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NACHRICHTEN zr;). ----------------------------~~-- ~, Neue Versuchstiermeldeverordnung in Deutsch land In Deutschland trat zum Jahrtausend- wechsel die neue Versuchstiermeldever- ordnung in Kraft. Ab dem 01.01.2000 werden neben den in Tierversuchen nach § 7 des Tierschutzgesetzes verwendeten Wirbeltieren u.a. auch die Tiere, die zur Organentnahme getotet oder zur Gewin- nung yon Stoffen verwendet werden, sta- tistisch erfasst. Auch Tierversuche im Rahmen der Lehre erscheinen zuklinftig in der Statistik, wahrend jedoch die Ver- suchstiere, die eigens fur dies en Bereich getotet werden, unberucksichtigt bleiben. Daruber hinaus werden zusatzliche Infor- mationen z.B. zur Herkunft bestimmter Versuchstiere, oder prazisere Informatio- nen zum Verwendungszweck zu mehr Transparenz beitragen. In Zukunft steben damit realistischere Zahlen uber die An- zahl der Versuchstiere, die zu wissen- schaftlichen Zwecken verwendet werden, zur Verftigung. Mit der neuen Versuchstiermeldever- ordnung hat Deutschland das einheitliche System der Datenerfassung uber die Ver- wendung yon Wirbeltieren fur wissen- schaftliche Zwecke, auf das sich die Mit- gliedstaaten der EU geeinigt haben, um- gesetzt (Sauer et aI., 1998). Erfreulicherweise verbesserte die Bun- desregierung ihren 1999 vorgelegten Ent- wurf dahingehend, dass nun auch erstmals in Tierversucben verwendete transgene Wirbeltiere separat erfasst werden miis- sen. Leider bleibt dieses Zugestandnis jedoch weit hinter den Forderungen des Deutschen Tierschutzbundes zuruck, der gerade fur den Bereich der Gentechnik de- taillierte und umfassende Informationen verlangte (siehe auch Ruhdel, 1999). Bedauerlich ist auch, dass die Bundes- regierung bei der Neufassung der Ver- suchstiermeldeverordnung nicht auch in anderen Bereichen fur mehr Informatio- nen und damit verbunden fur mehr Trans- parenz gesorgt hat. Auch zuktinftig wer- den die Belastungen, denen die Tiere im Versuch ausgesetzt sind, nicht erfasst. Schliesslich bleibt die Zahl der Tiere, die 30 zur Erhaltung von Zuchtcn !Zuchtlinien und im Rahmen der Vorratshaltung ver- wendet werden, weiterhin ganzlich im Dunklen. Ab dem Jahr 2000 werden in Deutsch- land folgende statistische Informationen zu Versuchstieren erfasst: 1) Tierkategorie: z.B. Mause, Ratten, Kat- zen, Hunde ... 2) Tierschutzrechtliche Zuordnung der Verfahren: § 4 Abs. 3 (Toten zu wissen- schaftlichen Zwecken), § 6 Abs. 4 (Ent- nahme von Geweben oder Organen), § 7 Abs. 1 (Tierversuche) mit Unterteilung, ob Versuche unter terminaler Narkose statt- finden oder nicht, § 10 (Aus-, Fort- oder Weiterbildung), § 1Oa (Herst~llung, Ge- winnung, Aufbewahrung oder Vermeh- rung von Stoffen, Produkten oder Orga- nismen) 3) Zahlenangaben zu erstmals verwende- ten Tieren und davon Anteil der transge- nen Tiere 4) Zahlenangaben zu erneut verwendeten Tieren 5) Angabe zur Bezugsquelle der Tiere (nicht fi.ir aile Tierkategorien) 6) Angaben zum Verwendungszweck 7) Zusammenhang mit bestimmten Er- krankungen 8) SpezielleAngaben zur toxikologischen Prlifung (Anwendungsbereich und Metho- de) 9) Zuordnung der Vorhaben im Zusam- menhang mit bestimmten Rechtsvorschrif- ten tiber die Zulassung oder das Inverkehr- bringen von Stoffen oder Produkten Ruhdel, I. (1999). Komrnentar zum Entwurf der Verordnung iiber die Meldung zu Versuchs- zwecken und zu bestimrnten anderen Zwek- ken verwendeter Wirbeltiere in Deutschland (Versuchstiermeldeverordnung). ALTEX 16, 108-109. Sauer, U. G., Kolar, R. und Rusche, B. (1998). Neue TabelJen zur Erfassung der Versuchs- tierzahlen in der Europaischen Union. AL- TEX 15,144-146. ir Deutschland 1998: Steigende Tierversuchszah len Zum ersten Mal, seit Tierversuche statistisch in Deutschland erfasst werden (1989), ist die Zahl der Versuchstiere gestiegen. Dies obwohl die Erhebung noch nach der mittlerweile al- ten Versuchstiermeldeverordnung erhoben wurde, wonach ein Grossteil der fur wissen- schaftliche Zwecke verwendeten Versuchstiere erst gar nicht gezahlt wird. 1998 wurden ins- gesamt 1,53 Millionen Wirbeltiere in VefSU- chen verwendet, fast 37.000 mehr a1s 1997. Damit hat sich auf erschreckende Weise be- wahrheitet, dass der Trend wieder zu mehr Tierversuchen geht, wie bereits die stagnieren- den Versuchstierzahlen im Jahr 1997 befurch- ten liessen. Gravierend ist die Zunahme der Versuchs- tierzahlen in der Grundlagenforschung. Dafur wurden 1998 liber70.000Versuchstieremehr a1sim Vorjahr geopfert. Das Bundesministe- rium fur Emahrung, Landwirtschaft und For- sten verrnutet, dass dieser Anstieg vor allem auf die wachsende Bedeutung gentechnischer Forschung mit Tieren zuruckzufuhren ist, Neben einer deutlichen Zunahme der Ver- suchstierzahlen bei Mausen und Kaninchen stieg auch die Zahl der verwendeten Hunde erheblich an. 1998 wurden 23% mehr Hunde - liber 1.000 Tiere - in Versuchen eingesetzt als im Vorjahr, ingesamt uber 5.600. Auch die Zahl yon in Tierversuchen eingesetzten Pri- maten liegt mit insgesamt uber 1.700 weiter- hin sehr hoch. Die steigenden Versuchstierzahlen sind ein deutliches Indiz dafur, dass die vorhandenen Mechanismen fur eine weitere Reduzierung der Tierversuche nicht ausreichen. Die Bun- desregierung ist gefordert, konkrete Massnah- men zu ergreifen, urn zukunftig eine signifi- kante und kontinuierliche Senkung der Ver- suchstierzahlen sicherzustellen. Die schwer- punktmassige Forderung der 3R-Forschung ware hierbei ein wichtiger Schritt. Derzeit wer- den dafur yon der Bundesregierung lediglich 9,5 Millionen DMjahrlich zur Verfugung ge- stellt, wahrend z.B. 1999 a11einim Bereich der Gentechnik Forschungsprojekte mit 300 Mil- lionen DM gefordert wurden. ir ALTEX 17, 1100

Neue Versuchstiermeldeverordnung Steigende …dn afu ryon der Bundesegierun gledi lich 9,5Millionen DMjahrlich zurV erfu gun - st ellt,wahrend z.B. 1999a11 inimB reich d r Gentechnik

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Page 1: Neue Versuchstiermeldeverordnung Steigende …dn afu ryon der Bundesegierun gledi lich 9,5Millionen DMjahrlich zurV erfu gun - st ellt,wahrend z.B. 1999a11 inimB reich d r Gentechnik

NACHRICHTEN zr;).----------------------------~~--~,

Neue Versuchstiermeldeverordnungin Deutsch landIn Deutschland trat zum Jahrtausend-wechsel die neue Versuchstiermeldever-ordnung in Kraft. Ab dem 01.01.2000werden neben den in Tierversuchen nach§ 7 des Tierschutzgesetzes verwendetenWirbeltieren u.a. auch die Tiere, die zurOrganentnahme getotet oder zur Gewin-nung yon Stoffen verwendet werden, sta-tistisch erfasst. Auch Tierversuche imRahmen der Lehre erscheinen zuklinftigin der Statistik, wahrend jedoch die Ver-suchstiere, die eigens fur dies en Bereichgetotet werden, unberucksichtigt bleiben.Daruber hinaus werden zusatzliche Infor-mationen z.B. zur Herkunft bestimmterVersuchstiere, oder prazisere Informatio-nen zum Verwendungszweck zu mehrTransparenz beitragen. In Zukunft stebendamit realistischere Zahlen uber die An-zahl der Versuchstiere, die zu wissen-schaftlichen Zwecken verwendet werden,zur Verftigung.

Mit der neuen Versuchstiermeldever-ordnung hat Deutschland das einheitlicheSystem der Datenerfassung uber die Ver-wendung yon Wirbeltieren fur wissen-schaftliche Zwecke, auf das sich die Mit-gliedstaaten der EU geeinigt haben, um-gesetzt (Sauer et aI., 1998).

Erfreulicherweise verbesserte die Bun-desregierung ihren 1999 vorgelegten Ent-wurf dahingehend, dass nun auch erstmalsin Tierversucben verwendete transgeneWirbeltiere separat erfasst werden miis-sen. Leider bleibt dieses Zugestandnisjedoch weit hinter den Forderungen desDeutschen Tierschutzbundes zuruck, dergerade fur den Bereich der Gentechnik de-taillierte und umfassende Informationenverlangte (siehe auch Ruhdel, 1999).

Bedauerlich ist auch, dass die Bundes-regierung bei der Neufassung der Ver-suchstiermeldeverordnung nicht auch inanderen Bereichen fur mehr Informatio-nen und damit verbunden fur mehr Trans-parenz gesorgt hat. Auch zuktinftig wer-den die Belastungen, denen die Tiere imVersuch ausgesetzt sind, nicht erfasst.Schliesslich bleibt die Zahl der Tiere, die

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zur Erhaltung von Zuchtcn !Zuchtlinienund im Rahmen der Vorratshaltung ver-wendet werden, weiterhin ganzlich imDunklen.

Ab dem Jahr 2000 werden in Deutsch-land folgende statistische Informationenzu Versuchstieren erfasst:

1) Tierkategorie: z.B. Mause, Ratten, Kat-zen, Hunde ...2) Tierschutzrechtliche Zuordnung derVerfahren: § 4 Abs. 3 (Toten zu wissen-schaftlichen Zwecken), § 6 Abs. 4 (Ent-nahme von Geweben oder Organen), § 7Abs. 1(Tierversuche) mit Unterteilung, obVersuche unter terminaler Narkose statt-finden oder nicht, § 10 (Aus-, Fort- oderWeiterbildung), § 1Oa (Herst~llung, Ge-winnung, Aufbewahrung oder Vermeh-rung von Stoffen, Produkten oder Orga-nismen)3) Zahlenangaben zu erstmals verwende-ten Tieren und davon Anteil der transge-nen Tiere4) Zahlenangaben zu erneut verwendetenTieren5) Angabe zur Bezugsquelle der Tiere(nicht fi.ir aile Tierkategorien)6) Angaben zum Verwendungszweck7) Zusammenhang mit bestimmten Er-krankungen8) SpezielleAngaben zur toxikologischenPrlifung (Anwendungsbereich und Metho-de)9) Zuordnung der Vorhaben im Zusam-menhang mit bestimmten Rechtsvorschrif-ten tiber die Zulassung oder das Inverkehr-bringen von Stoffen oder Produkten

Ruhdel, I. (1999). Komrnentar zum Entwurf derVerordnung iiber die Meldung zu Versuchs-zwecken und zu bestimrnten anderen Zwek-ken verwendeter Wirbeltiere in Deutschland(Versuchstiermeldeverordnung). ALTEX 16,108-109.

Sauer, U. G., Kolar, R. und Rusche, B. (1998).Neue TabelJen zur Erfassung der Versuchs-tierzahlen in der Europaischen Union. AL-TEX 15,144-146.

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Deutschland 1998:

SteigendeTierversuchszah len

Zum ersten Mal, seit Tierversuche statistischin Deutschland erfasst werden (1989), ist dieZahl der Versuchstiere gestiegen. Dies obwohldie Erhebung noch nach der mittlerweile al-ten Versuchstiermeldeverordnung erhobenwurde, wonach ein Grossteil der fur wissen-schaftliche Zwecke verwendeten Versuchstiereerst gar nicht gezahlt wird. 1998 wurden ins-gesamt 1,53 Millionen Wirbeltiere in VefSU-chen verwendet, fast 37.000 mehr a1s 1997.Damit hat sich auf erschreckende Weise be-wahrheitet, dass der Trend wieder zu mehrTierversuchen geht, wie bereits die stagnieren-den Versuchstierzahlen im Jahr 1997 befurch-ten liessen.

Gravierend ist die Zunahme der Versuchs-tierzahlen in der Grundlagenforschung. Dafurwurden 1998 liber70.000Versuchstieremehra1s im Vorjahr geopfert. Das Bundesministe-rium fur Emahrung, Landwirtschaft und For-sten verrnutet, dass dieser Anstieg vor allemauf die wachsende Bedeutung gentechnischerForschung mit Tieren zuruckzufuhren ist,

Neben einer deutlichen Zunahme der Ver-suchstierzahlen bei Mausen und Kaninchenstieg auch die Zahl der verwendeten Hundeerheblich an. 1998 wurden 23% mehr Hunde- liber 1.000 Tiere - in Versuchen eingesetztals im Vorjahr, ingesamt uber 5.600. Auch dieZahl yon in Tierversuchen eingesetzten Pri-maten liegt mit insgesamt uber 1.700 weiter-hin sehr hoch.

Die steigenden Versuchstierzahlen sind eindeutliches Indiz dafur, dass die vorhandenenMechanismen fur eine weitere Reduzierungder Tierversuche nicht ausreichen. Die Bun-desregierung ist gefordert, konkrete Massnah-men zu ergreifen, urn zukunftig eine signifi-kante und kontinuierliche Senkung der Ver-suchstierzahlen sicherzustellen. Die schwer-punktmassige Forderung der 3R-Forschungware hierbei ein wichtiger Schritt. Derzeit wer-den dafur yon der Bundesregierung lediglich9,5 Millionen DMjahrlich zur Verfugung ge-stellt, wahrend z.B. 1999 a11einim Bereich derGentechnik Forschungsprojekte mit 300 Mil-lionen DM gefordert wurden.

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Osterreich 1998:

Ruckgang der Versuchstierzahlen unddennoch wenig Grund zur FreudeDie osterreichische Tierversuchsstatistikweist auch fiir 1998 einen Ruckgang an Ver-suchstieren aus. 157.248 Tiere bedeuten ei-nen Ri.ickgang urn 6,79% im Vergleich zu1997 oder - anders ausgedruckt - ein Minusyon 11.448 Tieren.

Dieses an sich erfreulich positive Ergeb-nis wird tiberschattet yon mehreren negati-ven, ja sogar bedenklichen Ergebnissen:~ Erstmals wurden 1998 in Osterreich auchGeparden verwendet (4 Tiere).~ Die Anzahl der Kaninchen, die in Versu-chen eingesetzt wurden, ist zwar urn 5,13%(881 Tiere) zurtickgegangen, der im Ver-gleichszeitraum 1995-1998 erfolgte Ge-samtruckgang yon 18.574 auf 16.299 Tierehalt sich jedoch in sehr bescheidenen Gren-zen.~ Auch der Ruckgang bei Hunden yon 204irn Jahr 1997 auf 199 im Jahr 1998 mussals nicht gerade erfolgreich bewertet wer-den.~ Betrtiblich ist die Tatsache, dass bei denlandwirtschaftlichen Nutztieren ein leich-ter Anstieg urn 4,55% (urn 65 Tiere yon1.429 auf 1.494) verzeichnet werden muss-te.~ Erschreckend und ausserst bedenklich istdie Entwicklung bei den Affen. Hier findetsich eine Zunahme urn 144 Tiere, was ei-nem Anstieg yon 105,88% entspricht! Mit

der Gesamtzahl yon 280 Tieren (davon 43Schimpansen) wurde auch der hochsteStand seit der Einfuhrung der statistischenErfassung in Osterreich erreicht! Festzuhal-ten ist hier, dass 87 Affen (darunter auchdie 43 Schimpansen) gemass § 16 Abs 1 litd (auf Grund yon Gesetzen, Verordnungenoder auf Grund richterlicher Anordnung ver-wendete Versuchstiere) verwendet wurden.193 Affen wurdenentsprechend der lit b (zumedizinischen Zwecken oder zu Ausbil-dungszwecken verwendete Versuchstiere)eingesetzt. Diese Entwicklung lauft allen in-ternationalen Bemtihungen, Tierversuche anAffen massiv zu reduzieren, vollig zuwi-der. Es ist offenkundig, dass hier einerseitsyon den zustandigen Behorden als auch sei-tens der Wissenschaft enormer Handlungs-bedarf besteht.

Interessant ist auch die Veranderung derTeilstatistiken gemass § 16 TVG Abs llit bund C. SO kam es im Bereich der lit b (zumedizinischen Zwecken oder zu Ausbil-dungszwecken verwendete Versuchstiere)zu mehr als einer Verdopplung der Ver-suchstierzahlen (+ 111,93%). 1m Gegenzugist fur die lit c (zum Schutz des Menschenoder der Umwelt verwendete Versuchstie-re) ein Ruckgang urn 97,61 % zu verzeich-nen. Warum es zu diesen auffalligen Ande-rungen kam, ist nicht nachvollziehbar. Fest

EU verklagt Osterreich und Belgienwegen mangelhafter Umsetzung derEU-RichtlinienDie Europaische Kommission macht Ernst:Nachdem Osterreich schon einmal autge-fordert wurde, sein Tierversuchsgesetz derDirektive 86/6091EEC (Richtlinie zumSchutz der fur Versuche und andere wissen-schaftlichen Zwecke verwendeten Wirbel-tiere) anzupassen, ist Brtissel auch rnit derNachbesserung Osterreichs nicht zufriedenund wird nun klagen. Beirn EuropaischenGerichtshof will die EU -Kommission errei-chen, dass Osterreich vor allem die Bestim-mungen andert, die fur die Zucht von Ver-suchstieren eingehalten werden mussen.Auch die Vorschriften ilber die allgemeinePflege und Unterbringung der Tiere entspra-

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chen nicht der Richtlinie, ebensowenig wiedie Erfassung der Daten uber die Zucht- undLiefereinrichtungen und die Anforderungenan die Verantwortlichen in den Tierversuchs-einrichtungen.

Belgien wird von der El.I-Kommissiondafur gerugt, dass es ein Urteil zu Tierschutz-Bestimmungen nicht ausreichend umgesetzthat. In Belgien werden nach Meinung derEU-Kommission die Ergebnisse aus Tier-versuchen, die in anderen Mitgliedsstaatengewonnen wurden, nicht genugend aner-kannt. Damit erfolgten unnotige Wiederho-lungsversuche.

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steht lediglich, dass in Osterreich fur Ausbil-dungszwecke relativ wenig Tiere eingesetztwerden und somit diese Verschiebung nichtdurch eine Veranderung in der Ausbildungs-praxis verursacht wurde. Tiere fur Versuchegemass lit c hatten also nicht einrnal einenAnteil yon 0,5% an der Gesamtzahl.

Bezuglich des Anteils einzelner Tierar-ten lasst sich ablesen, dass auch in Oster-reich Nager mit 87,19% die weitaus gross-te Gruppe stellen. Die zweitgrosste Gruppebilden Kaninchen mit 10,37%. Die restli-chen 2,44% verteilen sich auf alle anderenVersuchstiere. Dieser gering erscheinendeProzentsatz darf aber nicht dartiber hinweg-tauschen, dass Osterreich ein grosses Pro-blem im Bereich der Forschung an und rnitAffen hat und dass bei den Hunden kaumsinkende Zahlen feststellbar sind.

(Detaillierte Zahlen und Graphiken kon-nen auf der Homepage von zet: http://www.zet.bartl.net nachgelesen werden.)

hap

EU-Kommissionanerkennt dreiin vitro AlternativenMit einem Schreiben vom 17. Januar 2000(Note for the attention of the representati-ves of Member States to the ECVAM Scien-tific Advisory Committee, ESAC) teilt dasDirektorat E (Environment) der Europai-schen Kommission mit, dass es die Vertre-ter der Mitgliedsstaaten bitten wird, auchformal der Aufnahme yon drei in vitro Test-methoden (ein Test zur Phototoxizitat undzwei zur Atzwirkung auf der Haut) in denAnhang V der Direktive 67/548/EEC zurKlassifizierung, Verpackung und Kenn-zeichnung gefahrlicher Stoffe zuzustimmen.

Damit werden erstmals Altemativmetho-den in den Anhang dieser Direktive aufge-nommen, es wird darnit ein wichtiger Pra-zedenzfall geschaffen. Die Behorden derMitgliedsstaaten sollen daraufhingewiesenwerden, dass diese drei Methoden die stren-gen Kriterien der Kommission im Einvcr-nehmen mit der ESAC und anderen Exper-ten erfullt haben.

Das Direktorat E teilt weiter mit, dass esauch im Sinn der Direktive 86/6091EEC(Richtlinie zum Schutz der fur Versuche undandere wissenschaftlichen Zwecke verwen-deten Wirbeltiere) wichtig sei, sie so baldwie moglich in Kraft zu setzen.

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_N_A_CH_R_IC_H_T_E_N ~~----

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Schweiz: Tiere bleiben eine "Sache"Es sehien alles auf bcstem Wege: Am 17.Dezernbcr 1993 reichte der inzwischen zu-rtickgctretene Nationalrat Francois Loeb eineparlamentarische Initiative ein, die verlang-te, dass Tiere in der eidgenossischen Gesetz-gebung nieht mehr als Sache, sondern als eineeigene Kategorie zu definieren seien. Fast einJahr sparer wurde eine weitere parlamentari-sche Initiative der seitdem ebenfalls zuriick-getretenen Nationalratin und Rechtsprofes-sorin Suzanne Sandoz angenommen, die pra-zisierte, den Wirbeltieren sei im Rahmen desSachenrechts im Schweizerischen Zivilge-setzbuch die "besondere Eigenschaft als Le-bewesen" zuzuerkennen. Bereits 1992 warim Rahmen der Auseinandersetzungen umdie Gentechnik von Yolk und Standen einVerfassungsartikel gutgeheissen worden (Art.24 novies Abs. 3 BV), der den Gesetzgeber ver-pflichtet, beim Erlass von Vorschriften der.Wurde der Kreatur" Rechung zu tragen, undzwei Jahre vorher hatte das Bundesgerichtdas "mitgeschopfliche Wesen des Tieres" an-erkannt.

Loeb und Sandoz haben mit ihren Vorstos-sen somit versucht, den Verfassungsartikelwie auch den bundesrichterlichen Entscheid

in geltendes Recht umzuwandeln. Konkretgefordert wurden folgende Anpassungen: BeiVerletzung eines Tieres konnen dem Besit-zer Heilungskosten zugesprochen werden, dieden matericllen Wen des Tieres ubersteigen.Findeltiere konnen bereits nach zwei Mona-ten in den Besitz eines neuen Halters iiber-gehen und nicht erst, wie bis anhin, nach 5Jahren. Bei Trennung und Seheidung solI furdas Tier die bestmogliche Losung gefundenwerden. Im Todesfall des Besitzers soli dieUnterbringung von Nachlasstieren sicherge-stellt werden. Regelungen also, die in anderneuropaischen Landern bereits gelten, in Oster-reich seit 1988, in Deutschland seit 1990.

Die von del' Rechtskommission erarbeite-te Vorlage, weIche die entsprechenden An-derungen im Erb-, Sachen- und Haftpflicht-recht, im Schuldbetreibungs- und Konkurs-recht, sowie im Strafrecht vorsah, fand dieZustirnmung des Bundesrates. Sie stiess auchin der nachfolgenden Vernehmlassung aufkeinen nennenswerten Widerstand.

Vollig unerwartet kam daher die Kehrt-wendung des im Herbst 1999 neugewahltenParlaments. Am 13. Dezember 1999 be-schloss der Nationalrat mit 73 zu 58 Stim-

ALTEX-Preis 1999 der Stiftung FFVFFgeht an Guntolf Herzberg, BerlinDer Stiftungsrat des Zurcher Fonds fur ver-suchstierfreie Forschung (FFVFF), Besit-zer und Herausgeber von ALTEX, hat denALTEX-Preis 1999 vergeben. Geehrt wer-den soll Guntolf Herzberg, Autor des Ar-tikels "Was kann ,ethisches Abwagen ' imTierversuch bedeuten", erschienen im Heft4/1999. Der mit Fr. 2.000,- dotierte Preisbeinhaltet die Einladung zur nachsten Lin-zer Tagung, an der der Preistrager den Er-offnungsvortrag zur Sitzung Recht undEthik halten wird. Ausserdem ist mit demPreis eine vom FFVFF finanzierte funf-jahrige MEGAT-Mitgliedschaft verbun-den.

Den erstenALTEX-Preis erhielt 1998 dieBiologin Elvira Ebert vom Paul-Ehrlich-Institut in Langen.

Mit der Vergabe des Preises an einenPhilosophen will del' FFVFF nun betonen,dass das Ziel, Tierversuche aus unserer Ge-sellschaft zu verb annen, nieht nur mit na-turwissenschaftlichen Mitteln erreichtwerden kann. Es ist gleichzeitig auch ein

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Umdenken in der gesamten Gesellschafterforderlich. Die viel zu lange anhalten-de Absenz der Geisteswissenschaften inder Auseinandersetzung urn eine gerech-te Mensch- Tier- Beziehung hat unsererKultur schweren Schaden zugefugt, Nul'zogernd und von viel zu wenig en wirddem Thema auch von Seiten der Philo-sophie die Aufmerksamkeit geschenkt,die seit den ersten Auseinandersetzun-gen urn Tierversuche im letzten Jahrhun-deft notig gewesen ware.

Guntolf Herzberg erhalt die Auszeich-nung nicht nur fur die in seinemALTEX-Artikel zu findenden Denk-Anstosse,sondern auch fur seine exzellentesprachliche Leistung, die der vom natur-wissenschaftlichen Alltagsdeutsch ge-plagten Redaktion helle Freude bereitethat.

Mehr uber Guntolf Herzberg werdendie Tagungsteilnehmer von Linz 2000bei der Preisverleihung erfahren.

men Nichteintreten auf die Vorlage. Ein Wie-dererwagungsantrag am 14. Dezember wur-de ebenfalls abgelehnt und damit die ganzeVorarbeit zunichte gemacht. Das Geschaftmusste abgeschrieben werden. Der Rat hat-te mehrheitlieh einem Antrag von National-rat Caspar Baader (SVP, diplomierter Agrar-ingenieur und Anwalt) zugestimmt. Hinterden Kulissen war es ihm offenbar gelungen,vorab die Bauernpolitiker und andere Ver-treter rechtsbiirgerlieher Kreise zu mobilisie-ren.

Die Reaktion blieb nieht aus. Die Medienreagierten mehrheitlieh negati v, und aus demYolk hagelte es Proteste. Uber die sich ausder Ablehnung entwickelnden Initiativen unddie Moglichkeit, uber die zweite Kammer,den Standerat, eine Wiedervorlage zu erzwin-gen, berichtet ALTEX im Heft 212000.

sg

F.I.S.E.A.: Anny-Eck-Hieff-Prize 2000The "Fondation Internationale pour la Sub-stitution de I 'Experimentation Animale" willaward the "Annual European Prize for theSubstitution of Animal Experimentation -Anny-Eck-Hieff-Prize" on November J I",2000.

The prize will be awarded to a researcheror a team of researchers working on the keyaspects of new alternative methods that elim-inate or reduce the use of animal or are lessstressful to animals. The total funding of theprize will be 300.000 Belgian Francs and canbe divided in two equal parts in the case thereare different disciplines. The prize is open toany researcher, medical doctor, physicist, bio-mathematician, bio-engineer, etc.

Proposals have to be introduced toF.I.S.E.A., Rue des Etats-Unis 35, L-1477Luxembourg.

The deadline for application is May 31",2000.

The candidates have to introduce: A sum-mary of their research work (15 pages dou-ble spaced, A4 format) in threefold. (A dis-cussion is made of the value of the benefitsof the proposed new alternative method inrelation to the experimental technique usinganimals. The proposed technique has to be ofreal and proven application.); certificates,academic titles; a list of publications; and oth-er relevant documents.

The laureates will be designed by a boardof international scientists and animal protec-

jpg tionists.

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~r:"\ NACHRICHTEN--~~--------------------------------~,

ALTEXbekommt fiber den ScienceCitation IndeJtIDeinen Impact-FactorSeit Anfang 1998 werden Artikel aus AL-TEX-Altemativen zu Tierexperimenten vomInstitute for Scientific Instituiion" (ISI) inden Datenbanken Science Citation Index"und Current Contents" gefuhrt. Damit be-findet ALTEX sich in bester Gesellschaftvan mehr als 5.600 Fachzeitschriften, diein uber 160 Disziplinen eingeordnet sind.Uber fiinfzig yon ihnen veroffentlichen inden Bereichen, fur die ALTEX sich enga-giert. Die bisherige wissenschaftliche Lei-stung von Herausgebern und Autoren Hilltsich daran rnessen, daB ISIjahrlich ca. 2.000Zeitschriften beurteilt, aber nur etwa 10%yon ihnen in seine Datenbanken aufnimmt.Jetzt konnen ALTEX-Artikel mit Schlag-wortern, Referenzen und Zusammenfas-sung uber CD-ROMs, in Bibliotheken oderbei Datenbank-Hosts wie DIMDI oderSTN@gesucht und in aktuellen und Dauer-Recherchen ausgegeben werden. Das hat

weitreichende Konsequenzen fur die Mog-lichkeiten, uber Veroffentlichungen in AL-TEX friihzeitig akademische Diskussionenund Weiterentwicklungen praxisnah zu be-einflussen.

Ein Nebenprodukt ist die Bewertung derZeitschrift durch den vom ISI jahrlich ver-offentlichten Impact-Factor. Er wird alsquantitatives Instrument zum Einordnen,Evaluieren und Vergleichen yon Periodikaverwendet und gibt das Verhaltnis yon Zi-taten zu publizierten Artike1n in einem be-stimmten Zeitabschnitt wieder, oder anders:wie haufig wird ein Artikel einer Zeitschriftim Durchschnitt zitiert.

Diese Berechnungsmethode soll die Nei-gung solcher Zahlungen zur BevorzugunggroBer oder haufig erscheinender uber klei-

nere oder seltener herausgegebene und al-terer uberjungere Publikationen beseitigen.Rechtzeitig zum offiziellen Beginn des neu-

en Jahrtausends werden 2001 die im Jahr2000 zitierten Aufsatze der Jahre 1998 und1999 aus ALTEX den Impact-Factor derZeitschrift ergeben. Eine gute Nachricht furLabors, die ihre Methoden vorstellen, furAutoren, die ihre Arbeiten z.B. fiir Habili-tationen und Bewerbungen verwendenmochten, fur Bibliotheken, die jetzt ein In-strument haben, umALTEX besser einschat-zen zu konnen und fur Herausgeber undVerlag, deren Konzept und sein EinfluB aufden erwtinschten Fortschritt fur Tiere imSinne der ,,3R" nun international beurteiltund positioniert werden.

Mehr Informationen zum Science Citati-on Index" und Impact-Factorfinden Sie imWeb unter den Intemet-Adressen:http://www.isinet.comlproductslcitation/citsci.html und http://www.isinet.comlhotlessays/7 .htm1

I FAnzahl YonZitaten von Artikeln der Zeitschrift im aktuellen Jahrmpact- actor = --------------------Summe publizierter Artikel der vorangegangenen zwei Jahre

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FFVFF sucht drei SachverstandigeDer Stiftungsrat des Fonds fur versuchstier-freie Forschung (FFVFF, ZUrich) hat anlass-lich einer Klausurtagung beschlossen, imSinne eines eigenen Projektes Positionspa-piere in Auftrag zu geben, die die Zukunfts-aussichten der 3R-Forschung in den kom-menden 20 Jahren, sowie Handlungsper-spekti ven fur die Stiftung aufzeigen. Dahin-ter steht primar die Absicht, mit den limi-tierten Mitteln ausschliesslich und mog-lichst effizient Forschungsvorhaben bzw.Entwicklungen zu fordem, die eine reali-stische Aussicht auf Umsetzung haben.

Folgende Gebiete sollen in separatenAbhandlungen durch entsprechend ausge-wiesene Fachpersonen in bezug auf ihr rea-listisches 3R-Potential bearbeitet werden:A GrundlagenforschungibiomedizinischeAusbildung,B Arzneimittel-lImpfstoffentwicklung undWirksamkeitspriifungenC Sicherheitspriifungen (Toxikologie, be-hordliche Zulassungsverfahren)

Vor allern folgende Inhalte sollen bei denPositionspapieren aufgenommen bzw. be-riicksichtigt werden:~ Register yon Versuchen mit hohen Tier-zahicn, mogliche Alternativen;

ALTEX 17, 1100

~ Register von mittel- bis schwer belasten-den Versuchen, mogliche Alternativen;~ Register yon Versuchen, zu denen bereitsAlternativen publiziert sind;~ wer entwickelt die Alternati yen konkret,wer sollte dies zusatzlich tun;~ Stand der Umsetzung publizierter Alter-nativen;~ Grtinde fur Akzeptanzprob1eme (gerin-ger Bekannheitsgrad, wissenschaftlicheMangel, finanzielle Aspekte);~ wer untersttitzt oder behindert die Zulas-sung von Altemativen;~ kurz-, mittel- und langfristige Perspekti-yen der 3R-Forschung auf dem Gebiet (5,10, 20 Jahre);~ Speziell auf dem Gebiet A ist ein Lan-dervergleich beztiglich der gesetzlichenRegelung erwunscht.~ Auf den Gebieten B und C soli auf diebesondere Stellung der Pharmakopoen, derOECD und einzelner nationa1er Behorden(im positiven wie im negativen Sinn) ein-gegangen werden (wo sind die Vorbilder).~ Speziell fur die Toxikologie wird eineAbklarung erwartet, welche Chancen dieEinfuhrung eines ED 50 an stelle des LD 50

haben konnte,

Die Stiftung erbittet yon Bewerberinnenund Bewerbem - nur ausgewiesene Fach-personen kommen in Frage - ein Expose zueinem der Gebiete irn Umfang yon ca. 2000Wortem, Das Expose soll bis zum 31. Mai2000 bei der Stiftung in ZUrich eingereichtsein. Die besten Exposes werden mit Fr.1000 honoriert, auch wenn kein Auftrag furdas Positionspapier erteilt wird.

Zum 1. Juli 2000 wird die vertraglich zuregelndeAuftragsvergabe fur die Positions-papiere erfolgen. Die drei Manuskripte zuden Fachgebieten mit einem Umfang vonjeweils ca. 30.000 Wortem (exkl. Literatur-verzeichnis) sollen bis zum Jahresende er-stellt sein und werden mit je Fr. 10.000 ho-noriert. Expose und Gutachten konnen indeutscher oder englischer Sprache abgefasstsein. Ein Vorschuss kann gezahlt werden.

Das Copyright, die Verwertungs-, Uber-setzungs- und Publikationsrechte fur dieExposes und Positionspapiere erwirbt dieStiftung mit dem Honorar.

Die drei Berichte werden im Falle derPublikation (gedacht ist an einALTEX-Sup-plement 2001) durch einen vierten - tier-schutzorientierten - Kommentar erganzt, furden eine eigene Auftragsvergabe erfolgt.

Der Stiftungsrat des FFVFFHegarstr. 9, Postfach 1766CH-8032 Ztirich

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