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Studierendenmagazin der Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen 032009 pflichtlektüre A171_01 Klaus geht, Nina kommt Der AStA hat eine neue Vorsitzende Wie es Euch gefällt Die Ergebnisse der großen pflichtlektüre-Umfrage Pimp my Netzwerk Wie wichtig sind Beziehungen für den Start ins Berufsleben?

pflichtlektüre 3/09 (Dortmund)

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Page 1: pflichtlektüre 3/09 (Dortmund)

Studierendenmagazin der Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen

032009pflichtlektüre

A171_01

Klaus geht, Nina kommtDer AStA hat eine neue Vorsitzende

Wie es Euch gefälltDie Ergebnisse der großen pflichtlektüre-Umfrage

Pimp myNetzwerk Wie wichtig sind Beziehungen für den Start ins Berufsleben?

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S02 Tri-Topp

Nachgehakt: Die UDe kassiert Doppelt

1 einen Schreck beim Blick auf den Kontoauszug – den bekamen 1.169 Studenten der Uni Duis-burg-Essen. Die Uni hatte bei ih-nen nämlich gleich zweimal die

Studienbeiträge eingezogen. Als „höchst bedauerlich“ bezeichnete der Rektor Professor Ulrich Radtke den Vorfall und entschuldigte sich bei den Betroffenen.

Die Panne betrifft ausschließlich Stu-denten, die sich per Internet zum neuen Semester zurückgemeldet hatten. Ein Mitarbeiter der Verwaltung schickte eine Datei mit Daten der Studenten irr-tümlich doppelt an die Sparkasse. Diese Datei fiel durch das Sicherheitssystem, da sie nicht vollkommen identisch mit der ersten war, größtenteils aber die gleichen Namen enthielt – bei denen

dann das Geld dann zweimal eingezo-gen wurde.

Die betroffenen Studenten haben mitt-lerweile ihr Geld zurückerhalten. Für zusätzliche Kosten, zum Beispiel durch Stornogebühren, kommt die Universi-tät auf. Betroffene können sich mit den entsprechenden Belegen an das Studie-rendensekretariat wenden: [email protected]

„Wir werden alles tun, damit sich so et-was nicht wiederholt“, sagt Ulrike Bohn-sack von der Pressestelle der Universi-tät. Man müsse das Sicherheitssystem erweitern. „Der Großteil der Schuld liegt auf der Seite der Universität“, sagt Bohn-sack. lea & juwi/foto: stock.xchng

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NeUlich iN DeUtschlaND

2an meinem ersten Tag in Deutschland wollte ich früh ins Bett. Der Hausmeister des Studentendorfs hatte mir Bettwäsche gegeben. Zuerst

fiel mir das Laken auf. Mein Laken in den USA ist farbenfroh. Deshalb dachte ich, dass ich den farbenfrohen Stoff über die Matratze ziehen müsste. Zuerst versuch-te ich, das Laken auf die Matratze zu zie-hen, wie eine Socke auf einem Fuß. Diese Methode schien mir etwas ungewöhn-lich, aber ich dachte: „Anderes Land, an-dere Bettlaken“. Doch es funktionierte nicht. Ich probierte noch verschiedene Techniken. Ohne Erfolg. Langsam war ich frustriert! Schließlich nahm ich die Matratze aus dem Bettgestell heraus. Sie war nur einen halben Meter größer als ich, aber ich fühlte mich, als würde ich

mit einem Riesen ringen. Zum Glück hat mich niemand geseen, ich sah lä-cherlich aus. Nach zehn Minuten voller Ziehen und Fluchen: endlich fertig. Aber das Laken war irgendwie zu kurz! Am nächsten Tag erzählte ich einer deutschen Freundin von dem Problem. Wir kauften neue Bettwäsche. Meine Freundin bot mir an, mir beim Bettbezie-hen zu helfen. Wir haben sofort erkannt: Ich hatte den Bettbezug auf die Matrat-ze gesteckt! Ich wollte den Bettbezug nicht abnehmen, weil es so schwierig gewesen war, ihn über die Matratze zu stülpen und spannte das neue weiße Laken über den bunten Bezug. Das Mus-ter des Bettbezugs scheint jetzt immer etwas hindurch. Es ist eine schöne Erin-nerung an meine erste Begegnung mit deutscher Bettwäsche. tk/foto: tk

campUs-kopf: Der herr Der schliessfächer

3 sebastian Wüllner spielt „Geh auf’s Ganze!“ – und das fast täglich. Wichtiger Unterschied zur Sendung mit den drei To-ren und dem Zonk: Es gibt bei-

nahe 600 potentielle Tore und das, was der 32-Jährige dahinter findet, darf er noch nicht einmal behalten.Zusammen mit einem Kollegen leert er seit November 2007 die Schließfächer in der Zentralbibliothek der Uni Dortmund. In der Zeit, in der die Bibliothek 24 Stun-den geöffnet war, wurden die vielen Schließfächer plötzlich zum Problem: „Viele Studenten glaubten, sie könnten sich ein persönliches Dauerschließfach einrichten“, sagt Wüllner. „Manche tru-gen den Spindschlüssel sogar schon an ihrem Schlüsselbund.“ Die Schließfach-ordnung will dies aber für die Kurzzeit-

schließfächer vermeiden. Wenn die Bib-liothek schließt, werden alle verriegelten Fächer geleert. „Eine Leerung findet im-mer nach dem Vieraugenprinzip statt. Die Fundsachen werden eine Woche in der Bibliothek verwahrt, bevor wir sie der Zentralen Fundstelle übergeben“, erklärt Sebastian Wüllner. Die geleerten Fächer versehen die Sicherheitskräfte mit einem Hinweiszettel und verschlie-ßen sie danach wieder. Pro Schicht öff-nen seine Kollegen und er selten mehr als zehn Fächer. Die kuriosesten Funde: Kaffeepads, die an drei Tagen hinterein-ander im selben Schließfach vom selben Studenten vergessen wurden, eine Axt und ein Liebesbrief zusammen mit ei-ner Flasche Apfelkorn. fh/foto: fh

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START-BLOCK S03

Zur Ausgabe

Drin ist außerdem …

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HERZ-STÜCK diesmal

Vielleicht ist es, weil ich Oberfl ächlichkeiten nicht mag. Aber Online-Netzwerke sind nicht mein Ding. Okay, bei Xing bin ich dabei. Kontakte habe ich auch. Aber

bringen sie mir auch was? Gehen wir die Sache mal durch. Da sind die alten Schulka-meraden. Coole Sache, deren Adresse zu haben, wenn man sie mal wiedersehen will. Wollte ich aber bislang nicht. Dann die aktuellen Arbeitskollegen und Kooperationspart-ner. Mit denen telefoniere ich ohnehin regelmäßig. Wenn aber mal alle ihre Mails weg sein sollten, mein digitales Adressbuch abgestürzt ist und ich auch nicht mehr zu Fuß über den Gang gehen kann, um sie zu fragen, habe ich ihre Telefonnummer im Xing. Die dritte Kategorie: die ehemaligen Arbeitskollegen. Da ist es – mit Aus-nahmen – wie mit den alten Schulka-meraden. Zugegeben: Das social web hilft, Men-schen nicht aus den Augen zu verlie-ren. Interessant ist es manchmal zu se-hen, welche Wege die Leute so gehen, zu welchen Firmen zu wechseln und wie sich ihre Aufgaben verändern. Es steckt also auch ein Stück Voyeurimus in der ganzen Sa-che. Ob sich Nackigmachen im Web lohnt und wie ihr noch Beziehungen pfl egt, lest Ihr in unserem Herz-Stück in der Mitte des Hefts.

Wie schon im vergangenen Semester erscheinen wir auch im Sommer an jedem zweiten Dienstag. Die nächste pfl icht-lektüre bekommt Ihr also am 12. Mai – entweder persönlich von einem unserer Verteiler oder aus einem der Kästen, die in den Uni-Gebäuden und Mensen stehen.

S15 S17

DORTMUND

S04 ... Carl Djerassi, Erfi nder der Pille, über seine Beziehung zum Papst.

S05 … AStA-Vorsitzender Bastian Klaus hat sein Amt niedergelegt.

S06 … Fernweh adé: Unsere Sonderseiten in Kooperation mit dem AAA.

HERZ-STÜCK

S10 ... digitales Vitamin B, Headhunter und andere Wege zum Erfolg.

RUHR-BLICK

S14 … Leserumfrage: Das soll anders werden.

S16 … „Sonne, Wiese, Liege & Bier“: „Fräulein Wunder“-Chanty im Interview

DIENST-BAR

S17 … Pasta und Pizza fast für lau und danach „Kopf oder Zahl“ im Kino.

… Chanty von der Girl-Band „Fräulein Wunder“ im Ge-spräch mit der pfl ichtlektüre.

… Pinkwart öffnet Unitore für Lernfreudige ohne Abi.

ImpressumHerausgeber Institut für Journalistik, TU DortmundProjektleitung: Prof. Dr. Günther RagerRedaktionsleitung: Vanessa Giese (vg) ViSdP Redaktion: Uni-Center, Vogelpothsweg 74, Campus Nord, 44227 Dortmund Tel: 0231/755-7471, Fax: 0231/755-7481Briefanschrift: pfl ichtlektüre, c/o Institut für Journalistik, TU Dortmund, 44221 DortmundE-Mail: post@pfl ichtlektuere.comProduktion: Sebastian James Brunt (sjb)Bild: Daniel Gehrmann (dg), Elvira Neuendank, Pascal Amos Rest, Katja SeidlTitelbild: Stefanie Brüning An dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Samuel Acker (sam), Simon Balzert (spb), Nils Bickenbach (nils), Daniel Dreper (ddr), Su-sann Eberlein (se), Maike Freund (mai), Tobias Fülbeck (tf), Lea Grote (lea), Paulina Henkel (ph), Florian Hückelheim (fh), Stephanie Jungwirth (juwi), Jens Jüttner (jj), Julian Lang (ju-la), Victoria Klein (tk), Katharina Lindner (kl), Christin Otto (co), Siola Panke (sp), Linus Petrusch (lipe), Marylen Reschop (mr), Ulrike Sommerfeld (uso), Martina Vogt (mv), Markus Wiludda (mw), Johanees Zuber (joz)Verantwortlich für Anzeigen: Oliver Nothelfer, Anschrift wie Ver-lag, Kontakt: 0201/804-8944Verlag: Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesell-schaft , E.Brost & J. Funke GmbH u. Co.KG, Friedrichstr. 34-38, 45128 EssenDruck: Druckhaus WAZ GmbH & Co. Betriebs-KG, Anschrift wie Verlag. Kontakt: [email protected]: Sommersemester 2009: 28. April, 12. Mai, 26. Mai, 9. Juni, 23. Juni, 7. Juli

S10

XING, Dol2day, eUni & Co. – Online-Netz-werke erfreuen sich hoher Beliebtheit. Aber bringen sie die Karriere auch wirklich auf Trab?

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S04 DORTMUND: IM HÖRSAAL A171_04

Er hat die Pille erfunden. Jetzt schreibt er Theaterstücke. Carl Djerassi, 1923 als Sohn zweier Ärzte in Wien geboren, er-hielt am 23. April das Ehrendoktorat der Technischen Universität Dortmund. Vor

20 Jahren startete der heute 84-Jährige mit dem Roman „Cantor`s Dilemma“ seine zweite Karrie-re als Schriftsteller. Für Djerassi ist die Auszeich-nung die erste einer deutschen Universität und weltweit die erste für sein literarisches Werk. pfl ichtlektüre sprach mit Djerassi über den Papst, die Pille und Paul Klee.

pfl ichtlektüre: Herr Djerassi, wie verstehen Sie sich mit dem Papst? Carl Djerassi: Ich habe ihn leider noch nicht ge-troffen. Aber es ist eine Diskussion, die ich sehr gerne haben würde. Die Reise des Papstes nach Afrika und seine Aussagen über die Benutzung von Kondomen waren obszön. Dass der Papst wahrscheinlich keine Kondome braucht, ist okay. Aber in Afrika schickt man so einige Millionen Leute in den sicheren Tod. Oder ein anderes Beispiel: In den altkatholischen Ländern von Lateinamerika ist die illegale Abtrei-bung am stärksten vertreten. Dort ist man noch so sehr gegen Verhütung, dass eine Abtreibung oft die letzte Lösung einer verzweifelten Frau ist. Das ist eine Tragödie. Man muss eine Lösung fi n-den, damit Abtreibung keine Lösung mehr sein muss. Besser ist eine intelligente Verhütung, da-mit man nur Kinder hat, die man haben will.

pfl ichtlektüre: Sie nennen Sich die „Mutter der Pil-le“. Warum sind Sie nicht ihr Vater? Djerassi: Der Chemiker, nicht nur der Chemiker Carl Djerassi, ist immer die Mutter einer Medika-menterfi ndung. Der Biologe ist immer der Vater. Und der Kliniker ist immer der Geburtshelfer. Man produziert ein Baby nicht nur mit dem Va-ter. Man fängt mit dem Ei der Mutter an, und erst dann kommen die Spermien. Man kann mastur-bieren, so lange man will. So lange man das Ei nicht hat, wird es nie befruchtet werden.

pfl ichtlektüre: Die Pille begleitet Sie seit Ihrem 28. Lebensjahr. Wie glücklich sind Sie über Ihren ers-ten Ehrendoktor für Ihr literarisches Werk?Djerassi: Für mich ist es unglaublich. Literatur ist mein jetziges Leben. Zuvor habe ich 20 Auszeich-nungen immer für dasselbe bekommen. Neben der Pille habe ich viele andere wissenschaftliche Sachen gemacht. In der Chemie sogar wichtigere als die Pille. Der soziale Gebrauch ist wiederum eine andere Sache. Es gibt nur wenige Sachen, die einen solchen gesellschaftlichen Effekt hatten.

pfl ichtlektüre: Wenn Sie die Möglichkeiten hät-ten, eine der drei verstorbenen Personen zu tref-fen, welche würden Sie wählen: Einstein, Goethe oder den Maler Paul Klee?Djerassi: Ohne Frage: Paul Klee. Ich bin in seine Arbeiten verliebt. Er ist ein ausgezeichneter Mu-siker, ein wunderbarer Maler, witziger Pädagoge und hat interessante Gedichte geschrieben. Das erste Gedicht, das ich 1983 geschrieben habe, war über Paul Klee.

pfl ichtlektüre: Die drei Personen stehen für Wis-senschaft, Literatur und die Kunst. Ist Ihnen die Kunst jetzt am Wichtigsten?Djerassi: Das ist eine andere Frage. Ich bin kein Maler, aber ich war ein Wissenschafl ter und bin aktiv in der Literatur. Die Kunst ist etwas Neues für mich. Aber das Wichtigste ist für mich die Li-teratur. Das ist ganz klar.

pfl ichtlektüre: In einem Interview vor einem Jahr sagten Sie uns, dass es schwierig sei, die Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu fi nden. Frauen wären darin besser, seien deshalb für Führungs-positionen geeigneter. Hat die Gesellschaft das

mittlerweile begriffen?Djerassi: Habe ich das wirklich gesagt? Das freut mich (lacht). Innerhalb eines Jahres kann sich das nicht ändern. Aber wir haben in Deutschland eine Kanz-lerin. Die Rektorin von Cambridge ist

Der Chemiker Carl Djerassi ging der Wissenschaft fremd und liebt jetzt die Literatur.

eine Frau. Es geht nicht von einen Tag auf den anderen. Aber 20 Jahre sind in der Geschichte der Gesellschaft eine sehr kurze Zeit.

pfl ichtlektüre: Sie haben die Pille erfunden und fordern: Frauen an die Macht. Sind Sie ein Frau-enversteher?Djerassi: In einem Roman schreibe ich über die in-nere Stimme einer Frau. Ich als männlicher Autor habe mich in die Frau hineinversetzt und das ist nicht einfach. Ich bin schon ein Frauenversteher.

text Susann Eberlein & Marylen Reschop foto Marylen Rechop

Wir suchen für unser Teamweibliche VerstärkungWAS SOLLTEST DU MITBRINGEN: Begeisterung für unsere Produkte undErfahrung im Umgang damit • Lernfreudigkeit, Engagement, Zuverlässig-keit, Pünktlichkeit, Teamfähigkeit und ein Gefühl für Ordnung • Ein of-fenesWesen für den Umgangmit unseren Kunden • StudentenausweisArbeitszeit: Sa. und nach Bedarf, einen halben bis ganzen Tag in derWocheWAS BIETENWIR DIR: Einen seriösen Nebenjob, ein langfristiges Arbeits-verhältnis, eine Menge Arbeit, ein faires Miteinander und ein wirklichnettes Team!Bewerbung bitte nur schriftlich und mit Bild an:tourpur GmbH • Brüderweg 10-12 • 44135 Dortmund

Der FrauenversteherCarl Djerassi bleibt seiner Erfi ndung treu. Bevor er das Ehrendoktorat der TU Dortmund erhielt, wetterte der Erfi nder der Pille gegen den Papst.

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Wer noch mehr über „die Mutter der Pille“ er-fahren möchte, hat dazu unter www.do1-tv.de die Gelegenheit. Der Dortmunder Ausbildungssender stellt am Freitag, den 1. Mai 2009, zwei Beiträge über Carl Djerassi online: Zum einen über den Festakt und zum anderen über die Aufführung eines seiner Theaterstücke.

TV-HINWEIS

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DORTMUND: IM HÖRSAAL S05A171_05

Klaus ist rausDer AStA-Vorsitzende Bastian Klaus ist überraschend zurückgetreten. Der Grund: Zeitmangel. Seine Nachfolgerin Nina Wolf sagt eindeutig: Mein Studium ist wichtiger als die AStA-Arbeit.

Im August vergangenen Jahres wurde er ge-wählt, erste Zweifel überkamen ihn bereits Ende 2008. Jetzt hat er die Konsequenzen ge-zogen: Bastian Klaus ist als AStA-Vorsitzender zurückgetreten. Seine Begründung: Sein Amt

lasse sich nicht mit seinem Lehramts-Studium vereinbaren. Er wolle sich, so der 23-Jährige, nun voll und ganz auf die Uni konzentrieren. Seine Nachfolgerin steht aber schon bereit: Nina Wolf übernimmt das Amt der AStA-Vorsitzenden. „Es war eine persönliche Entscheidung, keine politische“, erklärt Bastian Klaus, „im AStA lief alles sehr harmonisch und wir haben konstruk-tiv zusammengearbeitet.“ Nach acht Monaten als AStA-Vorsitzender verkündete er im Februar erst seiner Juso-Liste und dann dem AStA und dem Studierendenparlament seine Rücktritts-Entscheidung. „Mein Ziel ist es, 2012 mit meinem kompletten Studium fertig zu sein“, sagt Klaus, der Sozialwissenschaften, Mathe und Deutsch auf Bachelor und Master für das Lehramt studiert. „Und da passt eben eine 20- bis 25-Stunden-Wo-che im AStA nicht mehr rein.“ Er hoffe aber dar-auf, dass es weiterhin Studierende gibt, die sich für die Hochschulpolitik engagieren. AStA-Karrie-ren von mehreren Jahren hält er allerdings nicht mehr für möglich: „Das wird es aufgrund dieser doch sehr harten Studienbedingungen von Ba-chelor und Master vielleicht weniger geben. Aber ein oder zwei Jahre AStA-Zeit reichen auch voll-kommen aus, um die Interessen der Studieren-den zu vertreten.“

Bastian Klaus’ Rücktritt kam für viele seiner po-litischen Mitstreiter überraschend. Bei seiner ei-genen Liste sei der Lehramts-Student auf großes Verständnis gestoßen. Auch die Mitglieder der anderen Listen akzeptieren seine Entscheidung, fragen sich jedoch auch, ob ihm das Zeitproblem nicht schon vorher hätte bewusst sein müssen. „Ich persönlich fi nde Bastians Gründe für seinen Rücktritt nachvollziehbar. Sicher hätte sich je-der gewünscht, dass man vor Amtsantritt diese Gründe schon stärker beachtet hätte. Dennoch ist es seine persönliche Entscheidung gewesen, die ich akzeptiere“, sagt die alte und neue stell-vertretende Vorsitzende Katharina Woroniuk von der Anwesenheitsliste. „Bastian hat den Vorsitz mit dem Plan übernommen, die Arbeit der AStA-Mitglieder so zu organisieren, dass sich die Ar-beit besser mit dem Studium vereinbaren lässt“, erklärt Frank Hommes, Referent für Hochschul-politik, „das hat aber nur teilweise funktioniert.“ Bei einem AStA-Vorsitzenden käme es trotz guter Arbeitsorganisation zwangsweise irgendwann dazu, dass wichtige Termine mit Vorlesungen kollidierten, „und dann sollte man die Notbremse ziehen.“ Bastian Klaus hat rückblickend nicht das Gefühl, als AStA-Vorsitzender gescheitert zu sein. Der 23-Jährige ist stolz auf das, was er geleistet hat: „Ich habe viele sehr gute Erfahrungen gemacht und möchte diese Zeit nicht missen.“ Am meis-ten Zeit und Arbeit habe er in das NRW-Ticket gesteckt und es so geschafft, das Ticket schneller als an anderen Hochschulen einzuführen. Er be-dauert allerdings, dass er in Bezug auf die Sen-kung der Studiengebühren nicht mehr erreichen konnte. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Studi-engebühren um 100 Euro gesenkt werden, weil ich weiß, dass das locker zu fi nanzieren ist.“ Der 23-Jährige verspricht aber auch, sich in Zukunft nicht völlig zurück zu ziehen: „Wenn meine Hilfe gebraucht wird, kann ich jederzeit angesprochen werden.“

Drei Fragen an Nina Wolf

Was hat Dich dazu bewegt, das Amt der AStA-Vorsit-zenden zu übernehmen?Da ich schon das dritte Jahr im AStA tätig bin, habe ich bereits einiges an hochschulpolitischer Erfahrung sammeln können. Deshalb wurde ich gebeten, dass Amt der Vorsitzenden bis zur nächsten Wahl im Sommer zu übernehmen.

Wie vereinbarst Du Studium und AStA-Tätigkeit?Für mich hat das Studium höhere Priorität. Zwi-schen, vor und nach den Vorlesungen gehe ich meiner AStA-Tätigkeit nach. Was für Ziele hast Du Dir gesteckt? Da wir nur noch wenige Monate im Amt sind, geht es vor allem darum, laufende Projekte ge-meinsam erfolgreich zu Ende zu führen. Wir wer-den uns auch weiterhin so gut wie möglich für die Belange der Studierenden einsetzen.

Die Interessen der Studierenden vertritt ab jetzt Nina Wolf. Sie übernimmt, bestätigt vom Studie-rendenparlament, das Amt der AStA-Vorsitzenden. Die 23-Jährige studiert im achten Semester Lehr-amt für die Förderschule, ist seit drei Jahren im AStA, gehört zur Liste der Grünen und sammelte Erfahrungen als stellvertretende Vorsitzende und Referentin im Team „Soziales“. Im Juni wird ein neues Studierendenparlament gewählt. Ob Wolf dann noch einmal zur Vorsitzenden gewählt wird, hängt davon ab, wie sich das neue Studierenden-parlament zusammensetzt.

WER IST NINA WOLF?

text und fotos Lea Grote

01 Konzentriert sich nun voll auf sein Studi-um: Bastian Klaus gab den AStA-Vorsitz aus Zeitgründen auf.

02 Die neue Frau an der Spitze des Dort-munder AStA: Nina Wolf verfügt über drei Jahre Erfahrungen in der Hoch-schulpolitik.

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S06 DORTMUND

Luft plus X

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„Vor dem Eingang zum Shopping Centre hat sich ein relativ junger Engländer mit Cam-pingstuhl und Megafon niedergelassen. Ich habe ihn schon ein paar Mal dort gesehen, aber nie so richtig auf ihn geachtet. Heute habe ich ihm mal kurz zugehört.

Sein Motto ist: „Christ is the answer“, was ja soweit auch erstmal okay ist.

Allerdings erzählt er die ganze Zeit völlig fanatisches Zeug. Übersetzt in etwa so: „Jesus hat Euch das Leben geschenkt, darum müsst ihr ihm für immer dienen!“

„Wenn ihr ihm euer Leben nicht völlig hingebt,

wird der Teufel euch holen!“

„Der grausame Blitz des Teufels wird euch treffen!“

Fakten:

- Hochschule: Queens Mary University of London

- Studiengang: Informatik

- Dauer: WS 2007/2008 und SoSe 2008

- Alter: 22

- Website: www.philipp-gerloff.de/blog

„Heute gab es eine Einführung in die Bibliothek, und meine Erwartungen wurden um Längen übertroffen. Dass es wesentlich mehr Arbeits-plätze als in Dortmund geben wird, hatte ich ja schon geahnt. Trotzdem hat mich die Anzahl und die Ausstattung überrascht.

Verschiedenste Plätze mit und ohne Rechner; Einzel- und Gruppentische; Seminarräume; einen Raum, um Präsentationen zu üben, der mit Kamera zur Analyse ausgestattet ist; ein Café mit ähnlichen Öffnungszeiten wie die Bibliothek selbst; ein angeschlossener Raum mit Sessel und Couch; Computer mit Offi ce und anderer Software, wobei jeder an einen Drucker

angeschlossen ist; jede Menge Plätze im Lese-saal, auch auf den Fluren mit Blick ins Grüne (auch hier Sessel); und WLAN im gesamten Gebäude.“

Fakten:

- Hochschule: Iowa State University of Science and Technology, Ames, Iowa

- Dauer: August bis Dezember 2008

- Alter: 25

- Website: http://glasstitan.blogspot.com/2008_10_01_archive.html

„Oh Mann, normalerweise kann man ja vom Flugzeug aus den Boden sehen, auf dem man bald landen wird. Aber wenn man in Peking landet, dann taucht das Antlitz der Erde in der Tat erst wenige Sekunden vor dem Aufsetzen aus dem Nebel auf.

Nebel? Nee, der gelbe Popel von damals lebt. Immer noch ist die Stadt in einen schweren Smog gehüllt, der einem die Sicht trübt und die Atemwege verstopft. Da hilft auch nicht, dass montags und mittwochs nur Autos mit auf gerade Zahlen endenden Nummernschildern fahren dürfen. (Oder umgekehrt?!) Schön ist das wirklich nicht, aber irgendwie ... Ich bin nun seit etwa acht Stunden hier und habe mich im

Ansatz daran gewöhnt. Luft ist hier halt nicht „Luft“, sondern „Luft + X“. Eigentlich möchte ich gar nicht wissen, was genau „X“ ist, denn „X“ ist gelblich-braun; an, auf und in mir.“

Fakten:

- Hochschule: NRW Summer School, Peking

- Studiengang: Philosophie und Kunst (Bache-lor bis Dezember 08)jetzt: Contemporary East Asian Studies

- Dauer: August bis September 2008

- Alter: 24

- Website: www.liviaswelt.de/China/China-Blog/China-Blog.html

ENGLAND: PHLIPP GERLOFF

USA: SEBASTIAN HILGERT

CHINA: JUTTA VERFÜRTH

Drei Leute, drei Länder, drei Blogs: Eindrücke aus dem Ausland

IN KOOPERATION MIT DEM

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DORTMUND S07

Momentaufnahmen

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Studieren unter Palmen oder bei minus 15 Grad – ein Auslandsaufenthalt wäh-rend des Studiums macht das möglich. Jedes Jahr wagen knapp 300 Studieren-de den Schritt, der TU Dortmund für ein

Semester oder länger Dortmund den Rücken zu-zukehren. Immer mit im Gepäck ist ihr Fotoappa-rat, um ihre Eindrücke auf Fotos festzuhalten.Die schönsten Bilder zeigt das CineStar Dortmund in Zusammenarbeit mit dem Akademischen Auslands-amt der TU Dortmund nun schon seit dem 11. Februar 2009 in einer Ausstellung im Kinofoyer. Bereits im Sommer 2008 hatte das AAA alle Studierenden, die im Ausland waren, dazu aufgerufen, ihre bes-ten Fotos ihres persönlichen Abenteuers im Aus-land einzureichen. Aus den über 150 eingereich-ten Bildern wurden über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgewählt.

Patrick Huhn im Millennium Park in Chicago.Der Student der Raumplanung belegte im November 2008 einen Workshop in Chicago und an der Michigan State University.

Lichtgestalt: Mit dem Selbstauslöser hat sich Katharina Nimz im St.-Catalina-Kloster in Arequipa (Peru) fotografi ert. Die Studentin der Angewandten Sprachwissenschaften machte ein Praktikum beim Goethe-Institut in Lima.

„Wann kommt der Bus?“ - leichte Sprachprobleme an der Bushaltestelle in Kurashiki (Japan) hat Martin Stoffers, Student des Chemieingenieurwesens.

Ostdeutsches Ampelmännchen im Wanderurlaub: So der Titel dieses Siegerfotos von Holger Kanschik, welches er während seines Auslandsauf-enthaltes an der Université Pierre Mendès France Grenoble Deux aufnahm.

Religious Art: Kunst eines afro-amerikani-schen Folk-Art Künstlers in Brirmingham, Alabama (USA) zeigt dieses Bild von Corinna Reinecke.

IN KOOPERATION MIT DEM

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S08 DORTMUND A171_08

Warum hast Du Dich dafür entschieden, nach Dortmund zu kommen?

Welche drei Dringe möchtest Du hier unbedingt machen?

Hast du schon etwas von Dortmund oder der Uni gehört?

Gibt es einen bestimmten deutschen Stereotyp in Deiner Heimat?

Grobschlächtige BiertrinkerKünftige Austauschstudierende über Deutschland, Dortmund & preußische Tugenden

Marta Twardowsk Universität: Universität

Warschau – American Studies Center

Heimatstadt: Warschau, Polen

Mehmet Bilen Universität: Middle East

Technical University

Heimatstadt: Ankara, Türkei

Ian Franklin Universität: Oglethorpe

University, Atlanta, USA

Heimatland: USA

Laura Aguiar Universität: Cuyo Catho-

lic University, San Juan, Argentinien

Heimatstadt: Asunción, Paraguay

Die TU bietet ein interes-santes Sommer-Programm an, das meinem Master in Argentinien ähnelt, Außer-dem ist das Programm auf Englisch. In Dortmund kann ich auch die deutsche Spra-che und Kultur ein bisschen kennen lernen.

Ich möchte neue Freunde fi nden, meine Deutsch-kenntnisse verbessern und mehr über andere Kulturen lernen.

Ja, natürlich, aber nicht nur diejenigen, die in den alten Filmen gezeigt werden. Wir denken, dass die Deutschen auf eine gute Art und Weise ernste, organisierte, verant-wortungsbewusste und hart arbeitende Menschen sind.

Ja, Dank der Beziehungen meines Mannes zum DAAD habe ich schon Leute ge-troffen, die in Dortmund studiert haben und die mir über ihre Erfahrungen er-zählt haben.

Zunächst interessiere ich mich sehr für die Kultur-wissenschaften. Bisher war ich noch nicht in Dortmund, deshalb ist es eine großar-tige Erfahrung, diese Stadt einmal zu besuchen. Und zu-letzt hoffe ich, mein Deutsch zu verbessern.

Sightseeing, Freunde fi nden und natürlich studieren.

„Ordnung muss sein“ Au-ßerdem: Pünktlichkeit. Dann gibt es in Polen noch eine beliebte Fernsehserie, die sich übersetzt „L wie Liebe” nennt. In dieser Serie spielt ein Deutscher mit (Ste-fan Möller), der an den Typ Nachbarn erinnert.

Um ehrlich zu sein, nichts Besonderes (außer über den BVB). Aber ich werde das wieder gutmachen, wenn ich hier bin.

Ich liebe es, Deutsch zu ler-nen und Deutschland ken-nenzulernen. Ich habe mei-ne Heimatuni in den USA extra ausgewählt, weil sie ein Austauschprogramm mit einem Teil Deutschlands hatte, den ich wenigstens schon ein bisschen kannte.

Ich habe einer dänischen Freundin versprochen, dass ich mit ihr zum Roskilde Festival gehen werde. Au-ßerdem möchte ich einige Freunde in Linz am Rhein besuchen, wo ich letzten Sommer studiert habe. Und ich würde gerne nach Bay-ern reisen, obwohl mir alle Deutschen sagen, dass es dort nichts zu sehen gibt.

Die Amerikaner denken, dass alle Deutschen Bayern sind, dass sie Lederhosen tragen, dass sie Bier trinken und grob sind.

Ich habe von der TU Dort-mund von meinem Deutsch-lehrer gehört. Er hat mir von den Studentenkneipen er-zählt.

Weil mir der Fachbereich und der Campus gefallen haben. Außerdem habe ich gehört, dass Dortmund gut zum Leben ist.

Während ich in Dortmund bin, hoffe ich, etwas mit neuen Freunden machen zu können. Außerdem möchte ich mein Deutsch verbes-sern und am Ende meines Praktikums durch Europa reisen.

Ehrlich gesagt glaube ich, dass wir keinen besonderen Stereotypen haben. Das Ein-zige, was ich über die Deut-schen weiß, ist, dass sie hart arbeitende Leute sind und Bier mögen.

Ich habe mir schon die Website und die Karten angeschaut. Als mir ein Freund erzählt hat, dass Dortmund eine H-Bahn auf dem Campus hat, habe ich mir gedacht, dass ich dort bestimmt viel Spaß haben werde.

IN KOOPERATION MIT DEM

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DORTMUND S09A171_09

Ihr Ticket in die Welt!

Mit ca. 500 Partnerhochschulen in Europa, Nord- und Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Afrika:

Die TU Dortmund macht es möglich.

Ob Sie sich nur über andere Länder und Kulturen informieren oder sich konkret auf einen Studien- oder Praxisaufenthalt im Ausland vorbereiten möchten, die folgenden Veranstaltungen und Workshops helfen und geben Ihnen Einblicke in die Kulturen der Welt:

17-19:00 Hautnah Europa und die Welt erleben! (MB-Gebäude, HS1) Allgemeine Informationen zu Stipendienprogrammen und sonstigen

Möglichkeiten, einen Aufenthalt im Ausland zu realisieren 29.04. Infoveranstaltung zum Studium im Ausland

Infomobil 11-16 Uhr, Mensa Campus Nord 06.05. Infoveranstaltung zum Praktikum im Ausland

17-22:00 Workshops: Ihr Ticket in die Welt! (Ort: wird noch bekannt gegeben) Lernen Sie von den Erfahrungen anderer Studierender! Ein Abend mit Erfahrungs- & Reiseberichten, Kulturelles & mehr!

14.05. Ihr Ticket nach Europa! 04.06. Ihr Ticket nach Asien! 01.07. Ihr Ticket nach Nordamerika!

siehe Bewerbungsworkshops (AAA, R. 211) Webseite Praktikum im Ausland? Lernen Sie, wie Sie sich präsentieren müssen!

Anmeldung erforderlich unter: www.aaa.tu-dortmund.de → „Aktuelles“ 18.05. Englische Bewerbungen 19.05. Französische Bewerbungen 22.05. Spanische Bewerbungen 07.07. Englische Bewerbungen 10.07. Spanische Bewerbungen

Weitere Informationen: Laura Hope, [email protected] Akademisches Auslandsamt (AAA) der TU Dortmund

Fernweh bekommen?Das Akadamische Auslandsamt versorgt Euch mit den notwendigen Informationen

Je länger ich in Deutschland bin, desto mehr fühle ich mich hier zu Hause. Ich freue mich jeden Tag am Morgen in meinem deutschen Zimmer aufzustehen. Ich fi nde die einzelne Bettdecke hier toll. In den USA kämpfe ich jeden Morgen mit den verschiedenen Bettlaken und Decken, die nie mehr ordentlich zusammen liegen. Es ist schreck-lich. Nach dem Aufstehen mache ich das Fenster auf. Ich habe nie in meinem Leben ein besseres Fens-ter gesehen. Es ist groß und hat keine Abschirmung, wie so viele Fenster in den USA. Außerdem kann ich wählen, ob ich das ganze Fenster öffnen will oder nur den oberen Teil. Es ist toll! Ich muss mich dann am morgen natürlich

auch duschen und umziehen, aber danach frühstücke ich. Ich wohne wirklich nicht so weit weg von ei-ner Bäckerei, und wenn ich genug Zeit habe, gehe ich dorthin, wo der dicke, freundliche, deutsche Bäcker auf mich wartet, und kaufe zwei Brötchen. Dann gehe ich zurück nach Hause und genieße die frischen Brötchen mit deutscher Marmelade und esse Kaffeejoghurt dazu. Es ist so lecker! Ich fi nde jeden Tag kleine neue Sachen hier in Deutschland, die mir gut gefallen. Es ist so schön, hier in Deutschland zu sein.

Wendy Langesen studiert an der University of Iowa (USA) und ist dieses Sommersemester in Dortmund.

Irland und Deutschland sind ziemlich unterschiedlich. In Deutschland ist alles billiger, die Leute sind konservativer und die öffentlichen Verkehrsmittel sind pünktlich. Aber ich fi nde, den größten Unterschied ein bisschen schockierend: Es gibt keine Iren in Dortmund. Ich fi nde es lustig, es gibt zwei beliebte irische Kneipen in Dortmund, aber nur zwei Iren, Eric und mich.

Am St. Patrick’s Day sind wir

ins Limericks gegangen, um die Iren zu fi nden, aber leider gab es dort nur ein paar Betrunkene mit deutschem Akzent. In Irland gibt es einen Scherz, dass, es immer ein paar Iren gibt, wenn man durch die Welt reist. Ich glaube, das ist wahr. Aber leider haben die Iren Dortmund vergessen.

Aisling Mockler studiert am Dublin Institute of Technolgy (Irland) und ist ebenfalls dieses Sommerse-mester an der TU Dortmund.

ERFAHRUNGEN VON WENDY LANGESEN ERFAHRUNGEN VON AISLING MOCKLER

IN KOOPERATION MIT DEM

Sonderimpressum:Verantwortlich für den Inhalt: Laura Hope und Uta Baier vom Akademischen AuslandsamtKontakt: www.aaa.tu-dortmund.de

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S10 Herz-STück

Dirk? Wer ist Dirk? Da liegt eine Einla-dung im Posteingang. „Dirk möchte Sie zu seinen Kontakten hinzufügen.“ Ein Klick, das Passwort, der Benutzername: Schon lächelt er von seinem Profilbild.

Gekämmte Haare, teurer Anzug, verbindliches Lächeln – das Bewerbungsfoto eines Kommilito-nen. Er ist auf der Suche nach Kontakten, will alte Bekanntschaften aufleben lassen, will die richti-gen beruflichen Verbindungen knüpfen. Er nutzt ein Internet-Netzwerk - willkommen bei Xing!

Soziale Netzwerke, die den Nutzern mehr als nur Chat-Funktionen und Foren bieten, gibt es seit Mitte der 90-er Jahre. Eine der ersten Plattformen dieser Art ist die 1995 gegründete Website www.classmates.com. Immer mehr Menschen, vorwie-gend junge Leute, nutzen solche Netzwerke, um die Chancen auf einen guten Job zu erhöhen.

Doch verschafft einem die digitale Kontaktwelt wirklich das nötige Vitamin B für eine erfolgrei-che Stellensuche? Viktoria Reckert, Biologie-Stu-dentin an der Ruhr-Universität Bochum, hat noch keine Erfahrungen mit Karrierenetzwerken ge-macht. Persönliche Kontakte findet sie nützlicher. „Die Zukunftschancen stehen schlecht. Das wird einem dauernd unter die Nase gerieben. Klar hat man da Angst vor der Zeit nach dem Studium.“ Trotzdem: Die Jagd nach guten Jobs via digitaler Visitenkarte sieht die 21-Jährige mit Skepsis.

Tatsächlich hat etwa ein Drittel der neu ein-gestellten Bewerber in Deutschland über per-sönliche Netzwerkkontakte eine Arbeitsstelle gefunden. Das ergab im Jahr 2007 eine Betriebs-befragung durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit. Sprecherin Eva Peters betont, dass heute viele Stellen gar nicht erst den Status einer Anzeige erreichen. Sie werden direkt ohne Aus-schreibung besetzt und in manchen Fällen helfen Netzwerke nach.

Thomas Bauer, Vorstand des Rheinisch-West-fälischen Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen, sieht das etwas anders: „Die beste Voraus-setzung für eine Anstellung sind gute Noten und ein überzeugendes Auftreten beim Bewerbungs-gespräch.“ Ein Netzwerkprofil sei nur nützliches Beiwerk. Der Professor an der Ruhr-Universität Bochum ist über-zeugt, dass sich an der traditio-nellen Bewerbung in naher Zukunft nichts än-dern wird. Denn: Kein großes Unternehmen kön-ne sich nur auf schwammige Netzwerkkontakte verlassen.

Auch im Büro von Thomas Sobkowiak türmen sich die Bewerbungsmappen. Der studierte Be-triebswirtschaftler arbeitet seit 21 Jahren als Ab-

teilungsleiter für Personalwirtschaft bei Signal Iduna. Am Standort Dortmund beschäftigt der Versicherungskonzern etwa 2000 Mitarbeiter.

„Bei einer Bewerbung ist es nicht von Nachteil, wenn man ein Gesicht bereits über ein Netzwerk kennt“, sagt Sobko-wiak. „Der Vorteil ist, dass eben nicht nur die schriftlichen Un-

terlagen vorliegen.“ Das vermittle ein viel besse-res Gesamtbild der Bewerber. Auch er selbst ist Mitglied bei „XING“ und schätzt die Vorzüge der Kontaktbörse. „Das Ziel solcher Netzwerke ist der Austausch über Unternehmensebenen hinaus. Das ist eine Art gegenseitigen Nutznießens - eine tolle Methode, neue Kontakte zu knüpfen.“Mit dieser Meinung ist er nicht allein: Laut einer

Forsa-Studie, beauftragt von der XING AG, nutzt in Deutschland etwa jede fünfte Führungskraft berufliche Online-Netzwerke. Seit Mitte des ver-gangenen Jahres ist auch der Status „Student“ in den Profilen verfügbar. Das hat dazu geführt, dass XING heute 110.000 Studierende und Absolven-ten zu seinen Nutzern zählt. Etwa 5300 von ihnen kommen aus Duisburg, Bochum, Essen oder Dort-mund. Den Erfolg erklärt Pressesprecher Thorsten Vespermann so: „Unsere Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch geändert. Die Arbeit läuft projektbezogener ab.“ Daher sei ein gewachsenes Netz aus beruflichen Kontakten wichtiger denn je.

Doch das Web 2.0 ist nicht der einzige Ort, an dem Studierende Kontakte für die berufliche Zu-

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Studis - voll vernetzt

Bekannte Gesichter machen ein besseres Bild

Soziale Netzwerke im Internet werden auch bei Studierenden immer beliebter. Die pflichtlektüre hat für Euch nachgefragt: Wie hilfreich sind die verschiedenen Online-Plattformen bei der Jobsuche wirklich?

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HERZ-STÜCK S11

kunft knüpfen. So stellt beispielsweise der „Club of Excellence“ (CoE) an der TU Dortmund eine Schnittstelle zwischen Universität und regiona-ler Wirtschaft dar. Bei mehrtägigen Camps und monatlichen Treffen haben ausgewählte Stu-dierende die Möglichkeit, mit Vertretern großer Unternehmen wie ThyssenKrupp, DSW21 oder MAN Turbo ins Gespräch zu kommen. Zusätzlich werden Praktika und Studienabschlussarbeiten vermittelt.

Léon Vallée, BWL-Student im neunten Semester, hat durch den „CoE“ eine Stelle als Werksstudent beim Dortmunder Pumpenhersteller WILO be-kommen. „Bei einem der Treffen habe ich einen Personaler des Unternehmens in ungezwunge-ner Atmosphäre kennengelernt – das war bei

www.XING.com

Mitglieder: 6,53 Millionen

Was: Plattform zur Pfl ege berufl icher und privater Kontakte. Benutzer können abfragen, über wie viele Ecken - also über andere Mitglieder - sie einen anderen kennen. Hat 161 Mitarbeiter aus 19 Nationen (Stand: 2008)

www.Dol2day.de

Mitglieder: ca. 10.000

Was: Deutschsprachige Politik-Community für Diskussionen mit anderen Usern und realen, prominenten Politikern.

www.euni.de

Mitglieder: mehr als 1200 Besucher pro Tag (nach eigenen Angaben)

Was: „Internationales Akademisches Karriere Netzwerk“ für Studierende, Absolventen, Profes-soren und Dozenten - für Studentenjobs, Praktika und Stellenausschreibungen.

Kontakt- und Karrieremessen:- Job- und Bildungsmesse Erneuerbare Energien:

15./16. Mai in Gelsenkirchen

- akademica: 19./20. Mai in Nürnberg

- CampusChances: 26. Mai in Köln

- Treffpunkt 2009: 27. Mai in Kaiserslautern

NETZWERKE

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Studis - voll vernetzt„Man muss sich selbst wertvoll machen“

Soziale Netzwerke im Internet werden auch bei Studierenden immer beliebter. Die pfl ichtlektüre hat für Euch nachgefragt:Wie hilfreich sind die verschiedenen Online-Plattformen bei der Jobsuche wirklich?

meiner parallel laufenden Bewerbung vorteil-haft“, berichtet er. So habe WILO einen persönli-chen Eindruck von ihm gewonnen.

Für Unternehmen sind Netzwerke eine Gelegen-heit, Begabte für das eigene Unternehmen zu entdecken. Ein Konzept, das aus der Ideenschmie-de von Ernst Pabst stam-men könnte. Der Krefelder Diplom-Kaufmann ist mit seiner Firma „Executive

Search Consul-ting“ Ansprech-partner für viele Unternehmen, wenn es um die Suche nach Führungskräften und Spezialisten geht. Seit 15 Jahren vermittelt er den Kontakt zu „Head-huntern“, die gezielt nach den Bedürf-nissen des Unternehmens die besten Kandidaten für eine Stelle fi nden.

An Universitäten sind „Headhunter“ selten unterwegs, denn ihre Arbeit ist teuer: „Das rechnet sich erst ab etwa 60 000 Euro Gehalt im Jahr“, erklärt Pabst. Bei einem Auftrag kundschaften die „Researcher“ Konkurrenzunterneh-men aus – treffen aber eine Vorauswahl über Fachzeitschriften und berufl iche Netzwerke wie „XING“. Pabst ist dort ebenfalls mit einem Profi l vertreten.

Auch Arbeitssuchende könnten sich an Headhunter wenden, sagt der Markt-kenner. Er rate Studien-Absolventen allerdings dringend davon ab, wahllos alle Headhunter anzuschreiben. „Un-geschützt zirkulierende Lebensläufe mindern den Marktwert und man muss sich schließlich selbst wertvoll machen“, sagt der Vermittler. Inter-essierte sollten sich persönlich an die Headhunter wenden und konkrete Vor-stellungen von einer künftigen Stel-le haben. „Bekommt der Headhunter den Eindruck, dass jemand verzweifelt nach einem Job sucht, ist das alles an-dere als gut.“

Die Kompetenz der Headhunter beste-he nicht nur im Auffi nden der Kandi-daten, sondern vor allem in deren Be-wertung, sagt Pabst. Das könne man nur über persönlichen Kontakt und die Überprüfung der Referenzen ge-währleisten. Im Internet sei es hinge-gen nicht immer einfach, Referenzen zu bewerten, sagt Personalleiter Tho-mas Sobkowiak von Signal Iduna. „Bei digitalen Jobbörsen verschwimmt die

Grenze zwischen freundlicher Unterstützung und dubioser Vetternwirtschaft manchmal.“ Die Netzwerke stellten schließlich eine einfache Möglichkeit dar, jemanden zu empfehlen, der gar nicht kompetent sei.

Deswegen legt die Geschäftsführung des mittel-ständischen Bochumer Software-Unternehmens Triestram & Partner GmbH mit 60 Mitarbeitern auch Wert auf Empfehlungen der eigenen Mitar-beiter und Werksstudenten. Zwar nutze man auch Personalvermittlungsagenturen mit geschlossen Datenbanken im Internet, sagt Sprecher Oliver Zandner. Gerade die Stellen für Werksstudenten von der Ruhr-Uni und der FH Bochum würden aber meist über Empfehlungen besetzt. „Die Stel-len sind für uns ja auch eine Art Nachwuchspro-

gramm“, erläutert Zandner. Wer durch eine Initi-ativbewerbung zeige, dass er sich mit der Arbeit und dem Unternehmen beschäftigt habe, könne ebenfalls Erfolg haben.

Was Zandner beschreibt, bestätigt die Bundes-agentur für Arbeit: „Auch wenn man den Vor-

teil des Internets nicht unterschätzen darf - persönliche Kontak-te führen in der Regel schneller zum Erfolg.“ Das glaubt auch Bio-

Studentin Viktoria Reckert: Sie hat vor kurzem ein Praktikum in einem großen Pharmakonzern beendet – die richtigen persönlichen Kontak-te waren ihr Fuß in der Tür. Die 21-Jährige wird trotzdem zukünftig nicht aufhören, Bewerbun-gen zu verschicken. Allzu große Hoffnungen setzt sie aber nicht darauf: „In meinem Freundeskreis schaffen es die wenigsten, ohne Beziehungen be-gehrte Jobs zu bekommen.“

text: Julian Lang und Jonas Mueller-Töwe foto: Katalin Valeš

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S12 HERZ-STÜCK

Jenny: Gleich nimmt Schauspieler Peter Loh-meyer in der Kiste Platz, die die Kulisse bildet. Jetzt aber ist erst mal Drehpause am Set des Vi-deo-Projektes „Fliegende Bilder“. Also hat Regie-Assistentin Jenny Winkelmann einige Minuten für ein pfl ichtlektüre-Interview. Bis vor Kurzem hat sie noch an der TU Dortmund studiert. Dann kam das Jobangebot.

„Die Arbeit hier macht mir mehr Spaß als zu büf-feln“, sagt die 25-Jährige. Die halblangen blonden Haare hat sie mit einer dünnen Spange seitlich zurückgesteckt. Nur eine einzelne Strähne fällt ihr gelegentlich ins Gesicht. Wenn sie über ihre Arbeit spricht, ist Jenny mit berufl ichem Ernst bei der Sache. Ihr Redefl uss verliert aber auch dann nicht an Fahrt. Kein Wunder, dass ihr der Stress am Film-Set nichts ausmacht. Multi-Tasking und schnelle Gedankensprünge sind ihr Ding. „Und Geld verdiene ich jetzt eben auch noch“, sagt sie.

Ihr Studium in Mediengestaltung hat Jenny 2008 mit einem Bachelor of Arts abgeschlossen. Da-nach stand ihr der Sinn eigentlich nach Journa-lismus. Das Angebot ihres Vaters konnte sie dann aber doch nicht ausschlagen.

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Das Projekt fl iegende-bilder.de steht unter seiner Regie. Der „Contergan“-Regisseur Adolf Winkel-mann ist mehrfach ausgezeichnet mit dem deut-schen Fernsehpreis. Im kommenden Jahr sollen die produzierten Bilder in und auf der Unions-brauerei zu sehen sein. „Ich bin nun zuständig für viele organisatorische Sachen: die Bühnenaufbauten, die Requisiten, die Schauspieler - außerdem sorge ich für Ruhe am Set und setze die Vorgaben meines Vaters um“, sagt Jenny und ist begeistert von ihrem neuen Tätigkeitsfeld. „Fliegende Bilder“ ist nun eine Art Familienprojekt: Produzentin ist ihre Mutter Christiane Schaefer-Winkelmann.

Ganz abgeschrieben hat Jenny den Journalismus noch nicht. „Vielleicht wird in zwei Jahren ja der MA in Dortmund angeboten.“ Fürs Erste hat sie aber genug zu tun: Ab Sommer 2010 soll die Video-Collage einen intimen, etwas voyeuristi-schen, aber liebevollen Einblick hinter die Fenster und Fassaden des Ruhrgebiets gewähren. text: Jonas Mueller-Töwe

foto: privat

Vitamin B vs. KlassikFür Jenny und Tobias ist der Job verlockender als das Studium. Dabei sind die beiden ganz unterschiedlich an ihre Arbeitsstelle gekommen. Zwei Porträts.

Projekte. Das Engagement lohnt sich. Zwei Alben vertreibt er. Das liegt ihm, und darauf ist er stolz. Er weiß jedoch: „Ich will das nicht zu meinem Be-ruf machen. Als 40- oder 50-Jähriger Bühnen auf-zubauen und ein paar CDs zu verkaufen, ist nicht so cool.“

Nach zwei Semestern bricht Tobias das Studium ab. Um eine Lücke im Lebenslauf zu vermeiden, macht er einen Lehrgang der Bundesagentur für Arbeit. Dann greift er auf die klassische Methode zurück und schreibt mit Hilfe der Agentur für Ar-beit eine schriftliche Bewerbung an verschiedene Unternehmen. Kurz darauf kommt eine Zusage und er beginnt eine Ausbildung als Industrie-kaufmann: „Ich bin jetzt sehr zufrieden mit mei-ner Arbeit.“

Er ist glücklich, dass er jetzt selbstständiger ist. „Ich verdiene so viel, dass ich mir mein Auto leis-ten kann und genug übrig bleibt, um zu sparen.“ Nur bei seinen Eltern wohnt er noch.

Nun ist das große Ziel, die Ausbildung erfolgreich zu beenden und vielleicht vom Betrieb über-nommen zu werden: „Das wäre natürlich mein Wunsch, aber wer weiß schon, wie es läuft.“ Über die ferne Zukunft will sich Tobias noch keine Ge-danken machen. Vielleicht wird er ja doch noch mal studieren: BWL oder Eventmanagement. text: Julian Lang

foto: privat

Tobias: Tobias Matschek, ehemaliger Student an der Ruhr-Universität Bochum, räuspert sich, bevor er erzählt. Er ist klein und wirkt fl ippig durch seine wirren, dunklen Haare. Im rechten Ohrläppchen trägt er einen schwarzen Ohrste-cker.

Nach dem Abitur beginnt der heute 21-Jährige, das Biologie-Studium. „Irgendwann habe ich ge-merkt, dass die Defi zite viel zu groß waren.“ Wa-rum Tobias zunächst Biologie studieren will, ist eine einfache Geschichte. Ein paar sehr gute No-ten in den Naturwissenschaften und schon ste-hen die Lehrer auf der Matte. Sie empfehlen ihm, Biologie zum Berufsziel zu machen. Wenig später fi ndet sich Tobias in den gefüllten Hörsälen der Ruhr-Universität Bochum wieder.

Finanziell wird er von seiner Familie unterstützt, doch das reicht nicht ganz aus. Neben dem im-mer größer werdenen Lernstress und dem Ver-such, selbst noch etwas zur Finanzierung beizu-tragen, gibt es da auch noch die Freunde und den Wunsch nach Freizeit. „Klar, ich war irgendwie auch faul.“ Seine Stimme wird durch den lachen-den Unterton heller. Er scheint verlegen.

Für einen Wunsch ist zumindest ein wenig Zeit übrig. Mit Freunden gründet Tobias ein eigenes Plattenlabel mit dem Namen „West Wedding-hofen Records“, produziert CDs und organisiert Konzerte. Um Geld geht es ihm dabei nicht. Fast seine gesamten Einnahmen investiert er in neue

01 Jenny Winkelmann hat dank ihres Vaters einen Job als Regie-Assistentin bekommen.

02 Tobias Matschek gründete ein Plattenlabel und fand einen Ausbildungsplatz dank der Arge.

01

02

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Sie sitzen nächtelang über ihren Projekten, in ih-rem Kopf sind sie längst fertig. In Notizbüchern halten sie ihre Ideen fest, die sie im Laptop wei-terverarbeiten. Sie geben eine Menge für ihr Pro-dukt. Auch die Sicherheit einer Festanstellung, die viele andere mit oder ohne Vitamin B errei-chen möchten. Als Ersatz dient ihnen ein Netz-werk aus Bekannten, Freunden und Kollegen. Sie sind die „Digitale Bohème“ - ihr Arbeitsplatz ist überall dort, wo Wirelass-Lan verfügbar ist.

Die Autoren Holm Friebe und Sascha Lobo port-rätieren in ihrem Buch „Wir nennen es Arbeit“ ein Phänomen, das sich analog zur Verbreitung des Internets entwickelt hat. Die klassischen Bohèmiens, also die Kreativen, sind nicht länger unter sich. Zu ihnen gesellt haben sich Branchen, die nicht länger auf das hierarchische System der Festanstellung angewiesen sind. Die Devise lau-tet: Schaffe, was dir am meisten Freude bereitet – ein Markt dafür wird sich fi nden.

Das Internet ermögliche es, dass auch Konzepte und Ideen in den kleinsten Sparten die Interessier-ten erreichen. Die Geburt der digitalen Bohème sei den neuen Perspektiven der Vermarktung und Vernetzung zuzuschreiben. Diese Feststellung ist den Autoren hoch anzurechnen. Sie haben das Phänomen nicht erfunden, nur beschrieben, im vergangenen Jahr aber mit ihrem Buch eine Dis-kussion losgetreten, die noch heute in der Mensa ihre Fortsetzung fi nden kann. Macht das Streben nach der Festanstellung auf einem immer enger werdenden Arbeitsmarkt Sinn? Lobo und Friebe räumen ein, dass das Konzept nicht für alle Bran-chen passt und nennen als ein Beispiel den Stra-ßenbau. Trotzdem ist das Gedankenkonstrukt selbstbestimmter Arbeit genial.

Gemein haben die analoge und die digitale Bohème laut Friebe und Lobo nämlich vor allem eines: Die Selbstbestimmtheit ihrer Arbeit und somit ihrer Zeit ist für sie wichtiger als ein siche-

res Auskommen. So könne zum Leben in der di-gitalen Bohème durchaus ein „Brotjob“ gehören, der das Existenzminimum sichert. „Die Verwei-gerungshaltung der digitalen Bohème setzt nicht bei Konsum oder Politik an, sondern bei Arbeit und Produktion, indem sie sich selbstbestimmte Arbeitsbedingungen schlichtweg selbst schafft.“ Das kann wiederum aus der Not geboren sein oder selbst gewählt. Im Ergebnis macht es keinen Unterschied.

Wer darauf aus ist, mit seiner Leidenschaft auch Geld zu verdienen, fi ndet sich vielleicht schnel-ler als gedacht unter dem Dach der „digitalen Bohème“ wieder. Der sollte dieses Buch unbe-dingt mal lesen. Und amüsant geschrieben ist es auch. text: Jonas Mueller-Töwe

Pro: Wer meint, er brauche generell kein „Vitamin B“, macht es sich zu einfach: Jeder vernetzt sich! Je-der! Deswegen geht es auch bei „Xing“ nicht da-rum, sich Unverdientes zu erschleichen. Es geht um Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Digitale Netzwerke helfen, bestehende Kontakte zu fes-

tigen und zu halten. N e b e n p r o d u k t können Jobs und Projekte sein.

Jeder, der sich für sein Fachgebiet begeistern kann, wird sich im Inter-net und auch im „real life“ Kontakte eher zweitrangig aus Karrieregrün-den, zuerst jedoch aus ehrlichem Interesse suchen. Allein solche Ver-bindungen sind

es, die tatsächlich zu einer Zusammenarbeit führen.

Beim Berufseinstieg hilft in der schriftlichen Be-werbung auch der lückenlose Lebenslauf und der BA mit 1,0 nur wenig. Und warum die eigenen Fä-higkeiten unter Wert verkaufen? Mit Kompetenz und Selbstbewusstsein muss sich niemand auf anonyme Bewerbungsschreiben verlassen. Am liebsten arbeitet eben jeder mit Menschen zu-sammen, die er kennt und einschätzen kann.

Kontra:Netzwerke á la Xing sind Auffangbecken für Frust-rierte. Wer keine fehlerfreie Bewerbung hat, fi ndet Wege, sich zu belügen. Im Netz ist es einfach, eine Fassade aus Anzug und gefaktem Lebenslauf auf-zubauen. Natürlich kann es sein, dass per Zufall je-mand auf ein Profi l stößt und das Talent des Besit-zers entdeckt. Doch im Ernst: Wer verlässt sich auf Angaben, präsentiert in einem Netzwerk, in dem jeder hervorstechen will? Das stinkt doch nur so nach Beweih-räucherung und Wunschdenken.

Netzwerke á la Xing sind auch Spielwie-sen für Gewinner. Manager nutzen das Web 2.0, um den Businesssmalltalk anzukurbeln. Ein bisschen Kontakte aufwärmen und digitale Hände schütteln , dazu taugt das Netz wirklich. Nirgendwo sonst geht das schneller, billiger und unverbindli-cher. Doch Händeschütteln ist eben Händeschütteln und noch keine Garantie für einen Job.

Das bemerkenswerte Drittel, das über „persönliche Netzwerkkontakte“ einen Job fi ndet, schließt sicher auch die tatsächlich persönlichen Kontakte ein. Mit Xing und Co. hat das wenig zu tun. Türen öffnen sich für dem, der die richtigen Leute kennt. Das aber ist nicht neu, sondern altbewährte Vetternwirtschaft.

fotos Stefanie Brüning & Daniel Gehrmann

KOMMENTARE VON JONAS MUELLER-TÖWE UND JULIAN LANG

01

Jenseits der FestanstellungDie Autoren Friebe und Lobo über das Phänomen der digitalen Bohème. Eine Buchkritik.

01 Vernetzen im Internet: Hilfe für den Berufsein-stieg oder doch mehr Schein als sein?

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S14 RuhR-Blick: AuS dem lABoR A171_14

Wir haben gefragt, Ihr habt geantwor-tet. Wir wollten wissen, was Euch interessiert, Ihr habt‘s uns gesagt: Auf Sport und Lifestyle habt Ihr keinen Bock. Stattdessen wollt Ihr

etwas über Eure Uni und die Unis in der Nachbar-schaft lesen. Wissenschaft? Auch okay. Im Wintersemester verteilten Studierende der Dortmunder Journalistik Fragebögen an den Ruhrgebietsunis. Ihr Ziel: erfahren, wie die pflichtlektüre ankommt, wo ihre Leser sie finden und was sie von ihr erwarten. Denn Journalisten schreiben nicht nur in ihrem Studium, sie for-schen auch. Der Hintergrund der Aktion: Weil viele Menschen keine Zeitung mehr lesen, möchten Verlage ger-ne wissen, was junge Leute dazu bringt, es doch

da geht noch wasIn eigener Sache: Was wir besser machen können.

0 20 40 60 80 100

Berufsaussichten

Studienbedingungen

Berufsanforderungen

Studien�nanzierung

Studentisches Leben

Um welche Themen sollte sich die p�ichtlektüre kümmern?

(Angaben in Prozent)

zu tun. Die pflichtlektüre ist deshalb ein Expe-rimentierfeld in zweierlei Hinsicht: Studenten schreiben für die pflichtlektüre und lernen ihr Handwerk. Sie forschen aber auch gleichzeitig, ob das, was sie tun, gut ankommt. 1585 Kommili-tonen haben sie deshalb im Wintersemester ins-gesamt befragt, gleichmäßig verteilt auf die Unis Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen, den Er-scheinungsorten der pflichtlektüre.Umfragen machen ist prima, nützen aber nichts, wenn man die Ergebnisse nicht umsetzt.Das tun wir nun. Ihr habt gesagt, dass Eure Uni Euch am wichtigsten ist. Deshalb beginnt das Heft jetzt mit lokalen Themen. Ihr interessiert Euch am meisten für Berufsaussichten und die Anforderungen im Job: Wir starten mit dem The-ma ins Semester.

Aber natürlich ist nicht alles super. Wenn wir das gedacht hätten, hät-ten wir nicht forschen brauchen. Die Negativ-Ergebnisse: Ihr findet die pflichtlektüre zwar übersichtlich, aber die Hälfte von Euch sagt, dass unse-re Themen nicht spannend sind. Das mussten wir erstmal verdauen, Aber wir haben uns berappelt und geloben jetzt Besserung. Die meisten Befragten gaben außer-dem an, von den ersten vier pflicht-lektüre-Ausgaben nur eine gelesen zu haben. Der Grund (neben dem Inhalt-lichen): Je nach Uni ist die pflichtlek-türe kaum zu finden. Wir folgern also: Wir müssen an unserem Vertrieb ar-beiten. Immerhin wissen wir, was der effektivste Weg ist: Mehr als der Häfte unserer Leser haben wir das Heft per-sönlich in die Hand gedrückt.Doch wer heute aber nur auf Gedruck-tes setzt, ist von gestern. Deshalb star-ten wir Mitte Mai unter www.pflicht-lektuere.com unseren Online-Auftritt:

schneller und aktueller als das Heft, mit Infos zum Hören, viel zum Gucken und der Möglichkeit, unter jedem Artikel Euren Senf dazuzugeben.

Wenn Ihr mithelfen wollt, die pflichtlektüre zu verbessern oder uns auch einfach nur so die Mei-nung sagen wollt, schreibt uns an [email protected] Ihr mitarbeiten möchtet und spannende-re Themen wisst als wir, schreibt uns auch und kommt vorbei. Besonders in Bochum brauchen wir noch Unterstützung.

text Nils Bickenbach, Vanessa Giese foto archiv

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Page 15: pflichtlektüre 3/09 (Dortmund)

RuhR-Blick: im höRsaal s15A171_15

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Vom Frisörmeister zum chemiestudentenInnovationsminister Pinkwart möchte eine neue Eintrittskarte für die Universität

Wer einen Meisterbrief hat, kann in NRW bald auch ohne Hochschulrei-fe an Universitäten studieren. Das plant der nordrhein-westfälische Forschungsminister Andreas Pink-

wart. Er setzt damit den Vorschlag der Zukunfts-kommission „NRW 2025“ in die Tat um. An Fach-hochschulen können Meister bereits studieren.Vor allem Meistern der Ingenieursberufe soll ein Studium weitere Perspektiven ermöglichen. Al-lerdings beschränke sich das Konzept, das schon 2010 Wirklichkeit werden soll, nicht auf techni-sche Berufszweige, erklärt Moritz Ballensiefen, Pressereferent des Ministeriums für Innovation,

Wissenschaft, Forschung und Technologie. Ein Chemiestudium steht also auch einem Frisör-meister offen. Man erhofft sich dadurch „positive Effekte auf den Mangel an Fachkräften“ und eine „Erhöhung der sozialen Mobilität“.Diese wünscht sich auch Karsten Finke, Vorsit-zender des Bochumer AStAs: „Die soziale Aus-lese wird verringert, das ist natürlich positiv.“ Er fürchtet jedoch, dass sich an den „schlechten Verhältnissen“ an den Unis nicht viel ändert. Die Hochschulen sollten das Konzept dennoch als Chance nutzen. „Mehr Praxisbezug im Studium wäre ohnehin wünschenswert. Das erhöht die Chancen auf dem Arbeitsmarkt.“

Heinz-Jürgen Guß, stellvertretender Leiter für den Bereich Aus- und Weiterbildung der IHK Es-sen, findet: „Meister haben nicht die gleiche Qua-lifikation wie Abiturienten, aber eine ähnliche. Denn Meister bringen den Vorteil einer beruf-lichen Praxis und entsprechender Lebenserfah-rung in das Studium mit ein.“ sam, mv

Gute idee, macht die Bildungspolitik aber trotz-dem nicht besser? Die pflichtlektüre ist anfang mai zum interview bei minister Pinkwart. sagt ihm Eure meinung. Wir stellen Eure Fragen. Ein-fach per mail an [email protected]. Wir nehmen Euer statement mit zu ihm.

KommEntAr von vAnEssA GIEsE

gehen, und manch einem steht der Kopf erstmal nicht nach Theorie, sondern nach Praxis. Soll er später dafür bestraft werden?In manch einem fleißigen Handwerker keimt – ich sag’s mal pathetisch – der Wunsch nach Er-kenntnis. Vielleicht stößt er in der Praxis auf Pro-bleme, die er hinterfragen oder für die er selbst nach Lösungen forschen möchte. Wer einen Meisterbrief besitzt, hat bewiesen, dass er lernen

kann. Das heißt zwar nicht automatisch, dass er das Zeug zum Akademiker hat. Doch mal ehrlich: Auch das Abi macht nicht per se hochschulreif.Außerdem tut ein bisschen frischer Wind den Universitäten gut. Jeder kluge Handwerker, der im Leben steht, ist eine Bereicherung für den El-fenbeinturm der Wissenschaften.

Demnächst also gemeinsam mit dem Klempner im Hörsaal. Klingt sonderbar?Unser Bildungssystem ist in höchstem Maße se-lektiv. Das belegt unter anderem der Bildungsbe-richt der OECD, der Organisation für wirtschaft-liche Zusammenarbeit und Entwicklung. Wer bis zur vierten Klasse nicht vorne mit dabei ist, ist raus. Das Abi gibt’s dann oft nur noch auf dem zweiten Bildungsweg. Nicht jeder möchte ihn Anzeige

Page 16: pflichtlektüre 3/09 (Dortmund)

S16 RUHR-BLICK: ZUM FEIERABEND

Wundersame Fräuleins

Unbarmherzig werden die 50er Jahre auf-gegriffen und in einen Topf jugendli-cher Popmusik getunkt. Zum Vorschein kommt die vierköpfi ge Girlgroup aus dem hessischen Friedberg, „Fräulein

Wunder“. Erste Konzerte, erstes Album und die erste Fernsehshow, in der sie selbst die Hauptdar-stellerinnen sind. Die vier Oberstufenschülerin-nen steigen mit ihrer im Jahr 2006 gegründeten Band in den erträumten Pophimmel auf. Sie sind freakig genug, um bei Viva mehrere Wochen mit „Mein Bandtagebuch“ auf Sendung zu sein und aussichtsreich genug, um von Universal unter Vertrag genommen zu werden. pfl ichtlektüre sprach mit Frontfrau Chanty über Zukunftspläne und Sonntagsbeschäftigungen.

pfl ichtlektüre: Bei Campus-Total seid Ihr in Dort-mund, der größten Stadt des Ruhrgebiets, aufge-treten. Was verbindest Du spontan mit dem Ruhr-pott?Chanty: Die Erfahrungen, die ich mit dem Ruhr-gebiet gemacht habe, waren sehr gut. Ich kenne dort nur nette Menschen, die immer fröhlich sind. Das fi nde ich super.

pfl ichtlektüre: Wann warst Du zuletzt im Ruhrge-biet? Chanty: Ein Onkel von mir wohnt im Ruhrgebiet. Ihn habe ich zuletzt besucht. Jedes Mal, wenn ich dort bin, wird mein positives Bild von dieser Regi-on bestätigt.

pfl ichtlektüre: Ihr seid im vergangenen Jahr bei Rock am Ring aufgetreten. Auf Viva wurdet ihr deutschlandweit mit dem Bandtagebuch in Szene gesetzt. Wie ist das, wenn man nach so großen Er-folgen auf einem im Vergleich sehr überschauba-ren Campusfest spielt?Chanty: wRock am Ring war auf jeden Fall eine ziemlich geile Erfahrung. Aber ich freue mich schon sehr auf ein kleineres Festival, weil eben auch das eine coole Erfahrung ist. Rock am Ring war natürlich riesig, aber du kannst überall Leute erreichen. Und das ist ja das Wichtige.

pfl ichtlektüre: Glaubst Du, dass viele Studierende unter Euren Fans sind? Chanty: Ein paar sind auf jeden Fall dabei. Doch, ich glaube, unsere Musik zieht schon einige Stu-denten an - hoffe ich doch mal.

pfl ichtlektüre: Ihr geht alle noch zur Schule und besucht die 13. Klasse. Habt Ihr vor, danach zu stu-dieren?Chanty: Ich glaube, außer mir wollen alle von uns studieren. Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht genau, ob ich will oder nicht. Ich bin mir noch überhaupt nicht sicher, was ich nachher machen möchte. Aber die Popakademie wäre schon eine

Haben die 50er-Jahre in jugendliche Popmusik getunkt: Chanty (oben), Steffi , Kerstin und Pia (von links).

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Gerade rockten sie noch die Bühne beim Rock am Ring. Jetzt wollte die Girl-Band „Fräulein Wunder“ mit ihrer Musik auch Studierende begeistern. Mit Erfolg? Die pfl ichtlektüre führte ein Interview mit der fl ippigen Sängerin Chanty.

Page 17: pflichtlektüre 3/09 (Dortmund)

RuhR-Blick: Zum FeieRaBend S17

Wundersame Fräuleins

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tolle Sache. Kerstin will, glaube ich, Musikjour-nalismus machen, Steffi möchte Musikmanage-ment studieren und Pia hat sich eigentlich schon für Psychologie entschieden.

pflichtlektüre: „Fräulein Wunder“ ist ein unge-wöhnlicher Name. Wie seid Ihr darauf gekom-men?Chanty: Anfangs hatten wir den Namen „sHe-ro“. Wir wollten die weibliche Form des Helden damit hervorheben. Viele haben den Namen ge-sprochen, allerdings nicht verstanden. Da dach-ten wir irgendwann: Warum suchen wir uns als deutsche Band nicht einfach auch einen deut-schen Namen? Wir haben nach Ideen gegoogelt, die irgendwas mit uns zu tun haben und dann fiel uns „Fräulein Wunder“ auf. Das war schon ziemlich cool. Da kommt irgendwie das Besonde-re an der Weiblichkeit zum Ausdruck.

pflichtlektüre: Wie beschreibst Du Euren Musik-stil?Chanty: Es ist immer ganz schwer, die eigene Mu-sik zu beschreiben. Ich würde sagen, es geht in Richtung Pop und Rock. Spontan würde ich viel-leicht Powerpop sagen.

pflichtlektüre: Schreibt Ihr Eure Texte selber? Chanty: Zum größten Teil sind die Lieder von uns geschrieben, aber manchmal fällt uns ein-fach nichts mehr ein. Bei Sternradio war das so. Da war ich einfach komplett leer, hatte nur diese Sternradio-Textzeile vor mir liegen und kam nicht weiter. Da haben wir dann mit Songwritern zu-sammengearbeitet, um das Ganze etwas runder zu machen. Wir haben bei unserer Plattenfirma angefragt und die hat uns die passenden Leute ausgesucht. Die, die wir gut fanden, haben wir dann zum Songwriting genommen.

pflichtlektüre: Ist Musikmachen für Dich das, wo-mit Du Dein Geld verdienen möchtest?Chanty: Ich weiß nicht, ob Musik machen der Be-ruf ist, den ich bis zum Ende meiner Tage machen möchte, aber Musik werde ich immer machen. Das ist schon mein Traum. Wenn es um Songwri-ting geht, dann auf jeden Fall.

pflichtlektüre: Wie soll es in den kommenden Jah-ren weitergehen mit der musikalischen Karriere von „Fräulein Wunder“? Gibt es schon konkrete Pläne?Chanty: Nein. Wir spielen einfach mal. Wir wer-den alles spielen, was Spaß macht. Das ist das Wichtigste. Spielen und Songs schreiben.

pflichtlektüre: Glaubst Du, dass es für Euch als junge Musiker positiv ist, so früh bekannt zu wer-den oder überwiegt da doch der Druck der Leis-tungsanforderungen? Chanty: Ich weiß es nicht genau. Es hat Vor- und

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Nachteile. Aber ich denke, es ist schon ein Vorteil, wenn man früh ins Musik-business kommt und früh lernt damit umzugehen. Das kann einem keiner mehr nehmen.

pflichtlektüre: Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Euch aus?Chanty: Meistens sehen unsere Ar-beitstage so aus, dass wir uns erst einmal im Studio treffen und proben. Es werden Ideen ausgetauscht und die Aufnahmen auf Band zusammen angehört. Dann wird diskutiert. Zwi-schendurch werden Interviews geführt und schon ist der Tag vorbei. Oft ist da auch noch die Schule.

pflichtlektüre: Wie sieht im Gegenzug zu Deinen anstrengenden Tagen Dein perfekter Sonntag aus? Chanty: Sonne, Wiese, Liege ...und ein Bier. Perfekt.

text: Julian Lange foto: Universal Music

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S18 DienSt-Bar

Man muss nicht alles neu ma-chen. Manchmal reicht es, wenn man es besser macht. Entspre-chend ehrgeizig ging DJ Vadim heran und spielt auf seinem neu-en Solowerk den Routine-Trumpf aus. All seine Souveränität, ange-sammelten Kontakte und Vorlie-ben für alle Spielarten urbaner Musik stecken in dem Werk, das im Bewusstsein eingespielt wur-de, es könnte das letzte sein: Eine Krebserkrankung verdunkelte 2008 das Leben des russischen Beatbastlers, der überraschen-derweise gewohnt locker und

sprunghaft agiert. Dabei wurden die Experimente durch eher klas-sische Ansätze ersetzt, die dieses Album eine gewisse Zeitlosig-keit atmen lassen. Oft entspannt, manchmal rasant, aber immer markant werden die Schnittstel-len von Reggae, HipHop, Soul und Funk verknüpft und spielerisch in die Sonne gelockt. Die Vielseitig-keit der Gaststimmen und Stile wirkt zwar nicht immer stimmig, aber nie überhastet, sodass letzt-lich ein befreiendes und jederzeit unterhaltsames Werk heraus-springt. mw

Lücken im Lebenslauf? Niemals. Das Wettrüsten um die beste Be-werbung hat längst begonnen. Was zählt sind Praktika, Bestno-ten und Auslandsaufenthalte. Das weiß auch Jan Hesse, Protagonist des Buches „…und wünschen Ih-nen für die Zukunft alles Gute!“. Er pendelt quer durch Deutsch-land, hangelt sich von Praktikum zu Praktikum. Die Kontinuität seines Lebens besteht aus drei Taschen, die er mitschleppt. Doch nun reicht es ihm. Er hat genug

vom Nomadendasein, vom ner-vigen Chef, von der praktizierten Selbstausbeutung. Er will seinem Leben einen neuen Sinn geben. Der Autor Sebastian Christ fängt in seinem Erstling das Lebens-gefühl einer ganzen Generation ein: der Generation Praktikum. Er schreibt amüsant ohne zu be-schönigen, melancholisch ohne in hohle Phrasen abzudriften. Ein absolut lebensnahes Buch, in dem jeder Student eigene Gedanken und Ängste wiederfindet. tf

In ihrem Regiedebüt „Kopf oder Zahl“ bringen Benjamin Eicher und Timo Joh. Maier „Bang Boom Bang“-Held Ralf Richter wieder auf die Kinoleinwand und versa-gen dabei auf ganzer Linie.In dem sozialkritischen Episoden-Film à la „L.A. Crash“ schlüpft Richter in die Rolle des korrupten Polizisten Ron, der auf der Suche nach der Heroinlieferung eines Drogendealers ist. Einer der vie-len Handlungsstränge handelt von den beiden Kleinkriminellen Aron und Samy – gespielt von den Rappern Afrob und Harris. Der Traum vom schnellen Geld zerplatzt jedoch schnell: Das Rauschgift fällt in die Hände ei-nes aus Tschetschenien emigrier-

ten Arztes (Heinz Hoenig). Dieser versucht einen Teil vom Kuchen abzubekommen, um seiner da-heim gebliebenen Tochter das Studium zu finanzieren. Doch die wird bereits in derselben Stadt zur Prostitution gezwungen. In weiteren Nebengeschichten kämpfen sich die Filmbösewichte Claude Oliver Rudolph und Mar-tin Semmelrogge durch eine ha-nebüchene Geschichte. Aufgrund der vielen Handlungsstränge bleiben die Figuren blass. Häu-fige Zeitsprünge und Retrospek-tiven erschweren das Verständ-nis. Fazit: Selbst hartgesottenen Ralf-Richter-Fans dürfte diese Aneinanderreihung von Gangs-ter-Klischees sauer aufstoßen. jj

Es duftet nach Pizza und Pasta. Das Nu-delhaus Da Capo auf der Saarlandstra-ße bietet seit sechs Jahren leckeres Es-sen für kleines Geld. Zur Mittagspause wird’s eng. Studierende drängeln sich an die vier Tische. Gefühlte drei Mi-nuten nach der Bestellung landet das Essen auf dem Teller. Spaghetti Bolog-nese für 1,50 Euro, Pizza Margherita für zwei Euro. „Wir kaufen direkt von den Fabriken und geben so den Preisvorteil an die Kunden weiter“, erklärt Geschäftsfüh-rer Sascha Alvandi. Da lachen Studen-tenherzen. Doch nicht nur die schätzen das Essen. Selbst die Profis vom BVB gönnen sich hier eine ordentliche Por-tion Nudeln. „Für das Geld will doch zu Hause keiner spülen“, sagt Alvandi. 300 Kilo Nudeln werden im Restaurant täglich verputzt. Dem sympathischen Familienunter-nehmen Alvandi gehört das ganze Haus. Ein Besuch in der Eisdiele neben-an dürfte sich also ebenfalls lohnen. lipe

Die CD: DJ VaDim

Das BuCh: seBastian Christ Der Film: KopF oDer Zahl

Der ort: nuDelhaus Da Capo

a171_18

Für alle SinneDas praktikantenleben, rapper als Kleinkriminelle, DJ Vadim & eine sympathische pizzeria

DJ Vadim

„u Can‘t lurn imagina-schun“

VÖ: 08. mai 2009

label: BBe

sebastian Christ

„...und wünschen ih-nen für die Zukunft al-les Gute! ein leben als praktikant.“

VÖ: 01. mai 2009

Verlag: Goldmann

preis: 7,95 euro

umfang: 176 seiten

Kopf oder Zahl

regie: Benjamin eicher und timo Joh. maier

mit: ralf richter, afrob, harris

Kinostart: 23. april 2009

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Dienst-Bar s19A171_19

Knobeln mit sudokuFür Fortgeschrittene: Die oberen drei mal drei Felder bildern ein Sudoku, die un-teren drei mal drei Felder ebenfalls. Mit der grau getünchten Fläche überlappen sie sich. Pro Spalte, pro Reihe und pro drei mal drei Kästchen großem Quadrat dürfen die Zahlen 1 bis 9 nur jeweils einmal vorkommen.

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Kleine AnzeigenBands für Open-air gesucht: Für ein Open-Air-Fes-tival am 7. Juni bei den AWO Werkstätten am Fre-denbaum werden noch Bands gesucht! Das Feti-val ist ein Projekt des www.sunbeats.net-Teams. Es gibt keine Gage. Dafür werden mehrere Presse-vertreter, wie auch Mitarbeiter der ARGE und der Stadt anwesend sein. Interessierte können sich entweder direkt an [email protected], oder an mich, [email protected], melden. Problem mit dem schweinehund? Peer-Mentoring-

Partnerschaft! Würde es dir auch helfen den Schweinehund zu überwinden, wenn du jeman-den zeigen müsstest, was du in einer bestimmten Zeit erreicht hast? Ich suche jemanden, der auch Interesse daran hätte, sich einmal im Monat zu treffen und die Planung für den kommenden Mo-nat und das erreichte des letzten Monats zu be-sprechen. [email protected]

neuer Drummer gesucht! Meine verbliebenen alten Kameraden von Crossbow haben sich ge-

trennt und die beiden Urmitglieder Alfred Tietz und Martin Chwalczyk suchen einen neuen, sympathischen Schlagzeuger, der Lust hat, auf der Power-Metal-Schiene zu ackern. Belohnung: super Proberaum in einer der renommiertesten Hitschmieden des Ruhrgebiets. [email protected]

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Kann auch in Zukunft aufihrem Lieblingsinstrumentspielen: Musikschülerin.

Neueste Umfragen beweisen:Zeitung ist unverzichtbarEigener Bericht

Bielefeld/ddp. Für 78 %der Deutschen ist die ge-druckte Tageszeitung auchim digitalen Medienzeital-ter unverzichtbar.

Projekt ZEUS der WR.

Dies ergab eine repräsenta-tive neue Studie der TNSEmnid Medienforschung.Danach ist mit 25 % einViertel der Bevölkerung derAuffassung, dass Zeitungenkünftig ganz all

den. Für Hintergrund undAnalyse behielten die Print-medien abe ih

Ruhrgebiet. Viele Kinderlieben Musik und möchtenein Instrument erlernen.Jedes Schulkind in NRWsoll dazu auch die Möglich-keit haben. Das Land willdeshalb in den kommen-den Jahren weitere Mittelzur Verfügung stellen. Mu-sisch ambitionierte Jugend-liche, unter anderem auchaus Dortmund, berichtetendem Ministerpräsidentengestern von ihren Erfah-rungen. Derzeit sind 7 300Schüler in 223 Schulen in33 Städten des Ruhrgebietsbeteiligt. Im nächstenSchuljahr sollen 20000 wei-tere Kinder dazukommen.

„JedemKind ein Instrument"wird weiter ausgebaut

SERVICEHEUTE Saisonstart für Freilicht-Kinos:Waswo zu sehen ist SeiteKultur

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DieTöpferei inHerscheid – von Lothar Borchert in ein neues Licht gesetzt.(WR-Bild: Lothar Borchert)

Von Gudrun SchürmannLüdenscheid. EntdeckenSie Ihre Stadt neu – eineungewohnte Fototechnikmacht es möglich.

Fotograf Lothar Borchertaus Lüdenscheid benutztdie sogenannte „Dynamicrange increase” (DRI)-Technik, was nichts ande-res als Langzeit- und Dop-

pelbelichtung heißt. So er-geben sich intensive Far-ben, der Abendhimmelmutiert zum tiefen, dunk-len Blau. Lothar Borchertwill den Menschen ihre

Umgebung so zeigen, wiesie die meisten nicht se-hen. Häufig wird er ange-sprochen: „Mensch, sohab’ ich die Stadt noch niegesehen”. Landu. Region

WR-Interview mitBVB-Trainer Klopp

Jürgen Klopp: „Besessen vomTrainer-Job”. (WR-Bild)„Ich bin von meinem Job be-sessen”, sagt der neue BVB-Trainer Jürgen Klopp. LesenSie das WR-Interview mit demfrüheren Mainzer im Sport.

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Großprojekt kostet 350 Millionen Euro – Sonde „Orbiter” soll 2012 Erdtrabanten fotografierenDie Deutschen wollen auf denMondVon Dietmar Seher

Dortmund. 40 Jahre nachder ersten Mondlandung am20. Juli 1969 will Deutsch-land in die Erforschung desErdtrabanten einsteig

werden auf 350 Millionen Eu-ro geschätzt. Beträge dafürsollen im Bundesetat 2009 be-reitgestellt werden. Döllinger:„Wir wollen zeigen, was wirdraufhaben "

nisterium macht in der Ant-wort auf eine FDP-Anfrage imBundestag klar, dass es denMond-Plänen „grundsätzlichpositiv” gegenüb

die Mondmission Deutsch-land als konkurrenzfähigenPartner ausweisen kannMehr: V

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