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Propädeutikum - Einführung in die Kunstwissenschaften und ihre Methoden (Propädeutikum) Oliver Müller, M.A. SEMINAR Montag, 16:15 – 17:45 Raum 103/104, Villa Neuwerk 7 8. Sitzung 07.01.2019

Propädeutikum - Einführung in die 8. Sitzung (Propädeutikum) · 2019-01-11 · Propädeutikum - Einführung in die Kunstwissenschaften und ihre Methoden (Propädeutikum) Oliver

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Propädeutikum - Einführung in die Kunstwissenschaften und ihre Methoden(Propädeutikum)

Oliver Müller, M.A.SEMINAR

Montag, 16:15 – 17:45Raum 103/104, Villa Neuwerk 7

8. Sitzung07.01.2019

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Exkursionen

1. Exkursion Museum der Bildenden Künste Leipzig: Wir treffen uns am 12.01.2019 um 11 Uhr im Foyer des Museums der Bildenden Künste in Leipzig. Da Sie kostenlos nach Leipzig fahren können, fällt für Sie nur der ermäßigte Museumseintritt an.

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Reprise: Rezeptionsästhetik

Welche Möglichkeiten gibt es:

1. Bildfiguren untereinander im Bild wie zu einander positioniert2. Perspektiven3. Figuren die als Identifikationsträger, Figurationen des/der Betrachter/In,

Vertreter einer Personenperspektive dienen4. Der Bildausschnitt5. Die Leerstelle

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Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärtJoseph Beuys, 1965, Galerie Schmela in Düsseldorf

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In einem Gespräch mit dem italienischenKünstler Sarenco aus dem Jahr 1979 erklärteBeuys:

"Ich wollte, dass die Menschen, die in ihremegoistischen Fehlverhalten gegenüber derWirklichkeit sich so sehen, wie sie eben sind,mal zeigen, dass sogar ein toter Hase noch vielmehr von diesem Wirklichkeitszusammenhangweiß - also zum Beispiel die Bilder dermodernen Kunst besser versteht, als derMensch mit seinem verkorksten, so genanntenrationalistischen Intellekt. In dieserSondersituation wollte ich die Menschen nichthereinlassen, weil sie diesen reinen, heiligenVorgang mir im Moment nicht stören sollten.Aber ich wollte es natürlich für die Menschenmachen, nicht für die Hasen."

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Kunstgeschichtliche Hermeneutik nach Oskar Bätschmann

Ist ein Metamethodenpool zur Auslegung und begründeten Interpretation von Werken der bildenden Kunst

Beinhaltet: Theorie der Interpretation, Entwicklung,Validierung und Praxis der Auslegung und Interpretation

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Vorüberlegungen

„In der Interpretation betrachten wir die Werke als sie selbst“

Es gibt eine generelle Diskrepanz zwischen Werk und sprachlicher Interpretation (Sprache und Werk)

Die Beobachtung, dass bestimmte Werke der Kunst unverständlich sind, ist der Ausgangspunkt der Auseinandersetzung.(gegen die Gegebenheit und die flüchtige Wahrnehmung ankämpfen)

Die analytische Betrachtung ist erst möglich wenn die Werke einen Funktionsverlust erlitten haben.(Stichwort: Musealisierung)

Ausgangspunkt: Das Stellen von Fragen an ein Werk auf die es keine einfachen Antworten gibt.

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Nicolas Poussin„Gewitterlandschaft mit Pyramus und Thisbe“ 1651Maße191,0 x 274,0 cmMaterial und TechnikÖl auf Leinwand

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Ausgangspunkt: Das Stellen von Fragen an ein Werk auf die es keine einfachen Antworten gibt.

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William Holman HuntThe Scapegoat1854–6Oil on canvas86 cm × 140 cm (34 in × 55 in)Lady Lever Art Gallery, Port Sunlight

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Francisco de Goya/Asensio JuliáDer Koloss1808/1812Öl auf Leinwand116 × 105 cmMuseo del Prado

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Formen der Analyse: Reihungen, Teilungen und Vergleiche sind essentiell

Eigenaussagen der Künstler_innen zu ihren Werken (Dazu kommen wir später noch)

Durch ikonografische Analyse wird geklärt ob ein Bild sich auf einen Text bezieht und zweitens wird das Verhältnis des Bildes zum Text und zu den Typen der Darstellungen des gleichen Themas bestimmt

Stilgeschichtliche Untersuchung und Stellung des Bildes im Oeuvre des Künstlers

Wenn das Werk als Vertreter einer Gattung sich auf einen Text bezieht, muss auch die kulturelle Rezeption des Textes mit einbezogen werden

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- Formen der Analyse: Reihungen, Teilungen und Vergleiche sind essentiell!

Bildbeispiele zur Goldwägerin:

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Mary Magdalene at the Pharisee’s House (St Luke’s Gospel, Chapter VII, Verse 49)Jean Béraud, 1891Öl auf Leinwand41 x 51,5 in.Paris, Musée d’Orsay

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aus dem Lukasevangelium 7,36-50:

Jesus und dieSünderin im Haus des Pharisäers Simon

Jesus ging in das Haus eines Pharisäers,der ihn zum Essen eingeladen hatte,

und legte sich zu Tisch.

Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr,dass er im Haus des Pharisäers bei Tisch war,

kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Ölund trat von hinten an ihn heran.

Dabei weinte sie, und ihre Tränen fielen auf seine Füße.Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar,

küsste sie und salbte sie mit dem Öl.

Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er: Wenn er wirklich ein Prophet wäre,

müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt;er wüsste, dass sie eine Sünderin ist.

Da wandte sich Jesus an ihn und sagte:Simon, ich möchte dir etwas sagen.

Er erwiderte: Sprich, Meister!

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(Jesus sagte:)Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner;

der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig.Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden.

Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben?

Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr erlassen hat.

Jesus sagte zu ihm: recht hast du geurteilt.

Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon:Siehst du diese Frau?

Als ich in dein Haus kam,hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben;

sie aber hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossenund sie mit ihrem Haar abgetrocknet.

Du hast mir (zur Begrüßung) keinen Kuss gegeben;sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküsst.

Du hast mir nicht das Haar mit Öl gesalbt;sie aber hat mir mit ihrem wohlriechenden Öl die Füße gesalbt.

Deshalb sage ich dir:Ihr sind ihre vielen Sünden erlassen,

weil sie (mir) so viel Liebe gezeigt hat.Wem aber nur wenig erlassen wird,

der zeigt auch nur wenig Liebe.

Dann sagte er zu ihr:Deine Sünden sind dir erlassen.

Da dachten die anderen Gäste:Wer ist das, dass er sogar Sünden erlässt?

Er aber sagte zu der Frau:Dein Glaube hat dich gerettet.

Geh (deines Weges) hinein in den Frieden!

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Stilgeschichtliche Untersuchung und Stellung des Bildes im Oeuvre des Künstlers

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Die Biografie des Künstlers / der Künstlerin als Reservoir von Zugängen

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Biography[edit]

William Holman Hunt changed his surname from "Hobman Hunt" to Holman Hunt when he discovered that a clerk had misspelled the name after his

baptism at the Anglican church of Saint Mary the Virgin, Ewell, England.[2] After eventually entering the Royal Academy art schools, having initially

been rejected, Hunt rebelled against the influence of its founder Sir Joshua Reynolds. He formed the Pre-Raphaelite movement in 1848, after meeting

the poet and artist Dante Gabriel Rossetti. Along with John Everett Millais they sought to revitalise art by emphasising the detailed observation of the

natural world in a spirit of quasi-religious devotion to truth. This religious approach was influenced by the spiritual qualities of medieval art, in opposition

to the alleged rationalism of the Renaissanceembodied by Raphael. He had many pupils including Robert Braithwaite Martineau.

Hunt married twice. After a failed engagement to his model Annie Miller, he married Fanny Waugh, who later modelled for the figure of Isabella. When

she died in childbirth in Italy, he sculpted her tomb at Fiesole, having it brought down to the English Cemetery in Florence, beside the tomb of Elizabeth

Barrett Browning. He had a close connection with St. Mark's Church in Florence, and paid for the communion chalice inscribed in memory of his wife.

His second wife, Edith, was Fanny's sister. At the time it was illegal in Great Britain to marry one's deceased wife's sister, so Hunt travelled abroad to

marry her. This led to a grave conflict with other family members, notably his former Pre-Raphaelite colleague Thomas Woolner, who had once been in

love with Fanny and had married Alice, the third sister of Fanny and Edith.

Hunt's works were not initially successful, and were widely attacked in the art press for their alleged clumsiness and ugliness. He achieved some early

note for his intensely naturalistic scenes of modern rural and urban life, such as The Hireling Shepherd and The Awakening Conscience. However, it

was for his religious paintings that he became famous, initially The Light of the World (1851–1853), now in the chapel at Keble College,

Oxford, England; a later version (1900) toured the world and now has its home in St Paul's Cathedral, London, England.

In the mid-1850s Hunt travelled to the Holy Land in search of accurate topographical and ethnographical material for further religious works,

and to employ his “powers to make more tangible Jesus Christ’s history and teaching”;[3] there he painted The Scapegoat, The Finding of

the Saviour in the Temple, and The Shadow of Death, along with many landscapes of the region. Hunt also painted many works based on

poems, such as Isabella and The Lady of Shalott. He eventually built his own house in Jerusalem.[4]

He eventually had to relinquish painting because failing eyesight meant that he could not achieve the quality that he wanted. His last major works,

including a large version of The Light of the World, were completed with the help of his assistant, Edward Robert Hughes.

Hunt died on 7 September 1910 and was buried in St Paul's Cathedral in London, England.[5]

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Wenn das Werk als Vertreter einer Gattung sich auf einen Text bezieht, muss auch die kulturelle Rezeption des Textes mit einbezogen werden

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„4 Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.“- Jesaja 53,4 (Das stellvertretende Leiden und die Herrlichkeit des Knechtes Gottes)Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

„6 Und Aaron soll einen jungen Stier, sein Sündopfer, darbringen, dass er für sich und sein Haus Sühne schaffe,7 und danach zwei Böcke nehmen und vor den HERRN stellen an den Eingang der Stiftshütte8 und soll das Los werfen über die zwei Böcke: ein Los dem HERRN und das andere dem Asasel,9 und soll den Bock, auf welchen das Los für den HERRN fällt, opfern zum Sündopfer.10 Aber der Bock, auf welchen das Los für Asasel fällt, soll lebendig vor den HERRN gestellt werden, auf dass über ihm Sühne vollzogen und er zu Asasel in die Wüste geschickt werde.“

„Und wenn er die Entsühnung des Heiligtums vollbracht hat, der Stiftshütte und des Altars, so soll er den lebendigen Bock herzubringen.21 Dann soll Aaron seine beiden Hände auf dessen Kopf legen und über ihm bekennen alle Missetat der Israeliten und alle ihre Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben, und soll sie dem Bock auf den Kopf legen und ihn durch einen Mann, der bereitsteht, in die Wüste bringen lassen,22 dass also der Bock alle ihre Missetat auf sich nehme und in die Wildnis trage; und man schicke ihn in die Wüste.“

3. Mose 16 6-10 und 20-22Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

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Ritual des SündenbocksAm zehnten Tag des Monats Tischri begingen die Israeliten den Versöhnungstag (Jom Kippur), ein Sühnefest, in dessen Verlauf zwei Böcke herbeigeführt wurden. Das Los entschied, welcher dem Herrn zugesprochen und zum Zeichen der Sühne geschlachtet wurde, der andere ging an Asasel. Dem Bock Asasels wurden vom Hohepriester die gesamten Sünden des versammelten Volkes auferlegt, anschließend wurde er in die Wüste zu Asasel geschickt (Lev 16,5–10 EU.26 EU). Dies ist allerdings auch die einzige Bezugnahme der (kanonischen) Bibel auf Asasel. Wer oder was er ist, wird an dieser Stelle nicht erklärt. Generell wird die Zeremonie dahingehend gedeutet, dass die Sünde symbolisch aus der Mitte Israels verbannt wird, und zu ihrem Ursprung (zum Teufel) zurück gejagt wird.

In der Vulgata wird Asasel mit caper emissarius übersetzt, dies deutet darauf hin, dass das Wort ursprünglich kein Eigenname war, sondern eine Bezeichnung der Funktion, die der Bock hat ( 'עז אזל es 'osel, deutsch ‚Bock der wegträgt‘ statt עזאזל' asasel). Dagegen scheint zu sprechen, dass 'es ( ( עז meist ein weibliches Tier bezeichnet, allerdings wird im selben Abschnitt (in Lev 16,5 EU) ebenfalls dieses Wort benutzt, um die beiden (ausdrücklich männlichen!) Böcke als Ziegenböcke zu bezeichnen.

Asasel in den ApokryphenIn späteren Traditionen wird Asasel mit den gefallenen Engeln in Verbindung gebracht. Laut dem apokryphen 1. Buch Henoch lehrte er die Menschen die Metallbearbeitung, den Gebrauch von Waffen, Edelsteinen und Färbemitteln sowie die Kunst des Schminkens.[1] Dadurch trug er zur Verderbnis der Menschen bei und verriet – darin Prometheus ähnlich – den Menschen die Geheimnisse des Himmels.[2] Zur Strafe wurde er von dem Engel Raphael gebunden, gesteinigt und in die Finsternis geworfen:

„Mache in der Dudael-Wüste eine Grube, und wirf ihn hinein. Lege scharfe, spitze Steine unter ihn und bedecke ihn mit Finsternis. Laß ihn dort für immer wohnen und bedecke sein Antlitz, damit er kein Licht schaue. Am Tag des Endgerichts soll er in den Feuerpfuhl geworfen werden! […] Die ganze Erde war doch durch die von Asasel gelehrten Werke verdorben worden.“

– 1. Henoch 10,4–6.8In späteren dämonologischen Werken gilt Asasel als ein bocksgestaltiger Dämon zweiten Ranges und erster Bannerträger der Höllenarmeen, wird aber auch mit Samael gleichgesetzt.

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Stichwort: Zeitgenössische Rezeption des Werkes

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Gambart, the picture-dealer, was ever shrewd and entertaining. He came in his turn to my studio, and I led him

to The Scapegoat.

"What do you call that?"

"The Scapegoat."

"Yes; but what is it doing?"

"You will understand by the title, Le bouc expiatoire."

"But why expiatoire?" he asked.

"Well, there is a book called the Bible, which gives an account of the animal. You will remember."

"No," he replied, "I never heard of it."

"Ah, I forgot, the book is not known in France, but English people read it more or less," I said, "and they would all

understand the story of the beast being driven into the wilderness."

"You are mistaken. No one would know anything about it, and if I bought the picture it would be left on my hands.

Now, we will see," replied the dealer. "My wife is an English lady, there is a friend of hers, an English girl, in the

carriage with her, we will ask them up, you shall tell them the title; we will see. Do not say more."

The ladies were conducted into the room. "Oh how pretty! what is it?" they asked.

"It is The Scapegoat." I said.

There was a pause. "Oh yes," they commented to one another, "it is a peculiar goat, you can see by the ears, they

droop so."

The dealer then, nodding with a smile towards me, said to them, "It is in the wilderness."

The ladies: "Is that the wilderness now? Are you intending to introduce any others of the flock?" And so the dealer

was proved to be right, and I had over-counted on the picture's intelligibility.

— William Holman Hunt, loc cit.[4]

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