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PATIENTEN Wir haben Ocrevus gegen zwei Formen der multiplen Sklerose eingeführt. Ocrevus zeigt über- legene Wirksamkeit, indem es Rückfälle reduziert und den Verlauf von MS verlangsamt. INNOVATION Ein Medikament für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung befindet sich in Phase-III-Studien. Diese neurologische Entwicklungs- störung kennzeichnet sich durch Auffälligkeiten im Sozialverhalten. P A R T N E R In Zusammenarbeit mit Partnern und Behörden entwickeln wir diagnostische Tests und Medika- mente der nächsten Generation, um multiresistente Infektionen zu diagnostizieren und zu behandeln. Geschäſtsbericht 2017

PATIENTEN INNOVATION PAR TN E R - roche.com1b00a6f7-0bf5-4ba1-85dd-59ab3594393e/de/... · weiten unser Geschäft nicht auf Bereiche wie Generika, Biosimilars, rezeptfreie Medikamente

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  • P A T I E N T E N Wir haben Ocrevus gegen zwei Formen der multiplen Sklerose ein geführt. Ocrevus zeigt über- legene Wirksamkeit, indem es Rückfälle reduziert und den Verlauf von MS verlangsamt.

    I N N O V A T I O N Ein Medikament für Menschen mit  Autismus-Spektrum-Störung befindet sich in Phase-III-Studien. Diese neurologische Entwicklungs- störung kennzeichnet sich durch Auffälligkeiten im Sozialverhalten.

    P A R T N E RIn Zusammenarbeit mit Part nern und Behörden entwickeln wir dia gnostische Tests und Medi ka-mente der nächsten Generation, um  multi resistente Infek tionen zu diagnostizieren und zu behandeln.

    Geschäftsbericht 2017

    https://www.roche.com/de.htm

  • Inhalt

    Überblick 07 Unsere Strategie 12 Aktionärsbrief des Verwaltungsratspräsidenten 16 Aktionärsbrief des CEO

    Geschäftsentwicklung 22 Roche-Gruppe 24 Diagnostics 32 Pharma

    Wissenschaft und Innovation 42 Medizinischen Bedarf ermitteln 51 Diagnostische Tests und Apps entwickeln

    Zugang zur Gesundheitsversorgung 56 Mit vereinten Kräften etwas bewirken 60 Nachhaltige Finanzierung des Gesundheitswesens

    Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 68 Lernen und Führungskräfteentwicklung 70 Top-Nachwuchs prägt die Zukunft

    Umwelt 78 Energie- und Wasserverbrauch senken 80 Weniger Emissionen in Luft und Wasser Gesellschaftliches Engagement 88 Das Gemeinwesen stärken 91 In Partnerschaften gemeinsam etwas bewegen

    Unternehmerische Verantwortung 98 Geschäftskontinuität sichern100 Nachhaltige Partnerschaften entwickeln

    Corporate Governance107 Verwaltungsrat108 Konzernleitung

    Vergütungsbericht122 Grundsätze126 Vergütungskomponenten

    62

    92

    72

    84

    102

    38

    30

  • Wer wir sindInnovation liegt in unseren Genen. Seit jeher treiben wirweltweit und interdisziplinär die Forschung voran, umdas Leben von Patientinnen und Patienten zu verbessern.

    Wir wollen Krankheiten auf molekularer Ebene verstehen, um auf dieser Basis neuartige Tests und Medikamente zur Prävention, Diagnose und Therapie bereitzustellen. Mit unserer Strategie der personalisierten Medizin kombinieren wir unsere Stärken in den Gebieten Diagnostik und Pharma, damit jede Patientin und jeder Patient die individuell beste Behandlung erhalten kann.

    Als global grösstes Biotech-Unternehmen entwickeln wir bahnbrechende Medikamente, die Therapiestandards in den Bereichen Onkologie, Immunologie, Infektiologie, Augen-heilkunde und Neurologie verbessern. Roche ist auch der weltweit führende Anbieter von In-vitro-Diagnostika.

    Diese Kompetenz ermöglicht uns, Partner schaften mit führenden Forschungs- und Gesundheits zentren in aller Welt einzugehen.

    Die Gründerfamilien halten weiterhin die Aktien mehrheit am Unternehmen. Dank dieser Stabilität können wir nachhaltig planen, aus Rückschlägen lernen und uns auf den lang fristigen Nutzen für Patienten und Gesellschaft konzentrieren. Wir werden in Bezug auf Quali tät, Sicherheit und Integrität auch in Zukunft strengste Massstäbe anlegen. Unser Vermächtnis gründet auf Respekt vor dem Individuum, der Gemeinschaft und der Welt, in der wir leben.

  • Die globale Präsenz von Roche

    30 Standorte für Forschung und Entwicklung von Pharma und Diagnostics weltweit

    26 Produktionsstandorte von Pharma und Diagnostics weltweit

    Hauptsitz Roche-Konzern

    Grösste Standorte basierend auf Anzahl Mitarbeitende

    Standorte für Forschung und Entwicklung Pharma und Diagnostics

    93 734 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter* weltweit

    Australien/Neuseeland739 Mitarbeitende

    Asien 21 321 Mitarbeitende

    Chugai, Tokio, Japan ( ) Schanghai und Suzhou, China ( )

    Nordamerika 25 144 Mitarbeitende

    Genentech, South San Francisco, USA ( ) Roche Diagnostics, Indianapolis, USA ( )

    Lateinamerika 4 600 Mitarbeitende

    Europa 40 753 Mitarbeitende

    Basel, Kaiseraugst und Rotkreuz, Schweiz ( ) Mannheim und Penzberg, Deutschland ( )

    Afrika 1 177 Mitarbeitende

    Produktionsstandorte Pharma und Diagnostics

    Vertriebsstandorte Pharma und Diagnostics

    * Anzahl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgedrückt in Vollzeitäquivalent en

  • Kennzahlen

    CHF 53 299 Millionen Konzernverkäufe +5%**

    CHF 8,30 Dividende

    137 Millionen Patienten mit Medikamenten von Roche behandelt

    CHF 10 392 Millionen Kerninvestitionen in Forschung und Entwicklung +5%

    30 Medikamente von Roche auf der WHO-Liste der unentbehrlichen Medikamente

    CHF 19 012 Millionen Kernbetriebsgewinn +3%

    Highlights

    Tests für Infektionskrankheiten Testportfolio für cobas Liat System erweitert, um mit schnellen Diagnosen Infektionskrankheiten einzudämmen

    Siehe Seite 28

    Verbesserte Gesundheitsversorgung Vier Medikamente von Roche erhalten Kostenübernahme in China – und sind nun für Patienten im ganzen Land verfügbar

    Siehe Seite 61

    Beitrag zur NachhaltigkeitRoche zum neunten Mal in Folge als nachhaltigstes Unter nehmen in den Dow Jones Sustainability Indices ausgezeichnet

    Siehe Seite 13

    Behandlung seltener BlutkrankheitHemlibra zur Behandlung der Blutgerinnungsstörung Hämophilie A mit Faktor-VIII-Inhibitoren zugelassen

    Siehe Seite 37

    Fortschritte in der Krebstherapie Klinische Studien mit Tecentriq zeigen den grossen medizinischen Nutzen von Tecentriq

    Siehe Seite 38

    Hilfe bei multipler SkleroseOcrevus gegen zwei Formen der multiplen Sklerose erfolgreich eingeführt

    Siehe Seite 36

    ** Alle Wachstumsraten sind zu konstanten Wechselkursen berechnet (CER; Durchschnittskurse 2016).

  • 2

    Chancen. Jährlich ermitteln wir zudem Nachhaltig-keitsrisiken und -chancen und lassen diese in den Risiko management-Prozess einfliessen.

    Ein konzernweiter Risikobericht, der alle materiellen Risiken behandelt, wird jährlich mit der Konzernleitung erörtert und vom Prüfungsausschuss des Verwaltungs-rats und vom Verwaltungsrat geprüft. Der Erfolg des Risikomanagement-Prozesses wird vom Group Risk Advisory Team überwacht, während der Gesamtprozess bei Bedarf von externen Gutachtern überprüft wird. Unser Risikomanagement ist konzernweit verankert: Die Divisionen Pharma und Diagnostics und die globa len Funktionen führen mindestens einmal im Jahr eine formale Risikobewertung durch und müssen geeignete Risikomanagement-Pläne für ihre grössten Risiken entwickeln.

    Das Group Risk Advisory Team steht bei Diskussionen über Risiken in speziellen Bereichen wie IT-Sicherheit, Compliance und Nachhaltigkeit zur Seite. Schulungen und diverse Plattformen helfen unseren Mitarbei terinnen und Mitarbeitern, mit Risiken angemessen umzugehen, sie zu überwachen und entsprechend zu begrenzen.

    Siehe Risikomanagement in «Corporate Governance», Seite 106

    Berichtszeitraum und -umfangUnsere integrierte Berichterstattung informiert über finanzielle und nichtfinanzielle Ergebnisse. Diese Informationen sind im Geschäftsbericht, im Finanz bericht sowie im Online-Geschäftsbericht enthal ten und decken alle Regionen und Divisionen ab. Der Zeitraum erstreckt sich vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2017. Der Berichtsumfang ist in unserem Finanzbericht beschrieben und hat sich 2017 gegenüber 2016 nicht wesentlich verändert.

    Berichterstattung nach aktuellen GRI-RichtlinienWir richten uns seit 2014 nach den GRI-G4-Richtlinien (Global Reporting Initiative) und berichten über die wesentlichen ökologischen, gesellschaftlichen und wirt-schaftlichen Auswirkungen unserer Aktivitäten. Im Berichtsjahr 2017 folgen wir den neu eingeführten GRI- Standards, deren wesentliche Elemente auf den G4-Richt-linien basieren. Unsere Berichterstattung konzentriert sich auf die Kernaspekte, wobei wir mit einigen Indi-katoren über die Kernanforderungen hinausgehen.

    RisikomanagementUnsere Richtlinien für das Risikomanagement bilden den Rahmen für die Identifizierung, Behandlung und Kommunikation interner und externer Risiken und

    Wir verpflichten uns zu transparenter Berichterstattung und messen unseren ökonomischen, sozialen und ökologischen Erfol gen denselben Stellenwert bei wie unserem finanziellen Erfolg.

    Unser Ansatz der Berichterstattung

    Online-Geschäfts-

    bericht 2017:

    gb17.roche.com

    Roche Geschäfts-

    bericht 2017 (PDF):

    www.roche.com/

    ar17d.pdf

    Roche Finanzbericht

    2017 (PDF):

    www.roche.com/

    fb17d.pdf

    Risikomanagement:

    roche.com/de/

    risk-management

    http://gb17.roche.com/https://www.roche.com/ar17d.pdfhttps://www.roche.com/fb17d.pdfhttps://www.roche.com/de/sustainability/how_we_work/approach/risk-management.htm

  • Unser Ansatz der Berichterstattung | Roche

    3

    Externe PrüfungUnser aktueller Geschäftsbericht beinhaltet einen unabhängigen Bericht der Wirtschaftsprüfer von Price-waterhouseCoopers AG über unsere nicht finanzielle Berichterstattung.

    Siehe «Bericht des unabhängigen Wirtschaftsprüfers», Seite 148

    MaterialitätIn Einklang mit den GRI-Standards haben wir 2014 auf Konzernebene eine erste Materialitätsanalyse durchge-führt. Rückmeldungen wurden durch interne und externe Quellen, Kongresse sowie durch regel mässig geführte Interviews und Einzelgespräche mit wichtigen Anspruchs-gruppen erfasst. Diese Resultate haben wir regelmässig anhand von aktuellen Erkenntnissen aus unserer Arbeit mit Anspruchsgruppen in Schlüsselmärkten überprüft. Dazu zählen Patientenorganisatio nen, Ärzte, Laborper-sonal, Mitarbeitende, Medien, Investoren, Kostenträger, Zulassungsbehörden und Regierungen. Daraus ergeben sich 21 Themen, die wir für unser Geschäft und den Gesundheitssektor als am relevantesten erachten. Wir haben 2017 die 21 Themen gemäss unseren Schlüssel-prioritäten in drei Bereiche eingeteilt. Der erste Bereich beinhaltet Themen, die entscheidend sind, um unsere Kernaufgabe langfristig zu erfüllen. In einem zweiten Bereich sind alle Einfluss faktoren erfasst, die für unseren Geschäfts erfolg kurz- und mittelfristig massgebend sind. Der dritte Bereich umfasst alle anderen materiellen Themen. Die drei Bereiche und 21 Themen spiegeln sich in unseren Geschäftsprioritäten wider. Sie werden im Bericht jeweils zu Beginn der Kapitel sowie unter dem Geltungs bereich der GRI hervorgehoben. Durch kon - krete Mass nahmen haben wir die Themen in unsere operativen Tätigkeiten überführt. Die Umsetzung messen wir anhand definierter Indikatoren.

    Siehe «Unsere Strategie», Seite 7

    Unsere 21 Themen mit hoher Bedeutung

    Erster Bereich: Themen, die für die langfristige Erfüllung unserer Kernaufgabe entscheidend sind

    · F+E-Pipeline-Strategie und personalisierte Medizin· Engagement und Bindung von Mitarbeitenden· Wachstumsstrategie für Schwellenländer und entwickelte Märkte· Strategie für das Produktportfolio· Patentpolitik· Verpflichtungen für Führungskräfte

    Zweiter Bereich: Einflussfaktoren, die für unseren Geschäftserfolg kurz- und mittelfristig massgebend sind

    · Preisgestaltung· Aufklärung über Krankheiten und deren Behandlung· Compliance. Wirksamkeit und Sicherheit von Medikamenten; Arzneimittelfälschungen· Supply Chain-Management· Sicherheit von Biosimilars· Nachhaltige Gesundheitsversorgung

    Dritter Bereich: zusätzliche materielle Themen

    · Vergütung Top-Management· Vergütungen und Zusatzleistungen· Organisatorische Effizienz· Verantwortung für die Umwelt· Gesellschaftliches Engagement· Unterstützung von Patientenorganisationen· Datentransparenz bei klinischen Studien· Vermeidung von Arbeitsunfällen

    Materialität:

    roche.com/de/

    materiality

    Wichtige

    Kennzahlen:

    roche.com/de/

    performance

    https://www.roche.com/de/investors/non-financial-reporting/materiality.htmhttps://www.roche.com/de/investors/non-financial-reporting/performance.htm

  • 4

    Beitrag zu den

    UN SDGs:

    roche.com/de/

    un-sdgs

    Nachhaltigkeit bei RocheNachhaltigkeit bedeutet, die Ziele des Einzelnen mit den Interessen der Gesellschaft in Einklang zu bringen. Die Bewahrung natürlicher Ressourcen trägt zu diesem Ziel bei. Indem wir nachhaltig handeln, leisten wir einen positiven Beitrag zur Entwicklung der Welt.

    https://www.roche.com/de/sustainability/our_performance/un-sdgs.htm

  • SDGs | Roche

    5

    * Weltgesundheitsorganisation | ** Alle Wachstumsraten sind zu konstanten Wechselkursen berechnet (CER; Durchschnittskurse 2016).

    Innovationen für Patientinnen und Patienten schaffen

    Ein vertrauenswürdiger Partner sein

    Ein gutes Arbeitsumfeld bieten

    Die Umwelt schützen

    Ein kontinuierliches Wachstum ermöglichen

    · 137 Millionen Patientinnen und Patienten mit Medikamenten von Roche behandelt · 19 Milliarden Tests mit Produkten von Roche durchgeführt· 30 Medikamente von Roche auf der WHO*-Liste der unentbehrlichen Medikamente

    · 41 neue Partnerschaften von Diagnostics· 118 neue Partnerschaften von Pharma· 100% der rund 1 000 geschäftskritischen Lieferanten haben Risikobeurteilung erhalten

    · 72% Positionierung bei Umfrageergebnissen im Bezug auf Mitarbeiterengagement· 28% Frauenanteil in Schlüsselpositionen· 24% der Führungskräfte in Schlüsselpositionen mit vielseitiger Berufserfahrung

    · 11% geringerer Wasserverbrauch seit 2015 · 9% geringerer Energieverbrauch seit 2015· 20% Verbesserung der Ökobilanz seit 2014

    · +5%** Konzernverkäufe· +3% Kernbetriebsgewinn· Führend bei der Nachhaltigkeit im Life-Sciences, Pharma und Biotechnologie Index

    (gemäss DJSI)

    Seit langem treten wir für Nachhaltigkeit ein. Wir tragen zu mehreren der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) bei.

    Beitrag zu

    SDG 3

    Beitrag zu

    SDGs 4, 5

    Beitrag zu

    SDGs 16, 17

    Beitrag zu

    SDGs 6, 7, 13

    Beitrag zu

    SDGs 8, 9

  • 6

    Wie wir arbeiten

    Unser FokusDie Behandlung auf Patienten zuschneiden

    Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Zeichen setzen

    Unsere Stärke Wissenschaftliche Kompetenz

    Unsere StrukturAuf Innovation ausgerichtet

    Unsere LeistungWert für Anspruchsgruppen schaffen

    Unsere EntscheidungsprozesseNachvollziehbar und transparent

    Was wir tun

  • Unsere Strategie | Roche

    7

    Unsere StrategieWir entwickeln Medikamente und Diagnostika, die Patientinnen und Patienten ein längeres und besseres Leben ermöglichen und zum medizinischen Fortschritt beitragen.

    Gemäss unserem Leitbild Doing now what patients need next bringen wir seit 120 Jahren den medizini schen Fort-schritt voran und entwickeln innovative Medika mente und Diagnostika. Patientinnen und Patienten stehen bei allem, was wir tun, seit jeher im Zentrum. Sie sind der Grund, warum wir täglich zur Arbeit kommen.

    Was wir tun Unser Fokus liegt auf einem Behandlungsansatz, bei dem wir für entsprechende Patientengruppen zum richtigen Zeitpunkt die passende Therapie bieten können. Mit Pharma und Diagnostics unter einem Dach haben wir ideale Voraussetzungen für die persona lisierte Medizin. Dank interner Expertise und strategischen Partner schaf-ten entwickeln wir diesen Ansatz weiter: Durch moderne Analysemethoden werden Daten aus diversen Quellen zusammengeführt, was eine erfolgreichere Forschung ermöglicht und zu besseren Therapie entscheidungen führt. Der Zugang zu unseren Produkten ist ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie, detaillierte Zugangspläne sind in unser lokales Geschäft integriert.

    Wir konzentrieren uns weiterhin auf verschreibungs-pflichtige Medikamente und auf In-vitro-Diagnostik und weiten unser Geschäft nicht auf Bereiche wie Gene rika, Biosimilars, rezeptfreie Medikamente oder Medizin technik aus. Wissenschaftliche Spitzenleistungen sind unsere Stärke. Wir unterscheiden uns von Wettbewer bern durch breit gefächerte und profunde Kenntnisse der Molekular-biologie, wirkungsvolle Verknüpfung unserer Expertise in Pharma und Diagnostik, vielfältige Forschungs metho den und eine langfristige Ausrichtung.

    Unsere Leistung besteht darin, dass wir für alle unsere Anspruchsgruppen Wert schaffen. Wir sind ein bevor zugter Partner und bringen grossen medizinischen Nutzen für Patienten, Ärzteschaft und Kostenträger. Wir bieten ein attraktives Arbeits-umfeld für Mitarbei terinnen und Mitarbeiter, haben nachhaltigen Einfluss auf die Gesellschaft und schaffen eine überdurch schnitt liche Aktienrendite für unsere Investoren.

    Wie wir arbeiten Nur Menschen mit Integrität, Mut und Leidenschaft können etwas für Patienten bewegen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sagen mit Stolz: Wir sind Roche. Eine Vielfalt von Menschen und Kulturen ist charakteristisch für unser Unternehmen. Sie fördert Ideen reichtum und unterschiedliche Ansätze. Wir schaffen ein Umfeld, in das sich jeder einbezogen fühlt.

    Unsere Entscheidungsprozesse beruhen auf einem transparenten Dialog, und wir legen grossen Wert auf klare Zuständigkeiten, um die Verantwortung jedes Einzelnen zu stärken.

    Unsere Struktur ist auf Innovation ausgerichtet. Eigenstän dige Forschungs- und Entwicklungszentren sowie Allianzen mit mehr als 200 externen Partnern fördern unsere Forschungsvielfalt und Flexibilität. Dank unserer globalen Präsenz können wir dafür sorgen, dass unsere Medikamente und Diagnostika die Patientinnen und Patienten rasch erreichen.

  • 8

    Bessere medizinische Versorgung dank DigitalisierungDer digitale Wandel bringt enorme Fortschritte in Forschung und Entwicklung, bei der Patienten versor-gung, deren Einbeziehung sowie den Therapieergebnis-sen. Die steigende Nachfrage nach Gesundheitsleis-tungen macht diesen Wandel auch aus wirtschaftlichen Gründen dringend erforderlich. So lagen die weltweiten Gesundheits ausgaben 2015 bei USD 7 Billionen, bis 2020 steigen sie voraussichtlich auf USD 8,7 Billionen.1

    Technische Entwicklungen wie das Internet, künstliche Intelligenz, Robotik und vernetzte Daten können auch im Gesundheitswesen enormen Fortschritt bewirken. Innovative Analytik eröffnet der personalisierten Medizin ganz neue Dimensionen, und Behandlungs-konzepte erreichen eine bisher nicht mögliche Präzision. Mit Hilfe dieser Entwicklungen werden Ressourcen effizienter genutzt und Therapien besser an die Anfor-derungen angepasst. Dies bringt viele Vorteile, von individuellen Therapieplänen bis hin zur besseren Behandlung chronischer Erkrankungen.

    Als innovationsorientiertes Unternehmen treiben wir diese Entwicklungen in den Bereichen der Diagnostika und Arzneimittel massgeblich voran. Dabei beeinflusst die digitale Revolution insbesondere vier Bereiche:

    1. Wandel bei klinischen Studien Im Jahr 2017 führte Roche klinische Studien mit mehr als 295 000 Patientinnen und Patienten durch. Wir möchten die Studienteilnahme vereinfachen sowie die damit verbundenen Belastungen für Teilnehmende und Kliniker minimieren.

    Die Digitalisierung trägt hierzu entscheidend bei. So können Patientinnen und Patienten zunehmend von zuhause aus an klinischen Studien teilnehmen. Der Austausch zwischen Arzt und Patient erfolgt zum Teil per Telekommunikation, unterstützt durch digitale Diagnose- und Tracking-Tools für Fernunter-suchungen. Dies senkt die Reise- und Wartezeiten der Patientinnen und Patienten erheblich. Wir testen innovative Studien designs, bei denen verschie dene Daten fort laufend erhoben und zurückgemeldet werden, um die Studie zu optimieren und die besten Kombinationstherapien zu identifizieren. Dies ermög-licht zudem, Medikamente effizienter zu entwickeln und zie l gerichteter einzusetzen.

    2. Bessere TherapieergebnisseVerbesserte Diagnoseverfahren, gezielt wirkende Medikamente und Kombinationstherapien erhöhen die Vielfalt möglicher Behandlungen. Die daraus resul tierende Komplexität erfordert jedoch Instrumente, die Entscheidungsprozesse erleichtern. Umfassende Datenanalysen ebnen der personalisierten Medizin neue Wege. Roche kooperiert mit Unternehmen wie Flatiron Health, Foundation Medicine, Inc. (FMI) und GE Healthcare, um die Arzneimittelentwicklung und Therapie entscheidungen mit innovativen Analyse-methoden zu unterstützen. In Kooperation mit FMI haben wir einen blutbasierten Test entwickelt, mit dem Mutationen von Tumoren nachgewiesen werden können. Erste Daten verbessern bereits heute unser Verständnis des Immun systems. Dieser neue Test wird uns künftig helfen, die Behandlungen und Kombina tionstherapien noch besser auf die zu behandelnde Person auszurichten.2

    Marktumfeld

  • Marktumfeld | Roche

    9

    Durch moderne Diagnostika wie Point-of-Care-Systeme, Datenkonnektivität und Fernüberwachung können Krankheiten früher erkannt, sowie gezielter und wirksamer behandelt werden. So ermöglicht unsere Online- Platt form für das digitale Diabetesmanagement schnellere Therapieentscheidungen und verbessert die Kommuni kation des Fachpersonals mit Patienten. Weiterhin hat Roche die Anwendungssoftware Navify Tumor Board eingeführt. Das Navify Tumor Board soll interdiszi plinäre Teams im Krankenhaus, sogenannte Tumour Boards, dabei unterstützen, Krebsfälle besser zu beurteilen und die besten Behandlungsoptionen für jeden einzelnen Patienten zu bestimmen.

    3. Mehr Eigenständigkeit für PatientenPatientinnen und Patienten können ihre Gesundheit dank neuer Technologien selbst in die Hand nehmen, z. B. durch Selbstmanagement, besseren Zugang zu

    Informationen, Vernetzung mit anderen Betroffenen sowie Therapieüberwachung und grössere Therapie-treue. Gesundheits-Apps, Sensoren und digitale Biomar ker sind wertvolle Informations- und Daten-quellen und lassen sich leicht bedienen. Roche hat u. a. eine App entwickelt, mit der Personen mit Parkinson Symptomschwankungen auch ohne Klinikaufenthalt kontinuierlich messen können.

    Künftig werden die Menschen besser über ihr geneti-sches Profil, ihre Erkrankungen und individuell für sie verfügbare Therapien informiert sein.

    4. Effizienz im GesundheitswesenTechnischer Fortschritt ermöglicht schnellere, präzi sere Diagnosen und Therapien sowie höhere Erfolgsquoten. Ausserdem werden unnötige Behandlungen vermieden, wodurch die Effizienz erheb lich steigt.

    1 The Economic Intelligence Unit. World Industry Outlook. Healthcare and Pharmaceuticals, Juni 2016. | 2 European Society for Medical Oncology

    Congress, 8–12 September 2017, Madrid, Spanien.

    Unsere Experten haben eine Plattform entwickelt, die mit modernster Bildgebung sichtbar macht, wie neue Wirkstoffe im Inneren von Tumoren wirken, und deren Effekt

    in Patienten dokumentiert. Komplexe Informationen werden digitalisiert und unterstützen Entscheidungsprozesse bei der Medikamentenentwicklung.

  • 10

    Roche nutzt digitale Technologien zur dauerhaften Effizienzsteigerung, sei es bei der Optimierung klini-scher Studien durch tiefgehende Datenanalysen oder bei der Zulassung neuer Produkte. Unsere Investitio nen in die Digitalisierung sind Teil unserer Aktivitäten, inno vative Produkte zu entwickeln. Gleichzeitig arbei-ten wir daran, wissenschaftliche Zusammenhänge besser zu verstehen, Daten schneller zu interpretieren und neue Technologien so einzusetzen, dass Patientin-nen und Patienten schneller geeignete Therapien erhalten können.

    Unser Geschäftsmodell für InnovationenUm Patientinnen und Patienten auch künftig innovative Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können, investieren wir jährlich etwa ein Fünftel unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklung.

    Seit Ende 2015 haben wir erfolgreich sechs neue Medika mente sowie zahlreiche diagnostische Tests, Instrumente und Dienstleistungen auf den Markt gebracht. Dies verdanken wir unserer intensiven Forschung in Bereichen mit hohem medizinischem Bedarf und unseren kombinierten Stärken in Pharma und Dia gnostik. Zudem verfügen wir in den beiden Divisionen Pharma und Diagnostics über eine umfangreiche, vielversprechende Produktpipeline.

    Investitionen von heute – Hoffnung für morgenUnser Fokus liegt auf Behandlungsbereichen, in denen wir einen wesentlichen Beitrag für die Gesell-schaft leisten können. Dazu zählen Erkrankungen des zen tra len Nervensystems wie die Alzheimer-Krank-heit oder Autismus. In beiden Bereichen betreiben wir Studien mit erheblichem Investitionsaufwand. In der Division Diagnostics verfolgen wir unsere Vision des inte grier ten Labors (Integrated Core Lab), das eine Vielzahl von Tests vollautomatisch durchführt.

    Navify Tumor Board soll interdisziplinäre Teams im Krankenhaus dabei unterstützen,

    Krebsfälle besser zu beurteilen und die Behandlung individuell zu optimieren.

  • Marktumfeld | Roche

    11

    3 Angabe Dezember 2017. | 4 PRIME (PRIority MEdicines) ist ein Verfahren der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA), um die Entwicklung

    dringend benötigter neuer Medikamente zu unterstützen.

    Roche entwickelt in Bereichen mit hohem medi zini-schem Bedarf Medikamente auch gegen Erkrankungen, bei denen es seit Jahrzehnten keine medizini schen Fortschritte gegeben hat. Dazu zählen Blasen krebs (Tecentriq), multiple Sklerose (Ocrevus) sowie Riesenzellarteriitis (Actemra/RoActemra). Die FDA- Zulassung von Hemlibra im November bewirkt für Hämophilie-A-Patienten mit Faktor-VIII-Inhibitoren eine enorme Verbesserung der Lebensqualität. Unsere cobas Liat Point-of-Care-Tests liefern präzise Test-ergebnisse in kurzer Zeit und retten damit Leben.

    Der Nutzen von InnovationenWissenschaftliche und technologische Fortschritte und eine leistungsfähigere Datenverarbeitung helfen dabei, komplexe Therapien für Erkrankungen wie Krebs zu entwickeln, z. B. Immun- oder Kombina-tions thera pien. Damit diese Fortschritte genau die Personen erreichen, die sie am meisten benötigen, arbeiten wir gemeinsam mit vielen Anspruchsgruppen an Zugangs programmen und entwickeln flexiblere Preismodelle.

    Patente schützen unser geistiges Eigentum und erlauben eine kommerzielle Exklusivität unseres Produkt portfolios über einen begrenzten Zeitraum. So können wir unsere Investitionen in Forschung und Entwicklung amortisieren und als Unternehmen von diesem erforderlichen Innovationsaufschlag profi-tieren. Doch auch nach Ablauf des Patentschutzes sind die damit verbun denen Innovationen für die Gesell schaft von Nutzen. Biosimilars bzw. Generika sind dann meist zu niedrigeren Preisen erhältlich und noch mehr Menschen können mit diesen Arzneimit-teln behandelt werden. Der offene Wettbewerb von Original präparaten sowie Generika und Biosimilars trägt zudem zur nachhaltigen Finanzierbarkeit der Gesundheits systeme bei.

    Die WHO-Liste der unentbehrlichen Medikamente beinhal tet mehr als 400 Arzneimittel, davon sind 30 Medikamente von Roche.3 Diese sind für zahl- reiche Menschen verfügbar. So wurden seit der Markt -ein füh rung von Bactrim im Jahr 1969 mehr als eine Milliarde Menschen mit dem Originalpräparat behandelt, dazu zahllose Patientinnen und Patienten mit Generika versionen. Auch die von Roche entwi-ckelten weg weisen den PCR-Technologien, mit denen sich kleine DNA- bzw. RNA-Segmente effizient kopie-ren bzw. ver stär ken lassen, dienen nach Ablauf des Patent schutzes weiterhin Millionen von Menschen.

    Zulassungsbehörden in aller Welt führen flexiblere Verfahren für die schnelle Prüfung und Zulassung innovativer Medikamente ein. Der in den USA als Therapiedurchbruch und in der EU als PRIME be zeich nete Medikamentenstatus etwa senkt die Entwick lungszeiten für lebensrettende Medikamente erheblich.4 Dadurch kann Roche Investitionen schnel ler amortisieren und Mittel in andere Bereiche investieren, etwa in Studien über seltene Krankheiten wie spinale Muskelatrophie oder die Erdheim-Chester- Erkrankung.

    Wir schaffen Mehrwert durch Innovationen. Durch die Entwicklung von Produkten, die die Behandlung von Erkrankungen mit hohem medizinischem Bedarf verbessern, werden wir unseren Verpflichtungen nicht nur gegenüber den Aktionären, sondern gegenüber der gesamten Gesellschaft gerecht.

    Produkte für Krankheiten mit jahr-zehntelang ungedecktem Therapiebedarf

  • 12

    individuellen Patienten schnellstmöglich die beste Behandlung festzulegen.

    Die bemerkenswerten Fortschritte in beiden Divisionen sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass wir mit CHF 10,4 Milliarden erneut in unserer Branche am meisten in die Forschung und Entwick-lung investiert haben. Unsere Innovationskraft spiegelt sich auch im guten Finanzergebnis von CHF 53,3 Milliarden Umsatz und dem Kernbetriebs-gewinn von CHF 19,0 Milliarden wider. Der Rückgang des Konzerngewinns nach IFRS um 9%* ist auf Sonder-einflüsse wie Wertminderungen und Abschreibungen zurückzuführen.

    All unsere Bemühungen zielen aber ins Leere, wenn unsere Produkte nicht die Menschen erreichen, die sie benötigen. Seit Jahren setzen wir uns dafür ein, den Zugang zur Gesundheitsversorgung weltweit zu verbessern. Hierbei zeigt sich deutlich: Nur Dialog und Zusammenarbeit mit allen Beteiligten und Betrof-fenen bringen dauerhafte Verbesserungen. Wichtig ist auch, alle limitierenden Faktoren wie mangelhafte Infrastruktur, Ausbildung und fehlendes Krankheits-bewusstsein systematisch anzugehen. Ein zentrales Problem ist oft das Fehlen einer elementaren Gesund-heitsversicherung. Gemeinsam mit Partnern haben wir deshalb die Einführung privater Versicherungs-policen für die Behandlung von Krebs von China auf weitere asiatische Länder ausgedehnt. Gleichzeitig

    Trotz rasanter Fortschritte in Medizin und Wissen-schaft sind verbreitete Krankheiten wie Alzheimer noch immer nicht heilbar, haben weltweit 400 Millionen Menschen keinen Zugang zur medizinischen Grund-versorgung und erweisen sich Infektionskrankheiten, die wir für besiegt hielten, als behandlungsresistent. Vor diesem Hintergrund misst sich der Erfolg eines Geschäftsjahres für uns auch darin, inwieweit wir Lösungen für drängende medizinische Probleme finden.

    Im vergangenen Jahr konnten wir bedeutsame Fort schritte in der Medikamentenentwicklung erzielen. Insgesamt 19 Mal hat Roche in jüngerer Vergangenheit für Medikamente oder Wirkstoffe den Status des Therapiedurchbruchs erhalten, davon vier im Jahr 2017. Diesen Status, der eine raschere Zulassung in Aussicht stellt, erteilt die US-Gesundheitsbehörde FDA nur, wenn erste klinische Studiendaten eine viel-ver spre chende Wirkung bei schweren Erkrankungen zeigen. Bei diesem Gradmesser für Innovationskraft ist Roche führend.

    Angesichts der rasch wachsenden Datenmengen werden digitale Entscheidungshilfen in der medizini-schen Praxis immer wichtiger. Roche Diagnostics und GE Healthcare sind deshalb kürzlich eine langfristige strategische Partnerschaft eingegangen, um zunächst für die Onkologie und Intensivmedizin umfassende digitale Plattformen zu entwickeln. Diese sollen die Ärztinnen und Ärzte dabei unterstützen, für jeden

    Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre

  • Aktionärsbrief des Verwaltungsratspräsidenten | Roche

    13

    * Alle Wachstumsraten sind zu konstanten Wechselkursen berechnet (CER; Durchschnittskurse 2016).

    arbeiten wir mit Aufsichtsbehörden, Politik und Industrie zusammen, um neue Bedrohungen wie die Antibiotikaresistenz mit der Entwicklung neuartiger Diagnostika und Wirkstoffe zu bekämpfen.

    Viele dieser Aufgaben erfordern einen langen Atem. Nachhaltigkeit ist seit langem ein wichtiger Bestand-teil unserer Geschäftsstrategie. Dabei verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz: Wir wollen nicht nur den Therapiestandard, sondern auch den Zugang zu unseren Produkten laufend verbessern und nehmen gesellschaftliche Verantwortung in zentralen Bereichen wie Umweltschutz, in der Lieferkette sowie bei der Bindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wahr. Es freut uns, dass unsere viel fältigen Bemühungen für Nachhaltigkeit auch 2017 – das neunte Jahr in Folge – mit dem ersten Platz in den Dow Jones Sustainability Indices gewürdigt wurden.

    In Summe blicken wir auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück. Ich sehe Roche gut gerüstet, um auch in Zukunft mit Innovationen zu medizinischen Lösungen

    und einem effizienteren Gesundheitswesen beizutragen. Der Generalversammlung schlagen wir eine Erhöhung der Dividende auf 8,30 Franken je Aktie und Genuss-schein vor. Ihre Zustimmung vorausgesetzt, ist dies die 31. Erhöhung in Folge.

    Ich danke allen, die uns 2017 verbunden waren und sich gemeinsam mit uns für medizinischen Fortschritt und Zugang zur medizinischen Versorgung engagiert haben. Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich für ihren unermüdlichen Einsatz in diesem Jahr. Ihnen, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, danke ich herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen.

    Dr. Christoph FranzVerwaltungsratspräsident

    Video des

    Verwaltungs rats-

    präsidenten:

    roche.com/de/med-

    cor-2018-02-01.htm

    Nur die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten bringt dauerhafte Verbesserungen beim Zugang zur Gesundheitsversorgung.

    https://www.roche.com/de/med-cor-2018-02-01.htm

  • 14

  • Verwaltungsrat | Roche

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    Verwaltungsrat

    Bernard Poussot (1952) C, E

    Dr. Christoph Franz (1960) Präsident, C, D*, E

    Dr. Severin Schwan (1967) F

    Prof. Dr. Richard P. Lifton (1953) C, E

    Julie Brown (1962) B*, E

    Dr. Claudia Suessmuth Dyckerhoff (1967) A, B, E

    Anita Hauser (1969) A, E

    Paul Bulcke (1954) B, E

    Prof. Sir John Bell (1952) B, E

    Dr. Andreas Oeri (1949) Vertreter des bestehenden Aktionärspools, A*, E

    André Hoffmann (1958) Vizepräsident, Vertreter des bestehenden Aktionärspools, A, C*, D, E

    Peter R. Voser (1958) C, E

    A Corporate Governance- und Nachhaltigkeits-Ausschuss

    B Prüfungsausschuss

    C Vergütungsausschuss

    D Präsidium/Nominationsausschuss

    E Nichtexekutives Mitglied ohne Beteiligung an der Geschäftsführung

    F Exekutives Mitglied mit Beteiligung an der Geschäftsführung

    * Vorsitz des jeweiligen Ausschusses

    Der Verwaltungsrat per 31. Dezember 2017

  • 16

    verhindern oder aufhalten. Hemlibra wurde von der FDA im beschleunigten Verfah ren zugelassen und hat sich in neuesten Studien gegenüber gängigen Behandlungs methoden überlegen gezeigt. Jüngste wichtige Studien ergebnisse auf dem zukunftsweisen-den Gebiet der Krebsimmuntherapie zeigen zudem das Potenzial von Tecentriq zur Behandlung einer Reihe verschiedener Krebsarten.

    Zum Wachstum der Division Diagnostics hat wiede-rum die Immunologie wesentlich beigetragen. Das Portfolio für die vollautomatisierte Immun diagnostik haben wir weiter ausgebaut – ein weiterer Schritt zum Inte grated Core Lab, das Zentrallabors helfen wird, ihre Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

    Die Digitalisierung des Gesundheitswesens bietet uns die Chance, die Personalisierung der Medizin schneller voranzutreiben. Die Analyse von anonymi-sierten Patientendaten aus Arztbesuchen, Kranken-akten und anderen Quellen, sogenannten Real-World Data, wird mittel- und längerfristig einen deutlichen Innovationsschub auslösen. Allein mit unseren dia-gnostischen Produkten wurden im Jahr 2017 mehr als 19 Milliarden Tests durchgeführt. Letztes Jahr wurden 137 Millionen Patienten mit unseren Medikamenten behandelt, mehr als 295 000 nahmen an klinischen Studien teil. Dahinter liegt ein enormer Datenschatz, den wir für Forschung und Entwicklung divisions-übergreifend besser nutzen wollen. Dafür braucht es

    Das Jahr 2017 war ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr für Roche – hinsichtlich der Finanzergebnisse, aber vor allem auch, was die Entwicklung neuer Medikamente und Diagnostika angeht. Das ist nicht nur rück blickend eine gute Nachricht. Es ist auch eine solide Basis, um die Zukunft selbstbewusst anzugehen. So haben wir die Voraussetzung geschaffen, um bessere, noch konse quentere personalisierte Gesundheitslösungen anzubieten und damit den Wandel in der Gesund-heitsbranche aktiv mitzugestalten.

    Unsere Wachstumsziele konnten wir in beiden Divisio-nen übertreffen. Dass 65%* des Wachstums der Division Pharma von den neuen Produkten Ocrevus, Tecentriq und Alecensa stammen, ist erfreulich und zeigt, dass wir die angestrebte Portfolioerneuerung konsequent umsetzen. Regional haben die Pharma-Verkäufe in den USA besonders stark zugelegt, während die Verkäufe der Division Diagnostics vor allem in China deutlich zugenommen haben.

    Besonders freut mich, dass wir erneut in Bereichen mit grossem medizinischem Bedarf neue Produkte einführen konnten. So haben Patientinnen und Patien ten mit multipler Sklerose mit dem neu zuge-lassenen Ocrevus Zugang zu einer wirkungsvollen Thera pie. Das innovative Hemlibra schliesst eine wesentliche Lücke in der Behandlung der schweren Blutgerinnungsstörung Hämophilie A. Es kann bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern Blutungen

    Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre

  • Aktionärsbrief des CEO | Roche

    17

    * Alle Wachstumsraten sind zu konstanten Wechselkursen berechnet (CER; Durchschnittskurse 2016).

    Das Wachstum unserer neuen Produkte zeigt, dass wir die Portfolioerneuerung konsequent umsetzen.

    eine enge Zusammenarbeit mit Gesundheitsversorgern, Kranken kassen und Behörden – entsprechend haben wir unsere Partnerschaften in diesem Bereich auch im vergangenen Jahr weltweit weiter ausgebaut.

    Die Konstante im Wandel ist die Bedeutung, die unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Unternehmen einnehmen. Sie haben im vergangenen Jahr hohe Flexi-bilität bewiesen und gezeigt, dass sie unsere Zukunft engagiert mitgestalten wollen. An unserer internen Mitarbeiterumfrage haben 90% aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit teilge nommen; 82% haben angegeben, sie seien stolz darauf, für Roche zu arbeiten – das sehen wir als Bestätigung und zugleich Ansporn, in unseren Anstrengungen als bevorzugter Arbeitgeber nicht nachzulassen, um die besten Talente unserer Branche zu gewinnen und zu halten.

    Für 2018 zeichnet sich eine Phase des Übergangs ab: Wie seit langem absehbar, erwarten wir mehr Konkur-renz durch Biosimilars für unsere Krebsmedikamente MabThera/Rituxan und Herceptin, zunächst vor allem

    in Europa. Gleichzeitig erneuern wir konsequent unser Portfolio mit innovativen Produkten. Auch wenn die Herausforderungen steigen, sehen wir uns gut aufgestellt, um uns dank unserer Innovations kraft gut zu behaupten.

    Roche erwartet ein Verkaufswachstum im stabilen bis tiefen einstelligen Bereich (zu konstanten Wechselkursen). Für den Kerngewinn je Titel wird ein Wachstum im hohen einstelligen Bereich angestrebt (zu konstanten Wechsel-kursen). Ohne den Einfluss der US-Steuerreform wird ein Wachstum des Kerngewinns je Titel angestrebt, das weit-gehend dem Verkaufswachstum entspricht. Roche ist bestrebt, die Dividende in Schweizer Franken zu erhöhen.

    Ihnen, sehr verehrte Aktionärinnen und Aktionäre, danke ich für Ihr Vertrauen in unser Unternehmen.

    Dr. Severin Schwan Chief Executive Officer

    Video des CEO:

    roche.com/de/med-

    cor-2018-02-01.htm

    https://www.roche.com/de/med-cor-2018-02-01.htm

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  • Konzernleitung | Roche

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    Konzernleitung

    Dr. Stephan Feldhaus* (1962)Leiter Group Communications

    Dr. Alan Hippe (1967)Chief Financial und IT Officer

    Osamu Nagayama* (1947) Verwaltungsratspräsident und CEO Chugai

    Dr. Gottlieb A. Keller (1954)General Counsel

    Roland Diggelmann (1967)CEO Roche Diagnostics

    Cristina A. Wilbur (1967)Leiterin Group Human Resources

    Daniel O’Day (1964) CEO Roche Pharma

    Dr. Michael D. Varney* (1958) Leiter Genentech Forschung und Frühe Entwicklung (gRED)

    Dr. Severin Schwan (1967)CEO der Roche-Gruppe

    Dr. Sophie Kornowski-Bonnet* (1963)Leiterin Roche Partnering

    Prof. Dr. John C. Reed* (1958) Leiter Roche Pharma Forschung und Frühe Entwicklung (pRED)

    * Mitglied der Erweiterten Konzernleitung

    Die Konzernleitung per 31. Dezember 2017

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  • Geschäfts entwicklung | Roche

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    Drei kürzlich zugelassene Medikamente haben wesentlich zum Wachstum beigetragen, und wichtige Produkte zeigen zweistelliges Wachstum.

    Geschäftsentwicklung

    Themen mit hoher Bedeutung in diesem Kapitel:

    • Strategie für das Produktportfolio • Wachstumsstrategie für Schwellenländer und entwickelte Märkte

    Beitrag zu den UN SDGs

  • 22

    Die Konzernverkäufe erhöhten sich 2017 um 5%* auf CHF 53,3 Milliarden. Das Wachstum des Kern-betriebsgewinns um 3% und des Kerngewinns je Titel um 5% reflektiert die gute Geschäftsentwicklung. Der Konzerngewinn nach IFRS ging um 9% zu kon-stanten Wechselkursen zurück. Das Ergebnis nach IFRS enthält kernergebnisfremde Wertminderungen von Goodwill und immateriellem Anlagevermögen sowie Abschreibungen auf immaterielles Anlage-vermögen.

    Die Verkäufe der Division Pharma stiegen um 5% auf CHF 41,2 Milliarden. Die neu eingeführten Medi-kamente Ocrevus, Tecentriq und Alecensa haben mit CHF 1,4 Milliarden an zusätzlichem Umsatz zusammen 65% des divisionalen Wachstums generiert. Auch die Verkäufe von Perjeta wuchsen erneut kräftig. Dem standen Umsatzrückgänge bei Tarceva und Avastin gegenüber.

    In den USA stiegen die Verkäufe um 10% mit Ocrevus, Tecentriq, Xolair und MabThera/Rituxan als den wichtigsten Wachstumsträgern. In Europa gingen die Umsätze um 2% zurück. Dies war hauptsächlich durch niedrigere Verkäufe bei MabThera/Rituxan bedingt, die aus der Konkurrenz mit Biosimilars resul tierten. Die Region International erzielte ein Umsatzwachstum von 4%, welches von den Teilregio-nen Lateinamerika und Asien-Pazifik getragen wurde.

    In Japan stiegen die Verkäufe um 3%, angeführt von Alecensa als wichtigstem Wachstumstreiber.

    Die Division Diagnostics steigerte ihre Verkäufe um 5% auf CHF 12,1 Milliarden. Den grössten Beitrag dazu leistete der Geschäftsbereich Centralised and Point of Care Solutions (+7%), dessen Segment Immun diagnostik (+13%) das Wachstum anführte. Die Umsatzzuwächse der Division wurden von der Region Asien-Pazifik (+15%) angetrieben, mit einem weiterhin starken Wachstum in China (+21%). In der Region EMEA erhöhten sich die Verkäufe um 2% und in Lateinamerika um 10%. In Nordamerika blieben sie stabil.

    Wichtige Zulassungen in der Division PharmaDie FDA erteilte 2017 die US-Zulassung für zwei neue Medikamente, und zwar für Ocrevus gegen die schubförmige und die primär progrediente Form der multiplen Sklerose sowie für Hemlibra für Hämophilie- A-Patienten mit Faktor-VIII-Inhibi toren.

    Zudem erhielten mehrere bestehende Medikamente Indikationserweiterungen. Unter anderem erteilte die US-FDA die Zulassung für Perjeta, in Kombination mit Herceptin und Chemotherapie zur postoperativen Behandlung von HER2- positivem Brustkrebs im Früh stadium bei Patientinnen mit hohem Rückfall-risiko. In den USA wurden Zulassungen für Alecensa bei

    G ute Ergebnisse in beiden Divisionen

  • Geschäfts entwicklung | Roche

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    Mole kulardiagnostik, Koagulationsmessung, Hämato-logie- und Point-of-Care-Diagnostik verbinden und ausbauen. Das integrierte Labor verbessert Effizienz, Leistungsum fang und Qualität in der Labordiagnostik massgeblich.

    Aktivitäten zur Effizienzsteigerung werden durch einen weiteren Ausbau unseres Testportfolios unter-stützt. Dazu gehören neue Tests für unser cobas Liat System. Diese Tests stellen einen Durchbruch dar, da Ergebnisse sehr rasch vorliegen. Dies ist insbe sondere für Risiko patienten mit lebensbedrohlichen Infektions-krank heiten wichtig, da es mit herkömmlichen Diagnose optionen mehrere Stunden dauern kann, bis Ergebnisse verfügbar werden.

    einer bestimmten Form von Lungenkrebs und Gazyva/Gazyvaro bei einer Form von Lymphom erteilt.

    In der EU erhielt unter anderem Alecensa die Zulassung für die Erstlinienbehandlung einer Form von fort geschrittenem Lungenkrebs. Im Januar 2018 wurde Ocrevus zur Behandlung sowohl der schub-förmigen als auch der primär progredienten Form der multiplen Sklerose in der EU zugelassen und die CHMP erteilte die Empfehlung zur Zulassung von Hemlibra.

    Integrierte Diagnostik Fünf neue Testsysteme ermöglichen weitere Verbesse-rungen bei der Automatisation und Vernetzung der Labors. Durch diese innovative Labortechnik können wir noch mehr Bereiche der Diagnostik wie etwa

    Wichtige Fortschritte in unserer Pipeline wurden 2017 erzielt: Zulassungen neuer Medikamente, Indikationserweiterungen und positive Ergebnisse wichtiger klinischer

    Studien. Studienergebnisse zur Krebsimmuntherapie reflektieren das Potenzial von Tecentriq bei verschiedenen Formen von Krebs.

    * Alle Wachstumsraten sind zu konstanten Wechselkursen berechnet (CER; Durchschnittskurse 2016).

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    Der Geschäftsbereich Centralised and Point of Care Solutions (+7%*) war der Hauptwachstumsträger der Division. Der Bereich Integrated Serum Work Area, mit den Segmenten Immundiagnostik (+13%) und klini sche Chemie (3%), trieb das Wachstum an.

    Im Geschäftsbereich Molecular Diagnostics erhöhten sich die Verkäufe um 4%. Die Bereiche HPV-Screening (HPV = humanes Papillomavirus) und Blut-Screening wuchsen um 15% bzw. 1%. In der Virologie waren die Verkäufe stabil; starkes Wachstum bei HIV-Tests wurde durch niedrigere Verkäufe bei HCV-Tests

    infolge des Basis effekts hoher Umsätze im Jahr 2016 kompensiert.

    Im Bereich Tissue Diagnostics erhöhten sich die Verkäufe um 11%. Das Advanced-Staining-Portfolio steigerte seine Umsätze um 11% und der Bereich Primary Staining um 12%. Auch die Verkäufe von Begleitdiagnostika erzielten ein Plus von 13%.

    Die Verkäufe im Geschäftsbereich Diabetes Care sanken infolge schwieriger Marktbedingungen um 4%, vor allem in Nordamerika.

    D ie Verkäufe der Division Diagnostics sind deutlich um 5% auf CHF 12,1 Milliarden gestiegen. Wichtigste Umsatzträger 2017 (CHF Millionen)

    3 813 +13%

    1 965 -4%

    1 733 +3%

    779 +11%

    642 0%

    VentanaAdvanced Staining

    cobas Virologie

    cobas Immundiagnostik

    Accu-Chek Diabetes Care

    cobasKlinische Chemie

  • Geschäfts entwicklung | Roche

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    Länder waren von ihrem jeweiligen Entwicklungs-stand beeinflusst. In mehreren afrikanischen Staaten wurden in Zusammenarbeit mit der WHO oder UNAIDS und Partnern aus der Industrie medizinische Zugangsprogramme gestartet. Roche unterstützt diverse Initiativen mit nachhaltigen Lieferverträgen. Die Verkäufe bei Diabetes Care gingen in der Region zurück, in einzelnen Ländern stiegen sie jedoch.

    In Lateinamerika verzeichneten alle Geschäftsbereiche wachsende Verkäufe, auch Diabetes Care.

    In Nordamerika führte der Bereich Tissue Diagnostics das Wachstum an. Im Laborgeschäft sowie in der dezentralisierten Blutgerinnungsüberwachung baute Roche die Marktanteile in der Region weiter aus, dies auch infolge der Einführung neuer Produkte. Gegenläufig wirkten sich geringere Umsätze bei Diabe tes Care aus, die aufgrund des anhaltenden Preisdrucks zurückgingen.

    Das Wachstum in Japan wurde von Centralised and Point of Care Solutions getragen, während die Verkaufszahlen bei Diabetes Care rückläufig waren.

    Beiträge der RegionenEin verbesserter Zugang zur Gesundheitsversorgung und Diagnostik, demografische Veränderungen und Fortschritte in Wissenschaft und Technologie erhöhen weltweit die Nachfrage nach Diagnostika. Als führendes Unternehmen im Bereich der In-vitro-Diagnostik ist Roche gut positioniert, um diese Marktdynamik zu nutzen. Allerdings führen Budgetbegrenzungen der öffentlichen Kostenträger zu Konsolidierungen bei Labors und Krankenhäusern, was bei Diagnostika- Anbietern für anhaltenden Preisdruck sorgt. Die Zahl der Menschen mit Diabetes wächst rapide. Gleichzeitig steigt das Bewusstsein für die Krankheit und für die Notwendigkeit einer Blutzuckerüberwachung.

    Die Region Asien-Pazifik ist der wichtigste Wachs-tumstreiber der Division, angeführt von Produk ten für die Immunchemie. Fast die Hälfte des absoluten Umsatzwachstums entfiel auf China, und in den meisten anderen Märkten dieser Region stiegen der Zugang zur Diagnostik und das Testvolumen. Die Verkäufe von Diabetes Care nahmen zu.

    In der Region EMEA erhöhten sich die Verkäufe, vor allem im Laborgeschäft. Die Beiträge der einzelnen

    * Alle Wachstumsraten sind zu konstanten Wechselkursen berechnet (CER; Durchschnittskurse 2016).

    Nordamerika

    Lateinamerika

    Europa, Nahost und Afrika (EMEA)

    Japan

    0%

    +10% +15%

    +2%

    +2%

    Asien-Pazifik

    Das Verkaufswachstum der Division Diagnostics wurde erneut vor allem von der Region Asien-Pazifik getragen.

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    Das integrierte Labor von Roche steigert die Effizienz und Qualität der Labor-dienstleistungen unserer Kunden enorm.

    Im Mai erhielt das Modul cobas e 801 die FDA- Zulassung. Dies steigert den Erfolg des Systems auch auf Märkten, auf denen es bereits eingeführt wurde, und stärkt unsere ICL-Lösungen. Das Modul ist mit seiner hohen Flexibilität von grossem Nutzen. Es ermöglicht einen hohen Testdurchsatz im Dauerbetrieb und senkt gleichzeitig das Abfallaufkommen für eine umweltfreundlichere Diagnostik.

    Ebenfalls im Mai haben wir die Avenio ctDNA Analysekits für zirkulierende Tumor-DNA auf den Markt gebracht. Das Kit umfasst drei Flüssigbiopsie- Assay-Kits für das Next Generation Sequencing (NGS) zum Einsatz in der Krebsforschung. Die Kits weisen alle vier Mutationskategorien mit hoher Empfindlich-keit nach. Damit lassen sich innerhalb von fünf Tagen Profile der genomischen Komplexität verschiedener Krebs stadien und Tumortypen erstellen. Im Juli haben wir das Avenio Millisect System eingeführt. Dieses Instrument zur Gewebedissektion isoliert in einem automatisierten, digital unterstützten Verfahren zuverlässig und effizient klinisch relevante Zellen für die Diagnose.

    Bei Diabetes, einer grossen Belastung für das Gesundheits wesen, setzen wir uns für ein besseres Diabetesmanagement ein.1 Durch das integrierte Diabetes management wollen wir Patienten mehr Zeit im therapeutischen Bereich ermöglichen.

    Neueste Technik für Labors Wir entwickeln neue, integrierte Diagnostiklösungen, um die Herausforderungen von heute zu bewältigen und die Bedürfnisse von morgen zu bedienen. Durch eine erweiterte Labortechnik können wir noch mehr Bereiche der Diagnostik wie etwa Molekulardiagnostik, Koagulationsmessung, Hämatologie- und Point-of- Care-Tests verbinden und ausbauen. Das integrierte Labor (ICL) verbessert Effizienz, Leistungsumfang und Qualität in der Labordiagnostik massgeblich.

    Seit Januar 2017 ist cobas m 511 in Ländern erhältlich, die die CE-Kennzeichnung* anerkennen. Das neue Instru ment für die automatisierte Blutbildanalyse ist unser erstes Produkt für den Hämatologie-Markt. Das System erkennt, zählt, isoliert und klassifiziert auffällige Zellen in Patientenproben. Damit stehen in kürzester Zeit präzisere und verlässlichere Ergebnisse zur Verfügung. Insgesamt reduziert sich so der Bedarf an aufwändigen mikroskopischen Blutuntersuchungen, und die Patientendiagnose wird optimiert.

    Technik im Dienste der GesundheitDiagnostics

  • Geschäfts entwicklung | Roche

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    Roche bietet ein umfangreiches Portfolio an Tests für die Gesundheit von Frauen an,

    einschliesslich Tests auf Schwangerschaft, Knochengesundheit und Krebserkrankungen.

    Die Akquisition von mySugr GmbH, Österreich, unterstützt diese Strategie. Die Akquisition von Viewics, Inc., USA, ermöglicht es Roche, die führende Position im integrierten Labor weiter auszubauen. Mit modernster Analysesoftware können Labors ihre Geschäftsabläufe und Prozesse noch besser steuern.

    Im Dezember wurde eine strategische Partnerschaft mit GE Healthcare vereinbart. Ziel ist die gemein-schaftliche Entwicklung und Vermarktung von Soft-ware zur Unterstützung klinischer Entscheidungen. Der Fokus liegt zunächst auf der Beschleunigung und Verbesserung von Behandlungsentscheidungen bei Patientinnen und Patienten mit Krebs oder in der Intensivmedizin.

    FrauengesundheitDank erweiterten Zugangs zur Gesundheitsversorgung profitieren Frauen in aller Welt von einer Verbesserung der Krankheitsprävention, des Screenings und der Diagnose. Roche bietet ein umfassendes Portfolio an Fertilitäts- und Schwangerschaftstests sowie Tests für die Bereiche Knochengesundheit und Brust-, Eierstock- und Gebärmutterhalskrebs an.

    Im Februar haben wir den Elecsys AMH Plus Immuno assay eingeführt, das erste CE-gekennzeich-nete Begleit diagnostikum für die Fruchtbarkeits-behandlung.

    Im März haben wir für die IVD-(In-vitro- Diagnostik-)Systeme cobas 6800/8800 den HPV-Test für das Gebärmutterhalskrebs- Screening in Ländern ein-geführt, die die CE-Kennzeichnung anerkennen. Mit diesem HPV-DNA-Test haben Labors die Möglichkeit,

    zeitgleich andere bereits eingeführte cobas Assays für Infek tionskrankheiten durchzuführen.

    Im April erteilte die FDA die 510(k)-Zulassung für den CINtec Histology Test. Es ist der einzige klinisch validierte p16-Biomarker-Test, der Pathologen hilft zu beurteilen, welche Frauen wegen Vorstufen von Gebär-mutterhalskrebs behandelt werden sollten. Der Test ist Teil unseres Portfolios für Gebärmutterhals krebs, zu dem auch der cobas HPV-Test und der CINtec Plus  Cytology Test (in den USA nicht als IVD- Test erhältlich) zählen. Der CINtec Histology Test wird mit den BenchMark IHC/ISH Instrumenten durch-geführt. Anhand einer Gewebeprobe wird ermittelt, ob eine hochgradige Zervixerkrankung vorliegt. Der p16- Biomarker ermöglicht eine eindeutigere Diagnose und liefert klare visuelle Anzeichen für präkanzeröse zervikale Läsionen, die bei einer Hämatoxylin- Eosin- Färbung übersehen werden können.

    * CE-Kennzeichnung: Produkte entsprechen Rechtsanforderungen der EU. | 1 www.who.int/mediacentre/factsheets/fs312/en/

    http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs312/en/

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    einer symptomatischen CMV-Infektion. Der cobas CMV-Test entspricht dem ersten internationalen WHO-Standard für eine klinikübergreifende Harmoni sierung von CMV-Testergebnissen. Neben dem CMV-Assay bietet cobas 4800 ein umfassendes Testmenü, das Viruslast-Assays für HIV-1, HCV, HCV-Genotypisierung und HBV umfasst.

    Im Juli wurde das Menü von cobas Liat durch die CE-Einführung des cobas MRSA/SA-Tests für die qualitative Detektion und Differenzierung des Bakteri ums Staphylococcus aureus (SA) und seiner Methicillin- resistenten Form (MRSA) am Point of Care erweitert. 53 Millionen Menschen weltweit tragen MRSA in sich. Es handelt sich um einen der häufigsten antibiotika resistenten Erreger. In Europa erkranken jährlich über 150 000 Patienten an MRSA-Infektionen, was mehr als 1 Million zusätzliche Tage im Kranken-haus und mehr als 380 Millionen Euro zusätzliche Kosten verursacht.3 Da das cobas Liat System ein rasches Screening und Überwachen von MRSA und SA ermöglicht, ist es ideal für den Ein satz in der Notfall medizin und auf der Intensiv station. Mit her-kömmlichen Tests kann es über 24 Stunden dauern, bis Ergebnisse vorliegen. Der cobas Liat Test benötigt nur 30 Minuten. Er kann somit das Über tragungs-risiko vor Aufnahme sowie im Krankenhaus senken.

    Im Juli haben wir auch die ersten CE-gekennzeichneten, qualitativen HIV-1/HIV-2-Diagnosetests zur Nutzung auf den vollautomatisierten Systemen cobas 6800/8800

    Infektionskrankheiten stellen eine ernsthafte, wachsende Bedrohung dar. Laut WHO fehlen weltweit wirksame Antibiotika zur Bekämpfung zunehmend resistenter Bakterien.2 Heute ermöglichen effiziente, automatisierte Tests präzise Diagnosen, dank derer der Antibiotikaeinsatz und die Verbreitung von Infektions-krankheiten entscheidend eingedämmt werden können.

    Im April haben wir in Ländern, die das CE-Kennzeichen anerkennen, das cobas Liat System für vier Infektions-krankheiten eingeführt. Es ist der erste PCR-Nuklein-säuretest, mit dem das Bakterium Clostridium difficile in nur 20 Minuten nachgewiesen werden kann. Bei diesem Erreger ist eine rechtzeitige Diagnose entschei-dend, da er als eine der häufigsten Ursachen nosoko-mialer Infektionen gilt. Diese können insbesondere für Risiko patienten schnell lebensbedrohlich werden. Das cobas Liat System stellt einen Durchbruch dar, denn mit herkömmlichen Diagnose optionen kann es mehrere Stunden dauern, bis Ergebnisse vorliegen. Zum Portfolio für Atemwegs erkrankungen zählen die cobas Liat Tests cobas Strep A, cobas Influenza A/B und RSV.

    Im Juni haben wir die Zulassung für Zytomegalie- Viruslasttests (CMV) mit cobas 4800 in Ländern erhalten, die die CE-Kennzeichnung akzeptieren. Bei Transplantationspatienten ist CMV die häufigste schwere Virusinfektion; sie kann lebensbedrohlich verlaufen. Bei 20% bis 60% der Patientinnen und Patien ten mit Organtransplantation kommt es zu

    Erweiterung unseres breiten Portfolios Tests auf Infektionskrankheiten

  • Geschäfts entwicklung | Roche

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    eingeführt. Mit den Tests können medizinische Fachkräfte HIV-1 von HIV-2 unterscheiden und so die Behandlungsmöglichkeiten anhand des HIV- Subtyps optimieren.

    Im September haben wir Pläne zum sofortigen Start des Spenderblut-Screenings mit dem cobas Babesien- Test im Rahmen des Antrags auf Prüfung eines neuen Arzneimittels bekanntgegeben. Der auf den cobas 6800/8800 Systemen durchgeführte Test erlaubt die direkte Erken nung von Babesien- DNA und -RNA im Vollblut einzelner Blutspender. Babesien  sind Parasiten, die vor allem durch den Biss infizierter Zecken, aber auch durch Bluttrans-fusionen oder von der Mutter auf den Fötus über-tragen werden. Babesien infizieren und zerstö ren rote Blutkörperchen.

    Im Oktober erfolgte die FDA-Zulassung für den cobas Zika-Test für die Systeme cobas 6800/8800. Der cobas Zika-Test ist der erste kommerziell verfügbare Test für den Nachweis der Zika-Virus-RNA in Human-plasmaproben. Er ist für das Blut-Screening konzipiert.

    Die cobas Plasma Separation Card, eine moderne Technologie mit einfacher Probennahme und gleichzei tiger Nutzung der bewährten Plasmaproben, wurde im Dezember eingeführt. Eine auf speziel len Karton auf getragene geringe Blutmenge vereinfacht auch den Probentransport bei begrenzten Ressourcen. Diese cobas Plasma Separation Card, die als einzige auch bei extre mer Hitze und Feuchtigkeit stabil bleibt, liefert Ergebnisse, die den WHO- Standards entsprechen.

    2 www.who.int/mediacentre/news/releases/2017/running-out-antibiotics/en/ | 3 Kock R, et al. Euro Surveill., 2014;19(29).

    Die cobas Plasma Separation Card wird als Teil unseres Global-Access-Programm angeboten. Sie hilft den Zugang zu moderner Diagnostik in den Ländern zu erweitern,

    die besonders von HIV betroffen sind, und ist ein weiteres Beispiel für unser Engagement im Kampf gegen HIV/Aids.

    http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2017/running-out-antibiotics/en/

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  • Geschäftsentwicklung | Roche

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    Alan Staple, Clinton Health Access Initiative, USA

    Bis 2020 sollen demnach 90% aller HIV-Infizierten ihren Status kennen, 90% aller Diagnostizierten eine Therapie erhalten und bei 90% aller Behandelten keine Viren mehr nachweisbar sein.

    Bevor es das Programm gab, hatte nur gut jeder vierte Betroffene in ärmeren Ländern Zugang zu einem Virustest. Damals galten die Tests als zu teuer und zu kompliziert, und es gab keine Infra-struktur für den Transport und die Verarbeitung von Patientenproben. Das alles hat sich komplett gewandelt. Heute stehen uns sowohl hochmoderne Technologien als auch die nötige Infrastruktur zur Verfügung.

    Unter anderem durch unsere Partnerschaft mit Roche haben Virustests in Entwicklungsländern einen neuen Stellenwert erlangt. WHO und Geldgeber haben aufgrund unserer Arbeit ihre Empfehlungen geändert und raten heute, bei jeder Patientin und jedem Patienten einen Virustest durchzuführen.

    Bei «90-90-90» spielen Virustests eine wichtige Rolle: Vor fünf Jahren hat noch niemand von HIV- Diagnostik gesprochen, und jetzt ist sie Kern-element für den Erfolg des Programms. Heute gilt in einkommens schwächeren Ländern derselbe Standard für Virus tests wie in der Schweiz und anderen entwickelten Ländern.

    Bevor ich vor neun Jahren zur Clinton Health Access Initiative (CHAI) kam, hatte ich eine leitende Position in der Auftragsforschung. Meine Aufgabe war es, neue Medikamente durch effizientere Sicherheits- und Wirksamkeitsstudien schneller auf den Markt zu bringen. Am meisten hat mich dabei motiviert, wie viele Menschenleben man retten kann, wenn die Entwicklung von Medikamenten um Monate oder sogar Jahre verkürzt wird.

    Heute leite ich das Global Markets Team der CHAI und wir verfolgen ein ähnliches Ziel: Wie können wir innerhalb der globalen Zulassungs-, Produktions- und Finanzsysteme am besten vorgehen, damit Betroffene in ärmeren Ländern Zugang zu hochwertigen Medi-kamenten und diagnostischen Tests zu bezahlbaren Prei sen erhalten? Durch unsere weltweite Präsenz können wir mit Partnern zusammenarbeiten, die rund um den Globus operieren, wie Roche. So können wir globale Gesundheitsprobleme gemeinsam angehen und Lösungen finden.

    Eine langfristige PartnerschaftIm Bereich HIV arbeiten wir schon lange mit Roche zusammen. Wir haben gemeinsam das Programm Early Infant Diagnosis ins Leben gerufen, und inzwi schen werden rund 800 000 Säuglinge pro Jahr auf HIV getestet. Mit dem Global-Access-Programm tragen wir seit 2014 zum UNAIDS-Ziel «90-90-90» bei.

    «Durch unsere Partnerschaft haben Virustests einen neuen Stellenwert erlangt.»

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    Herceptin, Perjeta und Kadcyla (zusammen +7%*); zur Behandlung von HER2-positivem Brustkrebs und HER2-positivem metastasierendem Magenkrebs (Herceptin alleine). Die Verkäufe von Herceptin stiegen um 3%, vor allem dank des Wachstums in den USA und in Brasilien. Die Verkäufe von Perjeta (+19%) wuchsen in allen Regionen. Grund ist die gestiegene Nachfrage sowohl im präoperativen Bereich als auch bei der Behandlung metastasierender Krebserkran-kungen. Die Verkäufe von Kadcyla stiegen um 10%.

    MabThera/Rituxan (+1%); gegen Formen von Blutkrebs, rheumatoide Arthritis und bestimmte Arten von

    Gefässentzündungen. Die Verkäufe nahmen weiter zu, insbesondere in den USA dank der Immunologie sowie in der Region International. Die Verkäufe in Europa (-11%) wurden durch den Markteintritt von Biosimilars beeinträchtigt.

    Avastin (-2%); bei fortgeschrittenem Darm-, Brust-, Lungen-, Nieren-, Gebärmutterhals- und Eierstockkrebs sowie wiederkehrendem Glioblastom, einer Form von Hirntumoren. In den USA gingen die Verkäufe um 2% zurück. Grund ist eine verstärkte Anwendung neuer Krebsimmuntherapeutika bei Lungenkrebs. Die Region International erzielte erneut einen Zuwachs (+5%).

    Actemra/RoActemraImmunologie

    Xolair Immunologie

    MabThera/Rituxan Onkologie und Immunologie

    Wichtige Wachstumsträger 2017 (CHF Millionen)

    HerceptinOnkologie

    Perjeta Onkologie

    7 388 +1%

    7 014 +3%

    2 196 +19%

    1 926 +14%

    1 742 +16%

    P harma-Verkäufe sind um 5% auf CHF 41,2 Milliarden gestiegen, vor allem dank des Wachstums bei neu eingeführten Medikamenten.

  • Geschäftsentwicklung | Roche

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    Gazyva/Gazyvaro (+41%); zur Behandlung von chronischer lymphatischer Leukämie (CLL), Rituximab- resistentem follikulärem Lymphom und bisher unbehandeltem fortgeschrittenem follikulärem Lymphom. Die Verkäufe stiegen in allen Regionen, in denen das Produkt auf dem Markt ist.

    Kürzlich lancierte MedikamenteOcrevus (CHF 869 Millionen); in mehr als 50 Ländern zugelassen, verzeichnete Ocrevus eine weiterhin starke Nachfrage. Tecentriq (CHF 487 Millionen) ist in 55 Ländern zugelassen. Alecensa (CHF 362 Millionen), in 50 Ländern zugelassen, wurde in den USA sehr gut vom Markt aufgenommen. Hemlibra (CHF 3 Millionen) wurde im November in den USA zugelassen, die Marktaufnahme war vielversprechend.

    In Europa gingen die Verkäufe um 5% zurück, beeinflusst durch die in Frankreich aufgehobene Kosten erstattung für die Behandlung von Brust krebs.

    Actemra/RoActemra (+14%); gegen rheumatoide Arthritis, bestimmte Formen der juvenilen idiopathi-schen Arthritis und Riesenzellarteriitis. Die Verkäufe nahmen in allen Regionen zu.

    Xolair (+16%, nur USA); gegen chronische idiopathische Urtikaria und allergisches Asthma. Das Wachstum wurde durch Nachfrage bei beiden Indikationen getragen.

    Activase/TNKase (+10%); Thrombolytikum (Wirkstoff zur Auflösung von Blutgefässverschlüssen bei ischämischem Schlaganfall). Die Verkäufe stiegen dank der häufigeren Nutzung in Krankenhäusern und der höheren Zahl behandelter Patienten.

    TecentriqOnkologie

    AlecensaOnkologie

    Activase/TNKaseHerz-Kreislauf

    Wichtige Wachstumsträger 2017 (CHF Millionen)

    OcrevusImmunologie

    KadcylaOnkologie

    1 219 +10%

    869 –**

    914 +10%

    487 +209%

    362 +101%

    * Alle Wachstumsraten sind zu konstanten Wechselkursen berechnet (CER; Durchschnittskurse 2016). | ** nicht anwendbar

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    Das Umsatzwachstum in den USA ist der Hauptwachstumsträger der Division.

    Angebote der Foundation Medicine werden stärker nachgefragt, da wir diese Dienstleistung in Europa anbieten, um die personalisierte Krebsbehandlung voran zubringen. Die Region (-2%) trug 22% zum Pharma-Umsatz bei. Während die Verkäufe von Perjeta und Actemra/RoActemra deutlich stiegen, wurde das Ergebnis der Region durch Umsatz rückgänge bei MabThera/Rituxan und Avastin beeinträchtigt. Dies ist auf den Wettbewerb mit Biosimilars und niedrigere Kostenerstattung zurückzuführen.

    JapanDie Verkäufe wuchsen um 3%. Das Wachstum von Alecensa betrug 41%, von Tamiflu 25% und von Actemra/RoActemra 10%. Diese Entwicklung wurde teilweise durch niedrigere Umsätze etablierter Produkte kompensiert. Chugai trug 9% zum Umsatz der Division Pharma bei.

    Region InternationalIn den vergangenen Jahren verzeichnete die Region Lateinamerika ein stabiles Wachstum. Dies ermöglichte höhere Investitionen in das Gesundheitswesen durch Regierungen. Dennoch wird der Zugang zur Gesund-heits versorgung weiterhin erheblich erschwert, etwa durch mangelnde Aufklärung über Krankheiten und deren Symptome, späte Dia gnosen, eine schwache Infra struktur, eine ineffiziente und ungenügende Finanzierung sowie Verzögerungen bei der Einführung innovativer Medika mente. Jedes latein amerikanische Land steht vor eigenen Heraus forderungen, und Roche

    USADer US-Markt bleibt attraktiv, obwohl er komplexer und wettbewerbsintensiver geworden ist. Das regulatorische Umfeld verändert sich schnell, und Kosten erstattungen erfolgen häufiger gemäss wertbasierter Modelle. Die Gesamtergebnisse auf diesem Markt waren 2017 durch die Einführung neuer Produkte wie Ocrevus und Hemlibra gekennzeichnet. Wir erhielten 2017 von der FDA viermal den Status eines Therapie durchbruchs – das sind insgesamt 19 seit der Einführung des Pro-gramms im Jahr 2012. Zudem gewährte die FDA sieben beschleunigte Zulassungsverfahren (Priority Reviews). Das US-Geschäft wuchs um 10% gegenüber dem Vorjahr und beträgt 50% des gesamten Pharma- Umsatzes. Das Umsatzwachstum war vor allem auf Ocrevus, Tecentriq, Xolair und MabThera/Rituxan zurück zuführen.

    EuropaAuf europäischer und nationaler Ebene arbeiten wir mit verschiedenen Anspruchsgruppen an Lösungen, die nachhaltige Gesundheitssysteme sowie einen schnelleren und gerechteren Zugang zu innovativen Arzneimitteln gewährleisten. Dazu zählen z. B. flexible Preisbildungslösungen, die wir gemeinsam mit Kosten trägern entwickeln und umsetzen. Die

    Wachstumstreiber: USA, Brasilien, ChinaRegionale Entwicklung

  • Geschäftsentwicklung | Roche

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    trägt der Vielfalt dieser Region Rechnung. Wir entwickeln gemeinsam mit verschiede nen Anspruchs-gruppen individuelle Lösungen für einen besseren Zugang zu Tests und Medikamenten. Die Region Lateinamerika trug 5% zum Pharma- Umsatz bei. Wachstumstreiber waren insbeson dere Brasilien und Argentinien.

    In der Region Asien-Pazifik beruht das Umsatz-wachstum auf etablierten, strategischen sowie neu eingeführten Produkten. In China wurden 2017 Herceptin, MabThera/Rituxan, Avastin und Tarceva in die National Reimbursement Drug List aufgenommen – ein entscheidender Schritt, diese Medikamente der gesamten Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen zugänglich zu machen. In der Region wurden mehrere neue Medikamente lanciert, darunter Ocrevus und Tecentriq. Auf die Region entfielen 8% der Pharma- Verkäufe. China, Taiwan, Vietnam und Australien haben massgeblich zum Wachstum beigetragen.

    Obwohl Herausforderungen in Schlüsselmärkten das Gesamtergebnis der Division beeinträchtigten, erzielten

    viele Länder in der Region EEMEA starke Ergebnisse. Zu den Prioritäten zählen besserer Zugang zur Gesundheitsversorgung sowie der Wettbewerb mit Biosimilars und nicht vergleichbaren Biopharma-zeutika. Zugleich laufen die Vorbereitungen für die Markteinführung einiger unserer neuen Medikamente. Bei der Beschleunigung von Zulassungen konnten wir beachtliche Erfolge erreichen: So standen unsere neues ten Arzneimittel Tecentriq und Ocrevus den Patien ten in mehreren Ländern noch vor der EU- Zulassung zur Verfügung. In einigen Märkten wurden wichtige Bestellungen zeitlich verschoben. In Russland und im Iran konnten staatliche Ausschreibungen für Biologika nicht gewonnen werden, was sich negativ auf das regionale Ergebnis auswirkte. Der fortwährende Markteintritt unserer neuen Medikamente kompensiert zum Teil Umsatzrückgänge infolge des Wettbewerbs mit Biosimilars. Das Wachstum in der Region wurde durch strategische Produkte getragen, wobei Perjeta und Kadcyla zu den meistverkauften Medikamenten zählten. Insgesamt trug EEMEA 4% zu den Pharma- Verkäufen bei.

    USA

    Lateinamerika

    Europa

    Japan

    Asien-Pazifik

    Osteuropa, Nahost, Afrika (EEMEA)

    +10%

    +11%

    -2%

    +3%

    +3%

    -4%

    Die Regionen EEMEA, Lateinamerika, Asien-Pazifik und Kanada bilden die Region International.

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    Ocrevus, Tecentriq und Alecensa tragen 65% zum Umsatzwachstum der Division bei.

    bestimmten Lungenkrebsart zugelassen und generierte Verkäufe in Höhe von CHF 362 Millionen.

    Zusammen machen diese Medikamente 65% des Umsatzwachstums der Division Pharma aus und generierten CHF 1,4 Milliarden zusätzlicher Verkäufe. Damit kompensieren sie rückläufige Verkäufe von Produk ten, deren Patente abgelaufen sind bzw. die unter starkem Wettbewerbsdruck stehen.

    Fortgesetzt starkes Umsatzwachstum Mehrere unserer zehn meistverkauften Medikamente verzeichneten weiterhin ein starkes Wachs tum. Perjeta erzielte 2017 CHF 350 Millionen an neuen Umsätzen, was einen Gesamtumsatz von CHF 2,2 Milliarden (+19%) ergab. Das 2012 eingeführte Produkt wird vermehrt nachgefragt, da Studien ergebnisse den medizinischen Nutzen bei weiteren Indikationen bestätigen. Im Dezember 2017 erteilte die FDA die Zulassung für Perjeta in Verbindung mit Herceptin und Chemotherapie zur adjuvanten (post operativen) Behandlung von frühem HER2-positivem Brustkrebs mit hohem Rückfallrisiko. Diese Zulassung basiert auf den Daten der Phase-III- Studie Aphinity.

    Die Verkäufe von Actemra/RoActemra stiegen um 14% auf CHF 1,9 Milliarden an. Die Verkäufe von Xolair stiegen um 16% auf CHF 1,7 Milliarden an, es wird von Genentech nur in den USA verkauft. Die Verkäufe von Activase/TNKase wuchsen um 10% auf CHF 1,2 Milliarden.

    Die kürzlich zugelassenen Medikamente Ocrevus, Tecentriq und Alecensa wurden von den Märkten sehr gut aufgenommen. Ocrevus zur Behandlung der schubförmigen (RMS) und der primär, progredienten (PPMS) multiplen Sklerose fand äusserst starke Reso-nanz, nachdem es im März in den USA zugelassen wurde. Im Jahresverlauf stiegen die Verschreibungen stetig an, was Verkäufe von CHF 869 Millionen im Jahr 2017 ergab. Bis Ende 2017 wurden weltweit mehr als 30 000 Personen mit Ocrevus behandelt.

    Tecentriq erhielt 2016 die Zulassung zur Behandlung von fortgeschrittenem Blasenkrebs in den USA. Mittler weile ist es für die Behandlung von fortge-schrittenem Lungen- und Blasenkrebs ver füg bar und erzielte Verkäufe von CHF 487 Millionen. Tecentriq wird in vielen klinischen Studien in Kombination mit anderen Medikamenten von Roche sowie mit Wirkstoffen unserer Pipeline und mit Substanzen externer Partner untersucht, um bessere Behand-lungsergebnisse zu erzielen. Klinische Studien zeigen den grossen medizinischen Nutzen von Tecentriq.

    Alecensa wurde erstmals 2014 in Japan zugelassen. Dieses Medika ment ist für die Behandlung einer

    Wachstum durch neue MedikamenteNeue Behandlungsoptionen

  • Geschäftsentwicklung | Roche

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    Neue Medikamente für ungedeckten Bedarf Die Zulassung von Tecentriq zur Behandlung von Blasen krebs ist ein wesentlicher Fortschritt für Men-schen, die an dieser potenziell lebensbedrohlichen Krankheit leiden. In den vergangenen 30 Jahren gab es keine grossen Fortschritte bei der Behandlung dieser Krebserkrankung.

    Ocrevus ist ein sehr wirksames Produkt zur Behandlung von RMS und PPMS mit einem günstigen Nutzen-Risiko-Verhältnis, wie in den Phase-III-Studien gezeigt werden konnte. Trotz verfüg barer Therapien schreitet bei manchen Patienten mit RMS die Krank-heit und die resultierende Behinderung weiter fort. Bei Patientinnen und Patienten mit PPMS, für die es bislang noch keine zugelassene spezifische Behandlung gab, schreitet die Behinderung schneller voran. Ocrevus, das alle sechs Monate ver abreicht wird, kann die Thera pie beider Formen von MS wesentlich verbessern.

    Die Zulassung von Actemra/RoActemra gegen Riesenzell arteriitis war ein weiterer wichtiger Therapie-durchbruch bei Krankheiten mit hohem medizinischem Bedarf. Actemra/RoActemra ist die erste neue Therapie-option bei dieser schwerwiegenden Erkrankung seit mehr als 50 Jahren.

    Die FDA-Zulassung von Hemlibra ist eine weitere bahn-brechende Innovation in der Geschichte von Roche. Hemlibra stellt den Vorgang der Blutgerinnung bei Patienten mit Hämophilie A mit Faktor-VIII- Inhibitoren wieder her und richtet sich gegen derzeitige Herausfor-derungen wie die kurze Wirksamkeit bisheriger Thera-pien, die Entwicklung von Faktor-VIII-Inhibitoren sowie die Notwendigkeit häufiger Injektionen.

    Actemra/RoActemra, Alecensa und Hemlibra stammen aus den Forschungslabors des japanischen

    Unternehmens Chugai, das seit 2002 Teil des Roche- Konzerns ist. Die drei Produkte konnten dank einer intensiven konzernübergreifenden Zusammenarbeit eingeführt werden und leisten einen wichtigen Beitrag für Patienten, Ärzte und die Gesellschaft.

    Multiple Sklerose hat den ehemaligen Taekwondo-Weltmeister Amr Khairy

    in den Rollstuhl gezwungen.

  • 38

  • Geschäftsentwicklung | Roche

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    Dr. Amr Khairy, ehemaliger Weltmeister in Taekwondo, Ägypten

    Ich war schon früher für Taekwondo-Wettkämpfe international unterwegs, daher war ich das Reisen gewohnt.

    Während eines Schubs konnte ich mich weder bewegen noch sprechen. Ich war gelähmt, konnte nicht einmal eine Fliege verscheuchen. Im Jahr 2002 entschied ich mich schliesslich für eine Stammzellentherapie in China. Als Arzt kannte ich die damit verbundenen Risiken. Im Vergleich zum täglichen Kampf gegen die Krankheit schienen mir diese jedoch vertretbar. Mir war klar, dass die Therapie mich nicht heilen würde, aber ich hoffte, sie würde immerhin die Symptome lindern. Ich bin zwar seitdem auf den Rollstuhl angewiesen, aber die Behandlung hat dazu geführt, dass ich praktisch keine Schübe mehr habe, die mich vorher alle paar Tage ausser Gefecht gesetzt hatten.

    Meine eigene Erkrankung hat mir gezeigt, dass eine sichere und wirksame Behandlung gegen MS dringend nötig ist. Ich bin heilfroh, dass jetzt in den USA und anderen Ländern ein Medikament von Roche gegen MS zugelassen wurde.

    Hoffentlich kommt es bald auch nach Ägypten, denn hier gibt es noch überhaupt keine Therapie gegen MS. Ich weiss, dass hinter einer solchen Behandlung viel Forschung und hohe Investitionen stecken. Doch ich bete dafür, dass sie MS-Patientinnen und -Patienten, die unter hohem Leidensdruck stehen, schon bald zur Verfügung steht.

    Mein erster bevorzugter Sport war Tennis. Ich war so gut darin, dass ich sogar an den ägyptischen Meisterschaften teilnehmen durfte. Später habe ich Squash und Fussball gespielt, bis ich schliesslich zu Taekwondo gekommen bin. In dieser Zeit studierte ich Medizin an der Universität Kairo.

    Mein Vater war Chirurg. Als er mir zur Belohnung eine Amerikareise schenken wollte, bin ich lieber nach Korea geflogen, um dort Taekwondo zu trainieren. 1988 und 1992 habe ich an den Olympi schen Spielen teilgenommen, in Seoul und in Barcelona, und war in dieser Zeit mehrfach Weltmeister. Dann kam die MS. Den ersten Schub hatte ich 1999 im Alter von 32 Jahren. Er traf mich völlig unerwartet und heftig. Plötz lich konnte ich meine Hände und Beine nicht mehr bewe-gen. Ich war ständig müde – was mich überraschte, da ich ja ein fitter Sportler war.

    Nachdem ich zahlreiche Ärzte in Ägypten aufgesucht hatte, überwies man mich an eine renommierte Klinik in den USA. Dort wurde bei mir multiple Sklerose diagnostiziert. Trotz Therapie mit Kortison kam es langfristig zu keiner Besserung. Dutzende von Schüben später hatte ich Muskelkrämpfe und Taubheitsgefühle im ganzen Körper.

    Suche nach einer TherapieZu diesem Zeitpunkt habe ich – mangels anderer Thera piemöglichkeiten – beschlossen, mich weltweit auf die Suche nach einer Behandlung zu machen.

    Multiple Sklerose: Leidensweg eines Spitzensportlers

  • 40

  • Wissenschaft und Innovation | Roche

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    Themen mit hoher Bedeutung in diesem Kapitel:

    • Strategie für das Produktportfolio • F+E-Pipeline-Strategie und personalisierte Medizin

    Beitrag zu den UN SDGs

    Wissenschaft und InnovationBis aus einer brillanten Idee ein Medikament wird, müssen verschiedene Etappen einer komplexen Wert schöpfungskette absolviert werden.

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    D er erste Schritt auf dem langen Weg zu einem sicheren und wirksamen Medikament ist, die zugrunde liegende Biologie einer Krankheit umfassend zu verstehen.Damit aus einem Molekül ein Medikament wird, sind Kreativität und Durchhaltevermögen gefragt: Tausende Spezialisten aus früh- und spätklinischer Entwicklung, aus Produktion und Zulassung sowie aus Logistik und Vertrieb müssen zusammenarbeiten. Im Forschungs- und Entwicklungsprozess (F+E-Prozess) für Arzneimittel gilt es, zahlreiche Komponenten gleichzeitig zu optimieren. Dieser komplexen Heraus-forderung stellen sich Experten bei Roche, wenn sie nach neuen Wirkstoffen suchen, die das Leben von Patientinnen und Patienten merklich verbessern sollen.

    Dabei müssen die Forscher nicht nur zahllose wissen-schaftliche Fragestellungen lösen. Die Entwicklung eines neuen Medikaments erfordert vor allem intensive funktionsübergreifende Teamarbeit. Dies schliesst oft auch externe Partner ein. Für medizinische Innova-tionen muss wissenschaftliches Neuland betreten werden, und Rückschläge sind ein fester Bestandteil dieses Prozes ses. Denn auch sie bringen der Forschung neue Erkenntnisse und ebnen letztlich den Weg für medizinischen Fortschritt.

    Roche erforscht Krankheiten in unterschiedlichen Thera piebereichen wie Onkologie, neurologische Entwick lungsstörungen und neurodegenerative Erkrankungen, Augenheilkunde, Immunologie sowie Entzündungs- und Infektionskrankheiten.

    Auf den folgenden Seiten stellen wir einige Beispiele aus sechs Phasen der F+E-Wertschöpfungskette vor:

    • medizinischen Bedarf ermitteln • Ursachen und biologische Vorgänge von Krankheiten

    verstehen• Wirkstoffe mit den benötigten Eigenschaften entwickeln• leistungsfähige Allianzen mit Hochschulen, Klinikern,

    Patientinnen und Patienten sowie Partnerfirmen aufbauen

    • Konzepte für innovative und schnellere klinische Studien umsetzen

    • diagnostische Tests und Gesundheits-Apps entwickeln und dank umfassenderer Patienteninformationen bessere Behandlungsentscheidungen erzielen

    Medizinischen Bedarf ermitteln Antibiotika, deren Ära 1928 mit der Entdeckung von Penicillin begann, besitzen lebensrettende Eigenschaf-ten und gelten als eine der grössten medizinischen Leistun gen des 20. Jahrhunderts. Inzwischen verlieren sie jedoch ihre einstmals unangefochtene Stellung, weil wandlungs fähige Erreger Resistenzen gegen sie ent wickeln. Das Problem multiresistenter Keime, soge-nannter Superbugs, beschäftigt auch die WHO und heizt regelmässig die öffentliche Debatte an. Schätzungen zufolge sollen bis 2050 rund zehn Millionen Menschen

  • 2

    Wissenschaft und Innovation | Roche

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    Die Wertschöpfungskette vom Molekül zum Medikament funktioniert nur, wenn alle Glieder perfekt ineinandergreifen. In diesem Kapitel präsentieren wir einige

    vielversprechende Moleküle und Technologien aus sechs Phasen dieses mehr als 20-stufigen Prozesses.

    1. Medizinischer Bedarf 2. Biologie verstehen

    3. Die richtigen Wirkstoffe entwickeln

    6. Diagnostische Tests und Apps

    4. Allianzen bilden

    5. Innovative und schnellere Studien

  • 44

    Rückkehr zu den AntibiotikaRoche hat seine Aktivitäten in der Antibiotika- forschung in den vergangenen Jahren stark intensiviert. Damit knüpft das Unternehmen an eine lange Tradition an, die auf Erfolge wie die Entwicklung von Bactrim (1969) und Rocephin (1982) verweisen kann. Heute erweitern wir unsere internen F+E-Aktivitäten um die BARDA-Allianz sowie mit unseren Partnern im Rahmen der branchenweiten AMR-Deklaration.

    Neben mehreren aussichtsreichen präklinischen Wirkstoff en hat Roche derzeit zwei Antibiotika in der frühen klinischen Entwicklung: Nacubactam gegen schwere und schlecht behandelbare Gram-negative Enterobakterien-Infektionen sowie ein Antikörper- Antibiotikum-Konjugat (AAC) gegen MRSA. Das AAC basiert auf einer bahnbrechenden Technologie aus dem Onkologiebereich. Der Antikörper markiert ein spezifisches Bakterium und schleust das Antibiotikum gezielt in den infizierten Bereich einer Zelle ein. Hier wird es aktiviert und greift dann die Bakterien an.

    Dualer Wirkmechanismus von NacubactamNacubactam ist ein Beta-Lactamase-Inhibitor der nächsten Generation, den Roche 2015 von Meiji Seika Pharma und Fedora Pharmaceuticals einlizenziert hat. Das Präparat ist ein starker Inhibitor von bakteriellen Beta-Lactamase-Enzymen, gleichzeitig hemmt es als Antibiotikum die bakterielle Zellwandsynthese. Nacu-bactam soll bei schwer behandelbaren Gram-negativen Enterobakterien-Infektionen eingesetzt werden, die in jüngster Zeit vermehrt auf Intensivstationen in Europa und den USA auftreten.

    Die FDA hat ein beschleunigtes Zulassungsverfahren (Fast Track) für Nacubactam gewährt. Sollte es erfolg-reich verlaufen, wäre das Medikament deutlich schneller für Patientinnen und Patienten verfügbar. Im Sommer

    pro Jahr an nicht behandelbaren bakteriellen Infek-tionen sterben.1 Besonders aufgrund anderer Erkran-kungen geschwächte Patienten sind oft anfällig für Infektionen, die in Krankenhäusern auftreten.

    Organisationen wie die WHO bewerten die Verbreitung multiresistenter Bakterienstämme wie der Methicillin- resistente Staphylococcus aureus (MRSA), Carbapenem- resistente Enterobakterien oder Lungenentzündung ver ursachende Streptokokken als eine globale Gesund-heits krise. Die Entwicklung wirksamer Medikamente gegen schwere multiresistente Infektionen wäre daher für die Gesellschaft enorm wichtig. Gelingen kann dies aber nur dann, wenn Unternehmen, Kliniken, Hoch-schulen, Regierungen, Ärztinnen und Ärzte sowie Pati-entinnen und Patienten ihre Anstrengungen bündeln.

    In einer beispielhaften Initiative unterzeichnete Roche am Weltwirtschaftsforum 2016 in Davos gemeinsam mit über 100 anderen Unternehmen und 14 Branchen-verbänden die Deklaration zur antimikrobiellen Resistenz (AMR). Wenige Monate später präsentierte eine Gruppe von Pharmafirmen, darunter ebenfalls Roche, einen gemeinsamen Massnahmenplan.

    Weiterhin schloss Roche 2016 eine langfristige strategi-sche Allianz mit BARDA, einer Abteilung für biomedi-zinische Forschung des US-Gesundheitsministeriums. BARDA will für ihre Broad-Spectrum-Antimicrobials- Programme Partner aus der Industrie gewinnen, um gemeinsam den Kampf gegen Antibiotikaresistenzen aufzunehmen und geeignete Medikamente und Tests zu entwickeln. Roche arbeitet im Rahmen des Programms seit 2017 auf breiter Front an neuen Antibiotika. Zudem wurden schon mehrere Tests für das cobas Liat System für den raschen Nachweis von MRSA und anderen, lebensbedrohliche Infektionen verursachenden Bakte-rien auf den Markt gebracht (siehe Seite 28).

  • Wissenschaft und Innovation | Roche

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    2017 wurden die ersten Studienteilnehmenden mit komplizierter Harnwegsinfektion für eine Phase-I-Studie rekrutiert. Im Erfolgsfall kann dank des beschleunigten Verfahrens direkt eine Zulassungsstudie folgen.

    Die Biologie einer Krankheit verstehen Der menschliche Organismus lässt sich als eine Art System von überwältigender Komplexität beschreiben. Die meiste Zeit funktioniert es verblüffend gut. Ist dies aber nicht der Fall und eine Krankheit bricht aus, ist die medizinische Forschung gefordert, die Ursache zu verstehen, gezielt anzugehen und zu beheben. Ist die Krankheit die Folge eines einzelnen fehlenden Gens in einer bestimmten Zelle? Oder ist möglicherweise das Immunsystem übersteuert? In den meisten Fällen ist eine Kombination aus mehreren Faktoren für die Störung verantwortlich.

    Die genaue biologische Ursache einer Krankheit zu verstehen und mögliche Zielstrukturen zu ermitteln, ist heute der erste Schritt in der Arzneimittelentwicklung bei Roche. Dieser Ansatz hat sich in der Onkologie, den Neurowissenschaften, der Augenheilkunde und bei seltenen Krankheiten bewährt. Er wird inzwischen auch auf dem noch jungen Gebiet der Immunforschung verfolgt. Roche sucht daher nach Molekülen, die gezielt auf das Immunsystem einwirken und sein Gleichgewicht wiederherstellen. Demgegenüber wurde bei traditio-nellen Behandlungsansätzen für immunvermittelte Krankheiten das gesamte Immunsystem unterdrückt.

    Um mögliche Zielstrukturen zu ermitteln, kann man auf verschiedene Weise vorgehen. Neben den herköm mlichen Technologien zählen dazu innovative Bildgebungsverfahren, die Gensequenzierung sowie

    neue Methoden, um umfangreiche Daten, sogenannte Deep Data (auch Big Data genannt), zu erheben, zu analysieren und zu interpretieren.

    Wurde eine geeignete Zielstruktur gefunden, suchen die Forscher nach dem passenden Wirkstoffmolekül. Dazu verwenden sie automatisierte Screening-Verfahren und computergestützte Modellierung, mit denen man in kürzester Zeit Tausende von chemischen Molekülen entwerfen und prüfen kann. Auch die Entwicklung von Antikörpern beginnt damit, eine Zielstruktur zu ermit teln. Dabei kommen jedoch ganz andere Methoden zum Einsatz. Der ausgewählte Wirkstoff durchläuft anschliessend eine sukzessive, mehrdimensionale Opti-mierung, um Dosierung, Aufnahme, Wirksamkeit und Nebenw