Prosa_Gedichte

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  • 8/17/2019 Prosa_Gedichte

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    Das Haar der Circe (The Hair of Circe)

    Translation of Clark Ashton Smith by Denis Vidinski

    Ich fürchte mich vor deinem Haar: glänzend, erdrückend gelockt,suggeriert es die Windungen einer golden Schlange; und die Hälfte derFaszination deiner bemalten Lippen, deiner stillen und purpur-gelidert Augen, kommt von der Furcht, daß sie könnten erwachen unter meinenLiebkosungen.

    Der Dämon, der Engel und Schönheit (The Demon The Angel And Beauty)

    Translation of Clark Ashton Smith by Sina Schmitz

    Den Dämon, der stets an meiner linken Seite steht und wandelt, fragteich: “Hast du Schönheit erblickt? Sie, die wohl in Ewigkeit die Herrinmeiner Seele war? Sie, welche nun zweifellos in der Zeit über mir steht;auch wenn ich sie nicht sehe, und möglicherweise nie gesehen habe oder

     je sehen werde; Sie, über deren Anblick ich in Unkenntnis bin wie dieMittagsstunde es ist gegenüber jedem Stern: sie, von der ich als Zeugeund Zeugnis nur den Saum ihres Schattens fand oder allerhöchstens ihr Abbild in trübem und aufgewühltem Wasser. Antworte, wenn du kannst,und sag’ mir, ist sie wie Perlen oder wie Sterne? Ähnelt sie am meistendem Sonnenlicht, das durchscheinend ist und ungebrochen, oder demSonnenlicht, das aufgespalten ist in Glanz und Iris? Ist sie das Herz desTages oder die Seele der Nacht?

     Worauf der Dämon nach einem, wie mir schien, kurzen Moment des

    Nachdenkens antwortete:

    “Was diese Schönheit betrifft, kann ich dir wenig mehr als das erzählen, was du schon weißt. Obgleich es auf den Himmelskörpern, zu denen dieDämonen meines Ranges Zutritt haben, größere Anzeichen für einaußerweltliches Geheimnis gibt als hier, habe ich dieses Mysterium dochnoch nie selbst erblickt, und weiß nicht, ob es männlich oder weiblich ist. Äonen zuvor, als ich jung und sorglos war, als die Welt neu war undstrahlend, und es mehr Sterne gab als jetzt, wurde auch ich von diesemGeheimnis angezogen und suchte danach in allen zugänglichen Sphären.

    Doch unfähig, das Etwas selbst zu finden, wurde ich es bald müde, seineSchatten zu umarmen, und wandte mich der Verfolgung weniger

  • 8/17/2019 Prosa_Gedichte

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    substanzloser Illusionen zu. Nun bin ich, der durch und durch feurig undflammengefärbt war, damals in den sternengedrängten Äonen, von denenich spreche, äußerlich grau und äschern und innerlich rot wie altes Feuergeworden. Höre mich an, denn ich bin ebenso weise und wachsam und alt

     wie die weitgereiste und von Kometen vernarbte Sonne; und ich bin zuder Meinung gelangt, daß das Ding Schönheit an sich nicht existiert.Zweifellos ist der Anschein desselben nichts als ein Netz aus Schatten undTäuschungen, gewoben von der listigen Hand Gottes, auf daß ErDämonen und Menschen darin einwickeln kann, zu Seiner eigenenFreude und zum Gelächter Seiner Erzengel.“

    Der Dämon verstummte und ging dazu über, mich wie üblich zu beobachten – versteckt und mit einem Auge – einem Auge, das röter istals Aldebaran und unergründlich wie die Klüfte jenseits der Hyaden.

    Dann fragte ich den Engel, der stets zu meiner Rechten wandelt odersteht: „Hast du Schönheit gesehen? Oder hast du irgendein bestätigtesGerücht über Schönheit vernommen?“

     Worauf der Engel nach, wie ich glaubte, einem Augenblick des Zögernsantwortete:

    „Über diese Schönheit kann ich dir wenig mehr als das sagen, was du bereits weißt. Obschon dieses Geheimnis in allen Himmeln Gegenstand

    der häufigen und erhabenen Mutmaßungen unter den Erzengeln ist undein ewiges Thema für die inspiriertesten Sänger und Harfner unter denCherubim. Ja, ungeachtet all dessen, sind wir höchst unwissend bezüglichseiner wahren Natur und Substanz und Eigenschaften. Doch manchmalgibt es gewaltige Anzeichen, welche selbst die überlegenen Seraphim bisüber die Flügelspitzen erfassen und ein ungekanntes Zwielicht imHimmel erzeugen. Und manchmal ist da ein Echo, welches denLichthimmel erfüllt und die Harfen der Erzengel inmitten ihrerLobpreisungen zu Gott verstummen läßt. Das geschieht häufig, und diese

    Erscheinungen von Echo und Schatten verbreiten Ehrfurcht unter den versammelten Thronen und Tugenden und Herrschaften, wie sie zuanderen Zeiten nur von der Präsenz oder Erscheinung Gottes selbst begleitet wird. Daher sind wir der Realität dieser Schönheit versichert.Und weil es für uns, für die nichts anderes außer Gott geheimnisvoll ist,ein Geheimnis ist, vermuten wir, daß es etwas ist, worüber Gottnachgrübelt, selbstverhüllend und selbstbezogen, und weswegen Er sichselbst seit so vielen Äonen vor uns unmanifestiert hält: daß dies dasGeheimnis ist, welches Gott selbst den Seraphim vorenthält.“

  • 8/17/2019 Prosa_Gedichte

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    Der schwarze See (The Black Lake)

    Translation of Clark Ashton Smith by Denis Vidinski

    In einem Land wo sich Seltsamkeit und das Geheimnisvolle energisch verbanden mit ewig Verlassenheit, ein See entströmte an einemunentdeckbar Datum der älteren Äonen, um aufzufüllen manchunergründlich Abgrund fern unten, inmitten den Schatten von schneelos, vulkanisch Bergen. Keinem Auge, nicht einmal dem der Sonne, wenn siestiehrt senkrecht auf ihn für einige Stunden am Mittag, scheint in derLage zu sein die Schwärze und ungekräuselt Stille zu erahnen. Es war ausdiesem Grunde, daß ich ein so einzigartiges Vergnügen darin fand imregelmäßig Besichtigen des sonderbaren Sees. Sitzend für, ich weiß nichtfür wie lang an seinen rauhen, basalten Küsten, wo wachsen nur ein paar

    fleischig rote Orchideen, geneigt über die Wasser gleich geöffnet unddurstig Münder, pflegte ich zu schauen mit zahllos phantastischMutmaßungen und schattenhaften Vorstellungen, in das verlockendGeheimnis seines unbekannten und unerforschlichen Abgrunds.

    Es war eine Stunde jenes Morgens bevor die Sonne den rauhen undgebrochen Rand der Gipfel überwunden hatte, als ich das erstemal kamund hinab durch die Schatten kletterte, die ausfüllten gleich manch feinerFlüssigkeit das vulkanische Becken. Gesehen vom Grunde der

     bewegungslosen Tinktur von Luft und Zwielicht, erscheint der See gleichdem unteren Satz der Dunkelheit.

    Das erste Mal erblickend, nachdem die Tiefe und Schwere herabsank indie so trägen und bleiern Wasser, war ich mir zuletzt bewußt dem kleinenund zerstreutem Schimmer von Silber, scheinbar fern unter derOberfläche. Und es mir vorstellte als Metall in manch geheimnisvoll Riff,oder dem Glitzern eines langgesunken Schatzes. Ich beugte mich stärkermeiner Begierde und erkannte schlußendlich, daß das was ich sah, nur dieSpiegelung der Sterne war, welche obgleich der Tag lag zur Gänze über

    den Bergen und den Ländern außerhalb; nun sichtbar waren in der Tiefeund Dunkelheit dieses entschatteten Ortes.

  • 8/17/2019 Prosa_Gedichte

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    Die Abscheulichkeit der Verlassenheit (The Abomination of Desolation)

    Translation of Clark Ashton Smith by Denis Vidinski

    Die Wüste von Soom liegt wie erzählt wird, innerhalb der Weltunübertrefflich Extreme, zwischen den Ländern die nur wenig bekanntsind und jenen, über die nur gemutmaßt wird. Wanderer träumen vonihr, von ihrem kahlen und immer bewegend Sande, der ohne Oase ist,und ein seltsames Grauen, sagen Gerüchte, verweilt über ihr. Über diesesGrauen, wurden viele Geschichten erzählt und nahezu alle Geschichtensind verschieden. Manche sagen, das Ding habe weder sichtbare Gestaltnoch hörbar Stimme, und andere, daß es eine fürchterliche Schimäre sei,mit vielfach Köpfen und Hörnern und Schweifen, und einer Zunge derenGeräusch ist gleich dem Läuten von Totenglocken in tiefenLeichenkammern. Von den Karawanen und einzelnen Wanderern, diesich zwischen die Sande von Soom wagten, kehrte niemand zurück ohneeine Geschichte zu erzählen, oder sie kamen mit Hirnen, verzehrt vom Wahnsinn des Grauens und des Schwindels und Deliriums, des unendlichleeren Raumes. ... Ja, es gibt viele Geschichten, von einem Ding welches verstohlen folgt oder mit dem Höllenlärm von eintausend Teufeln, voneinem Ding, das unheilvoll brüllt oder flüstert aus dem Sand oder aus den Winden, oder sich ungesehen in der sich windend Stille rührt; oder von

    den Himmeln fällt gleich einem vernichtend Inkubus; oder gähnt gleicheiner plötzlich Grube, nach dem Fuße eines Wanderers...

    Doch einst zu einer Zeit, waren es zwei Liebende, die in die Wüste vonSoom kamen und die Anlaß hatten, die unfruchtbaren Sande zudurchqueren. Sie kannten nicht die schlimmen Gerüchte dieses Ortes;und, seit sie einen dauerhaften Eden in ihren gegenseitig Augen gefundenhatten, ist es zweifelhaft, daß sie überhaupt bemerkten, daß sie durch eine Wüste wanderten. Und sie allein, von all jenen die sich in diesefurchtsame Einsamkeit wagten, hatten kein Ereigniss von manch

    unruhigem Ding zu berichten, von manch Grauen das folgte oder vorihnen lauerte, weder gesehen noch ungesehen, vernehmbar oder gehört;und für sie waren dort weder Schimären, noch gähnend Gruben, nochInkuben. Und niemals, niemals könnten sie die Geschichten begreifen,die von weniger glücklich Wanderern erzählt werden.

  • 8/17/2019 Prosa_Gedichte

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    Die Augen der Circe (The Eyes of Circe)

    Translation of Clark Ashton Smith by Denis Vidinski

    Deine Augen sind grün und still wie die Seen in den Wüsten. Sie erweckenin mir den Durst nach seltsam und bittren Mysterien, das Verlangen nachGeheimnissen die tödlich sind und unfruchtbar.

    Die Kristalle (The Crystals)

    Translation of Clark Ashton Smith by Denis Vidinski

    Entzückt wie jemand der erahnen möcht die gefährlichen Augen desSchlafes, und der Träume und Geheimnisse die darin lauern, versuche ichden Abgrund zu ergründen - den einschließend Raum des Kristalls: leerfür eine Zeit und hohl mit Licht war er, und durchscheinend gleich demorientenen Himmel der bereinigt wurd für die Farben der Dämmerung.Doch bald das Licht sich zu einem Stern zentrierte, und der Kristall selbst,als wenn geschwängert mit der Unendlichkeit, wurd zum düster und

    dunklen Abgrund, durch den eine wimmelnde Myriade von Schatten, verschwommen wie anfängliche Träume, oder leuchtend mit demflüchtigen Schimmer einer nicht vorstellbaren Vision, fliehend in einerimmerwechselnd phantasmagorischen Folge über den Stern; aus jener wirbelnd und strudelnd Düsternis, wo einzig der zentrale Stern beständig war, sah ich die Blässe von unzählbar, zum Vorschein kommendGesichtern, die wie Blasen zerplatzten; und Gestalten die seltsam waren wie die Vorstellungen einer fremden Sonne, mit den Phantomen vonDingen, die zuvor unvorstellbar waren; schwammen für eine kleine Weilein dieser phantastisch Woge. Doch all die mannigfaltigen Geheimnisse die

    sich darin bildeten, kannte ich wegen den versteckt und verlassenGedanken, sich sträubend Träumen meiner unter-der-Seele-gelegenenGedanken und Träume, sich nun schattenhaft zeigend in dem Abgrund-offenbarend Raum des hohlen Kristalls...

    So, in jenem Kristall von Zeit und Raum, dessen Abgründe enthalten alldas was wir Unendlichkeit nennen, mag Gott erblicken die Erscheinung von all den vielgestaltig Geheimnissen, und all den geheimen Gedankenund Träumen die im zentralsten Heiligtum seines Daseins verbleiben.Und nichts mag erscheinen ihm, denn diese - seine Gedanken undTräume sich für immer schattenhaft zeigend, in dem unermeßlichenRaum des hohlen Kristalls von Zeit und Raum.

  • 8/17/2019 Prosa_Gedichte

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    Die Muse von Hyperborea (The Muse of Hyperborea)

    Translation of Clark Ashton Smith by Denis Vidinski

    Zu weit weg ist ihr blasses und sterblich Gesicht, und zu entfernt ist derSchnee ihrer tödlich Brust, für meine Augen sie jemals zu erblicken. Dochzuweilen kommt ihr Flüstern zu mir, gleich einem eisig Wind, derermattet ist vom durchqueren der Abgründe zwischen den Welten, undder flog über die letzten Horizonte von eisbegrenzten Wüsten. Und siespricht zu mir in einer Sprache, die ich niemals gehört hatte, doch schonimmer kannte; und sie erzählte von tödlich Dingen und von wunderschönen Dingen, jenseits den ekstasisch Verlangen der Liebe. IhreSprache ist nicht Gut oder Böse, auch nicht von irgendetwas, das wirderwünscht oder ersonnen oder geglaubt von den Termiten der Erde; und

    die Luft sie ausatmet, und die Länder worin sie umherstreift, würden verdammt sein gleich der völligen Kälte des Sternenraums; und ihre Augen würden erblinden die Visionen von Männern gleich wie durchSonnen; und ihr Kuss, wenn jemand ihn jemals erlangt, würd vertrocknenund töten gleich wie durch einen Kuß von blendend Licht.

    Doch hörend sie von fern, selten flüsternd, erblickte ich eine Vision vongewaltiger Morgenröte, auf Kontinenten die weiter sind, denn die Welt,und Meere zu groß für die Unternehmungen von menschlich Kielen. Und

    zu Zeiten stottere ich die absonderlichen Neuigkeiten weiter, die sie bringt: obwohl niemand sie Willkommen heißt, und niemand sie glaubenoder hören wird. Und in manch Dämmerung der hoffnungslosen Jahre, werde ich fortgehen und dorthin folgen von wo sie ruft, zu suchen daserhaben und selige Schicksal ihrer schneeblaßen Entfernungen, umumzukommen inmitten ihrer entweihten Horizonte.

    Die Sonne Und Das Grab (The Sun And The Sepulchre)

    Translation of Clark Ashton Smith by Denis Vidinski

    Ich sah das sich neigend letzte Sonnenlicht herabsinken und glitzernd aufdem Grabmal von einem, dessen unbedeutend Name ferngehalten wurdfür eine Weile dem Vergessen, durch die tief zerfurchtete Erinnerung desMarmors. Und, lang zuvor durch die prächtigeren Feuer deshorizontspaltenden und blutbefleckten Raumes berührt, errötete diesekalte, marmorne Blässe mit einem glühend Schmuck von rosarot

    gefärbtem Glanze.

  • 8/17/2019 Prosa_Gedichte

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    Gerade so, gerade so, und nicht anders, oh Sonne, soll dein Nachbrennendie Zonen von Schnee und Gletscher eines Planeten verschönern, der wurd zum ewig Grab seines damalig Volkes. Und so dein letzterUntergang, gewaltig mit dem Wunder an seltsam Licht und unvorstellbar

    Flammen, soll unterrichten jene trüb und sphärisch Blässe mit einemglühend Schmuck von rosarot gefärbtem Glanze.

    Eine Krönung (A Coronal)

    Translation of Clark Ashton Smith by Denis Vidinski

    Der blaße, blütenlos Mohn von Proserpine, der kalte, blinde Lotus von

    Lethe, und die seltsam, weißen Meeresblüten die erglühen an den Lippen von ertrunken Männern in der blauen Dunkelheit der unteren See, - jene,haben ersonnen zur Krone für meine tote Liebe.

    Entlegenheit (Remoteness)

    Translation of Clark Ashton Smith by Denis Vidinski

    Es gibt Tage an denen all die Schönheit der Welt ist trüb und fremd; wenndas Sonnenlicht über mir zu sinken scheint auf ein Land entfernter denndie Pole des Mondes. Die Rosen in dem Garten überraschen mich, gleichden gräßlich Orchideen von unbekannter Farbe, die blühen auf Planeten jenseits des Aldebaran. Und ich erschrecke vor dem gelb und purpur Laubdes Oktobers, gleich wenn der Schleier von manch furchtbar undschrecklich Geheimnis für einen Moment gelüftet würd.

    In solch Stunden wie diesen, oh Herz meines Herzens, fürchte ich michdich zu berühren, weiche aus deinen Liebkosungen, fürchte daß duschwinden willst gleich einem Traume am dämmernd Morgen, oder daßich könnt auffinden dich als Phantom, den Geist Eines der starb und wurd vergessen viele Tausend Jahre zuvor, in einem fern entfernten Land auf welches die Sonne nicht länger scheint.

  • 8/17/2019 Prosa_Gedichte

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    Graue Trauer (Grey Sorrow)

    Translation of Clark Ashton Smith by Denis Vidinski

    Oft, in den golden Novembertagen, treffe ich zwischen den toten Rosendes Gartens den Geist einer alten Trauer - einer Trauer grau und trübgleich dem Nebel des Herbstes - gleich einem wandernd Nebel der einst war ein Regen von Tränen. Dort, hindurch die langwährend Neigung desNachmittages, geh ich zwischen den Rosen mit dem Geist meiner Trauer,dessen halbvergessen, halbunsichtbare Gestalt wird noch trüber und nochundeutlicher, bis ich ihr Gesicht im Zwielicht nicht länger wahrnehme,auch nicht ihre Stimme aus dem abendlich Winde

    In Cocaigne (In Cocaigne)

    Translation of Clark Ashton Smith by Denis Vidinski

    Es war ein windlos Nachmittag im April, unter Himmeln die zart waren wie das Lächeln der Liebe, als wir fort gingen, Du und ich, um dassagenhafte und glückliche Königreich von Cocaigne zu suchen. Vorbei anausschlagend Eichen mit Laub von Bronze und Chrysotil, hindurch

    Gebiete von gelb und weiß und rot und purpur Blumen gleich einerLandschaft wie durch ein Prisma gesehen, gingen wir mit hoffnungsvollund bebend Herzen, vergessend alles außer den Traum wir hielten fest.

    Zum Schluß kamen wir zu den einsamen Wäldern, die Kiefern mit ihrenTiefen von Milde, kalte mitleidig Schatten, welche sind heilig dem Geistedieses Landes. Dort, war ich das erstemal kühn genug Deine Hand in dieMeine zu legen, und führte Dich zu einem Hang wo die waldenen Lilien,mit Blättern von weiß und gelbem Elfenbein, schimmerten über dengefallen Nadeln. Wie in einem Traum bemerkte ich, daß meine Arme um

    Dir lagen, wie in einem Traum küßte ich Deine nachgebend Lippen, unddie glühende Blässe Deiner Wangen und die des Halses. Reglos,klammerteste Du dich an mich und eine Röte entstand unter meinenKüssen gleich einem schmackhaft Flecken, und sich sanft ausbreitete.Deine Augen vertieften sich in meinem Blick gleich den braunen Teichendes Waldes am Nachmittag und fern in ihnen, wie in der Unermeßlichkeitselbst, zitterten und scheinten die unerschütterlichen Sterne DeinerLiebe. Gleich einem Schiff das unter stürmisch Sonnen und unheilvollMonden fuhr, doch zum Schluß in die Arme des beschützend Hafens

    kommend, lag mein Kopfe auf dem sanften Schwellen Deiner köstlichBrust, und ich wußte, daß wir Cocaigne gefunden hatten.

  • 8/17/2019 Prosa_Gedichte

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    Tränen (Images: Tears)

    Translation of Clark Ashton Smith by Denis Vidinski

    Deine Tränen sind nicht wie die meinen: Du weintest gleich einer grünenFontäne zwischen Palmen und Rosen, mit leichtsinnig fallend Tropfen die benetzen den blumig Rasen.

    Meine Tränen sind gleich einem Regen von Marah in der Wüste,zurücklassend einen bittren Teich dessen Wasser sind Feuer und Gift.

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