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Ein Magazin des Österreichischen Naturschutzbundes Landesgruppe Oberösterreich Nummer s2/Juli 2000

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Ein Magazin desÖsterreichischen NaturschutzbundesLandesgruppe Oberösterreich

Nummer s2/Juli 2000

ÖNB/informativ s1-00 13.07.2000 9:29 Uhr Seite 1

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Liebe Leserinnen und Leser!Am Aufbau eines europaweiten Schutz-gebietsnetzwerkes hat auch Oberösterreichmitzuwirken. Von den bislang 161 nomi-nierten NATURA 2000-Gebieten entfallenauf unser Bundesland 15, wobei die Ge-samtfläche dieser Gebiete rund 40.874Hektar beträgt.

Natürlich hat die Ausweisung dieserGebiete in der Bevölkerung mangels aus-reichender Informationen zum Teil Unmutund Ängste ausgelöst. Zahlreiche Fragenwie „Was bedeutet Verschlechterungsver-bot?“, „Wer entscheidet über Nachnominie-rungen?“ oder „Wie funktioniert die Prü-

fung von Projektenin NATURA 2000-Gebieten?“, könnenbeantwortet wer-den. Einige offeneFragen bedürfenjedoch nach wievor einer endgül-tigen Klärung.

Für mich istklar, dass es trotzaller Schwierig-keiten keineAlternative zu

NATURA 2000 gibt, sofern man sich zueinem länderübergreifenden Naturschutzbekennt. NATURA 2000 ist eine gesamt-europäische Vision, eine dynamische Richt-linie, die es gemeinsam mit den betroffenenGrundeigentümern umzusetzen gilt. Ichsehe im NATURA 2000-Gedanken nichtnur eine Chance für den Naturschutz, son-dern auch für die Landnutzer und für diebetroffenen Regionen.

Klar ist auch, dass eine Umsetzung dieserVision nur mit einer Akzeptanzsteigerungin der Bevölkerung möglich ist. Die Natur-schutzabteilung wird sowohl bei der Nach-nominierung von Gebieten und bei derErstellung von Managementplänen alsauch bei der Ermittlung von allfälligenEntschädigungszahlungen die Informationund Bewusstseinsbildung in den Vorder-grund stellen. Das dadurch aufgebautegegenseitige Vertrauen wird uns bei derUmsetzung hilfreich sein. Die vorliegendeBroschüre soll dazu beitragen.

Dr. Gottfried Schindlbauer,Leiter des Fachdienstes,

Naturschutzabteilung

Liebe Leserinnen und Leser!Naturschutz bedeutet seit dem Beitritt zurEU nicht mehr alleine die Einhaltung derLandesgesetzgebung. Österreich ist somitauch angehalten, sich am europäischenSchutzgebietsnetzwerk NATURA 2000 zubeteiligen. Dazu sind geeignete Gebiete aus-zuwählen und an die Europäische Kom-mission in Brüssel zu melden.

In diesen Gebieten sollen seltene Lebens-räume oder besondere Tier- oder Pflanzen-arten repräsentiert sein. Grundlage sindzwei Richtlinien der Europäischen Union,die sogenannte Fauna-Flora-Habitat-Richt-linie und die Vogelschutzrichtlinie. Erstere

nennt zahlreicheschützenswerteLebensräumesowie Tier- undPflanzenarten(ausgenommenVögel), die Vogel-schutzrichtliniehingegen selteneVogelarten, die ineinem der EU-

Mitgliedsstaaten ihre Heimat haben oderDurchzügler bzw. Wintergast sind. Zieldieses Schutzgebietsnetzwerkes ist es, einengünstigen Erhaltungszustand in den nomi-nierten Gebieten zu gewährleisten.

Bei der Auswahl der oberösterreichischenEuropaschutzgebiete ist sorgsam vorgegan-gen worden. Trotzdem entstanden bei derBevölkerung Ängste und Misstrauen. DieseBroschüre soll vordringlich dazu dienen,Klarheit über den aktuellen Stand derNominierungen von NATURA 2000- undVogelschutzgebieten zu gewinnen sowieFragen zur Umsetzung und die daraus re-sultierenden Folgen für die Grundbesitzerzu beantworten.

Als Landesrätin für Naturschutz ist mirder Dialog mit der Bevölkerung und dieVermittlung der Bedeutung des Natur-schutzes für unser Land ein großes Anlie-gen, und so hoffe ich, dass diese Sonder-ausgabe des Informativ dazu beiträgt, dieAkzeptanz in der Bevölkerung auf einhohes Maß steigern zu können.

Dr. Silvia StögerNaturschutz-Landesrätin

Seite 2

INHALT

Medieninhaber,Herausgeber, Verleger

ÖsterreichischerNaturschutzbund,Landesgruppe OberösterreichSchriftleitung Josef LimbergerRedaktionsteamDr. Martin Schwarz,Josef Limberger – alle:4020 Linz, Landstraße 31,Telefon 0 732 / 77 92 79,Fax 0 732 / 78 56 02

NaturschutzabteilungSchriftleitungDr. Gottfried Schindlbauer,Mag. Michael BrandsRedaktion Dr. Martin Schwarz –alle: 4010 Linz, Promenade 33,Telefon 0732/7720

Grafik Design Atteneder, SteyrHerstellerDruckerei Mittermüller KG,Oberrohr 9, 4532 Rohr/Krems

Hergestellt mit Unterstützung desAmts der oö. Landesregierung,Naturschutzabteilung. Die mitNamen gekennzeichneten Bei-träge geben nicht unbedingt dieMeinung der Redaktion wieder.Die Redaktion behält sich dasRecht auf Kürzungen eingesand-ter Manuskripte vor.

An dieser Sondernummerhaben mitgearbeitet:Michael BrandsJosef HartlRobert KrisaiGerald NeubacherJohann ReschenhoferGottfried SchindlbauerBernhard SchönAlexander SchusterFerdinand SchwarzMichael StrauchGudrun Strauß-WachseneggerHans Uhl

EDITORIALNetzwerk „NATURA 2000“ ............ 3

NATURA 2000-Gebiete in OberösterreichDachstein ............................................... 6

Nationalpark Kalkalpen .................... 7

Radinger Moorwiesen ....................... 8

Reinthaller Moos ................................ 9

Frankinger Moos ................................10

Pfeiferanger ........................................ 11

Ettenau ................................................ 12

Unterer Inn ........................................ 13

Die oberösterreichischen NATURA 2000-Gebieteim Überblick ............................... Poster

Oberes Donautal ............................... 14

Untere Traun ..................................... 15

Unteres Trauntal ............................... 16

Traun-Donau-Auen .......................... 17

Tal der Kleinen Gusen .................... 18

Tanner Moor ...................................... 19

Maltsch ............................................... 20

Waldaist-Naarn (in Vorbereitung) ............... 21

ServiceteilLIFE-Natur ....................................... 22

Glossar ................................................ 23

Ansprechpartner ............................... 23

Verträglichkeitsprüfung:Schematische Darstellung .............. 24

Ein Magazin desÖsterreichischen NaturschutzbundesLandesgruppe Oberösterreich

Nummer s2/Juli 2000

Der Dachstein ist daszweitgrößte an Brüsselnominierte NATURA2000-Gebiet inOberösterreich.

Foto: Limberger

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ie Europäische Union ist sichihrer Verantwortung hinsichtlichder Bewahrung des gemeinsa-

men Naturerbes bewusst. Um diesesZiel zu erreichen wurden zwei Richt-linien erlassen:

Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie,kurz FFH-Richtlinie, 1992

Richtlinie 92/43/EWG zur Erhaltungder natürlichen Lebensräume sowie derwildlebenden Tiere und Pflanzen

Vogelschutzrichtlinie, 1979Richtlinie 79/409/EWG über die

Erhaltung der wildlebenden Vogelarten

Dreistufiges VerfahrenIn einem dreistufigen Verfahren soll

ein europäisches ökologisches Schutz-gebiets-Netzwerk geschaffen werden:

1 Wissenschaftliche BewertungDie Mitgliedsstaaten nehmen einewissenschaftliche Bewertung aller aufihrem Territorium vorhandenenLebensräume und Arten von gemein-schaftlichem Interesse vor. Auf dieserGrundlage werden Gebiete ausge-wählt und in Form einer nationalenListe der Europäischen Kommissionvorgelegt.

2 Auswahl der „Gebiete vongemeinschaftlichem Interesse“In der zweiten Phase werden von derEuropäischen Kommission jene Ge-biete von gemeinschaftlichem Inte-resse (Sites of Community Importance,SCI) ausgewählt, die das ökologischeNetzwerk „NATURA 2000“ bildensollen. Es werden auf jeden Fall jeneGebiete aufgenommen, die prioritäreHabitate oder Arten, also Lebens-räume sowie Tier- und Pflanzenarten,die besonderen Schutz benötigen, be-herbergen. Diese Liste wurde bis jetzt(Stand Juli 2000) noch nicht erstellt.

3 Ausweisung als besonderes SchutzgebietWird einem Gebiet von der Kommis-sion die gemeinschaftliche Bedeutungzuerkannt, muss der Mitgliedsstaat die-ses bis spätestens 2004 als besonderesSchutzgebiet (Special Area of Conser-

Seite 3Natura 2000

DNetzwerk NATURA 2000

Jene Bestimmungen, die für denGrundeigentümer bzw. Nutzer vonRelevanz sind, finden sich in ersterLinie im Artikel 6 der FFH-Richt-linie. Sie betreffen die Ausarbeitungvon Bewirtschaftungsplänen, dasVerschlechterungsverbot und dieVerträglichkeitsprüfung.

Mittlerer Sonnentau(Drosera intermedia)

Foto: Limberger

Dieses Verfahren betrifft nur FFH-Schutzgebiete; Vogelschutzgebiete(Special Protection Areas, SPAs)werden automatisch in das Netz„NATURA 2000“ übernommen.

Bewirtschaftungspläne...können für die einzelnen Gebiete

erarbeitet werden, sind aber nicht zwin-gend vorgeschrieben. Sie enthalten Maß-nahmen, die sicherstellen sollen, dassdie natürlichen Lebensräume und diedarin vorkommenden Tier- und Pflan-zenarten von gemeinschaftlichem Inte-resse in einem „günstigen Zustand“ er-halten bleiben. Sie müssen den ökolo-gischen Erfordernissen und wissenschaft-lichen Erkenntnissen entsprechen. Bei

vation, SAC) ausweisen und die erfor-derlichen Schutz- und, soweit erfor-derlich, Bewirtschaftungsmaßnahmendurchsetzen.

UmsetzungDer Mitgliedstaat ist verpflichtet, die

EU-Richtlinien in nationales Recht um-zusetzen und damit zu gewährleisten,dass die entsprechenden Bestimmungendurchgesetzt werden. Dies erfolgt inerster Linie in den Naturschutzgesetzender Länder, doch sind die Ziele auch inanderen Gesetzesmaterien zu berück-sichtigen (Raumordnungs-, Wasser-,Forst-, Fischereirecht...).

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Schwarzstorch(Ciconia nigra)

Foto: Limberger

der Umsetzung dieser Maßnahmenkönnen wirtschaftliche, gesellschaftlicheund kulturelle Gegebenheiten sowieregionale Besonderheiten mit berück-sichtigt werden. In der Praxis wird manversuchen, die Interessen der Landnutzermit jenen des Naturschutzes bestmög-lich in Einklang zu bringen. Unabhängig

von diesen Bewirtschaftungs- oderManagementplänen müssen rechtliche,administrative oder vertragliche Maß-nahmen gesetzt werden um einen gün-stigen Erhaltungszustand langfristig zusichern. Hiezu gehört etwa das in Ober-österreich bereits bewährte Instrumentdes Vertragsnaturschutzes.

Ist für ein Projekt ohnehin eineeigene Umweltverträglichkeitsprüfungerforderlich, so soll im Rahmendieses UVP-Verfahrens auch die Ver-träglichkeit im Hinblick auf die EU-Richtlinien geprüft werden.

Das Verschlechterungs-verbot

...ist ein zentraler Punkt der FFH-Richtlinie. Alle Störungen, die sich imHinblick auf die Ziele der Richtlinie er-heblich auswirken, müssen demnachvermieden werden. Dies kann sich unterUmständen auch auf Tätigkeiten aus-wirken, die bisher keiner Genehmigungbedürfen, wie zum Beispiel in der Land-wirtschaft, der Forstwirtschaft oder derFischerei.

Im Rahmen der landwirtschaftlichenNutzung kann eine Verschlechterung –zum Beispiel – ausgelöst werden durch:2 Aufgabe der traditionellen Nutzung

einer Fläche2 Intensivierung 2 Flächenverlust durch großflächige

Neubewaldung2 Veränderung des traditionellen Land-

schaftsgefüges: zum Beispiel Rodungvon Hecken, aber auch deren Anlagein traditionell offenen, weitläufigenGebieten, wenn dadurch Arten mithoher Fluchtdistanz in ihrem Bestandgefährdet werden könnten. Ein Bei-spiel dafür ist der Große Brachvogel.

Es können aber auch Aktivitäten außer-halb eines Gebietes zu einer Beeinträch-tigung der relevanten Lebensräume oderArten innerhalb des Schutzgebietes führen.So können sich beispielsweise Entwässe-rungen im Umland negativ auf ein nomi-niertes Feuchtgebiet auswirken. Eine Ver-träglichkeitsprüfung wäre in diesem Fallerforderlich.

Ein typisches Beispiel für eine Ver-schlechterung ist die Verringerung derFläche eines Lebensraumtyps, der Grundfür die Ausweisung des Gebietes war –etwa durch Überbauung. Faktoren, diefür den langfristigen Fortbestand derLebensräume entscheidend sind, dürfennicht maßgeblich beeinträchtigt werden.Dies wäre zum Beispiel durch die Än-derung der Baumartenzusammensetzungeiner Waldgesellschaft oder die Intensi-vierung, aber auch die vollständige Auf-gabe der landwirtschaftlichen Nutzungder Fall. Ob Tier- oder Pflanzenarten

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Seite 5Natura 2000

sind der langfristige Rückgang der Popu-lation und die Verringerung des Lebens-raumes.

GünstigerErhaltungszustand

Da die nominierten Gebiete in Ober-österreich hinsichtlich der naturräum-

Wachtelkönig(Crex crex)

Foto: Buchner,WWF-Archiv

lichen Ausstattung und der schützens-werten Arten durchwegs einen günstigenErhaltungszustand aufweisen, liegt dasZiel der zukünftigen Bewirtschaftungvorrangig in der Erhaltung des aktuellenZustandes. In manchen Fällen werdenaber auch verschiedene Maßnahmenerforderlich sein, um die Lebensräume,die Grund für die Ausweisung einesGebietes waren, langfristig erhalten zukönnen.

Eine Verträglichkeits-prüfung

...ist dann erforderlich, wenn Pläneoder Projekte die für ein bestimmtesGebiet festgelegten Erhaltungsziele er-heblich beeinträchtigen können.

Wird bei einer Umweltverträglichkeits-prüfung in erster Linie die Auswirkungeines konkreten Projektes auf die Um-welt untersucht, so ist der Prüfungs-ansatz in den Natura 2000-Gebieten ge-bietsbezogen, beurteilt also nur die Aus-wirkungen auf den konkreten Lebens-raum oder die dort vorhandenen Arten.Ziel ist der Schutz der nach der Richt-linie relevanten Lebensräume und Artenund damit des kohärenten („zusammen-hängenden“) Netzwerkes NATURA2000. Diese Prüfung bildet die Grund-lage für Genehmigung oder Ablehnungeines Planes oder Projektes (Ablaufsiehe Grafik auf Seite 24). Allerdingskönnen in diesem Verfahren wirtschaft-liche und andere öffentliche Interessengegenüber den Erhaltungszielen abge-wogen werden. Darüber hinaus könnenAlternativlösungen gesucht und Maß-nahmen zur Schadensbegrenzung erar-beitet werden.

Wird ein Projekt oder Plan trotz ne-gativer Auswirkungen genehmigt, sokann diese Entscheidung an die Durch-führung von Ausgleichsmaßnahmen ge-knüpft werden. So können Lebensräume,die in ihrer Funktion und Artenzusam-mensetzung den beeinträchtigten glei-chen, neu geschaffen werden – dies istin der Praxis aufgrund der Komplexitätökologischer Zusammenhänge jedochsehr schwierig. Eine andere Möglichkeitbesteht darin, einen entsprechendenLebensraum minderer Qualität zu ver-bessern. Diese Maßnahmen müssenallerdings greifen und ihre ökologischeFunktionsfähigkeit erreicht haben, bevordas Gebiet durch den Plan oder dasProjekt irreversibel beeinträchtigt ist.

beeinträchtigt werden, kann über dieDauer, die Intensität und die Wieder-holung des Eingriffes beurteilt werden.Ein Beispiel dafür ist die touristischeNutzung entlang von Gewässern, die fürdie dort lebenden und brütenden Vögeleine massive Störung darstellen kann.Wichtige Indikatoren für die Beurteilung

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NATURA 2000- und Vogelschutzgebiet

DACHSTEINGröße: 13.300 HektarBedeutendeLebensräume2 Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation2 Latschen-Almrauschgebüsch2 Lärchen-Zirben-Wälder2 Höhlenund Arten6 Steinadler6 Birkhuhn6 Haselhuhn6 Frauenschuh

er oberösterreichische Alpen-anteil beschränkt sich im Wesent-lichen auf die Nördlichen Kalk-

alpen mit seinen verkarstungsfähigenGesteinen. Karst und Kalk – zwei Worte,die hart und karg klingen und zusammengehören, wenn man diese Landschaftenverstehen will. Neben dem Toten Ge-birge, dem Warscheneck, dem Sengsen-gebirge und dem Höllengebirge ist es

vor allem der Dachstein, welcher eineVielzahl an Karsterscheinungen aufweist.Ausgedehnte Karrenfelder, Karstgassen,Dolinen und zahlreiche Großhöhlen wiedie Rieseneishöhle oder die Mammut-höhle überziehen das Dachsteingebirge.Sie verleihen der Gipfelregion und demPlateau ein besonderes, unverwechsel-bares Gepräge. Das anfallende Nieder-schlags-, Schneeschmelz- und Gletscher-wasser versickert meist an Ort und Stelleund gelangt über Klüfte in die Tiefe desGebirges. Der Austritt dieser Wässererfolgt am Nordrand des Gebirges.Wald-bachursprung, Hirschbrunn oder Kesselsind eindrucksvolle und ergiebige Karst-quellen.

Die zweite Gruppe des geomorpho-logischen Formenschatzes sind Rund-höcker, Moränen, Findlinge und Glet-scherschliffe – deutliche glaziale Spuren.

Das Natura 2000-Gebiet Dachsteinumfasst aufgrund der großen vertikalenAusdehnung (500 bis 3.000 Meter See-

höhe) zahlreiche Vegetationseinheiten.Große Waldflächen im Salzkammer-

gut sind heute durch den Menschengeprägt. In den unteren und mittlerenHanglagen sollte ein Mischwald ausRotbuche, Tanne und Fichte dominie-ren, der aber weithin in Fichtenmono-kulturen umgewandelt worden ist. Auffeucht-kühlen Blockhalden gewinnenBergahorn, Bergulme und Esche anBedeutung, während auf warmen undtrockenen Hängen die Rotbuche vor-herrscht. Ab etwa 1.200 Metern Seehöhewachsen Nadelwälder aus Fichte, Tanneund Lärche. Eine relativ breite Zone aufdem Dachsteinplateau zwischen 1.500und 1.900 Metern Seehöhe nimmt derKarbonat-Lärchen-Zirben-Fichtenwaldein, an der Baumgrenze dominiert dieZirbe. Darüber gewinnen die Latschen-gebüsche immer mehr an Boden, Alpen-rosen und andere Zwergsträucher, Kalk-Schuttfluren, Kalkfelsvegetation, Polster-seggenrasen, Almweiden, Borstgrasrasenund Kalk-Quellfluren sowie vegetations-lose Karrenfelder wechseln einander ab.Bei diesen Pflanzengesellschaften ober-halb der Waldgrenze handelt es sich umein Mosaik kleinerer und größerer öko-logischer Nischen, die für viele Pflanzen-und Tierarten Lebensgrundlage bilden.Dieser Vegetationstyp mit seinen zahl-reichen Alpenblumen gehört zum Ein-drucksvollsten, das die Hochgebirgsland-schaft zu bieten vermag.

Sensibles ÖkosystemAlle bisherigen Studien, die sich mit

dem Dachstein auseinandersetzen,kommen zum Schluss, dass dieses Öko-system äußerst labil auf natürliche undanthropogen ausgelöste Veränderungenreagiert. Aufgrund seiner Größe undökologischen Intaktheit bietet der Dach-stein Rückzugs- und Überlebensraumfür zahlreiche Tier- und Pflanzenpopu-lationen. Ziel ist es, im Bereich des Na-tura 2000-Gebietes Dachstein alle land-schaftsökologisch relevanten Teilgebietezu schützen. Darunter fallen die Gipfel-und Gletscherregion und deren Rand-bereiche, das Plateau, die Wälder derNordabdachung sowie die Grauerlen-bestände im Koppenwinkel.

Blick vom VorderenGosausee auf denDachstein

Foto: Limberger

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NATURA 2000- und Vogelschutzgebiet

NATIONALPARK KALKALPENGröße: 21.442 HektarBedeutende Lebensräume2 Kalkfelsen mit

Felsspaltenvegetation2 Waldmeister-Buchenwald2 Latschen-Almrauschgebüsch2 Orchideen-Buchenwälder2 Blaugrasrasenund Arten6 Luchs6 Bär6 Kleine Hufeisennase6 Steinadler6 Wanderfalke6 Auerhuhn

Seite 7Natura 2000

Naturschutz und Land-nutzung müssen keinWiderspruch sein – dieMenauer Alm.

Foto: Limberger

er Nationalpark Kalkalpen istdas größte WaldschutzgebietÖsterreichs. Gemeinsam mit

einigen Erweiterungsflächen ist er alsNatura 2000-Gebiet ausgewiesen undrepräsentiert eines der letzten, groß-flächig ohne Dauersiedlungsräume er-haltenen montanen Waldgebiete derNördlichen Kalkalpen.

Das Schutzgebiet umfasst große Teiledes Sengsengebirges und des Reich-raminger Hintergebirges. Es erstrecktsich von der submontanen bis zur sub-alpinen Zone (385 bis 1.963 Meter See-höhe). Das Gebiet weist eine hohe Viel-falt an Standorten auf, die sich hinsicht-lich ihres Wasser- und Nährstoffhaus-haltes unterscheiden. Dies bedingt einreiches Spektrum unterschiedlichsterBiotoptypen und Vegetationseinheitenund damit einen sehr hohen Grad anBiodiversität.

Im Rahmen der laufenden Biotopkar-tierung, bei der die Lebensräume unter-halb der subalpinen Stufe untersuchtwurden, konnten bereits mehr als 750wildwachsende Gefäßpflanzenartennachgewiesen werden. Darunter findetman 112 österreichweit als selten undgefährdet bewertete Rote Liste-Arten,wie den Frauenschuh, eine auch in derFFH-Richtlinie angeführte Art.

Rund drei Viertel des Nationalparkssind bewaldet. Neben den durch die Be-wirtschaftung veränderten Forstflächensind äußerst naturnahe montane (Laub-)

Mischwaldbestände und mehrere Ur-waldreste erhalten geblieben. Mit Aus-nahme der Lärchen-Zirbenwälder findensich fast alle Waldtypen, wie sie für(sub)montane bis subalpine Lagen dermittleren Ostalpen signifikant sind. Diegrößten Flächenanteile nehmen mesophileBuchenwälder und lichte, arten- undorchideenreiche Trockenhang-Buchen-wälder ein. An europaweit prioritärenWaldtypen finden sich Schlucht- undHangmischwälder, Restbestände vonErlen- und Eschenwäldern an Fließge-wässern und kleinstflächig auch Moor-wälder, vor allem Fichten-Moorwälder.Dazu kommt ein reiches Spektrum derSchneeheide-Kiefernwälder, der Tannen-wälder und kleinflächig der Schwarz-erlen-Bruchwälder vor.

Faunistische BesonderheitenDer Nationalpark Kalkalpen ist Teil

der Important Bird Area „NördlicheKalkalpen“. Innerhalb des strukturrei-chen, teils lichten Mosaiks unterschied-licher Waldtypen haben sich Habitatemit größeren Populationen aller vierRaufußhuhnarten erhalten (Auer-, Birk-,Hasel- und Schneehuhn). Es brüten hierjeweils ein bis zwei Prozent des öster-reichischen Bestandes von Steinadlerund Weißrückenspecht. Mit Ausnahmedes Schneehuhns sind diese Arten allein der Vogelschutzrichtlinie angeführt.Von besonderer Bedeutung für einenaturnahe Populationsdynamik ist diegroße Zahl der noch vorkommendenBeutegreifer unter den Vögeln – siebenGreifvogel- und fünf Eulenarten kom-men als Brutvögel vor.

Der Braunbär, eine prioritäre Art der

FFH-Richtlinie, und der Luchs habendas Gebiet in den letzten Jahren zu-mindest wiederholt durchstreift.

Auch bei den Wirbellosen ist derArtenreichtum bemerkenswert. So gibtes etwa große Bestände des Alpenbock-käfers, ebenfalls eine prioritäre Art. EineRarität sind auch die Quellenschnecken,von denen bislang zwölf Arten nachge-wiesen werden konnten.

Der Nationalpark Kalkalpen ist auchein bedeutendes Grundwasser-Erneue-rungsgebiet. Insgesamt 470 Kilometeran natürlichen Bachläufen, 500 Quellenunterschiedlichster Ausprägung undgroße Karstgrundwasserspeicher machendas Gebiet zu einem hydrobiologischäußerst interessanten Habitat.

Vom Forst zum Wald1999 wurde in einem rund 6.000 Hek-

tar großen Teilgebiet des Nationalparks,welches in der Vergangenheit besondersintensiv genutzt wurde, mit der Umset-zung eines LIFE-Projektes begonnen.Die wichtigsten Maßnahmen sind: 2 Das Waldmanagement zur möglichst

raschen und schonenden Rückführungvon Fichtenforsten in standortgerechteWaldgesellschaften. Dazu ist auch eineeffiziente Schalenwildregulierung zubetreiben und

2 das Almflächen-Management zur Be-wahrung und Verbesserung von eutro-phie- und trittgeschädigten Moor-,Feucht- und Quellbiotopen sowie vonartenreichen Grasflächen.

Die ständige Kontrolle und Evaluationder Maßnahmen findet durch Monito-ringprogramme statt, die im Gebiet be-reits methodisch erprobt sind.

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NATURA 2000-Gebiet

RADINGER MOORWIESENGröße: 3 HektarBedeutendeLebensräume2 kalkreiche Niedermoore2 Moorwälder2 Pfeifengraswiesenund Arten6 Glanzstendel

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m Gemeindegebiet von Roß-leithen finden sich Reste einerMoorlandschaft, die sich einst

über weite Teile der Beckenlandschaftum Windischgarsten erstreckt hat. Nurwenige Flächen sind erhalten und teil-weise als Naturschutzgebiete ausgewie-sen – neben den Radinger Moorwiesenauch die Gierer Streuwiesen, das Edl-bacher Moor und der Glöckl-Teich.

Die Radinger Moorwiesen sind dahernicht nur auf Grund der hier noch vor-handenen Arten und Vegetationsformenschützenswert, ihnen kommt auch einebedeutende Trittsteinfunktion zwischenden übrigen Moor-Restflächen zu.

In den Wiesen finden mehrere inOberösterreich vollkommen geschütztePflanzenarten sowie zahlreiche Artender Roten Liste gefährdeter Farn- undBlütenpflanzen Oberösterreichs nochihren Lebensraum. Dazu zählt etwa derGlanzstendel, eine der seltensten Orchi-deen Oberösterreichs, dessen Lebens-raum auch aufgrund der FFH-Richtliniezu schützen ist. Die Qualität dieserMoorwiesen lässt sich auch am Vor-kommen anderer seltener Arten wieFleischfarbenes Knabenkraut, Zwei-blättrige Waldhyazinthe oder Alpen-Haarbinse ablesen.

Moorwälder mit Schwarzerlen undMoorbirken umgeben und durchziehenstellenweise die Wiesen. Sie gelten alsprioritärer, also besonders schützens-werter Lebensraum und verleihen dieserLandschaft eine unverwechselbarePrägung.

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Der Glanzstendel (Liparis loeselii) ist einebereits stark gefährdete Orchideenart der

Flachmoore oder sumpfigen Wiesen.

Foto: Strauch

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NATURA 2000-Gebiet

REINTHALLER MOOSGröße: 12 HektarBedeutende Lebensräume2 Kalktuffquellen2 Orchideen-Buchen-Waldund Arten6 SchwarzeKnopfbinse auch: Schwarze Kopfbinse

6 Schmalblättriges Wollgras

Seite 9Natura 2000

as Reinthallermoos in der Ge-meinde Attersee ist ein zirkazwei Hektar großes Quelltuff-

ried, wobei um mehrere Quellen schlen-kenartige Gebilde entstanden, von denenRinnsale ausgehen, welche die Flächedurchziehen und zum Mühlbach ent-wässern. Die Vegetation des zentralenBereiches wird im wesentlichen von derSchwarzen Knopfbinse dominiert. DieseArt zählt zu den seltensten PflanzenartenOberösterreichs, ebenso stellt die Quell-tuffbildung in dieser Größenordnungeine außergewöhnliche Erscheinung inunserem Bundesland dar.

Seltene PflanzenartenPflanzensoziologisch sind neben dem

reichhaltigen Bestand der SchwarzenKnopfbinse die Liliensimse, Sumpfwurz,Mehlprimel, Sumpf-Herzblatt, BunterSchachtelhalm, Langblättriger Sonnen-tau, Fettkraut, Schwalbenwurz-Enzian,Fleischfarbenes und Traunsteiner Kna-benkraut zu erwähnen. Mehrere kalktuff-bildende Moose zeigen hier sehr schöneBestände.

Vom Norden her dringt Schilf in dasQuellried ein, im Westen, Süden undOsten ist es von einem ursprünglichenSumpfwald umgeben.

Auf engem Raum treten neben basischquelligen auch stärker versauerte Kleinst-biotope auf. Hier kommen Säurezeigerwie Steifes Haarmützenmoos, Rund-blättriger Sonnentau, Heidekraut oderHeidelbeere vor. Der Baumbestand istsehr artenreich. Das Unterholz bildetstellenweise ein schwer zu durchdringen-des Dickicht. Auch die Krautflora imUnterwuchs enthält viele interessante

Arten, wie Blaustern, Aronstab, Früh-lingsknotenblume, Wolfs-Eisenhut oderChristophskraut.

Die vielen naturbelassenen Wasser-läufe, die quelligen Mulden, der arten-reiche Gehölzbestand mit zahlreichen,zum Teil noch stehenden toten Stämmenund die Reichhaltigkeit der Flora ver-mitteln auch heute einen Einblick, wiezahlreiche Wälder vor dem Einsetzender Intensivnutzung ausgesehen haben.

Als Biotop und Refugium seltenerPflanzen ist das Reinthallermoos infolgedes einzigartigen Charakters in hohemMaße schutzwürdig. Eine potenzielleGefährdung der an nährstoffarme Ver-hältnisse angepassten Tuffvegetation istdurch den Nährstoffeintrag aus denoberhalb liegenden Fettwiesen gegeben.Es sollte daher eine Extensivierung oderAußernutzungstellung angrenzenderWiesen überlegt werden.

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Tuffquelle

Foto: Strauß-Wachsenegger

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NATURA 2000- und Vogelschutzgebiet

FRANKINGER MOOSGröße: 35 HektarBedeutendeLebensräume2 lebende Hochmoore2 Moorwälderund Arten6 Wespenbussard6 Rohrweihe6 Kornweihe6 Blumenbinse

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er nördliche Teil des Ibmer-moos-Komplexes wird durchden Hauptkanal in einen west-

lichen und einen östlichen Teil gegliedert.Der westliche Teil wird auch als Fran-kinger Möser bezeichnet, weil er groß-teils zur Gemeinde Franking gehört. Erist zum überwiegenden Teil stark verän-dert, durch Drainage und Aufdüngung

in Wiesen umgewandelt oder durch Ent-wässerung und Torfstich zerstört. DerTorfstich ist noch im Gang. Ein kleinerTeil ist in naturnahem Zustand erhalten.Zwölf Hektar wurden hier 1970 vomLand Oberösterreich angekauft und zumNaturschutzgebiet erklärt.

Die VegetationEs handelt sich um einen minero-

trophen Latschenfilz, es liegt also keine„lupenreine“ Hochmoorvegetation vor.Zwischen den Latschenbulten findensich „Niedermoorfenster“ mit Schnabel-und Fadensegge, Brauner Schnabelbinseund Mittlerem Sonnentau, Fieberklee,Schmalblättrigem Wollgras und verschie-denen Moosen.

Die Latschenbulte beherbergen dietypische mitteleuropäische Hochmoor-flora: Scheidiges Wollgras, Moosbeere,

Rauschbeere, Rundblättriger Sonnentauund die Latsche, die den süd-mitteleuro-päischen Hochmooren ihr einmaliges,unverwechselbares Gepräge verleiht. ImIbmermoor kommt nur die stets strau-chig wachsende Latsche vor, die von derweiter im Westen wachsenden aufrech-ten Spirke deutlich zu unterscheiden ist.Alle Pflanzen wurzeln in einem geschlos-senen Torfmoos-Rasen.

Das Frankinger Moos weist eine Torf-mächtigkeit von drei bis fünf Metern aufund ist damit sehr alt. Die Moorbildungbegann nach der letzten Eiszeit vor zirka9.500 Jahren. Das Stadium des reinenHochmoores ist bis heute nicht erreicht,was dem Gebiet seinen besonderen Wertverleiht. Entwässerung und Torfstich inder Umgebung trugen aber dazu bei,dass dieses Moor sein Wachstum weit-gehend eingestellt hat.

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SchmalblättrigesWollgras (Eriophorumangustifolium)

Foto: Strauch

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NATURA 2000- und Vogelschutzgebiet

PFEIFERANGERGröße: 110 HektarBedeutende Lebensräume2 Übergangs- und

Schwingrasenmoor2 Moorwälder2 Pfeifengraswiesenund Arten6 Kornweihe6 Rohrweihe6 Neuntöter

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ie Osthälfte des oberösterreichi-schen Ibmermooses von denFurkerner Wiesen im Süden bis

zum Ort Ibm im Norden ist stark durchEntwässerung und Torfstich beeinträch-tigt, die Südhälfte, der Ewigkeits-Filz,fast zur Gänze zerstört. Nur ein etwazehn Hektar großer Rest im äußerstenSüden ist naturnah erhalten. Ein großerTeil ist überdies eingezäunt und unzu-gänglich; Beweidung mit Schafen, zeit-weiliger Einstau der alten Torfstiche undandere Faktoren haben zur weitgehendenZerstörung geführt.

Der Nordteil vom Seeleiten-See biszum Hochmoorrand ist etwas besser er-halten; hier gab es nur vereinzelt Torf-stich, der eingestellt ist. Das Gebiet wurdezur Streumahd genutzt. 1960 wurde imOsten bei Weichsee drainiert und dieFlächen in Fettwiesen umgewandelt.Einige Parzellen wurden auch mit Fichteaufgeforstet. Um weitere Aufforstungenzu stoppen, wurde 1963 bis 1965 eineFläche von zirka 100 Hektar vom LandOberösterreich angekauft, aber erst 20Jahre später zum Schutzgebiet erklärt.

Ein Mosaik vonLebensräumen

Die ursprüngliche Vegetation ist nichtmehr vorhanden; es handelt sich viel-mehr um ein Mosaik aus verschiedenenmehr oder minder naturnahen Sekundär-Gesellschaften, Verwachsungsstadien deralten Torfstiche mit lückigem Sekundär-Moorwald und Pflanzengesellschaftender ehemaligen Streuwiesen. Seit demEnde der Eingriffe vor nunmehr dreißigJahren ist das Moorwachstum wieder inGang gekommen. Die harten, vom Men-

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schen gesetzten Grenzen der Vegetations-einheiten beginnen zu verwischen. Be-merkenswert ist immer noch der Arten-reichtum des Gebietes, das hauptsäch-lich wegen der Massenvorkommen derBraunen Schnabelbinse und des Mittle-ren Sonnentaues bekannt geworden ist.Die großen Knopfbinsen-Wiesen mitAlpen-Wollgras sind freilich Geschichte,sie sind 1960 der Entwässerung zumOpfer gefallen. Nur beim Seeleiten-Seeist noch ein kleiner Rest erhalten. Damitsind auch die Orchideen weitgehend ausdem Gebiet verschwunden. Der Seeselbst ist mit nur etwa einem MeterTiefe sehr flach, die Ufer säumt einbreiter Teichrosen-Gürtel, im südlichanschließenden Ufermoor sind großeBestände des seltenen Schneid-Riedsvorhanden.

Die Zwergbirke, deren Vorkommenim Salzburger Moorteil (Waidmoos)zirka 1970 dem Torfstich zum Opfergefallen ist, wurde verpflanzt und hatsich seither gehalten. Ebenso konnte dieDrachenwurz, deren Vorkommen etwa1965 im Südteil erloschen ist, wiedereingebürgert werden.

MoorlehrpfadDas Gebiet ist durch einen Moorlehr-

pfad erschlossen. Dieser wird jedes Jahrvon zahlreichen Menschen begangen,die damit einen guten Einblick in dieMoorflora (nicht Vegetation – einenatürliche Moorvegetation ist nichtmehr vorhanden!) bekommen, allerdingsdie Tierwelt, besonders die Vögel, starkstören.

Das Gebiet ist heute nach mensch-lichem Ermessen gesichert, das Wasser-regime aber immer noch nicht ausrei-chend geregelt. Die Drainagen derWiesen am Ostrand reichen bis un-mittelbar an die Schutzgebiets-Grenzeheran; teilweise werden immer nochkleinere Gräben – sogar über Landes-besitz – gezogen. Am Südrand desSchutzgebietes wurde eine Kulturamerikanischer Heidelbeeren angelegtund eingezäunt, womit wieder eineFläche als verloren zu betrachten ist.Somit bleibt für die Zukunft noch eini-ges zu tun!

Neuntöter(Lanius collurio)

Foto: Limberger

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NATURA 2000- und Vogelschutzgebiet

ETTENAUGröße: 500 HektarBedeutendeLebensräume2 Hartholzau2 Erlen-Eschen-Auund Arten6 Silberreiher6 Wespenbussard6 Eisvogel6 Neuntöter6 Biber6 Huchen

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u Beginn des 19. Jahrhundertswaren die beiden Salzach-becken, Freilassinger und Titt-

moninger Becken, durch eine energie-und geschiebereiche Gewässerdynamikund somit durch eine breite, sich ständigverändernde Flusslandschaft geprägt.Heute präsentiert sich die Salzach ineinem relativ schmalen, zum Teil durchUfersicherungen eingeengten Flussbett,begleitet von meist forstwirtschaftlichgenutzten Auwaldresten. Bedingt durchdie Eintiefung der Salzach und die damitverbundene Absenkung des Grund-wasserspiegels gehen auch die letzten

Auwälder zunehmend verloren. Um siezu erhalten, wurde ein Managementplanerarbeitet, der die waldbauliche Behand-lung der Wälder nach naturschutzfach-lichen Kriterien gewährleistet. Auch dieHangwälder werden einer naturverträg-lichen Bewirtschaftung zugeführt.

Die WälderDie Auwälder der Ettenau werden von

den Hochwässern der Salzach nochimmer in ihrer Entwicklung beeinflusst.Zahlreiche Kleingerinne, die der Salzachvon den Hängen zufließen, speisen auchden Grundwasserkörper entlang desFlusses. So blieb der Anschluss der Auan das Grundwasser trotz der Eintiefungerhalten. Im Gegensatz dazu fehlen dieseHangwässer auf der bayerischen Seiteder Salzach. Die Grundwasserabsenkungkann dort auf natürlichem Weg nichtabgeschwächt werden. Die Entwicklungder weichen zur harten Aue wird so be-schleunigt.

Die natürlichen Auwaldgesellschaftender flussnahen Niederungen sind aufregelmäßige Überschwemmungen ange-wiesen. Durch diese ständig wechseln-den Lebensbedingungen (Hochwässer,

Pionierstandorte, Trockenperioden...)zählen sie zu den vielfältigsten Lebens-räumen Mitteleuropas. Die Ettenaubietet im Vergleich zu anderen salzach-begleitenden Auwäldern ein hohes Maßan typischen Strukturen, die mit verhält-nismäßig geringem Aufwand zu fastursprünglicher Vegetation zurückgeführtwerden könnten. Nach der Eintiefungdes Flusses entwickelten sich an denSteilabfällen der höher liegendenTerrassenlandschaften Hangwälder. ImGegensatz zu den Auwäldern wurdensie nur mäßig intensiv genutzt, wodurchhier zum Großteil noch natürliche bzw.naturnahe Waldbestände vorhandensind. Auffallend ist der für mitteleu-ropäische Verhältnisse ungewöhnlicheReichtum an verschiedenen Holzarten.

Die WiesenDer Bereich der Schwaigau ist durch

die feuchtigkeitsliebenden und orchideen-reichen (zum Beispiel: Helmknabenkraut,Breitblatt-Fingerknabenkraut, Zwei-blatt...) Wiesentypen bemerkenswert.Die Flächen, die fast jährlich über-schwemmt werden, sind vorwiegend mitGroßseggengesellschaften und Hoch-staudenfluren bewachsen. Die verschie-denen Pflanzengesellschaften sind in sichstark verzahnt, weil bereits wenige Zenti-meter Höhenunterschied des Bodensdarüber entscheiden, wie lang nach denÜberflutungen Wasser auf diesenFlächen steht.

An einigen Wegabschnitten des an derSalzach führenden Treppelweges und ansüdseitigen Dammböschungen findetman auch noch Halbtrockenrasen.

Die Vogelwelt der EttenauZu den weltweit bedrohtesten Vogel-

arten zählt der in der Ettenau brütendeWachtelkönig. Dem nachtaktiven Vogelbietet dieses Gebiet mit seiner starkstrukturierten Landschaft, dem Wechselzwischen extensiv genutzten Wiesen,Wäldern und Gewässern einen idealenLebensraum. Aber auch andere Vogel-arten, wie zum Beispiel der Weiß- undSchwarzstorch, der Wanderfalke odergar der Fischadler verweilen bei ihremDurchzug im Ettenauer „Revier“.

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Feuchtwieseunweit Schwaig

Foto: Strauß-Wachsenegger

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NATURA 2000- und Vogelschutzgebiet

UNTERER INNGröße: 870 HektarBedeutende Lebensräume2 Erlen-Eschen-Auund Arten6 Eisvogel6 Uhu6 Schwarzspecht6 Nachtreiher6 Fluss-Seeschwalbe6 Goldregenpfeifer6 Biber6 Fischotter6 Huchen6 Gelbbauchunke

enus, den Schäumenden, sonannten die Römer den wasser-reichsten Alpenfluss, den Inn.

Von der österreichisch-bayerischen Gren-ze bei Kiefersfelden bis Passau überwin-det er ein Gefälle von 160 Metern.

Noch im 18. Jahrhundert bildete derInn ein verzweigtes Fluss-System. ZurLandgewinnung und Hochwasser-sicherung wurde er im 19. Jahrhundertbegradigt. Man zwängte sein weit ver-zweigtes Bett in eine feste Rinne undrodete Wälder auf fruchtbaren Auböden.Der Fluss begann sich einzutiefen. Der

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Grundwasserspiegel sank. Den Au-wäldern wurde die Lebensgrundlage ent-zogen. Der Ausbau der Wasserwirtschaftbeendete die Sohlerosion, stabilisiertedie Grundwasserverhältnisse und ließdurch gezielte Anhebung des Wasser-stands neue Lebensräume entstehen.Die Staudämme der letzten vier Kraft-werke vor der Donaumündung wurdenden natürlichen Ufern so gut wie mög-lich angepasst.

Innerhalb der Staubereiche herrschtensehr günstige Bedingungen für eine na-türliche Biotopentwicklung vor. Es ent-stand ein Fließgewässer-Ökosystem be-sonderer Art. Dies hängt mit der außer-ordentlich großen Menge an feinstenSchwebstoffen (Gletschermilch) zusam-men, die der alpine Fluss in den Som-mermonaten mit sich führt.

Die Schwebstoffe, im Wesentlichenfein zerriebenes Urgesteinsmehl, gebendem Inn das typisch trübe Aussehen.Sie verhindern, dass Licht in die Tiefevordringt und beschränken so das Pflan-zenwachstum.

Nur in flachen, strömungsgeschütztenBuchten und in Jahren ohne früh ein-setzendes Hochwasser können sichgrößere Bestände von Wasserpflanzenentwickeln.

Der Inn – einVogelparadies

Wenige Kilometer vor der Mündungin die Donau bei Passau entstand einVogel- und Naturparadies aus Menschen-hand, das sich im Laufe der Jahrzehntezu einem der größten und bedeutend-sten Brut-, Rast- und Überwinterungs-gebiete für eine Vielzahl von Wasser-vögeln in Europa entwickelt hat. Durchden Aufstau wurde die Strömungsge-schwindigkeit verringert. Ein Großteilder Schwebstoffe wird in den Stauräu-men ablagert. Bereits nach ungefähr zehnJahren tauchten aus den anfänglich rundzehn bis zwölf Meter tiefen Stauseen dieersten Schlickbänke auf.

Schon bald entdeckten die Vögelden Nahrungsreichtum und die gutenBrutmöglichkeiten auf den Verlandungs-gebieten. In dem streng geschütztenGebiet wurden bis heute über 300Vogelarten beobachtet, von denen dieHälfte auch alljährlich hier brütet. Fürviele Strand- und Wasserläuferartenbieten die jungen vegetationsfreienSchlickbänke optimale Rast- und Nah-rungsplätze.

Die exponierte geographische Lageam Alpenrand, die Dynamik des Fluss-systems und die reich strukturierten Bio-tope der Staustufen machen den UnterenInn zu einem der nach Arten- und In-dividuenzahl bedeutendsten Lebens-räume für Vögel im mitteleuropäischenBinnenland.

Das LIFE-Natur-ProjektBereits in den 70er-Jahren wurden so-

wohl in Bayern als auch in ÖsterreichNaturschutzgebiete eingerichtet, die Inn-auen sind ein bedeutendes Feuchtgebietgemäß der Ramsar-Konvention und ein„Europareservat“.

1998 startete das EU-LIFE-Natur-Projekt „Unterer Inn mit Auen“, dasvon Bayern und Oberösterreich gemein-sam getragen und abgewickelt wird. Diegrenzübergreifende Idee von Natura2000 kann hier modellhaft verwirklichtwerden, denn Ökosysteme über poli-tische Grenzen hinweg zu managen undin engster Kooperation zu verwalten istein neues Ziel.

Weiche Au amUnteren Inn

Foto: Limberger

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NATURA 2000- und Vogelschutzgebiet

OBERES DONAUTALGröße: 700 HektarBedeutendeLebensräume2 Hainsimsen-Buchenwald2 Labkraut-Eichen-Hainbuchen-Wald2 Schlucht- und Hangmischwälder2 Silikatfelsen mit Felsspalten-

und Pioniervegetationund Arten6 Schwarzstorch6 Wespenbussard6 Uhu6 Kammmolch6 Gelbbauchunke

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as Engtal der Donau zwischenPassau und Aschach, auchoberösterreichischer Donau-

durchbruch genannt, zeichnet sich so-wohl durch seinen landschaftlichen Reizals auch durch seine in weiten Teilenäußerst naturnahe Vegetation und bio-logische Vielfalt aus. Es hat sich dorteine Pflanzen- und Tierwelt erhalten, diesonst in Oberösterreich kaum in dieserFülle auf so engem Raum zu finden ist.

Durchwandert man einen Hang vonunten nach oben, begegnet man zuersteinem frischen, nährstoffreichen Eichen-Hainbuchen-Wald, in dem neben Berg-ahorn, Esche und TraubenkirscheCharakterpflanzen wie Wald-Labkraut,Goldnessel, Haselwurz, Leberblümchenund als Besonderheit das Alpen-Veilchenvorkommen. An den sonnigen Wald-rändern ist meist ein dichter Strauch-mantel aus Weißdorn, Kreuzdorn, Trau-benholunder, Hasel und Feldahorn aus-gebildet. Als Besonderheit ist hier diePimpernuss anzutreffen.

Je weiter man nach oben steigt, um sotrockener und nährstoffärmer wird derBoden. Die Eichen nehmen an Häufig-keit zu, auch die Buche tritt verstärktauf und gewinnt gegen die oberen Hang-zonen deutlich die Oberhand.

Felskanzeln – eintypisches Element

Häufig treten in den Hängen ausge-prägte Felsrippen, -bänder und -burgenzutage. Sie bestimmen wesentlich dasLandschaftsbild des Donautales und

gelten als botanische und zoologischeLeckerbissen. Ausgeprägte Trockenheit,Wärme und Flachgründigkeit der Bödensind die prägenden Standortmerkmale.Der typische Waldtyp ist der Geißklee-Traubeneichen-Wald: SchwarzwerdenderGeißklee und die für Oberösterreichrelativ seltene und auf klimatisch begün-stigte Standorte beschränkte Trauben-eiche sind die namensgebenden Charak-terarten. Dazu kommen Färber- undDeutscher Ginster, Filzrose sowie alsRarität an einigen wenigen Stellen dieElsbeere. Je extremer und ausgeprägterdie Felsen werden, umso mehr geht derEichenwald in einen Rotföhrenwald über.Nur mehr wenige Arten können dieseVerhältnisse ertragen: Zitterpappel, Birke,einzelne krüppelig wachsende Buchen,Zwergsträucher wie Besenheide undHeidelbeere dominieren das Bild. Eshandelt sich um einen von Natur ausartenarmen Wald, wobei Artenarmutrelativ ist: die Felsen und der Rohhumus-boden sind dicht mit Flechten undtrockenheitsresistenten Moosen bewach-sen. Am auffälligsten ist die mit warzigenPusteln übersäte Krötenflechte, die aufsenkrechten, stark besonnten Felswändentypisch ist. Eingestreut in dieses Fels-gelände sind immer wieder sonnige,extrem flachgründige Felsbänder mitFelsrasen. Aber auch für die Tierweltsind diese Standorte von Bedeutung:Äskulapnatter, Zaun- und Smaragdeid-

echse und sind immer wieder zu beob-achten. Die Felskanzeln sind ideale Brut-plätze für den Uhu.

Die BlockhaldenAls landschaftliche und ökologische

Besonderheiten ersten Ranges könnendie in den Hang eingestreuten, unbewal-deten Blockhalden gelten. Wahrschein-lich handelt es sich um eiszeitliche Bil-dungen: Durch ständigen Frostwechselwurden ursprünglich vorhandene Fels-burgen zersprengt und sind in sich zu-sammengestürzt. Die meisten dieser„Blockmeere“ zeigen keine Tendenzzuzuwachsen. Die tiefen Höhlen undSpalten verhindern die Bodenbildung.Am Rand stehen wärmeliebendeSträucher wie Berberitze, Pimpernuss,Weiß-, Schleh- und Kreuzdorn. TypischeBaumart, die diese Bedingungen ambesten verträgt, ist die Sommer-Linde.

Deutlich abgehoben von den ausge-dörrten, sonnendurchfluteten Südhängenpräsentieren sich die tief eingeschnitte-nen Seitentäler und Schluchten, welchedie Donauhänge immer wieder unter-brechen. Der Anblick mächtigerEschen-, Bergahorn-, Berg- und Flatter-ulmenbäume vermittelt den Eindruck ineinem Urwald zu stehen. Viele toteBaumstämme, stehend oder liegend,verstärken dieses Gefühl. Das Klima isthier ausgeglichen, die Luftfeuchtigkeithoch.

Der Predigtstuhl beiHinteraigen mit Föhren-Eichen-Wäldern

Foto: Limberger

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Vogelschutzgebiet

UNTERE TRAUNGröße: 2.100 HektarBedeutende Lebensräume2 Hartholzau2 Erlen-Eschen-Au2 Pfeifengraswiesenund Arten6 Schwarzstorch6 Rohrweihe6 Wespenbussard6 Blaukehlchen6 Schwarzspecht6 Nachtreiher6 Gänsesäger6 Frauenschuh

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as Engtal der Traun von Gmun-den bis Wels ist charakterisiertdurch natürliche Flussabschnitte

und Laubmischwälder an den talbegren-zenden Einhängen. An Stellen, wo dieTraun den Hangfuß untergraben kann,kommt es zur Bildung von Schotter-rutschungen oder Konglomeratwänden,die von dealpiner Trockenvegetationbewachsen sind. Die Austufe erweitertsich zwischen Lambach und Wels, derFluss ist hier seit der Jahrhundertwendereguliert. Beidseitig der Traun bestehtein bis zu 700 Meter breiter Auwald-streifen, flussfern schließen Kulturlandmit alten Obstkulturen und in jüngererZeit vermehrt Grünbrachen an. Diebegrenzenden Talhänge sind von natur-nahen Laubmischwäldern bestanden.Die ornithologische Bedeutung diesesGebietes beruht auf Brutvogelarten derFließgewässer und der stehenden Ge-wässer mit ihren Verlandungszonen,Arten naturnaher Laubmischwälder unddes Kulturlandes.

Lebendiger Fluss –lebendige Au

Der Gänsesäger, eine Entenart derFließgewässer, qualifiziert mit 30 Brut-paaren – dem konzentriertesten Auf-treten dieser Art in Österreich – dasGebiet als Feuchtgebiet von internatio-naler Bedeutung nach der Ramsar-Konvention. Weitere bedeutende Brut-vogelarten der Fließgewässer sind derFlussuferläufer in einem der größten

Vorkommen in Österreich und der Eis-vogel. In den letzten Jahren wurde ver-einzelt die Fluss-Seeschwalbe, ein Brut-vogel ausgedehnter störungsfreier Kies-bänke an größeren Flüssen niedererLagen beobachtet. In den Feuchtgebietender Aulandschaft hat die Schellente ihrerstes dauerhaftes Brutgebiet in Öster-reich besiedelt.

Im Auwald brüten mehrere gefährdeteGreifvogelarten, darunter der Schwarz-milan und die Rohrweihe. Weitere Greif-vogelarten, die im Gebiet bemerkens-wert dichte Bestände aufweisen, sind derBaumfalke und der Wespenbussard.Letzterer unterstreicht zusammen mitzumindest fünf vorkommenden Specht-arten und der in Schwarzspechthöhlenbrütenden Hohltaube die Bedeutung dernaturnah verbliebenen Laubmischwälder.1985 konnte erstmals seit den 30er-Jahren in Österreich ein balzendes Fisch-adlerpaar beobachtet werden.

SchottergrubenDie Schottergruben in den Traunauen

beinhalten vorübergehend Lebensräume,die der unregulierten Flusslandschaftentsprechen, wie schütter bewachseneKiesflächen, Weidengebüsch oder ver-

landende stehende Gewässer. In diesenLebensräumen sind die höchstenDichten an gefährdeten Brutvogelartenanzutreffen.

Das Kulturland Charakteristische Arten des Kultur-

landes sind unter vielen anderen derGrünspecht, der Gartenrotschwanz undder unmittelbar vor dem Verschwindenstehende Wendehals in den verbliebenenObstgärten. Turteltaube, Neuntöter oderSchwarzkehlchen finden innerhalb desGebiets letzte Rückzugsgebiete vor.

Die langfristige Sicherung des Gebietshängt unter anderem von folgendenMaßnahmen ab:2 Renaturierung der verbliebenen Fließ-

streckenabschnitte der Traun zwischenLambach und Wels,

2 Extensivierung der Nutzung inKulturlandflächen,

2 Abstimmung menschlicher Freizeit-nutzung mit dem Vogelschutz und

2 Einbindung der im IBA (ImportantBird Area) enthaltenen Schottergrubenin das SPA (Special Protection Area –Vogelschutzgebiet) inklusiveGestaltung derselben nach den An-sprüchen der Vogelarten.

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Unteres Trauntal,Almspitz

Foto: Archiv Biologie-zentrum der Stadt Linz

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NATURA 2000-Gebiet

UNTERES TRAUNTALGröße: 300 HektarBedeutendeLebensräume2 Hartholzau2 Halbtrockenrasen2 Pfeifengraswiesenund Arten6 Kamm-Molch6 Gelbbauchunke6 Frauenschuh6 Hummel-Ragwurz6 Fliegen-Ragwurz6 Schwertblatt-Waldvögelein6 Sumpf-Stendelwurz

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as Gebiet umfasst fünf Teil-flächen entlang der Traun zwi-schen Lambach und Linz.

HeißländenDie wohl bedeutendsten Lebensräume

sind die sogenannten „Heißländen“.Diese entstanden vor allem am linkenTraunufer an jenen Stellen, die hochüber dem Grundwasserspiegel liegenund von Schotter überlagert wurden.Diese Lebensräume waren schon vorder Traunregulierung um die Jahrhun-dertwende vorhanden. Sie konnten sichallerdings flächenmäßig ausweiten, dasich der Fluss durch die Regulierungtiefer in sein Bett eingrub. Auf den sehrtrockenen Standorten entwickelten sichüberaus artenreiche Rasengesellschaften,die nur locker durch Bäume und Sträu-cher überschirmt sind. Hier gedeihenzwölf Orchideenarten, unter anderemdie Hummel-Ragwurz, die in Oberöster-reich nur auf den Heißländen zwischenLambach und Linz vorkommt. Auchandere seltene Arten sind hier zu finden– zum Beispiel Fransen-Enzian, RauerEnzian, Feuer-Lilie oder Dunkle Akelei.

Meist sind die Heißländen eng mitdem umliegenden Auwald verzahnt. Beiden Übergangsbereichen muss es sichhäufig um die erstbesiedelten Verlan-dungsstadien entlang des Flusses gehan-delt haben. Dies ist am Auftreten derLavendel-Weide abzulesen, einer Weiden-art, die in der Regel als Erstbesiedler aufjungen Anlandungen zu finden ist.

Die Einzigartigkeit der Heißländen

kommt auch dadurch zum Ausdruck,dass vergleichbare Lebensräume imWesten erst wieder an der Isar, im Ostenan der Ybbs in Niederösterreich auf-treten. In Oberösterreich selbst findensich Heißländen in dieser Form lediglichan der Unteren Traun und der UnterenAlm.

EschenauJene Flächen, die kaum überflutet,

aber doch gut wasserversorgt sind,werden meist von der Eschenau einge-nommen. Auffallend ist der hohe Arten-reichtum an Sträuchern aber auch

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krautigen Pflanzen. Dies verleiht denWäldern zu jeder Jahreszeit eine un-verwechselbare Prägung. Sind es imFrühjahr etwa Blaustern, Gelbstern undLerchensporn, so blühen gegen denSommer hin Türkenbundlilie, Helm-Knabenkraut und Geflecktes Knaben-kraut.

Da große Teile der Eschenau nichtoder nur sporadisch genutzt werden, istder Anteil an Alt- und Totholz hoch.Somit kommt diesem Waldtyp – auchwegen seiner Großflächigkeit – großeBedeutung für die Vogel- und Insekten-welt zu.

Der Frauenschuh(Cypripedium calceolus)ist eine Orchideenart,die auf Grund ihrescharakteristischenErscheinungsbildesleicht erkannt werdenkann.

Foto: Strauch

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NATURA 2000- und Vogelschutzgebiet

TRAUN-DONAU-AUENGröße: 600 HektarBedeutende Lebensräume2 Hartholzauund Arten6 Eisvogel6 Blaukehlchen6 Rohrweihe6 Neuntöter6 Biber6 Gelbbauchunke6 Rotbauchunke6 Kamm-Molch

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gewiesen werden. Überregional bedeut-same Vorkommen der Krebsschere,Wasserfeder, Sumpf-Wolfsmilch undSchwanenblume unterstreichen die Be-deutung für die Wissenschaft. Hier lebenRingelnatter, Laubfrosch, Springfrosch,Wasser- und Bartfledermaus, 47 Brut-vogelarten, darunter 14 Arten gemäßAnhang 1 der Vogelschutzrichtlinie, 44regelmäßig vorkommende Zugvogelar-ten, die ebenfalls im Anhang 1 genanntsind. Zwei Besonderheiten unter denAmphibien – die Rotbauchunke (erstkürzlich neu für Oberösterreich nachge-wiesen!) und die Knoblauchkröte – sindin der Au zu Hause. Auch der Biber,eine im Anhang 2 der FFH-Richtliniegenannte Säugetierart, hat sich bereitsheimisch gemacht: Seit einigen Jahrensind seine Lebensspuren in Form ange-nagter und umgelegter Bäume amMitterwasser unübersehbar, ein großerBau am Wasser zeugt davon, dass ersich sesshaft gemacht hat.

Schutz heißt nicht StillstandDie Naturkundliche Station erarbeitete

ein Auwaldschutzkonzept, das die weitereEntwicklung und ökologische Optimie-rung des Gebietes sicherstellen soll.

Mitterwasser mitgelber Teichrose

Foto: Schwarz

ie Auwälder an Traun undDonau stellen im intensiv ge-nutzten Zentralraum den einzi-

gen größeren, noch einigermaßen zu-sammenhängenden Wald der Niederun-gen dar. Zwar fehlen die regelmäßigenÜberschwemmungen weitgehend unddamit die dynamischen Effekte, die dasWesen einer Aulandschaft ausmachen.Auch wurde der Waldbestand durchintensive Forstwirtschaft stark verändertund mehrere Strassentrassen durchtren-nen den Raum. Dennoch handelt essich bei den Traun-Donau-Auen aufLinzer Stadtgebiet immer noch um einin wesentlichen Teilbereichen arten-reiches, naturnahes Ökosystem.

Die Au erfüllt wichtige Ausgleichs-funktionen im Großstadtraum, vor allemhinsichtlich Luft und Wasser, sie ist einbedeutender Naherholungsraum sowieLern-, Spiel- und Abenteuerparadies fürKinder. Auch für unsere tierische undpflanzliche Mitwelt bietet der Wald amWasser viele Lebensmöglichkeiten.

Im Rahmen eines seit mehr als 15Jahren laufenden Auwaldforschungs-projektes der Naturkundlichen Stationder Stadt Linz konnte eindrucksvollbelegt werden, dass es sich um einenäußerst hochwertigen Refugialraum fürviele seltene und bedrohte Arten handelt– und das vor den Toren einer großenStadt bzw. in unmittelbarer Nähe zu denHochöfen und Schlackenhalden derVÖEST!

Im Rahmen der Biotopkartierungkonnten 593verschiedene Gefäßpflanzen-arten (davon 53 Rote Liste-Arten) nach-

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Darin ist die sukzessive Umwandlungder standortfremden Hybrid-Pappel-Monokulturen in naturgemäße Auwald-gesellschaften genauso enthalten wiePlanungen für eine Wiederdotierung vonAuengewässern, Anlage von Klein-gewässern und Artenschutzprojekte wiedie Erhaltung der Schwarz-Pappel.

Im Nahbereich der Traun-Donau-Auen entsteht ein großes Stadterweite-rungsprojekt, die Solar City Pichling.Um den zu erwartenden Nutzungsdruckauf die benachbarte Au zu minimieren,wurden seitens der Stadt Linz umfang-reiche Begleitmaßnahmen initiiert undteilweise bereits umgesetzt: So wird dasMühlbachsystem des Aumühlbaches aufeiner Länge von vier Kilometern reak-tiviert. Der Kleine Weikerlsee wird ver-größert und als Naherholungszone undBadesee entwickelt. Auf dem Geländedes ehemaligen Truppenübungsplatzesder Kaserne Ebelsberg entsteht ein „Au-wald-Ökopark“ als Bestandteil einesBesucherlenkungskonzeptes, in demauch ein Lehrpfad über die Ökologieder Traun-Donau-Auen integriertwerden soll. Naherholungsansprüchewerden so mit den Zielen des Natur-schutzes in Einklang gebracht.

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NATURA 2000- und Vogelschutzgebiet

TAL DER KLEINEN GUSENGröße: 250 HektarBedeutendeLebensräume2 Erlen-Eschen-Au2 feuchte Hochstaudenflurund Arten6 Haselhuhn6 Uhu6 Schwarzspecht

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naher Ausformung begleitet. Im An-schluss an die Wiesenflächen (nur seltenÄcker) folgen Taleinhänge, die vereinzeltvon naturnahen Eichen-Hainbuchen-wäldern und Buchenwäldern beherrschtwerden.

Die Schwarzerlen-Eschen-Wälder, ganzgenau eigentlich die „BachbegleitendenHainmieren-Eschen-Schwarzerlen-Wäl-der“, sind europaweit selten und daherin der FFH-Richtlinie als prioritär ein-gestuft. In Oberösterreich kommt diesePflanzengesellschaft relativ häufig anFließgewässern vor, die hohe Wertigkeitergibt sich erst im Lichte eines kohären-ten europaweiten ökologischen Netzesbesonderer Schutzgebiete.

Das Tal der Kleinen Gusen wird dem-

nächst als Vogelschutzgebiet nominiert.Bislang konnten neun Vogelarten desAnhanges 1 der Vogelschutzrichtlinienachgewiesen werden. Darüber hinausist auch das Vorkommen von Fischotter,Gelbbauchunke und Koppe erwähnens-wert.

Obwohl eine Reihe anderer Mühl-viertler Fließgewässer in Teilbereichenähnliche Qualitäten aufweisen, ist dieKleine Gusen samt der angrenzendenTalräume mit ihrer speziellen Aus-prägung und der weitreichenden, un-verbauten Landschaft doch etwasBesonderes, so dass aus naturschutz-fachlicher Sicht die Erhaltung diesesLebensraumes unumgänglich ist.

Blick von Unterweiters-dorf nach Norden

Foto: Scheurecker, frei-gegeben vom BMLV

wischen Unterweitersdorf undHirschbach fließt die KleineGusen weitgehend unreguliert

durch großteils unverbaute Zonen.In sehr großen Abschnitten wird sie

hier von prioritären Schwarzerlen-Eschen-Wäldern in besonders natur-

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NATURA 2000-Gebiet

TANNER MOORGröße: 122,3 HektarBedeutende Lebensräume2 lebende Moore2 Borstgrasrasenund Arten6 Raufußkauz6 Sperlingskauz6 Moorente6 Haselhuhn6 Birkhuhn

Seite 19Naturschutzbund

früherer Entwässerungsversuche.Der Bergkiefernfilz kann als eine der

häufigsten Gesellschaften unserer Hoch-moore bezeichnet werden. Es handeltsich hierbei um eine Übergangsgesell-schaft zwischen Waldflächen und demoffenen Hochmoor. Bei zunehmenderTrockenheit des Moorkörpers kann sichder Bestand schließen, auch Fichtendringen ein. Im Mühlviertel sind halb-aufrechte Formen der Bergkiefer häufi-ger als die niedrigen, strauchförmigenLatschen.

Unter dieser ziemlich dichten „Ge-hölzdecke“ oder in Lücken existierenandere Pflanzen des Hochmoores wieRauschbeere, Moosbeere, Rosmarin-heide oder Scheidiges Wollgras. Auchder bei uns überaus seltene Sumpf-Porstwird aus dem Tanner Moor dokumen-tiert, wenngleich aus neuerer Zeit keineBestätigungen dieses Fundes mehr vor-liegen. Diese Art wird in der Roten Listegefährdeter Farn- und BlütenpflanzenOberösterreichs als „stark gefährdet“eingestuft.

EntwässerungsgräbenMassive Entwässerungsgräben im

Süd- und Südostteil des Tannermooreserweisen sich für den Wasserhaushalt

und die Vegetation des Moores als über-aus problematisch. Der ableitendeGraben mündet in den Rubner Teich,welcher außerhalb des Naturschutz- undNatura 2000-Gebietes liegt. Sperren indiesen Gräben – einige existieren bereits– können die hydrologische Situationzwar verbessern, es ist aber mit den unsderzeit zur Verfügung stehenden Mittelnnicht möglich, den „Urzustand“ wiederherzustellen.

Das Tanner Moor zählt zu den größ-ten österreichischen Mooren. Es ist einin Teilbereichen touristisch gut erschlos-senes Naturschutzgebiet. Auch wenn esim Interesse des Naturschutzes liegt, dieSchutzwürdigkeit und Besonderheitderartiger Lebensräume einer breitenÖffentlichkeit zu präsentieren und zuerklären, müssen Bedenken gegenübereiner allzu intensiven „Vermarktung“angebracht sein. Wesentlicher Faktordes Naturschutzes ist immer noch derSchutz und die Bewahrung natürlicherund naturnaher Ökosysteme, von denender Mensch zwar nicht prinzipiell aus-geschlossen sein kann, im Gegenzugaber auch nicht in zu hohem Maße Be-sitz ergreifen soll.

Einer der wenigenwaldfreien Bereichedes Tanner Moores

Foto: Brands

üdöstlich von Liebenau liegt dasTanner Moor inmitten vonFichtenforsten. Die Vegetation

ist überaus einheitlich und entsprichtnicht dem Bild, welches ein Besuchervon einem Hochmoor erwarten würde.Von weiten Torfflächen mit spezifischerMoorvegetation, durchsetzt von wasser-führenden Schlenken und etwas höhergelegenen Bulten, kann hier nicht dieRede sein. Vielmehr findet der Besuchergrößtenteils eine weitestgehend geschlos-sene Waldfläche vor. Praktisch das ge-samte Moor ist mit einem recht ein-heitlich wirkenden Kieferndickicht be-wachsen. Halbaufrechte, mehrstämmigeFormen dominieren. Vermutlich istdiese einheitliche Bestockung eine Folge

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NATURA 2000- und Vogelschutzgebiet

MALTSCHGröße: 530 HektarBedeutendeLebensräume2 Erlen-Eschen-Au2 Hainsimsen-Buchenwald2 Hochstaudenflurenund Arten6 Wachtelkönig6 Birkhuhn6 Eisvogel6 Schwarzstorch6 Grauspecht6 Luchs6 Fischotter6 Flussperlmuschel6 Großer Ameisenbläuling

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unterschiedlich breiten Uferbegleitflä-chen. In den vom Menschen intensivgenutzten Abschnitten nahe dem Orts-zentrum von Leopoldschlag und bei derLexmühle wurde die Schutzzone unter-brochen.

Das morphologisch über weite Stre-cken intakte Fließgewässers selbst, dasVorkommen von Flussperlmuschel undFischotter, die Lebensräume bedrohterVogelarten nach der EU-Vogelschutz-richtlinie wie Wachtelkönig, Birkhuhn,Haselhuhn, Neuntöter, Schwarzspechtund andere sowie die begleitenden Bürst-lingsrasen und Feuchtwiesen sind dieherausragendsten Schutzgüter. An ihrenLebensraumansprüchen orientiert sichdie Abgrenzung.

Darüber hinaus finden sich eine ganzeReihe von naturkundlichen Besonder-heiten an der Maltsch. Die letzte ober-österreichische Flussniederung, in derenÜberschwemmungswiesen die Bekassinenoch regelmäßig brütet, liegt bei Leo-

poldschlag. Hier kommt die extrem sel-tene Sumpfschrecke ebenso vor wie be-drohte Schmetterlings- und Libellenar-ten (zum Beispiel die Gelbe Keiljungfer).

Ein ornithologisches Juwel stellt dereuropaweit gefährdete Wachtelkönig dar.Zwischen vier und zehn rufende Wach-telkönig-Männchen waren in den letztenFrühjahren hier präsent. Sie sind Teileiner regionalen Population, die im ober-österreichischen Teil des Freiwaldes 1999aus bis zu 40 Wachtelkönigen bestand.Entscheidendes für den Schutz dieserseltenen Art kann Oberösterreich derzeitnur in diesem Gebiet leisten.

Naturschutz ist grenzüberschreitend

Seit 1999 hat der WWF mit Unter-stützung der Naturschutzbehörde dasFischereirecht des Maltsch-AbschnittesMardersbach bis Eisenhuterbach ge-pachtet. Es sollen hier die Vorausset-zungen geschaffen werden, Flussperl-muschel- und Fischotterschutz abseitsfischereiwirtschaftlicher Sachzwängeentwickeln zu können.

Ein Ziel des Interreg II-ProjektesGREVOLATO des WWF ist es, dieZiele des Naturschutzes im Bewusstseinder Verantwortlichen in den Gemeindenbesser zu verankern. Den Gemeindenwerden neue Vorschläge unterbreitet,wie die lokalen Naturschutzziele bessermit jenen der Landschaftserhaltung unddes sanften Tourismus verknüpft werdenkönnen.

Auch in Tschechien laufen einigeNaturschutzprojekte. So soll ein groß-flächiger Naturpark „Novohradske hory“eingerichtet werden. In der Maltsch wirdzwischen dem ehemaligen ZollhausSandl und Felberbach ein Flussperl-muschel-Schutzprojekt betrieben.

Das Leben am ehemaligen eisernenVorhang wird sich stark ändern, ob wires wollen oder nicht. Der Schutz derMaltsch samt vielen begleitenden Pro-jekten und Maßnahmen, die der Be-völkerung vor Ort dienen, sollte einParadebeispiel dafür werden, wie dasZusammenwachsen einer jahrzehntelanggetrennten Region nach eigenen Kräftenpositiv gestaltet werden kann.

Maltsch beiLeopoldschlag

Foto: Uhl

as Gebiet erstreckt sich entlangder Maltsch zwischen der Ort-schaft Hacklbrunn bei Sandl

und der Einmündung des Eisenhuter-baches bei Leopoldschlag. Als Schutz-gebiet gilt der Flusslauf selbst und seine

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NATURA 2000-Gebiet im Planungsstadium

WALDAIST - NAARN

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ls 16. Gebiet sollen die Talland-schaften von Waldaist (Gugu bisnördlich Hohensteg) und Kleiner

Naarn bzw. Naarn (Unterweißenbachbis Perg) nominiert werden.

FlussperlmuschelDie Waldaist beherbergt die bedeu-

tendsten Bestände der Flussperlmuschelin Oberösterreich. Diese Großmuschelwar in den kühlen, kalkarmen BächenZentraleuropas zu Beginn des Jahrhun-derts noch massenhaft vorhanden. DieSchmuckperlen zierten zahlreiche Kunst-gegenstände, so auch die österreichischeKaiserkrone. Durch übermäßige Entnah-me, aber auch durch äußere Einflüsse,gingen die Bestände in den letzten Jahr-zehnten stark zurück. In vielen GebietenEuropas sind die Vorkommen erloschen.Die Restbestände im nördlichen Nieder-und Oberösterreich sind in ihrem Fort-bestand bedroht, können aber durchgeeignete Maßnahmen gerettet werden.

Die Flussperlmuschel hat einen sehrlangen Entwicklungszyklus. Zunächstleben die Glochidien (Larven) einigeMonate an den Kiemen der Bachforelle.Die Jungmuscheln fallen ab und ver-bringen die nächsten Jahre im Porenraumunterhalb der Bachsohle. Erst nach zirkafünf Jahren kehren die Muscheln an dieSedimentoberfläche zurück und errei-chen nach weiteren 10 bis 15 Jahren dieGeschlechtsreife.

Die meisten noch vorhandenen Po-pulationen leiden an einer starken Über-alterung. Durch die geänderte Bewirt-schaftung im Umland wird mehr Fein-material in das Bachbett eingetragen.Dadurch werden die Hohlräume imBachbett verlegt, die Jungmuscheln er-sticken oder verhungern. Auch der Be-satz mit Regenbogenforellen wirkt sichnegativ aus, da sich auf diesen keineGlochidien entwickeln.

Es wird nun versucht, durch kontrol-lierte Nachzucht in Muschelgärten und

entsprechende Bewirtschaftung desUmlandes diese Art langfristig im Mühl-viertel zu erhalten.

AmeisenbläulingNeben diesem Juwel kommen entlang

der Bachläufe und auf den angrenzenden,oftmals extensiv genutzten Wiesen zahl-reiche andere, in den Anhängen der EU-Richtlinien genannte Arten vor. EineRarität sind etwa der Große und derDunkle Ameisenbläuling.

Diese Schmetterlinge brauchen fürihre Entwicklung nicht nur den Wiesen-knopf als Futterpflanze, sondern auchbestimmte Ameisenarten, in derenNestern ihre Raupen leben. Nur wennbeide Elemente auf kleinstem Raumnebeneinander vorhanden sind, könnendie Ameisenbläulinge überleben.

Frühling ander Waldaist

Foto: Limberger

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Fliegenragwurz(Ophris insectifera)

Foto: Limberger

Life-Natur

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iel dieses Förderungsprogram-mes ist eine finanzielle Unter-stützung bei der Umsetzung der

beiden Richtlinien. Voraussetzung ist dieNominierung des Projektsgebietes alsNatura 2000- oder Vogelschutzgebiet.

Was kann gefördert werden?2 Naturschutzvorhaben, die dazu bei-

tragen, natürliche Lebensräume undPopulationen von Arten in einemgünstigen Erhaltungszustand zu er-halten oder wieder herzustellen

Begleitmaßnahmen2 „Starthilfe“ zur Vorbereitung von

Vorhaben mit Partnern aus ver-schiedenen Mitgliedstaaten

2 „Kooperationsmaßnahmen“ zumErfahrungsaustausch zwischen ein-zelnen Vorhaben

2 „Unterstützungsmaßnahmen“ zurÜberwachung und Bewertung derVorhaben sowie zur Verbreitung ihrerErgebnisse

Der Höchstsatz für die Kofinanzierungseitens der EU beträgt 2 50 Prozent bei Vorhaben

des Naturschutzes 2 maximal 75 Prozent, wenn es sich um

Maßnahmen im Zusammenhang mitprioritären natürlichen Lebensräumenoder Arten bzw. vom Aussterbenbedrohten Vogelarten handelt

2 100 Prozent bei Begleitmaßnahmen

In Oberösterreich wurden im Jahre1999 zwei Projekte mit Mitteln vonLIFE-Natur gefördert:2 „Vom Forst zum Wald: Nationalpark

Kalkalpen“: Es sollen dabei auf rund260 Hektar standortsfremde Fichten-bestände in naturnahe Mischwälderumgewandelt werden.

2 „Unterer Inn mit Auen“: Das Projektist ein Modell dafür, wie grenzüber-schreitend schutzwürdigeLebensräumeund Arten gesichert und Interessens-konflikte hinsichtlich der Nutzunglangfristig gelöst werden können. DieAbwicklung erfolgt über bayerischeStellen in Kooperation mit dem LandOberösterreich.

Information: Oö. Naturschutzabteilung,Telefon 0 732 / 77 20-1883

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Z Glossar AnsprechpartnerIBA (Important Bird Area)Gebiete, die für den Vogelschutz vongroßer Bedeutung sind

Prioritäre ArtArt, für deren Erhaltung derGemeinschaft aufgrund ihrer nurgeringen Verbreitung besondereVerantwortung zukommt

Prioritärer LebensraumtypNatürliche Lebensraumtypen, die inEuropa vom Verschwinden bedrohtsind, werden als prioritär eingestuft.Für ihre Erhaltung kommt der EUbesondere Verantwortung zu.

SAC (Special Area of Conservation)„Besonderes Schutzgebiet“: mussvom Mitgliedstaat in den Gebietenvon gemeinschaftlicher Bedeutungausgewiesen werden, geeigneteSchutzmaßnahmen sind durchzu-setzen.

SCI (Site of Community Importance) „Gebiet von gemeinschaftlicherBedeutung“: Gebiet, das in der je-weiligen biogeographischen Regiondazu beiträgt, einen natürlichenLebensraumtyp oder eine Art ineinem günstigen Erhaltungszustandzu bewahren

SPA (Special Protection Area)Schutzgebiet gemäß Vogelschutz-richtlinie

VerschlechterungsverbotIn Gebieten, die als Schutzgebietegemäß FFH- bzw. Vogelschutzricht-linie ausgewiesen wurden, dürfenjene Lebensraumtypen oder Arten,die Grund für die Ausweisung waren,in ihrer Qualität nicht beeinträchtigtbzw. nicht erheblich gestört werden.

VerträglichkeitsprüfungPläne und Projekte, die nicht un-mittelbar mit der Verwaltung desGebietes in Verbindung stehen,müssen auf ihre Verträglichkeit mitden für das betreffende Gebiet fest-gelegten Erhaltungszielen geprüftwerden.

Amt der oberösterreichischenLandesregierungNaturschutzabteilungPromenade 334010 LinzTelefon 0 732 / [email protected]

RechtsauskünfteDr. Josef Hartl, Durchwahl 1873FachauskünfteDI Gudrun Strauß-WachseneggerDurchwahl 1883

LandesforstdirektionDI Christoph JasserAnzengruberstraße 214020 LinzTelefon 0 732 / 77 20-4664

Bundesministerium fürLand- und Forstwirtschaft,Umwelt undWasserwirtschaftDI Günther LiebelStubenbastei 51010 WienTelefon 01 / 515 22-1401www.bmu.gv.at

UmweltbundesamtDI Monika PaarSpittelauer Lände 51090 WienTelefon 01 / 711 00-6828www.ubavie.gv.at

Gemeinsamer Länder-vertreter im Habitat-und Ornisausschuss fürÖsterreichAmt der Tiroler LandesregierungAbteilung UmweltschutzMag. Christian PlössnigEduard-Walnöfer-Platz 16020 InnsbruckTelefon 0 512 / 508-3464

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Schema Verträglichkeitsprüfung

Nein

Nein

Nein

Nein Nein

Ja

Ja

Ja

Ja Ja

Könnten die Pläne und Projektedie Schutzziele des Gebietsnachhaltig beeinträchtigen?

Gibt es Alternativlösungen?

Umgestaltung

Gibt es zwingendeGründe des über-

wiegend öffentlichenInteresses?

Genehmigung darfnicht erteilt werden

Genehmigung kannerteilt werden; Aus-gleichsmaßnahmen,

Kommission wirdunterrichtet

Genehmigung kann nurnach Konsultation der

Kommission erteiltwerden; Ausgleichs-

maßnahmen

Genehmigung kannerteilt werden

Gibt es in dem Gebietprioritäre Arten oder Lebenräume?

Gibt es Gründe in Bezugauf die Gesundheit des Menschen

und die Sicherheit odereinen maßgeblichen Nutzen

für die Umwelt?

Eine Verträglichkeits-prüfung ist dann not-wendig, wenn Pläneoder Projekte die fürein Gebiet festgeleg-ten Erhaltungszieleerheblich beeinträch-tigen können. Diesgilt nicht nur für Vor-haben innerhalb desjeweiligen Gebietes,sondern auch für sol-che Projekte außer-halb der Gebietsgren-zen, die einen negati-ven Einfluss auf dasNATURA 2000-Gebiethaben könnten.

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