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290 W. Beetz. Es sei mir schliesslich noch folgcnde Bemerkung ge- stattet. So erspriesslich es ohne Zweifel ist, wenn eine Frage wissenschaftlicher Natur von verschiedenen Standpunkten aus betrachtet und ventilirt wird, so unerfreulich ist es anderer- seits, wenn eine solche Discussion ihre Entstehung nur einer falschen Auffassung der Sache verdankt. Es wird mir auch nicht beifallen , die mehrfachen Angriffe solchen Ursprungs gegen meine Ansichten, die schon gemacht wurden und vor- aussichtlich no& erfolgen werden, zu beantworten; ich habe mich aber fiir verpflichtet gehalten, auf die im Voretehenden behandelten Pankte einzugehen , da mir die betreffenden Einwllinde eben von einer Autoritlit auf diesem Gebiete ge- macht wurden. Wenn die Beantwortung dieser Einwiinde vielleicht knger als niithig auf sich warten liess, so mag dies durch das Unangenehme einer Erwiderung entschuldigt erscheinen. Eben so ungern, wie Hr. Fr. Exner, verstehe auch ich mich zu einer nochmaligen, aber letzten Erwiederung in der obenbezeichneten Fruge. Der Umstand, dass Hr. Exner nur me in e Einwiinde einer Beantwortung werth erachtet hat, wahrend er die von anderen Seiten her gegen seine Arbeiten schon gerichteten oder noch zu richtenden Angriffe unbeantwortet lassen zu wollen erkbrt, legt es mir nahe, auch seine E t i k *) nicht mit Stillschweigen zu iibergehen. Ich bemerke zu derselben mit Uebergehung unwesentlicherer Dinge Folgendes : 1) Die Brauchbarkeit der Methode, die Gesammtpolari- sation als die algebraische Summe der Polarisationen der beiden einzelnen Electroden zu bestimmen, ist von mir da- durch bewiesen, dass ich durch dieselbe die gleichen Werthe erhielt , wie aie ' von Hrn. Ex n e r und Anderen durch directe 1) S. den vorhergeheaden Aufaatz.

Noch eine Bemerkung zur Frage nach der Natur der galvanischen Polarisation

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Page 1: Noch eine Bemerkung zur Frage nach der Natur der galvanischen Polarisation

290 W. Beetz.

Es sei mir schliesslich noch folgcnde Bemerkung ge- stattet. So erspriesslich es ohne Zweifel ist, wenn eine Frage wissenschaftlicher Natur von verschiedenen Standpunkten aus betrachtet und ventilirt wird, so unerfreulich ist es anderer- seits, wenn eine solche Discussion ihre Entstehung nur einer falschen Auffassung der Sache verdankt. Es wird mir auch nicht beifallen , die mehrfachen Angriffe solchen Ursprungs gegen meine Ansichten, die schon gemacht wurden und vor- aussichtlich no& erfolgen werden, zu beantworten; ich habe mich aber fiir verpflichtet gehalten, auf die im Voretehenden behandelten Pankte einzugehen , da mir die betreffenden Einwllinde eben von einer Autoritlit auf diesem Gebiete ge- macht wurden. Wenn die Beantwortung dieser Einwiinde vielleicht knger als niithig auf sich warten liess, so mag dies durch das Unangenehme einer Erwiderung entschuldigt erscheinen.

Eben so ungern, wie Hr. F r . E x n e r , verstehe auch ich mich zu einer nochmaligen, aber letzten Erwiederung in der obenbezeichneten Fruge. Der Umstand, dass Hr. E x n e r nur me in e Einwiinde einer Beantwortung werth erachtet hat, wahrend er die von anderen Seiten her gegen seine Arbeiten schon gerichteten oder noch zu richtenden Angriffe unbeantwortet lassen zu wollen erkbrt, legt es mir nahe, auch seine E t i k *) nicht mit Stillschweigen zu iibergehen. Ich bemerke zu derselben mit Uebergehung unwesentlicherer Dinge Folgendes :

1) Die Brauchbarkeit der Methode, die Gesammtpolari- sation als die algebraische Summe der Polarisationen der beiden einzelnen Electroden zu bestimmen, ist von mir da- durch bewiesen, dass ich durch dieselbe die gleichen Werthe erhielt , wie aie ' von Hrn. E x n e r und Anderen durch directe

1) S. den vorhergeheaden Aufaatz.

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Messung der Gesammtpolarisation erhalten wurden. Die Art nun , wie ich diese Einzelpolarisationen messe , erkllirt Hr. E x n e r fur unrichtig. Wenn zwei Platten A und B in einem Electrolyten ale Electroden einer 9&ule dienen, und ich ver- binde warend der Fortdauer des Stromes die Platte A mit dem Erdboden, wlhrend ich B einer neutralen Platte 2, die mit dem Electrometer verbunden ist, gegentiberstelle, so SOU s e 1 b s t v e r s t a n d 1 i c h immer dieselbe Bpannungsdifferenz er- halten werden, ohne Rucksicht auf die Beschaffenheit der Platte B, weil nun d e r e inen E l e c t r o d e A a l s ande re E l e c t r o d e inimer d i e n e u t r a l e P l a t t e gegentlber- stehe. Diese Behauptung ist mir unbegreifiich. Die Elec- troden des Stromes sind nun einmal A und B und bleiben es such. d und B sind polarisirt in dem bisher ganz all- gemein iiblichen Yinne des Wortes, und meine Versuche zeigen , dass B durch denselben Strom und dieselhe electro- motorische Eiraft immer gleich stark polarisirt ist, die Po- larisation von A, welche nach Ableitung von B ja auch ge- messen worden ist, mag sein, welche sie will. Wenn Hr. E x n e r die Polarisation nicht zwischen A und B , sondern zwischen den beiden E l e c t r o d e n A und Z sucht, so spricht er von etwas ganz Anderem, als ich, aber auch von etwas ganz Anderem sls dem, was er selbst sonst unter Polarisation versteht, niimlich die Wiedervereinigung der a n be i d e n E 1 e c t r o d en ausgeschiedenen Jonen. Die Platte 2 nimmt an einer solchen Ausscheidung gar keinen Antheil, weil sie sich zu keiner Zeit ionerhalb der Stromleitung be- findet.

2) Eir. E x n e r sagt, es b t t e mir auflallen miissen, dass ich nach meiner Methode ftir die Spannungdfferenz zwischen reinem und mit Sauerstoff polarisirtem Platin (also Pt I Pt,,) den Werth 1,01 D erhielt, wiihrend ich doch selbst ange- geben habe, dam reines Platin gegen sanerstotfbedecktes in angesluertem Wasser indifferent sei. Nie und nirgend habe ich, oder hat irgend ein anderer Physiker daa von einer d u r c h d e n S t r o m i n S a u e r s t o f f p o l a r i s i r t e n Platin- platte ausgesagt, vielmehr habe ich mich an der von Hrn. E x n e r citirten Stelle und noch an mancher anderen aus-

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ftihrlich iiber den Unterschied zwischen einer mit Sauerstoff polarisidan und einer mit passivem Sauerstoff bedeckten Platte anegesprochen.

3) Die Thatsache, d m ein Zn I Ag-Element eine andere electromotorische Kraft zeigt, als ein Zn I Pt-Element, er- k k t Hr. Exner aus dem Umstande, dass das Silber in dem nicht sauerstofieien Wasser sich selbst oxydire und so einen Gtegenstrom erzeuge. Ich weiss nicht, ob man diese Oxydation wirklich annehmen will. Aber zugegeben, es sei so, so passt der Einwnrf nicht, denn ich habe meine Leitungsfltissigkeit auf ganz dieselbe Weise von Sauerstoff befreit, wie Hr. E x n e r die seine. ,,Da Auskochen, Aus- pumpen u. dgL nur sehr mangelhaft niitzt", sagt derselbel), ,,so bleibt nichts iibrig, als den Sauerstoffvorrath durch die Wasserstoffentwickelung des Elementes selbst sich erschtipfen zu lassen, was, wenn der Widerstand desselben nicht sehr gross ist, stets in kurzer Zeit, meist ein bis zwei Minuten, er- reicht ist." Bei meinen Versuchen dauerte der Stromschluss, wie ich angegeben habe, stets drei Minuten. Wenn unter diesen Umsthden doch die Kraft Zn I Ag eine andere war, als Zn I Pt, so ist eben die Beschaffenheit der negativen Platte an dem Unterschiede schuld, und das wollte ich j a gerade zeigen im Gegensatze zur Behauptung des Hm. E x n e r , dass in der sauerstofferschgpften Fliissigkeit ein solcher Unterschied nicht statthde. So gut, wie Hr. E x n e r die Potentialdifferenz Na I Zn als identisch ansieht mit der algebraischen Summe der Differenzen Na I Pt und Pt I Zn, muss man auch die PotentialdXerenz Zn I Ag als identisch betrachten mit der algebraischen Samme der Differenzen Zn I Pt und Pt I Ag, und wenn dann das Silber durch seine eigene Oxydation in den Process der Stromerzeugung mit eingreift, so muss man auch den chemischen Vorgang und demnach die Wihmetonung im Zn I Ag-Elemente anders dar- stellen, ale im Zn I Pt-Elemente, und damit wiirde ja auch nach der Anschauung des Hra E x n e r der negativen Platte eines Elementes der ihr gebnhrende Antheil zugewiesen sein.

1) Exner, Wien. Ber. p. 9. 11. Oct. 1879.

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I;. Schuize-Berge. 293

Ich hege nicht die Hoffnung, dass durch meine Era wiederung die Meinungeverechiedenheiten, welche zwiechen Hm. E x n e r und mir beatehen, ausgeglichen werden; dae kann ja wohl Atr die Wiseenschaft auch ganz gleichgttltig sein. Nicht gleichgliltig aber ist es mir, ob dritta glauben, ich gebe selbet die Unrichtigkeit meiner Beweisftihntng zu. Uebrigens muss ich auch jetzt wieder e r k k e n , daae ee mir nicht einmlt, einseitig fiir die Contacttheorie einzutreten. Die vom Standpunkte dieser Theorie aus gewonnenen Re- sultate miissen ja schliesslich mit den Anschauungen der Electrochemiker in Einklang gebracht werden.

Miinchen, 1. Januar 1S81.

VII. U k d.le ElectibcitAtserregurrg be6m Contact v m ,Wetallerr wnd Gasen'); z ~ y n F. Bchalxe-Berge.

Die von der die von Netalle !

(Ausgef'tihrt im phys. h t i t u t der Univ. zu Berlin.)

experimentelle Grundlage , von welcher die Lehre Berllhrungselectricitit ihren Ausgang nahm, bildete Volta, entdeckte Thatsache, dass zwei heterogene wenn sie zum Contact gebracht werden, sich mit

~-

entgegengesetzt gleichen Electricitatsmengen laden, bie die Spannungsdifferenz zwischen beiden einen bestimmten Werth erreicht hat. Weitere Untersuchungen zeigten spgter, dass in ghnlicher Weise die Beriihrung von Metallen und Fltissig- keiten zur Electricitstsentwicklung Anlass gibt.

Naturgemibs reiht sich hieran die E'rage, ob eine ent- sprechende Erscheinung auch beim Contact von Metallen und Gasen eintritt.

Die an den sogenannten Gasketten beobachteten Er- scheinungen Bind zur Beantwortung dieeer Frage nicht ge- eignet. Denn wenngleich bei demelben die Entstehung eines Stromes beim Eintauchen von homogenen, mit ver- schiedenen Gasen bedeckten Electroden in eine und dieselbe

1) Thexeise erweiterter Abdruck der Inaug.-Dieaert. den Verf.,