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50 wireltern 9/2017 FAMILIE | Depression Depressionen sind schlimm. Für die Betroffenen – aber auch für deren Kinder. Denn wie kann Aufwachsen unter einer dunklen Wolke gelingen? Nur mit Hilfe. Doch die fehlt oft. Text Caren Battaglia Illustrationen Patric Sandri or dem Knacks und nach dem Knacks – so gliedert Sandra Caprez ihr Leben. Der Knacks, das ist dieser eine Tag damals, von dem an nichts mehr gut war. An diesem Tag beichtet der Vater die andere Frau, ihre Mutter beginnt zu weinen. Immer wieder. Jahrelang. Bis zu ihrem Selbstmord. Über 30 Jahre sind seitdem vergangen. San- dra ist heute 50. Klug, blond, blitzeblauäu- gig. Mit Sicherheit war sie früher ein auffal- lend herziges Kind. Nur, dass sie ab dem Alter von 10 Jahren kein Kind mehr sein konnte. Denn wie soll ein unbeschwertes Kinderleben neben einer stark depressiven Mutter klappen? Gar nicht. «Vier Mal hat meine Mutter versucht, sich umzubringen. Beim fünſten Mal hat es geklappt», sagt Sandra und guckt in den Himmel über der Aarauer Altstadt, oder vielleicht auch in die Vergangenheit in ei- nem Aargauer 2500-Seelendorf in den 1980er-Jahren. «Kein Mensch hat mir ge- holfen», sagt sie. Nicht der Vater, der die Fa- milie verlässt, nicht der Arzt, den sie anruſt, als sie ihre Mutter zum ersten Mal reglos und mit einem Magen voller Tabletten in der Stube findet, nicht die Lehrerin, der sie versucht zu erklären, warum sie oſt zu spät zum Unterricht kommt. «Niemand.» Schwierigkeiten? Leugnen! So wie Sandra geht es vielen Kindern. 140 000 Schweizer leiden, so Schätzungen, unter Depressionen. Rund ein Drittel davon hat minderjährige Kinder. Laut einer Um- frage des Instituts Kinderseele Schweiz und der Winterthurer Hochschule für Soziale Arbeit haben also 20 000 bis 50 000 Buben und Mädchen – etwa so viele wie die Stadt un Einwohner hat – mindestens einen El- ternteil, der unter einer psychischen Krank- V 51 wireltern 9/2017 «Dabei wollte ich doch eine heitere, gelassene Mutter sein ...» Mama, warum weinst du?

Mama, warum weinst du? - Psychiatrische Dienste …€¦ · 52 wireltern 9/2017 wireltern 9/2017 53 heit leidet, manche Fachleute gehen auf-grund der hohen Dunkelziffer vom Dreifachen

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50 wireltern 9/2017

FAMILIE | Depression

Depressionen sind schlimm. Für die Betroffenen – aber auch für deren Kinder. Denn wie kann Aufwachsen unter einer dunklen Wolke gelingen? Nur mit Hilfe. Doch die fehlt oft.

Text Caren Battaglia Illustrationen Patric Sandri

or dem Knacks und nach dem Knacks – so gliedert Sandra Caprez ihr Leben. Der Knacks, das ist dieser eine Tag damals, von dem an nichts mehr gut war. An diesem Tag beichtet der Vater die andere Frau, ihre Mutter beginnt zu weinen. Immer wieder. Jahrelang. Bis zu ihrem Selbstmord.

Über 30 Jahre sind seitdem vergangen. San-dra ist heute 50. Klug, blond, blitzeblauäu-gig. Mit Sicherheit war sie früher ein auffal-lend herziges Kind. Nur, dass sie ab dem Alter von 10 Jahren kein Kind mehr sein konnte. Denn wie soll ein unbeschwertes Kinderleben neben einer stark depressiven Mutter klappen? Gar nicht.

«Vier Mal hat meine Mutter versucht, sich umzubringen. Beim fünften Mal hat es geklappt», sagt Sandra und guckt in den Himmel über der Aarauer Altstadt, oder vielleicht auch in die Vergangenheit in ei-nem Aargauer 2500-Seelendorf in den 1980er-Jahren. «Kein Mensch hat mir ge-holfen», sagt sie. Nicht der Vater, der die Fa-milie verlässt, nicht der Arzt, den sie anruft,

als sie ihre Mutter zum ersten Mal reglos und mit einem Magen voller Tabletten in der Stube findet, nicht die Lehrerin, der sie versucht zu erklären, warum sie oft zu spät zum Unterricht kommt. «Niemand.»

Schwierigkeiten? Leugnen!So wie Sandra geht es vielen Kindern. 140 000 Schweizer leiden, so Schätzungen, unter Depressionen. Rund ein Drittel davon hat minderjährige Kinder. Laut einer Um-frage des Instituts Kinderseele Schweiz und der Winterthurer Hochschule für Soziale Arbeit haben also 20 000 bis 50 000 Buben und Mädchen – etwa so viele wie die Stadt Thun Einwohner hat – mindestens einen El-ternteil, der unter einer psychischen Krank-

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«Dabei wollte ich doch eine heitere, gelassene

Mutter sein ...»

Mama, warum

weinst du?

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heit leidet, manche Fachleute gehen auf-grund der hohen Dunkelziffer vom Dreifachen aus.

Hilfe finden nur wenige. Schliesslich tun die Eltern ihr Möglichstes, damit zumindest die Aussenfassade der Familie intakt er-scheint, und die Kinder lernen früh: über Kopfschmerzen, Beinbrüche und Eisen-mangel darf man offen reden. Über Schmer-zen im Gemüt, Tränen und Mangel an Le-bensenergie? Besser nicht.

Dabei ist die Krankheit «Depression» all-gegenwärtig. Jeder fünfte Erwachsene ist im Laufe seines Lebens mindestens einmal von

einer behandlungsbedürftigen Depression betroffen, jeder zweite zumindest von einer längeren Phase der Schwermut. 2020, pro-gnostiziert die WHO, wird «Depression» die häufigste Erkrankung weltweit sein. Doch obwohl – rein statistisch – in jedem Büro mindestens einer hockt, der betroffen ist, bleibt die Krankheit mit ihren Auswirkun-gen auf die Angehörigen der rosa Elefant im Raum, den keiner sehen will. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Vielleicht, weil Männer ihr Problem lieber dynamisch «Burn-out» nennen oder gleich mit Alko-hol wegspülen; vielleicht, weil Frauen

Schwäche eher zeigen und zum Arzt gehen. Jedenfalls werden sie doppelt so oft wegen dieser inneren Leere und drückenden Trau-rigkeit behandelt. Der Höhepunkt des see-lischen Tiefs liegt im Alter zwischen 30 und 45 – dem Alter, in dem Frauen Mütter jun-ger Kinder sind. 30 Prozent der Patientin-nen mit dem Grauschleier über den Gefüh-len sind alleinerziehend. Sie haben keinen Partner, der die Familie stabilisieren könnte, dafür grosse Angst, das Sorgerecht zu ver-lieren. Deshalb lautet hier oft die Devise: Schwierigkeiten? Leugnen! Überforderung? Abstreiten. Kinder auf die «Alles-tipptopp»- Linie einschwören. Das Umfeld spielt das Spiel meist mit. Schliesslich müsste, wer fragt, je nach Antwort, auch handeln …

Unterlassene Hilfeleistung«Systematisch unterlassene Hilfeleistung», heisst es im «Spiegel» über das Verhalten ge-genüber den betroffenen Kindern in Deutschland. Die Lage in der Schweiz ist ähnlich. Klar, gibt es Anträge für Familien-hilfen, Gelder für Alleinerziehende, die we-gen der Krankheit nicht arbeiten können, Bücher, mit Tipps zur Stärkung der Kinder, Notfalldienste, die auf Wunsch auch nach Hause kommen. Aber kann das jemand or-ganisieren, den schon das Aufstehen am Morgen überfordert?

Laut der Winterthurer Studie erheben Schweizer Ärzte bei ihren Depressionspati-enten fürs Patientenblatt die Anzahl der Kinder. Manchmal fragen sie auch, ob diese Kinder versorgt sind. Doch wie es den Kin-dern geht, wie es um deren Gefühle bestellt ist und ob sie ebenfalls Hilfe brauchen, da-nach fragt meist noch immer keiner.

«Es ist wirklich bedenklich», findet Wolf-ram Kawohl, Chefarzt der Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG) in Königsfelden bei Brugg. Man wisse, dass nur ungefähr jedes dritte Kind mit einem depressiven Eltern-teil keine Auffälligkeiten zeigt. Man wisse, dass die Wahrscheinlichkeit, ebenfalls an ei-nem psychischen Leiden zu erkranken sie-ben Mal höher liege als bei Kindern, deren Eltern gesund sind. Das alles ist bekannt. «Trotzdem gibt es Abrechnungsmöglichkei-ten nur für Patienten. Solange die Kinder also selbst keine Patienten sind …» Wolfram Kawohl lässt den halben Satz mal so stehen. Nur den Fakt hat er in seinem Bereich nicht

so stehen lassen. In Königsfelden wird ein Hilfsangebot für erwachsene Angehörige und Kinder querfinanziert, wird getan, was getan werden muss und das Budget hinten angestellt. Oder besser eine Investition in die Zukunft getätigt. In die der Jungen und Mädchen.

«Viele Kinder machen sich grosse Sor-gen oder haben Schuldgefühle. Sie denken, sie selber hätten sich falsch verhalten, seien frech oder unordentlich gewesen und des-halb sei die Mutter traurig», erklärt Monika Schreyer, für die Kinder und Angehörigen der Betroffenen zuständige Psychologin der

FAMILIE | Depression

PDAG in Königsfelden. Andere zeigten un-gesunde «Parentifizierung», übernähmen in der Familie den Erwachsenenpart statt den des Kindes. Monika Schreyer kennt 8-, 9-, 12-Jährige, die den Haushalt führen, trös-ten, Gesprächspartner für Elternsorgen sind. «Dabei wäre es wichtig, dass die Kin-der begleitet und gesehen werden. Mit dem, was SIE brauchen.»

Denn eine typische Begleiterscheinung der Depression sei, erklärt Schreyer, dass sie die Erkrankten in eine dicke dunkle Decke wickle. Eine Decke, die gefühllos macht, die Ohren abdichtet und die Sicht auf andere Menschen versperrt. Das macht es schwer für diejenigen, die sie lieben.

1975 sorgte eine bewegende Untersu-chung für Aufsehen: das «Still Face Experi-ment», des amerikanischen Psychologen Edward Tronick. Mütter wurden vom Ver-suchsleiter gebeten, ihre Babys, mit denen sie vorher noch gescherzt und gespielt hat-ten, mit völlig unbeweglichem Gesicht an-zusehen. Alle Säuglinge begannen nach we-nigen Sekunden zu quietschen, zu strampeln und letztendlich – bitterlich zu weinen. Keine Reaktion von Mama – das hält kein Kind aus. Doch Kinder depressiver Mütter versuchen das. Ohne zu verstehen. Ohne Mittel dagegen. «Wir müssen ihnen Hilfe anbieten. Sonst können wir die Kinder ir-gendwann doch abrechnen: nämlich wenn sie als Patienten wieder zu uns kommen,» sagt Monika Schreyer.

Der achtjährige Max Brunner ist eines der Kinder, die präventiv zu der Psycholo-gin nach Königsfelden kommen. «Ich wusste, dass Max Unterstützung braucht, als er eines Tages gesagt hat: Gell, ich kann kein Geschwisterchen bekommen weil du die Elefantenkrankheit hast.» Anna, seiner Mutter, steigen beim Erzählen die Tränen in die Augen. «Elefantenkrankheit», so haben die Brunners die Depression getauft, seit sie Dagmar Sczepanskis Büchlein «Mama, wa-rum weinst du?» über eine traurige Elefan-tenmutter gelesen haben.

Anna Brunner wischt eine Träne weg. Die Hochs und Tiefs begleiten die Sportleh-rerin seit Teenagerzeiten. Mal sägt sie voller Energie bis spät in die Nacht, bei leuch-tender Stirnlampe, einen kranken Baum im Garten ab, mal ist ihr das leiseste Geräusch zu viel. Dann trägt sie Ohrenschützer, wie

sie Bauarbeiter gegen Lärm benutzen. «Stimmungsschwankungen hatte ich im-mer», erzählt die 43-Jährige. Doch seit Max’ Geburt pendeln sich die Schwankungen bei Tief ein. Max schrie häufig. Anna weinte noch häufiger und wünschte oft, sie könnte einfach rausschlüpfen aus ihrer Haut, gelas-sen und heiter bleiben, es gut als Mutter ma-chen, am besten perfekt. An anderen Tagen sass sie einfach nur da wie ausgeknipst.

Seelentaub10 bis 15 Prozent aller Mütter leiden an ei-ner Wochenbettdepression. Doch Anna Brunners Traurigkeit hielt weit übers Wo-chenbett hinaus. «Ich war überfordert, konnte nicht schlafen, hatte keine Kraft, mit dem Kleinen zu spielen. Streitereien mit meinem Mann fingen an und auch diese Ge-danken beim Brotschneiden – es wär doch ganz leicht: Nimm die Pulsader, nicht das Brot …» 90 Prozent aller Suizide, so vermu-tetet man, gehen auf Depressionen zurück. Wer weiss, wie weit es bei Anna Brunner ge-kommen wäre, hätte es die Kinderärztin nicht gegeben. «Ich wollte Max impfen las-sen, dabei hat die Ärztin gemerkt, dass mit mir was nicht stimmt und hat mir die Ad-resse eines Psychiaters gegeben.» Doch die Medikamente, die die fehlgeleiteten Stoff-wechselvorgänge im Hirn regulieren sollen, helfen nur kurz. Nach einem halben Jahr ist Anna wieder soweit, dass sie die bunten Ta-bletten am liebsten auf einmal schlucken würde, sie geht in eine Klinik. «Ich hab nicht mal geweint, als ich mich von dem Kleinen verabschieden musste.» Seelentaub. Acht Jahre später lässt sie sich zum zweiten Mal einweisen. Max schluchzt. Er ist selber krank, hat Fieber, Grippe, ihm gehts schlecht. Doch Mama geht trotzdem weg. Max entwickelt sich zum Papakind. Schliess-lich fährt Mama nicht mit in die Skiferien. Baut keinen Schneemann mit ihm, trägt ko-mische Kopfhörer gegen seinen Lärm.

Trotzdem hat Max Glück. Er ist nicht al-lein. Da ist der Onkel, die Oma, die fast täg-lich vorbeikommt, der Arzt, der Anna auch daheim besucht, die Mutter eines Klassen-kameraden, bei dem der Junge Essen darf –und Papa. Trotzdem sei Max sehr ernst für sein Alter, findet seine Mutter. Tage, an de-nen ihr Junge unbekümmert lache, seien selten. Deshalb hat Psychologin Monika

«Viele der Kinder haben Schuldgefühle. Sie denken, sie selber hätten sich falsch verhalten.»

Aufwachsen im Schatten der Traurigkeit.

Unterstützung ermöglicht den Schritt ins Licht.

Hilfe ♦ Kinderprojekt Barca Zürich, VASK ➺ kinderprojekt-barca.ch♦ Kinderprojekt Chur, VASK ➺ vaskgr.ch♦ Kinderprojekt Basel ➺ kunsttherapie-basel.ch♦ Begleitung für Kinder und Jugendliche mit einem psychisch kranken Elternteil, Basel ➺ rheinleben.ch♦ IKS, Institut Kinderseele Schweiz, Winterthur ➺ wikip.ch♦ Verein Espoir ➺ vereinespoir.ch♦ Familien- und Jugendberatung des Kantons Aargau ➺ jefb.ch ♦ Help for families in Basel, Patenschaft für Kinder mit einem psychisch belasteten Elternteil ➺ help-for-families.ch♦ pro mente sana ➺ promentesana.ch ♦ pro juventute ➺ projuventute.ch, Notrufnummer: 147 ♦ Cristina Trentini: depressionsratgeber.ch (Ratgeber für Jugendliche von einer Jugendlichen)♦ Psychologische Dienste Aargau, Fachstelle für Angehörige ➺ pdag.ch ♦ «Die Dargebotene Hand»: 143♦ Notruf: 144

Buchtipps♦ Karen Glistrup: «Was ist bloss mit Mama los?», Kösel, Fr. 22.90 ♦ Sigrun Eder: «Annikas andere Welt», Edition Riedenburg, Fr. 18.90♦ Edmute von Mosch: «Mamas Monster», Balance, Fr. 21.90♦ Dagmar Sczepanski: « Mama, warum weinst du?», Merck Sharp& Dohme Luzern, ➺ msd.ch

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FAMILIE | Depression

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Schreyer mit Anna eine Abmachung getrof-fen: Jeden Dienstag fix eine Max-Mama-Stunde einplanen. Diese 60 Minuten sind reserviert nur für sie beide. Für gemeinsa-mes Malen oder Basteln oder Blümchen pflanzen. Auch zwischen den beiden wächst jetzt wieder was.

Ungehörte SOS-SignaleSandra Caprez, inzwischen selbst vierfache Mutter, hätte so ein Netz, wie Max eines hat, gebraucht. Einen Vater, eine Nachbarin oder eine Frau Schreyer. Irgendwen, der ihre SOS-Signale hört.

Hat aber keiner. Als sie anfängt zu kiffen, reagiert die Mutter nicht. Nicht als die No-ten der guten Schülerin absacken, nicht als sie anfängt, dauernd ohne jeden Anlass rot zu werden. Keiner hakt nach, warum San-dra niemals mit den anderen in die Disco im Jugendheim oder ins Kino darf. Viel-leicht hätte sie sich aber auch nicht getraut,

ehrlich zu antworten: «Meine Mutter erträgt es nicht, allein zu sein.» Das Selbstbewusst-sein des Mädchens ist im Keller. Drittes Un-tergeschoss. Sie war fest überzeugt: «Ich kann ja nichts wert sein, wenn ich es mei-nem Vater nicht wert bin, dass er sich küm-mert und meiner Mutter nicht, dass sie le-ben will.» Doch dann verliebt sich die 17-Jährige, sie lernt: Herzen können auch hüpfen, nicht nur schwer sein. Vielleicht wird das Leben doch schön. Aber das wird es nicht. Bei einem Töffunfall verunglückt Sandras grosse Liebe. Der Junge ist tot. Aber Sandras Mutter findet kein Wort des Trostes für ihre Tochter. «Da hab ich gefunden: Du kannst mich jetzt mal endgültig am Arsch lecken mit deiner Heulerei», sagt die heute 50-Jährige heftig. «Danach hatten wir viel Streit und ich bin oft in den Ausgang.» Doch als sie eines Abends kommt, sieht sie das Blaulicht, die Menschenansammlung. Dies-mal hat ihre Mutter es geschafft. Sie ist tot.

Abgase. Die gleichen Leute, die vorher stets stumm weggesehen haben, sehen jetzt hin.

Sandra Caprez steckt sich eine Zigarette an und guckt dem Rauch hinterher. Ob sie das wohl sagen kann, was sie jetzt gleich sagt? Ob das nicht herzlos ankommt? Sie sagt es trotzdem: «Ich war so erleichtert. Endlich Schluss mit der Weinerei. Endlich frei.» Ihr stehen die Tränen in den Augen. Lieb hat sie ihre Mutter trotz allem gehabt.

«Niemand darf weggucken», findet sie. Weil das, was die Kindheit geprägt habe, auch das Erwachsenenleben präge. «Ich denke bis heute: Nichts ist für ewig, was man liebt, kann plötzlich weg sein. Das macht Partnerschaften kompliziert.» Nachdenklich zieht sie an der Zigarette. Das Telefon klin-gelt, ein Blick auf das Display: «Meine Toch-ter», sagt sie liebevoll und die blauen Augen strahlen hell. Dunkel war es lange genug.

*Alle Namen von der Redaktion geändert

«Ich kann ja nichts wert sein, wenn meine Mutter nicht leben will.»Tickets zu gewinnen

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