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STRAUBINGER RUNDSCHAU 29 „Die Flöte ist ein Teil von mir“ Charles Davis und „Captured Moments“ präsentieren Jazz und Weltmusik im Trio Er stammt aus Australien und ist der Liebe wegen Anfang der 1970er- Jahre in Konstanz am Bodensee hängen geblieben. Der Autodidakt Charles Davis gilt als einer der pro- filiertesten Jazz-Flötisten der euro- päischen Szene. Er und seine beiden Musikerkollegen Sven Götz (Gitar- ren) und Steffen Hollenweger (Kon- trabass) bezeichnen sich als „musi- kalische Nomaden“, die versuchen, verschiedene musikalische Einflüs- se – Jazz und Weltmusik – in einer ungewöhnlichen Besetzung zu ver- binden. Mit „Captured Moments“ gastieren sie am Samstag, 16. Janu- ar, 20 Uhr, auf Einladung der Jazz- freunde im Alten Schlachthof. Wir sprachen mit Charles Davis darü- ber, was die Faszination der Flöte ausmacht, wie sie verschiedene Mu- sikstile verknüpft und weshalb je- der sein individuelles Instrument finden sollte. Straubinger Tagblatt:AufIh- rer Homepage steht die Frage: Was verbindet einen australischen Flö- tisten, einen schwedischen Gitarris- ten und einen deutschen Bassisten? Was ist die Antwort? Charles Davis: Das ist die Of- fenheit gegenüber anderen Arten von Musik. Wir bedienen ein sehr breites Spektrum von verschiede- nen Musikstilen. Manche Jazzmusi- ker wollen nur klassischen Jazz spielen und sind nicht so offen, was ich aber als Voraussetzung für die Zusammenarbeit sehe. Wir hatten ja schon seit Anfang der 90er-Jahre verschiedene Besetzungen und jedes Mal, wenn jemand neu dazugekom- men ist, hatte er die Art der Musik schon vor sich und wusste, ob er da- mit etwas anfangen konnte. Dann hatten wir einen gemeinsamen An- fangspunkt. Seit wann spielen Sie in dieser Besetzung zusammen? Wir sind jetzt schon seit neun Jahren zusammen. Dadurch haben wir eine große Vertrautheit, die ein Merkmal unserer Musik ist. Das be- kommen selbst Laien mit, wir ha- ben ein sehr kompaktes Klangbild, eine Dichtheit, die meist bei zusam- mengewürfelten Gruppen nicht vorhanden ist. Sie kündigen auch eine Weltreise in Tönen an, mit Elementen aus der indischen, osteuropäischen und ara- bischen Musik. Waren Sie in all die- sen Ländern? Ich habe diese Länder nicht be- reist, aber in all diesen Kulturen spielen die verschiedenen Arten von Flöten eine große Rolle. Deshalb habe ich einen leichten Zugang zu dieser Art von Musik, man kann fast sagen, eine geistige Verwandtschaft. Ich kann in diese Art von Musik mü- helos einsteigen. Die Verknüpfung ist einfach die Flöte. | Flöte ist kein typisches Männer-Instrument Die Flöte ist ja nicht gerade das klassische Jazzinstrument und auch kein Instrument, das in der Regel von Männern gespielt wird … Ja, das stimmt. Ich habe ein ande- res Ensemble „Four more flutes“ mit fünf Männern, aber ich habe Konzerte erlebt, in denen nur Frau- en im Publikum waren (lacht). Und auch bei den Schülern sind 90 Pro- zent weiblich. Das ist oft eine wahn- sinnige Hemmschwelle für Jungs. Wie sind Sie denn dann zu diesem Instrument gekommen, was macht für Sie die Faszination aus? Meine Theorie ist, dass jeder ein Instrument hat, das ihm am besten liegt. Ich finde, Jugendliche sollten die Möglichkeit haben, verschiede- ne Instrumente auszuprobieren oder auch zu wechseln. Ich habe auch Gitarre gespielt und wollte noch ein anderes Instrument lernen. Auf der Flöte habe ich damals in- nerhalb einer Woche Fortschritte gemacht, für die man sonst ein hal- bes Jahr braucht, obwohl ich mir al- les selber beigebracht habe. Ich habe einfach einen viel größeren Zugang zur Flöte. Das Faszinieren- de ist ihre Flexibilität, diese ver- schiedenen Musikkulturen, in die die Flöte eingebettet ist. Eine Gitar- re in indischer Musik ist sehr pro- blematisch oder ein Saxofon in ara- bischer Musik, das geht, aber das kommt von der Stilistik her nicht so nahe. Mit der Flöte kann ich all die- se Elemente je nach Lust und Laune bedienen. Das ist sehr reizvoll. Das Instrument ist einfach ein Teil von mir. Warum halten Sie die Trio-Beset- zung für so ideal? Es ist ein sehr ausgeglichenes Klangbild. Anfangs war es sehr schwierig, das passende Ensemble zu finden, denn Anfang der 70er- Jahre war die große Jazzrock-Ära. Ich habe auch experimentiert mit Duos, Klavier-Flöte oder Gitarre- Flöte. Andere Jazzflötisten arbeiten mit Schlagzeug, aber das kann sehr heikel sein. Durch unsere Besetzung habe ich unbewusst einen anderen Stil entwickelt, eine perkussive Spielweise. Ich habe die Flöte ge- doppelt als rhythmisches und melo- disches Instrument. Das würde kein Klassiker spielen wollen oder auch können. Das ist auch der Vorteil des Autodidakten, denn keiner sagt: „Das geht nicht.“ Das schafft musi- kalische Freiräume. Und das ist das Wesen von Jazz: Individualität an- statt Massenprodukt. Was erwartet das Publikum in Straubing? Es ist eine ruhige, seelenvolle Mu- sik, die sehr intensiv gespielt wird, ohne Percussion und Schlagzeug. Jeder, der mit offenen Ohren hin- geht, wird angenehm überrascht. Warum haben Sie auf Ihrer Home- page auch Ihre Lieblingsweine auf- gelistet? (Lacht) Das ist meine zweite, nein, meine dritte Leidenschaft. Meine erste ist meine Frau, deretwe- gen ich 1971 nach Deutschland ge- kommen bin, die zweite die Musik und die dritte gute Weine … Interview: Eva Bernheim Info Karten für das Konzert von Charles Davis und „Captured Moments“ am Samstag, 16. Januar, um 20 Uhr im Alten Schlachthof gibt es an der Abendkasse zu 17, 14 (ermäßigt) und sechs Euro (Schüler). Mitglie- der haben zu diesem Konzert freien Eintritt, Ausweise sind übertragbar. „Captured Moments“ – eingefangene Augenblicke verspricht der Flötist Charles Davis mit seinem Trio, das lyrische Jazz-Kammermusik mit Elementen aus indi- scher, arabischer und osteuropäischer Folklore verbindet.

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Freitag, 15. Januar 2016 STRAUBINGER RUNDSCHAU 29

„Die Flöte ist ein Teil von mir“Charles Davis und „Captured Moments“ präsentieren Jazz und Weltmusik im Trio

Er stammt aus Australien und istder Liebe wegen Anfang der 1970er-Jahre in Konstanz am Bodenseehängen geblieben. Der AutodidaktCharles Davis gilt als einer der pro-filiertesten Jazz-Flötisten der euro-päischen Szene. Er und seine beidenMusikerkollegen Sven Götz (Gitar-ren) und Steffen Hollenweger (Kon-trabass) bezeichnen sich als „musi-kalische Nomaden“, die versuchen,verschiedene musikalische Einflüs-se – Jazz und Weltmusik – in einerungewöhnlichen Besetzung zu ver-binden. Mit „Captured Moments“gastieren sie am Samstag, 16. Janu-ar, 20 Uhr, auf Einladung der Jazz-freunde im Alten Schlachthof. Wirsprachen mit Charles Davis darü-ber, was die Faszination der Flöteausmacht, wie sie verschiedene Mu-sikstile verknüpft und weshalb je-der sein individuelles Instrumentfinden sollte.

Straubinger Tagblatt : Auf Ih-rer Homepage steht die Frage: Wasverbindet einen australischen Flö-tisten, einen schwedischen Gitarris-ten und einen deutschen Bassisten?Was ist die Antwort?

Charles Davis : Das ist die Of-fenheit gegenüber anderen Artenvon Musik. Wir bedienen ein sehrbreites Spektrum von verschiede-nen Musikstilen. Manche Jazzmusi-ker wollen nur klassischen Jazzspielen und sind nicht so offen, wasich aber als Voraussetzung für dieZusammenarbeit sehe. Wir hattenja schon seit Anfang der 90er-Jahreverschiedene Besetzungen und jedesMal, wenn jemand neu dazugekom-men ist, hatte er die Art der Musikschon vor sich und wusste, ob er da-mit etwas anfangen konnte. Dannhatten wir einen gemeinsamen An-fangspunkt.

Seit wann spielen Sie in dieserBesetzung zusammen?

Wir sind jetzt schon seit neunJahren zusammen. Dadurch habenwir eine große Vertrautheit, die einMerkmal unserer Musik ist. Das be-kommen selbst Laien mit, wir ha-ben ein sehr kompaktes Klangbild,eine Dichtheit, die meist bei zusam-mengewürfelten Gruppen nichtvorhanden ist.

Sie kündigen auch eine Weltreisein Tönen an, mit Elementen aus derindischen, osteuropäischen und ara-bischen Musik. Waren Sie in all die-sen Ländern?

Ich habe diese Länder nicht be-reist, aber in all diesen Kulturenspielen die verschiedenen Arten vonFlöten eine große Rolle. Deshalbhabe ich einen leichten Zugang zudieser Art von Musik, man kann fastsagen, eine geistige Verwandtschaft.

Ich kann in diese Art von Musik mü-helos einsteigen. Die Verknüpfungist einfach die Flöte.

| Flöte ist kein typischesMänner-InstrumentDie Flöte ist ja nicht gerade das

klassische Jazzinstrument und auchkein Instrument, das in der Regelvon Männern gespielt wird …

Ja, das stimmt. Ich habe ein ande-res Ensemble „Four more flutes“mit fünf Männern, aber ich habeKonzerte erlebt, in denen nur Frau-en im Publikum waren (lacht). Und

auch bei den Schülern sind 90 Pro-zent weiblich. Das ist oft eine wahn-sinnige Hemmschwelle für Jungs.

Wie sind Sie denn dann zu diesemInstrument gekommen, was machtfür Sie die Faszination aus?

Meine Theorie ist, dass jeder einInstrument hat, das ihm am bestenliegt. Ich finde, Jugendliche solltendie Möglichkeit haben, verschiede-ne Instrumente auszuprobierenoder auch zu wechseln. Ich habeauch Gitarre gespielt und wolltenoch ein anderes Instrument lernen.Auf der Flöte habe ich damals in-

nerhalb einer Woche Fortschrittegemacht, für die man sonst ein hal-bes Jahr braucht, obwohl ich mir al-les selber beigebracht habe. Ichhabe einfach einen viel größerenZugang zur Flöte. Das Faszinieren-de ist ihre Flexibilität, diese ver-schiedenen Musikkulturen, in diedie Flöte eingebettet ist. Eine Gitar-re in indischer Musik ist sehr pro-blematisch oder ein Saxofon in ara-bischer Musik, das geht, aber daskommt von der Stilistik her nicht sonahe. Mit der Flöte kann ich all die-se Elemente je nach Lust und Launebedienen. Das ist sehr reizvoll. DasInstrument ist einfach ein Teil vonmir.

Warum halten Sie die Trio-Beset-zung für so ideal?

Es ist ein sehr ausgeglichenesKlangbild. Anfangs war es sehrschwierig, das passende Ensemblezu finden, denn Anfang der 70er-Jahre war die große Jazzrock-Ära.Ich habe auch experimentiert mitDuos, Klavier-Flöte oder Gitarre-Flöte. Andere Jazzflötisten arbeitenmit Schlagzeug, aber das kann sehrheikel sein. Durch unsere Besetzunghabe ich unbewusst einen anderenStil entwickelt, eine perkussiveSpielweise. Ich habe die Flöte ge-doppelt als rhythmisches und melo-disches Instrument. Das würde keinKlassiker spielen wollen oder auchkönnen. Das ist auch der Vorteil desAutodidakten, denn keiner sagt:„Das geht nicht.“ Das schafft musi-kalische Freiräume. Und das ist dasWesen von Jazz: Individualität an-statt Massenprodukt.

Was erwartet das Publikum inStraubing?

Es ist eine ruhige, seelenvolle Mu-sik, die sehr intensiv gespielt wird,ohne Percussion und Schlagzeug.Jeder, der mit offenen Ohren hin-geht, wird angenehm überrascht.

Warum haben Sie auf Ihrer Home-page auch Ihre Lieblingsweine auf-gelistet?

(Lacht) Das ist meine zweite,nein, meine dritte Leidenschaft.Meine erste ist meine Frau, deretwe-gen ich 1971 nach Deutschland ge-kommen bin, die zweite die Musikund die dritte gute Weine …

Interview: Eva Bernheim■ Info

Karten für das Konzert von CharlesDavis und „Captured Moments“ amSamstag, 16. Januar, um 20 Uhr imAlten Schlachthof gibt es an derAbendkasse zu 17, 14 (ermäßigt)und sechs Euro (Schüler). Mitglie-der haben zu diesem Konzert freienEintritt, Ausweise sind übertragbar.

„Captured Moments“ – eingefangene Augenblicke verspricht der Flötist CharlesDavis mit seinem Trio, das lyrische Jazz-Kammermusik mit Elementen aus indi-scher, arabischer und osteuropäischer Folklore verbindet.

■ Die Polizei meldet

Auffahrunfall inBahnunterführung

Eine junge Frau hat offenbar zuwenig Abstand gehalten und so ei-nen Auffahrunfall auf der Landshu-ter Straße verursacht. Die 21-jähri-ge Autofahrerin krachte in derBahnunterführung ins Heck desAutos einer 41-jährigen Frau. Ver-letzt wurde bei dem Unfall am Mitt-wochnachmittag niemand, das Autoder 21-Jährigen wurde abge-schleppt. Den Gesamtschadenschätzt die Polizei auf etwa 13000Euro.

* * *ALKOHOLFAHRTEN. Bei Ver-

kehrskontrollen hat die Polizei amMittwoch zwei betrunkene Auto-fahrer gestoppt. Ein 54-jährigerMann war gegen 18.30 Uhr auf derLandshuter Straße unterwegs, alsihn eine Streife kontrollierte. Ge-genüber den Beamten gab dieser zu,Bier getrunken zu haben. Ein frei-williger Test ergab, dass er stark be-trunken war. Die Beamten nahmenihm den Schlüssel ab, verständigteneinen Arzt zur Blutabnahme und er-stellten eine Anzeige wegen Trun-kenheit im Verkehr. – Ebenso erginges einem 35-jährigen Autofahrer,den die Polizei gegen 22.30 Uhr ander Mittleren Bachstraße aus demVerkehr gezogen hat.

* * *BETTLER. Am Mittwoch sind der

Polizei mehrere Bettler im Stadtge-biet gemeldet worden. Zwei von ih-nen traf eine Streife im Längswegan. Sie übergaben die beiden Perso-nen zur Anzeigenbearbeitung andas zuständige Ordnungsamt.

Weitere Aufführungvon „Molly Sweeney“Die Theatergruppe um Susanne

Huber zeigt am Samstag, 30. Janu-ar, um 19.30 Uhr im Paul-Theaternochmals das Schauspiel „MollySweeney“ von Brian Friel. Der erstkürzlich verstorbene Friel zählt zuden anerkanntesten irischen Dra-matikern und wird auch als „Ir-lands Tschechow“ gerühmt. Dieblinde Molly (Gundula Hiendl) lässtsich ihrem Ehemann Frank zuliebevon dem einst weltberühmten ArztDr. Rice (Thomas Gattung) operie-ren, der so auf ein Comeback hofft.Doch Molly findet sich in der Weltder Sehenden nicht zurecht. Frielbeschreibt die drei Charakteredurch einander beleuchtende Erin-nerungen, Berichte voller Poesieund Genauigkeit. Es spielen weiterLudwig Schmid, Sebastian Hofererund Gerhard Artinger. Karten gibtes beim Leserservice des Straubin-ger Tagblatts, Telefon 940-6700,oder an der Abendkasse.

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Charles
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17.1.2016