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DIE ILLUSTRIERTE FÜR ERLESENES Ausgabe 40 | Februar 2011 | Gratis

Maulbeerblatt 40

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Die Februarausgabe

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D I E I L L U S T R I E R T E F Ü R E R L E S E N E S Ausgabe 40 | Februar 2011 | Gratis

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Aus grimmiger Winterkälte melden wir uns mit der ersten brandheißen Ausgabe des Jahres 2011 zurück. Weihnachtsbraten und Neujahrskarpfen sind längst verdaut und Schnee von gestern. Was wir uns zudem an dioxinverseuchten Leckereien gegönnt haben, neutralisieren wir seither mit geistigen Getränken. Mediale Empörung scheint nicht angebracht, wollen wir doch weder Aufschwung noch Arbeitsplätze gefährden. Un-sere Fürbitte gilt deshalb St. Ilse, der Schutzheiligen der industriellen Nahrungsmittelmüllwirtschaft. Möge ihr der Herrgott ein gesundes Abwehrsystem schenken. Ein ebensolches könnte auch unser Kriegsminister gut gebrauchen. Er muss einen tragischen Einzelfall nach dem anderen aufklären. Wann soll er da noch all die privaten Feldpostbriefe seiner Soldaten lesen und wie – zum Donnerwetter! – soll er dann erfahren, was in seiner Truppe vor sich geht? Zum Glück sind das nicht unsere Sorgen. Frohen Mutes schauen wir nach vorn, wo die drängenden Fra-gen der Gegenwart in naher Zukunft ihre Antwort finden: Wann kommt der Aufschwung nach Köpenick? Kann sich der Osterhase Bio-Eier leisten? Lassen sich die Winterverspätungen der Bahn mit einem straffen Sommerfahrplan aufholen? Und vor allem, wer wird neuer Dschungelkönig? Bis zum Redaktionsschluss war diese brisanteste aller Menschheitsfragen nicht zu klären. Unser Chefredakteur hatte sich im Vorfeld ange-boten, als Austauschgeisel für Reiner Langhans einzuspringen. Auf diese Weise hätte er das letzte Relikt in-takter westdeutscher Erinnerungskultur vor den Ekelprüfungen bewahren wollen. Doch Langhans ist alt und braucht das Geld. Aber immerhin, dank Ilse Aigners Verbraucherschutz kann ein jeder von uns auch künftig beim Discounter seine eigenen Dschungelprüfungen absolvieren.

Eine warme Wohnung, einen gesegneten Appetit und viel Spaß beim Lesen wünschtIhre Redaktion

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E D I T O R I A L

I N H A L T

AKTUELL - Damenwahl

ZEITREISEN - Der Schauspieler Edzard Haußmann

AKTUELL - Unser „kleiner“ Unterschied

GALERIE - Judith Drews und ihr neues Berlin-Wimmelbuch

LEUTE LEUTE - Klaus Ulbricht

ALFS ALLERLEI - Was für ein Scheisstag

MAULBEERTIPPS - Was geht ab im Südosten?

SPIELPLATZ - Mit (lösbarem) Rätsel und Mumpelmonster

BEERENSTARKE TIPPS - Fittness, Wellness und mehr

TURNBEUTEL - Die Unionkolumne von KOB

Aufgetaut

Impressum

Herausgeber elf62.net Mediennetzwerk GbR, www.elf62.net / Redaktion Scharnweberstraße 6, 12587 Berlin, T. 030-692 04 50 00, Fax. 030-692 04 50 09, [email protected] / Verantw. Redakteure Matthias Vorbau, Jörn Paschke / Anzeigen, Marketing Regina Menzel, [email protected] / Es gilt Anzeigenpreisliste 2010 auf maulbeerblatt.com / Autoren Alf Ator, Anke Assig, Manfred Baltzer, Bernd Fieguth, Friederike Hagen, Ann Mattenklott, Doreen Mildner, Tatjana Rabe, Sina Rieming, Mathias Koppin, Jesta Phoenix, Sebastian Köpcke, Marcel Piethe, Matthias Werner / Fotos Michaela Bröring / Illustration Sebastian Köpcke / Titelillustration Fourbaux / Lektorat Peggy PrienGestaltung Jörn Paschke, [email protected]., Matthias Vorbau, [email protected] / Erscheinungsweise monatlich als Printmagazin und online auf www.maulbeerblatt.comAbonnements erhältlich bei elf62.net, Scharnweberstr. 6, 12587 Berlin-Friedrichshagen, T. 030-692 04 50 00, [email protected] / Nachdruck, Aufnahme in elektronische Datenbanken sowie sonstige Vervielfältigungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers. Für unverlangt eingesandtes Text- und Fotomaterial wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion / der Herausgeber ist für den Inhalt der eingesandten/ abgedruckten Artikel nicht verantwortlich. Diese geben lediglich die Meinung der Autoren wieder, die von der Meinung der Redaktion abweichen kann.

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Friederike Hagen, souveräne Mittelfeldspielerin in unserer Maulbeermannschaft, organisiert in diesen Tagen ihre eigene Wählergemeinschaft. Dabei haben wir sie eindringlich gewarnt: „Halt!” – haben wir gesagt. „Politik ist so ein schmutziges Geschäft!” - haben wir gesagt. „Du hast doch ohnehin keine Chance!”– haben wir gesagt. Und sie? „Es ist an der Zeit, die Welt zu verändern und wenn uns nur jeder zweite Union-Fan seine Stimme gibt, dann müsste das doch rei-chen!” Das hat uns dann schließlich überzeugt.

Friederike Hagen ist Mutter, Frau und Ehefrau. Sie liebt die kleinen Dinge des Le-bens, wie ein Glas Sekt am Morgen, oder dass die Kinder schlafen, am Abend. Ärgern tun sie ebenfalls die kleinen Dinge, wie Highheels im Hundehaufen, oder dass die Kinder nicht schla-fen, am Abend. Große Dinge ärgern sie natürlich auch, zum Beispiel Krieg, Ausbeutung und jede Art von Ungerechtigkeit. Deshalb arbeitet sie so gern für das Maulbeerblatt. Hier ist alles fried-lich und jeder kommt auf seine Kosten. An der Politik faszinieren sie am Meisten die Männer. Die können stundenlange Reden halten, ohne etwas zu sagen. Friederike bewundert aber ebenso die engagierten Frauen, denn die kön-nen das mittlerweile genau so gut und oftmals sogar besser. Warum sie Bürgermeisterin wer-den will? Das kann sie uns gerne selber sagen: „Mein Herz schlägt für Köpenick! Außerdem bin ich Mutter, Frau und Ehefrau – Bürgermeisterin war ich noch nie!” Wie wird sie Politik betrei-ben? „Wenn, dann anders!” Kann sie jetzt noch

etwas von ihrer Kandidatur abhalten? „Ich lebe in der Realität und kenne meine Grenzen. Eine neue Bundeskanzlerin steht im September nicht zur Wahl. Sollte es dennoch dazu kommen, bin ich bereit.” Ihr Selbstbewusstsein scheint durchaus ange-bracht. Die jüngsten wikileaks-Enthüllungen werfen ein bezeichnendes Licht auf die Sorgen

der politischen Mitbewerber. Ein aufstrebender FDP-Stratege (Name der Redaktion bekannt) lieferte dem amerikanischen Botschafter folgenden schriftlichen Bericht: „Betreff: Hagen, Friederike (Mut-ter / Frau / Ehefrau) Haare: Blond +

trotzdem nicht blöd (!) / Kategorie: heißer Fe-ger + schade dass sie kein Mann ist :-) / könnte in Köpenick ernsthaft unsere 2% gefährden / was sollen wir nur machen???” CDU-Vertreter signalisierten als Gegenleistung für ihren Amts-verzicht eine mögliche Seligsprechung. Die SPD offerierte ihr einen Vorstandsposten bei Verdi und die Linke den originalen Porsche von Klaus Ernst. Zuletzt meldeten sich die Grünen und appellierten an die Mutter, Frau und Ehefrau. Das Leben auf einem eigenen Bio-Bauernhof in Mecklenburg wäre doch auch für die Kinder das Beste. Friederike Hagen hat lange überlegt und nach fünf Minuten „nein“ gesagt. Nun seid Ihr gefragt! Die Wählergemeinschaft Friederike Hagen braucht heute Eure Unter-schrift, um bei der Wahl im September dabei zu sein. Am Wahltag braucht sie dann nur noch Eure Stimme. Allen Köpenickern schenkt Friede-rike Hagen dafür schon heute ihre Liebe und ihr volles Vertrauen.

Damenwahl

Von Sebastian Köpcke

Mein Herz

schlägt für

Köpenick!

Im September diesen Jahres ist Volkes Stimme wieder einmal an der Wahlurne gefragt. Wir wollen es uns jedoch nicht nehmen lassen, bereits hier und heute unsere neue Bürgermeisterin vorzustellen.

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„Ich habe weder Gott noch die Menschen beleidigt.“ Als er das sagte, hatte der Tod ihn bereits gepackt und Edzard Haußmann musste sich bereiten zum letzten Akt, seinen Schlussakt im großen Le-bensschausspiel. Dies hatte verheißungsvoll 1935 begonnen. Die Musen standen zahlreich an der Wiege, möchte man meinen, als der Sohn des Ufa-Schauspielers Erich Haußmann und seiner Frau Ruth zur Welt kommt. Ruth ist Konzertsopranis-tin und Malerin, nennt sich als Künstlerin Claudia und führt ihren Mädchennamen Wenger. Und der ist durchaus bekannt in der literarischen Welt des beginnenden 20. Jahrhunderts, denn ihre Mutter Lisa ist eine anerkannte Schweizer Schriftstellerin.

Und so kam es nicht von ungefähr, dass sich die junge Frau mit einem gewissen Herrmann Hesse verehelichte. Diese Liaison war nicht von Dauer - aber die erhaltene Freundschaft führte dazu, dass, als die Haußmanns die Heimat verlassen muss-ten, der junge Edzard mit Hilfe des großen Dich-ters an einem Schweizer Klosterinternat erzogen werden konnte.„Ich bin Schauspieler geworden, weil ich nichts ande-res konnte“, sagte Haußmann später einmal. Doch der Weg dahin war keinesfalls ein ebener, wie ver-mutet hätte werden können. Mit 16 Jahren trägt er in München auf - als Kellner. Was ihm wenig Freu-de und den Eltern die Gewissheit bringt, in ihm den

Der Schauspieler Edzard Haußmann

Ich konnte nicht anders

Edzard Haußmann als Graf Heinrich von Brühl in „Sachsens Glanz und Preußens Gloria" an der Seite Rolf Hoppes alias Sachsens schwachem König August III

Z E I T R E I S E N

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S E R I E

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ehrlichen Wunsch gereift zu sehen, die Bretter, die die Welt bedeuten, nun zu betreten. Als Beleuchtungsgehilfe, Souffleur und Statist be-ginnt Edzard Haußmann seine Bühnenlaufbahn am Landestheater in Detmold. Als seine Eltern 1956 in die DDR übersiedeln, folgt er ihnen. Hier ist man über jeden, der den Weg von West nach Ost und da-mit entgegengesetzt dem seinerzeit üblichen Gang der Dinge beschreitet, froh und sehr entgegenkom-mend. Die Familie Haußmann erfährt durch den Künstlerkollegen und nun zum Kultur-minister avancierten Dichter Johannes R. Becher einige Unterstützung. Mit der Erfahrung der Elevenjahre in Wittenberg und Weimar, aus Quedlin-burg und Stendal, wo er gemeinsam mit seinem Vater in „Der Widerspens-tigen Zähmung“ auf der Bühne steht, legt Edzard Haußmann sein Schauspieldiplom an der Ostber-liner Bühnenkaderschmiede, der Schauspielschule „Ernst Busch“ ab. Und er heiratet. 55 Jahre Ehe lie-gen vor ihm und seiner Ehefrau.Die Rollen, in denen Haußmann besetzt wird, zeigen ihn hier als jugendlichen Helden und dort schon mal als ausgebufften Bösewicht. Bei allem sticht er dem Publikum bereits durch sein intelli-gentes Spiel und den brillanten Einsatz seiner so markanten Stimme hervor, wie er die Kollegen durch sein schauspielerisches Können und seine gradlinige Haltung zu beeindrucken weiß. Gradli-nig ist nicht nur der Schauspieler Haußmann. Grad-linig, aufrecht ist er vor allem als Mensch. Und als im Frühling 1968 in Prag der Versuch, dem realexis-tierenden Sozialismus ein menschliches Antlitz zu geben, im Kanonenschlag sowjetrussischer Panzer verblutet, legt Edzart Haußmann einen Trauerkranz am Botschaftstor der Tschechoslowaken nieder. Der Staat DDR fühlte sich davon angegriffen, „be-leidigt“, sperrt ihn über Monate ins Gefängnis. Von dort wird er zwar entlassen, darf aber seinem Beruf als Schauspieler an der Berliner Volksbühne nicht mehr nachgehen. Nun ist er für sein Publikum bis auf Weiteres nur noch zu hören: wenn er seine

Stimme im Synchron den Kollegen leiht.„Die Aufgabe des Schauspielers ist es, den Hofnarren fortzusetzen“, hatte Haußmann erkannt. Und da es selten sonderlich lustig zuging am Hof von König Erich und die Hofnarren eher das Weite suchten, wo sie konnten, war der Hofstaat froh, einen wie ihn in petto zu haben - und ließ ihn gnädig wieder seinem Beruf nachgehen. Dafür wurde er sogar geadelt - zumindest filmisch - und durfte als Graf Heinrich von Brühl in „Sach-

sens Glanz und Preußens Gloria" sei-ne vielleicht populärste Rolle an der Seite eines Rolf Hoppe alias Sachsens schwachem König August III. geben. „Haben wir noch Geld, Brühl?" Brühl hatte natürlich - natürlich ja zu sagen, obgleich keines mehr da war. Und so

wie die historischen Bankrotteure in Sachsen an die Wand fuhren, war auch der DDR-Staat erledigt, po-litisch, wirtschaftlich und moralisch ruiniert.Und weil er sich in all diesem Dilemma nie hat korrumpieren lassen und seinen Verstand, seine Begabungen und seinen Willen der Schauspielkunst widmete, fand Edzard Haußmann schnellen An-schluß in der neuen Zeit. Im Berliner Dom spielte er zwischen 1991 und 1993 unnachahmlich Hofmanns-thals „Jedermann“, was ihm unter anderem die Auszeichnung mit dem „Goldenen Vorhang“ als be-liebtester Schauspieler Berlins eintrug und man ihn mit dem Verdienstorden des Landes Berlin ehrte.Haußmann lebte das Theater. Spielte er nicht an der Volksbühne oder dem Deutschen Theater in Berlin, las er auf den Bühnen des Landes die von ihm geliebten Texte Hesses und Bobrowskis, Mor-gensterns und Rilkes, Goethes und Schillers, war am Berliner Schlossparktheater oder auf dem Wiener Burgtheater zu sehen. Zu seinem Theater-spiel kamen etliche Fernsehrollen. In mehr als 150 Fernsehfilmen trat Edzard Haußmann auf, ragte in Streifen wie „Der Teufel hat den Schnaps ge-macht“ aus der Serie „Polizeiruf 110“ des DDR-Fern-sehens oder der Sat1-Produktion „Justitias kleine Fische“ als Charakter oder als Komödiant heraus.

Ich habe weder Gott noch

die Menschen beleidigt

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Z E I T R E I S E N S E R I E

Die Tradition der familiären Zusammenarbeit der Schauspieler und Theaterleute Haußmann, wie sie Edzard mit seinem Vater bereits verband, wurde zwischen ihm und seinem Sohn, Leander, fortgesetzt. Preisgekrönt und in einer Art, wie sie nur ganz selten ist. Bereits 1992 brillierte Edzard Haußmann am Berliner Schiller-Theater in einer Inszenierung seines Sohnes, als er den König Phi-lipp in Schillers „Don Carlos“ spielte. Erneut unter Leanders Regie war er als Militärarzt Tschebuty-kin in Tschechows „Drei Schwestern“ zu sehen und gehörte seit 1994 zum Ensemble des Bochu-mer Schauspielhauses, wo sein Sohn von 1995 bis 2000 Intendant war. Und im Jahr 2003 sorgte das Gespann Haußmann & Haußmann mit der spek-takulären Inszenierung von Shakespeares „Der Sturm“, in der Edzard den „Prospero“ gab, für Ber-liner Theaterfurore.Mit dem Deutschen Filmpreis in Silber war der 1999 in den Kinos erfolgreich gestartete Klamauk „Sonnenallee“ bedacht worden. Obwohl Edzard Haußmann jeder Form von „Ostalgie“ mit Hass gegenüberstand, spielte er doch - eine scheinbare Familienselbstverständlichkeit - unter der Regie seines Sohnes auch Derartiges, trat für Leanders Persiflage „NVA“ sogar ein weiteres Mal in einer Nebenrolle auf. Am 10. Februar 2010 wurden der Filmemacher Leander Haußmann und sein Vater Edzard Haußmann im Berliner Kino „Babylon“ für die Komödie „Dinosaurier - Gegen uns seht ihr alt aus“ mit dem „Ernst-Lubitsch-Preis“ geehrt. Es war der letzte große Auftritt des Edzard Hauß-mann vor seinem Publikum.

Für den letzten Vorhang hatte Haußmann sich in den Kreis seiner Familie zurückgezogen. Als der große Mime im November des Jahres 2010 starb, ging mit ihm für viele seiner Kollegen und gan-ze Publikumsgenerationen einer der letzten Gro-ßen des alten deutschen Theaters, wie es einmal war: kraftvoll und ehrlich, sittlich und moralisch. Bevor er die Bühne des Lebens verließ, vertraute er sich in einem Zeitungsgespräch an: „Ich weiß nicht warum, aber ich hatte immer so eine Todes-sehnsucht. Jetzt nicht mehr … Ich habe ein schönes Leben gehabt … Und ich war anständig, was man nicht von vielen Menschen sagen kann.“

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11.03. Livemusik mit der Band ,,Consin‘‘ab 19:30 Uhr Essen und Trinken von unserer Speise/Getränkekarteab 21:00 Uhr Livemusik; Eintritt 10.00 €

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Z E I T R E I S E N

Von Marcel Piethe

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Gabriele Schöttler war damals als Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung live da-bei und stimmte für das Gesetz. Danach befragt, kann sie sich in ihrer Bürgersprechstunde noch gut an die unterschiedlichen Meinungen der Männer innerhalb ihrer Partei, der SPD, erinnern.

Während die „Ost-Männer“ ein solches Ge-setz für selbstverständlich hielten, waren die „West-Männer“ ganz anderer Meinung. In der Tat schoben sie wegen der Einführung ei-ner Frauenquote verfassungsrechtliche Be-denken vor – blieben damit jedoch erfolglos.

In Treptow-Köpenick geht es manchmal anders zu als im Rest der Stadt. Kürzlich war dies wieder zu beobachten, als der Senator für Wirtschaft, Tech-nologie und Frauen, Harald Wolf von der Linken, zum Festakt ins Schöneberger Rathaus lud. Ge-feiert wurde der 20. Jahrestag des Landesgleich-stellungsgesetzes (LGG). Dieses Gesetz wurde im November 1990 an gleicher Stelle als „Landesanti-diskriminierungsgesetz“ verabschiedet und trat im Januar 1991 in Kraft. Das Gesetz schreibt die Gleich-stellung von Frauen und Männern im Berliner Lan-desdienst sowie die aktive Frauenförderung vor.Zur Erinnerung: Unsere Bezirksbürgermeisterin

Unser „kleiner“ Unterschied

Bei der Feier zum Jubiläum des Landesgleichstellungsgesetzes bleiben die Frauen unter sich, die Männerquote lag bei etwa 5 Prozent.

20 Jahre Landesgleichstellungsgesetz

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Von Friederike Hagen und Doreen Mildner

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Wir wollen wissen, was sich 20 Jahre nach Verabschiedung des Gesetzes getan hat. Was wird heute für die Gleichstellung von Mann und Frau im Bezirk Treptow-Köpenick unter-nommen? Frau Schöttler, die von 1998 bis 2001 auch Berliner Frauensenatorin war, denkt bei unserer Frage an eine „Riesenliste“ von Projek-ten im Bezirk. Konkret nennt sie dann die Aus-zeichnung familienfreundlicher Betriebe und den „Girls’ Day“. Der „Girls’ Day“ ist eine jähr-liche Veranstaltung, bei der bundesweit Mäd-chen für naturwissenschaftliche und techni-sche Berufe interessiert werden sollen, indem sie Unternehmen dieser Branchen besuchen.

Nun muss an dieser Stelle hinzugefügt werden, dass es für die Umsetzung des LGG in jedem Be-zirk eine eigene Stelle gibt – die der Frauen- oder Gleichstellungsbeauftragten. Bei unserem Ge-spräch erwähnt Gabriele Schöttler ihre Gleich-stellungsbeauftragte Christiane Hartmann-Kraatz allerdings mit keinem Wort. Das lässt uns aufhorchen, schließlich ist sie auch die Verant-wortliche für den Girls’ Day in unserem Bezirk.

Wir recherchieren: Die Frauen- und Gleich-stellungsbeauftragten in den Bezirken sind beauftragt, die Berliner Verfassung in der Ver-waltung umzusetzen und direkt vor Ort für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbe-dingungen von Frauen zu sorgen. Seit 1998 ist in unserem Bezirk Frau Hartmann-Kraatz mit dieser Aufgabe betraut. Neben dieser Tätigkeit übernahm sie zusätzlich auch temporär die Vertretung der Integrationsbeauftragten. Als diese aber komplett aus dem Dienst ausschied, weigerte sich Frau Hartmann-Kraatz das Amt gänzlich auf unbestimmte Zeit auszufüllen. Als Konsequenz wurde ihr arbeitsrechtlich die gelbe Karte gezeigt, in Form einer Abmahnung. Dabei wurde erst im November 2010 in der No-velle zum LGG unterstrichen, dass die Verwirk-lichung des Gleichstellungsgebotes eine haupt-amtliche Tätigkeit ist und keinen Einsatz für alle möglichen Diskriminierungsfälle vorsieht. Frauen-, Migranten- und Behindertenpolitik sind eben nicht in einem Abwasch zu erledigen.

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Hinzu kommt, dass der Gleichstellungsbeauf-tragten die notwendigen personellen und sach-lichen Mittel zur Ausübung ihres Auftrags feh-len. Während sie in Charlottenburg-Wilmersdorf durch Auszubildende oder in Neukölln, Fried-richshain-Kreuzberg und Marzahn-Hellersdorf durch weitere Mitarbeiter unterstützt werden, gibt es in Treptow-Köpenick nicht einmal den nötigen Arbeitsplatz für eine unbezahlte Prak-tikantin, die die Gleichstellungsbeauftragte un-terstützen könnte. Dafür muss aber jeder Aus-sentermin ausführlich begründet werden, was die vom LGG vorgeschriebene Arbeit mit den gesellschaftlich relevanten Gruppen erschwert. Hoffentlich besinnt sich unsere Bezirksbür-germeisterin in ihren letzten Amtstagen noch. Schließlich hat sie das LGG schon in seinen An-fängen begleitet. Außerdem gibt es doch eine „Riesenliste“ von Projekten, die zur Gleichstel-lung in unserem Bezirk notwendig ist. Schluss mit dem „kleinen“ Unterschied zwischen Män-nern und Frauen und vor allem in der Umset-zung des LGG in Treptow-Köpenick!

B V V W A H L 2 0 1 1

Mein Gerechtigkeitssinn ist legendär: Schon als Kind war ich in unserer Straße dafür bekannt, die Scho-kolade fair zu verteilen und mich für die Schwäche-ren einzusetzen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis ich zum Maul-beerblatt stieß, um mich dort mit den Missständen, Machtspielen und Merkwürdigkeiten in unserem schönen Bezirk auseinanderzusetzen. Ich habe hin-geguckt, wo andere etwas verstecken wollten. Ich habe hingehört, wenn etwas verschwiegen wer-den sollte und gesprochen, wenn andere lieber den Mund hielten. Aber das Schreiben allein ändert die Zustände nicht.

Redaktionssitzung im Hinterzimmer einer Fried-richshagener Lokalität. Rotwein und Zigaretten-rauch. Unser Maulbeer-Chef klagt über das Fehlen der demokratischen Legitimation. Ich phantasiere, was ich ändern würde, sofern ich die Macht dazu hätte. Alle nicken. Sternstunde eines revolutionären Planes! Ich muss ins Rathaus! An die Schalthebel der Macht! In die Höhle des Löwen!

Doch wie gelangt man als normal Sterblicher auf die Liste zur BVV-Wahl? Nach dem Ausfüllen diverser Formulare, Rückspra-chen im Rathaus und Aufstellen einer schlagkräf-tigen Unterstützerbasis, habe ich jetzt die „Wäh-lergemeinschaft Friederike Hagen“ zur Anmeldung eingereicht. Was mich noch von der Kandidatur trennt, sind Eure Unterschriften.

Liebe Leser, wenn Ihr wollt, dass ich im September für Euch ins Rathaus einziehe, dann helft: Sprecht darüber, folgt mir auf Twitter und Facebook, kommt ins Maulbeerbüro und unterschreibt. Ich will für Euch da sein. Ich will mitregieren und zwar – „Wenn, dann anders!“

Wie ich einmal eineWählergemeinschaft gründete

Friederike Hagen

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Frauensenator Harald Wolf preist das Gleichstellungsgesetz

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G A L E R I E

Berlin ist eine Reise wert. Das weiß auch der Kö-penicker Vorstadtbewohner. Denn in Berlin ist Action! Besonders wenn der Zoowärter vergessen hat, das Eingangstor zu schließen und die Tiere jetzt in der ganzen Stadt herumwimmeln ...

Judith Drews, erfolgreich publizierende und mehrfach preisgekrönte Illustratorin, hat ein Berlin-Wimmelbuch gestaltet, dass sich auf reale Orte im Berliner Zentrum bezieht, diese jedoch auf farbenfrohe Weise verfremdet und verformt. Und doch bleiben die Schauplätze wiedererkennbar. Nach einem Stadtbesuch kann ein jedes Kind sicher sagen, dass es auf dieser oder jener Seite des Buches schon mal spazieren gewesen ist. Dabei begegnen dem Berlinbesucher im Gewimmel immer wieder alte Bekannte: Prinzessin Carlotta, die ihr Herz spaziern führt, Eisbär Aljoscha auf der Suche nach Abkühlung oder der Löwe Erik mit seiner Vorliebe für Frauenkleider …

Und als wäre das hier zu sehende Werk nicht bewundernswert genug, hat die Redaktion Kenntnis von einer verheißungsvollen Kolla-boration der Künstlerin mit dem einzigartigen Kai Lüftner – dem treuen Maulbeerblatt-Leser gewiss noch als Kolumnist dieses schönen Ma-gazins bekannt. Damit ist dann wohl sicher ge-stellt das sich ein weiterer Erfolg der Serie zu-gesellen wird. Wir wünschen dem Projekt der beiden und allen folgenden Projekten bereits

vorab breiten Erfolg.

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Von Matthias Vorbau

Wimmeln in Berlin

Berlin WimmelbuchAusbruch aus dem Zooillustriert von Judith Drews, erschienen im Berliner Wim-melbuchverlag(wimmelbuchverlag.de)Das Maulbeerblatt verlost zwei völlig verwimmelt-schöne Exemplare ab dem 10.Februar 2011 aufwww.maulbeerblatt.com

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L E U T E L E U T E

Was ist für sie typisch Köpenick?Der Hauptmann, der Müggelsee, das viele Grün… Aber ich verbin-de auch Arbeiten mit Köpenick. Früher war das die Industrie. Heute sind es Wissenschaft, For-schung und technologieorien-tierte Firmen. Eigentlich haben wir heute eine neue Industriali-sierung – aber zum Glück nicht mehr mit rauchenden Schloten und anderen negativen Nebener-scheinungen.

Von den materiellen Dingen, die sie besitzen - auf was könnten sie sofort verzichten?Auf das Auto kann man in dieser Stadt verzichten – das habe ich auch getan. In einer Stadt mit einem so guten öffentlichen Ver-kehrsnetz ist alles mit einer Um-weltkarte sehr gut zu erreichen. Worauf könnte ich noch verzich-ten? Soviel materielle Güter habe ich nicht. Auf meine Familie wür-de ich nicht verzichten. Auf die Wohnung würde ich auch nicht verzichten. Auch auf den Fernse-her und den PC würde ich nicht verzichten wollen, da Kommuni-kation wichtig ist. Angebunden zu sein an Information ist gerade heute sehr wichtig. Das Problem mit diesen Medien ist halt, dass man lernen muss mit dieser Fülle umzugehen. Ich wünsche mir, dass diese Fähigkeit des Herausfilterns in der Schule

Persönliche Gespräche im Südosten Berlins Teil IX

besser vermit-telt werden würde. Aber das ist Teil eines viel grö-ßeren Problems des Lehrens an den heutigen Schulen – es geht in der Vermittlung von Fakten einfach zu viel unter. Das eine ist doch, dass man herausfinden muss – wie eigne ich mir Wissen an, wie lerne ich. Das andere ist – wie gehe ich mit diesen Infor-mationen um. Das ist fast noch wichtiger als der erste Teil. Man muss sich nicht alles merken können, man muss wissen, wo es steht. Das verantwortliche Umgehen mit dem Wissen, vor allem mit der Masse der Infor-mationen, ist essentiell.

Welchen Gegenstand würden sie auf jeden Fall aus ihrem brennenden Haus retten?Die Fotosammlung der Familie – Eltern, Großeltern… Erinne-rungen, die dann einfach weg wären.

Einsame Insel. Wen nehmen sie auf gar keinen Fall mit?Na, Herrn Sarrazin!

Was tun sie um wieder ‚aufzu-tanken’?Ich bin sehr gern mit meiner Familie zusammen – das ist mir sehr wichtig. Es ist auch eine Tradition in unserer Familie, dass man sich fragt, worüber

konntest du dich heute freu-en. Ich finde es wichtig, dass man nicht nur dem Beachtung schenkt, was einen ärgert, son-dern auch für das Positive offen und dankbar ist.Als Bürgermeister ist man ja meistens 15 Stunden am Tag un-terwegs. Meine Frau hat sich dann angewöhnt, mich am Abend oft zu fragen – was war heute schön. Das hat mir sehr geholfen, das andere wieder ab-zuschütteln, weil natürlich nicht immer alles so läuft, wie man das gern hätte.

Zeitmaschine. In welche Zu-kunft oder Vergangenheit rei-sen sie und wen wollen sie dort treffen? In der Vergangenheit würde ich gern meinen Vater wieder treffen und mit ihm über verschiedene Dinge aus seinem Leben noch einmal reden – zu einem Zeit-punkt, wo sein Leben schon zu Ende geht. Ich würde auch gern in 20 oder 30 Jahren voraus reisen und meine Kinder und Enkel noch einmal sehen, und schauen, wie es ihnen ergangen ist. Auch poli-tisch wäre die Zukunft natürlich sehr interessant – wo ist das alles so hingegangen: Klimawandel, demographischer Wandel und so

Klaus Ulbricht, Elder Statesman

Valentinsabend- und Nacht am MüggelseeÜbernachtung, 5-Gang Menue & Getränke

WaldrestaurantMüggelhort

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I N T E R V I E W

Lesen Sie das (vorerst letzte Leute

Leute-Interview) von Jesta Phoenix mit

dem ehemaligen Bezirksbürgermeister

von Treptow-Köpenick Klaus Ulbricht

ab dem 14.Februar vollständig auf

www.maulbeerblatt.com

weiter. Haben wir die Probleme und Konflikte unserer Zeit lösen können?

Was war ihr Lieblingsessen als Kind?Auf gar keinen Fall Spinat. Ich habe als Kind Essen nie sehr ge-mocht. Was aber doch gut war, waren Thüringer Klöße mit Bra-ten und Rotkohl. Ich komme ja aus Dresden, da wurden die Klö-ße selbst gemacht aus rohen ge-riebenen Kartoffeln.

Woran glauben sie?Ich glaube an das Gute im Men-schen. Das ist eine Mitgift von meinem Vater – egal wie ein Mensch äußerlich erscheint, in ihm steckt ein guter Kern, man muss ihn nur herausfinden. Dann hat er noch gesagt – manche nen-nen das Gott. Er hat das nicht so genannt, unsere Familie war nicht religiös. Diese Sichtweise auf den Menschen habe ich ziem-lich beherzigt.

Was bringt sie zum Lachen?Ganz vieles – am meisten die deutsche Sprache mit ihren Viel-deutigkeiten.

Beschreiben sie sich mit nur ei-nem Wort.Ausgleichend. Oder harmoniebe-dürftig. Aber nicht im Sinne von konfliktscheu – mein Ziel ist es, in Situationen so weit zu kommen, dass wieder Konsens herrscht.

Was war ihr spektakulärster Misserfolg?Der Müggelturm. Die misslun-genen Versuche, die Infrastruk-tur in dem Wald- und Seengebiet

wieder zu rekonstruieren. Im persönlichen Leben ist es das vollständige Abgewöhnen des Rauchens, das ich nicht geschafft habe… Hin und wieder rauche ich mal ganz gerne.

Was ist ihnen peinlich?Da habe ich noch nie drüber nachgedacht. Vor einer großen Menschmenge zu sprechen, das hat eher was mit Lampenfieber zu tun. Peinlich ist mir das nicht. Ich bin ja von der Ausbildung her Naturwissenschaftler und da habe ich viele Erfahrungen sammeln können im Halten von Fachvorträgen. 1989 Anfang De-zember bin ich in die SDP einge-treten. Das ging alles sehr rasch – ich stand jedenfalls zwischen Weihnachten und Silvester auf einer Wiese in Karolinenhof vor hundert bis zweihundert Leuten und musste was zur SDP sagen… Das war meine erste nichtwis-senschaftliche Rede. Da haben mir ganz schön die Knie geschlot-tert. Ich mag es nicht, mich in den Vordergrund zu spielen. Ich nehme mich lieber zurück.

Was möchten sie in den nächs-ten 10 Jahren erreichen?Ich möchte mich schon noch ein bisschen nützlich machen, in dem ich mich mit den Fragen der Zeit beschäftige und das dann zum Beispiel über Vorträge wei-tergebe. Warum sind wir so wie wir sind? Wie wir im Moment sind, haben wir eine Entwicklung durchgemacht, die ich nicht un-bedingt für positiv erachte. Wir haben einen dramatisch vergrös-serten Individualismus in der Ge-sellschaft, wodurch Solidarität

in den Hintergrund fällt. Mich interessiert – wieso gehen wir in diese Richtung und wie kann man das eventuell wieder umdrehen.

Haben sie ein Mantra? Habe ich eigentlich nicht. Aber im übertragenen Sinne versuche ich keinen unnützen Tag zu ha-ben, sondern aus jedem Tag was zu machen, worüber man sich freuen kann. Was dem am na-hesten kommt ist der chinesische Sinnspruch – nutze die Zeit, denn es ist schon später als du denkst. Ich habe keine Angst, dass ich zu spät bin, aber ich habe was dage-gen, die Tage so dahinschlampern zu lassen, ohne was daraus zu machen.

Von all ihren schlechten Ange-wohnheiten – was ist ihre liebste? Bier trinken.

Wen bewundern sie am meisten?Ich achte Menschen wie Helmut Schmidt. Er hat es geschafft, an Bedeutung zu gewinnen, nach-dem er nicht mehr Bundeskanz-ler war. Er hat es geschafft, die Veränderungen in der Bundesre-publik Deutschland und in der Welt zu interpretieren und in ei-ner geeigneten Sprache die Men-schen zu motivieren.

Was treibt sie an? Die Ungeduld.

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A L F S A L L E R L E I

Doch ich bin ein verletzlicher Charakter, und deshalb ging mir das sehr nahe. Traurig schlurfte ich vom Zufahrtstor meines Anwesens zurück in die Villa und warf mich weinend ins große Was-serbett. Tränen rollten über mein bildhübsches

Gesicht und fielen auf den seidenen Bettbezug, der sich sanft an mei-

nen muskulösen Körper schmieg-te. Über eine Stunde lang starrte ich stumm auf die Wände mei-nes Schlafgemaches. Selbst das verschmitzte Lächeln der Mona Lisa rechts neben dem Kamin vermochte meine Stimmung nicht zu heben.Doch irgendwann bekam ich Hunger, und so schleppte ich mich an der Orangerie vorbei in die Küche, wo sich zu meinem Entsetzen Ber-ge aus dreckigem Geschirr von der gestrigen Pool-Party auftürmten. Und weil ich in diesem Moment überhaupt

keinen Bock hatte, mich für mein Frühstück durch dieses Chaos zu

wühlen, rief ich den Pizzaservice an und machte es

mir im Schatten der alten Pinie halb-wegs bequem. Da sitze ich nun hungrig und ent-täuscht und versuche, all meinen Schmerz auf Papier zu bannen. Ich kann mir Zeit lassen. Er-fahrungsgemäß dauert es mindestens eine Stun-de, bis der Helikopter eintrifft.Manchmal hasse ich diese Insel.

Als ich heute früh meinen Briefkasten leerte, fand ich zwischen unzähligen Liebesbriefen auch ein Exemplar einer großen, weltweit an-gesehenen Literaturzeitschrift, auf deren Titel-seite das Erscheinen meines nächsten Buches „The Best of fast allen Comics“ angekündigt war. Leider schien der Journalist, der die Ankündi-gung verfasst hatte, mich nicht besonders zu mögen, denn er bezeichnete mich als einen selbstverliebten Aufschneider. Und er behauptete, ich würde keine Gele-genheit auslassen, allen Leuten ent-gegenzuschreien, was für ein toller Typ ich doch wäre. Überhaupt sei diese Veröffentlichung nur ein er-bärmlicher Versuch, mich ohne ein wirklich neues Produkt ins Rampenlicht zu schummeln. Und die meis-ten meiner Ergüsse seien nichts weiter als eine einzige Schleich-werbung für mich selbst. Was für eine Frechheit! Okay, im Grunde könnte so ein Artikel jemanden von meinem Format ab-solut kalt lassen. Denn wer einen der-artigen Unsinn schreibt, katapultiert sich damit nur selbst ins journalistische Aus, weil er bald schon von der Fachwelt nicht mehr ernst genom-men werden kann. Wahrscheinlich ist der arme Wurm längst gefeuert, und sein Ex-Chefredak-teur wird sich bei mir persönlich entschuldigen.

Was für ein Scheißtag!Von Alf Ator

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Was geht ab im Südosten?

Ausgesuchtes für Februar

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Mo 14.02.11 Das Schlitzohr von Köpenick - Theater über den Lebensweg des Hauptmann von Köpenick, Regie: Reiner GohdeRathaus Köpenick, RathaussaalAlt-Köpenick 21, 12555 Berlin15 Uhr, 15 Uhr, 4,50€

Mi 16.02.11 Wenzel SoloLieder.Texte.Lügen, das ist immer wieder neu, immer wieder überraschend, ein Meister der ImprovisationSeebad FriedrichshagenMüggelseed. 216, 12587 BerlinT. 030-645 57 56, 20 Uhr, 19 €

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02.03.2011, GarouEin Schaf-Thriller,Lesung von Leonie SwannMittelpunktsbibliothek KöpenickAlter Markt 2, 12555 BerlinT. 030-902 97-3415, 19.30 Uhr,5€, erm. 4€

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Di 22.02.11, Johannes Bobrowski Eine Hommage mit Gabriele Streichhan und Carl M. SpenglerKino UnionBölschestraße 69, 12587 BerlinT. 030 64 09 10 63, 10 Uhr für Schulen 3€, 20 Uhr 9€/6€

Sa 19.02.11 Chopin & Schumann, Mayuko Miyata am KlavierIthay Khen am Cello mit Werken von Chopin, Schumann, PopperBürgerhaus GrünauRegattastr.141, 12527 BerlinT. 030-67 44 34 8, 19:30Uhr, 10€/8€

Sa 19.02.11, Let's SwingDie zehn Musiker der Hot Swin-gers spielen die berühmten Songs der "Goldenen Zwanziger"RatskellerAlt- Köpenick 21, 12555 Berlin20 Uhr, 9.80€, mit Reservierung

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Ach ja, das Phänomen Casting-show. Die Garantie zum schnel-len Erfolg. Einfach sich vom Fern-sehsender ein Image verpassen lassen, ein bisschen Playback singen und schon ist man in der Vermarktungskette ganz oben angekommen. Lange bleiben wird man dort nicht, da ja die nächste Staffel schon längst in Planung ist. Fernab vom gequirlten Casting-teig, bevorzugen vier Abiturien-ten aus Berlin lieber die Kirsche auf der Torte. Charlotte, Lina, Deike und Adrian bilden seit Mai 2010 die Band Bloß Kinder, um

mit Geige, Saxophon, Gitarre und Gesang ein paar Eigenkom-positionen Leben einzuhauchen. Das selbst definierte Genre Erns-ter Pop, mit Einschlägen aus Jazz, Rock, Balkan und Elektro, beinhaltet englische und fran-zösische Texte, die oft aus der Wirklichkeit abgeleitete Einzel-schicksale thematisieren und kritische, ironische sowie teils abstrakte Gesellschaftsproble-me aufgreifen. Dabei verzichtet das junge Kollektiv bewusst auf Liebesarien und Herzschmerz-beschreibungen. 2011 beginnt die Welteroberung. Das SO36 ist im

Kinder an die MachtNach dem Abitur kommt die Welteroberung

Mai Schauplatz für das Semifina-le des Emergenza Festivals, wo sich die vier Kinder gute Chancen aufs Weiterkommen ausrech-nen. Doch bevor dieser globale Musikerwettstreit gewonnen ist, geht’s nach bestandenem Abitur auf Tour. Die Richtung ist Süden und die Hauptsache da-bei: Reisen und die Musik.Bevor sich aber der Kleinbus in Bewegung setzt, besteht die Möglichkeit Bloß Kinder beim Konzert in der Wabe (23.04.11) und einen Tag später im Arcona (24.04.11) noch etwas Proviant für die lange Fahrt mitzugeben.

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Fabian Suppa

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M A U L B E E R T I P P S

Klimawandel hin oder her, Stefan Reusch gibt Entwarnung. Nach seiner Auffassung wird nicht so heiß gegessen, wie es hier in Deutsch-land mal wird.Stefan Reusch ist Kabarettist, Autor, Moderator und Sprecher, der Wortakrobatik auf höchster Ebene betreibt. Seit 1989 lebt und arbeitet er in Köln für Hörfunk, TV, Kleinkunst- und Theater-bühne, für sich und für andere.

Er erzählt gern. Und die Leute hören ihm ger-ne zu, denn sein Bühnenprogramm ist eine An-sammlung von höchst bedeutsamen Themen, um die Welt in eine bessere zu transformieren. Dabei kennt sein Wortwitz wenige Grenzen. So gelangt er bespielsweise zu der Erkenntnis, dass wir Deutschen wieder zu denen wurden, die wir sind – anonyme Melankoliker. Als Refe-rent der „Popakademie Baden-Württemberg“ (Mannheim 2004) entdeckte er „Die Erben Wag-ners – authentisch mit Fönfrisur“ und prognos-tizierte „Zukunftsmusik 2010 – Die Klettenreak-tion der Labels“.

2011 nun wagt er endlich den Schritt in die Bun-deshauptstadt und gastiert im März im Seebad Friedrichshagen mit seinem Programm „Reusch rettet die Welt.“

Der Retter im Seebad

Stefan Reusch im Seebad Friedrichshagen

Müggelseedamm 216, 12587 Berlin

12. März 2011, 20:00 Uhr, Eintritt 16 €

„Reusch rettet die Welt“

Das Maulbeerblatt verlost vier Freikarten an seine Leser

(Bitte per Mail über [email protected] melden.

Von Roy Baer

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M A U L B E E R T I P P S

„Knight and Day“ mit Cameron Diaz und Tom Cruise: Autos wirbeln durch die Luft, Flugzeuge bohren sich in Maisfelder, Explosionen erschüttern einsame In-seln, der Speisewagen eines fahrenden Zuges wird zur Kampfarena und mittendrin (statt nur dabei) grin-sen, fighten und one-linern Cameron und Tom, dass es einem warm wird ums Herz. Beide hatten sichtlich Spaß und ich auch. Danke. Fun-Kino pur! Wertung: 4,5 alle ihre Stunts selbstmachende (obwohl impos-sible) Maulbeeren von 5.

„The A-Team“ mit Jessica Biel, Liam Neeson, Bradley Cooper und und und: Das Selbe nochmal (siehe Knight and Day) im Quadrat. Noch greller, noch schneller noch cooler...... na ja, sagen wir genauso cool. Wer mit Diaz und Cruise glücklich war, wird es auch hier werden. Beide Filme übrigens ein Muss für Blu Ray User. Kawumm! Wertung: 4,5 tonnenschwer gepan-zerte (und doch luftig leichte) Maulbeeren von 5.

„Eine unmoralische Ehefrau“ mit (schon wieder) Jessica Biel, Kristin Scott Thomas, Ben Barnes und Colin Firth: Was passiert, wenn englischer Aristokra-tensohn (sehr jung) eine amerikanische Rennfahrerin (nicht mehr ganz so jung) heimlich ehelicht und diese dann seiner Familie (vor allem Mama) vorstellt? Ge-nau. Schocking. Witzig gespielt und schön gefilmt, mit grandioser Musik (wer Max Raabe mag, wird es lieben). Smile! Wertung: 4,5 britisch unterkühlte und doch heiße (von Zigarettenrauch umwehte) Maul-beeren von 5.

Und zum Abschluss „Moon“mit Sam Rockwell: David Bowie s Sohn verbeugt sich mit seiner ersten Regie-arbeit vor dem großen Stanley Kubrick (2001 Odyssey im Weltall) und das kann sich sehen lassen. Trotz klei-nem Budget ist das (gerade bei Si-Fi Filmen wichti-ge) Set perfekt gemacht und bietet Sam und seinem sprechenden Computer die Bühne, um sich selbst an die Wand zu spielen. Top! Wertung: 4,5 einsame und dann doch zu viele (?) Maulbeeren von 5.

Frisch vom MaulbeerbaumDie Filmbeeren für Februar

Noch mehr gegen den kleinen oder großen Filmhunger gibt's

in der örtlichen Videothek. Bon Appetit wünscht M. K.

Wer s nicht glaubt, muss es probieren!

Der Weinladen, Manfred Baltzer, Müggelseedamm 189

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Portrait: Der Brie de Meaux ist ein Weichkäse aus Kuhrohmilch mit weißem Schimmel. Er ist ein cre-miges Gedicht, dessen erst milder, dann würziger und leicht nussiger Geschmack uns die Käsekultur höchst genussvoll erleben lässt.

Ursprünglich war seine Herstellung auf die Land-schaft Brie und die Stadt Meaux begrenzt, ca. 50 km von Paris entfernt. Heute umfasst das AOP-Gebiet den gesamten Osten des Pariser Beckens, das jenseits des städischen und industriellen Ballungsraums von Land- und Viehwirtschaft be-stimmt ist. Brie-Käse gibt es seit über 800 Jahren. Sie gehörten schon früh zu den hochadeligen Ta-felfreuden. Zu ihren begeisterten Anhängern zähl-te auch Louis XVI.Seinen internationalen Durchbruch erlebte der Brie de Meaux beim Wiener Kongress 1814/1815, bei dem man zur Auflockerung der zähen Verhand-lungen um die Neuordnung Europas nach den napoleanischen Kriegen für die Abgesandten ei-nen Käsewettbewerb mit Spezialitäten aus vielen Ländern durchführte. Sieger war der französische Staatsmann Talleyrand mit dem Brie de Meaux, der nun als „König der Käse“ gefeiert wurde.Getränkeempfehlung: Der Dunkeltöner Croix du Casse aus dem Pomerol ist ein Wein, der zu die-sem Käse passt. Er verströmt würzexpressive Aro-men reifer roter und blauer Beeren sowie Mocca-noten und mineralische Ingredienz. Ein Wein mit gut eingebetteten Tannien und einem animieren-den nachhaltigen Finale.

Der König der KäseBrie de Meaux – Frankreich/ Seine-et-Marne

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L E B E N S A R T

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S P I E L P L A T Z

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Wer das Herz der holden Weiblichkeit erobern will, der muss dafür viel Zeit einplanen. Das wusste auch unser Nachbar, als er sich im ver-gangenen Mai unserer neugeborenen Tochter auf Näschenweite näherte. Die Kleine quittierte den Kussversuch mit martialischem Gebrüll. Be-stürzt lief die Hausgemeinschaft zusammen. Den Nachbarn irritierte das nur temporär. Schließlich kennt sich der Ehemann und Vater einer Tochter mit Frauen bestens aus. Dachte er.Doch weder die blauen Augen, das markante Kinn, noch die leise gesäuselten Beteuerungen („Bist du eine süße Maus“) zeigten Wirkung. Im Gegenteil. Während sich das Bündel in den er-sten Wochen seines Daseins von Hinz und Kunz auf den Arm nehmen ließ, gingen die Sirenen an, sobald Nachbar N. in Reichweite kam.N., der Fuchs, schaltete einen Gang weiter. Er wusste, der Weg zum Herzen eines Babys führt über den Magen der Mutter. Also klingelte es re-gelmäßig abends an unserer Tür. Mit Fischsuppe von selbst geangeltem Fisch, Hirschgulasch von selbst erlegtem Hirsch sowie selbstgemachtem Pflaumenmus arbeitete er monatelang am Ver-trauen der jungen Dame. Die begutachtete sein Kochwerk vom Arm der Mutter aus mit aus-druckslosen Pausbacken. Nie mehr, seit Paris um die schöne Helena warb, hat sich ein Mann so ins Zeug gelegt, um wenigstens eines Blickes gewür-digt zu werden. Und eines Tages geschah es: Das Kind schenkte dem Verehrer ein zartes zahnloses Lächeln. Beglückt stürzte der so Geehrte zurück in seine Wohnung, um die Gerichte der kommen-den Woche zu planen. Das Eis schien gebrochen. Von nun an erwies die Kleine dem Nachbarn ihre Gunst. Er durfte Grimassen ziehen, sie an den Füßchen kitzeln und „Schneckchen“ sagen. Aber wehe, er versucht, sie zu herzen, dann gibt es – paff! – einen linken Haken ins Gesicht. N. hat daher seine Taktik geändert. Er schickt jetzt Frau und Tochter vor. Die dürfen immerhin schon „Ei ei“ machen. Wahre Liebe kann warten.

Küssen verboten

M A M A M I A

Von Anke Assig

Sa 19. + So 20. FebruarKINDER! KINDER!ALLES THEATER!

Kinder spielen für Kinder

Eintritt : 2,- EUR Familienticket: 6,50 EUR

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B E E R E N S T A R K E T I P P S

100.000 / 500 / 10 / 0,1 – was könnten diese Zah-len bedeuten? Kommen Sie selber drauf?Wenn nicht, werden Sie nicht ungeduldig, hier kommt ja schon die Auflösung:

100.000 Generationen lebten die Menschen als Jä-ger und Sammler. Seit 500 Generationen sind wir Ackerbauer und Viehzüchter. Seit 10 Generationen sitzt auch das Fußvolk auf Stühlen. Seit 0,1 Genera-tion arbeiten wir überwiegend am Computer.

Die früheren Ausdauerjäger, die wir einst waren, legten täglich zwischen 10-50 Kilometer zu Fuß zurück, um nicht zu verhungern. Heute geht der Deutsche im Durchschnitt noch 700 – 1000 Meter per pedes und jagt seine Nahrung aufge-stützt auf einem fahrenden Metallkorb.Die Krankenkassen haben auf die Tatsache, dass unser genetisches Material nichts mehr mit un-serem Lebensstil zu tun hat, clever reagiert. Für zivilisationserkrankte Chroniker gibt es deutlich mehr Geld aus dem Selbstbedienungstopf des Gesundheitswesens, als für jene, die sich eigen-verantwortlich und vielleicht sogar noch selbst-finanziert zum Wohle der eigenen Gesundheit und der gemeinschaftlichen Gesundheitsausga-ben bewegen.Natürlich kennt jeder Bewegungsmuffel min-destens einen, der beim Joggen vom Auto über-

Der bewegte MenschManche halten eine Wanderniere bereits für eine ausreichende körperliche Betätigung. Piet Vlanders

fahren wurde, wie ja auch jeder Raucher min-destens einen Kettenraucher auf dessen 100. Geburtstag besucht hat.

Aber es gibt auch gegenteilige Erkenntnisse und Erfahrungen, die den Sinn von körperlicher Be-wegung eindeutig aufzeigen. Sogar für jene sich immer weiter ausbreitende Art des „Gemeinen Dauersitzers“ ist es erwiesenermaßen nie zu spät, mit einem bewegteren als dem bisherigen Leben zu beginnen. Dabei führen schon kleine Intensitäten wie das regelmäßige Ausführen des Hundes zu einer durchschnittlichen Verlänge-rung der Lebenserwartung von 4 Jahren, und das bereits nach dem ersten Herzinfarkt! Bewegung soll ja darüber hinaus gegen die epidemieartige Ausbreitung des sogenannten Übergewichts in den Industrienationen helfen.

Und selbst das Gehirn scheint nach neueren Er-kenntnissen weniger anfällig auf z. B. Alzheimer-Demenz zu reagieren, wenn der dazugehörige Körper hin und wieder in Bewegung ist.

Wenn dass als Motivation zum „Auftauen“ nach den häufig unbeweglichen Feiertagen nicht reicht, dann kann der Autor ehrlichen Herzens versichern, dass ihm schon mal jemand begeg-net ist, dem Bewegung sogar Spaß machte.

Text: Helko Brunkhorst

Illustration: Christian Weser

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28

Aach nee

T U R N B E U T E L

28

dieses Präparat nahm ich oral ein und alles ent-wickelte sich gut und ich tat beim FilmFilm nicht so oft müssenmüssen. Kam ich vom Thema ab? Glaub ich nicht, also weiter im Text.Schokoprinten waren s! Wer hat jelbe Töppen, die dunkelste Haut und die größten Rehaugen der zweiten Liga (so jedenfalls sacht immer me-ene Puppe), und hat gefühlte 15 Jahre kein Tor mehr geschossen? (Für die richtige Antwort jibt s drei vom K.O.B. handsignierte Ausgaben

des Kultmagzins Maulbeerblattes für nur null €. Einsendeschluß war gestern, 4.50 Uhr.)15 freiwillige Unionfans hatten noch bis in die frühen Morgen-stunden des 15. Januars zu tun, um die Steinsammlung vom Spiel

zu räumen, die von Mosqueras Herzen abfiel. (Upps, fällt hoffentlich nicht auf, sonst war der ganze Ratespaß für´n Arsch. Auch Wurst, wer will, der kann die Hefte trotzdem haben.)Man, was muß der Junge erleichert sein ... und wir alle mit ihm, denn irgendwann ist die Geduld eines Unioners mal zu Ende, nicht so die des Trai-ners. Der hat entweder total starke Nerven oder ein ähnlich tollen Vertrag wie Freund Joan Jai-ro. Zumal der gnadenlose Torstoß eigentlich ne Flanke sein sollte. Vielleicht beim Training mal das Tor eine wenig exzentern, hm?Aber auch ohne Tore, der Kerl macht das Spiel auf jeden Fall zum Ereignis, spielen kann der! Und dann die Spannung beim Abschluß?! Raun. Hätte zu gern gesehen, wie der Mosquito im Tiefschnee dieses Winters trainierte. Na, denn vielleicht im nächsten Jahr. Chancen stehen ja gut für ihn, nicht war, Herr Allofs?

Sieh mal einer an! Klappt doch mit den Toren beim guten alten FCU. Und obendrauf gab s auch ´ne schöne Partie zu sehen. Ein wie aufgelade-ner Tross Rot-Weiß bekleideter Rasenzerlatscher zeigt ein paar schwer verunsicherten Hummeln, dass hier kein Honig an den Bäumen wächst und drei Punkte nicht faul auf der Straße rumliegen.Ätsche Bätsche Mittelfinger!

Selbst mit dem Rücken zur Wand reichen die spielerischen Qualitäten des 1.FC Union gegen die Alemannia alle-malia. Ehrensache für den Mos-quito, hätte ja auch andersrum treffen können... Aachen, wo ist das eigentlich und warum sch-reiben die sich mit doppeltem A? Wahrscheinlich, damit man im Weltatlas auf Sei-te 1 erscheint. Watt sollet, kann mir ja eigent-lich auch Wurst sein. Jetzt hab ich s, aus Aachen kommt doch die berühmte Wurst!? Steht auch im Wurstkatalog fast ganz vorn, aber noch hin-ter 1a Hinterschinken vom Aldi. Solltet ihr euer Kaff umbenennen in 1a Aachen. Hilft aber auch nicht beim Wiederaufstieg in Liga eins.Mein schlaumeiernder Brudersack sagt mir ge-rade, Aachen läge in West Westfalen. Der mit sein Abiturjequatsche, wenn Mutter nicht kuckt, dann jibt s eene. Stottotter, WestWestfalen. Das mit den Wortdoppelungen ist auch so eine blöde Angewohnheit, genau wie diese Buchstaben zum quadrat. Aa wie FilmFilm auf SatSat1 1, wie das den Sinn entstellt. Denn vielleicht noch so: Neu-lich war ich in AAAAchen, da hatte ich nen Kaaf-fee, ich sage Dir, gott sei dank trug ich in meiner Westentasche (reine Westentasche) Granufink,

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Von KOB

Irgendwann ist die Geduld eines

Unioners mal zu Ende

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Von Matthias Werner

L E B E N S A R T

In alten Volksmärchen gibt es Motive vom erkalteten Herzen und was es auftauen lässt.

Ich denke an die Schneekönigin, die das Herz von Kai zu Eis werden ließ. Er war ihr verfallen wäre da nicht Gerda gewesen, deren Liebe und Mut ihn wieder erlöst haben. Oder an Peter Munk, der sein Herz gegen einen Stein eingetauscht hat und der erst durch den selbst verursachten Tod von Lisbeth wieder zur Besinnung kommt und sein warmes Herz zurück holt. Er wird mit dem Leben von Lisbeth belohnt. Oder auch an den Froschkönig und den eisernen Heinrich, dessen Eisenbande um sein Herz zersprangen, als die Königstochter seinen Herrn erlöst hat.

Mir scheint, die Märchen zeigen uns, das ein Mensch einen Anderen erlösen kann, indem er sein Herz zum Schmelzen bringt.

Ich möchte eine wahre Geschichte erzählen.Zu Zeiten der Apartheit in Südafrika, sah ein dreijähriger Junge an der Hand seiner Mutter zu, wie ein Aufseher seinen Vater erschoss. Von dem Moment an sprach der Junge kein Wort mehr. Drei Jahre spä-ter begegneten die drei Menschen sich vor dem Versöhnungstribunal wieder. Der Aufseher weinte und der Junge konnte spüren, dass er aufrichtig bereute. In dem Moment löste er sich von der Hand seiner Mutter, lief auf den Mann zu, umarmte ihn und sprach zum ersten Mal wieder seit drei Jahren unter Tränen drei Worte: „Es ist gut.“Nur dieser Junge konnte den Mann wieder ins Leben holen und nur dieser Mann konnte dem Jungen seine Stimme zurück geben.

Ihre Regina Tamkus

„Die Liebe ist die Wärme, in welcher das Eis des Herzens schmilzt.“

Jeremias Gotthelf

Regina Tamkus: Aphrodites zweite Aufgabe: Bring mir die Locke des Widders -

vom rechten Moment! Am Do, den 10.2. 2011: Eintritt: 6,-€

Heidrun Stark, Therapieverfahren und -möglichkeiten in meiner Praxis vorgestellt

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Offene Abende im Gelben Haus

Immer wenn der Winter geht, dann freue ich mich, natürlich. Der Berliner Winter ist ja durch-wachsen, manchmal traumhaft, die meiste Zeit aber eher lästig.Ein Phänomen finde ich aber je-des Jahr wieder und das erinnert mich an mein eigenes Leben. So-bald die Winterstarre nachlässt, alles nach innen gekehrte sich nun wieder nach außen entfal-ten kann, das Leben zu sprießen beginnt und der Schnee wegtaut, dann kommt der Dreck zum Vor-schein, der so lange super ver-deckt und trotzdem da war. Die Hundekacke liegt frisch aufge-taut auf den Wegen, weggewor-fenes Papier, Tüten, einfach Müll überall. Und so kommt es dazu, dass ich bei meinem Slalom um die Ekelhaufen darüber nachden-ken muss, ob das in meinem Le-ben nicht alles dazugehört.Wenn Verkrustetes aufweicht, auf dem Weg in den Sommer, ins Leben, ins Licht, kommen wohl auch unschöne Dinge zum Vorschein. Veränderung bringt so manches nach oben, wovor einem Angst und Bange werden kann. War doch alles Schön vor-her, schön übersichtlich. Aber, der Dreck war vorher schon da, ich hab ihn nur nicht gesehen, musste ihn nicht sehen. Jetzt, wo ich ihn sehe, kann ich mich darum kümmern und sauber machen. Veränderung eben – eine neue Runde im Spiel des Le-bens. Durch die Haufen tapsend oder tänzelnd drumherum, das ist nun wieder eine andere Fra-ge. Frühling, du kannst kommen.

Frühling stinkt

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2 – 3 Süßkartoffeln, 1 Zwiebel, 1 Knoblauch, 1 Stück Ingwer, 1 große Tomate, 1 Bio-Zitrone, Gemüsebrühe

Zutaten für ca. vier Personen:

2 – 3 Süßkartoffeln1 Zwiebel1 Knoblauchzehe1 daumengroßes Stück Ingwer1 große Tomate1 Liter Gemüsebrühe3 EL Öl1 Bio-ZitroneSalz, Pfeffer

Draußen saut es. Schnee, Graupel, Regen, Wind. Hat-ten wir in diesem Winter schon reichlich! Wenigstens der kleine Marienkäfer auf der Gardine an unserem Fenster fühlt sich wohl. Es ist ein Chinese, - die gelben Punkte und die Schlitzaugen lassen keinen Zweifel zu. Ich hoffe, dass der Kleine nicht den begehrlichen Blick unseres Stubentigers fühlt. Der belauert ihn schon eine Weile und wartet voller Mordlust auf ei-nen günstigen Augenblick! Noch hält er inne. Er hat im vergangenem Frühling leidvolle Erfahrung mit ei-ner wehrhaften Wespe gemacht. So was passiert ihm nicht noch mal! Puh kommt mit dem Brett unterm Arm ins Zimmer. Er baut eine Stellung auf:

Er will mir unbedingt zeigen, wie er in unserer letzten Partie gewinnen konnte, wenn,- ja wenn er nicht ge-patzt hätte. Eigentlich will ich das gar nicht wissen. Aber er lässt nicht locker. Er ist richtig gnatzig. Er sagt „Lass doch den blöden Käfer und konzentriere dich mal!“ Ich antworte spitz „Bloß weil der Kleine so win-zig ist, muss er nicht blöd sein! Sieh mal, du bist ziem-lich groß, aber trotzdem ...“. Bevor er etwas erwidern kann, duckt Piepsi sich zum finalen Sprung. Doch der Marienkäfer hebt ab, fliegt eine kleine Runde über das Schachbrett und landet zielstrebig genau auf dem Feld, auf dem Puh triumphierend seinen Gewinnzug ausführen wollte. Puh fühlt sich verarscht! Übrigens, wenn man genau hinsieht, entdeckt man, dass die Käferpunkte braune und gelbe Karos sind. Komisch!Ich frage Euch: „Auf welches Feld hat der Käfer sich gesetzt? Und, – wollte er uns etwas sagen?“

Die fetten Zeiten sind vorbei

Kintschers Köstlichkeiten

Schachfreunde Friedrichshagen, 12587 Berlin, Fürstenwalder Damm

474 Jugendtraining: Freitag 18.00 Uhr, Schachabend: Freitag 19.30 Uhr

[email protected], www.schach-friedrichshagen.de

Einkaufszettel:

Süßkartoffelsuppe

Von Sina Rieming

Weiß am Zuge gewinnt.

Marienkäfer fliege!

1)

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Kartoffeln putzen, schälen, würfeln. Zwiebel, Knoblauch, Ingwer schälen und feinhaken.Alles in Öl kurz andünsten. Mit Gemüsebrühe ablöschen. Aufkochen lassen.Zugedeckt auf kleiner Flamme ca. 15 Minuten köcheln lassen.Suppe pürieren und mit Zitronenabrieb, Zitro-nensaft, Salz und Pfeffer abschmecken.Vor dem Servieren mit klein geschnittener Tomate garnieren.

Et voilà! Viel Spaß wünscht Sina!

Zubereitung

PS: Für wen die fetten Zeiten weitergehen, kann die Suppe mit Schmand oder Sahne verfeinert werden.

S H O P . M A U L B E E R B L A T T . C O M

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Köpenick zieht an!

S H O P . M A U L B E E R B L A T T . C O M

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