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DIE ILLUSTRIERTE FÜR ERLESENES Ausgabe 47 | Oktober 2011 | Gratis

Maulbeerblatt 47

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Die Oktoberausgabe des Kietzkatzkulturmagazins

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D I E I L L U S T R I E R T E F Ü R E R L E S E N E S Ausgabe 47 | Oktober 2011 | Gratis

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Die letzten warmen Sonnenstrahlen fallen schräg durch Blätter, die längst rot gefärbt auf einen gnä-digen Windstoß warten, der sie zum Boden hinab, unter bunte Kinderschuhe trägt, deren Inhaber, quietschend vor Freude, nach Kastanien suchen, um daraus in Schulhort, Kindergarten oder daheim ein kleines Männchen zu basteln, von dem die Mutti am Abend mit staunenden Augen sagen wird, dass es der Kleine wieder ganz zauberhaft gemacht hätte, während der stolze Vater mit seinem Te-lefon ein Erinnerungsfoto knipst, welches er sogleich an die Oma in Chemnitz sendet, nur um sich im selben Augenblick zu ärgern, weil sie umgehend zurück ruft, um sich mit einem zweieinhalbstün-digen persönlichen Gespräch für das schöne Bild zu bedanken und immer wieder zu beteuern, dass der Junior ein wahres Wunderkind sei, dem dringend eine maßgeschneiderte Eliteförderung zuteil werden sollte, wenigstens aber irgendetwas in Sachen musische Bildung oder Kunsterziehung, wor-aus sich schließlich die Frage ergibt, von wem das Goldstück es denn hätte, sein Talent – vom Vater ja wohl auf keinen Fall.Was sonst noch los ist, im Berliner Südosten, findet sich alles im neuen Maulbeerblatt. Wir wün-schen viel Vergnügen bei der Lektüre.

Ihre Redaktion

S. 04

S. 06

S. 09

S. 10

S. 11

S. 18

S. 22

S. 24

S. 26

E D I T O R I A L

I N H A L T

AKTUELL - Ganz großer Bahnhof

ZEITREISEN - Jaecki Schwarz

GLOSSE - Friederike Hagen zieht Bilanz

ALF ATOR - Billard

MAULBEERTIPPS - Für den Berliner Südosten

SPIELPLATZ - Ann Mattenklotts Rätselecke

KIEZSPAZIERGANG - Breitscheidplatz

TURNBEUTEL - Textilvergehen im Maulbeerblatt

LAST BUT NOT LEAST - Kintschers Köstlichkeiten

Blätterrauschen

Impressum

Herausgeber elf62.net Mediennetzwerk GbR, www.elf62.net / Redaktion Scharnweberstraße 6, 12587 Berlin, T. 030-692 04 50 00, Fax. 030-692 04 50 09, [email protected] Redakteur Matthias Vorbau / Anzeigen, Marketing Regina Menzel, [email protected] / Es gilt Anzeigenpreisliste 2011 auf www.maulbeerblatt.comAutoren Alf Ator, Anke Assig, Bernd Fieguth, Holger Claaßen, Stefanie Lamm, Mathias Koppin, Sebastian Köpcke, Ann Mattenklott, Marcel Piethe, Sina Rieming,Fotos Alexandra Richter, Johannes Großer, Stefanie Lamm, Sebastian Köpcke / Illustration Sebastian Köpcke, Rehwaldt Landschaftsarchitekten Franz Zauleck (2. Innentitel)Titelillustration Fourbaux / Lektorat Regina Menzel, Peggy Prien / Gestaltung Jörn Paschke, Matthias Vorbau, [email protected]

Erscheinungsweise monatlich als Printmagazin und online auf www.maulbeerblatt.com Abonnements erhältlich bei elf62.net, Scharnweberstr. 6, 12587 Berlin-Friedrichshagen,T. 030-692 04 50 00, [email protected] / Nachdruck, Aufnahme in elektronische Datenbanken sowie sonstige Vervielfältigungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers. Für unver-langt eingesandtes Text- und Fotomaterial wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion / der Herausgeber ist für den Inhalt der eingesandten/ abgedruckten Artikel nicht verantwortlich. Diese geben lediglich die Meinung der Autoren wieder, die von der Meinung der Redaktion abweichen kann.

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ganzgrosserbahnhof

Während die Stuttgarter lieber verzichten, hätten die Berliner hier und da gerne ein biss-chen mehr Bahnhof. Das Dach des Hauptbahnhofes könnte ruhig etwas länger sein, und der seit 2003 versprochene Regionalbahnhof in Köpenick lässt auch auf sich warten.

Nicht zu übersehen ist aber, dass seit dem Sommer neben dem Köpenicker S-Bahnhof abgerissen und gebaut wird. Kommt er denn jetzt, der Regional-bahnhof? Nein, wieder nicht. Auf engstem Raum sind hier drei Bauprojekte vorgesehen – zwei kleine und eben das bekannte große. Aber wer baut hier eigentlich was – und von welchem Geld?Die beiden kleineren Vorhaben nehmen bereits Ge-stalt an. An der Ecke Elcknerplatz 2/ Bahnhofstras-se 25 errichtet ein privater Investor, nämlich die Hamburger B&L-Gruppe, ein Einkaufszentrum. Das soll im Herbst 2012 fertig gestellt werden und mit 12-14 Ladengeschäften das Angebot des gegenüber-liegenden Forum Köpenick ergänzen. Die Arbeiten daran laufen bereits.Zukunftsmusik ist dagegen das zweite Projekt. Der Elcknerplatz zwischen S-Bahnhof und neuem Ge-schäftshaus soll umgestaltet werden. Momentan weist er aus Sicht der Stadtplaner verschiedene Mängel auf. Durch den Straßenverlauf bedingt in zwei Teile zerschnitten, lädt er nicht eben zum ge-mütlichen Kaffeetrinken ein. Sitzgelegenheiten feh-len, Fahrradstellplätze sucht man vergebens. Mit dem Umbau will man dem Elcknerplatz ein eige-nes Gesicht geben, erklärt Frau Roterburg-Alemu, zuständig für Verkehrs- und Landschaftsplanung in Treptow-Köpenick. In so zentraler Lage müsse sichtbar sein, dass man in Köpenick ist, und nicht in Spandau. Die geplante Gestaltung des Platzes

orientiert sich deshalb am historischen Vorbild. Um 1900 gab es hier noch eine Bahnhofschänke im Schatten hoher Bäume. Einen solchen Baumhain aus Blauglockenbäumen möchten die Köpenicker Stadtplaner wieder anlegen. Die Marktnutzung soll bestehen bleiben, ebenso die Taxistellplätze. Weil aber der Straßenverlauf korrigiert werden muss, fallen zugleich Arbeiten am Unterbau an. Die Entwässerung muss erneuert werden. Das Plan-feststellungsverfahren ist abgeschlossen. Derzeit liegen die Bauplanungsunterlagen beim Senat der Stadt zur Prüfung, lautet die Auskunft des Tiefbau-amtes dazu. Der Elcknerplatz soll aus dem Plätze-programm der Senatsverwaltung für Stadtentwick-lung finanziert werden. Eine entsprechende Zusage fehlt aber bislang, der Termin für den Baubeginn ist damit auf unbestimmte Zeit verschoben.Aber werden diese beiden Projekte noch gebraucht, wenn das dritte – der Regionalbahnhof – scheitert?

Ein Blick zurück, ein Blick nach vornDie Bedarfsüberprüfung der Strecke im Jahr 2010 war positiv, ca. 3000 Fahrgäste wurden erwartet, sagt Gabriele Schmitz (SPD / Treptow-Köpenick). Auch auf der Webseite der Bahn ist der Umbau des S-Bahnhofes Köpenick zu einem Regionalbahnhof noch immer zu finden. Dennoch hat der Bund die Mittel für den Umbau vollständig gestrichen. Die Fi-nanzierung sei derzeit offen, sagt Karin Kamitz (DB

Von Stefanie Lamm

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A K T U E L L

Großprojekte Nord). Die Bahn verhandle mit dem Land Berlin. Erst wenn die Finanzierungsvereinba-rung von beiden Seiten unterzeichnet sei, könne das derzeit ruhende Planrechtverfahren weitergeführt werden. Selbst wenn man zu einer Einigung kom-me, könne erst ab 2017 gebaut werden, weil der Aus-bau der Strecke zwischen Erkner und Köpenick für 160 km/h Vorrang genieße.„Die Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick und das Bezirksamt setzten sich partei-übergreifend für den Regionalbahnhof Köpenick ein.“ teilt Gabriele Schmitz (SPD) mit. Die CDU

fürworter. Die Landes-CDU, aber auch die haus-halts- und verkehrspolitische Sprecherin der Lin-ken Jutta Matuschek, befürworten den Erhalt des Regionalbahnhofes Karlshorst. Das ist eine Ent-scheidung gegen Köpenick. Auch die Bahn ist ein zäher Verhandlungspartner und an dem Projekt nicht mehr übermäßig interessiert. Das Argument liegt nahe: Wenn die Züge zwischen Erkner und Ostbahnhof weder in Karlshorst noch in Köpenick halten, verkürzt sich die Reisezeit beträchtlich.Es bleibt abzuwarten, ob und wann sich der Ber-liner Senat und die Bahn auf eine Finanzierungs-

Köpenick habe öffentlich gegen die Streichung der Mittel protestiert, erklärt Joachim Specht (CDU). Und Stefan Förster (FDP) fügt an „Die FDP Treptow-Köpenick unterstützt nachdrück-lich die Errichtung des Regionalbahnhofs Kö-penick, da er für die Bewohner eine gute Mög-lichkeit wäre, die Regionalbahnen zu nutzen, aber auch schneller in die Stadt zu kommen als mit der S-Bahn - zum normalen BVG-Tarif. “Sie haben dabei prominente Unterstützung. „Die Berliner Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer hat sich für den Regionalbahnhof Kö-penick stark gemacht und die Mittel für 2012/13 (Fertigstellung bis 2015) in den Berliner Haushalt eingestellt.“ sagt Gabriele Schmitz (SPD). „Wir hoffen, dass das neu gewählte Abgeordnetenhaus und der Senat die Mittel im Haushalt lassen.“Es gibt jedoch auf der Landesebene nicht nur Be-

vereinbarung verständigen können. Im Anschluss müsste das Planfeststellungsverfahren zu Ende geführt werden. Ein Baubeginn zwischen 2015 und 2017 ist dann nicht unwahrscheinlich.

Und jetzt alle!Die drei Baumaßnahmen sind voneinander unab-hängig, auch wenn sie über die selben Behörden koordiniert werden. Auch wenn die konkrete Ge-staltung des Elcknerplatzes mit Blick auf den Re-gionalbahnhof geplant wurde, ist sie aber nicht davon abhängig, sagt Frau Roterburg-Alemu. Man habe den Platz in jedem Falle verändern wollen. Der Hamburger Investor habe wieder-um sein Engagement nicht daran gebunden, dass Bahnhof und Vorplatz entstehen. So werden der S-Bahnhof Köpenick und sein unmittelbares Um-feld länger als gedacht Baustelle bleiben.

Bildmaterial: Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Mit freundlicher Genehmigung des StadtplanungsamtesBild links: Blick vom Stellingdamm, Bild rechts: Blick von der Borgmannstraße/Ecke Elckner Platz

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Wären Eigennamen lediglich diakritische Zeichen, Klanghüllen ohne Bedeutungszusammenhang mit ih-rem Träger, dann wäre es völlig egal, wie Dichter ihre Helden oder den Dichtern in ihren Ambitionen na-hestehende Eltern ihre Nachkommenschaft nennen. Und auch sonst weisen Lara und Jaqueline, Anna-So-phie, Kevin und Lukas, Imke oder Fried-rich eine Menge aus über die sichtba-ren und unsichtbaren Zustände und Verwerfungen in Gemüt und Geldbeu-tel ihrer Boten und deren Adressanten.Einstmals waren fremdländische Namen ein originel-les Privileg gebildeter Leute. Mit beginnender Globa-lisierung und dem Aufkommen der Massenmedien wurde der exotische Name allgemeinverfügbar und somit massenkompatibel. Bis an die Grenze des See-lenmordes treiben es manche Eltern, wenn sie ihre Kinder Galadriel oder Winnetou nennen. Man möch-te meinen, cineastische Begeisterung oder Lesewut

können auch pathologischen Seiten offenbaren. Geradezu harmlos war dagegen die Ambition einer Köpenickerin und angehenden Großmutter, die viel-leicht einmal zu viel Charlie Chaplins Stummfilmtra-gödie „The Kid“ gesehen haben mag. Geschauspielert wird jenes Findelkind von einem gewissen Jackie

Coogan, der als einer der ersten Kin-derstars der Kinogeschichte gilt. Und so schwatzte die leinwandbeseelte Dame ihrer Tochter zur Namensge-bung ihres Filius einen Jackie auf.

Nun wird nicht jeder Winnetou ein Häuptling und auch nicht jeder Friedrich ein Großer. Aber in die-sem Falle wurde aus klein Jackie auch ein Star, kein Weltstar der Kinoleinwand zwar, nein, aber alle-mal einer der renommiertesten deutschen Schau-spieler der letzten Jahrzehnte: Jaecki Schwarz. Wenn Sie meinen, mir sei hier ein Fehler beim Sch-reiben des Namen unterlaufen: Mitnichten! Dafür ist

Der Schauspieler Jaecki Schwarz Von Marcel Piethe

SCHWUL SEININ DER KOHLEGRUBE

Sehr grau und sehr dreckig

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der Herr Standesbeamte (ich gehe einmal davon aus, es war damals ein Herr), verantwortlich, der den kleinen Namensamerikanismus kämpferisch unterband und aus Jackie schlicht Jaecki machte.Machte dem Buben wiederum gar nichts, seinen Weg ging der auch so. Zuerst – wie man es von angehenden Schauspielern nicht anders erwartet – gab er, nach eigenen Angaben, erste Vorstellun-gen seiner Kunst im hochoffiziösen Rahmen des Schulunterrichts als allgemein anerkannter Klas-senclown – was seine Zensuren allerdings nicht bedeutend verbesserte. Ein mittelmäßiger Schüler sei er gewesen, sagt Jaecki Schwarz später von sich, einer, der das Abi gerade so geschafft habe, in Ge-schichte und Deutsch aber leidlich gut gewesen sei und von Mathe und Chemie immerhin etwas be-griffen habe.Sehr gut begriffen hatte er dagegen, wie man an-deren mit Gesten, Mienen und Worten die Dinge des Lebens keck oder phantasievoll, ernst oder schlagfertig darstellt. Hier entwickelte der jun-ge Schwarz einen ehrlichen Willen. In der Schule spielte er Theater und im Deutschen Theater, im dortigen Jugendclub. Zweimal bewarb sich Jaecki Schwarz erfolglos an Schauspielschulen, lern-te den Beruf des Fotochemiefacharbeiters. Die „Hochschule für Film und Fernsehen“ in Potsdam-Babelsberg ließ ihn, das war 1965, bei seinem drit-ten Anlauf zum Studium zu. Hartnäckigkeit hatte er bewiesen, die für seinen Beruf von Vorteil ist.Und das Glück, das einer braucht, um voranzu-kommen, das hatte er in gewisser Weise auch. Als Konrad Wolf, einer der begabtesten, anspruch-vollsten Regisseure der DEFA einen jungen Schau-spieler suchte, die Hauptrolle für den Antikriegs-film „Ich war Neunzehn“ zu besetzen, fiel die Wahl auf Schwarz.Heute sagt er rückblickend, zählt dieser Film, sein erster, zu den künstlerischen Höhepunkten seiner Arbeit – und fügt erklärend hinzu, dies läge an der künstlerischen Ausnahmestellung, die der Film in allen seinen Facetten darstelle. Mit 22 Jahren war er mit einem Mal bekannt und auch Nationalpreis-träger erster Klasse in der DDR. Seine Ausbildung an der Schauspielschule führte er jedoch selbst-redend zu Ende, wie es sich damals noch gehörte. 1969 gab Schwarz in Magdeburg sein Bühnende-

S E R I E T E I L V I I Z E I T R E I S E N S E R I E

Kulinarischer VeranstaltungsKalender

Ab 05.10. Neue Speisekarte

Sonntagsbrunch9:00-14:00 Uhr 13.50 € p. P.

07.10. Scampi-Essen Scampi satt vom Buffet in verschied. Variationen19:00 Uhr, 29 € p. P.

31.10. Vortragsreihe zur Entwicklung Berlins Thema: „Brücken in Berlin“, vorgetragen von Prof. em. Dr. Laurenz Demps, kulinarisches Buffetab 19:00 Uhr, 22 € p. P.

07.11. Eisbein-Essen

14.11. Kabarett mit Dagmar GelbkeKulinarisches Buffetab 19:00 Uhr, 25 € p. P.

25.11. Krimi-Dinner „Russisch Roulette“66 € p. P. inkl. 4-Gang-Menue Einlass 18:30 Uhr, Beginn 19:00 Uhr Weitere Termine: 09.12./16.12./19.12./20.01.

31.12. Silvester in der Luise „Das Gediegene“Wir servieren Ihnen ab 20:00 Uhr ein 5-Gang-Menue, begleitet von lauschiger Pianomusik und einem Glas Champagner „De Saint Gall brut“zum Jahreswechsel.Einlass 19:00 Uhr, Menuebeginn 20:00 Uhr, 55 € p. P.

Luise Restaurant & Bar / 12555 Berlin / Alt Köpenick 20 Mo bis Sa ab 11:00 Uhr, So ab 9:00 Uhr

Fon 030-64 32 97 77, www.luise-koepenick.de

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T E X T

büt. Selbst noch Student, spielte er die Rolle des Famulus der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät Karl-Heinz „Quasi“ Riek in der Bühnenfassung von Her-mann Kants Roman "Die Aula". Am Magdeburger Haus mimte Schwarz noch einige Jahre, bis er 1974 zum Mitglied des von Brecht gegründeten und von Helene Weigel geleiteten „Berliner Ensemble“ be-rufen wurde. Dort blieb Jaeckie Schwarz von nun an 23 Jahre lang, wurde zu einer in Stadt und Land beachteten Schauspielerpersönlichkeit. Er gab am BE den „Stalin“ in Volker Brauns „Lenins Tod“ und wirkte in vielen Brecht-Aufführungen mit, be-geisterte das Publikum in Stücken von Gorki und Shakespeare, von Heiner Müller und Volker Braun. Sicherlich gehörte Jaecki Schwarz nicht nur zu den meistengagierten, sondern auch zu den beliebtes-ten Darstellern der DEFA und des DDR-Fernsehens. In über 120 Rollen glänzt sein trockener Humor auf der Oberfläche der von ihm dargestellten Figuren, führt sein sensibler Charme häufig auf hintergrün-dige Facetten menschlicher Charaktere, oftmals an Rändern ihrer Abgründe. Er beherrscht sein Fach.Aber die eigenen Abgründe beherrschen oft ihn. Sein Leiden an der Zeit und ihren Umständen se-hen nur die Freunde und einige Kollegen. Jaecki Schwarz trinkt und er ist schwul. Beides ist im Mi-lieu der Künstlerkollegen nichts, was sonderliches Aufsehen erregt: „Es war vielleicht ein bisschen einfacher, als wenn man in der Schmiede oder der Kohlengrube stand oder bei der Reichsbahn war.“ Aber wenn sich nach der Arbeit die Türen der The-ater und Studios hinter ihm schlossen, wartete eine andere, eine kalte, biedere Welt sozialistischer Kleinbürger auf ihn, die ihn so wenig verstand, wie er sie mochte. In gewisser Weise ist er zwar privilegiert, darf als Schauspieler reisen, den Goldenen Westen sehen. Er überlegt jedes Mal, ob er den Rück-weg antritt; entscheidet sich jedes Mal für Freunde und Familie – und empfindet doch bei jeder Rückkehr, „wie grau die DDR durch den ganzen Schmutz überall war, selbst das sozia-listische Rot war sehr grau und sehr dreckig.“

Das Ende von all dem Schmutz erlebt er nicht live. Am 9. November 1989 steht er auf der Bühne des Berliner Ensemble. Nach der Vorstellung bricht sein Kreislauf infolge exzessiven Alkoholmiss-brauchs zusammen und Jaecki Schwarz muss ins Krankenhaus. Seitdem hat er keinen Tropfen Alko-hol mehr getrunken.Dafür blieb er dem Leben und seinem Publikum erhalten. Er nutzte die neue Zeit, seine Lebenspas- sion mit neuen Möglichkeiten zu gestalten. „Ich bin der festen Überzeugung, dass man in die-sem Beruf nie ganz fertig ist, man lernt bis zum Schluss“, sagt er in einem Interview. „Wenn man die Schauspielschule verlässt, ist man noch kein Schauspieler und deshalb sind Laien, die in Serien und Soaps auftreten, für mich auch keine Schau-spieler“ – nur weil „jeder, der ein Mal vor drei Men-schen auf einem Nudelbrett gestanden oder in ei-nem Film eine Wurzel gespielt hat“ das denkt. 1997 musste sich Schwarz zwischen Film und The-ater entscheiden. Beides zusammen war zeitlich nicht mehr zu schaffen für ihn. Er verließ das Ber-liner Ensemble, übernahm gelegentlich Gastrollen und hat ein paar Jahre später mit dem Theaterspie-len ganz aufgehört.Dafür grantelt er als kriminalisierender Beamten-snob, als Kommissar Schmücke, seit 1996 über die gesamtdeutschen Bildschirme. Mit viel Erfolg. Dar-über hinaus arbeitet Schwarz als Sprecher für Doku-mentarfilme, Hörspiele und ist bei Synchronisatio-nen tätig, engagiert sich für die „Erinnerungsstätte der Homosexualitäten“ in Berlin-Mitte, schreibt und redet gegen die Alkoholabhängigkeit an, die „eine Krankheit und doch kein Makel“ ist.Auch sein aparter Vorname wurde zu keinem Makel für seinen Weg auf Bühne und Leinwand. Allein: Die Tatsache, dass ein Name nicht jedenfalls ein Omen sein muss, darf zwar Beruhigung all jener sein, de-ren namentliche Kinoträume bereits ihre Bruchlan-dung auf Standesämtern und in Taufregistern erleb-ten. Mitnichten sollte sie aber diejenigen in ihren hochfliegenden Namensschöpfungen ermutigen, deren Kinder erst noch ins Leben zu schicken sind.

Z E I T R E I S E N

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G L O S S E

Am Ende des langen Wahlabends stand das Ergebnis fest. Auf die Wählergemeinschaft Friederike Hagen entfielen stattliche 0,3 % der Stimmen.Friederike Hagen, Mutter, Frau und Ehefrau, übernahm umgehend die volle politische Verantwortung und da-mit künftig auch die für den Sanitärbereich im Maul-beerblattbüro. Hier noch einmal ihr ausführli-ches Statement in vollem Wortlaut:

„Liebe Köpenicker und Köpeni-ckerinnern, liebe Freunde und Mitstreiter. Ein langer und er-eignisreicher Weg liegt hinter uns und manchmal, so sagt ein altes Sprichwort, ist eben der Weg das Ziel. Gern hätte ich heute als neue Bürgermeiste-rin zu Euch gesprochen. Lange sahen uns alle Prognosen vorn, doch auf den letzten Metern, quasi auf der Ziellinie, konnten uns die etablierten Parteien doch noch den Rang ablaufen. Dem Sieger gilt deshalb unsere sportliche Anerken-nung. Oliver Igel sollte sich darum bemühen, in Zukunft ein Bürgermeister aller Köpenicker zu werden. Und weil 0,3 % ja auch nicht Nichts sind, möchte ich jedem einzelnen unserer 338 Wähler ganz persönlich danken, dass ihr uns eure Stimme und euer Vertrauen geschenkt habt – wir telefonie-ren die Tage! Natürlich können wir mit unserem Ergebnis noch nicht restlos zufrieden sein. Gerade deshalb ist jetzt Geschlossenheit gefragt und keine unsolidarische Personaldebatte. Wir feiern gemein-sam unsere Siege und unsere Niederlagen! Wir wer-den das Wahlergebnis gründlich analysieren und in Ruhe und großer Sachlichkeit die richtigen Schlüs-se daraus ziehen. Eines kann man allerdings schon heute sagen, der Olli sah verdammt süß aus, auf den Wahlplakaten, und in Köpenick wohnen offensicht-

lich viele Frauen mit einem großen mütterlichen Herzen, bei denen hatten wir wohl niemals wirklich eine Chance."

Als die Scheinwerfer erloschen, kullerte dann doch noch eine Träne. Herr Hagen reichte seiner Frie-

derike ein volles Glas und schaute böse in die Runde, als wir wieder mit unse-

rem Lamento anfingen. Haben wir doch gleich gesagt! Warum woll-

test du auch nicht auf uns hö-ren, haben wir gefragt. Politik war schon immer ein schmut-ziges Geschäft, daran kannst auch Du nichts ändern!

Doch all unsere gut gemein-ten Worte halfen wenig. Friederike versank in tiefer

Traurigkeit. Diese wurde noch schlimmer, als sie die übrigen Po-

litmatadore im Fernsehen sah, den pausbäckigen Flughafenaufsichtsrat,

der damit drohte, als neuer alter Ober-bürgermeister, mit seinem Nachtflugdreh-

kreuz jetzt erst richtig Ernst zu machen und die großmäulige Grüne, die behauptete nicht umsonst zu haben zu sein, während ihr jeder faule Kompro-miss bereits tief ins Gesicht geschnitten stand. Le-diglich das Abschneiden der FDP zauberte Friederike ein kleines mitfühlendes Lächeln ins Gesicht und als wir ihr vermelden konnten, dass sie in ihrem Wahl-lokal 609 die gelbe bürgerliche Mitte hinter sich ge-lassen hatte, strahlte sie übers ganze Gesicht!

Mit grimmiger Entschlossenheit will sich Friederike fortan in die außerparlamentarische Opposition be-geben und den Mächtigen wachsam auf die Finger schauen. Jetzt muss sie los. Morgen klingelt früh der Wecker. Die Kinder wollen in die Schule.

Knapp daneben – lange nicht vorbeiUnsere Bürgermeisterin der Herzen zieht Bilanz

Von Sebastian Köpcke

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A L F S A L L E R L E I

Titel: Alf Ator spielt mit der Welt, Illustration: Alf Ator

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Was geht ab im Südosten?

Ausgesuchtes für Oktober

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Fr 07.10.11 Gibt es ein Leben nach fünfzig?Lesung mit Désirée NickRestaurant Neu-HelgolandNeuhelgoländer Weg 112559 Berlin, T. 030 659 82 4721Uhr, 20€

Mi 19.10.11, 1. Volleyball-Bundesliga DamenKöpenicker SC vs. den amtierenden deutschen Meister Schweriner SCSporthalle HämmerlingstraßeHämmerlingstraße 80-88 12555 Berlin, 19Uhr, 8€ erm. 6/4€

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06.10.+03.11.11 The Swinging Par-tysans - Dimitri Dragilew TrioSwing- und Jazz-Standards aber auch aktuellere Stücke in Russisch LandfallJ.-Nawrocki-Straße 3, 12587 Berlinwww.landfall-berlin.de

Sa 22.10.11, BelmondoDie Westernhagen Coverbandfreiheit fünfzehnFreiheit 15, 12555 Berlin T. 030-65 88 78 25 20Uhr, 12 €

Fr 28.10.11, Fußball in Köpenick1.FC Union Berlin vs. FC St. Pauli Stadion Alte FörstereiAn der Wuhlheide 263, 12555 BerlinT. 030-65 66 88-0, 18Uhr

Fr 07.10.11, Industriesalon 2. Geburtstag u.a. mit der Bolsche-wistischen Kurkapelle sowie Filme aus dem Bestand des WFIndustriesalon SchöneweideReinbeckstraße 9, 12459 BerlinT. 030-53 00 70 42, 18Uhr

Do 06.10.11 Bobrowskis MühleLesung mit Annett Gröschner & Marcus BraunCafé MahlzeitBölschestraße 7, 12587 Berlin20Uhr, 4€

So 16.10.11 Das Schlitzohr von Köpenickmit Jürgen HilbrechtRathaussaal KöpenickAlt-Köpenick 21, 12555 BerlinT. 030-65 55 652, 15Uhr, 4,50€

So 09.10.11 ErdbeerblutSabine Hill und Sheterion Urumov - Musik mit spanischem, süd-ländischem TemperamentSchlossplatztheaterAlt-Köpenick 31, 12555 Berlin T. 030-651 65 16, 18 Uhr, 15 € / 11€

Sa 16.10.11, Müggelsee-Halb-marathonMeldeschluss: 08.10.201110.00 Uhr, 10- und 5-km-Laufum den Müggelsee www.mueggelsee-halbmarathon.de

13.–19.10.11 Midnight in Paris Der neue Woody Allen mit Owen Wilson, Rachel McAdamsund Carla Bruni Kino UnionBölschestraße 69, 12587 BerlinT. 030 64 09 10 63

Fr 14.10.11 Ulrike Bliefert liestim Rahmen des 2. Frauenkriminal-festivals in Berlin (20.9.-30.10.)Mittelpunktbibliothek KöpenickAlter Markt 2, 12555 BerlinT. 902 97-34 18 / 34 15Beginn: 19:30 Uhr, Eintritt frei!

Fr 07.10.- Sa 08.10.11 fastFaustEin Lustspiel von Albert Frank nach GoetheSchlossplatztheaterAlt-Köpenick 31, 12555 Berlin T. 030-651 65 16, 20 Uhr15 €, erm. 11 €

19. + 20.10.11 S´ist traurig, aber wahr Eine Revue schön-schauriger Lieder garniert mit Moderationen und lyrisch-abstrakten Elaboraten,Leitung: Mathias KleinschmidtSeebad FriedrichshagenMüggelseedamm 216, 12587 Berlin T. 030-645 57 56, 20Uhr, 10 € / 7€

10.-12.10.11, Hochzeit der Vampire Ein Event für die ganze FamilieFEZ BerlinAn der Wuhlheide 197, 12459 BerlinT. 030-5 30 71 0, 10Uhr, 3 €Familienticket 10 €

Sa 14.10.11 Jazz in TownThe Giant of Blues: Louisiana RedRatskeller KöpenickAlt-Köpenick 21, 12555 BerlinT. 030-65 55 652 Platzreservierung!Beginn 20 Uhr, Eintritt 12,80€

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ANZEIGENSCHALTUNG:

Fr 28.10.11 Ganze Kerle Premiere!Nach „Ladies Night“, nun die neue Komödie, nicht nur für Frauen! Stadttheater KöpenickFriedrichshagener Straße 912555 Berlin, T. 030- 65 01 62 3020 Uhr, 15€

Sa 22.10.11, Klassik im Bürgerhaus Konstanze John (Klavier)Helga Teßmann (Wort)Bürgerhaus GrünauRegattastr. 141, 12527 BerlinT. 030-674 43 71, 19:30 Uhr

Fr 28.10.11, Ingo InsterburgKonzert mit dem Komödien- und MusikerurgesteinRestaurant Neu-HelgolandNeuhelgoländer Weg 112559 Berlin, T. 030 659 82 4721Uhr, 20€

Sa 29.10.11, POP.arty Bitte antanzen! Pop, Rock oder Dance mit DJ Dr. M., DJ Luder freiheit fünfzehnFreiheit 15, 12555 Berlin T. 030-65 88 78 25, 22 Uhr, 10€

Täglich ab 27.10.11 Hotel Lux Der neue Haußmann-Filmmit Bully Herbig & Jürgen VogelKino UnionBölschestraße 69, 12587 BerlinT. 030 64 09 10 63

Mo 31.10.11 „Brücken in Berlin“,Vortr. von Prof. em. Dr. L. Demps, Kulinarisches Buffet mit typisch zeitgenössischen GerichtenLuise RestaurantAlt-Köpenick 20, 12555 BerlinT. 030-64 32 97 77, 19 Uhr, 22 € p.P.

Fr 28.10.11, Andrej Hermlin und sein Trio musikalische Lesung aus „My way” – Ein Leben zwi-schen den WeltenMittelpunktbibliothek KöpenickAlter Markt 2, 12555 BerlinT. 902 97-34 18 / 34 15Beginn: 19:30 Uhr, 9 € / 7 €

Sa. 05.11.11, 16. Alt Köpenicker Kneipenmusikfestca. 15 Bands in 15 Lokalen der Altstadt KöpenickInfo Touristinformation:030- 655 7550, www.tkt-berlin.de20 Uhr, VVK: 12 €, AK: 15 €

Friedrichshagener HofkücheScharnweberstraße 2, 12587 Berlin

Voranmeldung unter 030 - 654 99 270, [email protected]

Anmeldungen zu beiden Events werden erbeten!

Kochkurs: C est la vieKlassisch französisch kochenKoch: Matthias EuchnerZeitdauer: ca. 3 StundenSchwierigkeitsgrad: Einfach bis anspruchsvoll Anzahl der Personen: max. 15

„Gaumenkitzel“Kulinarische Lesung mit Stephan Dierichs5-Gänge-Menü 5 Gänge Menü zu erlesenen Weinen Koch: Maik Heptner vom „Abendbrot“Zeitdauer: ca. 3 StundenAnzahl der Personen: max. 35

Kochkurse, Küchenpartys, Catering & Events

Mi, 19.10.2011, 18.30 Uhr, 65 EUR

Sa, 29.10. 2011, 20 Uhr, 70 EUR

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M A U L B E E R T I P P

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PANTALONS - Das sind drei junge Damen aus Kö-penick mit Sitz im Cafe-HdJK, Seelenbinder Straße 54. Anke: Schlagzeug, Gesang - Katja: Bass, Gesang, Keyboard und Mareike: Gitarre, Gesang, Mund-harmonika. In dieser klassischen Dreierbesetzung gibt es sie seit Februar 2010. Ihre Songs handeln von alltäglichen Dingen, die beschäftigen, belustigen und auch nerven. Sie entstehen oft aus typischen Frauengesprächen während der Bandproben.Dabei geht es Ihnen nicht darum durch ma-ximalen Sound und Virtuosität zu beein-drucken sondern vielmehr um den Spaß, den sie beim Spielen haben und mit dem sie hoffen, das Publikum zu beeindrucken.Sie bezeichnen sich selbst als "generel unprofes-sionel". Ihre Instrumente haben sie sich ziemlich

selbst bzw. gegenseitig beigebracht und spielen nach Gefühl und wie es eben paßt. Desweiteren haben sie von der Technik und dem ganzen Drum-herum keinen blassen Schimmer!

Der Stil der Pantalons ist nicht festgelegt. Hier findet man Elemente aus dem Reggae, Ska, Rock, Punk, Country, der Neuen Deut-schen Welle und Liedermachermugge. Oft tanz-bar, zum Nachdenken und auch zum Lachen...

Die Pantalons

PANTALONS - Bezeichnung für ein Kleidungsstück, welches

die Kindheit der Bandmitglieder geprägt hat (damals grell

und metallic!) und heute wieder sehr populär = Leggings

(back to the 80s)

Termine: www.myspace.com/diepantalons

Von J.P. Rebel

Generelunprofessionel

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„Paul“ mit Sigourney Weaver, Simon Pegg Nick Frost und (der Stimme von) Bela B: Was passiert wenn zwei englische Alienfilmfreaks in den USA die typi-sche Alientouristentour abfahren? Genau, sie gabeln einen flüchtigen Alien als Anhalter auf. Mit diversen Filmzitaten gespickt hat mir das Laune gemacht. Dass Paul mit der irdischen Stimme vom Ärzte-Schlagzeuger Bela B daherkommt, passt perfekt. Grins. Wertung 4,5 nicht mit ET zu verwechselnde – oder doch? – Maulbeeren von 5„Rango“ mit (auch nur als Stimme) Johnny Depp: Staubig bunter Animations-Western mit einer Ech-se als Held. Besonderes Augenmerk sollte man auch hier (jedenfalls die erwachsenen Filmfans) auf die unzähligen Filmverweise legen wie z.B. „Fear and Loathing in Las Vegas“, „Mad Max“, „12 Uhr mit-tags“ und vor allem „Chinatown“. Auch schön als Blu Ray.Wertung: 5 staubtrockene und doch ertrunkene Maulbeeren von 5„Ohne Limit“ mit Robert DeNiro und Bradley Cooper: Davon hat wohl jeder schon geträumt – man schluckt eine Pille und schon ist das mit der Prüfung oder der Frage, welche Aktien demnächst durch die Decke gehen oder wie ich einen Bestsel-ler schreibe, kein Problem. Man hat Dank 100 Pro-zent Gehirnauslastung den vollen Durchblick. Klingt großartig – jedenfalls hat der Held des Films am Anfang jede Menge Spaß … Top auch als Blu Ray. Wertung: 5 nach nichts aussehende und doch in-haltsschwere Maulbeeren von 5Und zum Abschluss „The Warriors Way“ mit Kate Bosworth und Geoffrey Rush: Man nehme einen japanischen Elite-Schwertkämpfer und lasse diesen (verfolgt vom alten Meister samt Gefolge) in den wilden Westen der Pionierzeit fliehen. Dort staunt so mancher Revolverheld (wenn er noch Zeit dazu hat), wie schnell ein Körperteil oder mehr abhanden-kommen kann. Grandioser Genre-Mix. Knackig auch als Blu Ray. Wertung: 4,5 beidhändig feuernde und dann ohne Arme dastehende Maulbeeren von 5

Frisch vom Maulbeerbaum

Die Filmbeeren für den Oktober

Noch mehr gegen den kleinen oder großen Filmhunger gibt's

in der örtlichen Videothek. Bon Appetit wünscht M. K.

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Foto

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roß

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La Seda Berlin MitteAlte Schönhauser Str. 36 - 37, 10119 BerlinT. 030 - 308 812 40, Mo - Sa 12:00 - 19:00 Uhr

In Berlins Mitte gibt es immer etwas Neues zu entdecken und hungrige Schwärme konsum-freudiger Touristen machen in den üppigen Jagdgründen zwischen Hackeschem Markt und Alexanderplatz besonders fette Beute, denn die Auslagen der Boutiquen sind hier vielfach bun-ter und schriller als anderswo in dieser Stadt.

Susanne und Gerd sind seit langem ein Paar und ebenso lange im Modegeschäft zuhause. Vor zwanzig Jahren eröffneten sie ihren ersten Laden in Dortmund, ein zweiter folgte in Köln. Als sie von einem Berliner Freund den Hinweis bekamen, dass nebenan etwas zu haben wäre, fiel die Entscheidung. Nun haben sie direkt ne-ben dem „OK-Versand“ in der Alten Schönhau-ser ihren eigenen Hauptstadt-Store.

„LaSeda-Mitte“ ist eine Wunderkammer des schönen Scheins. Es gibt Taschen und Tücher, Schmuck und Accessoires – bunt, verspielt und provozierend, aber auch dezent und sachlich, in Form und Material. Susanne und Gerd sind viel unterwegs, dem neuesten Trend auf der Spur, und wenn möglich einen Schritt voraus. Sie führen ihre Läden wie gute Restaurants, täglich frische Ware, viel Abwechslung auf der Karte und für jeden Geschmack etwas im An-gebot. Junge Designer haben bei ihnen immer eine Chance. Etablierten Marken halten sie die Treue. Ein eigener Galerieraum bietet zudem die Möglichkeit für Exkurse in Kunst und De-sign. Vom 14.10. bis 4.11. präsentieren Sebasti-an Köpcke und Volker Weinhold Fotografien der „Mechanischen Tierwelt“.

Was Frauenherz begehrt

In der Wunderkammer des schönen Scheins

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S P I E L P L A T Z

Erntezeit

Endlich ist es soweit - Apfelzeit! Während Elisa die Äpfel einsammelt, entdeckt sie,dass jemand in ihrem Apfelbaum wohnt. Weisst Du wer? Um es heraus zu bekom-men brauchst Du zwei Lösungzahlen.1. Wieviele von den herunter gefallenen Äpfeln unterscheiden sich zu den Äpfeln, die am Baum hängen? Trage die Zahl als Wort ein.2. Vom Baum sind insgesamt 21 Äpfel herunter gefallen. Wieviele hat Elisa bereits im Korb? Trage die Zahl wieder als Wort ein.

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Kennen Sie das Penis-Spiel? Also nicht jetzt DAS Spiel, ich bitte Sie! Das ist eine Kolumne über das Elternsein für Eltern oder solche, die es werden wollen. Ich gehe davon aus, dass Sie mit den Grundlagen vertraut sind. Nein, es handelt sich um eine Art akustische Reifeprüfung für puber-tierende Jungen und geht so: Man stelle sich in einem Kreis zu mindestens viert, besser aber zu sechst, an einem heißen Sommertag in ein gut besuchtes Freibad und rufe nacheinander mit sich steigernder Lautstärke das „P-Wort“. Falls Ihnen beim Lesen jetzt leicht unbehaglich ge-worden oder gar schon die Schamesröte ins Ge-sicht gestiegen sein sollte, dann sind Sie (noch) keine Eltern eines Kleinkindes. Und erst recht keines Teenagers.Also der Sinn der Freibad-Übung ist es, soweit ich das Jahrzehnte nach meiner Pubertät noch beur-teilen kann, sich und auch gleich die Umwelt mit seinen Körperteilen vertraut zu machen. Scham ist da nur hinderlich. Im Umgang mit kleinen Kin-dern sowieso. Im Badezimmer bin ich nur noch selten allein. Was ich dort tue, wird genauestens beobachtet und – soweit der Wortschatz das schon hergibt – auch gleich freimütig kommen-tiert. „Mama nackich“, ist da noch das Harmloses-te. Little girl is watching you... Dagegen ist Face-book ein Paradies für die Privatsphäre.Und als wäre das nicht schon beunruhigend ge-nug, benennt das Kind seit einiger Zeit sämtliche sich in seiner Reichweite befindlichen Körpertei-le. Die eigenen und die der Eltern wohlgemerkt. „Ahm“, „Hant“, „Fuhß“ „Bajn“ - alles wunderschön. Aber muss es mit der kleinen Hand auf dem Bauch der Mutter herumpatschen und begeistert „Bauch“ rufen? Ja, ich weiß auch, dass ich nicht wie Heidi Klum aussehe. Ich tröste mich dann mit einer Liedzeile von Jürgen von der Lippe und singe laut: „Ich habe alles, was ich brauch, und `n Bauch hab ich auch...“ Wenn das kein Trost ist.

Und nen Bauch hab ich auch

M A M A M I A

Von Anke Assig

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M A U L B E E R T I P P

Friedrichshagener Hofküche,Scharnweberstraße 2, 12587 Berlin, T. 030 - 566 46 05Programminformationen:www.der-weinladen-baltzer.de/veranstaltungen-hofkueche.

Manfred Baltzer fühlt sich dem Genuss ver-pflichtet. Mit seiner Friedrichshagener Hofkü-che möchte er künftig auch neue kulinarische Akzente setzen.

Den freundlichen Mann in der Lederhose darf man ungestraft als Kietzgröße bezeichnen, denn jeder, der einen guten Tropfen zu schät-zen weiß, kennt ihn und seinen Weinladen auf dem Müggelseedamm (Ecke Scharnweberstra-ße). Manfred Baltzer ist immer in Bewegung, berät seine Kunden, kümmert sich um neue Ware, produziert mit eigenen Bienen selber seinen Honig, bastelt an einem alten Ausflug-dampfer und wenn es ihm bei all dem gut geht, beginnt er mitunter laut zu singen. In letzter Zeit konnte man ihn öfter hören, wenn er bis spät in die Nacht im Nachbarladen am Reno-vieren war.Die Eröffnung der Friedrichshagner Hofküche war dann auch das gesellschaftliche Ereignis des Jahres am unteren Ende der Scharnweberstraße. Baltzer fusionierte einen verwaisten Gemüsela-den mit einem leerstehenden Fernsehreparatur-geschäft und schuf einen wunderbaren neuen Raum für feierliche Anlässe aller Art. Angeboten werden individuelle Veranstaltun-gen, bei denen sich – wie könnte es anders sein – alles um das Kochen und die Küche dreht, um gute Weine und gute Musik und im weitesten Sinne um eine Haltung zum Leben, welche die Sorgen des Alltags kennt und sie gerade des-halb auch gern einmal für einen Abend vor der Tür lässt. Kochkurse und Küchenpartys stehen ebenso auf dem Programm wie Weinlesungen und Fünf-Gänge-Menüs, Ausstellungseröffnun-gen und Live-Musik. Sogar eine Brautmoden-schau ist bereits in Planung! Jeder, der etwas zu feiern hat, kann die Hofküche mieten.Darüber hinaus bietet der Wein- und Feinkost-händler mit seiner Hofküchen-Mannschaft auch ein Außer-Haus-Catering für Veranstal-tungen aller Art, von Omas rundem Geburtstag bis zum Firmenevent mit 200 Mitarbeitern.

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Breitscheidplatz

K I E Z S P A Z I E R G A N G

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Wenn im beschaulichen Kö-penick die Gedanken im Kopf mehr Raum benötigen, dann muss man mal raus. Einfach den Kram liegen lassen, für Zwei-dreißig bei Deutschlands pünktlichsten Reiseveranstal-ter einchecken und dann mal schauen, was einem die Berliner S-Bahn als Ziel anbietet. In mei-nem Falle spülte mich der Ar-beitercontainer an einem son-nigen Spätsommernachmittag am Bahnhof Zoo in den Fluss unserer Provinzhauptstadt. Das Christiane F-Feeling stellt sich nicht ein, es erwarten mich keine schnorrenden Punks, die beim Ablehnen der Bitte um Kleines mit leeren Bierflaschen werfen, wie es am so hippen Ostbahnhof derzeit die Mode ist und auch sonst wirkt der einstige Treffpunkt der Berliner Drogenszene sehr aufgeräumt. Fressen und Shoppen, so weit das Auge blicken kann, nur zu kaufen gibt es nichts, was mein Herz begehrt.Also raus hier, mal einen Abste-cher zum Europa- Center ma-chen. Der Stern auf dem Dach weist schon von weitem den Weg. Mövenpick ignoriere ich

Von Holger Claaßen

Das andere Zentrum

mal preisbewusst, im Unter-schoß finde ich das Irish Pub, in dem ich am 13. November 89 mein ersten Pint Guinness nahm (von wegen nur für Bana-nen auf die Straße gehen, wa?)

geschlossen vor. Die drei Etagen des gestirnten Himmelkratzers versprühen spröde den Charme des vergangenen Chique, die Ramsch- und Waffendealer ha-ben das Untergeschoss fest in der Hand. Auch hier könnte ich alles finden, um Hunger und Durst zu stillen, jedoch weiß ich aus eigener Erfahrung, das man nicht isst, wo keiner ist, der isst. Also auch hier raus, ins Freie, vorbei am Zierbrunnen. Lecker dringt mir der Duft von von gebrannten Mandeln oder anderem Süßkram in die Nase.

Reichlich Touristen umzingeln eine kleine Gruppe von Stra-ßenkünstlern. Die haben mit bunter Kreide eine kleine Arena auf die Gehwegplatten gemalt,

VIP s bitte hier anstellen, Logen-plätze, das Stück für drei Euro, steht dort in gelben Lettern geschrieben. Wie immer knapp bei Kasse, will ich mich abwen-den, aber ein kleiner Junge lädt mich zum Verweilen ein. Eddie ist der Chef der Truppe, ist be-stimmt ein halbes Jahrhundert alt aber fit wie seine weißen Adidas. Er macht akrobatische Übungen auf drei Skateboards gleichzeitig, läuft auf den Händen den Breitscheidplatz ab und stellt uns dann seine Streetgang vor. Die besteht aus einem Ghetto-Blaster und einer Handvoll Berliner Jungens, man sagt ihnen pc-mäßig einen Mi-grantenhintergrund nach, ich denke aber, das diese Jungens länger hier wohnen als die Sie-ben Schwaben vom Kollwitz-platz. Diese Crew versetzt das Publikum vorwärts und rück-wärts flickflackend in Entzü-cken. Headspinning und andere Breakdance-Klassiker gehören auch zum Programm. Beschei-den bittet Eddie für sich und seine Jungens um eine Handvoll gefalteten Kleingeldes. Ja, und sofort kehre ich meine Hosen-taschen nach außen und gebe

Der Stern weist schon von

weitem den Weg

19.10. 2011 bis 24.02.2012 Mittwoch geschlossen 7.11.2011 bis 20.11.2011 Betriebsruhe

Weihnachtsfeiern „all inclusive"

WaldrestaurantMüggelhort

mueggelhort.de030 65 92 59-0

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L E B E N S A R T

Geschmacks- und Geruchssinn sind Teamplayer – was der eine nicht schmeckt, kann der andere riechen. Dieses Phänomen hat sich die Ernäh-rungsindustrie mit Tausenden von Aromastoffen zunutze gemacht – leider nur selten zu unserem Vorteil. Denn das Gehirn lässt sich täuschen und kann zwischen echtem und künstlichem Aroma nicht unterscheiden.Investiert wird massiv in verführerische Verpackung und betörende Wer-bung. So lässt sich offenbar jeder Schrott verkaufen. Täglich werden wir von der Zuckerindustrie und den Konsumangeboten fremdbestimmt. Das Angebot im Supermarkt suggeriert Vielfalt, die keine ist: Es besteht aus wenigen günstigen Rohstoffen wie Mais, Weizen oder Reis – schnell wachsende, ertragreiche Pflanzen ohne besonderen Geschmack, die mit Zusätzen aus dem Chemielabor und Zucker aufgemotzt werden. Schwammige Gesetze zur Herstellung, Überprüfung und Kennzeichnungs-pflicht führen die Kunden gezielt in die Irre. Weiterhin muss es billig sein, damit der Umsatz stimmt.Wir können uns also die Bäuche für relativ wenig Geld immer bequemer vollstopfen.Das klingt zunächst harmlos – ist ja schließlich alles per Gesetz erlaubt … Aber was richtet diese Chemie in unserem Körper an? Ständig täuschen wir unsere Sinne und Geschmacksnerven, bis sie uns „entnervt“ ihren Dienst verweigern. Warum essen wir nicht etwas weniger, aber dafür von besserer Qualität, um die ernährungsbedingten Krankheiten und das überschüssige Bauch-fett abzubauen? Jeder Mensch sollte in der Lage sein, über seine inneren Signale (Appetit oder Abneigung) täglich die Nahrungsmittel auszusuchen, die für seinen individuellen ausgeglichenen Stoffwechsel nötig sind. Nicht mehr und nicht weniger und nichts anderes!Sollten Ihnen diese ureigenen menschlichen Eigenschaften verlo-ren gegangen sein, helfe ich Ihnen gerne, diese wieder zu entdecken. „Nichts schmeckt so gut wie Schlanksein sich anfühlt“

Sigrid Röhr

Täuschungsmanöver fürs Gehirn

Sigrid Röhr, – Mit dem metabolic balance-Ernährungskonzept gesund alt werden,

am Mi., 19.10.2011, Tel.: 030/ 398 29 888; Funk: 0172/975 86 07, Bitte um tel. Voranmeldung

Regina Tamkus, – Thema: Eros&Psyche – Liebe, Sexualität und das Gift an Eros Pfeil!

am Do., 13.10.11 Telefon 030 / 64 09 45 26, www.erosundpsyche.net

Heidrun Stark, – Auf Tuchfühlung gehen mit den Wundern der Heilung: Lebensglück

erlangen durch schnelle und dauerhafte Heilung von emotionalen, mentalen und

psychischen Wunden, am Do., 20.10.2011, Tel.: 030 / 640 941 63

Lutz Weiss, – „Gesund erhalten mit Qi Gong – verständliche Darstellung einer bewähr-

ten Heilmethode“, am Die., 25.10.2011, Tel.: 030 / 612 85 971

Ort: Müggelseedamm 212, 12587 Berlin, Eintritt 6 €, Uhrzeit jeweils 18.30 Uhr bis 20:00 Uhr

Offene Abende im Gelben Haus

eine Handvoll Münzen in sein Collekte-Base-Cap. Dann mache ich eine kleine Runde, Berlin erhält dank sei-nes Chefs ein wunderbar ho-hes Hotel, das Bikini-Forum an der Ecke Budapester sieht aus wie der hohle Zahn K.W.G.K, die wiederum eingepackt ist, wie Christo es nicht vermocht hätte. Mal schauen, hoffentlich bauen die Retro-Stadtverplaner das Ding nicht wieder zusam-men wie vor der Zerstörung, so ein Mahnmal hat so seinen Sinn, finde ich.Ok, der Breitscheidplatz hat kei-ne Weltzeituhr und die Millio-nen, die jedes Jahr nach Berlin kommen, haben hier nicht alle auf einmal Platz, aber mir hat der Nachmittag voll Erinnerung viel Spaß gemacht. Nun aber ab, man weiß ja nie, ob und wie lange in Berlin die S-Bahn fährt. Vorsicht ist geboten, denn ich muss Schwarzfahren. Meine letzten Zwei-dreißig hat ja jetzt der Eddie in seiner Mütze.

Der Breitscheidplatz liegt im Berli-

ner Bezirk Charlottenburg-Wilmers-

dorf zwischen Kurfürstendamm,

Budapester Straße und Tauentzien-

straße (City West). Durch die Kaiser-

Wilhelm-Gedächtniskirche ist er

weltbekannt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde

er dann am 31. Juli 1947 nach dem

von den Nationalsozialisten verfolg-

ten Sozialisten Rudolf Breitscheid

benannt.

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Von Beruf: Gute FeeFoto und Text: Stefanie Lamm

Sie füllt und leert fünf Waschmaschinen und drei Trockner, während wir uns unterhalten. Zwi-schendurch faltet sie noch einige Körbe Wäsche, räumt Sporttaschen aus, prüft eine Bestellung und bereitet die Beflockung von Trikots vor. Su-sanne Kopplin ist kein Mensch, der untätig sein kann. Genau damit hat sie sich ihren Job bei Union eingehandelt. Weil ihr, wie sie sagt, langweilig war.

Zu Union kam sie vor 16 Jahren we-gen ihres jüngsten Sohnes. „Ich war gar nicht so für Fußball.“ Aber Björn Kopplin träumte schon damals davon, Fußballprofi zu werden. „Ich habe zwei Kinder, und ich habe immer gesagt, wenn die Träume haben, die sie leben wollen, und sie brauchen dabei meine Unterstützung, werden sie sie bekommen.“ Also hat sie ihn zum Training gebracht. „Wenn die so klein sind, stehst du die ganze Zeit daneben und wartest. Ich bin kein Typ, der stehen möchte. Ich möchte was tun.“ Sie hat in der Wartezeit auf andere Kinder aufgepasst,

mit ihnen gespielt. Das blieb nicht unbemerkt. Sie könne wunderbar mit Menschen umgehen, hieß es. So hat Susanne als Betreuerin angefangen. Ne-benberuflich, versteht sich.Gelernt hat sie Elektromontierer im Werk für Fernsehelektronik. Später hat sie zur Möbel- und

Bautischlerin umgeschult. Technisch-organisatorische Mitarbeiterin der Jugendabteilung nennt sich das, was sie jetzt macht. „Auf Deutsch heißt das Mädchen für alles.“ Außerdem ist

sie Mannschaftsleiterin der zweiten Mannschaft. Jemand hat sie mal gefragt, ob sie hier die Wasch-frau sei. Herablassend klang das, und sie hat ge-antwortet: „Nö, ich bin die Susi.“

Die Wäsche macht sie auch, aber eben nicht nur. Ihr untersteht die gesamte Logistik der Jugend-abteilung. Schiedsrichterbögen, Spielerpässe und Verpflegung müssen zur richtigen Zeit am rich-tigen Ort sein. Niemand möchte die Stutzen des Mitspielers in seinem Spind vorfinden. Susanne

Das ist hier nicht

nur ein Job

Page 25: Maulbeerblatt 47

T U R N B E U T E L

ist ansprechbar, wenn die Kinder aus der Schu-le zum Training kommen. „Die wollen erzählen können, die wollen einfach jemanden haben, der versteht: Ich komm jetzt von der Schule, ich bin fertig, das und das ist passiert.“ Aber sie steht auch den Eltern zur Seite, die sich hilfesu-chend an sie wenden, weil ihr Kind Bundesliga-profi werden will.Immer wieder hat sie überlegt, ob sie nicht et-was davon aufgeben soll. „Weil es ganz schön viel ist, und ich ja auch noch eine Familie hab. Aber ich hänge an den Jungs. Mein Sohn hat ge-sagt: Mutti, das ist genau dein Ding! Die Kinder mögen dich, bleib da!“ Eine Lieblingsaltersgrup-pe hat sie nicht. „Die sind alle toll. Die Kleinen kommen wegen Bonbons und hüpfen dann vor dir her wie die Springbälle, das ist niedlich. Die mittleren, die sind ein bisschen frecher – aber auch gut.“

Als Susanne in der Tischlerei aufhören musste, fehlte bei Union ein Zeugwart. „Zu Weihnach-ten stand ich hier und habe ein paar Stunden Wäsche zusammengelegt und alles geordnet, ausgeholfen. Und dann ist es ein Job geworden. Ich wollte nur bis Sommer bleiben. Das war im Februar ‘95. Ich wollte zurück in meinen Beruf, ich habe den gerne gemacht. Und dann haben sie überlegt, wie sie mir sagen sollen, dass sie mich eigentlich hier behalten wollen.“

Ohne Leute wie Susanne Kopplin würden Fuß-ballvereine nicht funktionieren. „Das ist hier nicht nur ein Job. Das machst Du entweder aus Überzeugung oder du lässt es einfach sein.“ Die Arbeit am Wochenende, die flexiblen Arbeitszei-ten verlangen ihr viel ab. „Bei allem Stress, den du drumherum hast, du hast immer irgendwas Lustiges, jeden Tag. Aber vielleicht ist das eine Lebenseinstellung von mir.“

www.textilvergehen.de

Hauptsachen, Nebensachen, Anziehsachen

Der Online-Beitrag zur Fußballkultur jetzt

endlich auch auf Papier … im Maulbeerblatt

Publikumspreis der Deutschen Welle 2011 als bestes

deutschsprachiges Blog

Wir alle halten einen Moment inne und denken an Dich, lieber Jörg!

Du hast uns sowohl als Künstler aber vor allem als Mensch immer wieder begeistert.

Deine Lebensfreude hat uns so oft motiviert!Wir werden Dich in unseren Gedanken

durch die Zukunft tragen!

Danke für alles!

Dein „freiheit fünfzehn“ Team

In Gedenken An Jörg Gleichmann

N A C H R U F

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500 g Gehacktes (nach Wahl)3 Auberginen4 Kartoffeln3 Paprikaschoten2 ZwiebelnKnoblauch1 Dose geschälte stückige TomatenBrühe (nach Wahl)1 Becher Creme FraicheMediterrane Kräuter (frisch, getrocknet, TK)Sambal Oelek (Scharfe Paste)

Zutaten für vier Personen

500 g Gehacktes3 Auberginen4 Kartoffeln3 Paprikaschoten2 Zwiebeln2 Knoblauchzehen1 Dose geschälte stückige Tomaten1 Liter Brühe3 EL Öl1 Becher Creme FraicheMediterrane KräuterSambal Oelek (Scharfe Paste)Salz, Pfeffer1 EL Paprikapulver1 Prise Zucker

Es klingelt. In der geöffneten Tür steht Ole. Neben ihm, klein, zierlich und etwas eingeschüchtert die Neue. Ab jetzt geht sie in unsere Klasse. Sie stellt sich mit Nayla vor. Wir sollen sie Nay nennen.Nay hat dunkelbraune Augen, krause Locken und ihre Hautfarbe ist tiefschwarz. Aber wenn sie lächelt, geht die Sonne auf. Selbst Lea, die sonst eher schnippisch auf weib-liche Konkurrenz schielt, ist beeindruckt. Nay erzählt uns mit dunkler rauer Stimme etwas von ihrer Heimat. Von Hungersnot und Krieg. Aber ihre Aussprache ist so klar, ihr Deutsch so perfekt, dass alle fasziniert zuhören. Nur Paule, der neuerdings Glatze und Springerstiefel trägt, fragt blöde grinsend, ob es denn auf den Palmen, auf denen sie bisher gewohnt habe, auch ein Klo gab. Nay versteht nicht, sie guckt etwas irritiert. Bevor jemand etwas sagen kann, drehe ich mich um und knalle meinen Ellenbogen Paule ins Gesicht. Ich schwöre, ich bin gegen Gewalt und werde so etwas nie wieder tun. Ich war selbst erschrocken. Auch, als das Veilchen immer mehr aufblüh-te. Aber ich konnte nicht anders. Der Tadel, den Ole mir unauffällig zwinkernd gibt, wird wegen der allgemeinen Empörung in eine Ermahnung umgewandelt. Paule, der sich langsam wieder erholt hat, fragt Nay hinterhältig, ob sie mal mit ihm Schach spielen würde. Ich bin empört, aber sie bejaht unbeeindruckt. Wir sind alle für Nay. Und sie enttäuscht uns nicht. In dieser Stellung, in der wir mit Remis rechnen, macht sie einen unglaublichen Hammer-zug. Was glaubt ihr, warum Paule jetzt unter allgemei-nem Gejohle aufgibt?

Nay setzt sich auf den Platz neben mir und packt ihre Sachen aus. Ich freue mich zum ersten Mal auf die nächsten Schultage.Liebe GrüßeClarissa

Besser als jeder südländische Liebhaber …

Kintschers Köstlichkeiten

Schachfreunde Friedrichshagen, 12587 Fürstenwalder Damm 474

Jugendtraining und Schachabend: Freitag ab 18:00 Uhr

Clarissas Lösungen auf http://www.schach-friedrichshagen.de

Einkaufszettel:

Aubergine-Hack-Eintopf

Von Sina Rieming

Nayla

Gemüse putzen und in mundgerechte Stücke schneiden. Öl in einem großen Topf erhitzen, Fleisch darin anbraten.Gemüse und Gewürze nach Geschmack dazugeben.Mit Brühe und Tomaten ablöschen und 20 Minuten köcheln lassen.Nochmals abschmecken und mit Sambal Oelek schärfen.Vor dem Servieren nach Wunsch einen EL Creme Fraiche dazu geben.

Et voilà! Viel Spaß wünscht Sina!

PS: Frisches Fladenbrot rundet den Eintopf ab.

Zubereitung

Weiß zieht und gewinnt mindestens eine Figur

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Köpenick zieht an!

S H O P . M A U L B E E R B L A T T . C O M