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50 G.W. HEIst: 7. Probleme bei urologischen Ersatzoperationen und Sp~itschiiden Von G. W. HEIsE-Magdeburg Die Kfirze der Zeit erlaubt nur einen kleinen Hinweis fiber einige Probleme und Spiitschiiden nach urologischen Ersatzoperationen. Ffir alle plastischen Eingriffe in der Urologie sind folgende Faktoren yon Bedeutung: 1. der Mineralstoffweehsel, 2. die peristaltischen Ver- h~ltnisse, 3. die hydrodynamischen Verhitltnisse, 4. die histologischen Untersuchungen und 5. die ttarnwegsinfektionen. Von insgesamt 24 plastischen Eingri//en, die wit unter Verwendung yon Darm ausgefiihrt haben, waren: 11 Ureter-Ersatzplastiken, 7 Sigma- blasen-Ersatzplastiken, 2 Ileumblasen-Ersatzplastiken, 3 Scheele-Ring- plastiken und 1 Blasenersatzoperation nach MA~AS. Die Ergebnisse der Nachuntersuchungen unserer Patienten, unter Be- rficksichtigung der obengenannten Probleme, waren: Bei der Gruppe der Sigma-Ersatzplastiken fanden sich durchweg bei den Kontrollpyelographien ttarnstauungsnieren in wechselndem Urn- fang. Die Pyelographie eines jetzt 2 Jahre iiberlebenden Patienten, 4 Wochen nach der Operation, zeigte beiderseits Pyelektasien. Bei dem gleichen Patienten waren 2 Jahre nach der Operation Steinbildungen zu beobaehten. Bei der Entfernung dieses Steines zeigte die ]31asenschleim- haut weiBlich-graue Belege. Die Probeexcision der SchIeimhaut zeigte entzi~ndliche In/iltrationen. In einigen anderen Fi~llen dagegen war die Schleimhaut der Ersatzblase reizlos. Bei einem weiteren Patienten land sich 2 Jahre nach der Operation eine Harnstauungsniere rechts. Die linke Niere war vor dem Eingriff r6ntgenologisch stumm, hat aber einen nicht konzentrierten Harn ausgeschieden. Die Harnstofflcurve zeigte in ihrem Verlauf fiber einen l~ngeren Zeitraum einen vSllig irregul~iren Ablauf, wobei die Spitzenwerte regelms bei pyelitischen Schiiben beobachtet wurden. Die Blasendruclcmessungen bei mehreren Patienten mit Ersatz- blasen zeigen atypische Verlaufsformen im Gegensatz zu einer normo- tonischen Blase mit punktierten Werten. Das Tragische bei diesem Patienten ist, dal~ wir jetzt 2 Jahre nach der Iterstellung einer Sigma- blase, beim Anlegen einer transrenalen Fistel links ein Nierenbeeken- carcinom vorfanden. Die Diinndarmersatzblase, die wit in der gleichen Art angelegt haben, wie sie yon PYnA~ und RAP~ angegeben sind, ergaben, dab im anti- peristaltischen Tell die Anastomose zu einer Ureterelctasie und zu einer Pyelelctasie ffihrte, dab der isoperistaltische Teil keine Ver~nderungen aufwies. Besonders deutlich zeigt dies ein Ausschnitt des Ausseheidnngs-

Probleme bei urologischen Ersatzoperationen und Spätschäden

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Page 1: Probleme bei urologischen Ersatzoperationen und Spätschäden

50 G.W. HEIst:

7. P r o b l e m e bei urologischen Ersatzoperationen und Sp~itschiiden

Von G. W. HEIsE-Magdeburg

Die Kfirze der Zeit erlaubt nur einen kleinen Hinweis fiber einige Probleme und Spiitschiiden nach urologischen Ersatzoperationen.

Ffir alle plastischen Eingriffe in der Urologie sind folgende Faktoren yon Bedeutung: 1. der Mineralstoffweehsel, 2. die peristaltischen Ver- h~ltnisse, 3. die hydrodynamischen Verhitltnisse, 4. die histologischen Untersuchungen und 5. die ttarnwegsinfektionen.

Von insgesamt 24 plastischen Eingri//en, die wit unter Verwendung yon Darm ausgefiihrt haben, waren: 11 Ureter-Ersatzplastiken, 7 Sigma- blasen-Ersatzplastiken, 2 Ileumblasen-Ersatzplastiken, 3 Scheele-Ring- plastiken und 1 Blasenersatzoperation nach MA~AS.

Die Ergebnisse der Nachuntersuchungen unserer Patienten, unter Be- rficksichtigung der obengenannten Probleme, waren:

Bei der Gruppe der Sigma-Ersatzplastiken fanden sich durchweg bei den Kontrollpyelographien ttarnstauungsnieren in wechselndem Urn- fang. Die Pyelographie eines jetzt 2 Jahre iiberlebenden Patienten, 4 Wochen nach der Operation, zeigte beiderseits Pyelektasien. Bei dem gleichen Patienten waren 2 Jahre nach der Operation Steinbildungen zu beobaehten. Bei der Entfernung dieses Steines zeigte die ]31asenschleim- haut weiBlich-graue Belege. Die Probeexcision der SchIeimhaut zeigte entzi~ndliche In/iltrationen. In einigen anderen Fi~llen dagegen war die Schleimhaut der Ersatzblase reizlos. Bei einem weiteren Patienten land sich 2 Jahre nach der Operation eine Harnstauungsniere rechts. Die linke Niere war vor dem Eingriff r6ntgenologisch stumm, hat aber einen nicht konzentrierten Harn ausgeschieden. Die Harnstofflcurve zeigte in ihrem Verlauf fiber einen l~ngeren Zeitraum einen vSllig irregul~iren Ablauf, wobei die Spitzenwerte regelms bei pyelitischen Schiiben beobachtet wurden. Die Blasendruclcmessungen bei mehreren Patienten mit Ersatz- blasen zeigen atypische Verlaufsformen im Gegensatz zu einer normo- tonischen Blase mit punktierten Werten. Das Tragische bei diesem Patienten ist, dal~ wir jetzt 2 Jahre nach der Iterstellung einer Sigma- blase, beim Anlegen einer transrenalen Fistel links ein Nierenbeeken- carcinom vorfanden.

Die Diinndarmersatzblase, die wit in der gleichen Art angelegt haben, wie sie yon PYnA~ und RAP~ angegeben sind, ergaben, dab im anti- peristaltischen Tell die Anastomose zu einer Ureterelctasie und zu einer Pyelelctasie ffihrte, dab der isoperistaltische Teil keine Ver~nderungen aufwies. Besonders deutlich zeigt dies ein Ausschnitt des Ausseheidnngs-

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Urogramms. Zwei Jahre naeh der Operation kam einer der Patienten ad exitum. Der Autopsiebefund zeigte sehwere g~ngriin5se Ver~nde- rungen der Darmblasenschlinge.

Di~nndarmureterersatzplastiken reehtsseitig sind im wesentliehen kom- plJzierter als linksseitig, d~ es dureh die Lagerung des Segmentes hinter die IleocSealklappe und dutch die isoperistaltische Zwisehenschaltung technisehe Sehwierigkeiten geben kann. Das Urogramm zeigt die retro- grade Ffillung eines reehtsseitigen Ersatzureters. Linksseitig ist der teehnisehe Eingriff wesentlieh einfaeher, er wurde aehtmal mit gutem Erfolg durehgeffihrt.

Die Bilder zeigen Kontrastausseheidungen im Ersatzureter und eine retrograde Auff/illung des Ureters. Refluxbildungen wurden nieht beob- aehtet. In einem einzigen Fall haben wir an der D/inndarmblasen- Anastomose dureh Inkrustation eine Steinbildung beobaehtet, die abet praktiseh belanglos war.

Von drei Scheele-Ringplastiken, die wit ausgeffihrt haben, war in 2 F/~llen das l~esultat gut, in einem Fall ausgesproehen sehleeht, da sieh hierbei trotz verbreiterter Anastomose ein Divertikelsymptom einstellte.

SehlieBlieh kann fiber eine Ma/dcas-Ersatzblase berichtet werden, die vor 10 Jahren yon meinem Amtsvorggnger, t terrn Prof. EGG~s, an- gelegt war. Es fanden sieh bei der Ansseheidungsurographie beiderseits erhebliche Stauungsnieren, so dab die Prognose dieses Patienten nieht sehr gfinstig ist.

Absehliei3end erlauben Sie mir, eine Aufnahme yon MALI:~ aus Los Angeles zu zeigen, die vor einiger Zeit verSffentlicht wurde. Die Opera- tion wurde yon den Antoren als gelungen bezeichnet.

Wir kSnnen uns diesem Urteil nieht ansehlieBen. Wir sind der An- sieht, dab naeh unseren bisherigen Erfahrungen die Ergebnisse der Sigmablasenersatzoperationen nicht gfinstig zu beurteilen sind. Diese Eingriffe haben wit aussehliel31ich beim Blaseneareinom ausgef/ihrt. Dagegen sind die Ergebnisse der Ureterersatzoperationen a]s durchweg gfinstig anzusehen. F/ir d~s Blaseneareinom werden wir in Zukunft die partielle bzw. die totale Blasenexstirpation beibehalten und in den F/illen, in denen sieh Hydronephrosen durch Stenosen an den Ureter- darmverbindungen gebildet haben, die sekundgre Dfinndarminterposi- tion zwisehen Ureter und Sigma durchffihren.

P. BischoH: Ich danke Herrn HEISE ftir seinen schSnen Vortrag und darf jetzt Herrn SC~I~DT bitten.

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