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DIE NATURWISSENSCHAFTEN 27. Jahrgang IO. M~rz 1939 Heft lO Otto Hahn zum sechzigsten Geburtstag. Am 8. M~rz 1939 wurde OTTO HAHxT 60 Jahre alt. ]31icken wir auf seinen -VVerdegang zurfick, so sehen wit etwas Ungew6hnliches: Ein junger, organisch-chemischer Assistent, ether Industrie- stellung zustrebend, verwandelt sich auf einmal in einen radioaktiven Chemiker, dessert Arbeiten Aufsehen erregen; und aus dem geht allm~thlich der beste zeitgenSssische Chemiker dieser Richtung hervor. Der Beste; denn keinem anderen trauen die Fachkenner solche analytischen Trennungen zu, wie sie OTTO ttA~N gerade in den letzten Monaten gelangen. Stufen dieser Entwicklungsreihe heiBen Radiothor, Mesothor, Radium C", Prot- actinium und Uran Z, letzteres mit Uran X 2 der erste, lange bezweifelte, jetzt sichergestellte Fall yon Kernisomerie. Und die vorl~tufig letzten Stufen nennen sich nach den Transuranen und den vielen, dutch Neutronensprengung des Urankernes hervorgehenden mittelschweren Spaltprodukten. Hier land der Chemiker HAHN einen neuen ~'ypus yon Kernreaktionen, der sofort nach Bekannt- werden wohl yon den meisten kernphysikalischen Laboratorien der Welt nachgeprdft und best/itigt wurde. AIs HAHN in die preugische Akademie der Wissenschaften eintrat, ffihrte er in der Antritts- rede alles auf eine Reihe glticMicher Zuf~tlle zurfick, In der Tat dart yon G1/~ck sprechen, wer friihzeitig mit einem RAMSAY,einem SOPPY und RU3"tIERFORD in pers6nliche Beziehungen trat und spg~ter so treue, selbst~indige, zum Tell ebenbtirtige Mit- arbeiter fand wie OTTo HAHh'. Abet wit er- innern an PLA~c~:s Erwiderung auf jene Rede: ,,Es gibt in der Wissenschaft wohl gelegentlich Verdienst ohne Gltick, abet niemals Gltick ohne Ver- dienst". Schon dab HAHN solche Mitarbeiter so lange und so eng an sich fesselte, rechnet zum Verdienst. Und dann: Wo gibt es sonst noch ein Institut, welches nach 27 Jahren intensivster radioaktiver Forschung yon radioaktiver Verseuchung so fret w~tre, wie das Kaiser ~¢Vilhelm-Institut ffir Chemie in Dahlem? Diese notwendige Vorbeclingung gerade der letzten groBen Erfolge erzielte HAnK dutch eine in diesem Punkte rigorose, abet yon allen Instituts- angeh6rigen willig, ja dankbar durchgeffihrte Insti- tutsordnung. Der Geist, der dieses Institut durch- zieht, bdrgt fiir weitere, den bisherigen nicht nachstehende Erfolge. M.v. LAUE. Nw. 1939. I I

Otto Hahn zum sechzigsten Geburtstag

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Page 1: Otto Hahn zum sechzigsten Geburtstag

DIE NATURWISSENSCHAFTEN 27. Jah rgang IO. M~rz 1939 Heft lO

Otto Hahn zum sechzigsten Geburtstag.

Am 8. M~rz 1939 wurde OTTO HAHxT 60 Jahre alt. ]31icken wir auf seinen -VVerdegang zurfick, so sehen wit etwas Ungew6hnliches: Ein junger, organisch-chemischer Assistent, ether Industrie- stellung zustrebend, verwandelt sich auf einmal in einen radioaktiven Chemiker, dessert Arbeiten Aufsehen erregen; und aus dem geht allm~thlich der beste zeitgenSssische Chemiker dieser Richtung hervor. Der Beste; denn keinem anderen trauen die Fachkenner solche analytischen Trennungen zu, wie sie OTTO ttA~N gerade in den letzten Monaten gelangen. Stufen dieser Entwicklungsreihe heiBen Radiothor, Mesothor, Radium C", Prot- actinium und Uran Z, letzteres mit Uran X 2 der erste, lange bezweifelte, je tz t sichergestellte Fall yon Kernisomerie. Und die vorl~tufig letzten Stufen nennen sich nach den Transuranen und den vielen, dutch Neutronensprengung des Urankernes hervorgehenden mittelschweren Spaltprodukten. Hier land der Chemiker HAHN einen neuen ~'ypus yon Kernreaktionen, der sofort nach Bekannt- werden wohl yon den meisten kernphysikalischen Laboratorien der Welt nachgeprdft und best/itigt wurde.

AIs HAHN in die preugische Akademie der Wissenschaften eintrat, ffihrte er in der Antri t ts- rede alles auf eine Reihe glticMicher Zuf~tlle zurfick, In der Tat dart yon G1/~ck sprechen, wer friihzeitig mit einem RAMSAY, einem SOPPY und RU3"tIERFORD in pers6nliche Beziehungen t ra t und spg~ter so treue, selbst~indige, zum Tell ebenbtirtige Mit- arbeiter fand wie OTTo HAHh'. Abet wit er- innern an PLA~c~:s Erwiderung auf jene Rede: ,,Es gibt in der Wissenschaft wohl gelegentlich Verdienst ohne Gltick, abet niemals Gltick ohne Ver- dienst". Schon dab HAHN solche Mitarbeiter so lange und so eng an sich fesselte, rechnet zum Verdienst.

Und dann: Wo gibt es sonst noch ein Institut, welches nach 27 Jahren intensivster radioaktiver Forschung yon radioaktiver Verseuchung so fret w~tre, wie das Kaiser ~¢Vilhelm-Institut ffir Chemie in Dahlem? Diese notwendige Vorbeclingung gerade der letzten groBen Erfolge erzielte HAnK dutch eine in diesem Punkte rigorose, abet yon allen Instituts- angeh6rigen willig, ja dankbar durchgeffihrte Insti- tutsordnung. Der Geist, der dieses Inst i tut durch- zieht, bdrgt fiir weitere, den bisherigen nicht nachstehende Erfolge. M.v. LAUE.

Nw. 1939. I I