Michael Scott Der unsterbliche Alchemyst

Leseprobe

Michael Scott

Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Der

unsterbliche Alchemyst Band 1 - Eine abenteuerliche Jagd nach

den Geheimnissen des beruumlhmtesten Alchemisten aller Zeiten

bdquoMichael Scott ist der irische Koumlnig der Fantasyrdquo Irish Times

Bestellen Sie mit einem Klick fuumlr 1000 euro

Seiten 416

Erscheinungstermin 01 Maumlrz 2010

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Michael ScottDer unsterbliche Alchemyst

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Bei diesem Buch wurden die durch das verwendete Material und die Produktion entstandenen CO2-Emissionen ausgeglichen indem der cbj-Verlag ein Projekt zur Aufforstung in Brasilien unterstuumltzt

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19 Aufl age 2021Erstmals als cbj Taschenbuch April 2010

copy 2008 fuumlr die deutschsprachige Ausgabe cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbHNeumarkter Str 28 81673 Muumlnchen

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehaltencopy 2007 by Michael Scott

Die Originalausgabe erschien 2007 unter dem TitelraquoTh e Secrets of the Immortal Nichals Flamel ndash Th e Alchemystlaquobei Delacorte PressRandom House Childrenrsquos Books New York

Aus dem amerikanischen Englisch von Ursula Houmlfk erUmschlaggestaltung Hilden Design Muumlnchen

wwwhildendesigndeUmschlagillustration copy Michael Wagner

MI middot Herstellung CZSatz Uhl + Massopust Aalen

Druck und Bindung GGP Media GmbH PoumlszligneckISBN 978-3-570-40000-5

Printed in Germany

wwwcbj-verlagde

Penguin Random House Verlagsgruppe FSCreg N001967


Natuumlrlich fuumlr Claudetteiamque opus exegi

Scott_Geheimnis des Nicholas Fla5 5Scott_Geheimnis des Nicholas Fla5 5 01011970 10436 Uhr01011970 10436 Uhr

Ich bin eine Legende

Der Tod hat keine Herrschaft uumlber mich Krankheit kann mich nicht

anfechten Schau mich an so wie ich jetzt bin und du wuumlrdest mich

nicht fuumlr alt halten Und doch wurde ich im Jahre des Herrn 1330 ge-

boren vor mehr als sechshundertundsiebzig Jahren

Ich war so vieles im Laufe der Zeit Arzt und Koch Buchhaumlndler

und Soldat Lehrer fuumlr Sprachen und Chemie Gesetzeshuumlter und

auch Dieb

Doch zuallererst war ich Alchemyst Ich war der Alchemyst Als

der Groumlszligte galt ich von allen und meine Dienste wurden weithin ge-

sucht ndash von Koumlnigen und Prinzen vom Kaiser und selbst vom Papst

Ich konnte gewoumlhnliches Metall in Gold verwandeln und aus Kieseln

schuf ich kostbare Edelsteine Aber das war noch nicht alles Verbor-

gen in einem Buch uumlber alte Magie entdeckte ich das Geheimnis ewi-

gen Lebens

Und jetzt wurde Perenelle meine Frau entfuumlhrt und das Buch ge-

stohlen

Ohne das Buch werden sie und ich altern Innerhalb eines Mond-

zyklus werden wir dahinsiechen und sterben Und wenn wir ster-

ben wird das Boumlse das wir so lange bekaumlmpft haben endguumlltig

triumphieren Das Aumlltere Geschlecht wird unsere Erde wieder in Be-

sitz nehmen und die Menschheit fuumlr immer vernichten

Aber ich werde mich nicht kampflos ergeben

Denn ich bin der unsterbliche Nicholas Flamel

Aus dem Tagebuch von Nicholas Flamel Alchemyst

Niedergeschrieben am heutigen Tag Donnerstag den 31 Mai

in San Francisco der Stadt meiner Wahl


Donnerstag 31 Mai


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Kapitel Eins

Okay dann sag mir doch bitte Warum traumlgt jemand in San Francisco mitten im Sommer einen Mantellaquo Sophie Newman druumlckte beim Sprechen den Finger auf ihren Bluetooth-Ohr-stoumlpsel

Auf der anderen Seite des Kontinents erkundigte sich ihre modebewusste Freundin Elle sachlich raquoWelche Art von Man-tellaquo

Sophie wischte sich die freie Hand an dem Tuch ab das sie in den Schuumlrzenbund gesteckt hatte kam hinter dem Tresen des leeren Cafeacutes hervor und ging zum Fenster um die Maumlnner die auf der gegenuumlberliegenden Straszligenseite aus einem Wagen stie-gen besser beobachten zu koumlnnen raquoDicke schwarze Wollmaumln-tel Dazu auch noch schwarze Handschuhe und Huumlte Und Son-nenbrillenlaquo Sie druumlckte die Nase an die Scheibe raquoDas ist selbst fuumlr San Francisco ein bisschen zu schraumlglaquo

raquoVielleicht sind sie von einem Bestattungsunternehmenlaquo ver-


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mutete Elle Ihre Stimme kam bruumlchig und abgehackt uumlber das Handy Im Hintergrund houmlrte Sophie laute duumlstere Musik ndash La-crimosa vielleicht oder Amorphis Elle hatte ihre Gothic-Phase nie wirklich uumlberwunden

raquoMoumlglichlaquo Uumlberzeugt war Sophie nicht Sie hatte gerade mit ihrer Freundin telefoniert als ihr vor wenigen Augenblicken das ungewoumlhnliche Auto aufgefallen war Es war lang und schnittig und sah aus als kaumlme es geradewegs aus einem alten Schwarz-Weiszlig-Film Im Vorbeifahren hatten die getoumlnten Scheiben das Sonnenlicht reflektiert Das Cafeacute wurde kurz in ein intensives goldenes Licht getaucht und Sophie wurde geblendet Sie hatte die schwarzen Punkte die vor ihren Augen tanzten weggeblin-zelt und beobachtet wie der Wagen am Ende der leicht abfal-lenden Straszlige gewendet hatte und langsam zuruumlckgekommen war Ohne den Blinker zu setzen hatte er direkt vor der raquoKlei-nen Buchhandlunglaquo auf der gegenuumlberliegenden Straszligenseite angehalten

raquoVielleicht sind es auch Mafiosilaquo raunte Elle raquoMein Dad kennt einen von der Mafia Aber der faumlhrt einen Priuslaquo fuumlgte sie hinzu

raquoEin Prius ist das mit Sicherheit nichtlaquo sagte Sophie Sie schaute wieder hinuumlber zu dem Wagen und den beiden Maumln-nern die in ihren dicken Maumlnteln mit Handschuhen und Hut auf der Straszlige standen die Augen hinter uumlbergroszligen Sonnen-brillen verborgen

raquoVielleicht ist ihnen auch nur kaltlaquo kam Elles naumlchste Ver-mutung raquoKann es nicht ziemlich frisch werden in San Fran-ciscolaquo

Sophie Newman warf einen Blick auf die Uhr und das Ther-


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mometer die uumlber dem Tresen hinter ihr hingen raquoWir haben hier Viertel nach zwei und 27 Gradlaquo sagte sie raquoGlaub mir de-nen ist nicht kalt Die muumlssen sich zu Tode schwitzen Warte mal da tut sich waslaquo

Die hintere Wagentuumlr ging auf und ein weiterer Mann stieg mit steifen Bewegungen aus Er war noch groumlszliger als die ersten bei-den Als er die Wagentuumlr schloss fiel kurz Licht auf sein Gesicht und Sophie sah fuumlr einen Augenblick blasse kraumlnklich wirkende grauweiszlige Haut Sie drehte am Lautstaumlrkeregler ihres Ohrstoumlp-sels raquoDu solltest sehen was da gerade aus dem Auto gestiegen ist Ein riesiger Kerl mit grauer Haut Grau sag ich dir Das waumlre eine Erklaumlrung Vielleicht haben sie eine Hautkrankheitlaquo

raquoIch hab mal einen Bericht im Fernsehen gesehen uumlber Leute die nicht in die Sonne gehen koumlnnen helliplaquo begann Elle doch Sophie houmlrte nicht mehr zu

Eine vierte Gestalt stieg aus dem WagenEs war ein Mann von relativ kleiner Statur eine elegante Er-

scheinung in einem grauschwarzen Dreiteiler der zwar etwas altmodisch wirkte aber ohne Zweifel teuer wenn nicht maszlig-geschneidert war Das eisengraue Haar war aus dem eckigen Gesicht gekaumlmmt und im Nacken zu einem straffen Pferde-schwanz zusammengebunden Mund und Kinn waren hinter einem akkurat geschnittenen schwarzen Spitzbart verborgen in dem nur wenige graue Straumlhnen waren Er trat unter die ge-streifte Markise die die Buch-Angebotstische auf dem Buumlrger-steig vor der Sonne schuumltzte Als er ein schreiend buntes Ta-schenbuch herausnahm und es umdrehte bemerkte Sophie dass er graue Handschuhe trug Ein Perlmuttknopf am Hand-gelenk blitzte in der Sonne auf


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raquoSie gehen jetzt in die Buchhandlunglaquo sagte sieraquoArbeitet Josh noch dortlaquo erkundigte sich Elle sofortSophie ignorierte das ploumltzliche Interesse in der Stimme ihrer

besten Freundin Die Tatsache dass Elle ihren Zwillingsbruder mochte war irgendwie zu seltsam raquoJa Ich ruf ihn gleich mal an Wenn ich weiszlig was Sache ist houmlrst du wieder von mirlaquo Sie zog den Ohrstoumlpsel heraus und rieb sich geistesabwesend das heiszlige Ohr waumlhrend sie immer noch fasziniert zu dem kleinen unter-setzten Mann hinuumlberschaute Er hatte irgendetwas an sich hellip etwas Merkwuumlrdiges Vielleicht ist er Modedesigner uumlberlegte sie oder Filmproduzent oder vielleicht auch Schriftsteller ndash ihr war aufgefallen dass manche Schriftsteller sich gern ausgefal-len kleideten Sie wollte ihm ein paar Minuten Zeit geben um sein Anliegen in der Buchhandlung vorzubringen dann wuumlrde sie ihren Bruder anrufen und sich Bericht erstatten lassen

Sophie wollte sich gerade abwenden als der Mann in Grau ploumltzlich herumwirbelte und sie direkt anzusehen schien Sein Gesicht lag im Schatten der Markise und doch sah es fuumlr den Bruchteil einer Sekunde so aus als gluumlhten seine Augen

Sophie wusste ndash sie wusste es einfach ndash dass der kleine Graue sie unmoumlglich sehen konnte Sie stand auf der gegenuumlberlie-genden Straszligenseite hinter einer Schaufensterscheibe die das Licht des fruumlhen Nachmittags reflektierte In der relativen Dun-kelheit hinter der Scheibe war sie nicht zu erkennen

Und dennoch hellipUnd dennoch war es Sophie als wuumlrden ihre Blicke sich

fuumlr einen kurzen Augenblick treffen und sie spuumlrte wie die Haumlrchen auf ihren Unterarmen sich aufstellten und ein kalter Windhauch uumlber ihren Nacken strich Sie lieszlig ihre Schultern


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kreisen und bog den Kopf leicht nach rechts und links sodass ihr ein paar ihrer langen blonden Locken uumlber die Wangen fie-len Das Ganze hatte nur eine Sekunde gedauert dann hatte der Fremde sich wieder abgewandt

Noch bevor der kleine graue Mann mit seinen drei viel zu warm angezogenen Begleitern in der Buchhandlung ver-schwand stand fuumlr Sophie fest dass sie ihn nicht mochte

PfefferminzeUnd faule EierraquoDas stinkt ja hier gewaltiglaquoJosh Newman stand im Keller der Buchhandlung und atmete

tief durch Woher kam der Gestank nur Er schaute an den Re-galen entlang die bis unter die Decke mit Buumlchern beladen wa-ren und fragte sich ob vielleicht irgendein Tier dahinterge-krochen und verendet war Anders konnte er sich den uumlblen Gestank nicht erklaumlren Fuumlr gewoumlhnlich roch es in dem win-zigen vollgestopften Keller einfach ein bisschen muffig ndash eine Kombination der Geruumlche von trockenem Papier und verstaub-ten Spinnweben in die sich das intensivere Aroma alter Leder-einbaumlnde mischte Josh liebte diese Geruumlche fuumlr ihn waren sie warm und troumlstlich so wie der Duft von Zimt und anderen Ge-wuumlrzen die er mit Weihnachten verband

PfefferminzeFrisch und rein durchschnitt der Geruch die Kellerluft So

rochen Zahnpasta oder die Kraumlutertees die seine Schwester in dem Cafeacute gegenuumlber servierte Die Minze legte sich uumlber die schwereren Duumlfte von Papier und Leder und war so intensiv dass es Josh in der Nase kitzelte Er hatte das Gefuumlhl jeden Au-


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genblick niesen zu muumlssen Rasch zog er die Ohrstoumlpsel seines iPod heraus Niesen mit Ohrstoumlpseln war keine gute Idee ndash das Trommelfell konnte platzen

EierEr erkannte den Schwefelgeruch fauler Eier der jetzt den fri-

schen Minzeduft verdraumlngte hellip und einfach ekelerregend war Er spuumlrte wie der Gestank sich wie eine koumlrperliche Schicht auf seine Zunge und Lippen legte und seine Kopfhaut begann zu jucken als krabbele etwas darauf herum Josh fuhr sich mit den Fingern durch sein zerzaustes blondes Haar und schuumlttelte sich Oder kam das alles vielleicht von einem verstopften Ab-wasserkanal

Mit den Ohrstoumlpseln um den Hals checkte er die Buumlcherliste in seiner Hand und suchte erneut die Regale ab Charles Dickensrsquo gesammelte Werke siebenundzwanzig Baumlnde roter Lederein-band Wo konnten die sein

Josh arbeitete schon seit uumlber zwei Wochen in der Buchhand-lung und hatte noch immer keine Ahnung wo er was finden konnte Es gab einfach kein Archivierungssystem Das heiszligt Es gab eines aber das kannten nur Nick und Perry Fleming die Eigentuumlmer der raquoKleinen Buchhandlunglaquo Nick und seine Frau fanden jedes Buch sowohl oben im Laden als auch hier unten im Keller innerhalb weniger Minuten

Wieder waberten Pfefferminzduft und gleich darauf der Ge-stank von faulen Eiern durch den Keller Josh musste husten und Traumlnen traten ihm in die Augen Das war ja nicht auszu-halten Er stopfte die Buumlcherliste in die eine Tasche seiner Jeans und die Ohrstoumlpsel in die andere und schob sich an Buumlcher- und Kistenstapeln vorbei Richtung Treppe Nicht eine Minute


laumlnger konnte er bei diesem Gestank hier unten bleiben Er rieb sich mit den Handballen die Augen die inzwischen houmll-lisch brannten Dann zog er sich am Treppengelaumlnder hoch Er brauchte dringend frische Luft sonst musste er sich uumlbergeben Doch seltsam je naumlher er dem Ende der Treppe kam desto schlimmer wurde der Gestank

Er streckte den Kopf durch die Kellertuumlr und schaute sich um

Und in diesem Augenblick wusste Josh Newman dass die Welt nie mehr so sein wuumlrde wie bisher


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Kapitel Zwei

Josh lugte aus dem Keller seine Augen traumlnten Das Erste was ihm auffiel war dass der Laden in dem es normalerweise eher ruhig zuging voll war Vier Maumlnner standen vor Joshs Chef Nick Fleming Drei von ihnen waren groszlig und bullig einer war eher klein Der Kleine wirkte irgendwie unheimlich Joshs zwei-ter Gedanke war ein Uumlberfall

Nick Fleming stand den Fremden gegenuumlber mitten im La-den Er sah ziemlich unauffaumlllig aus durchschnittliche Groumlszlige und Statur ohne besondere Merkmale auszliger den Augen die so hell waren dass sie fast farblos wirkten Das schwarze Haar war sehr kurz geschnitten und mit dem stoppeligen Kinn erweckte Joshs Chef immer den Eindruck als haumltte er sich zwei Tage nicht rasiert Er trug einfache schwarze Jeans ein schwarzes Shirt mit dem Aufdruck von einem Konzert das vor 25 Jahren stattgefunden hatte und ein Paar alte Cowboystiefel Am lin-ken Handgelenk hatte Nick Fleming eine billige Digitaluhr und


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am rechten ein schweres silbernes Gliederarmband sowie zwei ausgefranste bunte Freundschaftsbaumlndchen

Direkt vor ihm stand der kleine Mann in einem eleganten grauen Anzug

Josh fiel auf dass die beiden Maumlnner nicht miteinander rede-ten hellip Und doch passierte etwas zwischen ihnen Beide standen reglos da die Arme an den Seiten Ellbogen an den Koumlrper ge-legt die offenen Handflaumlchen nach vorn gedreht Fleming stand in der Mitte der Buchhandlung der graue Mann und seine drei in schwarze Maumlntel gehuumlllte Begleiter zwischen ihm und der Tuumlr Seltsamerweise bewegten beide Maumlnner die Finger lieszligen sie zucken und tanzen Die Daumen beruumlhrten leicht die Zeige-finger dann die kleinen Finger dann wurden Zeigefinger und kleiner Finger ausgestreckt und so ging es weiter In Flemings Handflaumlchen sammelten sich gruumlne Nebelfetzen ringelten sich in verschlungenen Baumlndern aus seinen Haumlnden und sanken zu Boden wo sie wie Schlangen hin und her zuckten Aus der be-handschuhten Hand des grauen Mannes fielen gelblich gefaumlrbte Rauchstuumlcke die sich wie Schmutzwasserflecken auf dem Holz-fuszligboden sammelten

Von dem Nebel und Rauch ging der Gestank nach Pfeffer-minze und faulen Eiern aus Josh spuumlrte wie sich ihm der Ma-gen umdrehte Er musste wuumlrgen und schluckte hart

Mittlerweile war der Raum zwischen den beiden Maumlnnern ganz von den gruumlnen und gelben Rauchfetzen angefuumlllt wenn die sich beruumlhrten zischte es und Funken spruumlhten Fleming lieszlig noch immer die Finger tanzen und in seiner Handflaumlche er-schien jetzt ein langer armdicker gruumlner Rauchkringel Er blies darauf kurz und zischend und der Rauchkringel stieg hoch und


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rollte sich in Houmlhe der Koumlpfe der beiden Maumlnner zu einer Kugel zusammen Die kurzen dicken Finger des grauen Mannes tipp-ten ihren eigenen Rhythmus und ein Ball aus gelber Energie glitt aus seinen Haumlnden und schwebte davon Er beruumlhrte den gruumlnen Rauchkringel der sich sofort um den Ball zu wickeln be-gann Funken spruumlhten es knallte ndash und eine ohrenbetaumlubende Explosion warf beide Maumlnner ruumlckwaumlrts durch den Raum und schleuderte sie gegen die Buumlcherregale Gluumlhbirnen und die Neon roumlh ren unter der Decke zersprangen und lieszligen pudrig feine Glassplitter auf den Boden regnen Zwei der groszligen Fens-terscheiben zerbarsten und flogen nach drauszligen in etlichen kleinen Sprossenfenstern bildeten sich Spinnwebrisse

Nick Fleming stuumlrzte nicht weit vom Kellerabgang zu Boden Fast waumlre er auf Josh geprallt der wie angenagelt auf der Treppe stand die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen

Als Nick sich aufrappelte druumlckte er Josh die Treppe hinunter raquoBleib unten egal was passiert bleib untenlaquo zischte er Er sprach Englisch mit einem undefinierbaren Akzent Beim Umdrehen straffte er die Schultern und Josh sah wie er die rechte Hand hob und erneut in die Handflaumlche blies Dann machte er eine Be-wegung als wolle er einen Ball in die Mitte des Raumes werfen

Josh reckte den Hals um zu sehen was passierte Aber es gab nichts zu sehen hellip Bis es ploumltzlich schien als wuumlrde alle Luft aus dem Raum herausgesogen Buumlcher wurden aus den Regalen gerissen und zur Mitte der Buchhandlung hingezogen wo sie in einem chaotischen Haufen liegen blieben Gerahmte Dru-cke flogen von den Waumlnden der schwere Teppich hob sich vom Boden und wurde wie von Geisterhand in Richtung Buumlcher-berg gezerrt


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Und dann explodierte der BergZwei der bulligen schwarz gekleideten Maumlnner traf die volle

Wucht der Explosion Josh sah wie Buumlcher einige schwer und hart andere mit biegsamem Einband dafuumlr scharfkantig wie aufgeregte Voumlgel um sie herumflatterten Er zuckte mitfuumlhlend zusammen als einen der beiden ein dickes Woumlrterbuch mitten ins Gesicht traf Sein Hut und die Sonnenbrille flogen davon ndash und zum Vorschein kamen eine erdige graue Gesichtshaut und Augen die aussahen wie schwarze polierte Steine Ein ganzes Regal voller Liebesromane kippte seinen Inhalt seinem Kame-raden ins Gesicht Die billige Sonnenbrille zerbrach in zwei Teile und Josh stellte fest dass auch er Augen wie Steine hatte

Da wusste er ploumltzlich dass es tatsaumlchlich Steine warenJosh wandte sich zu seinem Chef um und oumlffnete den Mund

wie um eine verzweifelte Frage zu stellen Nick Fleming warf ihm nur einen kurzen Blick zu raquoUnten bleibenlaquo schrie er raquoEr hat Golems mitgebrachtlaquo

Fleming duckte sich als der kleine Mann drei lange speeraumlhn-liche Energiestaumlbe durch den Raum schickte Sie flogen zi-schend durch Buumlcherregale und bohrten sich in den Boden Al-les was sie beruumlhrten begann augenblicklich zu verrotten und zu vermodern Ledereinbaumlnde brachen Papier wurde schwarz Holzdielen und Regalbretter zerfielen zu feinem Staub

Fleming warf einen weiteren unsichtbaren Ball in eine Ecke des Raumes Josh folgte der Bewegung seines Armes Ein Son-nenstrahl traf den Ball in seinem Flug durch die Luft und fuumlr einen Augenblick sah Josh ihn aufleuchten in verschiedenen Gruumlntoumlnen funkelnd und schimmernd wie eine Smaragdkugel Dann flog er aus dem Licht und wurde wieder unsichtbar


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Die Folgen seines Aufpralls waren verheerend weit schlim-mer noch als beim vorherigen Mal Diesmal war kein Laut zu houmlren doch das gesamte Gebaumlude erbebte Tische mit billigen Taschenbuumlchern darauf zerfielen zu streichholzgroszligen Spaumlnen und Papierschnipsel flogen wie bizarres Konfetti durch die Luft Zwei der Maumlnner in Schwarz ndash Golems wie Fleming sie ge-nannt hatte ndash krachten ruumlckwaumlrts in Regale und wurden unter Buumlchern begraben waumlhrend der dritte der groumlszligte mit solcher Wucht gegen die Tuumlr prallte dass sie aufschlug und er auf die Straszlige flog

In der Stille die darauf folgte houmlrte man das Klatschen von behandschuhten Haumlnden

raquoWie ich sehe hast du deine Technik perfektioniert Nicho-laslaquo Der Graue sprach Englisch in einem seltsam singenden Tonfall

raquoIch habe geuumlbt Johnlaquo erwiderte Nick Fleming wobei er langsam wieder naumlher an die offene Kellertuumlr ruumlckte und Josh weiter hinunterdruumlckte raquoIch wusste dass du mich fruumlher oder spaumlter finden wuumlrdestlaquo

raquoWir haben sehr lange nach dir gesucht Nicholas Du hast etwas das uns gehoumlrt Und wir wollen es zuruumlckhabenlaquo

Ein gelber Rauchfetzen bohrte sich in die Decke uumlber Fle-mings und Joshs Kopf Es knisterte und vermoderter schwarzer Putz fiel herunter wie giftige Schneeflocken

raquoIch habe es verbranntlaquo sagte Fleming raquoSchon vor langer Zeitlaquo Er druumlckte Josh noch weiter in den Keller hinunter trat selbst auf die Treppe und zog dann die Schiebetuumlr hinter sich zu raquoFrag nichtlaquo warnte er und seine hellen Augen leuchteten im Daumlmmerlicht raquonicht jetztlaquo


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Fleming fasste Josh am Arm und zog ihn in die dunkelste Ecke des Kellers Dort packte er ein Regal mit beiden Haumlnden und zog es mit einem Ruck zu sich her Etwas klickte und das Regal schwang auf Dahinter kam eine verborgene Treppe nach oben zum Vorschein

Fleming schob Josh vorwaumlrts raquoSchnell jetzt schnell und leiselaquo sagte er

Er trat hinter Josh durch die Oumlffnung und versuchte das Re-gal wieder davorzuziehen Im selben Augenblick sah Josh wie die Kellertuumlr zu einer fauligen schwarzen Fluumlssigkeit zusam-mensackte und die Treppe hinunterfloss

raquoHinauflaquo Das Regal hinter ihnen rastete ein Nick Flemings warmer Atem streifte Joshs Ohr raquoDie Treppe fuumlhrt in den lee-ren Laden neben unserem Wir muumlssen uns beeilen Dee wird nur wenige Augenblicke brauchen bis er merkt was los istlaquo

Josh Newman nickte er kannte den Laden nebenan Es war eine Reinigung die den ganzen Sommer uumlber leer gestanden hatte Waumlhrend er weiterhastete tanzten durch Joshs Kopf Hun-derte von Fragen und keine der moumlglichen Antworten die ihm in den Sinn kamen war befriedigend da in den meisten ein ein-ziges unglaubliches Wort vorkam Magie Josh hatte gerade ge-sehen wie zwei Maumlnner sich mit Baumlllen und Speeren aus ndash aus Energie beworfen hatten Er war houmlchstpersoumlnlich Zeuge der Zerstoumlrung gewesen die diese Energie angerichtet hatte

Josh war Zeuge von Magie gewesenAber natuumlrlich wusste er dass es Magie nicht gab und nicht

geben konnte Das wusste schlieszliglich jeder


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Kapitel Drei

Woher kam nur dieser eklige GestankSophie Newman wollte gerade wieder ihr Headset ins Ohr druuml-cken als ihr ein beiszligender Geruch in die Nase stieg Ihre Nasen-fluumlgel bebten Sie klappte ihr Telefon zu steckte das Headset in die Tasche beugte sich uumlber eine offene Dose mit schwarzem Tee und atmete tief ein

Seit sie und ihr Bruder fuumlr diesen Sommer nach San Fran-cisco gekommen waren arbeitete sie in der raquoKaffeetasselaquo einem Cafeacute das Dutzende verschiedener Kaffee- und Teesorten anbot Der Job war okay nichts Besonderes Die meisten Kunden wa-ren nett einige wussten nicht wie man sich benahm und ge-legentlich war auch mal einer dabei der schlicht unverschaumlmt war Aber die Arbeitszeit stimmte die Bezahlung war gut die Trinkgelder waren noch besser und der Laden hatte den zu-saumltzlichen Vorteil dass er genau gegenuumlber der Buchhandlung lag in der ihr Zwillingsbruder arbeitete Sie waren letzten De-


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zember fuumlnfzehn geworden und hatten bereits angefangen auf ein eigenes Auto zu sparen Ihrer Schaumltzung nach hatten sie das Geld in fruumlhestens zwei Jahren zusammen ndash falls sie keine CDs DVDs Computerspiele Klamotten und Schuhe (Sophies groszlige Schwaumlche) kauften

Normalerweise waren sie zu dritt im Cafeacute aber eine Kollegin hatte sich krank gemeldet und Bernice die Besitzerin war nach dem mittaumlglichen Ansturm zum Groszlighaumlndler gefahren um die Tee- und Kaffeevorraumlte aufzustocken Sie hatte versprochen in einer Stunde wieder zuruumlck zu sein aber Sophie wusste aus Er-fahrung dass es mindestens doppelt so lang dauern wuumlrde

In den vergangenen Tagen hatte Sophie gelernt die unter-schiedlichen exotischen Tee- und Kaffeesorten die sie verkauf-ten am Duft zu erkennen Sie konnte Earl Grey und Darjee-ling auseinanderhalten und kannte den Unterschied zwischen javanischem und kenianischem Kaffee Sie mochte den Kaffee-duft gern nur der bittere Geschmack war ihr zuwider Aber sie liebte Tee Nach und nach hatte sie alle Teesorten ausprobiert vor allem die Kraumlutertees in fruchtigen Geschmacksrichtungen und mit ungewoumlhnlichen Aromen

Aber jetzt roch etwas ganz widerlichFast wie faule EierSophie hielt sich eine Teedose unter die Nase und atmete

wieder tief ein Das frische Aroma des Assams drang bis in ihre Kehle Daher kam der Gestank nicht

raquoEigentlich ist er zum Trinken da nicht zum InhalierenlaquoSophie drehte sich um Perry Fleming hatte das Cafeacute betre-

ten Sie war eine groszlige elegante Erscheinung die jedes Al-ter zwischen vierzig und sechzig haumltte haben koumlnnen Fruumlher


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musste sie eine Schoumlnheit gewesen sein und auch heute noch zog sie die Blicke auf sich Sophie hatte noch nie so leuchtend gruumlne Augen gesehen und hatte sich im Stillen gefragt ob die Frau wohl gefaumlrbte Kontaktlinsen trug

Perry hatte offensichtlich einmal rabenschwarzes Haar ge-habt doch inzwischen war es von Silberfaumlden durchzogen Sie trug es zu einem kunstvollen Zopf geflochten der ihr uumlber den Ruumlcken fiel und fast bis zur Taille reichte Sie hatte wunder-schoumlne Zaumlhne und von ihren Augenwinkeln gingen winzige Lachfaumlltchen aus Sie war immer sehr viel eleganter gekleidet als ihr Mann und an diesem Tag trug sie ein minzgruumlnes aumlr-melloses Sommerkleid das zu ihren Augen passte und wie Sophie annahm wahrscheinlich aus reiner Seide war

raquoIch dachte eben er riecht etwas seltsamlaquo sagte Sophie und steckte noch einmal ihre Nase in den Tee raquoJetzt ist es okay aber einen Augenblick lang dachte ich tatsaumlchlich er riecht nach hellip nach faulen Eiernlaquo

Sie hatte Perry Fleming angeschaut als sie das sagte und er-schrak richtig als sie sah wie Perry zusammenzuckte die Au-gen aufriss herumwirbelte und zur anderen Straszligenseite hi-nuumlberschaute ndash genau in dem Moment als die kleinen Scheiben in den Sprossenfenstern der Buchhandlung Spruumlnge bekamen und zwei groszlige Scheiben einfach explodierten und zu Staub zerfielen Gruumlne und gelbe Rauchwoumllkchen zogen heraus auf die Straszlige und die Luft war erfuumlllt vom Gestank fauler Eier So-phie roch noch etwas anderes den scharfen frischen Duft von Pfefferminze

Perry Fleming bewegte die Lippen und Sophie houmlrte sie fluumls-tern raquoOh nein hellip nicht jetzt hellip nicht hierlaquo


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raquoPerry helliplaquoDie Frau drehte sich wieder zu Sophie um In ihren Augen

lag schieres Entsetzen und ihr fuumlr gewoumlhnlich akzentfreies Eng-lisch hatte jetzt einen leicht fremdlaumlndischen Einschlag raquoBleib hier Egal was passiert bleib hier und halt dich untenlaquo

Sophie wollte gerade etwas sagen als eine Druckwelle sie erreichte Sie schluckte um ihre Ohren wieder freizubekom-men ndash und dann flog die Tuumlr der Buchhandlung auf und ei-ner der kraumlftigen Maumlnner die Sophie vorher hatte hineingehen sehen wurde auf die Straszlige geschleudert Sein Hut und die Sonnenbrille waren weg und Sophie sah kurz Haut die wie die eines Toten aussah und Augen wie schwarzer Marmor Einen Augenblick lang kauerte der Mann reglos mitten auf der Straszlige dann hob er die Hand um sein Gesicht vor dem Sonnenlicht zu schuumltzen

Sophie spuumlrte wie sich in ihrem Magen ein kalter harter Klumpen bildete

Die Haut an der Hand des Mannes kam in Bewegung Sie rutschte langsam wie zaumlher Brei in seinen Aumlrmel Es war als wuumlrden seine Finger schmelzen Ein Klecks der aussah wie grauer Schlamm platschte auf den Boden

raquoGolemslaquo keuchte Perry Fleming raquoMein Gott er hat Go-lems erschaffenlaquo

raquoGollumslaquo fragte Sophie Ihr Mund war wie ausgetrocknet und ihre Zunge fuumlhlte sich ploumltzlich entschieden zu groszlig an raquoWie der Gollum aus rsaquoHerr der Ringelsaquolaquo

Perry ging langsam zur Tuumlr raquoNein Golemslaquo erwiderte sie geistesabwesend raquoMenschen aus Lehmlaquo

Sophie konnte mit dem Begriff nichts anfangen Mit einer


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Mischung aus Fassungslosigkeit und Panik beobachtete sie wie das Wesen ndash der Golem ndash von der Straszlige in den Schatten der Markise kroch Wie eine riesige Schnecke lieszlig er eine feuchte schlammige Spur hinter sich die in der Sonne sofort trock-nete Bevor er zuruumlck in die Buchhandlung kroch sah Sophie noch einmal sein Gesicht Es war zerflossen wie geschmolzenes Wachs und die Haut war von einem Netz von Rissen uumlberzo-gen Sie erinnerte an Wuumlstenboden

Perry stuumlrzte auf die Straszlige Sophie sah wie sie in Sekunden-schnelle ihren kunstvollen Zopf loumlste und den Kopf schuumlttelte Doch das offene Haar legte sich danach nicht auf ihren Ruumlcken sondern wurde wie von einer sanften Brise um ihr Gesicht ge-weht Und das obwohl es absolut windstill war

Sophie zoumlgerte nur einen Moment dann schnappte sie sich einen Besen und rannte Perry nach Josh war in der Buchhand-lung

In dem Buchladen herrschte voumllliges ChaosDie Buumlcher aus den sonst ordentlich eingeraumlumten Regalen

und von den sauber aufgeschichteten Tischen lagen im ganzen Laden verstreut Die Regale und Tische selbst waren zerbrochen und zerschmettert Auf dem Boden lagen zerknitterte Kunst-drucke und Landkarten Der Geruch von Faumlulnis und Verwe-sung hing in der Luft Selbst die Decke war in Mitleidenschaft gezogen Putz war abgefallen die Holzbalken waren zu sehen und elektrische Kabel hingen herunter

Der kleine Mann in Grau stand mitten im Raum Er klopfte sich sorgfaumlltig den Staub von den Jackettaumlrmeln waumlhrend zwei seiner Golems lautstark den Keller zu durchsuchen schienen


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Der dritte Golem lehnte steif und mitgenommen von seinem unfreiwilligen Aufenthalt in der Sonne an einem kaputten Buchregal Fetzen von grauer erdiger Haut loumlsten sich von dem was von seinen Haumlnden noch uumlbrig war

Der kleine Mann drehte sich um als Perry gefolgt von Sophie in die Buchhandlung stuumlrmte Er verneigte sich leicht raquoAh Ma-dame Perenelle Ich habe mich schon gefragt wo du bistlaquo

raquoWo ist Nicholaslaquo wollte Perry wissen Sie sprach den Na-men raquoNikolalaquo aus

Sophie sah wie sich an Perrys Haar statische Elektrizitaumlt ent-lud und blaue und weiszlige Funken herausspruumlhten

raquoUnten nehme ich an Meine Geschoumlpfe suchen ihnlaquoDen Besen fest in der Hand schluumlpfte Sophie an Perry vor-

bei und schlich zum hinteren Teil der Buchhandlung Josh Wo war Josh Sie hatte keine Ahnung was hier vorging und sie wollte es auch lieber gar nicht wissen Sie musste nur ihren Bru-der finden

raquoDu bist so huumlbsch wie eh und jelaquo sagte der graue Mann zu Perry raquoUnd keinen Tag aumllter bist du gewordenlaquo Er ver-beugte sich noch einmal eine altmodische Houmlflichkeitsgeste die er muumlhelos beherrschte raquoEs ist immer eine Freude dich zu sehenlaquo

raquoIch wuumlnschte ich koumlnnte dasselbe auch von dir sagen Deelaquo Perry kam weiter in den Laden herein und sah sich nach allen Seiten um raquoIch habe dich an deinem faulen Geruch erkanntlaquo

Der Mann den Perry Dee nannte schloss die Augen und at-mete tief durch raquoIch liebe Schwefelduft Er ist so helliplaquo Er hielt kurz inne raquohellip so dramatischlaquo Dann oumlffnete er die grauen Au-gen wieder und sein Laumlcheln verflog raquoWir sind wegen des


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Buches gekommen Perenelle Und erzaumlhl mir nicht dass ihr es vernichtet habtlaquo fuumlgte er hinzu raquoDeine anhaltend gute Ge-sundheit ist Beweis genug fuumlr seine Existenzlaquo

Welches Buch uumlberlegte Sophie und schaute sich verwun-dert um Der ganze Laden war voller Buumlcher

raquoDu weiszligt sehr gut dass wir die Huumlter des Buches sindlaquo sagte Perry und etwas in ihrer Stimme veranlasste Sophie sich zu ihr umzudrehen Mit offenem Mund die Augen vor Entset-zen weit aufgerissen hielt Sophie mitten in der Bewegung inne Ein silberner Nebel umgab Perry Fleming in hauchduumlnnen Schwaden stieg er von ihrer Haut auf Fast uumlberall war er zart und durchsichtig doch um ihre Haumlnde herum ballte er sich zu-sammen sodass es aussah als truumlge sie metallene Schutzhand-schuhe raquoDu wirst es nie bekommenlaquo sagte Perry leise

raquoOh doch Wir haben uns im Lauf der Jahre all die anderen Schaumltze angeeignet Fehlt nur noch das Buch Mach es dir leicht und sage mir wo es istlaquo

raquoNiemalslaquo Jetzt war Perrys Stimme laut und festraquoIch wusste dass du das sagstlaquo erwiderte Dee Er gab dem

riesigen Golem ein Zeichen und der warf sich auf Perry raquoMenschliches Verhalten ist so leicht vorherzusehenlaquo

Nick Fleming und Josh wollten gerade die Tuumlr oumlffnen die von der Reinigung hinaus auf den Gehweg fuumlhrte als sie sahen wie Perry gefolgt von Sophie uumlber die Straszlige in die Buchhandlung rannte

raquoSieh zu dass du die Tuumlr aufkriegstlaquo befahl Nick atemlos und griff unter sein Shirt Aus einem einfachen rechteckigen Stoffbeutel den er um den Hals trug zog er etwas heraus das


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aussah wie ein kleines mit kupferfarbenem Metall beschla-genes Buch

Josh schob die Riegel zuruumlck riss die Tuumlr auf und Nick rannte hinaus wobei er rasch die abgegriffenen Seiten des Buches durchblaumltterte Offenbar suchte er nach etwas Josh konnte als er hinter Nick zuruumlck in die Buchhandlung lief auf dem gelben Papier kurz eine verschnoumlrkelte Schrift und geometrische Mus-ter erkennen

Im Laden sahen sie gerade noch wie der Golem sich auf Perry stuumlrzte

Und explodierteFeiner koumlrniger Staub erfuumlllte die Luft und der dicke schwarze

Mantel fiel auf den Boden Einen Augenblick lang wirbelte eine Miniaturwindhose uumlber der Stelle und blies lehmigen Staub auf dann drehte sie ab

Doch das Eintreffen von Nick und Josh lenkte Perry die den Golem abgewehrt hatte ganz offensichtlich ab Sie drehte sich halb um ndash und in dem Moment fuhr Dee sich mit dem linken Arm uumlber die Augen und warf eine winzige Kristallkugel auf den Boden

Es war als explodiere die Sonne in dem RaumDas Licht war unbeschreiblich grell und blendend und uumlber-

zog die gesamte Buchhandlung mit seinem gleiszligenden Schein Und mit dem Licht kam der Geruch ein Gestank nach ange-sengtem Haar und verkochtem Kohl nach modrigem Laub und stechenden Dieseldaumlmpfen

Im selben Moment in dem Dee die Kugel geworfen hatte hatte Josh ganz kurz erfasst dass auch seine Schwester im Raum war Dann hatten Nick und Perry die das gleiszligende Licht zu


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Boden warf ihn mit sich gerissen Als er sich langsam wieder aufrappelte tanzte vor Joshs geblendeten Augen ein Kaleidos-kop aus schwarz-weiszligen Funken Dann sah er wie Fleming das metallbeschlagene Buch fallen lieszlig hellip sah zwei schwarz geklei-dete Gestalten neben Perry auftauchen und houmlrte Flemings Frau wie aus weiter Ferne schreien hellip sah wie Dee sich das Buch mit einem triumphierenden Laut schnappte waumlhrend Nick blind uumlber den Boden tastete

raquoDu hast verloren Nicholaslaquo rief Dee raquoSo wie immer Jetzt kann ich dir rauben was dir am wertvollsten ist deine geliebte Perenelle und dein Buchlaquo

Josh setzte sich in Bewegung noch bevor er sich dessen be-wusst war Er warf sich auf Dee was fuumlr den voumlllig unerwar-tet kam Josh war groszlig fuumlr seine fuumlnfzehn Jahre und kraumlftig So groszlig und kraumlftig dass es zum Verteidiger in seinem Fuszligballver-ein gereicht hatte und das obwohl er der juumlngste Spieler dort war Er warf Dee zu Boden Das Buch fiel dem kleinen Mann aus der Hand und Josh spuumlrte den metallenen Einband bereits in seinen Fingern hellip Aber da wurde er vom Boden hochgeho-ben und in eine Ecke geschleudert Er landete auf einem Buuml-cherberg der seinen Sturz nicht ganz so schmerzhaft werden lieszlig Schwarze Punkte und regenbogenfarbene Pfeile tanzten vor seinen Augen

Sofort war Dees graue Gestalt uumlber Josh und seine be-hand schuhte Hand griff nach dem Buch raquoIch glaube das ist meineslaquo

Joshs Hand krampfte sich um und in das Buch doch Dee riss es ihm einfach aus den Fingern

raquoLass hellip meinen hellip Bruder hellip in hellip Ruhelaquo Sophie Newman


lieszlig ihren Besen fuumlnfmal auf Dees Ruumlcken niedersausen ein-mal pro Wort

Dee schaute sie kaum an In der einen Hand hielt er das Buch mit der anderen griff er nach dem Besen Ein einziges gemurmeltes Wort und der Besen zerfiel in Sophies Haumlnden zu Saumlge spaumlnen raquoDu hast Gluumlck dass ich heute gute Laune habelaquo fluumlsterte Dee raquosonst waumlre dasselbe mit dir passiertlaquo Damit rauschte er aus dem verwuumlsteten Buchladen

Die beiden uumlbrig gebliebenen Golems folgten ihm mit Perry Fleming zwischen sich und schlugen laut die Tuumlr hinter sich zu Einige schier endlose Sekunden lang herrschte Stille dann krachte das letzte unversehrte Buumlcherregal auf den Boden


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Kapitel Vier

Dass wir die Polizei rufen kommt wahrscheinlich nicht infragelaquo Sophie Newman lehnte an den klaumlglichen Uumlberres-ten eines Buumlcherregals und schlang die Arme um sich damit das Zittern aufhoumlrte Sie war selbst erstaunt wie ruhig und ver-nuumlnftig sie klang raquoAber wir muumlssen jemandem sagen dass Perry gekidnappt wurde helliplaquo

raquoPerry ist im Moment nicht in Gefahrlaquo Nick Fleming saszlig auf einer der unteren Stufen einer kurzen Trittleiter Er hielt sich mit beiden Haumlnden den Kopf und atmete tief ein und aus Gelegentlich hustete er um Staub und Sandkoumlrnchen aus sei-ner Luftroumlhre zu befoumlrdern raquoAber du hast recht wir gehen nicht zur Polizeilaquo Er brachte ein mattes Laumlcheln zustande raquoIch wuumlsste nicht was wir ihnen erzaumlhlen koumlnnten damit es in ihren Augen einen Sinn ergibtlaquo

raquoIch fuumlrchte es macht auch in unseren Augen wenig Sinnlaquo erwiderte Josh Er saszlig auf dem einzigen heil gebliebenen Stuhl


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der Buchhandlung Auch wenn er sich nichts gebrochen hatte tat ihm alles weh und er wusste dass er in den naumlchsten Tagen mit lilablauen Flecken in houmlchst interessanten Schattierungen wuumlrde aufwarten koumlnnen Als er sich das letzte Mal so gefuumlhlt hatte war er von drei Spielern auf dem Fuszligballfeld uumlberrannt worden Aber das hier war noch schlimmer Damals hatte er wenigstens gewusst was passiert war

raquoIch koumlnnte mir vorstellen dass vielleicht Gas in den Laden gestroumlmt istlaquo begann Fleming vorsichtig raquoUnd dass das was wir gesehen haben nichts weiter war als eine Halluzinationlaquo Er blickte von Sophie zu Josh

Die Zwillinge hoben die Koumlpfe und sahen ihn an beide glei-chermaszligen unglaumlubig und beide mit vor Entsetzen immer noch ganz groszligen Augen

raquoSchwachlaquo meinte Josh schlieszliglichraquoSehr schwachlaquo stimmte Sophie zuFleming zuckte mit den Schultern raquoIch hielt es eigentlich fuumlr

eine ziemlich gute Interpretation Sie haumltte die Geruumlche erklaumlrt die Explosion im Laden und all die hellip all die anderen seltsamen Dinge die ihr vielleicht glaubt gesehen zu habenlaquo

Erwachsene das hatte Sophie schon vor langer Zeit festge-stellt waren im Ausreden-Erfinden nicht wirklich gut raquoWir haben uns das alles nicht eingebildetlaquo sagte sie bestimmt raquoWir haben uns die Golems nicht eingebildetlaquo

raquoDie waslaquo fragte JoshraquoDie kraumlftigen Kerle waren Golems Sie waren aus Lehmlaquo er-

klaumlrte ihm seine Schwester raquoPerry hat mir das gesagtlaquoraquoAh hat sielaquo murmelte Fleming Er schaute sich in seinem

verwuumlsteten Laden um und schuumlttelte den Kopf Es hatte keine


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vier Minuten gedauert um ihn komplett zu zerlegen raquoDass er Golems mitgebracht hat uumlberrascht mich Sie sind in warmen Laumlndern normalerweise sehr unzuverlaumlssig Aber sie haben ih-ren Zweck erfuumlllt Er hat bekommen was er wolltelaquo

raquoDas Buchlaquo fragte Sophie Sie hatte es kurz in Joshs Hand gesehen bevor der graue Mann es ihm entrissen hatte Obwohl sie in einem Laden voller Buumlcher stand und ihr Vater eine rie-sige Bibliothek mit antiquarischen Buumlchern besaszlig hatte sie noch nie ein Buch wie dieses gesehen Es hatte den Anschein gehabt als sei es in angelaufenes Metall gebunden

Fleming nickte raquoEr war schon lange hinter ihm herlaquo sagte er leise den Blick in die Ferne gerichtet raquoSchon sehr langelaquo

Josh stand langsam auf sein Ruumlcken und die Schultern schmerzten Er hielt Nick zwei zerknitterte Seiten hin raquoAlles hat er nicht bekommen Als er mir das Buch aus der Hand riss hatte ich das wohl noch zwischen den Fingernlaquo

Fleming schnappte sich die Seiten mit einem unartikulierten Schrei Er kniete sich auf den Boden wischte geschredderte Buuml-cher und Regalteile beiseite und legte die beiden Seiten neben-einander vor sich hin Seine Haumlnde mit den langen schlanken Fingern zitterten leicht als er das Papier glatt strich

Die Zwillinge knieten sich neben ihn einer rechts einer links und betrachteten die Seiten eingehend Sie versuchten sich ei-nen Reim auf das zu machen was sie sahen

raquoUnd das hier bilden wir uns auch nicht einlaquo fluumlsterte So-phie und tippte mit dem Zeigefinger auf eine der Seiten

Die dicken Blaumltter waren etwa 10 cm breit und 15 cm hoch und schienen aus gepresstem Naturmaterial zu bestehen Fa-serstuumlcke und Blaumltter waren an der Oberflaumlche deutlich zu er-


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kennen Und beide Seiten waren in einer eckigen Schrift mit deutlichen Ober- und Unterlaumlngen beschrieben Der erste Buch-stabe in der oberen linken Ecke war jeweils wunderschoumln in Rot und Gold ausgemalt waumlhrend der Rest des Textes mit roumlt-lich schwarzer Tinte geschrieben war

Und die Worte bewegten sichSophie und Josh beobachteten wie sich die Buchstaben auf

der Seite verschoben wie winzige Kaumlfer einmal diese Form an-nahmen dann wieder eine andere wie sie fuumlr einen kurzen Au-genblick fast leserlich wurden und sich in erkennbare Sprachen wie Latein oder Altenglisch fuumlgten um sich dann sofort wieder aufzuloumlsen oder als Symbole aumlgyptischen Hieroglyphen oder keltischen Runen nicht unaumlhnlich neu zu erscheinen

Fleming seufzte raquoNein ihr bildet euch das nicht einlaquo sagte er schlieszliglich Er griff in den Ausschnitt seines Shirts und zog an einer schwarzen Kordel einen Zwicker heraus eine altmo-dische Brille ohne Buumlgel die man sich auf die Nase klemmen konnte Nick Fleming benutzte die Brille als Vergroumlszligerungsglas und lieszlig sie uumlber den sich windenden und verschiebenden Zei-chen hin und her wandern raquoHalaquo

raquoGute Nachrichtenlaquo fragte JoshraquoAusgezeichnete Nachrichten Ihm fehlt rsaquoDer letzte Aufruflsaquolaquo

Er druumlckte Joshs laumldierte Schulter sodass der zusammenzuckte raquoWenn du zwei Seiten aus dem Buch haumlttest herausreiszligen wol-len um es nutzlos zu machen haumlttest du dir keine besseren aus-suchen koumlnnenlaquo Das breite Laumlcheln verschwand von Flemings Gesicht raquoUnd wenn Dee das merkt kommt er augenblicklich wieder zuruumlck und ich garantiere euch dass er dann nicht nur Golems mitbringtlaquo


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raquoWer war der graue Typ uumlberhauptlaquo wollte Sophie wissen raquoPerry nannte ihn auch Deelaquo

Fleming nahm die beiden Buchseiten und stand auf Als Sophie ihn anschaute fiel ihr auf dass er ploumltzlich alt und muumlde aussah unendlich muumlde raquoDer graue Typ war Dr John Dee einer der maumlchtigsten und gefaumlhrlichsten Maumlnner der Weltlaquo

raquoIch habe noch nie von ihm gehoumlrtlaquo bekannte JoshraquoIn dieser modernen Welt unerkannt zu bleiben ndash das bedeu-

tet wirklich Macht zu haben Dee ist Magier Zauberer und To-tenbeschwoumlrer und das ist laumlngst nicht alles ein und dasselbelaquo

raquoMagielaquo fragte SophieraquoIch dachte eigentlich es gibt keine Magielaquo meinte Josh sar-

kastisch ndash und haumltte sich nach dem was er gerade gesehen und erlebt hatte glatt auf die Zunge beiszligen koumlnnen

raquoUnd doch hast du eben gegen Zauberwesen gekaumlmpft Die Golems sind aus Erde und Lehm geschaffene Menschen die ein einziges machtvolles Wort zum Leben erweckt Ich schaumltze dass in den letzten hundert Jahren nicht einmal ein halbes Dut-zend Menschen einen Golem gesehen geschweige denn eine Begegnung mit ihm uumlberlebt hatlaquo

raquoHat Dee sie zum Leben erwecktlaquo wollte Sophie wissenraquoGolems zu erschaffen ist relativ einfach Der Zauber ist so

alt wie die Menschheit Sie mit Leben zu fuumlllen ist schon etwas schwieriger und sie zu kontrollieren praktisch unmoumlglichlaquo Er seufzte raquoAber nicht fuumlr Dr John Deelaquo

raquoWer ist erlaquo fragte SophieraquoJohn Dee war Hofmagier waumlhrend der Herrschaft von Koumlni-

gin Elisabeth I in EnglandlaquoSophie lachte unsicher sie wusste noch immer nicht ob sie


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Nick Fleming nicht einfach fuumlr verruumlckt erklaumlren sollte raquoAber das war vor uumlber vierhundert Jahren Und der Mann den wir gesehen haben kann nicht aumllter gewesen sein als fuumlnfziglaquo

Nick Fleming kauerte sich wieder hin und wuumlhlte in einem Berg von Buumlchern bis er fand was er suchte England zur Zeit Elisabeth I Er schlug es auf Auf einer Seite ndash gegenuumlber einem Portraumlt der Koumlnigin ndash war ein alter Stich zu sehen der einen Mann mit kantigem Gesicht und Spitzbart zeigte Er trug an-dere Kleider aber es bestand kein Zweifel dass es sich um densel-ben Mann handelte dem sie gerade begegnet waren

Sophie wurde schwindelig Sie nahm Fleming das Buch aus der Hand raquoHier steht dass Dee 1527 geboren wurdelaquo sagte sie leise raquoDamit waumlre er jetzt fast fuumlnfhundert Jahre altlaquo

Josh trat neben seine Schwester Er betrachtete das Bild dann sah er sich in der Buchhandlung um Wenn er tief einatmete roch er immer noch die seltsamen Duumlfte von hellip Magie Das war es gewesen was er gerochen hatte ndash nicht Minze und faule Eier sondern den Duft der Magie raquoDieser Dr Dee kannte dichlaquo sagte er gedehnt raquoer kannte dich sehr gutlaquo

Fleming ging durch den Laden hob hier und da etwas auf und lieszlig es wieder fallen raquoJa er kennt michlaquo sagte er raquoUnd Perry genauso Er kennt uns seit langer Zeit hellip seit sehr langer Zeitlaquo Er schaute die Zwillinge an und seine sonst fast farblosen Augen waren ploumltzlich dunkel und voller Sorge Es war als gaumlbe er sich einen Ruck raquoIhr steckt jetzt leider mit drinlaquo fuhr er fort raquound das heiszligt die Zeit der Luumlgen und Tricks ist vorbei Wenn ihr uumlberleben wollt muumlsst ihr die Wahrheit kennenlaquo

Josh und Sophie sahen sich an Hatten sie richtig verstanden Wenn ihr uumlberleben wollt hellip


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raquoMein richtiger Name ist Nicholas Flamel Ich wurde im Jahr 1330 in Frankreich geboren Perrys richtiger Name ist Perenelle sie ist zehn Jahre aumllter als ich Aber sagt ihr nicht dass ich euch das verraten habelaquo fuumlgte er hastig hinzu

Josh spuumlrte wie sich in seinem Kopf alles drehte Er wollte raquoAusgeschlossenlaquo sagen und lachen und sauer sein auf sei-nen Chef weil der ihnen eine so bescheuerte Geschichte er-zaumlhlte Aber er hatte Prellungen und ihm tat alles weh weil er durch die Buchhandlung geschleudert worden war von hellip ja von was denn Er sah den Golem vor sich der nach Perry ge-griffen hatte ndash Perenelle ndash und durch die Beruumlhrung zu Staub zerfallen war

raquoWas hellip was bist dulaquo Sophie stellte die Frage bevor ihr Zwil-lingsbruder sie aussprechen konnte raquoWas seid ihrlaquo

Fleming laumlchelte doch sein Blick war kalt und humorlos und in diesem Augenblick aumlhnelte er fast Dee raquoWir sind Legendelaquo erwiderte er raquoEinmal vor langer Zeit waren wir einfache Leute doch dann fiel mir ein Buch in die Haumlnde rsaquoAbrahams Buch der Magielsaquo allgemein auch als rsaquoDer Codexlsaquo bekannt Von diesem Moment an war alles anders Perenelle veraumlnderte sich Ich ver-aumlnderte mich Ich wurde der Alchemystlaquo

raquoDer waslaquo fragte Josh entsetztraquoIch wurde der groumlszligte Alchemyst aller Zeiten dessen Dienste

Koumlnige und Prinzen Kaiser und selbst der Papst in Anspruch nahmen Verborgen in diesem Buch voll uralter Magie ent-deckte ich den Stein der Weisen Ich lernte wie man gewoumlhn-liches Metall in Gold verwandelt und normale Steine in kost-bare Juwelen Doch es kam noch besser noch viel besser Ich entdeckte die Anleitung fuumlr eine Rezeptur aus Kraumlutern und


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Zauberspruumlchen mit der man sich Krankheit und Tod vom Leib halten kann Das ewige Leben Perenelle und ich wurden praktisch unsterblichlaquo

Er hielt die zerfledderten Buchseiten hoch Josh und Sophie starrten ihn wortlos an raquoDas ist alles was mir vom Codex bleibtlaquo fuhr Fleming fort raquoDee und seinesgleichen waren seit Jahrhunderten hinter Abrahams magischem Buch her Jetzt ha-ben sie es Und Perenelle dazulaquo fuumlgte er bitter hinzu

raquoAber du hast doch gesagt das Buch sei ohne diese Seiten nutzloslaquo Josh schien seine Sprache wiedergefunden zu haben

raquoDas ist richtig In dem Buch steht zwar noch genug um Dee jahrhundertelang zu beschaumlftigen aber diese Seiten sind die alles entscheidenden Dee wird zuruumlckkommen um sie sich zu holenlaquo

raquoDa ist noch etwas nicht wahrlaquo fragte Sophie rasch da-zwischen Sie wusste einfach dass er trotz all dieser unglaub-lichen Eroumlffnungen mit noch etwas hinter dem Berg hielt das machten Erwachsene immer so Ihre Eltern hatten Monate ge-braucht um Josh und ihr zu sagen dass sie den Sommer in San Francisco verbringen wuumlrden ndash bevor sie dann wieder in die Schule zuruumlckgehen wuumlrden

Fleming schaute sie durchdringend an Wieder erinnerte sein Blick sie an Dee Es lag etwas zutiefst Kaltes und Unmensch-liches darin raquoJa hellip da ist noch etwaslaquo gab er zoumlgernd zu raquoOhne das Buch werden Perenelle und ich sehr schnell aumllter Das hoch-komplizierte Mittel fuumlr unsere Unsterblichkeit muss jeden Mo-nat neu angemischt werden Ohne die Rezeptur und ohne die koumlrperliche Naumlhe des Buchs selbst werden wir bis zum naumlchs-ten Neumond rasend schnell altern und sterben Und wenn wir


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sterben wird das Boumlse das wir so lange bekaumlmpft haben ge-winnen Das Aumlltere Geschlecht wird die Herrschaft uumlber die Erde wieder an sich reiszligenlaquo

raquoDas Aumlltere Geschlechtlaquo wiederholte Josh Es klang als sei er im Stimmbruch

Josh schluckte und erst jetzt wurde ihm bewusst dass sein Herz wie verruumlckt haumlmmerte Was als gewoumlhnlicher Don ners-tag nach mit tag angefangen hatte war zu etwas ganz und gar Ungewoumlhnlichem und Erschreckendem geworden Josh liebte Computerspiele und las gelegentlich Fantasyromane und ein Begriff wie raquoDas Aumlltere Geschlechtlaquo klang als waumlre er einem solchen Roman entsprungen ndash oder jedenfalls steinalt und ge-faumlhrlich raquoDas Aumlltere Geschlecht bedeutet altlaquo

raquoSehr altlaquo bestaumltigte FlemingraquoWillst du damit sagen dass es auszliger dir und Dee noch mehr

von eurer Sorte gibtlaquo fragte Josh und zuckte zusammen als Sophie ihn vors Schienbein trat

Fleming wandte sich Josh zu und seine hellen Augen funkel-ten vor Zorn raquoEs gibt noch mehr wie Dee ja und auch noch mehr wie mich aber man kann uns nicht uumlber einen Kamm scheren Dee und ich sind und waren immer sehr verschiedenlaquo fuumlgte er bitter hinzu raquoWir sind unterschiedliche Wege gegan-gen und seiner hat ihn in den Abgrund gefuumlhrt Auch er ist unsterblich aber nicht einmal ich weiszlig mit Sicherheit wie er sich am Leben erhaumllt Doch wir sind beide Menschenlaquo Fleming buumlckte sich zur Ladenkasse hinunter die auf den Boden gefal-len und dabei aufgegangen war und holte Geld heraus Als er sich den Zwillingen wieder zuwandte erschreckte sein grim-miger Gesichtsausdruck sie raquoDiejenigen denen Dee dient ge-


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houmlren nicht und gehoumlrten nie der menschlichen Rasse anlaquo Er stopfte das Geld in seine Tasche und hob eine speckige alte Le-derjacke vom Boden auf raquoWir muumlssen hier weglaquo

raquoWohin willst du Was hast du vorlaquo fragte SophieraquoUnd was passiert mit unslaquo Josh fuumlhrte ihren Gedanken

fort ndash so wie sie es auch oft bei ihm tatraquoZuerst muss ich euch an einen sicheren Ort bringen bevor

Dee merkt dass die beiden Seiten fehlen Dann mache ich mich auf die Suche nach Perenellelaquo

Die Zwillinge schauten sich an raquoWarum musst du uns an ei-nen sicheren Ort bringenlaquo fragte Sophie und ihre Stimme zit-terte

raquoWir wissen doch gar nichtslaquo sagte JoshraquoSobald Dee merkt dass das Buch nicht vollstaumlndig ist wird

er wiederkommen um die fehlenden Seiten zu holen Und eines kann ich euch garantieren Er wird keine Zeugen zuruumlck-lassenlaquo

Josh begann zu lachen doch das Lachen blieb ihm im Hals stecken raquoWillst du helliplaquo Er fuhr sich mit der Zunge uumlber die Lip-pen raquoWillst du damit sagen dass er uns umbringen willlaquo

Nicholas Flamel legte den Kopf schief und uumlberlegte raquoNeinlaquo sagte er schlieszliglich raquoumbringen nichtlaquo

Josh atmete erleichtert aufraquoAber glaub mirlaquo fuhr Flamel fort raquoDee kann dir noch viel

Schlimmeres antun Viel Schlimmereslaquo


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Kapitel Fuumlnf

Die Zwillinge standen auf dem Buumlrgersteig vor der Buch-handlung und beobachteten wie Joshs Chef einen Schluumlssel aus der Tasche zog Glas von den zerbrochenen Scheiben knirschte unter ihren Fuumlszligen raquoAber wir koumlnnen nicht einfach so ab-hauenlaquo sagte Sophie bestimmt

Josh nickte raquoWir bleibenlaquoNick Fleming ndash oder Flamel wie sie ihn in Gedanken bereits

nannten ndash drehte den Schluumlssel in der Tuumlr zur Buchhandlung um und ruumlttelte an der Klinke Sie houmlrten wie im Laden Buumlcher auf den Boden fielen raquoIch mochte den Laden wirklich gernlaquo mur-melte er raquoEr hat mich immer an meinen ersten Job erinnertlaquo Er sah Sophie und Josh an raquoIhr habt keine andere Wahl Wenn ihr diesen Tag uumlberleben wollt muumlsst ihr jetzt mitkommenlaquo Damit drehte er sich um und lief uumlber die Straszlige zu dem Cafeacute wobei er sich im Laufen die alte Lederjacke uumlberzog Die Zwillinge warfen sich einen kurzen Blick zu dann folgten sie ihm


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raquoHast du einen Schluumlssel damit du abschlieszligen kannstlaquoSophie nickte und zog zwei Schluumlssel an einem Golden-Gate-

Schluumlsselring aus der Hosentasche raquoWenn Bernice zuruumlck-kommt und der Laden zu ist ruft sie wahrscheinlich die Poli-zei helliplaquo

raquoEin gutes Argumentlaquo sagte Flamel raquoHinterlasse ihr eine Nachricht irgendetwas Kurzes ndash dass du dringend wegmuss-test ein Notfall oder so Sag dass ich bei euch bin Kritzele die Nachricht hin damit es aussieht als seist du uumlberstuumlrzt wegge-gangen Sind eure Eltern immer noch bei ihren Ausgrabungen in Utahlaquo Die Eltern der Zwillinge waren Archaumlologen und ar-beiteten zurzeit fuumlr die Universitaumlt von San Francisco

Sophie nickte raquoNoch mindestens sechs WochenlaquoraquoWir wohnen immer noch bei Tante Agnes in Pacific Hightslaquo

fuumlgte Josh hinzu raquoTante GetuelaquoraquoWir koumlnnen nicht einfach so verschwinden Sie wartet mit

dem Abendessen auf unslaquo sagte Sophie raquoWenn wir auch nur fuumlnf Minuten zu spaumlt kommen regt sie sich fuumlrchterlich auf Als letzte Woche die Straszligenbahn einfach stehen blieb und wir eine Stunde spaumlter heimkamen hatte sie schon unsere Eltern angerufenlaquo

Tante Agnes war 48 Jahre alt und auch wenn sie die Zwil-linge in den Wahnsinn trieb mit ihrem Getue mochten sie sie sehr

raquoDann muumlsst ihr euch auch fuumlr sie eine Ausrede einfallen las-senlaquo bestimmte Flamel rigoros und marschierte in das Cafeacute dicht gefolgt von Sophie

Josh tauchte nicht sofort in das kuumlhle suumlszliglich duftende Halb-dunkel der raquoKaffeetasselaquo ein Er stand noch auf dem Buumlrger-


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steig seinen Rucksack uumlber einer Schulter und sah die Straszlige hinauf und hinunter Von den glitzernden Scherben vor der Buchhandlung einmal abgesehen sah alles voumlllig normal aus ein gewoumlhnlicher Wochentag Alles war ruhig und still und in der Luft lag ein Hauch von Ozean Auf der anderen Seite der Bucht gegenuumlber von Fishermanrsquos Wharf ertoumlnte eine Schiffssi-rene Der tiefe Ton aus der Ferne klang irgendwie verloren Al-les war mehr oder weniger genauso wie vor einer halben Stunde auch

Und doch hellipUnd doch war es nicht mehr dasselbe Es konnte nie mehr

dasselbe sein In der vergangenen halben Stunde hatte Joshs ge-ordnete Welt sich unwiderruflich veraumlndert Er war ein ganz ge-woumlhnlicher Schuumller seine Noten in der Highschool waren nicht unbedingt herausragend aber auch nicht schlecht Er spielte Fuszligball sang ndash schlecht ndash in der Band eines Freundes Es gab ein paar Maumldchen fuumlr die er sich interessierte aber eine rich-tige Freundin hatte er noch nicht Er machte das eine oder an-dere Computerspiel wobei er Ego-Shooter wie raquoQuakelaquo und raquoDoomlaquo und raquoUnreal Tournamentlaquo bevorzugte schaffte kein einziges Rennspiel und bei raquoMystlaquo verirrte er sich Er liebte die Simpsons und konnte ganze Passagen auswendig hersagen mochte auch Shrek sehr obwohl er das nie zugeben wuumlrde hielt den neuen Batman fuumlr ganz okay und X-Men fuumlr wirklich cool Josh war ein ganz gewoumlhnlicher Junge

Aber gewoumlhnliche Teenager waren nicht ploumltzlich in einen Kampf zwischen steinalten Magiern verstrickt

Es gab keine Magie auf dieser Welt Magie ndash das waren Spe zi al -effekte im Film Magie ndash das waren Buumlhnenshows mit Kanin-


Michael ScottDer unsterbliche Alchemyst
















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Michael Scott Der unsterbliche Alchemyst