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Handout Vitamine 1/14 Allgemeines Vitamine sind organische Verbindungen, die der Organismus nicht als Energieträger, sondern für andere lebenswichtige Funktionen benötigt, die jedoch der Stoffwechsel zum größten Teil nicht synthetisieren kann. Sie müssen deshalb mit der Nahrung aufgenommen werden. Einige Vitamine werden dem Körper als Vorstufen (Provitamine) zugeführt, die der Körper dann erst in die Wirkform umwandelt. Man unterteilt Vitamine in fettlösliche (lipophile) und wasserlösliche (hydrophile) Vitamine. Dass Vitamine benötigt werden, ist zumindest bei einigen Vitaminen genetisch bedingt. So können z. B. Schweine ca. 100 mg Vitamin C/kg Körpergewicht produzieren, Menschen können dies aufgrund des Fehlens von L-Galactonolacton-Oxidase nicht. Somit ist Vitamin C für Schweine kein Vitamin. Verschiedene Lebewesen benötigen daher individuelle Vitamine. Allgemein werden nur die für Menschen lebenswichtigen Stoffe als Vitamine bezeichnet. Merke Vitamine sind lebensnotwendige Wirkstoffe, die der Körper meist nicht selbst herstellen kann. Sie müssen deshalb über die Nahrung zugeführt werden. Unser Organismus benötigt Vitamine in nur ganz geringen Mengen Aufgabe und Funktion Vitamine sorgen grundsätzlich für das Funktionieren des Stoffwechsels. Ihre Aufgabe besteht in einer Regulierung der Verwertung von Nährstoffen wie Kohlenhydraten, Eiweißen und Mineralstoffen, sorgen für deren Ab- beziehungsweise Umbau und dienen somit auch der Energiegewinnung. Vitamine stärken das Immunsystem und sind unverzichtbar beim Aufbau von Zellen, Blutkörperchen, Knochen und Zähnen. Jedes einzelne Vitamin erfüllt bestimmte Aufgaben. Sie unterscheiden sich dadurch auch hinsichtlich ihrer verschiedenartigen Wirkungen. Benennung von Vitaminen Der polnische Biochemiker Casimir Funk nahm 1912 an, dass alle lebensnotwendigen Stoffe eine NH 2 -Gruppe enthielten. Er prägte deshalb den Begriff „Vitamin“ (aus lat. vita für Leben und amin für stickstoffhaltig). Spätere Untersuchungen zeigten aber, dass bei weitem nicht alle Vitamine Amine sind oder sonstige basische Stickstoffatome enthalten. Gute Beispiele hierfür sind das Vitamin A (Retinol), ein stickstofffreier, ungesättigter Alkohol und das Vitamin C (Ascorbinsäure), eine strukturell den Kohlenhydraten ähnliche, jedoch sauer wirkende Substanz. Neben der chemischen Struktur, die dem Vitamin den Namen gibt, werden auch Buchstaben,

mine ut - gorotech.degorotech.de/wordpress/wpnatur/wp-content/uploads/sites/5/2016/03/... · Immunsystem Zum einen erhöht Retinal die Widerstandsfähigkeit gegenüber Infektionen,

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Allgemeines

Vitamine sind organische Verbindungen, die der Organismus nicht als Energieträger, sondern

für andere lebenswichtige Funktionen benötigt, die jedoch der Stoffwechsel zum größten

Teil nicht synthetisieren kann. Sie müssen deshalb mit der Nahrung aufgenommen werden.

Einige Vitamine werden dem Körper als Vorstufen (Provitamine) zugeführt, die der Körper

dann erst in die Wirkform umwandelt. Man unterteilt Vitamine in fettlösliche (lipophile) und

wasserlösliche (hydrophile) Vitamine.

Dass Vitamine benötigt werden, ist zumindest bei einigen Vitaminen genetisch bedingt. So

können z. B. Schweine ca. 100 mg Vitamin C/kg Körpergewicht produzieren, Menschen

können dies aufgrund des Fehlens von L-Galactonolacton-Oxidase nicht. Somit ist Vitamin C

für Schweine kein Vitamin. Verschiedene Lebewesen benötigen daher individuelle Vitamine.

Allgemein werden nur die für Menschen lebenswichtigen Stoffe als Vitamine bezeichnet.

Merke

Vitamine sind lebensnotwendige Wirkstoffe, die der Körper meist nicht selbst herstellen kann. Sie müssen deshalb über die Nahrung zugeführt werden. Unser Organismus benötigt Vitamine in nur ganz geringen Mengen

Aufgabe und Funktion

Vitamine sorgen grundsätzlich für das Funktionieren des Stoffwechsels. Ihre Aufgabe besteht

in einer Regulierung der Verwertung von Nährstoffen wie Kohlenhydraten, Eiweißen und

Mineralstoffen, sorgen für deren Ab- beziehungsweise Umbau und dienen somit auch der

Energiegewinnung. Vitamine stärken das Immunsystem und sind unverzichtbar beim Aufbau

von Zellen, Blutkörperchen, Knochen und Zähnen. Jedes einzelne Vitamin erfüllt bestimmte

Aufgaben. Sie unterscheiden sich dadurch auch hinsichtlich ihrer verschiedenartigen

Wirkungen.

Benennung von Vitaminen

Der polnische Biochemiker Casimir Funk nahm 1912 an, dass alle lebensnotwendigen Stoffe

eine NH2-Gruppe enthielten. Er prägte deshalb den Begriff „Vitamin“ (aus lat. vita für Leben

und amin für stickstoffhaltig).

Spätere Untersuchungen zeigten aber, dass bei weitem nicht alle Vitamine Amine sind oder

sonstige basische Stickstoffatome enthalten. Gute Beispiele hierfür sind das Vitamin A

(Retinol), ein stickstofffreier, ungesättigter Alkohol und das Vitamin C (Ascorbinsäure), eine

strukturell den Kohlenhydraten ähnliche, jedoch sauer wirkende Substanz. Neben der

chemischen Struktur, die dem Vitamin den Namen gibt, werden auch Buchstaben,

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kombiniert mit einer Nummernbezeichnung, und Trivialnamen verwendet, oft sogar

mehrere für eine Substanz. Heute sind viele nicht mehr gebräuchlich. Lücken in der

Buchstabenreihe entstanden, nach dem sich heraus gestellt hatte, dass nicht alle

ursprünglichen Isolierungen sich als einheitliche Substanzen erwiesen. Andere, heute

weitgehend verschwundene Bezeichnungen für Vitamine waren auch: Komplettine,

Nutramine und akzessorische Nährstoffe oder auch Ergänzungsstoffe, weil die chemisch

reinen Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate erst durch das Hinzukommen von Vitaminen (und

Mineralstoffen) zu vollwertigen Nährstoffen ergänzt werden. Im deutschsprachigen Raum

sind sowohl die Buchstaben-/Nummernbezeichnung des Vitamins als auch die

Wortbezeichnung üblich. Von den in der medizinischen Wissenschaft gegenwärtig (Stand:

2016) bekannten 20 Vitaminen gelten 13 Vitamine als essentiell:

Trivialname Chemischer Name

Vitamin A Retinol

Vitamin B1 Thiamin

Vitamin B2 Riboflavin

Vitamin B3 Niacin, Nicotinsäureamid und Nicotinsäure,

Vitamin B5 Pantothensäure

Vitamin B6 Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin

Vitamin B7 Biotin

Vitamin B9 Folsäure

Vitamin B12 Cobalamin

Vitamin C Ascorbinsäure

Vitamin D Calciferol

Vitamin E Tocopherol

Vitamin K Phyllochinon (Vitamin K1) und Menachinon (Vitamin K2)

Tab. 1: Für den Menschen unerlässliche Vitamine

Trivialname Erläuterungen

Vitamin B4 frühere Bezeichnung für Adenin und Cholin

Vitamin B8 ungebräuchliche Bezeichnung für Adenosinphosphat

Vitamin B10 wird auch als Vitamin R, oder als para-Aminobenzoesäure bezeichnet und ist ein Mix aus Vitaminen der B-Gruppe

Vitamin B11 ungebräuchliche Bezeichnung für Folsäure

Vitamin B13 ungebräuchliche Bezeichnung für Orotsäure

Vitamin B14 ist ein Mix aus Vitamin B10 und B11

Vitamin B15 ungebräuchliche Bezeichnung für Pangamsäure

Vitamin B16 wird dem Vitamin B6 Pyridoxin zugeordnet

Vitamin B17 Marketing für Laetril (Amygdalin)

Vitamin B22 soll ein Bestandteil von Aloe vera-Extrakt sein

Vitamin BH vorschnelle Einordnung als Vitamin von para-Aminobenzoesäure

Vitamin BT vorschnelle Einordnung von L-Carnitine als Vitamin (nicht essentiell für den Menschen)

Vitamin BX ungebräuchliche Bezeichnung für para-Aminobenzoesäure

Vitamin F alle essentiellen Fettsäuren, insbesondere Linolsäure und Linolensäure

Vitamin H Trivialname für Biotin (auch Vitamin B7)

Vitamin P Marketing für Mischungen verschiedener Flavonoide, „Permeabilitätsvitamin“

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Vitamin PP Trivialname für Nicotin(säure)amid, siehe auch Vitamin B3

Vitamin Q Marketing für das nicht essentielle Ubichinon

Vitamin R siehe Vitamin B10

Vitamin S siehe Vitamin B11

Vitamin T siehe Vitamin BT

Vitamin U irreführende Bezeichnung für Methylmethionin

Tab. 2: Weitere, in der Literatur und anderen Ländern verwendete Trivialnamen für (meist

fälschlich als solche bezeichnete) Vitamine:

Beschreibung

Vitamine sind wissenschaftlich gesehen keine chemisch einheitliche Stoffgruppe. Sie sind

organische Verbindungen, die biologische Vorgänge im menschlichen (und tierischen)

Organismus regulieren. Vitamine zählen, wie auch die Mineralstoffe und Spurenelemente, zu

den nicht energieliefernden Nährstoffen, die der Körper zur Erhaltung seines Lebens und

seiner Leistungsfähigkeit unbedingt benötigt. Da es sich bei den Vitaminen um recht

komplizierte organische Moleküle handelt, kommen sie in der unbelebten Natur nicht vor.

Vitamine müssen erst von Pflanzen, Bakterien oder Tieren gebildet werden. Der Mensch ist,

bis auf wenige Ausnahmen, bei denen er bestimmte Vitamine selber erzeugen kann, auf die

Aufnahme über die Nahrung angewiesen. Vitamine sind essentielle Wirkstoffe, das heißt,

dass sie zur Aufrechterhaltung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit des menschlichen

Organismus lebensnotwendig sind. Einige Vitamine werden dem Körper als Vorstufe

(Provitamine) zugeführt, die erst im Körper in die entsprechende Wirkform umgewandelt

werden.

Als Provitamine bezeichnet man die biologische Vorstufe eines Vitamins, wie beispielsweise

das von Pflanzen gebildete Beta-Carotin (β-Carotin), das dann von Tieren oder Menschen in

Vitamin A Retinol umgewandelt wird.

Im Körper können bestimmte Vitamine gespeichert werden, man kann diese sozusagen auf

Vorrat essen, andere wiederum können nicht gespeichert werden, sondern müssen über die

Nahrung laufend zugeführt werden. Danach werden die Vitamine in zwei Gruppen eingeteilt:

in die Gruppe der fettlöslichen, speicherbaren Vitamine und die Gruppe der wasserlöslichen,

nicht speicherbaren Vitamine.

Zu den fettlöslichen Vitaminen gehören:

A Retinol/β-Carotin, D Calciferol, E Tocopherol und K Phyllochinon.

Letzteres kann allerdings trotz seiner Fettlöslichkeit nur in unbedeutenden

Mengen vom Körper gespeichert werden.

Anmerkung: Vitamin D wird heute nicht mehr zu den Vitaminen, sondern zu

den Hormonen gerechnet.

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Zu den wasserlöslichen Vitaminen gehören:

die acht Vitamine des B-Komplexes, B1 Thiamin, B2 Riboflavin, B3 Niacin

(Nicotinsäureamid und Nicotinsäure), B5 Pantothensäure, B6 Pyridoxin, B7

Biotin, B9 Folsäure, B12 Cobalamin, sowie zusätzlich das Vitamin C

Ascorbinsäure.

Dies ist eine Sammelbezeichnung wasserlöslicher Vitamine mit

unterschiedlicher, chemischer Zusammensetzung. Sie sind in tierischen und

pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Einzelne B-Vitamine kommen in der

Natur niemals isoliert vor. Sie wirken aus diesem Grund in der Regel auch

im Verbund. Eine Ausnahme bildet das Vitamin B12 Cobalamin. Es kann trotz

seiner Wasserlöslichkeit vom Organismus gespeichert werden.

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In der Kosmetik relevante Vitamine

Vitamin A

Vorkommen

In zahlreichen Obst- und Gemüsesorten (z. B. Orangen, Karotten, Spinat, Broccoli und

Grünkohl) ist die Vitamin-A-Vorstufe Beta-Carotin enthalten, welche im menschlichen Körper

zu Vitamin A umgewandelt werden kann. Beta-Carotin wird deshalb auch als Provitamin A

bezeichnet. Da Beta-Carotin nur bei Bedarf in Retinol umgewandelt wird, und im Gegensatz

zu diesem auch in größeren Mengen nicht toxisch wirkt, sollte es in

Nahrungsergänzungsmitteln gegenüber den Vitamin-A-Varianten vorgezogen werden. Die

Nahrungsmittelindustrie verwendet Beta-Carotin als Lebensmittelfarbstoff oder zur

„Vitaminanreicherung“ von Produkten.

Natürliche Retinolquellen sind Fisch, Leberprodukte, Butter, Eigelb und Milchprodukte.

Wirkung

Vitamin A ist wichtig für das Wachstum, Funktion und Aufbau von Haut und Schleimhäuten,

Blutkörperchen, Stoffwechsel sowie für den Sehvorgang. Die Verwertung dieses Vitamins im

Körper kann durch Leberschäden und die Einnahme von Östrogenpräparaten gestört

werden. Neueste Untersuchungen zeigten, dass entgegen der Vermutung selbst durch

geringste Mengen Fett das Vitamin A vom Körper aufgenommen und verwendet werden

kann.

Nervensystem

Retinol erhält gesunde Nervenzellen in den peripheren Nervenbahnen, im Gehirn und im

Rückenmark.

Blutkörperchen

Retinol fördert entscheidend die Bildung neuer Blutkörperchen und erleichtert den Einbau

des Eisens.

Eiweiß-Stoffwechsel

Es ist an der Proteinsynthese und beim Fettstoffwechsel in der Leber beteiligt, so dass eine

proteinreiche Nahrung zu einem Vitamin-A-Mangel führen kann. Auch bei erhöhtem Stress

erhöht sich der Vitamin-A-Bedarf, da Stress den Proteinbedarf erhöht. Somit steigt der

Retinol-Bedarf auch bei schweren Krankheiten wie Arthritis, AIDS oder Krebs.

Haut und Schleimhäute

Vitamin A spielt eine zentrale Rolle für die Struktur und Gesundheit dieser Gewebe, da es ein

normales Zellwachstum nicht nur der Haut sondern auch der Wände der Atem-, Verdauungs-

und Harnwege gewährleistet. Des Weiteren beugt es DNA-Schäden in Hautzellen vor, trägt

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zu deren Reparatur bei und normalisiert die Hautfunktionen (wie z. B. gesunde Zellteilung

der Keratinozyten (vgl. Epidermis)).

Augen

Retinol ist essentiell am Sehvorgang beteiligt.

Ein geringer Mangel an Retinol äußert sich in verminderter Nachtsicht. Stärkerer Mangel

führt zu einem schnelleren Ermüden der Augen, Nachtblindheit sowie einer Verhornung der

Sehzellen des Auges.

Knochengerüst

Vitamin A ist auch am Aufbau und Wachstum von Knochen sowie der Heilung nach Brüchen

von Bedeutung. Besonders bei Kindern ist daher eine ausreichende Vitamin-A-Versorgung

besonders wichtig.

Embryonales Wachstum

Die Vitamin-A-Säure (All-trans-Retinsäure) bzw. ihr Salz, das Retinat ist ein wichtiger

Wachstumsfaktor für Nervenzellen während der Embryonalentwicklung.

Vermehrung

Retinol ist an der Synthese von Testosteron und Östrogen beteiligt. Des Weiteren ist die

Menge und Form der Spermien von einer optimalen Versorgung mit Vitamin A abhängig. Bei

der Frau hingegen werden Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten mit Retinol-Mangel in

Zusammenhang gebracht.

Immunsystem

Zum einen erhöht Retinal die Widerstandsfähigkeit gegenüber Infektionen, da, wie bereits

erwähnt, Vitamin A Haut und Schleimhäute gesund hält und somit wirkungsvolle Barrieren

gegen Bakterien, Viren und Parasiten unterstützt. Des Weiteren erhöhen Retinol und Beta-

Carotin Wirksamkeit und Zahl der weißen Blutkörperchen und erleichtern zusätzlich die

Produktion von Antikörpern. Schon ein leichter Mangel erhöht das Risiko, an

Lungenentzündung zu erkranken oder Durchfall zu bekommen um das Zwei- bis Dreifache.

Merke

Retinol (Vitamin A) als fettlösliches Vitamin ist eine mit Fetten und Ölen mischbare Flüssigkeit.

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Merke

Vitamin A und seine Vorstufe (Beta-Carotin) werden in der Kosmetik angewendet 1. als Epithelschutz 2. gegen Trockenheitsfältchen 3. gegen unregelmäßige Verhornung 4. als Antioxidanz schützend gegen freie Radikale

Vitamin B (Vitamin B-Reihe/Familie)

Vitamin B ist eine Vitamin-Gruppe, in der acht wasserlösliche Vitamine zusammengefasst

sind, die alle als Vorstufen für Koenzyme dienen. Die Nummerierung ist nicht durchgehend,

weil sich bei vielen Substanzen, die ursprünglich als Vitamine galten, der Vitamin-Charakter

nicht bestätigen ließ.

Vorkommen

Die Vitamine der B-Gruppe stellen keine einheitliche Klasse dar. Sie sind chemisch und

pharmakologisch völlig verschiedene Substanzen.

Die Gruppe der B-Vitamine kommt in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor (z. B.

Broccoli, Spinat oder Grünkohl aber auch in Leberprodukten oder Fisch). Eine Ausnahme

stellt Vitamin B12 dar, das in pflanzlichen Lebensmitteln nicht enthalten ist.

Die einzelnen B-Vitamine

Vitamin B1 ist Thiamin. Thiamin wurde vor etwa 100 Jahren als erstes Vitamin

entdeckt. Ein Mangel an Vitamin B1 führt zu Beriberi, einer Erkrankung, die durch

neurologische Störungen, Herzinsuffizienz und Muskelatrophie gekennzeichnet

ist.

Vitamin B2 ist Riboflavin.

Vitamin B3, auch Vitamin P, ist Nicotinsäure.

Vitamin B5 ist Pantothensäure.

Vitamin B6 ist Pyridoxin.

Vitamin B7, auch Vitamin H ist Biotin.

Vitamin B9, auch Vitamin M ist Folsäure bzw. Folat.

Vitamin B12 ist Cobalamin. Es ist einer der kompliziertesten niedermolekularen

Naturstoffe. Das Vitamin wird ausschließlich von Mikroorganismen synthetisiert.

Es findet sich besonders in Leber, Fleisch, Eiern und Milch, dagegen nicht in

Pflanzenprodukten. Da die Darmflora Vitamin B12 synthetisiert, verfügen auch

strikte Vegetarier in der Regel über ausreichende Mengen des Vitamins.

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Wirkung

Die einzelnen Vitamine der B-Familie sind chemisch sehr unterschiedlich zusammengesetzt,

und sie erfüllen auch unterschiedliche therapeutische Aufgaben. Was macht sie dann zu

Mitgliedern einer Familie? Als die Nährstoffwissenschaftler in den 20er und 30er Jahren des

vorigen Jahrhunderts die Zusammensetzung der Nahrung und ihren Zusammenhang mit den

Körperfunktionen untersuchten, entdeckten sie zwei Gemeinsamkeiten, die zur Einordnung

der entsprechenden Substanzen in die Gruppe der B-Vitamine führten:

1. Alle B-Vitamine haben mit der Energieversorgung des Körpers zu tun, d.h. mit der

Gewinnung von „Brennstoffen“ aus den in der Nahrung enthaltenen

Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten.

2. Als Bestandteil von Nahrungsmitteln treten die B-Vitamine gemeinsam auf.

Dieser natürliche Zusammenhang gewährleistet die optimale Funktion der B-

Vitamine für den Energie-Stoffwechsel.

Von der Vitamin-B-Familie profitieren vor allem Muskeln, Verdauungsapparat, Haut, Haare,

Augen, Mund, Leber und am meisten die Nerven. Diese Vielseitigkeit hat einen einfachen

Grund: Die Wirkungen aller B-Vitamine überschneiden sich, ergänzen sich und sind

miteinander verwoben. Dennoch hat jedes B-Vitamin spezielle Aufgaben im Körper zu

bewältigen, die es charakterisiert und von den anderen unterscheidet. Dabei bilden die

Vitamine des B-Komplexes im Körper eine Funktionseinheit, sie entfalten ihre optimale

Wirkung nur im Verbund miteinander, und bereits der Mangel an einem einzigen B-Vitamin

kann den gesamten Haushalt durcheinander bringen.

Deshalb ist es bei Mangelzuständen eines einzelnen B-Vitamins sinnvoll, nicht nur das

fehlende B-Vitamin sondern den gesamten Vitamin-B-Komplex einzunehmen. Insbesondere

bei einseitigen Ernährungsgewohnheiten oder bei bestimmten Lebensmittel-

Unverträglichkeiten lässt sich dies am besten durch entsprechende

Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin-B-Komplex erreichen.

Merke

Zu den in der Kosmetik gebräuchlichen B-Vitaminen gehören:

- B1 (Thiamin) - B2 (Riboflavon) - B3 (Nicotinsäureamid) - Provitamin B5 (Panthenol) - B6 (Pyridoxin) - B12 (Cobalamin)

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Merke

Die B-Vitamine werden als wasserlösliche Wirkstoffe zur Behandlung trockener, schuppiger Haut ebenso wie bei Seborrhoe eingesetzt, besonders Panthenol und Nicotinsäureamid oder der B-Komplex (z. B. aus Hefe) in Tages- und Nachtcremes, Packungen und Produkten für Haare und Nägel.

Vitamin C

Vorkommen

In der Nahrung kommt Vitamin C vor allem in Obst, Gemüse und Grüntee vor, sein Gehalt

sinkt jedoch beim Kochen, Trocknen oder Einweichen sowie bei der Lagerhaltung.

Zitrusfrüchte wie Orangen, Zitronen und Grapefruits enthalten – in reifem Zustand

unmittelbar nach der Ernte – viel Vitamin C. Grünkohl hat den höchsten Vitamin-C-Gehalt

aller Kohlarten (105–120 mg/100 g verzehrbare Substanz). In Kohlgemüse ist Ascorbinsäure

in Form von Ascorbigen A und B gebunden. Wird das Gemüse gekocht, zerfallen die

Moleküle in L-Ascorbinsäure und Indol, so dass es in gekochtem Zustand mehr Vitamin C

enthalten kann als im rohen Zustand. Durch zu langes Kochen wird das Vitamin jedoch

teilweise zerstört und auch in das (meist nicht verzehrte) Kochwasser abgegeben. Rotkraut,

Weißkraut und Sauerkraut sind ebenfalls Vitamin-C-Lieferanten, was lange Zeit vor allem in

der Seefahrt von Bedeutung war, da man zur Vorbeugung gegen Skorbut ein haltbares, an

Vitamin C reiches Nahrungsmittel benötigte, wozu sich Sauerkraut am besten eignete. Die

höchsten natürlichen Vitamin-C-Konzentrationen hat man in Camu-Camu und in der

Acerolakirsche gefunden.

Viele Gemüsearten enthalten eine Ascorbat-Oxidase, die insbesondere durch Zerkleinern mit

dem Vitamin in Berührung kommt und dieses oxidiert. Das führt z. B. bei Rohkost, die nicht

sofort verzehrt wird, zu erheblichen Vitamin-C-Verlusten.

Frucht/Gemüse Gehalt in mg

Camu-Camu 2000

Acerolakirsche 1300–1700

Hagebutte 1250

Sanddornbeere 200–800

Guave 300

Schwarze Johannisbeere 189

Grünkohl 105–150

Rosenkohl 90–150

Paprika 100

Brokkoli 90–115

Vogelbeere (Ebereschenfrucht) 98

Spinat 50–90

Kiwi 80

Erdbeere 50–80

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Zitrone 53

Orange (Apfelsine) 50

Rotkohl 50

Weißkohl 45

Heidelbeere 22

Ananas 20

Sauerkraut 20

Avocado 13

Kulturapfel 12

Banane 10–12

Pfirsich 10

Birne 5

Tab. 3: Vitamin-C-Gehalt einiger Früchte/Gemüse je 100 g.

Die Angaben in der Tabelle (Tab. 3) dienen nur der Orientierung, die tatsächlichen Werte

hängen stark von den folgenden Variablen ab:

Sorte der Pflanze

Bodenbeschaffenheit

Klima während des Wachstums

Lagerdauer seit der Ernte

Lagerbedingungen

Zubereitung

Obst und Gemüse sollten daher möglichst frisch (bei sachgerechtem Einfrieren auch

aufgetaut) und mit Schale verzehrt werden, da ein großer Teil des Vitamin C sich in der

Schale oder direkt darunter befindet.

Wirkung

Vitamin C ist ein Radikalfänger und hat eine antioxidative Wirkung. Durch seine antioxidative

Wirkung schützt es andere wichtige Metaboliten und das Erbgut vor der Oxidation bzw. dem

Angriff durch freie Radikale, was im Endeffekt einen Schutz der Zelle vor Schäden und somit

auch vor Krebs, Arteriosklerose und Grauem Star bedeutet.

Merke

Freie Radikale können als instabile und sehr reaktionsfähige Sauerstoffverbindungen bei der Energiegewinnung in den Zellen entstehen (z. B. durch ungesunde Lebensweise, Stress, zu viel Sonne). Der Organismus wandelt diese aggressiven Stoffe über Radikalfänger und Enzyme ständig in unschädliche Stoffe um. Zusätzlich werden in Kosmetika Radikalfänger (z. B. Antioxidantien) eingesetzt, um die Radikale im Hautstoffwechsel zu binden

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Merke

Vitamin C (=Ascorbinsäure) kommt vor in Früchten und Gemüsen wie Orange, Zitrone, Grapefruit, Kiwi, Paprika, Brokkoli, Rosenkohl, etc.)

Ein Vitamin-C-Mangel (=Avitaminose) kann zu Mattigkeit, Gliederschmerzen, gesteigerter Infektionsbereitschaft und Zahnfleischbluten führen. Im Extremfall bei völligem Fehlen der Vitamin-C-Zufuhr über längere Zeit hinweg entsteht Skorbut. Die Folge: Lockerung und Verlust der Zähne.

Merke

Vitamin C unterstützt die antioxidative Wirkung von Vitamin E, Radikalfänger.

Vitamin E

Vorkommen

Tocopherol kommt vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln vor: Getreiden, Nüssen, Samen

und Pflanzenölen, insbesondere Keimölen und kaltgepressten Speiseölen guter Qualität.

Olivenöl, Milch und Eier sind häufig genannte Vitamin-E-Hauptlieferanten für den Menschen,

aber auch einige Gemüsesorten.

Quelle Gehalt in mg

Weizenkeimöl 174–176

Sonnenblumenöl 60

Leinsamen 57

Walnussöl 39

Maiskeimöl 31–34

Distelöl 29–45

Sesamöl 28

Haselnüsse 27

Erdnussöl 25

Rapskernöl 25

Mandeln 25

Palmöl 25

Rapsöl 20

Sojaöl 17–25

Olivenöl 12–40

Schwarzwurzeln 6

Leinöl 5,8

Tab. 4: Vitamin-E-Gehalt einiger Nahrungsmittel je 100 g.

Beim Zubereiten von Speisen liegen die durchschnittlichen Zubereitungsverluste bei 10 %.

Beim Wiedererhitzen von Bratfett wird das restliche Vitamin zerstört.

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Wirkung

Eine seiner wichtigsten Funktion ist die eines lipidlöslichen Antioxidans, das in der Lage ist,

mehrfach ungesättigte Fettsäuren in Membranlipiden, Lipoproteinen und Depotfett vor

einer Zerstörung durch Oxidation (Lipidperoxidation) zu schützen. Freie Radikale würden die

Doppelbindungen der Fettsäuren der Zell- und Organellmembranen angreifen. Tocopherol

wirkt als Radikalfänger.

Der menschliche Körper kann es speichern, so dass eine einmalige Gabe für längere Zeit

wirken kann. Vitamin E soll gleichermaßen vor Herzinfarkten, Krebs und Alzheimer schützen,

den Alterungsprozess verlangsamen, die roten Blutkörperchen schützen, Muskeln und

Nerven stärken, die Durchblutung verbessern und Gefäßablagerungen verhindern.

Merke

Vitamin E (=Tocopherol) dient als Radikalfänger in kosmetischen Produkten. Es schützt diese zusammen mit Vitamin A vor dem Ranzigwerden.

Es wird in der Hornschicht eingelagert, bewahrt dort die Feuchtigkeit, fördert die Wundheilung, schützt gegen äußere Einflüsse und wirkt als Lichtschutzfaktor 4 (LSF 4).

Vitamin F (essentielle Fettsäuren)

Vitamin F ist eine veraltete Bezeichnung für die essentiellen Fettsäuren. Sie ist heutzutage

nicht mehr gebräuchlich, da zu den essentiellen Fettsäuren diverse Verbindungen gehören,

wie z. B. die mehrfach ungesättigten Fettsäuren

Omega-3-Fettsäure: Alpha-Linolensäure

Omega-6-Fettsäure: Linolsäure

Omega-3-Fettsäuregehalte verschiedener Pflanzenöle:

Linolensäure ist ein chemischer Bestandteil vieler Triglyceride, welche den Hauptanteil der

natürlichen Fette und Öle ausmachen. Eine ganze Reihe natürlich gewonnener pflanzlicher

Öle ist reich an Linolensäure. Hierzu gehören unter anderem:

Leinöl (ca. 50%),

Hanföl (ca. 17% alpha-Linolensäure und ca. 4% gamma-Linolensäure)

Walnussöl (ca. 15%)

Rapsöl (ca. 9%)

Sojaöl (ca. 8%)

Chiaöl (möglicherweise höchster Gehalt überhaupt mit 50-65%).

Tierische Produkte enthalten grundsätzlich geringere Mengen an Omega-3-Fettsäuren.

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Omega-3-Fettsäuregehalte verschiedener Fettfische und Robben:

Atlantischer Lachs, gezüchtet, gegart, geräuchert - 1,8 Gew.-%

Sardellen - Europa, eingelegt in Öl oder Salz - 1,7 Gew.-%

Sardine - Pazifik, eingelegt in Tomatensoße oder Salz, mit Gräten - 1,4 Gew.-%

Atlantischer Hering, in Essig eingelegt - 1,2 Gew.-%

Makrele - Atlantik, gekocht, geräuchert - 1 Gew.-%

Weißer Thunfisch - eingelegt in Wasser oder Salz - 0,7 Gew.-%

Omega-6-Fettsäuregehalte verschiedener Pflanzenöle:

Linolsäure ist ein chemischer Bestandteil vieler Triglyceride, die Hauptanteil der natürlichen

Fette und Öle sind.

Distelöl ist besonders reich an Linolsäure.

Im Sonnenblumenöl beträgt der Gehalt von Linolsäure an den ungesättigten

Fettsäuren bis zu 63 %.

Auch Hanföl mit 50-70% Anteil ist sehr reich an Linolsäure.

Dem gegenüber steht Olivenöl mit nur 12% Linolsäureanteil.

Biologische Bedeutung

Linolensäure

Linolensäure ist, ebenso wie die Linolsäure ein essentieller Nährstoff und muss deshalb in

ausreichender Menge mit der Nahrung zugeführt werden. Insbesondere alpha-Linolensäure

spielt eine wichtige Rolle in Entzündungsprozessen.

Linolsäure

Aus Linolsäure wird im Körper die in Entzündungsprozessen wichtige Arachidonsäure

synthetisiert.

Linolsäure ist ein regelmäßiger Bestandteil der menschlichen Haut, speziell der Epidermis.

Die für die Regulierung des Wasserhaushalts entscheidend wichtige epidermale Barriere –

als Struktur repräsentiert durch das Stratum corneum – besteht aus Ceramiden, freien

Fettsäuren und Phospholipiden. Den Ceramiden kommt eine große Bedeutung für die

Wasserregulierung zu. Das quantitativ bedeutsamste Ceramid ist Ceramid 1, dessen

Hauptbestandteil Linolsäure ist.

Linolsäure ist bei äußerlicher Anwendung in der Lage

Hautreizung von außen (irritativer Kontaktdermatitis) entgegenzuwirken,

chronischer Lichtschädigung der Haut, womöglich sogar Hautkrebs,

entgegenzuwirken,

im Rahmen der lichtgeschädigten Altershaut auftretende Flecke zurückzubilden.

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Linolsäure wird ohne vorgegebene Höchstkonzentration in Kosmetika eingesetzt.

Merke

Essentielle Fettsäuren (ehemals Vitamin F) sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren (z. B. Linolsäure, Linolensäure) aus Pflanzenölen (z. B. aus Nachtkerzenöl, Keimlingsölen).

Sie machen Cremes hautverträglich und wirksam, weil sie die Hornschicht überwinden können.

Sie sind natürliche Bestandteile der Zellmembranen und der Hautbarriere.

Sie wirken glättend bei trockener Haut, sprödem Haar und brüchigen Nägeln.