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06.12.2017 1 Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Naturmanagement in Baden- Württemberg naturschutzfachliche und - rechtliche Grundlagen Ulrike Möck Referat 56 Umwelttag 2017 in Nürtingen, 01.12.2017 Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 1 Naturmanagement in Baden-Württemberg I. Herausforderungen II. rechtliche Grundlagen III. fachliche Grundlagen IV. Anforderungen an den modernen Naturschutz - Naturschutzstrategie V. Biotopverbund, Biodiversitäts-Check

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06.12.2017

1

Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART

Naturmanagement in Baden-

Württemberg –

naturschutzfachliche und -

rechtliche Grundlagen

Ulrike Möck

Referat 56

Umwelttag 2017 in Nürtingen, 01.12.2017

Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 1

Naturmanagement in Baden-Württemberg

I. Herausforderungen

II. rechtliche Grundlagen

III. fachliche Grundlagen

IV. Anforderungen an den modernen Naturschutz -

Naturschutzstrategie

V. Biotopverbund, Biodiversitäts-Check

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Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 2

Herausforderung - Was gilt es zu sichern?

Eine der

vielfältigsten

Kulturlandschaften

Mitteleuropas als

Lebensraum für ca.

50.000 Tier- und

Pflanzenarten auf

3.575.000 ha.

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Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 3

Herausforderung - Flächenverbrauch

max. tägliche

Flächenneuinanspruchnah

me in 2020:

BRD 30 ha BW 3 ha / Tag.

2015 war die Entwicklung in

BW mit 5.2 ha / Tag

rückläufig.

Umweltindikatoren BW 2016 1991 2015 Einheit

Bevölkerung 9,9 10,8 Mill.

Bruttoinlandsprodukt 241.787,0 460.687,0 Mill. €

1991 2016

Jahresfahrleistung 76.692,0 98.484,0 Mill.km

1992 2015

Waldfläche 1.345,0 1.370,0 1000 ha

Landwirtschaftsfläche 1.721,0 1.623,0 1000 ha

Siedlungs-, Verkehrsfläche 12,3 14,4 % GF

§ 13 b BauGB bezieht Außenbereich in das beschleunigte Verfahren nach §

13a ein, wenn sie > 10.000m², an bebaute Ortsteile angrenzen und dem

Wohnungsbau dienen (reduzierte Umweltprüfung, Umweltbericht). Gilt

vorerst bis Ende 2019.

BW gehört zu den am stärksten zerschnittenen Regionen Mitteleuropas,

es gibt nur noch 18 unzerschnittene, verkehrsarme Räume < 100 km² (v.

a. im Bereich Schwarzwald, Hohenlohe, Tauberland)

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Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 5

Herausforderung – Strukturwandel Landwirtschaft

Naturschutzgebiete bieten nicht genügend Raum zum Erhalt der

biologischen Vielfalt. Sie können als Kerngebiete betrachtet

werden, die ausreichend vernetzt sein müssen.

NSG Insel in der

Agrarlandschaft:

NSG Helmental-Kleinleiden,

Werbachhausen, TBB,

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Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 6

Herausforderung – Strukturwandel Landwirtschaft

Aktuelle Entwicklung:

• Rückgang der landwirtschaftlich genutzten Fläche

• Rückgang von Dauergründland bei Intensivierung verbliebener

Flächen

• Rückzug aus Grenzertragslagen

• Rückgang bei Sommergerste, Hafer, Hackfrüchten, Brachen

(1999 :49.017 ha, 2014: 12.600 ha)

• Rückgang der Betriebe (seit 1999 um 43 %)

• Vergrößerung der Betriebe und der Ackerschläge

Der Hauptanteil unserer Offenlandlebensräume ist durch

landwirtschaftliche Nutzung geprägt. 1/3 der heimischen Farn-

und Blütenpflanzen haben ihr Hauptvorkommen im Grünland.

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Herausforderung - Freizeitnutzung

• Geändert Freizeitverhalten: Wandern, Rad- oder Kanufahren

sind beliebter denn je; Naturerfahrung aktiv und mit allen Sinnen;

• Tourismus in BW bringt 330.000 Arbeitsplätze und eine

Wertschöpfung von fast 10 Milliarden € / Jahr.

• Im Bereich der Schwäbischen Alb 2016 über 4.4 Mio

Übernachtungen (4,8 % Zuwachs zum Vorjahr)

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Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 8

Rechtliche Grundlagen

BNatSchG regelt in § 1 Ziele des Naturschutzes und der

Landschaftspflege im wesentlichen wie folgt:

(1) Biologische Vielfalt, Leistungs- und Funktionsfähigkeit

des Naturhaushaltes sowie Vielfalt, Eigenart und

Schönheit sowie Erholungswert von Natur und

Landschaft sind auf Dauer zu sichern.

(2) Lebensfähige Populationen wild lebender Tiere- und

Pflanzen einschließlich ihrer Lebensstätten sind zu

erhalten, ein Austausch ist zu ermöglichen;

Gefährdungen ist entgegen zu wirken; bestimmte

Landschaftsteile sollen der natürlichen Dynamik

überlassen werden

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Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 9

Rechtliche Grundlagen

BNatSchG § 1 - Fortsetzung:

(3) nachhaltiger Umgang mit Naturhaushalt

(4) Landschaftsschutz und Erholungsvorsorge

(5) Großflächige, weitgehend unzerschnittene

Landschaftsräume sind vor weiterer Zerschneidung zu

bewahren; Innenentwicklung vor Außenentwicklung;

Inanspruchnahme des Naturhaushaltes soll so gering wie

möglich gehalten werden; unvermeidbare

Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft sind

auszugleichen oder zu mindern.

(6) Freiräume im besiedelten und siedlungsnahen Bereich

sind zu erhalten und dort wo nicht ausreichend, neu zu

schaffen.

Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 10

Rechtliche Grundlagen – besonderer

Artenschutz

§§ 44 BNatSchG regelt u.a. Zugriffsverbote:

• Besonders geschützten Arten und ihre

Entwicklungsformen dürfen nicht entnommen, gefangen

oder verletzt werden.

• Streng geschützte Arten und europäische Vogelarten

dürfen während der Fortpflanzungs-, Aufzucht, Mauser-

Überwinterungs- und Mauserzeiten nicht erheblich

gestört werden (Erhaltungszustand der lokalen

Population darf sich nicht verschlechtern)

• Fortpflanzungs- und Ruhestätten der besonders

geschützten Arten dürfen nicht beschädigt werden.

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Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 11

Rechtliche Grundlagen – besonderer

Artenschutz §§ 44 BNatSchG regelt u.a. „Legalausnahmen“:

• gute fachliche Praxis, bei Arten des Anhang IV oder Vogelarten

nur wenn sich Erhaltungszustand der lokalen Population nicht

verschlechtert.

• bei nach § 15 Absatz 1 unvermeidbare Eingriffe, die nach §17

Absatz 1 oder 3 zugelassen sind, dürfen (nur) besonders

geschützte Tierarten beschädigt oder getötet werden.

• Zerstörung der Ruhe- und Fortpflanzungsstätten nur, wenn die

ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang weiter

erfüllt ist (cef-Maßnahmen, continuous ecological functionality-

measures, Maßnahmen für die dauerhafte ökologische

Funktion).

Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 12

Rechtliche Grundlagen – besonderer

Artenschutz

§§ 45 5BNatSchG regelt u.a. Ausnahmen:

Ausnahme von den Zugriffsverboten kann aus bestimmten

Gründen

(z.B. erhebliche wirtschaftliche Schäden, zwingende

überwiegende Gründe des öffentlichen Interesses)

erteilt werden, wenn es keine zumutbare Alternative gibt und

sich der Erhaltungszustand der Art nicht verschlechtert

(FCS-Maßnahmen, favorable conservation status),

Maßnahmen zur Sicherung des Erhaltungszustandes).

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Flächenschutz - Vogelschutzgebiete

90 VSG

391.090 ha, 10,9 % LF

Datenquelle: Bericht zur

Lage der Natur in BW

2016 (DS 15/7930 www.landtag-

bw.de/Dokumente)

Folie 15

Flächenschutz – Natura 2000 VSG + FFH

90 VSG 10,9 % LF

212 FFH-Gebiete 11,6 %

302 Natura 2000-Gebiete

17,4 % LF

§§ 31 ff BNatSchG

Verschlechterungsverbot und

Verbesserungsgebot

Verträglichkeitsprüfung (zwingende

Gründe des überwiegend.öffentl.

Interesses ohne zumutbare

Alternative)

Kohärenzsicherungsmaßnahmen

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Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 16

Flächenschutz Natura 2000 und NSG

Naturschutzgebiete NSG

2014 1034 NSG

85.451 ha, 2,39 %LF

§23 BNatSchG,

besonderer Schutz von

Natur und Landschaft

insbesondere als

Lebensraum für Tiere und

Pflanzen,

in Einzelverordnungen

geregelt,

Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 17

Flächenschutz Landschaftsschutz-

gebiete LSG

812.356 ha, 23% LF

§ 26 BNatSchG

zur Erhaltung des

Naturhaushaltes,

Eigenart und

Schönheit der

Landschaft und ihres

Erholungswertes,

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Folie 18

Flächenschutz pink: VSG

blau: FFH

rot: NSG

grün: LSG

gelb: Naturparke (33%)

rosa: Biosphäre (2,4%)

Indikator

Naturschutzflächen

(NSG, Kern- und

Bannzonen) 2,7 % LF

(BRD ca. 4,3 %)

gesetzlich geschützte

Biotope (3,6 %)

Naturdenkmale (0,2%)

Nationalpark (0,3%)

Bann-, Schonwald

Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 24

Naturschutzstrategie BW 2020

Schwerpunkte:

1. Naturverträgliche Landnutzung

2. Naturschutz und Landschaftspflege

3. Klimaschutz und Moore

4. Nachhaltiges und naturverträgliches

Wirtschaften

5. Naturerfahrung, Kommunikation, BNE

Ziel: Verlust der biologischen Vielfalt soll bis 2020 gestoppt

werden

Umsetzung: hunderte Maßnahmen.

Die gesamte Landesverwaltung wird

in die Pflicht genommen!

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Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 25

Fachplan Landesweiter Biotopverbund (FLBV)

Seit 2015 durch § 22 NatSchG geregelt:

1. Grundlage für die Schaffung eines

Biotopverbundes ist er FLBV

einschließlich des Generalwildwegeplans.

2. Umzusetzen durch Gestaltungs - und

Kompensationsmaßnahmen

3. Soweit erforderlich rechtlich zu sichern.

Seit 2002 im BNatSchG geregelt: auf 10% der Landesfläche

muss er entwickelt werden.

Instrument effektiv Natur - zu schützen,

unterstützt Flurneuordnung, Kommunen

(Nürtingen ist Modellgemeinde),

Regionalverbände.

Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 3

Artenschutz am Beispiel Neuffen

Eine der vielfältigsten

Kulturlandschaften

Mitteleuropas als

Lebensraum für ca.

50.000 Tier- und

Pflanzenarten auf

3.575.000 ha.

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Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 27

Biotopverbund trockene Standorte

Kernfläche

Kernraum

Suchraum 1000m

Suchraum 500m

Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 7

Biodiversitäts-Check

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Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Folie 23

Was hilft bei Konflikten?

Naturschutzstrategie Baden-Württemberg,

Biotopverbund, Biodiversitäts-Check, Zielartenkonzept, LPR, LEV, Ökokonto,

Besucherlenkung, Life-Projekte, Biosphärenförderung,

Naturschutzstrategie, Landesweite Kartierungen

(Amphibien, Reptilien, Pflanzen), Biodiversitätsberatung,

Integrativer Naturschutz, Leitfäden Artenschutz im

Straßenbau oder im Gewässerbau, Ökomobile,

Fachpläne, NSG-QS, Pflege- und Entwicklungspläne,

Managementpläne, Naturschutzzentren,

Naturerfahrungsräume, Direktvermarktung,

Aufpreisinitiativen, Ziegenpatenschaften, Arten-

Biotophilfskonzepte, ...Wissen, Hören, Sehen, Reden!

Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART

Die amtlichen Naturmanager danken für Ihre

Aufmerksamkeit

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