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http://www.picdeutschland.de/services/files/picspiegel/psp200701.pdf
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AUS DEM INHALT:Altbewährtes professionell
weiterentwickeltDie aktuelle Ausgabe unseres PIC-Spiegels hat das Management von Closed-Herd-
Systemen zum Schwerpunktthema.
Blickt man zurück in die eigentlich noch nicht weit zurückliegende, landwirtschaft-
liche Historie ist das Thema Closed-Herd-Management eigentlich nichts wirklich
Neues. Zugegeben, der Begriff ist Neudeutsch, doch die Ferkelproduktion und
die Schweinemast auf dem landwirtschaftlichen Betrieb unter mehr oder weniger
geschlossenen Bedingungen sind eine typische Art der familiengeführten, land-
wirtschaftlichen Betriebe. Züchterische Ambitionen der Landwirte und eine sub-
stituierende Wirtschaftsweise haben zwangsläufi g zur Eigenremonte der Produk-
tionssauen geführt. Der Zukauf von Natursprungebern war oft die einzige Tierzufuhr im Sinne einer
geregelten „Einbahnstraße“. Später wurde auch dies durch den zunehmenden Einsatz der künstlichen
Besamung weiter reduziert. Allerdings ließen die begrenzten Selektionsmöglichkeiten auf den einzelnen
Betrieben langfristig keinen spürbaren Zuchtfortschritt mehr zu. Infolgedessen entwickelten sich pro-
fessionelle Kreuzungszuchtprogramme. Darüber hinaus haben verschiedene Entwicklungen der land-
wirtschaftlichen Märkte und der gesetzlichen Rahmenbedingungen die arbeitsteilige Wirtschaftswei-
se gefördert. Zunehmende Bestandsdichten, suboptimales Hygiene- und Gesundheitsmanagement,
ständig neue bisher unbekannte Schweinekrankheiten, Seuchenrisiken und der kommerzielle Druck zu
weiterer Leistungssteigerung und Kostenreduzierung bringen dem Closed-Herd-Gedanken eine neue
Vorzüglichkeit. Die arbeitsteilige Wirtschaftsweise verlagert die Schwerpunkte hinsichtlich Zucht und
Produktion auf das, was die Beteiligten am Besten beherrschen.
Die Closed-Herd-Konzepte der PIC sind individuell auf den Produktionsbetrieb angepasste Modelle.
Kernpunkt für den Anwender ist die professionelle Zucht der PIC mit der Sicherheit, kontinuierlich den
höchsten, genetischen Fortschritt im Produktionsbetrieb zu realisieren sowie eine profunde Produkti-
onsberatung. Betriebsspezifi sche Zuchtindizes der Kernherde ermöglichen die optimale Anpassung der
Zucht- sowie der Produktionstiere an die geforderten Leistungsmerkmale. Das völlige „Abschotten“ der
Produktionsbetriebe vor den gefährdenden Einfl üssen der Produktionsumwelt ist durch die Zufuhr von
Zucht- und Endstufensperma zu begrenzen. Abgesicherte Zwischenstufen bis zur höchsten Biosecurity
sind individuell möglich. In den folgenden Beiträgen wird diese Thematik detailliert dargestellt. Ich bin mir
sicher, dass Sie als zukunftsorientierter Landwirt interessante Anregungen für Ihren Produktionsbetrieb
fi nden werden. Wir helfen Ihnen gerne bei der professionellen Realisierung gemeinsamer Konzepte.
Ihr
Walter Vaitiekunas
PIC Deutschland GmbH · Ratsteich 31 · 24837 Schleswig
Bestückung des neuen PIC-Vermehrungsbetriebs „Stresow“ in Sachsen-Anhalt mit 2 500 Sauen
Mitte Januar sind die ersten der zukünftig
2 500 PIC-Großelternsauen für die Vermeh-
rung auf dem „Rittergut Stresow“ im Jeri-
chower Land bei Magdeburg eingetroffen
und gebührend empfangen worden.
Den fünf Gesellschaftern und Investoren war
die Freude sichtlich anzusehen, dass man
nach fast 14-jährigem „Vorlauf“ demnächst
auf dem Gut wieder „richtig Schwein“ hat.
Eine Nachlass GmbH hatte schon bald nach
Closed-Herd-Management:
Die Philosophie der PIC Seite 3
Schweinezuchtbetrieb Werra,
Thüringen: Über 1 000 Sauen
im Closed-Herd-System Seite 4
Betrieb Schwienhorst,
Westfalen: 450 Sauen im
Closed-Herd-System
gesundheitlich abgesichert Seite 5
Betrieb Geiger, Niedersachsen:
Erfolg mit 1 000 Sauen im
Closed-Herd-System Seite 6
Cartoon:
Kurt „macht“ seine
Sauenherde „zu“ Seite 7
Schweinezucht 2015 - Züchter
am Scheideweg Seite 9
VETERINÄRECKEErfahrungen in der Eradikation
von Schweinekrankheiten Seite 13
FUTTERECKE
Ausreichend Rohfaser im Sauen-
futter, neue Komponenten
führen zum Erfolg Seite 15
Landrat Finzelmann (im Bild lks.)
ließ es sich nehmen, die ersten Sauen
persönlich in Stresow abzuladen, tat-
kräftig unterstützt von PIC-Transporteur
Hans-Hermann Frahm.
der Wende begonnen, sich um die Wieder-
aufnahme der Produktion zu bemühen, doch
rechtliche Unsicherheiten ließen dies erst im
vergangenen Jahr zu.
– Fortsetzung auf Seite 2 –
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PIC-SPIEGEL
2
Dieses Fazit des Hauptgeschäftsführers der
DLG, Dr. Reinhard Grandke, können wir von
der PIC voll und ganz unterstreichen. Von
den über 118 000 Fachbesuchern (+ 7 %
verglichen mit 2004) konnten wir geschätzte
3 500 auf unserem neu konzipierten, of-
fenen und einladenden Messestand, der
viel Anklang fand, willkommen heißen. Das
sind noch mal einige mehr als vor zwei
Jahren. Die von Dr. Grandke beschriebene
„Aufbruchstimmung“ spiegelte sich auch in
den zahlreichen konstruktiven Gesprächen
der PIC-, VION- und PSV-Mitarbeiter wider.
Viel wurde über die neuen Sauenprodukte
Camborough 25 und 29 diskutiert, das Für
und Wider von Closed-Herd-Konzepten
besprochen, über die allgemeine Marktsi-
tuation gefachsimpelt oder einfach „nur“
Teilnehmern und den diesmal leer Ausge-
gangenen viel Glück beim nächsten Mal.
Ein großer Dank gilt allen Beteiligten, vom
Außendienst bis hin zum Serviceteam, die
in überzeugendem Zusammenspiel maß-
geblich zum Erfolg unseres Messeauftritts
beigetragen haben. Alle bewiesen ihre Viel-
seitigkeit. Denn zu den üblichen Tätigkeiten
eines Außendienstmitarbeiters gehört sicher
nicht das morgendliche Brötchenaufschnei-
den im Akkord. Oder unsere Kolleginnen
aus der Zentrale und dem Sekretariat müs-
sen nicht wöchentlich 2 650 belegte Bröt-
chen, über 2 000 Tassen Kaffee, 216 Liter
Cola, 210 Liter Bier, 144 Liter Selter und
54 Liter Fanta über überfüllte Messestände
jonglieren. Und in welchem Ausbildungs-
plan für Bürokaufl eute steht, dass sie täglich
zwischen 550 und 750 Brötchen mit Kassler
belegen müssen? (BB)
bei einer Tasse Kaffee (oder Tee in der PIC-
Osteuropa-Ecke) und einem leckeren Kass-
ler-Brötchen alte Kontakte gepfl egt. Zurzeit
arbeiten alle Beteiligten daran, die positiven
Ansätze in erfolgreiche Projekte für die PIC
umzusetzen.
Große Resonanz konnten wir auch bei un-
serem Gewinnspiel verzeich-
nen. Über 1 000 Besucher rät-
selten mit. Inzwischen haben
wir alle Antwortkarten ausge-
werten und die Gewinner er-
mittelt (s. Tabelle oben).
Weitere zwanzig Miträtsler er-
hielten diverse Sachpreise,
angefangen von PIC-Overalls,
-Handtüchern und -Treibebret-
tern über PIC-Armbanduhren
bis hin zu PIC-Kaffebechern.
Herzlichen Glückwunsch allen
„Die EuroTier 2006 war ein voller Erfolg!“
1. Preisein Wochenende in Schleswig
für zwei PersonenFritz Bredthauer
2. Preis 1 PIC-Eber Heiko Hübner
3. Preis 1 PIC-Jungsau Heinfried Jacob
4. Preis 1 PIC-Jungsau Norbert Kuhlmann
5. Preis 1 PIC-Jungsau Matthias Weißkittel
Die ehemalige Mastanlage wurde durch di-
verse Umbaumaßnahmen in einen moder-
nen Sauenstall mit angeschlossener Auf-
zucht umgewandelt. Mitte Januar waren die
ersten Bereiche für die Aufnahme der Sauen
fertig, sodass ab der vierten Kalenderwo-
che in einem hygienisch klar abgetrennten
Bereich die Belegungen beginnen können,
während die laufende Bestückung fortge-
setzt wird.
Über diese neue Vermehrungsherde wird
die zukünftige Weiterentwicklung des
PIC-Jungsauenabsatzes in Westfalen und
Ostdeutschland abgesichert. Zudem wird
die Stresower Herde insbesondere für die
professionelle Umsetzung von Neube-
stückungen aus einem Lieferbetrieb zur
Verfügung stehen, denn höchster Gene-
tik- und Gesundheitsstatus sind selbstver-
ständlich.
Mit dem Einzug der ersten Sauen tickt auch
die Uhr für die Fertigstellung der nachgela-
gerten Produktionsbereiche laut und deut-
lich weiter. Um zum einen den erfolgreichen
Start und zum anderen die Kontinuität in der
zukünftigen Produktion zu gewährleisten,
In einer kleinen Feierstunde wurde auf den Einzug der ersten PIC-Vermehrungssauen
auf dem „Rittergut Stresow“ angestoßen.
Von links: Gesellschafter Günther Knoop, Gesellschafter Hans-Georg Meyer,
Landrat Lothar Finzelberg.
sind die beiden PIC-Berater Heinrich Schulz
und Volkmar Nöckel eng in alle Abläufe ein-
gebunden.
In einer kleinen Feierstunde mit Partnern und
Vertretern von Behörden, Banken, Baufi r-
men und Medien wurde der Start gewürdigt.
Der Landrat ließ es sich nicht nehmen, die
ersten Sauen persönlich vom PIC-Transpor-
ter zu geleiten. Sein Kommentar: „Ich lasse
an einem so schönen Tag gerne die Sau
raus. Die Menschen freuen sich, dass es
hier wieder Schweineproduktion geben wird.
Und für Stresow ist es besonders wichtig.
Ich bin ziemlich sicher, dass das hier mal ein
Schmuckstück werden wird.“ (MST)
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Closed Herd – Was ist das?
Closed Herd bedeutet geschlossene (Sau-
en)-Herde. Dieser Begriff steht für das Prinzip
der Sauen-Eigenremontierung in der Ferkel-
produktion. Der Jungsauennachersatz wird
durch die auf dem eigenen Betrieb erzeugte
Nachzucht abgesichert anstatt durch den
üblichen klassischen Jungsauenzukauf. Im
Prinzip ist dieses Verfahren nichts Neues, da
vor dem Zeitalter der Hybridsauenzucht auf
den landwirtschaftlichen Betrieben schon
immer Reinzuchtsauen produziert wurden.
Warum Closed-Herd-Management?
Der Trend zu weiter wachsenden Betrieben
in der Schweinehaltung setzt sich fort. Sau-
enbestandsgrößen von über 1 000 Sauen je
Betrieb in den östlichen Bundesländern sind
keine Seltenheit, und auch im Westen der
Bundesrepublik stocken viele Sauenhalter
auf 300, 500 oder über 1 000 Tiereinheiten
auf. Betriebe in dieser Größe sollten sich mit
dem Prinzip der Eigenremontierung aus-
einandersetzen. Durch Minimierung oder
Ausschluss des Tierverkehrs kann die Her-
dengesundheit stabilisiert und verbessert
sowie die Jungsauenqualität betriebsspezi-
fi sch angepasst werden. Zudem ist eine von
Seuchenzügen unabhängige Remontierung
gegeben. Somit bietet das Closed-Herd-
Konzept eine interessante Alternative zum
klassischen Jungsauenzukauf.
Grundvoraussetzungen des
Closed-Herd-Managements
Basis für die Führung einer separaten
Zuchtherde oder die Organisation einer
Wechselkreuzung neben der klassischen
Mastferkelproduktion ist ein gewisses
Know-how des Betriebsleiters. Verfügt die
Person neben einer guten Datenerfassung
auch über ein gewisses Faible für die syste-
matische Zuchtarbeit und sind Kapazitäten
für die Jungsauenaufzucht vorhanden, so
steht dem Gelingen eines erfolgreichen
Closed-Herd-Managements nichts im
Wege. Eine direkte Unterstützung der Ei-
genremontierung auf dem Betrieb durch
kompetente Berater der PIC in Fragen der
Zuchtanpaarungen, Selektionsentschei-
dungen, Zuchtwertschätzung und Produk-
tion sind selbstverständlich.
Eigenremontierung im System der PIC
Die PIC bietet zwei generelle Varianten zur
Eigenremontierung an: mit eingeschränkter
Tierzufuhr von Großelterntieren sowie gänz-
lich ohne Tierzufuhr, sodass die Genetikzu-
fuhr nur über Zuchtsperma erfolgt. Innerhalb
Closed-Herd-Management:
Die Philosophie der PICSicherheit für Leistung, Produktion und Wirtschaftlichkeit
Das PIC-Closed-Herd-Management steht für Sicherheit durch
• Partnerschaft mit der Nr. 1 der Zuchtorganisationen• größte genetische Basis an Zuchtlinien• innovative Zuchtmethoden inklusive DNA-Markertechnologie• kontinuierliche Zuchtarbeit auf einer genetischen Basis
von 180 000 Sauen• 100 %ige Weitergabe des Zuchtfortschritts an den Kunden• regelmäßige Zuchtbetreuung und -beratung• individuelle Zuchtindizes nach Kundenbedürfnissen• transparentes Gesundheitsmonitoring• Zuchtsperma mit höchstem Gesundheitsstatus• striktes Pyramidensystem• qualifi zierte Produktionsbegleitung• optimale Produktionskontrolle und -analyse in der PIC-Datenbank
Das Rundum-Servicepaket: regelmäßige Kommunikation im
Rahmen des Closed-Herd-Services nach gemeinsam erarbeiteten
Zielsetzungen.
professionellen Service: von der Begleitung
des Bestandsaufbaus sowie die laufende
Betreuung und Beratung aus züchterischer
und produktionstechnischer Sicht, über die
veterinärmedizinische Beratung durch PIC-
Regionaltierärzte, die Verwaltung der Zucht-
und Produktionsdaten und die Berech-
nungen der Zuchtwerte der Kernherde bis
hin zur Unterstützung in der Vermarktung.
Das PIC-Closed-Herd-Konzept enthält als
Grundbasis die PIC-Genetik entweder als
Urgroßeltern- und/oder Großelterntiere. Um
eine kontinuierliche Verbesserung des Zucht-
fortschritts in einem Closed-Herd-Betrieb zu
gewährleisten, kann neben der Genetikzu-
fuhr das Zuchtprogramm betriebsspezifi sch
angepasst werden. Durch ein jährliches
Zuchtaudit eines PIC-Zuchtassistenten
werden Schlüsselzahlen der Zucht und der
Produktion kontrolliert und für das folgende
Jahr neue Zucht- und Produktionsziele fest-
gesetzt. Es besteht die Möglichkeit, dass die
Zucht- und Produktionstiere des Betriebes
in dem PICTraqTM-Sauenplaner geführt wer-
den. Durch dieses System sind die Sauen-
Leistungsdaten der Closed-Herd-Betriebe
automatisch in der gleichen Datenbank ge-
speichert wie auch die Daten der weltweiten
PIC-Vehrmehrungs- und Nukleussauen. Da-
durch ist die direkte genetische Verknüpfung
der Closed-Herd-Sauen zu den PIC-Zucht-
tieren gegeben, und die gesamte Verwandt-
schaftsinformation liegt vor. Die Berechnung
dieser Varianten werden betriebsindividuelle
Konzepte unter Berücksichtigung der Be-
triebsgröße und eines akzeptablen Organi-
sationsaufwandes gemeinsam mit dem Be-
triebsleiter erarbeitet, geplant und Schritt für
Schritt in die Praxis umgesetzt.
Mit eingeschränktem Tierverkehr
Die Tierzufuhr der weiblichen Zuchttiere
erfolgt zum Beispiel quartalsweise oder
halbjährlich durch den Zukauf von weni-
gen Urgroß- oder Großelterntieren. Dieses
System ist auch für eine geringere Herden-
größe geeignet, sodass eine parallele Orga-
nisation der Zucht- und Mastanpaarungen
ohne Weiteres möglich ist. Durch den stark
reduzierten Tierverkehr kann ein hoher, defi -
nierter Gesundheitsstatus gewahrt werden.
Ohne Tierzufuhr
Die Genetikzufuhr und Gewährleistung
des konsequenten Zuchtforschritts erfolgt
ausschließlich über Zuchtsperma einer
PIC-KB-Station mit höchstmöglichem Ge-
sundheitsstatus. Innerhalb dieses komplett
geschlossenen Zuchtverfahrens sind unter-
schiedliche Zuchtanpaarungssysteme mög-
lich, die betriebsindividuell ausgearbeitet
werden müssen.
PIC-Closed-Herd-Service-Paket
Das Closed-Herd-Leistungspaket der PIC
bietet seinen Kunden nicht nur die Genetik
im herkömmlichen Sinne an, sondern einen
darüber hinausgehenden umfangreichen
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PIC-SPIEGEL
4
Closed-Herd-Betrieb
PICTraq™-Datenbank
Sperma, Zuchttiere
Nukleus
Produktions-betreuer
DNA-Marker
Gesundheit Zuchtassistent
Vor drei Jahren hat der Niederländer Hubert
Henrikes Brusselers die Schweinezuchtan-
lage Werra in Obermaßfeld, Thüringen, ge-
kauft. Zum damaligen Zeitpunkt sahen die
Gebäude eher wie ein „Rattenloch“ als wie
ein Schweinestall aus. Inzwischen haben
zahlreiche Umbaumaßnahmen den Betrieb
zu einem weißgetünchten Schmuckstück
werden lassen, wie auch die anfangs skep-
tischen Dorfbewohner anerkennen. Neben
den beiden jungen Holländern, die sich die
Schweinezuchtbetrieb Werra, Obermaßfeld in Thüringen
Über 1 000 Sauen im Closed-Herd-System: Gesundheit und Hygiene werden ganz groß geschrieben
Hubert Henrikes BrusselersHubert Henrikes Brusselers
am gut gesicherten Eingangsbereich am gut gesicherten Eingangsbereich
zur zur Schweinezuchtanlage WerraSchweinezuchtanlage Werra
in Obermaßfeld.in Obermaßfeld.
der aktuellen BLUP-Zuchtwerte der Closed-
Herd-Sauen wird dann routinemäßig durch-
geführt, und die Zuchtsauen können neben
Eigenschaften wie Mütterlichkeit und Exte-
rieurerscheinungen zusätzlich nach BLUP-
Zuchtwerten entweder für die Zuchtanpaa-
rungen oder Mastanpaarungen ausgewählt
werden.
Außerdem bietet der Sauenplaner PIC-
TraqTM den Closed-Herd-Betrieben ab einer
bestimmten Größenordnung die Möglich-
keit, einen kundenspezifi schen Index für die
Zuchtwertschätzung ihrer Sauen und Eber
zu hinterlegen. Entsprechend den Kunden-
bedürfnissen können die Gewichtungen der
für den Betrieb wichtigen wirtschaftlichen
Merkmale angepasst und die Indizes in-
dividuell berechnet werden. Durch dieses
Verfahren ist eine gezielte Auswahl der
Zuchttiere entsprechend der betrieblich vor-
gegebenen Voraussetzungen möglich und
so eine erfolgreiche Ferkelproduktion noch
stärker gesichert.
Für einen startenden Betrieb kann bei der
Erstauswahl der Sauen für die Zuchtanpaa-
rungen neben dem Blick auf deren phänoty-
pischen Leistungen auch der Blick auf spe-
Zucht, Produktion, Veterinärbetreuung so-
wie Datenverwaltung in einem Paket sichern
die professionelle und erfolgreiche Umset-
zung eines Closed-Herd-Konzepts nach der
PIC-Philosophie. (KK)
zielle DNA-Fruchtbarkeitsmarker sinnvoll
sein. Hierdurch wird die Auswahl der gene-
tisch besten Tiere zusätzlich abgesichert,
wenn noch keine Zuchtwerte für die Sauen
vorliegen.
Anlagenleitung teilen, beschäftigt
Brusselers drei einheimische Fach-
kräfte, die zum Teil schon vorher in
der Anlage gearbeitet haben. Au-
ßerdem hat Brusselers einen Aus-
bildungsplatz geschaffen. Ein moti-
viertes Team, dem man die Freude an
der Arbeit anmerkt.
Und nicht nur von außen sieht die
Anlage schmuck aus, auch innen ist
alles neu. Arbeitszeitersparnis und
hygienische Grundsätze bestimmen
das Bild. Ein konsequentes Schwarz-
Weiß-Prinzip ist selbstverständlich
und wird konsequent umgesetzt. He-
rein kommen die Mitarbeiter nur nach vorhe-
rigem Duschen und Kleidungswechsel. Die
Spermaübergabestelle ist isoliert und mit
zwei Fenstern und einer Alarmanlage verse-
hen, die erst verstummt, wenn jemand die
Kiste mit den Spermatuben auf der Stallsei-
te abholt. Die Ferkelverladung ist ebenfalls
hygienisch einwandfrei organisiert. Die Fer-
kel werden zunächst in einem Vorraum zur
Rampe „vorgeparkt“, der Zugang zum Stall
verschlossen, und dann erst hat der Trans-
porteur Zutritt und verlädt. Nach Abschluss
des Verladevorgangs einer 60er-Gruppe
wird die Tür zum Stall erneut geöffnet. So
ist gewährleistet, dass die Mitarbeiter nicht
die Rampe und die Fahrer nicht die Anlage
betreten müssen.
Weitere pfi ffi ge Details erleichtern die tägliche
Arbeit und machen sie angenehmer. Denn
wer steigt morgens nicht gerne in saubere,
desinfi zierte und trockene Arbeitsschuhe?
Ein Stiefelreiniger und eine Metallrohrkon-
struktion sorgen dafür. In einer so großen
Anlage weiß nicht jeder immer, wo sich die
Kollegen aufhalten. Rote Lampen über den
Abteiltüren zeigen an, in welchem sich Mitar-
beiter aufhalten. Damit beim Besamen Ruhe
herrschen kann, hat Brusselers im Zentral-
gang ein Fenster zum Deckzentrum einbau-
en lassen. So muss er nicht hineingehen,
wenn er jemanden sucht.
Futterhygiene spielt eine wichtige Rolle, wird
doch in der gesamten Anlage fl üssig ge-
füttert. Auch hier wird auf jedes Detail ge-
achtet. Blitzsauber muss alles sein, inklusive
der Rohrleitungen und der Güllekanäle.
Grundlage für den Erfolg ist also die Gesund-
heit und das ausgeklügelte Management.
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van Lieth, alle fünf Wochen runden das
Komplettpaket des PIC-Closed-Konzepts
für den Betrieb Werra in Obermaßfeld ab.
Kernherde gibt und somit jede
Sau in die Zuchtauswahl einbezo-
gen werden kann. Zehn Prozent
der Sauen werden mit Zuchtsper-
ma belegt (PIC-Linie 03 “Large
White” oder PIC-Linie 02 “Land-
rasse”), das sind dann sieben
Zuchtanpaarungen in der Woche
(fünf plus zwei “Reserve”). Das
eingesetzte Sperma wird von der
PIC-Besamungsstation Stock-
hausen in Sachsen bezogen. Die
Eber werden nach einem eigens
nach den Anforderungen des Be-
triebes konzipierten Zucht-Index
ausgewählt, ein Service der PIC im Rahmen
eines Closed-Herd-Pakets. So legt Brusse-
lers besonderen Wert auf das Fundament
und die Anzahl aufgezogener Ferkel. Da je-
der PIC-Eber Einzelzuchtwerte für verschie-
den Merkmale hat, zu denen natürlich auch
das Fundament und die abgesetzten Ferkel
gehören, kann ein betriebsspezifi scher Index
mit besonderer Gewichtung der entspre-
chenden Einzelmerkmale zusammengestellt,
berechnet und in der PICTraq™-Datenbank
abgespeichert werden.
Der regelmäßige Besuch des PIC-Produk-
tionsberaters, Volkmar Nöckel, und des
spezialisierten PIC-Regionaltierarztes, Piet
Begutachtung der Jung-
sauen: Volkmar Nöckel,
PIC-Produktionsberater mit
den Anlagenleitern Jeroen
van Sleuwen, 21, und Anton
Tielemanns, 23 (v. l.)
Elf FerkelElf Ferkel soll jede Sau großziehen, soll jede Sau großziehen, an Jungsauen werden auch mehr an Jungsauen werden auch mehr Ferkel gesetzt.Ferkel gesetzt.
Die Leistungen sprechen für sich: 26,5 ver-
kaufte Ferkel je Sau und Jahr, eine Steige-
rung der verkauften Ferkel um 2 100 gegen-
über 2005, Ferkelverluste im Abferkelstall
von 9,7 % und von 1,2 % im Flatdeck, eine
Abferkelrate von 87 %, 12,4 lebend gebore-
ne und 11,1 abgesetzte Ferkel pro Wurf sind
Spitzenergebnisse. (BB)
Dies beinhaltet für Brusselers auch eine gute
Genetik. Deshalb entschied er sich Ende
2004 für einen Genetikwechsel und stallte
150 hochgesunde Großeltern-Sauen aus
dem PIC-Nukleus in Frankreich ein. Seitdem
wurden keine weiteren Tiere der Herde zu-
geführt. Und dieser hohe Gesundheitsstatus
hat weiterhin Bestand, die Herde ist Rhinits-,
PRRS-, Mykoplasmen-, Räude- und APP-
frei. Geimpft wird nur gegen Parvovirose und
Rotlauf. Es herrscht Ruhe im Stall, Husten ist
nirgendwo zu hören.
Und wie erfolgt die Remontierung? Über
eine klassische Wechselkreuzung. Vorteil
dieses Systems ist, dass es keine feste
Betrieb Schwienhorst in Warendorf:
Gesundheitliche Sicherheit steht an erster StelleSchon über 20 Jahre werden auf dem Be-
trieb Schwienhorst die Jungsauen zur Re-
montierung der Sauenherde selbst nach-
gezogen. Gesundheitliche und hygienische
Aspekte und ein gewisses Faible für die
Zucht standen bei dieser Entscheidung ein-
deutig im Vordergrund.
Allerdings stießen diese Möglichkeiten Ende
2004/Anfang 2005 an ihre Grenzen. Die Auf-
stockung des Sauenbestandes auf 450 Sau-
en konnte nicht in eigener Produktion bewäl-
tigt werden, ein Zuchtunternehmen musste
zu Rate gezogen werden. Die PIC-Berater
Christoph Poker und Klaus Gemke, zeigten
Schwienhorst die verschiedenen Alterna-
tiven auf. Man entschied sich – zunächst
– für den Zukauf von PIC-Großelternsauen
(GP1050), die mit Sperma einer fl eischbe-
tonten Large-White-Linie zur Produktion von
Camborough 26-Jungsauen belegt wurden.
Im Juli 2005 wurden die ersten Großeltern-
sauen in den Bestand eingegliedert, die
ersten Camborough 26-Zuchtferkel kamen
dann Ende 2005 zur Welt. Im Mai 2006
konnten die ersten 30 Jungsauen selektiert
werden. Diese Aufgabe übernehmen bis-
lang die Berater der PIC. Alle sechs Wochen
sind sie hierfür auf dem Betrieb,
erfassen die Selektion direkt in die
PICTraq™-Datenbank, und Ge-
org Schwienhorst erhält kurze Zeit
später eine kommentierte Liste der
selektierten Tiere. Die Daten sei-
ner Großelterntiere führt Schwien-
horst selbst über das Internet im
PIC-Sauenplaner PICTraq™. So
sind die Daten seiner Zuchttiere
vollständig mit der weltweiten
PIC-Zuchttierdatenbank vernetzt,
und Zuchtwerte können geschätzt
werden. Im vergangenen Jahr
brachten die GP1050-Jungsauen
11,3 Ferkel lebend geboren zur
Welt und setzten 10,2 Ferkel ab.
Ein herber Rückschlag dann im September
2006. Der komplette Abferkelstall brannte
ab und in ihm kamen 60 Sauen um, unter
ihnen 20 GP1050-Sauen. „Aber auch da
profi tierten wir von der Zusammenarbeit mit
einem großen Zuchtunternehmen, denn wer
kann einem schon kurzfristig eine entspre-
chende Tieranzahl defi nierter Qualität zur
Verfügung stellen?“, merkt Schwienhorst
zufrieden an. Um den Betrieb in bisherigem
Umfang weiterführen zu können, hat er der-
zeit die Abferkelung auf zwei gepachtete
Betriebe ausgelagert. Dies sind Betriebe, die
die Sauenhaltung aufgegeben haben, aber
deren Ställe noch funktionsbereit waren.
So kann die Produktion unter Beibehaltung
des Gesundheitststatus aufrechterhalten
werden. Allerdings müssen für die Zeit, bis
der neue Abferkelstall fertig gestellt ist –
voraussichtlich im April 2007 – „etwas“ län-
gere „Treibwege“ von 25 bzw. 35 km in Kauf
genommen werden.
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PIC-SPIEGEL
6
Vor neun Jahren standen auf dem Betrieb
Geiger noch 35 Sauen und 25 Milchkühe.
Im Sommer 1998, als Sohn Johannes mit
der Ausbildung fertig war, musste entschie-
den werden, wie die betriebliche Weiter-
entwicklung aussehen sollte, denn es war
absehbar, dass ein Betrieb in dieser Struk-
tur auf Dauer nicht in der Lage sein wird,
zwei Familien, Geiger senior und junior, zu
ernähren. So wurde nach umfangreichen
An- und Umbaumaßnahmen auf 120 Sauen
aufgestockt und hierbei fest auf PIC-Genetik
gesetzt. Auch 1999 war von weiteren Bau-
maßnahmen geprägt, sodass der Betrieb
schon Ende des Jahres 200 Bestandssau-
en hatte. Im Jahr 2000 entschloss man sich
die Milchviehhaltung aufzugeben und diesen
Stall aus arbeitswirtschaftlichen Gründen für
die Bullenmast (70 Plätze) zu nutzen. 2001
war das Augenmerk wieder voll in Richtung
Erweiterung der Sauenhaltung gerichtet,
sodass Geigers am Ende des Jahres voller
Stolz auf nunmehr 300 Bestandsauen ver-
weisen konnten.
Aber damit war nicht Schluss! Auch die
nächsten Jahre waren von Baumaßnahmen
und Investitionen geprägt. Eine Maschinen-
halle und Platz für weitere 50 Sauen kamen
hinzu. Wer jetzt denkt, nun wär‘s erstmal
gut, hat weit gefehlt. Im Jahr 2004 wurde
dann der Entschluss gefasst, einen Stall für
weitere 250 produktive Sauen zu bauen. Da
aber inzwischen die Kapazitäten für die Bau-
durchführung in Eigenregie erschöpft waren,
entschied man sich für ein Komplettstallsy-
stem. Baubeginn war Februar 2004, im Mai
2004 dann Tag der offenen Tür, und Ende
Mai sind die ersten neuen PIC-Jungsauen
eingezogen.
Die gesamten Jahre wurden Geigers durch
die Mitarbeiter der NFZ bzw. VION Zucht-
Inzwischen bewirtschaftet Johannes Geiger
gemeinsam mit seinem Vater und drei Mitar-
beitern sowie einer Nachtschicht (auf 400-
Euro-Basis) 1 000 Sauen, die dazugehörige
Ferkelaufzucht (bis 28 kg), 240 Jungsau-
enaufzuchtplätze, welche 2006 im ehema-
ligen Bullenstall errichtet wurden, sowie 400
Mastplätze für die Kastrate aus der Eigenbe-
standsvermehrung und 160 ha Ackerland.
Auf die Frage nach den Erwartungen für die
Zukunft seines Betriebes antwortet Geiger
zuversichtlich: „Bei derzeitig erreichtem
Stand und dem Leistungspotential unserer
Sauenherde sehe ich unserer Zukunft sehr
optimistisch entgegen.“ (UP)
und Nutzvieh GmbH begleitet. Berater Ulrich
Peschel war es dann auch, der während
der Beratungsgespräche zur Sauenaufsto-
ckung auf dann 600 Bestandssauen und
weiterer Betriebsentwicklung, Johannes
Geiger mit dem Prinzip der Eigenbestands-
vermehrung, sprich Closed-Herd-System,
vertraut machte. Nach einigem Überlegen
und Abwägen der Vor- und Nachteile dieses
neuen Systems der Sauenremontierung fi el
die Entscheidung zugunsten eines Closed-
Herd-Konzepts der PIC. Geiger heute: „Das
war die beste Entscheidung, die wir treffen
konnten. Denn zum einen ist der Gesund-
heitsstatus unserer Sauenherde um ein Viel-
faches stabiler geworden, und zum anderen
haben wir immer ausreichend Jungsauen
zur Verfügung, sodass wir eine ordentliche
Leistungsselektion durchführen können. Als
sich dann Ende 2005 die Möglichkeit auf-
tat, einen weiteren Sauenstall mit 300 Plät-
zen in 20 km Entfernung hinzuzupachten,
haben Herr Peschel und ich überlegt, das
Closed-Herd-Konzept weiter auszubauen,
um hiermit dann auch locker 1 000 Sauen
zu remontieren.
In 2006 sind auf dem bisherigen Standort in
Rhede noch für 100 produktive Sauen Plätze
geschaffen worden. Auch dieses ist hervor-
ragend gelungen, denn unsere Leistungen
sind kontinuierlich auf nunmehr über 24 auf-
gezogene Ferkel je Sau und Jahr angestie-
gen. Wenn ich die Leistung der 100 Groß-
elternsauen in unserem Bestand sehe, die
aktuell bei 27,6 abgesetzten Ferkeln je Sau
und Jahr liegen und ich noch den weiteren
Kreuzungseffekt einer Drei-Linien-Hybridsau
mit einbeziehe, kann ich mich schon bald
darauf einstellen, unsere Ferkelaufzuchtplät-
ze zu erweitern, denn Leistungen von 26
und mehr Ferkeln je Sau sind, glaube ich,
dann locker drin.“
Johannes Geiger, Rhede bei Papenburg im Emsland
1 000 Sauen im Closed-Herd-System und
die nächste Aufstockung im Visier
Der nächste Schritt im Schienhorst‘schen
Closed-Herd-Konzept wird die vollständige
Schließung seiner Herde sein. Zukünftig wird
er über eine Wechselkreuzung seine Re-
montesauen produzieren. Dazu werden für
jeweils ein halbes Jahr die besten GP1050-
Sauen mit PIC-Large-White-Sperma (L03)
bzw. PIC-Landrasse-Sperma (L02) aus der
PIC-GFS-Kooperationsstation „Herringer
Heide“ belegt. So wird die Genetikzufuhr
einzig und allein über Reinzucht-Sperma aus
einer Besamungsstation auf höchstem Ge-
Einklang zu bringen, war die Grundüberle-
gung, die Georg Schwienhorst dazu bewog
seinen Betrieb nach einem PIC-Closed-
Herd-Konzept zu managen. Die angebotene
Linienvielfalt, der prompte Service, die kom-
petente Zuchtberatung und die Nutzung des
PIC-Sauenplaners haben den nüchternen
Rechner dazu bewogen, die Zusammenar-
beit mit der PIC einzugehen. „Ich habe mich
für ein Unternehmen mit Tradition und Per-
spektive für die Zukunft entschieden“, be-
tont der Betriebsleiter. (BB)
sundheitsniveau erfolgen. Die Auswahl der
entsprechenden Eber nimmt ein PIC-Zucht-
assistent auf Basis der individuellen Anfor-
derungen für den Betrieb Schwienhorst vor.
So legt Georg Schwienhorst besonderes
Augenmerk auf Fruchtbarkeit. Dies wird bei
der Zusammenstellung des Eberpools, den
er in „Herringer Heide“ abrufen kann, gezielt
berücksichtigt.
Einerseits vom Zuchtfortschritt profi tieren,
andererseits die Sauenherde gesundheitlich
und hygienisch optimal absichern, dies in
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Kurts PIC-Berater hat ihm die verschiedenen Remontierungs-alternativen aufgezeigt. Die klassische Variante ist natürlich weiterhin, die Remontierungstiere als deckfähige Jungsauen zu beziehen. Eine Variante, die den Tierverkehr einschränken würde, wäre der Zukauf in altersgestaffelten Gruppen, sodass der Nachersatz für mehrere Abferkelgruppen in die Quarantäne geliefert wird. Sicherlich eine interessante Alternative, gerade auch bei Kurts Bestandsgröße von 500 Sauen, aber sein PIC-Berater konnte ihm noch mehr bieten. Vor dem Hintergrund des Schweinepestgeschehens im ver-gangenen Jahr und seinem Wunsch nach Stabilisierung der Herdengesundheit möchte Kurt den Tierzukauf am liebsten ganz einstellen.
Kurt „macht“ seine Sauenherde „zu“Kurt macht sich Gedanken über die Weiterentwicklung seines Betriebes. Die Leistung stimmt, rund 26 verkaufte Ferkel je Sau und Jahr sind sicher ein Spitzenergebnis. Sein Management hat er im Griff. Klar, den dem einen oder anderen Schräubchen lässt sich sicherlich noch drehen. Aber er will jetzt die Weichen für die Zukunft stellen, denn
das Altenteilerhaus möchte er in absehbarer Zeit noch nicht beziehen. Also was tun? Neuland beschreiten und eine Biogasanlage bauen oder das machen, was er gut kann, die Ferkelerzeugung? Das hat er mit seinem PIC-Fachberater bei dessen letztem Be-such besprochen.
Für Kurts Wunsch, seinen Betrieb für externe Tiere ganz zu schließen, bietet sich idealerweise ein Closed-Herd-Konzept an. Und um das Leistungspotential seiner eigenen Herde zu nutzen und keine Vorstufentiere zukaufen zu müssen, wollen Kurt und sein PIC-Berater die besten Sauen aus Kurts Herde als Stammherde nutzen. Da Kurt akribisch seine Daten erfasst und einen Sauenplaner nutzt, ist es ein Leichtes, die besten Sauen innerhalb einer Abferkelgruppe herauszufi nden. Dazu bietet sein Berater ihm an, die 20 % besten Sauen zuvor per DNA-Analyse auf das Vorhandensein von Fruchtbarkeitsmarkern zu testen. Dadurch würden sie eine noch höhere Sicherheit bei der Auswahl der 10 % besten Sauen erlangen, denn so hätten sie auch einen Hinweis auf die genetische Komponente der Fruchtbarkeit. Mit diesen Sauen soll Kurt dann Wechselkreuzung machen, um seinen Jungsauennachersatz zu erzeugen.
Für die Auswahl der entsprechenden Besamungseber, deren PRRS-freies Sperma Kurt aus einer PIC-Besamungsstation beziehen wird, gibt Kurts Berater die Informationen über den Betrieb an seinen Kollegen in der Zuchtabteilung in Schleswig. Dabei berichtet der Berater genau, auf welche Merkmale Kurt besonderen Wert legt. Er ist zufrieden mit der Anzahl geborener Ferkel, aber ein paar mehr abgesetzte könnten es trotz des hohen Leistungsniveaus noch sein. Zudem fragt Kurt nach fundamentstarken Sauen, damit er auch lange etwas von ihnen hat. Anhand dieser Informationen stellt der Zuchtassistent einen nach den speziellen Anforderungen von Kurt gewichteten Zucht-Index zusammen, nach dem er anschließend die auf der PIC-Besamungseberstation verfügbaren Eber aus den PIC-Mutterlinien L02 (Landrasse) und L03 (Large White) auswählt. Die Eberstation bekommt ebenfalls die Information, welche Eber für Kurts Sauen in Frage kommen. Dabei muss natürlich eine enge Absprache bezüglich der Spermaverfügbarkeit von diesen Ebern zwischen Zuchtassistent und Besamungsstation erfolgen, denn Kurt wird nicht der einzige sein, der bestimmte Eber nachfragt.
Im Abferkelstall hat Kurt die Sauen farblich markiert, die für die Zuchtanpaarungen in Frage kommen. So weiß er und auch sein Mitarbeiter, mit welchem Sperma er belegen muss.
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Wenn diese Sauen abgeferkelt haben, zieht er den weiblichen Ferkeln eine farbige Ohrmarke ein (Landrassevater = grüne Ohrmarke, Large-White-Vater = rote Ohrmarke), damit er sie zum einen von den anderen Mastferkeln unterscheiden kann und zum anderen weiß, aus welcher Linie ihr Vater stammt. Bis zum Verkauf der Mastferkel bleiben die Zuchtferkel zusammen mit ihren Altergenossen im Flatdeck.
Da Kurt ja seine Quarantäne für Zukauftiere nicht mehr benötigt, kann er in dieser seine Zuchtsauen aufziehen und gemeinsam mit seinem PIC-Berater entscheiden, welche von ihnen letztendlich dann als Remontierungssauen dienen sollen. 10 % der Remontierungssauen werden dann wieder in Wechselkreuzung belegt. Jetzt kommt wieder die farbige Ohrmarke ins Spiel. Damit es eine Wechselkreuzung wird, wird
nun Sperma der jeweils anderen Linie als ihr Vater eingesetzt. Die übrigen Sauen werden für die Mastferkelproduktion genutzt und mit PIC-Piétrain-Sperma belegt.
Konsequentes Gesundheits-
und Hygienemanagement
Von Anfang war bei der Konzeption der Sta-
tion die PIC-Veterinärgruppe eingebunden,
Ein Jahr „Herringer Heide“ – ein voller Erfolg für PIC und GFS
PIC-Vor- und Endstufensperma mit höchstem
Gesundheitsstatus aus einer Station
nächst diverse Standorte unter verschie-
denen Gesichtspunkten nach standardisier-
ten Bedingungen überprüft und verglichen.
Eine Rolle spielen dabei die geographische
Lage unter Berücksichtigung von Land-
schaftsprofi l, Hauptwindrichtung, Schwei-
nehaltung in der näheren Umgebung, Ver-
kehrswege und vieles mehr.
Die Station ist eingebunden in das PIC-Ge-
sundheitsmonitoring und wird regelmäßig
durch die verantwortliche PIC-Regional-
tierärztin besucht. Eine einwandfreie Qua-
rantäne für die KB-Eber vervollständigt das
Konzept.
Wie auch die PIC-KB-Station Stockhausen
ist die „Herringer Heide“ PRRS-frei, Grund-
voraussetzung, um PIC-Nukleus- und Ver-
mehrungsbetriebe beliefern zu können. Zu-
sammen mit der EU-Anerkennung ist hier-
durch auch die Möglichkeit gegeben, Kunden
im europäischen Ausland mit hochwertiger
PIC-Genetik von höchstem Gesundheits-
sodass jederzeit gewährleis-
tet war, dass die hohen An-
forderungen, die die PIC an
das Gesundheits- und Hy-
gienemanagement stellt, er-
füllt werden können. So soll
sichergestellt werden, dass
die hochwertige PIC-Gene-
tik in Form von Sperma si-
cher und qualitativ einwand-
frei beim Kunden ankommt.
Schon während der Pla-
nungsphase der Station wur-
den die neuesten Erfahrungen zur
Sicherung des hohen Gesundheitsniveaus
berücksichtigt. Nach dem sogenannten
PIC-1 000-Punkte-Programm wurden zu-
Gut ein Jahr nach Eröffnung der Station Herringer Heide können beide Partner eine
positive Bilanz ziehen. Insgesamt 156 Eber, davon 74 PIC-Vorstufen- und 82 PIC-
Piétrain-Eber, sind voll ausgelastet und liefern PIC-Sperma höchster Qualität aus
einem Bestand mit höchstem Gesundheitsstatus an PIC-Nukleus-, -Vermehrungs-,
-Closed-Herd- und -Ferkelerzeuger-Betriebe.
Kurt fi ndet, dass dies doch ein relativ einfaches System ist. Seine Dokumentation stimmt, er hat Spaß daran, sich etwas züchterisch zu betätigen und auch mit den Zuchtexperten über das Für und Wider mancher Entwicklung zu diskutieren. Denn einmal im Jahr bringt sein Berater den Zuchtassistenten mit. Sie gehen gemeinsam durch den Bestand, schauen, wo sich noch etwas verbessern lässt, und diskutieren anhand der Zuchtwertschätzergebnisse, die der Zuchtassistent speziell für Kurts Betrieb ausgewertet hat, ihre weiteren züchterischen Überlegungen. (BB)
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status zu versorgen. Diverse Exporte nach
Frankreich, Italien und in die Niederlande be-
legen die vorhandene Nachfrage.
Bei den weiteren Planungen standen sowohl
das Wohlbefi nden der Tiere als auch ihre
Gesunderhaltung an erster Stelle. Eine Sä-
gemehleinstreu sorgt für stabile Fundamente
und hohe Sauberkeit. Ein Erdwärmetauscher
sichert ein ausgeglichenes Stallklima, was
sich gerade im vergangenen, sehr heißen
Sommer positiv für die Spermaproduktion
bemerkbar gemacht hat. Gleichzeitig können
im Winter selbst bei extremer Kälte Tempe-
raturen über 15° C ohne Heizung gehalten
werden, sodass auch dann keine nega-
tiven Auswirkungen auf die Spermaqualität
zu befürchten sind. Positiver „Nebeneffekt“
sind natürlich darüber hinaus die geringeren
Energiekosten.
Hygienische Trennung wird auch bei der
Eber-Absamung groß geschrieben. Die Ab-
sambuchten sind nicht in den eigentlichen
Stallbereich integriert, sondern es gibt einen
abgetrennten Absambereich. Vollautoma-
tische Absamung ist hier das Zauberwort!
Nach dem Aufenthalt der Eber in einer Vor-
bereitungs- und Stimulierbucht werden die
Eber mittels des Systems Collectis abge-
samt. Eindeutiger Nutzen dieses Systems
ist, dass das Sperma so wenig wie möglich
mit der Stallumgebung in Berührung kommt
und so die Übertragung von Keimen wei-
testgehend ausgeschlossen ist. Ein weiterer
den nach Aufschluss der Spermien und An-
färbung des Zellkerns mit fl uoreszierendem
Farbstoff während des Durchfl usses durch
eine Messkammer die Samenzellen gezählt.
Die Logistik erfolgt hygienisch einwandfrei
über das bewährte System der GFS.
Zuchtfortschritt aus erster Hand
Aus „Herringer Heide“ werden PIC-Kunden
in Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Hol-
stein und Süddeutschland beliefert. Gerade
in letzter Zeit ist eine steigende Nachfrage
an Vorstufen-/Reinzucht-Sperma durch Fer-
kelerzeugerbetriebe zu verzeichnen, die die
Vorteile der Eigenremontierung im Rahmen
eines PIC-Closed-Herd-Systems nutzen.
Auswirkungen der Schweinepest lassen
sich sicherlich nicht von der Hand weisen,
wollen doch immer mehr Betriebe, auch im
Rahmen von Wachstumsschritten, die Kei-
meinschleppung über den Tierverkehr mi-
nimieren oder ganz ausschließen. Mit der
Möglichkeit, PIC-Qualitäts-Genetik sowohl
von Vorstufen-, sprich Reinzuchtebern, als
auch von Endstufenebern, also PIC-Pié-
train-Ebern, aus EINER Station zu beziehen,
sichern PIC-Closed-Herd-Kunden die Wah-
rung des Gesundheitsstatus ihres Betriebes.
Gleichzeitig kommen sie in den Genuss,
Reinzuchtsperma von Ebern nutzen zu kön-
nen, die gleichzeitig im PIC-Nukleus und in
der PIC-Vermehrung eingesetzt werden.
Eine enge genetische Anbindung an den
Zuchtfortschritt der PIC ist die Folge. (MH)
Vorteil ist die verbesserte Arbeitsqualität,
-sicherheit und –wirtschaftlichkeit. Ein Mitar-
beiter kann gleichzeitig vier Eber beim Ab-
samen mit Collectis betreuen und im Stehen
bei Bedarf „Hand anlegen“. Das ermüdende
Bücken entfällt, denn die Arbeitshöhe ist wie
im Melkstand der Größe des Mitarbeiters an-
gepasst.
Diese arbeitswirtschaftlichen Vorteile ma-
chen es möglich, die Station mit nur drei
Arbeitskräften zu führen, aber dennoch den
hohen Anforderungen der PIC an ihre KB-
Stationen gerecht zu werden.
Qualitätssicherung steht
an erster Stelle
Nach dem Absamen wird das Sperma vor-
verdünnt und kurz zwischengelagert. Sind
zwanzig Ejakulate im Zwischenlager, fährt
ein Kurier zur GFS in Ascheberg. Dort wird
das Sperma in einem eigens für die Verarbei-
tung von PIC-Sperma eingerichteten Labor
mit Hilfe modernster Technik wie Sperm-
vision und Nucleocounter untersucht und
konfektioniert.
Das System Spermvision ist ein computer-
gestütztes Videosystem, welches die Dichte
und die Bewegungsaktivität der Samen-
zellen im Ejakulat unabhängig und objektiv
feststellt.
Der Nucleocounter ist ein Gerät zur Mes-
sung der Spermienkonzentration. Hier wer-
Schweineproduktion weltweit
Auf Basis der relativ sicheren Vorhersa-
ge der zukünftigen weltweiten Bevölke-
rungsentwicklung muss von einer weiteren
starken Zunahme der Schweineproduktion
in verschiedenen Teilen der Welt ausgegan-
gen werden. In einigen Regionen wird es
Abweichungen von den bisherigen Trends
geben. So ist z. B. in Osteuropa und Rus-
sland die Anzahl geschlachteter Schweine
seit 1989 rückläufi g, gleichzeitig jedoch der
Sauenbestand kontinuierlich angestiegen.
Im Gegensatz dazu nimmt die Schweine-
produktion in Westeuropa seit 2000 lang-
sam aber stetig ab.
Die wirtschaftliche Situation in der Schwei-
neproduktion stellt sich weltweit sehr
unterschiedlich dar (siehe Abbildung 1,
Situation 2005). Generelle Trends lassen
sich ablesen:
Die Produktionskosten in Latein- und
Nordamerika sind niedrig und die Erträge
in Lateinamerika relativ hoch.
Schweinezucht 2015 – Züchter am Scheidewegduktion, die bislang vorrangig mit dem Ziel
geführt wird, die Fleischversorgung für die
Familie oder eine kleine Dorfgemeinschaft
sicherzustellen, wird zugunsten größerer,
spezialisierter Betriebe stark abnehmen.
Gleichzeitig gleichen sich die Preise für
Schlachtschweine in West- und Osteuropa
auf ein ähnliches Niveau an (Abbildung 3).
Die westeuropäischen Preise sinken stetig,
die osteuropäischen nach anfänglicher Auf-
schwung- und Aufholphase Anfang bis Mitte
der 90er Jahre ebenfalls.
Als weitere Konkurrenz für westeuropäische
Schweineproduzenten werden sich in Zu-
kunft durch eine weitere Liberalisierung des
Welthandels und den Wegfall von Importzöl-
len, z. B. nach Deutschland, nord- und la-
teinamerikanische Länder erweisen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen: Die
Schweineproduktion in Westeuropa steht
unter Druck. Der Sauenbestand nimmt stetig
ab, die Produktionskosten sind relativ hoch,
die spezialisierten und damit konkurrenzfä-
Zwischen den westeuropäischen Län-
dern besteht eine große Variation zwi-
schen Produktionskosten und Erträgen,
aber generell kann man von hohen Pro-
duktionskosten bei relativ niedrigen Er-
trägen ausgehen.
Die osteuropäischen Länder (hier: Polen,
Rumänien und Tschechien) haben nied-
rigere Produktionskosten und höhere Er-
träge als die meisten westeuropäischen
Länder.
Negative Erträge, sprich Verluste (unter
der Diagonale in Abbildung 1), treten
gelegentlich sowohl in Nordamerika als
auch in Westeuropa auf.
Für die Entwicklung der Sauenbestände in
West- und Osteuropa wird prognostiziert,
dass in Westeuropa die nationalen Sauen-
bestände abnehmen und in Osteuropa na-
hezu konstant bleiben werden (Abbildung 2).
Wobei allerdings in Osteuropa sich die Pro-
duktion vom nicht spezialisierten in den
spezialisierten Sektor verschieben wird. Pro-
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Abb. 1: Produktionskosten in Relation zum
Schlachterlös in vier Regionen sowie Großbritannien,
Brasilien und China.Quelle: Internet
Abb. 3: Entwicklung der Schlachtschweinepreise in 15 europäischen Ländern
Quelle: FAOstat (2007)
higen Betriebe in Osteuropa nehmen rasant
zu und produzieren deutlich günstiger. Die
spezialisierte Produktion in Nord- und Süda-
merika (und China) ist um einiges billiger und
zurzeit nur aufgrund der in Zukunft nicht auf-
recht zu erhaltenden Importabgaben nicht
wettbewerbsfähig. Daraus ergibt sich für
Schweinezuchtorganisationen die nahe lie-
gende Frage, was diese Entwicklung für die
europäische Schweinezucht bedeutet.
Schweinezucht weltweit
Über 90 % der Schweineproduktion in
Westeuropa, Nordamerika und dem größten
Teil von Ozeanien ist spezialisiert. Dasselbe
gilt für einzelne Länder wie Chile, Tschechien
und Südafrika in anderen Regionen, in de-
nen z. B. die Produktion in Lateinamerika
zu rund 50 %, in Osteuropa zu rund 30 %
und in Afrika zu circa 10 % spezialisiert ist.
Dies macht diese Regionen, in denen 30 %
des weltweiten Schweinebestands bzw.
60 % des Bestandes außerhalb von China
gehalten wird, interessant für kommerzielle
Schweinezuchtorganisationen. Der nicht
spezialisierte Sektor ist in Wirklichkeit ein
nicht profi tabler Sektor, und es gibt dort sehr
wenige spezialisierte Zuchtorganisationen.
Spezialisierte Zuchtorganisationen lassen
sich im Allgemeinen in vier Kategorien un-
terscheiden:
Unabhängige Züchter, öffentliche
Verfahren
In vielen Ländern führen (halb-)staatliche
Organisationen als Service die Zucht-
wertschätzung für unabhängige Züchter
durch, die ihr privates Zuchtprogramm
mit eigenen Zuchtzielen und Selektions-
strategien in eigenen Betrieben fahren.
Derartige Strukturen fi nden wir in Bel-
gien, Frankreich, Spanien, Kanada, Aus-
tralien und Neuseeland.
mit einer relativ schlanken Organisation
von einer juristischen Person geführt
und nicht durch mehrere oder eine Viel-
zahl nur schwer unter einen Hut zu brin-
gender privater Landwirte bzw. Züchter
mit oftmals sehr konträren Vorstellungen.
Beispiele hierfür gibt es weltweit.
Integrierte Produktionskette
Die Zuchttiere werden für die Remontie-
rung der Produktionsherden gezüchtet,
die durch das jeweilige Unternehmen für
die Schlachtschweineproduktion ihrer ei-
genen Schlachtstätten betrieben werden.
Alle Stufen der Produktion sind in einer
Hand, und es werden in der Regel keine
Zuchttiere aus dieser Kette verkauft. Das
Endprodukt des Unternehmens ist das
Kreuzungszucht Vereinigungen
Eine derartige Struktur etabliert sich,
wenn eigenständige Züchter – s. o. – ihre
Zuchtpopulationen zusammenführen, in
der Regel über den Einsatz derselben
KB-Eber in verschiedenen Herden, und
ihr eigenes, gemeinsames System für die
Zuchtwertschätzung und insbesondere
für die Vermarktung von Kreuzungstie-
ren entwickeln. Typische Beispiele liefern
Deutschland, Dänemark und die Nieder-
lande.
Spezialisierte Zuchtunternehmen
Für Außenstehende arbeiten solche
Unternehmen wie die zuvor beschrie-
benen Kreuzungszucht-Vereinigungen,
allerdings werden Zuchtunternehmen
Abb. 2 links: Entwicklung des Sauenbestandes in 15 europä-
ischen Ländern (ab 2005 Prognose)
– Osteuropa – Westeuropa
Abb. 2 rechts: Entwicklung des spezialisierten und des
nicht spezialisierten Sektors in der Schweineproduktion in
denselben 15 europäischen Ländern (ab 2005 Prognose)
– spezialisierter – nicht spezialisierter Sektor
Quelle: PIC Europa (2005)
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Schlachtschwein oder Schweinefl eisch.
Derartige Strukturen verbreiten sich
mehr und mehr in Nord- und Südameri-
ka, Ozeanien und Russland.
Die wesentlichen Unterschiede dieser Orga-
nisationsformen liegen in der Art der Finan-
zierung, der Effektivität der Entscheidungs-
fi ndung und dem unternehmerischen Elan.
Bedeutender ist allerdings der Unterschied
zwischen national und international operie-
renden Organisationen.
Schweinezucht in Europa
Die dargestellten Entwicklungen in der
weltweiten Schweineproduktion führen
zu einem Schrumpfen der jeweiligen hei-
mischen Märkte für die Schweinezüchter in
Westeuropa. Viele ihrer traditionellen Kun-
den sind aus der Produktion ausgestiegen
oder haben ihre Produktion in Regionen
mit geringeren Produktionskosten verla-
gert, wie z. B. Osteuropa oder Nord- und
Südamerika. Diese Entwicklung wird sich
durch die steigende Konkurrenzsituation
auf dem weltweiten Schweinefl eischmarkt
durch diese zu geringen Kosten produ-
zierenden Länder noch weiter verstärken.
In Europa war diese Entwicklung zuerst in
Großbritannien zu beobachten, einem Land
mit einer relativ kleinen Schweinepopula-
tion, die zudem aufgrund der besonders
hohen Produktionskosten kontinuierlich
weiter abnimmt, und einer großen Anzahl
unabhängiger Züchter. Als Folge davon wa-
ren die britischen Zuchtunternehmen Mitte
der 80er Jahre die ersten, die bedeutende
Geschäfte im Ausland getätigt haben.
Die 1962 in England gegründete und seit
Jahrzehnten global agierende PIC ist z. B.
schon seit 1973 auf dem deutschen Markt
erfolgreich und seit Jahren Marktführer.
Als Folge müssen nun viele europäische
Züchter nicht nur ihre Produkte außer
Landes vermarkten, sondern sich gleich-
zeitig mit Wettbewerbern, die vor derselben
Situation stehen, auf ihrem angestammten,
heimischen Markt auseinandersetzen. Viele
europäische Züchter/Zuchtorganisationen
versuchen erst jetzt, sich oftmals aus der
Not heraus mehr oder weniger erfolgreich
von national operierenden zu international
operierenden Einheiten zu entwickeln. Abbil-
dung 4 veranschaulicht diese Situation. Hier
sind die unterschiedlichen Marktanteile von
Schweinezuchtunternehmen in Deutsch-
land, Frankreich und Spanien dargestellt.
Aus Abbildung 4 lassen sich allerdings nicht
die steigenden Aktivitäten westeuropäischer
Unternehmen in Polen, Litauen, Tschechien,
der Slowakei, Rumänien, der Ukraine und
Russland ablesen. Anfang 2006 waren min-
destens zehn Unternehmen in diesen Län-
dern aktiv, teilweise mit einem Marktanteil
leichter von Unternehmen mit einem weiten
Spektrum an Zuchtlinien angeboten werden
können. „Globales Zuchtprogramm für regi-
onale Marktanforderungen“ beschreibt den
goldenen Weg. So ist es der PIC möglich,
trotz effi zienter internationaler Aufstellung
gezielt auf die Wünsche der regionalen Kun-
denstrukturen einzugehen.
Drei weitere kritische Faktoren sind
Eine starke technische Infrastruktur.
Dies war bis 1990 gleichzusetzen mit
dem Einsatz von BLUP in der Zuchtwert-
schätzung, heute ist es die Möglichkeit,
in großem Stil DNA-Marker gestützte
Selektion einzusetzen. Eine Technologie,
die noch nicht vollständig ausgeschöpft
ist, aber schon in rund drei bis vier Jah-
ren eine entscheidende Bedeutung ha-
ben wird. Da die Kosten für Markertypi-
sierung in großem Umfang immer noch
sehr hoch sind, haben Zuchtunterneh-
men, die wie die PIC bereits Anfang der
90er Jahre zu einem frühen Zeitpunkt in
diese Technologie investiert haben, einen
klaren Vorteil.
Langfristige Zuchtziele für Merk-
male, die in Zukunft Bedeutung
erlangen werden.
Dies sind z. B. Merkmale wie Wider-
standsfähigkeit und Robustheit sowie
Umweltsensibilität.
Datenerfassung in einer Vielzahl von
Produktionsumwelten, insbesonde-
re kommerzieller Produktion, um so
die Zuchtwertschätzung für Merk-
male unter kommerziellen Produkti-
onsbedingungen zu unterstützen.
Alle diese Faktoren verlangen strategische
Investitionen in Aktivitäten mit ungewisser
Amortisation. Deshalb ist es für ein einzelnes
nationales Zuchtunternehmen nahezu un-
von 10 bis 15 %. Der osteuropäische Markt
ist mit seiner derzeit enormen Nachfrage
nach gesunden Zuchttieren mit hohem ge-
netischen Potential in großen Stückzahlen
inzwischen sehr bedeutend für die PIC.
Was nicht überraschend ist, wächst doch
in diesen Ländern der spezialisierte Sektor
rasant (vgl. Abbildung 2). Ein ähnliches Bild
kann in anderen Regionen mit wachsender
Schweineproduktion beobachtet werden.
Neben der PIC, die u. a. den nordamerika-
nischen Markt seit Jahrzehnten dominiert,
versuchen mehrere westeuropäische Zucht-
unternehmen, in Nord- und Südamerika so-
wie Asien Fuß zu fassen.
Die Verfügbarkeit einer hinreichenden Anzahl
ausreichend unterschiedlicher genetischer
Linien ist ein Schlüsselfaktor für Erfolg im
Wettbewerb der internationalen Schwei-
nezucht. So verfügt z. B. die PIC über 16
verschiedene Zuchtlinien zur Produktion
von Hybridsauen und Ebern bzw. zur gene-
tischen Versorgung von Closed-Herd-Sys-
temen. Nur national operierende Unterneh-
men sind hier klar im Nachteil, da sie in der
Regel mit einer sehr begrenzten Anzahl an
Linien, oftmals nur drei, arbeiten, die allein
auf die Zuchtziele des heimischen und oft-
mals sehr begrenzten Marktes ausgerichtet
sind. Im Gegensatz hierzu halten interna-
tional arbeitende Zuchtunternehmen ihre
Zuchtlinien bewusst breit differenziert, um
den vielfältigen Anforderungen gerecht wer-
den zu können. Dieser wichtige Unterschied
ist in schnell wachsenden, spezialisierten
Märkten zunächst nicht so eindeutig, da die
Kunden dort zuerst zu kosteneffi zienteren
und schnell verfügbaren Alternativen zur tra-
ditionellen Landeszucht tendieren. Während
der Weiterentwicklung dieser Märkte jedoch
erfordern unterschiedliche Produktionssys-
teme unterschiedliche Genotypen, die viel
Abb. 4: Marktanteile von Schweinezuchtunternehmen in
Deutschland, Frankreich und Spanien.
Fehlende Kreissegmente: Herdbuch und unbekannte Remontierung
Grüne Kreissegmente: Ausländische Zuchtunternehmen
Schraffi ertes Kreissegment Spanien: 22 Unternehmen, von denen
jedes weniger als 1 % Marktanteil hält.
Quelle: Niggemeyer (2006), ITP (2003, PIC España (2004)
Deutschland
Anbieter von Sauengenetik 2006
Frankreich
Besamungseber 2003
Spanien
Anbieter von Sauengenetik 2003
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möglich, seine Geschäfte auf externe Märk-
te auszudehnen, da diese vier Faktoren
begrenzend wirken. Mindestens 200 000
bis 300 000 verkaufte Zuchttiere sind not-
wendig, um für die Zukunft gerüstet zu
sein. Demnach wäre selbst der Marktführer
PIC in Deutschland mit rund 150 000 ver-
kauften Zuchttieren allein zu klein, um ohne
Einbindung in die große Zuchtstruktur der
globalen in über 35 Ländern vertretenen
PIC langfristig zu bestehen. Eine nahe lie-
gende Lösung wäre die Wiedereinführung
der oben beschriebenen „Kreuzungszucht-
Vereingungen“. Nationale Unternehmen
müssen strategische Allianzen eingehen,
um genetische Ressourcen gemeinsam zu
nutzen, und einheitliche Marketingaktivitäten
mit anderen (inter-)nationalen Unternehmen
entwickeln, um zu überleben. Der nächste
logische Schritt wäre, den kostenträch-
tigsten Faktor in der Schweinezucht, z. B.
die Nukleuskapazitäten und groß angelegte
Datenerfassung, gemeinsam zu nutzen, was
letztendlich zu Unternehmensfusionen führt.
Derartige Entwicklungen konnten wir in
Großbritannien (JSR, Cotswold und News-
ham), in Frankreich (Scapaag und Gène+),
in den Niederlanden (Stamboek, Dalland
und Fomeva) und auch länderübergreifend
beobachten (Rattlerow und Seghers, BHZP
und PenArLan, Schaumann und ADN, SNW
und Topigs, Quality Genetics, Norsvin und
FABA). Viele weitere, wie aktuell der Verkauf
von Euribrid bzw. Hypor an Hendrix, werden
folgen.
Was dies für die Kunden der jeweiligen sich
oftmals jahrelang in der Konsolidierungspha-
se befi ndenden neuen Organisationen mit
in der Regel unklaren Entscheidungsstruk-
turen bedeutet, ist nicht abzusehen, führt zu
Unsicherheiten und birgt hohe Risiken hin-
sichtlich Organisation, Genetik, Gesundheit
etc. Jüngstes negatives Beispiel ist der ge-
scheiterte Zusammenschluss von SNW und
BHZP in Westfalen. Hätte die PIC sich nicht
bereits Mitte der 90er Jahre vorausschau-
end intern neu strukturiert und global ent-
sprechend komfortabel positioniert, wären
heute wahrscheinlich auch Überlegungen in
derartige Richtungen notwendig.
Es ist nahe liegend, diese Entwicklungen auf
dem Schweinesektor mit denen in der Gefl ü-
gelproduktion zu vergleichen. Dort versorgen
seit 2006 zwei Unternehmen – Hendrix und
Wesjohann – über 90 % des spezialisierten
Marktes für Legehennen weltweit und seit
2007 vier Unternehmen (Hendrix und Wes-
johann sowie Cobb-Vantress und Grimaud
la Corbière) den weltweiten Masthähnchen-
markt.
Auf dem deutschen Markt sind verstärkte
Aktivitäten ausländischer Zuchtunterneh-
reagieren zu können, was sich natürlich
umso einfacher gestalten lässt, je größer
die Anzahl genetisch differenzierter Lini-
en ist, die zur Verfügung steht. Selektion
allein innerhalb von Linien wäre eindeu-
tig zu langsam. Abgesehen davon gibt
es eine Reihe von Sekundärmerkmalen,
auf die besonders schwer zu selektie-
ren ist, die aber nicht unberücksichtigt
bleiben dürfen. Beispiele sind: Verhalten
(Handhabbarkeit, ruhiges Temperament,
Mütterlichkeit), Erbdefekte, rezessiv wir-
kende Farbvererbung, Merkmale des
Typs/Rahmens etc. Diese Merkmale
haben nicht direkt einen Einfl uss auf
die wahre ökonomische Leistung, aber
durch sie kann ein Kunde dennoch leicht
dazu bewegt werden, den Anbieter zu
wechseln. Für die Züchter bedeutet dies,
dass sie routinemäßig so gut wie jedes
Merkmal messen und erfassen müssen,
um so jederzeit spezielle Tiere für einen
wechselbereiten Kunden selektieren zu
können. Vielleicht ist hier auch der gene-
relle Faktor entscheidend, inwieweit der
Kunde Vertrauen in die Fähigkeiten des
Zuchtunternehmens hat, Zuchtfortschritt
zu generieren – schnell, zuverlässig und
trotzdem fl exibel.
Verfügbarkeit und Service
Die schnell wachsenden, spezialisierten
Produktionssysteme müssen zuverläs-
sig ihre Remontierung planen können.
Zuchtunternehmen mit einer breiten
Vermehrerstruktur, einem konsequent
geführten Gesundheitsmanagement
und einer fl exiblen Lieferstrategie sind in
diesem Punkt eindeutig im Vorteil. Dies
macht z. B. seit längerem in Ostdeutsch-
land und seit kurzem auch in Osteuropa
die PIC zum Anbieter Nummer eins.
Image
In weiten Teilen der Welt sind Landwirte
sehr konservativ dahingehend einge-
stellt, wie sie ihre Geschäftspartner aus-
wählen. Dies bedeutet für ein Zuchtun-
ternehmen, das Geschäfte im Ausland
aufnehmen will, in der Regel, dass es mit
örtlichen Händlern arbeiten oder vor Ort
eine Tochterfi rma gründen muss. Hinzu
kommt, dass Landwirte ein weit zurück-
reichendes Gedächtnis haben: Negative
Erfahrungen mit falsch positionierten Pro-
dukten, die Jahre zurückliegen, können
das Image eines Zuchtunternehmens für
etliche Jahre ruinieren.
Punkt zwei: Welche technischen Fragen
werden entscheidend sein?
Zuchtziele
Bis vor einigen Jahren waren die Zucht-
ziele auf Produktions- und Reprodukti-
onsmerkmale ausgerichtet. Allerdings
men zu beobachten (Abbildung 4). Eine
Besonderheit für ein Land, das traditionell
eher Schweinefl eisch als Zuchtschweine
importiert hat. In Spanien, einem Land, das
für den Sektor „Schweineproduktion“ mit
Deutschland gut vergleichbar ist, fi nden wir
eine derartige Situation schon seit vielen
Jahren vor. So waren 2003 33 Zuchtunter-
nehmen dort aktiv, und die sieben aus dem
Ausland, u. a. auch PIC, bedienten ein Drittel
des gesamten Marktes.
Deutsche ins Ausland exportierte Herdbuch-
Eber werden teils als (Ur-)Großväter in der
heimischen Population des Importlandes
eingesetzt. Derartige Exporte unterstützen
somit auch die lokalen Wettbewerber. Eine
traditionelle Schwäche der Schweineherd-
buchzucht in ganz Europa ist der unkontrol-
lierte Verkauf von Reinzuchttieren an Züchter
in andere Teile der Welt. In vielen Fällen ha-
ben diese Verkäufe nur zu kurzfristigen Ein-
nahmen ohne nennenswerte Folgegeschäfte
geführt. Um zukünftig einen derartigen Ver-
lust an hochwertiger Genetik zu vermeiden,
wird es eine Managementherausforderung
für neue international tätige Unternehmen
sein, ihren Absatz in geordnete Bahnen zu
lenken und detaillierte vertragliche Vereinba-
rungen zu treffen.
Zukünftige Entwicklungen in der
Schweinezucht
Für die Entwicklung der Schweinezucht in
der Zukunft sind zwei Fragen entscheidend.
Wodurch wird eine Schweinezuchtorga-
nisation wettbewerbsfähig – was verlan-
gen die Kunden?
Welche Technologien müssen und kön-
nen zu welchen Kosten genutzt werden?
Punkt eins: Was verlangen Schweineprodu-
zenten von einem Zuchtunternehmen?
Fachliche Spitzenleistungen
Aus der klassischen Sicht eines Geneti-
kers muss das Hauptaugenmerk auf die
Optimierung der Gesamtwirtschaftlich-
keit gelegt werden, also die Anwendung
eines Selektionsindexes mit ausgewo-
gener Berücksichtigung der Produk-
tions-, Reproduktions- und Robustheits-
merkmale. Allerdings wird früher oder
später jeder Kunde einzelne Merkmale
überbewerten, entweder, weil es für
seine spezielle Situation ein Problem-
merkmal ist, das es zu verbessern gilt,
oder weil ein Zuchtunternehmen dieses
Merkmal in seinen Marketingkampagnen
besonders hervorhebt. Hinzu kommt
natürlich, dass in einem Wettbewerbs-
markt die Nachfrager ihre Anbieter nach
den Schwächen ihrer Produkte gegen-
einander vergleichen. Deshalb ist es be-
sonders wichtig, auf solche Situationen
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13
verlagert sich der Fokus rasant auf
Merkmale der Robustheit, sodass einige
Züchter, die diese Tatsache bisher igno-
riert haben, nun unter einem schlechten
Image leiden. Dieses zu korrigieren, wird
einige Zeit benötigen. Im gleichen Zug
wird aber auch das Interesse der deut-
schen Schweineproduzenten an auslän-
discher Genetik dadurch erklärt, dass
die traditionellen lokalen Züchter sich
auf die (einfachen) Merkmale der Mast-
und Schlachtleistung konzentriert haben
und dabei die Weiterentwicklung der
Reproduktionsmerkmale vernachlässigt
haben.
Selektionskriterien
Die Zuchtziele beim Schwein werden da-
her mehr und mehr Merkmale enthalten,
die zum einen eine geringe Erblichkeit
Es ist nahe liegend, dass die europäische
Schweinezuchtbranche zwangsläufi g einen
Konzentrationsprozess durchlaufen wird,
sprich Zuchtprogramme/-organisationen
werden noch mehr als heute zusammenar-
beiten, fusionieren oder übernommen wer-
den. Offen ist nur, wie lange es dauern wird,
bis das Szenario der heutigen Gefl ügelzucht
erreicht ist. (PK)
besitzen und zum anderen schwer zu
messen sind. Diese Tatsache erfordert
eine enorme Ausdehnung der Daten-
erfassung für die Zuchtwertschätzung,
insbesondere in kommerziellen Pro-
duktionsumwelten und weniger in den
hoch gesunden Nukleusbetrieben, in
denen unter optimalen Management-
bedingungen gearbeitet wird. Zudem
ist dies die klassische Situation für den
Einsatz von markerunterstützter Selekti-
on. Züchter mit sicheren Methoden auf
diesem Gebiet werden hier einen ent-
scheidenden Vorteil haben. Die PIC hat
gut zehn Jahre Vorlauf und erhebliche
Investitionen benötigt, um nun seit 2003
derzeit über 70 Marker routinemäßig und
sicher in der Zuchtwertschätzung nutzen
zu können. Andere Zuchtorganisationen
sind weit davon entfernt.
Noch vor etlichen Jahren wurde diese Fra-
ge insoweit diskutiert, dass Jungsauen be-
stimmter Herkünfte nicht mehr eingestallt
werden sollten, da sie zu gesund sind. Heu-
te dagegen werden Jungsauenherkünfte mit
höchstem Gesundheitsstatus, PRRS-nega-
tiv und EP-negativ, zusehends mehr von un-
seren Kunden gefordert.
Aus diesem Grund hat die PIC Deutsch-
land in Zusammenarbeit mit ihren Tierärzten
schon seit vielen Jahren Eradikationspro-
gramme unterschiedlichster Art gefördert
und durchgeführt.
Wir wollen Ihnen die wichtigsten Grundlagen
für die Durchführung von Sanierungspro-
grammen darstellen, basierend auf einem
Vortrag von Meritxell Donadeu (Veterinary
Manager PIC Europe).
• Warum versuchen wir, in unseren Be-
ständen bestimmte Krankheiten zu
tilgen?
Krankheiten wie PRRS, APP, Dysenterie,
EP aber auch Räude haben einen großen
Effekt auf die Leistung und die Wirtschaft-
lichkeit in ferkelerzeugenden Betrieben.
Reduzierte Leistungen wie ansteigende
Mortalität, erhöhte Umrauschquoten,
Aborte, lebensschwache Ferkel, sinken-
de tägliche Zunahmen, Verschlechterung
der Futterverwertung, u. a., ansteigende
Kosten durch tierärztliche Tätigkeiten
wie vermehrte Medizinierungen und Imp-
fungen, weniger Flexibilität im Ferkelver-
Hat der Schweinetransport in der
Umgebung zugenommen?
Gesundheitsstatus
Treten im Bestand andere wirtschaft-
lich relevante Erkrankungen auf?
Herdenimmunität
Wie sieht es mit der augenblicklichen
Immunstabilität der Herde aus?
Müssen Maßnahmen wie Impfungen
zur Stabilisierung durchgeführt wer-
den?
Absicherung des neuen
Gesundheitsstatus
Sollen der Herde nach der Sanie-
rung Jungsauen von außen zuge-
führt oder der Bestand als Closed-
Herd-Betrieb gemanagt werden?
Wie soll der Gesundheitsstatus der
Jungsauen und -eber zukünftig defi -
niert werden?
Ist das einzusetzende Sperma sicher?
Soll ein Teil der Herde an einen an-
deren Ort verlagert werden?
Wie sind die Tierbewegungen im
Betrieb?
Zeitplan und fi nanzielle Absicherung
Ist es die richtige Jahreszeit für eine
Sanierung?
Hat der Betrieb das erforderliche fi -
nanzielle Polster?
Stehen Personal und Besitzer voll
hinter der Sanierung?
Ein Schwein kann nie zu gesund sein.Erfahrungen in der Eradikation von Schweinekrankheiten
VETERINÄRECKE
kauf und reduzierte Erlöse wirken sich auf
die Wirtschaftlichkeit der Bestände aus.
Die Auswirkungen der verschiedenen
Erkrankungen variieren sehr stark. In Ta-
belle 1 werden die unterschiedliche Krank-
heitsdauer sowie die Mortalität der einzel-
nen Erkrankungen aufgezeigt. Tabelle 2
gibt die Verluste durch Verschlechterung
der Futterverwertung und Verlängerung
der Mastphase wieder.
So werden in den USA z. B. die Kosten
eines PRRS-Ausbruches mit 255 $/Sau an-
gegeben und für die Aufzucht und Mast mit
6,25 bis 15,25 $ pro Schwein. (2003, PRRS-
Compendium)
• Was muss geschehen, bevor die Era-
dikation beginnt? Eine Bewertung des
Bestandes, wobei folgende Fragen
gestellt werden müssen:
Einschleppung
Wie ist die Erkrankung in den Be-
stand gelangt?
Kann es wieder zu einer Einschlep-
pung kommen?
Was kann man tun, um eine erneute
Einschleppung zu verhindern?
Seuchenhygienische Absicherung
Hat sich bezüglich der Lage des Be-
triebes etwas verändert?
Sind neue schweinehaltende Be-
triebe oder andere seuchenhygie-
nisch bedenkliche Einrichtungen in
der Nachbarschaft entstanden?
M. Donadeu, DVM, MSc, Veterinary Manager, PIC Europe
T. J. L. A. Alexander, PhD, MVSc, BSc, MRCVS, DPM, Cambridge
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PIC-SPIEGEL
14
Erkrankung
Dauer der
akuten
Erkrankung,
Tage
Mortalität
während der
akuten Phase
während der
chronischen Phase
Actinobacillus pleuropneumonia (APP) 2 - 15 3 - 30 % 2 - 4 %
Rhinitis atrophicans (RA) 8 - 26 1 - 5 % Läufer 1 %
Akute Atemwegserkrankungen 2 - 153 - 10 % Läufer,
Mastschweine
2 - 8 % Läufer,
Mastschweine
Enzootische Pneumonie (EP) 4 - 18 2 - 14 % Sauen bis zu 3 %
PRRS 8 - 16 5 - 30 % Ferkel 0 - 1 Schwein pro Wurf
Streptokokkenmeningitis (SM) 4 - 12 4 -12 % Läufer 1 - 5 %
Dysenterie (SD) 3 - 121 - 4 % nach dem
Absetzen1 - 1,5 %
Nach: „Managing pig health and the treatment of Disease“. M. R. Muirhead and T. J. L. Alexander, 1997
Tabelle 1: Dauer der akuten Erkrankung und Mortalitätsraten
wirtschaftlich bedeutender Schweinekrankheiten
Tabelle 2: Verschlechterung der Futterverwertung und Verlängerung
der Mastdauer durch bedeutende Schweinekrankheiten
Erkrankung
während der
akuten Phase
während der
chronischen Phase
Veränderung
der Futter-
verwertung
Verlängerung der
Mastdauer
(bis 90 kg), Tage
Veränderung
der Futter-
verwertung
Verlängerung
der Mastdauer
(bis 90 kg), Tage
Actinobacillus pleuropneumonia
(APP) 0,1 - 0,4 7 - 30 0,1 - 0,3 4 - 15
Rhinitis atrophicans (RA) 0,1 - 0,2 4 - 15 0,1 - 0,2 4 - 15
Enzootische Pneumonie (EP) 0,1 - 0,4 0 - 21 0,05 - 0,1 3 - 21
Räude 0,1 7 - 18 0,1 5 - 8
Streptokokkenmeningitis (SM) 0,05 1 - 3 0,05 0
Dysenterie (SD) 0,1 - 0,3 5 - 20 0,3 4 - 5
Nach: „Managing pig health and the treatment of Disease“. M. R. Muirhead and T. J. L. Alexander, 1997
Bestätigung des neuen Gesundheits-
status
Wie soll der neue Gesundheitssta-
tus geprüft werden?
Sollen erregernegative Kontakttiere
zum Einsatz kommen?
Diagnostik
Welche diagnostischen Methoden
(Blutproben, Sektionen, etc.) sollen
eingesetzt werden?
Welche Labore sollen beteiligt wer-
den?
Wie lange wird es dauern, bis der neue
Gesundheitsstatus bestätigt ist?
Wirtschaftlicher Nutzen
Kann der Betrieb durch die Sanie-
rung eine wesentliche Leistungsstei-
gerung und somit einen effi zienten
wirtschaftlichen Nutzen erzielen?
Wie hoch sind die geschätzten
Kosten?
Durchführung einer Kosten-Nutzen-
Analyse.
• Bewertung der Erkrankung. Folgende
Fragen sind von Bedeutung:
Der Erreger
Hat der Erreger einen natürlichen
Wirt?
Welche lebenden und toten Vek-
toren kommen in Frage?
Wie ist die Überlebensrate außer-
halb des Wirtes?
Wie ist die Überlebensrate im Wirt?
Wie lange dauert die Inkubations-
zeit?
Welche Übertragungsarten gibt es?
Welche Empfi ndlichkeit gegenüber
Medikamenten und Desinfektions-
mitteln liegen vor?
Anwesenheit des Erregers im Bestand
gering zu halten.
Identifi zierung der Eintragsquelle.
Beseitigen der Infektionsquellen (z.B.)
durch Medizinierungen, partielle De-
population; Reinigung und Desinfek-
tion oder einer Kombination aus vor-
genannten Maßnahmen).
Nachersatz und Spermaeinsatz nur
aus Betrieben mit höchstem Gesund-
heitsstatus.
• Das Eradikationsprogramm muss
festgelegt werden.
Nachdem die Einschätzung des Be-
standes erfolgt ist und die Eradikation
des wirtschaftlich relevanten Erregers als
richtige Strategie erkannt wurde sowie
die Prinzipien der Durchführung deutlich
sind, ist es notwendig, die verschiedenen
Verfahren zu evaluieren und das optimale
Verfahren auszuwählen.
Die Prinzipien müssen immer ein-
gehalten und das Ziel der einzelnen
Schritte immer im Auge behalten
werden.
Die Immunität
Wie lange kann von dem Vorhan-
densein von maternalen Antikörpern
ausgegangen werden?
Wie ist die Immunität der Herde?
Der Wirt
Welches Alter ist für die Erkrankung
empfänglich?
Diagnostik
Welche Tests sind vorhanden?
Wie sind die Spezifi tät und die Sen-
sitivität der möglichen Tests?
Impfstoffe
Welche Impfstoffe sind verfügbar?
Wie ist die Wirkweise der möglichen
Impfstoffe?
• Die Eradikation muss nach festen
Prinzipien durchgeführt werden.
Schutz vor neuen Erkrankungen, Si-
cherstellen einer guten Biosecurity,
seuchenhygienische Absicherung des
Betriebes.
Bestimmung der Herdenimmunität.
Übertragungswege sollen minimiert
oder unterbrochen werden, um die
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15
Bei der Beschreibung der Durchfüh-
rung müssen z. B. alle Betriebsbe-
sonderheiten beachtet werden, um
den Erfolg zu gewährleisten. Wird
z. B. eine Futtermedikation in einem
Betrieb mit ausschließlicher Flüssig-
fütterung durchgeführt, so muss das
geeignete Medikament gewählt und
auf Schmackhaftigkeit und Verlust in
der Dosierung durch die Flüssigfüt-
terung geachtet werden. Bei Fest-
fütterung muss gewährleistet sein,
dass 100 % des Medikamentes im
Tier ankommen. Dies kann sich z. B
bei kranken Tieren oder zur Zeit der
Abferkelung oder beim Absetzen
usw. als problematisch erweisen.
Die Prinzipien und das Eradikati-
onsprotokoll müssen 100%ig ein-
gehalten werden und nicht nur
der größte Teil davon. Wenn z. B.
ein Hauptpunkt ist, dass alle Tiere
mit einem Antibiotikum behandelt
werden sollen, sei es über Injekti-
on oder über Futtermedizinierung,
dann heißt das, dass auch wirklich
alle Tiere in einem genau definierten
Zeitraum das Antibiotikum injiziert
bekommen oder alle Tiere 100 %
des Fütterungsmedikament im ent-
sprechenden Zeitraum aufnehmen
müssen.
Wie fällt die Kosten-Nutzen-Analyse
der einzelnen Modelle aus?
Basierend auf diesen Grundlagen hat PIC
Deutschland in den letzten zehn Jahren in
vielen Betrieben vorrangig PRRS, EP und
Räude eradikiert. Beginnend 1999 in einem
Ebernukleusbetrieb mit der Sanierung von
PRRS durch eine partielle Räumung des Flat-
decks, indem drei Wochen Ferkel außerhalb
des Betriebes abgesetzt wurden (siehe PIC-
Spiegel-Sonderdruck, November 2000) über
viele Sanierungen auf PRRS, EP und Räude in
großen Kundenbetrieben im Osten ebenfalls
mittels partieller Depopulation des Flatdecks
(siehe DLZ 1/2007). Ein neues, aktuelles Pro-
jekt ist die Mykoplasmensanierung der Eber-
nukleusbetriebe Wulkow und Süderdeich.
Auch in anderen europäischen Ländern
und in den USA wird die Eradikation von
wirtschaftlich wichtigen Schweinekrank-
heiten verstärkt durchgeführt, um sowohl im
Zucht- aber auch im Endstufenbereich mit
dem höchsten Gesundheitsstatus arbeiten
zu können.
Wichtig bei der Durchführung sind die Ein-
haltung der erwähnten Prinzipien und die Er-
stellung eines für jeden Betrieb spezifi schen
Sanierungsplanes.
Sollten Sie Fragen zur Sanierung Ihres Be-
triebes bezüglich spezifi scher Erreger ha-
ben, so stehen wir Ihnen gerne mit Rat und
Tat zur Seite. (DKS)
An alle Möglichkeiten und Besonder-
heiten muss gedacht werden.
Will der Betrieb beispielsweise zur
gleichen Zeit aufstocken, muss der
Tierfl uss eventuell neu oder anders
durchgeführt werden.
Besteht die Möglichkeit, durch die
Eradikation des bestimmten Er-
regers gleichzeitig andere Erkran-
kungen ebenfalls zu eradikieren,
muss das Protokoll oft nur geringfü-
gig verändert werden.
Aus den vorhandenen Eradikations-
modellen muss das Optimum ausge-
wählt werden. Sind alle Möglichkeiten
in Betracht gezogen worden? Z. B.
Isoweanverfahren und/oder medizi-
niertes Frühabsetzen.
Medizinieren und Impfen.
Partielle Depopulation, z. B. des
Flatdecks.
Totale Depopulation und Repopu-
lation des Bestandes mit entspre-
chenden Leerstehzeiten.
Untersuchung auf den zu eradikie-
renden Erreger, Entfernen der posi-
tiven Tiere und erneutes Testen.
Zeitweise Schließen der Herde.
Sonstige Verfahren.
Wie hoch sind die Chancen der einzel-
nen Modelle, erfolgreich zu sein?
Vor- und Nachteile verschiedener Roh-
faserquellen
In der Schweinefütterung werden als Roh-
faserquellen überwiegend Nebenprodukte
der Mühlenindustrie oder auch der Zucker-
herstellung eingesetzt. Je nach Ausgangs-
material variiert der Rohfaseranteil dieser
Materialien stark und schwankt zwischen
10 und 35 %. Zudem können diese Kompo-
nenten unerwünschte Stoffe wie z. B. Myko-
toxine enthalten. Dadurch besteht ein nicht
unerhebliches Risiko für die Gesundheit und
letztendlich auch für das Leistungsvermö-
gen, insbesondere bei Schweinen. Rohfaser
schnitzel) wird der Kot schmieriger. Tiere
und Buchten sind stärker verschmutzt, die
Tiere rutschen und entwickeln Auffälligkeiten
im Fundament. Im Bereich der Jungsauen-
aufzucht oder auch bei verschiedenen „Wel-
fare“-Futtermischungen’ ist dieser Zusam-
menhang deutlich zu beobachten.
Rohfaserkonzentrate in der Schweine-
fütterung
Inzwischen bieten verschiedene Futtermittel-
hersteller Rohfaserkonzentrate an, die durch
verschiedene physikalische und chemische
Prozesse auf der Basis von Holz hergestellt
werden. Diese sind ist frei von Mykotoxinen
und liegen in einer homogenen, standardi-
sierten Qualität vor. Diese Konzentrate haben
in der Regel ein hohes Wasserbindungsver-
mögen (ca. 800 %) und führen dadurch zu
einem schnellen und vor allem lang anhal-
tenden Sättigungsgefühl bei Sauen. Durch
die bessere Ruhe der Sauen und der damit
verbundenen geringeren Ausschüttung von
Ausreichend Rohfaser im Sauenfutter,
neue Komponenten führen zum ErfolgFUTTERECKE
ist chemisch gesehen keine einheitliche Sub-
stanz, sondern ein Gemisch vieler verschie-
dener Stoffgruppen. Pentosane und Pektine
können für antinutritive Effekte verantwortlich
gemacht werden. Dadurch wird die Zähfl üs-
sigkeit (Viskosität) des Verdauungsbreis er-
höht und durch eine schlechte Vermischung
des Futterbreis mit Verdauungsenzymen die
Verdaulichkeit der Nährstoffe reduziert, das
Leistungsvermögen der Tiere entsprechend
vermindert. Durch diesen Zusammenhang,
aber auch wenn Rohfaserquellen noch nen-
nenswerte Zuckermengen mit in die Ration
bringen (z. B. durch melassierte Trocken-
Die Bedeutung der Rohfaser auf Darmgesundheit, Verdauungsmotilität und Wohl-
befi nden beim Schwein ist unbestritten. Vor allem hinsichtlich einer geregel-
ten Verdauung sollen nicht nur eine entsprechende Futtermenge, sondern auch
ausreichend quellfähige und hygienisch einwandfreie Rohfaser zugeführt werden.
Die Wirkung der Rohfaser geht jedoch weit über die Sättigungswirkung hinaus.
So gilt die fördernde Wirkung auf die Darmperistaltik, die stimulierende Wirkung
auf günstige Mikroorganismen und die Bindung von schädlichen Substanzen als
gesundheitsfördernd.
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PIC-SPIEGEL
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PIC-Spiegel – Kundenzeitschrift der PIC Deutschland GmbH
Ratsteich 31 · D-24837 Schleswig
Tel.: 04621/543-0 · Fax: 04621/54336
Abonnement kostenlos für Ferkelerzeuger, Mäster und
andere Fachleute aus Beratung, Vermarktung und
Forschung.
Nachdruck mit Quellenangabe gestattet bei
Belegzusendung an die Redaktionsanschrift.
Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Walter Vaitiekunas;
Chefredakteurin: Barbara Berger
Gesamtherstellung: Schmidt & Klaunig, Kiel
Impressum
Stresshormonen (z. B. Adrenalin) konnte in
Versuchen eine Verbesserung der Abferkel-
rate und auch der Anzahl lebend geborener
Ferkel erzielt werden. Der Einsatz dieser re-
lativ neuen Komponente führt im Gegensatz
zum Einsatz von Trockenschnitzeln nicht zu
einem Anstieg des Insulins, dementspre-
chend kann das Progesteron (auch Trächtig-
keitsschutz-Hormon genannt) seine Funkti-
on besser entfalten.
Aufgrund des hohen Rohfaseranteils von
ca. 70 % Rohfaser reichen bereits ge-
ringe prozentuale Mischungsanteile aus,
um die gewünschten Rohfaseranteile in
der Ration zu erreichen. Dadurch ergeben
sich mehr Möglichkeiten in der Rations-
gestaltung für Protein- und Energieträger,
wichtige Voraussetzung für nährstoffdichte
Mischungen für säugende Sauen. Diese
neuartigen Rohfaserkonzentrate enthalten
praktisch keine Mineralstoffe. Sie führen
somit nicht zu einer Verschiebung des
Anionen-Kationen-Gleichgewichtes und
zu einem unerwünschten Anstieg des pH-
Wertes im Urin der Sauen. Da sie im Ge-
gensatz zu Kleien auch kein Phosphor ent-
halten, sind sie ein idealer Rationspartner
• in Geburtsvorbereitungsmischungen mit
1 bis 2 %
• im Laktationsfutter mit 0.5 bis 1 %
eingesetzt werden.
Gesetzliche Rahmenbedingungen schreiben
Rohfaseranteile vor:
In der aktuellen Schweinehaltungsverord-
nung (Stand 22.10.2006; § 25) ist vorge-
schrieben, dass tragende Jungsauen und
Sauen bis zu eine Woche vor dem erwar-
teten Abferkeltermin mit einem Alleinfutter
mit mindestens 8 % Rohfaser in der Trocken-
substanz oder alternativ so zu versorgen
sind, dass die Aufnahme von mindestens
200 g Rohfaser pro Tag sichergestellt ist.
8 % Rohfaser (entspricht ca. 7 % bezogen
auf ein Futter mit einer Trockensubstanz von
88 %) in einer „unbedenklichen Form“ in ei-
ner Ration bereitzustellen, ist keine einfache
Aufgabe, wird aber mit dieser relativ neuen
Komponente erheblich erleichtert.
Mit diesem Beitrag soll aber zusätzlich ein
Denkanstoß gegeben werden, dass es sich
bei der Rohfaser nicht um einen Inhaltsstoff
mit ausschließlich negativen Auswirkungen
auf den Tierorganismus handelt (z. B. sin-
kende Verdaulichkeit), sondern dass durch
den gezielten und gesteuerten Einsatz nach-
vollziehbare positive Effekte erreicht werden
können. Durch diese positiven Effekte (Ab-
ferkelrate, Geburtsverhalten, MMA-Häufi g-
keit) können gewisse Mehraufwendungen
im Futter schnell relativiert werden. Bei der
Fütterung von Zuchttierbeständen darf die
erste Frage nicht lauten: was kostet denn
das; es muss vielmehr gefragt werden: Was
bringt es mir.
In Tabelle 1 fi nden Sie einige Beispielsrati-
onen für Eigenmischer. Die Prinzipien lassen
sich aber auch ohne Probleme auf Zukauf-
mischungen übertragen.
Insgesamt muss der Komponentenmarkt
intensiv beobachtet werden, ob durch inno-
vative Produkte das Leistungsvermögen und
die Leistungssicherheit der Tierbestände
weiter ausgebaut werden können. (DEK)
gerade auch in RAM-Futtermischungen.
Nichts ist im Abferkelbereich problema-
tischer als eine Verstopfung vor oder nach
der Geburt der Ferkel. Durch das hohe Was-
serbindungs- und Quellvermögen wird die
Darmperistaltik angeregt, den Futterbrei im
Darmbereich rasch weiter zu transportieren
und den Kot auszuscheiden. Durch die un-
löslichen Faseranteile werden auch den Tier-
organismus belastende Stoffwechselpro-
dukte ausgeschieden, weiterhin verbessert
sich die Kotkonsistenz. Der Geburtsvorgang
wird erleichtert, die MMA-Häufi gkeit ist redu-
ziert.
Auf Holz basierende Rohfaserkonzentrate
können als alleinige Rohfaserquelle, aber
auch in Kombination mit anderen Rohfaser-
trägern, wie z. B. Rübenschnitzel oder Ap-
feltrester eingesetzt werden. Hier liegt dann
ein optimales Verhältnis von löslicher und
unlöslicher Faser vor.
Derartige Rohfaserkonzentrate können
• in der rationierten Fütterung tragender
Sauen mit 1 bis 3 %
• in der Sattfütterung tragender Sauen mit
4 bis 6 %
Tabelle 1: Beispielrationen für die Einbeziehung von Rohfaserkonzentrat
Anteil in % in einer Ration für
Komponente tragende Sauen säugende Sauen
Gerste 50 68 35 35
Weizen 26 13 40 24,5
Mais 15
Weizenkleie 10 6
Rohfaserkonzentrat 3 3 1 1
Bierhefe 2
Öl 2 2
Sojaextraktionsschrot 6 7 18,5 19
Mineralfutter 3 3 3,5 3,5
Inhaltsstoffe (auszugsweise berechnet)
Energie, MJ ME 12,0 12,0 13,3 13,3
Protein, % 13,5 13,3 17,0 16,8
Rohfaser, % 7,0 7,0 4,8 4,6
Lysin, % 0,7 0,7 1,0 1,0
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