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INHALTSVERZEICHNIS 1 Schlaf-Wach-Rhythmus: Physiologische Grundlagen 1.1 Lokalisation im Gehirn 1.2 Bedeutung verschiedener Transmitter 1.3 Schlafeinteilung 1.3.1 Einschlafphase 1.3.2 Leichtschlaf 1.3.3 Tiefschlaf 1.3.4 REM-Schlaf 1.3.5 Ablauf der Schlafstadien 1.4 Altersgruppen und Schlaftypen 2 Schlafstörungen 2.1 Klassifikation von Schlafstörungen 2.1.1 Primäre Insomnie 2.2 Ursachen von Schlafstörungen 2.3 Auswirkungen von Schlafstörungen 2.4 Ausmaße von Schlafstörungen 3 Therapiemöglichkeiten bei Schlafstörungen 3.1 Verhaltenstherapie: Schlafhygiene 3.2 Verschreibungspflichtige Arzneimittel 3.2.1 Benzodiazepine und deren Derivate 3.2.2 Z-Substanzen 3.2.3 Melatonin 3.2.4 Auftreten von Problemen unter Z-Substanzen und Benzodiazepinen Schlafstörungen Schlafstörungen pflanzlich behandeln pflanzlich behandeln mit ALLUNA mit ALLUNA ® ® DAPs FORTBILDUNG 1 Z E R T I F I Z I E R T D e u t s c h e s A p o t h e k e n P o r t a l DAPs 50 DAPs 50

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I N H A LT S V E RZ E I C H N I S

1 Schlaf-Wach-Rhythmus: Physiologische Grundlagen 1.1 Lokalisation im Gehirn 1.2 Bedeutung verschiedener Transmitter 1.3 Schlafeinteilung 1.3.1 Einschlafphase 1.3.2 Leichtschlaf 1.3.3 Tiefschlaf 1.3.4 REM-Schlaf 1.3.5 Ablauf der Schlafstadien 1.4 Altersgruppen und Schlaftypen

2 Schlafstörungen 2.1 Klassifikation von Schlafstörungen 2.1.1 Primäre Insomnie 2.2 Ursachen von Schlafstörungen 2.3 Auswirkungen von Schlafstörungen 2.4 Ausmaße von Schlafstörungen

3 Therapiemöglichkeiten bei Schlafstörungen 3.1 Verhaltenstherapie: Schlafhygiene 3.2 Verschreibungspflichtige Arzneimittel 3.2.1 Benzodiazepine und deren Derivate 3.2.2 Z-Substanzen 3.2.3 Melatonin 3.2.4 Auftreten von Problemen unter Z-Substanzen und Benzodiazepinen

Schlafstörungen Schlafstörungen pflanzlich behandeln pflanzlich behandeln mit ALLUNA mit ALLUNA®®

D A Ps F O R T B I L D U N G

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Z

ER T I F I Z I E R

T

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DAPs 50

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Schlafstörungen Schlafstörungen pflanzlich behandeln pflanzlich behandeln mit ALLUNA mit ALLUNA®®

4 Alternative Behandlungsmöglichkeiten 4.1 Antihistaminika 4.2 Pflanzliche Arzneimittel 4.2.1 Baldrianwurzel und Baldrianwurzelextrakt 4.2.2 Hopfenzapfen 4.2.3 Passionsblume und Melisse 4.3 Herstellung eines Trockenextraktes

5 Produktinformation „ALLUNA® – Pflanzliche Schlafhilfe mit belegter Wirkung“

6 Apothekenpraxis 6.1 Beratung bei Schlafstörungen 6.2 Beratung von Patienten mit Schlafmittel auf Rezept

7 Quellenverzeichnis

8 Bildquellenverzeichnis

9 Kontrollfragen

Einleitung

Ein erholsamer Schlaf ist für Menschen aller Altersklassen wichtig. Allerdings hat jeder Mensch ein unter-schiedlich ausgeprägtes Schlafbedürfnis. Während manche mit sechs Stunden Schlaf gut erholt sind, braucht ein anderer neun Stunden Schlaf. Mit zunehmendem Alter verändert sich das Schlafbedürfnis merklich. Wenn die Nachtruhe gestört wurde, kann die Lebensqualität am nächsten Tag deutlich beeinträchtigt sein. Wenn Schlafstörungen anhalten oder häufiger auftreten, kann eine geeignete Therapie helfen.

In der folgenden Fortbildung „Schlafstörungen pflanzlich behandeln mit ALLUNA®“ werden zunächst die Hin- tergründe und Muster des physiologischen Schlafes erklärt. Anschließend liegt der Themenschwerpunkt bei Schlafstörungen, was diese ausmacht und wie man sie voneinander abgrenzt. Zu guter Letzt werden Behand-lungsansätze am Beispiel von ALLUNA® erläutert. Als Ergänzung findet sich am Ende der Fortbildung ein Kapitel mit hilfreichen Tipps für die Beratung von Patienten mit Schlafstörungen.

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1 Schlaf-Wach-Rhythmus: Physiologische Grundlagen

Der menschliche Organismus unterliegt einem endogen gesteuerten zirkadianen Rhythmus, der sich auf die Funktionen von Kreislauf und Stoffwechsel auswirkt und auch dann besteht, wenn alle Umwelteinflüsse ausgeschaltet werden. Dieser zirkadiane Rhythmus („rings um den Tag“, abgeleitet aus lateinisch „circa“ = ringsum und „dies“ = Tag) zieht sich oft über mehr als 24 Stunden hin und wird von äußeren Faktoren (per-sönliche Lebensführung, Tag-Nacht-Wechsel) an den tatsächlichen 24-Stunden-Rhythmus angepasst.1,2

1.1 Lokalisation im GehirnEin solcher zirkadianer Rhythmus zeigt sich bei der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Er wird vor allem durch den Nucleus suprachiasmaticus beeinflusst. Dieser befindet sich im Gehirn im Hypothalamus, in direk-ter Nähe zum Chiasma opticum, der Sehnervenkreuzung beider Augen. Die Helligkeit oder Dunkelheit der Umgebung hat dadurch direkten Einfluss auf den Nucleus suprachiasmaticus. Zusätzlich ist dieser Bereich mit der Epiphyse (Zirbeldrüse) verbunden, welche Melatonin freisetzt, das sei- nerseits ebenfalls eine Wirkung auf den Nuc- leus suprachiasmaticus ausübt. Auch die hier angesiedelten Neurone zeigen eine periodische Aktivität, welche durch den Wechselrhythmus von hell und dunkel im Tagesverlauf beeinflusst wird. Zusätzlich ist der Nucleus suprachiasma- ticus mit dem Hirnstamm sowie über den late- ralen Thalamus zur Hirnrinde verbunden. Der Nucleus suprachiasmaticus beeinflusst die Stoffwechselfunktionen nicht direkt, sondern hat Auswirkungen auf andere Hirnbereiche und deren Aktivitäten. Erst das Zusammenwirken aller Bereiche ermöglicht die Steuerung der körpereigenen Schlaf-Wach-Zustände.

1.2 Bedeutung verschiedener Transmitter Die am Schlaf hauptbeteiligten Botenstoffe sind Melatonin und Adenosin. Melatonin wird in der Zirbeldrüse gebildet. Die Produktion und Sekretion ist tageslichtabhängig: Wenn Sonnenstrahlung die Netzhaut erreicht, werden Produktion und Sekretion gebremst. Umgekehrt steigen die Produktion und Sekretion an, wenn Tageslicht ausbleibt. Im Laufe der Nacht steigt die Melatoninkonzentration im Gehirn um das Drei- bis Zwölffache an, je nach Alter der Person und Jahreszeit. Da Melatonin maßgeb-lich die zirkadian-rhythmischen Vorgänge im

Abb. 1: Aufbau des Gehirnes

Rückenmark

4. Ventrikel

KleinhirnBrücke

MittelhirnHypophyse

Sehnervenkreuzung

Hypothalamus3. Ventrikel

Thalamus

BalkenFornix Zirbeldrüse

Großhirn

Aquaeductus mesencephali

Plexus choroideus

Septum pellucidum

Verlängertes Rückenmark

Abb. 2: Melatoninspiegel in Abhängigkeit vom Alter

18–23 Uhr 7–11 Uhr 18–23 Uhr23–7 Uhr 11–18 Uhr

Mel

aton

in (p

g/m

l)

3000

2500

2000

1500

1000

500

20–35 Jahre 36–50 Jahre 51–65 Jahre ab 65 Jahre

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Körper steuert, gilt es als Zeitgeber im menschlichen Organismus. Außerdem induziert es den Tiefschlaf, die wichtigste Regenerationsphase des Körpers.3 In dieser Phase wird verstärkt Somatropin ausgeschüttet, ein Hormon, welches für ein normales Wachstum wichtig ist. Bei Mangelzuständen kann es zur Anlagerung von Viszeralfett, reduzierter Muskelmasse und Knochendichte sowie zu einem erhöhten kardiovaskulären Risiko und verringerter Lebensqualität führen.4 Sollte Melatonin im Mangel vorhanden sein, kommt es zu Schlafstö-rungen und Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus.3 Mit zunehmendem Alter sinkt zunehmend die Melatonin- Produktion (Abb. 2).

Adenosin ist im Körper unter an-derem ein Müdemacher. Es ist ein Nukleosid, das im zellulären Energie- haushalt eine wichtige Rolle spielt. Zellen verbrauchen über den Tag hinweg Energie (Abb. 3). Wenn Ener- gie verbraucht wird, entsteht in den Zellen freies Adenosin. Adenosin blockiert anregend wirkende Neuro- transmitter wie Acetylcholin, Dopa- min und Noradrenalin. Damit signa- lisiert es dem Körper Müdigkeit. Je höher die Konzentration an Adeno- sin ist, desto stärker wird der Schlaf- druck. Beim Schlafen nimmt die Ade- nosin-Konzentration in den Zellen kontinuierlich ab. Adenosin wird durch koffeinhaltige Wachmacher wie Kaffee und Cola aufgehoben.

1.3 SchlafeinteilungDer menschliche Schlaf besteht aus unterschiedlichen Phasen, die pro Nacht mehrfach durchlaufen werden. Die natürliche Schlafarchi-tektur lässt sich unterteilen in Ein-schlaf-, Leichtschlaf-, Tiefschlaf- und REM-Phase. Die ersten drei Stadien werden „orthodoxer Schlaf“ genannt, die REM-Phase „unorthodoxer Schlaf“.

Abb. 4: Natürliche Schlafarchitektur

Wachzustand

REM-Schlaf

Schl

afst

adiu

m

1

2

3

4

1 2 3 4 5 6 7 8

Schlafdauer (h)

REM-Phase

Einschlafstadium

Leichtschlafstadium

Tiefschlafstadium

Abb. 3: Adenosin-abhängige Homöostase

Adenosin-abhängig

Aden

osin

spie

gel

7 Uhr 23 Uhr 7 Uhr 23 Uhr 7 Uhr

Homöostase: Im Laufe des Tages zunehmende Müdigkeit

Adenosinspiegel

wachen wachenschlafen schlafen

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1.3.1 EinschlafphaseAuch als Schlafstadium 1 bezeichnet, handelt es sich hierbei um die ersten Minuten während des Einschla-fens und kurz danach. Durchschnittlich dauert das Einschlafen 15 Minuten. In dieser Phase verlangsamt sich der Herzschlag, der Puls verlangsamt sich und die Atemzüge werden weniger. Die Körpertemperatur sinkt. Von vielen Menschen wird diese Phase als traumähnliche Phase des Fallens wahrgenommen. Der Schlaf in diesem Stadium ist sehr oberflächlich. Das Aufwachen fällt sehr leicht.

1.3.2 LeichtschlafIn der Leichtschlafphase, die als Schlafstadium 2 bezeichnet, aber manchmal auch mit Stadium 1 zusammen-gefasst wird, ist die Hirnaktivität gering. Der Schlaf findet ohne körperliche Aktivität oder Augenzucken statt, das Bewusstsein ist ausgeschaltet. Diese Form des Schlafes macht rund die Hälfte des Gesamtschlafes aus.

1.3.3 TiefschlafDie Tiefschlafphase ist die wichtigste Erholungsphase – sowohl für den Körper als auch für den Geist. Der Schlaf ist besonders fest, das Aufwachen fällt vielen Menschen sehr schwer. Falls diese doch aufwachen soll- ten, fallen Orientierung und bewusstes Handeln schwer. In dieser Phase findet die tiefste körperliche Entspan- nung statt.5 Früher wurde der Tiefschlaf in Stadium 3 und Stadium 4 eingeteilt, heutzutage werden diese aber als Stadium 3 zusammengefasst.6

1.3.4 REM-SchlafDer REM-Schlaf (von engl.: rapid eye movement) zeichnet sich durch schnelle, zuckende Augenbewegungen aus, die für diese Schlafphase namensgebend sind. Die Hirnaktivität steigt erheblich an. Vor allem in dieser Phase träumen Menschen. Es wird davon ausgegangen, dass in der REM-Phase emotionale Sinneseindrücke und Informationen verarbeitet werden. Je länger der Schlaf andauert, desto häufiger werden die REM-Phasen.

1.3.5 Ablauf der SchlafstadienBei gesunden Menschen finden die Schlafsta-dien durchschnittlich 5 x pro Nacht statt. Ein vollständiger Zyklus dauert dabei im Schnitt rund 90 Minuten an. Die Anteile der verschie- denen Schlafphasen gliedern sich wie folgt:

Einschlafphase: ca. 5 %

Leichtschlafphase: ca. 45–55 %

Tiefschlafphase: ca. 15–25 %

REM-Schlaf: ca. 20–25 %Abb. 5: Schlafdauer und Schlafzusammensetzung in Abhängigkeit vom Alter

24–

16–

8–

0–16 12 10 8½ 7¾ 7 6 5¾

Durchschnittliche Schlafdauer/24 h

Wach- zustand

Neu- geborenes

2–3 Jahre

10–14 Jahre

Bis 18 Jahre

Bis 30 Jahre

Bis 45 Jahre

Bis 60 Jahre

Bis 90 Jahre

REM-Phase

Stun

den

Schlafstadien I bis IV

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1.4 Altersgruppen und SchlaftypenIm Laufe des Lebens verändert sich das Schlafbedürfnis und die Art und Weise, wie ein Mensch schläft. Neu-geborene schlafen bis zu 16 Stunden am Tag. Im hohen Alter kann das Schlafbedürfnis auf bis zu fünf Stunden herabsinken. Hinzu kommt eine persönliche Va- rianz: Im Volksmund „Lerchentyp“ und „Eulentyp“ genannt, gibt es Menschen, die eher früh aktiv sind und früh schlafen gehen, und solche, die eher spät aktiv sind und später schlafen gehen. Die meisten Personen befinden allerdings zwi- schen diesen beiden Typen. Zudem hat jeder Mensch ein individuelles Schlafbedürfnis – bei gleichem Alter mag der eine sieben Stunden Schlaf benötigen, jemand anderes hingegen neun.

2 Schlafstörungen

2.1 Klassifikation von SchlafstörungenAls Schlafstörung bezeichnet man durch verschiedene Ursachen ausgelöste Beeinträchtigungen des Schlafes. Sie werden nach verschiedenen Systemen klassifiziert – am geläufigsten ist aber die Einteilung nach ICSD-3, der International Classification of Sleep Disorders:

1. Insomnien2. Schlafbezogene Atmungsstörungen3. Hypersomnien zentralvenösen Ursprungs4. Zirkadiane Rhythmusstörungen5. Parasomnien6. Schlafbezogene Bewegungsstörungen

Unter Insomnie versteht man mangelhaften bzw. ungenügend erholsamen Schlaf. Hypersomnie bezeichnet ein anhaltend abnormal hohes Schlafbedürfnis (dazu gehört beispielsweise auch die Narkolepsie). Parasomnien zeichnen sich dadurch aus, dass der Schlaf durch ungewöhnliche körperliche Phänomene oder Verhaltens-weisen unterbrochen wird (in diese Gruppe gehört z. B. das Schlafwandeln). In dieser Fortbildung sollen vor allem Insomnien betrachtet werden, da diese im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden können.

Lebens- alter

Empfohlene Schlafdauer

Unter- und Obergrenze der Schlafdauer

6–13 Jahre 9–11 h 7–8 h 12 h

14–17 Jahre 8–10 h 7 h 11 h

18–25 Jahre 7–9 h 6 h 10–11 h

26–64 Jahre 7–9 h 6 h 10 h

> 64 Jahre 7–8 h 5–6 h 9 h

Abb. 6: Schlafbedarf nach Alter

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Abb. 7: Insomniekriterien nach S3-Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“ der DGSM7

2.1.1 Primäre InsomnieEine primäre Insomnie äußert sich durch Ein- und/oder Durchschlafstörungen bzw. durch einen nicht erholsa-men Schlaf, was sich in einer Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit am Tag zeigt.

Allgemeine Insomniekriterien (nach ICSD-3)

1. Eine Beschwerde über Einschlafschwierigkeiten, Durchschlafprobleme, frühmorgendliches Erwachen oder Schlaf von chronisch nicht erholsamer oder schlechter Qualität. Bei Kindern wird die Schlafschwie-rigkeit zumeist durch die Erziehungsperson bemerkt und kann darin bestehen, dass die Kinder nicht zu Bett gehen wollen oder nicht unabhängig (d. h. im eigenen Bett) von ihren Eltern schlafen können.

2. Die genannte Schlafschwierigkeit tritt auf, obwohl adäquate Möglichkeiten und Umstände dafür vor- handen sind, genügend Schlaf zu bekommen.

3. Zumindest eine der folgenden Formen von Beeinträchtigungen der Tagesbefindlichkeit/Leistung, die auf die nächtliche Schlafschwierigkeit zurückgeführt werden kann, wird vom Patienten berichtet:

- Müdigkeit (Fatigue) oder Krankheitsgefühl - Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit, der Konzentration oder des Gedächtnisses - Soziale oder berufliche Einschränkungen oder schlechte Schulleistungen - Irritabilität oder Beeinträchtigungen der Stimmung (z. B. Gereiztheit) - Tagesschläfrigkeit - Reduktion von Motivation, Energie oder Initiative - Erhöhte Anfälligkeit für Fehler, Arbeitsunfälle oder Unfälle beim Führen eines Kraftfahrzeugs - Spannungsgefühle, Kopfschmerzen oder gastrointestinale Symptome als Reaktion auf das Schlafdefizit - Sorgen um den Schlaf

Bei der Untersuchung durch einen Arzt müssen organische oder psychische Erkrankungen als Ursache der Beschwerden ausgeschlossen werden. Zur Diagnose einer Insomnie wird teilweise ein Auftreten der genann-ten Symptome über mindestens vier Wochen definiert (ICD-10, DSM-IV-TR).7,8 Die internationale Klassifikation nach ICSD-3 beschreibt hingegen eine „chronische Unerholsamkeit oder schlechte Schlafqualität“ als ausrei-chend zur Diagnosestellung.

2.2 Ursachen von Schlafstörungen Schlafstörungen können vielfältige Ursachen haben. Bei nichtorganischen Schlafstörungen hat vor allem der Lebenswandel direkten Einfluss. Stress, Ängste, Schichtarbeit, erhöhter abendlicher Medienkonsum, übermäßi- ger Kaffeekonsum und zu helle Straßenbeleuchtung stellen einen Teil der Ursachen dar. Auch organische Er- krankungen wie z. B. Krebs, neuropathische Schmerzen oder Koliken können Schlafstörungen verursachen.

Außerdem können Schlafstörungen auch als Nebenwirkungen von Arzneimitteln (paradoxerweise auch von einigen Schlafmitteln) auftreten. Darüber hinaus können auch psychische Erkrankungen wie Burn-out und Depressionen Schlafstörungen auslösen. Auch der altersbedingt absinkende Melatoninspiegel und Wechsel-jahresbeschwerden sind eine Ursache.

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2.3 Auswirkungen von SchlafstörungenEin gesunder Schlaf ist für den menschlichen Organismus von großer Wichtigkeit für die Regeneration von körperlicher und mentaler Leistungsfähigkeit. Sollten Schlafstörungen häufig oder über einen längeren Zeit- raum bestehen, können diese unterschiedliche Folgen haben:

Tagesmüdigkeit Mangelnde Konzentrationsfähigkeit Schlechterer allgemeiner Gesundheitszustand Mangelndes psychisches Wohlbefinden bis hin zu Depressionen Einschränkung sozialer Kontakte Erhöhte Infektanfälligkeit Geschwächtes Immunsystem, Erkrankungsrisiko steigt (Herz-Kreislauf, Diabetes mellitus etc.) Gereiztheit

2.4 Ausmaße von SchlafstörungenNach einer Erwerbstätigenbefragung der DAK aus dem Jahr 2016 leiden mehr als 35 Prozent der Befragten dreimal pro Woche oder häufiger unter Einschlaf- und Durchschlafstörungen, bei 9,4 Prozent kann die Screening-Diagnose Insomnie gestellt werden (Abb. 8).9

Dabei ist im Vergleich zu einer Befragung von 2009 eine deutliche Zunahme von Insomnien zu beobachten (Abb. 9). In der Befragung wurde ein Zusammenhang mit starker beruflicher Belastung (z. B. durch Nachtschich-

ten, hohen Leistungs- und Termindruck und dienstliche Erreichbarkeit auch außerhalb der Arbeitszeit) festge-stellt. Nach dieser Befragung ist ebenfalls eine Zunahme von Fehltagen aufgrund von Schlafstörungen und deren Folgen zu beobachten. Dabei ist auffällig, dass nur die wenigsten Betroffenen aufgrund ihrer Schlafstörungen einen Arzt aufsuchen und lieber in Eigenregie versuchen, die Situation zu verbessern.

Abb. 8: Betroffene von Insomnien, DAK-Erwerbstätigenbefragung 2016, N = 5.2079

Erwerbstätige 18–65 Jahre, Befragungszeitraum Oktober 2016 (N = 5.207)

Einschlaf- und Durchschlaf-

störungen seltener als dreimal pro Woche

64,9 %

Einschlaf- und/oder

Durchschlafstörungen dreimal pro Woche

35,1 %

Tagesbeein- trächtigung (müde und/oder erschöpft)

9,4 % Screening-Diagnose

Insomnie

Schlechte Schlafqualität

24,7 %

und

und

Abb. 9: Zunahme von Insomnien, DAK-Erwerbstätigenbefragung 2016 (N = 3.611) und 2009 (N = 2.986), Altersgruppe 35–65 Jahre

Insomnien

2009 2016

Plus 60 %

5,5 %8,7 %

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3 Therapiemöglichkeiten bei Schlafstörungen

3.1 Verhaltenstherapie: SchlafhygieneDer einfachste Weg, Schlafstörungen in den Griff zu bekommen, kann die Anpassung der Schlafgewohnheiten sein. Oft können kleine Veränderungen viel zu einem gesunden Schlaf beitragen.

Aufnehmen von regelmäßigen Sporteinheiten in den Wochenablauf, allerdings nicht direkt vor dem Schlafengehen

Schlafdruck: nur zu Bett gehen, wenn man wirklich müde ist und das Bett nur zum Schlafen aufsuchen

Keine koffeinhaltigen Getränke/Medikamente innerhalb von vier Stunden vor dem Schlafengehen

Vor dem Zubettgehen nicht rauchen

Mittagsschlaf vermeiden (v. a. Senioren darauf hinweisen)

Schlafzimmer abdunkeln und richtig temperieren (zwischen 15 und 18 °C)

Kein Medienkonsum im Bett (z. B. Handy, TV)

Alkoholkonsum und üppige Mahlzeiten abends vermeiden

3.2 Verschreibungspflichtige ArzneimittelFür Schlafstörungen werden verschiedene synthetische Arzneimittel eingesetzt. Das Wirkprinzip basiert auf dem Verkürzen der Zeit bis zum Einschlafen sowie dem Verlängern der Schlafdauer. Bestenfalls beeinflusst ein schlafförderndes Mittel die Anteile der verschiedenen Schlafphasen nicht. Dies ist allerdings eher selten der Fall. Außerdem kann es vorkommen, dass nach längerer Einnahme Wirkungsverluste auftreten (Toleranz-bildung). Dies führt oftmals zur Einnahme einer höheren Dosis, in vielen Fällen auch ohne Rücksprache mit dem Arzt. Es besteht also ein großes Abhängigkeitspotenzial.

Als häufige Nebenwirkung treten bei der Einnahme synthetischer Schlafmittel sogenannte Hang-over auf, bei denen am Tag nach der Einnahme Nachwirkungen des Arzneimittels zu spüren sind (z. B. Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwäche und Abgeschlagenheit, Fahruntüchtigkeit).

3.2.1 Benzodiazepine und deren DerivateBenzodiazepine sind Tranquilizer. Sie beruhigen, lösen Spannungszustände und helfen bei übermäßigen Angstgefühlen, haben aber keine antipsychotische Wirkung. Darüber hinaus wirken sie schlafanstoßend, mus-kelentspannend und krampflösend. In Abhängigkeit von der Dosierung tritt zunächst die sedierende Wirkung ein, bei höheren Dosen wirken Benzodiazepine schlafanstoßend bzw. -erzwingend.

Auf pharmakodynamischer Ebene wirken Benzodiazepine durch die Bindung an α-Untereinheiten von GABA- Rezeptoren im Zentralnervensystem. Dadurch wird die Bindungsfähigkeit von GABA verstärkt und somit auch dessen hemmende Wirkung auf Weck- und Wachzentren im Gehirn. Dies führt zur Beruhigung und zum Schlaf-anstoß.

Bei Therapiebeginn kann es vorkommen, dass Benzodiazepine REM- und Tiefschlafphasen verkürzen. Dieser Effekt hebt sich bei längerer Einnahme wieder auf. Dennoch ist es mittlerweile erwiesen, dass die Schlafar-chitektur bei längerer Einnahme deutlich gestört wird. Benzodiazepine können bei längerer Einnahme zu Ge-wöhnungs- und Abhängigkeitseffekten führen, was bei plötzlichem Absetzen zu Schlaflosigkeit und vermehr-ten REM-Phasen führen kann. Dies wiederum kann zur Folge haben, dass der Schlaf weniger erholsam wirkt.1

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Beispiele für Benzodiazepine:

Lorazepam (Tavor), HWZ* 12–16 h

Flunitrazepam (Rohypnol), HWZ 15–30 h

Nitrazepam (Mogadan), HWZ 15–30 h

Brotizolam (Lendormin), HWZ 8–16 h

Lormetazepam (Noctamid) HWZ 4,5–7 h

*HWZ = Halbwertszeit: Zeit, nach der die Hälfte des im Körper befindlichen Arzneistoffes verstoffwechselt ist.

Weitere Benzodiazepine wie Diazepam und Oxazepam sind nicht als Schlafmittel indiziert, da ihre Wirkung sehr viel länger anhält. Manche Benzodiazepine können zur Anästhesie eingesetzt werden, da sie eine sehr kurze Halbwertszeit haben, zum Beispiel Midazolam. Typische Nebenwirkungen von Benzodiazepinen sind Be-nommenheit, Schwindel, Müdigkeit, Einschränkung intellektueller Leistungsfähigkeit, Koordinationsstörungen, Appetitsteigerung und erhöhte Sturzgefahr durch die muskelrelaxierende Wirkung. Wegen letzterer Neben-wirkung gehören Benzodiazepine auch zu den sogenannten FRID (fall-risk-increasing drugs). Für diese wurde ein Faktor für die Erhöhung der Sturzgefahr errechnet. Für Diazepam ist der Faktor beispielsweise 2,02 – das bedeutet eine rund doppelt so hohe Sturzgefahr wie ohne Diazepam-Einnahme. Bekannte Wechselwirkungen von Benzodiazepinen treten vor allem mit zentral dämpfenden Substanzen wie Muskelrelaxanzien, Sedativa, Hypnotika und Neuroleptika, aber auch Alkohol auf. Diese äußern sich meist durch eine unkontrollierte Wirk-verstärkung.1

Exkurs BarbiturateBarbiturate waren früher das Schlafmittel der Wahl, sind aber heute wegen der geringen therapeutischen Breite (mögliche Anwendung als Suizidmittel) nicht mehr erlaubt. Bei Barbituraten traten zudem auch Ab-hängigkeiten und Gewöhnungseffekte auf. Sie wirken ebenfalls über die GABA-Rezeptoren. Heutzutage sind nur noch Phenobarbital als Antiepileptikum und Thiopental als Narkosemittel zugelassen.

3.2.2 Z-SubstanzenDie sogenannten Z-Substanzen Zolpidem, Zopiclon und Zaleplon wirken schlafanstoßend, krampflösend, muskelrelaxierend und weniger stark ausgeprägt angstlösend. Obwohl sie vom Namen her ähnlich klingen, stammen sie aus unterschiedlichen chemischen Familien. Sie entfalten ihre Wirkung dennoch über den glei-chen Mechanismus. Ähnlich wie Benzodiazepine wirken sie an GABAA-Untereinheiten, allerdings sind sie im Gegensatz zu diesen etwas selektiver und wirken nur an α1-Untereinheiten.

Im Zusammenhang mit Z-Substanzen treten häufig Nebenwirkungen wie Irritationen des Geschmackssinnes, Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, Tagesmüdigkeit und Abgeschlagenheit auf.10 Aufgrund der spezifischeren Wirkweise sind manche Nebenwirkungen verglichen mit Benzodiazepinen zwar weniger stark ausgeprägt, so z. B. die muskelrelaxierende und krampflösende Wirkung, es wird aber dennoch vor erhöhter Sturzgefahr un-ter Einnahme von Z-Substanzen gewarnt. Im Vergleich zu Benzodiazepinen sind die Halbwertszeiten kürzer. Das Abhängigkeits- und Gewöhnungspotenzial wird als ungefähr gleichwertig mit Benzodiazepinen angese-hen. Zumindest bei Zolpidem scheint aber die Schlafstruktur bei geringen Dosen nicht verändert zu werden.11

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Schlafstörungen Schlafstörungen pflanzlich behandeln pflanzlich behandeln mit ALLUNA mit ALLUNA®®

Zaleplon (früher Sonata, aktuell (Stand 07/2019) kein Präparat in Deutschland auf dem Markt), HWZ 1 h (Verwendung nur als Einschlafmittel)

Zolpidem (Stilnox), HWZ 1,5–2,5 h

Zopiclon (Ximovan), HWZ 3,5–6 h

3.2.3 MelatoninMelatonin ist das schlafanstoßende Hormon im Körper. Es existiert in Form von Arzneimitteln, die den Mela- toninmangel ausgleichen sollen, als verschreibungspflichtiges Arzneimittel. Die Einnahme erfolgt einmal täg- lich und sollte nicht länger als zwei bis vier Wochen am Stück erfolgen. Zudem sind Melatonin-haltige Arznei-mittel erst für Patienten über 55 Jahre geeignet.

3.2.4 Auftreten von Problemen unter Z-Substanzen und BenzodiazepinenWie oben beschrieben, treten sowohl unter Einnahme von Benzodiazepinen als auch bei Z-Substanzen teils erhebliche Nebenwirkungen und auch Wechselwirkungen auf, insbesondere bei älteren Patienten mit Polyme-dikation. Besonders für ältere Patienten sind Nebenwirkungen wie Benommenheit und die erhöhte Sturzgefahr aufgrund der muskelrelaxierenden Wirkung nicht ungefährlich. Darüber hinaus darf die allgemeine Gefahr der Abhängigkeit nicht außer Acht gelassen werden. Diese kann schon bei sachgemäßer Anwendung ohne Dosis- steigerung auftreten. Bei abruptem Absetzen der Arzneimittel treten Entzugserscheinungen, bei denen Be- schwerden, die zuvor durch die Einnahme behandelt wurden, erneut bzw. verstärkt auf. Der Patient ist hierdurch geneigt, die Einnahme fortzusetzen bzw. die Dosierung zu erhöhen und gerät damit immer tiefer in eine Ab- hängigkeit. Daher sollten verschreibungspflichtige Schlafmittel nur unter enger ärztlicher Begleitung und kurzzeitig eingenommen werden. Das Absetzen sollte nicht abrupt erfolgen, sondern ausschleichend vorge-nommen werden.12,13

4 Alternative Behandlungsmöglichkeiten Neben verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gibt es viele apothekenpflichtige, nicht verschreibungspflich-tige Arzneimittel zur Behandlung von Schlafstörungen. Diese können pflanzlich, aber auch synthetisch sein.

4.1 AntihistaminikaUrsprünglich wurden H1-Antihistaminika zur Behandlung von allergischen Reaktionen entwickelt. Mittlerweile existieren drei Generationen von Antihistaminika. Die zweite und dritte Generation wurde vor allem zur Redu- zierung der mit Antihistaminika verbundenen Nebenwirkungen wie Müdigkeit konzipiert, damit allergiege-plagte Anwender diese besser im Alltag anwenden können. Diese müde machende Nebenwirkung der ersten Generation von Antihistaminika macht man sich zur Behandlung von Schlafstörungen bewusst zu Nutze. Sie ist in der guten ZNS-Gängigkeit begründet. Hier können Antihistaminika die wachhaltende Wirkung des Hista- mins im Gehirn hemmen.14 Neben ihrer Wirkung auf H1-Rezeptoren besitzen einige Antihistaminika auch eine antagonistische Wirkung an Muscarin-, Dopamin- und Serotonin-Rezeptoren und zeigen außerdem eine anti-cholinerge Wirkung.1

Aufgrund der im Vergleich zu verschreibungspflichtigen Arzneimitteln leichten Zugänglichkeit von Antihista-minika ist das Risiko für missbräuchliche Anwendung hoch. Es gilt zu bedenken, dass auch Antihistaminika zu Abhängigkeiten, wenn auch psychischer Art, führen können. Sie sollten somit nicht bedenkenfrei angewendet werden.15

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Zudem können durch die anticholinerge Wirkung Halluzinationen, kognitive Einschränkungen und Delir ent- stehen. Langfristig sollen anticholinerg wirksame Substanzen das Risiko für Demenz steigern.16 Wie bei syn- thetischen Schlafmitteln kann auch bei Antihistaminika der sogenannte Hang-over (z. B. Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwäche und Abgeschlagenheit) als Nebenwirkung auftreten. Antihistaminika als Schlafmittel sollten daher nur kurzfristig und nur wenn unbedingt notwendig eingesetzt werden (z. B. zur Überbrückung bis zum Arzttermin, bei Langstreckenflügen etc.).

Doxylamin (Gittalun, Schlafsterne, Hoggar Night), HWZ ca. 10 h

Diphenhydramin (Betadorm, Vivinox Sleep), HWZ ca. 4–6 h

4.2 Pflanzliche ArzneimittelZur Behandlung von Schlafstörungen in der Selbstmedikation werden seit Jahrhunderten verschiedenste Arz- neipflanzen eingesetzt. In Form von Fertigarzneimitteln werden vor allem Baldrian, Hopfen, Passionsblume und Melisse sowie deren Kombinationen verwendet. Pflanzliche Arzneimittel entfalten oft erst nach einer kurzen Latenzzeit ihre volle Wirkung (ca. 1–2 Wochen). Pflanzliche Schlafmittel haben kein Missbrauchspoten- zial. Ein Wermutstropfen: Nur für wenige Präparate bzw. deren individuelle Pflanzenextrakte gibt es eine um-fassende produktspezifische Studienlage.

4.2.1 Baldrianwurzel und BaldrianwurzelextraktBaldriane bilden in der Pflanzenwelt ihre eigene Familie. Arzneilich verwendet wird allerdings nur die Wurzel des Echten Baldrians (Valeriana officinalis). Die Baldrianwurzel wird oftmals als Trockenextrakt und in Form von Tropfen, Filmtabletten oder Dragees verwendet. Auch als Arzneitee findet Baldrianwurzel Anwendung. Zu ihren Inhaltsstoffen gehören ätherische Öle, Sesquiterpene, Valepotriate, Flavonoide und Lignane. Es wird davon ausgegangen, dass das Zusammenspiel dieser Inhaltsstoffe für die schlaffördernde Wirkung verantwortlich ist. In neuen Studien stechen vor allem einige Lignane hervor, die eine Affinität zu Adenosin-Rezeptoren zeigen. Die Lignane setzen an den gleichen Rezeptoren im Gehirn an wie der körpereigene Müdemacher Adenosin und verfügen somit über eine Adenosin-ähnliche, schlaffördernde Wirkung. Dies gilt jedoch nicht für alle Ex- trakte, denn es ist wichtig zu wissen: Baldrianextrakt ist nicht gleich Baldrianextrakt. In wissenschaftlichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass nur aus Extrakten, die mit dem Extraktionsmittel Metha-nol aus der Pflanze gewonnen wurden, die schlaffördernden Lignane freigesetzt werden. Wurde stattdessen zur Extraktion das Lösungsmittel Ethanol genutzt, konnte die Lignan-Wirkung auf die Adenosin-Rezeptoren nicht festgestellt werden.17

4.2.2 HopfenzapfenHopfenzapfen werden seit Jahrhunderten arzneilich eingesetzt. Der Hopfen stammt aus der Familie der Hanf-gewächse (Cannabaceae). Für die Herstellung von Arzneimitteln interessant sind lediglich die getrockneten weiblichen Blütenstände. In diesen sind die wirksamen Bestandteile des Hopfens enthalten: Hopfenbittersäu-ren (Humulone und Lupulone) und sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide, Gerbstoffe und Xanthohumol. Hopfen wird als Tee eingesetzt und als Trockenextrakt in Form von Dragees und Tabletten angeboten. Es konnte nachgewiesen werden, dass Inhaltsstoffe aus Hopfen an Melatonin-Rezeptoren binden können, wodurch der Schlafdruck erhöht und die Körpertemperatur gesenkt werden kann.18

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Hopfen wird häufig in Kombination mit Baldrian eingesetzt. Baldrian erhöht die Schlafbereit-schaft durch die Wirkung der Schlaflignane an den Adenosin-Rezeptoren. Ergänzend fördert Hopfen ähnlich wie das körpereigene Melato-nin das Schlafbedürfnis.

Die beiden relevanten physiologischen Schlaf-prozesse können somit positiv unterstützt werden (siehe Abb. 10).

4.2.3 Passionsblume und MelissePassionsblume wirkt schlaffördernd, spannungs- und angstlösend, mild beruhigend und leicht krampflösend. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind Flavonoide und ätherische Öle. Welche Inhaltsstoffe der Passionsblume ihre Wirkung auslösen, ist nicht erforscht. Passionsblumenkraut-Trockenextrakte können als Tee und als Tab-letten oder Kapseln eingesetzt werden.

Melissenblätter enthalten wiederum ätherisches Öl, das einen hemmenden Einfluss auf GABA-Transaminasen hat. Dieses ist für den Abbau von GABA verantwortlich. Daher verbleibt GABA länger am Wirkort und kann so schlaffördernd wirken. Als gesichert gilt dies jedoch nicht, es gibt nur wenige wissenschaftliche Untersuchun-gen zur Wirkung der Melisse.

Passionsblumenkraut ist in Form von Tees und Kapseln erhältlich.

4.3 Herstellung eines TrockenextraktesTrockenextrakte sind nicht miteinander vergleichbar. Trotz gleicher verwendeter Pflanzenart und ähnlichen Anbau- und Herstellungsmethoden ist die Qualität des resultierenden Arzneimittels abhängig von jedem noch so kleinen Arbeitsschritt. Daher können pflanzliche Arzneimittel, wenngleich mit ähnlicher Zusammenset-zung, nicht miteinander gleichgesetzt werden. Besonders zwischen pflanzlichen Mitteln aus der Drogerie und geprüften Arzneimitteln aus der Apotheke kann es gravierende Qualitätsunterschiede geben.

Für die Herstellung eines Trockenextraktes werden arzneistoffhaltige Pflanzenteile geerntet und zunächst getrocknet. Je nach Verfahren werden über einen bis mehrere Arbeitsschritte die Pflanzenteile zerkleinert (sofern notwendig) und in Extraktionsmittel gegeben. Typische Extraktionsmittel sind Wasser, Ethanol, Metha-nol und Aceton. Nach Übergehen der Inhaltsstoffe aus der Droge in das Extraktionsmittel werden die Pflan-zenreste abgepresst und das Extraktionsmittel verdampft. Es bleibt kein Extraktionsmittel im Trockenextrakt zurück! Der entstandene Trockenextrakt kann nun weiterverarbeitet werden.

Exkurs DEV

Das DEV (= Droge-Extrakt-Verhältnis) beschreibt, wie viel Droge (getrocknete Pflanzenteile) für wie viel Extrakt benutzt wird. Allerdings bedingt ein „gutes“ DEV nicht zwingend auch einen guten Extrakt: Die Qualität der verwendeten Drogen ist ebenfalls entscheidend.

Abb. 10: Wirkung von methanolischem Baldrian und Hopfen auf den Schlaf

Wachphase

Baldrian (pflanzliches Adenosin)

homöostatische Steuerung

Schlafdruck (Adenosin-gesteuert)

Anstieg des Schlafdruckes

Zeitfenster

Schlaf- bereitschaft

zirkadiane Rhythmik

Schlafbereitschaft (Melatonin-gesteuert)

Hopfen (pflanzliches Melatonin)

7 7 723 23WachphaseSchlafphase Schlafphase

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5 Produktinformation „ALLUNA® – Pflanzliche Schlafhilfe mit belegter Wirkung“

Indikation

ALLUNA® ist ein pflanzliches Arzneimittel zur Behandlung von Unruhezuständen und nervös bedingten Einschlafstörungen.

Inhaltsstoffe und Wirkmechanismus

ALLUNA® enthält einen methanolischen Spezial- extrakt (Ze 91019) von Baldrianwurzel (187 mg; DEV: 5:1 bis 8:1) und Hopfenzapfen (41,88 mg; DEV: 7:1 bis 10:1). Sowohl die Bestandteile von Baldrian als auch von Hopfen werden für den speziellen ALLUNA®-Pflanzenextrakt Ze 91019 mit Methanol als Extraktionsmittel (45 % Metha- nol-Lösung) aus den Pflanzen gelöst und ange- reichert (das Endprodukt enthält kein Methanol mehr). Nur methanolisch gelöster Baldrianextrakt ist besonders reich an für die Wirkung verant- wortlichen Schlaflignanen.17 Auf diese Weise werden mit ALLUNA® die beiden relevanten phy- siologischen Schlafprozesse – gesteuert durch Adenosin und Melatonin – natürlich unterstützt.

ALLUNA® erleichtert das Einschlafen,19,20,21 för- dert so das Durchschlafen,19,22 reduziert nächt-liches Aufwachen und verbessert die natürliche Schlafarchitektur.19,22 Die gute Verträglichkeit und Wirkung von ALLUNA® wurde in zahlreichen Studien belegt.19,20,21,22,23,24,25

Günstiges Neben- und Wechselwirkungsprofil

Es sind bisher nahezu keine relevanten Nebenwirkungen unter Anwendung von ALLUNA® bekannt. Es können lediglich allergische Reaktionen bei bekannter Überempfindlichkeit auftreten. ALLUNA® verursacht keine Ta- gesmüdigkeit oder Abhängigkeiten – weder psychischer noch körperlicher Art. Wechselwirkungen mit ande-ren Arzneimitteln sind nicht bekannt, daher eignet sich ALLUNA® besonders bei Patienten mit Polypharmazie – auch zur Langzeitanwendung.27

Anwendung und Dosierung

Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren:- Zur Behandlung von Unruhezuständen bis zu 3-mal täglich 1 Filmtablette.- Zur Behandlung von nervös bedingten Einschlafstörungen 1 Filmtablette ½ bis 1 Stunde vor dem Schlafen-

gehen. Falls notwendig kann zusätzlich 1 Filmtablette bereits früher im Verlauf des Abends eingenohmen werden.

Abb. 11: ALLUNA® mit dem Spezialextrakt Ze 91019 aus Baldrian und Hopfen

Abb. 12: Baldrian und Hopfen – zusammen ein Dream-Team für gesunden Schlaf

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Art der Anwendung: Filmtablette nicht im Liegen einnehmen. Nehmen Sie die Filmtablette bitte unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit ein (vorzugsweise ein Glas Trinkwasser).Dauer der Anwendung: Die Anwendungsdauer von ALLUNA® ist prinzipiell nicht begrenzt. Da ALLUNA® schonend in die Schlafregulation eingreift, stellt sich die Wirkung Schritt für Schritt ein, wobei es bereits in den ersten Tagen der Therapie zu spürbaren Verbesserungen des Schlafes kommen kann. Die volle Wirksamkeit stellt sich nach ca. 1 bis 2 Wochen ein.

Das Wichtigste in Kürze

Nachgewiesenermaßen schneller einschlafen, so besser durchschlafen und erholter aufwachen19,20,21

Kein Hang-over am nächsten Tag23

Keine relevanten Nebenwirkungen, keine Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln bekannt

Nachgewiesener Wirkmechanismus und klinische Effektivität17,18,19,20,21,22,23,24,25,26,27

Daueranwendung möglich19

Durch anspruchsvolle Qualitätsstandards hochwertiges Arzneimittel

6 Apothekenpraxis

Bei Patienten, die unter Schlafstörungen leiden, ist eine sorgfältige Beratung aufgrund der möglichen Abhän-gigkeitsproblematik besonders wichtig. Viele Patienten gehen mit synthetischen Arzneimitteln unvorsichtig um. Besonders zur Behandlung von Schlafstörungen gibt es aber viele Arzneimittel, die bei längerfristiger oder falscher Anwendung zu Abhängigkeiten führen können. Die Empfehlung eines Arztbesuches sollte stets abge-wogen werden – vor allem dann, wenn ein Patient wiederholt die Apotheke aufsucht oder über länger andau-ernde Beschwerden klagt.

6.1 Beratung bei SchlafstörungenBei der Beratung sollten zunächst einige grundsätzliche Fragen geklärt werden. Als Gedankenstütze kann dafür der Algorithmus „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“ aus der S3-Leitlinie der Deutschen Gesell-schaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) herangezogen werden.8

Zunächst sollte abgefragt werden, wer von den Schlafstörungen betroffen ist. Als Nächstes sollte erfragt werden, wie stark die Beeinträchtigungen sind, die durch mangelnden Schlaf entstehen, und welche Lebensbereiche davon betroffen sind. Wichtig ist auch zu wissen, ob die Probleme nur vorübergehend sind oder ob sie wieder-holt auftreten bzw. bereits länger andauern. Dann kann gemeinsam mit dem Patienten überlegt werden, ob die Grundvoraussetzungen für einen gesunden Schlaf prinzipiell gegeben sind, ob also grundsätzlich regelmä-ßiger und ausreichend langer Schlaf möglich ist.

Auch sollten die Gewohnheiten des Patienten hinsichtlich der Schlafhygiene hinterfragt werden. Im nächsten Schritt geht es um die Ursachenforschung. So sollte erfragt werden, ob der Patient Arzneimittel einnimmt, die zu Schlafstörungen führen können, oder ob er andere Lebensmittel/Genussmittel konsumiert (z. B. Alkohol, Koffein, Nikotin), die seine Probleme erklären könnten. Ebenso sind Informationen zu möglichen Begleit- erkrankungen sowie zu den aktuellen Lebensumständen wichtig, denn familiäre oder berufliche Belastungen können ebenso Schlafstörungen verursachen wie verschiedene körperliche Erkrankungen.

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Schließlich sollte erfragt werden, ob der Patient mit seinen Schlafproblemen bereits in Behandlung ist oder war und welche Therapieversuche schon unternommen wurden. In der Beratung sollten auch die natürlichen Mechanismen berücksichtigt werden, die den Schlaf beein-flussen, dass also beispielweise die Schlafdauer mit zuneh-mendem Alter abnimmt und bei älteren Menschen schon ein längerer Mittagsschlaf zu (Ein-)Schlafproblemen am Abend führen kann.

Führt das Beratungsgespräch zu dem Ergebnis, dass ein Therapieversuch in der Selbst-medikation möglich ist, so gilt es, das geeignete Arzneimittel auszuwählen. In der Selbst-medikation kommen H1-Anti-histaminika oder pflanzliche Arzneimittel in Frage.26

Wichtige Hinweise für den Patienten zu H1-Antihistaminika

Einnahme ca. 1 Stunde vor dem Schlafengehen

Ausreichende Ruhezeit erforderlich (zwischen sechs und zehn Stunden), ansonsten Hang-over-Gefahr

Gefahr von Stürzen insbesondere bei älteren Patienten erhöht, besonders bei nächtlichem Aufstehen

Nach der Einnahme Einschränkung von Aufmerksamkeit und Verkehrstüchtigkeit möglich

Kontraindikationen/Wechselwirkungen berücksichtigen (z. B. Engwinkelglaukom, Prostatahyperplasie, Vorsicht bei Leberfunktionsstörungen, nicht zusammen mit MAO-Hemmern, nicht mit Alkohol)

Nur kurzfristig einnehmen, sonst Abhängigkeit möglich

Pflanzliche Arzneimittel sind hingegen üblicherweise nebenwirkungsarm und für eine längerfristige Einnah-me geeignet. Oft ist hier der Hinweis sinnvoll, dass die volle Wirkung erst nach einer gewissen Latenzzeit zu erwarten ist – pflanzliche Arzneimittel sollten daher regelmäßig über einen bestimmten Zeitraum angewen-det werden.

Wichtige Hinweise zu pflanzlichen Arzneimitteln

Führen nicht zu Abhängigkeit

Langzeitanwendung möglich

Es sollte auf evidenzbasierte Präparate mit produktspezifischen Studien zurückgegriffen werden.

Die natürlichen Schlafphasen werden anders als bei synthetischen Schlafmitteln nicht beeinträchtigt.

Abb. 13: Algorithmus „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“

Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen Klinischer Algorithmus

Angepasst an zirkadianen

Rhythmus?

Einnahmen von schlafstörenden bzw.

Wachheit beeinträchtigenden

Substanzen?

Spezifisch schlaf- medizinische

Diagnostik und/oder Therapie

• Information • Prävention • Verhaltenstraining

Nein

Nein

• Umsetzung • Abstinenz • Entwöhnung

Diagnose und Behandlung der

Grunderkrankung

Spezifische Beratung und/oder

Behandlung

Adäquater Umgang

mit Schlaf?

Patient mit nicht erholsamem Schlaf

und/oder Schlafstörung

Erhebliche Beeinträchtigung

durch Ein- und/oder Durchschlafstörungen

und/oder Tagesschläfrigkeit?

Ja

Klinisch diagnostizier- bare primäre

schlafmedizinische Erkrankung?

Nein

Symptom einer sekun- dären Schlafstörung

durch psychische und/oder organische

Erkrankungen?

Nein

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Zusätzlich sollten allen Patienten mit Schlafproblemen allgemeine Verhaltenstipps zur Schlafhygiene gegeben werden:

Jeden Tag zur gleichen Zeit schlafen gehen und aufstehen

Nur schlafen gehen, wenn man wirklich müde ist

Vor dem Schlafengehen entspannungsfördernde Schlafrituale durchführen

Regelmäßig Sport treiben – aber nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen

Keine koffeinhaltigen Getränke/Medikamente innerhalb von vier Stunden vor dem Schlafengehen

Vor dem Schlafengehen nicht rauchen

Alkoholkonsum einschränken

Mittagsschlaf vermeiden

Vor dem Schlafengehen Nutzung von Smartphone, Computer etc. reduzieren

Bett nur zum Schlafen (nicht zum Arbeiten, Essen, Fernsehen) aufsuchen

Schlafzimmer abdunkeln und richtig temperieren (ideal: 15–18 °C)

Patienten sollten immer dann an einen Arzt verwiesen werden, wenn Begleiterkrankungen bestehen oder die Schlafstörungen länger andauern und zu starken Einschränkungen führen. Bei älteren Patienten, bei denen die Schlafstörungen augenscheinlich nicht durch organische/psychische Erkrankungen oder Arzneimittel ver- ursacht werden, sollte immer daran gedacht werden, dass im Alter die körpereigene Melatoninproduktion nachlässt, was zu Schlafproblemen führen kann.

Hier kann eine Behandlung mit einem methanolischen Baldrian- und Hopfenextrakt indiziert sein, da so der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus unterstützt werden kann.

6.2 Beratung von Patienten mit Schlafmittel auf RezeptDie Erfahrung aus der Apotheke zeigt, dass viele Patienten über einen längeren Zeitraum Schlafmittel wie Benzodiazepine oder Z-Substanzen auf (Privat-)Rezept verordnet bekommen. Bei Verordnungen solcher Arz-neimittel sollte grundsätzlich darauf hingewiesen werden, dass eine längerfristige Einnahme in die Abhän-gigkeit führen kann und dass die Behandlung nach der vom Arzt angedachten Therapiedauer daher ausge-schlichen werden sollte. Bei Patienten, die ein solches Arzneimittel dauerhaft einnehmen, ist eine Beratung im Hinblick auf eine mögliche Abhängigkeit unerlässlich. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn die Kon- frontation mit diesem Problem kann zu Unverständnis führen. So sollte im Beratungsgespräch zunächst er- örtert werden, wie lange das Präparat bereits eingenommen wird und wie der Patient die Wirksamkeit ein- schätzt. Dann ist eine Aufklärung über die Eigenschaften des Präparates hilfreich, auch mit der Information, dass es bei einem (plötzlichen) Absetzversuch zum Wiederauftreten der Schlafprobleme kommen kann – was wiederum eine erneute Einnahme dieser Präparate fördert. Ergeben sich Hinweise auf eine Abhängigkeit, so sollte zunächst der Hinweis erfolgen, dass ein plötzliches Absetzen kontraproduktiv ist und eine ausschlei-chende Therapie mit ärztlicher Begleitung einen längerfristigen Erfolg sichern kann. Nachdem der Arzt kon-sultiert wurde, kann unterstützend während der Ausschleichphase ein pflanzliches Arzneimittel wie ALLUNA® empfohlen werden, da es erste Erkenntnisse gibt, dass dieses in der Entwöhnung von synthetischen Schlaf-mitteln förderlich sein kann.27

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Schlafstörungen Schlafstörungen pflanzlich behandeln pflanzlich behandeln mit ALLUNA mit ALLUNA®®

7 Quellenverzeichnis

1) Mutschler E, Geisslinger G, Kromer H K, Menzel S, Ruth P (2013): Mutschler Arzneimittelwirkungen, 10. Auflage

2) Lüllmann H, Mohr K, Hein L (2014): Taschenatlas Pharmakologie, 6. Auflage

3) Konturek S J, Konturek P C, Brzozowski T, Bubenik G A: Role of melatonin in upper gastrointestinal tract; in: J. Physiol. Pharmacol. 58

4) Luger A: Substitutionstherapie bei Wachstumshormonmangel; in: Journal für Fertilität und Reproduktion; Ausgabe für Österreich; 17(1), 2007, S. 15–18

5) Weeß H-G, Landwehr R: Phänomenologie, Funktion und Physiologie des Schlafes; in: Psychotherapie im Dialog; 10(2), 2009, S. 101–106

6) American Academy of Sleep Medicine (Hrsg.): Das AASM-Manual zum Scoring von Schlaf und assoziierten Ereignissen; Regeln, Technologie und technische Spezifikationen, 1. Auflage, Steinkopff-Verlag, Heidelberg 2008

7) Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM): S3-Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“. Somnologie 2009, 13:4–160 DOI 10.1007/s11818-009-0430-8, Springer-Verlag 2009.

8) American Psychiatric Association (2000): DSM-IV-TR Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 4th Edition

9) Nolting H-D, IGES Institut, DAK-Gesundheit (2017): Gesundheitsreport 2017; Deutschland schläft schlecht – ein unterschätztes Problem

10) Benkert O: Kompendium der psychiatrischen Pharmakotherapie; Springer Science & Business Media, 2009

11) Deutsches Ärzteblatt, Ausgabe 91, Heft 14, 8. April 1994

12) DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V.; Medikamente -> Benzodiazepine; http://www.dhs.de/suchtstoffe-verhalten/medikamente/benzodiazepine.html; abgerufen am 31.07.2019

13) http://www.dhs.de/suchtstoffe-verhalten/medikamente/benzodiazepine.htm

14) https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-132011/wach-durch-die-allergiesaison/

15) Poser W, Poser S 1996; BAK, 2008; AkdÄ, 2007

16) https://www.pharmazeutische-zeitung.de/2018-04/studie-starke-anticholinergika-erhoehen-das-demenzrisiko/

17) Sichardt K et al. Modulation of postsynaptic potentials in rat cortical neurons by valerian extractmacerated with different alcohols: involvement of adenosine A1- and GABA-receptors; Phytotherapy Res 2008; 10:932–937

18) Abourashed EA et al. In vitro binding experiments with valerian, hops and their fixed combination extract (Ze 91019) to selected nervous system receptors; Phytomedicine 2004; 11:633–638

19) Notter D et al. Efficacy and safety of valerian-hops combination preparation in different sleep disorders. Phytotherapie 2003; 3:9–13

20) Koetter U et al., A randomized, double blind, placebo-controlled, prospective clinical study to demonstrate clinical efficacy of a fixed valerian hops extract combination (Ze 91019) in patients suffering from non-organic sleep disorder. Phytotherapy Research 2007; 9:847–851

21) Füssel A et al., Effect of a fixed valerian-hop extract combination (Ze 91019) on sleep polygraphy in patients with non-organic insomnia: a pilot study. Eur J Med Res 2000; 5:385–390

22) Lataster MJ et al. Treatment of patients with sleep disorder efficacy and safety of valerian-hops coated tablets (translation) notabene medici 1996; 182–185

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8 Bildquellenverzeichnis

Abb. 1: Querschnitt durch das menschliche Gehirn, Adobe Stock von „Bilderzwerg“, Nr. 149228707

Abb. 2: Melatoninspiegel in Abhängigkeit vom Alter

Abb. 3: Adenosin-abhängige Homöostase, Repha

Abb. 4: Schlafarchitektur, Repha

Abb. 5: Schlafdauer und Schlafzusammensetzung in Abhängigkeit vom Alter; nach Mutschler E, Geisslinger G, Kromer H K, Menzel S, Ruth P (2013): Mutschler Arznei-mittelwirkungen; 10. Auflage, S. 187

Abb. 6: Anteile der Schlafphasen, nach H.-G. Weeß, R. Landwehr: Phänomenologie, Funktion und Physiologie des Schlafes; in: Psychotherapie im Dialog; 10(2), 2009, S.101–106

Abb. 7: Schlafbedarf nach Alter, Repha

Abb. 8: Insomniekriterien nach S3-Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“ der DGSM, Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin; in: Somnologie 2009; 13:4–160 DOI 10.1007/s11818-009-0430-8, Springer-Verlag 2009

Abb. 9: Betroffene von Insomnien, DAK-Erwerbstätigenbefragung 2016, N = 5.207; Nolting H-D, IGES Institut, DAK-Gesundheit: Gesundheitsreport 2017, Deutschland schläft schlecht – ein unterschätztes Problem

Abb. 10: Wirkung von Baldrian und Hopfen auf den Schlaf, Repha

Abb. 11: ALLUNA® mit dem Spezialextrakt Ze 91019 aus Baldrian und Hopfen

Abb. 12: Baldrian und Hopfen – zusammen ein Dream-Team für gesunden Schlaf, Repha

Abb. 13: Algorithmus „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“; Nach: Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM): S3-Leitlinie „Nicht erhol-samer Schlaf/Schlafstörungen“; Somnologie 2009, 13:4–160 DOI 10.1007/s11818-009-0430-8; Springer-Verlag 2009, S. 27