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VISION DAS MAGAZIN VON WORLD VISION SCHWEIZ NR. 1 / MÄRZ 2013 MIT EINER PATENSCHAFT DURCHS LEBEN

Patenmagazin Vision Frühjahr 2013

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In dieser Ausgabe möchten wir Ihnen zeigen, wie die unterschiedlichen Lebensphasen eines Kindes positiv durch eine Patenschaft beeinflusst werden.

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VISIONDAS MAGAZIN VON WORLD VISION SCHWEIZNR. 1 / MÄRZ 2013

MIT EINER PATENSCHAFT DURCHS LEBEN

VISION NR. 1 | 20132

Seit einem halben Jahr darf ich mich als neuer Geschäftsführer von World Vision Schweiz täglich in den Dienst der Bedürftigen stellen.

Am Ende des letzten Jahres habe ich mich im Libanon vor Ort von der Notwendigkeit, aber auch von der Wirksamkeit unserer Arbeit überzeugt.

In dieser VISION-Ausgabe möchten wir Ihnen aufzeigen, wie eine Patenschaft die Lebensphasen eines Kindes positiv beeinflusst. Dabei sorgt der multisektorielle Ansatz in den Bereichen Gesund-heit, Ernährung, Bildung und soziale Entwicklung für eine ganzheit-liche Entwicklung im Projektgebiet. Es fängt bei der medizinischen Betreuung der Mutter bei der Geburt an, geht über gesunde Ernäh-rung, sauberes Wasser, Schule und weitere Ausbildungen bis hin zur Einkommensförderung für Erwachsene. So profitieren vor allem die Kinder, weil sie in einem gesunden Umfeld aufwachsen können und ein solides Fundament für die Zukunft erhalten.

In der Heftmitte finden Sie einen Auszug aus dem Jahresbericht 2012. Er gewährt Ihnen einen transparenten Einblick in unsere Projektaktivitäten und die Verwendung des Spendenertrags. In den letzten fünf Jahren konnten im Durchschnitt 80,8 % der Spenden für die Projektarbeit eingesetzt werden.

Unser Blick richtet sich dennoch in die Zukunft. Auch in diesem Jahr werden wir uns mit all unserer Kraft für eine bessere Welt für Kinder engagieren. Zusammen mit Ihnen können wir viel erreichen.

Reto Gerber

Geschäftsführer / CEOWorld Vision Schweiz

BABY• Geburtsvorbereitung• sichere Geburt (S. 4)• Impfungen• Stillen und Ernährung

KLEINKIND• Gesundheitsvorsorge• Ernährung (S. 5)• frühkindliche Förderung

VORSCHULALTER• Kindergarten (S. 6)• Ernährung• Gesundheitsvorsorge

SCHULKIND• Bildung• Gesundheit (S. 7)• ausserschulische

Programme• Kinderrechte und

-schutz

Patenschaftsprojekte tragen zur positiven Entwicklung bei

TEENAGER• Schulabschluss• Berufsbildung (S. 8)• Kinderrechte• Jugendgruppen• Soziale

Verantwortung

ERWACHSENE• Einkommensförderung (S. 9)• Landwirtschaft• Erwachsenenbildung• Bildung von Interessengruppen

VISION NR. 1

VISION NR. 1 | 2013 3

Familie: Zur Unterstützung

der Familien zählen Schulungen

zu landwirtschaftlichen An-

baumethoden oder Einkommens-

förderung.

Patenschaften sind eine einzigartige Unter-stützungsform, um Kindern aus den ärmsten Ländern der Welt eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Die Unterstützung ist nicht anonym, denn das Besondere an der Paten-schaft ist die persönliche Beziehung zum Patenkind. Sie schlägt eine Brücke von Mensch zu Mensch. Dadurch erhält Ent-wicklungszusammenarbeit für beide Seiten ein Gesicht. Der Pate kann die Wirkung seiner Unterstützung am Werdegang des Patenkindes und des Projektes mitverfolgen.

Weltweit anerkannt und erfolgreichDie Lebensumstände von Kindern können am wirkungsvollsten verbessert werden, wenn sich ihr ganzes Umfeld positiv verän-dert. Darum unterstützen Paten mit ihrer Patenschaft nicht nur ein Patenkind, sondern auch dessen Familie und das ganze Dorf oder Quartier.Bei jedem Patenschaftsprojekt wird die Effizienz unserer Arbeit durch Indikatoren gemessen. Zum Beispiel wie viele Menschen im Verlauf des Projektes Zugang zu saube-rem Trinkwasser erhalten. Ebenso wichtig ist die finanzielle Kontrolle der geleisteten Projektarbeit.

Seit über 60 Jahren sind Patenschaften ein erfolgreiches und weltweit anerkanntes Modell der Entwicklungs­zusammenarbeit. Dank der langfristigen Unterstützung bringt eine Patenschaft eine dauerhafte Verbesserung für das Kind, seine Familie und sein Dorf.

Patenschaften: Hilfe, die ankommt

Geprüft und transparentWorld Vision hat sich zur Transparenz ver-pflichtet und pflegt einen wirtschaftlichen Umgang mit den anvertrauten Spenden. Die Jahresrechnung wird nach den Grundsätzen der Schweizerischen Fachempfehlungen zur Rechnungslegung Swiss GAAP FER für gemeinnützige Non-Profit-Organisationen erstellt und von der unabhängigen Revisi-onsstelle PricewaterhouseCoopers geprüft. Während der vergangenen drei Jahre wurde World Vision in der Tranzparenzstudie von aidrating.org als transparentestes Hilfswerk eingestuft.

Zertifiziert mit dem NPO-LabelWorld Vision Schweiz verfügt über das NPO-Label für Management Excellence und ist ISO-9001-zertifiziert. Beide Labels sind

Dorf: Alle Bewohner im Einzugs- gebiet eines Patenschaftsprojektes

profitieren von der verbesserten Infrastruktur wie dem Bau von

Brunnen, Schulen oder Gesund- heitsstationen.

Kind: Die Hilfe umfasst u.a. medizinische Versorgung, ausreichende Ernährung, Bildung

und Zugang zu sauberem Trinkwasser.

NPO-Labels für Management Excellence

ISO-9001

Weltgesundheits- organisation (WHO)

Welternährungs- programm (WFP)

Garantie für einen verantwortungsvollen Einsatz der Ressourcen und stehen für die Professionalität und Effizienz unserer Arbeitsprozesse. World Vision Schweiz ver-zichtet deshalb, wie auch andere anerkannte Schweizer Hilfswerke, auf die zusätzliche ZEWO-Zertifizierung.

Weltweite PartnerschaftDie Zusammenarbeit mit renommierten Organisationen gewährleistet zusätzliche Verlässlichkeit. World Vision hat den Konsul-tativstatus bei der Weltgesundheitsorgani-sation (WHO) und arbeitet bei Nothilfepro-grammen mit dem Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR) sowie dem Welternährungsprogramm (WFP) zusammen.

DORF

FAMILIE

K I N D

Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR)

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Weil es in ihrer Nähe keine Gesund­heitsstation gab, verlor Edma drei Kinder. Dank einer neuen, von World Vision eingerichteten Klinik in ihrer Nähe hat sie sechs gesunden Kindern das Leben geschenkt.

Die Krankenschwester Benilde betreut in der Geburtsklinik die schwangeren Frauen.

Guter Start ins Leben

«Ich habe sechs lebende und drei tote Kin-der», sagt Edma, eine hochschwangere Frau im Warteraum der Geburtsklinik Mephina in Mosambik. «Vor ein paar Jahren gab es die-se Gesundheitsstation hier nicht. Ich musste wie alle anderen schwangeren Frauen zu Fuss 60 km weit in die nächste Klinik gehen. Alle drei Kinder starben unterwegs, weil die Wehen zu früh einsetzten.»

Um die Mütter- und Kindersterblichkeit in der Region zu senken, baute World Vision in Mephina eine Gesundheitsstation, die 50 000 Frauen aus der Umgebung dient. Dazu gehört auch ein Mütterhaus mit eini-gen Betten, damit Frauen mit langem Weg rechtzeitig kommen und unter fachmän-nischer Betreuung auf die Geburt warten können.

«Seit es diese Klinik hier in Mephina gibt, ist es viel besser für mich. Ich konnte während meinen späteren Schwangerschaften regel-mässig zur Vorsorgeuntersuchung kommen. Auch alle nötigen Impfungen erhielt ich hier. Ausserdem bekam ich hilfreiche Hinweise, wie ich mich während der Schwangerschaft am besten ernähre. Ich war darum bei den Geburten viel kräftiger und brachte jedes Jahr ein gesundes Kind zur Welt. Damit sich meine Kinder gut entwickeln, kam ich danach regelmässig für Kontrollen und Impfungen in die Klinik. Ich freue mich auf die Tage im Mütterhaus. Aber nach dieser Schwangerschaft höre ich auf. Dann habe ich genügend Kinder», sagt sie lächelnd.

Edma hat drei Kinder verloren, weil es keine Gesund-heitsstation in ihrer Nähe gab. Jetzt freut sie sich über die Betreuung in der Geburtsklinik.Solarenergie verbessert die Wasserversorgung einer KlinikMit durchschnittlich 7,7 Sonnenstunden pro Tag eignet sich Mosambik besonders gut für den Einsatz von Solarpumpen, und so fördert World Vision die neue, innovative Technik als wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung. Wie in der Ndolene Gesundheitsstation im Patenschaftsprojekt Chidenguele, die von World Vision im letzten Jahr mit der Devise «Vorbeugen ist besser als Heilen» komplett erneuert und mit der ersten solargeförderten Wasserversorgung ausgestattet worden ist.

Heute kommt das frische Trinkwasser aus 92 Metern Tiefe. Insgesamt sorgen 20 Solar-Panele für genügend Energie, um einen 10 000-Liter-Hochtank mit Grund-wasser zu füllen. Neben den sanitären Einrichtungen der Klinik werden auf diesem Wege ausserdem ein öffentlicher Waschtrog mit Abfluss und ein zentraler Trinkwasserhahn bedient.

Mit der solarbetriebenen Wasserversor-gung zeigt World Vision in Chidenguele beispielhaft, wie moderne Solartechnik einen Beitrag zur qualitativen Gesund-heitsversorgung und zur nachhaltigen Entwicklung einer ganzen Region leisten kann.

Im Patenschaftsprojekt Chidenguele hat World Vision eine Klinik mit einem solar- betriebenen Brunnen ausgestattet, um die Gesundheit der Patienten zu fördern.

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Eine ausgewogene Ernährung ist für die Entwicklung eines Kindes sehr wichtig. Viele Mütter wissen aber nicht, wie sie ihre Kinder mit ihren Mitteln richtig ernähren können. World Vision führt darum in den Patenschaftsprojekten Ernährungsprogramme für Mütter und Kinder durch.

Kalashi mit ihren Zwillingen Ram und Laxman, die sich dank dem World Vision-Ernährungs zentrum von ihrer Mangelernährung erholen.

Junge Mütter lernen gemeinsam, ihre kleinen Kinder gesund zu ernähren.

Gesund essen und wachsen

In Nepal führt World Vision ein Ernährungs-programm für Mütter mit Kindern unter zwei Jahren durch. Die Ernährungsberaterin Krishna besuchte die sechsfache Mutter Kalashi mit ihren beiden jüngsten Kindern, den anderthalbjährigen Zwillingen Ram und Laxman. Sie waren sichtbar unterernährt. Ihre Mutter machte sich Sorgen um ihre Gesundheit.

Zu wenig zu essenKalashi erzählte Krishna, wie schwierig es war, genügend Nahrungsmittel für die ganze Familie zu kaufen. Denn ihr Mann verdiente sehr wenig, und sie konnte mit den Zwil-lingen nicht mitarbeiten. Krishna erkannte, dass Kalashi kaum etwas über ausgewoge-ne Ernährung und die gesunde Entwicklung von Kindern wusste. Sie lud sie ein, mit den Zwillingen ins Ernährungszentrum zu kom-men.

Zwei Jahre lang ging Kalashi jeden Monat mit den Zwillingen ins Ernährungszentrum.

Sie lernte, ihre Kinder mit verschiedenen Gemüsesorten ausgewogen zu ernähren. Bei jedem Besuch wurden die Zwillinge gewo-gen. Da es ihnen anfänglich sehr schlecht ging, betreute World Vision die beiden auch über ihren zweiten Geburtstag hinaus. In der Zwischenzeit sind die Zwillinge dreieinhalb Jahre alt. Laxman hat schon fast das richtige Gewicht für sein Alter. Auch Ram geht es besser.

Gewicht gewonnen«Ich habe in diesen Schulungen sehr viel über Ernährung gelernt», sagt Kalashi heute. «Ich habe auch beobachtet, dass die Zwillin-ge viel weniger krank als die älteren Kinder sind, denn ich achte mehr auf Hygiene und

Ernährung.» Nachdenklich fährt sie fort: «Ich wünschte, ich hätte schon früher ge-wusst, wie wichtig eine gute Ernährung oder Kontrolluntersuchungen in der Schwanger-schaft sind, dann hätte ich besser für meine Kinder sorgen können. Denn auch meine anderen Kinder waren nach der Geburt sehr klein. Ich möchte nicht, dass andere Frauen das Gleiche wie ich durchmachen müssen. Darum erzähle ich meinen Nachbarinnen, was ich gelernt habe.»

Gesunde Kinder weltweit

Im Rahmen der gross angelegten Kampagne «Gesunde Kinder welt-weit» trägt World Vision dazu bei, die hohe Rate der Kinder- und Müt-tersterblichkeit in Entwicklungslän-dern zu senken. Dazu gehört eine Verbesserung der Gesundheits-versorgung für Mütter und Kinder sowie Wissensvermittlung, damit Mütter ihren Kindern ein gesundes Aufwachsen ermöglichen können. Dies erreicht World Vision einer-seits in der direkten Arbeit mit den Betroffenen und lokalen Organisa-tionen in den Patenschaftsprojek-ten, andrerseits mit Bemühungen auf Regierungsebene, die Situation für die Armen zu verbessern.

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Bereit für die SchuleIn Kindergärten erwerben die Kinder aus benachteiligten Familien das Rüstzeug für einen guten Start in der Primarschule.

«Ich komme sehr gerne zum Spielen und Singen», sagt Sushila (4). Regelmässig besucht sie den von World Vision initiierten Kindergarten im Patenschaftsprojekt Lam-jung in Nepal. Ihre Mutter sagt: «Ich kann meine Tochter hier im Kindergarten lassen, während ich mich tagsüber um unser Vieh kümmere. Das ist eine grosse Entlastung für mich. Ausserdem sehe ich, wie Sushila sich entwickelt. Ich bin richtig stolz auf sie. Ich bin auch sehr froh, dass sie hier eine warme Mahlzeit bekommt.»

Ein Kindergarten entstehtWorld Vision hat im Projektgebiet von Lam-jung 27 Kindergärten für Kinder aus benach-teiligten Familien eröffnet. Dazu gehörte nicht nur der Bau mit Einrichtung, sondern auch die Ausbildung der Lehrkräfte sowie der Schulpflegen. Nach dem Bau unter-stützte World Vision die Schulpflege dabei,

die Eltern der drei- bis fünfjährigen Kinder für die Idee zu gewinnen, ihre Kinder dem Kindergarten anzuvertrauen. Viele von ihnen sind selber nie in einen Kindergarten oder in die Schule gegangen.

Spielend lernenDie Kinder lernen neben dem offiziellen Lehrplan für Kindergärten auch praktische Sachen wie Hygiene oder soziales Verhalten. Sie lernen, sich in die Gruppe einzubringen. Auch ein Gedicht vor der Gruppe vorzutra-gen gehört dazu. So gewinnen sie Selbst-

vertrauen. Dies alles hilft ihnen später in der Schule, wie die Rückmeldung von Lehrkräf-ten zeigt. Das nepalesische Bildungsministe-rium hat zehn Kindergärten anerkannt und unterstützt sie finanziell.

«Wir sehen die Fortschritte, die die Kinder machen», meint Narayan Bahadur Gurung, ein Mitglied der Schulpflege und Gross-vater eines der Kinder. «Meine Enkelin ist sehr gerne hier. Ich weiss, dass sie hier gut aufgehoben ist. Sie ist ein ausgeglichenes, freundliches Kind geworden.»

«Namaste!» Im Kindergarten lernen die Kinder auch das richtige Grüssen.

Sushila sagt vor der Gruppe ein Gedicht auf. Das braucht etwas Mut, aber sie schafft es.

Narayan Bahadur Gurung (rechts) freut sich über die Fortschritte seiner Enkelin und der anderen Kinder.

Frühkindliche Förderung

Die Beziehungen und Erfahrungen der ersten Lebensjahre haben ei-nen grossen Einfluss auf die Ent-wicklung des Gehirns und bilden eine Grundlage für das spätere Le ben. World Vision bietet in den Patenschaftsprojekten Mutter-Kind- Kurse für die kleinsten Kinder an. Je nach lokaler Situation unter-stützt World Vision Kinderhorte und Kindergärten, damit Kinder in ei-nem geschützten Rahmen ihre Welt entdecken und sich entwickeln können.

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Sauber und gesund

Seit ein Dorf auf sauberes Trinkwasser und Hygiene setzt, sind die Kinder weniger krank und können regelmässiger die Schule besuchen.Kadidia, ein Patenkind in Mali, geht mit

ihrem Wassereimer zum Schulhaus in ihrem Dorf, um dort beim Brunnen frisches Was-ser zu holen. World Vision hatte dem Dorf geholfen, ein Brunnenloch zu graben sowie eine Handpumpe zu installieren. Früher hat Kadidias Familie Wasser von einer offenen Wasserstelle geholt. «Ich bin sehr froh über diesen Brunnen», sagt sie. «Das Wasser ist sauber und schmeckt gut.»

Latrinen für das DorfKadidias Mutter hat sich von World Vision zur Beraterin für Trinkwasser und Hygiene (WASH) ausbilden lassen. Jetzt schult sie ihre Nachbarn im richtigen Umgang mit Wasser. Sie setzt sich auch für den Gebrauch von Latrinen in ihrem Dorf ein. «Latrinen

sind sehr wichtig für die Gesundheit der Kinder. Früher haben sie ihr Geschäft ein-fach irgendwo erledigt. Der Regen hat die Fäkalien in Wasserlöcher gespült. Die Kinder haben das Wasser getrunken und sind krank geworden.» Zu ihrer Freude reagiert die Bevölkerung sehr offen. Viele Familien bauen jetzt Latrinen in der Nähe ihrer Häuser.

Richtiges HändewaschenAuch Kadidia war früher häufig krank. World Vision brachte ihr und den anderen Kindern in der Schule das richtige Händewaschen bei. Neben den Latrinen wurden einfache

Kadidia und ihre Mutter achten jetzt auf Hygiene, um gesund zu bleiben.

Einfache Anlagen zum Händewaschen tragen dazu bei, dass Kinder gesund bleiben.

Waschanlagen eingerichtet, damit die Kin-der die Hände auch wirklich dort waschen können. Die Kinder lernten ausserdem, den Pausenplatz sauber zu halten.

Seit Kadidia in der Schule das richtige Hän-dewaschen gelernt hat, regelmässig die Latrine benützt und sauberes Wasser trinkt, ist sie viel seltener krank. Deshalb fehlt sie auch weniger in der Schule. «Ich gehe gerne in die Schule, denn ich lerne viele nützliche Sachen. Später möchte ich selber Lehrerin werden. Das kann ich nur, wenn ich einen guten Schulabschluss mache», sagt sie.

Narayan Bahadur Gurung (rechts) freut sich über die Fortschritte seiner Enkelin und der anderen Kinder.

WASH

WASH, ein Begriff aus der huma-nitären Hilfe, steht für Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene-aufklärung. Sauberes Wasser, funktionierende sanitäre Einrich-tungen sowie hygienische Verhal-tensweisen helfen Krankheiten zu vermeiden. Jedes Jahr sterben weltweit rund 1,4 Millionen Kin-der unter fünf Jahren an Durchfall-erkrankungen. World Vision trägt in den Patenschaftsprojekten mit dem WASH-Programm dazu bei, diese Zahl zu senken und Leben zu retten.

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Endlich ein Job!Um Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen guten Start ins Berufsleben und damit ein ausreichendes Ein kommen zu ermöglichen, bietet World Vision Berufskurse an.

Stolz zeigt Marionel seinen kleinen Coiffeur-Salon, den er zusammen mit seinem Bruder in Santo Domingo in der Dominikanischen Republik eröffnet hat. «Ich habe vor zwei Jahren bei World Vision eine praktische Aus-bildung zum Coiffeur absolviert und mich Schritt für Schritt selbständig gemacht», erzählt er.

Marionel kommt wie so viele andere junge Menschen aus einem familiären Umfeld, in dem es kein Geld für eine gute Ausbildung gibt. Doch ohne Ausbildung ist die Chance auf eine Stelle oder ein erfolg reiches Geschäft verschwindend klein.

Im Patenschaftsprojekt Xochiltlepec in Nicaragua wird Jugendlichen aus einem schwierigen familiären Um-feld die Möglichkeit geboten, sich in einem Berufsbildungskurs im Bereich Holzbearbeitung / Tischlerei ausbilden zu lassen. Der Film erzählt

die Geschichte eines Programmteil-nehmers, der durch das Tischlerei-Ausbildungsangebot eine Perspek-tive für sein Leben bekommen hat.

Sehen Sie sich jetzt den Film an: www.worldvision.ch/tischlerei

Marionel hat nach seiner Ausbildung zum Coiffeur bei World Vision selbständig

diesen kleinen Coiffeur-Salon aufgebaut.

In den Nähkursen lernen die Teilnehmer, Kleider, Bettwäsche, Vorhänge oder Taschen herzustellen und zu verkaufen.

Schule für das LebenDarum bietet World Vision in Zusammen-arbeit mit einer lokalen Organisation im Patenschaftsprogramm Canaan in Santo Domingo Berufskurse an. Diese Kurse stehen nicht nur Jugendlichen, sondern auch jungen Erwachsenen offen, die Kinder haben. Hier werden technische Fertigkeiten praktisch vermittelt. Unter anderem gibt es Ausbildungskurse für Coiffeur, Bäcker und Konditor, Computerkurse für Office- und Internetanwendungen, Pedicure und Manicure sowie Nähkurse. In weiterführenden Kursen können die Teil-nehmer Grundwissen erwerben, wie man ein erfolgreiches Geschäft aufbaut. Ausser-dem gehören auch Elemente wie Staats-kunde, Menschenrechte sowie ein ethisch-moralischer und gesunder Lebensstil zur ganzheitlichen Ausbildung.

StartkapitalBei Bedarf hilft World Vision den Absolven-ten, einen Mikrokredit zu guten Bedingun-gen und zahlbaren Zinsen zu bekommen. Auf diese Art gelingt vielen unternehmerisch begabten Kursabsolventen der Start zu einem erfolgreichen Kleinunternehmen.

«Unseren kleinen Salon haben mein Bruder und ich mit eigenen Mitteln gebaut. Jetzt hat uns World Vision geholfen, einen Mikro-kredit für einen besseren Coiffeur-Salon mit guter Einrichtung zu bekommen. Bald ist der neue Salon fertig, und ich werde meine Familie besser versorgen können», sagt Marionel dankbar.

Raus aus dem Sumpf – Perspektive für Jungs

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Mit der Starthilfe von World Vision gelingt einer Kleinbauernfamilie in Georgien der Weg aus der Armut.

Maya macht einen Business-Plan

Es war ein trauriger Tag für Maya, als sie eines ihrer fünf Kinder zu entfernten Ver-wandten geben musste, weil sie nicht aus-reichend zu essen für alle hatte. Die Familie lebt in einem abgelegenen Dorf in den Bergen Georgiens. Viele Bewohner hatten das Dorf in den letzten Jahren verlassen. Nur etwa fünfzig Familien blieben und versuch-ten mehr schlecht als recht als Kleinbauern von den Erträgen der Landwirtschaft zu leben, wie ihre Vorfahren es schon gemacht hatten. Maya suchte Wege, die Lebensbe-dingungen für ihre Kinder zu verbessern.

Der Business-PlanAls Maya von World Vision hörte, gab sie ihr Einverständnis, dass ihr Sohn Khvicha in das Patenschaftsprogramm aufgenommen werden konnte. Sie selber schloss sich einer Interessengruppe an, die sich für die Ent-wicklung in den Dörfern mit dem Ziel der Hilfe zur Selbsthilfe einsetzt. Sie besuchte Kurse in Viehzucht und Milchproduktion. Dazu gehörten auch Themen wie Geschäfts-

führung oder Business-Plan aufstellen. Mit diesem neu erworbenen Wissen machte sich Maya daran, einen Business-Plan zur Verbesserung ihrer Milchproduktion zu erar-beiten. Da sie ihren Willen zur Veränderung gezeigt und sich sehr engagiert hatte, erhielt sie von World Vision für die Umsetzung

einen Zuschuss in Form von sechs Kühen, deren Milch sie verkauft.

Endlich genügend EinkommenDie Familie investierte das Geld in Baumaterial für einen Stall für die Kühe im Winter. Ausserdem gruben sie Land um, um Mais für die Winterfütterung der Kühe anzubauen. Jetzt geht es der Familie so viel besser,

dass sie ihr fünftes Kind von der Pflege-familie zurückholen konnte. «Ich bin World Vision so dankbar für die Unterstützung. Ich habe mein Bestes gegeben und gezeigt, dass ich ihr Vertrauen verdient habe. Ich habe miterlebt, wie meinen Kindern gehol-fen wurde. Jetzt setze ich mich für andere arme Kinder ein», erzählt Maya. Damit arme Kinder wenigstens einmal am Tag richtig essen können, bietet der Kindergarten ein Mittagessen an. Maya versorgt den Kinder-garten mit Käse und Joghurt.

Dank der Kühe von World Vision kann Maya ihre Familie ernähren.

Maya (rechts) engagiert sich in einer Interessengruppe für lokale Entwicklung.

Maya und Khvicha in ihrem baufälligen Wohnhaus.

Einkommensförderung

World Vision setzt sich in den Paten-schaftsprojekten dafür ein, dass die Menschen langfristig von externer Hil-fe unabhängig werden. Dazu brauchen die Familien jedoch nicht nur bessere Ein nahmequellen, sondern auch das nötige Wissen. Ergänzend zu Kursen in Geschäftsführung und handwerklichen sowie landwirtschaftlichen Ausbildun-gen vermittelt World Vision bei Bedarf auch Mikrokredite. Oft schon reicht ein kleiner Kredit, um die Ernährungs- und Gesundheitssituation einer Familie zu verbessern. World Vision ermutigt die Bildung von Spargruppen, so dass die Teilnehmer selber eine Art Bank gründen und sich gegenseitig Mikrokredite gewähren können. Ziel ist immer, dass die Familien genügend verdienen, um ihren Kindern den Schulbesuch, medizinische Versor-gung und ausgewogene Ernährung zu ermöglichen.

Auf www.worldvision.ch/ georgien finden Sie einen Film über den Alltag von Maya und ihrem Sohn Khvicha.

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Kolumne

Entwicklungshilfe … und falls ja, welche? Esther Bodenmann

Diese Frage betrifft uns alle. Auch wer die Hilfe für Bedürftige kategorisch ablehnt, hat sich damit auseinandergesetzt. Wer Entwicklungszusammenarbeit befürwortet, tut dies aus verschiedenen Gründen: Ist es aus moralischer Verpflichtung, da ein glo-bales Ungleichgewicht besteht? Oder stellt man Überlegungen zu den Menschenrech-ten an, mit denen auch die Schweiz eine Verpflichtung eingegangen ist? Oder ist es wohltätige Hilfe aus dem eigenen Über-fluss heraus?

Selbst unter Fachleuten wird weltweit eine heftige Debatte geführt: Es gibt Intellek-tuelle aus Afrika, die sich vehement gegen jegliche Unterstützung aus dem «reichen Norden» wehren. Auf der anderen Seite stehen Verfechter mit der Auffassung, dass nur ein international vereinter Kampf gegen die Armut zum Ziel führen kann.

Für mich stellen sich zwei grundsätzliche Fragen: • Was wollen die Armen selber?• Welche Massnahmen funktionieren wo

und warum?

Esther Bodenmann ist Team­leiterin des Arbeits bereichs Themen & Anwaltschaft. Nach­dem sie viele Jahre Erfahrung als Projektverantwortliche in Asien und Afrika gesammelt hat, erläutert sie seit 2010 als Referentin auf eingängige Weise die Ursachen der Armut, die politischen Dimensionen der Entwicklungszusammen­arbeit, was ethischer Konsum in der Schweiz bedeutet und dessen globale Zusammen­hänge.

Die Dorfbevölkerung wollte eine SchuleVielleicht braucht es in der Entwicklungs-zusammenarbeit unsererseits etwas mehr Geduld, und möglicherweise ist es man-cherorts sogar sinnvoll, eine vermeintliche «Ehrenrunde» zu drehen. So geschehen zum Beispiel in einem indischen Projekt, in dem die Dorfbevölkerung den Bau einer Schule als wichtigstes Ziel zu ihrem Weiter-kommen definierte. Dies leuchtet ein, da Bildung als Basis für Entwicklung gilt.

Erst nach Monaten merkten die Menschen, dass sie die vereinbarte Eigenleistung nicht erbringen konnten, solange sie nur eine Ernte pro Jahr einbrachten. Daneben brauchten sie viel Zeit, um als Taglöhner ein Einkommen zu generieren, statt am Schulhaus arbeiten zu können. Sie mussten umdenken und eine verbesserte Land-wirtschaft mit zwei Ernten an erste Stelle rücken. Die Planung wurde entsprechend angepasst.

Diese Zeit des Lernprozesses musste sein, denn nachhaltige Arbeit gelingt nur mit der starken Verankerung in der Bevölkerung. Letztlich wurden so die Einkünfte durch die landwirtschaftliche Produktion erhöht und die Schule für die Kinder gebaut.

Keine Allerwelts-LösungenNebst der Verankerung bei den Betroffenen zeigt die Erfahrung einen zweiten wesent-lichen Faktor, damit unsere Investitionen Frucht bringen: Was sich an einem Ort bewährt, kann in einem anderen Kontext völlig erfolglos sein. Es gilt, das Gesamtbild im Auge zu behalten und die Vernetzung beispielsweise von sauberem Wasser mit Gesundheit, der Möglichkeit des Schul-besuchs und sicheren Einkommen zu erkennen. Deshalb sind auch wir als World Vision-Mitarbeitende stets herausgefor-dert, unsere Arbeit immer wieder unvorein-genommen zu analysieren sowie, als Drittes, die Pläne periodisch anzupassen und als Fachleute stets Neues zu lernen – nicht zuletzt von der lokalen Bevölkerung, von einfachen Bauern und Marktfrauen.

VISION NR. 1 | 2013 11

Haiti: Wiederaufbau geht weiterDrei Jahre nach dem Erdbeben haben die Menschen Haitis neue Perspektiven und die Kinder können wieder lachen.

Vor drei Jahren zerstörte ein verheerendes Erdbeben den Inselstaat Haiti. Fast 300 000 Menschen kamen ums Leben, über eine Million wurden obdachlos. «Trotz aller Rück-schläge hat das Land wieder eine Perspek-tive und Möglichkeiten, die Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen», sagt Harry Donsbach, World Vision-Haitiexperte. Dazu hätte auch das Engagement zahlreicher Helfer und Spender beigetragen. Bis dato hat die internationale World Vision-Partner-

schaft insgesamt rund 220 Millionen Fran-ken für die Nothilfe und den Wiederaufbau aufgebracht. Eine beachtliche Summe, die Hilfsmassnahmen für mehr als 2,5 Millionen Menschen möglich gemacht hat.

Es ist viel erreicht wordenNach Abschluss der direkten Nothilfe galt es vor allem die Wirtschaft des Landes zu reaktivieren. Dazu schuf World Vision beson-dere Förder- und Weiterbildungsprogramme,

Haitis Kinder können wieder lachen.

dank denen rund 2700 Haitianer ein Klein-unternehmen gründen konnten. Für einen sicheren Lebensunterhalt sorgten spezielle «Cash-for-Work»- und «Food-for-Work»-Projekte, von denen 15 000 Menschen profitierten. Dazu bekamen hunderte von Jugendlichen eine Chance auf eine Berufs-ausbildung.

Auch im Kampf gegen die Obdachlosigkeit gibt es Erfolge. Das nach dem Erdbeben völlig neu geschaffene Übergangslager Camp Corail ist mittlerweile zu einer Klein-stadt mit eigener wirtschaftlicher Infra-struktur, Hurrikan-sicheren Häusern und einer Schule geworden.

Faire Verteilung dank Handy

Eines der wichtigsten Utensilien, die Hilfsbedürftige mehrheitlich mit sich führen, ist das Handy. In der Not- und Katastrophenhilfe hat die moderne Kommunikationstechnik erfolgreich Einzug gehalten. In Zu-sammenarbeit mit lokalen Handy-netzbetreibern konnten in Haiti Informationen über Verteilaktionen oder Massnahmen zur Hygiene-Prävention gezielt an Menschen im entsprechenden Einzugsgebiet ver-sandt werden. Auch bei der Regis-trierung und Abwicklung von Nah-rungsmittelverteilungen haben sich die mobilen Geräte bewährt. Die Bedürftigen müssen sich nur einmal registrieren und erhalten dann ei-nen Code auf ihr Handy geschickt. Dieser Code beinhaltet neben dem eigenen Namen auch Daten der ge-samten Familie und auch die bisher erhaltenen Leistungen. Es verun-möglicht die Korruption und führt zu einer gerechteren Verteilung von Hilfsgütern.

Einst als Übergangslager errichtet, normalisiert sich das Leben in der «Kleinstadt» Camp Corail.

Singen und Spielen im World Vision-Kinderzentrum, das Kindern in einem

Übergangslager in Port-au-Prince eine Tagesstruktur bietet.

VISION NR. 1 | 201312

Jörg Abderhalden hat in Bolivien sein Patenkind Elvira besucht. Der World Vision­Botschafter aus dem Toggenburg weiss nun, dass der Alltag auf über 4000 Metern Höhe kein Zuckerschlecken ist.

Schwingerkönig trifft Elvira

Um einen persönlichen Eindruck von der Projektarbeit in einem Patenschaftsprojekt zu erhalten, reiste unser Botschafter ins Projekt Sumaj Muju im entlegenen bolivia-nischen Hochland. Dort lebt sein Patenkind Elvira in einem kleinen Bauerndorf. Schon seit über zwei Jahren ist Abderhalden Pate des zwölfjährigen Mädchens. Abderhalden selbst war zu Beginn der Reise gespannt: «Mit Elvira hatte ich bisher nur Briefkontakt. Ich wollte mir auch ein Bild davon machen, unter welchen Umständen die Bevölkerung im Projekt zu leben hat.» Die weite Reise des ehemaligen Spitzensportlers stiess auch hierzulande auf ein grosses Echo. In den Medien wurde ausgiebig über seine Erleb-nisse und sein Engagement berichtet.

Endlose Reise nach PacatankaBolivien zählt zu den ärmsten Ländern Süd-amerikas, ein grosser Teil der Bevölkerung lebt weit unter dem Existenzminimum. Das Andenland zählt fast neun Millionen

im Projektgebiet nur mit dem Auto. Auch der Weg von Jörg Abderhalden führte über lange, nur schwer befahrbare Landstrassen. Eine schier endlose Reise sei es gewesen, erinnert er sich später zurück.

Erste Begegnung mit ElviraIn Pacatanka, einem Dorf mit knapp 160 Ein wohnern, lebt Elvira zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder. Dank Patenschafts-beiträgen wie denen von Abderhalden kann Elvira selbst, ihre Familie und das ganze Dorf ein besseres Leben führen. Entsprechend herzlich fiel der Empfang des Besuchs aus der Schweiz aus. Auch Patenmädchen Elvira hatte den grossen Mann aus dem fernen Land schon bald in ihr Herz geschlossen.

Einwohner und ist flächenmässig knapp 27 Mal grösser als die Schweiz. Das Projekt-gebiet Sumaj Muju liegt etwa 400 Kilometer entfernt von Boliviens Hauptstadt La Paz. Erreichbar sind die kleinen Bauerndörfer

Durften sich endlich kennenlernen: Patenkind Elvira und World Vision-

Botschafter Jörg Abderhalden.

Auch mit einem Ochsengespann lässt sich der steinharte Boden im Hochland nur schwer bearbeiten.

VISION NR. 1 | 2013 13

Bei Spiel und Spass mit den Jugendlichen machte sich die dünne Höhenluft rasch bemerkbar.

Pate Abderhalden war gerührt und zeigte sich beeindruckt: «Ich habe viel über den Ackerbau von Elviras Familie erfahren und gesehen, in welch einfachen Behausungen die Familien hier leben.» Die meisten Men-schen im Projekt gebiet ver dienen sich ihren knappen Lebensunterhalt mit der Land-wirtschaft. Auch Elviras Familie lebt vom Eigenanbau.

Spiel, Spass und grosse AnstrengungenAm zweiten Tag des Patenbesuchs ver-sammelt sich eine riesige Kinderhorde auf dem Schulhausplatz von Pacatanka. Für die einheimischen Jugendlichen stehen heute Fussball und Basketball gegen Jörg Abder-halden und World Vision-Mitarbeitende auf dem Tagesprogramm. Während sich die jungen Bolivianer im Fussball der sportlichen Routine Abderhaldens geschlagen geben müssen, erreichen sie im Basketball ein redlich verdientes Unentschieden. Unter den zahlreichen Zuschauern bricht tosender Jubel aus. Die dünne Höhenluft hatte dem Besuch aus der Schweiz wohl zu schaffen gemacht.

Unmittelbar danach stand ein weiteres Highlight an: An einer Bauernschule im Dorf wurde Abderhalden in die Geheimnisse des Ackerbaus eingeweiht. Elviras Pate scheute sich keineswegs selbst anzupacken und stellte mit blossen Händen Dünger aus Kuhmist und Blättern her. Auch auf dem Feld packt der Schwingerkönig mit an: Ein karger Acker wird zusammen mit einem Ochsengespann gepflügt und auch der Kar-toffelanbau weckt das Interesse des World Vision-Botschafters. «Zu sehen, wie die Projektarbeit funktioniert und zu erleben, wie die Kinder und Familien in den Dörfern von den Aktivitäten profitieren, war eine sehr interessante Erfahrung», fasst er die vielfältigen Aktivi täten zusammen.

Der Patenbesuch hat überzeugtNach drei eindrücklichen Tagen im Projekt bricht der Tag der Abreise an. Die Erlebnisse im bolivianischen Hochland haben Jörg Abderhalden beindruckt. Von der Hilfe, die World Vision in der abgeschiedenen Region leistet, ist er überzeugt. Kurz vor seiner Abreise pflanzt er einen jungen Baum und verlässt Bolivien danach mit positiven

Gefühlen: «Ich habe mich überzeugen können, dass das Hauptanliegen des Pro-jekts, den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, sehr gut umgesetzt wird.»

Wie die meisten Menschen im Projekt

Sumaj Muju lebt Elviras Familie

vom landwirtschaftlichen Eigenanbau.

Projekt Sumaj Muju

2006 lancierte World Vision in Zusam-menarbeit mit der lokalen Bevölke-rung, Behörden und Organisationen das Patenschaftsprojekt Sumaj Muju im kargen Hochland Boliviens. Im Einzugs-gebiet des Projektes leben 7300 Men-schen. 2000 Kinder aus den ärmsten Familien sind derzeit im Patenschafts-programm integriert. Die Patenschaften finanzieren diverse Projektaktivitäten, die den Patenkin-dern, ihren Familien und ihren Dörfern dienen. Schwerpunkte der Arbeit sind Gesundheit und Hygiene, Bildung, Er-nährungssicherung sowie Kinderschutz und -rechte.

• Schulung von Gesundheitshelfern, Informationskampagnen über ausge-wogene Ernährung, Aids-Prävention, Trinkwasserversorgung

• Weiterbildung für Lehrer, Sensibilisie-rung der Eltern für Bedeutung einer guten Schulbildung, ausserschulische Programme

• Förderung der Landwirtschaft zur Einkommenserhöhung und besseren Ernährung

• Sensibilisierung für Kinderrechte, Förderung von Frauen, öffentlich-rechtliche Arbeit

Auf www.worldvision.ch/abderhalden gibt es einen Dokumentarfilm zum Be-such von Jörg Aberhalden in Bolivien.

VISION NR. 1 | 201314

Um Waisenkindern, Strassenkindern, missbrauchten Mädchen etc. aus ihrer Not zu helfen, führt World Vision spe-zifische Schwerpunktprojekte durch. Neu fassen wir diese Projekte in fünf Gruppen zusammen, um Administrati-on und Information zu optimieren. • Vergessene Kinder (Strassenkinder

und Waisenkinder)• Mädchen in Not (Hilfe für sexuell

ausgebeutete Mädchen, Kampf gegen Mädchenbeschneidung und Zwangsverheiratung)

Hinterlassen Sie etwas Bleibendes

Was wird sein, wenn wir selber einmal nicht mehr da sind? Eine letztwillige Verfügung gibt Ihnen die Gewissheit, dass Ihr Wille respektiert und Ihr Ver-mögen wunschgemäss verwendet wird. Mit einem Testament können Sie eine ganz besondere Spende machen und über Ihr eigenes Leben hinaus etwas Gutes für Kinder in Not tun.

Informieren Sie sich über die wichtigs-ten Fragen zu Testament, Erbschaft und Vermächtnis (Legat). In unserer Testa-ment-Broschüre erfahren Sie mehr. Be-stellen Sie dieses Booklet unter [email protected] oder Tel. 044 510 12 12.

Regelmässig spenden mit einem Schwerpunkt

World Vision-Präsident beim WEF

Kevin Jenkins, Präsident und CEO von World Vision International, traf während des World Economic Forum in Davos auf die weltweit wichtigsten Ver-treter aus Wirtschaft, Politik und verschiedensten Organisationen. Während seines Aufenthalts hat sich Jenkins vor allem für die Themen Ernährung, Gesundheit und Bildung starkgemacht. Er fordert eine entschiedene Zusammenarbeit, um den Kreis-lauf von Armut und Hunger in der Welt zu durch-brechen und Kindern aus Entwicklungsländern eine Zukunftsperspektive zu geben.

Soziales Engagement und nachhaltiges Handeln gehören bei zahlreichen Firmen zu den festen Bestandteilen ihrer Unternehmenskultur. Markus Friedli, Unternehmer von Griwa Group aus Grindelwald, und seine Frau Fabienne be-suchten das World Vision-Projekt in Darkhan, Mongolei. Sie finanzierten 20 Häuser für bedürftige Familien.

Ist Ihr Unternehmen auch an einer Partnerschaft mit World Vision interessiert? Rufen Sie uns an: 044 510 14 30 und besuchen Sie unsere Webseite: www.worldvision.ch/unternehmen

Unternehmen engagieren sich

• Mutter und Kind (Ernährung und Malariaprävention)

• Kinder in Krisen (Hilfe bei Hunger- und Naturkatastrophen)

• Wasser ist Leben (verschiedene Was-serprojekte wie z. B. Brunnenbau)

Sie können die Schwerpunktprojekte mit einem Spenden-Abo oder einer einmaligen Spende unterstützen. Mehr über die Schwerpunktprojekte erfahren Sie online auf www.worldvision.ch/schwerpunktprojekte

VISION NR. 1 | 2013 15

Entwicklung ist weiblichWeltweit haben es Frauen und Mädchen nicht leicht. Sie werden benachteiligt, ausgegrenzt oder schlimmstenfalls missbraucht. Doch rich­tig gefördert treiben Frauen die Entwicklung ihrer Familien und ihres Umfeldes positiv voran und werden zum Entwicklungsmotor.

«Ich wurde von einer grossartigen Landfrau zum Lernen und zu einem selbstbestimmten Leben ermutigt – meiner Mutter», erzählt Shinina Shani aus Kenia, die heute in einem Patenschaftsprojekt von World Vision arbei-tet und im letzten Jahr anlässlich des Welt-frauentages in New York eine Rede vor der UN-Frauenkommission gehalten hat. Sie ist eines von vielen Beispielen, die zeigen, dass Frauen richtig gefördert zum Entwicklungs-motor einer Gesellschaft werden können.

So wie Shinina, deren Vater einst gegen alle Traditionen die Beschneidung seiner Tochter verhinderte und die sich heute selbst für die Abschaffung dieser frauenfeindlichen Praxis einsetzt. Ihre anerkannte Bildung

und wirtschaftliche Unabhängigkeit hilft ihr dabei. Als Patenkind bei World Vision erhielt sie die nötige Unterstützung für den Besuch einer Schule. Als Erste ihres Dorfes schaffte sie einen Universitätsabschluss und unter-stützt heute andere Mädchen und Frauen dabei, ihre Entwicklungsziele für sich und ihr Umfeld zu verwirklichen. Als Bäuerinnen, Lehrerinnen, Ärztinnen oder auch als Unter-nehmerinnen.

Frauen halten das Leben am LaufenEs sind Frauen und Mütter wie Shinina, die in vielen Entwicklungsländern das soziale und wirtschaftliche Leben am Laufen halten. Meist kulturell bedingt, sind es Frauen, die sich um das Auskommen der Familie küm-mern, Kleingewerbe gründen und für die Ausbildung der Kinder sorgen.

Doch trotz dieser wichtigen Aufgaben sind Mädchen und Frauen vielerorts gesellschaft-lich schlechter gestellt und häufig weniger gut medizinisch versorgt, ernährt und aus-gebildet. Weltweit sind zwei Drittel der Anal-phabeten Mädchen und Frauen. Auch Armut

in der Welt ist zu zwei Dritteln weiblich. Ähnlich ernüchternd ist die Situation von Müttern. Im Durchschnitt stirbt jede Minute eine Frau während der Schwangerschaft oder bei der Geburt, 99 Prozent von ihnen in Entwicklungsländern.

Frauen verdienen UnterstützungVor diesem Hintergrund behandelt World Vision Frauenfragen als Querschnittsthema, das in jedes Patenschaftsprojekt einfliesst und die besonderen Bedürfnisse von Mädchen und Frauen berücksichtigt. Ganz spezifisch unterstützt World Vision Projekte zur Wiedereingliederung von sexuell aus-gebeuteten Mädchen in Kambodscha sowie Projekte gegen Mädchenbeschneidung in Tansania und Senegal. Ausserdem werden Frauen bei der Gründung eines Kleinge-werbes mit der Vergabe von Mikrokrediten und Know-how-Transfers unterstützt.

Frauen sorgen in vielen Entwicklungsländern für das Auskommen der Familie. Richtig gefördert, werden sie zum Entwicklungsmotor.

Gerade Mütter tragen zur nachhaltigen

Entwicklung bei, wenn sie wissen,

wie sie ihre Kinder gesund ernähren

können und diese zur Schule schicken.

Muttertag

Mütter sorgen mit grosser Hingabe für

die Familie und verdienen unsere höchste Anerkennung. Durch die Patenschaftsprojekte tra-gen wir dazu bei, dass auch arme Mütter ihren Kindern eine gute Entwicklung ermöglichen können. Um neue Paten zu gewinnen, lan-cieren wir eine Muttertags-Aktion. Wir freuen uns, wenn Sie bei der Aktion mitmachen und uns weiter-empfehlen. Mehr dazu erfahren Sie unter www.worldvision.ch/mama oder rufen Sie uns an: Tel. 044 510 12 12.

www.worldvision.ch/mama

VISION NR. 1 | 201316

Redaktion: Monika Hartmann (Leitung), Mathias Gehrig, Lutz Hahn, Simone Kral, Roland Stangl

Grafik/Layout: Kathrin Koebel

Bildnachweis: Fotos von World Vision. Foto S. 10: www.123RF.com

Druck: Zofinger Tagblatt AG

World Vision SchweizKriesbachstrasse 308600 DübendorfSpendenkonto: PC-Konto 80-142-0

VERWENDUNG DER SPENDENDurchschnitt der letzten 5 Jahre

80,8 % Projektarbeit 13,1 % Mittelbeschaffung 6,1 % Verwaltung und Administration

044 510 12 12 [email protected]

www.worldvision.ch

WORLD VISION LÄDT SIE EIN

Erfahren Sie aus erster Hand mehr über die Projektarbeit in ver-schiedenen Patenschaftsprojekten. Kurzvorträge, Erlebnisberich-te und Filme zeigen auf, wie World Vision die Bevölkerung mit Hilfe zur Selbsthilfe unterstützt und was schon erreicht wurde.

Patenabend Nicaragua und Dominikanische RepublikDatum: Mittwoch, 3. Juli 2013, 19 – 21.30 Uhr mit ApéroOrt: Zürich

Projekt-Feier Nepal und Indienmit Gästen aus IndienDatum: Samstag, 14. September 2013, 14 – 16.30 Uhr mit ApéroOrt: Zürich Kinder sind herzlich willkommen (eigenes Programm für Kinder)!

Reservieren Sie sich die Daten. Melden Sie sich, Ihre Familie und Freunde möglichst bald an: www.worldvision.ch/events oder telefonisch unter 044 510 12 12 (nur beschränkte Anzahl Teil-nehmer möglich). Auch wenn Sie kein Patenkind in einem dieser Länder haben, sind Sie herzlich eingeladen.www.worldvision.ch/events

WORLD VISION GEHT AN DIE MESSE

Besuchen Sie uns am World Vision-Messestand!

BEA Bern 3. Mai bis 12. Mai 2013

FAMEXPO Winterthur 24. Mai bis 26. Mai 2013

ZÜSPA 22. September bis 29. September 2013

IHR PATENKIND ONLINE

Mehr über Patenkind und Projekt erfahrenMit ein paar Klicks zum Patenkind: Einfach die wichtigsten In‑fos zum Patenkind online anschauen, zusätzlich mehr über das Land erfahren, in dem Ihr Patenkind mit seiner Familie lebt, oder Ihrem Patenkind einen elektronischen Brief (E‑Letter) schreiben.

Übersicht über Ihre SpendenHier finden Sie eine Liste Ihrer Spenden und die letzte Spenden­bescheinigung für die Steuererklärung.

Stimmt Ihre Adresse?Um administrative Kosten tief zu halten, können Sie hier Ihre Da‑ten prüfen und bei einem Umzug auch selber ändern.

Besuchen Sie www.myworldvision.ch. Ihre Zugangsdaten stehen im Begleitbrief, oder rufen Sie uns an: 044 510 12 14

Jetzt downloaden: Die MyWorldVision-App für iPhone

World Vision Schweiz ist ein christlich-humanitäres Hilfswerk und leistet langfristige Entwicklungszusammenarbeit, Not- und Katastrophenhilfe sowie entwicklungspolitische Anwaltschaft.

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