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7/23/2019 Noestlinger Christine - Neue Fussballgeschicht
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Christine Nöstlinger
Neue
Fußballgeschichten
vom Franz
s&c 06/2008
Seit der Franz mit dem FC Girl gegen die Buben aus seinerKlasse gewonnen hat, wollen die ihn wieder in ihrer Mann-
schaft haben. Außerdem soll ihnen der Franz den Fußballvon seinem Bruder Josef mit dem Autogramm des National-spielers zeigen. Nur dumm, dass sich die Gabi da einmi-schen muss. Jetzt ist der Ball verschwunden! Und bis derJosef aus dem Schullandheim zurückkommt, muss der Fuß- ball unbedingt wieder auf dem Regal liegen …
ISBN: 3-7891-0627-5
Verlag: Friedrich OetingerErscheinungsjahr: 2006Umschlaggestaltung: Manfred Limmroth
Titelbild und farbige Illustrationen: Erhard Dietl
Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!
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Christine Nöstlinger
NeueFußballgeschichten
vom FranzBilder vonErhard Dietl
Verlag Friedrich Oetinger • Hamburg
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Drei alte Probleme und ein neues Problem
Der Franz Fröstl ist acht Jahre und elf Monate
alt. Er wohnt mit seiner Mama, seinem Papa und
seinem großen Bruder, dem Josef, in der
Hasengasse Nummer 4, Tür 12. Nebenan, hinter
der Tür 11, wohnt seine Freundin, die Gabi.
Unter der Woche ist der Franz am Nachmittag
bei ihr. Die Gabi-Mama kümmert sich um ihn,
bis seine Eltern von der Arbeit kommen.
Einen Freund hat der Franz auch. Den
Eberhard. Der sitzt in der Schule neben ihm.
Die Gabi ist so alt wie der Franz, aber sie geht
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nicht in seine Klasse. Sie ist in der 2a. Der Franz
ist in der 2b. Dem Franz geht es gut. Aber ein
paar Probleme hat er doch. Drei alte und einneues. Ein altes Problem vom Franz ist, dass er
für sein Alter um fast einen Kopf zu klein ist.
Das zweite alte Problem vom Franz ist, dass er
nicht normal reden kann, wenn er aufgeregt ist.
Dann kriegt er eine hohe Pieps-Stimme. Das
dritte alte Problem vom Franz ist die Gabi.
Immer soll alles nach ihrem Kopf gehen! Tut der
Franz nicht, was die Gabi will, wird sie eklig,
und der Franz kann sich gegen sie nicht wehren.
Er liebt sie nämlich und er hat Angst, sie könnte
ihn nicht mehr mögen, wenn er nicht macht, was
sie verlangt. Und vor ein paar Wochen hat der
Franz zu den drei alten Problemen noch einFußball-Problem bekommen.
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Das Fußball-Problem
Angefangen hat es an einem Sonntag im Park,
als der Franz mit den 2b-Buben Fußball gespielthat. Da ist ihm ein scharfer Ball an die Stirn
gesaust und er ist ohnmächtig geworden. Er hat
sich zwar schnell erholt, aber der Tommi und der
Peppo haben nachher gesagt, dass er für einhartes Match zu mickrig ist und dass es nur
Scherereien gibt, wenn er mitspielt. Und weil der
Tommi und der Peppo in der 2b die Chefs sind,
haben es alle nachgeplappert. Und jetzt wollen
sie den Franz beim Fußballspielen nicht mehr
dabeihaben.
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Darüber ist der Franz unheimlich traurig
gewesen, aber er hat nicht gebettelt, wieder
mitspielen zu dürfen. Er hat auch seinen Stolz!Dann hat die Gabi mit den 2a-Mädchen den
FC Girl gegründet und den Franz zum Mitspielen
überredet. Der Franz hat sich zwar geniert, dass
er in einem Mädchen-Team spielt, aber er hat
gedacht: Hauptsache, ich kann kicken und die
Buben aus meiner Klasse merken nicht, dass ich
mit Mädchen spiele!
Und die Buben haben es nicht gemerkt, weil
sie im Mozart-Park trainiert haben. Und der FC
Girl hat im Schubert-Park trainiert.
Alles ist gut gegangen, bis die Gabi mit dem
Tommi ausgemacht hat, dass die 2b-Buben
gegen den FC Girl spielen werden.Zuerst hat sich der Franz geweigert, im Girl-
Team gegen die Buben zu spielen. Doch der
Josef hat ihn dazu überredet. „Zeig ihnen, was du
draufhast”, hat er gesagt. „Sie sollen merken, wie
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blöd es ist, dich nicht im Team zu wollen.”
Der Franz hat es den Buben gezeigt! 8:8 ist
das Match ausgegangen. Und sechs Tore hat derFranz gegen das Buben-Team geschossen!
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Der Franz ist in der Zwickmühle
Seither hockten der Tommi und der Peppo jeden
Tag auf dem Pult vom Franz und redeten auf ihn
ein. Dass er wieder im 2b-Team spielen muss,
weil ein Bub zu den Buben gehört, sagten sie.
Und dass er sein Talent nicht im FC Girl
verkümmern lassen darf!
Der Franz piepste dann immer: „Ich werde es
mir bis morgen überlegen.”
Dabei hatte sich der Franz das längst überlegt.
Sehr gern hätte er wieder mit den 2b-Buben
gespielt. Doch er fürchtete, dass die Gabi kein
Wort mehr mit ihm reden würde. Und das,
dachte der Franz, kann ich nicht aushalten,
darum muss ich beim FC Girl bleiben!
Probleme bespricht der Franz immer mit seiner
Mama. Aber für das Fußball-Problem taugte sie
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nicht. Sie hält Fußball für die langweiligste
Sache der Welt. Sie hätte dem Franz bloß
geraten, sich einen anderen Sport zu suchen.
Der Papa und der Josef halten Fußball für die
aufregendste Sache der Welt. Aber auch mitihnen konnte der Franz über sein Fußball-
Problem nicht reden. Die beiden mögen die Gabi
nicht. Sie hätten bloß gesagt: „Das ist doch egal,
was die Schnepfe will!”
So blieb dem Franz nur der Eberhard zum
Reden. Nachdem er den Tommi und den Peppo
in der großen Pause wieder mal „auf morgen”
vertröstet hatte, fragte er den Eberhard: „Was
soll ich tun? Ich bin echt in einer Zwickmühle!”
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Der Eberhard versucht immer, dem Franz zu
helfen. Doch diesmal sagte er: „Es geht dir eh
super! Du kannst dir das Team aussuchen. Michwollen nicht mal die Mädchen haben!”
Der Franz schaute verdutzt. Er hatte geglaubt,
dass der Eberhard vom Fußballspielen nichts
hält. Der Eberhard ist ziemlich dick und kommt
schon ins Schnaufen, wenn er quer durch die
Turnhalle läuft.
„Seit wann interessiert dich Fußball?”, fragte
der Franz.
„Seit ewig”, sagte der Eberhard. „Ich bin kein
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übler Torwart. Im Urlaub spiele ich immer mit
den Dorfbuben und die sind zufrieden mit mir.”
Da könnte was dran sein, dachte der Franz.Fett ist der Eberhard ja nicht. Er hat bloß viel
Fleisch auf den Knochen. Und rennen muss ein
Torwart nicht so viel. Und schnell zupacken
kann er!
„Jetzt, wo der Arno krank ist”, sagte der
Eberhard, „hätte ich eine Chance zu zeigen, was
ich kann!” (Der Arno macht im 2b-Team immer
den Torwart.)
„Frag halt den Tommi und den Peppo”, schlug
der Franz vor.
Der Eberhard schüttelte den Kopf. „Das ist
doch sinnlos”, seufzte er.
Dann legte er dem Franz einen Arm um dieSchultern und sagte: „Auf dich halten sie jetzt
große Stücke. Wenn du wieder im Team bist,
kannst du verlangen, dass ich probeweise einmal
ins Tor darf!”
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„Aber die Gabi …”, piepste der Franz.
Der Eberhard murmelte „Vergiss es”, drehte
sich vom Franz weg und ging ins Schulhaus.Der Franz schaute hinter ihm her und dachte:
Wer seinem Freund nicht hilft, obwohl er ihm
helfen könnte, ist fies! Egal, was die Gabi sagen
wird, fies darf ich nicht sein!
Der Franz räusperte sich. Dann ging er zur
Mülltonne. An der lehnten der Tommi und der
Peppo.
„Ich komme ins Team zurück”, sagte der
Franz.
Der Tommi klatschte ihm eine Hand auf die
rechte Schulter, der Peppo klatschte ihm eine
Hand auf die linke Schulter.
„Super!”, riefen sie.„Aber nur, wenn der Eberhard probeweise als
Torwart spielen darf!”, sagte der Franz.
„Du kannst uns doch nicht diese lahme Ente
andrehen!”, rief der Tommi.
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„Mich habt ihr auch für zu mickrig gehalten”,
sagte der Franz. „Und es ist ja nur probeweise.
Wenn ihr nicht wollt, vergesst auch mich!” Ein
bisschen piepsig war seine Stimme nun doch.
„Okay”, seufzte der Peppo. „Soll er sich halt
probeweise im Tor zum Deppen machen.” „Also dann pünktlich heute um zwei Uhr im
Mozart-Park”, sagte der Tommi.
Der Franz nickte und lief ins Schulhaus, zu
seiner Klasse.
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In der 2b war nur der Eberhard. Er saß an
seinem Pult und malte Männchen auf ein
Löschblatt. Der Franz setzte sich zu ihm.
„So!”, sagte er. „Ich bin wieder im Team und
du bist es probeweise auch! Heute um zwei Uhr
ist Training im Mozart-Park.”
Der Eberhard murmelte gerührt: „Einen
besseren Freund als dich gibt es nicht!”
Doch plötzlich schaute er entsetzt und sagte:
„Jetzt kriegst du aber mit der Gabi Streit.”
Der Franz zuckte mit den Schultern. Ganz so
als mache ihm das nichts aus. Aber der Eberhard
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kennt den Franz! Ihm kann der Franz nichts
vormachen! Drum fragte er: „Willst du es dir
nicht noch mal überlegen?”Der Franz schüttelte den Kopf.
„Dann sag es der Gabi gleich”, sagte derEberhard, „damit du es hinter dir hast.”
„In der nächsten Pause!”, versprach der Franz.
Mehr sagte er nicht, weil die 2b-Schüler in die
Klasse zurückkamen.
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Der Franz braucht Rachenputzer
Unangenehme Dinge schnell zu erledigen liegt
dem Franz nicht besonders. Da wartet er lieber
so lange als möglich zu.
Also redete er in der nächsten Pause nicht mit
der Gabi. Das mache ich auf dem Heimweg von
der Schule, nahm er sich vor.
Auf dem Heimweg von der Schule nahm er
sich vor, der Gabi beim Mittagessen alles zu
sagen.
Und beim Mittagessen beschloss er: Ich sage es ihr, kurz bevor ich in den Park gehe! Dann hat
sie keine Zeit mehr, lang zu streiten.
Nach dem Mittagessen, als die Gabi auf dem
Klo war, fragte der Franz die Gabi-Mama:
„Hast du Rachenputzer?”
Die Gabi-Mama kennt den Franz noch besser
als der Eberhard. Besorgt fragte sie: „Hast du
Angst, dass deine Stimme piepsig wird?”
Der Franz glaubt nämlich, dass Rachenputzer-
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Bonbons seine Pieps-Stimme etwas weniger
piepsig machen.
Der Franz nickte. „Ich gehe gleich weg, undvorher muss ich der Gabi etwas sagen, das sie
wütend machen wird.”
Die Gabi-Mama holte eine Tüte Rachenputzer
aus dem Schrank. Der Franz stopfte sich
vorsorglich vier Stück in den Mund und lutschte.
Dann kam die Gabi vom Klo zurück und sagte
zum Franz: „Übrigens! Die Sandra und ich gehen jetzt zum Jazz-Tanz, und aus dem FC Girl sind
wir heute ausgetreten. Kicken interessiert uns
nicht mehr. Außerdem kriegt man davon echt
uncoole Muckis an den Beinen!”
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Der Franz starrte die Gabi mit offenem Mund
an. Dann ging er zum Mülleimer und spuckte die
Rachenputzer rein.
Die Gabi-Mama sagte grantig zur Gabi: „Du
trittst aus dem FC Girl aus, ohne es vorher mitdem Franz zu besprechen? Das ist nicht nett!”
„Wieso?”, rief die Gabi. „Es geht ja um mich,
nicht um ihn. Jeder kann doch tun, was er will!”
„Genau!” Der Franz schaute vergnügt. „Und
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drum gehe ich jetzt in den Mozart-Park.”
„Wolltest du der Gabi nicht etwas sagen?”,
fragte die Gabi-Mama.„Das hat sich erledigt”, rief der Franz, zog im
Vorzimmer seine Fußball-Schuhe an und
dampfte ab.
Vor dem Mozart-Park wartete der Eberhard.
„Wie ist es gelaufen?”, erkundigte er sich.
„Hat dir die Gabi die Freundschaft
aufgekündigt?”
Der Franz sagte: „Wieso? Es geht ja um mich,
nicht um sie. Jeder kann doch tun, was er will!”
„Franz, du machst dich!”, lobte der Eberhard.
„Und du mach dich jetzt auch”, sagte der
Franz und zog den Eberhard in den Park rein,zum Käfig hin. (Käfig nennen die Kinder den
Ballspielplatz, weil er einen hohen Gitterzaun
rundherum hat.)
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Der Eberhard wird getestet
Der Tommi, der Peppo und der Berti saßen aufder Reserve-Bank im Käfig. Der Tommi hatte
den Fußball unter dem Arm.
„Na endlich”, begrüßte der Peppo den Franz.
„Die anderen sind ja auch noch nicht da”,
sagte der Eberhard.
„Es kommt heute keiner mehr”, erklärte der
Tommi, „der Alex und der Michi haben
Hausarrest.”
„Und der Peter muss zum Brillen-Doktor”,sagte der Peppo. „Und der Niki ist irgendwo
eingeladen.”
Der Franz war enttäuscht. Er hatte sich auf ein
tolles Match gefreut. Aber mit fünf Spielern ist
kein tolles Match hinzukriegen.
„So haben wir wenigstens Zeit, den Eberhard
ordentlich zu testen”, sagte der Peppo grinsend.
„Wie wollen sie mich denn testen?”, fragte der
Eberhard leise den Franz.
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„Mit Elfer-Schießen”, flüsterte der Franz. Der
Tommi legte den Ball auf den Elf-Meter-Punkt.
„Wer will anfangen?”, fragte er.„Ich!”, rief der Franz. Er wollte so schießen,
dass der Eberhard den Ball halten konnte. Wenn
gleich der erste Schuss ins Tor geht, wird er doch
verzagt, dachte er.
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Der Franz stellte sich fünf Schritte hinter dem
Ball auf, rannte los und schoss. Der Ball
wummerte dem Eberhard mitten auf die Brust.
Der Eberhard umarmte ihn, hielt ihn fest und
freute sich.
„Das gilt nicht!”, brüllte der Peppo. „Du hast
absichtlich so geschossen, dass er ihn halten
kann!”
„Stimmt”, sagte der Tommi zum Franz. „Du
hältst dich besser raus und zählst die Tore!”
Der Franz wagte nicht zu protestieren.
Der Tommi, der Peppo und der Berti schossen
abwechselnd vom Elf-Meter-Punkt auf das Tor.
Jede Minute ein Schuss! Und der Franz zählte
die Treffer und die gehaltenen Bälle.
Ein Wunderwuzi im Tor war der Eberhardnicht, aber er schlug sich wacker.
Nach einer Stunde ließ er sich auf den Rasen
plumpsen, zog sein T-Shirt aus, wischte sich
damit den Schweiß vom Gesicht und vom Bauch
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und schnaufte: „Mir reicht es!”
Der Franz verkündete zufrieden: „Zwanzigmal
getroffen, dreißigmal gehalten, zehn Schüsse an
die Latte.”
Und der Berti sagte anerkennend: „Das hätteder Arno nicht geschafft.”
Der Tommi nickte dem Peppo zu, der Peppo
nickte dem Tommi zu, dann sagte der Tommi:
„Willkommen im Team, Eberhard!”
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Und der Peppo sagte: „Ab jetzt bist du unser
Torwart und der Arno ist Reserve.”
Der Eberhard rappelte sich auf, band sich dasT-Shirt um den Bauch und sagte: „Ich nehme
lieber den Reserve-Job. Der ist gemütlicher. Ich
schaue gern zu. Und wenn sich der Arno den
Knöchel oder sonst was verstaucht, springe ich
ein.”
Der Tommi und der Peppo starrten den
Eberhard verblüfft an. Dass der komische Kerl
ihr Angebot abgelehnt hatte, ging nicht in ihre
Köpfe. Jeder andere hätte vor Freude
Purzelbäume geschlagen!
Der Franz zog den Eberhard vom Tommi und
vom Peppo weg und wollte ihn überreden.
So anstrengend, sagte er, sei ja nur der Testgewesen. Bei einem normalen Spiel müsse der
Eberhard nicht jede Minute ein Tor abwehren.
Doch der Eberhard schüttelte stur den Kopf.
Das machte den Franz richtig zornig. Er rief:
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„Du hast überhaupt keinen Ehrgeiz!”
„Stimmt”, sagte der Eberhard. „Den Ehrgeiz,
den Arno aus dem Tor zu verdrängen, habe ichwirklich nicht.”
„Aber du … du … du warst … besser als er!”,
stotterte der Franz.
„Aber der Arno wäre total traurig, wenn er aufdie Reservebank müsste”, sagte der Eberhard.
„Mir macht es nichts aus. Darauf kommt es an!”
Dann rief er dem Tommi, dem Peppo und dem
Berti „Tschüs” zu.
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Zum Franz sagte er, dass er heimmüsse, weil
ihn der Test hungrig gemacht habe, und trabte
aus dem Käfig.Warum der Eberhard den Torwart-Job
abgelehnt hatte, erzählte der Franz dem Tommi,
dem Peppo und dem Berti nicht. Er war sich
sicher, dass die drei das ohnehin nicht verstehen
würden.
Aber als der Tommi hinter dem Eberhard her
„Depp” murmelte, sagte er ohne den kleinsten
Pieps in der Stimme: „Er ist kein Depp, er ist ein
guter Mensch!”
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Ein Ball mit Autogramm
Der Bruder
vom Franz, der
Josef, spielt
nicht bloß mit Buben im Park Fußball. Er
trainiert auf einem richtigen Fußballplatz. Er ist
Stürmer in der Jugendmannschaft vom FC
Wiesensfeld, und sein Trainer hält ihn für ein
großes Talent. Später einmal will der Josef Profi-Fußballer
werden. Ein Super-Fußballstar, der in der
Nationalmannschaft spielt!
Da verdient er dann, sagt er, ganz viel Geld,
fliegt erster Klasse in der Welt herum und hat
einen Ferrari und eine Million Fans, die jubeln,
wenn er aufs Spielfeld kommt. Und ob Profi-
Fußballer in der Schule gute Noten hatten,
interessiert niemanden!
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Die Mama und der Papa schauen sauer, wenn
der Josef von der Fußballer-Zukunft schwärmt.
Der Papa wird manchmal sogar echt grantig. Erschimpft, dass der Josef Stroh im Kopf hat! Und
dass von hunderttausend Buben, die gut Fußball
spielen, höchstens einer ein Star wird! Und dass
er sich ganz sicher ist, dass dieser eine nicht der
Josef sein wird!
Der Papa hat auch schon gedroht, dass er den
Josef vom FC Wiesensfeld abmelden wird, wenn
seine Schulnoten nicht besser werden. Aber den
Josef stört das wenig. Der ist robust und bemüht
sich gerade nicht, so zu sein, wie ihn seine Eltern
haben wollen.
„Der Papa wird schon noch merken, dass ich
der eine von den hunderttausend Buben bin”,sagt er oft zum Franz. Dass ihn der Papa wirklich
vom FC Wiesensfeld abmelden könnte, glaubt er
auch nicht.
„Leere Drohungen”, sagt er zum Franz, wenn
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es der Papa nicht hören kann.
Der Franz glaubt dem Josef. Und dass der
Josef schlechte Noten hat, versteht er auch. DerMama hat er das so erklärt: „Der Kopf vom Josef
ist randvoll mit Fußball, da passen keine
Rechnungen und keine Aufsätze mehr hinein!”
Nicht nur der Kopf, auch das Zimmer vom
Josef ist randvoll mit Fußball. An den Wänden
kleben Fußball-Poster und Fotos, auf denen der
Josef mit Team-Kollegen zu bewundern ist.
Dazwischen hängen Vereins-Wimpel und
Medaillen, die der Josef bekommen hat.
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Im Bücherregal gibt es nur Bücher, die mit
Fußball zu tun haben. Und an der Zimmertür
sind Haken, von denen grünweiß gestreifteSchals und Socken baumeln. Grün und Weiß
sind die Farben vom FC Wiesensfeld.
Und ganz oben auf dem Bücherregal liegt ein
abgewetzter Fußball. Den nennt der Josef „mein
Heiligtum”. Was ihn zum Heiligtum macht, ist
ein Name, der mit schwarzem Filzschreiber auf
den Ball gekritzelt wurde.
„Martin Müllermeier” soll das Gekritzel heißen.
Der Martin Müllermeier war bis vor einem Jahr
Kapitän vom FC Wiesensfeld-Team und das
große Vorbild vom Josef. Dann hat sich der
Müllermeier mit dem Trainer zerstritten und ist
zum FC Wienerwald gewechselt. Inzwischenspielt er sogar in der Nationalmannschaft. Zum
Abschied hat er dem Josef auf einen Fußball das
Autogramm gekritzelt. Nur dem Josef hat er so
einen Autogramm-Fußball geschenkt, und das hat
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den Josef natürlich sehr stolz gemacht. Wie sein
Augenlicht hütet er den alten Fußball. Niemand
darf ihn vom Bücherregal holen, nicht einmal die
Mama, wenn sie im Zimmer vom Josef sauber
macht.
„Mein Heiligtum greift keiner an!”, sagt der
Josef.
Er hat sich einen weichen Staubwedel gekauft.
Mit dem wedelt er einmal in der Woche Staubvom Heiligtum. Und wenn die Sonne durchs
Fenster auf das Regal scheint, lässt er die Rollos
runter. Damit die Sonne die Unterschrift nicht
bleicht.
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Hüpfende Kieselsteine im Bauch
Der Martin Müllermeier ist nicht nur das Idolvom Josef. Der Tommi und der Peppo verehren
ihn auch. Und als ihnen der Franz vom
Autogramm-Ball erzählte, bettelten sie:
„Bring den Ball in die Schule mit!”
Der Franz erklärte ihnen, dass er den Ball
nicht mal anfassen dürfe.
„Dann kommen wir halt zu dir nach Hause
und schauen uns den Ball an”, schlugen der
Tommi und der Peppo vor.Weil der Josef im Schullandheim war, sagte
der Franz: „Okay! Am besten gleich heute.”
Wäre der Josef daheim gewesen, hätte er die
beiden nicht einladen können. An der Zimmertür
vom Josef klebt ein Schild, auf dem „Eintritt
verboten” steht. Und der Josef meint das auch so.
Nur wenn er besonders gut aufgelegt ist, darf der
Franz zu ihm ins Zimmer.
Aber der Josef ist selten besonders gut
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aufgelegt. Meistens, wenn der Franz an die Tür
klopft, schreit er: „Keine Besuchszeit!”
Mit dem Tommi und dem Peppo vor der Türzu stehen und bloß „Keine Besuchszeit!” zu
hören, das wäre zu peinlich gewesen.
Der Tommi und der Peppo kamen um drei Uhr
und klingelten, wie es ihnen der Franz erklärt
hatte, zuerst an Tür 11.
Die Gabi-Mama war gerade mit der Gabi im
Bad und drehte die Haare der Gabi auf
Lockenwickler.
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dem Turban, den ihr die Mama wickelte, nicht
zufrieden und band sich ein Kopftuch um.
Fünfzehn Minuten nachdem es geklingelt
hatte, lief sie endlich ins Treppenhaus.
Die Fröstl-Tür stand offen. Die Gabi hörte
Stimmen. Zwei lachende und eine verzweifelt
piepsende. Die Stimmen kamen eindeutig aus
dem Zimmer vom Josef.
Die sind gemein zum Franz, dachte die Gabi
empört. Sie ist zwar selbst oft gemein zum Franz,
aber sie lässt nicht zu, dass wer anderer gemein
zu ihm ist. Das stoppt sie, wenn sie kann.
Die Gabi lief in die Fröstl-Wohnung, zum
Zimmer vom Josef, und stieß die Tür auf.
Der Tommi stand auf dem Bett, der Peppo
stand auf einem Stuhl vor dem Bücherregal, unddie beiden köpften einander lachend den
Autogramm-Fußball zu. Hin und her und her und
hin und hin und her.
Und der arme Franz sprang in der Mitte vom
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Zimmer herum, versuchte den Ball zu fangen
und piepste unentwegt: „Aufhören … bitte …”
Die Gabi flitzte zum Bett, packte ein Beinvom Tommi und riss es hoch. Der Tommi
plumpste rücklings auf die Matratze, und der
Ball, den ihm der Peppo gerade zuköpfte,
wummerte an die Wand hinter dem Bett und
sauste von dort zum offenen Fenster raus.
Der Franz rannte zum Fenster, schaute in den
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Hof runter und sah das Heiligtum vom Josef
durch die offene Hoftür in den Hausflur rollen.
„Das war aber jetzt echt nicht meine Schuld,sondern deine!”, sagte der Tommi zur Gabi.
„Ich habe nur gewollt, dass ihr aufhört!”, rief
die Gabi.
„Das ist dir ja super gelungen!”, sagte der
Peppo spöttisch und sprang vom Stuhl.
Der Franz raste aus der Wohnung und wie der
geölte Blitz die Treppe runter.
Aber im Hausflur lag der Ball nicht. Und die
Haustür stand sperrangelweit offen!
Der Franz lief aus dem Haus, schaute den
Gehsteig hinauf und hinunter. Er hockte sich
sogar auf den Asphalt und linste unter die
geparkten Autos. Dann kamen die Gabi, der Tommi und der
Peppo und schauten auch den Gehsteig hinauf
und hinunter.
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Bis zur Hauptstraße lief die Gabi. In jede
Haustür, unter jedes Auto schaute sie. Der
Tommi und der Peppo nahmen sich die
Haustüren und Autos auf der anderen
Straßenseite vor. Aber der Autogramm-Fußball
blieb verschwunden.
Schließlich erklärte der Peppo, dass sich den
Ball jemand gegrapscht haben müsse. Und der
Tommi sagte wieder, dass alles die Schuld der
Gabi sei. Dann sagten sie noch „Tschüsi” und
marschierten ab.
Der Franz setzte sich vor die Haustür und
heulte los.
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„Glaubst du auch, dass ich schuld bin?”, fragte
die Gabi.
Der Franz piepste: „Nein … du wolltest mirnur helfen. Aber mir … kann niemand … helfen.”
Die Gabi gab dem Franz ein Taschentuch und
sagte tröstend: „Das kriegen wir hin, Franz. Mir
wird etwas einfallen. Wir haben ja noch fünf
Tage Zeit, bis der Josef heimkommt.”
Der Franz schnäuzte sich.
„Auf alle Fälle”, sagte die Gabi, „muss es
geheim bleiben.”
Sie zog den Franz hoch. „Wir gehen jetzt rauf,
sperren eure Wohnungstür ab und tun so, als sei
alles in bester Ordnung.”
So zu tun, als sei alles in bester Ordnung, fiel
dem Franz schrecklich schwer. Er schaffte es auch nicht wirklich.
„Geht es dir nicht gut?”, fragte die Mama
beim Abendessen. „Du bist so blass. Essen tust
du ja auch kaum etwas.”
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„Ich habe ein komisches Gefühl im Bauch”,
sagte der Franz.
Das war nicht gelogen. Seit das Heiligtumvom Josef aus dem Fenster gesaust war, kam es
dem Franz so vor, als habe er einen Haufen
hüpfender Kieselsteine im Magen.
„So fängt die Sommergrippe an”, sagte der
Papa. „Übrigens! Was klappert denn da die
ganze Zeit?”
Die Mama lauschte. „Das Fenster im Zimmer
vom Josef”, sagte sie und stand auf. „Das hab ich
in der Früh aufgemacht. In der Bude hat es
gestunken wie in einem Fuchsbau.”
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Die Mama ging zum Zimmer vom Josef und
der Franz dachte: Jetzt kommt es raus! Jetzt sieht
die Mama, dass das Heiligtum futsch ist! Direkterleichtert war er, weil er nicht gern Geheimnisse
vor seiner Mama und seinem Papa hat.
Aber als die Mama zum Esstisch zurückkam,
sagte sie bloß: „Der Mief ist abgezogen.”Dass der Autogramm-Fußball nicht mehr auf
dem Regal lag, hatte sie gar nicht bemerkt.
Fußbälle interessieren die Mama vom Franz eben
überhaupt nicht.
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Oft taugt auch die beste Idee nichts
Am nächsten Morgen, auf dem Weg zur Schule,
erklärte die Gabi: „In der Nacht ist mir
eingefallen, wie wir das Problem lösen.”
„Echt?” Der Franz schaute zweifelnd.
„Wir nehmen einen Fußball, der aussieht wie
der vom Josef”, sagte die Gabi, „und du schreibst
Martin Müllermeier drauf. Du musst nur die
Unterschrift gut nachmachen.”
Den passenden Ball, sagte sie, habe sie schon.Der liege bei ihr daheim, in dem Karton, in dem
ihr Papa Kram aus seiner Jugendzeit aufhebt.
„Du meinst, die Unterschrift kriege ich hin?”,
fragte der Franz.
„Na klar!”, rief die Gabi.
Es klang so sicher, dass die Kieselsteine im
Magen vom Franz endlich aufhörten zu hüpfen
und nur noch ein bisschen drückten.
Und mittags, als die Gabi dem Franz den alten
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Fußball zeigte, hörten die Kieselsteine sogar auf
zu drücken, weil der Fußball wirklich wie der
vom Josef aussah. Nur etwas weniger abgewetztwar er. Aber das kriegte die Gabi hin. Sie
rubbelte mit der Nagelfeile über die schwarzen
Sechsecke, bis der Franz zufrieden „Es reicht!”
sagte.
Das gute Bauchgefühl vom Franz hielt leider
nur bis zum Nachmittag an. Bis er im Zimmer
der Gabi „Martin Müllermeier” schreiben übte.
Einen 100-Blatt-Notizblock verbrauchte er.
Keine Unterschrift, die er kritzelte, sah der auf
dem Fußball auch nur ein bisschen ähnlich.
„Ich kann es nicht!”, jammerte er schließlich
und warf den Filzschreiber weg. „Probier du!”
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„Ich hab keine Ahnung, wie die Unterschrift
ausgesehen hat”, sagte die Gabi.
Sie schob dem Franz einen neuen Notizblock
zu. Der Franz schob ihn von sich.
„Das hat keinen Sinn!”, sagte er. „So ein
komisches Gekrakel kriegt nur er selber hin.”
„Bingo!”, rief die Gabi. „Dann muss er die
Unterschrift eben selber machen! Drum gehen
wir jetzt auf den Wienerwald-Platz.”
„Aber er ist wahrscheinlich jetzt gar nicht
dort”, sagte der Franz.
„Dann fragen wir jemanden, wann er kommt”,
sagte die Gabi.
„Aber wenn der sagt, dass uns das nichts
angeht”, sagte der Franz.
„Dann erklären wir dem, dass es lebenswichtigfür dich ist”, sagte die Gabi.
„Aber wenn das Tor zugesperrt ist und wir gar
nicht reinkommen”, sagte der Franz.
„Hör mit dem Aber-aber-aber-Gebrabbel auf
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und komm!”, schimpfte die Gabi. Sie gab dem
Franz den Fußball, schubste ihn aus dem Zimmer
und rief ins Wohnzimmer rein: „Wir gehen aufden Fußballplatz!”
Der Platz vom FC Wienerwald ist nicht weit weg
von der Hasengasse. Wie man hinkommt, wusste
der Franz auch. Er war dort gewesen, als der
Josef gegen die Jugendmannschaft vom FC
Wienerwald gespielt hatte.
Das große Tor vom Platz stand offen. Vom
Tor führte ein breiter Weg zum Spielfeld.
Ein Mann kehrte mit einem riesigen Besen den
breiten Weg.
„Den fragst du!”, kommandierte die Gabi.
„Frag du ihn!”, bat der Franz.Die Gabi schüttelte den Kopf. „Ein bisschen
was kannst du selber tun.”
Der Franz sah ein, dass die Gabi Recht hatte.
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Er ging auf den Besen-Mann zu, und weil der
freundlich grinste, gelang es ihm, ohne Piepser
zu fragen: „Bitte, ist der Martin Müllermeier
da?”
„Heute ist keiner von den Spielern da”, sagte
der Besen-Mann. „Kommt er morgen?”, fragte der Franz.
„Morgen fliegt er mit der Nationalmannschaft
nach Rom”, sagte der Besen-Mann.
„Wissen Sie, wo er jetzt ist?”, fragte die Gabi.
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Sie deutete auf den Franz. „Es ist nämlich
lebenswichtig für ihn!”
Der Besen-Mann sagte: „Soviel ich weiß, gibter beim Sport-Brunner Autogramme.”
„Wo ist der Sport-Brunner?”, fragte der Franz.
„Gegenüber vom Bahnhof”, sagte der Besen-
Mann. „Der Bus, der vor dem Tor hält, fährt
direkt hin.”
Der Besen-Mann schaute auf die Uhr. „Wenn
es lebenswichtig ist, dann rennt los. Der Bus
muss jede Sekunde kommen.”
„Danke”, riefen der Franz und die Gabi und
rannten los.
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Zu viel bekommen macht nicht glücklich
Eine halbe Stunde später liefen der Franz und die
Gabi durch die Drehtür vom Sport-Brunner.
stand auf einem Plakat neben der Rolltreppe. Der Franz und die Gabi rollten in die dritte
Etage. Dort war ein langer Tisch, hinter dem elf
Männer saßen. Alle hatten blaue Blazer an und
Baseball-Kappen auf.
Von der Rolltreppe bis zum einen Ende vom
langen Tisch standen in Dreier-Reihen Leute an.
„Grundgütiger”, sagte die Gabi. „Da stehen
wir uns die Beine in den Bauch, bis wir dran
sind!”
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„Wer von denen ist der Martin Müllermeier?”,
fragte der Franz ratlos. Ihm kamen die Männer
hinter dem Tisch wie Elflinge vor. Ob die Gabiwusste, wer von den Elflingen der Martin
Müllermeier war, erfuhr der Franz nicht mehr.
Plötzlich winkte ihnen der Eberhard vom Anfang
der Schlange zu und brüllte: „Hierher, Franz,
hierher!”
Die Gabi und der Franz gingen zum Eberhard
und stellten sich zu ihm. Die Leute, die hinter
dem Eberhard warteten, riefen: „Platz halten gilt
nicht! Hinten anstellen!”
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Aber da hatte der Fußballer, der am Tischende
saß, dem Franz den Ball schon aus der Hand
genommen. Er kritzelte seinen Namen drauf undreichte den Ball seinem Nachbarn. Der kritzelte
auch seinen Namen und gab den Ball weiter.
Von Fußballer zu Fußballer wanderte der Ball.
Jeder malte sein Autogramm. Das ging
blitzschnell! Kaum eine Minute war um, dann
hatte der Franz den Ball zurück und starrte ihn
verdutzt an.
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„Klar, dass es schief geht, wenn sich der
Eberhard-Trottel einmischt”, sagte die Gabi. DerEberhard hörte es gottlob nicht, denn er
sammelte noch Autogramme ein.
„Er kann doch nichts dafür”, verteidigte der
Franz den Eberhard.
„Auch wahr”, sagte die Gabi einsichtig.
Dann kam der Eberhard mit elf Autogramm-
Karten. Er grinste von einem Ohr zum anderen.
„Das ist gut gelaufen für euch”, sagte er, „ich
warte hier schon zwei Stunden.”
Als er sah, wie der Franz dreinschaute, hörte
er auf zu grinsen. „Ist was?”, fragte er.
„Es ist eh schon alles im Eimer”, sagte die
Gabi. „Jetzt kannst du es ihm erzählen.”Der Franz erzählte ihm alles, und der Eberhard
tröstete ihn. Ein Fußball mit den Unterschriften
aller Spieler, sagte er, sei elfmal so viel wert wie
ein Fußball mit einem Müllermeier-Autogramm.
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Der Josef werde sich scheckig freuen über den
guten Tausch.
Und die Gabi gab zum ersten Mal in ihremLeben dem Eberhard Recht.
Als der Franz und die Gabi heimkamen, saß
die Mama vom Franz bei der Gabi-Mama in der
Küche. Und auf dem Küchentisch lag das
Heiligtum vom Josef!
„Wo kommt der Ball her?”, piepste der Franz.
Die Mama sagte: „Den hat mir der Hausmeister
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gegeben. Auf der Kellertreppe hat er ihn
gefunden.”
Und die Gabi-Mama fragte: „Habt ihr eineAhnung, wie er dort hingekommen ist?”
Bevor der Franz fertig überlegt hatte, ob er mit
der Wahrheit rausrücken sollte, sagte die Mama:
„Egal, wie er dort hingekommen ist, Hauptsache,
er ist wieder da.”
Das fand der Franz goldrichtig.
Der Josef kam am Samstag vom
Schullandheim zurück und wurde gelb vor Neid,
als er den Fußball mit den Autogrammen der
Nationalmannschaft sah.
Zehn Euro wollte er dem Franz für den Ball
geben.
Der Franz lehnte ab. „Und wenn ich dir meinen ferngesteuerten
Ferrari gebe?”, fragte der Josef.
Der Franz lehnte ab.
„Und wenn ich dir zehn Euro und den Ferrari
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gebe? Und meine alten Playmobil-Sachen
dazu?”, lockte der Josef.
Der Franz lehnte ab.
„Aber er würde so gut zu meinem Heiligtum
passen”, bettelte der Josef.
„Ich borge ihn dir”, sagte der Franz. „Aber
nur, wenn ich ihn besuchen darf, sooft ich mag.
Und zwar ohne vorher anzuklopfen!”
„Okay”, rief der Josef, schnappte sich den
Fußball, trug ihn in sein Zimmer und legte ihn
auf das Bücherregal, neben das Heiligtum. Und
der Franz nahm einen roten Stift und schrieb auf
das Schild an der Tür vom Josef, unter
EINTRITT VERBOTEN:
„Gilt nicht für Franz!”