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Arch. exper. Path. u. Pharmakol., Bd. 226, S. 456--459 (1955). Aus dem Pharmakologischen Institut der Universit~t Graz (Vorstand: Prof. Dr. H. F. H~-USLER). Nachweis yon 5-Oxytryptamin im Harn. Yon F. LEMBE{~K und K. NEUHOLD. Mit 1 Textabbfldung. (Eingegangen am 4. Juni 1955.) UDENFRIEND, TITUS u. WEISSBACH (1955) wiesen das Abbauprodukt des 5-OxyCryptamins (OTr), die Oxyindolessigs~ure (OIE) im Ham nach. TWAROG U. PAGe. (1953) gaben nach Untersuchungen am Herz der Venus mercenaria die OTr-Ausscheidung des Menschen in 9 untersuchten F~llen mit 0,045 bis 0,45 #g/ml Ham an. Die vorliegende Untersuchung gilt der praktischen Anwendung einer ira Institut entwickelten spezffischen Methode zur quantitativen Bestimmung yon OTr im Harn, wobei die Aus- scheidung eines Carcinoidtr~gers mit der yon gesunden Personen ver- glichen wurde, was im Hinblick auf den hohen OTr-Gehalt yon Carci- noiden bzw. deren Metastasen yon Interesse ist (Lv.MBECX 1954, RATZ~.N- ttOFER u. LEMBECK 1954, HORNYKIEWICZ 1955, MEYERS 1955). Methodik. 2 real 20 ml einer Harnprobe werden in je 2 Abdampfschalen gebracht. Einer dieser Proben (B) wird 1/~g/ml OTr zugesetzt. Beide Proben werden mit n-HC1 auf pH 3---4 gebracht, im Stickstoffstrom auf dem kochenden Wasserbad auf 5 ml ein- geengt und in je ein 20 ml-Zentrifugenglas geleert. Daraufhin werden jeweils etwa 2 g Kochsalz, also mindestens so viel, dab ein kleiner Rest ungel6st bleibt, zugegeben. ])ann wird mehrmals mit 10 ml wasserfreiem Aceton ausgeschiittelt, so lange, bis nur mehr ein trockener Niederschlag bleibt, der verwoffen wird. Der Acetonextrakt wird etwa 6 Std auf --10 ° C abgekiihlt, wobei Salz ausf~llt. Nach Abzentrifugieren wird das Aceton am kochenden Wasserbad im Stickstoffstrom verjagt. Der Riick- stand wird in 1 ml destiUiertem Wasser gelSst. Dieser Extrakt wird papierchromatographiert (Papier Macherey & Nagel Nr. 214, Isopropanol : Wasser = 1 : 1, 15--18 Std), wobei folgendermaBen aufgetragen wird (Abb. 1) : Nach Abtrocknen wird das Chromatogramm in 3 Teile zerschnitten ( ~ ). ])er Teil C, auf welchem Serotonin zur Kontrolle punktf6rmig aufgetragen worden war, wird zum Sichtbarmachen yon OTr mit Diazoreagens bespriiht. Eine KontroUe mit ,,OTr q- Harnextrakt A" auf dem Streifen C ist n6tig, weft ihr Rf-Wert anders ist als der einer reinen OTr-L6sung. Auf den Streifen A und B werden die dem OTr entsprechenden, im Streifen C festgestellten Querstreifen angezeichnet und dann herausgeschnitten. Diese Streifen

Nachweis von 5-Oxytryptamin im Harn

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Page 1: Nachweis von 5-Oxytryptamin im Harn

Arch. exper. Path. u. Pharmakol., Bd. 226, S. 456--459 (1955).

Aus dem Pharmakologischen Institut der Universit~t Graz (Vorstand: Prof. Dr. H. F. H~-USLER).

Nachweis yon 5-Oxytryptamin im Harn.

Yon

F. LEMBE{~K und K. NEUHOLD.

Mit 1 Textabbfldung.

(Eingegangen am 4. Juni 1955.)

UDENFRIEND, TITUS u. WEISSBACH (1955) wiesen das Abbauproduk t des 5-OxyCryptamins (OTr), die Oxyindolessigs~ure (OIE) im H a m nach. TWAROG U. PAGe. (1953) gaben nach Un te r suchungen am Herz der Venus mercenar ia die OTr-Ausscheidung des Menschen in 9 un te r such ten F~llen mi t 0,045 bis 0,45 #g /ml H a m an. Die vorliegende Unte r suchung gilt der prakt ischen Anwendung einer ira I n s t i t u t entwickel ten spezffischen Methode zur quan t i t a t i ven Bes t immung yon OTr im Harn , wobei die Aus- scheidung eines Carcinoidtr~gers mi t der yon gesunden Personen ver- glichen wurde, was im Hinb l i ck auf den hohen OTr-Gehal t yon Carci- noiden bzw. deren Metastasen yon Interesse ist (Lv.MBECX 1954, RATZ~.N- ttOFER u. LEMBECK 1954, HORNYKIEWICZ 1955, MEYERS 1955).

Methodik.

2 real 20 ml einer Harnprobe werden in je 2 Abdampfschalen gebracht. Einer dieser Proben (B) wird 1/~g/ml OTr zugesetzt. Beide Proben werden mit n-HC1 auf pH 3---4 gebracht, im Stickstoffstrom auf dem kochenden Wasserbad auf 5 ml ein- geengt und in je ein 20 ml-Zentrifugenglas geleert. Daraufhin werden jeweils etwa 2 g Kochsalz, also mindestens so viel, dab ein kleiner Rest ungel6st bleibt, zugegeben. ])ann wird mehrmals mit 10 ml wasserfreiem Aceton ausgeschiittelt, so lange, bis nur mehr ein trockener Niederschlag bleibt, der verwoffen wird. Der Acetonextrakt wird etwa 6 Std auf --10 ° C abgekiihlt, wobei Salz ausf~llt. Nach Abzentrifugieren wird das Aceton am kochenden Wasserbad im Stickstoffstrom verjagt. Der Riick- stand wird in 1 ml destiUiertem Wasser gelSst.

Dieser Extrakt wird papierchromatographiert (Papier Macherey & Nagel Nr. 214, Isopropanol : Wasser = 1 : 1, 15--18 Std), wobei folgendermaBen aufgetragen wird (Abb. 1) :

Nach Abtrocknen wird das Chromatogramm in 3 Teile zerschnitten ( ~ ). ])er Teil C, auf welchem Serotonin zur Kontrolle punktf6rmig aufgetragen

worden war, wird zum Sichtbarmachen yon OTr mit Diazoreagens bespriiht. Eine KontroUe mit ,,OTr q- Harnextrakt A" auf dem Streifen C ist n6tig, weft ihr Rf-Wert anders ist als der einer reinen OTr-L6sung.

Auf den Streifen A und B werden die dem OTr entsprechenden, im Streifen C festgestellten Querstreifen angezeichnet und dann herausgeschnitten. Diese Streifen

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Nachweis yon 5-Oxytryptamin im Ham. 457

werden eluiert (Methode nach C~AW~OBD u. OUTSC~OORN 1951) und die Eluate (je 2 ml) am Rattenuterus (GADDUM, PE~RT u. VOoT 1949) mit Oxytryptamin ver- glichen.

Bei der Einengung und Acetonextraktion ergaben sich nut geringe, bei der Chromatographie und der darauffolgenden Elution verschieden starke Verluste. Aus dem Gehalt pro Milliliter des normalen Harnes (A) und dem Gehalt pro Milli-

3 c rn. = ,= ? c rr~ =

" ) - - - - ( ) o o 4 ~ mL 0,5 n~ zo~.g

#a:nex/:akt f.4) des Tx/:~rMes ~u~ demselben OTr + OT~ tt~:n, dem lJ~ p,"o raL OTr 0,05 r~L zugeaetzt wo/,den wa:,.fB) Exit,.,4

Abb. 1.

liter des mit OTr versetzten Kontrollharnes (B) wird die richtige OTr-Menge (X) mit Hilfe der bekannten pro Milliliter zugesetzten Menge (b) nach der folgenden Formel berechnet:

A X = b - - - -

B--A"

Ergebnisse.

Es wurde der Morgenharn yon gesunden Versuchspersonen und der

H a m eines Carc ino id-Pa t ien ten un te r such t 1. I )er H a r n der gesunden Versuchspersonen (Nr. 1--9) wurde am gleichen Tage ext rahier t .

TabeUe 1.

OTr-Gehalt Nr. Versuchsperson Geschlecht Alter des Harnes

/~g/ml.

1 F . L . 2 H.K. 3 R.S . 4 O.E. 5 K.N. 6 I .E . 7 K.N. 8 K.N. 9 K.N.

10 J .S . 11 J . S . 12 J . S .

II. I.

m~nnl. m~nnl. m~nnl. mRnnl. m~nnl. weibl. weibl. m~nnl. m~nnl.

mannl. m~nnl. m~nnl.

33 0,014 31 0,72 27 0,32 25 0,19 27 0,08 56 0,04 50 0,038 52 0,05 27 0,045

47 47 47

3,12 2,5 3,45

1 Die ~berlassung dieses tarnes verdanken wir der Freundlichkeit yon Herrn Doz. Dr. HEGGLIN, Chefarzt der inneren Abteflung des Kantonsspitals St. Gallen.

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458 F. LEMBECK U° K. NEUHOLD:

Der H a m des Carcinoid-Patienten wurde naeh Entnahme (28.2. 1955) mit I-IC1 auf PH 3- -4 gebracht, mit der gleichen Menge Aceton ver- setzt und kam nach 4 Tagen (Nr. 10) bzw. 14 Tagen (Nr. 11) zur Extrak- tion. Bei der Best immung Nr. 10 betrug der Gehalt 3,12/tg/ml, im selben Harn 10 Tage sp~ter 2,5 #g/ml, woraus ein gewisser Verlust bei l~ngerer Lagerung zu erkennen ist. Eine zweite Portion (entnommen am 25.3. 1955) kam ebenfalls 4 Tage nach der Entnahme zur Untersuchung (Nr. 12). Vor der Extrakt ion wurde das Aceton im Stickstoffstrom ver- jagt und dann wie iiblich extrahiert.

Die Ergebnisse sind aus Tab. 1 zu ersehen. Bei normalen Personen fanden wir 0,014 bis 0,72 #g/ml OTr. Bei dem Carcinoidtr~ger jedoch 3,12 bis 3,45 #g/ml.

Diskussion. Die ersten Ang~ben einer OTr-Ausscheidung im Ham stammen von Tw~oo u.

PAo~ (1953). Sie wurden durch Austestung des unvorbehandelten Harnes am Herz der Venus mercenaria ermittelt, welches groBe Empfindlichkeit fiir OTr zeigt und gegen andere bekannte biogene Amine ziemlich unempfindlich ist.

Die Austestung unvorbehandelten Harnes am Rattenuterus h~tte bei diesem OTr-Gehalt gerade noch mSglieh sein mfissen, stiel] aber auf Schwierigkeiten. Es zeigte sich n~mlich, daBim Harn mit zugesetztem OTr eine Hemmung seiner Kontrakt ionen am Rattenuterus zu beobaehten ist. Eine Einengung des Harnes auf ein Zehntel seines Volumens erwies sich wegen StSrung der Austestung durch Salze u. dgl. als unbrauehbar. Die Extrakt ion yon OTr aus dem Harn gelang wohl mittels Adsorption an Kohle, Magnesium-Trisilikat und Aluminiumhydroxyd bei alkalischer Reaktion, doch braehten die Elutionsversuche kein brauchbares Ergebnis. Erst mittels der beschriebenen Acetonextraktion war eine Trennung yon stSrenden Substanzen und Konzentrierung mSglich.

OTr wird durch die Aminooxydase zu Oxyindolessigs~ure abgebaut. Yon U DENFRIEND und Mitarb. wurde OIE im Harn nachgewiesen. Bei ge- sunden Versuchspersonen wurden 2,0 bis 8,2 mg pro die, bei 2 Carcinoid- f~llen 142,0 und 384,0 mg pro die OIE gefunden. Auch beim hier ge- nannten Carcinoidfall land LANGEMANN 0,9 bis 1,5 mg/ml bzw. wir 1,0 bis 2,4 mg/ml OIE (entsprechend 700--1680 mg OIE pro die). Diese Re- lation der OTr- zur OIE-Ausscheidung zeigt, dab im Falle einer enorm erhShten OTr-Produktion durch Carcinoide wohl eine gewisse ErhShung der OTr-Ausscheidung zu finden ist, dab aber im wesentlichen auch in diesen pathologischen F~llen ein sehr rascher Abbau des OTr einsetzt. Als MaB ffir diese OTr-Bildung kann daher viel eher die OIE-Ausscheidung als die OTr-Ausscheidung gelten. Gerade im hier untersuchten Falle be- trug die OIE-Ausscheidung pro Tag fiber 700 mg, was auf die Bildung einer mindestens ebenso groiten Menge yon OTr schliel~en l~Bt. Die Harn- ausscheidung von OTr war verglichen mit dieser hohen OIE-Ausscheidung

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Nachweis yon 5-Oxytryptamin im Harn. 459

n ich t so besonders s t a rk erhSht . Dies en t sp r i ch t auch exper imente l l en Versuchen, die zeigten, daft in j iz ier tes OTr im H a r n zu e inem grol~en Teil als O I E ausgeschieden wi rd (ERsPAMER 1955).

Zusammenfassung. Es wird eine Methode zum Nachweis yon 0 x y t r y p t a m i n im H a r n an-

gegeben. Der 1Korgenharn gesunder Versu chspersonen en th ie l t 0,014 bis 0,72/~g/ml

O x y t r y p t a m i n . Der H a m eines Carcinoidt r~gers 3,12 bis 3 ,45/~g/ml . Der Vergleich tier Aussche idung yon O x y t r y p t a m i n und yon Oxyindol -

essigs~ure zeigt , dal~ nur ein sehr k le iner Tefl des im K 6 r p e r gebi lde ten O x y t r y p t a m i n u n v e r g n d e r t im H a r n ausgeschieden wird.

Literatur. CBAWFORD, T. B. B., and A. S. OUTSCHOORN: Brit. J. Pharmacot. 6, 8 (1951) . -

ERSPAMER, V.: Pharmaeo]. Rev. 6, 425 (1954) . - GADDUM, J. H., W. S. PEART and M. VOGT: J. of Physiol. 119, 363 (1949). - - HOR~YKI~.WICZ, O. : persSnliehe Mit- teilung. - - LArGESSe, H. : persSnliche Mitteilung. - - LEMBECX, F. : Arch. exper. Path. u. Pharmakol. 221, 50 (1954). - - MEYERS, F. M. : persSnliehe Mitteilung. - - RATZE~OFER, M., u. F. LE~BV.eX: Z. Krebsforsehg. 60, 169 (1954). - - TWABOG, B. M., and J. H. Page: Amer. J. Physiol. 175, 157 (1953).--UDE~FaIEND, S., E. O. TITUS and H. H. W~ISSBACH: J. of Biol. Chem. 1955, im Druek.

Doz. Dr. F. LEMB~eX, Graz/~)sterreich, Pharmakol. Inst. d. Univ.