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Pressedossier Daniela Krien

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Daniela Krien Irgendwann werden wir uns a l l e s erzählen

Auslandsrechte bereits vor Erscheinen in 14 Länder verkauft: England, Frankreich, Brasilien, Spanien, Niederlande, Polen, Italien, Israel, Korea, Norwegen und Tschechien, Schweden, Katalonien und China. Inhalt: Kurzinformation zur Autorin Cover Kurztext Über das Buch Ein Gespräch mit Daniela Krien

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Fotos: Gerald von Foris / Graf Verlag

Daniela Krien, geboren 1975 in Mecklenburg-Vorpommern, aufgewachsen in einem Dorf im Vogtland (Sachsen), lebt mit Mann und zwei Töchtern in Leipzig. Sie studierte Kulturwissenschaften, Kommunikations- und Medienwissenschaft und arbeitete unter anderem als Drehbuchautorin und Cutterin für amadelio film. Mehr unter www.daniela-krien.de. Dies ist ihr erster Roman.

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„Es gibt Dinge, die können gleich erzählt werden, andere haben ihre eigene Zeit, und manche sind unsagbar.“

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Kurztext:

Und die Liebe ward der Ursprung der Welt und die Beherrscherin der Welt; aber alle ihre Wege sind voll von Blumen und Blut, Blumen und Blut.

Knut Hamsun, aus der Erzählung Victoria (das dem Roman vorangestellte Motto)

1990, ein Bauerndorf nahe der deutsch-deutschen Grenze, die gerade keine mehr ist. In ihrem literarischen Debüt schildert Daniela Krien eine Liebesgeschichte von archaischer Wucht, die Zeitgeschehen und Existentielles miteinander verschränkt. Maria wird bald siebzehn, sie wohnt mit Johannes auf dem Hof seiner Eltern, in den „Spinnenzimmern“ unterm Dach. Sie ist zart und verträumt, verkriecht sich lieber mit den „Brüdern Karamasow“ als in die Schule zu gehen. Auf dem Nachbarhof lebt der vierzigjährige Henner, allein. Die Leute aus dem Dorf sind argwöhnisch: Eine Tragik, die mit seiner Vergangenheit zu tun hat, umgibt ihn; gleichzeitig ist er ein Mann, dessen charismatische Ausstrahlung Eifersucht erregt. Ein zufälliger Blick eines Tages, eine zufällige Berührung an einem andern lösen in Maria eine Sehnsucht aus, die fremd und übermächtig ist und sie daher wie von höherer Gewalt geleitet in Henners Haus und in seine Arme treibt…

Daniela Krien Irgendwann werden wir uns al l es erzählen Roman 236 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag € (D) 18. -� (A) 18,50 € � 32,90 sFr ISBN: 978-3-86220-019-1 Erscheint am 16. September 2011

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Über das Buch:

„Noch nie habe ich so wenig gebraucht und so sehr mir selbst genügt wie an den Tagen mit ihm. Essen, schlafen, lieben, lesen, arbeiten. Mehr ist es nicht. Und es ist doch alles.“ Daniela Kriens literarisches Debüt erinnert in seiner Geschlossenheit an eine klassische Novelle: eine „unerhörte Begebenheit“ versetzt ihre Protagonisten in einen Ausnahmezustand, der einen Sommer lang anhält. Es ist eine Liebesgeschichte, die in ihrer Wucht und Intensität das tragische Ende von vornherein in jeder Zeile spüren lässt und dabei bis zum Schluss äußerst spannend bleibt. Es ist ein Roman, der in der Wendezeit spielt, der das Ende der DDR quasi beiläufig erzählt: Denn für die Ich-Erzählerin gibt es Existentielles, was den historischen Moment zur Nebensache werden lässt. Die Autorin stellt hier jede einzelne Figur als vom System geprägte dar, auch wenn dies vordergründig nie Thema ist. Sprachlich karg und dabei von einer allgegenwärtigen Sinnlichkeit, wird in dieser ländlichen, archaischen, ebenso schönen wie düsteren Welt alles spürbar, sichtbar, riechbar. Die sommerlichen Weizenfelder, die vom Heu und den Mückenstichen juckenden Beine, das Summen des Kühlschranks in der Küche, der staubige, heiße Dachboden, das „zarte, saftige Stück Fleisch“, der „wild nach Zitronen duftende Kuchen“, die frische rote Paprika. Alles vibriert, die Landschaft und das Wetter, das Essen und die Interieurs sieht man wie in einem Film vor sich. Es ist eine Geschichte, in der fast nichts passiert, und die doch das Leben der Beteiligten innerhalb eines einzigen Sommers aus den Angeln hebt. Sommer 1990, ein halbes Jahr nach dem Fall der Mauer, irgendwo auf einem Dorf im Osten. Maria ist bald siebzehn, sie wohnt mit ihrem Freund Johannes auf dem Bauernhof seiner Eltern auf dem Dachboden, im „Spinnenzimmer“. Bei ihrer Mutter wollte sie nicht mehr bleiben: Deren Traurigkeit hat sie aus dem Haus getrieben. Johannes ist zielstrebig und steht kurz vor dem Abitur, Maria dagegen versucht, sich in dieser neuen Welt einzuleben. Sie ist verträumt und zart, sie verkriecht sich lieber mit den Brüdern Karamasow und schwänzt dafür die Schule. Gleichzeitig aber möchte sie in ihrer neuen Familie ankommen, schaut Johannes’ Mutter und seiner Großmutter zu, wie sie backen und kochen, wie sie Gemüse anbauen und sich um Vieh, Haus und Hof kümmern. Der Brendel-Hof ist ein gut instand gehaltener, verhältnismäßig moderner Hof, anders als der Nachbar-hof, der Henner-Hof. Hier lebt der vierzigjährige Henner allein, hat alles verkommen lassen, bis auf seine Pferde, mit denen er seinen Lebensunterhalt bestreitet. Die Leute aus

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dem Dorf sind argwöhnisch: Nicht nur, weil Henner trinkt und sich manchmal in der Stadt herumtreibt, sondern auch, weil er viel allein ist und ihn eine Tragik umgibt, die mit seiner Vergangenheit zu tun hat – und weil er jemand ist, dessen charismatische Ausstrahlung die Eifersucht der Männer im Dorf erregt. Ein zufälliger Blick eines Tages, eine zufällige Berührung an einem andern lösen in Maria eine Sehnsucht aus, die fremd und übermächtig ist und sie daher wie von höherer Gewalt geleitet in Henners Haus und in seine Arme treibt. Eine heftige, unberechenbare Liebesgeschichte beginnt, die lange Zeit ohne Worte auskommt: Henner und Maria brauchen keine, und alle anderen dürfen nichts von den geheimen Treffen erfahren. Denn Henner würde sofort der Vergewaltigung bezichtigt und Maria würde ihr noch fragiles neues Zuhause verlieren und müsste den Brendel-Hof verlassen. Daniela Krien beschreibt aus der Ich-Perspektive ihrer Heldin diese wilde, triebhafte, schmerzhafte Liebe mit einem angemessenen Pathos: „…sein Wollen hatte etwas Tierisches, Unberechenbares, etwas, das mich an Dinge erinnerte, die lang vor meiner Zeit geschehen sind, die ich nicht wissen kann und dennoch zu kennen glaube, als wäre mein Gedächtnis nur Teil eines größeren.“ Die Zusammenkünfte der beiden Liebenden werden nie explizit geschildert, die Autorin vermag mit wenigen, wie beiläufig fallen gelassenen Wörtern die Naturgewalt dieser Beziehung nachvollziehbar zu machen. Das Körperliche kommt hier vor dem Seelischen und vor dem Intellektuellen, aber es ist die Voraussetzung für beides. Maria weiß, dass sie nie mehr hinter das zurück kann, was sie mit Henner erlebt hat. Nach wochenlangem Versteckspiel und immer neuen Lügen beschließt sie, alles offen zu legen und zu Henner zu ziehen. Doch in der Nacht, bevor sie ihr Vorhaben wahr macht, wird Henner tot auf den Bahngleisen gefunden. Ein Roman, der auf hohem literarischem Niveau und äußerst lesbar einen Mikrokosmos schildert, der Zeitgeschichte und das große Universelle mit einschließt. Die Leipziger Autorin hat es gewagt, „dem dauerironischen Tonfall der jüngeren Literatur etwas Pures und auch Ernstgemeintes entgegenzusetzen“.

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Daniela Krien über ihren Roman Irgendwann werden wir uns al l es erzählen : Daniela Krien, Ihr Buch wirkt so aus einem Guss, als hätten Sie es „am Stück“ geschrieben. Wie lange haben Sie tatsächlich gebraucht beziehungsweise wie lange ist der Stoff schon in Ihnen? Der Zeitpunkt der Romanhandlung liegt ja mehr als zwanzig Jahre zurück. Ganz genau genommen habe ich - ziemlich rauschhaft - zwei Wochen und fünf Tage an dem Rohmanuskript geschrieben. Die Überarbeitung dauerte allerdings länger, circa zwei Monate. Ich kannte die Geschichte, bevor ich sie schrieb, nicht; sie entwickelte sich während des Schreibens zwingend von selbst. Ebenso die Figuren und Orte. Ich begann zu schreiben, und alles war plötzlich da. Das Einzige, was tatsächlich schon lange in mir arbeitete, war die Idee, dem dauerironischen Tonfall der jüngeren Literatur etwas Pures und auch Ernstgemeintes entgegenzusetzen – ganz ohne gängige ironische Brüche. Obgleich thematisch noch diffus, lag diesem Buch der Wille zum Pathetischen zugrunde. Ihr Roman ist kein „Wenderoman“, sondern eine Liebesgeschichte. Trotzdem spielt die DDR-Vergangenheit eine Rolle bei der Prägung der Figuren. Konnte nur eine Umbruchszeit eine solche Liebesgeschichte ermöglichen? Die Umbruchszeit ist ein Symbol. Alle Umbrüche sind Ausnahmesituationen und allen Ausnahmen ist es wesensimmanent, dass die Grenzen des Üblichen vorübergehend weiter gesteckt werden. Entgrenztes Handeln wird erleichtert oder überhaupt erst ermöglicht. Die Geschichte hätte auch zu einer anderen Zeit spielen können, aber in der Wendezeit, die ja einen krassen Wandel bedeutete, wirkt sie authentischer als zum Beispiel heute, im Jahr 2011. Warum endet die Geschichte mit Henners Tod und Marias Zusammenbruch; warum also gibt es für die beiden nicht die Möglichkeit, gemeinsam zu leben? Wenn Henner nicht gestorben wäre, hätte es zwei Möglichkeiten gegeben: Kitsch oder Alltag. Die Beziehung zwischen Henner und Maria war zu keinem Zeitpunkt darauf angelegt, zu überdauern. Die Obsession ihrer Leidenschaft, die „dämonische Besitznahme“, wie Dávila es einmal formulierte, sollte und konnte nicht ins Alltägliche übergehen. Sie treffen sich auf eine absolute, eine kräftezehrende und auch zerstörerische Weise, wie sie höchstens (wenn überhaupt) einmal im Leben vorkommt und wie kein Mensch sie über längere Zeit aushalten würde. Zudem bin ich mir nicht sicher, ob es in unserer spätkapitalistischen Gesellschaftsordnung, die stark von Masse und Konsum geprägt ist, solche puren, unverstellten Menschen noch geben kann.

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Darum geht Henner - zeitgleich mit dem Systemwandel - zugrunde, und Maria bricht zusammen. In Ihrem Roman lassen Sie Ihre Heldin Maria aus Knut Hamsun, Dostojewksi, Trakl zitieren. Was hat es mit den literarischen Zitaten auf sich? Dostojewskijs „Die Brüder Karamasow“ gehört zu den größten Werken der Weltliteratur; es ist in seiner Vielschichtigkeit kaum zu übertreffen. Maria liest dieses Buch, weil sie in sich den Drang spürt, der Enge des dörflichen Denkens zu entfliehen; sie setzt sich mit diesem Buch ein hohes Ziel, das macht sie zu etwas Besonderem und sagt etwas über ihre intellektuellen Fähigkeiten aus. Hamsun ist ein Meister der knappen, klaren Sprache, die dennoch alles beinhaltet. Der Satz „Nachts lag er da und war gierig nach ihr und bekam sie.“, der im Buch zitiert wird, ist in seiner Kürze, seiner Poesie und gleichzeitig alles aussagenden Inhaltsfülle sehr beeindruckend. Er passt zu meinen Figuren Henner und Maria, die sich anfangs nur in kurzen, reduzierten Sätzen verbal verständigen, weil sie lieber die Körper sprechen lassen. Trakl dagegen, die ständigen Themen Tod, Finsternis, Wollust und Schuld in seinen Gedichten, verweist bereits auf ein tragisches Ende. Die mehrfach zitierten Verse Wir sind die Wandrer ohne Ziele, / Die Wolken, die der Wind verweht, / Die Blumen zitternd in Todeskühle, / Die warten, bis man sie niedermäht stehen auch für das Unausweichliche, für das Schicksal, dem meine Figuren unterworfen sind. Alles in allem halte ich Zitate, wenn sie gekonnt in einen Text eingearbeitet worden sind, für Möglichkeiten, einen Text zu bereichern und zu einem tieferen Verständnis beizutragen. Außerdem bewirken die Verweise auf andere Autoren, dass das Interesse an diesen Autoren wach bleibt. Ich selbst habe viele Bücher nur deshalb gelesen, weil ein Schriftsteller daraus zitierte, oder zumindest den Titel des Buchs nannte. Ich wusste also, wenn mir das Buch eines Schriftstellers gefällt, würden mir womöglich auch die Bücher gefallen, auf die er sich bezieht. Zitate sind sozusagen Empfehlungen. Es geht nicht darum, sich mit fremden Federn zu schmücken. Das Fragen an die Autorin stellte Tanja Graf.