20
Dr. Dietmar Hager, Handchirurg und Advokat gegen Lichtverschmutzung, ist der diesjährige Träger des Polarsternpreises. Quelle: Dietmar Hager April 2012 Yuri‘s Night 2012 Polarsternpreis 2012 & Interview mit Preisträger Moonbase Worksh0p NEWSLETTER Das Monatsmagazin des Österreichischen Weltraum Forums.

ÖWF Newsletter April 2012

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Highlights im April: Yuri´s Night 2012 inklusiver Polarsternpreisverleihung im Naturhistorischen Museum Wien. Moonbase Workshop an der Tu Wien, Praktikumsbericht zum Aouda.X sowie ein Interview mit Polarsternpreisträger Dr.Dietmar Hager.

Citation preview

Page 1: ÖWF Newsletter April 2012

Dr. Dietmar Hager, Handchirurg und Advokat gegen Lichtverschmutzung, ist der diesjährige Träger des Polarsternpreises. Quelle: Dietmar Hager

April 2012

Yuri‘s Night 2012

Polarsternpreis 2012 & Interview mit Preisträger

Moonbase Worksh0p

NEWSLETTER

D a s M o n a t s m a g a z i n d e s Ö s t e r r e i c h i s c h e n W e l t r a u m F o r u m s .

Page 2: ÖWF Newsletter April 2012

INHALT

Das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) ist ein Netzwerk für Raumfahrtspezialisten und Weltrauminteressierte. Es arbeitet mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen, Industrie und Politik zusammen.

Yuri´s Night Warum uns der Himmel auf den Kopf fällt

3

Polarsternpreis 2012 Polarsternpreis geht an Dr. Dietmar Hager

7

Im Interview Dietmar Hager

8

ESO - News Milliarden Planeten, Ring um Formalhaut

10

Moonbase-Workshop Einmal Mond und zurück

12

Praktikumsbericht Menschliche Aspekte beim AOUDA.X

14

ESA Zeichenwettbewerb ESA lädt Kinder zum Zeichenwettbewerb ein

16

ESNC Ideenwettbewerb Galileo Master Kick-off Meeting in Wien

17

Weltraum-News Jumbojet fliegt Raumfähre ins Museum

18

Page 3: ÖWF Newsletter April 2012

3

YURI´S NIGHT

Warum uns der Himmel auf den Kopf fällt Am 12. April 2012 fand Wiens vierte Yuri's Night statt und war ein voller Erfolg. Mehr als 200 Raumfahrtinteressierte waren ins Naturhistorische Museum gekommen und füllten den Vortragssaal bis auf den letzten Stehplatz. Bereits die Organisation war unkompliziert und ohne Pannen verlaufen und somit ein gutes Vorzeichen für die Veranstaltung, bei der sich nicht nur die Organisatorinnen (Maria Pflug-Hofmayr und Monika Fischer), sondern auch alle Gäste, Vortragende und Kooperationspartner vollauf zufrieden zeigten. Man könnte fast sagen, der Himmel ist uns auf den Kopf gefallen.

Schon Tage vor der Veranstaltung zeichnete sich ab, dass viele Raumfahrtinteressierte den Weg ins Museum finden würden. Wir blickten dem Abend also mit einer gewissen Spannung entgegen. Und tatsächlich drängten Gäste in den Saal, als wäre es die letzte Yuri's Night vor dem Weltuntergang, den manche Leute für 2012 herbei beschwören.

Monika Fischer (links) und Maria Pflug-Hofmayr / Birgit Hajek

Einer unter den Gästen, Florian Freistetter, wiegelt mit seinen aktuellen Büchern ab, die er an diesem Abend präsentierte: In "2012 - Keine Panik" versichert er, dass die Welt dieses Jahr voraussichtlich nicht untergeht und in "Krawumm - Ein Plädoyer für den Weltuntergang" meint er, Weltuntergänge sind gar nicht so schlecht und in letzter Konsequenz sogar für unsere Existenz verantwortlich. Es lebe der Weltuntergang

Weltuntergänge und kleine bis große Katastrophen waren neben der Würdigung der Leistung Juri Gagarins das übergeordnete Thema von Yuri's Night 2012, die von Monika Fischer und Eugen Reichl moderiert wurde.

Eugen Reichl moderiert Yuri´s Night / Birgit Hajek

Page 4: ÖWF Newsletter April 2012

4

Zur Einstimmung kommentierte Maria Pflug-Hofmayr einige ausgewählte Bilder aus der umfangreichen Sammlung von Astronomy Picture of the Day (APOD), wo täglich ein Bild mit Beschreibung präsentiert wird. So sieht die Erde von der Umlaufbahn gesehen inzwischen völlig anders aus als bei Juri Gagarins Erstflug, aber nicht weniger faszinierend. Maria Pflug-Hofmayr übersetzt als einzige täglich APOD vom Englischen ins Deutsche und sprach bei in Ihrem Vortrag auch über die Herausforderungen und den Spaß, die diese aufwändige Tätigkeit mit sich bringt. Dinosaurier - ausgestorben, oder doch nicht?

Christian Köberl bei der Geräuschdemonstration im Dinosauriersaal / Birgit Hajek

Es folgte ein Ausflug in die Zeit und den Raum der Dinosaurier. Christian Köberl, der Generaldirektor des Naturhistorischen Museums und Gastgeber des Abends, führte die Gäste in den neu gestalteten Dinosauriersaal, aus dem uns ein sehr lebendig wirkender Allosaurus entgegenbrüllte. „Was haben Dinosaurier mit dem Weltraum zu tun?“, hat sich wohl mancher gefragt. Nichts - und doch sehr viel. Die Dinosaurier waren ausgezeichnet auf ihre Umgebung angepasst. Sie herrschten auf der Erde über einen viel längeren Zeitraum als wir Menschen es bisher geschafft haben und wären vermutlich bis heute weit verbreitet, wenn nicht etwas aus dem Himmel auf die Erde gefallen wäre. Das Aussterben der Dinosaurier stellte die Forscher lange vor ein Rätsel und so nahm man zunächst an, sie wären zu groß und zu träge geworden. Dann wurde bei Grabungen eine Schicht entdeckt, die so dünn ist, dass man sie fast übersehen hätte. Diese dünne Schicht ist jedoch über die ganze Erde verbreitet und Zeugnis einer gewaltigen kosmischen Katastrophe. „Tatsächlich entstand sie höchstwahrscheinlich im Zusammenhang mit einem gewaltigen Asteroideneinschlag, der den Chicxulub-Krater bei der mexikanischen Halbinsel Yucatán erzeugte“, berichtete Christian Köberl, der maßgeblich an der Erforschung dieses Einschlags beteiligt war und ist.

Page 5: ÖWF Newsletter April 2012

5

Juri Gagarin und was man selten über ihn hört

Nach diesem Ausflug in die Vergangenheit rückte der Raumfahrtjournalist Gerhard Kowalski aus Berlin den ersten Raumfahrer der Menschheit, Juri Gagarin, ins Blickfeld. Er sammelt seit vielen Jahren Informationen rund um seine Person und hat bereits mehrere Bücher über ihn publiziert. In seinem Vortrag berichtete er über unbeachtete Details und zeigte Bilder von Mitgliedern der Familie Gagarin. Im Gepäck hatte er etliche Exemplare seines neuesten Buches "Heute 6:07 UT", die in der Pause großen Zuspruch fanden.

Gerhard Kowalski berichtet über Gagarin / Birgit Hajek

Die ISS-eine Sitcom? Anschließend stellte Johannes Grenzfurthner von der Künstlergruppe monochrom das Projekt "monochrom's ISS" vor - eine Sitcom, deren Schauplatz die Internationale Raumstation ist. „monochrom's ISS“ stellt auf satirische Weise den All-Tag auf der Raumstation dar, wobei zahlreiche Pannen, die in den Bühnenaufführungen thematisiert wurden, tatsächlich in ähnlicher Form auf der ISS vorgekommen sind. Einzige künstlerische Freiheit: das Missionskontrollzentrum wurde kurzerhand von Houston nach Darmstadt verlegt. Der Himmel fällt uns auf den Kopf - aber in kleineren Teilen „Nur wenige Jahrzehnte, nachdem die Menschheit den Schritt ins All gewagt hat, hat sie es geschafft, den erdnahen Weltraum fast unbenutzbar zu machen“, berichtete dann Tim Flohrer von der Europäischen Weltraumagentur ESA. Nur ein Drittel der Körper, die die Erde umkreisen, sind Satelliten, Raketenteile und Ähnliches - die restlichen zwei Drittel sind Schrott, der entweder von Starts und ausgedienten Satelliten stammt - oder schlimmstenfalls bei der Kollision von Satelliten entsteht.

Page 6: ÖWF Newsletter April 2012

6

Die meisten herumfliegenden Trümmer sind so klein, dass sie mit Teleskopen und Detektoren nicht beobachtet werden können. Doch nach Tausch der Solarpaneele des Weltraumteleskops Hubble konnten NASA und ESA detailreiche Abschätzungen machen, wie viele Teile um die Erde kreisen und wie gefährlich sie sind. Ein Teilchen ist nicht etwa harmlos, nur weil es klein ist, sein Einschlag kann Schäden verursachen wie eine Gewehrkugel - oder schlimmer, weil die Aufprallgeschwindigkeit so hoch ist. Tim Flohrers Fazit: Wenn nicht so rasch wie möglich alle Raumfahrt betreibenden Nationen zusammenarbeiten, wird der erdnahe Orbit (in dem sich die meisten Satelliten sowie die Internationale Raumstation befinden) unbenutzbar. Den krönenden Abschluss bildete wie auch schon die letzten drei Jahre die Verleihung des Polarstern Preises durch das Österreichische Weltraum Forum, der dieses Jahr an Dietmar Hager ging. Unser Resümee: Yuri's Night 2012 ist toll gelaufen - dank dem Team vom Naturhistorischen Museum, zahlreicher Sponsoren und Helfer, die uns unterstützt haben, dank der ausgezeichneten Vortragenden und der vielen Interessenten, die trotz des schlechten Wetters den Saal bis auf den letzten Platz gefüllt haben!

Die Künstlergruppe „ monochrom“ / Birgit Hajek

Und: wir freuen uns auf eine rauschende Yuri's Night am Freitag, 12. April 2013 im Wiener Planetarium!

Eugen Reichl, Monika Fischer und Maria Pflug-Hofmayr

Mehr dazu finden Sie auf der Internetseite: http://www.derorion.com

Page 7: ÖWF Newsletter April 2012

7

POLARSTERNPREIS 2012

Polarsternpreis 2012 ergeht an Dietmar Hager

Bereits zum vierten Mal wurde heuer der österreichische Weltraum Oscar in Form des Polarsternpreises verliehen. Mit diesem Preis zeichnet das Österreichische Weltraum Forum Menschen aus, die für den Weltraum begeistern. Polarsternpreisträger 2012: Dr. Dietmar Hager: Unfallchirurg. Astrofotograf. Lichtverschmutzungsadvokat. Dietmar Hager, geboren in Linz (Oberösterreich), ist auch

begeisterter Astrofotograf, der zwei Sternwarten betreibt – eine davon remote in Frankreich. Der Fellow der Royal Astronomical Society (Großbritannien), hält laufend spannende Astronomievorträge im Ars Electronica Center Linz und publiziert regelmäßig international anerkannte Weltraumaufnahmen auf höchstem Niveau. Seine Aufnahmen und Publikationen werden auch auf seiner Homepage publiziert: www.stargazer-observatory.com/ und sollen die Menschen wieder für den Sternenhimmel sensibilisieren. „Die Schönheit und Ästhetik im Nachthimmel berührt meine Seele. So strebe ich nach möglichst schönen Astrofotos, um daran Geschichten zu knüpfen und die Menschen daran teilhaben zu lassen, die sich wenig mit der Sternenwelt auskennen oder davon wissen.“ So Dietmar Hager. „Es ist uns sehr wichtig, private Initiativen zu fördern, die für Weltraum begeistert. Mit Dr. Dietmar Hager zeichnen wir heuer wieder einen engagierten Menschen aus,

der sich neben seinem Beruf als Handchirurg mit unglaublichem Enthusiasmus & Engagement auf die zunehmende Lichtverschmutzung aufmerksam macht. Dabei scheut er nicht davor zurück, bei Bürgermeistern die Klinken zu putzen und trägt durch seine zahlreiche Vortragstätigkeit bei, das Thema in der Öffentlichkeit zu verbreiten“, meint Gernot Grömer, Vorstand des ÖWF.

Dr. Dietmar Hager / rubra

Der Preis wurde in Wien im Rahmen der Yuris Night im Naturhistorischen Museum, anlässlich des Jahrestages von Yuri Gagarins erstem Raumflug feierlich übergeben und ist mit 800,00 € und einer eigens angefertigten Trophäe dotiert. Das Österreichische Weltraum Forum gratuliert ganz herzlich!

Page 8: ÖWF Newsletter April 2012

8

IM INTERVIEW

Dr. Dietmar Hager, Polarsternpreisträger 2012 Dr. Dietmar Hager, Facharzt für Unfallchirurgie, Spezialist für Handchirurgie, Astrofotograf und Mitglied der Royal Astronomical Society widmet sich hauptberuflich dem Mikrokosmos und tauscht in seiner Freizeit das Mikroskop gegen ein Teleskop. Im folgenden Interview erläutert er uns sein Engagement gegen Lichtver-schmutzung und seine Liebe zur Astrofotografie. Herr Dr. Hager, wie kommt man als Spezialist für Handchirurgie zu einem solch enormen Engagement gegen Lichtverschmutzung? Als ich 2008 auf der Dark Sky Tagung war in Wien, trat da Itaii Kloog auf, ein Chronobiologe, der über seine Forschungen berichtet hatte. Er erzählte

uns davon, dass Licht bei Nacht uns sehr schwer krank machen kann. Mittlerweilen hat die WHO Lichtverschmutzung als Krebsrisikofaktor definiert und bestätigt. Als ich damals aus der Vortragsserie heimgefahren bin, sagte ich zu mir, das muss unters Volk. Auf allen Ebenen: Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft, als auch jeder einzelne Bürger. Was genau bedeutet Lichtverschmutzung? Es ist der übertriebene Luxus an künstlichem Licht bei Nacht. Ein Symbol für die Verschwendungssucht, die wir uns zum Laster haben werden lassen. Wir haben das gesunde Augenmaß verloren für die Menge an Licht, die wir wirklich benötigen. Es ist gleichzeitig eine Visitenkarte und ein Symbol für die Gesellschaft in der wir leben. Es kommt dabei der achtlose Umgang mit irdischen Ressourcen zum Ausdruck. Und das ist wiederum angetrieben aus der Tatsache, dass wir eine angstgesteuerte Gesellschaft geworden sind. Tatsächlich brauchen wir diese vorhandene Lichtintensität und streubreite nachweislich nicht für die Sicherheit. Die Risiken von zu viel Licht bei Nacht für z. B. Insekten, Schildkröten und auch Vögel wurden viel besprochen und publiziert. Neben der Energie-verschwendung welche konkreten Schäden, kann der Mensch durch eine zu „helle“ Nacht erleiden? Wir unterscheiden zwei wesentliche Quellen der Lichtverschmutzung: 1) Licht, das bei Nacht von außen ins Schlafzimmer eindringt. 2) Licht, das wir selbst in unseren Schlafzimmern anlassen, als Nachtlicht, als Computerbildschirm oder Fernsehlicht, etc. Lichtverschmutzung macht uns krank: Kleinstkinder laufen Gefahr, eine retinale

Page 9: ÖWF Newsletter April 2012

9

Sehschwäche zu entwickeln, die unheilbar ist. Lichtverschmutzung kann das Immunsystem stark negativ beeinflussen und kann, wie Kloog uns gezeigt hat, sogar zu bestimmten Formen der Krebserkrankung führen. Klarerweise gibt es viel schwerwiegendere Risikofaktoren, wie Rauchen, Alkohol, Übergewicht, Bewegungsmangel etc. aber es zeigt, dass dieser nutzlose Energieverbrauch so weite Kreise ziehen kann. Wie sehr beeinflusst die Lichtverschmutzung Ihr Hobby (Darf man es noch so nennen?) die Astrofotografie?

NGC 6888 / Dietmar Hager

Die Astrofotografie ist mittlerweile durch meine rege Vortragstätigkeit sogar zu meinem Zweitberuf geworden. Und natürlich ist das Licht bei Nacht massiv störend! Stellen Sie sich vor: das Licht der Sterne und Welten in andern Galaxien konnte bisher ungehindert zu uns durchdringen. Seit wir aber das Licht bei Nacht immer mehr werden lassen, wird dieses Sternenlicht verschluckt in einer künstlich völlig überzogenen nächtlich beleuchteten Atmosphäre über unseren Kommunen und kommt nicht mehr durch. Der Plot dahinter: Sternenlicht hat uns immer schon geholfen, die Welt zu verstehen in der wir leben. Astronomie stiftet unser Weltbild! Wir dürfen gespannt sein, wie klein das Weltbild unserer Kinder und Kindeskinder zusammenschrumpfen wird, wenn die Nacht einmal völlig abgeschafft sein wird. Das vollständige Interview finden Sie auch auf unserer Homepage unter: http://blog.oewf.org/2012/04/interview-mit-dr-dietmar-hager-polarsternpreistrager-2012/ Mehr zum Thema unter: http://stargazer-observatory.com/

Page 10: ÖWF Newsletter April 2012

10

ESO - NEWS

Viele Milliarden Planeten in habitablen Zonen

Künstlerische Darstellung eines Sonnenunterganges auf der Supererde Gliese 667Cc

Neue Ergebnisse des ESO-Planetenjägers HARPS zeigen, dass felsige Planeten, die nicht viel größer als unsere Erde sind, ausnehmend häufig in den habitablen Zonen um schwach leuchtende rote Sterne vorkommen. Ein international besetztes Forscherteam schätzt ihre Anzahl alleine in der Milchstraße auf mehrere zehn Milliarden - einige hundert davon in unmittelbarer Nachbarschaft unserer Sonne. Dies ist die erste direkte Messung der Häufigkeit so genannter Supererden in Umlaufbahnen um rote Zwergsterne, einen Sterntyp, zu dem etwa 80% aller Sterne in der Milchstraße zählen. Das HARPS-Team suchte nach Exoplaneten, die rote Zwergsterne umkreisen. Sie sind sehr häufig und haben lange Lebensspannen. Daher machen sie 80% aller Sterne in der Milchstraße aus. Das HARPS-Team überwachte während einer sechsjährigen Beobachtungsphase 102 sorgfältig ausgewählte rote Zwerge am Südhimmel. Dabei fanden die Astronomen insgesamt neun Supererden. Das sind Planeten mit Massen zwischen einer und zehn Erdmassen. Unter diesen Planeten waren auch zwei, die ihre Zentralgestirne – Gliese 581 und Gliese 667 C – innerhalb deren habitabler Zone umkreisen. Die Forscher berechneten anschließend, wie häufig verschiedene Arten von Exopla-neten bei roten Zwergsternen sind: Dazu kombinierten sie sämtliche Beobachtungen, (auch die von Sternen, bei denen keine Planeten gefunden wurden), und sie prüften auch nach, welcher Anteil der bereits bekannten Exoplaneten mit der neuen Methode hätte gefunden werden können. Das Ergebnis ist: Supererden in der habitablen Zone der Zwergsterne kommen mit einer Häufigkeit von 41% vor. Die Grenzen des Fehlerbereichs dieser Abschätzung liegen bei 28% und 95%. Gesamter Artikel unter: http://www.eso.org/public/germany/news/eso1214/

Page 11: ÖWF Newsletter April 2012

11

ALMA enthüllt den Aufbau eines nahegelegenen Planetensystems

ALMA beobachtet einen Ring um den hellen Stern Fomalhaut

Das Atacama Large Millimeter /Sub Millimeter Array (ALMA), hat einen Durchbruch beim Verständnis eines nahegelegenen Planetensystems ermöglicht und wertvolle Hinweise geliefert, wie solche Objekte entstehen und sich entwickeln. Die Berechnungen liefern Zahlenwerte für die Größe der angenommenen Planeten. Sie müssen demnach größer als der Mars sein, können aber maximal einige Male so groß sein wie die Erde. Damit sind die Planeten deutlich kleiner als bislang angenommen: Im Jahr 2008 hatten Aufnahmen des NASA/ESA-Weltraumteleskops Hubble den Inneren der beiden Planeten zeigen können. Damals waren die Forscher allerdings davon ausgegangen, dass er größer als Saturn wäre. Bei späteren Beob-achtungen mit Infrarotteleskopen war es dann allerdings nicht mehr gelungen, den Planeten nachzuweisen. Daraufhin hatten einige Astronomen angezweifelt, ob sich in den Hubble-Daten überhaupt überzeugende Hinweise auf die Existenz des Planeten finden lassen. Die Hubble-Bilder wurden im sichtbaren Licht aufgenommen und zeigen daher auch kleine Staubkörner, dadurch wiederum wird das Abbild der Staubscheibe merklich undeutlicher. ALMA dagegen beobachtet nicht im sichtbaren Licht sondern bei viel größeren Wellenlängen. So werden deutlich die scharfen Ränder und die ringförmige Struktur der Scheibe sichtbar, die genaue Rückschlüsse auf den Einfluss der Schwerkraft der zwei Planeten erlauben. Gesamter Artikel unter: http://www.eso.org/public/germany/news/eso1216/

Page 12: ÖWF Newsletter April 2012

12

MOONBASE WORKSHOP Einmal Mond und zurück: MOON DAY an der TU Wien mit ÖWF Unterstützung Im Rahmen des Design Studios „Destination Moon“ fand am 19.3.2012 fand an der TU Wien ein MOON DAY statt. Dabei lud die Abteilung Hochbau 2 des Instituts für Architektur und Entwerfen mehrere hochkarätige Vortragende ein, die den mehr als 30 Master-StudentInnen an einem hochinteressanten Nachmittag Know-how mit-gaben um eine Forschungsbasis auf dem Mond zu entwerfen. Bei dieser Aufgabe sollte unter Berücksichtigung aller wissenschaftlichen Erkenntnisse eine möglichst real umsetzbare Siedlungsstruktur auf dem Mond angedacht werden. Um die notwendigen Grundlagen für eine solche komplexe Aufgabe zu legen, wurde dieses Semester durch die Vortragsreihe „Space Lectures“ von Fr. Dr. Sandra Häuplik-Meusburger und DI San-Hwan Lu, sowie mit gut 20 weiteren Vortragenden initiiert. Sodas ein weites Spektrum die Interdisziplinarität der Raumfahrt abbildet wird. Angefangen von Astronauten und Astronautentrainern über Weltraumarchitektinnen bis zu Ärzten und Psychologen. Der MOON DAY bildete innerhalb dieser Vorträge einen der seltenen Anlässe wo Fachwissen zu einem bestimmten Thema – in diesem Fall der Mond – in konzentrierter Form gebündelt präsentiert wurde.

Der erste Vortragende, Dr. Werner Balogh, Programm Officer der United Nations Office for Outer Space Affairs (UNOOSA) berichtete unter dem Titel „Space Policy and Law“ über die international-rechtlichen Zusammenhänge der Raumfahrt, gab aber auch einen Überblick über den momentanen Stand der Mondforschung mit einem Ausblick auf zukünftige Entwicklungen. Die Studenten waren dabei besonders neugierig auf die zwischenstaatlichen Aspekte.

MOON Day an der TU-Wien / ÖWF

Page 13: ÖWF Newsletter April 2012

13

Dr. Michael Hajek vom Atominstitut der TU Wien brachte in seinem Vortrag „Cosmic Rays and Space Weather“ den Studenten die komplexen physikalischen Zusam-menhänge und Hintergründe der verschiedenen Strahlungsarten und deren jeweiligen Risiken näher. In weiterer Folge wurde auch auf den momentanen Stand des Strahlungsschutzes an Bord der ISS, sowie zurzeit laufende Experimente und Forschung auf diesem Gebiet eingegangen.

Norbert Frischauf (links im Bild) und Gernot Grömer / ÖWF

Den Abschluss des Tages bildeten Vorträge von DI Norbert Frischauf (ÖWF, SGAC), Systems Engineer und Science Communicator und Dr. Gernot Grömer (ÖWF, UIBK), PolAres Programme Officer des Austrian Space Forum , die über die geologischen und geophysikalischen Rahmenbedingungen des Mondes aber auch über die technischen Voraussetzungen für einen Mondflug sprachen. In einer ebenso unterhaltsamen wie spannenden Doppelkonferenz wurden dabei diverseste Themen wie Orbits, Lagrange-Punkte, Nutzlastberechnungen aber auch der He-3 Abbau behandelt. „Dieser Workshop war für uns Vortragende auch sehr erfrischend“ resümiert Gernot Grömer vom ÖWF, „und als Forum sind wir für solche Art von Projekten wo viel Enthusiasmus und Begeisterung dahinter steckt gerne zu haben. Damit möchten wir auch zu einer stärkeren Verankerung des Thema Weltraum in den Universitäten beitragen.“ Die Vorträge wurden mit Begeisterung vom Publikum angenommen, die nach einem langen und intensiven Tag bis zum Schluss noch viele Fragen stellten. Alles in allem war dies sowohl für das Publikum als auch für die Vortragenden ein interessanter und spannender Tag. Die Studenten freuen sich nun alle darauf die Präsentation der Projekte im Frühsommer zu sehen

Page 14: ÖWF Newsletter April 2012

14

PRAKTIKUMSBERICHT

Betrachtung Menschlicher Aspekte beim AOUDA.X Bevor die Dachstein Simulation beginnt, werden menschliche Aspekte von Aouda.X genau betrachtet, speziell im Bereich der Schulterregion. Mit 3D Scans des Körpers wird eine neue Generation von Schulterpolstern entwickelt, welche das Gewicht von HUT (Hard Upper Torso) und PLSS tragen kann.

Die derzeitigen Schulterpolster sind weder speziell für die Verwendung mit dem Anzug entworfen, noch an die Anatomie des Anzugträgers angepasst (sie berücksich-tigen lediglich dass unter ihnen extra Lagen getragen werden). Deshalb wurde eine Studie gestartet um eine Form für harte Schulterpolster zu entwickeln.

Original linke Schulter/ ÖWF Self intersecting faces / ÖWF

Das endgültige Schulterpolster (SP) Projekt wird auch für externe mechanische Lösungen, wie zum Beispiel für direkten Kontakt des harten oberen Torsos, ver-antwortlich sein. In diesem Artikel präsentieren wir die Optimierung auf den Faktor Mensch – anders ausgedrückt, wie kann man das Gewicht ideal auf der Schulter verteilen? Ein Teil der Antwort liegt in der Form des SP die von der harten Schicht (Glasfaser-schicht) vorgegeben wird, welche wiederum von der Form des Anzugtesters bestimmt wird. Durch Ansicht von NASA STD-3000 Standards um einen Überblick über die Schultermasse zu bekommen, konnte ein 3D Scan (Polygon Mesh) bestimmt werden, welcher die ungefähre Masse wiedergibt. Von hier wurde der Schulterteil extrahiert.

Die Schulter ist ein Gelenk zwischen dem Arm und dem Oberkörper, was es für Scanner erschwert diese Gegend detail-getreu darzustellen. Um eine glatte Form zu erhalten musste die virtuelle Schulter “gereinigt” werden. Dies wurde mit der Soft-ware “Meshlab” erreicht, womit die Fehler in der Gelenksgegend durch “self intersecting faces” dargestellt werden können.

Zusätzlich benötigt man eine wasserdichte Form, um sie mit einem 3D Drucker produzieren zu können. Auch dafür kann “Meshlab” verwendet werden, mit der Funktion “Surface Reconstruction: Poisson”. Diese Funktion erzeugt ein wasserdichtes Objekt und gewährleistet somit Oberflächenkontinuität.

Page 15: ÖWF Newsletter April 2012

15

Regionsauswahl bevor die Schicht geschnitten wird / ÖWF

Nach der Poisson reconstruction / ÖWF

Das Gitter kann nun in “AutoCad” exportiert werden, von wo es in entsprechende Schichten für den 3D Drucker geschnitten werden kann.

Die Virtuelle Form kann dann nach “stl” exportiert werden um auch in der wirklichen Welt produziert zu werden.

Die endgültige SP Simulation über einer Schulter: Blau zeigt die harte Schicht des SP, grün die original Schulter./ ÖWF

Die blaue Schicht ist die endgültige Glasfaserschicht, welche produziert wird indem man das Material über die 3D Form legt. Dadurch wird eine feste Struktur gebildet welche dem Gewicht von HUT und PLSS widerstehen kann und dem Anzugtester mehr Komfort garantiert, da sie an die menschliche Anatomie angepasst ist.

Bericht und Bildquellen: Marc Rodriguez

Foto vom Druckprozess / ÖWF

Page 16: ÖWF Newsletter April 2012

16

ESA ZEICHENWETTBEWERB

ESA lädt Kinder zum Zeichenwettbewerb ein Dein eigenes Weltraumkunstwerk auf der ESA Kids-Website in der Weltraumgalerie - Als Kunstwerke sind Zeichnungen, Gemälde, Modelle oder Mobiles denkbar - mach mit und lasse deiner Fantasie freien Lauf!

Die Europäische Weltraumorganisation ESA lädt Kinder bis 14 Jahre zum Zeichenwettbewerb ein. Thema im April ist "Erforschung". Die besten Einsendungen werden ausgewählt und in die online Weltraumgalerie der ESA gestellt. Sende Deine Beiträge per E-Mail an: [email protected] oder per Post an: ESA Kids, c/o Asa Ericson ESA-ESRIN, Via Galileo Galilei, C.P. 64 I-00044 Frascati Launcher von Adrian, Wettbewerb2011 / ESA

Klassenraum an einer spanischen Schule, Wettbewerb 2011 / ESA

Einsendeschluss ist der 30. April 2012 Nähere Informationen unter: http://www.ffg.at/ausschreibungen/esa-zeichenwettbewerb-april

Page 17: ÖWF Newsletter April 2012

17

ESNC IDEENWETTBEWERB

Galileo Master Kick-off in Wien, 7.Mai 2012

ESNC Kick-off Event / ESNC

Österreich nimmt dieses Jahr das erste Mal am Ideenwettbewerb Galileo Master (European Satellite Navigation Competition) teil. Gesucht werden innovative Anwendungsideen im Bereich Satellitennavigation. Teilnehmer können ihre Ideen bis zum 30. Juni 2012 auf dem Online-Portal formieren:

ESNC Flyer / ESNC

http://www.galileo-masters.eu Auf den regionalen Gewinner Österreichs warten folgende Preise im Wert von ~10.000 €: Preisgeld: 5.000€, sowie Business Consulting und Coaching. Die Gewinneridee kann bei der European Navigation Conference 2013 präsentiert werden. Die Konferenz findet vom 23. bis 25. April 2013 in Wien statt. Termin für das regionale Kick-off-Meeting ist der: 7. Mai 2012 Nachmittags im Austria Trend Hotel Savoyen, Rennweg 16, 1030 Wien. Nähere Details zur Veranstaltung folgen demnächst!

Page 18: ÖWF Newsletter April 2012

18

WELTRAUM-NEWS Huckepack Jumbojet fliegt Raumfähre ins Museum

Discovery auf ihrem letzten Flug / Spiegel online

Die letzte Mission für den Shuttle "Discovery" hat begonnen: Huckepack auf einem Jumbo ist die Raumfähre zur Reise ins Museum aufgebrochen. Ihre letzte Ruhestätte soll ein Flughafen sein. Cape Canaveral - Die dienstälteste US-Raumfähre "Discovery" ist am Dienstag zu ihrer letzten Reise aufgebrochen. Unter dem Jubel von fast 2000 Schaulustigen hob der Shuttle, getragen von einer umgerüsteten Boeing 747, von der Startbahn des Kennedy Space Center in Cape Canaveral ab. Ziel ist diesmal allerdings nicht das Weltall, sondern der Washingtoner Flughafen Dulles. Dort soll die ausgediente Raumfähre künftig als Ausstellungsstück der Smithsonian-Stiftung im Museum gezeigt werden. Die "Discovery" ersetzt am Flughafen Dulles den Prototyp "Enterprise", der nach New York verlegt wird. Der Shuttle "Endeavour" wird im Herbst nach Los Angeles gebracht, die "Atlantis" bleibt im Kennedy Space Center. Die "Discovery" flog am Dienstag über den Strand von Cape Canaveral, wo Tausende Menschen das Spektakel verfolgten. Ein ähnlicher Überflug war für die National Mall in Washington geplant. Die "Discovery" wurde bei 39 Missionen eingesetzt und ist nun die erste außer Dienst gestellte Raumfähre, die ihre zweite Karriere als Ausstellungsstück beginnt. Am 30. April beginnt eine neue Ära. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hatte das Shuttle-Programm im vergangenen Som-mer nach 30 Jahren eingestellt. 135 Mal waren Shuttles ins All geflogen, im Juli 2011 war Schluss: Mit der Rückkehr der "Atlantis" ging die Ära der amerikanischen Space

Page 19: ÖWF Newsletter April 2012

19

Shuttles zu Ende. 30 Jahre lang transportierten die Raumfähren Menschen und Material ins All. Künftig soll der Schwerpunkt auf Reisen in weiter entfernte Regi-onen des Alls liegen, die für die Raumfähren nicht zu erreichen sind. Private Unternehmen wollen hingegen weiterhin Shuttles in den Weltraum schicken. Bereits Ende April soll der erste Flug einer privaten US-Kapsel zur Raumstation ISS starten. Der Frachter soll die Astronauten mit Lebensmitteln versorgen. Doch der Betreiber betonte, dass die Mission schiefgehen könnte.

Quell: Spiegel online/boj/dapd

Trichterketten auf der Vulkanaufwölbung Tharsis In der Vulkanregion Tharsis, die fast so groß ist wie Europa, wurde das Marshoch-land infolge vulkanischer Prozesse zu einem mehrere Tausend Meter hohen Schild aufgewölbt. In diesem Gebiet können zahlreiche ungewöhnliche Landschafts-phänomene beobachtet werden. Das vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebene Kamerasystem HRSC auf der ESA-Raumsonde Mars Express nahm im vergangenen Jahr eine Reihe von geradlinigen Bruchstrukturen auf, entlang deren Verlauf sich Ketten von bis zu 1500 Meter tiefen Trichtern gebildet haben. Über die Entstehung dieser Trichterketten sind sich die Marsforscher noch uneins. Diese, in der englischen Fachterminologie "pit chains" (deutsch: Krater-, Trichter- oder Grubenketten) genannten geologischen Formationen können im Marshochland an mehreren Stellen beobachtet werden.

3D Aufnahme des Tractus Catena / DLR, Neukum

Solche Aneinanderreihungen einzelner rundlicher Senken bildeten sich stets entlang von Störungen (tektonischen Brüchen)in der spröden Marskruste. Die Prozesse, die zu solchen Trichterketten geführt haben, könnten ganz unterschiedlicher Natur sein: Zum einen treten diese Ketten häufig an den Flanken von flachen Schildvulkanen auf, die einen großen Durch-messer an ihrer Basis haben. Wenn ein Lavafluss an seiner Oberfläche abkühlt und erstarrt, im Inneren jedoch flüssig bleibt und wie in einer

Page 20: ÖWF Newsletter April 2012

20

Röhre weiter fließt, entsteht ein unterirdischer Hohlraum. Erlischt die vulkanische Aktivität, kann ein Tunnel beziehungsweise eine entleerte Lavaröhre im Untergrund zurückbleiben. Im Laufe der Zeit brechen dann entlang des Dachs der Röhre einzelne Abschnitte ein und hinterlassen an der Oberfläche rundliche Senken.

Pit-Chains in der Tharsis-Region, aufgenommen von Mars Express / ESA

Vollständiger Artikel unter: http://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10453/651_read-3194/

Weitere Weltraum-News finden Sie auf unserer Homepage unter: http://news.oewf.org/

ÖWF-Redaktion & Impressum

Leitung: K. Totzek, Stellvertretung: D. Scheer / Team: O. Haider, H. Fuchs, M. Knoflach Die Artikel geben die persönliche Meinung der Autoren wieder. Input & Leserbriefe an: [email protected] Newsletter An-/Abmeldung: http://www.oewf.org/cms/newsletter.phtml

ÖWF-Website: http://www.oewf.org

www.facebook.com/spaceforum

www.twitter.com/oewf