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Und Gott sah, daß es gut war Vielfalt und Segen ISSN 1862-2542 63. Jahrgang 1. Oktober 2011 5/2011 B 1119 aktiv in Kirche und Welt Stefanus

Probeexemplar Werkbrief 2011-5

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Staunenswert ist die Artenvielfalt der Tierwelt, erhebend der Gedanke an die schöpferische Vielfalt von Farben, Größen, Lauten und Tönen, Fortbewegungsarten, Mustern, Lebensformen, Bewegungen, Aussehen, Fortpflanzungsarten, … Bei so manchem Tier, das ich genauer betrachte, schmunzle ich über die Kreativität und den Einfallsreichtum des Schöpfers.

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Page 1: Probeexemplar Werkbrief 2011-5

Und Gott sah,daß es gut war

Vielfalt und Segen

ISSN 1862-2542 63. Jahrgang 1. Oktober 2011 5/2011 B 1119

aktiv in Kirche und Welt

Stefanus

Page 2: Probeexemplar Werkbrief 2011-5

Liebe Leserinnen und Leser!

»Christen sind nicht besser - aber sie haben es besser«.An dieses Wort werde ich oft erinnert, wenn ich einerseitsherausfordernden Zeiterscheinungen und andererseits per-sönlichen Schicksalen begegne, die vielfache Fragen auf-werfen und nach Antworten verlangen.

Warum kann man sagen, dass Christen es »besser haben«?

Wir haben es besser, wenn wir aus Glauben, Hoffnung und Liebe leben. Wir müs-sen nicht dauernd um unser kleines Ich, um unser eigenes Wohlergehen und unsereSicherheit kreisen. Wir müssen nicht alles im Griff haben, nicht alles allein »machen«.

Die Schöpfung können wir dankbar als ein Geschenk annehmen und uns an ihrerSchönheit und Sinnhaftigkeit erfreuen. Wir wissen, dass wir selbst nicht Schöpfer,sondern Geschöpf sind, als Mitgestaltende aber Verantwortung für die Pflanzen-und Tierwelt tragen. Aus dieser Haltung heraus gilt es, die Fragen zu beantworten,welche die Natur und unser Verhältnis zu ihr uns heute stellen. Es gilt, gegen rück-sichtslose Ausbeutung aufzustehen und das eigene Konsumverhalten kritisch zu hin-terfragen, sich für den Schutz der Arten und den Grundbestand der Schöpfung inihrem ganzen Reichtum einzusetzen.

»Gott sah, dass es gut war«, heißt es nach dem Bericht über den fünften Schöp-fungstag. Leisten wir unseren je eigenen Beitrag, damit es gut bleibt.

In diesem Sinn grüßt Sie und Euch alle herzlich

Helge JuenZweite Obfrau der Stefanus-Gemeinschaft

»Wir sind in Gefahr zu vegessen, dass wir nicht tun können, was Gott tut, und dass Er nicht tun wird, was wir tun können.«

Oswald Chambers

Page 3: Probeexemplar Werkbrief 2011-5

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Herr, wie zahlreich sind Deine WerkeVielfalt und Segen 2

Besitzen Tiere eine Seele? 5

Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen 6

Verantwortungoder rücksichtslose Ausbeutung? 10

SchöpfungVorrang des Seins vor dem Haben 14

Freude am Wort Gottes Die Schriftstelle für jeden Tag 22

WendelinDie Zellenheiligen von Heiligkreuztal 28

Aktuelles aus HeiligkreuztalFamilienferien 2012 30

25 Jahre in Heiligkreuztal 31

Unsere Bildungsangeboteim Kloster Heiligkreuztal 47

Die Lilien des FeldesLeben lernen von Bruder Klaus 32

Lebendiges GeschehenFührung durch das Alte Pfäfers 36Stefanuskreise Wenns, Plattling 37

Jahresfahrt Passau 38Stefanuskreise Dekanat Laaber, Aachtal 39

Kreise Regen, Tirschenreuth 40Emmy Popp verstorben 40

Bildung - ein Weg zur Lebenstiefe 41

Wir laden einVeranstaltungen der Stefanuskreise 43

Veranstaltungen der Tiroler Freunde 46

Wir gratulieren / Wir gedenken 49

Ein Loblied auf den Schöpfer 12

Was ist das Leben? 19

Der Tod hat nicht das letzte Wort 20

Fotos des WerkbriefesAndrea Kotter

BLICKpunkte

KLOSTERHeiligkreuztal

INNEhalten

GEMEINSCHAFTleben

Page 4: Probeexemplar Werkbrief 2011-5

2

Andrea Kotter

»Dann sprach Gott: Das Wasserwimmle von lebendigen Wesen,und Vögel sollen über demLand am Himmelsgewölbe dahinfliegen.Gott schuf alle Arten vongroßen Seetieren und anderenLebewesen, von denen dasWasser wimmelt, und alle Artenvon gefiederten Vögeln.Gott sah, daß es gut war.Gott segnete sie und sprach:Seid fruchtbar, und vermehrteuch, und bevölkert das Wasserim Meer, und die Vögel sollensich auf dem Land vermehren.Es wurde Abend, und es wurdeMorgen: fünfter Tag.Dann sprach Gott: Das Landbringe alle Arten von lebendi-gen Wesen hervor, von Vieh,von Kriechtieren und von Tie-ren des Feldes. So geschah es.Gott machte alle Arten vonTieren des Feldes, alle Artenvon Vieh und alle Arten vonKriechtieren auf dem Erdboden.Gott sah, daß es gut war.«

Gen 1,20-25

Staunenswert ist die Artenviel-falt der Tierwelt, erhebend derGedanke an die schöpferischeVielfalt von Farben, Größen, Lau-ten und Tönen, Fortbewegungs-arten, Mustern, Lebensformen,Bewegungen, Aussehen, Fort-pflanzungsarten, … Bei somanchem Tier, das ich genauerbetrachte, schmunzle ich überdie Kreativität und den Einfalls-reichtum des Schöpfers.

»Die Erde ist voll von DeinenGeschöpfen«, heißt es in Psalm104. Da stellt sich die Frage:»Wieviele Tier- und Pflanzenar-ten, die das Wasser, die Luftund das Land bevölkern, gibt esauf der Erde?« Auf der Internet-seite von WWF-Deutschland finden wir folgende Antwort:»Wissenschaftler schätzen, dassauf der Erde zwischen 10 und100 Millionen Arten leben. Da-von sind bisher aber nur etwazwei Millionen Arten (BioFrank-furt 2006) wissenschaftlich be-schrieben. Hinter dieser Zahl

verbergen sich etwa 950.000Insektenarten, 288.000 Pflan-zenarten, 28.500 Fischarten,9.900 Vogelarten, 8.160 Reptili-enarten, 5.740 Amphibienartenund 5.400 Säugetierarten (IUCN2004). Kleine Lebewesen wiezum Beispiel Insekten machendabei den größten Teil aus: Et-wa zwei Drittel aller zur Zeit be-kannten Arten gehören zu derGruppe der Gliedertiere (Ar-thropoda), der auch die Insek-ten angehören. In Deutschlandgibt es etwa 48.000 Tierarten,die Einzeller eingeschlossen.706 Wirbeltierarten kommen inDeutschland regelmäßig vor, diemeisten davon sind Vögel undKnochenfische. Nur noch 91Säugetierarten sind in Deutsch-land heimisch (BfN 2004).«

Doch die Zahlen variieren. Im-mer wieder werden neue Tierar-ten entdeckt, doch gleichzeitigsterben immer rascher verschie-dene Arten aus. Das Massenster-ben der Neuzeit unterscheidetsich gravierend von dem voran-gegangener Katastrophen: Zumersten Mal hat eine einzelneArt, der Mensch, das Potenzialentwickelt, den größten Teil derübrigen Arten in kurzer Zeit zuvernichten.

»Zwischen den Jahren 1600und 1700 lag die Aussterberatefür Vögel und Säugetiere bei ei-ner Art pro Jahrzehnt, zwischen1850 und 1950 hatte sie eineArt pro Jahr erreicht. NeuesteErhebungen gehen davon aus,dass die derzeitige Aussterbera-te von 3 bis 130 Arten pro Tagum den Faktor 100 bis 1.000über dem natürlichen Prozessder Evolution liegt.«

BLICKpunkte

Herr, wie zahlreich sind

Deine Werke …

Mit Weisheit hast du sie alle gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen

Psalm 104,24

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Und in dieser großen Vielfaltgeht es Gott doch um jedes ein-zelne Wesen. Keines gleicht inseiner Art dem anderen, jedeseinzelne ist Ihm wichtig. Er schufdas Tier um seiner selbst Willen,ganz ohne Zweck, und Er schufdie Tiere auch für uns – zurFreude, als Begleiter, als Hilfe,zum Nutzen, zur Nahrung, … Erschuf sie auch für Sich – zurFreude und zum Lob. Die wildenTiere, das Vieh, die Kriechtiereund die gefiederten Vögel wer-den in Psalm 148,10 aufgefor-dert, Gott zu loben. In ihrer Hin-ordnung auf den Schöpfer,dadurch, daß Er sie segnete,sind auch die Tiere Glieder einergroßen Schöpfungsfamilie –wobei der Mensch Verantwor-tung für das Tier als schwäche-res Mitgeschöpf trägt.

Am fünften Schöpfungstag fälltuns besonders auf, daß Gott dieLebewesen, die Er schuf, segnet.Er erteilt ihnen eine Sonderstel-lung in der Schöpfung, und Er

sagt ihnen mit Seinem SegenFruchtbarkeit und Zuwachs zu.

Die Tiere als Geschöpf Gotteskönnen Wegweiser in unseremGlauben sein. Denn mit ihrerWürde und Treue, ihrer Liebe undihrem Vertrauen, ihrer Schönheitund ihrem Wesen erzählen sieuns von Gott und von seinenWundern. Sie sind Abglanz des-sen, der sie wunderbar schuf,und in ihnen erkennen wir SeineSchöpferkraft.

In einem Tier, das wir bei unsaufnehmen, erleben wir Men-schen die Schöpfung im Klei-nen. Ein Kind erlernt den Werteines Lebewesens und die Ver-antwortung für die Schöpfungan dem kleinen Kätzchen oderdem Meerschweinchen, das essich zum Geburtstag wünschtund geschenkt bekommt. DemKranken gibt der Kontakt mitdem Tier Lebensmut – im thera-peutischen Bereich bringt dieArbeit mit dem Tier auch Hei-lung. Der Hund eines Blinden istnicht nur Hilfe und Sicherheitaus der Sicht des Menschen,das Tier ist so sensibel, daß esStimmungen und Wünsche oh-

ne Worte erkennt. Welche Haus-tierbesitzer haben nicht schondarüber gestaunt, wie feinfühligdas Tier auf jede Stimmung rea-giert: »Man hat das Gefühl, derHund möchte mich trösten.«

Das Tier, das sich nicht verstel-len kann, nicht lügen kann, dasda ist, wenn ich alleine bin, dasmeine Hand ableckt oder michmit seinen Schnurrhaaren ander Nase kitzelt, mir den Ballzum Spielen bringt, das mirzeigt, wenn es sich freut, dasjault, wenn ich fortgehe, treuhinter der Tür auf mein Zurück-kommen wartet und mich miteinem Luftsprung begrüßt, dasdarauf angewiesen ist, daß iches füttere und pflege, das meineHilfe braucht – dieses Tier hat,wohl nicht grundlos, sehr oftden Platz einer Freundin odereines Freundes, der Partnerinund des Partners eingenom-men, manchmal wurde es auchzum Ersatz für ein Kind.

Ich denke, daß Gott uns zwardas Tier auch zur Freude und alsHilfe geschaffen hat, doch nichtals Ersatz für den Menschen, fürden Partner. So lesen wir in der

Gesegnet sein -

zum Segen sein

»Die Fische tauchtest du ins Meer,

die Vögel warfst du hoch ins Blau,und was dem gleichen

Schoß entsprang,ist nun getrennt

nach Art und Ort.«

Hymnus der Vesper aus dem Antiphonale

Page 6: Probeexemplar Werkbrief 2011-5

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Schöpfungsgeschichte Genesis2,18-20: »Dann sprach Gott, derHerr: Es ist nicht gut, daß derMensch allein bleibt. Ich willihm eine Hilfe machen, die ihmentspricht. Gott, der Herr, form-te aus dem Ackerboden alle Tie-re des Feldes und alle Vögel desHimmels und führte sie demMenschen zu, um zu sehen, wieer sie benennen würde. Undwie der Mensch jedes lebendigeWesen benannte, so sollte esheißen. Der Mensch gab Namenallem Vieh, den Vögeln des Him-mels und allen Tieren des Feldes.Aber eine Hilfe, die dem Men-schen entsprach, fand er nicht.«Eine Hilfe, die dem Menschenentspricht, kann also nur derMensch selbst sein. Es ist unse-re Aufgabe, zu schauen und zuerkennen, wo ein Mensch An-sprache, Nähe, Freundschaftund Hilfe braucht. Uns als Ste-fanusfreunden muß dies eingroßes Anliegen sein.

Die Katze oder der Hund, siedürfen einen wunderbaren undwertgeschätzten Status einneh-men im Leben eines Menschen,sie sollten jedoch nie zum Er-satz werden müssen für denfehlenden Partner.

Das Dahinschlachten, das Aus-rotten und Quälen von Tierenliegt wohl darin begründet, daßvon vielen Menschen dem Tiereine Seele und der Wert an sichganz abgesprochen wird, undsich der Sinn ihres Daseins nurauf den Nutzen, das Benutzenund das Ausnutzen durch denMenschen beschränkt. VieleVerhaltensweisen der Tiere wer-den, wenn sie diesen Menschenüberhaupt bewußt auffallen,bloß mit Instinkt abgetan.

Fragen wir uns selbst: »WelcheStellung und welchen Wert neh-men die Tiere in meinem Lebenein?« …

Die Spanne zwischen Bruderoder Schwester, wie es unsFranziskus vorgelebt hat, undder Wurst auf meinem Teller istda sehr groß. Wer mit offenenund liebenden Augen durch dieNatur geht, sich über die bunteRaupe auf dem Fenchel im Gar-ten freut, das vom Tau funkeln-de Spinnennetz auf seinem Bal-kon vorsichtig umgeht, um esnicht zu zerstören, wer auchmal zehn Minuten stehenbleibt,um den Vögeln beim Morgenlobzuzuhören und wer sich glück-lich fühlt, wenn sich sein Katerschnurrend auf dem Schoß zu-sammenrollt, der braucht nichtviele Erklärungen über den Wertder Tiere, ihr Empfinden, denSinn ihres Geschaffen-seins undunsere Verantwortung für sie.

Stellung und Wert

Wie Franziskus den Katzen predigtLiebe Katzen und Kater, meine Schwestern und Brüder, liebenswürdige Geschöpfe Gottes: Stimmtein mit eurem Miauen in meinen Jubel, seid erfüllt von der großen Feststimmung, die allesdurchzieht. Denn wunderbar hat Gott euch ausgestattet. Mit euren Augen könnt ihr die Nachtdurchdringen und ohne Blinzeln in die Sonne schauen. Wie kein anderes Tier auf dieser Erdekönnt ihr hören, denn ihr tut das nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit den Augen. Dar-um könnt ihr euch orientieren und heimfinden, mag die Umwelt noch so fremd und noch so weitweg sein von eurem Zuhause. Lobt Gott für die Widerstandskraft, mit der ihr Schläge und Wun-den zu überstehen vermögt, für die Zartheit eurer Glieder und Haare, für die Wärme und Nähe,zu der ihr imstande seid. Lobt Gott für das wohlige Schnurren, mit dem ihr andere Geschöpfezu gewinnen sucht. Unendlich lang ist die Liste der Wohltaten, mit denen ihr beschenkt seid. Eu-er Leben werde zum Fest vor Gott und zum Entzücken der Engel.

Aber seht auch die Gefahren, die in eurer Art liegen, seht sie wirklich. Laßt euch von der Ge-wißheit des Todes die Augen öffnen: Denkt daran, daß nicht nur die Nähe zählt, sondern auchDistanz, nicht nur der andere, sondern auch das eigene Ich. Schmeichelt eurer Umwelt nicht zusehr, sondern seid ehrlich. Zur Liebe muß die Wahrheit kommen, zur Beziehung die Verantwor-tung, zur Geborgenheit der eigene Stand. So werdet ihr das begeisterte Gefallen Gottes finden.

Aus Anton Rozetters neu geschriebenen franziskanischen Tierpredigten:»Wunderbar seid ihr geschaffen« Herder-Verlag