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Im Rahmen einer prospektiven Studiewurden alle an unserer Klinik mitenossalen Implantaten versorgte Tu-morpatienten innerhalb eines 3- bis6monatigen Recalls nachuntersucht.Das besondere Augenmerk galt hierbeidem Zustand der periimplantaren Hart-und Weichgewebe. Ziel unserer Unter-suchung war es, den Zustand der peri-implantären Gewebe über einen Zeit-raum von bis zu 7 Jahren zu dokumen-tieren und ihren Einfluß auf die Er-folgsaussichten einer Implantatversor-gung bei Tumorpatienten offenzule-gen.
Material und Methode
Die vorgelegten Daten beziehen sich auf Pati-enten, die zwischen Juli 1988 und August 1996an unserer Klinik behandelt wurden. 59 Patien-ten wurden zum Abschluß der Therapie des Tu-morleidens mit insgesamt 261 Implantaten vomTyp Bone Lock® (Howmedica Leibinger GmbH,Freiburg) versorgt. 10 Patienten mit 42 Implan-taten verstarben im Untersuchungszeitraum.Zusätzlich wurden die Patienten dahingehendselektiert, ob sie nach Implantation und Freile-gung mindestens 1 Jahr prothetisch versorgt wa-ren. Dies führte schließlich zu einer Stichpro-bengröße von 23 noch lebenden Tumorpatientenmit 99 Implantaten. 19 dieser 23 Patienten wa-ren männlich, 4 weiblich. Die überwiegende Zahl der Patienten, nämlich 18, litten an einemPlattenepithelkarzinom der Mundhöhle. 17 die-
Mund Kiefer GesichtsChir (1999) 3 [Suppl 1]:S99–S105 © Springer-Verlag 1999
Orale Rehabilitation von Tumorpatienten mit enossalen ImplantatenImplantationserfolg unter besonderer Berücksichtigung der periimplantären Gewebe
T. Betz, S. Purps, H. Pistner, J. Bill, J. ReutherKlinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (Prof. Dr. Dr. J. Reuther), Julius-Maximilians-Universität, Würzburg
Vortrag anläßlich der 48. Jahrestagung der Deut-schen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Ge-sichtschirurgie in Osnabrück.
Dr. Dr. T. Betz, Klinik und Poliklinik für Mund-,Kiefer- und Gesichtschirurgie, Pleicherwall 2,D-97070 Würzburg
S99
Zusammenfassung
Im Rahmen einer prospektivenStudie sollte der Einfluß des Zu-stands der periimplantaren Hart-und Weichgewebe auf den Implan-tationserfolg bei Tumorpatientenuntersucht werden. Aus 59 Tumor-patienten, die zwischen Juli 1988und August 1996 mit 261 Implan-taten versorgt worden waren, wur-de ein Zielkollektiv von 23 Patien-ten mit 99 Implantaten ermittelt,die mindestens 1 Jahr prothetischversorgt waren. 18 dieser Patien-ten litten an einem Plattenepithel-karzinom der Mundhöhle. 17 Pati-enten wurden präoperativ mit ei-ner Dosis von 40 Gy radiiert. 68von 99 Implantaten standen in zurUnterkieferrekonstruktion trans-plantiertem autologem Knochen.Zur Beurteilung der periimplantä-ren Hart- und Weichgewebssitua-tion wurden der Hygieneindex, derSulcusblutungsindex, der Gingiva-index, die parodontale Sondie-rungstiefe, der periimplantäreKnochenabbau und das Dämp-fungsverhalten der Implantate her-angezogen. Das Kollektiv der Tu-morpatienten wurde mit einemKollektiv gesunder Implantatpati-enten verglichen. Tumorpatientenzeigten eine signifikant schlechte-re Situation bezüglich der erhobe-nen periimplantären Parameterals gesunde Implantatpatienten.Ein signifikanter Einfluß auf denImplantationserfolg konnte nur fürdie periimplantäre Taschentiefenachgewiesen werden. Im Zielkol-lektiv lag die Erfolgsquote bei77,8%.
Schlüsselwörter
Dentale Implantate · Rehabilitati-on · Kopf-Hals-Tumoren · Periim-plantäre Weichgewebe
O R I G I N A L I E N
Tabelle 1Ausgangsdiagnose in der Stichprobe
Tumordiagnose Anzahl
Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle 18
Plattenepithelkarzinom der Unterlippe 1
Ossifizierendes Fibrom 1Ameloblastom 1Riesenzellgranulom 1Hellzelliger odontogener
Tumor 1
Tabelle 2Art des primären Weichteilver-schlusses
Primärer Weichteilverschluß Anzahl
Lokale Defektdeckung 5Mikrovaskulär
reanastomosiertes Dünndarmtransplantat 15
M.-pectoralis-major-Lappen 2Bernard Fries Plastik 1
Tabelle 3Autologe Knochentransplantatezur Unterkieferrekonstruktion
Spenderregion/Transplantatart Anzahl
Freies Beckenkamm-transplantat 17
Mikrovaskulär reanastomo-siertes Skapulatransplantat 4
Freies Rippentransplantat 1
ser Patienten erhielten eine präoperative Radia-tio mit jeweils 40 Gy auf den lokalen Tumorbe-fund und die zervikalen Lymphabflußwege. 6 Patienten wurden ohne vorangehende Strah-lenbehandlung operiert (Tabelle 1).
Mit der Resektion des Tumors wurde bei 22 Patienten auch der Unterkiefer teilreseziert.Intraoperativ wurden die durch die Weichteilre-sektion entstandenen intraoralen Weichgewebs-defekte primär gedeckt.
Zur sekundären Rekonstruktion des rese-zierten Unterkiefers mit autologem Knochenwurden als Spenderareal entweder der Becken-kamm, die Margo lateralis scapulae oder derThorax der Patienten genutzt (Tabelle 2, 3).
Im Mittel betrug die Zeit zwischen Tumor-operation und Rekonstruktion des Unterkiefers25,16 Monate.
Abschließend wurden die Patienten mitenossalen Implantaten vom Typ Bone Lock®
versorgt. Bei 23 Patienten wurden insgesamt 99 Implantate inseriert. 68 von 99 aller gesetz-ten Implantate wurden in vormals zur Rekon-struktion des Unterkieferdefekts transplantier-
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Mund Kiefer GesichtsChir (1999) 3 [Suppl 1]:S99–S105© Springer-Verlag 1999
Oral rehabilitation of tumorpatients with enosseousdental implants – successrate taking into accountthe peri-implant hard and soft tissues
T. Betz, S. Purps, H. Pistner, J. Bill, J. Reuther
Summary
In a prospective study, the influenceof the status of the peri-implanthard and soft tissues on the successof enosseous dental implants in tu-mor patients was assessed. Out of59 tumor patients with 261 im-plants, treated between July 1988and August 1996, a pool of 23 pa-tients with 99 implants providedwith dentures for at least 1 year wasobtained. Eighteen of these patientssuffered from a squamous cell car-cinoma of the oral cavity. Seven-teen patients underwent preopera-tive radiation (40 Gy). A total of 68out of 99 implants were inserted in-to autologous bone transplanted toreconstruct the mandible. In orderto assess the peri-implant hard andsoft tissues, the Hygiene Index, theSulcus Bleeding Index, the GingivaIndex, the pocket-probing depth,the peri-implant bone resorption,and the periotest were used. The re-sults in the tumor patients werecompared with the results in a poolof nontumor patients. Tumor pa-tients had significantly worse peri-implant parameters than nontumorpatients. The peri-implant pocket-probing depth proved to have sig-nificant influence on the successrate. The overall success rate was77.8%.
Key words
Dental implant · Rehabilitation ·Head and neck tumors · Peri-im-plant hard and soft tissues
Tabelle 4Bezahnungsstatus
Bezahnungsstatus Anzahl
Zahnlos 16Schaltlücke 4Freiende 3
Tabelle 5Art der prothetischen Versorgung
Art der prothetischen AnzahlVersorgung
Doppelkronenprothese 9Stegretentionsprothese 10Kugelankerprothese 2Brückenversorgung 2
Abb.1. Hygieneindex (Durchschnittswerte) im Verlauf, aus Tabelle 6
(n = 0)
46.88(n = 2)
80.00(n = 5)
60.93(n = 11)56.67
(n = 17)52.95(n = 22)
52.39(n = 23)
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr 6. Jahr 7. JahrJahre seit prothet. Versorgung
Der Hygiene-Index im Verlauf
Durchschnitt und Standardabweichung in %
Tabelle 6Hygieneindex (Durchschnittswerte) im Verlauf, ungerade Plaqueindizesentstehen durch Bildung des arithmetischen Mittels der Plaqueanteile, s. auch Abb.1
Durch- Standard- Minimum Maximum Patientenschnitt abweichung
1. Jahr 52,39 44,92 0 100 232. Jahr 52,95 40,93 0 100 223. Jahr 56,67 38,80 0 100 174. Jahr 60,93 29,54 19 100 115. Jahr 80,00 27,39 50 100 56. Jahr 46,88 30,94 25 69 27. Jahr 0 0 0
ten autologen Knochen gesetzt. Die inseriertenImplantate wurden nach durchschnittlich 5,86Monaten freigelegt und anschließend prothe-tisch versorgt. Abgesehen von 2 Fällen, in deneneine Brückenversorgung eingegliedert wurde,war der Zahnersatz durch den Patienten heraus-nehmbar. Die Brücken waren definitiv zemen-tiert (Tabelle 4, 5).
Der Zustand der periimplantären Mukosawurde mit der Hilfe parodontaler Indizes doku-mentiert. Hierzu wurden der Hygieneindex nachO’Leary et al. [4], der Gingivaindex nach Löe u.Silness [2], der Sulcusblutungsindex nachMühlemann u. Son [3] und die parodontale Son-dierungstiefe erhoben. Der periimplantäre Kno-chenabbau wurde am Orthopantomogramm er-mittelt. Das Dämpfungsverhalten der Implanta-te wurde mit dem von Schulte et al. [5] ent-wickelten Periotestverfahren bestimmt.
Ergebnisse
Periimplantäre Parameter
Der Hygieneindex (Abb.1, Tabelle 6)als Indikator für die Belegung der Im-
plantatpfeiler mit Plaque erwies sichals sehr varianzbehaftet. Dennochkann festgehalten werden, daß der Pla-queanteil im gesamten Kollektiv immittleren Bereich anzusiedeln ist. DieIndexwerte im Verlauf erwiesen sichals relativ zeitstabil (Abb.2, Tabelle 7).
Auch für den Sulcusblutungsindex(Abb. 3, Tabelle 8) gilt, daß mittlereSulcusbewertungen vorherrschten, wo-bei optimale Sulcuswerte im Verlaufder ersten 3 Jahre abnahmen. Der kon-zeptionell ähnliche Gingivaindex ver-hielt sich gleich (Abb. 4, Tabelle 9).Auch hier traten im Lauf der Zeit höhe-re Indexwerte häufiger auf, der Entzün-dungsgrad der periimplantären Gingivanahm also zu. Der Anteil von Patientenmit optimalen Gingivaverhältnissenwar jedoch weitgehend zeitstabil.
Die periimplantäre Taschentiefewar im Verlauf der ersten 3 Jahre desBeobachtungszeitraums, ausgehend von
einem Niveau um durchschnittlich 3,8 mm, um etwa 1,1 mm zunehmend(Abb.5, 6, Tabelle 10, 11).
Beim periimplantären Knochenab-bau fand sich, ausgehend von einemWert von durchschnittlich 0,8 mm im 1.Jahr, ein Rückgang der Knochenresorp-tion bis zum 3. Jahr auf durchschnittlich0,55 mm pro Jahr (Abb.7, Tabelle 12).
Mit Hilfe des Periotestverfahrenswurde das Dämpfungsverhalten der in-serierten Implantatpfosten überprüft.Bei Periotestwerten im negativen Be-reich oder im Bereich bis +10 wurdedas Implantat als klinisch „fest“ beur-teilt. Im Verlauf ergab sich ein leichterTrend zu positiveren Periotestwerten.Werden Wertegruppen gebildet, so zeigtsich, daß Werte im Bereich bis +10 überden Beobachtungszeitraum hinweg ab-nahmen, während höher positive Wertezunahmen. Der Verlauf ist etwa spie-gelbildlich (Abb.8, 9, Tabelle 13, 14).
Erfolgsquote und Einfluß der periimplantären Parameter auf den Implantationserfolg
Die Erfolgsquote aller 219 Implantatebei 49 noch lebenden Tumorpatientenbeträgt 84%. In der Stichprobe wurdedie Erfolgsquote mit 77,8% ermittelt.Auffällig ist die hohe Anzahl der Im-plantate, die nicht in die Belastungs-phase eintraten. Eine fehlgeschlageneOsseointegration wurde bei 21 oder9,6% der 219 Implantate lebender Tu-morpatienten beobachtet.
Von besonderem Interesse war, obder Zustand der periimplantärenWeich- und Hartgewebe Einfluß aufden Implantaterfolg ausübt. Hierzuwurde für jeden Parameter eine Grenzefestgelegt, die zwischen der Bewertung„optimal“ und „nicht optimal“ trennt.
S101
Abb.2. Hygieneindex (Indexgruppen) im Verlauf, aus Tabelle 7
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
1.Jahr 2.Jahr 3.Jahr 4.Jahr 5.Jahr 6.Jahr 7.Jahr
Hygieneindex bei 0Hygieneindex bei 25Hygieneindex bei 50Hygieneindex bei 75Hygieneindex bei 100
Der Hygieneindex im Verlauf% Patienten
Tabelle 7Hygieneindex (Indexgruppen) im Verlauf, s. auch Abb.2
Hygiene- 1. Jahr % 2. Jahr % 3. Jahr % 4. Jahr % 5. Jahr % 6. Jahr % 7. Jahr %index
0 8 34,8% 6 27,3% 3 17,6% 3 27,3%25 2 8,7% 3 13,6% 3 17,6% 4 36,4% 1 50,0%50 2 8,7% 3 13,6% 4 23,5% 3 27,3% 2 40,0%75 2 8,7% 3 13,6% 1 5,9% 1 9.1% 1 50,0%
100 9 39,1% 7 31,8% 6 35,3% 3 60,0%Gesamt 23 100,0% 22 100,0% 17 100,0% 11 100,0% 5 100,0% 2 100,0%
S102
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Tabelle 9Gingivaindex im Verlauf, n Anzahl der Patienten, s. auch Abb.4
Gingiva- 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr 6. Jahr 7. Jahrindex
n % n % n % n % n % n % n %
0 7 30,4% 6 27,3% 4 22,2% 4 28,6% 2 28,6%1 13 56,5% 11 50,0% 5 27,8% 4 28,6% 2 28,6% 1 50,0%2 2 8,7% 5 22,7% 9 50,0% 5 36,7% 3 42,9% 1 50,0% 1 100,0%3 1 4,3% 1 7,1%Insgesamt 23 100,0% 22 100,0% 18 100,0% 14 100,0% 7 100,0% 2 100,0% 1 100,0%
Abb.4. Gingivaindex im Verlauf, aus Tabelle 9
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr 6. Jahr
Jahre seit prothet. Versorgung
Gi = 0
Gi = 1
Gi = 2
Der Gingiva-Index im Verlauf% im jeweiligen Jahr
Tabelle 8Sulcusblutungsindex im Verlauf, n Anzahl der Patienten, s. auch Abb.3
Sulcus- 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr 6. Jahr 7. Jahrblutungs-index n % n % n % n % n % n % n %
0 6 26,1% 3 14,3% 1 5,6% 3 21,4% 1 14,3%1 13 56,5% 10 47,6% 10 55,6% 5 35,7% 1 14,3%2 4 17,4% 8 38,1% 6 33,3% 4 28,6% 4 57,1% 1 50,0%3 1 5,6% 1 7,1% 1 14,3% 1 50,0% 1 100,0%4 1 7,1%Gesamt 23 100,0% 21 100,0% 18 100,0% 14 100,0% 7 100,0% 2 100,0% 1 100,0%
Abb.3. Sulcusblutungsindex im Verlauf, ausTabelle 8
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
1.Jahr 2.Jahr 3.Jahr 4.Jahr 5.Jahr 6.Jahr 7.Jahr
Jahre seit prothet. Versorgung
Sbi = 0
Sbi = 1
Sbi = 2
Der Sulcus-Blutungs-Index im Verlauf% im jeweiligen Jahr
S103
Abb.5. Periimplantäre Taschentiefe (Durch-schnittswerte) im Verlauf, aus Tabelle 10
5.83(n = 1)
4.82(n = 2)
3.89(n = 6)
4.99(n = 14)
5.30(n = 17)
4.72(n = 21)
3.84(n = 23)
0.0
1.0
2.0
3.0
4.0
5.0
6.0
7.0
1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr 6. Jahr 7. Jahr
Jahre seit prothet. Versorgung
Die Taschentiefen im VerlaufDurchschnitt und Standardabweichung in
Tabelle 10Periimplantäre Taschentiefe (Durchschnittswerte), s. auch Abb.5
Durch- Standard- Minimum Maximum Patientenschnitt abweichung
1. Jahr 3,84 2,36 1,0 9,0 232. Jahr 4,72 2,30 1,0 10,0 213. Jahr 5,30 2,30 1,9 10,0 174. Jahr 4,99 2,51 2,0 9,5 145. Jahr 3,89 2,59 2,0 9,0 66. Jahr 4,82 0,62 4,4 5,3 2
Abb.6. Veränderung der periimplantären Ta-schentiefe (Differenz zur Ausgangslage), ausTabelle 11
-1.32(n = 2)
0.03(n = 6)
-0.67(n = 14)
-1.10(n = 17)
-0.76(n = 21)
0.00(n = 23)
-3.0
-2.5
-2.0
-1.5
-1.0
-0.5
0.0
0.5
1.0
1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr 6. Jahr 7. Jahr
Die Veränderung der Taschentiefe als Differenz zur Ausgangslage
mm
-2.83(n = 1)
Tabelle 11Periimplantäre Taschentiefe (Differenz zur Ausgangslage), s. auch Abb.6
Durch- Standard- Minimum Maximum Patientenschnitt abweichung
1. Jahr 0,00 0,00 0,00 0,00 232. Jahr –0,76 1,24 –4,00 2,94 213. Jahr –1,10 1,67 –5,00 2,88 174. Jahr –0,67 1,94 –4,50 1,83 145. Jahr 0,03 1,21 –1,50 2,19 66. Jahr –1,32 1,32 –2,25 –0,38 27. Jahr –2,83 –2,83 –2,83 1
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Abb.7. Periimplantärer Knochenabbau imVerlauf, aus Tabelle 12
3.00(n = 1)
2.50(n = 2)
1.58(n = 8)
1.56(n = 9)
0.55(n = 10)
0.62(n = 16)
0.80(n = 23)
0.0
0.5
1.0
1.5
2.0
2.5
3.0
1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr 6. Jahr 7. Jahr
Der Knochenabbau im VerlaufDurchschnitt und Standardabweichung in mm
Jahre seit prothet. Versorgung
Tabelle 12Periimplantärer Knochenabbau im Verlauf s. auch Abb.7
Durch- Standard- Minimum Maximum Patientenschnitt abweichung
1. Jahr 0,80 0,62 0,0 2,0 232. Jahr 0,62 0,59 0,0 1,7 163. Jahr 0,55 0,64 0,0 1,8 104. Jahr 1,56 1,79 0,0 5,0 95. Jahr 1,58 1,62 0,0 4,0 86. Jahr 2,50 0,71 2,0 3,0 2
Abb.8. Dämpfungsverhalten (Durchschnitts-werte), Periotestwerte im Verlauf, aus Tabelle13
5.25(n = 1)
14.83(n = 2)13.38
(n = 7)
10.12(n = 14)9.15
(n = 17)
9.55(n = 21)
7.35(n = 22)
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr 6. Jahr 7. Jahr
Jahre seit prothet. Versorgung
Periotestwerte im Verlauf
Stabilität
Instabilität
Tabelle 13Dämpfungsverhalten (Durchschnittswerte) im Verlauf, s. auch Abb.8
Durch- Standard- Minimum Maximum Patientenschnitt abweichung
1. Jahr 7,35 6,12 0,00 23,00 222. Jahr 9,55 8,20 0,40 33,00 213. Jahr 9,15 7,58 –1,25 21,00 174. Jahr 10,12 8,44 –3,00 25,50 145. Jahr 13,38 10,36 –1,83 28,00 76. Jahr 14,83 3,43 12,40 17,25 27. Jahr 5,25 5,25 5,25 1
Je Patient wurde nun für jeden Parame-ter ein Wert über den gesamten Unter-suchungszeitraum errechnet. So werdenPatienten, die über die gesamte Unter-suchungszeit für den Parameter eine op-timale Ausprägung haben, beispiels-weise beständig gute Hygieneparame-ter, vom Restkollektiv unterschieden.Die beiden Parametergruppen wurdenanschließend mit der Implantatverlust-rate rückkorreliert. Im Log-Rank-Testzeigte sich hierbei, daß Patienten mitnicht-optimaler Taschentiefe, das be-deutet 4 mm und mehr, signifikanthöhere Ausfallraten hatten als Patientenmit Taschentiefen bis zu 3 mm. Dieübrigen Parameter waren ohne signifi-kanten Einfluß auf die Erfolgsrate.
Schließlich wurde die Gruppe derTumorpatienten mit einem Kollektivvon gesunden Implantatpatienten hin-sichtlich des periimplantären Hart- undWeichgewebszustands verglichen. DasKollektiv der gesunden Implantatpati-enten bestand aus 82 Patienten mit 257Implantaten. Statistisch hochsignifi-kante Unterschiede zeigten sich überden gesamten Untersuchungszeitraumbezüglich des Plaquebefalls der Im-plantatpfeiler. Daraus folgend wiesenTumorpatienten auch einen signifikanthöheren Entzündungsgrad der periim-
plantären Gingiva auf. Tumorpatientenhatten i.a. höhere Taschentiefen zu ver-zeichnen als gesunde Patienten, einverwertbarer signifikanter Unterschiedergab sich jedoch nur im 3. Jahr nachder Implantation. Überraschenderwei-se war die Erfolgsrate im Kollektiv derNicht-Tumorpatienten mit 73,5% ge-ringfügig niedriger als die im Kollek-tiv der Tumorpatienten.
Diskussion
Vielfältig komplizierende Aspektescheinen der Versorgung von Tumor-patienten mit enossalen Implantatenentgegenzustehen. Bezogen auf dasHygieneverhalten solcher Patientenund das davon bestimmte Entzün-dungsniveau der periimplantärenSchleimhaut bestätigte sich in unsererUntersuchung dieser Vorbehalt. Eskonnte jedoch gezeigt werden, daß dieBedeutung dieser Aspekte für den Im-plantationserfolg offenbar überschätztwird. Lediglich das Ausmaß der peri-implantären Taschentiefe hatte in un-serer Untersuchung Einfluß auf denImplantationserfolg. Trotz einer signi-fikant schlechteren periimplantärenWeichgewebssituation konnte die Ver-sorgung unserer Tumorpatienten mit
Implantaten ebenso erfolgreich durch-geführt werden wie die Behandlung ei-nes Vergleichskollektivs gesunder Pa-tienten. Die von uns beobachteten Wer-te für die periimplantären Parameterund den Implantationserfolg bei Tu-morpatienten stehen in Einklang mitder vorliegenden Literatur [1, 6, 7].
Literatur
1. Kovács A (1998) Enossale Implantatver-sorgung von Tumorpatienten mit dem Bone-Lock System. Eine 5-Jahres-Studie. MundKiefer GesichtsChir 2 :5–10
2. Löe H, Silness J (1963) Periodontal disease inpregnancy (I). Prevelance and severity. ActaOdontol Scand 21 :533–551
3. Mühlemann HR, Son S (1971) Gingival sul-cus bleeding – a leading symptom in initialgingivitis. Helv Odontol Acta 15 :107–113
4. O’Leary TJ, Drake RB, Naylor JE (1972) Theplaque control record. J Periodontol 43 :38
5. Schulte W, D’Hoedt B, Lukas D, MühlbradtL, Scholz F, Bretschi J, Frey D, Gudat H,König M, Markl M, Quante F, Schief D, Top-kaya A(1983) Periotest – ein neues Verfahrenund Gerät zur Messung der Funktion desParodontiums. Zahnarztl Mitt 73 :1229
6. Watzinger F, Ewers R, Henninger A, SudaschG, Babka A, Woelfl G (1996) Endosteal im-plants in the irradiated lower jaw. J Cran-iomaxillofac Surg 24 :237–244
7. Weischer T, Mohr C (1997) Früherkennung desdrohenden Implantatverlusts bei Tumorpatien-ten. Mund Kiefer GesichtsChir 1 :294–299
Abb.9. Dämpfungsverhalten (Wertegruppen),Periotestwert im Verlauf, aus Tabelle 14
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
1.Jahr 2.Jahr 3.Jahr 4.Jahr 5.Jahr 6.Jahr 7.Jahr
< +9
10 bis 19
20 bis 29
Der Periotestwert im Verlauf
Jahre seit prothet. Versorgung
% des Jahrgangs
Tabelle 14Dämpfungsverhalten (Wertegruppen) im Verlauf, s. auch Abb.9
1. Jahr % 2. Jahr % 3. Jahr % 4. Jahr % 5. Jahr % 6. Jahr % 7. Jahr %
< +9 16 72,7% 13 61,9% 10 58,8% 8 57,1% 3 42,9% 1 100,0%10 bis 19 5 22,7% 6 28,6% 4 23,5% 3 21,4% 2 28,6% 2 100,0%20 bis 29 1 4,5% 1 4,8% 3 17,6% 3 21,4% 2 28,6%> 29 1 4,8%Gesamt 22 100,0% 21 100,0% 17 100,0% 14 100,0% 7 100,0% 2 100,0% 1 100,0%
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