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Seite 1 von 9 Juli 2015 Liebe Mitglieder und Freunde! Nach der Premiere unserer Astronomiebörse ATT im Gymnasium am Stoppenberg traf sich Kleinplanetentagung an der Sternwarte Am letzten Wochenende im Juni trafen sich auf der WHS etwa 45 Mitglieder der VdS- Fachgruppe Kleine Planeten zu ihrer Jahres- tagung. Damit war unser Vortragsraum gut gefüllt. Insgesamt 16 Vorträge standen auf dem Programm. Es war die 18. Zusammenkunft dieser Art, welche reihum von den Sternwarten in Mittel- europa ausgerichtet werden. Nach einigen Tagungen im süd- und ostdeutschen Raum sowie in der Schweiz bot Essen den norddeutschen und niederländischen Kleinplanetenfreunden kurze Anfahrtswege. Nach einem gemeinsamen Abendessen der bereits am Freitag angereisten Teilnehmer begann Samstagvormittag das abwechslungs- reiche Vortragsprogramm. Berichte aus der Be- obachtungspraxis waren dabei ebenso vertreten Die Stände der Aussteller, hier in der Aula, wurden von den Amateurastronomen geradezu belagert . Foto © Red. das ATT-Team und der Vorstand zur „Nachbereitung“. Bei dieser Gelegenheit ent- schieden wir uns aufgrund der überaus positiven Erfahrungen, den nächsten ATT am gleichen Standort zu veranstalten. Der Termin steht auch schon fest: Es ist der 21. Mai 2016. Aber der Reihe nach: Lesen Sie den Bericht unseres ATT- Koordinators Miroslaw Fröhlich in diesem Newsletter. Seit dem letzten Newsletter gab es auch eine Menge mehr Aktivitäten an der Sternwarte (vielleicht gerade deshalb die Lücke in den Wolkenlücken). Aber lesen Sie selbst. (Red.) Unser Vortragsraum war gut gefüllt. Foto © Thomas Payer

Liebe Mitglieder und Freunde! Sternwarte · Seite 2 von 9 Juli 2015 wie Rückmeldungen aus der Fachastronomie, welche Beobachtungen von Amateuren im Moment erwünscht und hilfreich

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Juli 2015

Liebe Mitglieder und

Freunde! Nach der Premiere unserer Astronomiebörse

ATT im Gymnasium am Stoppenberg traf sich

Kleinplanetentagung an der

Sternwarte

Am letzten Wochenende im Juni trafen sich auf

der WHS etwa 45 Mitglieder der VdS-

Fachgruppe Kleine Planeten zu ihrer Jahres-

tagung. Damit war unser Vortragsraum gut

gefüllt. Insgesamt 16 Vorträge standen auf dem

Programm.

Es war die 18. Zusammenkunft dieser Art,

welche reihum von den Sternwarten in Mittel-

europa ausgerichtet werden. Nach einigen

Tagungen im süd- und ostdeutschen Raum sowie

in der Schweiz bot Essen den norddeutschen und

niederländischen Kleinplanetenfreunden kurze

Anfahrtswege.

Nach einem gemeinsamen Abendessen der

bereits am Freitag angereisten Teilnehmer

begann Samstagvormittag das abwechslungs-

reiche Vortragsprogramm. Berichte aus der Be-

obachtungspraxis waren dabei ebenso vertreten

Die Stände der Aussteller, hier in der Aula, wurden von

den Amateurastronomen geradezu belagert . Foto © Red.

das ATT-Team und der Vorstand zur

„Nachbereitung“. Bei dieser Gelegenheit ent-

schieden wir uns aufgrund der überaus positiven

Erfahrungen, den nächsten ATT am gleichen

Standort zu veranstalten. Der Termin steht auch

schon fest: Es ist der 21. Mai 2016. Aber der

Reihe nach: Lesen Sie den Bericht unseres ATT-

Koordinators Miroslaw Fröhlich in diesem

Newsletter.

Seit dem letzten Newsletter gab es auch eine

Menge mehr Aktivitäten an der Sternwarte

(vielleicht gerade deshalb die Lücke in den

Wolkenlücken). Aber lesen Sie selbst.

(Red.)

Unser Vortragsraum war gut gefüllt.

Foto © Thomas Payer

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Juli 2015

wie Rückmeldungen aus der Fachastronomie,

welche Beobachtungen von Amateuren im

Moment erwünscht und hilfreich sind.

Aber es sind nicht nur die Vorträge die eine

solche Tagung für die aktiven Beobachter so

wertvoll machen: die Pausen mit der Gelegenheit

zur Diskussion des soeben Gehörten und der all-

gemeine Erfahrungsaustausch brachten mindes-

tens genau so viel neue Erkenntnisse wie das

eigentliche Programm. Zum Glück spielte auch

das Wetter mit, an beiden Tagen der Tagung

ging der Plan auf, die Teilnehmer auf der Wiese

vor der Sternwarte mittags mit Salaten und

Würsten vom Grill zu beköstigen.

Zu Sonntagmittag waren dann insgesamt mehr

als 9 Stunden Vorträge „überstanden“, und die

Teilnehmer der Tagung machten sich wieder auf

den Heimweg, während die fleißigen Helfer der

WHS noch letzte Spuren beseitigten. Wo diese

Helfer gerade erwähnt wurden, möchte ich als

Hauptorganisator der Tagung die Gelegenheit

nutzen allen, die tatkräftig mit angepackt haben,

noch einmal ganz herzlich zu danken. Die

Rückmeldungen von Teilnehmern nach der

Tagung waren allesamt ganz ausgezeichnet, es

hat allen sehr bei uns auf der WHS gefallen.

Auch die Orte der nächsten Kleinplanetenta-

gungen stehen schon fest – 2016 findet die

Tagung in der Berliner Archenhold-Sternwarte

statt und 2017 treffen sich die Kleinplaneten-

beobachter in Leiden, Niederlande.

Thomas Payer

Ein schönes Wochenende an unserer Sternwarte mit viel Erfahrungsaustausch erlebten die Teilnehmer der 18. Ta-

gung der VdS-Fachgruppe Kleine Planeten. Foto © Thomas Payer

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Juli 2015

ATT an neuem Standort Am 30. Mai 2015 war es wieder soweit: Unser

alljährlicher ATT öffnete seine Türen für 47

gewerbliche Aussteller aus der ganzen Welt

(Deutschland, Frankreich, Österreich, Nieder-

lande, Belgien, Dänemark, Polen, Portugal,

Marokko und sogar Brasilien), 38 private

Aussteller und ca. 2000 Besucher aus der

bekannten Astroszene, sowie für alle inter-

essierten Freunde der Astronomie.

Der diesjährige 31. ATT hatte den Charakter

einer Premiere, denn er fand an einem neuen

Standort, in den Räumlichkeiten des

„Gymnasium am Stoppenberg“, statt.

Nachdem Anfang letzten Jahres feststand, dass

unser vergangener Standort, die Gesamtschule

Bockmühle, saniert werden muss und die

Arbeiten den Sommer 2015 überdauern würden,

musste eine geeignete Alternative her; ein Aus-

setzen kam nicht in Frage, weil auch nicht

feststand, wie lange die Gesamtschule

Bockmühle nicht zur Verfügung steht. Einzige

interne Prämisse bei der Suche nach einem

geeigneten Messeort war und ist: Wir wollen in

Essen bleiben!

Nach näherer Betrachtung, Anfragen und

Gesprächen kam das bischöfliche Gymnasium

am Stoppenberg in die engere Auswahl. Die

Schulleitung zeigte sich von Anfang an aufge-

schlossen und konstruktiv. Zudem ist der

Standort gut geeignet für den ATT. Nach der

offiziellen Genehmigung durch das Bistum

Essen (Schulträger) konnten wir Ende April

2014 mit der aufwändigen Neuplanung

beginnen. Alte „Angewohnheiten“ aus 25

Jahren ATT am selben Standort mussten neu

hinterfragt und zum Teil über Bord geworfen

werden; die Stunde „Null“ hatte geschlagen.

Ende Mai war dann endlich die Planung abge-

schlossen. Schon am Freitag Mittag vor der

Messe trafen einige Aussteller ein, um ihr

großes Equipment aufzubauen. Am Messetag

trafen sich WHS-Mitglieder bereits gegen 7

Uhr am Gymnasium für letzte Vorbereitungen.

Gegen 7:30 Uhr standen bereits die gewerb-

lichen Aussteller vor der Tür und wollten ihre

Stände aufbauen. Die ausstellenden Stern-

warten, Vereine und Organisationen wurden ab

8 Uhr eingelassen, so dass der erwartete

hektische Aufbau begann. Bis zum offiziellen

Beginn um 10 Uhr waren alle Aussteller unter-

gebracht, so dass die Türen geöffnet werden

konnten.

Trotz des großen Besucherandrangs verlief die

Anfangszeit sehr gesittet. Es gab wieder viel In-

teressantes zu begutachten, von der Sternkarte

über Bücher und Astroreisen, Okulare, Fern-

gläser, (automatisierte) Teleskope, hoch-

empfindliche CCD-Kameras und Kuppeln für

die eigene Sternwarte. Es sollte schließlich für

Jeden (Geldbeutel) etwas dabei gewesen sein.

Über die sachlichen Werte hinaus wurden

natürlich reichlich Kontakte geknüpft und Er-

fahrungen ausgetauscht.

Rainer Kresken, Raumfahrtingenieur von der ESA/

ESOC brachte ein Modell des Kometenkerns von „C-G“

mit. Foto © Red.

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Juli 2015

mich nochmal bei allen Helferinnen und

Helfern, der Schulleitung, den Hausmeistern,

dem ATT-Team sowie dem Vorstand der

WHS. Erst mit Allen konnte der ATT so erfolg-

reich durchgeführt werden. Ich freue mich

bereits auf das nächste Jahr, denn nach dem

ATT ist vor dem ATT.

Clear Skies wünscht Euch

Miroslaw Fröhlich

Die Wolken überlistet - Radioastronomie zur SoFi

am 20. März

Am 20. März waren schon gegen 9 Uhr Mit-

glieder der Walter-Hohmann-Sternwarte mit

ihren Privatgeräten auf der Sternwarte einge-

troffen, um den Besuchern die Wartezeiten an

den Teleskopen zu verkürzen und selbst Fotos

von der Finsternis zu machen. Jedoch war der

Himmel schon am Morgen mit Nebelschwaden

verhangen. Alle waren guter Hoffnung, dass

diese aufrissen und wir doch bald etwas von

der Sonnenfinsternis sehen konnten. Wir

warteten.

Radio Essen besuchte uns, um live von der

Zur Stärkung der Besucher während des Tages

hatte das Gymnasium am Stoppenberg ein Cate-

ring organisiert, das vorbildlich war. Eltern spen-

deten und verkauften Kuchen und Getränke, die

schuleigene Küche hatte warme Mahlzeiten im

Angebot, die rege nachgefragt und verzehrt wur-

den, so dass bereits um 13 Uhr die Currywurst

ausging; glücklicherweise konnte der Haus-

meister schnellen Nachschub für die

„Hungernden“ organisieren. Highlights an dem

Tag waren die gut besuchten Vorträge von

Michael Kunze, Rainer Kresken und Stefan

Gotthold, sowie die Musikshow von Stefan Erbe

& Steve Baltes.

Das Feedback der Aussteller gestaltete sich

vorwiegend positiv, einige Verbesserungs-

vorschläge wurden uns natürlich auch mitgege-

ben, die wir umsetzen werden. Auch zum neuen

Standort bekamen wir überwiegend positive

Bewertungen. Vielleicht ist das der Beginn einer

längeren Partnerschaft. Wir würden uns darüber

freuen.

Wir halten als Resümee fest: Der 31. ATT

konnte an dem neuen Standort eine gelungene

Premiere feiern. Aus diesem Grund bedanke ich

Der ATT bietet Amateuren und Fachhändlern eine ge-

meinsame Messeplattform . Foto © Jörg Henkel

Das Sternwartengelände war zur Sonnenfinsternis dicht

bevölkert. Foto © Lothar Lehmann

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Juli 2015

Finsternis zu berichten. Unsere Pressesprecherin,

Martina Mouson, war die Ansprechpartnerin von

Reporter Marcel Kleer [1].

Es ging so einiges über den Äther. Wir warteten

und warteten auf die Sonne, welche der Mond bei

uns bis zu 78 % bedecken sollte. Aber wir sahen

außer Wolken - nichts davon! Oder doch?

Mit optischen Mitteln war hier im Ruhrgebiet

nichts zu machen. Aber wie sah es mit „radio-

astronomischen“ Beobachtungen aus? Die Grup-

pe der Radioastronomen der WHS hatte bereits

vor zwei Jahren eine bikonische Antenne im Gar-

tengelände der Sternwarte parallaktisch montiert.

Das heißt, die über 2 Meter lange reusenförmige

Antenne wurde parallel zur Erdachse fest aufge-

hängt. Die im Sommer 23,5 ° nördlich und im

Winter 23,5 ° südlich des Himmelsäquators

stehende Sonne hat auch dann noch eine ausrei-

chende Strahlungseinwirkung auf diese

Antenne. Der Empfang der Radiowellen der

Sonne und der Empfang des Meteordetektors

waren durch die nicht abgeschirmten elektroni-

schen Nachführgeräte der vielen kleinen Tele-

skope der Mitglieder stark gestört. An eine di-

rekte Beobachtung war also nicht zu denken.

Die indirekte Beobachtung der Sonne im

Längstwellenbereich (VLF) brachte aber ein Er-

gebnis. Hierzu nutzten wir eine besondere Emp-

fangsanlage, deren Rahmenantenne auf dem

Dachboden des Sternwartengebäudes unter-

gebracht ist.

In den Diagrammen des Senders FTA in

Frankreich (siehe rechts) zeigten sich am Tag

vor und am Tag nach der Finsternis keine Ver-

änderung der Signalstärke gegenüber dem Zeit-

punkt des Verlaufes der Finsternis am 20. März.

Während der Bedeckung veränderte sich die

Reflektivität der Ionosphäre, welches deutlich

am Signaleinbruch zwischen 8:30 Uhr und 10:50

Uhr UT zu erkennen ist. Die grau unterlegten

Flächen bedeuten einen Sonnenstand unter dem

Horizont.

Während nun die Fotografen unter den Liebhaber

-Astronomen bei diesem Ereignis leer ausgingen,

konnten die Radio-Astronomen mit einem sicht-

baren Ergebnis aufwarten. Manchmal hat man

Glück.

Ansgar Korte Jochen Pleßmann

Team Radioastronomie

[1] Radio Essen, Bericht zur Sonnenfinsternis in

http://www.radioessen.de/nc/essen/highlights/

highlights-2015/sonnenfinsternis.html?

sword_list[0]=sonnenfinsternis

Die Aufzeichnungen des VLF-Empfängers geben die Re-

flektivität der Ionosphäre wieder. Hier amTag vor, zur

und nach der Sonnenfinsternis. © WHS

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Juli 2015

Neues vom Astrografen

Von unserem 40-cm-Newton kommt ein

stetiger Strom schöner Astrofotos, welcher den

Namen „Pretty-Pictures-Projekt (PPP)“ alle

Ehre machen. Drei davon, aus neuerer Produk-

tion, werden hier vorgestellt.

Beim Krabbennebel handelt es sich um die

Explosionswolke einer Supernova, welche vor

allem chinesische Astronomen im Jahr 1054

n.Chr. dokumentierten. Der über 6000

Lichtjahre entfernte Nebel ist recht lichtschwach,

so dass hier das Lichtsammel-Vermögen des

großen Teleskops und die Empfindlichkeit der

CCD-Kamera richtig zur Geltung kommen.

Im Winter erfreute uns der recht leuchtkräftige

Komet C/2014 Q2, auch benannt nach seinem

Entdecker, einem australischen Amateur mit dem

schönen Nachnamen Lovejoy. Der Schweifstern

war zeitweise mit dem bloßen Auge sichtbar, aber

das wolkenreiche Wetter jener Monate erschwerte

hier die Sichtung. Mitte Februar war endlich ein-

mal der Himmel frei für den Astrografen. Zu dem

Zeitpunkt war der Komet bereits spürbar schwä-

cher. Die Koma, das ist die grün leuchtende Gas-

und Staubwolke rund um seinen Kern, war jedoch

noch deutlich zu sehen. Der Kometenschweif hebt

sich allerdings auf dem insgesamt etwa 10 Minu-

ten lang belichteten Bild nur noch schwach vom

Hintergrund ab.

Der April erfreute die große Gemeinde der WHS-

Astrofotografen mit einigen recht klaren Nächten,

während derer auch der Astrograf zum Schuss

kam. Die ganze Schönheit vieler Galaxien kann

man erst durch die empfindlichen Augen der

Astrokameras erkennen. Insgesamt 76 Minuten

Belichtungszeit waren für die unten stehende

Aufnahme nötig.

Red.

Den Krabbennebel Messier 1 im Stier nahm Holger

Heinrich am 20. Dezember 2014 ins Visier. Foto © PPP

Komet C/2014 Q2 Lovejoy am 12. Februar 2015, fotogra-

fiert von Helmut Metz. Foto © PPP

Die Galaxie NGC 4565 steht im Haar der Berenike.

Thomas Payer gelang diese Aufnahme am 23. April 2015.

Foto © PPP

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Juli 2015

Renovierungsarbeiten im

Vereinsgebäude

Auf der Mitgliederversammlung im Jahr 2012 be-

schloss unser Verein, dass die mittlerweile etwas

abgewohnten Innenräume des Vereinsgebäudes

renoviert werden sollen. Um eine Vorstellung von

den anstehenden Arbeiten und der Gebäude-

substanz zu erhalten, wurde ein Bausach-

verständiger im August 2014 engagiert. Er

attestierte dem Haus mit Berücksichtigung seines

Alters von mittlerweile fast 200

Jahren eine gute „Gesundheit".

Anschließend entstand dann eine

doch recht umfangreiche Liste

der auszuführenden Maßnahmen

in den Innenräumen. Hierbei

handelte es sich vielfach um

Arbeiten, die von den

Vereinsmitgliedern mit etwas

handwerklichem Geschick selbst

durchgeführt werden können.

Kleinere äußere Schäden im Be-

reich des Dachs und der Fassade

wurden ebenfalls entdeckt und

von der Stadt Essen behoben.

Nach Besuchen diverser Baumärkte, Planungen

und Berechnungen wurde im August 2014 als

erster Raum die Küche, zentraler Aufenthalts-

raum und „Herz" des Vereinsgebäudes in Angriff

genommen. Die Unterkonstruktion des Fuß-

bodens bedurfte einer dringenden Erneuerung, da

viele Bodenbretter bereits morsch und z.T. schon

gebrochen waren. Außerdem bedurften die

Wände samt Fliesen aus den 70er Jahren des ver-

gangenen Jahrhunderts sowie die Türen einer

Generalüberholung. Innerhalb von 4 Wochen

wurde mit fleißigen Helfern der Raum praktisch

„entkernt", ein neuer Boden mit Laminatfliesen

verlegt, die Wände um die Spüle gefliest. Ein

Fliesenspiegel ersetzt nun das angenagelte PVC

im Bereich der Küchenzeile. Die restlichen

Wände wurden tapeziert und gestrichen und zum

Schutz der Wand streckenweise wieder mit hellen

Paneelen versehen. Danach wirkte der Raum um

Einiges heller und freundlicher.

Ab Februar 2015 verwandelte sich das Gebäude

vorübergehend in eine Großbaustelle. Einige

Freiwillige halfen bereitwillig auch bei so

schmutzigen Arbeiten wie Fliesen im Bade-

zimmer abschlagen und ähnlichem. Im Oberge-

schoss erwies sich ein alter Wasserschaden im

Vorstandsbüro als sehr schmutzintensiv (die

Decke brach an dieser Stelle überraschend ein

und es ergoss sich ein Hagel aus Stroh, Staub,

Ziegelsteinbruchstücken und alter Glaswolle).

Zudem waren die Schäden in der oberen Flur-

decke deutlich größer als ursprünglich angenom-

men. Was als „schnelles", vorsichtiges Entfernen

von losen Teilen der alten Putzschicht begann,

endete in der 6-stündigen vollständigen Demon-

tage der Decke. Da der ganze alte Staub vom

Dachgeschoss runterrieselte, war es eine unglaub-

lich schmutzige Angelegenheit.

Nach Verfrachtung des „antiken Dämmmate-

rials" (sprich: Stroh) mitsamt viel Unrat in über

Tapeten abreißen im Eingangsbereich (links), Neuverlegung des Küchenfuß-

bodens (rechts). Foto © Yvonne Beaugrand

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Juli 2015

30 blaue Müllsäcke war unser bestellter 7,5 cbm-

Container zusammen mit dem anderen Bauschutt

bis zum Rand gefüllt.

Danach wurde im oberen Flur eine neue Decke

eingezogen. Das vermutlich erste Mal in der Ge-

schichte des alten Hauses gibt es oben eine waa-

gerechte Decke!

Die einzigen Arbeiten, die wir an eine Malerfirma

vergaben, waren die Instandsetzung von Wänden

und Decken im Eingangsbereich des Vereinsge-

bäudes und des Treppenaufganges. Aufgrund der

Deckenhöhe und der doch recht beachtlichen

Schäden (große Löcher in der Decke und brö-

ckelnde Wände) waren hier nur die

„Abrissarbeiten" in Eigenregie durchzuführen.

Die Profis schafften es in 6 Arbeitstagen unter

Verwendung von über 100 kg Material

die Löcher zu „stopfen", Wände und Decke weit-

gehend zu begradigen, zu stabilisieren und mit

Mineralputz eine zum Gebäude passende Ober-

flächenoptik zu schaffen. Zusammen mit einer

neuen, helleren Lampe und weniger Möbeln wirkt

der Flur nun ebenfalls deutlich einladender.

Zweites „Großprojekt" für die Sternwarten-

Heimwerker war das Bad hinter der Küche. Nach

einigen Stunden Baumarkt und mehreren Auto-

ladungen konnte mit dem Fliesenarbeiten begon-

nen werden. Da wir ja keine Profis sind, die Er-

fahrung mit krummen Wänden haben und einige

dieser Arbeiten zum ersten Mal machten, dauerte

es doch 4 Wochen und viele, viele Arbeits-

stunden bis das Badezimmer endlich fertig war.

Jetzt erstrahlt auch dieser Raum in neuem,

helleren Glanz.

Das „große Bad“ hinter der Küche vor (links) und nach der Renovierung

(rechts) . Foto © Yvonne Beaugrand

Bis zur Kleinplanetentagung

musste auch das „Besucher-

WC" beim Vortragsraum in

einen vorzeigbaren Zustand ver-

setzt werden. Auch hier war die

Bodenkonstruktion so morsch,

dass ein Teil der Bretter mit

dem Besen einfach weggefegt

werden konnte. Die bisherige

Tapete und das PVC wurden

durch Fliesen ersetzt. Außerdem

legten wir die Wasser- und

Stromleitungen unter Putz.

Nach drei Wochen war auch dieses Projekt

pünktlich und erfolgreich abgeschlossen.

Somit sind die größten Arbeiten im Erdgeschoss

beendet. Im Herbst wird es im oberen Geschoss

weitergehen. Im Flur werden Wände und Decke

fertiggestellt, ehe die Bibliothek mit der

Erneuerung ihrer Decke drankommt, die ein

Wasserschaden zerstört hat.

Dass die Renovierung einer so „alten Dame" sehr

aufwändig ist, dürfte keine Überraschung sein. Ob

wir uns diesem Umfang vorgestellt haben, bin ich

mir nicht sicher. Auch wenn zwischendurch

immer mal wieder geflucht, geschimpft wird, und

am liebsten die Werkzeuge in die Ecke

geschmissen werden, macht die Ausführung der

Arbeiten insgesamt doch Spaß.

Man lernt fast täglich etwas neues über das Ge-

bäude, ist nie vor Überraschungen. Natürlich

hoffen wir, dass die Mitglieder mit dem neuen

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Juli 2015

Impressum

Die Wolkenlücke erscheint in loser Folge mehr-

mals jährlich. Herausgeber: Walter-Hohmann-

Sternwarte Essen e.V., Wallneyer Str. 159, D-

45133 Essen, Koordination: Helmut Metz,

E-Mail: [email protected]

Gesicht der Sternwarte zufrieden sind.

Kommentare wie „ich fühl mich hier fast wie im

Urlaub" oder „das sieht ja besser aus als bei mir

zu Hause" freuen uns natürlich sehr.

Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle auch

noch einmal den Helfern, die ihre Wochenenden

auf der Sternwarte verbracht haben und es hof-

fentlich auch noch in Zukunft tun werden!

Yvonne Beaugrand und Thomas Payer

„Atomzeit“ bei der WHS

Naja, eine eigene Atomuhr haben wir zwar nicht,

aber wir haben die Zeit besser als eine tausendstel

Sekunde zur Verfügung. Das geschieht mit Hilfe

von Navigationssatelliten (GPS-Satelliten), in

denen mehrere dieser Uhren vorhanden sind.

Nötig ist die genaue Zeit bei Messungen von

Sonnenausbrüchen im Radiobereich. Etwa alle

1,5 Millisekunden macht unser Radiospektro-

meter eine Messung, die Summe der Messungen

wird später in Form von FITS-Dateien ausge-

geben und wird als Bildfolge

dargestellt. Um Störungen zu

unterdrücken, können Messungen

von verschiedenen Standorten

zusammen mit unseren Daten

gemittelt werden. Zur Zeit laufen

Stationen mit den gleichen

Einstellungen in Dingden und in

Bleien (Schweiz).

Die übliche Zeitsynchronisation per NTP-

Protokoll (network time protocol) und entspre-

chende Rechner-Programme sind über das

Internet bei uns nicht genau genug, insbesondere

weil nur eine unzuverlässige Funknetzverbindung

(WLAN) zum Messrechner auf dem Gelände der

Sternwarte besteht.

Erste Versuche mit einer GPS-Maus zum Emp-

fang der genauen Zeit von Navigationssatelliten

begannen hier im August 2014. Der hochgenaue

Puls zur Beginn einer Sekunde kann aber bei

USB-Verbindungen zwischen Rechner und GPS-

Empfänger nicht genutzt werden. Die Lösung war

ein kleines GPS-Modul, ein Raspberry-Pi Experi-

mentierrechner, eine passende aktive Antenne

und frei verfügbare Software. Zusammen ist das

kaum größer als eine Zigarettenschachtel und

billiger als eine Tankfüllung Benzin!

Seit April dieses Jahres funktioniert nun das Zu-

sammenspiel aus „Atomzeit“ per Satellit und üb-

lichen Zeitsignalen aus dem Internet zur Synchro-

nisation der Messrechner recht gut. Das Dia-

gramm zeigt die Abweichungen eines unserer

Rechner vom übermittelten Zeitsignal, ab etwa 6

Uhr UTC ist dabei die „Atomzeit“ per GPS-

Empfänger zugeschaltet. Deutlich ist über die

Stunden die geringe Abweichung von der

„Sollzeit“ zu sehen, die lokale Rechneruhr

pendelt sich auf die genauere Zeit ein.

Jochen Pleßmann

Team Radioastronomie

Verlauf der Abweichung der Rechneruhr vom Zeitgeber. © WHS