7
78 I n über 90 % aller Bars wird, laut unserer jüngsten Umfrage, mehr Gin & Tonic bestellt. Bei um die 300 Gins und 14 Tonics auf dem Markt eröffnen sich dabei kombinatorische Möglichkeiten im vierstelli- gen Bereich. Kreative Köpfe potenzieren das Potenzial mit Garnituren, Tees und jeder Menge Kreativität. Das ist an sich nichts Neues. Doch: Was jeder Bartender bis ins Knochenmark verinnerlicht hat, kommt beim Consumer gerade erst an. Während sich der Barchef schon die Finger nach dem nächsten limitierten Mikrodestilleriepremiumgin leckt, hat der gemeine Gast gerade mal Gordon’s und Bombay Sapphi- re auf dem Schirm. Was er bestellt? »Einen Gin & Tonic, bitte.« Damit daraus ein »G’Vine Nouaison mit Fentimans und Zitrone, bitte« wird, haben viele GSA-Barchefs ihre Karte bereits mit einer eigenen Gin & Tonic-Rubrik aufgestockt. Naturgemäß führt die Londoner Artesian Bar schon länger verschiedene Gin & Tonic-Variationen in der Kar- te. Und während in Spanien die Gin Tónica-Bars boomen, hinkt das Image des englischen Longdrinks in den USA noch etwas hinterher. Angefangen hat alles im Indien des 18. Jahrhunderts, wo die englischen Besetzer chininhaltiges Wasser als Schutz gegen Malaria an ihre Sol- daten verteilten. Diese bewiesen zumindest diesbezüglich guten Ge- schmack und mischten die bittere Medizin mit Gin. Heute beschränkt sich die prophylaktische Wirkung von Gin & Tonic weitestgehend auf den nächsten Arbeitstag. Dafür wird mit dem Drink kreativer und irrer verfahren denn je. Im Internet kursieren Rezepte für Gin & Tonic-Sor- bet, Thomas Henry vertreibt ihn als Gelee, der gepflegte Mann greift nach der Rasur zum Gin & Tonic-Aftershave und wer immer noch nicht genug hat, trägt Gin & Tonic als Poloshirt. Wir haben Meinungen und Geschmacksvorlieben gesammelt, Trends nachgespürt und internationale Stimmen zum Weltklassiker Gin & To- nic eingefangen. Stellen Sie sich zu unseren Bartendern auf die Bühne und diskutieren Sie mit! Aus Köln und München kommen Volker Seibert und Klaus St. Rainer zu Wort. Jim Meehan meldet sich aus der PDT Bar in New York, Declan McGurk aus der American Bar im Londoner Savoy Hotel. Wien und Wolfsburg, Barcelona, Basel und Berlin zeichnen uns ihren Gin & Tonic, wie er sein sollte. Führende Tonic-Produzenten geben ein spannendes Zwischenspiel. Unsere Pro- tagonisten beantworten Fragen nach dem besten Eis, dem geeigneten Glas, der passenden Garnitur und erzählen von Service-No-Gos, Tonka- bohnen und mediterranen Kräutersträußchen. Frei nach Shakespeare: Tonic, Ice and Gin – let the play begin! GIN & TONIC Ein guter Gin & Tonic ist wie Shakespeares Sommernachtstraum. Englisch, zeitlos, erfrischend. Ein Klassiker, der immer wieder gern zitiert, neu interpretiert und bis zur Unkenntlichkeit variiert wird. Eine geniale Story, ein genialer High- ball. Mixology präsentiert: eine Übersicht in 5 Akten. Text Marianne J. Strauss

Mixology

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Mixology - Magazin für Barkultur ist eine Fachzeitschrift für Barkeeper, Barbetreiber, die Getränke- und Spirituosenindustrie sowie Connaisseure, Spirituosenliebhaber und Barbesucher im deutschsprachigen Raum.

Citation preview

Page 1: Mixology

78

In über 90 % aller Bars wird, laut unserer jüngsten Umfrage, mehr

Gin & Tonic bestellt. Bei um die 300 Gins und 14 Tonics auf dem

Markt eröffnen sich dabei kombinatorische Möglichkeiten im vierstelli-

gen Bereich. Kreative Köpfe potenzieren das Potenzial mit Garnituren,

Tees und jeder Menge Kreativität. Das ist an sich nichts Neues. Doch:

Was jeder Bartender bis ins Knochenmark verinnerlicht hat, kommt

beim Consumer gerade erst an. Während sich der Barchef schon die

Finger nach dem nächsten limitierten Mikrodestilleriepremiumgin

leckt, hat der gemeine Gast gerade mal Gordon’s und Bombay Sapphi-

re auf dem Schirm. Was er bestellt? »Einen Gin & Tonic, bitte.« Damit

daraus ein »G’Vine Nouaison mit Fentimans und Zitrone, bitte« wird,

haben viele GSA-Barchefs ihre Karte bereits mit einer eigenen Gin &

Tonic-Rubrik aufgestockt. Naturgemäß führt die Londoner Artesian

Bar schon länger verschiedene Gin & Tonic-Variationen in der Kar-

te. Und während in Spanien die Gin Tónica-Bars boomen, hinkt das

Image des englischen Longdrinks in den USA noch etwas hinterher.

Angefangen hat alles im Indien des 18. Jahrhunderts, wo die englischen

Besetzer chininhaltiges Wasser als Schutz gegen Malaria an ihre Sol-

daten verteilten. Diese bewiesen zumindest diesbezüglich guten Ge-

schmack und mischten die bittere Medizin mit Gin. Heute beschränkt

sich die prophylaktische Wirkung von Gin & Tonic weitestgehend auf

den nächsten Arbeitstag. Dafür wird mit dem Drink kreativer und irrer

verfahren denn je. Im Internet kursieren Rezepte für Gin & Tonic-Sor-

bet, Thomas Henry vertreibt ihn als Gelee, der gepflegte Mann greift

nach der Rasur zum Gin & Tonic-Aftershave und wer immer noch

nicht genug hat, trägt Gin & Tonic als Poloshirt.

Wir haben Meinungen und Geschmacksvorlieben gesammelt, Trends

nachgespürt und internationale Stimmen zum Weltklassiker Gin & To-

nic eingefangen. Stellen Sie sich zu unseren Bartendern auf die Bühne

und diskutieren Sie mit! Aus Köln und München kommen Volker Seibert und Klaus St. Rainer zu Wort. Jim Meehan meldet sich aus

der PDT Bar in New York, Declan McGurk aus der American Bar

im Londoner Savoy Hotel. Wien und Wolfsburg, Barcelona, Basel und

Berlin zeichnen uns ihren Gin & Tonic, wie er sein sollte. Führende

Tonic-Produzenten geben ein spannendes Zwischenspiel. Unsere Pro-

tagonisten beantworten Fragen nach dem besten Eis, dem geeigneten

Glas, der passenden Garnitur und erzählen von Service-No-Gos, Tonka-

bohnen und mediterranen Kräutersträußchen.

Frei nach Shakespeare: Tonic, Ice and Gin – let the play begin!

GIN

& TONIC

Ein guter Gin & Tonic ist wie Shakespeares Sommernachtstraum. Englisch, zeitlos, erfrischend. Ein Klassiker, der immer wieder gern zitiert, neu inter pretiert und bis zur Unkenntlichkeit variiert wird. Eine geniale Story, ein genialer High-ball. Mixology präsentiert: eine Übersicht in 5 Akten.

Text Marianne J. Strauss

Page 2: Mixology

79

Illust

ration

: stu

dio

gra

u

Page 3: Mixology

80 Cocktail — Gin Tonic

1. Akt

Gin – starker und aromatischer Auftritt

Unter 45 % Vol. geht gar nichts – so die beinahe einhellige Meinung der

befragten Bartender. Allgemein wird ein kräftiger Gin gewünscht, der

sich auch vor charakterstarken Tonics behauptet.

Frankfurt. Gabriel Daun, Gekkos Bar: »Ich habe eine Vorliebe für

klassische Gins: Tanqueray London dry – ein Benchmark Gin, der alles mit-

bringt, was ein Gin haben muss: viel Wacholder, trocken und würzig mit viel

Kraft. Sipsmith – wunderbare Wacholdernoten, nicht ganz so trocken wie der

Tanqueray. Und Cadenhead’s Old Raj 46 % - mit fein dosierter, zurückhal-

tender Exotik ein herausragender Gin.«

Wien. Reinhard Pohorec, Jägermeister-Stipendiat: »Der Both’s Old

Tom Gin mit seiner subtilen Fruchtnote von Marillen, Beeren und seiner

wunderbaren Süße ergibt mit Tonic eine spannende Variante zu einem »nor-

malen« Gin Tonic. Über den blumigen G’Vine Nouaison hat man was zu

plaudern und kann dem Gast neue Wege und Aromen zeigen. Alkoholisch

kräftiger: Gin Mare mit einer Pikanz von schwarzer Olive und einem medi-

terranen Kräutersträußchen in der Nase und am Gaumen.«

Bis zu 10 Gins finden sich in 20 % aller 74 befragten Bars. Ein Viertel

listet zwischen 11 und 20 Ginsorten, ein weiteres Viertel hat 21 bis 30

Gins im Backboard. Bis zu 40 Gins stehen in 15 % der Bars auf der Kar-

te. 12 % bieten eine noch größere Auswahl.

Berlin. Bastian Heuser, G & T Bar: »Unsere saisonale Selektion umfasst

ca. 15 Gins, dazu kommen ca. 10 Standards und Longseller. Wir führen 2

Haus-Tonics und 2-3 saisonale Tonic-Varianten. Es geht uns nicht darum,

die größte Auswahl an Gins zu haben. Lieber sollen unsere Gäste den Ehr-

geiz entwickeln, alle Saison-Gins über den Zeitraum von 3 Monaten auszu-

probieren.«

2. Akt

Tonic Water – bitzelnder Support

Ob aus der Flasche oder selbstgemacht mit Chinarindensirup, von ei-

nem Tonic Water werden mehr als reine Fillereigenschaften erwartet.

Sich dezent zurückhalten, dennoch den Charakter des Gins unterstrei-

chen, Botanicals herausarbeiten, dazu gehörig sprudeln.

New York. Jim Meehan, PDT Bar: »Ich bin ein Fan trockener Gin &

Tonics. Am liebsten arbeite ich dafür mit Q Tonic wegen seiner besonders

feinen Kohlensäure.«

Köln. Volker Seibert, Capri Lounge: »Das perfekte Tonic ist ein schöner

Begleiter zum Gin, ohne aber die Hauptrolle zu spielen.«

München. Klaus St. Rainer, Goldene Bar: »Ein gutes Tonic sollte vor

allem trocken, stark kohlensäurehaltig und angemessen bitter sein. Eine gute

Balance dezenter Aromen lässt den Gin unverfälscht und dominant auf-

treten. Süßere, würzigere oder fruchtigere Tonics verschaffen dem Drink oft

neue Dimensionen.«

Top Ten der Gin & Tonics

1) Tanqueray No Ten (Vol. 47,3 %)

Fentimans

Grapefruit / Limette

Grapefruit, Wacholderbeere, Koriander und Kamille verleihen dem Gin seine

charakteristische Note. Dazu passen die leichte Zitrusnote und die milde

Bittere von Fentimans.

»Tanqueray No Ten nehme ich gern für einen fruchtig animierenden Gin &

Tonic.« — Klaus St. Rainer, Goldene Bar, München

2) Monkey 47 (Vol. 47 %)

Thomas Henry

Zitrone

Ganze 47 Botanicals prägen den aromareichen Gin aus dem Schwarzwald.

Die Garnitur betont die weit gefächerten Zitrusnoten des Gins und die aus-

balancierte Bittere des Thomas Henry Tonic Water.

»Haltet es schlicht! Häufig reicht eine einfache Zitruszeste oder –scheibe, um

den Gin in Geschmack und Bouquet zu unterstützen.« — Max La Rocca,

Diageo World Class Brand Ambassador

3) Sipsmith (Vol. 41,6 %)

Fever Tree

Limette

Zum klassischen London Dry Gin mit schöner Wacholdernote und milder

Zitrusaromatik passen Limette und die kräftige Bittere von Fever Tree.

»London Dry Gins funktionieren mit Tonic besser als New Western Gins.

Als Garnitur ziehe ich Limette der Zitrone vor.« — Jim Meehan, PDT Bar,

New York

4) Tanqueray London Dry (Vol. 47,3 %)

Thomas Henry / Fever Tree

Zitrone

Aus der grünen Flasche im Shakerdesign fließen kräftiger Wacholder und

eine trockene Würze, die sich mit der Henry’schen Zitrusnote oder der kräf-

tigen Bittere von Fever Tree verschieden interpretieren lassen.

»Der Gin und das Tonic müssen miteinander harmonieren und in der Summe

mehr ergeben. Es gilt, die besten Kombinationen herauszufinden und proak-

tiv an den Gast zu bringen.« — Gabriel Daun, Gekkos Bar, Frankfurt am Main

5) Hendrick’s Gin (Vol. 44 %)

Thomas Henry

Gurke & Pfeffer

Bulgarische Rose und Gurke machen den Apothekerflaschengin zu einem

»unusual« Partner für das zitronige Thomas Henry Tonic Water. Die Gurken-

garnitur ist mittlerweile Standard.

»Ein Gin & Tonic sollte trocken, frisch und nicht zu süß sein. Dabei muss

der Gin Kraft und Durchsetzungsfähigkeit besitzen.« — René Förster, Twist

Bar, Dresden

Page 4: Mixology

T . 0 5 2 5 1 . 5 4 6 0 | F . 0 5 2 5 1 . 5 4 6 1 0 0 0

E . I N F O @ M B G - O N L I N E . N E T | W . W W W . M B G G L O B A L . N E T

Der cutting edge process ist ein einzigartiges herstellungs-

verfahren, bei dem die handverlesenen botanicals in einem

aufwändigen prozess durch messer mit dem höchsten härtegrad

geschnitten werden. Dadurch wird die pflanzliche Zellstruktur

nicht zerquetscht, sondern sauber durchtrennt, so dass sich die

aromen in der anschliessenden destillation optimal entfalten

können. Der cutting edge process macht SEARS zu einem

meisterhaft ausgewogenen gin.

SEARS - Cutting Edge Gin is a registered trademark.

www.sears-gin.com

/s

ea

rs

-G

IN

SEARS CUTTING EDGE GIN

Page 5: Mixology

82 Cocktail — Gin Tonic

30 % der befragten Bars führen 1 bis 2 Tonics im Sortiment. In der

Hälfte werden 3 bis 4 Tonics angeboten. 5 und mehr Tonics bieten

20 % aller Bars.

Erfurt. Torsten Spuhn, Modern Masters: »Derzeit arbeiten wir sogar

an einer Sonderkarte mit einer eigenen Kategorie von Drinks mit Tonic.«

Intermezzo: Diese Gins werden von Tonic-Herstellern empfohlen.

Sie haben das glücklichere Los gezogen. In einem Anflug von Perspek-

tivwechsel fragen wir: Welche Gins empfiehlt der Tonic-Hersteller zu

seinem Produkt?

Fentimans Tonic Water. Mark James Robinson: »Kürzlich haben wir

den ready-to-serve Gin & Tonic mit Greenall’s Bloom Gin gelauncht. Als

Alternative empfehle ich die beiden Gins Caorunn und Beefeater mit der

klassischen Zitronen- oder Limettenzeste.«

Gents Swiss Roots Tonic Water. Hans Georg Hildebrandt: »Für ei-

nen sommerlichen Gin & Tonic kombiniere ich Gents mit Bombay Sapphire

East, Kumquat und Kaffirlimonenblatt. Zu meinen Favoriten zählen außer-

dem Black Gin mit Zitronen- und Limettenzeste, Feel! Munich Dry Gin mit

Wacholderbeeren und Zitronenschalenspirale und Monkey 47 mit einer Zeste

von der Pink Grapefruit sowie Tanqueray No Ten und No. 3 Gin.«

Thomas Henry Tonic Water. Laura Böttcher: »Zu Thomas Henry pas-

sen Tanqueray No Ten und Monkey 47, außerdem Hendrick’s Gin mit Gurke

sowie Bombay Sapphire Vol 47 % und The Duke mit je einer Zitronenzeste.«

Fever Tree Tonic Water. Andreas Steinbeisser: »Für den ultimati-

ven Gin & Tonic-Geschmack empfehle ich zu Fever Tree den No. 3 Gin mit

Orangentwist, Martin Miller’s mit Limettentwist, Tanqueray No Ten mit

Zitronentwist, Edinburgh Gin mit rotem Apfeltwist und Sipsmith mit Zitro-

nentwist.«

Schweppes. Dr. Franz-J. Weihrauch: »Als absoluter Allrounder passt

Schweppes Tonic Water zu allen »London Gins« wie Beefeater London Dry

Gin, Bombay Sapphire und Tanqueray London Dry. Mein Tipp: Hendrick’s

Gin mit unserem Tonic und einer Scheibe Gurke sowie einem Hauch frisch

gemahlenem Pfeffer. Zu Schweppes servieren wir gern auch die deutschen

Gins The Duke und Black Gin mit Orangen- oder Zitronenwedge.«

1724. Conor Ó hAonghusa: »1724 Tonic Water schmeckt perfekt zu Gin

Mare mit einem frischen Rosmarin- oder Thymianzweig oder Orangentwist.

Außerdem empfehle ich zu 1724 The Duke Gin mit Orangenzeste, Whitley

Neill mit Grapefruitscheibe oder Physalis, Pure Gin mit einem Zweig rote Jo-

hannisbeere, The Botanist mit Limetten- oder Zitronenzeste und Tanqueray

Ten mit Grapefruitzeste.«

Aqua Monaco Tonic. Robert Graenitz und Florian Breimesser: »Zu

unserem Tonic Water empfehlen wir Reisetbauer Blue Gin, London Gin

No 1, Mombasa Club, Monkey 47 und The Duke Gin.«

Goldberg. Sebastian Krellmann: »Goldberg Tonic Water schmeckt

fantastisch zu Tanqueray und Lemontwist, Gansloser Black Gin mit Zi-

tronenspalt und Orangenzeste oder Sears Gin mit frischer Gurke. Außer-

dem servieren wir Goldberg Tonic gern mit G’vine Nouaison und ein paar

Wacholderbeeren oder mit Finsbury Platinum ohne Garnitur.«

6) Martin Miller’s Westbourne Strength

(Vol. 45,2 %)

Fever Tree

Zitrone

Aushängeschild von Martin Miller’s ist das isländische Gletscherwasser, mit

dem das Destillat auf Trinkstärke gebracht wird. Zu den 45,2 % Vol. passt

die ausgeprägte Bitternote von Fever Tree.

»Vor dem klassischen, kräftigen Martin Miller‘s Westbourne Strength habe

ich auch im Purbereich und generell als tolles Produkt große Hochachtung.«

— Reinhard Pohorec, Jägermeister-Stipendiat

7) Beefeater 24 (Vol. 45 %)

Fever Tree

Grapefruit

Neben japanischem Sencha-Tee und Wacholderbeeren gehören auch Gra-

pefruitschalen zu den 12 Botanicals des Beefeater 24. Mit der entsprechen-

den Garnitur lässt sich dieses Aroma gut herausarbeiten.

»Ich serviere Beefeater 24 im Burgunderglas mit Fever Tree Tonic Water,

24 Bitter und hausgemachten Zitrusrädern, die in Campari-Sirup (Campari

von 1970) mariniert und im Ofen luftgetrocknet wurden.« — Volker Seibert,

Capri Lounge, Köln

8) The Duke (Vol. 45 %)

Fever Tree / Schweppes

Orange

Aus einem Destillat mit Malz und Hopfenblüten entsteht der Münchner Bio-

Gin, zu dem nur leicht zitronige Tonics und süße Orange passen.

»Ich kenne eigentlich keinen Bartender, der Gin & Tonics nicht liebt und

somit eine natürliche Kompetenz mitbringt.« — Bastian Heuser, G &T Bar,

Berlin

9) Bombay Sapphire (Vol. 40 %)

Fever Tree

Zitrone

Zum süßholzigen Bombay Sapphire passt die weiche Bitternote von Fever

Tree. Harmonisch florale Aromen stehen im Vordergrund.

»Im Jahr 2013 verzeichnet Bombay Sapphire mit 16% Wachstum den größ-

ten Sprung in der Kategorie Gin.« — The Power 100, 2013

10) Gordon’s (Vol. 37,5 %)

Schweppes

Zitrone

Der vergleichsweise leichte und weltweit meistverkaufte Gin wird dreifach

destilliert und enthält besonders viel Wacholder. Dazu passen das Allroun-

dertonic Schweppes und Zitrone.

»Im Mix mit Tonic Water funktioniert nur ein kräftiger Gin, am besten mit

starkem Wacholderaroma.« — Declan McGurk, American Bar, London

Page 6: Mixology

83

Le Roc. John Wiebelitz: »Le Roc servieren wir zum Beispiel mit Gin Mare,

Meeresalgen, Flor de Sal und einem Dash Bitter Truth Creole. Außerdem

passt Le Roc zu Hendrick’s Gin mit 1 zerstoßenen Tonkabohne, 2 Raw-Ka-

kaobohnen, Mark aus der Vanilleschote, als Topping 2 geröstete Kaffee-

bohnen und 1 Dash Bitter Truth Aromatic. Als weitere Gins empfehle ich

Beefeater 24, Tanqueray No Ten, Bombay Sapphire, The Botanist und Gin

Blackwood’s.«

3. (Balance)Akt

Die perfekte Mischung

Als Standard hat sich ein Mischverhältnis von 1 Teil Gin zu 1 bis 3 Teile

Tonic Water durchgesetzt. Der »richtige« Mix variiert je nach Gusto.

Daher schenken unsere befragten Bartender das Tonic erst am Platz

ein oder überlassen das Mischen dem Gast selbst.

New York. Jim Meehan, PDT Bar: »Ich möchte mir die Trinkstärke selbst

einstellen können. Viele New Yorker Bars arbeiten noch immer mit Soda

Guns anstelle von 0,2-l-Portionsflaschen, sodass zur ersten Unsitte noch das

eigenmächtige Vorschenken hinzukommt.«

Basel. Thomas Huhn, Trois Rois: »Wir geben unseren Gästen das Mi-

schungsverhältnis durch die Eismenge vor. 1:2 im Verhältnis Spirituose zu

Tonic. Das Tonic wird auf jeden Fall à part serviert in einer kleine Flasche

und am Tisch eingeschenkt.«

4. Akt

Große Cubes und leckere Schönheiten

Ob 34 x 34 mm große, doppelt gefrostete Hoshizaki-Würfel wie in der

Capri Lounge, 31 x 31 mm große Kold Draft-Würfel wie in der PDT

Bar oder handgeschnitzte Eisblöcke wie im schönen Wien – in einem

Punkt sind sich die befragten Bartender einig: Groß und trocken muss

das Eis sein, so dass der Gin & Tonic nicht zu sehr verwässert, lange eis-

kalt bleibt und die Möglichkeit besteht, vor dem Aufgießen mit Tonic

den Gin pur zu verkosten.

Berlin. Ricardo Albrecht, Immertreu Bar: »Ich arbeite mit großes Cu-

bes. Nur so bleibt mein Gin & Tonic lange kalt.«

München. Klaus St. Rainer, Goldene Bar: »In einen Gin & Tonic gehö-

ren trockene Eiswürfel bis zum Rand.«

Kumquats, Nelken, Gurke und Rosenblätter, Basilikum oder Grape-

fruit mit Kardamom. Die Garnitur ist nicht nur Eye-, sondern auch

Tastecatcher. Längst hat sie ihre dekorative Rolle in eine tragende

verwandelt. Mit der Garnitur lassen sich Botanicals hervorheben und

Eigenschaften im Gin verstärken. Während die einen ganz auf sie ver-

zichten, ist sie für andere unverzichtbar geworden.

Barcelona. Max La Rocca, Diageo World Class Brand Ambassador:

»Zu den beliebtesten Gin & Tonic-Garnituren in Spanien zählen Tonkaboh-

nen, Bergamotte, Lavendel, Süßholz, Rosmarin, Basilikum, Zitronengras,

Zitrusfrüchte, Trauben und Gurke.«

Kalt & Knackig: Platz 11 bis 20

11) Beefeater (Vol. 47 %)

Schweppes

Limette

12) Martin Miller’s Gin (Vol. 40 %)

Fentimans

Zitrone

13) Plymouth Navy Strength (Vol. 57 %)

Fever Tree

Zitrone

14) Cadenhead’s Old Raj Gin (Vol. 46 %)

Schweppes

Zitrone

15) No 3 (Vol. 46 %)

Fever Tree

Zitrone

16) Citadelle Gin (Vol. 44 %)

Thomas Henry

Zitrone

17) Both Old Tom Gin (Vol. 45 %)

Thomas Henry

Limette

18) Plymouth Gin (Vol. 41,2 %)

Schweppes

Zitrone

19) G’ Vine Floraison Gin (Vol. 40 %)

Fever Tree

Zitrone

20) Finsbury 47 (Vol. 47 %)

Thomas Henry

Limette

Page 7: Mixology

84 Cocktail — Gin Tonic

Basel. Thomas Huhn, Trois Rois: »Nichts muss – alles geht. Die Garnitur

mache ich vom jeweiligen Gin oder der Präferenz des Gastes abhängig. Sie

wird nicht stundenlang vorbereitet, sondern à la minute zubereitet.«

5. Akt

Das Glas

Die Spanier trinken ihren Gin Tónica aus Ballongläsern. Eine entspre-

chende Glaskollektion von Gin Mare ist derzeit wegen großer Nachfra-

ge vergriffen. The Duke hat mit seinem Gin & Tonic-Glas den aktuellen

Trend zum weit geöffneten Longdrinkglas aufgegriffen. Dagegen hält

Finsbury mit seiner zylindrischen Interpretation des idealen Gin &

Tonic-Glases.

Dresden. René Förster, Twist Bar: »Ich bevorzuge ein schlichtes Long-

drinkglas. Bei einigen floralen Gins greife ich gerne auch zum Wein- oder

Ballonglas.«

Berlin. Ricardo Albrecht, Immertreu Bar: »Ich serviere Gin & Tonic

grundsätzlich im Highballglas.«

Outtakes: Manchmal geht’s daneben

Lassen Sie sich von der vermeintlichen Schlichtheit des Gin & Tonic

nicht täuschen! Welche Fehler und Fauxpas lauern, erzählen Frankfurt

und Barcelona.

Frankfurt. Gabriel Daun, Gekkos Bar: »37,5 % sind nicht genug! Ein

No-Go ist auch nicht mehr moussierendes Tonic aus der PET-Flasche von

gestern – ich möchte die Flasche by side serviert bekommen, unmittelbar

nachdem sie geöffnet wurde. Weitere Fauxpas sind schlechtes oder zu wenig

Eis und die Unart, ausgequetschte Limettenachtel in den Drink zu schmei-

ßen. Zu viel Tonic oder zu wenig Gin ist auch verkehrt – der Wacholder muss

präsent sein, ich will ihn nicht nur erahnen können.«

Barcelona. Max La Rocca, Diageo Brand Ambassador: »In Spanien

geben viele Bartender wahllos Garnituren in den Gin & Tonic, ohne defi-

nierten Geschmacksrichtungen zu folgen. Und ich frage mich: Warum einen

Gin verfremden, den doch ein Master Distiller jahrelang perfektioniert hat?«

Kritiken: London und Portland

London. Declan McGurk, American Bar: »Gin & Tonic war, ist und

bleibt in London immer ein Klassiker. Er ist der perfekte Einstig in die Welt

der Cocktails. Und ich stelle fest, dass die englischen Gin & Tonic-Trinker

sich immer mutiger an die klassischen Gincocktails heranwagen.«

Portland, Oregon. Ryan Magarian, Gründer von Aviation Gin: »Der

Gin & Tonic steht in den USA an der Schwelle eines großen Comebacks.

Der amerikanische Geschmack wird langsam komplexer und beginnt, die

bitteren Elemente des Tonics wertzuschätzen. Zudem verzeichnen wir einen

Zuwachs an Gin aller Geschmacksrichtungen, vor allem in der Kategorie

›New Western Dry Gin‹. Die verfügbaren Tonics werden hochwertiger und

zahlreicher. Und nicht zuletzt wird die Expertise in amerikanischen Bars

immer besser.« __

Glossar

Gin

Der nahe Verwandte des Genever besteht aus verschnittenem Neutralalko-

hol, der durch die Mazeration mit aromagebenden Botanicals seinen Ge-

schmack erhält. Mit Wasser wird der Gin auf die entsprechende Trinkstärke

eingestellt, die laut Gesetz mindestens 37,5 % Vol. beträgt. Gin benötigt

keine Reifezeit.

Tonic Water

Die Bitterlimonade verdankt ihren typischen Geschmack dem Chinin, das

aus der Rinde des Chinarindenbaums gewonnen wird. Anfangs als Arznei-

mittel eingesetzt, spielt Tonic Water heute eine wichtige Rolle als Filler.

Eis

Je größer der Cube, desto langsamer verwässert der Drink. Eis bildet sich

bei 0 °C und kühlt unsere Getränke in Würfel- oder Kugelform, gecrushed,

gestoßen oder handgeschnitzt.

Kohlensäure

Das Gas CO² reagiert mit Wasser zu dem Bitzeln, das wir als Kohlensäure

und Chemiker als H²CO³ bezeichnen. Im 18. Jahrhundert gelang dem deut-

schen Uhrmacher Johann Jakob Schweppe erstmals die künstliche Zufuhr

von Kohlensäure in Getränke.

Botanicals

Als Botanicals bezeichnet man Gewürze, Kräuter und Beeren, die zum Aro-

matisieren von Destillaten genutzt werden. Wichtige Botanicals für Gin sind

etwa Wacholder, Koriander, Angelikawurzel, Zitrusfrüchte und Zimtkassie.

Spanischer Stil

Den spanischen Gin & Tonic unterscheiden zwei Merkmale von der klassi-

schen Version. Erstens: das Ballon- oder Weinglas. Zweitens: die phantasie-

volle Garnitur. Von Rosmarin- und Lavendelzweigen über Trauben bis hin zu

Ingwer und gemahlenem Curry sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Queen Mum

Neben König Georg VI. war ein Gin & Tonic der liebste Begleiter der kleinen

Londoner Lady. Ob sie trotz oder dank des täglichen Longdrinks 102 Jahre

alt wurde?