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Perforiertes Thoraxtrauma
Prof. H. Rupprecht
Chirurgische Klinik I
7. Nürnberger Adventssymposium, 8.- 9.12. 2017
Allgemeines
Im Gegensatz zu anderen Länder ( USA, Südafrika)
sind penetrierende Thoraxtraumen bei uns (noch) eher die Ausnahme (4-5%).
Vergleich: Trauma Unit Kapstadt 2000 Schuss - verletzungen pro Jahr
„Früher“
Überwiegend Jagd-, und Arbeitsunfälle, sehr selten kriminelle Aktionen.
Gerüststurz –
Eisenstange
„Heute“
Stetige Zunahme der Gewalt, u.a. durch Terror !
Eifersuchtsdrama
Thoraxzerreissung
Fehleinschätzung des Traumas
Kleine Eintrittswunde bedeutet nicht kleine Verletzung !
Kleiner Einschuss supramamillär
Komplett destruierter Lungenlappen
Fehleinschätzung des Traumas
Nur Inspektion der Eintrittspforte ? Übersehen der größeren Austrittswunde !
Einschuss Ausschuss
Fehleinschätzung –Trauma
• Die Eintrittswunde sagt nichts aus über die Lage des Projektils („Querschläger“!)
Einschuss – Hals
Problem: „Querschläger“
mehrere Blutungsquellen
Querschnittslähmung
Zwerchfelldurchschuss
In die Leber Zerfetzte Milz Wirbelkörper-
zertrümmerung
„Tödliches Duo“
Spannungspneumothorax
Blutungsschock
Spannungspneu - Klassische Zeichen
Zyanose Halsvenenstauung
Schock
Cave: Bewußtseinstrübung
= auch Zeichen des
schweren Volumenmangels
Wann fehlen klassische Spannungspneu- Zeichen ? (TED)
Hypothermie
Hyperkapnie
Hypoxie
Blutungsschock
zusätzliches SHT
Nur eine Antwort ist richtig
Cave: Keine Spannungspneuzeichen !
Bei massiver Blutung
Erschwert durch (übersehene)
kleine Eintrittswunde od. scheinbar
schwere Verletzung
„Unklarer“ Schock
Volumenzufuhr
O2-Sättigung O2-Zufuhr
ggf. Beatmung
Trotzdem zunehmende
Verschlechterung ?!
Plötzlich Herzstillstand !
Herzdruckmassage sinnlos !
„Herzverlagerung“
Merke !
Prinzipiell benötigt jedes penetrierende Thoraxtrauma eine Pleuradrainage ! Auf alle Fälle, wenn neben den „klassischen“ (Spannungs)pneu-Zeichen folgende Symptome vorliegen:
Bluthusten
Dyspnoe
Hautemphysem
Atemgeräusch od.
Atemfrequenz
Notwendige Beatmung
(z.B. Polytrauma)
Hämoptyse nach Messerstich
Rupprecht H. Handbuch der Thorax-Traumatologie
2007
Achtung
Bei entsprechender Symptomatik und notwendiger Intubation, muss vor dieser der Thorax entlastet werden
(Drain), ansonsten droht Kammerflimmern !
Hautemphysem nach Intubation
Vitale Maßnahme
Bei drohender Dekompensation u. widrigen äußeren Umständen genügt vorerst die digitale Pleuraeröffnung ohne Drainage.
Rettung aus Kampfgebiet
Punktion = insuffizient !
Hämatothorax : Koagel okkludieren die Kanüle !
Alternativmaßnahme
„Sucking wound“
AP - Beutel
Blutstillungsmaßnahmen
• Großlumige Drainage(n), d.h. 28 Ch. „Selbsttamponade“ der Lunge.
• „Permissive Hypotension“ (nur beim isolierten Thoraxtrauma); RR systol. ~ 80 – 90 mm Hg
„Pop the clot“
Blutstillungsmaßnahmen
Fremdkörper belassen ! „Blutexplosion“
Blutstillungsmaßnahmen
Schrot-Einschuss
Tamponade
Tamponade immer zusätzlich
Drainage , sonst iatrogener
Spannungspneu ! Rupprecht H. et al. GMS 2017
Blutstillungsmaßnahmen
Großzügige Indikation zur
Intubation + Narkose (Ketanest S®)
Pathophysiologie:
Schmerz Tachykardie rasches
„Leerpumpen“ und Abspülen von
gefäßabdichtenden Blutkoageln.
Tranexamsäure (Cyclokapron®):
1g / 10 min.
Sonderfall: Herzverletzung
• Spannungspneu-Zeichen nehmen trotz Drainage(n) zu und/oder volumenresistenter Schock !
Frontaler Schrotschuss – Drainagen „Cardiac box“
Präfinale Maßnahme
Subxyphoidale Perikardpunktion Notfall-Thorakotomie
Rupprecht H. in: Handbuch der Thorax-Traumatologie 2007
Rupprecht H. in: Expertise Thoraxchirurgie 2015
Bradykardie !
Transport
• Engmaschiges Monitoring (Pulsoxymetrie, 12-Kanal-Ekg, Kapnometrie, RR in 2 min.-Intervall etc.).
• Wärmeerhalt (Hypothermie Koagulopathie); Vakuummatratze
• Zielklinik mit entsprechender Logistik vorverständigen !
Trauma-Team
„O negativ“ „Sandwich-Technik“
Vakuummatratze: Wirbel-
säulenfraktur
Schockraum
Laufende Reanimation – volumenresistenter Schock (v.a. mit Fremdkörper !).
Nur Sonografie (Abdomen, Lunge, Perikard) sofort Thorakotomie
Thorakotomie-Technik
Laterale Thorakotomie
„Clemshell-Thorakotomie“
Rupprecht H. in: Expertise Thoraxchirurgie 2015
Operative Taktik – Blutungskontrolle
• Digitale Kompression des Lungenhilus und Abklemmen
• Stets Perikardiotomie: Tamponadentlastung, direkte Herzdruckmassage, Kompression einer Myokardläsion
Rupprecht H. et al. Eur Surg. 2016
Blutungskontrolle
Blasenkatheter li. Ventrikel Durchgreifende Myokardnaht
Tamponade der Pleurahöhle Atypische Lungenresektion
Exemplarische Fälle
Rupprecht H. in: Handbuch
der Thorax-Traumatologie 2007
FALL 2
45-Magnum; > 1200 Joule;
v= 370 m / sec
1 Jahr postop. Rupprecht H. et al. Eur Surg 2016
Einschuss linker Ventrikel
Zusammenfassung
Selbst schwere penetrierende
Thoraxtraumata können überlebt
werden; entscheidend ist die
aggressive, bereits präklinische
Bekämpfung der beiden „Haupt-Killer“
Spannungspneumothorax und Schock.
Die großlumige Pleuradrainage ist
dabei das wichtigste Notfallinstrument.
Huber-Wagner S. et al., Resuscitation 2007
Leigh-Smith S. et al., Emerg Med J 2005
Rupprecht H., Expertise Thoraxchirurgie 2015
Rupprecht H., Eur Surg 2016
In memoriam: Denton Cooley. Texas Heart Institute,
Houston. 1922 - 2016