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Lipohypertrophie und Lipödem RehaClinic Bad Zurzach, Baden, Braunwald, Glarus, Kilchberg, Zollikerberg

Lipohypertrophie und Lipödem - RehaClinic · 2020. 8. 7. · RehaClinic ist die einzige Klinik der Schweiz, die einen kantonalen Leistungsauftrag zur angiologischen Rehabilitation

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Lipohypertrophieund Lipödem

RehaClinic Bad Zurzach, Baden,

Braunwald, Glarus, Kilchberg, Zollikerberg

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Bei Ihnen wurde die Diagnose «Lipo-

hypertrophie» oder «Lipödem» gestellt.

Diese Broschüre soll Sie über diese

«Krankheitsbilder» informieren, Ihnen

das Beschwerdebild verständlicher

machen und helfen, offene Fragen zu

beantworten.

RehaClinic ist die einzige Klinik der Schweiz,

die einen kantonalen Leistungsauftrag zur

angiologischen Rehabilitation wahrnimmt,

worunter auch die Abklärung, Beratung und

Therapie des Lipödems fällt. Im fortgeschrit-

tenen Fall basiert die Therapie auf der Kom-

plexen Physikalischen Entstauung, auch

KPE genannt. Dies ist ein anerkanntes und

bewährtes Behandlungskonzept und basiert

auf internationalen Therapierichtlinien.

Definition

Die Lipohypertrophie (Lip = Fett, Hypertro-

phie = Vergrösserung) zeichnet sich durch

eine meist symmetrische Vermehrung und

Vergrösserung des Unterhautfettgewebes

von Extremitäten bei Frauen aus. Typische

Zeichen sind konturarme, meist etwas kräf-

tigere Waden, ein unter Umständen gama-

schenförmiger Absatz auf Knöchelhöhe,

meist konturarme Waden, kräftige Ober-

schenkel, häufig mit «schwabbeligem»

Gewebe, und die «Reithosen» bei Frauen.

Eine vergleichbare Klinik lässt sich gele-

gentlich auch an den Armen finden. Von

Lipohypertrophie spricht man, wenn es sich

um ein rein ästhetisches Bild handelt, ohne

dass regelmässig Beschwerden bestehen.

Beim Lipödem (Lip = Fett, Ödem = Was-

sereinlagerung) kommen, auf der Basis

des vermehrten subkutanen Fettgewe-

bes (wie bei der Lipohypertrophie), täglich

Beschwerden wie z.B. Spannungsschmer-

zen an den betroffenen Extremitäten hinzu.

Es handelt sich um eine chronische, häu-

fig progrediente Erkrankung, die durch die

oben beschriebene Fettverteilungsstörung

gekennzeichnet ist. Diese entsteht überwie-

gend an den unteren, gelegentlich an den

oberen Extremitäten oder kombiniert. Ganz

typisch sind die regelmässigen, im Tages-

verlauf zunehmenden Beschwerden durch

die Neigung zu orthostatischen Ödemen.

Diese können sich in einer Berührungs-

empfindlichkeit bis zu Berührungsintoleranz

und/oder Dauerschmerzen äussern. Im fort-

geschrittenen Stadium kann sich zusätzlich

ein Lymphödem ausbilden. Man spricht

dann vom Lipo-Lymphödem.

Geschichte

Medizinisch wurde das Lipödem erstmals

durch Ärzte in London während des 2. Welt-

krieges beschrieben. Fachleute sind aber

der Meinung, dass es sich nicht um eine

Zivilisationskrankheit handelt, sondern es

bestehen Reliefzeichnungen und Skulpturen

aus dem Nahen Osten, teils mehrere Jahr-

tausende vor Christus, die vermuten lassen,

dass das Lipödem keine Erkrankung der

modernen Zivilisation und Lebensweise ist.

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sche Ansammlung von lymphpflichtigem

Wasser und Eiweiss zu einer typischen Ver-

härtung (Fibrosierung) des Gewebes. Diese

Veränderungen haben dann erneut eine

negative Auswirkung auf die Transport-

leistung der Lymphkapillaren im Gewebe,

so dass sich zunehmend eine Lymphab-

flussstörung ausbildet und sich ein Lymph-

ödem manifestiert.

Die Fettgewebsvermehrung

Die Fettgewebsvermehrung an den Extremi-

täten tritt immer symmetrisch auf. Die Füsse

sind schlank (zumindest zu Beginn) und die

Fettvermehrung findet sich gamaschenför-

mig ab Knöchelhöhe, vielleicht aber auch

nur am Oberschenkel oder im Bereich des

Gesässes (Reithosen). Homogen über das

ganze Bein verteilt redet man von einem

sogenannten Säulenbein.

Zu einem späteren Zeitpunkt können sich

umschriebene Wulstbildungen, meist an der

Innen- und Vorderseite der Oberschenkel,

auf Kniehöhe oder im Sprunggelenksbereich

ausbilden. Ein identisches Bild kann sich

auch an den Armen zeigen, dort aber meist

beschwerdefrei. Typischerweise ist die Taille

schlank, sofern die Patientin nicht gleichzei-

tig übergewichtig ist.

Beschwerden

In unserer Gesellschaft entspricht das

schlanke lange Bein einem Schönheitsideal,

weshalb betroffene Patientinnen einerseits

häufig durch die «dickeren Beine» im Sta-

dium der Lipohypertrophie vor allem ästhe-

Vorkommen

Das Leiden tritt fast ausschliesslich bei

Frauen auf, wobei die Zahl der betroffe-

nen Patientinnen nicht bekannt ist. Die

Vererbung, Hormone und der im Vergleich

zum Mann leicht unterschiedliche Unter-

hautfettgewebeaufbau spielen dabei eine

Rolle. So kann sie sich erstmals nach der

Pubertät durch die Ausbildung von «festen

Beinen» (Stadium der Lipohypertrophie)

zeigen, während Schwangerschaften, unter

Gewichtszunahme, aber auch während den

Wechseljahren ihren Anfang nehmen oder

sich verstärken.

Warum genau es zu einer Vermehrung des

Unterhautfettgewebes kommt, ist unklar.

Man geht jedoch von einem erblichen Fak-

tor aus, da häufig mehrere weibliche Fami-

lienmitglieder betroffen sind. Neben der

Fettvolumenvermehrung scheint zudem eine

Neigung zu vermehrtem Wasserübertritt aus

den kleinen Haargefässen (Kapillaren) ins

Gewebe zu bestehen. Diese Flüssigkeit wird

normalerweise über das Lymphgefässsy-

stem abtransportiert. Bei Patientinnen mit

einem Lipödem wird jedoch ein Teil dieser

Flüssigkeit in den Fettgewebszellen einge-

lagert. Das Anschwellen des Gewebes führt

zu den krankheitstypischen Beschwerden

wie Druck- und Spannungsschmerzen,

aber auch Schwere- und Müdigkeitsgefühl.

Über viele Jahre, insbesondere bei Körper-

gewichtszunahme, nimmt das subkutane

Fettgewebe weiter zu und die Beine werden

immer «kräftiger». Zudem führt die chroni-

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tisch oder psychisch belastet sind. Erst zu

einem späteren Zeitpunkt, falls es zum sym-

ptomatischen Lipödem kommt, leiden die

Patientinnen zusätzlich noch an Schmerzen.

Die Beschwerden nehmen im Tagesverlauf

deutlich zu, sind an warmen Tagen, nach

langem Sitzen oder Stehen oder bei Boden-

heizung verstärkt. An Wochenenden oder

in den Ferien treten häufig weniger starke

Beschwerden auf, da auch die Belastung

geringer ist. Mit der Zeit kommt eine aus-

geprägte Berührungs- und Druckschmerz-

haftigkeit hinzu. In einem späteren Stadium,

bei umschriebenen grossen Wulstbildungen,

kann zudem das Gangbild wegen den unför-

migen Beinen gestört, oder aber Hautareale

am Unterschenkel können gerötet und ent-

zündet sein.

Übergewicht

Bei Patientinnen mit einem Lipödem handelt

es sich nicht einfach nur um übergewich-

tige oder adipöse Patientinnen. Deshalb ist

es auch wenig effektiv, als Therapie ledig-

lich eine Abmagerungskur zu empfehlen,

wie dies häufig geschieht. Es gibt durchaus

an Oberkörper oder Taille ganz schlanke

Frauen, die jedoch ausgeprägt «feste und/

oder schmerzhafte Beine» haben. Aber eine

Gewichtskontrolle ist trotzdem sehr wich-

tig, denn jede Gewichtszunahme fördert die

Fetteinlagerung an den Extremitäten über-

proportional, weswegen viele Frauen mit

einem behandlungsbedürftigen Lipödem

gleichzeitig auch übergewichtig sind. Leider

ist es aber so, dass auch auf eine ganz mas-

sive Abmagerungskur die betroffenen Extre-

mitäten nur unbefriedigend ansprechen.

Daraus folgt, dass eine absolut konsequente

Gewichtskontrolle, unter Vermeidung eines

«Jo-Jo-Effektes», ein ganz wichtiger The-

rapieansatz ist, um einer Progression des

Lipödems entgegenwirken zu können. Dies

gilt insbesondere auch während Schwan-

gerschaften oder in den Wechseljahren.

Besteht Übergewicht, sollte selbstverständ-

lich zur Therapieunterstützung langfristig

eine Gewichtsreduktion angestrebt werden.

Verlauf

Unbehandelt und insbesondere kombi-

niert mit einer Gewichtszunahme nimmt

das Ödem über die Jahre kontinuierlich zu.

Wegen der bereits beschriebenen Beein-

trächtigung des Lymphgefässsystems kann

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es deswegen in einem späteren Stadium

zusätzlich zu einer Lymphabflussstörung

kommen.

Diagnose des Lipödems

Die Diagnose kann in der Regel aufgrund

der Beschwerden, des Krankheitsverlaufs

und der Beinform gestellt werden. Einen

Labortest gibt es nicht. Im Computertomo-

graphieuntersuch oder Magnetresonanzin-

duktionsverfahren, aber auch im Ultraschall

können erfahrene Untersucher die Diagnose

stellen resp. bestätigen. Diese Untersuchun-

gen sind jedoch teuer und in der Regel nicht

notwendig. Immer sollten aber andere Lei-

den, die eine Beinschwellung verursachen

oder verstärken können, ausgeschlossen

oder behandelt werden.

Therapie des Lipödems

Gerne würde man die Ursache, die zur Ent-

stehung eines Lipödems führt, behandeln.

Da diese bis zum heutigen Zeitpunkt nicht

bekannt ist, bleibt nichts anderes übrig, als

die alleinige Behandlung der Symptome,

respektive die Prophylaxe. Da die Beschwer-

den durch die Flüssigkeitseinlagerung im

Gewebe verursacht werden, zielt die Thera-

pie auf eine Ödemreduktion hin. Diese kann

einmal durch vermehrte Bewegung oder

entstauende, gymnastische Übungen erfol-

gen. Mittels eines Kompressionsstrumpfes

resp. Kompressionsverbandes wird versucht,

die Flüssigkeitsmenge im Gewebe klein zu

halten, während über die manuelle Lymph-

drainage der Ödemabtransport gefördert

wird. Alle diese Massnahmen können bei

einer entsprechend versierten Therapeutin

oder einem Therapeuten ambulant vorge-

nommen werden. Im Falle eines fortgeschrit-

tenen Lipödems kann es empfehlenswert

sein, die erste, intensive Entstauungsphase

während eines Aufenthaltes an einer spezia-

lisierten Klinik wie RehaClinic vorzunehmen.

Komplexe physikalische Entstauung als

effektive Behandlung des Lipödems:

Das Therapiekonzept beinhaltet das gesamte

Behandlungsspektrum der Physiotherapie

mit dem Ziel einer multimodalen ganzheitli-

chen und funktionellen Rehabilitation. Wäh-

rend eines stationären Aufenthaltes wird

2-mal pro Tag die manuelle Lymphdrainage

eingesetzt. Anschliessend wird eine entstau-

ende Kompressionsbandage angelegt.

Aufgrund der Berührungsschmerzen kann

die Kompression zu Beginn häufig erst nach

langsamer Angewöhnung genügend effektiv

angebracht werden. Über physiotherapeuti-

sche Übungen und Bewegungsaktivierung

wird die Entstauung zusätzlich gefördert.

Diese Übungen sollen nach der Entlassung

helfen, das Therapieresultat zu erhalten.

In den Gruppentherapien mit gleichartig

betroffenen Patienten kann ein Erfahrungs-

austausch erfolgen.

Ein meist bestehendes Muskelungleichge-

wicht am Rücken wird ebenfalls angegan-

gen. Falls die Notwendigkeit besteht, kann

auch ein Gespräch mit dem klinischen

Psychologen, der Ernährungsberatung usw.

organisiert werden.

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Auf den Austritt hin wird ein neu angepass-

ter Kompressionsstrumpf abgegeben. Die

Fortführung der Kompressionstherapie nach

Austritt ist eine unabdingbare Vorausset-

zung für eine intensive Therapie.

Allgemeine Therapie

Auch wenn das Lipödem nicht mit einer

Adipositas gleichzusetzen ist, so ist die

Gewichtskontrolle trotzdem eine der wich-

tigsten Massnahmen, um ein Fortschreiten

zu vermeiden. Meist kommt es im Rahmen

einer Gewichtszunahme bei der Patientin

mit einem Lipödem zu einer überpropor-

tionalen Zunahme des betroffenen Fett-

gewebes an den Extremitäten, während

eine Gewichtsreduktion durch Diät an den

betroffenen Extremitäten häufig kaum Wir-

kung zeigt. Viel Bewegung wie regelmässi-

ges Spazieren, Walking oder Joggen, aber

auch Schwimmen oder Aquafit (im kühlen

Wasser) kann sehr hilfreich sein und wird im

Rahmen einer stationären intensiven Thera-

pie angewendet.

Wassertreibende Medikamente zur Reduk-

tion des Ödems sind beim Lipödem nicht

korrekt eingesetzt. Auch Venenmittel helfen

nicht.

Der medizinische Kompressionsstrumpf

Nach erfolgreicher Ödemreduktion durch

die manuelle Lymphdrainage gilt es, das

erzielte Resultat zu halten. Dies gelingt auf

Dauer nur, wenn das Flüssigkeitsvolumen

im Bein klein gehalten wird, so dass sich

keine oder nur wenig Flüssigkeit in den Fett-

zellen und im Gewebe einlagern und somit

Beschwerden verursachen kann. Sehr effek-

tiv erreicht man dieses Ziel mit einem gut

sitzenden Kompressionsstrumpf, der durch

Druck von aussen den Gewebedruck so

hoch hält, dass sich nur wenig Wasser ein-

lagern kann. Die Kompressionstherapie ist

effektiv die wichtigste Therapiemassnahme,

verlangt aber auch viel Konsequenz. Beim

Tragen des Kompressionsstrumpfes profi-

tiert man sofort von seiner Wirkung. Beim

Weglassen fehlt der Effekt aber ebenso

schnell. Manuelle Lymphdrainage alleine

und ohne konsequente Kompressionsthe-

rapie ist nicht gerechtfertigt. Der Kompres-

sionsstrumpf muss regelmässig gewaschen

und ersetzt werden. Falls er einmal nicht

mehr gut sitzt, sollte dieser durch eine Fach-

person kontrolliert und gegebenenfalls neu

angemessen werden.

Operation des Lipödems

Zur operativen Reduktion des Fettgewebes

wird immer häufiger die Liposuktion (Fett-

absaugen) empfohlen. Darüber besteht

unter den Spezialisten noch kein Konsens.

Neuere Untersuchungen zeigen aber, dass

auch mehrere Jahre nach einem solchen

Eingriff in der Regel keine grösseren Pro-

bleme respektive keine Verschlimmerung

der Erkrankung zu beobachten war. Insbe-

sondere die Befürchtung, durch die Lipo-

suktion ein Lymphödem zu verursachen,

bestätigte sich bisher nicht. Eine Untersu-

chung hat gezeigt, dass nach diesem Ein-

griff – bei einem auf das Lipödem (und nicht

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nur auf ästhetisches Fettabsaugen) spezia-

lisierten Operateur – ganz offensichtlich die

Beschwerden abnehmen können. Trotzdem

müssen auch nach einer Operation viele

betroffene Frauen weiterhin eine Kompres-

sionstherapie oder die manuelle Lymph-

drainagetherapie in Anspruch nehmen.

Auch gilt es, weiterhin eine konsequente

Gewichtskontrolle zu wahren, denn eine

erneute Gewichtszunahme kann zur Wie-

derausbildung des vermehrten Fettgewebes

an den Extremitäten führen. Der Entscheid

zu einer Operation muss auf jeden Fall gut

überlegt werden. Wenn z.B. «Reithosen» zu

einer starken psychischen Belastung füh-

ren, kann der «lokale» Eingriff sinnvoll sein.

Die Liposuktion am ganzen Bein ist jedoch

eine mehrzeitige und grosse Operation und

das ästhetisch befriedigende Resultat nicht

garantiert. Der Eingriff wird von der Versi-

cherung nicht übernommen.

Wunder

Es gilt zu betonen, dass die komplexe physi-

kalische Entstauungstherapie keine Heilung

bewirkt. Mit dieser intensiven und aufwändi-

gen Therapie kann nur eine Symptomreduk-

tion bis Symptomfreiheit erreicht werden.

Das Ausmass der Schwellungsreduktion

und der Beschwerden sowie die Geschwin-

digkeit des Ansprechens auf die Therapie

hängt entscheidend vom klinischen Stadium

zu Beginn der Behandlung, von der Intensi-

tät und Konsequenz der Therapie, vor allem

aber auch von der Mitarbeit des Patienten

ab. Diese Mitarbeit ist insbesondere nach

Entlassung zum Erhalt des erreichten The-

rapieresultates der entscheidende und fast

alleinige Faktor.

Mögliche Komplikationen beim Lipödem

Die Lipohypertrophie oder das Lipödem ist

für die Patientinnen lange Zeit meist nur ein

ästhetisches Problem mit keinen oder nur

geringen Beschwerden. Nur bei wenigen

Patientinnen treten im Verlauf ausgepräg-

tere Beschwerden oder Komplikationen auf:

• Das Ödemvolumen nimmt immer mehr zu.

• Es kommt zu Verhärtungen (Fibrosierung,

Sklerosierung und Formveränderungen

des Gewebes mit Ausbildung von grossen

Gewebewülsten).

• Die Bein- oder Armform behindert zuneh-

mend die freie Bewegung.

• Durch die schweren Beine oder Arme

kann eine Überlastung der zuständigen

Muskulatur erfolgen (muskuläre Dysba-

lance mit Muskelschmerzen).

• Einschränkung der Bewegungsfreiheit mit

Dekonditionierung.

• Im fortgeschrittenen Stadium tritt häufig

eine lymphostatische Komponente auf.

• Es treten vermehrt bakterielle Entzündun-

gen (Wundrosen) auf.

Was können Sie zur Prophylaxe eines Lip-

ödems resp. zu einem nachhaltigen Thera-

pieerfolg beitragen?

• Das bedingungslos konsequente Tragen

eines Kompressionsstrumpfes stellt die

wichtigste und effektivste Massnahme

dar, die Sie als betroffene Patientin vor-

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nehmen können. Dazu kann die situati-

onsangepasste manuelle Lymphdrainage

sehr hilfreich sein.

• Viel Bewegung und Sport sind ein wesent-

licher Faktor zur Förderung des Abflusses

des Gewebewassers, zur Beschwerde-

reduktion und zur Gewichtskontrolle.

• Häufiges Hochlagern der betroffenen

Extremitäten.

• Ernähren Sie sich grundsätzlich gesund

und ausgewogen.

• Durch eine konsequente Gewichtskon-

trolle kann auf eine allfällige Progression

deutlich Einfluss genommen werden.

• Eine generelle Gewichtsreduktion ist

meist von Vorteil. Eine gute Hautpflege

der betroffenen Körperteile ist unbedingt

notwendig zur Vermeidung von Komplika-

tionen.

Ergänzende Auskünfte

Für ergänzende Auskünfte steht Ihnen

Dr. med. Stephan Wagner

Leitender Arzt Angiologie

Telefon 056 269 51 51

[email protected]

gerne zur Verfügung.

Weitere Auskünfte

RehaClinic

Quellenstrasse, 5330 Bad Zurzach

Telefon 056 269 51 51, Fax 056 269 51 70

[email protected]

www.rehaclinic.ch

Empfehlenswerte Literatur für Patienten

Buch: Lipödem und Cellulitis, R.H.K. Strößen-

reuther, Viavital Verlag Köln

Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für

Phlebologie: http://www.awmf.org/leitlinien/

detail/ll/037-012.html

RehaClinic ist Mitglied von SW!SS REHA, The Swiss Leading Hospitals, H+ und Privatkliniken Schweiz