann. Und trotzdemsehe ich das Leben oft anders. Freilichweiß ich, dass nicht immer alles eitelWonne ist. Ich selber sollte mein Lebenso leben, wie ich es für richtig halte undmich nicht von anderen Leuten zuviel be-einflussen lassen. Es passiert mir immerwieder in der Gesellschaft, dass ich schiefoder dumm angesehen werde, das störtund ärgert mich. Ich fühle mich schika-niert und auch provoziert, aber ich ver-suche es wegzustecken. Denn ich meine,dass ein jeder ein bisschen was von einer

Behinderung haben kann oder bekom-men kann im Leben.“ Künstler bei Naht-loskunst Kindberg

Martin Rausch: „Ich kann nicht Kinderkriegen. Ich bin behindert. Ich kann ar-beiten. Ich arbeite in der Lebenshilfe. Ichwohne in Kindberg im Wohnhaus. Ichkann malen. Ich kann Musik horchen. Ichkann spielen. Ich kann die Menschen gutverstehen. Ich bin auch nur ein Mensch.Ich heiße Martin. Ich kann nicht rechnen.Ich kann Zeitung schauen. Ich kann nichtalles lesen. Es ist schlimm, ich behindertbin. Ich nicht schön sprechen kann. Ichbin traurig, ich behindert bin.“ Auszug aus„Ich kann“, Künstler bei Nahtloskunst Kind-berg

Lebenshilfe Steiermark | Thema

Kunst & Literatur

Schreibenals LebenskunstVon der Kunst des Schreibens und von der Lebensweisheit: Die Schriftstellerinnen und Schriftsteller der Lebenshilfe geben einen Einblick in die künstlerische Seele. Fotos: Harry Schiffer

Ein Liebesgedicht

von Günther Berger

Was ist Liebe?

Die Liebe ist sehr fein zu haben.

Wie spürst du die Liebe?

Sie kribbelt im Magen.

Was machst du mit Liebe?

Die Menschen umarmen.

Wo findest du die Liebe?

Sie liegt im Kopf und im Herzen.

Wer gibt dir die Liebe?

Marina und viele andere auch.

Warum brauchen wir die Liebe?

Damit das Herz klopfen kann.

Seite 4

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Männer und Frauen mit Behinderung haben besondere Talente. In „Lebenshilfe“ erzählen sie ihre außergewöhnlichen Geschichten.

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LOVESTORYVon Martin Rausch

Hochzeit ist, wenn Mann und Frau ineine Kirche gehen.Hochzeit ist, wenn Mann und Frau zu-sammen einen Ring tauschen.Hochzeit ist, wenn der Pfarrer einenSchal über die Hände der Brautpaare legt.

Hochzeit ist, wenn die Brautpaarelieben.Hochzeit ist schöne Tafel mit Kerzenlicht.Hochzeit ist ein Fest der Liebe, wie einRoman.

Hochzeit ist schön.Alle Leute stehen im Kirchentor und ma-chen ein schönes Liebesfoto.Die Braut wirft den Brautstrauss anderenLeuten zu. Eine Frau fängt den Brautstrauss auf. Dann wird sie auch geheiratet.Kinder streuen Konfetti. Und dann ist Happy-End.

Silvia ist meine Nachbarin. Ich liebe sie.Silvia hat Kinder und einen Mann. Zum Geburtstag hat sie mich eingeladen. Ich kann sie nicht heiraten, weil Silviaeinen Mann hat.Ich bin traurig. Weil ich nicht heiraten tu. Ich will nicht traurig sein, ich will lachen.

Ich möchte nicht heiraten. Ich habe meine Tante Susi in Kapfenberg.

© NAHTLOSKUNST KINDBERG

Seite 5

Peter Knieschek: „Die Wasserwellen rinnen entlang der Donau. Wennich dort im Sommer vorbeigehe, denke ich, dass es für mich eine schöneAbkühlung wäre. Die Wasserwellen wirken auf mich beruhigend ein. Eswäre sehr schön, wenn ich an einem heißen Sommertag gleich in dieDonau baden gehen könnte, aber ich habe Angst vor den Wellen und dassmir dort etwas passieren könnte.“ Schreibwerkstatt 2003, Lebenshilfe Grazund Umgebung – Voitsberg

Bernd Holzbauer: „Die Ausübung der Malkunst ist für viele krankeMenschen die beste Therapie; für manch‘ sogar die beste Arznei. Dem-zufolge ist ein Kunstmaler eine Art Stammkunde in der Apotheke Gottes:dem Regenbogen.“ Künstler der Lebenshilfe Radkersburg

Martina Vallant: „Als ich erwacht heut’ Nacht, hatte ich einen Traum.Ich sah einen Engel, der mich bewacht. Er sprach zu mir auf seltsameWeise. ‚Gib gut Acht, denn ich bin der Engel, der die Guten bewacht.Dann erzählte er mir, er war an einem seltsamen Ort, der den Engeln nurgehört. Er reist Tag und Nacht und er sah bei einem, wo er war, dass erleis’ lacht – aber nur ganz sacht.“ Schreibwerkstatt 2003, Lebenshilfe Grazund Umgebung – Voitsberg

Werner Kobald: „Der Wind und das Meer sind zwei gute Freunde. Sietragen die Schiffe übers Meer hinweg – bis ans Ende der Welt.“ Künstlerder Lebenshilfe Graz und Umgebung – Voitsberg

Die Lebenshilfe fördert das kreative Schaffen. In vielen Tageswerkstätten heißt es:Künstler sein „wie andere auch”!

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Lebenshilfe Steiermark | Thema

Kunst & Literatur

Seite 6

Wenn ich ein Buch verfassenmüsste, müsste ich freilichein bisschen schneller schrei-

ben. Dann wäre ich eher ein Autor. Aberich kann mich nicht dazu überwinden,schneller zu schreiben. Ich weiß ja, dassich etwas zu langsam arbeite, ich schaffegerade mal einen oder einen halben Satzam Tag. Das ist zu wenig, dass es für einBuch reichen würde. Deshalb bin ich einLiterat.

In der Literatur spielt die Zeit nicht soeine wesentliche Rolle. Aber warumschreibe ich zu langsam? Weil ich einer-seits meine Gedanken habe und die mirandererseits wegschweifen und abhan-den kommen. Gedanken, die ich im Ge-dächtnis registriert habe und kleinweisvergesse. Ich glaube nicht, dass es sich inmeinen Jahren schon um Alzheimer han-deln kann.

Mein Problem ist, dass ich zu großeGedankensprünge habe. Bevor mir dererste Gedanke einfällt, mich inspiriert,denke ich schon einen anderen. Ich habemanchmal zuviel an Gedanken und Wor-ten, also mit welchen soll ich beginnen?

Es ist mir auch nicht ganz klar, mit wel-chen Themen ich mich auseinanderset-zen soll. Soll ich mich lieber mit demLeben oder mit dem Tod auseinander-setzen? Oder mit der Realität einer Ge-richtsverhandlung? Oder ist mir dieRealität meines eigenen Lebens – wie iches sehe – wichtiger? Wenn ich über michschreiben würde – als Dokumentation –müsste ich mich als Casanova beschrei-ben.

Eigentlich würde ich mich gerne als Jour-nalist sehen. Weil ich dann über Frauenberichten könnte! Da fiele mir manchNeckisches ein. Freilich würden Frauennicht alles hinnehmen, sich nicht alles ge-fallen lassen. Frauen lassen sich nicht ein-wickeln. Und sie sind kein Objekt derBegierde, auch wenn es um sexuelleDinge geht. Ich kann mir gut vorstellen,die Frauen wie in alter Zeit zu besingen,

so wie ein Minnesänger. Ich meine undglaube, die Frauen sind zauberhaft undeinschmeichelnd. Aber sie sind auchstark. Ich schreibe gerne über Frauen.

Ich rühme mich, in der Öffentlichkeitzu stehen. Wenn man meine Texte vor-liest, dann fühle ich großes Ansehen. Dasgefällt mir, im Mittelpunkt zu stehen.

… ICH – der LiteratIch weiß nicht, bin ich eher Literat oder Autor; oder gibt es da keinen Unterschied? Von Manfred Nagl

… Das könnte mich auf denGipfel des Erfolges führen.

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Nahtloskunst Kindberg hat Manfred Naglskünstlerisches Talent beflügelt.

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Seite 7

Dann bin ich ein großer Literat.Wenn es die Leute anspricht,was ich schreibe, dann fühle ichmich gut. Wenn die Leute glau-ben oder überzeugt sind, dassich diese Texte alleine verfasse.Diese Momente heben michbesonders hervor. Sie sind fürmich wie ein Sprungbrett zuweiteren Gedanken und zuweiterem Schaffen, zu weitererInspiration. Da komme ich mirvor wie ein Genie! Das könntemich auf den Gipfel des Erfol-ges führen.

Ich meine, trotzdem sollte ichbesser am Teppich bleiben.Denn ich glaube, auch als Lite-rat oder Philosoph nicht davon-schweben zu können. Ich mussauf der Erde bleiben, um hiermein Werk zu vollenden, ichdenke zum Wohle der Leute.Denn eines weiß ich ganzgenau: es gibt mich, den HerrnManfred Nagl, den Literaten.

Ich glaube nicht, dass essich schon um Alzheimer

handeln kann.

Ich bin großer Künstler. Ich will, alle Leute klatschen, wenn ich große Star werde.Ich will auf die Bühne stehen.Unten der Bühne sitzen alle Zuschauer. Auf der Bühne alle Kunstbilder oben hängen.Alle Leute schauen auf mich hinauf.Ich tue verbeugen.

Ich tue gerne malen.Dann tue ich gerne Texte schreiben zu den Bilder.Alle Betreuer lieben mich.Ich liebe alle Kollegen.Herta, Monika, Gerhard und Christine.Ich liebe mich selber.

Ich habe meine Gedanken.Ich habe meine Phantasie in meine Kopf.Ich male meine Gedanken. Ich schaue gerne Kunstbuch an.Ich male von Kunstbuch ab.Ich schaue gerne Tierbücher an und male von Tierbücher ab.Ich gerne Affen malen, Zebras malen tu ich gerne und Giraffen.Dann tu ich gerne Löwen malen.Ich kann sehr gut Tiere malen.

Ich habe tolle Idee.Ich möchte gerne Menschen abmalen.Das ist schwierig, die Arme und Hände zeichnen.Die Beine kann ich nicht gut zeichnen.Ich will einmal lernen, Arme und Beine zeichnen.Ich will meine Kopf anstrengen.Ich will nachdenken und Menschen ordentlich zeichnen.Ich will großer Künstler werden.

Bei Vernissage hängen die schönen Tierbilder von Martin.Ich freu mich, meine Bilder verkauft werden.Ich freu mich, dass Geld verdiene.Ich tu mein Geld ansparen.Ich spare zum Playmobil kaufen.Ich schöne Bilder malen tu.Ich bin großer Künstler.

© NAHTLOSKUNST KINDBERG

SPRACHKUNST. Das Literaturhaus Graz lädt Autorinnen und Autoren mitBehinderung zu einer Lesung ein. Schreiben Sie uns, welches literarischeWerk dieser Ausgabe Ihnen am besten gefällt. Der oder die Künstlerin mitden meisten Einsendungen gewinnt:Landesverband der Lebenshilfe Steiermark, Schießstattgasse 6, 8010 [email protected] Sprachkunst

Ich bin großer KünstlerVon Martin Rausch

Martin Rausch

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Werner Kobalds Liebe zur Kunst ist groß.

Der TannenwaldViele Tannen wuchsen Jahre lang gemein-sam in einem Wald auf.Eines Tages ging ein Mann zu den vielenTannen hinaus.Und er schnitt die größte Tanne um.Als der Mann aus dem Tannenwald wie-der zurückkam, da war er alt und grau ge-worden. Und er trug eine schwere Tanneunter seinem Arm.

Werner Kobald wohnt und arbeitetseit 1978 bei der Lebenshilfe Grazund Umgebung – Voitsberg.

Seine Laufbahn als Künstler begann er inder Tageswerkstätte in Söding. Späterwurde er Mitglied der Gruppe „Rand-kunst“, die seinem Talent den geeignetenRahmen bot. Vor allem seine Aphoris-men, Gedichte und Kurzgeschichten las-sen tief in Werner Kobalds Gefühlsweltblicken. Im Jahr 2005 beschloss er, inden Ruhestand zu treten. Er verließSöding und fand ein neues Zuhause imWohnhaus für Seniorinnen und Seni-oren „Am Rosenhain“ in Graz. Hierkann er das Leben im Alter genießen– und auch weiterhin seine Liebezur Kunst pflegen. Denn wer injungen Jahren Künstler ist, bleibt esauch im Alter.

Künstler aus LeidenschaftWerber Kobalds aussagekräftige Bilder und einfühlsame Gedichte spiegeln die Wünsche und Sehnsüchtedes 59-Jährigen wider und erzählen von seinem Leben. Von Nicole Rubisch, Fotos: Harry Schiffer

Lebenshilfe Steiermark | Thema

Kunst & Literatur0 Jahre Lebenshilfe

So bleiben wir jungSo bleiben wir jungWie soll es weitergehen?Es gibt heute schon so vieleSchöne Dinge im Leben,Die Freude machen können.In aller FrüheDa strahlt die SonneMit ihren StrahlenIn das offene FensterUnd genau auf das süße Leben.In aller Früh daStrahlt die SonneMit ihren zarten StrahlenAuf ein Fenster, wo sichGerade zwei alte MenschenWahnsinnig über denSchönen Morgen freuen.

„Die Jugend von heute hat schon längst die altenSitzplätze für sich in Anspruch genommen,damit die nächste Generation wieder zu ihremRecht kommt.“

Werner Kobald

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Manfred Nagls Spiegel der Seele.

Seite 9

Die Liebe kann auch Schmerzen undKummer zufügen. Liebe kann Eifersuchtauslösen. Liebe kann viele Varianten undFacetten haben. Liebe kann auch ver-gänglich sein. Liebe kann Schicksal sein.Die Liebe ist wertvoll. Liebe hat einehohe Bedeutung, aber man kann sie nichterklären. Ich glaube, Liebe kann unsterb-lich sein. Die Menschen sollten froh sein,dass es sie gibt, die Liebe.

Das Gegenteil von Liebe, nicht ge-mocht zu werden, kann seelischeSchmerzen zufügen. Das kann ein biss-chen viel weh tun. Nicht geliebt zu wer-den sind Schmerzen, die man unsichtbarnur an gewissen Stellen im Herzenspüren kann. Aber auch physisch leidetman darunter. Weil man Liebeskummer

oft nicht verkraften oder überwindenkann.

Für mich ist die Liebe wie ein uner-klärliches Wesen. Weil ich sie selbst nochnicht empfunden habe. An mir ist dieLiebe spurlos vorübergegangen. Ichwollt, ich hätt’ sie auch oft gespürt. Ichhab leider noch keine richtige Beziehunggefunden. Ich bin ein Mensch, den mannicht leicht nehmen kann; so wie ich bin.Vielleicht spüren das auch die Frauen.Um ein Leben mit mir einzugehen, fehltihnen vielleicht das notwendige Ver-trauen zu mir. Es ist ein Herzenswunsch von mir, auchso wie andere geliebt zu werden. © NAHTLOSKUNST KINDBERG

LiebeWas bedeutet das Wort Liebe? Zum Beispiel die Liebe zweierMenschen in einer Partnerschaft, die auch für mich eine wesentlicheRolle spielt. Ich meine, die Liebe kann auch Spaß machen. Es mussnicht immer im Sexuellen liegen, um sich zu lieben. Von Manfred Nagl

BetreuungVon Manfred Nagl

I ch fühle mich beengt und gedemütigt.Ich fühle mich manchmal unfair behan-delt.

Ich fühle mich wie eine Figur in einemSchachspiel. Ich bin in diesem Spiel der Läufer. Martin istder Jäger, Ilse ist der Wolf. Der Läufer hatdas Jagdhorn im Mund. Er will den Jäger undWolf damit provozieren. Der Läufer suchtden Konflikt. Der Konflikt gefällt ihm nicht,er will damit den heimlichen Kontakt su-chen. Ich will damit auf dem gleichen Niveau ste-hen wie ein Betreuer. Wenn es auch nur einTraum ist.Der Jäger und der Wolf halten den Läuferin Schach. Der Wolf zeigt die Zähne undder Läufer ergreift die Flucht. Er gerät inPanik, denn das wollte er nicht. Es triebenihn innere Gefühle. Der Jäger schaut böse drein. Er will dasHorn mit dem Fernglas tauschen. Warum?Der Läufer soll durch das Fernglas schauen.Er soll sehen, dass der Jäger nicht so böseist, wie er aussieht.Der Läufer möchte auch gern durch dasFernglas schauen, denn er möchte erken-nen, wo seine Grenzen sind. © NAHTLOSKUNST KINDBERG

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Lebenshilfe Steiermark | Thema

Kunst & Literatur

Seite 10

In der Familie gab es zwei Kinder. Siehießen Jessika und Janine. Jessika truggerne ihr gelbes Sommerkleid mit

Herzen darauf, Janine hatte ein samtenes,rosarotes Sommerkleid mit Rüschen an-gezogen. Ihre Eltern hießen Falco und El-vira. Falco trug einen Frack und Elviratrug ein rotes Sommerkleid. Eines Mor-gens gingen die Eltern mit ihren Kindernim Wald spazieren. Plötzlich sagte Jessikazu Janine: „Komm wir suchen eineHöhle!“ Sie gingen kreuz und quer durchden Wald, bis sie endlich eine Höhle fan-den. Als sie bei der Höhle angekommenwaren, waren alle so müde, dass sie so-

fort einschliefen.Als Jessika undJanine erwach-ten, war es dun-kel. Die Elternwaren verschwunden! Der Vollmondleuchtete am Himmel.

Beide Mädchen hatten sich in blutrüns-tige Werwölfe verwandelt und gingen aufdie Jagd. Sie streunten im Wald umherund töteten lebendige Tiere und trankenihr Blut. Nach einiger Zeit gelangten siezum Treffpunkt aller Werwölfe, wo sieschon von anderen Werwölfen erwartet

wurden . Ge-meinsam mach-ten sie sich zuSaurons Schlossauf. Sauron ist

ein schwarzer Reiter, der das Land Mor-dor regiert. Unter Saurons grausamerHerrschaft leben die Orks. Orks sind ge-fallene, untote Krieger, die im Moor lebenund denen ein struppiges Fell wächst, wiebei einem Tier. Als das Werwolfsrudel am Schloss ankam,standen sie den blutrünstigsten Orks ge-genüber.

Die WerwolfsekteEine Gruselgeschichte. Es war einmal eine Familie, die in einer verlassenen Hütte lebte. In dieser Region gab es einen Wald, der auch Schwarzwald genannt wurde. Dort wuchsen saftige Gräser und jede Menge verschiedene Blumenarten. Von Michaela Sackl

Sauron sah aus wie eingeflügelter, skelettierter Vogel.

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Der Anführer der Orks sagte zu Jessika:„Ich kenne dich! Du bist die Braut vonGraf Dracula.“ „Ja genau“, sagte Jessika.Darauf sagte Janine: „Und ich bin Dracu-las zweite Braut und wir haben mit euchetwas zu besprechen.“ „Also, was habt ihr auf dem Herzen?“,fragte der Ork. „Ja – also, da bräuchten wir auch Sauronund Phopos dazu“, meinte Jessika. Als sie zusammen mit den Orks denThronsaal des Schlosses betraten, sagteder Anführer der Orks zu Sauron undPhopos: „Die Bräute von Dracula sind da,um mit uns allen etwas zu besprechen,mein Herr.“ Sauron sah aus wie ein ge-flügelter, skelettierter Vogel. Prinz Pho-pos war ein böser Prinz, der dasNachbarland Meridian regierte.

„Also dann“, sagte Sauron schließlich,„was habt ihr schon wieder ausgeheckt?“ Janine begann ihren unglaublichen Plan zuerklären: „Wir wollen, dass unsere Elternauch Werwölfe werden, damit sie so sindwie wir. Dafür müssen wir sie aber in einegefährliche Falle locken. Ihr sollt uns bittedabei helfen.“ Nachdem sie sich gemein-sam einen Plan ausgedacht hatten, sagteSauron: „Also gut, so machen wir es!“

Am nächsten Morgen trafen sich alleam Rand des Waldes. Die Eltern Elviraund Falco hatten in einer Grotte über-nachtet und ahnten nicht was ihnen be-vorstand. Die Armee von Sauronumstellte den ganzen Wald. Janine lachteso laut, dass Elvira und Falco eine Gän-sehaut bekamen. Jessika verwandelte sich wieder in einenWerwolf, lief in den Wald hinein und jagteihre Eltern bis an den Waldesrand. Dorterwartete sie ein Albtraum. Sie liefen ge-radewegs in das Netz der Orks hineinund wurden gefangen. Während sie umHilfe schrien, schleiften sie die Orks indas Schloss zurück. Dort sagte Jessika zu

ihren Eltern: „Ihr habt wohl gedacht, dassihr euch einfach aus dem Staub machenkönnt.“ Dann bat sie ihre Schwester Ja-nine, ihre Eltern zu beißen.

Als Elvira und Falco ihre Augen wiederöffneten, leuchteten diese gefährlich gelbund langsam wuchsen ihnen Fangzähneund sie bekamen ein pechschwarzes Fell.Zähne fletschend und mit lebendigem,angriffslustigem Blick standen sie da.„Hurra!“, riefen Jessika und Janine, „end-lich sind unsere Eltern auch Werwölfe sowie wir!“ Ende Gut. Alles Gut.

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Michi Sackl liebt Fantasy-Storys.

Beide Mädchen hatten sich in blutrünstige

Werwölfe verwandelt.

Ich über michName: Michaela Sackl Spitzname: MichiAlter: 23Freizeit: fernsehen, lesen, tanzen, Mal-bücher malen, Play-Station spielen. Ichstehe auf Hardrock – und auch aufBeethovenSternzeichen: KrebsLieblingsessen: alles außer Kräutern;besonders Petersilie mag ich nicht.

Besonderheiten: Schon als Kind sindmir durch kreisrunden Haarausfall allemeine Haare ausgefallen. Seitdem trageich eine Perücke. Ich ging zuerst in denKindergarten in St. Johann und schließ-lich in die Volksschule. Anschließend be-suchte ich die Hauptschule in Großklein.Schlussendlich ging ich ins Polytechni-kum in Arnfels. Meinen ersten Arbeits-platz hatte ich im Sonnenwald. Dorthabe ich es aber nicht ausgehalten, weilzu dieser Zeit auch noch mein Opa ge-storben war. Dann bin ich in die Tages-werkstätte der Lebenshilfe Leibnitznach Arnfels. Dort bin ich in der Bügel-gruppe eingeteilt. Ich bügle Hemden,Blusen, Hosen, Tischtücher und Bett-wäsche. Und gelegentlich benütze ichauch das Internet.

NachgefragtFrau Sackl, warum haben Sie dieWerwolfsekte geschrieben?Michaela Sackl: Ich schreibe gerneGruselgeschichten, weil ich das sehrspannend finde. Spannende Ge-schichten sind überhaupt sehr zuempfehlen! Diese Geschichte habeich geschrieben, weil mich Werwölfeinteressieren. Meine Gruselgeschich-ten handeln alle von Vampiren – dasist mega-abgefahren! Wenn die Leutemeine Geschichten lesen, bekom-men sie eine Gänsehaut.

Wie entstehen Ihre Geschichten?Wenn ich mir einen Film von einemVampir oder von einem Werwolf an-sehe, präge ich mir die Bilder im Kopfein. Beim Schreiben erzähle ich dieschaurigsten Teile dieser Filme nach.So entsteht dann meine Geschichte!

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Lebenshilfe Steiermark | Thema

Kunst & Literatur

Lebenshilfe: Herr Bernd Holzbauer, aufdeinem Namensschild steht zu lesen:Kunstmaler und Literat. Was ist darunterzu verstehen?Bernd Holzbauer: Nachdem ich alsKunstmaler über zehn Jahre erfolgreichgearbeitet habe, bin ich inzwischen aufdas literarische Schaffen umgestiegen undbetreibe dies mit derselben Intensität undFreude.

Zehn Jahre als Kunstmaler – was hast duda alles gemalt?Abstrakte, expressionistische Aquarelle,Holzbilder und Ölgemälde. Meine krea-tive Tätigkeit habe ich auch durch dasSchaffen keramischer Werke ergänzt.

Warst du schon immer bildnerisch-krea-tiv tätig oder wie bist du dazu gekom-men?Bis zu meiner krankheitsbedingten Früh-pensionierung mit 40, war ich weitge-hend künstlerisch inaktiv. Erst nachmeiner Übersiedlung nach Bad Radkers-burg habe ich als Autodidakt mit der Ma-lerei als Parkinson-Therapie begonnen.

War das für dich Zeitvertreib oder Be-schäftigung? Oder wolltest du dich auchkreativ mitteilen?Am Anfang war mir die Verhinderung desPensionschocks und der weitverbreitetenParkinson-Depressionen wichtig. AlsFolge der starken Sprechbehinderungstand die bildnerische Ausdrucksweise imVordergrund. Durch meine innovativeProduktivität und rege Ausstellungstätig-keit wurde mein Kunstschaffen schließlichzur Berufung und Leidenschaft.

Soweit ich weiß, hast du einen Parkinson-Kreuzweg gemalt. Das hat sicher starkmit deiner Krankheit zu tun, oder?Ich habe zu diesem 14-teiligen Ölbilder-zyklus auch persönliche Kommentare zuden einzelnen Kreuzwegstationen ver-

fasst, die von meiner Lebensbewältigungals ein gläubiger Mensch mit Behinderungerzählen.

War das der Beginn deiner literarischenBetätigung?Ich befasse mich schon seit vielen Jahrenmit verschiedensten literarischen Aus-drucksformen. Der Bogen spannt sichvon Gedichten und eigenen Aussprüchen,Sammlungen, Liedern und Essays bis zuexperimentellen Wortschöpfungen undTextkreationen. Mit meinem aktuellen Li-teraturprojekt versuche ich mich in derfür mich neuen Sparte des „Dramolet-tes“.

Das musst du mir jetzt näher erklären!Durch die Ausschreibung des Literatur-wettbewerbs „Vinum et litterae“ habe ichmich entschlossen, meine lyrik- undprosaerprobte Schreibtätigkeit mit derTheaterstückverfassung zu beleben.

Das heißt, du versuchst dich jetzt auch alsTheaterschreiber?Ja, sozusagen. Vielleicht bleibt es bei demVersuch allein, aber ich glaube, dass ich indiesem Metier auch ein gewisses Talenthabe.

Danke für die Einblicke.

„Ich male, um traurige Menschenherzen fröhlicher zu machen“Bernd Holzbauer wird seit zwei Jahren von der Wohnassistenz der Lebenshilfe Radkersburg begleitet.Nach seiner Parkinson-Diagnose wurde er Kunstmaler und Literat. Sein Wohnassistent Franz Wolf sprach mit ihm über seine literarischen Werke.

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Literarische Vergleiche„Jeder sonnt sich heute so gern – sie feiern die Auferstehung desHerrn – denn sie sind selber auferstanden: Aus niedriger Häuserdumpfen Gemächern, aus Handwerks- und Gewerbesbanden,aus dem Druck von Giebeln und Dächern; aus der Straße quet-schender Enge, aus der Kirche ehrwürdiger Nacht sind sie alleans Licht gebracht.“Auszug aus „Ostersparziergang des Dr. Faustus“ von J.W. v. Goethe

„Ich pfeife und singe heute so gern – ich feiere die Auferstehungmeines Herrn – denn ich bin selber auferstanden aus dunklenNächten der Angst und Verzweiflung, aus düst’ren Stunden vollSchmerzen und Tränen, aus Kleinglaube und Hoffnungslosigkeit,aus Erfrierung des Herzens, aus Kummer und Pein, aus Lebens-prüfung und Liebesentzug, aus Liebesqualen und Schicksals-schlägen, aus Lustlosigkeit und Kraftverlust, aus Einsamkeit undSeelennot, aus Niederlagen und Rückschlägen, aus Krankheits-diktaten und Sinnfragen, aus Perspektivennotstand und Vertrau-enskrisen, aus Lebensgier und Todesangst, aus Schwachheit undOhnmacht, aus Liebeshunger und Verliererfrust, aus Enttäu-schungen und Illusionen, aus endloser Leiden bitt’rer Macht binich wieder dem Leben nähergebracht!“Bernd Holzbauer, Ostersparziergang 2009

Experimentelle WortschöpfungenZeitmesser (schleifer)wellenreitet (Sattel)Handymast (Schwein)Kehlkopf (Stand)Fettaugen (Licht)Augenlicht (Orgel)Orgelpfeifen (Tabak) Österreichische Kinderhilfe

P.S.K. 1.111.235W i r d a n k e n d e n ö s t e r r e i c h i s c h e n L o t t o s p i e l e r I n n e n .

Bernd Holzbauers Werke in Bild und Text gleichen einem Feuerwerk der Emotionen.

„Die Farbensprache des Malkünstlers ist keinOrakel sondern vielmehr ein sinnlichesBekenntnis, ein lautstark verkündetes,persönliches Manifest!“ Bernd Holzbauer

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Winfried Haas

Lebenshilfe Steiermark | Thema

Kunst & Literatur

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Zwischen Himmel und Hölle„Himmel – Höll“. Das ist der Titel des Buches von Winfried Haas. Er war Alkoholiker, hat seinenDornenpfad aufgeschrieben und ein Buch veröffentlicht. Das Leben hat ihm eine zweite Chance gegeben– auf diesem Weg begleitet ihn die Lebenshilfe. Lesen Sie hier Auszüge aus „Himmel – Höll“.

Das Trinken. In der Lehrzeit haben wirnach dem Arbeiten gerne zwei bis dreiBier getrunken. Im dritten Lehrjahr hat-ten wir etwas mehr Geld, sodass wir unswas leisten konn-ten. Wir hattennur Blödsinn imKopf. Einmal kauf-ten wir fünf Eier.Wir warfen sie ge-zielt auf Schilderund Radfahrer.Wer den Gepäck-träger erwischte, bekam ein Bier. So be-gann die Sauferei – und das Geld wurdeknapp. Oft war es notwendig, Geld aus-zuborgen, um über die Runden zu kom-men.In meiner Zeit als Jungkoch gab es dannPartys: Held war der, der am meistenvertrug. Ich nahm statt der Apfelsaftfla-sche die Vermouth-Flasche und trankeinen halben Liter ex. Danach musste ichliegen bleiben. Ich ging ohne Schuhe nachHause.Nach dem Stammtisch feierte ich ineinem Nachtlokal weiter. Als ich zahlensollte, wollte ich das nicht mit einem Tau-sender tun, weil ich im Rausch schon einpaar Mal nicht das richtige Wechselgeldbekam. Die Wirtin holte die Polizei. Ichbekam Schläge.1962 bekam ich einmal kein Hotelzim-mer. Ich trank bis tief in die Nacht. Damachte mir die Kellnerin das Angebot,

bei ihr zu übernachten. Trotz meines Rau-sches konnte ich bemerken, dass sie nachmeiner Geldtasche griff. Ich hatte vielGeld bei mir und wehrte mich deshalb,

woraufhin siedie Polizei rief.Sie glaubtender Serviere-rin, die be-hauptete, ichhätte sie um-bringen wol-len …

Gedankenlos trinkt man das erste Bier,ein Achtel Wein oder Spirituosen. DurchGeselligkeit und Kummer erhöht sich derKonsum. Die Autobahn in die Hölle istsehr breit und sie gewährt freie Fahrt. AlsAlkoholiker war ich ohne Motivation. Ichwar nervös, gleichgültig und verantwor-tungslos, oft leichtsinnig. Mein Gewissenleidet heute noch …

Auswege. Da ich selbst Alkohol-Kaiserwar, weiß ich, was im Herzen eines Al-koholikers vorgeht. Es ist eigentlich nurder Drang nach Liebe und Macht. Abermit dem Alkohol ist es ein sinnlosesLeben. Es ist ständig dunkle Nacht –voller Albträume. Bis der helle Tag ohneAlkohol erwacht; ein Tag im Paradies.Wenn es auch manchmal regnet, eskommt danach immer wieder Sonnen-schein vom Himmel. Das kann ich mitmeinem Leben beschwören.

Ein GebetAllmächtiger aller Menschen, Vater,Du bist kein strafender Richter, wie ich inder Volksschule lernte.Nein, Du bist ein Freund.Du kennst mich besser, als ich mich selbstkenneDu liebst mich mehr, als ich mir vorstellenkann.Du liebst mich mehr, als ich mich selbst lie-ben kann.Du hast mich gesucht und mir verziehen.Mit Deiner Liebe und Kraft hast Du michgeheilt, damit ich meine Lebensaufgabe er-füllen kann.Winfried Haas

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Man muss das Leben mitKinderaugen sehen; wach und

neugierig bleiben für dieGeschenke des Lebens.

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Die Selbstliebe. Man muss zur Selbst-liebe bereit sein. Selbstliebe heißt, voninnen zu überlegen, was gut ist und dasdann annehmen. Was schlecht ist, ableh-nen. Drei Jahre habe ich Selbstliebegeübt. Ich habe mich gefreut, dass ich mitKraft und Freude das Gute annehmenkonnte.So habe ich mir mit geschenkter Kraft desAllmächtigen das Trinken abgewöhnt. Ichhabe mit meiner Selbstliebe Wege gefun-den, sodass ich ohne Alkohol Schulden inder Höhe von über einer Million Schillingmit Hilfestellungen innerhalb von sechsJahren abbezahlen konnte. ❧

Je globaler die Welt wird, umso wichtiger wird uns die Region. Weil sich Raiffeisen eben nicht nur als Bank versteht, sondern als aktives Unternehmen, das mit großer Verantwortung gemeinsame wirtschaft l iche und soziale Projekte in der Region unter-stützt und realisiert. www.raiffeisen.at

Wenn’s um die Region geht,

ist nur eine Bank meine Bank.

Der Weg eines Mannes, den Schicksals-schläge zum Alkoholiker machten.Winfried Haas: 20 Jahre trieb ihnder Alkohol. Heute ist er vonseiner Sucht geheilt. Dennochbraucht er in seinem Leben Un-terstützung: Er wird von derWohnassistenz der LebenshilfeGraz und Umgebung – Voits-berg begleitet. „Himmel – Höll“: Im Handel er-hältlich für 12 Euro oder unter0664 / 15 79 213. Der Reinerlösfließt sozialen Zwecken zu.

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Lebenshilfe Steiermark | Thema

Kunst & Literatur

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T eddybär legte Tiger auf denTisch und gab ihm einen Ver-band auf die rechte Pfote. Ted-

dybär war sehr besorgt um Tiger,deshalb legte er ihn ins Bett und kochteihm eine gesunde Suppe. Teddybärbrachte Tiger die Suppe ans Bett, aberdieser schlief tief und fest.Teddybär war sehr verzweifelt undmachte sich große Sorgen, also entschieder sich, Onkel Gans anzurufen, dass erschnell zu Tiger kommt und ihm hilft.Doktor Gans kam sofort und gab Tigereinen Saft zu trinken. Für kurze Zeit ginges Tiger etwas besser, doch dann wiederschlechter. Jetzt kam auch noch der HaseHopsi und machte sich so seine Gedan-ken, was Tiger wohl fehlen könnte. AmAbend kuschelte sich Teddybär ganz festan Tiger und blieb die ganze Nacht beiihm. Am nächsten Morgen ging es Tigeretwas besser und Teddybär nahm ihmden Verband ab.

Doch dann ging es Tiger wiederschlechter und deshalb kamen Fuchs undEsel mit einer Trage, legten ihn drauf undbrachten ihn ins Krankenhaus. Tiger kamins Zimmer „Nummer fünf“ und seinZimmerkollege war Herr Wolf. HerrWolf hatte auch einen Verband auf seinerlinken Pfote und erzählte, dass er sich diePfote in der Tür eingeklemmt hatte. Im

Krankenhaus wurde Tiger von der Kran-kenschwester gebadet und bekam einNachthemd. Später kam Dr. Frosch zu Tiger und un-tersuchte ihn von Kopf bis Fuß. Teddybärblieb ständig an Tigers Seite und gingsogar mit zum Röntgen. Dr. Frosch sahnun, dass Tigers Blinddarm die Ursachedafür war, dass Tiger so krank undschwach war. Dr. Frosch beschloss, Tigerzu operieren und dafür musste er Tigereine Spritze geben, damit er nichts vonder Operation merkte.Am nächsten Morgen war die Operationvorbei, Tiger wachte auf und all seineFreunde waren da. Onkel Gans hatte Ku-chen mitgebracht, Fuchs und Esel sangenein Lied und Hase Hopsi und Teddybärsaßen an Tigers Bett und hielten seineHand.

Nach drei Tagen durfte Tiger mit Ted-dybär endlich wieder nach Hause undTeddybär kochte Tigers Lieblingsspeise.Alle waren froh und glücklich und freuensich noch heute des Lebens.

David Lejkos Idee für diese Geschichte ist

einem Buch des Diogenes Verlages ent-

sprungen. „Ich mach dich gesund, sagte der

Bär“, Kinder Taschenbuch 1998David Lejko ist begeisterter Leser.

Kunst und Schriftstellerei: eingroßes Thema in der WerkstätteBad Radkersburg. David Lejkoist Musiker, Dichter undGeschichtenerzähler – lesen Siehier sein jüngstes Werk:„Teddybär und Tiger“

Teddybär und TigerTeddybär lief erschrocken zu Tiger, der am Boden lag. Teddybär hob Tiger auf und trug ihn ins Baumhaus. Von David Lejko

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H ans Schwarzl meistert seinSchicksal auf besondere Art.Wie kaum ein anderer beweist

er Tag für Tag, wieviel schöne Lebenszeitman mit einer positiven Haltung und ge-sunden Einstellung erleben kann. Der 57-jährige Bad Ausseer ist seit neun Jahrenin der Lebenshilfe Ausseerland beschäf-tigt. Doch die Lebenshilfe stand nichtimmer im Zentrum seines Daseins: Erlebte ein ganz „normales“ Leben; be-suchte die Volks- und Hauptschule undabsolvierte eine Lehre zum Maler undAnstreicher. Seinem Beruf ging er mitgroßer Hingabe nach, in der Freizeitsuchte er den Ausgleich in der Musik. AlsMitglied der damals sehr beliebten Mu-sikgruppe „Die Ischler Buam“ begeisterteer bei vielen Konzerten und war gern ge-sehener Gast bei geselligen Zusam-menkünften. Ein tragischer Arbeitsunfallveränderte 1981 sein Leben grundle-gend. Hans Schwarzl war gezungen, voneinem Tag auf den anderen ein Leben mitBeeinträchtigung zu führen.

Der Neubeginn. Nach seinem schwe-ren Schicksalsschlag versuchte er den All-tag in einer kleinen Wohnung allein zubewältigen. Dies erwies sich nicht als

Dauerlösung und so vermittelte ihn eineKrankenschwester der Volkshilfe zur Le-benshilfe Ausseerland. Schnell lebte ersich ein, nahm an Sportveranstaltungenteil, schaffte es mit seinen Schwimmleis-tungen bis nach Dublin zu den SpecialOlympics-Weltsommerspielen, wo erzwei Silbermedaillen gewann. Heute ister Mitglied des Lebenshilfe-Chors; erführt ein Leben voller Abwechslung undist stets auf der Suche nach intellektuellerHerausforderung. „Ich habe seit ich in derLebenshilfe bin, ein komplett neuesLeben begonnen. Auch geistig – nur Zeitmuss ich haben“, sagt Hans Schwarzl.

Als gelernter Maler war er mit Pinselund Farbe stets gut vertraut, aber es wareine Frage der Zeit, bis er sein Werkzeugwieder für sich entdecken könnte. Seinneues Leben führte ihn in die Werkstätteder Lebenshilfe Ausseerland. Dort istHans Schwarzl Künstler: mit Hingabe fer-tigt er Keramik-Kunstwerke, er bemaltTeller, Schüsseln und Vasen: „Filigran,

bunt, im Muster zwar einem System fol-gend, aber nicht vorhersehbar – und frei-lich jedes Stück ein Unikat“, so lässt sichdas aus seiner Hand stammende Zier-werk am besten beschreiben. Jedes Ex-ponat, das mit seinem Pinselstrich zuetwas Außergewöhnlichen wird, ist einEinzelstück; eine erschwingliche Selten-heit in Zeiten inflationärer Massenpro-duktion. Jedes Original aus der HandHans Schwarzls ist mit dem Etikett „SerieJohann“ gekennzeichnet. Seine selbst-kreierten Verzierungen schmücken auchStoffe, aus denen Schürzen und Tisch-decken genäht werden. „Also ich bin sozufrieden!“, freut sich Hans Schwarzl undwidmet sich wieder den feinen, blauenPinselstrichen seiner Keramikschale.

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Hans Schwarzl: Immer auf der Suchenach einer neuen Herausforderung.

„Serie Johann“ ...wie das Leben so spieltFrei nach Johann Strauß „glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“. – Nein, das ist kein Auszug aus einem Operettenführer, hier geht es um einen Mann, für den der Inhalt dieses Satzes längst zum Dogma geworden ist. Von Verena Rastl

Die „Serie Johann“ und viele andere

Kunstwerke finden Sie in der

Lebenshilfe Ausseerland und im

Kaffeehaus „BERTA“. Besonderen

Kunstgenuss verspricht der alljährliche

Weihnachtsmarkt. Schauen Sie vorbei:

Plaisirstraße 66, Bad Aussee.

„Ich habe ein komplettneues Leben begonnen,

auch geistig.“

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Lebenshilfe Steiermark | Thema

Kunst & Literatur

I ch bin auf einem Bergbauernhof imPretalgraben aufgewachsen. Dieserliegt vor dem Ansatz zum Pretalsat-

tel. Dort biegt man rechts in den Katzen-graben ab und kommt nach drei Kurvenbei meinem Heimathaus, auf 1000 MeterSeehöhe beim Wernbacher und Weikneran. Diese beiden Höfe wurden 1965 überein Waldgrundstück vom Scheikel-Bauernaufgeschlossen. Vor der Erschließung sindwir nur mit einem Pferdefuhrwerk undeiner alten Materialseilbahn erreichbargewesen. Das war beschwerlich.

Das erste Auto war bei uns ein roterVW-Käfer mit 38 PS. Ein wahres Wun-derwerk mit Schiebedach und einer star-ken Bügelstoßstange, auf die wir uns imWinter stellten, um uns das schwierigeKettenmontieren zu ersparen. JedeKurve hatte ihren Namen. Die erste wardie Mooskehre, die zweite die Hoch-kehre, dann kam die Stallackerkehre undzum Schluss die Steinkehre. Danach fuhrman am Wernbacheracker vorbei. Dortwehte der Wind so stark, dass die Straßeim Winter mit hohen „Schneewechten“

bedeckt wurde. Nur mit dem Schnee-pflug der Gemeinde oder mit einem star-ken Traktor konnte sie von der weißenWinterpracht befreit werden. Deswegenwaren ein „vierfüßiges“ Auto oder einTraktor mit Allradantrieb von großemVorteil, denn dann ersparte man sich somanches Mal die Steigeisenmontage –also die Schneeketten anzulegen.Für die Heubearbeitung standen ein Mo-tormäher und eine Heuraupe von„Vogel+Not“ zur Verfügung. Zum Heim-transport wurde ein original japanischer

Klettermax, ein japanischer Iseki Allrad-traktor verwendet. Kein Berghang warihm zu steil, da er unter seiner Motor-haube ausreichende 42 Pferdestärkenversteckt hatte, die für diese Arbeitenausreichten.

Von der Rotsohlalm gibt es sehr vieleLegenden über den Rotsohler-Krampus.Ich habe in diesem Berggebiet meine ge-samte Jugendzeit verbracht, mir ist aber

Meine JugenderlebnisseKonrad Hirschegger über seine Jugend auf einem Bergbauernhof, die „Schloapfn“ und den RotsohlerKrampus, dem er nie begegnet ist.

Ein japanischerKlettermax mit 42 PS.Kein Berghang war ihm

zu steil.

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Ein Leben mitten in der Natur.

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E s ist jetzt schon vier Jahre her,dass mir der Unfall passierte. Ichwar in Tirol und arbeitete als Kell-

ner in der Region Achensee. Es war zei-tig in der Früh. Ich fühlte mich wohl undbereitete mich für die Fahrt zur Arbeits-stelle im Hotel vor. Ich ging in die Tiefga-rage. Es waren 20 Stufen hinunter. ZweiStufen vor dem Eingang zur Tiefgaragewurde mir plötzlich übel und ich brachzusammen. Nach einer Weile fand mich meine Nach-barin. Sie verständigte den Notarzt unddie Rettung, diemich ins Kranken-haus brachten. Ichwurde untersuchtund gleich weiterin ein Unfallkran-kenhaus transpor-tiert. Dort stellten sie fest, dass es eineGehirnblutung war, wodurch ich zusam-men gebrochen war. Es musste eineOperation gemacht werden. Es folgtenmehrere Untersuchungen, es dauerteeine Woche bis zum Eingriff. Es wurdeam Fuß mit einer Nadel eine Ader ange-stochen und eine Leitung zum Gehirnhergestellt, um die Blutung zu stoppen.Ich kam dann in die „Neuroabteilung“.Am Tag nach der Operation wollte ichdas Bett verlassen, aber es ging nicht.

Ich war gelähmt. Ich wurde sofort inden OP gebracht, weil angeblich beim ers-ten Eingriff ein Fehler unterlaufen war.Also wieder eine OP. Danach konnte ichsprechen und die Arme bewegen. Bis zurEntlassung aus der Klinik vergingen zweiWochen. Danach sollte ich in das Thera-piezentrum Hochzirl geschickt werden.Ich habe von anderen Patienten erfahren,dass man – wenn dort kein Erfolg eintritt– nach Hall ins Sonderkrankenhaus über-

stellt wird. Diese Therapie habe ich ab-gelehnt, weil ich nicht in Tirol behandeltwerden wollte. Ich wollte näher bei mei-ner Familie sein. Daraufhin fragte michdie Oberärztin, wo ich eigentlich zuHause sei. Ich sagte: „Ich komme aus derSteiermark, dem Bezirk Bruck an derMur“. Sie erzählte mir, dass in Kapfenbergein neues Therapiezentrum eröffnetwurde, das NTK (Neurologisches The-rapiezentrum Kapfenberg). Die Ärztinfragte an, ob noch ein Platz frei wäre. DieAntwort war positiv. „Wann ich kommen

kann?“, war meineFrage. „Sofort!“,sagte sie.Es gab aber einHindernis: Wersollte die Fahrtbezahlen? Bis zur

Landesgrenze würde die Tiroler Ge-bietskrankenkasse die Fahrtkosten über-nehmen, danach müsste ich selbst zahlen.Kostenpunkt: ca. 820 Euro.

Therapie-Marathon. Ich beschloss, denTransport selbst zu zahlen. Es klappte undich wurde mit der Rettung nach Kapfen-berg überstellt. Ich bekam in den Mona-ten darauf viele Therapien, aber ohneErfolg. Eine Therapeutin vermittelte michdann an den Verein BBRZ, der Menschenmit Behinderung aufnimmt. Die Arbeits-einteilung und die Schulungen, wie manim Leben mit einer Behinderung zu-rechtkommt, waren sehr lehrhaft. Wirunternahmen auch Exkursionen, wo wirBetriebe und Werkstätten besuchten.Am Ende wurde ein Abschlusstest ge-macht. Anschließend habe ich mich für dieLebenshilfe Kindberg entschieden. Es istgut, dass ich jetzt bei der Lebenshilfe bin,aber es ist nicht leicht, mit einer Behinde-rung zu leben. ❧

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Ein UnfallEin Schlaganfall veränderte Walter GansterersLeben. Für die „Lebenshilfe“ hat er seineGeschichte aufgeschrieben.

Eine Gehirnblutungveränderte das Leben

schlagartig.

nie „der Rotsohler” begegnet. Die-ser lebt angeblich in der „Schloapfn“.Der Name kommt aus der Zeit, alsauf der Rotsohl noch Erz abgebautund mit Schlitten (Schloapfn) ins Talnach Gusswerk transportiert wurde.Heute wird die „Schloapfn“ vonEdelstauden und anderem wu-chernden Unkraut beheimatet. Sieist sehr steil. Vor 600 Jahren ist eineErdlawine ins Tal gedonnert undseither fürchten sie viele Wanderer,da nur ein schmaler Steig über die-ses Hindernis führt. Bei nassemBoden, Regen und Dunkelheit ist die„Schloapfn“ mit Vorsicht zu ge-nießen. Ich durfte eine schöne Ju-gend mit der Natur verbringen, daswar für mich sehr toll. Auch heutedenke ich noch oft an diese Zeit. ❧

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Lebenshilfe Steiermark | Thema

Kunst & Literatur

MamaVon Martin Rausch

Ich gehe mit Mama einkaufen.

Dann gehen wir in Kaffeehaus.

Kaffee trinken und Kuchen essen.

Dann bin ich krank gewesen.

Bin in Bett gelegen.

Dann Mama Augen eintropfen.

Ich aufgestanden.

Mama sagt zu mir: „Wo gehst du hin?“

Ich sage: „Ich gehe meinen Rucksack packen.

Ich gehe fort.“

Mama sagt: „Wohin?“

Ich sage: „Ich gehe auf Bahnhof hinauf.

Ich fahre mit Zug nach Tante Susi.“

Und dann hat Mama Herzweh.

Vor lauter ärgern hat Mama Herzweh.

Und Mama sagt zu mir: „Du musst Doktor anrufen.“

Arzt ist nicht gekommen.

Und Mama liegt sterben im Bett.

Dann bin ich arbeiten gegangen.

Dann hab ich gehört: Kirche geläutet.

Ich habe Musik gehört.

Dann bin ich mitgegangen in Friedhof.

Dann habe ich geweint.

Und traurig gewesen.

Im Wohnhaus habe liebe Betreuer.

Thomas, Wolfgang, Dorli und Resi.

Ich habe Album von Mama.

© NAHTLOSKUNST KINDBERG

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Ohrenschmaus2009Ausgezeichnete Literatur: Der Ohrenschmaus ist wieder auf derSuche nach den besten Texten.

Seit Mai suchen Felix Mitterer undseine Jurymitglieder Heinz Ja-nisch, Eva Jancak, Kurt Palm und

Friedl Hofbauer wieder auserwählte li-terarische Texte von Menschen mit Lern-schwierigkeiten oder intellektueller Be-hinderung. Den Ehrenschutz trägt Mitter-er heuer bereits zum dritten Mal. SeineWorte aus dem letzten Jahr „Kein Mit-leidsbonus, keine Peinlichkeit, einfach Li-teratur!“ sind vielen noch immer in denOhren und fordern immer mehr Men-schen zum Mitmachen auf.

Der Ohrenschmaus wurde vor dreiJahren ins Leben gerufen. Franz-Joseph

Huainigg erfüllte sich damit seinen 40ig-sten Geburtstagswunsch: „Als ich denGrundstein für den Literaturpreis Oh-renschmaus gelegt hatte, waren mir nochnicht viele Texte von Menschen mit Lern-behinderung bekannt. Mein Ziel war, die-sen Menschen endlich eine Chance zugeben, ihre Schriftstücke publizieren zukönnen sowie der Öffentlichkeit einenweiteren literarischen Genuss zu bieten.Heute kenne ich mehr als 200 einzigar-tige Texte, die eine andere Sicht auf un-sere Welt ermöglichen. Ich freue michüber jede weitere literarische Bereicher-ung auch in diesem Jahr“, so InitiatorHuainigg.

Bis 30. September 2009 können Men-schen mit intellektueller Behinderung Ge-dichte, Geschichten und Lebensberichteeinsenden. Diese werden von der Jurybewertet und am 1. Dezember im Wie-ner Museumsquartier ausgezeichnet. DieSchokoladen-Manufaktur Zotter wirdauch dieses Jahr für den Literaturpreiseine eigene Edition kreieren und die In-nenseite der Banderole mit Siegertextenbedrucken.

Literaturpreis Ohrenschmaus 2009Einreichfrist: 30. September www.ohrenschmaus.net

Renate Gradwohls „böser Gerhard” begeisterte beim Ohrenschmaus 2008.

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Lebenshilfe Steiermark | Magazin

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D ie Lebenshilfe Ennstal organi-sierte mit der AutobahnpolizeiTrieben bereits zum zweiten

Mal eine Biker-Charity. Da ging es mitdem Zweirad toll her. Auch Cabrios sindmitgefahren. Während ich mich auf denSozius schwang, fuhren Michi, Heli undAnton mit dem Auto mit. Es ging überSelzthal auf den Pyhrnpass. Mit dabei warmein Freund Baldur Kesche, ein leiden-schaftlicher Motorradfahrer (der Organi-sator der Biker-Charity, Anm. d. Red.),und auch Karoline Danglmaier war mitvon der Partie. Sie ist blind! Trotzdemfürchtete sie sich gar nicht ...Auf dem Pyhrnpass durfte ich dann beiBaldur mitfahren. Er fuhr eine tolle 800BMW Funduro. Wir fuhren dann dieRoute Spital am Pyhrn – Windischgarsten– Rosenau weiter. Am Hengstpass mach-ten wir kurz Pause zum Jausnen. An dem Tag geschah noch etwas Großar-tiges: Erni Javorski (Leiterin des Standor-tes Stainach, Anm. d. Red.) filmte uns undein Mann hat mich interviewt. Danachging es weiter über eine kurvenreicheStrecke, bei der ich doch ein bisschen

Angst hatte. Baldur Kesche und seineFreunde fuhren aber absolut sicher! Undsie drehten für mich einige coole Wellen-linien. Am Anfang mit maximal 70 km/h,später brausten wir mit 100 km/h durchdie Landschaft. – Spätestens jetzt war dieAngst weg und das pure Lebensgefühl er-fasste mich. Das ist Leben!

Die Fahrt ging weiter bis Altenmarkt.Dort wurden wir herzlich empfangenund ich begrüßte die Mitglieder vom Vor-stand und den Leiter der Einrichtung Ad-mont, Helmut Platzer. Zu den weiterenBegleitern gehörten auch unsere Be-treuerinnen Birgit Leyendecker, AnitaMaier, Melitta Huber, Gerlinde Linhofer. Bald war es an der Zeit, mein Motorrad-Dress auszuziehen ... Als wir in Admontankamen, waren meine Eltern schon da.Die Lebenshilfe Admont hatte ein Grill-fest für uns vorbereitet, das den Ausflugfür uns ausklingen lassen sollte.

Auf diesen Tag hatten wir uns das ganzeJahr gefreut. Ich finde es super, dass derneue Chef der Autobahnpolizei Herr

Fritz Leitner ist und dass er den Motor-radausflug auch in den nächsten Jahrenweiterführen möchte. Nikolaus Frankvom Vorstand der Lebenshilfe Ennstalwar natürlich auch dabei. Und noch was:Sturzhelme, Motorrad-Dressen und Stie-fel wurden uns geliehen; mein Flinserlblieb heil und meine Freundin Nicole warauch dabei. Ich freu’ mich schon auf dasnächste Mal!

Wir vertrauen den Motorrad-ENGELNIch, der Christian Wachter, bin begeisterter Motorradfan. Doch aufgrund meines Handikaps kann ich selbst keinMotorrad lenken. – Gefahren bin ich trotzdem … wenn auch nur auf dem Sozius.

Christian Wachter und Baldur Kesche„on the road“ durchs Selzthal.

Christian Wachter, geb. 1973, lebt seit1998 am Standort Stainach derLebenshilfe Ennstal. Seine großen Hobbyssind sein Fahrrad und Motorräder, dietechnischen Daten sind für ihn keinProblem. Für Christian ist es sehr wichtig,seine Erlebnisse wiederholt – „wie einWasserfall“ – mitzuteilen und auchschriftlich festzuhalten.An zwei Vormittagen in der Woche sorgter für Ordnung in der Werkstätte derSchmiede Schweiger in Donnersbach,auch diese Aufgabe ist für Christian sehrwichtig und erfüllt ihn mit großem Stolz.

PartnersucheHallo! Ich heiße Benjamin;ich bin 19. Ich gehe jeden Taglaufen und oft schwimmen.Meine Hobbys sind tanzen,ins Kino gehen und fortge-hen. Ich wohne in Redfeld(Kapfenberg) in der Trainings-wohnung der Lebenshilfe. Ichbin Tischler und würde dich

gerne kennenlernen. Meine Adresse ist:Benjamin Resedaritz, Mariazellerstraße52/1/5, 8605 Kapfenberg. Oder du rufstmich an: 03862 / 217 92 (bitte nach Ben-jamin fragen).

Mein Name istPeter Hirschund ich sucheeine nette Brief-freundin oder ei-nen netten Brief-freund. Ich woh-ne im Wohnhausder Lebenshilfe

Judenburg und arbeite in einer Weberei.Meine Hobbys sind lesen, schreiben,rechnen, Kirche gehen und Kaffee trinkenim Gasthaus. Also wenn du Interessehast, schreibe mir: Peter Hirsch, Christo-phorusweg 15, 8750 Judenburg

Hallo liebe Le-ser! Ich heißeVeronika Eugenund bin 28 Jahrealt. Ich sucheeinen Partner,der mit mir ge-meinsam unsereFreizeit gestalten

will. Meine Hobbys sind: Musik, Rad fah-ren, schwimmen … Würde mich freuen,wenn du dich einfach bei mir meldenwürdest: [email protected] oderschreibe mir: Leonhardstraße 130, 8010Graz.

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D avon konnte man sich bei derModenschau der LebenshilfeEnnstal am 24. März überzeu-

gen. Nach dem Motto „Kleider machenLeute“ lud man gemeinsam mit der FirmaUhlig aus Chemnitz (Deutschland) zueiner Moden- und Verkaufsschau für dieFrühlings- und Sommersaison ins Kultur-haus Liezen ein.

Frisch & attraktiv. An sich wäre alleinschon der Besuch einer Modenschau

etwas Besonderes. Aber: bei dieser Mo-denschau standen die Klienten und Klien-tinnen als Akteure im Mittelpunkt. Siefungierten als Models und führten die at-traktive Mode vor. Ob Jeans, Blousons,Shirts, Blusen, eleganter Zweireiher oderFreizeitbekleidung – die Präsentationmachte sichtlich Spaß und ein leichtes„Lüfterl“ aus dem Modemekka Mailandwehte durch den bestens besuchten Kul-turhaussaal. Einige Models waren (zu-mindest anfänglich) ein wenig schüchtern,

andere wirkten wie Profis und machtenaus der Modepräsentation schon soetwas wie eine „Performance“. Im An-schluss gab's die Möglichkeit, die vorge-führten Modelle käuflich zu erwerben.Das Unternehmen Uhlig widmet sich mitseiner Kollektion besonders der Ziel-gruppe der SeniorInnen und Menschenmit Beeinträchtigungen, welche mit den„Normal“-Schnitten und Größen meistnicht gut bedient sind. Dabei zeichnetsich die Uhlig-Mode durch schickes und

praktischesDesign aus,die Mode istpflegeleichtund: leistbar.

Von der Kunst, sich vorteilhaft zu kleiden … und dem Ergebnis, wenn man diese Kunst beherrscht. Von Hans-Peter Wildling

Hey, ihr Lieben! Ichheiße Erich Lesky (44)und suche eine netteFreundin. Ich wohnein Bärnbach und liebealles, was mit Sport zutun hat. Ich arbeitebei der Lebenshilfe inKöflach und würde

mich freuen, dich kennen zu lernen. Schreibemir: Peter-Leitner-Siedlung 5a, 8572 Bärnbachoder rufe mich an: 03144 / 722 46

Ich heiße Roland,bin 38 Jahre alt undwohne in Graz. Ich ar-beite als Lagerarbei-ter bei Ikea. MeineHobbys sind Laufen,Kampfsport und dasFitnessstudio. Ich höregerne Musik, gehe

gerne essen, bin humorvoll und ehrlich. Wenndu dich für mich interessierst und sportlichbist, würde ich mich freuen, wenn du dichmeldest: Roland Teibenbacher, Schönaugürtel68, 8010 Graz. Außerdem kannst du mich an-rufen: 0676 / 68 70 391

Ein Spaß für Publikum und Models: die Lebenshilfe-Modenschau.

Hallo, ich heiße Hannes Pinterund bin 50 Jahre alt. Leider istmeine Partnerin verstorben.Jetzt bin ich alleine und sucheeine Partner in (auch Rol l -stuhlfahrerin). Meine Hobbyssind lesen, kuscheln, Musikhören, in die Stadt gehen undich bin gern unter Leuten.Wenn du Interesse hast, würdeich mich sehr über einen Briefvon dir freuen: Grafenberg-straße 31, 8051 Graz.

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Lebenshilfe Steiermark | Magazin

Ab in die Ferien!Die Sommerferien sind da. Sie haben Ihren Urlaub noch nichtgebucht? Sie sind auf der Suche nach einer barrierefreienUnterkunft? – Die Lebenshilfe hat auch hier das richtige Angebot.

Gästehaus Murgassl, Lebenshilfe RadkersburgBad RadkersburgTelefon: 03476 / 410 92E-Mail: [email protected]

Erholungsparadies Berta, Lebenshilfe AusseerlandBad Aussee Telefon: 03622 / 54 245E-Mail: [email protected]

VISaVIS, Lebenshilfe FürstenfeldFürstenfeldTelefon: 03382 / 54013-0E-Mail: [email protected]@twin.at

Barrierefreier Urlaub in FürstenfeldBitte herhören: Die Lebenshilfe Fürstenfeld wartet mit barrierefreien Ferien-Appartements für Menschenmit und ohne Behinderung auf. Auch für Gehörlose gibt es das richtige Angebot.

Fünf Appartements in Holzbauweise undein Seminarraum spenden Behaglichkeitund machen Lust auf’s Wohlfühlen. TinaGalosi ist Geschäftsführerin der Lebens-hilfe Fürstenfeld: „Wir wollten endlicheine Urlaubsmöglichkeit ohne Barrierenfür Menschen mit Behinderung schaffen.Entspannt auf Urlaub zu fahren und be-hindertengerecht zu wohnen, sind keineSelbstverständlichkeit. Immer wieder ste-hen Reisende vor Hindernissen: lästigeTreppen, enge Gänge oder nicht nutzbareBadezimmer. Im ‚VISaVIS’ gibt es solcheÜberraschungen nicht.“ Im gesamtenGebäude gibt es keine einzige Stufe, alleBetten sind beweglich auf Rollen, in denSanitärräumen gibt es nur Duschen.Ebenso sind ausreichend Parkplätze vordem Gebäude vorhanden. Die 36 Qua-

dratmeter großen Appartements mit Mi-niküche sind für vier Personen eingerich-tet. Allen Appartements stehen einegroßzügige Terrasse und der Garten zurVerfügung. Ein besonderes Erlebnis istder Seminarraum, der mit einem Leitsys-tem für Gehörlose ausgestattet ist. Auf 60Quadratmetern bietet er bis zu 20 Per-sonen Platz und kann bestens als Ge-meinschaftsraum genützt werden. DasGebäude hat die Firma „Haas-Fertigbau“aus Großwilfersdorf bei Fürstenfeld er-richtet. Tina Galosi: „Die Lebenshilfe stellt abernicht nur die bauliche Basis für einen sor-genfreien Urlaub bereit, sondern bietetauch mobile Betreuung an. Unser fach-lich bestens qualifiziertes Personal stehtfür die Betreuung gerne zur Verfügung.“ „VISaVIS” – Die Ferien-Appartements

der Lebenshilfe Fürstenfeld.

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Sommerlektüre. Sepp Holzer hat einneues Verständnis für umweltbewussteund ökologische Landwirtschaft begrün-det. Unsere Buchtipps für die Ferien undein besseres Leben: „Sepp Holzers Per-makultur“, Leopold Stocker-Verlag und„Wo ein Wille, da ein Weg!“, Mosaik beiGoldmann.

Das Gästehaus ermöglicht Jugendlichenund Frauen mit besonderen Bedürfnisseneine berufliche Ausbildung im gastwirt-schaftlichen Bereich. Die mittlerweile gutetablierte Frühstückspension bietet eingutes Arbeitsumfeld; pro Jahr verbuchtdas „Murgassl“ rund 2000 Nächtigungen.

Ein Schwerpunkt in der zweijährigenQualifizierung sind die Schulung in Ser-vice, Küche, Etage und Wäscherei sowiedas Stärken der sozialen Kompetenzenund Hilfestellung bei Bewerbungen.„Darüber hinaus versuchen wir die Pro-jektteilnehmerInnen auf Praktikumsstel-len in den umliegenden Betrieben zuvermitteln. Wir kooperieren unter ande-rem mit dem Brunnenstadl, dem BadRadkersburger Hof, dem Kurhotel imPark oder dem Römerhof in Leibnitz. So

können unsere ProjektteilnehmerInneneinerseits neue Bereiche kennen lernen,andererseits hat der Betrieb die Möglich-keit, sich ein Bild von den erworbenenFähigkeiten der PraktikantInnen zu ma-chen“, sagt die Leiterin des Gästehauses,Franziska Serdinschek. Ziel ist es, die Teil-nehmerinnen und Teilnehmer so gut wiemöglich für den ersten Arbeitsmarkt vor-zubereiten und nach Abschluss der Qua-lifizierung in die Gastronomie zu ver-mitteln.Das Gästehaus Murgassl kooperiert mitdem Arbeitsmarktservice Mureck, Feld-bach und Leibnitz und wird von der Ar-beitsassistenz Südsteiermark unterstützt.Die Lebenshilfe Radkersburg fungiert alsTrägerverein, finanziert wird das Gäste-haus über die Behindertenmilliarde desBundessozialamtes. ❧

Im Moment gibt es wieder freie Plätze.Sie sind interessiert? Rufen Sie an! 03476 / 41 092 oder 0664 / 140 14 10

Im Paradies – der Dachstein ist ganz nah

Das Gästehaus MurgasslVor acht Jahren öffnete das Gästehaus Murgassl, ein Transit- und Qualifizierungsprojekt der LebenshilfeRadkersburg, seine Tore im Herzen der Bad Radkersburger Altstadt. Von Marlene Pirkheim

Barrierefrei in Bad Aussee mit der ersten rollstuhlgerechten Hol-zer’schen Permakultur. Zwölf Wohneinheiten, Kreativräume und einkleiner Wellnessbereich sorgen für einen außergewöhnlichen Urlaub.

D ie Appartementanlage „Oase“ inEuropas einzigartigem Erholungspa-radies „Berta“ hat vor zwei Jahren

ihre Pforten geöffnet. Seither verbringen hierMenschen mit und ohne Behinderung einenbarrierefreien und unbeschwerten Urlaub inatemberaubender Panoramalage. „Es ist einUrlaubsparadies für wirklich alle und die Bar-rierefreiheit ist garantiert, sodass sich auchMenschen mit besonderen Bedürfnissen imwunderschönen Ausseerland wohlfühlen kön-nen“, ist Geschäftsführer Roland Kalss von derLebenshilfe begeistert. Schauen Sie doch auchvorbei! Die „Berta“ ist immer einen Besuchoder Ausflug wert.

Es hat internationales Aufsehen erregt: das Hotelprojekt „Berta“der Lebenshilfe Ausseerland und der paradiesische Garten desweltweit renommierten Agrar-Visionärs, Sepp Holzer, der dieAgrarwelt auf den Kopf gestellt hat.

Ein Ort zum Wohlfühlen.

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Bereits 1992 erklärte „DisabledPeoples International“ den 5.Mai zum europaweiten „Pro-

testtag zur Gleichstellung von Menschenmit Behinderung“. Dieses Datum nahmsich die Lebenshilfe Österreich für einebundesweite Aktion zum Anlass und the-matisierte die Vielfalt des Lebens. Auchdie Lebenshilfe Steiermark beteiligte sichan der erfolgreichen Aktion. Menschenmit Behinderung verteilten in steiri-schen Bezirken Blumen und Gruß-karten. Ihre Botschaft lautete: „Wirsind anders – und das ist normal.Wir wollen so angenommenwerden, wie wir sind. OhneWenn und Aber.“ Die Grundlagefür den Aktionstag bildet Artikel19 „Unabhängige Lebensführungund Einbeziehung in die Gemein-schaft“ der 2008 in Österreich ratifi-zierten UN-Konvention über dieRechte von Menschen mit Behinderun-gen. Die Lebenshilfe fordert die vollstän-dige Umsetzung der UN-Konvention,deren zentraler Punkt das Konzept derInklusion (statt Integration) darstellt.

Mehr Rechte. In diesem Zusammen-hang setzt sich die Lebenshilfe Steiermarkfür ein selbstbestimmtes Leben der Men-schen mit Behinderung ein, fordert denfreien Bildungsweg bis zum 18. Lebens-

jahr und engagiert sich für die Akzeptanzder Arbeit: Jeder Mensch mit Behinde-rung soll die Möglichkeit haben, nach sei-nen individuellen Fähigkeiten einer Arbeitoder Beschäftigung nachzugehen. „Inklu-sion sieht in der Vielfalt und der Unter-schiedlichkeit von Menschen eine

grundlegende Ressource“, so MargitKeshmiri, Präsidentin des Landes-

verbandes der Lebenshilfe Steier-mark. „Ziel der Inklusion ist die

selbstverständliche Teilhabevon Menschen mit Behinde-rung inmitten unserer Ge-sellschaft. Der Aktionstaghat uns dabei unterstützt,das Bewusstsein in der Öf-fentlichkeit zu schärfen und

zu sensibilisieren.“

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Lebenshilfe Steiermark | Aktuell

Verschiedenheit als Chance Am 5. Mai überzeugte die Lebenshilfe österreichweit mit ihrem Appell: „Vielfalt macht das Lebenlebenswert. Behinderung ist ein Teil davon.“

ÖSTERREICH

Im Wandel: Inklusion statt Integration. Die Lebenshilfen Feldbach, Leoben, Ju-denburg, Leibnitz, Murau, Graz und Umgebung – Voitsberg setzten am 5. Maiein klares Zeichen für die Inklusion.

Schwimm -MeisterschaftenAm 18. April fanden in Graz „Schwimm-Meisterschaften für mental behinderteMenschen“ statt. Über 150 Sportlerinnenund Sportler aus Kärnten, der Steiermarkund dem Burgenland wagten den Sprung insWasser und schwammen nach Gold, Silberund Bronze. Mit dabei waren Teams der Le-

benshilfe aus Mürzzuschlag und Hartberg.Die Leistungen der SchwimmerInnen warenfabelhaft. Wir gratulieren Herbert Edel-brunner, Birgit Haas, Christian Haider, Ros-witha Kager, Helga Schneeberger, ThomasLerch, Reinhard Reiterer, Karl Stachel ausder Tageswerkstätte Vorau und Dechants-kirchen sowie Walter Gansterer, SabineHeidekum Matthias Hörtner, Jennifer Koch,Natalie Chladek und Bernhard Steindl ausMürzzuschlag.

Gold, Silber und Bronze für die Sportler.

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In den letzten Monaten erhöhte sich die Zahl der Anfragennach dem Unterstützungsangebot der Arbeitsassistenz Süd-steiermark. Viele Menschen mit Behinderung haben ihren

Arbeitsplatz verloren. Mag. Andreas Gratz leitet die Beratungs-stelle: „Da wir leider davon ausgehen müssen, dass in diesenschwierigen Zeiten behinderte MitarbeiterInnen besondersrasch von einer Kündigung bedroht sind, haben wir uns dazu ent-schlossen, spezielle Beratungsmöglichkeiten anzubieten. Die Be-ratung ist wie immer vertraulich und kostenlos!“

Lebenshilfe Radkersburg. Die Wirtschaftskrisebetrifft Menschen mit Behinderung besonders:Arbeitsassistenz Südsteiermark reagiert miterweitertem Beratungsangebot.

Früh beginnt‘sFrühförderung im Bezirk Radkersburg. InterdisziplinäreFrühförderung und Familienbegleitung unterstützt Familien,deren Kinder Verhaltensauffälligkeiten zeigen oder die eine Be-hinderung haben. Seit 1988 sind die Frühförderinnen der Le-benshilfe Radkersburg im Einsatz, um Kindern ab der Geburt biszum Schulalter in ihrer Entwicklung beizustehen. „Frühförderungist wichtig, damit sich Kinder bestmöglich und ihren individuellenBedürfnissen entsprechend entwickeln können. Außerdem be-gleiten wir die Eltern in ihrer täglichen Erziehungsarbeit und ste-hen bei der passenden Spiel- und Lerngestaltung zur Seite“,informiert Carmen List, Leiterin der Frühförderstelle Mureck.Ein besonderes Angebot gibt es übrigens für Kinder mit Hör-schwierigkeiten: Diese erhalten eine spezielle Hörfrühförderungund Familienbegleitung.

Spendeninfo

Seit April 2009 gilt das Gesetz zur Spendenab-setzbarkeit. Absetzbar sind Spenden an Organi-sa t ionen, d ie au f der Homepage des

Bundesministeriums für Finanzen als „BegünstigterEmpfängerkreis“ aufgelistet sind. www.bmf.gv.atDer Landesverband der Lebenshilfe Steiermarkwird ab 30. Juli auf diese Liste gesetzt. Damit sindSpenden von privaten Personen und Unterneh-men rückwirkend per 1. Jänner 2009 absetzbar.Lesen Sie mehr unter www.lebenshilfe-stmk.at (unter Spenden & Unterstützung).

Arbeitsassistenz SüdsteiermarkAugasse 308430 Leibnitzjeder 1. und 3. Dienstag im Monatvon 17 bis 19 Uhr

Büro MureckBauhofplatz 18480 Murecknach telefonischer Vereinbarung

Tel.: 03452 / 75 991E-Mail: [email protected]

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SIMON listensAm 28. Mai fand in der Landessonderschule in

Graz eine Informationsveranstaltung derOpen-Source Spracherkennungssoftware

SIMON statt. Dabei stand die praktische Demonstra-tion des Anwendungspaketes „Basisautonomie“ im Vor-dergrund. SIMON ermöglicht die verbale Steuerung desComputers. „Damit lässt sich nicht nur das Internetleichter bedienen, sondern auch ein Multimediacentermit Musik, Videos, Diashows, TV und Radio. Zudem er-leichtert SIMON das Erstellen und Verschicken von E-Mails und unterstützt Telefonverbindungen über Skype“,so SIMON-Geschäftsführer Franz Stieger. SIMON bie-tet übrigens auch Workshops für soziale Organisationenan. www.simon-listens.org

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Auch bei der größten Sorgfaltkann einmal etwas schieflau-

fen. Manchmal versagen die Men-schen, manchmal klappt die Or-ganisation nicht, manchmal glaubtman, mit seinem Leid kein Gehör zufinden. „Ich behandle Ihr Anliegenoffen und diskret. Ich informiere, be-rate und unterstütze Sie sehr gerne.Rufen Sie mich an oder schreiben Siemir!“, sagt Ombudsfrau Nicole Guy.

Menschen mit Behinderung, dieKundinnen und Kunden der Lebens-hilfe sind, Angehörige, SachwalterIn-nen und MitarbeiterInnen können sichtelefonisch an die Ombudsfrau wen-den:

• wenn etwas schiefläuft • wenn sie in ihrer Einrichtung kein

Gehör finden und Beschwerden nicht wahrgenommen werden

• wenn Missstände nicht behoben werden

• wenn Gefahr in Verzug ist und Siedringend Unterstützung brauchen

• wenn MitarbeiterInnen mit „ihrem Latein am Ende sind“

• wenn es „brennt“ und keine Hilfemehr greift

DIE OMBUDSSTELLE ist un-abhängig und weisungsungebun-den. Sie hilft mit, die Qualität dersteirischen Lebenshilfen zu si-chern. Rufen Sie an:0699 / 181 25 750

Ombudsfrau Nicole GuyLandesverband der

Lebenshilfe SteiermarkSchießstattgasse 6, 8010 Graz

[email protected]

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Lebenshilfe Steiermark | Interessenvertretung

Für ihre Eltern ist der Schulbesuch einebelastende Zeit – unterschiedliche Schu-len müssen ausprobiert werden. Beinahetäglich kommenAnrufe, dass dieKinder vom Un-terricht abzuholensind. Neben derS o r g e u m d a sKind haben einigeEltern wegen der stän-digen Anrufe aus derSchule auch mit demVerlust der Arbeit zukämpfen. Für die Kin-der bedeutet dies oft-maligen Schulwechsel –eine Odyssee zwischenVerunsicherung undWechsel. Genau jeneUmstände, die denNährboden für eineVerschlechterung desautistischen Syndromsdarstellen. In der Stei-ermark gibt es ein kla-res Bekenntnis zur Integration. Daher dieFrage: Haben wir eine Lücke im System?

Derzeit gibt es für Schüler mit Behin-derung die Möglichkeit, zusätzliche Stun-den durch eine Sonderpädagogin zubeantragen. Diese stundenweise Unter-stützung bezieht sich jedoch auf die Ver-mittlung des Lehrstoffes. Weiters gibt esdie Möglichkeit, eine Pflege- bzw. Hilfs-

person zu beantragen, die jedochhauptsächlich körperlich beeinträchtigteSchüler etwa beim Gang zum WC oder

beim An- undAuskleiden unter-stützen soll. EineHilfe für Kindermit Autismus, diemeist nur eine Be-zugsperson in der

Schule brauchen, dieihnen Sicherheit gibtund sie motiviert, istderzeit nicht vorgese-hen.

Auf Initiative von Ur-sula Vennemann, Präsi-dentin der LebenshilfeGraz und Umgebung –Voitsberg, erarbeitetedie Lebenshilfe gemein-sam mit dem Sonder-p ä d a g o g i s c h e nZentrum Brockmann-gasse, dem Magistrat

Graz, dem Land Steiermark, dem Lan-desschulinspektor für Sonderpädagogikund dem Stadtschulamt sowie mit Fach-leuten für Menschen mit Autismus undder Lebenshilfe-Rechtsberatung, Lösun-gen. Ziel ist eine gute Unterstützung fürKinder mit Autismus. Eine dringend not-wenige Initiative, die den Betroffenenhoffentlich bald die ersehnte Hilfe brin-gen wird.

Autistische Kinderin der PflichtschuleIn der Steiermark gibt es rund 180 Kinder mit Autismus inPflichtschulen. Für viele ist der Schulbesuch mit Schwierigkeitenverbunden. Einige wurden für schulunfähig erklärt. Ein Projekt derRechtsberatung schafft Abhilfe. Von Elke Mori

RechtsberatungOmbudsfrau

Für viele Realität: Die Sorgeum das Kind und die Angst

um den Arbeitplatz.

Autistische Kinder brauchenbesondere Zuwendung.

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SprechtagsverzeichnisZur Vermeidung von Wartezeiten ersuchen wir um telefonische Voranmeldung.

RECHTSBERATUNG DER LEBENSHILFE STEIERMARK

Lebenshilfen der Regionen BeraterIn Zeit und Ort der Sprechtage

Graz, Graz-UmgebungKontakt: 0316 / 71 55 06-801

Dr. Wolfgang SellitschMag. Matthias Maierhofer Mag. Elke Mori

jeden Montag von 14 – 16 Uhr sowie Mittwoch und Freitag von 9 – 12 Uhr, in der Lebenshilfe Graz und Umgebung – Voitsberg, C.-v.-Hötzendorf-Str. 37a, 8010 Graz

DeutschlandsbergKontakt: 03462 / 39 950 Mag. Elke Mori

jeden 3. Dienstag im Monat von 8.30 – 11.30 Uhr beider Lebenshilfe in Deutschlandsberg, Bahnhofstraße 6, 8530 Deutschlandsberg

VoitsbergKontakt: 0676 / 84 71 55-816 Mag. Elke Mori

jeden 1. Dienstag im Monat von 8.30 – 11.30 Uhr bei der Lebenshilfe in Voitsberg, Hauptplatz 47, 8570 Voitsberg

WeizKontakt: 0316 / 71 55 06-801

Dr. Wolfgang SellitschMag. Matthias Maierhofer

Termine nach persönlicher Vereinbarung.

Feldbach Kontakt: 03152 / 42 35 Mag. Oliver Tekautz jeden 1. Mittwoch des Monats ab 17 Uhr in der

Lebenshilfe Feldbach, Grazerstraße 22, 8330 Feldbach

FürstenfeldKontakt: 03382 / 54 013 Mag. Oliver Tekautz jeden 3. Dienstag im Monat ab 8 Uhr im Wohnhaus

Fürstenfeld, Buchwaldstraße 14, 8280 Fürstenfeld

HartbergKontakt: 03332 / 64 555 Mag. Oliver Tekautz jeden 3. Donnerstag im Monat ab 14.30 Uhr in der

Zentrale in Hartberg, Rotkreuzplatz 2, 8230 Hartberg

LeibnitzKontakt: 03456 / 24 94 Mag. Oliver Tekautz jeden 2. Donnerstag im Monat ab 17 Uhr in der

Tageswerkstätte Leibnitz, Grazer Gasse 57

Bad RadkersburgKontakt: 03476 / 20 29 Mag. Oliver Tekautz

jeden 3. Mittwoch des Monats, alterierend an „geraden“ Monaten ab 18.30 Uhr in der Tageswerkstätte der Lebenshilfe in Mureck, Bauhofplatz 1 an „ungeraden“ Monaten ab 18.45 Uhr im Büro der Arbeitsassistenz in Leibnitz, Augasse 30

Bruck/MurKontakt: 03862 / 98 205 oder 0676 / 84 81 76 650

Mag. Christina Ebnerjeden 4. Dienstag im Monat von 13 – 16 Uhrin der Lebenshilfe Bezirk Bruck/Mur, Erzherzog-Johann-Gasse 2, 8600 Bruck an der Mur

LeobenKontakt: 03842 / 24 683 Mag. Christina Ebner

jeden 1. Mittwoch im Monat von 13 – 17 Uhr in der Lebenshilfe Leoben, Lorberaustr. 20, 8700 Leoben

MürzzuschlagKontakt: 03865 / 24 77 10 Mag. Christina Ebner

jeden 2. Dienstag im Monat von 13 – 16 Uhr in der Lebenshilfe Bezirk Mürzzuschlag. Achtung: Jeden „geraden“ Monat (Februar, April, etc.) findet der Sprechtag in der Teichgasse 2, in 8650 Kindberg statt. Jeden „ungeraden“ Monat (Januar, März, etc.) findet der Sprechtag in der Lebenshilfe Bezirk Mürzzuschlag, Mariazellerstraße 47, in 8680 Mürzzuschlag statt.

TrofaiachKontakt: 03847 / 37 70 Mag. Christina Ebner

jeden 3. Mittwoch im Monat von 12.30 – 16.30 Uhr in der Lebenshilfe Trofaiach, Hauptstr. 26, 8793 Trofaiach

Judenburg Kontakt: 03573 / 20 752 Mag. Christina Ebner

jeden 2. Mittwoch im Monat von 13 – 17 Uhr in der Lebenshilfe des Bezirks Judenburg, Siemensstraße 9, 8753 Fohnsdorf

KnittelfeldKontakt: 03512 / 74 184 Mag. Christina Ebner

nach persönlicher Vereinbarung in der Dr. Hans-Klöpfer-Straße 38, 8720 Knittelfeld

MurauKontakt: 03532 / 27 78 Mag. Christina Ebner jeden 4. Donnerstag im Monat von 13.30 – 15.30 Uhr,

in der Lebenshilfe Murau, Am Hammer 5, 8850 Murau

Ennstal Kontakt: 03682 / 26 200 Mag. Udo Strallhofer

jeden 2. Dienstag im Monat von 9 – 11 Uhr in der Lebenshilfe Ennstal, Tagesheim Vabene Salzstraße 24, 8940 Liezen

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Lebenshilfe Steiermark | Interessenvertretung

D as Steiermärkische Behinder-tengesetz sieht für Menschenmit Behinderung in Paragraph 5

einen Rechtsanspruch auf Heilbehandlungvor: „Hilfe zur Heilbehandlung wird fürärztliche Behandlungen, Therapien, Heil-mittel und Pflege in Kranken-, Kur- odersonstigen Anstalten gewährt, wenn da-durch eine Behebung, Besserung odereine Verlangsamung des Verlaufs der be-stehenden Beeinträchtigung erreicht, be-ziehungsweise eine Verschlechterunghintangehalten werden kann”, so derWortlaut. Damit besteht für Menschenmit Behinderung ergänzend zu denLeistungen der Krankenkassen die

Möglichkeit, auch präventiv Heilbehand-lungen in Anspruch zu nehmen.Bisher bestand ein Anspruch auf volle Kos-tenübernahme abzüglich der Leistungen,

die durch Dritte (Krankenkasse) erbrachtwurden. Am 6. Mai hat die Steiermärki-sche Landesregierung eine einschnei-dende Verordnung (LGBL 36/2009)

erlassen: Ein Teil des bisherigen, erfolg-reichen Therapieangebotes (Hippothera-pie, heilpädagogisches Voltigieren,Mototherapie) wird nicht mehr finan-ziert. Für jede Art von Heilbehandlung(Physiko-, Ergo- und Psychotherapiesowie Logopädie und psychologische Be-handlung) wird nur mehr ein Kostenzu-schuss in Höhe von maximal 30 Euro proStunde geleistet.

„Dies hat zur Folge“, so MargitKeshmiri, Präsidentin des Landesverban-des der Lebenshilfe Steiermark, „dass vorallem finanziell schlechter gestellte Men-schen mit Behinderung und in erster Linieschwerstbelastete Familien mit mehrfachbehinderten Kindern sich dringendbenötigte Therapien nicht mehr leistenkönnen.“ Damit haben in der SteiermarkMenschen mit Behinderung keinen gesi-cherten Zugang zur Gesundheitsvorsor-gung, so wie er im SteiermärkischenBehindertengesetz (BHG, §1) und in derUN-Konvention über die Rechte vonMenschen mit Behinderung 2008 (Artikel25, 26) vorgesehen ist. Zudem setzt mansich über Artikel 7 der ÖsterreichischenBundesverfassung hinweg, wonach nie-mand wegen seiner Behinderung diskri-miniert werden darf. Die LebenshilfeSteiermark fordert die kompromissloseBeseitigung von Selbstbehalten bei The-rapien und die Gewährleistung der Ge-sundheitsversorgung im bisherigenAusmaß.

Keine Therapien für Menschen mit Behinderung?Massive Diskriminierung für Menschen mit Behinderung: Die Heilbehandlung ist nicht mehr leistbar. Von Wolfgang Sellitsch

LEBENSHILFE STEIERMARK – RECHTSBERATUNG

Das Land Steiermark setzt sich über die

Bundesverfassung hinweg.

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Mit Ihrer Spende unterstützen Sie Menschen mit Behinderung in ihrem „Leben wie andere auch!“ Spendenkonto: 1-07.104.730 BLZ: 38.000 Raiffeisen-Landesbank Steiermark

So können Sieuns helfen:

Stellen Sie sich vor, Sie kümmern sich24 Stunden täglich um einen Angehörigenmit Behinderung, der auf Sie angewiesenist oder müssen selbst mit einer Beein-trächtigung leben.Stellen Sie sich vor, Sie hatten ob der in-tensiven Betreuung des Ihnen nahe ste-henden Menschen niemals die Möglichkeitso zu leben, wie es für andere normal er-scheint.Stellen Sie sich vor, Sie hören von einemGesetz, das Menschen mit Behinderungund ihren Familien neue Chancen ermög-lichen soll.Stellen Sie sich vor, Sie stellen einen An-trag auf eine jener Gesetzesleistungen andie zuständige Behörde.Stellen Sie sich vor, dieser wird abge-wiesen, Sie sind mit ihren Sorgen wiederalleine ...

Seit 1. September 2004 verhilft dasRechtsberatungsteam der Lebens-hilfe Steiermark unter der Leitungdes Juristen Dr. Wolfgang SellitschMenschen zu ihrem Recht. 3511Menschen mit Behinderung und ihreFamilien, die mit ihren Rechtssorgenbislang allein gelassen wurden, ver-trauen auf die Arbeit der Rechtsbe-rater und haben damit erstmalsprofessionelle Unterstützung bei derDurchsetzung ihrer Ansprüche er-fahren. Bisher wurden 6670 Beratungen in5721 Beratungsstunden geleistet.

Mit beiliegendem Erlagscheinkönnen Sie die Rechtsberatungtatkräftig unterstützen.

Ihre Spende hilft Menschen,die Ihre Hilfe brauchen. Danke!

Die Lebenshilfe-Rechtsberatung bietet für Menschen mit Behinde-rung, deren Angehörige und Sachwalter in der ganzen SteiermarkUnterstützung an.

>> Hilfe bei der Antragstellung auf Leistungen nach dem BHG>> Hilfe im Verwaltungsverfahren >> Überprüfung von Selbstbehalten >> Beratung in Pflegegeldangelegenheiten>> Beratung nach Bescheidzustellung>> Hilfe in behinderungsspezifischen Rechtsfragen>> Unterstützung durch erfahrene Rechtsanwälte

Dr. Wolfgang Sellitsch steht mit einem Team kompetenter ExpertInnen unter der Rufnummer 0650 / 81 25 754 in allen steirischen Bezirken zur Verfügung.

RechtsberatungDurch das neue Behindertengesetz ergeben sich viele Verbesserungen, Chancen und Möglichkeiten. – Aber nicht immer kommen Betroffene zu ihrem Recht.

I M P R E S S U M„Lebenshilfe“ ist eine Mitgliederzeitung des Landesverbandes der Lebenshilfe Steiermark und unabhängig von politischen Parteien und Kirchen. Namentlich gekennzeichnete Textegeben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für den Inhalt der Texte sind die jeweiligen AutorInnen verantwortlich. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Zeich-nungen und Fotos wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge aus Platzgründen zu kürzen. Medieninhaber und Herausgeber:Landesverband der Lebenshilfe Steiermark, Präsidentin Margit Keshmiri, Schießstattgasse 6, 8010 Graz, Tel.: 0316 / 81 25 75, Fax: Dw 4, [email protected], www.lebenshilfe-stmk.at · Chefredaktion: IG Soziale Medien Steiermark, Nicole Rubisch, Traungauergasse 8, 8020 Graz · Redakteure & Autor-Innen: Tina Galosi, Winfried Haas, Konrad Hirschegger, Bernd Holzbauer, Werner Kobald, David Lejko, Mag. Elke Mori, Manfred Nagl, Marlene Pirkheim, VerenaRastl, Martin Rausch, Nicole Rubisch, Michaela Sackl, Dr. Wolfgang Sellitsch, Hans-Peter Wildling · Fotos: Harry Schiffer, Helmut Dirnberger (Seite 2, Editorial),IG Soziale Medien, Lebenshilfe, Cover: Harry Schiffer (großes Foto), aboutpixel.de (Kellermeister, Jan Gropp, Marco) · Gestaltung: JeneweinDesign, Lendkai 95, 8020Graz, www. jeneweindesign.com · Druck & Anzeigen: Steurer-Medienhaus, Wels · Redaktionsschluss: 15. Mai 2009

Mag. Udo Strallhofer,

Mag. Christina Ebner,

Dr. Wolfgang Sellitsch,

Mag. Oliver Tekautz,

Mag. Matthias Maierhofer,

Mag. Elke Mori