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Möglichkeiten der Integration eines Zeitmanagements
in das Blueprinting von Dienstleistungsprozessen
Sabine Fließ; Britta Lasshof; Monika Meckel
Diskussionsbeitrag Nr. 362
Juni 2004
Douglas-Stiftungslehrstuhl für Dienstleistungsmanagement
Univ.-Prof. Dr. Sabine Fließ
FernUniversität Hagen
Profilstraße 8
D – 58084 Hagen
www.fernuni-hagen.de/BWLDLM
Vorwort
Für Dienstleistungsunternehmen ist das Zeitmanagement ein entscheidender Faktor im Wett-
bewerb geworden: So kann der Faktor Zeit einerseits zum Hauptbestandteil der Leistung wer-
den (zu denken sei hier an Fast-Food Restaurants oder Express Services), andererseits führt
bereits die Qualitätsbeurteilung der Kunden häufig über den Faktor Zeit. Insofern fällt der
Planung und Gestaltung der Zeit bei Dienstleistungen eine wesentliche Bedeutung zu – gerade
auch vor dem Hintergrund der Integration externer Faktoren, durch die der Kunde oftmals
aktiv am Leistungserstellungsprozess teilnimmt oder zumindest Einsicht in denselben be-
kommt.
Ein geeignetes Instrument zur Analyse, Gestaltung und Optimierung von Dienstleistungspro-
zessen stellt das Blueprinting dar. Ziel der Methode ist die Steigerung von Effektivität und
Effizienz, wobei insbesondere die Ausrichtung auf die drei Erfolgfaktoren Qualität, Kosten
und Zeit den Wettbewerbsvorteil für das Dienstleistungsunternehmen generieren soll.
Der vorliegende Diskussionsbeitrag basiert auf einer am Douglas-Stiftungslehrstuhl für
Dienstleistungsmanagement entstandenen Diplomarbeit. Er verfolgt das Ziel, den komplexen
Bereich des Zeitmanagements in die Methode des Blueprinting zu integrieren. Es werden ver-
schiedene Instrumente des Zeitmanagements aufgezeigt und daraufhin untersucht, inwiefern
sie für eine Integration in das Blueprinting als geeignet erscheinen. Derartige Instrumente
müssen folglich nicht nur mit dem Blueprint kompatibel sein, sondern auch den Anforderun-
gen und Besonderheiten von Dienstleistungen gerecht werden. Mit Hilfe dieser Untersuchung
wird ein interessanter, wissenschaftlicher Beitrag zur Weiterführung des Blueprints geleistet,
der zudem die interdisziplinäre Lücke schließen und zur weiteren Diskussion anregen soll.
Univ.-Prof. Dr. Sabine Fließ
Dipl.-Ök. Britta Lasshof
Möglichkeiten der Integration eines Zeitmanagements in das Blueprinting von Dienstleistungsprozessen
I
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung in das Thema.................................................................................................. 1
2 Begriffliche Einordnung und Grundlagen....................................................................... 3 2.1 Zum Begriff „Dienstleistungsprozess“........................................................................ 3
2.1.1 Zum Begriff „Prozess“ .................................................................................... 3
2.1.2 Zum Begriff der Dienstleistung....................................................................... 4
2.1.2.1 Immaterialität der Leistungserstellung............................................. 5
2.1.2.2 Integrativität der Leistungserstellung............................................... 5
2.2 Zum Begriff „Zeitmanagement“ ................................................................................. 7
2.2.1 Das Phänomen „Zeit“...................................................................................... 7
2.2.1.1 Zeitpunkt und Zeitdauer ................................................................... 7
2.2.1.2 Objektive und subjektive Zeit .......................................................... 8
2.2.2 Facetten des Zeitmanagements........................................................................ 9
2.2.2.1 Subjektives Zeitmanagement ........................................................... 9
2.2.2.2 Betriebliches Zeitmanagement ......................................................... 9
2.3 Über den Zusammenhang von Dienstleistung und Zeit ............................................ 10
2.3.1 Aus der Perspektive des Kunden................................................................... 10
2.3.2 Aus der Perspektive des Anbieters................................................................ 12
2.4 Das Blueprinting als Methode zur Darstellung des Dienstleistungsprozesses.......... 14
2.4.1 Vertikale und horizontale Dimensionen des Blueprint ................................. 14
2.4.2 Ausgestaltung der vertikalen, inhaltlichen Dimension anhand der Entwicklungsstufen des ServiceBlueprint..................................................... 14
2.4.3 Erstellung des Blueprint ................................................................................ 17
2.4.4 Einsatzmöglichkeiten des Blueprint.............................................................. 17
3 Möglichkeiten der Analyse und der Gestaltung von Dienstleistungsprozessen mithilfe der Blueprinting-Methode................................................................................. 19 3.1 Analyse und Gestaltung von Prozessen als Herausforderung für Unternehmen ...... 19
3.2 Einsatz der Blueprinting-Methode als Instrument der Analyse und Gestaltung von Dienstleistungsprozessen .......................................................................................... 20
3.2.1 Funktionen der Zeit bei der Konzeption von Prozessen ............................... 24
3.2.2 Konzepte für die Lösungsfindung zeitrelevanter Problemfelder .................. 24
4 Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung........... 26 4.1 Bestimmung der Zeitdauer von Prozessschritten ...................................................... 26
4.2 Darstellung von Zeit in Instrumenten des Zeitmanagements und Beurteilung ihres Integrationspotenzials in das Blueprinting ....................................................... 27
Möglichkeiten der Integration eines Zeitmanagements in das Blueprinting von Dienstleistungsprozessen
II
4.2.1 Die Zeitkomponente in der Netzplantechnik ................................................ 27
4.2.1.1 Vorgangspfeilnetz .......................................................................... 30
4.2.1.2 Vorgangsknotennetz....................................................................... 32
4.2.2 Die Zeitkomponente in der Transplantechnik............................................... 34
4.2.3 Die Zeitkomponente im Gantt-Diagramm .................................................... 35
4.2.4 Die Zeitkomponente in Petri-Netzen............................................................. 36
4.2.5 Die Zeitkomponente in ARIS........................................................................ 38
5 Integration der Zeitkomponente ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements in die Blueprinting-Methode ........................................................................................... 41 5.1 Kriterien zur Bewertung von Modellen .................................................................... 41
5.1.1 Richtigkeit des Modells................................................................................. 41
5.1.2 Anschaulichkeit des Modells ........................................................................ 42
5.1.3 Angemessenheit des Modells zur Realität und zum Modellierungszweck ... 42
5.2 Vorstellung eines Beispiels für die Integration der verschiedenen Zeitdar- stellungen .................................................................................................................. 42
5.3 Möglichkeiten der Integration der Zeitdarstellung anhand ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements ............................................................................ 44
5.3.1 Integration und Beurteilung der Zeitdarstellung aus der Netzplantechnik in die Blueprinting-Methode ......................................................................... 44
5.3.1.1 Bewertung der Integration der Zeitelemente des Vorgangsknotennetzes anhand der festgelegten Kriterien ............. 45
5.3.1.2 Inhaltliche Beurteilung der Integration der Netzplanelemente ...... 46
5.3.2 Integration und Beurteilung der Zeitdarstellung der Transplantechnik in die Blueprinting-Methode ............................................................................. 47
5.3.2.1 Bewertung der Integration der Zeitelemente der Transplan- technik anhand der festgelegten Kriterien...................................... 47
5.3.2.2 Inhaltliche Beurteilung der Integration der Transplantechnik ....... 48
5.3.3 Integration und Beurteilung der Zeitdarstellung des Gantt- Diagramms in das Blueprinting von Dienstleistungsprozessen .................... 49
5.3.3.1 Bewertung der Integration der Zeitelemente des Gantt-Diagramms anhand der festgelegten Kriterien .................................................. 49
5.3.3.2 Inhaltliche Beurteilung der Integration der aus der Gantt-Darstellung übernommenen Zeitdarstellung ................................. 50
5.4 Erkenntnisse aus der Integration der Zeitkomponente und Berücksichtigung der dienstleistungsspezifischen Zeitverwendungsarten................................................... 51
6 Resümee............................................................................................................................. 53
Anlage...................................................................................................................................... 65
Möglichkeiten der Integration eines Zeitmanagements in das Blueprinting von Dienstleistungsprozessen
III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Verwendung von Zeit aus Kundensicht am Beispiel eines Arztbesuches ....... 11
Abbildung 2: Blueprint vor der dritten Entwicklungsstufe .................................................... 16
Abbildung 3: Blueprint in der Darstellung von Kleinaltenkamp und Fließ ........................... 17
Abbildung 4: Schritte des Blueprinting.................................................................................. 21
Abbildung 5: Mit der Methode des Blueprinting kombinierbare Methoden der Prozess-analyse und -gestaltung .................................................................................... 23
Abbildung 6: Effizienzsteigerung von Prozessschritten......................................................... 25
Abbildung 7: Netzplanmethoden imVergleich....................................................................... 29
Abbildung 8: Abhängigkeiten zwischen Vorgängen.............................................................. 30
Abbildung 9: Verwendung von Scheinvorgängen ................................................................. 31
Abbildung 10: Anordnungsbeziehungen zwischen Vorgängen ............................................... 31
Abbildung 11: Darstellung der Zeitplanung im Vorgangspfeilnetz ......................................... 32
Abbildung 12: Darstellung der Zeitplanung im Vorgangsknotennetz ..................................... 33
Abbildung 13: Darstellung von Tätigkeiten im Zeitraster der Transplantechnik..................... 34
Abbildung 14: Darstellung von Vorgangsbalken und Kennzeichnung des Fortschritts .......... 35
Abbildung 15: Modellierung eines Ereignisses in der Petri-Netz-Darstellung ........................ 37
Abbildung 16: Verschiedene Notationen für zeitbehaftete Petri-Netze ................................... 37
Abbildung 17: Prozessmodellierung mit grundlegenden Elementen aus ARIS....................... 39
Abbildung 18: Blueprint eines Angebotsprozesses mit zwei Kundenkontakten...................... 43
Abbildung 19: Integration der Zeitdarstellung analog der Vorgangsknotendarstellung .......... 45
Abbildung 20: Integration der Zeitdarstellung analog der Transplantechnik .......................... 47
Abbildung 21: Integration der Zeitdarstellung analog eines Gantt-Diagramms ...................... 49
Einführung in das Thema
1
1 Einführung in das Thema
Der Faktor Zeit hat die betriebswirtschaftliche Diskussion in den letzten Jahren nachhaltig
geprägt. Begriffe wie Just-in-Time oder Economies of Speed kennzeichnen exemplarisch diese
Entwicklung.1
Nachdem sich zu Beginn der sechziger Jahre zunächst die Betrachtungen auf die Zeit als Pla-
nungsparameter fokussierten, wurden seit den achtziger Jahren vermehrt auch Untersuchun-
gen über den Zusammenhang von Zeit und dem Erfolg von Unternehmen angestellt.2 Bis in
die neunziger Jahre entwickelte sich die Zeit neben den klassischen Faktoren „Kosten“ und
Qualität“ zur wettbewerbsentscheidenden Größe.3 Von dieser Basis ausgehend entstand in der
Folgezeit eine Vielzahl von Abhandlungen über die Zeit unter Wettbewerbsgesichtspunkten.
Diese Abhandlungen beziehen sich vielfach auf die Erstellung von Produktionsgütern und
reduzieren den „neuen“ Wettbewerbsfaktor Zeit oftmals auf Schnelligkeit, d.h. das Bestreben
einen Herstellungsvorgang zu beschleunigen. Dabei werden weitere erfolgsrelevante Facetten
der Zeit, wie z.B. das Timing oder die Langfristigkeit bzw. Dauerhaftigkeit von Maßnahmen
vernachlässigt.4
Von Ausnahmen abgesehen5 wird in der Literatur nur sehr bedingt dem Umstand Rechnung
getragen, dass insbesondere die Anbieter von Dienstleistungen aufgrund der besonderen Ei-
genschaften des vermarkteten Wirtschaftsguts von der Zeitproblematik betroffen sind.6 Die
bei der Dienstleistungserstellung charakteristische Beteiligung des Kunden bedingt, dass die
Dienstleistungsnutzung nicht als punktueller Eindruck sondern als Prozess erlebt wird, der aus
einer Menge von Einzelschritten besteht.7 Dadurch wird ein Zeitmanagement wesentlich, das
insbesondere auch die Synchronisation mit dem Kunden betrachtet.
Vor diesem Hintergrund gewinnt die Blueprinting-Methode als Konzept zur Unterstützung
der Prozessanalyse und -gestaltung besondere Bedeutung, da hierbei ein Abbild des Gesamt-
prozesses und der Teilprozesse einer Dienstleistung entlang einer Zeitachse chronologisch
skizziert wird.8
Im Rahmen dieser Arbeit werden die Möglichkeiten der Integration eines Zeitmanagements in
das Blueprinting von Dienstleistungsprozessen untersucht.
1 Vgl. Otto; Reckenfelderbäumer, 1993, S. 1. 2 Vgl. Dichtl; Leach, 1997, S. 45f. 3 Vgl. Corsten, 2000, S. 1065. 4 Vgl. Dichtl; Leach, 1997, S. 45f. 5 Siehe hierzu: Stauss, 1991, S. 81ff. 6 Vgl. Otto; Reckenfelderbäumer, 1993, S. 1. 7 Vgl. Stauss, 1992, S. 10f.
Einführung in das Thema
2
Eine wesentliche Herausforderung besteht darin, die Analyse sowie den Entwurf von Dienst-
leistungsprozessen unter Anwendung der Blueprinting-Methode mit der Fokussierung auf die
zeitliche Dimension durchzuführen. Die zu beantwortende Schlüsselfrage liegt in der Klä-
rung, ob und in welchem Ausmaß die vorzustellenden Konzepte des Zeitmanagements in das
Blueprinting von Dienstleistungen integriert werden können, um einen Mehrwert gegenüber
einer separierten Darstellung zu erzielen.
Dieser Zielsetzung folgend findet im zweiten Kapitel die Einführung der erforderlichen Ter-
minologie mit der Begriffsbestimmung des Dienstleistungsprozesses sowie des Zeitmanage-
ments statt. Ebenso wird das Blueprinting erklärt. Im dritten Kapitel wird die Blueprinting-
Methode unter besonderer Würdigung der Zeitkomponente auf ihre Möglichkeiten zur Unter-
stützung der Prozessanalyse und -gestaltung untersucht. Darüber hinaus werden die Funktio-
nen der Zeit beleuchtet, sowie Konzepte für die Lösungsfindung zeitrelevanter Problemfelder
behandelt. In Kapitel vier werden Darstellungsmethoden aus dem Gebiet des Zeitmanage-
ments vorgestellt. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Darstellung der Zeitkomponente
innerhalb dieser Methoden, um das Integrationspotenzial dieser Zeitdarstellungen in das
Blueprinting feststellen zu können. Der Versuch, als geeignet angesehene Konzepte in das
Blueprinting zu integrieren, wird im fünften Kapitel durchgeführt und anhand aufzustellender
Kriterien beurteilt. Eine Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse der Arbeit bildet das
abschließende Resümee.
8 Vgl. Kleinaltenkamp, 2000a, S. 4; Fließ; Möller; Momma, 2003, S. 29.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
3
2 Begriffliche Einordnung und Grundlagen
In diesem Kapitel werden die terminologischen Grundlagen gelegt, die zum weiteren Ver-
ständnis erforderlich sind. Nach der Erläuterung des Dienstleistungsprozesses (2.1) werden
die Facetten des Zeitmanagements beleuchtet (2.2). In der Folge wird der Zusammenhang von
Dienstleistung und Zeit hergestellt (2.3). Abschließend wird die Methode des Blueprinting
erklärt (2.4).
2.1 Zum Begriff „Dienstleistungsprozess“
Die Begrifflichkeit Dienstleistungsprozess setzt sich aus den Worten Dienstleistung und Pro-
zess zusammen. An dieser Stelle wird zunächst der Begriff Prozess betrachtet und nachfol-
gend auf Begriff und Wesen der Dienstleistung eingegangen.
2.1.1 Zum Begriff „Prozess“
Eine allgemein anerkannte Definition für den Begriff Prozess hat sich bisher noch nicht
durchsetzen können.9 Demzufolge findet sich in der wissenschaftlichen Literatur eine Viel-
zahl unterschiedlicher Begriffserläuterungen, wie nachstehende Definitionen verdeutlichen:
“Ein Prozess ist eine Gesamtheit von integrierten funktionsübergreifenden Tätigkeiten, mit denen ein Produkt hervorgebracht und/oder eine Dienstleistung bereitgestellt wird, die den Anforderungen der internen und/oder externen Kunden entsprechen. Ein Prozess hat messbaren In- und Output, fügt Wert hinzu, ist wiederholbar, wird von einer Füh-rungskraft geleitet und ist auf die Zufriedenstellung aller „Stakeholder“, nicht nur der An-teilseigner, gerichtet.“ 10
„Prozesse werden charakterisiert als „Sammlung von denjenigen logisch verbundenen Aktivitäten, die für die Erreichung einer vorgegebenen Leistung notwendig sind. […] Diese Erklärung des Prozessbegriffs enthält zwei wichtige Aspekte: Um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, sind eine bestimmte Anzahl eindeutig beschreibbarer Aktivitäten er-forderlich und die Beziehung zwischen ihnen sind […] logisch vorgegeben.“ 11
Eine ähnliche Sichtweise vertritt Striening, der einen Prozess als „Serie von Handlungen, Tä-
tigkeiten oder Verrichtungen zur Schaffung von Produkten oder Dienstleistungen […], die in
einem direkten Beziehungszusammenhang miteinander stehen und die in ihrer Summe den
betriebswirtschaftlichen, produktionstechnischen, verwaltungstechnischen und finanziellen
Erfolg eines Unternehmens bestimmen“ 12, sieht. Auch Gaitanides stellt explizit auf den logi-
schen Zusammenhang der einzelnen Vorgänge ab. 13
9 Vgl. Körfgen, 1999, S. 47 10 Hinterhuber; Aichner; Lobenwein, 1994, S. 81 11 Schwarzer, 1994, S. 208 12 Striening, 1988, S. 57 13 Vgl. Gaitanides, 1983, S. 65.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
4
Bogaschewski/ Rollberg zielen auf das ganzheitliche Zusammenwirken der betrieblichen Ak-
tivitäten ab und argumentieren, dass „das betriebliche Geschehen als Ganzes und in seinen
Teilbereichen als Prozess anzusehen“14 ist. Den Begriff des Prozesses definieren sie allgemein
als zusammengehörende, Zeit beanspruchende Tätigkeiten.15
Wenngleich die Formulierungen dieser Definitionen sehr unterschiedlich erscheinen, lässt
sich jedoch bei allen eine inhaltliche Gemeinsamkeit aufdecken. Die einzelnen Aktivitäten
werden als in einem logischen Zusammenhang stehend angesehen. Vermehrt wird auch der
Aspekt der notwendigen Wertschöpfung für wichtig erachtet.16
In dieser Arbeit soll den vorstehenden Definitionsansätzen folgend ein Prozess verstanden
werden als Abfolge von logisch verbundenen Vorgängen mit einem definierten Anfang und
einem definierten Ende, die einen Input in einen Output verwandeln. Zielsetzung von Pro-
zessaktivitäten ist es dabei, zum Unternehmenserfolg beizutragen.
Bei den hier betrachteten Prozessen handelt es sich im Speziellen um Dienstleistungsprozesse.
Die Merkmale der Dienstleistung werden nachfolgend untersucht.
2.1.2 Zum Begriff der Dienstleistung
Zu Begriff und Wesen der Dienstleistung lassen sich viele verschiedene Definitionen in der
Literatur finden. Ein häufig verfolgter Ansatz − wie beispielsweise bei Maleri17 − ist der Ver-
such, Sachleistungen von Dienstleistungen voneinander abzugrenzen.18 Die meisten dieser
Ansätze stellen allerdings keine eindeutige Trennung der Bedeutungsinhalte her.19
An dieser Stelle soll im Hinblick auf die Zielsetzung dieser Arbeit keine weiterführende Ab-
grenzungsdiskussion von Sach- und Dienstleistungen stattfinden. Es soll vielmehr näher auf
die Besonderheiten von Dienstleistungen eingegangen werden. Ein Konzept zur Eingrenzung
von Dienstleistungen basiert dabei auf der Betrachtung der Immaterialität und der Integrativi-
tät des Leistungserstellungsprozesses.20
14 Bogaschewsky; Rollberg, 1998, S. 185. 15 Vgl. Bogaschewsky; Rollberg, 1998, S. 185. 16 In diesem Zusammenhang wird bei Scheer der Begriff der „Prozesseffizienz“ verwendet, der die Ausrichtung von Abläufen auf die Ziele der Unternehmung beinhaltet. Vgl. hierzu Scheer, 2001, S. 7. 17 Vgl. Maleri, 1998, S. 119ff. 18 Dabei werden als konstitutive Elemente insbesondere Immaterialität, Flüchtigkeit, fehlende Eigentumsüber- tragung, mangelnde Lagerfähigkeit, Individualität, Heterogenität, Interaktion sowie Simultaneität von Pro- duktion, Absatz und Verbrauch angeführt. Vgl. hierzu: Fließ, 2002, S. 28. 19 Vgl. Engelhardt; Kleinaltenkamp; Reckenfelderbäumer, 1993, S. 395ff; Kaas, 2001, S. 105ff; Reckenfelder- bäumer, 1994, S. 13ff sowie ders. 2001, S. 40ff. 20 Vgl. Engelhardt; Kleinaltenkamp; Reckenfelderbäumer, 1993, S. 404f.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
5
2.1.2.1 Immaterialität der Leistungserstellung
Auch wenn in der Literatur immer wieder die Immaterialität bzw. Intangibilität oder Nicht-
greifbarkeit21 eines Gutes als Kennzeichen von Dienstleistungen angeführt wird, ist dieser
Ansatz nur selten zutreffend. Dies hängt damit zusammen, dass der Nachfrager fast immer ein
Leistungsbündel in Anspruch nimmt und dieses gleichzeitig materielle und immaterielle Be-
standteile aufweist.22 Festgehalten werden kann jedoch, dass Güter in der Regel einen größe-
ren materiellen, Dienstleistungen meist einen größeren immateriellen Anteil aufweisen.23
Bedingt durch den Anteil an Immaterialität muss sich der Nachfrager bereits aufgrund seiner
Erwartung über die Leistungsfähigkeit bzw. das Leistungspotenzial des Anbieters24 für das
Angebot entscheiden; d.h., er steht vor dem Problem, das Dienstleistungsangebot nicht im
eigentlichen Sinne „begreifen“ und damit die Qualität nur schwer beurteilen zu können. Man
spricht in diesem Zusammenhang auch von einem vom Kunden empfundenen subjektiv er-
höhten Kaufrisiko.25
Der Anbieter sollte versuchen zum Abbau dieser beim Nachfrager vorliegenden Unsicherheit
beizutragen, indem er dessen Perspektive permanent berücksichtigt. Eine Orientierung ist
dabei anhand der Kriterien von Zeithaml, Parasuraman und Berry möglich, nach denen Kun-
den die Qualität einer Dienstleistung bemessen.26 Im Rahmen aktiver Kommunikation kann
beispielsweise der Anbieter Informationen bereitstellen, die dem Nachfrager ermöglichen
nachzuvollziehen, „was“ „wann“ „wie schnell“ „von wem“ erledigt wird. Eine komplexe Ge-
samtleistung soll somit für den Kunden verständlich und nachprüfbar werden.27 Für Dienst-
leistungsanbieter ist es – sehr viel stärker als für Anbieter von Sachleistungen – von zentraler
Bedeutung, die Erfüllung von Qualitätserwartungen des Kunden anhand ausschlaggebender
Serviceparameter wie z.B. Pünktlichkeit zu identifizieren.28
2.1.2.2 Integrativität der Leistungserstellung
Durch den Auftrag des Nachfragers wird der Leistungserstellungsprozess einer Dienstleistung
initiiert.29 Während der Anbieter zuvor noch sein Leistungspotenzial autonom disponieren
21 Vgl. Stauss, 1992, S. 8. 22 Vgl. Engelhardt; Kleinaltenkamp; Reckenfelderbäumer, 1993, S. 406. 23 Vgl. Rushton; Carson, 1989, S. 28; Hilke, 1989, S. 8. 24 Meyer bezeichnet das direkte Angebot von Potenzialen in Form von Leistungsfähigkeiten als ein konstitutives Element der Dienstleistung. Siehe hierzu: Meyer, 1993, S. 900f. 25 Vgl. Stauss, 1992, S. 9; Kuhlmann, 1998, S. 173ff. 26 Vgl. Zeithaml; Parasuraman; Berry, 1992, S. 33ff. 27 Vgl. Noch, 1995, S. 54f. 28 Vgl. Noch, 1995, S. 52. 29 Vgl. Kleinaltenkamp; Haase, 1999, S. 171; Kleinaltenkamp, 1998, S. 38.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
6
bzw. seine Bereitstellungsleistung unabhängig vom Kunden gestalten konnte, erlangt der
Kunde nun Mitwirkung an dem Prozessverlauf durch dessen Einbindung. Man spricht in die-
sem Zusammenhang von der Integration des externen Faktors,30 der nach Meyer als Mittel-
punkt der Leistungserstellung anzusehen ist.31 Als externe Faktoren werden diejenigen Fakto-
ren bezeichnet, „ ... die zeitlich begrenzt in den Verfügungsbereich eines Dienstleistungsan-
bieters gelangen und mit den internen Produktionsfaktoren in einen Verarbeitungsprozess
integriert werden“.32 Es kann sich dabei um Personen, z.B. der Nachfrager selbst oder dessen
Angestellte, Tiere und Pflanzen, sachliche Objekte, Nominalgüter, Rechte und Informationen
handeln.33
Wie weitgehend dabei eine Beeinflussung durch den Kunden ausgeprägt ist, variiert abhängig
davon, welche externen Faktoren und in welchem Ausmaß diese in den Leistungserstellungs-
prozess eingebracht werden.34 Nach Corsten und Stuhlmann steht die Produktion der Markt-
leistung in funktionaler Abhängigkeit vom Einsatz externer Faktoren, so dass aus dem Integ-
rationserfordernis für den Dienstleistungserstellungsprozess eine gewisse Fremdbestimmtheit
resultiert.35
Zusammenfassend sei festgehalten, dass der Begriff der Integrativität für das Phänomen der
Integration externer Faktoren in einen betrieblichen Leistungserstellungsprozess steht.36 Der
Grad der Integrativität kann diesbezüglich auf einem Kontinuum von „autonom“ bis „integra-
tiv“ abgetragen werden.37
Die Integration des externen Faktors hat dabei auch erhebliche Auswirkungen auf die durch
den Nachfrager empfundene Qualität der Dienstleistung. Bei Meyer und Mattmüller wird dies
als das „Prinzip der Bedarfdeckung durch Leistungserstellung“ bezeichnet.38 Nach Engelhardt
und Freiling ist die Zufriedenheit des Kunden davon anhängig, wie intensiv er sich an der
Prozesserstellung beteiligt.39
Das bei der Dienstleistungserstellung oft angeführte uno-actu-Prinzip sagt aus, dass die
Produktion und der Absatz einer Dienstleistung nahezu simultan ablaufen. Dies ist zum Teil
30 Vgl. Kleinaltenkamp, 1997a, S. 350f sowie ders., 1998, S. 38. 31 Vgl. Meyer, 1992, S. 21f. 32 Engelhardt; Kleinaltenkamp; Reckenfelderbäumer, 1993, S. 401. 33 Vgl. Kleinaltenkamp, 1997b, S. 350; 1998, S. 38. 34 Vgl. Engelhardt; Kleinaltenkamp; Reckenfelderbäumer, 1993, S. 406. 35 Vgl. Corsten; Stuhlmann, 2000, S. 2. 36 Vgl. Kleinaltenkamp, 1997b, S. 84. 37 Vgl. Roth, 2001, S. 45. 38 Vgl. Meyer; Mattmüller, 1987, S. 188. 39 Vgl. Engelhardt; Freiling, 1995, S. 39.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
7
durch die Existenz des externen Faktors bedingt.40 Für den Anbieter von Dienstleistungen
ergibt sich daraus die Konsequenz, dass bei der Gestaltung der Prozesse der externe Faktor zu
berücksichtigen ist. Die zeitliche Ausgestaltung von Dienstleistungsangeboten ist dabei im-
mer dann von Bedeutung, wenn der Zeitpunkt und/oder die Zeitdauern eines Dienstleistungs-
angebotes zwischen Anbieter und Kunde synchronisiert werden müssen.41 Dieser Herausfor-
derung kann mit einem systematischen Zeitmanagement begegnet werden.
2.2 Zum Begriff „Zeitmanagement“
Der Behandlung des Terminus Zeitmanagement, wird zunächst das Phänomen Zeit vorange-
stellt.
2.2.1 Das Phänomen „Zeit“
Die wachsende Bedeutung der Zeit als strategischer Erfolgsfaktor für Unternehmen wurde –
wie im ersten Kapitel bereits vermerkt – in den neunziger Jahren zentrales Thema vieler Ver-
öffentlichungen.42 Dabei wurden neue Begriffe kreiert, wie Zeitwettbewerb, Zeitfalle, Zeit-
fenster, die alle in einem semantischen Zusammenhang zur Zeit stehen.43
Vielfach wird das Wort Zeit verwendet, ohne eine definitorische Abgrenzung vorgenommen
zu haben.44 Wenngleich aufgrund des komplexen Charakters keine eindeutige Definition
möglich ist, ist trotzdem eine Abgrenzung dieses Phänomens möglich. Zur Erklärung sollen
hierbei – im Wesentlichen der Erläuterung von Schäffer folgend – die Pole Zeitpunkt und
Zeitdauer sowie die objektive und subjektive Zeit herangezogen werden.45
2.2.1.1 Zeitpunkt und Zeitdauer
Umgangssprachlich werden die Begriffe Zeitpunkt und Zeitdauer häufig synonym verwendet.
In ökonomischen Darstellungen hat die Zeit eine Richtung, die gemeinhin durch einen Zeit-
strahl oder eine Zeitachse verdeutlicht wird. Wird ein infinitesimal kleiner Punkt auf der Zeit-
achse betrachtet, der ein fixiertes Moment ohne Ausdehnung darstellt, spricht man von einem
Zeitpunkt. Mit der Zeitdauer hingegen wird die Länge einer Aktivität beschrieben, die durch
einen Anfangs- sowie einen Endzeitpunkt determiniert werden kann. Durch die Nennung ei-
nes Zeitpunktes kann somit die Frage nach dem „wann“ einer Aktivität beantwortet werden. 40 Vgl. Roland; Daub, 2000; S. 438. 41 Vgl. S. Schäffer, 2000, S. 203. 42 Vgl. Roland; Daub, 2000, S. 440. 43 Vgl. Bitzer, 1992, S. 13. 44 Vgl. Schäfer, 2001, S. 8; S. Schäffer, 2000, S. 203.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
8
Wird die Angabe einer Zeitdauer erwartet, wurde die Frage nach dem „wie lange“ einer Akti-
vität gestellt.46
2.2.1.2 Objektive und subjektive Zeit
Der objektiven Zeit liegt ein quantifizierbares, homogenes, objektunabhängiges und damit
inhaltsneutrales Ordnungssystem zu Grunde, das die Basis für eine zeitliche Messbarkeit bil-
det.47 Für die objektive Zeit stellt die Uhr das Messinstrument für Zeiteinheiten dar. Erst
durch die Standardisierung von Zeiteinheiten wird der Vergleich von Zeitintervallen möglich,
und Vorgänge und Ereignisse können hinsichtlich ihrer Dauer und der chronologischen Ab-
folge präzise beschrieben werden.48 Zeit, verstanden als ein zeitliches Orientierungssystem,
ist damit unabdingbar für den Entwurf von Handlungsketten.49
Bei der subjektiven Zeit handelt es sich um das Gegenstück zur objektiven Zeit. Subjektive
Zeit das persönliche Zeiterleben, das bei jedem Individuum abhängig von dessen Präferenzen
anders empfunden und damit unterschiedlich geschätzt werden kann.50 Demzufolge führen
Ungeduld und Langeweile, Innovationsdrang und Status-quo-Präferenz zu einer unterschied-
lichen Wahrnehmung und Berücksichtigung des Zeitablaufs.51 Eine vom Betrachter unabhän-
gige Messung wie bei der objektiven Zeit kann damit nicht vorgenommen werden.52 Ebenso
stellt die Empfindung von Zeitdruck und Zeitknappheit eine subjektive Empfindung dar. Da-
bei entsteht das Gefühl der Zeitknappheit, wenn für bestimmte Aktivitäten vorab eingeplante
Zeiteinheiten nicht eingehalten werden können.53
Zeit wird in der Literatur als knappe Ressource angesehen, die der optimalen Allokation be-
darf.54 Im Folgenden soll basierend auf der nun vorgenommenen Eingrenzung des Phänomens
Zeit anhand der Dichotomien, objektive und subjektive Zeit sowie Zeitpunkt und Zeitdauer
die Betrachtung des Zeitmanagements vorgenommen werden.
45 Vgl. S. Schäffer, 2000, S. 203f. 46 Vgl. S. Schäffer, 2000, S. 205f. 47 Vgl. Bitzer, 1992, S. 15. 48 Vgl. Bitzer, 1992, S. 15. 49 Vgl. Schulte, 1996, S. 88. 50 Vgl. Otto; Reckenfelderbäumer, 1993, S. 3. 51 Vgl. Witte, 1988, S. 353. 52 Vgl. Schäffer, 2000, 204f. 53 Vgl. Otto; Reckenfelderbäumer, 1993; S. 2–6. 54 Vgl. Simon, 1988, S. 119–123; U. Schäffer, 2000, S. 73.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
9
2.2.2 Facetten des Zeitmanagements
Zeitmanagement wird in der Literatur als subjektives und als betriebliches Zeitmanagement
behandelt, wobei aufgrund der populärwissenschaftlichen Bedeutung der Schwerpunkt der
Betrachtungen auf dem subjektivem (auch: persönlichen oder personenbezogenen) Zeitmana-
gement liegt. Bei der hier angestellten Betrachtung ist insbesondere auch das Zeitmanagement
im Unternehmensumfeld von Bedeutung. Beide Facetten sollen nachfolgend behandelt wer-
den.
2.2.2.1 Subjektives Zeitmanagement
Seiwert definiert Zeitmanagement als „die konsequente und zielorientierte Anwendung be-
währter Arbeitstechniken in der täglichen Praxis, um sich selbst und die eigenen Lebensberei-
che so zu führen und zu organisieren (= „zu managen“), dass die zur Verfügung stehende Zeit
sinnvoll und optimal genutzt wird“.55 In Rahmen des subjektivem Zeitmanagements wird
vielfach die Begrifflichkeit Zeitmanagement mit Selbstmanagement in einen direkten Zu-
sammenhang gestellt und zielführendes Handeln aufgrund von Zielorientierung propagiert.56
Im Fokus dieser Arbeit wird subjektives Zeitmanagement im Sinne von Selbstmanagement
nicht betrachtet. Es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass ein Nachfrager bei Abnahme einer
Dienstleistung Zeit aufwenden muss und insofern bei der zeitlichen Planung von Dienstleis-
tungsprozessen die persönlichen Bedürfnisse und Präferenzen des Kunden wesentlich sind.
Eine weiterführende Betrachtung diesbezüglich wird in Kapitel 2.3.1 angestellt.
2.2.2.2 Betriebliches Zeitmanagement
Zeitmanagement stellt ebenso eine „Basis für bessere Arbeitsbewältigung“57 dar. Im Mittel-
punkt eines betrieblichen Zeitmanagements steht die Analyse und Reorganisation des Wert-
schöpfungsprozesses unter zeitlichen Gesichtpunkten.58 Damit ist die Prozessorientierung ein
wichtiges Merkmal des Zeitmanagements.
Zur optimalen Ausgestaltung von Prozessabläufen wird bei der Analyse von Wertschöp-
fungsprozessen eine funktionsübergreifende Sichtweise eingenommen.59 Dabei werden für
eine erfolgreiche Prozessoptimierung einzelne Prozesse in Teilprozesse und Aktivitäten zer-
legt sowie auftretende Schnittstellen analysiert. In diesem Zusammenhang werden Anknüp- 55 Seiwert, 2001, S. 14. 56 Vgl. u.a. Beyer, 1992; Bossong, 1998; Forsyth 1997; Gäjtjens-Reuter, 1993; Leicher, 1991; Scott 1993, Seiwert, 2002. 57 Zeichen, 1985, S. 449. 58 Vgl. Hamprecht, 2000, S. 61.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
10
fungspunkte für prozessgestaltende Maßnahmen sichtbar.60 Müssen für Produktionsgüter ins-
besondere Kriterien der Beschaffung, Bevorratung sowie der (Produktions-) Durchlaufzei-
tenminimierung und Logistik betrachtet werden,61 steht bei der Analyse und Gestaltung von
Dienstleistungsprozessen die Integration des externen Faktors und damit die Synchronisation
mit dem Kunden im Vordergrund.
Die Besonderheiten bezüglich des Zusammenhangs von Dienstleistung und Zeit werden im
Folgenden behandelt.
2.3 Über den Zusammenhang von Dienstleistung und Zeit
Die hier vorgenommene Erläuterung erfolgt aus den Betrachtungsebenen der beteiligten Par-
teien: der Kundensicht und der Anbietersicht.
2.3.1 Aus der Perspektive des Kunden
Dienstleistungen können als Hilfsmittel für eine effiziente Zeitallokation des Nachfragers
angesehen werden.62 Dies bedeutet, dass der Nachfrager hinsichtlich der Verwendung seiner
Zeit Wahlmöglichkeiten hat. Im Sinne der Zeitallokation lassen sich Dienstleistungen als
Zeitverwendungsangebote interpretieren. Zeitverwendungsangebote können wiederum in
Zeitsparangebote und Zeitvertreibangebote aufgegliedert werden.63
Zeitsparangebote verhelfen dem Nachfrager zur präferenzgerechten Zeitallokation, indem
bestimmte Zeitausgaben reduziert oder auch ganz vermieden werden können, wohingegen
unter Zeitvertreibangeboten Dienstleistungen verstanden werden, bei denen die verbrachte
Zeit als Nutzen empfunden wird, bedingt dadurch, dass die Zeitverwendung als attraktiv emp-
funden wird.64 Als Beispiel für ein Zeitsparangebot sei ein Schnellrestaurant genannt; für ein
Zeitvertreibangebot lässt sich beispielsweise ein Kinobesuch anführen.
In einer weiter differenzierten Betrachtung nach Stauss werden aus Kundensicht zudem ver-
schiedene Zeitverwendungsarten unterschieden. Diese werden als Transaktionszeit, Transfer-
zeit, Abwicklungszeit und Wartezeit bezeichnet:65
59 Vgl. Mikus, 2000, S. 21. 60 Vgl. Hamprecht, 2000, S. 61; Krüger, 2001, S. 165. 61 Vgl. Mikus, 2000, S. 21ff. 62 Vgl. Otto; Reckenfelderbäumer, 1993, S. 9ff. 63 Vgl. Stauss, 1991, S. 81. 64 Vgl. Stauss, 1991, S. 81. 65 Vgl. Stauss, 1991, S. 81ff; die Beispiele zur Erläuterung sind Dichtl; Leach, 1997, S. 49 entnommen.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
11
Während der Transaktionszeit wird die eigentliche Leistungserstellung erbracht, z. B. die Un-
tersuchung des Arztes.
Unter der Transferzeit werden beispielsweise Fahrten zum Anbieter sowie die Suche nach
einem Parkplatz subsummiert.
Der Abwicklungszeit wird das Ansetzen von Terminen, das Ausfüllen von Formularen, die
Übergabe und Übernahme von eingebrachten Objekten oder auch das Auschecken im Hotel
zugerechnet.
Wartezeit fällt an, wenn eine Leistung noch nicht oder nicht mehr erbracht wird, der Kunde
aber dennoch zugegen sein muss.
Die folgende Abbildung zeigt die verschiedenen Zeitverwendungsarten am Beispiel eines
Arztbesuches auf:
Transferzeit
Abwicklungszeit
Wartezeit
Transaktionszeit
Wartezeit
Abwicklungszeit
Transferzeit
Fahrt des Patienten zum Arzt
Erledigen der Formalitäten, Vorzeigen der Krankenkassenkarte
Patient wartet im Wartezimmer
Patient wird vom Arzt behandelt
Patient wartet auf die Ausstellung des Rezeptes
Patient nimmt das Rezept entgegen
Heimfahrt des Patienten nach dem Arztbesuch
Transferzeit
Abwicklungszeit
Wartezeit
Transaktionszeit
Wartezeit
Abwicklungszeit
Transferzeit
Fahrt des Patienten zum Arzt
Erledigen der Formalitäten, Vorzeigen der Krankenkassenkarte
Patient wartet im Wartezimmer
Patient wird vom Arzt behandelt
Patient wartet auf die Ausstellung des Rezeptes
Patient nimmt das Rezept entgegen
Heimfahrt des Patienten nach dem Arztbesuch
Abbildung 1: Verwendung von Zeit aus Kundensicht am Beispiel eines Arztbesuches Quelle: in Anlehnung an Fließ; Möller, 2002, S. 166.
Zeit kann dabei dem Kunden gegenüber auch als Differenzierungschance angesehen werden.
Bei Zeitsparangeboten wird relevant, dass sich Schnelligkeit nicht nur auf die eigentliche
Leistungserstellung – also die während der Transaktionszeit erbrachte Leistung –, sondern auf
die komplette Prozesskette bezieht. Damit muss im Rahmen von Prozessbetrachtungen im
Besonderen auch die vom Nachfrager in Kauf zu nehmende Transfer-, Abwicklungs- und
Wartezeit im Hinblick auf Optimierungspotenzial analysiert werden.66
66 Vgl. Dichtl; Leach, 1997, S. 49ff.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
12
Dichtl und Leach weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Aufenthalt den Be-
troffenen so angenehm wie möglich zu gestalten ist, sofern Beschleunigung nicht möglich ist.
Dazu sollen Kunden in irgendeiner Form beschäftigt werden, frühzeitig in den Leistungser-
stellungsprozess einbezogen werden und ihnen die Angst genommen werden, sie seien ver-
gessen oder zeitlich benachteiligt worden. Ebenso wird bezüglich des Grundes einer Verzöge-
rung und deren Dauer zu einer ehrlichen Kommunikation geraten.67
Andererseits ist bei der Betrachtung von Dienstleistungsprozessen zu berücksichtigen, dass
die Straffung von Prozessen oder deren Schnelligkeit nicht immer erwünscht ist, gegebenen-
falls sogar vermieden werden muss. So kann Schnelligkeit kontraproduktiv wirken, wenn –
wie bei Zeitvertreibangeboten – die ausgedehnte Inanspruchnahme einer Leistung Erlebnis-
qualität besitzt.68 Dies bedeutet, dass eine Reduzierung der Prozessdauer nur dann sinnvoll ist,
wenn sie auch vom Kunden als Verbesserung der Leistung interpretiert wird.69
Zusammenfassend konstatieren Dichtl und Leach, dass häufig für den Erfolg einer Maßnahme
weniger wichtig ist, mit welcher Geschwindigkeit, sondern wann sie erbracht wird.70
Im Interesse der Erlangung einer wettbewerbsfähigen Position auf dem Dienstleistungsmarkt
muss der Anbieter demzufolge stets die Perspektive des Kunden in seine Überlegungen ein-
beziehen.
2.3.2 Aus der Perspektive des Anbieters
Zeit dient dem Dienstleistungsanbieter zur Bewertung von möglichen Handlungsalternativen.
Zeitperspektiven helfen vor allem dabei, die alternativ möglichen Handlungsprogramme zeit-
lich zu strukturieren, die Zeitstrukturen zu vergleichen und die jeweiligen Handlungskonse-
quenzen abzuschätzen.71
Unter Zeitaspekten spielt die Planung der Kapazitäten eine wesentliche Rolle. Unter Kapazität
wird „das Leistungsvermögen einer wirtschaftlichen oder technischen Einheit – beliebiger
Art, Größe und Struktur – in einem Zeitabschnitt“ verstanden.72 Im Rahmen des Kapazitäts-
managements soll zur Verhinderung von Auslastungsproblemen versucht werden, die zukünf-
67 Vgl. Dichtl; Leach, 1997, S. 50. 68 Vgl. Dichtl; Leach, 1997, S. 50. 69 Vgl. Roland; Daub, 2000, S. 441; Eine analoge Aussage trifft Blaschke für die Durchlaufzeit in der Auftrags- fertigung von Sachgütern, vgl. Blaschke, 1995, S. 3. 70 Vgl. Dichtl; Leach, 1997, S. 51. Auch Hamprecht führt an, dass eine Differenzierung der eigenen Produkte nicht mehr allein über das Angebot von preisgünstigen und qualitativ hochwertigen Produkten zu erreichen ist, sondern es in zunehmendem Maße einer Verbesserung der Zeitdauer und Terminkoordination bedarf. Vgl. hierzu Hamprecht, 2000, S. 59. 71 Vgl. Schulte, 1996, S. 89. 72 Kern, 1962, S. 27.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
13
tige Nachfrage möglichst exakt vorauszusehen. Darauf basierend soll zu einem bestimmten
Zeitpunkt im Prozessablauf und für eine festgelegte Zeitdauer geeignetes Leistungspotenzial
bereitgestellt werden.73 Dabei stellt die Notwendigkeit der Integration des externen Faktors
eine besondere Problematik für das Kapazitätsmanagement von Dienstleistungen dar.74 Da die
Qualitätsbeurteilung des Nachfragers vor allem durch die Reibungslosigkeit und die Minimie-
rung von Wartezeiten beeinflusst wird, muss der Anbieter besonderes Augenmerk auf die
quantitative Kapazität legen. Anhand dieser spiegelt sich vor allem die Fähigkeit des Dienst-
leistungsanbieters wieder, die Leistung in dem vom Nachfrager erwarteten Zeitraum zu erstel-
len.75
Zudem hat die Zeitkomponente im Zusammenhang mit der Kapazitätsauslastung auch deter-
minierenden Einfluss auf die Höhe der entstehenden Prozesskosten. Friedl bezeichnet die Ka-
pazitätsplanung und -steuerung als Bezugsobjekt des Kostenmanagements in Dienstleistungs-
unternehmen.76 Es bedingt sich dadurch für den Dienstleistungsanbieter, Prozesse so zu ges-
talten, dass die Dienstleistung produktiv und effizient erbracht werden kann. Dafür können
wiederum die Kapazitätsauslastung und die Kosten als Steuerungsgröße angesehen werden.77
Ein wesentlicher Ansatzpunkt des Zeitmanagements besteht somit in der Gestaltung des ope-
rativen Aktivitätszyklus, innerhalb dessen der Wertschöpfungsprozess erfolgt. Da im Dienst-
leistungsbereich der Leistungserstellungsprozess in der Regel ohne die Kundenbeteiligung als
externem Faktor nicht möglich ist, erwächst die Forderung, dass das Prozessmanagement in
Dienstleistungsunternehmen sich am Kundenprozess und insbesondere den Kontaktpunkten
mit dem Kunden im zeitlichen Ablauf orientiert.78
Als unterstützendes Konzept zur Gestaltung, Steuerung und Entwicklung von Dienstleis-
tungsprozessen unter besonderer Berücksichtigung der Kundensicht sowie der Anbieterper-
spektive eignet sich die Methode des Blueprinting.79 Diese soll nachfolgend beschrieben wer-
den.
73 Vgl. Schnittka, 1998, S. 217ff. 74 Vgl. Stuhlmann, 2000, S. 149; Corsten, 1998, S. 80ff. 75 Vgl. Benkenstein, 1997, S. 160ff. 76 Vgl. Friedl, 1997, S. 111ff.; Eine ausführliche Behandlung der Prozesskostenrechnung bei Dienstleistungs- unternehmen wird bei Reckenfelderbäumer vorgenommen, siehe hierzu: Reckenfelderbäumer, 1995, S. 78ff sowie ders. 1998, S. 161ff. 77 Vgl. Fließ, 2003, S. 9. 78 Vgl. Roland; Daub, 2000, S. 443f. 79 Vgl. Fließ, 2002, S. 213ff.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
14
2.4 Das Blueprinting als Methode zur Darstellung des Dienstleistungs-prozesses
Ein Blueprint stellt das Abbild eines Dienstleistungsprozesses und seiner Teilaktivitäten dar80.
Der Begriff Blueprinting ist der englischen Sprache entnommen und bedeutet soviel wie
Blaupause, Plan oder Entwurf.81 Im Englischen oder auch Französischen wird eine Dienstleis-
tung umgangssprachlich auch synonym mit dem Begriff Service bezeichnet82. Dies vorausge-
schickt lässt sich erklären, warum für diese Form der Prozessdarstellung neben der Bezeich-
nung Blueprint ebenso ServiceBlueprint Verwendung findet.
Zunächst sollen hier die beiden Dimensionen der Darstellung vorgestellt werden, bevor an-
hand der Entwicklungsstufen die inhaltliche Dimension des Blueprint erklärt wird. Dem
schließt sich eine kurze Darstellung der Einsatzmöglichkeiten des Blueprint an.
2.4.1 Vertikale und horizontale Dimensionen des Blueprint
Mittels der Methode des Blueprinting können Prozessschritte der Dienstleistungserstellung
abgebildet werden, wobei der Gesamtprozess und dessen Teilprozesse in chronologischer
Abfolge dargestellt werden. Es wird zwischen der vertikalen und der horizontalen Dimension
unterschieden. Auf der Horizontalen wird die chronologische Abfolge einzelner innerhalb des
Gesamtprozesses durchzuführender Aktivitäten dargestellt, somit also die zeitliche Dimension
der Leistungserstellung berücksichtigt.83 Die vertikale Dimension ist in verschiedene Ebenen
unterteilt: Einerseits werden dabei die Kundenaktivitäten erkennbar, andererseits werden im
Besonderen Aktivitäten auf der Anbieterseite verschiedenen Aktivitätsbereichen zugeordnet.
Während die horizontale, chronologische Betrachtungsebene in den letzten 20 Jahren keinen
Veränderungen unterlegen war,84 durchlief die vertikale Betrachtungsebene des Blueprint
verschiedene Entwicklungsstufen.85
2.4.2 Ausgestaltung der vertikalen, inhaltlichen Dimension anhand der Ent-wicklungsstufen des ServiceBlueprint
In ihren Ursprüngen wurde die Blueprinting-Methode Anfang der 80er Jahre von Lynn
Shostack und Jane Kingman-Brundage entwickelt.86
80 Vgl. Kleinaltenkamp, 2000a, S. 4. 81 Vgl. Englisch-Wörterbuch o.V., 1995, S. 39. 82 Vgl. Englisch-Wörterbuch o.V., 1995, S. 377; Französisch-Wörterbuch o.V., 1970, S. 1334. 83 Vgl. Fließ; Möller; Momma, 2003, S. 29. 84 Vgl. Fließ; Möller; Momma, 2003, S. 30. 85 Vgl. Fließ, 2001, S. 43ff. 86 Vgl. Shostack, 1984; Kingman-Brundage, 1989.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
15
Shostack unterschied zunächst zwischen der kunden- und anbieterbezogenen Aktivitätenebe-
ne und führte zu deren Trennung die Kundeninteraktionslinie („line of interaction“) ein. Da-
mit verdeutlichte sie, dass im Rahmen der Dienstleistungserstellung der Kunde integriert
wird. Insofern hatte das von ihr vorgestellte Blueprint den Zweck, die Art der Kundenmitwir-
kung aufzuzeigen.87
Als weitere Ebene wurde die Sichtbarkeitslinie („line of visibility“) eingeführt, die für den
Kunden sichtbare − auch als Onstage-Aktivitäten bezeichnete − Aktivitäten des Anbieters von
den für den Kunden nicht sichtbaren Aktivitäten − den Backstage-Aktivitäten − trennt.88 Be-
züglich der Backstage-Aktivitäten kann es in manchen Fällen sinnvoll sein, den Kunden dar-
über in Kenntnis zu setzen, warum bestimmte Prozessschritte notwendig sind und warum die-
se evtl. so viel Zeit in Anspruch nehmen.89
Kingman-Brundage erweiterte in einer zweiten Entwicklungsstufe das Konzept von Shostack
und ergänzte zwei weitere Ebenen. Unterhalb der bislang bekannten Linien, der „line of
interaction“ und der „line of visibility“, siedelte sie die sogenannte Interne Interaktionslinie
(„line of internal interaction“) an. Anhand der Internen Interaktionslinie werden
unterstützende Aktivitäten von den für den Kunden nicht sichtbaren Aktivitäten im
Backoffice-Bereich getrennt. Unterstützende Aktivitäten können auch als Supportaktivitäten
bezeichnet werden. Diese werden von anderen Personen als dem Kundenkontakt-Personal
ausgeführt und erfordern daher eine interne Interaktion.90 Häufig sind in die Erledigung der
Supportaktivitäten verschiedene Abteilungen eingebunden, was u.a. die Gefahr von
Verzögerungen mit sich bringt.91 Des Weiteren fügte Kingman-Brundage unterhalb der „line of internal interaction“ die Imple-
mentierungslinie („line of implementation“) hinzu. Mit dieser Linie unterscheidet sie zwi-
schen der Managementebene und der Supportebene. Erstere umfasst die Planung und das
Controlling. Zweitgenannte Supportebene beinhaltet die Supportaktivitäten. Diese sind direkt
mit dem Leistungserstellungsprozess, der für einen bestimmten Kunden stattfindet, verknüpft.
Im Gegensatz zu den Supportaktivitäten haben Managementaktivitäten nicht nur für einen
spezifischen Prozess Gültigkeit, sondern für eine Vielzahl von Dienstleistungsprozessen.92
Bis zu diesem Zeitpunkt zeigte das ServiceBlueprint damit folgende Struktur (vgl. Abb. 2):
87 Vgl. Fließ, 2001, S. 43ff. 88 Vgl. Fließ, 2001, S. 43ff. 89 Vgl. Kleinaltenkamp, 2000a, S. 14. 90 Vgl. Fließ, 2001, S. 43ff sowie dies. 2002, S. 214. 91 Vgl. Kleinaltenkamp, 2000a, S. 14. 92 Vgl. Fließ, 2001, S. 43ff; Fließ; Kleinaltenkamp, 2000, S. 3f.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
16
Zeit
Aktivitäten des Kunden Kundeninteraktionslinie
SichtbarkeitslinieSichtbare Aktivitäten
Backoffice Aktivitäten Interne Interaktionslinie
Support Aktivitäten Implementierungslinie
Planung & Controlling: Managementaktivitäten
Anbi
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Abbildung 2: Blueprint vor der dritten Entwicklungsstufe Quelle: in Anlehnung an Fließ; Kleinaltenkamp, 2000, S. 4.
In einem dritten Entwicklungsschritt wurden die vorhandenen Ebenen von Kleinaltenkamp
und Fließ ergänzt, indem unterhalb der Internen Interaktionslinie die Vorplanungslinie („line
of order penetration“) eingeführt wurde. Damit wurde die Abgrenzung von Leistungserstel-
lungsprozess und Leistungspotenzial in der Darstellung erreicht. Oberhalb der Vorplanungsli-
nie laufen die integrativen Aktivitäten ab, unterhalb der Vorplanungslinie finden die vom An-
bieter autonom zu disponierenden Preparation-Aktivitäten statt.93 Die Preparation-Aktivitäten
können im hohen Maße als spekulativ angesehen werden, da nicht abschließend planbar ist,
ob, wann und in welchem Ausmaß auf diese Aktivitäten zurückgegriffen wird. Unterhalb der
Implementierungslinie sind nun die Facility-Aktivitäten abgebildet. Diese beinhalten bei-
spielsweise die Bereitstellung von Personal, Maschinen oder Gebäuden, bzgl. derer Kapazi-
tätsplanungen angestellt werden müssen.94
Entstanden ist damit ein Schichtenmodell, mit dem der Kundenintegrationsprozess in allen
relevanten Aspekten dargestellt werden kann (vgl. Abb. 3).
93 Vgl. Fließ, 2001, S. 43ff. 94 Vgl. Kleinaltenkamp, 2000a, S. 14.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
17
Zeit
Aktivitäten des Kunden
Kundeninteraktionslinie
SichtbarkeitslinieSichtbare Aktivitäten
Backoffice-AktivitätenInterne Interaktionslinie
Support-Aktivitäten
Implementierungslinie
Vorplanungslinie
Preparation-Aktivitäten
Facility-Aktivitäten
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Aktivitäten des Kunden
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Aktivitäten des Kunden
Kundeninteraktionslinie
SichtbarkeitslinieSichtbare Aktivitäten
Backoffice-AktivitätenInterne Interaktionslinie
Support-Aktivitäten
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Zeit
Aktivitäten des KundenAktivitäten des KundenKundeninteraktionslinie
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Sichtbare AktivitätenSichtbare Aktivitäten
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t.
Abbildung 3: Blueprint in der Darstellung von Kleinaltenkamp und Fließ Quelle: in Anlehnung an Fließ; Kleinaltenkamp, 2000, S. 6.
2.4.3 Erstellung des Blueprint
Zur Erstellung eines ServiceBlueprint werden zunächst die einzelnen Aktivitäten des Leis-
tungserstellungsprozesses chronologisch entlang der Zeitachse geordnet. Anschließend wer-
den diese Vorgänge dann den verschiedenen Aktivitätsebenen zugeordnet.95 Eine einheitliche
Notation dafür hat sich allerdings bislang nicht durchsetzen können. Als Darstellungstechni-
ken werden Elemente aus der Netzplantechnik, Programmablaufplänen, Datenflussplänen,
Struktogrammen und Entscheidungstabellen entlehnt, die jeweils unterschiedliche Vor- und
Nachteile haben und daher je nach Anwendungsfall unterschiedlich gut geeignet sind.96 Häu-
fig wird für die Darstellung einer Aktivität die Form des Rechtecks verwendet.
2.4.4 Einsatzmöglichkeiten des Blueprint
Blueprints richten sich an Kunden, Mitarbeiter sowie das Management von Dienstleistungs-
unternehmen und können in der Praxis zur Dokumentation, Analyse und Gestaltung von Pro-
zessen eingesetzt werden.97
Auf Basis eines anhand der Blueprinting-Methode dokumentierten und strukturierten Pro-
zessablaufes können Mitarbeitern die eigenen Aufgaben und ihre Rolle im Wertschöpfungs-
prozess verdeutlicht werden. Ebenso können anhand der Darstellung neue Mitarbeiter einge-
führt werden. Auch in der externen Kommunikation ist ein Einsatz des ServiceBlueprints
95 Vgl. Fließ, 2002, S. 213. 96 Vgl. Weiber; Jacob, 2000, S. 579. 97 Vgl. Allert; Fließ, 1998, S. 201.
Begriffliche Einordnung und Grundlagen
18
möglich. Die Visualisierung des Prozessablaufes kann zur Unterstützung der Kommunikation
mit Lieferanten dienen sowie bei der Akquisition und Integration von Kunden zum Einsatz
kommen.98
Im Leistungserstellungsprozess besteht die Erfordernis, dass nicht nur der Anbieter, sondern
auch der Kunde über sogenannte Prozessevidenz verfügt; d.h. auch der Kunde muss wissen,
wie, wo und wann er sich in den Prozess einbringen muss und kann.99 Ein Blueprint kann in
diesem Zusammenhang unterstützen, da die Abbildung veranschaulicht, wann welche Leis-
tungsbeiträge vom Kunden einzubringen sind und wann welche Beiträge vom Anbieter er-
bracht werden.100 Ein ServiceBlueprint schafft damit Transparenz über den Prozessablauf und
hilft, dem Kunden die komplexe Gesamtleistung der Dienstleistungserstellung zu visualisie-
ren.101
In welcher Weise die Blueprinting-Methode, als deren Ergebnis die strukturierte Darstellung
von Prozessabläufen hervorgeht, in Dienstleistungsunternehmen nutzbringend im Rahmen
einer Analyse und Gestaltung von Prozessen eingesetzt werden kann, behandelt das nächste
Kapitel.
98 Vgl. Allert; Fließ, 1998, S. 201. 99 Vgl. Fließ; Möller; Momma, 2003, S. 14; Kleinaltenkamp, 2000a, S. 13. 100 Vgl. Fließ, 1996, S. 92. 101 siehe hierzu auch Kapitel 2.1.2.1.
Möglichkeiten der Analyse und der Gestaltung von Dienst-leistungsprozessen mithilfe der Blueprinting-Methode
19
3 Möglichkeiten der Analyse und der Gestaltung von Dienst-leistungsprozessen mithilfe der Blueprinting-Methode
Einleitend werden in diesem Kapitel die Analyse und Gestaltung von Prozessen als besondere
Herausforderung für Dienstleistungsunternehmen gewürdigt (3.1). Aufbauend auf den zuvor
eingeführten Grundlagen zum Konzept des ServiceBlueprint soll das Unterstützungspotenzial
der Blueprinting-Methode bezüglich dieser Herausforderung aufgezeigt werden. Besonderer
Wert wird dabei auf zeitliche Aspekte gelegt (3.2).
3.1 Analyse und Gestaltung von Prozessen als Herausforderung für Un-ternehmen
Prozessanalyse und -gestaltung gelten als Herausforderung für Unternehmen. Die traditionelle
Form der Arbeitsteilung spiegelt sich heute noch vielfach wieder in Prozessabläufen, in denen
zu bewältigende Aufgaben in Teilaufgaben zerlegt und verschiedenen Stellen zugeordnet
werden. Im Rahmen der entstandenen Aufbauorganisation werden dann Abläufe geplant, wo-
bei die Prozessabläufe oft an die Aufbauorganisation angepasst wurden. Häufig wird die Art
und Weise des Vorgehens bei der Erledigung von Aufgaben dem einzelnen Mitarbeiter über-
lassen, sodass nicht selten Transparenzverlust bezüglich der Prozesse sowie mangelnde Effek-
tivität und Ineffizienzen die Folge sind.102 Gerade aber Effektivität und Effizienz stehen im
Mittelpunkt der Analyse und Gestaltung von Dienstleistungsprozessen.103
Die Effektivität versteht sich dabei als Maßgröße für die Zielerreichung.104 Ein Prozess kann
als effektiver Prozess bezeichnet werden, wenn der Kunde mit seinen externen Produktions-
faktoren dergestalt integriert wurde, dass er mit dem Vollzug des Prozesses zufrieden ist. In
diesem Fall erhält der Kunde ein Leistungsergebnis, das die Lösung seines Problems darstellt
bzw. zur Befriedigung seines Bedürfnisses gereicht.105
Effizienz wird als ein Maß für die Ergiebigkeit der Ressourcennutzung angesehen.106 Im Rah-
men der Prozessgestaltung bedeutet dies, dass aus Anbietersicht eine möglichst günstige
Input-Output-Relation zu erreichen ist; d.h. für den Leistungserstellungsprozess soll ein mög-
lichst niedriger Ressourcenverbrauch eingesetzt bzw. ein höchstmöglicher Output bei gegebe-
nen Ressourcen erzielt werden. Dieser Anspruch steht durchaus im Gegensatz zu dem vorge-
nannten Effektivitätserfordernis, da insbesondere bei individuellen Dienstleistungen der An- 102 Vgl. Allert; Fließ, 1998, S. 195; Krüger sieht „Organisation als Prozessergebnis“ an, siehe hierzu: Krüger, 1994, S. 13ff. 103 Vgl. Kleinaltenkamp, 2000b, S. 351. 104 Vgl. Fließ; Möller, 2002, S. 9. 105 Vgl. Fließ, 2002, S. 230. 106 Vgl. Fließ; Möller, 2002, S. 9.
Möglichkeiten der Analyse und der Gestaltung von Dienst-leistungsprozessen mithilfe der Blueprinting-Methode
20
bieter erhöhte Anstrengungen erbringen muss, was oftmals höhere Kosten mit sich bringt. Vor
diesem Hintergrund wird ein Anbieter kundenindividuelle und damit kostenträchtigere
Leistungen nur insoweit erbringen, als der Kunde bereit ist, diese Anstrengungen auch mit
einem entsprechend höheren Preis zu entlohnen.107
Aus der Zielsetzung heraus, die vorgenannte Effektivität und Effizienz der Prozesse zu
gewährleisten, stellt sich zugleich die Forderung nach prozessorientierten
Organisationsformen, die dem Unternehmen Potenziale eröffnen, flexibel und
kundenorientierter zu agieren.108 Die Analyse von Prozessen stellt damit die wesentliche
Voraussetzung und den ersten Schritt zur Reorganisation im Unternehmen dar.
Gerade bei der Unterstützung dieser Aufgabenstellung kann das Blueprinting einen wesentli-
chen Beitrag leisten, was im Folgenden näher betrachtet wird.
3.2 Einsatz der Blueprinting-Methode als Instrument der Analyse und Gestaltung von Dienstleistungsprozessen
In Kapitel 2.2.2.2 wurde die Prozessorientierung als ein Merkmal des betrieblichen Zeitmana-
gements herausgestellt. Als Ziel der Prozessorientierung wird Prozessoptimierung angestrebt.
In diesem Zusammenhang bildet ein in Teilprozesse zerlegter Prozess die Ausgangsbasis der
Untersuchung. Reckenfelderbäumer sieht in der Zerlegung einer Dienstleistung in Teilprozes-
se auch den ersten Schritt des Blueprinting. Die Schritte des Vorgehens werden nachfolgend
aufgezeigt:109
107 Vgl. Fließ, 2002, S. 230f; Reichwald; Piller, 2002, S. 16ff. 108 Vgl. Rohm, 1998, S. 2. 109 Vgl. Reckenfelderbäumer, 1995, S. 146ff.
Möglichkeiten der Analyse und der Gestaltung von Dienst-leistungsprozessen mithilfe der Blueprinting-Methode
21
Zerlegung der Dienstleistung in Teilprozesse
Herausarbeitung möglicher Fehlerquellen
Festlegung zeitlicher Standards und Toleranzen für die Teilprozesse
Überprüfung der Wirtschaftlichkeit
Modifizierung der Dienstleistung
1
2
3
4
5
Abbildung 4: Schritte des Blueprinting Quelle: Reckenfelderbäumer, 1995, S. 147.
Das Blueprinting versteht sich damit nicht nur als Instrument zur Abbildung von Dienstleis-
tungsprozessen, sondern kann als Instrument zur Strukturierung von Dienstleistungsprozessen
im Rahmen der Prozessanalyse und -gestaltung angesehen werden.110
Im ersten Schritt wird neben der Zerlegung des Dienstleistungsprozesses in seine Bestandteile
zudem die Identifikation und Strukturierung der enthaltenen Teilprozesse vorgenommen. Da-
bei sind insbesondere die Teilprozesse wichtig, die oberhalb der „line of visibility“ stattfin-
den, da der Kunde diese unmittelbar wahrnimmt und hier in die Leistungserstellung einge-
bunden ist.111 Diese Kontaktpunkte werden nach Stauss auch als moments of truth („Augen-
blicke der Wahrheit“) bezeichnet.112
Anschließend werden im zweiten Schritt mögliche Fehlerquellen im Hinblick auf die einzel-
nen Teilbereiche der Leistungserstellung herausgearbeitet. Auch sie finden Eingang in den
Planentwurf.113
Im dritten Schritt wird im Besonderen die Zeitkomponente relevant, da es den zeitlichen Rah-
men der Dienstleistungserstellung zu fixieren gilt. Für jeden Teilschritt ist festzulegen, welche
Dauer er im Standardfall haben darf. Zudem sollten Toleranzen definiert werden, die sich
daran orientieren, in welchem Umfang der Kunde Abweichungen akzeptieren wird. Dabei
110 Vgl. Kleinaltenkamp, 2000a, S. 10. 111 Vgl. Reckenfelderbäumer, 1995, S. 148. 112 Vgl. Stauss, 1995, S. 379ff. 113 Vgl. Reckenfelderbäumer, 1995, S. 148.
Möglichkeiten der Analyse und der Gestaltung von Dienst-leistungsprozessen mithilfe der Blueprinting-Methode
22
bei wird empfohlen, auch die Teilprozesse zeitlich zu bewerten, die im Fehlerfall zur Korrek-
tur erforderlich werden. Der festgelegte Zeitrahmen hat direkte Auswirkung auf den Aspekt
der Kundenzufriedenheit, da mit Unzufriedenheit des Kunden zu rechnen ist, wenn er nicht
angemessene Wartezeiten in Kauf nehmen soll.114 Ebenso werden dem Nachfrager unange-
messene Transaktions- und Abwicklungszeiten missfallen. Anbieterseitig hat die Festlegung
der verschiedenen Bearbeitungszeiten maßgebliche Auswirkung auf die zu planenden Kapazi-
täten und demzufolge auf die damit in Zusammenhang stehenden Kosten.115
Im nächsten Schritt steht die Analyse der Wirtschaftlichkeit der Dienstleistung im Vorder-
grund. Hierbei muss der Anbieter in der Lage sein, die erwarteten erzielbaren Erlöse den je-
weiligen Kosten gegenüber zu stellen. Die Kosten ergeben sich aus der Betrachtung der ein-
zelnen Teilprozesse. Dieser Schritt ermöglicht es dem Anbieter, unwirtschaftliche Dienstleis-
tungen aus seinem Sortiment zu nehmen.116
Der letzte Schritt stellt konsequenterweise die Neuordnung und Umgestaltung des Prozesses
dar, wobei die aus den ersten vier Schritten gewonnenen Erkenntnisse einfließen. Im Rahmen
der „Augenblicke der Wahrheit“ findet im Prozessablauf eine Zusammenführung der internen
und externen Faktoren statt, was regelmäßig auch eine zeitliche Abstimmung erfordert.117 Das
bedeutet, dass basierend auf den im dritten Schritt festgelegten definierten Zeitdauern der
Teilprozesse erkennbar werden muss, zu welchem Zeitpunkt und für welche Zeitdauer der
externe Faktor zur Verfügung stehen muss. Die Komplexität des Zeitmanagements wird durch
Anzahl, Art und Umfang der Kundenkontaktpunkte beeinflusst. Bei nur wenigen Kundenkon-
taktpunkten kann der Leistungserstellungsprozess weitestgehend unabhängig vom Kunden-
verhalten optimiert werden.118 Als Ergebnis der Prozessgestaltung sollte der optimale Pro-
zessablauf hervorgehen, der in der in Kapitel 2.4.2 aufgezeigten Form zu visualisieren ist.
Dabei ist die Darstellung eines Blueprint als Concept Blueprint sowie als Detailed Blueprint
möglich. Während Concept Blueprints Prozesse in einer eher allgemeinen Form darstellen
und bei der Planung von Alternativen bezüglich der Kundenintegration hilfreich sind, weisen
Detailed Blueprints einen hohen Konkretisierungsgrad auf.119 Grundsätzlich kann in beiden
Darstellungsformen eine Zeitplanung ausgedrückt werden. Eine Zeitplanung, die wie im De-
tailed Blueprint über die abstrakte Darstellung der Kundenintegration hinausgeht und konkre-
114 Vgl. Reckenfelderbäumer, 1995, S. 149. 115 Vgl. hierzu Kapitel 2.3.2. 116 Vgl. Reckenfelderbäumer, 1995, S. 149. 117 Vgl. Meyer; Blümelhuber, 1994, S. 22f. 118 Vgl. Roland; Daub, 2000, S. 452. 119 Vgl. Weiber; Jacob, 2000, S. 579.
Möglichkeiten der Analyse und der Gestaltung von Dienst-leistungsprozessen mithilfe der Blueprinting-Methode
23
ter die einzelnen Prozessschritte aufzeigt, erscheint jedoch für die hier unterstellten Belange
sinnvoller.
Aus den zuvor erläuterten Schritten des Blueprinting ergibt sich zudem, dass ein derartiges
Vorgehen nur dann sinnvoll ist, wenn die Dienstleistung zu einem gewissen Grad – zumindest
was die wichtigsten Prozessbausteine angeht – standardisiert ist, da es zu aufwändig und e-
benso unwirtschaftlich wäre, jede einzelne Leistungserstellung in der beschriebenen Form zu
untersuchen.120
Da Blueprints die Abfolge von Tätigkeiten darstellen, lassen sie sich mit anderen Methoden
der Prozessanalyse und -gestaltung verknüpfen.121 Abbildung 5 zeigt eine Übersicht von mit
dem Blueprinting kombinierbaren Methoden. Wird zum Beispiel die Dauer eines Prozesses
als zu lang bewertet, können im Sinne eines Time Based Management Zeitvorgaben für den
Gesamtprozess oder einzelne Teilprozesse formuliert werden. Vergleichsmaßstäbe als Vorla-
ge für die Formulierung von Zeitangaben können mit Hilfe des Benchmarking gewonnen wer-
den.122
Blueprinting
Prozesswertanalyse
Time Based Management
BenchmarkingTarget Pricing/Target Costing
Prozesskostenrechnung
Abbildung 5: Mit der Methode des Blueprinting kombinierbare Methoden der Prozessanalyse und -gestaltung Quelle: Allert; Fließ, 1998, S. 205
Nachdem nun das Vorgehen bei der Analyse und Gestaltung beleuchtet wurde, soll im nächs-
ten Kapitel auf die Funktionen der Zeit im Rahmen der Prozessgestaltung eingegangen wer-
den. Anschließend werden Konzepte für die Lösung zeitrelevanter Problemfelder im Rahmen
der Prozessgestaltung aufgezeigt.
120 Vgl. Reckenfelderbäumer, 1995, S. 150. 121 Vgl. Allert; Fließ, 1998, S. 204. 122 Vgl. Engelhardt, 1996, S. 85f.
Möglichkeiten der Analyse und der Gestaltung von Dienst-leistungsprozessen mithilfe der Blueprinting-Methode
24
3.2.1 Funktionen der Zeit bei der Konzeption von Prozessen
Bei der Konzeption bzw. Gestaltung von Prozessabläufen werden die verschiedenen Funktio-
nen der Zeitdimension relevant. Diese Funktionen lassen sich wie folgt untergliedern:123
Alle ökonomischen Handlungen lassen sich in den Zeitablauf einordnen; insofern kommt der
Zeitdimension eine Ordnungs- und Orientierungsfunktion zu.
Die Zeitdimension weist eine Positionierungs- und Koordinationsfunktion auf, da im Rahmen
von Planung, Entscheidung und Ausführung Maßnahmen im Zeitablauf positioniert und auf-
einander abgestimmt werden, d.h. Zeitpunkte und Zeitdauern festgelegt werden.
Die Durchführung von Maßnahmen kann in ihrer zeitlichen Intensität variiert werden. Diese
Intensitätsfunktion der Zeitdimension drückt sich in Geschwindigkeit aus.
Zudem nimmt die Zeitdimension eine Analyse- und Kontrollfunktion wahr. Der Analyse und
Kontrolle unterliegen die Arbeitszeit und die für die Durchführung von Aktivitäten benötigte
Zeit.
3.2.2 Konzepte für die Lösungsfindung zeitrelevanter Problemfelder
Im Rahmen der Prozessanalyse wurden die zeitrelevanten Problemfelder identifiziert. Hin-
sichtlich der Lösungsfindung können verschiedene Konzepte eingesetzt werden. Grundsätz-
lich sollte dabei ein synchronisiertes Vorgehen verfolgt werden, damit wichtige Prozesse
möglichst mit anderen parallel laufenden Prozessen derart koordiniert werden, dass auf beiden
Seiten der Arbeitsfortschritt den jeweiligen Partnern transparent ist.124
Die in Kapitel 3.1 erwähnte traditionelle Form der Prozessorganisation spiegelt sich vielfach
noch in sequentiellen Abläufen wieder. Bei der Neugestaltung von Prozessen sollte daher ver-
sucht werden, eine Parallelisierung von Tätigkeiten zu erreichen mit der Folge, sequentielle
Tätigkeitsschritte zugunsten paralleler Aktivitäten zu reduzieren.125 In der zeitlichen Betrach-
tung bringt die Parallelisierung von Prozessschritten – vorausgesetzt, dass aufgrund dessen
nicht andere Prozessschritte verlängert werden müssen – eine Verkürzung der Gesamtlaufzeit
mit sich.
Ebenso kann eine Optimierung des Prozessablaufes erfolgen, wenn anhand einer Prüfung der
Prozessschritte auf ihre Berechtigung, ihre Notwendigkeit und ihren Wert hin entschieden
werden kann, dass ein Prozessschritt überflüssig ist. Damit kann eine Eliminierung dieses
123 Vgl. Schäfer, 2001, S. 31. 124 Vgl. Waltermann, 1994, S. 557. 125 Vgl. Waltermann, 1994, S. 557; Hamprecht, 2000, S. 68.
Möglichkeiten der Analyse und der Gestaltung von Dienst-leistungsprozessen mithilfe der Blueprinting-Methode
25
Prozessschrittes erfolgen.126 Unter zeitlichen Gesichtspunkten zieht dies in der Regel ebenso
eine Verkürzung der Prozesslaufzeit nach sich.
Zudem kann die Durchlaufzeit eines Prozesses durch die Vermeidung von Rücksprüngen re-
duziert werden. Demzufolge kann verhindert werden, dass Prozessschritte mehrfach durchlau-
fen werden.127
Ein weiterer Ansatzpunkt, den Leistungserstellungsprozess unter zeitlichen Gesichtpunkten
zu optimieren, kann in seiner Vereinfachung liegen. Wenn Schnittstellen zwischen den ver-
schiedenen Prozessaktivitäten reduziert werden, kann dies ebenfalls eine Reduzierung der
Gesamtdurchlaufzeit des Prozesses nach sich ziehen.128
Die anhand dieser Konzepte beschriebene Effizienzsteigerung wird in der Abbildung 6 im
direkten Vergleich veranschaulicht:
Reduzierung von Schnittstellen, des Aufwandes und/ oder der Durchlaufzeit
Vereinfachung
Reduzierung des Aufwandes und der Durchlaufzeit
Vermeidung von Rücksprüngen
Reduzierung des Aufwandes und/oder der Durchlaufzeit
Eliminierung
Reduzierung der DurchlaufzeitParallelisierung
EffektNeumodellierungAusgangszustand
Typ
Reduzierung von Schnittstellen, des Aufwandes und/ oder der Durchlaufzeit
Vereinfachung
Reduzierung des Aufwandes und der Durchlaufzeit
Vermeidung von Rücksprüngen
Reduzierung des Aufwandes und/oder der Durchlaufzeit
Eliminierung
Reduzierung der DurchlaufzeitParallelisierung
EffektNeumodellierungAusgangszustand
Typ
Abbildung 6: Effizienzsteigerung von Prozessschritten Quelle: Kleinaltenkamp, 2000b, S. 351
In diesem Zusammenhang kann dem Blueprinting die Rolle eines Planungs- und Gestaltungs-
instruments beigemessen werden.129
In welcher Form dabei die Zeitkomponente explizit ausgewiesen werden kann wird im fol-
genden vierten Kapitel thematisiert.
126 Vgl. Fließ, Möller, 2002, S. 168. 127 Vgl. Kleinaltenkamp, 2000b, S. 351. 128 Vgl. Kleinaltenkamp, 2000b, S. 351. 129 Vgl. Kleinaltenkamp, 2000b, S. 351.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
26
4 Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozess-modellierung
An dieser Stelle wird zunächst die Notwendigkeit der Bestimmung von Zeitdaten für die Pla-
nung von Prozessen festgestellt (4.1). Im Anschluss wird die Visualisierung der Zeitkompo-
nente in verschiedenen Instrumenten des Zeitmanagements dargestellt (4.2).
4.1 Bestimmung der Zeitdauer von Prozessschritten
Nach Corsten müssen Zeitdauern mit den in ihr erbrachten Leistungen gekoppelt werden, da
eine Zeitdauermessung ohne zeitgleiche Leistungsmessung nicht sinnvoll ist. So ist ein Pro-
duktionsfortschritt nicht allein durch den „Verbrauch“ an Zeit festzustellen, sondern nur im
Vergleich mit den in dieser Zeitspanne erbrachten Leistungen z.B. anhand der Anzahl der
Arbeitsgänge zu beurteilen.130
Um dies im Rahmen von Prozessdarstellungen visualisieren zu können, muss für jede einzel-
ne Aktivität die Frage beantwortet werden, wie lange diese dauert. In der Planungsphase müs-
sen also entsprechende Zeitdaten zur Verfügung stehen. Dabei bestehen beträchtliche Unsi-
cherheiten hinsichtlich der Dauer von Vorgängen und damit hinsichtlich des Gesamtprozes-
ses.131
Verschiedene Zeitfindungstechniken können angewendet werden, um diese Problematik ein-
zugrenzen. Zu derartigen Verfahren zählt die Zeitaufnahme; d.h., das Messen von tatsächlich
gebrauchten Zeitdauern. Zeitaufnahmen können durch einen Beobachter oder denjenigen, die
die Tätigkeit durchführen, vorgenommen werden. Ebenso sind statistische und analytische
Verfahren, Vergleiche, Schätzungen sowie Erfahrungswerte und Kennzahlen gängige Techni-
ken, um Zeitverbräuche zu determinieren.132
Als Methoden zur Erfassung der Zeitdauern soll zudem auf Konzepte wie die Arbeitsstudien
nach REFA (Arbeitsgruppe „Rechnergestütze Fabrikplanung“) oder MTM (Method Time
Measurement) verwiesen werden.133
130 Vgl. Corsten, 2000, S. 1065f. 131 Vgl. Clasen, 1996, S. 24. 132 Vgl. Schumacher, 1985, S. 441ff. 133 Vgl. Scheer, 1996, S. 6; zu REFA und MTM siehe: Felix, 1998; Schumacher, 1985, S. 434ff.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
27
4.2 Darstellung von Zeit in Instrumenten des Zeitmanagements und Be-urteilung ihres Integrationspotenzials in das Blueprinting
Die ermittelten Zeitdaten können in Verfahren zur Darstellung der Abläufe miteinander
verbundener Teilprozesse bzw. -pläne eingebracht werden. Mikus nennt dafür als Instrumente
des Zeitmanagements die Netzplantechnik, Gantt-Diagramme sowie die aus der Wirtschafts-
informatik entnommenen Prozessdarstellungstechniken Petri-Netze und ARIS.134
In den folgenden Abschnitten sollen die vorgenannten Instrumente des Zeitmanagements und
darüber hinaus die mit der Netzplantechnik in Zusammenhang stehende Transplantechnik
vorgestellt werden. In diesem Kontext wird herausgestellt, in welcher Form die Visualisie-
rung der Zeitkomponente in diesen Konzepten erfolgt. Dabei wird als Basis für das fünfte
Kapitel je Instrument beurteilt, ob eine Integration der Zeitdarstellung in das ServiceBlueprint
sinnvoll erscheint.
4.2.1 Die Zeitkomponente in der Netzplantechnik
Unter Netzplänen werden grafische Darstellungen komplexer Abläufe verstanden.135 Hierun-
ter fallen nicht nur die in diesem Abschnitt behandelte Netzplantechnik, sondern auch die der
Wirtschaftsinformatik entlehnten Konzepte (Petri-Netze und ARIS), die im Kapitel 4.2.4 und
4.2.5. vorgestellt werden.
Unter der Netzplantechnik werden nach Altrogge auf der Graphentheorie basierende Verfah-
ren bzw. Methoden zur Strukturierung, Planung, Steuerung und Überwachung des Ablaufs
von großen, komplexen Projekten subsumiert.136 Mit ihrer Entwicklung wurde die Zielsetzung
verfolgt, die aus der Elektrotechnik stammende Netzwerkanalyse bei der Planung und Durch-
führung größerer Projekte verwenden zu können. In den USA und Europa wurde fast gleich-
zeitig ab 1956 daran gearbeitet.137 Die Netzplantechnik wird bis heute in der Praxis im Rah-
men des Projektmanagements zur Planung und Lenkung von Projekten eingesetzt.138
Als Netzplanverfahren bezeichnet man grundsätzliche Formen der Zuordnung von Vorgängen
des Projekts zu Darstellungselementen der Graphentheorie. Bei unterschiedlichen Verfahren
handelt es sich also um unterschiedliche Notationen des Projektablaufs. Damit ergeben sich
134 Vgl. Mikus, 2000, S. 17. 135 Vgl. Kompenhans, 1977, S. 130. 136 Vgl. Altrogge, 1996, S.1; Projekte werden dabei von Altrogge definiert als abgrenzbare in sich geschlossene Aufgaben, die in ihrer speziellen Durchführung einmalig sind und an deren Durchführung mehrere Stellen beteiligt sind. 137 Vgl. Schwarze, 1994, S. 12. 138 Vgl. Blank, 1998, S. 211.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
28
entsprechend unterschiedliche Formeln einer an sich immer gleichen Zeitplanung.139 In Rah-
men dieser Zeitplanung geht es um die Dauer der einzelnen Vorgänge und des gesamten Pro-
jektes, die zeitliche Frühest- und Spätlage der einzelnen Vorgänge, sowie die Zeitreserven, die
für die einzelnen Vorgänge verfügbar sind. Dabei werden die Vorgangsdauern im Netzplan
eingetragen und anschließend in einer sogenannten Vorwärtsrechnung die frühesten Anfangs-
und Endzeitpunkte ermittelt. Bei einer Rückwärtsrechnung werden die spätesten End- und
Anfangszeitpunkte ermittelt.140 In diesem Zusammenhang kann auch der sogenannte kritische
Pfad ermittelt werden, auf dem eine gegebenenfalls eintretende Verzögerung zwangsläufig
eine Verschiebung des Endtermins bedeutet.141
Zu einem bestimmten Netzplanverfahren gehören verschiedene Netzplan-Methoden, die
durch detaillierte Regeln der Darstellung und Berechnung gekennzeichnet sind.142 Die we-
sentliche Unterscheidung zwischen diesen Methoden liegt in ihrer modellhaften Abbildung im
Projektablauf.143
Die beiden bekanntesten Ansätze sind CPM (Critical Path Method) und PERT (Programm
Evaluation and Review Technique), die unabhängig voneinander in den USA entwickelt wur-
den.144
Bei CPM handelt es sich um eine Vorgangspfeildarstellung, die man auch als Tätigkeitspfeil-
darstellung bezeichnen kann. Das bedeutet, dass Pfeile als Tätigkeiten bzw. Vorgänge gedeu-
tet werden und diese hauptsächlich beschrieben werden. Sogenannte Knoten, nachfolgend als
Kreise dargestellt, zeigen die Anfangs- und Endereignisse von Tätigkeiten auf und symboli-
sieren zudem die Bedingungen, denen die Tätigkeiten unterliegen.145
Bei PERT hingegen handelt es sich um einen Ereignisknotennetzplan. Bei dieser Methode
werden vorwiegend Ereignisse beschrieben und als Knoten dargestellt. Zwischen den Knoten
liegende Arbeitsgänge werden durch Pfeile ohne Benennung dargestellt.146
Weniger bekannt ist die in Frankreich entwickelte Metra Potential Methode (MPM), die im
Zusammenhang mit der Planung für den Bau eines Atomkraftwerkes entstand.147 Bei MPM
139 Vgl. Altrogge, 1996, S. 8. 140 Vgl. Gläss; Groh u.a., 1982, S. 19ff. 141 Vgl. Balzert, 1998, S. 39. 142 Vgl. Altrogge, 1996, S. 8. 143 Vgl. Kompenhans, 1977, S. 18f. 144 Vgl. Schwarze, 1994, S. 12. 145 Vgl. Kompenhans, 1977, S. 18f. 146 Vgl. Kompenhans, 1977, S. 18f. 147 Vgl. Kompenhans, 1977, S. 54.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
29
spricht man von einer Vorgangsknotendarstellung (auch: Tätigkeitsknotendarstellung) bei der
die Knoten als Tätigkeiten verstanden werden, während die Pfeile Bedingungen aufzeigen.148
In der nachfolgenden Grafik werden die Grundzüge der beschriebenen Darstellungstechniken
verglichen:
Vorgangspfeil-NetzplanBeispiel: CPM
Ereigniskonten-NetzplanBeispiel: PERT
Vorgangsknoten-NetzplanBeispiel: MPM
Vorgänge: KnotenAbhängigkeiten: PfeileEreignisse: entfallen
Vorgang Vorgang
Abhängig-keit
Vorgänge: PfeileAbhängigkeiten: entfallenEreignisse: Knoten
Ereignis Ereignis
Vorgang
Vorgänge: PfeileAbhängigkeiten: entfallenEreignisse: Knoten
Ereignis Ereignis
Vorgang
Vorgänge: entfallenAbhängigkeiten: (Pfeile)Ereignisse: Knoten
Ereignis Ereignis
Vorgänge: entfallenAbhängigkeiten: (Pfeile)Ereignisse: Knoten
Ereignis Ereignis
Netzplanmethoden
Abbildung 7: Netzplanmethoden im Vergleich Quelle: Balzert, 1998, S. 33.
Schwarze trifft bezüglich der Netzplandarstellung von Abläufen die Unterscheidung zwischen
dem vorgangsorientierten und dem ereignisorientierten Netzplan. Vom vorgangsorientierten
Netzplan spricht er, wenn bei der Planung nur die Vorgänge und keine Ereignisse betrachtet
werden und diese im Netzplan dargestellt werden. Zu den vorgangsorientierten Netzplänen
gehören das Vorgangspfeilnetz sowie das Vorgangsknotennetz. Das Ereignisknotennetz be-
zeichnet Schwarze als ereignisorientierten Netzplan. Das Schwergewicht liegt dabei auf der
Planung und der Darstellung des Ablaufs aufgrund der zeitpunktbezogenen Ereignisse.149
Bei der im Rahmen dieser Arbeit vorgenommen Betrachtung der verschiedenen Methoden der
Netzplantechnik sollen diejenigen identifiziert werden, die Integrationspotenzial in die Me-
thode des Blueprinting aufweisen. Da es sich beim ServiceBlueprint um eine insbesondere
prozess- und tätigkeitsorientierte Darstellung handelt, soll daher keine weitere Betrachtung
des Ereignisknotennetzes erfolgen, sondern der Schwerpunkt auf die vorgangsorientierten
Netzpläne gelegt werden. Die Behandlung der Spezifika des Vorgangspfeilnetzes und des
Vorgangsknotennetzes sowie deren Visualisierung der Zeitkomponente findet in den folgen-
den Unterkapiteln statt.
148 Vgl. Kompenhans, 1977, S. 18f.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
30
4.2.1.1 Vorgangspfeilnetz
Wie zuvor als Unterscheidungsmerkmal gegenüber der Vorgangsknotendarstellung herausge-
stellt, werden beim Vorgangspfeilnetz die Vorgänge als Pfeile des Netzplans dargestellt und
die Vorgangspfeile durch Knoten entsprechend der Anordnungsbeziehungen verknüpft.150
Vorgangspfeilnetze wurden zunächst konzipiert, um Abfolgen von Vorgängen darstellen zu
können und auszudrücken, dass ein oder mehrere Vorgänge erst dann starten können, wenn
ein oder mehrere andere Vorgänge abgeschlossen sind.151 Daher können durchaus mehrere
Pfeile von einem Endereignis abgehen, wenn die Vorgänge B, C und D den gemeinsamen
Vorgänger A haben (B, C und D somit Nachfolger von A sind).
A
B
C
D
Legende:
Vorgang
Ereignis
Abbildung 8: Abhängigkeiten zwischen Vorgängen Quelle: Schwarze, 1994, S. 50.
Ebenso wäre eine Konstellation möglich, bei der die Vorgänge A, B und C den gemeinsamen
Nachfolger D haben, d.h. die Vorgangspfeile der Vorgänge A, B und C in denselben Knoten
münden.152
Da zwei Vorgänge nicht gleichzeitig denselben Anfangs- und denselben Endknoten haben
dürfen, benötigt man so genannte Scheinvorgänge.153 Diese werden durch gestrichelte Pfeile
dargestellt, die keine realen Vorgänge beinhalten, sondern lediglich die Abhängigkeiten auf-
zeigen.154 Für zwei parallele Vorgänge A und B kann eine der drei in Abbildung 9 aufgezeig-
ten Darstellungsformen gewählt werden.
149 Schwarze, 2001, S. 32f. 150 Vgl. Schwarze, 1994, S. 49. 151 Vgl. Altrogge, 1996, S. 16. 152 Vgl. Schwarze, 1994, S. 49. 153 Die Konstruktion von Vorgangspfeilnetze unterliegt gewissen Regeln, von denen eine die Einführung von Scheinvorgängen zur Vermeidung der Parallelität von Pfeilen umfasst. Vgl. dazu z.B. Gal, 1992, S. 174-177. 154 Vgl. Gläss; Groh u.a., 1982, S. 17.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
31
A
B
A
B
A
B
Abbildung 9: Verwendung von Scheinvorgängen Quelle: Schwarze, 1994, S. 51.
Ebenso werden Scheinvorgänge bei der Darstellung von Anordnungsbeziehungen verwendet,
wenn zu einer gegebenen Anordnungsbeziehung wie Abbildung 10 vorgestellt als zusätzliche
Bedingung aufgestellt wird, dass D Nachfolger von A ist.155
A B
C D
A B
C D
A B
C D
A B
C D
Abbildung 10: Anordnungsbeziehungen zwischen Vorgängen Quelle: Schwarze, 1994, S. 51.
Wie unter 4.2.1 angeführt werden im Rahmen der Zeitplanung die Vorgangsdauer, die frühes-
ten und die spätesten Zeitpunkte eines Ereignisses ermittelt. Diese Werte werden in der grafi-
schen Darstellung des Vorgangspfeilnetzes eingetragen. In der nachfolgenden Abbildung ist
ein Vorgang mit Anfangs- und Endereignis dargestellt und aufgezeigt, wie die Daten der
Zeitplanung eingetragen werden können. Um die Darstellung übersichtlich zu halten, wurde
auf die explizite Nennung von zeitlichen Puffern verzichtet. Kritische Ereignisse, d.h. Ereig-
nisse, die sich auf dem kritischen Pfad156 befinden, können jedoch schnell anhand des über-
einstimmenden frühesten und spätesten Ereigniszeitpunktes erkannt werden.
155 Vgl. Schwarze, 1994, S. 51. 156 Gal definiert den kritischen Weg als den „längsten Weg von der Quelle zur Senke in einem CPM-Netzplan“; Gal, 1992, S. 181-182.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
32
FZ SZ
i
FZ SZ
jVorgangDauer
i,j = Kennung des EreignissesFZ = frühestmöglicher ZeitpunktSZ = spätestmöglicher Zeitpunkt
Abbildung 11: Darstellung der Zeitplanung im Vorgangspfeilnetz Quelle: in Anlehnung an Schwarze, 2001, S. 184.
Vergleicht man die grafische Darstellung des ServiceBlueprint mit einem Vorgangspfeilnetz
fällt zunächst auf, dass im Blueprint auf eine explizite Darstellung von Ereignissen, die zwi-
schen den Aktivitäten liegen, verzichtet wird. Im Blueprint werden lediglich die Aktivitäten
eingetragen. Um eine Beschreibung der Zeitpunkte aus der Vorgangspfeildarstellung adaptie-
ren zu können, wäre somit eine Einführung eines geeigneten ereignisähnlichen Konstruktes
nötig. Eine weitere Problemstellung für eine mögliche Integration ergibt sich durch die unter-
schiedliche Notation des Prozessablaufs. Im Vorgangspfeilnetz werden - wie der Name besagt
- Vorgänge als Pfeile dargestellt. Im Blueprint hingegen werden die Aktivitäten als Elemente
visualisiert, die eindeutig einer Ebene zugeordnet werden können. Des Weiteren wird bei der
Vorgangspfeildarstellung das Konstrukt der Scheinvorgänge zur eindeutigen Darstellung der
Abhängigkeiten benötigt, sodass das Erstellen und Zeichnen als schwieriger bewertet wird als
beim Vorgangsknotennetz.157 Im Folgenden soll daher das Vorgangsknotennetz untersucht
werden, da vermutet werden kann, dass dieses die Zeitaspekte besser in die Methode des
Blueprinting zu integrieren vermag.
4.2.1.2 Vorgangsknotennetz
Beim Vorgangsknotennetz werden - wie zuvor erläutert und in Abbildung 7 erkennbar - die
Vorgänge als Knoten des Netzplans dargestellt und die Anordnungsbeziehungen durch Pfeile,
die die entsprechenden Knoten miteinander verbinden.158 Die Verwendung von Scheinvor-
gängen wird durch diese Methode der Darstellung obsolet.159 Die Knoten entsprechen bei
grafischen Darstellungen meist Rechtecken, deren linke Seite den Vorgangsanfang und deren
rechte Seite das Vorgangsende repräsentiert.160 In einen Vorgangsknoten können alle wichti-
157 Vgl. Schwarze, 2001, S. 115f. 158 Vgl. Schwarze, 2001, S. 101. 159 Vgl. Schwarze, 2001, S. 115f. 160 Vgl. Altrogge, 1996, S. 165, Kompenhans, 1977, S. 19.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
33
gen Informationen über den Vorgang aufgenommen werden.161 Bei der Berechnung der Vor-
gangszeitpunkte werden die frühestmöglichen Anfangs- und Endzeitpunkte sowie die spä-
testnotwendigen Anfangs- und Endzeitpunkte bestimmt und die Ergebnisse wie hier gezeigt
in den Vorgangsknoten aufgenommen.
SEZSAZDauer
FEZFAZVorgang
SEZSAZDauer
FEZFAZVorgang
Legende:FAZ = frühestmöglicher Anfangszeitpunkt (frühester Anfang)FEZ = frühestmöglicher Endzeitpunkt (frühestes Ende)SAZ = spätestnotwendiger Anfangszeitpunkt (spätester Anfang)SEZ = spätestnotwendiger Endzeitpunkt (spätestes Ende)
Abbildung 12: Darstellung der Zeitplanung im Vorgangsknotennetz Quelle: in Anlehnung an Schwarze, 2001, S. 162.
In obiger Abbildung wurde auf die explizite Nennung der Pufferzeit verzichtet. In einer Vor-
gangsknotendarstellung kann jedoch der kritische Pfad, auf dem, ebenso wie im Vorgangs-
pfeilnetzplan, hintereinander folgende Vorgänge ohne Pufferzeit liegen, leicht an den identi-
schen Werten für die früheste und die späteste Anfangszeit bzw. für den frühesten und spätes-
ten Endzeitpunkt identifiziert werden. Vielfach wird der kritische Pfad durch farbliche Mar-
kierung oder doppelte Pfeildicke hervorgehoben.
An dieser Stelle wird bereits deutlich, dass die beim Vorgangspfeilnetz in Kapitel 4.2.1.1 ge-
nannten Problemstellungen bei Verwendung der Vorgangsknotendarstellung nicht auftreten.
Da zwischen diesen beiden Methoden keine unterschiedliche Zeitplanung zugrunde liegt162,
soll in Kapitel 5.3.1 die Integration der Zeitkomponente in die Blueprinting-Methode anhand
des Vorgangsknotennetzes vorgenommen werden. Dabei werden die jeweiligen Knotenbe-
schreibungen in das Blueprint übernommen. Außerdem kann darauf basierend eine Visuali-
sierung des kritischen Pfads vorgenommen werden. Die dafür notwendigen grundlegenden
Berechungsvorschriften zur Zeitplanung im Vorgangsknotennetz werden in der Anlage der
vorliegenden Arbeit aufgezeigt.
161 Vgl. Schwarze, 2001, S. 102. 162 Vgl. Kapitel 4.2.1.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
34
November
5
9
C
B
D
EA15141312111098764321
232221201916151413128765 1916151413128765Zeitraster für 5-Tage-Woche
Tag des Projekts
Tätigkeitsbalken
November
5
9
C
B
D
EA15141312111098764321
23222120
November
5
9
C
B
D
EA15141312111098764321
232221201916151413128765 1916151413128765Zeitraster für 5-Tage-Woche
Tag des Projekts
Tätigkeitsbalken
4.2.2 Die Zeitkomponente in der Transplantechnik
Bei der Transplantechnik wird ein Netzplan maßstabsgetreu in ein Zeitraster übertragen. In-
nerhalb des Zeitrasters werden die Tätigkeiten mit waagerechten Balken eingezeichnet, wobei
die Länge der Balken der Tätigkeitsdauer entspricht. Die Ereignisse verbinden die Anfänge
und Enden der Tätigkeitsbalken durch senkrechte Linien. Zur besseren Übersichtlichkeit des
Transplans wird dabei empfohlen, für die nächstfolgende Tätigkeit jeweils eine neue Ebene zu
wählen. Soweit zwischen dem Ende der Tätigkeitsbalken und der nächstfolgenden senkrech-
ten Ereignislinie noch eine Lücke vorliegt - sprich: ein Puffer existiert - wird diese gestrichelt
dargestellt.163 Im oberen, auch Kopfleiste genannten Teil des Zeitrasters kann dabei ein Pro-
jektkalender hinterlegt werden. Dieser kann beispielweise den Projekttag, d.h. die Fort-
schrittstage im Projekt oder das kalendarische Datum enthalten.164
Abbildung 13: Darstellung von Tätigkeiten im Zeitraster der Transplantechnik Quelle: in Anlehnung an Kompenhans, 1977, S. 85f.
Netzplantechnik und Transplantechnik dienen nicht nur der Termingestaltung, sondern bieten
sich auch für die Kostenplanung und Kapazitätsplanung an.165
Um sich die anschauliche Visualisierung der zeitlichen Lage von Vorgängen zu Nutze ma-
chen zu können, wird die Integration der Zeitdarstellung analog der Transplantechnik in das
Blueprinting in Kapitel 5.3.2 vorgenommen. Dabei soll insbesondere untersucht werden, in-
wieweit die maßstabsgetreue Visualisierung von Vorgängen anhand eines Zeitrasters und die
hier vorgestellte Darstellung von Pufferzeiten als hilfreiches Konstrukt für die Erweiterung
um die Zeitkomponente angesehen werden kann.
163 Vgl. Kompenhans, 1977, S. 85. 164 Vgl. Kompenhans, 1977, S. 88. 165 Siehe hierzu: Kompenhans, 1977, S. 87ff.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
35
4.2.3 Die Zeitkomponente im Gantt-Diagramm
Wesentlich bekannter als die Transplantechnik sind Gantt-Diagramme. In jüngerer Zeit ist
diese Bekanntheit nicht zuletzt auch auf ihre Verwendung im verbreiteten Projektplanungs-
tool „Microsoft Project“ zurückzuführen. Gantt-Diagramme lassen sich wie der Transplan in
die Kategorie der Balkendiagramme eingruppieren. Balzert unterscheidet bezüglich der Gantt-
Diagramme vorgangs- bzw. aufgabenbezogene Balkendiagramme und personalbezogene Bal-
kendiagramme. Vorgangsbezogene bzw. aufgabenbezogene Balkendiagramme zeigen dabei
auf der Vertikalen die einzelnen Vorgänge. Personalbezogene Balkendiagramme zeigen alle
Mitarbeiter auf der Vertikalen, so dass man ablesen kann, welche Vorgänge ein Mitarbeiter
durchführt.166 Die Darstellung enthält für jede einzelne Teilaufgabe einen waagerechten Bal-
ken über einer Zeitachse. Dabei entspricht die Länge des Balkens - wie bei der Transplan-
technik - der Zeit, die für die Durchführung des Vorgangs benötigt wird. Die Lage des Bal-
kens gibt Auskunft über Anfang und Ende eines jeden Vorgangs.167
Will man den bereits erreichten Fortschritt im Gantt-Diagramm abbilden, können die Vor-
gangsbalken mit einer entsprechenden Markierung versehen werden. Schwarze verwendet für
diese Darstellung Schraffuren der Balken.168 Ebenso sind die Wahl unterschiedlicher Farben
oder die Kennzeichnung des Fortschritts als schmalerer Balken innerhalb des Tätigkeitsbal-
kens möglich. Im Folgenden zeigt die Abbildung entsprechend verschiedene Veranschauli-
chungen von Fortschritten innerhalb von Vorgängen. Selbstverständlich würde man sich in-
nerhalb einer Grafik für eine der aufgezeigten Darstellungsformen entscheiden.
13:0012:0011:0010:0009:0008:00
Vorgang C
Vorgang B
Vorgang A
13:0012:0011:0010:0009:0008:00
Vorgang C
Vorgang B
Vorgang A
Abbildung 14: Darstellung von Vorgangsbalken und Kennzeichnung des Fortschritts
166 Vgl. Balzert, 1998, S. 32. 167 Vgl. Altrogge, 1996, S.2; Schwarze, 2001, S. 24. 168 Vgl. Schwarze, 2001, S. 24.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
36
Im Vergleich zur Netzplantechnik kann festgestellt werden, dass das Gantt-Diagramm meist
keine Angaben über die Reihenfolge der Vorgänge enthält. Damit sind die Abhängigkeiten
der Teilaufgaben untereinander aus dem Diagramm kaum zu erkennen, so dass Auswirkungen
von Verschiebungen oder Zeitänderungen im Gantt-Diagramm nur schwer festzustellen
sind.169
Aufgrund der anschaulichen Visualisierung der Dauer von Aktivitäten erscheint jedoch der
Versuch angebracht, die im Gantt-Diagramm verwendete Zeitdarstellung, auf ihre Integrati-
onsfähigkeit in das ServiceBlueprint zu prüfen. Dabei soll die maßstabsgetreue Darstellung
von Vorgängen zu ihrer Dauer übernommen werden und zudem die Markierung von Fort-
schritten innerhalb des Prozesses erfolgen.
4.2.4 Die Zeitkomponente in Petri-Netzen
Petrinetze gehen zurück auf die Dissertation von Carl-Adam Petri aus 1962170 und lassen sich
als grafisches Hilfsmittel zur kompakten Beschreibung zustandsdiskreter und ereignisgesteu-
erter Prozesse hoher Komplexität verstehen. Da konventionelle Beschreibungsformen wie
Funktions- und Kontaktpläne, Flusspläne oder Programmablaufpläne in Petrinetz-
Darstellungen überführt werden können, spricht man auch von einem Meta-
Beschreibungsmittel.171
Klassische Petrinetze bestehen dabei aus Bedingungen, die als Kreise dargestellt werden. Er-
eignisse werden durch Rechtecke visualisiert.172 Sind Bedingungen erfüllt, wird dies durch
einen Punkt innerhalb des Kreises, der auch als Marke bezeichnet wird, gekennzeichnet. Vor-
bzw. Nachbedingungen eines Ereignisses werden ausgedrückt, indem zwischen den Ereignis-
sen und Bedingungen Pfeile mit entsprechender Richtung eingezeichnet werden. Sind alle
Vorbedingungen eines Ereignisses erfüllt und alle Nachbedingungen dieses Ereignisses uner-
füllt, kann das Ereignis stattfinden. Mit Eintritt des Ereignisses werden die Marken an den
Vorbedingungen des Ereignisses entfernt und Marken an allen Nachbedingungen gesetzt.173
Im folgenden Beispiel liegen zwei erfüllte Vorbedingungen und eine unerfüllte Nachbedin-
gung vor, so dass ein Stattfinden des Ereignisses möglich wäre.
169 Vgl. Altrogge, 1996, S.2; Schwarze, 2001, S. 25. 170 Vgl. Reisig, 1986, S. 174. 171 Vgl. Huch, Neuschulz, 2000, S. 373. 172 Vgl. Reisig, 1986, S. 4ff; Ereignisse werden auch als Transitionen bezeichnet und als Querstrich dargestellt, vgl. Jung, Lautenbach, 2002, S. 11ff; Zuse, 1990, S. 21ff. 173 Vgl. Reisig, 1986, S. 4ff.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
37
Erfüllte Bedingung Ereignis Unerfüllte Bedingung
Abbildung 15: Modellierung eines Ereignisses in der Petri-Netz-Darstellung
Anhand dieser Beschreibung der grundlegenden Struktur wird deutlich, dass die Modellierung
zeitlicher Aspekte – abgesehen von einer Vorgänger/Nachfolger-Beziehung - in klassischen
Petri-Netzen zunächst nicht explizit vorgesehen ist.174
Das Konzept lässt sich jedoch um die Zeitkomponente erweitern wie beispielweise bei Balzert
in Form der zeitbehafteten Petrinetze vorgestellt.175
a
delay 4delay 4
b
delay 4delay 4
Abbildung 16: Verschiedene Notationen für zeitbehaftete Petri-Netze Quelle: Balzert, 1996, S. 310.
Die Darstellung (a) bedeutet, dass eine Marke erst nach einer Verzögerung von vier Zeitein-
heiten zur Verfügung steht.
Die Notation in (b) sagt dabei aus, dass das Ereignis erst vier Zeiteinheiten nach dem Eintref-
fen der Marke in der Vorbedingung ausgelöst werden kann
Eine andere Modellierungsmethode zur Einführung der Zeitkomponente wird bei Baumgarten
vorgestellt und als Zeitmodellierung mit Timer-Netzen bezeichnet. Dabei werden Zeitbedin-
gungen ebenso als Annotationen in die Petri-Netz-Darstellung eingefügt, die dann beim Ein-
treten von Ereignissen Einfluss auf die folgende Handlungsalternative haben. Dies bedeutet
beispielhaft, dass bei einer innerhalb eines Ablaufs bereits verstrichenen Zeit von weniger als
zehn Sekunden Handlungsalternative A gewählt werden muss und bei einer bereits verstri-
174 Vgl. Jung, Lautenbach, 2002, S. 14. 175 Vgl. Balzert, 1996, S. 310.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
38
chenen Zeit von zehn oder mehr Sekunden Handlungsalternative B eingeschlagen werden
muss.176
Petri-Netze eignen sich unter Verwendung der Timer-Netze zur Modellierung von Systemen,
bei denen zeitabhängige Entscheidungen getroffen oder auch Zeitgarantien verlangt werden,
aber kein statisches Zeitverhalten auftritt. Sie werden daher beispielsweise für Kommunikati-
onsprotokolle, Durchsatzanalysen oder Realzeitanwendungen angewendet.177
Bezüglich der Darstellung mittels Petrinetzen wird kritisiert, dass die Aufstellung von Schalt-
regeln, d.h. der Bedingungen, die die Ereignisse auslösen können, aufwendig und das Kon-
zept nur wenig flexibel ist. Zudem geht die formale, sehr granulare Definition von Petrinetzen
zu Lasten ihrer generellen Anschaulichkeit, auch wenn nicht unterschlagen werden darf, dass
sich Anschaulichkeit nur adressatenbezogen konstatieren lässt. So werden Petrinetze aus der
Sicht von Systementwicklern, die den Petrinetz-Formalismus entsprechend internalisiert ha-
ben, durchaus als anschaulich betrachtet.178
Für die Darstellung der Zeitkomponente innerhalb der Blueprinting-Methode, soll eine
Integration des Petri-Netz-Konzepts in Kapitel 5 nicht weiter verfolgt werden. Einerseits
können Annotationen, die die Zeitdauer betreffen, auch ohne Verwendung der Schaltregeln
im ServiceBlueprint eingesetzt werden. Andererseits liegt ein wesentliches Augenmerk des
Blueprint auf der Anschaulichkeit der Darstellung des Kundenintegrationsprozesses. Daher ist
eine - lediglich aus „Systementwickler-Perspektive“ anschauliche - komplexe Modellierung
von zeitabhängigen Entscheidungen oder des Einbaus von Zeitgarantien in die Darstellung als
wenig sinnvoll anzusehen. Trotzdem soll festgehalten werden, dass auch die Verwendung
erläuternder Annotationen, um Bedingungen für Handlungsoptionen oder Zeitgarantien fest-
zuhalten, durchaus im geeigneten Anwendungsfall hilfreich sein kann.
4.2.5 Die Zeitkomponente in ARIS
Das ARIS-Konzept („Architektur integrierter Informationssysteme“) geht auf August-
Wilhelm Scheer zurück. ARIS versteht sich als umfassendendes Geschäftsprozessmanage-
ment-System, indem für Unternehmensprozesse ein Modell bereitgestellt wird, das aufgrund
der hohen Komplexität in verschiedene Sichten zerlegt wird.179 Durch den Einsatz von ARIS
176 Vgl. Baumgarten, 1990, S. 256ff. 177 Vgl. Baumgarten, 1990, S. 263; weitere Einsatzgebiete beschreibt Spang, 1993, S. 78. 178 Vgl. Rosemann, Michael, 1996, S. 55. 179 Scheer, 2002, S. 11f; Blank, 1998, S. 192.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
39
lassen sich die Ablaufstrukturen des Unternehmens bzw. einzelner Bereiche dokumentie-
ren.180
Zur Darstellung sogenannter ereignisgesteuerter Prozessketten werden dabei die grundlegen-
den Elemente Funktionen, Ereignisse und Regeln eingesetzt. Als Funktion wird dabei ein
Vorgang bzw. eine Tätigkeit an einem Informationsobjekt verstanden. Dabei wird die Funkti-
on als Träger von Zeiten und Kosten angesehen. Das Ereignis beschreibt einen eingetretenen
betriebswirtschaftlich relevanten Zustand eines Informationsobjektes, der den weiteren Ab-
lauf eines Geschäftsprozesses beeinflusst. Ereignisse fungieren dabei einerseits als Auslöser
von Vorgängen und andererseits resultieren sie aus vorangegangenen Funktionen und be-
schreiben somit ein Ergebnis.
Zudem existieren als Regeln die Verknüpfungsoperatoren: 181
„Und“ (∧)
„Offenes Oder“ (∨)
„Exklusives Oder“ (×)
Bei der Darstellung eines Prozessablaufes werden diese Elemente durch gestrichelte Pfeile
miteinander verbunden, durch die eine logische Abfolge von Funktionen und Ereignissen
dargestellt wird.
Kunden-anfrageeingetroffen
Kunden-angebotbearbeiten
Kunden-auftrageingegangen
Kunden-angebot nichterfolgreich
Legende:
Ereignis
Funktion
Logische Verknüpfung
Abfolge
Abbildung 17: Prozessmodellierung mit grundlegenden Elementen aus ARIS Quelle: IDS Scheer AG, 2000, S. 89.
180 Vgl. Scheer, 2000, S. 2. 181 Vgl. Scheer, 2000, S. 96ff.
Darstellungsmöglichkeiten der Zeitkomponente in der Prozessmodellierung
40
Aus der Beschreibung sowie obiger Abbildung geht hervor, dass das grundlegende Konzept
der ereignisgesteuerten Prozesskette – ähnlich wie bei den Petrinetzen - zunächst keine expli-
zite Darstellung der Zeitkomponente in Form von Zeitpunkten oder –dauern beinhaltet.
In ARIS ist jedoch zur detaillierteren Modellierung der ereignisgesteuerten Prozesskette die
Hinterlegung von Zeitattributen, wie Liegezeit, Einarbeitungszeit oder Bearbeitungszeit mög-
lich. Diese werden jedoch bei der grafischen Darstellung lediglich als ergänzende Kommenta-
re angefügt und haben demzufolge keine Auswirkung auf den visualisierten Prozessablauf. In
obiger Abbildung würde beispielsweise der Zusatz „mittlere Bearbeitungszeit: 2 Stunden“ an
der Funktion vermerkt.
Insofern erübrigt sich der Versuch, die Darstellung der Zeit aus der ereignisgesteuerten Pro-
zesskette des ARIS-Konzeptes in das ServiceBlueprint übernehmen zu wollen, da das An-
bringen von Annotationen nicht als spezifische Erkenntnis aus der Geschäftsprozessmodellie-
rung von ARIS angesehen werden kann. Unabhängig davon kann jedoch zur Darstellung von
nebenläufigen Aktivitäten sowie alternativen Prozessschritten der Einsatz der vorgestellten
Verknüpfungsoperatoren im entsprechenden Anwendungsfall durchaus hilfreich sein.
Integration der Zeitkomponente ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements in die Blueprinting-Methode
41
5 Integration der Zeitkomponente ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements in die Blueprinting-Methode
In diesem Kapitel wird die Integration der Zeitdarstellung aus zuvor als geeignet angesehenen
Konzepten des Zeitmanagements in das Blueprinting von Dienstleistungsprozessen vorge-
nommen. Grundsätzliche Zielsetzung im Rahmen dieser Untersuchung ist es, dabei einen
Mehrwert gegenüber der separierten Darstellung zu erreichen. In Vorbereitung einer jeweils
vorzunehmenden Bewertung der Zielerreichung werden dazu zunächst Beurteilungskriterien
eingeführt (5.1). Ebenso wird ein Beispiel vorgestellt, anhand dessen die Untersuchung vor-
genommen wird (5.2). Auf dieser Basis wird die Integration der die Zeit repräsentierenden
Elemente aus der Netzplantechnik - in der Methode der Vorgangsknotendarstellung - sowie
der Transplantechnik und des Gantt-Diagramms vorgenommen (5.3). Abschließend werden
die sich aus den Integrationsversuchen ergebenden Erkenntnisse zusammengefasst und eine
Erweiterung formuliert, um den in Kapitel 2.1 vorgestellten Besonderheiten des Dienstleis-
tungsprozesses Rechnung tragen zu können (5.4).
5.1 Kriterien zur Bewertung von Modellen
Unter einem Modell versteht man ein System, mit dem reale Sachverhalte und/oder Objekte,
das heißt bestimmte Realitätsausschnitte, vereinfachend dargestellt werden.182 Bei jeder Art
von Darstellung, die Prozessabläufe grafisch visualisieren soll, handelt es sich um vereinfa-
chende Abbilder der Realität, sodass diese demzufolge als Modelle bezeichnet werden kön-
nen. Dies vorausgeschickt können in der Modelltheorie existierende Kriterien zur Bewertung
von Modellen beleuchtet und für die hier verfolgte Zielsetzung abgeleitet werden. Die nach-
folgend vorgestellten Kriterien basieren auf den in Analogie zu den „Grundsätze der ord-
nungsgemäßen Buchführung (GoB)“ aufgestellten „Grundsätzen ordnungsgemäßer Modellie-
rung (GoM)“183, sowie den von Frank angeführten Kriterien zur Bewertung von Modellen.184
5.1.1 Richtigkeit des Modells
Die Richtigkeit des Modells ist eine existentielle Voraussetzung, um das Modell zur Erklä-
rung der Realwelt heranziehen zu können. Dabei ist zu prüfen, ob einerseits keine methodi-
schen Konstrukte fehlen und die Informationsobjekte und Notationsregeln erklärt sind, ande-
rerseits soll das Modell keine Redundanzen aufweisen. Ebenso muss das Modell wider-
spruchsfrei sein, was an der konsistenten, eindeutigen Verwendung von Bezeichnungen sowie 182 Vgl. Schafft, 1992, S. 5. 183 Vgl. Rosemann, 1996, S. 85ff.
Integration der Zeitkomponente ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements in die Blueprinting-Methode
42
der korrekten Darstellung zeitlich nachgelagerter Beziehungen festgemacht werden kann. Die
Richtigkeit eines Modells kann als modellinternes Kriterium bezeichnet werden.185
5.1.2 Anschaulichkeit des Modells
Die Anschaulichkeit eines Modells bezieht sich auf das Verhältnis des Modells zu seinem
Betrachter. Je weniger anschaulich ein Modell ist, desto mehr reduziert sich der Kreis der
potenziellen Adressaten und damit der Nutzen des Modells. Unter der Anschaulichkeit oder
auch Klarheit eines Modells werden Merkmale wie Strukturiertheit, Verständlichkeit, Über-
sichtlichkeit und Lesbarkeit subsummiert. Zu prüfen ist dabei, ob das Modell sich auf die we-
sentlichen Sachverhalte anstelle einer Komplettbeschreibung bezieht und als möglichst
selbsterklärend bezeichnet werden kann. Das bedeutet, dass ein „durchschnittlicher“ Betrach-
ter in der Lage sein soll, das Modell nachzuvollziehen und die Anordnungsbeziehungen der
Informationsobjekte erfassen können soll.186
5.1.3 Angemessenheit des Modells zur Realität und zum Modellierungszweck
In diesem Zusammenhang ist zum einen die Frage zu beantworten, ob das Modell den jewei-
ligen Ausschnitt der Realität ausreichend detailliert beschreiben kann. D.h. an dieser Stelle
wird explizit nicht - wie bei der Richtigkeit des Modells - modellintern untersucht, ob das
Modell in sich logisch ist, sondern ob die Facetten der Realität in dem Modell mit der not-
wendigen Genauigkeit wiedergegeben werden konnten. Zum andern soll das Modell ange-
messen sein. Hierunter wird verstanden, dass durch das Modell der Modellierungszweck und
damit die Zielsetzung, die das Modell verfolgt, erreicht werden kann. Mit dem Modellie-
rungszweck variieren dementsprechend die Anforderungen bzgl. Abstraktion, Detaillierung
und Formalisierung.187 Im vorliegenden Fall ist zu prüfen, ob durch die Integration der Zeit-
darstellung erreicht wird, dass sich der Betrachter orientieren kann und zudem weiß, an wel-
cher Stelle des Prozesses er sich befindet und welche Dauer die aktuelle Aktivität hat.
5.2 Vorstellung eines Beispiels für die Integration der verschiedenen Zeitdarstellungen
Das hier eingeführte Beispiel eines Blueprint soll zum besseren Verständnis der folgenden
Untersuchung beitragen und wird für alle nachfolgenden Integrationsversuche verwendet.
184 Vgl. Frank, 1995. 185 Vgl. Frank, 1995, S. 3; Rosemann, 1996, S. 94f. 186 Vgl. Frank, 1995, S. 3ff; Rosemann, 1996, S. 99ff. 187 Vgl. Frank, 1995, S. 3ff; Rosemann, 1996, S. 85ff.
Integration der Zeitkomponente ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements in die Blueprinting-Methode
43
Damit soll die Vergleichbarkeit der Ergebnisse ermöglicht werden. Das verwendete Beispiel
stellt einen Angebotsprozess mit zwei Kundenkontakten dar.
In folgende Abbildung eines Blueprint sollen in den nachfolgenden Kapiteln die verschiede-
nen Darstellungsformen der Zeitkomponente integriert werden:
Durchführung Anforderungs-analyse
VerhandlungVertrag
ErstellenProtokoll
BeschaffungBroschüren
Angebots-berechnung
ZusammenstellungAngebot
Zeit
Softwareeinrichtung, Büroausstattung, Einstellen von Mitarbeitern etc.
Sammeln von Bestandsdaten, Aufstellen von Richtlinien etc.
Line of interaction
Line of visibility
Line of internal interaction
Line of order penetration
Line of implementation
Abbildung 18: Blueprint eines Angebotsprozesses mit zwei Kundenkontakten
Der Prozess beginnt mit der Aktivität einer Kontaktaufnahme zwischen Nachfrager und An-
bieter.188 Der Vorgang Durchführung Anforderungsanalyse liegt somit auf der Kundeninter-
aktionslinie. Die Anforderungsanalyse wird in Form eines Workshops mit dem Kunden
durchgeführt und dauert zwei Tage.
Der nachfolgende Prozessschritt Erstellen Protokoll wird durch einen Kundenkontaktmitar-
beiter ausgeführt und befindet sich daher zwischen der Sichtbarkeitslinie und der Internen
Interaktionslinie. Die Erstellung des Protokolls des Workshops nimmt einen Zeitraum von
einem Tag in Anspruch.
Nach Fertigstellung des Protokolls bestellt der Kundenkontaktmitarbeiter für das zu erstellen-
de Angebot entsprechende Informationsbroschüren, die dem Nachfrager im Folgetermin zur
Verfügung gestellt werden sollen. Die Aktivität Beschaffung Broschüren ist nach zwei Tagen
abgeschlossen.
Integration der Zeitkomponente ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements in die Blueprinting-Methode
44
Das Protokoll wird nach Fertigstellung an die Mitarbeiter im Backoffice weitergeleitet, die
aufgrund der Angaben im Protokoll eine kundenspezifische Angebotsberechnung durchfüh-
ren. Diese Berechnung dauert vier Tage. Die Aktivität Angebotsberechnung ist unterhalb der
Internen Interaktionslinie angesiedelt.
Die Berechnung wird dem Kundenkontaktmitarbeiter zur Verfügung gestellt. Es folgt nun der
Vorgang Zusammenstellung Angebot mit einer Dauer von einem Tag. Für diese Aktivität
werden die Broschüren und die Berechnung benötigt.
Nach der Angebotserstellung findet eintägig die Aktivität Verhandlung Vertrag mit dem Kun-
den statt.
Aktivitäten unterhalb der Vorplanungslinie können anbieterseitig autonom disponiert wer-
den.189 Diese kundenunabhängigen Aktivitäten werden insofern berücksichtigt, dass ihre Re-
sultate zur Verfügung stehen müssen, sobald sie für Vorgänge oberhalb der Vorplanungslinie
benötigt werden. Exemplarisch seien die Mitarbeiter, die eingestellt wurden, oder das Compu-
tersystem, das eingerichtet wurde, genannt. Im Beispiel wurde ein Blueprint in seiner dritten
Entwicklungsstufe nach Kleinaltenkamp und Fließ, siehe Abbildung 3, verwendet, bei dem
die Zeitachse oberhalb der Vorplanungslinie eingezeichnet ist.
5.3 Möglichkeiten der Integration der Zeitdarstellung anhand ausge-wählter Instrumente des Zeitmanagements
Nachdem nun die Beurteilungskriterien definiert wurden und das Beispiel zur Verfügung
steht, werden in den folgenden Unterkapiteln die eigentlichen Integrationsversuche durchge-
führt.
5.3.1 Integration und Beurteilung der Zeitdarstellung aus der Netzplantechnik in die Blueprinting-Methode
Die Beschreibung der Knoten aus der Netzplantechnik wird im Folgenden zur Darstellung
von Zeitaspekten mit der Blueprinting-Methode kombiniert. Aufgrund der vorgegebenen
Zeitdaten können die jeweiligen frühestmöglichen und spätestnotwendigen Ereigniszeitpunkte
gemäß der in der Anlage vorgestellten Berechnungsvorschriften ermittelt und in der
Abbildung 19 notiert werden.
188 Dies entspricht der in Kapitel 2.1.2.2 getroffenen Aussage, dass die Leistungserstellung durch den Kunden initiiert wird. 189 Vgl. Fließ, 2001, S. 46.
Integration der Zeitkomponente ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements in die Blueprinting-Methode
45
Abbildung 19: Integration der Zeitdarstellung analog der Vorgangsknotendarstellung
Anhand der identischen Werte bezüglich der frühestmöglichen und spätestnotwendigen Zeit-
punkte lässt sich die Abfolge der Aktivitäten Durchführung Anforderungsanalyse – Erstellen
Protokoll – Angebotsberechnung – Zusammenstellung Angebot – Verhandlung Vertrag als
kritischer Pfad identifizieren, der entsprechend fett gezeichnet wurde.
5.3.1.1 Bewertung der Integration der Zeitelemente des Vorgangsknotennetzes an-hand der festgelegten Kriterien
Entsprechend der Vorgehensweise des Vorgangsknotennetzes wurden die Aktivitäten einge-
zeichnet und die verschiedenen Zeitdaten ermittelt und an den entsprechenden Positionen in
die Vorgangsknoten als Annotationen eingetragen. Widersprüche sowie Redundanzen liegen
nicht vor. Ebenso können die zeitlichen Beziehungen der Informationsobjekte, d.h. der Vor-
gänge, ausgemacht werden. Die modellhafte Darstellung kann damit als richtig bezeichnet
werden.
Auch unter Verwendung der aus der Vorgangsknotendarstellung übernommenen Knotenbe-
schreibung kann das Modell als anschaulich bezeichnet werden. Die Positionierung der Vor-
gänge sowie in diesem speziellen Fall das Rechteck als Darstellungselement für Aktivitäten
Zeit
Softwareeinrichtung, Büroausstattung, Einstellen von Mitarbeitern etc.
Sammeln von Bestandsdaten, Aufstellen von Richtlinien etc.
Line of interaction
Line of visibility
Line of internal interaction
Line of order penetration
Line of implementation
202 Tage
20Analyse
202 Tage
20Analyse
981 Tag
98Vertrag
981 Tag
98Vertrag
321 Tag
32Prot.
321 Tag
32Prot.
751 Tag
32Brosch.
751 Tag
32Brosch.
871 Tag
87Angebot
871 Tag
87Angebot
734 Tag
73Berechn.
734 Tage
73Berechn.
Zeit
Softwareeinrichtung, Büroausstattung, Einstellen von Mitarbeitern etc.
Sammeln von Bestandsdaten, Aufstellen von Richtlinien etc.
Line of interaction
Line of visibility
Line of internal interaction
Line of order penetration
Line of implementation
202 Tage
20Analyse
202 Tage
20Analyse
981 Tag
98Vertrag
981 Tag
98Vertrag
321 Tag
32Prot.
321 Tag
32Prot.
751 Tag
32Brosch.
751 Tag
32Brosch.
871 Tag
87Angebot
871 Tag
87Angebot
734 Tag
73Berechn.
734 Tage
73Berechn.
734 Tag
73Berechn.
734 Tage
73Berechn.
Integration der Zeitkomponente ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements in die Blueprinting-Methode
46
hat sich im Gegensatz zur ursprünglichen Darstellung des Beispiel-Blueprint nicht verändert.
Damit bleibt die Darstellung in gleicher Weise übersichtlich und strukturiert und bezieht sich
weiterhin nur auf die wesentlichen Sachverhalte. Demzufolge ist davon auszugehen, dass ein
durchschnittlicher Betrachter das Modell nachvollziehen kann, wenn er entweder über Kennt-
nisse bezüglich der Beschriftung von Vorgangsknoten verfügt oder ihm diese anhand einer
erläuternden Legende vermittelt werden.
Bezüglich der Angemessenheit der Darstellung zur Realität lässt sich feststellen, dass die obi-
ge Abbildung ebenso wie das Beispiel-Blueprint die notwendigen Facetten der Realität wie-
dergibt. Durch den Einbau der Knotenbeschreibungen erfolgt im Vergleich zur Ausgangsdar-
stellung eine Detaillierung hinsichtlich der Zeitdauer des einzelnen Vorgangs sowie der mög-
lichen Zeitpunkte ihres Beginns oder Endes. Im gleichen Zuge wird die Darstellung jedoch
unvermeidlich auch komplexer.
Der Betrachter kann einfach herausfinden, welche Dauer die einzelne Aktivität hat, da dieser
Wert anhand der Annotation der Dauer abgelesen werden kann. Aufgrund der fehlenden Pro-
portionalität der Darstellung zur verstrichenen Zeit ist die Darstellung hinsichtlich einer Fest-
stellung des Fortschritts weniger hilfreich.
5.3.1.2 Inhaltliche Beurteilung der Integration der Netzplanelemente
Aufgrund der Verwendung der Knotenbeschreibungen können in das Blueprint in übersichtli-
cher Darstellung verschiedene Zeitdaten aufgenommen werden, aufgrund derer sich nicht nur
die Zeitdauer von Prozessschritten, sondern auch deren Start- und Endpunkt abgelesen lassen.
Zudem kann in das Blueprint als Erweiterung die Visualisierung des kritischen Pfades über-
nommen werden. Dadurch wird für Anbieter und Nachfrager erkennbar, welche Prozess-
schritte ohne Verzögerung durchlaufen werden müssen, um die Gesamtprozessdauer nicht zu
beeinflussen. Insbesondere wenn Prozessschritte auf dem kritischen Pfad liegen, die die Ein-
bindung des externen Faktors bedingen, kann anhand der Darstellung dem Kunden sein Ein-
fluss auf den Zeitablauf durch seine Rolle als Co-Produzent bei der Leistungserstellung ver-
deutlicht werden. Insofern trägt diese Art der Darstellung dazu bei, die erforderliche Prozess-
evidenz bei den beteiligten Parteien zu gewährleisten.190 Da das Blueprint im Besonderen von
seiner Übersichtlichkeit und schnellen Lesbarkeit lebt, sollte jedoch als Voraussetzung mög-
lichst gegeben sein, dass der Betrachter die grundsätzlichen Konstrukte der Netzplantechnik
kennt.
190 Siehe hierzu Kapitel 2.4.4.
Integration der Zeitkomponente ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements in die Blueprinting-Methode
47
5.3.2 Integration und Beurteilung der Zeitdarstellung der Transplantechnik in die Blueprinting-Methode
Im Rahmen der Integration der Zeitdarstellung aus der Transplantechnik soll eine maßstabs-
getreue Visualisierung von Vorgängen anhand eines Zeitrasters erfolgen. Des Weiteren soll
eine Visualisierung der Pufferzeiten erfolgen.
Durchführung Anforderungsanalyse
VerhandlungVertrag
Erstellung ProtokollBeschaffung Broschüren
Angebotsberechnung
Zusammenstellung Angebot
Softwareeinrichtung, Büroausstattung, Einstellen von Mitarbeitern etc.
Sammeln von Bestandsdaten, Aufstellen von Richtlinien etc.
Line of interaction
Line of visibility
Line of internal interaction
Line of order penetration
Line of implementation
Zeit in Tagen1 2 3 4 5 6 7 8 9
Abbildung 20: Integration der Zeitdarstellung analog der Transplantechnik
Das verwendete Zeitraster besteht in Abbildung 20 lediglich aus den Projekttagen. Dieses
Vorgehen wurde gewählt, um einerseits die Vergleichbarkeit zu den anderen Integrationsver-
suchen zu gewährleisten und andererseits die Darstellung eines Standardablaufs zu erhalten,
der auf jeden gleichartigen Ablauf bezogen werden kann. Selbstverständlich wären auch de-
tailliertere Zeitraster möglich, was jedoch zu Lasten der Anschaulichkeit gehen würde.191
5.3.2.1 Bewertung der Integration der Zeitelemente der Transplantechnik anhand der festgelegten Kriterien
Wie in Kap. 4.2.2 beschrieben, wurden die im Beispiel vorgegebenen Vorgangsdauern in
waagerechte Balken entsprechender Länge umgesetzt. Die Maßstabstreue ergibt sich dabei
anhand der in den Zeitpfeil neu eingeführten geeigneten Skalierung durch Einheiten. Redun-
danzen sowie Widersprüche sind nicht erkennbar. Die zeitlichen Beziehungen der Aktivitäten
lassen sich weiterhin ablesen, da die gerichteten Pfeile aus der Blueprinting-Darstellung bei-
191 Beispielweise wäre die zusätzliche Darstellung eines Zeitrasters für eine 5-Tage-Woche möglich wie in Abb. 13 vorgestellt.
Integration der Zeitkomponente ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements in die Blueprinting-Methode
48
behalten wurden. Die modellhafte Darstellung kann demzufolge als richtig bezeichnet wer-
den.
Die Anschaulichkeit der entstandenen Darstellung leidet jedoch, da die Aktivitäten wie im
Transplan als vergleichsweise schmale „unkörperliche“ Balken visualisiert werden. Aufgrund
dieses Umstands verliert die Darstellungsform an Strukturiertheit, da die klare Unterschei-
dung zwischen den die horizontalen Ebenen abteilenden „Lines“ und den Vorgängen fehlt.
Das Auge des Betrachters verliert somit die Orientierungspunkte, die für eine schnelle Erfas-
sung und damit eine einfache Lesbarkeit erforderlich sind. Demzufolge leidet auch die Selbst-
erklärungsfähigkeit. Trotz der insgesamt eingeschränkten Anschaulichkeit ist der Teilaspekt
der Pufferzeit gut erkennbar.
Auch bei dieser Form der Darstellung wird - wie das Kriterium der Angemessenheit es fordert
- ein Ausschnitt der Realität zutreffend beschrieben. Eine Orientierung innerhalb eines be-
stimmten Prozess ist unter der Voraussetzung möglich, dass der Betrachter weiß, wie viele
Zeiteinheiten bereits verstrichen sind und dass der Prozess bislang „nach Plan“ abgelaufen ist.
Die im Standardfall angesetzten Dauern der Aktivitäten können anhand des skalierten Zeit-
pfeils abgelesen werden.
5.3.2.2 Inhaltliche Beurteilung der Integration der Transplantechnik
Skalierung und damit die Konkretisierung des Zeitpfeils bietet die Voraussetzung für eine
maßstabsgetreue Darstellung von Vorgängen. In diesem Kontext wird auch die Angabe einer
Einheit für die Zeit - hier gemessen in Tagen - erforderlich. Für den Betrachter stellt sich al-
lerdings in der hier vorgestellten Form aus den in Kapitel 5.3.2.1 genannten Gründen eine
bessere zeitliche Orientierung nur begrenzt ein.
Als Ergebnis des Integrationsversuches ist eine mögliche Form der Visualisierung von Puf-
ferzeiten hervorgegangen. Diese kann bei einem entsprechenden Anwenderfokus zur Unter-
stützung von Kapazitätsbetrachtungen eingesetzt werden. Im Rahmen der Prozessanalyse
könnte somit erkennbar werden, dass parallele Aktivitäten innerhalb des gleichen Zeitinter-
valls Pufferzeiten aufzeigen. An dieser Stelle wäre zu prüfen, ob Optimierungsansätze hin-
sichtlich einer zeitlichen Neuordnung dieser Vorgänge greifen können. Gegebenenfalls lassen
sich dadurch existierende Leerkapazitäten identifizieren und ausräumen.
Integration der Zeitkomponente ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements in die Blueprinting-Methode
49
5.3.3 Integration und Beurteilung der Zeitdarstellung des Gantt-Diagramms in das Blueprinting von Dienstleistungsprozessen
In Analogie zur Transplantechnik soll in der nachfolgenden Abbildung 21 die maßstäbliche
Darstellung von Vorgängen zu ihrer Dauer übernommen werden. Dies jedoch in einer anderen
Darstellungsform. Außerdem sollen die Fortschritte innerhalb der einzelnen Teilprozessschrit-
te grafisch markiert werden.
Durchführung Anforderungsanalyse
VerhandlungVertrag
Erstellung Protokoll
Beschaffung Broschüren
Zusammenstellung Angebot
Softwareeinrichtung, Büroausstattung, Einstellen von Mitarbeitern etc.
Sammeln von Bestandsdaten, Aufstellen von Richtlinien etc.
Line of interaction
Line of visibility
Line of internal interaction
Line of order penetration
Line of implementation
Zeit in Tagen1 2 3 4 5 6 7 8 9
Angebotsberechnung
Abbildung 21: Integration der Zeitdarstellung analog eines Gantt-Diagramms
5.3.3.1 Bewertung der Integration der Zeitelemente des Gantt-Diagramms anhand der festgelegten Kriterien
Die Proportionalität der Vorgangslänge zur Zeit wurde − wie bei der Transplantechnik − an-
hand des skalierten Zeitpfeils bemessen. Im konkreten Prozess erreichte Fortschritte wurden
innerhalb der nun „körperlichen“ Vorgangsbalken als innenliegende Balken abgebildet. Die
gerichteten Pfeile aus der Blueprinting-Darstellung wurden wiederum beibehalten. Diese ver-
deutlichen die zeitlichen Zusammenhänge. Redundanzen und Widersprüche sind nicht er-
kennbar. Insofern ergeben sich die methodischen Konstrukte und Notationen aus den einge-
setzten Konzepten. Die Richtigkeit der Darstellung ist gegeben.
An dieser Stelle wurde erneut das Modell auf die wesentlichen Sachverhalte reduziert. Durch
die dem Gantt-Diagramm entlehnten „körperlichen“ Balken gewinnt die Abbildung an Über-
sichtlichkeit, da die Vorgänge sich eindeutig von anderen Elementen absetzen und nun
Integration der Zeitkomponente ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements in die Blueprinting-Methode
50
schneller für das Betrachterauge als solche zu erfassen sind. Zudem können durch die zur
Zeitdauer proportionalen Balkenlängen die Zeitverhältnisse einfach abgelesen werden. Der
Fortschritt steht durch seine Visualisierung innerhalb der Aktivität in einem räumlichen Zu-
sammenhang zu dieser und kann damit als beschreibendes Kriterium der Aktivität erkannt
werden. Zusammenfassend können daher der Darstellung die Attribute übersichtlich, ver-
ständlich und anschaulich vergeben werden.
Das Kriterium der Angemessenheit betrachtend kann das Modell in seiner Abstraktion die
Realität zutreffend beschreiben. Durch die skalierte Darstellung der Zeit kann sich der Bet-
rachter orientieren, solange im konkreten Prozess annähernd der erreichte Fortschritt der ver-
strichenen Zeit entspricht. Eine Aussage, welche Dauer die jeweilige Aktivität hat, muss auf-
grund der Balkenlänge am skalierten Zeitpfeil abgelesen werden.
5.3.3.2 Inhaltliche Beurteilung der Integration der aus der Gantt-Darstellung über-nommenen Zeitdarstellung
Bei einer maßstabsgetreuen Darstellung der Vorgänge entspricht die linke Seite des Balkens
dem Beginn der Aktivität und die rechte Seite ihrem Ende. Um die zeitliche Abhängigkeit
und damit eine Anfang-Ende-Struktur darstellen zu können, sollten die aus dem Blueprint
übernommenen gerichteten Pfeile jeweils an der rechten Seite eines Balkens beginnen und in
den oder die Folgevorgänge an der linken Seite münden.
Damit sich aufeinander folgende Aktivitäten, die sich innerhalb der gleichen horizontalen
Schicht des Blueprint befinden - wie hier zum Beispiel die Aktivitäten, die vom Kundenkon-
taktmitarbeiter ausgeführt werden - voneinander abgrenzen lassen, besteht das Erfordernis
diese entsprechend untereinander darzustellen.
Es ist zu erwarten, dass auch ein Betrachter ohne weitere Vorkenntnisse diese Darstellung
verstehen kann, da die proportionale Abbildung der Länge der Vorgangsbalken zum Faktor
Zeit besonders anschaulich ist. Ebenso können auch direkt aufeinander folgende Teilprozesse
schnell erkannt werden können. Insofern eignet sich die Visualisierung auch, um den am
Leistungserstellungsprozess beteiligten Parteien die Notwendigkeit eines zeitlich abgestimm-
ten Vorgehens zu verdeutlichen. Damit kann die erforderliche Prozessevidenz weitestgehend
unabhängig von Kenntnissen der Zeitmanagementtools vermittelt werden.
Integration der Zeitkomponente ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements in die Blueprinting-Methode
51
5.4 Erkenntnisse aus der Integration der Zeitkomponente und Berück-sichtigung der dienstleistungsspezifischen Zeitverwendungsarten
Nachdem nun die Integration unterschiedlicher Zeitdarstellungen in die Blueprinting-
Darstellung durchgeführt und bewertet wurde, lässt sich zunächst festhalten, dass dies keinen
Einfluss auf die Zeitdarstellung als horizontale Achse genommen hat. Dies war grundsätzlich
auch nicht zu erwarten, da Blueprints in der Regel auf Papier erstellt werden, dieses zweidi-
mensional ist und demzufolge eine Achse die Zeitdimension wiedergeben muss. Zudem wird
auch in vielen anderen grafischen Darstellungen die Zeit von links nach rechts in der Horizon-
talen abgetragen, dass dieses Ergebnis für einen Betrachter als erwartungskonform erachtet
werden kann.192
Neben der zuvor betrachteten unterschiedlichen Visualisierung von Zeitdauern und Zeitpunk-
ten von Vorgängen und der sich daraus ergebenden Parallelität von Aktivitäten, Konstrukten
wie dem kritischen Pfad, Pufferzeiten oder Fortschrittsanzeigen wurden dienstleistungsspezi-
fische Zeitverwendungsarten bislang nicht berücksichtigt. Bei einer Erweiterung diesbezüg-
lich sollte eine grafische Visualisierung mit Blick auf die Anschaulichkeit einem verbalen
Vermerk vorgezogen werden. So könnten die in Kapitel 2.3.1 vorgestellten Zeitverwendungs-
arten Transaktionszeit, Transferzeit, Abwicklungszeit und Wartezeit durch unterschiedliche
farbliche Darstellung oder Schraffur der Aktivitäten oder auch durch verschiedene Formen
von Rahmen um die Aktivitäten markiert werden.
Grundsätzlich ist bei der Erstellung eines Blueprint und der Wahl der Gestaltungselemente
der verfolgte Zweck zu berücksichtigen. Daraus ergibt sich auch eine Antwort auf die Frage,
ob eine explizite Modellierung von Zeit - wie in den vorherigen Kapiteln vorgestellt - für den
Betrachter nutzenbringend ist und überhaupt vorgenommen werden sollte. Wenn die explizite
Modellierung von Zeit sinnvoll erscheint, ist in der Folge abzuwägen, welche Darstellung von
Zeit die Zielsetzung am besten unterstützt. Daraus können sich auch Kombinationen der Kon-
zepte ergeben. Beispielhaft sei angeführt, dass maßstäbliche Vorgangsbalken wie bei Gantt-
Diagrammen mit visualisierten Pufferzeiten wie bei der Transplantechnik verknüpft werden
könnten.
Unter der Verwendung von Knotenbeschreibungen in der Netzplantechnik bieten
ServiceBlueprints dem Management eine Ausgangsbasis für verschiedenste Betrachtungen.
Diesem Adressatenkreis ist die Netzplantechnik in der Regel vertraut und ebenso der grund-
192 Weiber, Jacob, 2000, S. 579.
Integration der Zeitkomponente ausgewählter Instrumente des Zeitmanagements in die Blueprinting-Methode
52
sätzliche Ablauf der betrachteten Prozesse, sodass eine Darstellung, in der Annotationen ver-
wendet werden, eher genutzt werden kann.
Sollten Mitarbeiter des Unternehmens die Adressaten sein, ist die Entscheidung über die ge-
eignete Visualisierungsform auf Basis deren Vorkenntnisse bezüglich der eingesetzten Me-
thoden zu treffen.
Wenn die aus den Balkendiagrammen übernommenen maßstäblichen Darstellungen für Akti-
vitäten verwendet werden, kann der Betrachter anhand der Grafik direkt einen Überblick über
die zeitliche Lage von Aktivitäten gewinnen. Werden die Knotenbeschreibungen aus der
Netzplantechnik verwendet, ist dies nicht in gleicher Form möglich, da diese Kenntnis erst
durch Lesen aller Annotationen abgeleitet werden kann. Aus diesem Grund eignet sich die
Kombination von Blueprints mit zeitproportionaler Ausdehnung der Vorgangs-Darstellungen
(insbesondere bei Verwendung körperlicher Elemente wie bei der Gantt-Darstellung) gut, um
Zeitinformationen selbst in einem kursorischen Lesen erfassen zu können.
Solche intuitiv erfassbaren Abbildungen können für einen in Zeitmanagement-Darstellungen
wenig bewanderten Adressatenkreis eingesetzt werden. Hier ist insbesondere an die Kunden
des Dienstleistungsanbieters zu denken. Wenn ein Prozessablauf erst im Anschluss an eine
Belehrung über Knotenbeschreibungen der Netzplantechnik erläutert werden kann, so ist si-
cherlich mit Ablehnung des Kunden zu rechnen.
Resümee
53
6 Resümee
Zentraler Gedanke des Zeitmanagements ist es, die zur Verfügung stehende Zeit optimal zu
nutzen. Im Rahmen betrieblicher Wertschöpfungsprozesse steht dabei die Prozessorientierung
im Vordergrund. Zu diesem Zweck kann die Methode des Blueprinting als Instrument der
Prozessanalyse und -gestaltung nutzenbringend eingesetzt werden.
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Möglichkeiten der Integration eines Zeitmanage-
ments in das Blueprinting von Dienstleistungsprozessen zu untersuchen.
Hierzu wurde die Bedeutung der Zeit für die Prozessanalyse und -gestaltung aufgezeigt. Da-
bei hat sich herausgestellt, dass Effektivität und Effizienz im Mittelpunkt dieser Aktivitäten
stehen und die Analyse und Gestaltung von Prozessen Ausgangspunkt für die Reorganisation
im Unternehmen sind. Im Kontext der Prozessbetrachtung können der Zeit verschiedenen
Funktionen beigemessen werden. Diese sind die Ordnungs- und Orientierungsfunktion, die
Positionierungs- und Koordinationsfunktion, die Intensitätsfunktion sowie die Analyse- und
Kontrollfunktion. Darüber hinaus wurden mit der Parallelisierung, der Eliminierung, der
Vermeidung von Rücksprüngen und der Vereinfachung Konzepte zur Lösungsfindung zeitre-
levanter Problemfelder vorgestellt.
Nach einer Erläuterung verschiedener Instrumente des Zeitmanagements wurden diese − je-
weils bezogen auf ihre Visualisierungselemente der Zeit − hinsichtlich ihrer Integrationsfä-
higkeit in die Darstellung des Blueprinting beleuchtet. Die in der Netzplantechnik verwendete
Methode der Vorgangsknotendarstellung sowie die aus Balkendiagrammen entlehnten Kon-
zepte der Transplantechnik sowie des Gantt-Diagramms konnten dabei als kompatibel ange-
sehen werden. Entsprechende Integrationsversuche wurden in der Folge vorgenommen und
bewertet.
Es wurde herausgestellt, dass die Integration eines Zeitmanagements in das Blueprinting
grundsätzlich möglich ist. Aufgrund der Verwendung existierender Zeitmanagementinstru-
mente können bekannte Darstellungskonstrukte übernommen werden. Somit ist gleichzeitig
eine Partizipation an dem Ergebnis der Entwicklungsaktivitäten zu diesen Zeitmanagementin-
strumenten möglich.
Die Visualisierung von Zeit kann einerseits anhand von Annotationen an den Vorgängen, d.h.
Vermerken über Zeitdauer oder Zeitpunkt, erfolgen. Zum anderen ist eine Darstellung von
Elementen, die eine Aktivität repräsentieren, proportional zu einer skalierten Zeitachse mög-
lich. Hinsichtlich dienstleistungsspezifischer Zeitverwendungsarten empfiehlt sich die Ver-
Resümee
54
wendung verschiedener Farben oder Schraffuren. Die Entscheidung, welche der beschriebe-
nen Möglichkeiten eingesetzt werden sollte, ist jeweils aufgrund der Vorkenntnisse des Ad-
ressatenkreises sowie der Aufgabenangemessenheit zu treffen.
Wie von Weiber und Jacob angemerkt hat sich für die Darstellung von Prozessabfolgen im
Blueprint bislang keine einheitliche Notation durchsetzen können. Dies ist darin begründet,
dass die verschiedenen bislang angewendeten Visualisierungstechniken je nach Anwendungs-
fall unterschiedliche Vor- und Nachteile haben.193 Diese Aussage kann auch auf die Abbil-
dung der Zeitkomponente in einem Blueprint ausgeweitet werden. Mit Blick auf die Selbster-
klärungsfähigkeit eignet sich zur Darstellung der zeitlichen Lage von Vorgängen insbesonde-
re der dem Gantt-Diagramm entlehnte Aktivitätsbalken, dessen Länge sich proportional zur
Zeit verhält.
Abschließend sei herausgestellt, dass der besondere Vorzug des ServiceBlueprint in der über-
sichtlichen Darstellung des Kundenintegrationsprozesses liegt. Daher sollte auch bei der In-
tegration eines Zeitmanagements darauf geachtet werden, dass diese Verständlichkeit erhalten
bleibt und die generelle Anschaulichkeit nicht durch eine Überfrachtung mit Informationen
beeinträchtigt wird.
193 Vgl. Weiber; Jacob, 2000, S. 579.
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Anlage
65
Anlage
Grundlegende Berechnungsvorschriften zur Zeitplanung im Vorgangsknoten-netz
Für die Darstellung der Berechnung werden die nachstehenden Bezeichnungen verwendet:194
FAZ = frühestmöglicher Anfangszeitpunkt (frühester Anfang)
FEZ = frühestmöglicher Endzeitpunkt (frühestes Ende)
SAZ = spätestnotwendiger Anfangszeitpunkt (spätester Anfang)
SEZ = spätestnotwendiger Endzeitpunkt (spätestes Ende)
V(i) = Vorgänger des Vorgangs i
N(i) = Nachfolger des Vorgangs i
D(i) = Dauer des Vorgangs i
GP(i) = Gesamte Pufferzeit des Vorgangs i
Bei der Berechnung im Vorgangsknotennetz wird folgendermaßen vorgegangen:195
1. Schritt:
In einer Vorwärtsrechnung werden zunächst die frühesten Anfangszeitpunkte FAZ der einzel-
nen Vorgänge errechnet. Dabei ergibt sich der früheste Anfangszeitpunkt als größter frühester
Endzeitpunkt aller Vorgänger.
Handelt es sich um einen Startvorgang, ist dessen frühester Anfangszeitpunkt 0 und dessen
frühester Endzeitpunkt 0 zuzüglich der Dauer des Startzeitvorgangs.
Die allgemeine Formel zur Berechnung des frühesten Anfangszeitpunkts FAZ lautet:
( ) ( )( )[ ]iVFAZiFAZ max=
Der früheste Endzeitpunkt eines Vorgangs i berechnet sich aus seinem frühesten Anfangszeit-
punkt zuzüglich seiner Dauer.
Die allgemeine Formel zur Berechnung des frühesten Endzeitpunkte FEZ lautet:
( ) ( ) ( )iDiFAZiFEZ +=
194 Schwarze, 2001, S. 158. 195 Vgl. Kompenhans, 1977, S. 56; Schwarze, 2001, 157ff.
Anlage
66
2. Schritt:
In einer Rückwärtsrechnung ermittelt man die spätesten End- und Anfangszeitpunkte der
Vorgänge. Die spätesten Endzeitpunkt sind dabei immer gleich dem kleinsten spätesten An-
fangszeitpunkt aller Nachfolger.
Handelt es sich um einen Zielvorgang, ist dessen spätester Endzeitpunkt gleichzeitig sein frü-
hester Endzeitpunkt und dessen spätester Anfangszeitpunkt sein spätester Endzeitpunkt ab-
züglich seiner Dauer.
Die allgemeine Formel zur Berechnung des spätesten Endzeitpunkts SEZ lautet:
( ) ( )( )[ ]iNSAZiSEZ min=
Der späteste Anfangszeitpunkt eines Vorgangs i ergibt sich aus seinem spätestens Endzeit-
punkt abzüglich seiner Dauer.
Die allgemeine Formel zur Berechnung des spätesten Anfangszeitpunkt SAZ lautet:
( ) ( ) ( )iDiSEZiSAZ −=
3. Schritt:
Mit Hilfe der ermittelten Werte FEZ(i) und SEZ(i) lässt sich der Gesamtpuffer ermitteln, der
die Differenz aus dem spätesten Endzeitpunkt und dem frühesten Endzeitpunkt oder die Dif-
ferenz aus dem spätesten Anfangszeitpunkt und dem frühesten Anfangszeitpunkt des Vor-
gangs repräsentiert.
Die allgemeine Formel zur Berechnung der gesamten Pufferzeit lautet:
( ) ( ) ( ) ( ) ( )iFAZiSAZiFEZiSEZiGP −=−=
Ein Vorgang besitzt immer dann einen Puffer, wenn die maximal verfügbare Zeit zur Durch-
führung größer ist als die Vorgangsdauer.196
196 Auf weiterführende detaillierte Erläuterung der Berechnung verschiedener Pufferzeiten wurde im Hinblick auf die Zielsetzung dieser Arbeit verzichtet. Zudem wird Einzelheiten der Pufferzeitenberechnung von Schwarze nur wenig praktische Bedeutung zugemessen. Siehe hierzu: Schwarze, 2001, S. 184f.