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Donnerstag, 19. Februar 2015 LANDKREIS STRAUBING-BOGEN 15 STRAUBING-BOGEN www.straubinger-tagblatt.de kreis & quer F ast in allen Läden wird man ge- fragt, ob man eine Kundenkar- te, eine „Service Card“ hat oder ir- gendwelche Punkte sammelt. Falls man tatsächlich über etwas Derarti- ges verfügt, hat man es gewiss gera- de nicht dabei, sobald man es braucht. Warum, so fragt man sich, machen die Geschäfte nicht gleich etwas billiger, sondern sorgen statt- dessen dafür, dass Geldbörsen auf Rucksackgröße anschwellen und sich in allen Taschen zerknüllte Gutscheine finden. Und seit zum Beispiel die Briefmarken innerhalb kurzer Zeit um Kleckerlesbeträge erhöht wurden, tauchen immer ir- gendwo noch alte Marken auf, die man dann ergänzen muss. Lästiger Kleinkram Sehr ärgerlich ist es auch, wenn man dringend Kleingeld braucht und keines dabei hat. Damit macht man sich an Automaten, an denen es schnell gehen muss und viele war- ten, besonders beliebt. Zum Beispiel vor Autobahntoiletten. Die sind in der Regel mit einer Schranke be- wehrt, die sich nur öffnet, wenn man 70 Cent einwirft. Wer nicht gleich kapiert, dass der Automat auch wechseln kann, sucht erstmal verzweifelt nach Münzen. Hat man es dann geschafft, durch die Schranke zu kommen, bekommt man eine Art Eintrittskarte. Wer sie sammelt, kann sich durch mehrma- ligem Aufenthalt in einem Auto- bahnklo glatt einen Kaffee erbie- seln. Aber bis dahin schleppt er sei- ne Bons bestimmt so lange mit sich herum, bis die Klogebühr wieder teurer wird. –rn– „Gehäuse ist nur ein Möbel“ Klaviere haben ein vielschichtiges Innenleben und eine Optik, die der Mode unterliegt Aiterhofen. Mechanik, Akus- tik, Gehäuse und Klaviatur – vier Bauteile mit 7000 bis 8000 Einzel- teilen. Doch ist für viele Menschen ihr Klavier mehr als die Summe sei- ner Teile. Deshalb lassen sie ihr gu- tes Stück, sollte es schwächeln, re- parieren. In welchem Umfang diese Reparatur dann ausfällt, hängt vom Rat des Klavierbauers ab. Auch Karl Penzkofer, Leiter des Stein- acher Singkreises, hat sich beraten lassen und ist mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Sein Neupert- Klavier glänzte nach der Reparatur bei Penzkofers Jahresabschlusskon- zert in Steinach. „Aufwendige Reparaturen sind meistens nur dann sinnvoll, wenn es sich um einen namhaften Hersteller handelt“, sagen Michael Werner und sein Sohn Stefan Werner. Die Geschäftsführer der „Music-Stati- on Piano Werner“ haben grundsätz- lich beides im Blick: den ideellen und den materiellen Wert eines In- strumentes. Denn eine Reparatur sollte sich für den Auftraggeber auch finanziell lohnen. Doch sogar bei großen Klavierbauernamen wird ein Auftrag schon mal abge- lehnt. „Wenn beispielsweise der Graugussrahmen des Instrumentes einen Riss hat.“ Und so hatte Penz- kofer gleich zweimal Glück: Sein Klavier aus dem Jahr 1920 hatte mit dem Bamberger Klavierbauer Neu- pert einen namhaften Hersteller und der Schaden hielt sich ebenfalls in reparaturfähigen Grenzen. „Komplettangebot ist fix“ Wie teuer die Reparatur den Be- sitzer kommen wird, schätzt Stefan Werner stets selbst. Der Klavier- bauer fährt hin, sieht sich das In- strument an und gibt sein Angebot ab. Im Unterschied zu anderen sei sein Angebot fix. „Wenn ich mich verschätze, bin ich selbst schuld.“ Bei Penzkofers Neupert-Klavier habe er drei Reparaturstufen ange- boten. „Eine einfache, eine mittlere und eine Generalüberholung.“ Von Letzterer aber habe er, ganz Be- triebswirtschaftler, dem Steinacher allerdings abgeraten. „An die 10000 Euro Reparatur wäre das Klavier einfach nicht wert gewesen.“ Eine Reparatur rentiere sich nur, wenn die Substanz es hergibt, wenn nicht, sage er den Kunden schon mal: „Sie schmeißen Ihr Geld zum Fenster raus.“ Das wollte Penzkofer auf keinen Fall und so hat er sich für den Mittelweg entschieden. Und dies nicht bereut. Beim Festkonzert waren die Besucher von den musi- kalischen Qualitäten des Pianisten Franz Schnieringer begeistert und dieser vom Klang des Klaviers. In- zwischen steht das Instrument in Parkstetten und wird von Penzko- fers Tochter gespielt. Die Familie Werner hat eine lange Klavierbauertradition. Ururgroßva- ter Werner war ein Schlesier, der mit seiner Familie nach Mainburg (Kreis Kelheim) kam. Nach einem kurzen Zwischenstopp landete die Familie in den Kriegswirren erst in Straubing, 1997 dann in Aiterhofen. Der jetzige Firmenstandort sei ein Glücksfall, die Lage an den beiden Bundesstraßen hervorragend, sagt Michael Werner und verweist auf ein Hauptkundengebiet im Umkreis von 120 Kilometern. Solch einen Vollsortimenter, bei dem der Kunde jedes Instrument kaufen kann und bei dem dennoch der Schwerpunkt auf dem Klavier liegt, gebe es in Deutschland nur noch zehnmal. „Die Branche ist sehr klein.“ Einst auch eigene Klaviere Dennoch: Das Klavier mache im- mer noch 20 Prozent des Geschäfts- bereichs aus und sei der Familie schon allein aus der Geschäftshisto- rie sehr wichtig. Und wenn es auch keine Steinways oder Bechsteins waren, – „sondern eher Mittelklas- seklaviere“ –, die einst sogar in Straubing selbst gebaut wurden, so hätten sie doch eine eigene Kon- struktion gehabt. Und so ist die Fa- milie auf ihre Klavierbauertradition stolz, und darauf, dass sie sich mit ihrem Unternehmergeist auf dem hart umkämpften Markt durchset- zen konnten. Wie schwierig die Branche ist, spiegele sich in den Zahlen wider. Inzwischen gibt es in Deutschland gerade noch rund ein Dutzend Firmen. Zum Vergleich: Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es Tausende Klavierbauerfirmen. Die Arbeit der Klavierbauer ist ein ebenso schwieriges wie interes- santes Handwerk. Von den vier Ele- menten sind gerade einmal Gehäuse und Klaviatur sichtbar. Dazu kom- men aber noch Mechanik und Akus- tik. „Insgesamt besteht ein Klavier aus 7000 bis 8000 Einzelteilen.“ Zwar sei das Gehäuse der auffäl- ligste Teil, habe aber auf den Klang kaum Einfluss. „Das Gehäuse ist wie ein Möbel.“ Das Innenleben mache den Klang aus. Beim Rundgang zeigt Stefan Wer- ner, was er mit „Möbel“ und dem Innenleben genau gemeint hat. Beim Blick in das Innere wird die Komplexität des Instrumentes deutlich. Und auch die diffizile Ar- beit eines Klavierbauers bei Repa- raturen – angefangen von den Ham- merköpfen über die Klaviersaiten bis hin zu den Hebelarmen. Aller- dings werde die Mechanik von spe- ziellen Firmen, in Deutschland bei- spielsweise von der Firma Renner, geliefert. Die Akustik wiederum re- sultiere aus einer „Holzplatte“ ähn- lich der Massivholzdecke einer Gei- ge. „Ein Klavierbauer baut die Akustik, die Mechanik passt er an und er baut das Klavier zusam- men.“ Dennoch werden in Aiterho- fen, der Klavierbauertradition zum Trotz, inzwischen keine eigenen Klaviere mehr gebaut. Stattdessen werden Klaviere in jeder Preisklas- se verkauft und – wie bei Penzkofers Klavier – repariert. „Nach 30 Jahren kommt bei der Nutzung im Hausgebrauch die erste mittel aufwendige Reparatur, nach 30 Jahren noch einmal und nach insgesamt 80 Jahren wird eine Ge- neralsanierung fällig.“ Zahlreiche Arbeiten können in der Werkstatt in Aiterhofen selbst erledigt werden. Oder von einem örtlichen Schreiner. Für aufwendige Holzarbeiten oder Polyesterlackierungen aber würden die Einzelteile in ein Werk nach Po- len geschickt. „Dort wird ausge- zeichnet gearbeitet.“ Irgendwie zu- rück zu den Wurzeln der Familie Werner. Im Schnitt ein Monat Arbeit An Arbeit mangelt es den Wer- ners nicht. In ihrem Lager stehen et- liche Instrumente, die auf ihre Re- paratur warten. „Vier oder fünf Klaviere werden in etwa gleichzei- tig repariert, das dauert zwischen einer Woche und zwei Monaten.“ Dies hänge davon ab, in welchem Umfang das Instrument in Mitlei- denschaft gezogen ist. Penzkofers Neupert-Klavier war nach rund ei- nem Monat wieder einsatzbereit. So lange brauche er in der Regel immer für eine normale Reparatur, sagt Stefan Werner. Er ließ hier die Hammerköpfe mit dem etwas wei- cheren Naturfilz befilzen. Das gebe im Unterschied zu stärker chemisch behandeltem Filz einen weicheren Klang. Allerdings habe schon allein dies etwa drei Wochen gedauert. Natürlich unterliegen auch Kla- viere der Mode, sagt Stefan Werner. So sind die Klaviere in den vergan- genen Jahren nüchterner geworden. Kleiner, geradliniger und handli- cher. Digitalklaviere entsprechen nicht nur dem Zeitgeist, sie sind zu- dem eine günstige und somit gute Lösung für Einsteiger. „Das ist ein guter Anfang, wenn sie mal dabei sind, kaufen sie sich früher oder später meist sowieso ein Klavier.“ Natürlich auch gebraucht, wie Penzkofers „Neupert“. Das übrigens beim Festkonzert nicht nur wegen Schnieringers kon- zertanten Fertigkeiten glänzte. Ste- fan Werner hatte das Gehäuse zu- sätzlich noch mit etwas Schellack aufpoliert. –usa– Klaviere haben ein interessantes Innenleben. Da kann viel kaputt gehen. Otmar-Alt-Flügel: Auch „Designer-Instrumente“ haben ihre Liebhaber. Schellack und Leinöl zum Ausbessern. Dicker Lack kann gut poliert werden. „C. Bechstein“ steht für Qualität. Das Bechstein-Klavier sieht zwar aus wie neu – ist es aber nicht. Geschäftsführer Stefan Werner zeigt das Schmuckstück sehr gerne vor. (Fotos: usa) Heute im Landkreis Kalenderblatt Seite 16 Interne Veranstaltungen Seite 16 Veranstaltungen für alle Seite 16 Bogen: Narrentisch beendete Faschingssaison in der Faschingshochburg................. 17 Haselbach: Faschingsumzug bei traumhaftem Wetter zog zahlreiche Besucher an .......... 19 Rain /Atting: Wanderausstellung zum Zweiten Vatikanischen Konzil kommt im März ...................... 24 Fernsehprogramm 40 Bei Fragen zur Zeitungszustellung: Telefon .............. 09421/940-6400 Der direkte Draht zur Redaktion: Telefon .............. 09421/940-4620 Telefax .............. 09421/940-4609 [email protected] 2015-02-19

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Donnerstag, 19. Februar 2015 LANDKREIS STRAUBING-BOGEN 15

STRAUBING-BOGENwww.straubinger-tagblatt.de

kreis & quer

Fast in allen Läden wird man ge-fragt, ob man eine Kundenkar-

te, eine „Service Card“ hat oder ir-gendwelche Punkte sammelt. Fallsman tatsächlich über etwas Derarti-ges verfügt, hat man es gewiss gera-de nicht dabei, sobald man esbraucht. Warum, so fragt man sich,machen die Geschäfte nicht gleichetwas billiger, sondern sorgen statt-dessen dafür, dass Geldbörsen aufRucksackgröße anschwellen undsich in allen Taschen zerknüllteGutscheine finden. Und seit zumBeispiel die Briefmarken innerhalbkurzer Zeit um Kleckerlesbeträgeerhöht wurden, tauchen immer ir-gendwo noch alte Marken auf, dieman dann ergänzen muss.

Lästiger KleinkramSehr ärgerlich ist es auch, wenn

man dringend Kleingeld brauchtund keines dabei hat. Damit machtman sich an Automaten, an denen esschnell gehen muss und viele war-ten, besonders beliebt. Zum Beispielvor Autobahntoiletten. Die sind inder Regel mit einer Schranke be-wehrt, die sich nur öffnet, wennman 70 Cent einwirft. Wer nichtgleich kapiert, dass der Automatauch wechseln kann, sucht erstmalverzweifelt nach Münzen. Hat manes dann geschafft, durch dieSchranke zu kommen, bekommtman eine Art Eintrittskarte. Wer siesammelt, kann sich durch mehrma-ligem Aufenthalt in einem Auto-bahnklo glatt einen Kaffee erbie-seln. Aber bis dahin schleppt er sei-ne Bons bestimmt so lange mit sichherum, bis die Klogebühr wiederteurer wird. –rn–

„Gehäuse ist nur ein Möbel“Klaviere haben ein vielschichtiges Innenleben und eine Optik, die der Mode unterliegt

Aiterhofen. Mechanik, Akus-tik, Gehäuse und Klaviatur – vierBauteile mit 7000 bis 8000 Einzel-teilen. Doch ist für viele Menschenihr Klavier mehr als die Summe sei-ner Teile. Deshalb lassen sie ihr gu-tes Stück, sollte es schwächeln, re-parieren. In welchem Umfang dieseReparatur dann ausfällt, hängt vomRat des Klavierbauers ab. AuchKarl Penzkofer, Leiter des Stein-acher Singkreises, hat sich beratenlassen und ist mit dem Ergebnismehr als zufrieden. Sein Neupert-Klavier glänzte nach der Reparaturbei Penzkofers Jahresabschlusskon-zert in Steinach.

„Aufwendige Reparaturen sindmeistens nur dann sinnvoll, wenn essich um einen namhaften Herstellerhandelt“, sagen Michael Wernerund sein Sohn Stefan Werner. DieGeschäftsführer der „Music-Stati-on Piano Werner“ haben grundsätz-lich beides im Blick: den ideellenund den materiellen Wert eines In-strumentes. Denn eine Reparatursollte sich für den Auftraggeberauch finanziell lohnen. Doch sogarbei großen Klavierbauernamenwird ein Auftrag schon mal abge-lehnt. „Wenn beispielsweise derGraugussrahmen des Instrumenteseinen Riss hat.“ Und so hatte Penz-kofer gleich zweimal Glück: SeinKlavier aus dem Jahr 1920 hatte mitdem Bamberger Klavierbauer Neu-pert einen namhaften Herstellerund der Schaden hielt sich ebenfallsin reparaturfähigen Grenzen.

„Komplettangebot ist fix“Wie teuer die Reparatur den Be-

sitzer kommen wird, schätzt StefanWerner stets selbst. Der Klavier-bauer fährt hin, sieht sich das In-strument an und gibt sein Angebotab. Im Unterschied zu anderen seisein Angebot fix. „Wenn ich michverschätze, bin ich selbst schuld.“Bei Penzkofers Neupert-Klavierhabe er drei Reparaturstufen ange-boten. „Eine einfache, eine mittlereund eine Generalüberholung.“ VonLetzterer aber habe er, ganz Be-triebswirtschaftler, dem Steinacherallerdings abgeraten. „An die 10000Euro Reparatur wäre das Klaviereinfach nicht wert gewesen.“

Eine Reparatur rentiere sich nur,wenn die Substanz es hergibt, wennnicht, sage er den Kunden schonmal: „Sie schmeißen Ihr Geld zumFenster raus.“ Das wollte Penzkoferauf keinen Fall und so hat er sich für

den Mittelweg entschieden. Unddies nicht bereut. Beim Festkonzertwaren die Besucher von den musi-kalischen Qualitäten des PianistenFranz Schnieringer begeistert unddieser vom Klang des Klaviers. In-zwischen steht das Instrument inParkstetten und wird von Penzko-fers Tochter gespielt.

Die Familie Werner hat eine langeKlavierbauertradition. Ururgroßva-ter Werner war ein Schlesier, dermit seiner Familie nach Mainburg(Kreis Kelheim) kam. Nach einemkurzen Zwischenstopp landete dieFamilie in den Kriegswirren erst inStraubing, 1997 dann in Aiterhofen.Der jetzige Firmenstandort sei einGlücksfall, die Lage an den beidenBundesstraßen hervorragend, sagtMichael Werner und verweist aufein Hauptkundengebiet im Umkreisvon 120 Kilometern. Solch einenVollsortimenter, bei dem der Kundejedes Instrument kaufen kann undbei dem dennoch der Schwerpunktauf dem Klavier liegt, gebe es inDeutschland nur noch zehnmal.„Die Branche ist sehr klein.“

Einst auch eigene KlaviereDennoch: Das Klavier mache im-

mer noch 20 Prozent des Geschäfts-bereichs aus und sei der Familieschon allein aus der Geschäftshisto-rie sehr wichtig. Und wenn es auchkeine Steinways oder Bechsteinswaren, – „sondern eher Mittelklas-seklaviere“ –, die einst sogar inStraubing selbst gebaut wurden, sohätten sie doch eine eigene Kon-struktion gehabt. Und so ist die Fa-

milie auf ihre Klavierbauertraditionstolz, und darauf, dass sie sich mitihrem Unternehmergeist auf demhart umkämpften Markt durchset-zen konnten. Wie schwierig dieBranche ist, spiegele sich in denZahlen wider. Inzwischen gibt es inDeutschland gerade noch rund einDutzend Firmen. Zum Vergleich:Vor dem Zweiten Weltkrieg gab esTausende Klavierbauerfirmen.

Die Arbeit der Klavierbauer istein ebenso schwieriges wie interes-santes Handwerk. Von den vier Ele-menten sind gerade einmal Gehäuseund Klaviatur sichtbar. Dazu kom-men aber noch Mechanik und Akus-tik. „Insgesamt besteht ein Klavieraus 7000 bis 8000 Einzelteilen.“Zwar sei das Gehäuse der auffäl-ligste Teil, habe aber auf den Klangkaum Einfluss. „Das Gehäuse istwie ein Möbel.“ Das Innenlebenmache den Klang aus.

Beim Rundgang zeigt Stefan Wer-ner, was er mit „Möbel“ und demInnenleben genau gemeint hat.Beim Blick in das Innere wird dieKomplexität des Instrumentesdeutlich. Und auch die diffizile Ar-beit eines Klavierbauers bei Repa-raturen – angefangen von den Ham-merköpfen über die Klaviersaitenbis hin zu den Hebelarmen. Aller-dings werde die Mechanik von spe-ziellen Firmen, in Deutschland bei-spielsweise von der Firma Renner,geliefert. Die Akustik wiederum re-sultiere aus einer „Holzplatte“ ähn-lich der Massivholzdecke einer Gei-ge. „Ein Klavierbauer baut dieAkustik, die Mechanik passt er anund er baut das Klavier zusam-

men.“ Dennoch werden in Aiterho-fen, der Klavierbauertradition zumTrotz, inzwischen keine eigenenKlaviere mehr gebaut. Stattdessenwerden Klaviere in jeder Preisklas-se verkauft und – wie bei PenzkofersKlavier – repariert.

„Nach 30 Jahren kommt bei derNutzung im Hausgebrauch die erstemittel aufwendige Reparatur, nach30 Jahren noch einmal und nachinsgesamt 80 Jahren wird eine Ge-neralsanierung fällig.“ ZahlreicheArbeiten können in der Werkstatt inAiterhofen selbst erledigt werden.Oder von einem örtlichen Schreiner.Für aufwendige Holzarbeiten oderPolyesterlackierungen aber würdendie Einzelteile in ein Werk nach Po-len geschickt. „Dort wird ausge-zeichnet gearbeitet.“ Irgendwie zu-rück zu den Wurzeln der FamilieWerner.

Im Schnitt ein Monat ArbeitAn Arbeit mangelt es den Wer-

ners nicht. In ihrem Lager stehen et-liche Instrumente, die auf ihre Re-paratur warten. „Vier oder fünfKlaviere werden in etwa gleichzei-tig repariert, das dauert zwischeneiner Woche und zwei Monaten.“Dies hänge davon ab, in welchemUmfang das Instrument in Mitlei-denschaft gezogen ist. PenzkofersNeupert-Klavier war nach rund ei-nem Monat wieder einsatzbereit. Solange brauche er in der Regel immerfür eine normale Reparatur, sagtStefan Werner. Er ließ hier dieHammerköpfe mit dem etwas wei-cheren Naturfilz befilzen. Das gebeim Unterschied zu stärker chemischbehandeltem Filz einen weicherenKlang. Allerdings habe schon alleindies etwa drei Wochen gedauert.

Natürlich unterliegen auch Kla-viere der Mode, sagt Stefan Werner.So sind die Klaviere in den vergan-genen Jahren nüchterner geworden.Kleiner, geradliniger und handli-cher. Digitalklaviere entsprechennicht nur dem Zeitgeist, sie sind zu-dem eine günstige und somit guteLösung für Einsteiger. „Das ist einguter Anfang, wenn sie mal dabeisind, kaufen sie sich früher oderspäter meist sowieso ein Klavier.“Natürlich auch gebraucht, wiePenzkofers „Neupert“.

Das übrigens beim Festkonzertnicht nur wegen Schnieringers kon-zertanten Fertigkeiten glänzte. Ste-fan Werner hatte das Gehäuse zu-sätzlich noch mit etwas Schellackaufpoliert. –usa–

Klaviere haben ein interessantes Innenleben. Da kann viel kaputt gehen.

Otmar-Alt-Flügel: Auch „Designer-Instrumente“ haben ihre Liebhaber.

Schellack und Leinöl zum Ausbessern.

Dicker Lack kann gut poliert werden. „C. Bechstein“ steht für Qualität.

Das Bechstein-Klavier sieht zwar aus wie neu – ist es aber nicht. GeschäftsführerStefan Werner zeigt das Schmuckstück sehr gerne vor. (Fotos: usa)

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2015-02-19