Nachhaltiger_Tourismus

Embed Size (px)

Citation preview

  • 8/8/2019 Nachhaltiger_Tourismus

    1/2

    Mittelstandslexikon 1

    Nachhaltiger Tourismus

    Tourismus ist heute eine wichtige Quelle des gesellschaftlichen Wohlstandes und einer der amschnellsten wachsenden wirtschaftlichen Sektoren. Er ist ein weltweites Phnomen mit wachsender

    Zahl von Reisenden. Derzeit betrgt der Umsatz im Hotel- und Gaststttengewerbe ca. 13 Milliar-den Euros. Hotels, Gaststtten, Reisevermittlungen und -veranstaltungen, Kongress- und Tagungs-management, Messen und Ausstellungen, Verbnde und Organisationen, deren Ttigkeit Reisen zurFolge haben, Reiseveranstalter und -dienstleister beschftigen mehr als 1,6 Millionen Arbeitnehmer.

    Nach Umsatzstrke und Arbeitsplatzpotential kommt die Tourismusbranche noch vor der deutschenStahlindustrie.

    Der mit Bevlkerungsdichte, Wohlstand und Freizeit, Motorisierung und Mobilitt wachsendeTourismus wendet sich zunehmend Gebieten zu, in denen die Natur noch in einem intakten Zustandist, so dass eine betrchtliche Anzahl zunehmend fr touristische Aktivitten erschlossen werden.Generell kann der Tourismus zu einer beranspruchung von Natur und Landschaft fhren wenn

    Nachhaltigkeitsmanagement fehlt. Bestimmte Erscheinungsformen des Massentourismus undbestimmte Arten der Freizeitnutzung haben in bevorzugten Zielgebieten bereits erhebliche Schdenan Natur und Landschaft verursacht. Erosion, Muren, Steinschlag,Bergrutsche und ein Rckgangder Artenvielfalt sind vielerorts eindeutig die Folge der touristischen bernutzung (mit Verstogegen die UNO-RIO-Konvention Biodiversitt).

    Schden an der Natur gefhrden auch die Tourismuswirtschaft. Es liegt nicht nur im Interesse desNaturschutzes, sondern auch der Wirtschaft, schonend mit Natur und Landschaft umzugehen. Eineattraktive naturgeschzte Landschaft ist das wichtigste Kapital des Tourismus. Naturschutz undTourismus mssen deshalb nicht zu einem Zielkonflikt fhren. Es ist nicht zwingend, dass Naturund Landschaft vllig zivilisationsfrei im Natur-Urzustand unberhrt bleiben mssen, umangemessen geschtzt zu werden. Von Ausnahmen abgesehen sind die Landschaften Mitteleuropas,durch Nutzung geprgte Kulturlandschaft (sowohl Lneburger Heide, als die MecklenburgerSeenplatte oder Siebengebirge...). Grundstzlich schliet Landschaftsschutz eine Nutzung nicht aus.Das gilt auch fr touristische Erschlieungen und Aktivitten. Die Art und das Ausma derInanspruchnahme von Natur und Landschaft sind der Mastab fr den erforderlichen Schutz. berdie Art und gegebenenfalls die Grenzen bestimmter Nutzungen eine Verstndigung herbeizufhren,ist eine Aufgabe der Politik.

    Das Deutsche Forum Nachhaltiger Mittelstand im BVMW setzt sich seit Jahren fr nachhaltigenTourismus ein. Nachhaltiger Tourismus erhlt Natur und Landschaft als Erlebnis- und Erholungs-

    wert. Er stellt sicher und sorgt vor, dass die Tragfhigkeit der Natur nicht berfordert undbiologische Vielfalt nicht vermindert wird. Unter dem Gebot der Nachhaltigkeit sollte Tourismus soentwickelt werden, dass er den rtlichen Gemeinschaften und lokaler Wirtschaft ntzt, vor allem dieregionale Wirtschaft strkt, einheimische Arbeitskrfte beschftigt und auch lokale Produkte undtraditionelle Fhigkeiten vermarktet. Er ist ein wesentliches Element zum Erhalt der Struktur deslndlichen Raumes und seiner Erholungs- und Ausgleichsfunktion zu Ballungsgebieten.

    Der BVMW untersttzt insbesondere die von der internationalen Umweltministerkonferenz vom 8.Mrz 1997 mit der Berliner Erklrung Biologische Vielfalt und Nachhaltiger Tourismus

    beschlossenen Grundstze und fordert die Regierungen von Bund und Lndern, sowie dieVerantwortlichen vor Ort auf, dem in der Erklrung enthaltenen Katalog von Schutzmanahmen

    umzusetzen von lokaler Kche bis zu Direktverkauf beim Bauern.

    Die Politik sollte ggf. auch durch gesetzgeberische Manahmen konomische Instrumente und

  • 8/8/2019 Nachhaltiger_Tourismus

    2/2

    Mittelstandslexikon 2

    Anreize entwickeln, welche sicherstellen, dass touristische Aktivitten den Erfordernissen derNachhaltigkeit Rechnung tragen. Dies kann von Ort zu Ort sehr verschieden sein. Die fr dieTourismuswirtschaft Verantwortlichen mssen sich in den verschieden Tourismusregionen aufPlanungsziele, Begrenzungen von Erschlieungsmanahmen und auf einen auf die Besonderheit der

    Region abgestellten Verhaltenskodex verstndigen. Landschaften, die nur noch unter dem Gesichts-punkt des kurzfristigen wirtschaftlichen Ertrages durch Tourismus erschlossen werden, sind nichtnur zunehmender Zerstrung ausgesetzt, sie verlieren oft schnell ihren Reiz und damit ihretouristische Attraktivitt und Marktwert fr die rtliche Hotellerie. Ein Gtesiegel fr nachhaltigenTourismus wie die BVMW-Dachmarke Ecomade in Germany - kann dem entgegenwirken.Gerade kleine und mittlere Touristik-Unternehmen waren Pioniere im nachhaltigen Tourismus undhaben viele neue Arbeitspltze geschaffen besonders in den neuen Bundeslndern. Der BVMW

    bereitet ein Gtesiegel vor in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Hotel- und Gaststttenverband DEHOGA.

    Touristische Aktivitten sollten auf allen zustndigen Ebenen mit der Absicht geplant werden,

    gleichermaen sozio-konomische, kulturelle und kologische Erwgungen einzubeziehen.Entwicklungsplanung, Umweltplanung und Tourismusplanung sollte integrierte Prozesse sein, diegrundstzlich beachten, dass

    bei touristischen Erschlieungen der Flenverbrauch so minimal wie mglich bleibt bevorzugt ungenutzte Flchen z.B. Industriebranchen fr touristische Zwecke in Anspruch

    genommen werden vorhandene Einrichtungen modernisiert und renoviert werden, ehe neue errichtet werden Tourismuseinrichtungen, die die Natur stark belasten, eher konzentriert als verteilt werden touristische Einrichtungen, die Massenverkehr und in besonderer Weise anziehen, in oder in der

    Nhe von Ballungsrumen angesiedelt werden, um Freizeitverkehre ber lange Strecken zuvermeiden

    Hotel-Management sich an Nachhaltigkeits-Kriterien orientiert

    Nachhaltiger Tourismus will Natur und Landschaft schtzen. Diese sollte jedoch fr die in derRegion Betroffenen, wie fr die Touristen einsichtig sein, in dem auch in Schutzgebieten die Naturdurch geeignete Lenkungsmanahmen erlebbar bleibt und der Wert der Natur schtzen wird. EinBeispiel fr gelungen kooperativen Naturschutz ist der Verein Naturpark Thringer Wald oder das

    bayrische Knigsee-Schutzgebiet.

    Eine solche nachhaltige touristische Entwicklung steht fr ein Konzept, welches die Verbesserung

    der konomischen und sozialen Lebensbedingungen der Menschen mit der langfristigen Sicherungder natrlichen Lebensgrundlagen in Einklang bringt. Der Schutz der Umwelt darf nicht am Endestehen, sondern mu integraler Bestandteil einer regionalen touristischen mittelstandsbasiertenVorausplanung, natursensitiven Erschlieung und Entwicklung sein.

    Bonn, den 15.9.1998 (Update 23.04.08)

    Peter Menke-GlckertVorsitzender Deutsches Forum Nachhaltiger Mittelstand im BVMWwww.nachhaltigermittelstand.de

    http://www.nachhaltigermittelstand.de/http://www.nachhaltigermittelstand.de/