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1 AUS DEM INHALT: Altbewährtes professionell weiterentwickelt Die aktuelle Ausgabe unseres PIC-Spiegels hat das Management von Closed-Herd- Systemen zum Schwerpunktthema. Blickt man zurück in die eigentlich noch nicht weit zurückliegende, landwirtschaft- liche Historie ist das Thema Closed-Herd-Management eigentlich nichts wirklich Neues. Zugegeben, der Begriff ist Neudeutsch, doch die Ferkelproduktion und die Schweinemast auf dem landwirtschaftlichen Betrieb unter mehr oder weniger geschlossenen Bedingungen sind eine typische Art der familiengeführten, land- wirtschaftlichen Betriebe. Züchterische Ambitionen der Landwirte und eine sub- stituierende Wirtschaftsweise haben zwangsläufig zur Eigenremonte der Produk- tionssauen geführt. Der Zukauf von Natursprungebern war oft die einzige Tierzufuhr im Sinne einer geregelten „Einbahnstraße“. Später wurde auch dies durch den zunehmenden Einsatz der künstlichen Besamung weiter reduziert. Allerdings ließen die begrenzten Selektionsmöglichkeiten auf den einzelnen Betrieben langfristig keinen spürbaren Zuchtfortschritt mehr zu. Infolgedessen entwickelten sich pro- fessionelle Kreuzungszuchtprogramme. Darüber hinaus haben verschiedene Entwicklungen der land- wirtschaftlichen Märkte und der gesetzlichen Rahmenbedingungen die arbeitsteilige Wirtschaftswei- se gefördert. Zunehmende Bestandsdichten, suboptimales Hygiene- und Gesundheitsmanagement, ständig neue bisher unbekannte Schweinekrankheiten, Seuchenrisiken und der kommerzielle Druck zu weiterer Leistungssteigerung und Kostenreduzierung bringen dem Closed-Herd-Gedanken eine neue Vorzüglichkeit. Die arbeitsteilige Wirtschaftsweise verlagert die Schwerpunkte hinsichtlich Zucht und Produktion auf das, was die Beteiligten am Besten beherrschen. Die Closed-Herd-Konzepte der PIC sind individuell auf den Produktionsbetrieb angepasste Modelle. Kernpunkt für den Anwender ist die professionelle Zucht der PIC mit der Sicherheit, kontinuierlich den höchsten, genetischen Fortschritt im Produktionsbetrieb zu realisieren sowie eine profunde Produkti- onsberatung. Betriebsspezifische Zuchtindizes der Kernherde ermöglichen die optimale Anpassung der Zucht- sowie der Produktionstiere an die geforderten Leistungsmerkmale. Das völlige „Abschotten“ der Produktionsbetriebe vor den gefährdenden Einflüssen der Produktionsumwelt ist durch die Zufuhr von Zucht- und Endstufensperma zu begrenzen. Abgesicherte Zwischenstufen bis zur höchsten Biosecurity sind individuell möglich. In den folgenden Beiträgen wird diese Thematik detailliert dargestellt. Ich bin mir sicher, dass Sie als zukunftsorientierter Landwirt interessante Anregungen für Ihren Produktionsbetrieb finden werden. Wir helfen Ihnen gerne bei der professionellen Realisierung gemeinsamer Konzepte. Ihr Walter Vaitiekunas PIC Deutschland GmbH · Ratsteich 31 · 24837 Schleswig Bestückung des neuen PIC-Vermehrungsbetriebs „Stresow“ in Sachsen-Anhalt mit 2 500 Sauen Mitte Januar sind die ersten der zukünftig 2 500 PIC-Großelternsauen für die Vermeh- rung auf dem „Rittergut Stresow“ im Jeri- chower Land bei Magdeburg eingetroffen und gebührend empfangen worden. Den fünf Gesellschaftern und Investoren war die Freude sichtlich anzusehen, dass man nach fast 14-jährigem „Vorlauf“ demnächst auf dem Gut wieder „richtig Schwein“ hat. Eine Nachlass GmbH hatte schon bald nach Closed-Herd-Management: Die Philosophie der PIC Seite 3 Schweinezuchtbetrieb Werra, Thüringen: Über 1 000 Sauen im Closed-Herd-System Seite 4 Betrieb Schwienhorst, Westfalen: 450 Sauen im Closed-Herd-System gesundheitlich abgesichert Seite 5 Betrieb Geiger, Niedersachsen: Erfolg mit 1 000 Sauen im Closed-Herd-System Seite 6 Cartoon: Kurt „macht“ seine Sauenherde „zu“ Seite 7 Schweinezucht 2015 - Züchter am Scheideweg Seite 9 VETERINÄRECKE Erfahrungen in der Eradikation von Schweinekrankheiten Seite 13 FUTTERECKE Ausreichend Rohfaser im Sauen- futter, neue Komponenten führen zum Erfolg Seite 15 Landrat Finzelmann (im Bild lks.) ließ es sich nehmen, die ersten Sauen persönlich in Stresow abzuladen, tat- kräftig unterstützt von PIC-Transporteur Hans-Hermann Frahm. der Wende begonnen, sich um die Wieder- aufnahme der Produktion zu bemühen, doch rechtliche Unsicherheiten ließen dies erst im vergangenen Jahr zu. – Fortsetzung auf Seite 2 –

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AUS DEM INHALT:Altbewährtes professionell

weiterentwickeltDie aktuelle Ausgabe unseres PIC-Spiegels hat das Management von Closed-Herd-

Systemen zum Schwerpunktthema.

Blickt man zurück in die eigentlich noch nicht weit zurückliegende, landwirtschaft-

liche Historie ist das Thema Closed-Herd-Management eigentlich nichts wirklich

Neues. Zugegeben, der Begriff ist Neudeutsch, doch die Ferkelproduktion und

die Schweinemast auf dem landwirtschaftlichen Betrieb unter mehr oder weniger

geschlossenen Bedingungen sind eine typische Art der familiengeführten, land-

wirtschaftlichen Betriebe. Züchterische Ambitionen der Landwirte und eine sub-

stituierende Wirtschaftsweise haben zwangsläufi g zur Eigenremonte der Produk-

tionssauen geführt. Der Zukauf von Natursprungebern war oft die einzige Tierzufuhr im Sinne einer

geregelten „Einbahnstraße“. Später wurde auch dies durch den zunehmenden Einsatz der künstlichen

Besamung weiter reduziert. Allerdings ließen die begrenzten Selektionsmöglichkeiten auf den einzelnen

Betrieben langfristig keinen spürbaren Zuchtfortschritt mehr zu. Infolgedessen entwickelten sich pro-

fessionelle Kreuzungszuchtprogramme. Darüber hinaus haben verschiedene Entwicklungen der land-

wirtschaftlichen Märkte und der gesetzlichen Rahmenbedingungen die arbeitsteilige Wirtschaftswei-

se gefördert. Zunehmende Bestandsdichten, suboptimales Hygiene- und Gesundheitsmanagement,

ständig neue bisher unbekannte Schweinekrankheiten, Seuchenrisiken und der kommerzielle Druck zu

weiterer Leistungssteigerung und Kostenreduzierung bringen dem Closed-Herd-Gedanken eine neue

Vorzüglichkeit. Die arbeitsteilige Wirtschaftsweise verlagert die Schwerpunkte hinsichtlich Zucht und

Produktion auf das, was die Beteiligten am Besten beherrschen.

Die Closed-Herd-Konzepte der PIC sind individuell auf den Produktionsbetrieb angepasste Modelle.

Kernpunkt für den Anwender ist die professionelle Zucht der PIC mit der Sicherheit, kontinuierlich den

höchsten, genetischen Fortschritt im Produktionsbetrieb zu realisieren sowie eine profunde Produkti-

onsberatung. Betriebsspezifi sche Zuchtindizes der Kernherde ermöglichen die optimale Anpassung der

Zucht- sowie der Produktionstiere an die geforderten Leistungsmerkmale. Das völlige „Abschotten“ der

Produktionsbetriebe vor den gefährdenden Einfl üssen der Produktionsumwelt ist durch die Zufuhr von

Zucht- und Endstufensperma zu begrenzen. Abgesicherte Zwischenstufen bis zur höchsten Biosecurity

sind individuell möglich. In den folgenden Beiträgen wird diese Thematik detailliert dargestellt. Ich bin mir

sicher, dass Sie als zukunftsorientierter Landwirt interessante Anregungen für Ihren Produktionsbetrieb

fi nden werden. Wir helfen Ihnen gerne bei der professionellen Realisierung gemeinsamer Konzepte.

Ihr

Walter Vaitiekunas

PIC Deutschland GmbH · Ratsteich 31 · 24837 Schleswig

Bestückung des neuen PIC-Vermehrungsbetriebs „Stresow“ in Sachsen-Anhalt mit 2 500 Sauen

Mitte Januar sind die ersten der zukünftig

2 500 PIC-Großelternsauen für die Vermeh-

rung auf dem „Rittergut Stresow“ im Jeri-

chower Land bei Magdeburg eingetroffen

und gebührend empfangen worden.

Den fünf Gesellschaftern und Investoren war

die Freude sichtlich anzusehen, dass man

nach fast 14-jährigem „Vorlauf“ demnächst

auf dem Gut wieder „richtig Schwein“ hat.

Eine Nachlass GmbH hatte schon bald nach

Closed-Herd-Management:

Die Philosophie der PIC Seite 3

Schweinezuchtbetrieb Werra,

Thüringen: Über 1 000 Sauen

im Closed-Herd-System Seite 4

Betrieb Schwienhorst,

Westfalen: 450 Sauen im

Closed-Herd-System

gesundheitlich abgesichert Seite 5

Betrieb Geiger, Niedersachsen:

Erfolg mit 1 000 Sauen im

Closed-Herd-System Seite 6

Cartoon:

Kurt „macht“ seine

Sauenherde „zu“ Seite 7

Schweinezucht 2015 - Züchter

am Scheideweg Seite 9

VETERINÄRECKEErfahrungen in der Eradikation

von Schweinekrankheiten Seite 13

FUTTERECKE

Ausreichend Rohfaser im Sauen-

futter, neue Komponenten

führen zum Erfolg Seite 15

Landrat Finzelmann (im Bild lks.)

ließ es sich nehmen, die ersten Sauen

persönlich in Stresow abzuladen, tat-

kräftig unterstützt von PIC-Transporteur

Hans-Hermann Frahm.

der Wende begonnen, sich um die Wieder-

aufnahme der Produktion zu bemühen, doch

rechtliche Unsicherheiten ließen dies erst im

vergangenen Jahr zu.

– Fortsetzung auf Seite 2 –

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PIC-SPIEGEL

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Dieses Fazit des Hauptgeschäftsführers der

DLG, Dr. Reinhard Grandke, können wir von

der PIC voll und ganz unterstreichen. Von

den über 118 000 Fachbesuchern (+ 7 %

verglichen mit 2004) konnten wir geschätzte

3 500 auf unserem neu konzipierten, of-

fenen und einladenden Messestand, der

viel Anklang fand, willkommen heißen. Das

sind noch mal einige mehr als vor zwei

Jahren. Die von Dr. Grandke beschriebene

„Aufbruchstimmung“ spiegelte sich auch in

den zahlreichen konstruktiven Gesprächen

der PIC-, VION- und PSV-Mitarbeiter wider.

Viel wurde über die neuen Sauenprodukte

Camborough 25 und 29 diskutiert, das Für

und Wider von Closed-Herd-Konzepten

besprochen, über die allgemeine Marktsi-

tuation gefachsimpelt oder einfach „nur“

Teilnehmern und den diesmal leer Ausge-

gangenen viel Glück beim nächsten Mal.

Ein großer Dank gilt allen Beteiligten, vom

Außendienst bis hin zum Serviceteam, die

in überzeugendem Zusammenspiel maß-

geblich zum Erfolg unseres Messeauftritts

beigetragen haben. Alle bewiesen ihre Viel-

seitigkeit. Denn zu den üblichen Tätigkeiten

eines Außendienstmitarbeiters gehört sicher

nicht das morgendliche Brötchenaufschnei-

den im Akkord. Oder unsere Kolleginnen

aus der Zentrale und dem Sekretariat müs-

sen nicht wöchentlich 2 650 belegte Bröt-

chen, über 2 000 Tassen Kaffee, 216 Liter

Cola, 210 Liter Bier, 144 Liter Selter und

54 Liter Fanta über überfüllte Messestände

jonglieren. Und in welchem Ausbildungs-

plan für Bürokaufl eute steht, dass sie täglich

zwischen 550 und 750 Brötchen mit Kassler

belegen müssen? (BB)

bei einer Tasse Kaffee (oder Tee in der PIC-

Osteuropa-Ecke) und einem leckeren Kass-

ler-Brötchen alte Kontakte gepfl egt. Zurzeit

arbeiten alle Beteiligten daran, die positiven

Ansätze in erfolgreiche Projekte für die PIC

umzusetzen.

Große Resonanz konnten wir auch bei un-

serem Gewinnspiel verzeich-

nen. Über 1 000 Besucher rät-

selten mit. Inzwischen haben

wir alle Antwortkarten ausge-

werten und die Gewinner er-

mittelt (s. Tabelle oben).

Weitere zwanzig Miträtsler er-

hielten diverse Sachpreise,

angefangen von PIC-Overalls,

-Handtüchern und -Treibebret-

tern über PIC-Armbanduhren

bis hin zu PIC-Kaffebechern.

Herzlichen Glückwunsch allen

„Die EuroTier 2006 war ein voller Erfolg!“

1. Preisein Wochenende in Schleswig

für zwei PersonenFritz Bredthauer

2. Preis 1 PIC-Eber Heiko Hübner

3. Preis 1 PIC-Jungsau Heinfried Jacob

4. Preis 1 PIC-Jungsau Norbert Kuhlmann

5. Preis 1 PIC-Jungsau Matthias Weißkittel

Die ehemalige Mastanlage wurde durch di-

verse Umbaumaßnahmen in einen moder-

nen Sauenstall mit angeschlossener Auf-

zucht umgewandelt. Mitte Januar waren die

ersten Bereiche für die Aufnahme der Sauen

fertig, sodass ab der vierten Kalenderwo-

che in einem hygienisch klar abgetrennten

Bereich die Belegungen beginnen können,

während die laufende Bestückung fortge-

setzt wird.

Über diese neue Vermehrungsherde wird

die zukünftige Weiterentwicklung des

PIC-Jungsauenabsatzes in Westfalen und

Ostdeutschland abgesichert. Zudem wird

die Stresower Herde insbesondere für die

professionelle Umsetzung von Neube-

stückungen aus einem Lieferbetrieb zur

Verfügung stehen, denn höchster Gene-

tik- und Gesundheitsstatus sind selbstver-

ständlich.

Mit dem Einzug der ersten Sauen tickt auch

die Uhr für die Fertigstellung der nachgela-

gerten Produktionsbereiche laut und deut-

lich weiter. Um zum einen den erfolgreichen

Start und zum anderen die Kontinuität in der

zukünftigen Produktion zu gewährleisten,

In einer kleinen Feierstunde wurde auf den Einzug der ersten PIC-Vermehrungssauen

auf dem „Rittergut Stresow“ angestoßen.

Von links: Gesellschafter Günther Knoop, Gesellschafter Hans-Georg Meyer,

Landrat Lothar Finzelberg.

sind die beiden PIC-Berater Heinrich Schulz

und Volkmar Nöckel eng in alle Abläufe ein-

gebunden.

In einer kleinen Feierstunde mit Partnern und

Vertretern von Behörden, Banken, Baufi r-

men und Medien wurde der Start gewürdigt.

Der Landrat ließ es sich nicht nehmen, die

ersten Sauen persönlich vom PIC-Transpor-

ter zu geleiten. Sein Kommentar: „Ich lasse

an einem so schönen Tag gerne die Sau

raus. Die Menschen freuen sich, dass es

hier wieder Schweineproduktion geben wird.

Und für Stresow ist es besonders wichtig.

Ich bin ziemlich sicher, dass das hier mal ein

Schmuckstück werden wird.“ (MST)

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Closed Herd – Was ist das?

Closed Herd bedeutet geschlossene (Sau-

en)-Herde. Dieser Begriff steht für das Prinzip

der Sauen-Eigenremontierung in der Ferkel-

produktion. Der Jungsauennachersatz wird

durch die auf dem eigenen Betrieb erzeugte

Nachzucht abgesichert anstatt durch den

üblichen klassischen Jungsauenzukauf. Im

Prinzip ist dieses Verfahren nichts Neues, da

vor dem Zeitalter der Hybridsauenzucht auf

den landwirtschaftlichen Betrieben schon

immer Reinzuchtsauen produziert wurden.

Warum Closed-Herd-Management?

Der Trend zu weiter wachsenden Betrieben

in der Schweinehaltung setzt sich fort. Sau-

enbestandsgrößen von über 1 000 Sauen je

Betrieb in den östlichen Bundesländern sind

keine Seltenheit, und auch im Westen der

Bundesrepublik stocken viele Sauenhalter

auf 300, 500 oder über 1 000 Tiereinheiten

auf. Betriebe in dieser Größe sollten sich mit

dem Prinzip der Eigenremontierung aus-

einandersetzen. Durch Minimierung oder

Ausschluss des Tierverkehrs kann die Her-

dengesundheit stabilisiert und verbessert

sowie die Jungsauenqualität betriebsspezi-

fi sch angepasst werden. Zudem ist eine von

Seuchenzügen unabhängige Remontierung

gegeben. Somit bietet das Closed-Herd-

Konzept eine interessante Alternative zum

klassischen Jungsauenzukauf.

Grundvoraussetzungen des

Closed-Herd-Managements

Basis für die Führung einer separaten

Zuchtherde oder die Organisation einer

Wechselkreuzung neben der klassischen

Mastferkelproduktion ist ein gewisses

Know-how des Betriebsleiters. Verfügt die

Person neben einer guten Datenerfassung

auch über ein gewisses Faible für die syste-

matische Zuchtarbeit und sind Kapazitäten

für die Jungsauenaufzucht vorhanden, so

steht dem Gelingen eines erfolgreichen

Closed-Herd-Managements nichts im

Wege. Eine direkte Unterstützung der Ei-

genremontierung auf dem Betrieb durch

kompetente Berater der PIC in Fragen der

Zuchtanpaarungen, Selektionsentschei-

dungen, Zuchtwertschätzung und Produk-

tion sind selbstverständlich.

Eigenremontierung im System der PIC

Die PIC bietet zwei generelle Varianten zur

Eigenremontierung an: mit eingeschränkter

Tierzufuhr von Großelterntieren sowie gänz-

lich ohne Tierzufuhr, sodass die Genetikzu-

fuhr nur über Zuchtsperma erfolgt. Innerhalb

Closed-Herd-Management:

Die Philosophie der PICSicherheit für Leistung, Produktion und Wirtschaftlichkeit

Das PIC-Closed-Herd-Management steht für Sicherheit durch

• Partnerschaft mit der Nr. 1 der Zuchtorganisationen• größte genetische Basis an Zuchtlinien• innovative Zuchtmethoden inklusive DNA-Markertechnologie• kontinuierliche Zuchtarbeit auf einer genetischen Basis

von 180 000 Sauen• 100 %ige Weitergabe des Zuchtfortschritts an den Kunden• regelmäßige Zuchtbetreuung und -beratung• individuelle Zuchtindizes nach Kundenbedürfnissen• transparentes Gesundheitsmonitoring• Zuchtsperma mit höchstem Gesundheitsstatus• striktes Pyramidensystem• qualifi zierte Produktionsbegleitung• optimale Produktionskontrolle und -analyse in der PIC-Datenbank

Das Rundum-Servicepaket: regelmäßige Kommunikation im

Rahmen des Closed-Herd-Services nach gemeinsam erarbeiteten

Zielsetzungen.

professionellen Service: von der Begleitung

des Bestandsaufbaus sowie die laufende

Betreuung und Beratung aus züchterischer

und produktionstechnischer Sicht, über die

veterinärmedizinische Beratung durch PIC-

Regionaltierärzte, die Verwaltung der Zucht-

und Produktionsdaten und die Berech-

nungen der Zuchtwerte der Kernherde bis

hin zur Unterstützung in der Vermarktung.

Das PIC-Closed-Herd-Konzept enthält als

Grundbasis die PIC-Genetik entweder als

Urgroßeltern- und/oder Großelterntiere. Um

eine kontinuierliche Verbesserung des Zucht-

fortschritts in einem Closed-Herd-Betrieb zu

gewährleisten, kann neben der Genetikzu-

fuhr das Zuchtprogramm betriebsspezifi sch

angepasst werden. Durch ein jährliches

Zuchtaudit eines PIC-Zuchtassistenten

werden Schlüsselzahlen der Zucht und der

Produktion kontrolliert und für das folgende

Jahr neue Zucht- und Produktionsziele fest-

gesetzt. Es besteht die Möglichkeit, dass die

Zucht- und Produktionstiere des Betriebes

in dem PICTraqTM-Sauenplaner geführt wer-

den. Durch dieses System sind die Sauen-

Leistungsdaten der Closed-Herd-Betriebe

automatisch in der gleichen Datenbank ge-

speichert wie auch die Daten der weltweiten

PIC-Vehrmehrungs- und Nukleussauen. Da-

durch ist die direkte genetische Verknüpfung

der Closed-Herd-Sauen zu den PIC-Zucht-

tieren gegeben, und die gesamte Verwandt-

schaftsinformation liegt vor. Die Berechnung

dieser Varianten werden betriebsindividuelle

Konzepte unter Berücksichtigung der Be-

triebsgröße und eines akzeptablen Organi-

sationsaufwandes gemeinsam mit dem Be-

triebsleiter erarbeitet, geplant und Schritt für

Schritt in die Praxis umgesetzt.

Mit eingeschränktem Tierverkehr

Die Tierzufuhr der weiblichen Zuchttiere

erfolgt zum Beispiel quartalsweise oder

halbjährlich durch den Zukauf von weni-

gen Urgroß- oder Großelterntieren. Dieses

System ist auch für eine geringere Herden-

größe geeignet, sodass eine parallele Orga-

nisation der Zucht- und Mastanpaarungen

ohne Weiteres möglich ist. Durch den stark

reduzierten Tierverkehr kann ein hoher, defi -

nierter Gesundheitsstatus gewahrt werden.

Ohne Tierzufuhr

Die Genetikzufuhr und Gewährleistung

des konsequenten Zuchtforschritts erfolgt

ausschließlich über Zuchtsperma einer

PIC-KB-Station mit höchstmöglichem Ge-

sundheitsstatus. Innerhalb dieses komplett

geschlossenen Zuchtverfahrens sind unter-

schiedliche Zuchtanpaarungssysteme mög-

lich, die betriebsindividuell ausgearbeitet

werden müssen.

PIC-Closed-Herd-Service-Paket

Das Closed-Herd-Leistungspaket der PIC

bietet seinen Kunden nicht nur die Genetik

im herkömmlichen Sinne an, sondern einen

darüber hinausgehenden umfangreichen

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PIC-SPIEGEL

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Closed-Herd-Betrieb

PICTraq™-Datenbank

Sperma, Zuchttiere

Nukleus

Produktions-betreuer

DNA-Marker

Gesundheit Zuchtassistent

Vor drei Jahren hat der Niederländer Hubert

Henrikes Brusselers die Schweinezuchtan-

lage Werra in Obermaßfeld, Thüringen, ge-

kauft. Zum damaligen Zeitpunkt sahen die

Gebäude eher wie ein „Rattenloch“ als wie

ein Schweinestall aus. Inzwischen haben

zahlreiche Umbaumaßnahmen den Betrieb

zu einem weißgetünchten Schmuckstück

werden lassen, wie auch die anfangs skep-

tischen Dorfbewohner anerkennen. Neben

den beiden jungen Holländern, die sich die

Schweinezuchtbetrieb Werra, Obermaßfeld in Thüringen

Über 1 000 Sauen im Closed-Herd-System: Gesundheit und Hygiene werden ganz groß geschrieben

Hubert Henrikes BrusselersHubert Henrikes Brusselers

am gut gesicherten Eingangsbereich am gut gesicherten Eingangsbereich

zur zur Schweinezuchtanlage WerraSchweinezuchtanlage Werra

in Obermaßfeld.in Obermaßfeld.

der aktuellen BLUP-Zuchtwerte der Closed-

Herd-Sauen wird dann routinemäßig durch-

geführt, und die Zuchtsauen können neben

Eigenschaften wie Mütterlichkeit und Exte-

rieurerscheinungen zusätzlich nach BLUP-

Zuchtwerten entweder für die Zuchtanpaa-

rungen oder Mastanpaarungen ausgewählt

werden.

Außerdem bietet der Sauenplaner PIC-

TraqTM den Closed-Herd-Betrieben ab einer

bestimmten Größenordnung die Möglich-

keit, einen kundenspezifi schen Index für die

Zuchtwertschätzung ihrer Sauen und Eber

zu hinterlegen. Entsprechend den Kunden-

bedürfnissen können die Gewichtungen der

für den Betrieb wichtigen wirtschaftlichen

Merkmale angepasst und die Indizes in-

dividuell berechnet werden. Durch dieses

Verfahren ist eine gezielte Auswahl der

Zuchttiere entsprechend der betrieblich vor-

gegebenen Voraussetzungen möglich und

so eine erfolgreiche Ferkelproduktion noch

stärker gesichert.

Für einen startenden Betrieb kann bei der

Erstauswahl der Sauen für die Zuchtanpaa-

rungen neben dem Blick auf deren phänoty-

pischen Leistungen auch der Blick auf spe-

Zucht, Produktion, Veterinärbetreuung so-

wie Datenverwaltung in einem Paket sichern

die professionelle und erfolgreiche Umset-

zung eines Closed-Herd-Konzepts nach der

PIC-Philosophie. (KK)

zielle DNA-Fruchtbarkeitsmarker sinnvoll

sein. Hierdurch wird die Auswahl der gene-

tisch besten Tiere zusätzlich abgesichert,

wenn noch keine Zuchtwerte für die Sauen

vorliegen.

Anlagenleitung teilen, beschäftigt

Brusselers drei einheimische Fach-

kräfte, die zum Teil schon vorher in

der Anlage gearbeitet haben. Au-

ßerdem hat Brusselers einen Aus-

bildungsplatz geschaffen. Ein moti-

viertes Team, dem man die Freude an

der Arbeit anmerkt.

Und nicht nur von außen sieht die

Anlage schmuck aus, auch innen ist

alles neu. Arbeitszeitersparnis und

hygienische Grundsätze bestimmen

das Bild. Ein konsequentes Schwarz-

Weiß-Prinzip ist selbstverständlich

und wird konsequent umgesetzt. He-

rein kommen die Mitarbeiter nur nach vorhe-

rigem Duschen und Kleidungswechsel. Die

Spermaübergabestelle ist isoliert und mit

zwei Fenstern und einer Alarmanlage verse-

hen, die erst verstummt, wenn jemand die

Kiste mit den Spermatuben auf der Stallsei-

te abholt. Die Ferkelverladung ist ebenfalls

hygienisch einwandfrei organisiert. Die Fer-

kel werden zunächst in einem Vorraum zur

Rampe „vorgeparkt“, der Zugang zum Stall

verschlossen, und dann erst hat der Trans-

porteur Zutritt und verlädt. Nach Abschluss

des Verladevorgangs einer 60er-Gruppe

wird die Tür zum Stall erneut geöffnet. So

ist gewährleistet, dass die Mitarbeiter nicht

die Rampe und die Fahrer nicht die Anlage

betreten müssen.

Weitere pfi ffi ge Details erleichtern die tägliche

Arbeit und machen sie angenehmer. Denn

wer steigt morgens nicht gerne in saubere,

desinfi zierte und trockene Arbeitsschuhe?

Ein Stiefelreiniger und eine Metallrohrkon-

struktion sorgen dafür. In einer so großen

Anlage weiß nicht jeder immer, wo sich die

Kollegen aufhalten. Rote Lampen über den

Abteiltüren zeigen an, in welchem sich Mitar-

beiter aufhalten. Damit beim Besamen Ruhe

herrschen kann, hat Brusselers im Zentral-

gang ein Fenster zum Deckzentrum einbau-

en lassen. So muss er nicht hineingehen,

wenn er jemanden sucht.

Futterhygiene spielt eine wichtige Rolle, wird

doch in der gesamten Anlage fl üssig ge-

füttert. Auch hier wird auf jedes Detail ge-

achtet. Blitzsauber muss alles sein, inklusive

der Rohrleitungen und der Güllekanäle.

Grundlage für den Erfolg ist also die Gesund-

heit und das ausgeklügelte Management.

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van Lieth, alle fünf Wochen runden das

Komplettpaket des PIC-Closed-Konzepts

für den Betrieb Werra in Obermaßfeld ab.

Kernherde gibt und somit jede

Sau in die Zuchtauswahl einbezo-

gen werden kann. Zehn Prozent

der Sauen werden mit Zuchtsper-

ma belegt (PIC-Linie 03 “Large

White” oder PIC-Linie 02 “Land-

rasse”), das sind dann sieben

Zuchtanpaarungen in der Woche

(fünf plus zwei “Reserve”). Das

eingesetzte Sperma wird von der

PIC-Besamungsstation Stock-

hausen in Sachsen bezogen. Die

Eber werden nach einem eigens

nach den Anforderungen des Be-

triebes konzipierten Zucht-Index

ausgewählt, ein Service der PIC im Rahmen

eines Closed-Herd-Pakets. So legt Brusse-

lers besonderen Wert auf das Fundament

und die Anzahl aufgezogener Ferkel. Da je-

der PIC-Eber Einzelzuchtwerte für verschie-

den Merkmale hat, zu denen natürlich auch

das Fundament und die abgesetzten Ferkel

gehören, kann ein betriebsspezifi scher Index

mit besonderer Gewichtung der entspre-

chenden Einzelmerkmale zusammengestellt,

berechnet und in der PICTraq™-Datenbank

abgespeichert werden.

Der regelmäßige Besuch des PIC-Produk-

tionsberaters, Volkmar Nöckel, und des

spezialisierten PIC-Regionaltierarztes, Piet

Begutachtung der Jung-

sauen: Volkmar Nöckel,

PIC-Produktionsberater mit

den Anlagenleitern Jeroen

van Sleuwen, 21, und Anton

Tielemanns, 23 (v. l.)

Elf FerkelElf Ferkel soll jede Sau großziehen, soll jede Sau großziehen, an Jungsauen werden auch mehr an Jungsauen werden auch mehr Ferkel gesetzt.Ferkel gesetzt.

Die Leistungen sprechen für sich: 26,5 ver-

kaufte Ferkel je Sau und Jahr, eine Steige-

rung der verkauften Ferkel um 2 100 gegen-

über 2005, Ferkelverluste im Abferkelstall

von 9,7 % und von 1,2 % im Flatdeck, eine

Abferkelrate von 87 %, 12,4 lebend gebore-

ne und 11,1 abgesetzte Ferkel pro Wurf sind

Spitzenergebnisse. (BB)

Dies beinhaltet für Brusselers auch eine gute

Genetik. Deshalb entschied er sich Ende

2004 für einen Genetikwechsel und stallte

150 hochgesunde Großeltern-Sauen aus

dem PIC-Nukleus in Frankreich ein. Seitdem

wurden keine weiteren Tiere der Herde zu-

geführt. Und dieser hohe Gesundheitsstatus

hat weiterhin Bestand, die Herde ist Rhinits-,

PRRS-, Mykoplasmen-, Räude- und APP-

frei. Geimpft wird nur gegen Parvovirose und

Rotlauf. Es herrscht Ruhe im Stall, Husten ist

nirgendwo zu hören.

Und wie erfolgt die Remontierung? Über

eine klassische Wechselkreuzung. Vorteil

dieses Systems ist, dass es keine feste

Betrieb Schwienhorst in Warendorf:

Gesundheitliche Sicherheit steht an erster StelleSchon über 20 Jahre werden auf dem Be-

trieb Schwienhorst die Jungsauen zur Re-

montierung der Sauenherde selbst nach-

gezogen. Gesundheitliche und hygienische

Aspekte und ein gewisses Faible für die

Zucht standen bei dieser Entscheidung ein-

deutig im Vordergrund.

Allerdings stießen diese Möglichkeiten Ende

2004/Anfang 2005 an ihre Grenzen. Die Auf-

stockung des Sauenbestandes auf 450 Sau-

en konnte nicht in eigener Produktion bewäl-

tigt werden, ein Zuchtunternehmen musste

zu Rate gezogen werden. Die PIC-Berater

Christoph Poker und Klaus Gemke, zeigten

Schwienhorst die verschiedenen Alterna-

tiven auf. Man entschied sich – zunächst

– für den Zukauf von PIC-Großelternsauen

(GP1050), die mit Sperma einer fl eischbe-

tonten Large-White-Linie zur Produktion von

Camborough 26-Jungsauen belegt wurden.

Im Juli 2005 wurden die ersten Großeltern-

sauen in den Bestand eingegliedert, die

ersten Camborough 26-Zuchtferkel kamen

dann Ende 2005 zur Welt. Im Mai 2006

konnten die ersten 30 Jungsauen selektiert

werden. Diese Aufgabe übernehmen bis-

lang die Berater der PIC. Alle sechs Wochen

sind sie hierfür auf dem Betrieb,

erfassen die Selektion direkt in die

PICTraq™-Datenbank, und Ge-

org Schwienhorst erhält kurze Zeit

später eine kommentierte Liste der

selektierten Tiere. Die Daten sei-

ner Großelterntiere führt Schwien-

horst selbst über das Internet im

PIC-Sauenplaner PICTraq™. So

sind die Daten seiner Zuchttiere

vollständig mit der weltweiten

PIC-Zuchttierdatenbank vernetzt,

und Zuchtwerte können geschätzt

werden. Im vergangenen Jahr

brachten die GP1050-Jungsauen

11,3 Ferkel lebend geboren zur

Welt und setzten 10,2 Ferkel ab.

Ein herber Rückschlag dann im September

2006. Der komplette Abferkelstall brannte

ab und in ihm kamen 60 Sauen um, unter

ihnen 20 GP1050-Sauen. „Aber auch da

profi tierten wir von der Zusammenarbeit mit

einem großen Zuchtunternehmen, denn wer

kann einem schon kurzfristig eine entspre-

chende Tieranzahl defi nierter Qualität zur

Verfügung stellen?“, merkt Schwienhorst

zufrieden an. Um den Betrieb in bisherigem

Umfang weiterführen zu können, hat er der-

zeit die Abferkelung auf zwei gepachtete

Betriebe ausgelagert. Dies sind Betriebe, die

die Sauenhaltung aufgegeben haben, aber

deren Ställe noch funktionsbereit waren.

So kann die Produktion unter Beibehaltung

des Gesundheitststatus aufrechterhalten

werden. Allerdings müssen für die Zeit, bis

der neue Abferkelstall fertig gestellt ist –

voraussichtlich im April 2007 – „etwas“ län-

gere „Treibwege“ von 25 bzw. 35 km in Kauf

genommen werden.

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Vor neun Jahren standen auf dem Betrieb

Geiger noch 35 Sauen und 25 Milchkühe.

Im Sommer 1998, als Sohn Johannes mit

der Ausbildung fertig war, musste entschie-

den werden, wie die betriebliche Weiter-

entwicklung aussehen sollte, denn es war

absehbar, dass ein Betrieb in dieser Struk-

tur auf Dauer nicht in der Lage sein wird,

zwei Familien, Geiger senior und junior, zu

ernähren. So wurde nach umfangreichen

An- und Umbaumaßnahmen auf 120 Sauen

aufgestockt und hierbei fest auf PIC-Genetik

gesetzt. Auch 1999 war von weiteren Bau-

maßnahmen geprägt, sodass der Betrieb

schon Ende des Jahres 200 Bestandssau-

en hatte. Im Jahr 2000 entschloss man sich

die Milchviehhaltung aufzugeben und diesen

Stall aus arbeitswirtschaftlichen Gründen für

die Bullenmast (70 Plätze) zu nutzen. 2001

war das Augenmerk wieder voll in Richtung

Erweiterung der Sauenhaltung gerichtet,

sodass Geigers am Ende des Jahres voller

Stolz auf nunmehr 300 Bestandsauen ver-

weisen konnten.

Aber damit war nicht Schluss! Auch die

nächsten Jahre waren von Baumaßnahmen

und Investitionen geprägt. Eine Maschinen-

halle und Platz für weitere 50 Sauen kamen

hinzu. Wer jetzt denkt, nun wär‘s erstmal

gut, hat weit gefehlt. Im Jahr 2004 wurde

dann der Entschluss gefasst, einen Stall für

weitere 250 produktive Sauen zu bauen. Da

aber inzwischen die Kapazitäten für die Bau-

durchführung in Eigenregie erschöpft waren,

entschied man sich für ein Komplettstallsy-

stem. Baubeginn war Februar 2004, im Mai

2004 dann Tag der offenen Tür, und Ende

Mai sind die ersten neuen PIC-Jungsauen

eingezogen.

Die gesamten Jahre wurden Geigers durch

die Mitarbeiter der NFZ bzw. VION Zucht-

Inzwischen bewirtschaftet Johannes Geiger

gemeinsam mit seinem Vater und drei Mitar-

beitern sowie einer Nachtschicht (auf 400-

Euro-Basis) 1 000 Sauen, die dazugehörige

Ferkelaufzucht (bis 28 kg), 240 Jungsau-

enaufzuchtplätze, welche 2006 im ehema-

ligen Bullenstall errichtet wurden, sowie 400

Mastplätze für die Kastrate aus der Eigenbe-

standsvermehrung und 160 ha Ackerland.

Auf die Frage nach den Erwartungen für die

Zukunft seines Betriebes antwortet Geiger

zuversichtlich: „Bei derzeitig erreichtem

Stand und dem Leistungspotential unserer

Sauenherde sehe ich unserer Zukunft sehr

optimistisch entgegen.“ (UP)

und Nutzvieh GmbH begleitet. Berater Ulrich

Peschel war es dann auch, der während

der Beratungsgespräche zur Sauenaufsto-

ckung auf dann 600 Bestandssauen und

weiterer Betriebsentwicklung, Johannes

Geiger mit dem Prinzip der Eigenbestands-

vermehrung, sprich Closed-Herd-System,

vertraut machte. Nach einigem Überlegen

und Abwägen der Vor- und Nachteile dieses

neuen Systems der Sauenremontierung fi el

die Entscheidung zugunsten eines Closed-

Herd-Konzepts der PIC. Geiger heute: „Das

war die beste Entscheidung, die wir treffen

konnten. Denn zum einen ist der Gesund-

heitsstatus unserer Sauenherde um ein Viel-

faches stabiler geworden, und zum anderen

haben wir immer ausreichend Jungsauen

zur Verfügung, sodass wir eine ordentliche

Leistungsselektion durchführen können. Als

sich dann Ende 2005 die Möglichkeit auf-

tat, einen weiteren Sauenstall mit 300 Plät-

zen in 20 km Entfernung hinzuzupachten,

haben Herr Peschel und ich überlegt, das

Closed-Herd-Konzept weiter auszubauen,

um hiermit dann auch locker 1 000 Sauen

zu remontieren.

In 2006 sind auf dem bisherigen Standort in

Rhede noch für 100 produktive Sauen Plätze

geschaffen worden. Auch dieses ist hervor-

ragend gelungen, denn unsere Leistungen

sind kontinuierlich auf nunmehr über 24 auf-

gezogene Ferkel je Sau und Jahr angestie-

gen. Wenn ich die Leistung der 100 Groß-

elternsauen in unserem Bestand sehe, die

aktuell bei 27,6 abgesetzten Ferkeln je Sau

und Jahr liegen und ich noch den weiteren

Kreuzungseffekt einer Drei-Linien-Hybridsau

mit einbeziehe, kann ich mich schon bald

darauf einstellen, unsere Ferkelaufzuchtplät-

ze zu erweitern, denn Leistungen von 26

und mehr Ferkeln je Sau sind, glaube ich,

dann locker drin.“

Johannes Geiger, Rhede bei Papenburg im Emsland

1 000 Sauen im Closed-Herd-System und

die nächste Aufstockung im Visier

Der nächste Schritt im Schienhorst‘schen

Closed-Herd-Konzept wird die vollständige

Schließung seiner Herde sein. Zukünftig wird

er über eine Wechselkreuzung seine Re-

montesauen produzieren. Dazu werden für

jeweils ein halbes Jahr die besten GP1050-

Sauen mit PIC-Large-White-Sperma (L03)

bzw. PIC-Landrasse-Sperma (L02) aus der

PIC-GFS-Kooperationsstation „Herringer

Heide“ belegt. So wird die Genetikzufuhr

einzig und allein über Reinzucht-Sperma aus

einer Besamungsstation auf höchstem Ge-

Einklang zu bringen, war die Grundüberle-

gung, die Georg Schwienhorst dazu bewog

seinen Betrieb nach einem PIC-Closed-

Herd-Konzept zu managen. Die angebotene

Linienvielfalt, der prompte Service, die kom-

petente Zuchtberatung und die Nutzung des

PIC-Sauenplaners haben den nüchternen

Rechner dazu bewogen, die Zusammenar-

beit mit der PIC einzugehen. „Ich habe mich

für ein Unternehmen mit Tradition und Per-

spektive für die Zukunft entschieden“, be-

tont der Betriebsleiter. (BB)

sundheitsniveau erfolgen. Die Auswahl der

entsprechenden Eber nimmt ein PIC-Zucht-

assistent auf Basis der individuellen Anfor-

derungen für den Betrieb Schwienhorst vor.

So legt Georg Schwienhorst besonderes

Augenmerk auf Fruchtbarkeit. Dies wird bei

der Zusammenstellung des Eberpools, den

er in „Herringer Heide“ abrufen kann, gezielt

berücksichtigt.

Einerseits vom Zuchtfortschritt profi tieren,

andererseits die Sauenherde gesundheitlich

und hygienisch optimal absichern, dies in

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Kurts PIC-Berater hat ihm die verschiedenen Remontierungs-alternativen aufgezeigt. Die klassische Variante ist natürlich weiterhin, die Remontierungstiere als deckfähige Jungsauen zu beziehen. Eine Variante, die den Tierverkehr einschränken würde, wäre der Zukauf in altersgestaffelten Gruppen, sodass der Nachersatz für mehrere Abferkelgruppen in die Quarantäne geliefert wird. Sicherlich eine interessante Alternative, gerade auch bei Kurts Bestandsgröße von 500 Sauen, aber sein PIC-Berater konnte ihm noch mehr bieten. Vor dem Hintergrund des Schweinepestgeschehens im ver-gangenen Jahr und seinem Wunsch nach Stabilisierung der Herdengesundheit möchte Kurt den Tierzukauf am liebsten ganz einstellen.

Kurt „macht“ seine Sauenherde „zu“Kurt macht sich Gedanken über die Weiterentwicklung seines Betriebes. Die Leistung stimmt, rund 26 verkaufte Ferkel je Sau und Jahr sind sicher ein Spitzenergebnis. Sein Management hat er im Griff. Klar, den dem einen oder anderen Schräubchen lässt sich sicherlich noch drehen. Aber er will jetzt die Weichen für die Zukunft stellen, denn

das Altenteilerhaus möchte er in absehbarer Zeit noch nicht beziehen. Also was tun? Neuland beschreiten und eine Biogasanlage bauen oder das machen, was er gut kann, die Ferkelerzeugung? Das hat er mit seinem PIC-Fachberater bei dessen letztem Be-such besprochen.

Für Kurts Wunsch, seinen Betrieb für externe Tiere ganz zu schließen, bietet sich idealerweise ein Closed-Herd-Konzept an. Und um das Leistungspotential seiner eigenen Herde zu nutzen und keine Vorstufentiere zukaufen zu müssen, wollen Kurt und sein PIC-Berater die besten Sauen aus Kurts Herde als Stammherde nutzen. Da Kurt akribisch seine Daten erfasst und einen Sauenplaner nutzt, ist es ein Leichtes, die besten Sauen innerhalb einer Abferkelgruppe herauszufi nden. Dazu bietet sein Berater ihm an, die 20 % besten Sauen zuvor per DNA-Analyse auf das Vorhandensein von Fruchtbarkeitsmarkern zu testen. Dadurch würden sie eine noch höhere Sicherheit bei der Auswahl der 10 % besten Sauen erlangen, denn so hätten sie auch einen Hinweis auf die genetische Komponente der Fruchtbarkeit. Mit diesen Sauen soll Kurt dann Wechselkreuzung machen, um seinen Jungsauennachersatz zu erzeugen.

Für die Auswahl der entsprechenden Besamungseber, deren PRRS-freies Sperma Kurt aus einer PIC-Besamungsstation beziehen wird, gibt Kurts Berater die Informationen über den Betrieb an seinen Kollegen in der Zuchtabteilung in Schleswig. Dabei berichtet der Berater genau, auf welche Merkmale Kurt besonderen Wert legt. Er ist zufrieden mit der Anzahl geborener Ferkel, aber ein paar mehr abgesetzte könnten es trotz des hohen Leistungsniveaus noch sein. Zudem fragt Kurt nach fundamentstarken Sauen, damit er auch lange etwas von ihnen hat. Anhand dieser Informationen stellt der Zuchtassistent einen nach den speziellen Anforderungen von Kurt gewichteten Zucht-Index zusammen, nach dem er anschließend die auf der PIC-Besamungseberstation verfügbaren Eber aus den PIC-Mutterlinien L02 (Landrasse) und L03 (Large White) auswählt. Die Eberstation bekommt ebenfalls die Information, welche Eber für Kurts Sauen in Frage kommen. Dabei muss natürlich eine enge Absprache bezüglich der Spermaverfügbarkeit von diesen Ebern zwischen Zuchtassistent und Besamungsstation erfolgen, denn Kurt wird nicht der einzige sein, der bestimmte Eber nachfragt.

Im Abferkelstall hat Kurt die Sauen farblich markiert, die für die Zuchtanpaarungen in Frage kommen. So weiß er und auch sein Mitarbeiter, mit welchem Sperma er belegen muss.

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Wenn diese Sauen abgeferkelt haben, zieht er den weiblichen Ferkeln eine farbige Ohrmarke ein (Landrassevater = grüne Ohrmarke, Large-White-Vater = rote Ohrmarke), damit er sie zum einen von den anderen Mastferkeln unterscheiden kann und zum anderen weiß, aus welcher Linie ihr Vater stammt. Bis zum Verkauf der Mastferkel bleiben die Zuchtferkel zusammen mit ihren Altergenossen im Flatdeck.

Da Kurt ja seine Quarantäne für Zukauftiere nicht mehr benötigt, kann er in dieser seine Zuchtsauen aufziehen und gemeinsam mit seinem PIC-Berater entscheiden, welche von ihnen letztendlich dann als Remontierungssauen dienen sollen. 10 % der Remontierungssauen werden dann wieder in Wechselkreuzung belegt. Jetzt kommt wieder die farbige Ohrmarke ins Spiel. Damit es eine Wechselkreuzung wird, wird

nun Sperma der jeweils anderen Linie als ihr Vater eingesetzt. Die übrigen Sauen werden für die Mastferkelproduktion genutzt und mit PIC-Piétrain-Sperma belegt.

Konsequentes Gesundheits-

und Hygienemanagement

Von Anfang war bei der Konzeption der Sta-

tion die PIC-Veterinärgruppe eingebunden,

Ein Jahr „Herringer Heide“ – ein voller Erfolg für PIC und GFS

PIC-Vor- und Endstufensperma mit höchstem

Gesundheitsstatus aus einer Station

nächst diverse Standorte unter verschie-

denen Gesichtspunkten nach standardisier-

ten Bedingungen überprüft und verglichen.

Eine Rolle spielen dabei die geographische

Lage unter Berücksichtigung von Land-

schaftsprofi l, Hauptwindrichtung, Schwei-

nehaltung in der näheren Umgebung, Ver-

kehrswege und vieles mehr.

Die Station ist eingebunden in das PIC-Ge-

sundheitsmonitoring und wird regelmäßig

durch die verantwortliche PIC-Regional-

tierärztin besucht. Eine einwandfreie Qua-

rantäne für die KB-Eber vervollständigt das

Konzept.

Wie auch die PIC-KB-Station Stockhausen

ist die „Herringer Heide“ PRRS-frei, Grund-

voraussetzung, um PIC-Nukleus- und Ver-

mehrungsbetriebe beliefern zu können. Zu-

sammen mit der EU-Anerkennung ist hier-

durch auch die Möglichkeit gegeben, Kunden

im europäischen Ausland mit hochwertiger

PIC-Genetik von höchstem Gesundheits-

sodass jederzeit gewährleis-

tet war, dass die hohen An-

forderungen, die die PIC an

das Gesundheits- und Hy-

gienemanagement stellt, er-

füllt werden können. So soll

sichergestellt werden, dass

die hochwertige PIC-Gene-

tik in Form von Sperma si-

cher und qualitativ einwand-

frei beim Kunden ankommt.

Schon während der Pla-

nungsphase der Station wur-

den die neuesten Erfahrungen zur

Sicherung des hohen Gesundheitsniveaus

berücksichtigt. Nach dem sogenannten

PIC-1 000-Punkte-Programm wurden zu-

Gut ein Jahr nach Eröffnung der Station Herringer Heide können beide Partner eine

positive Bilanz ziehen. Insgesamt 156 Eber, davon 74 PIC-Vorstufen- und 82 PIC-

Piétrain-Eber, sind voll ausgelastet und liefern PIC-Sperma höchster Qualität aus

einem Bestand mit höchstem Gesundheitsstatus an PIC-Nukleus-, -Vermehrungs-,

-Closed-Herd- und -Ferkelerzeuger-Betriebe.

Kurt fi ndet, dass dies doch ein relativ einfaches System ist. Seine Dokumentation stimmt, er hat Spaß daran, sich etwas züchterisch zu betätigen und auch mit den Zuchtexperten über das Für und Wider mancher Entwicklung zu diskutieren. Denn einmal im Jahr bringt sein Berater den Zuchtassistenten mit. Sie gehen gemeinsam durch den Bestand, schauen, wo sich noch etwas verbessern lässt, und diskutieren anhand der Zuchtwertschätzergebnisse, die der Zuchtassistent speziell für Kurts Betrieb ausgewertet hat, ihre weiteren züchterischen Überlegungen. (BB)

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status zu versorgen. Diverse Exporte nach

Frankreich, Italien und in die Niederlande be-

legen die vorhandene Nachfrage.

Bei den weiteren Planungen standen sowohl

das Wohlbefi nden der Tiere als auch ihre

Gesunderhaltung an erster Stelle. Eine Sä-

gemehleinstreu sorgt für stabile Fundamente

und hohe Sauberkeit. Ein Erdwärmetauscher

sichert ein ausgeglichenes Stallklima, was

sich gerade im vergangenen, sehr heißen

Sommer positiv für die Spermaproduktion

bemerkbar gemacht hat. Gleichzeitig können

im Winter selbst bei extremer Kälte Tempe-

raturen über 15° C ohne Heizung gehalten

werden, sodass auch dann keine nega-

tiven Auswirkungen auf die Spermaqualität

zu befürchten sind. Positiver „Nebeneffekt“

sind natürlich darüber hinaus die geringeren

Energiekosten.

Hygienische Trennung wird auch bei der

Eber-Absamung groß geschrieben. Die Ab-

sambuchten sind nicht in den eigentlichen

Stallbereich integriert, sondern es gibt einen

abgetrennten Absambereich. Vollautoma-

tische Absamung ist hier das Zauberwort!

Nach dem Aufenthalt der Eber in einer Vor-

bereitungs- und Stimulierbucht werden die

Eber mittels des Systems Collectis abge-

samt. Eindeutiger Nutzen dieses Systems

ist, dass das Sperma so wenig wie möglich

mit der Stallumgebung in Berührung kommt

und so die Übertragung von Keimen wei-

testgehend ausgeschlossen ist. Ein weiterer

den nach Aufschluss der Spermien und An-

färbung des Zellkerns mit fl uoreszierendem

Farbstoff während des Durchfl usses durch

eine Messkammer die Samenzellen gezählt.

Die Logistik erfolgt hygienisch einwandfrei

über das bewährte System der GFS.

Zuchtfortschritt aus erster Hand

Aus „Herringer Heide“ werden PIC-Kunden

in Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Hol-

stein und Süddeutschland beliefert. Gerade

in letzter Zeit ist eine steigende Nachfrage

an Vorstufen-/Reinzucht-Sperma durch Fer-

kelerzeugerbetriebe zu verzeichnen, die die

Vorteile der Eigenremontierung im Rahmen

eines PIC-Closed-Herd-Systems nutzen.

Auswirkungen der Schweinepest lassen

sich sicherlich nicht von der Hand weisen,

wollen doch immer mehr Betriebe, auch im

Rahmen von Wachstumsschritten, die Kei-

meinschleppung über den Tierverkehr mi-

nimieren oder ganz ausschließen. Mit der

Möglichkeit, PIC-Qualitäts-Genetik sowohl

von Vorstufen-, sprich Reinzuchtebern, als

auch von Endstufenebern, also PIC-Pié-

train-Ebern, aus EINER Station zu beziehen,

sichern PIC-Closed-Herd-Kunden die Wah-

rung des Gesundheitsstatus ihres Betriebes.

Gleichzeitig kommen sie in den Genuss,

Reinzuchtsperma von Ebern nutzen zu kön-

nen, die gleichzeitig im PIC-Nukleus und in

der PIC-Vermehrung eingesetzt werden.

Eine enge genetische Anbindung an den

Zuchtfortschritt der PIC ist die Folge. (MH)

Vorteil ist die verbesserte Arbeitsqualität,

-sicherheit und –wirtschaftlichkeit. Ein Mitar-

beiter kann gleichzeitig vier Eber beim Ab-

samen mit Collectis betreuen und im Stehen

bei Bedarf „Hand anlegen“. Das ermüdende

Bücken entfällt, denn die Arbeitshöhe ist wie

im Melkstand der Größe des Mitarbeiters an-

gepasst.

Diese arbeitswirtschaftlichen Vorteile ma-

chen es möglich, die Station mit nur drei

Arbeitskräften zu führen, aber dennoch den

hohen Anforderungen der PIC an ihre KB-

Stationen gerecht zu werden.

Qualitätssicherung steht

an erster Stelle

Nach dem Absamen wird das Sperma vor-

verdünnt und kurz zwischengelagert. Sind

zwanzig Ejakulate im Zwischenlager, fährt

ein Kurier zur GFS in Ascheberg. Dort wird

das Sperma in einem eigens für die Verarbei-

tung von PIC-Sperma eingerichteten Labor

mit Hilfe modernster Technik wie Sperm-

vision und Nucleocounter untersucht und

konfektioniert.

Das System Spermvision ist ein computer-

gestütztes Videosystem, welches die Dichte

und die Bewegungsaktivität der Samen-

zellen im Ejakulat unabhängig und objektiv

feststellt.

Der Nucleocounter ist ein Gerät zur Mes-

sung der Spermienkonzentration. Hier wer-

Schweineproduktion weltweit

Auf Basis der relativ sicheren Vorhersa-

ge der zukünftigen weltweiten Bevölke-

rungsentwicklung muss von einer weiteren

starken Zunahme der Schweineproduktion

in verschiedenen Teilen der Welt ausgegan-

gen werden. In einigen Regionen wird es

Abweichungen von den bisherigen Trends

geben. So ist z. B. in Osteuropa und Rus-

sland die Anzahl geschlachteter Schweine

seit 1989 rückläufi g, gleichzeitig jedoch der

Sauenbestand kontinuierlich angestiegen.

Im Gegensatz dazu nimmt die Schweine-

produktion in Westeuropa seit 2000 lang-

sam aber stetig ab.

Die wirtschaftliche Situation in der Schwei-

neproduktion stellt sich weltweit sehr

unterschiedlich dar (siehe Abbildung 1,

Situation 2005). Generelle Trends lassen

sich ablesen:

Die Produktionskosten in Latein- und

Nordamerika sind niedrig und die Erträge

in Lateinamerika relativ hoch.

Schweinezucht 2015 – Züchter am Scheidewegduktion, die bislang vorrangig mit dem Ziel

geführt wird, die Fleischversorgung für die

Familie oder eine kleine Dorfgemeinschaft

sicherzustellen, wird zugunsten größerer,

spezialisierter Betriebe stark abnehmen.

Gleichzeitig gleichen sich die Preise für

Schlachtschweine in West- und Osteuropa

auf ein ähnliches Niveau an (Abbildung 3).

Die westeuropäischen Preise sinken stetig,

die osteuropäischen nach anfänglicher Auf-

schwung- und Aufholphase Anfang bis Mitte

der 90er Jahre ebenfalls.

Als weitere Konkurrenz für westeuropäische

Schweineproduzenten werden sich in Zu-

kunft durch eine weitere Liberalisierung des

Welthandels und den Wegfall von Importzöl-

len, z. B. nach Deutschland, nord- und la-

teinamerikanische Länder erweisen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen: Die

Schweineproduktion in Westeuropa steht

unter Druck. Der Sauenbestand nimmt stetig

ab, die Produktionskosten sind relativ hoch,

die spezialisierten und damit konkurrenzfä-

Zwischen den westeuropäischen Län-

dern besteht eine große Variation zwi-

schen Produktionskosten und Erträgen,

aber generell kann man von hohen Pro-

duktionskosten bei relativ niedrigen Er-

trägen ausgehen.

Die osteuropäischen Länder (hier: Polen,

Rumänien und Tschechien) haben nied-

rigere Produktionskosten und höhere Er-

träge als die meisten westeuropäischen

Länder.

Negative Erträge, sprich Verluste (unter

der Diagonale in Abbildung 1), treten

gelegentlich sowohl in Nordamerika als

auch in Westeuropa auf.

Für die Entwicklung der Sauenbestände in

West- und Osteuropa wird prognostiziert,

dass in Westeuropa die nationalen Sauen-

bestände abnehmen und in Osteuropa na-

hezu konstant bleiben werden (Abbildung 2).

Wobei allerdings in Osteuropa sich die Pro-

duktion vom nicht spezialisierten in den

spezialisierten Sektor verschieben wird. Pro-

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Abb. 1: Produktionskosten in Relation zum

Schlachterlös in vier Regionen sowie Großbritannien,

Brasilien und China.Quelle: Internet

Abb. 3: Entwicklung der Schlachtschweinepreise in 15 europäischen Ländern

Quelle: FAOstat (2007)

higen Betriebe in Osteuropa nehmen rasant

zu und produzieren deutlich günstiger. Die

spezialisierte Produktion in Nord- und Süda-

merika (und China) ist um einiges billiger und

zurzeit nur aufgrund der in Zukunft nicht auf-

recht zu erhaltenden Importabgaben nicht

wettbewerbsfähig. Daraus ergibt sich für

Schweinezuchtorganisationen die nahe lie-

gende Frage, was diese Entwicklung für die

europäische Schweinezucht bedeutet.

Schweinezucht weltweit

Über 90 % der Schweineproduktion in

Westeuropa, Nordamerika und dem größten

Teil von Ozeanien ist spezialisiert. Dasselbe

gilt für einzelne Länder wie Chile, Tschechien

und Südafrika in anderen Regionen, in de-

nen z. B. die Produktion in Lateinamerika

zu rund 50 %, in Osteuropa zu rund 30 %

und in Afrika zu circa 10 % spezialisiert ist.

Dies macht diese Regionen, in denen 30 %

des weltweiten Schweinebestands bzw.

60 % des Bestandes außerhalb von China

gehalten wird, interessant für kommerzielle

Schweinezuchtorganisationen. Der nicht

spezialisierte Sektor ist in Wirklichkeit ein

nicht profi tabler Sektor, und es gibt dort sehr

wenige spezialisierte Zuchtorganisationen.

Spezialisierte Zuchtorganisationen lassen

sich im Allgemeinen in vier Kategorien un-

terscheiden:

Unabhängige Züchter, öffentliche

Verfahren

In vielen Ländern führen (halb-)staatliche

Organisationen als Service die Zucht-

wertschätzung für unabhängige Züchter

durch, die ihr privates Zuchtprogramm

mit eigenen Zuchtzielen und Selektions-

strategien in eigenen Betrieben fahren.

Derartige Strukturen fi nden wir in Bel-

gien, Frankreich, Spanien, Kanada, Aus-

tralien und Neuseeland.

mit einer relativ schlanken Organisation

von einer juristischen Person geführt

und nicht durch mehrere oder eine Viel-

zahl nur schwer unter einen Hut zu brin-

gender privater Landwirte bzw. Züchter

mit oftmals sehr konträren Vorstellungen.

Beispiele hierfür gibt es weltweit.

Integrierte Produktionskette

Die Zuchttiere werden für die Remontie-

rung der Produktionsherden gezüchtet,

die durch das jeweilige Unternehmen für

die Schlachtschweineproduktion ihrer ei-

genen Schlachtstätten betrieben werden.

Alle Stufen der Produktion sind in einer

Hand, und es werden in der Regel keine

Zuchttiere aus dieser Kette verkauft. Das

Endprodukt des Unternehmens ist das

Kreuzungszucht Vereinigungen

Eine derartige Struktur etabliert sich,

wenn eigenständige Züchter – s. o. – ihre

Zuchtpopulationen zusammenführen, in

der Regel über den Einsatz derselben

KB-Eber in verschiedenen Herden, und

ihr eigenes, gemeinsames System für die

Zuchtwertschätzung und insbesondere

für die Vermarktung von Kreuzungstie-

ren entwickeln. Typische Beispiele liefern

Deutschland, Dänemark und die Nieder-

lande.

Spezialisierte Zuchtunternehmen

Für Außenstehende arbeiten solche

Unternehmen wie die zuvor beschrie-

benen Kreuzungszucht-Vereinigungen,

allerdings werden Zuchtunternehmen

Abb. 2 links: Entwicklung des Sauenbestandes in 15 europä-

ischen Ländern (ab 2005 Prognose)

– Osteuropa – Westeuropa

Abb. 2 rechts: Entwicklung des spezialisierten und des

nicht spezialisierten Sektors in der Schweineproduktion in

denselben 15 europäischen Ländern (ab 2005 Prognose)

– spezialisierter – nicht spezialisierter Sektor

Quelle: PIC Europa (2005)

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Schlachtschwein oder Schweinefl eisch.

Derartige Strukturen verbreiten sich

mehr und mehr in Nord- und Südameri-

ka, Ozeanien und Russland.

Die wesentlichen Unterschiede dieser Orga-

nisationsformen liegen in der Art der Finan-

zierung, der Effektivität der Entscheidungs-

fi ndung und dem unternehmerischen Elan.

Bedeutender ist allerdings der Unterschied

zwischen national und international operie-

renden Organisationen.

Schweinezucht in Europa

Die dargestellten Entwicklungen in der

weltweiten Schweineproduktion führen

zu einem Schrumpfen der jeweiligen hei-

mischen Märkte für die Schweinezüchter in

Westeuropa. Viele ihrer traditionellen Kun-

den sind aus der Produktion ausgestiegen

oder haben ihre Produktion in Regionen

mit geringeren Produktionskosten verla-

gert, wie z. B. Osteuropa oder Nord- und

Südamerika. Diese Entwicklung wird sich

durch die steigende Konkurrenzsituation

auf dem weltweiten Schweinefl eischmarkt

durch diese zu geringen Kosten produ-

zierenden Länder noch weiter verstärken.

In Europa war diese Entwicklung zuerst in

Großbritannien zu beobachten, einem Land

mit einer relativ kleinen Schweinepopula-

tion, die zudem aufgrund der besonders

hohen Produktionskosten kontinuierlich

weiter abnimmt, und einer großen Anzahl

unabhängiger Züchter. Als Folge davon wa-

ren die britischen Zuchtunternehmen Mitte

der 80er Jahre die ersten, die bedeutende

Geschäfte im Ausland getätigt haben.

Die 1962 in England gegründete und seit

Jahrzehnten global agierende PIC ist z. B.

schon seit 1973 auf dem deutschen Markt

erfolgreich und seit Jahren Marktführer.

Als Folge müssen nun viele europäische

Züchter nicht nur ihre Produkte außer

Landes vermarkten, sondern sich gleich-

zeitig mit Wettbewerbern, die vor derselben

Situation stehen, auf ihrem angestammten,

heimischen Markt auseinandersetzen. Viele

europäische Züchter/Zuchtorganisationen

versuchen erst jetzt, sich oftmals aus der

Not heraus mehr oder weniger erfolgreich

von national operierenden zu international

operierenden Einheiten zu entwickeln. Abbil-

dung 4 veranschaulicht diese Situation. Hier

sind die unterschiedlichen Marktanteile von

Schweinezuchtunternehmen in Deutsch-

land, Frankreich und Spanien dargestellt.

Aus Abbildung 4 lassen sich allerdings nicht

die steigenden Aktivitäten westeuropäischer

Unternehmen in Polen, Litauen, Tschechien,

der Slowakei, Rumänien, der Ukraine und

Russland ablesen. Anfang 2006 waren min-

destens zehn Unternehmen in diesen Län-

dern aktiv, teilweise mit einem Marktanteil

leichter von Unternehmen mit einem weiten

Spektrum an Zuchtlinien angeboten werden

können. „Globales Zuchtprogramm für regi-

onale Marktanforderungen“ beschreibt den

goldenen Weg. So ist es der PIC möglich,

trotz effi zienter internationaler Aufstellung

gezielt auf die Wünsche der regionalen Kun-

denstrukturen einzugehen.

Drei weitere kritische Faktoren sind

Eine starke technische Infrastruktur.

Dies war bis 1990 gleichzusetzen mit

dem Einsatz von BLUP in der Zuchtwert-

schätzung, heute ist es die Möglichkeit,

in großem Stil DNA-Marker gestützte

Selektion einzusetzen. Eine Technologie,

die noch nicht vollständig ausgeschöpft

ist, aber schon in rund drei bis vier Jah-

ren eine entscheidende Bedeutung ha-

ben wird. Da die Kosten für Markertypi-

sierung in großem Umfang immer noch

sehr hoch sind, haben Zuchtunterneh-

men, die wie die PIC bereits Anfang der

90er Jahre zu einem frühen Zeitpunkt in

diese Technologie investiert haben, einen

klaren Vorteil.

Langfristige Zuchtziele für Merk-

male, die in Zukunft Bedeutung

erlangen werden.

Dies sind z. B. Merkmale wie Wider-

standsfähigkeit und Robustheit sowie

Umweltsensibilität.

Datenerfassung in einer Vielzahl von

Produktionsumwelten, insbesonde-

re kommerzieller Produktion, um so

die Zuchtwertschätzung für Merk-

male unter kommerziellen Produkti-

onsbedingungen zu unterstützen.

Alle diese Faktoren verlangen strategische

Investitionen in Aktivitäten mit ungewisser

Amortisation. Deshalb ist es für ein einzelnes

nationales Zuchtunternehmen nahezu un-

von 10 bis 15 %. Der osteuropäische Markt

ist mit seiner derzeit enormen Nachfrage

nach gesunden Zuchttieren mit hohem ge-

netischen Potential in großen Stückzahlen

inzwischen sehr bedeutend für die PIC.

Was nicht überraschend ist, wächst doch

in diesen Ländern der spezialisierte Sektor

rasant (vgl. Abbildung 2). Ein ähnliches Bild

kann in anderen Regionen mit wachsender

Schweineproduktion beobachtet werden.

Neben der PIC, die u. a. den nordamerika-

nischen Markt seit Jahrzehnten dominiert,

versuchen mehrere westeuropäische Zucht-

unternehmen, in Nord- und Südamerika so-

wie Asien Fuß zu fassen.

Die Verfügbarkeit einer hinreichenden Anzahl

ausreichend unterschiedlicher genetischer

Linien ist ein Schlüsselfaktor für Erfolg im

Wettbewerb der internationalen Schwei-

nezucht. So verfügt z. B. die PIC über 16

verschiedene Zuchtlinien zur Produktion

von Hybridsauen und Ebern bzw. zur gene-

tischen Versorgung von Closed-Herd-Sys-

temen. Nur national operierende Unterneh-

men sind hier klar im Nachteil, da sie in der

Regel mit einer sehr begrenzten Anzahl an

Linien, oftmals nur drei, arbeiten, die allein

auf die Zuchtziele des heimischen und oft-

mals sehr begrenzten Marktes ausgerichtet

sind. Im Gegensatz hierzu halten interna-

tional arbeitende Zuchtunternehmen ihre

Zuchtlinien bewusst breit differenziert, um

den vielfältigen Anforderungen gerecht wer-

den zu können. Dieser wichtige Unterschied

ist in schnell wachsenden, spezialisierten

Märkten zunächst nicht so eindeutig, da die

Kunden dort zuerst zu kosteneffi zienteren

und schnell verfügbaren Alternativen zur tra-

ditionellen Landeszucht tendieren. Während

der Weiterentwicklung dieser Märkte jedoch

erfordern unterschiedliche Produktionssys-

teme unterschiedliche Genotypen, die viel

Abb. 4: Marktanteile von Schweinezuchtunternehmen in

Deutschland, Frankreich und Spanien.

Fehlende Kreissegmente: Herdbuch und unbekannte Remontierung

Grüne Kreissegmente: Ausländische Zuchtunternehmen

Schraffi ertes Kreissegment Spanien: 22 Unternehmen, von denen

jedes weniger als 1 % Marktanteil hält.

Quelle: Niggemeyer (2006), ITP (2003, PIC España (2004)

Deutschland

Anbieter von Sauengenetik 2006

Frankreich

Besamungseber 2003

Spanien

Anbieter von Sauengenetik 2003

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möglich, seine Geschäfte auf externe Märk-

te auszudehnen, da diese vier Faktoren

begrenzend wirken. Mindestens 200 000

bis 300 000 verkaufte Zuchttiere sind not-

wendig, um für die Zukunft gerüstet zu

sein. Demnach wäre selbst der Marktführer

PIC in Deutschland mit rund 150 000 ver-

kauften Zuchttieren allein zu klein, um ohne

Einbindung in die große Zuchtstruktur der

globalen in über 35 Ländern vertretenen

PIC langfristig zu bestehen. Eine nahe lie-

gende Lösung wäre die Wiedereinführung

der oben beschriebenen „Kreuzungszucht-

Vereingungen“. Nationale Unternehmen

müssen strategische Allianzen eingehen,

um genetische Ressourcen gemeinsam zu

nutzen, und einheitliche Marketingaktivitäten

mit anderen (inter-)nationalen Unternehmen

entwickeln, um zu überleben. Der nächste

logische Schritt wäre, den kostenträch-

tigsten Faktor in der Schweinezucht, z. B.

die Nukleuskapazitäten und groß angelegte

Datenerfassung, gemeinsam zu nutzen, was

letztendlich zu Unternehmensfusionen führt.

Derartige Entwicklungen konnten wir in

Großbritannien (JSR, Cotswold und News-

ham), in Frankreich (Scapaag und Gène+),

in den Niederlanden (Stamboek, Dalland

und Fomeva) und auch länderübergreifend

beobachten (Rattlerow und Seghers, BHZP

und PenArLan, Schaumann und ADN, SNW

und Topigs, Quality Genetics, Norsvin und

FABA). Viele weitere, wie aktuell der Verkauf

von Euribrid bzw. Hypor an Hendrix, werden

folgen.

Was dies für die Kunden der jeweiligen sich

oftmals jahrelang in der Konsolidierungspha-

se befi ndenden neuen Organisationen mit

in der Regel unklaren Entscheidungsstruk-

turen bedeutet, ist nicht abzusehen, führt zu

Unsicherheiten und birgt hohe Risiken hin-

sichtlich Organisation, Genetik, Gesundheit

etc. Jüngstes negatives Beispiel ist der ge-

scheiterte Zusammenschluss von SNW und

BHZP in Westfalen. Hätte die PIC sich nicht

bereits Mitte der 90er Jahre vorausschau-

end intern neu strukturiert und global ent-

sprechend komfortabel positioniert, wären

heute wahrscheinlich auch Überlegungen in

derartige Richtungen notwendig.

Es ist nahe liegend, diese Entwicklungen auf

dem Schweinesektor mit denen in der Gefl ü-

gelproduktion zu vergleichen. Dort versorgen

seit 2006 zwei Unternehmen – Hendrix und

Wesjohann – über 90 % des spezialisierten

Marktes für Legehennen weltweit und seit

2007 vier Unternehmen (Hendrix und Wes-

johann sowie Cobb-Vantress und Grimaud

la Corbière) den weltweiten Masthähnchen-

markt.

Auf dem deutschen Markt sind verstärkte

Aktivitäten ausländischer Zuchtunterneh-

reagieren zu können, was sich natürlich

umso einfacher gestalten lässt, je größer

die Anzahl genetisch differenzierter Lini-

en ist, die zur Verfügung steht. Selektion

allein innerhalb von Linien wäre eindeu-

tig zu langsam. Abgesehen davon gibt

es eine Reihe von Sekundärmerkmalen,

auf die besonders schwer zu selektie-

ren ist, die aber nicht unberücksichtigt

bleiben dürfen. Beispiele sind: Verhalten

(Handhabbarkeit, ruhiges Temperament,

Mütterlichkeit), Erbdefekte, rezessiv wir-

kende Farbvererbung, Merkmale des

Typs/Rahmens etc. Diese Merkmale

haben nicht direkt einen Einfl uss auf

die wahre ökonomische Leistung, aber

durch sie kann ein Kunde dennoch leicht

dazu bewegt werden, den Anbieter zu

wechseln. Für die Züchter bedeutet dies,

dass sie routinemäßig so gut wie jedes

Merkmal messen und erfassen müssen,

um so jederzeit spezielle Tiere für einen

wechselbereiten Kunden selektieren zu

können. Vielleicht ist hier auch der gene-

relle Faktor entscheidend, inwieweit der

Kunde Vertrauen in die Fähigkeiten des

Zuchtunternehmens hat, Zuchtfortschritt

zu generieren – schnell, zuverlässig und

trotzdem fl exibel.

Verfügbarkeit und Service

Die schnell wachsenden, spezialisierten

Produktionssysteme müssen zuverläs-

sig ihre Remontierung planen können.

Zuchtunternehmen mit einer breiten

Vermehrerstruktur, einem konsequent

geführten Gesundheitsmanagement

und einer fl exiblen Lieferstrategie sind in

diesem Punkt eindeutig im Vorteil. Dies

macht z. B. seit längerem in Ostdeutsch-

land und seit kurzem auch in Osteuropa

die PIC zum Anbieter Nummer eins.

Image

In weiten Teilen der Welt sind Landwirte

sehr konservativ dahingehend einge-

stellt, wie sie ihre Geschäftspartner aus-

wählen. Dies bedeutet für ein Zuchtun-

ternehmen, das Geschäfte im Ausland

aufnehmen will, in der Regel, dass es mit

örtlichen Händlern arbeiten oder vor Ort

eine Tochterfi rma gründen muss. Hinzu

kommt, dass Landwirte ein weit zurück-

reichendes Gedächtnis haben: Negative

Erfahrungen mit falsch positionierten Pro-

dukten, die Jahre zurückliegen, können

das Image eines Zuchtunternehmens für

etliche Jahre ruinieren.

Punkt zwei: Welche technischen Fragen

werden entscheidend sein?

Zuchtziele

Bis vor einigen Jahren waren die Zucht-

ziele auf Produktions- und Reprodukti-

onsmerkmale ausgerichtet. Allerdings

men zu beobachten (Abbildung 4). Eine

Besonderheit für ein Land, das traditionell

eher Schweinefl eisch als Zuchtschweine

importiert hat. In Spanien, einem Land, das

für den Sektor „Schweineproduktion“ mit

Deutschland gut vergleichbar ist, fi nden wir

eine derartige Situation schon seit vielen

Jahren vor. So waren 2003 33 Zuchtunter-

nehmen dort aktiv, und die sieben aus dem

Ausland, u. a. auch PIC, bedienten ein Drittel

des gesamten Marktes.

Deutsche ins Ausland exportierte Herdbuch-

Eber werden teils als (Ur-)Großväter in der

heimischen Population des Importlandes

eingesetzt. Derartige Exporte unterstützen

somit auch die lokalen Wettbewerber. Eine

traditionelle Schwäche der Schweineherd-

buchzucht in ganz Europa ist der unkontrol-

lierte Verkauf von Reinzuchttieren an Züchter

in andere Teile der Welt. In vielen Fällen ha-

ben diese Verkäufe nur zu kurzfristigen Ein-

nahmen ohne nennenswerte Folgegeschäfte

geführt. Um zukünftig einen derartigen Ver-

lust an hochwertiger Genetik zu vermeiden,

wird es eine Managementherausforderung

für neue international tätige Unternehmen

sein, ihren Absatz in geordnete Bahnen zu

lenken und detaillierte vertragliche Vereinba-

rungen zu treffen.

Zukünftige Entwicklungen in der

Schweinezucht

Für die Entwicklung der Schweinezucht in

der Zukunft sind zwei Fragen entscheidend.

Wodurch wird eine Schweinezuchtorga-

nisation wettbewerbsfähig – was verlan-

gen die Kunden?

Welche Technologien müssen und kön-

nen zu welchen Kosten genutzt werden?

Punkt eins: Was verlangen Schweineprodu-

zenten von einem Zuchtunternehmen?

Fachliche Spitzenleistungen

Aus der klassischen Sicht eines Geneti-

kers muss das Hauptaugenmerk auf die

Optimierung der Gesamtwirtschaftlich-

keit gelegt werden, also die Anwendung

eines Selektionsindexes mit ausgewo-

gener Berücksichtigung der Produk-

tions-, Reproduktions- und Robustheits-

merkmale. Allerdings wird früher oder

später jeder Kunde einzelne Merkmale

überbewerten, entweder, weil es für

seine spezielle Situation ein Problem-

merkmal ist, das es zu verbessern gilt,

oder weil ein Zuchtunternehmen dieses

Merkmal in seinen Marketingkampagnen

besonders hervorhebt. Hinzu kommt

natürlich, dass in einem Wettbewerbs-

markt die Nachfrager ihre Anbieter nach

den Schwächen ihrer Produkte gegen-

einander vergleichen. Deshalb ist es be-

sonders wichtig, auf solche Situationen

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verlagert sich der Fokus rasant auf

Merkmale der Robustheit, sodass einige

Züchter, die diese Tatsache bisher igno-

riert haben, nun unter einem schlechten

Image leiden. Dieses zu korrigieren, wird

einige Zeit benötigen. Im gleichen Zug

wird aber auch das Interesse der deut-

schen Schweineproduzenten an auslän-

discher Genetik dadurch erklärt, dass

die traditionellen lokalen Züchter sich

auf die (einfachen) Merkmale der Mast-

und Schlachtleistung konzentriert haben

und dabei die Weiterentwicklung der

Reproduktionsmerkmale vernachlässigt

haben.

Selektionskriterien

Die Zuchtziele beim Schwein werden da-

her mehr und mehr Merkmale enthalten,

die zum einen eine geringe Erblichkeit

Es ist nahe liegend, dass die europäische

Schweinezuchtbranche zwangsläufi g einen

Konzentrationsprozess durchlaufen wird,

sprich Zuchtprogramme/-organisationen

werden noch mehr als heute zusammenar-

beiten, fusionieren oder übernommen wer-

den. Offen ist nur, wie lange es dauern wird,

bis das Szenario der heutigen Gefl ügelzucht

erreicht ist. (PK)

besitzen und zum anderen schwer zu

messen sind. Diese Tatsache erfordert

eine enorme Ausdehnung der Daten-

erfassung für die Zuchtwertschätzung,

insbesondere in kommerziellen Pro-

duktionsumwelten und weniger in den

hoch gesunden Nukleusbetrieben, in

denen unter optimalen Management-

bedingungen gearbeitet wird. Zudem

ist dies die klassische Situation für den

Einsatz von markerunterstützter Selekti-

on. Züchter mit sicheren Methoden auf

diesem Gebiet werden hier einen ent-

scheidenden Vorteil haben. Die PIC hat

gut zehn Jahre Vorlauf und erhebliche

Investitionen benötigt, um nun seit 2003

derzeit über 70 Marker routinemäßig und

sicher in der Zuchtwertschätzung nutzen

zu können. Andere Zuchtorganisationen

sind weit davon entfernt.

Noch vor etlichen Jahren wurde diese Fra-

ge insoweit diskutiert, dass Jungsauen be-

stimmter Herkünfte nicht mehr eingestallt

werden sollten, da sie zu gesund sind. Heu-

te dagegen werden Jungsauenherkünfte mit

höchstem Gesundheitsstatus, PRRS-nega-

tiv und EP-negativ, zusehends mehr von un-

seren Kunden gefordert.

Aus diesem Grund hat die PIC Deutsch-

land in Zusammenarbeit mit ihren Tierärzten

schon seit vielen Jahren Eradikationspro-

gramme unterschiedlichster Art gefördert

und durchgeführt.

Wir wollen Ihnen die wichtigsten Grundlagen

für die Durchführung von Sanierungspro-

grammen darstellen, basierend auf einem

Vortrag von Meritxell Donadeu (Veterinary

Manager PIC Europe).

• Warum versuchen wir, in unseren Be-

ständen bestimmte Krankheiten zu

tilgen?

Krankheiten wie PRRS, APP, Dysenterie,

EP aber auch Räude haben einen großen

Effekt auf die Leistung und die Wirtschaft-

lichkeit in ferkelerzeugenden Betrieben.

Reduzierte Leistungen wie ansteigende

Mortalität, erhöhte Umrauschquoten,

Aborte, lebensschwache Ferkel, sinken-

de tägliche Zunahmen, Verschlechterung

der Futterverwertung, u. a., ansteigende

Kosten durch tierärztliche Tätigkeiten

wie vermehrte Medizinierungen und Imp-

fungen, weniger Flexibilität im Ferkelver-

Hat der Schweinetransport in der

Umgebung zugenommen?

Gesundheitsstatus

Treten im Bestand andere wirtschaft-

lich relevante Erkrankungen auf?

Herdenimmunität

Wie sieht es mit der augenblicklichen

Immunstabilität der Herde aus?

Müssen Maßnahmen wie Impfungen

zur Stabilisierung durchgeführt wer-

den?

Absicherung des neuen

Gesundheitsstatus

Sollen der Herde nach der Sanie-

rung Jungsauen von außen zuge-

führt oder der Bestand als Closed-

Herd-Betrieb gemanagt werden?

Wie soll der Gesundheitsstatus der

Jungsauen und -eber zukünftig defi -

niert werden?

Ist das einzusetzende Sperma sicher?

Soll ein Teil der Herde an einen an-

deren Ort verlagert werden?

Wie sind die Tierbewegungen im

Betrieb?

Zeitplan und fi nanzielle Absicherung

Ist es die richtige Jahreszeit für eine

Sanierung?

Hat der Betrieb das erforderliche fi -

nanzielle Polster?

Stehen Personal und Besitzer voll

hinter der Sanierung?

Ein Schwein kann nie zu gesund sein.Erfahrungen in der Eradikation von Schweinekrankheiten

VETERINÄRECKE

kauf und reduzierte Erlöse wirken sich auf

die Wirtschaftlichkeit der Bestände aus.

Die Auswirkungen der verschiedenen

Erkrankungen variieren sehr stark. In Ta-

belle 1 werden die unterschiedliche Krank-

heitsdauer sowie die Mortalität der einzel-

nen Erkrankungen aufgezeigt. Tabelle 2

gibt die Verluste durch Verschlechterung

der Futterverwertung und Verlängerung

der Mastphase wieder.

So werden in den USA z. B. die Kosten

eines PRRS-Ausbruches mit 255 $/Sau an-

gegeben und für die Aufzucht und Mast mit

6,25 bis 15,25 $ pro Schwein. (2003, PRRS-

Compendium)

• Was muss geschehen, bevor die Era-

dikation beginnt? Eine Bewertung des

Bestandes, wobei folgende Fragen

gestellt werden müssen:

Einschleppung

Wie ist die Erkrankung in den Be-

stand gelangt?

Kann es wieder zu einer Einschlep-

pung kommen?

Was kann man tun, um eine erneute

Einschleppung zu verhindern?

Seuchenhygienische Absicherung

Hat sich bezüglich der Lage des Be-

triebes etwas verändert?

Sind neue schweinehaltende Be-

triebe oder andere seuchenhygie-

nisch bedenkliche Einrichtungen in

der Nachbarschaft entstanden?

M. Donadeu, DVM, MSc, Veterinary Manager, PIC Europe

T. J. L. A. Alexander, PhD, MVSc, BSc, MRCVS, DPM, Cambridge

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PIC-SPIEGEL

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Erkrankung

Dauer der

akuten

Erkrankung,

Tage

Mortalität

während der

akuten Phase

während der

chronischen Phase

Actinobacillus pleuropneumonia (APP) 2 - 15 3 - 30 % 2 - 4 %

Rhinitis atrophicans (RA) 8 - 26 1 - 5 % Läufer 1 %

Akute Atemwegserkrankungen 2 - 153 - 10 % Läufer,

Mastschweine

2 - 8 % Läufer,

Mastschweine

Enzootische Pneumonie (EP) 4 - 18 2 - 14 % Sauen bis zu 3 %

PRRS 8 - 16 5 - 30 % Ferkel 0 - 1 Schwein pro Wurf

Streptokokkenmeningitis (SM) 4 - 12 4 -12 % Läufer 1 - 5 %

Dysenterie (SD) 3 - 121 - 4 % nach dem

Absetzen1 - 1,5 %

Nach: „Managing pig health and the treatment of Disease“. M. R. Muirhead and T. J. L. Alexander, 1997

Tabelle 1: Dauer der akuten Erkrankung und Mortalitätsraten

wirtschaftlich bedeutender Schweinekrankheiten

Tabelle 2: Verschlechterung der Futterverwertung und Verlängerung

der Mastdauer durch bedeutende Schweinekrankheiten

Erkrankung

während der

akuten Phase

während der

chronischen Phase

Veränderung

der Futter-

verwertung

Verlängerung der

Mastdauer

(bis 90 kg), Tage

Veränderung

der Futter-

verwertung

Verlängerung

der Mastdauer

(bis 90 kg), Tage

Actinobacillus pleuropneumonia

(APP) 0,1 - 0,4 7 - 30 0,1 - 0,3 4 - 15

Rhinitis atrophicans (RA) 0,1 - 0,2 4 - 15 0,1 - 0,2 4 - 15

Enzootische Pneumonie (EP) 0,1 - 0,4 0 - 21 0,05 - 0,1 3 - 21

Räude 0,1 7 - 18 0,1 5 - 8

Streptokokkenmeningitis (SM) 0,05 1 - 3 0,05 0

Dysenterie (SD) 0,1 - 0,3 5 - 20 0,3 4 - 5

Nach: „Managing pig health and the treatment of Disease“. M. R. Muirhead and T. J. L. Alexander, 1997

Bestätigung des neuen Gesundheits-

status

Wie soll der neue Gesundheitssta-

tus geprüft werden?

Sollen erregernegative Kontakttiere

zum Einsatz kommen?

Diagnostik

Welche diagnostischen Methoden

(Blutproben, Sektionen, etc.) sollen

eingesetzt werden?

Welche Labore sollen beteiligt wer-

den?

Wie lange wird es dauern, bis der neue

Gesundheitsstatus bestätigt ist?

Wirtschaftlicher Nutzen

Kann der Betrieb durch die Sanie-

rung eine wesentliche Leistungsstei-

gerung und somit einen effi zienten

wirtschaftlichen Nutzen erzielen?

Wie hoch sind die geschätzten

Kosten?

Durchführung einer Kosten-Nutzen-

Analyse.

• Bewertung der Erkrankung. Folgende

Fragen sind von Bedeutung:

Der Erreger

Hat der Erreger einen natürlichen

Wirt?

Welche lebenden und toten Vek-

toren kommen in Frage?

Wie ist die Überlebensrate außer-

halb des Wirtes?

Wie ist die Überlebensrate im Wirt?

Wie lange dauert die Inkubations-

zeit?

Welche Übertragungsarten gibt es?

Welche Empfi ndlichkeit gegenüber

Medikamenten und Desinfektions-

mitteln liegen vor?

Anwesenheit des Erregers im Bestand

gering zu halten.

Identifi zierung der Eintragsquelle.

Beseitigen der Infektionsquellen (z.B.)

durch Medizinierungen, partielle De-

population; Reinigung und Desinfek-

tion oder einer Kombination aus vor-

genannten Maßnahmen).

Nachersatz und Spermaeinsatz nur

aus Betrieben mit höchstem Gesund-

heitsstatus.

• Das Eradikationsprogramm muss

festgelegt werden.

Nachdem die Einschätzung des Be-

standes erfolgt ist und die Eradikation

des wirtschaftlich relevanten Erregers als

richtige Strategie erkannt wurde sowie

die Prinzipien der Durchführung deutlich

sind, ist es notwendig, die verschiedenen

Verfahren zu evaluieren und das optimale

Verfahren auszuwählen.

Die Prinzipien müssen immer ein-

gehalten und das Ziel der einzelnen

Schritte immer im Auge behalten

werden.

Die Immunität

Wie lange kann von dem Vorhan-

densein von maternalen Antikörpern

ausgegangen werden?

Wie ist die Immunität der Herde?

Der Wirt

Welches Alter ist für die Erkrankung

empfänglich?

Diagnostik

Welche Tests sind vorhanden?

Wie sind die Spezifi tät und die Sen-

sitivität der möglichen Tests?

Impfstoffe

Welche Impfstoffe sind verfügbar?

Wie ist die Wirkweise der möglichen

Impfstoffe?

• Die Eradikation muss nach festen

Prinzipien durchgeführt werden.

Schutz vor neuen Erkrankungen, Si-

cherstellen einer guten Biosecurity,

seuchenhygienische Absicherung des

Betriebes.

Bestimmung der Herdenimmunität.

Übertragungswege sollen minimiert

oder unterbrochen werden, um die

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Bei der Beschreibung der Durchfüh-

rung müssen z. B. alle Betriebsbe-

sonderheiten beachtet werden, um

den Erfolg zu gewährleisten. Wird

z. B. eine Futtermedikation in einem

Betrieb mit ausschließlicher Flüssig-

fütterung durchgeführt, so muss das

geeignete Medikament gewählt und

auf Schmackhaftigkeit und Verlust in

der Dosierung durch die Flüssigfüt-

terung geachtet werden. Bei Fest-

fütterung muss gewährleistet sein,

dass 100 % des Medikamentes im

Tier ankommen. Dies kann sich z. B

bei kranken Tieren oder zur Zeit der

Abferkelung oder beim Absetzen

usw. als problematisch erweisen.

Die Prinzipien und das Eradikati-

onsprotokoll müssen 100%ig ein-

gehalten werden und nicht nur

der größte Teil davon. Wenn z. B.

ein Hauptpunkt ist, dass alle Tiere

mit einem Antibiotikum behandelt

werden sollen, sei es über Injekti-

on oder über Futtermedizinierung,

dann heißt das, dass auch wirklich

alle Tiere in einem genau definierten

Zeitraum das Antibiotikum injiziert

bekommen oder alle Tiere 100 %

des Fütterungsmedikament im ent-

sprechenden Zeitraum aufnehmen

müssen.

Wie fällt die Kosten-Nutzen-Analyse

der einzelnen Modelle aus?

Basierend auf diesen Grundlagen hat PIC

Deutschland in den letzten zehn Jahren in

vielen Betrieben vorrangig PRRS, EP und

Räude eradikiert. Beginnend 1999 in einem

Ebernukleusbetrieb mit der Sanierung von

PRRS durch eine partielle Räumung des Flat-

decks, indem drei Wochen Ferkel außerhalb

des Betriebes abgesetzt wurden (siehe PIC-

Spiegel-Sonderdruck, November 2000) über

viele Sanierungen auf PRRS, EP und Räude in

großen Kundenbetrieben im Osten ebenfalls

mittels partieller Depopulation des Flatdecks

(siehe DLZ 1/2007). Ein neues, aktuelles Pro-

jekt ist die Mykoplasmensanierung der Eber-

nukleusbetriebe Wulkow und Süderdeich.

Auch in anderen europäischen Ländern

und in den USA wird die Eradikation von

wirtschaftlich wichtigen Schweinekrank-

heiten verstärkt durchgeführt, um sowohl im

Zucht- aber auch im Endstufenbereich mit

dem höchsten Gesundheitsstatus arbeiten

zu können.

Wichtig bei der Durchführung sind die Ein-

haltung der erwähnten Prinzipien und die Er-

stellung eines für jeden Betrieb spezifi schen

Sanierungsplanes.

Sollten Sie Fragen zur Sanierung Ihres Be-

triebes bezüglich spezifi scher Erreger ha-

ben, so stehen wir Ihnen gerne mit Rat und

Tat zur Seite. (DKS)

An alle Möglichkeiten und Besonder-

heiten muss gedacht werden.

Will der Betrieb beispielsweise zur

gleichen Zeit aufstocken, muss der

Tierfl uss eventuell neu oder anders

durchgeführt werden.

Besteht die Möglichkeit, durch die

Eradikation des bestimmten Er-

regers gleichzeitig andere Erkran-

kungen ebenfalls zu eradikieren,

muss das Protokoll oft nur geringfü-

gig verändert werden.

Aus den vorhandenen Eradikations-

modellen muss das Optimum ausge-

wählt werden. Sind alle Möglichkeiten

in Betracht gezogen worden? Z. B.

Isoweanverfahren und/oder medizi-

niertes Frühabsetzen.

Medizinieren und Impfen.

Partielle Depopulation, z. B. des

Flatdecks.

Totale Depopulation und Repopu-

lation des Bestandes mit entspre-

chenden Leerstehzeiten.

Untersuchung auf den zu eradikie-

renden Erreger, Entfernen der posi-

tiven Tiere und erneutes Testen.

Zeitweise Schließen der Herde.

Sonstige Verfahren.

Wie hoch sind die Chancen der einzel-

nen Modelle, erfolgreich zu sein?

Vor- und Nachteile verschiedener Roh-

faserquellen

In der Schweinefütterung werden als Roh-

faserquellen überwiegend Nebenprodukte

der Mühlenindustrie oder auch der Zucker-

herstellung eingesetzt. Je nach Ausgangs-

material variiert der Rohfaseranteil dieser

Materialien stark und schwankt zwischen

10 und 35 %. Zudem können diese Kompo-

nenten unerwünschte Stoffe wie z. B. Myko-

toxine enthalten. Dadurch besteht ein nicht

unerhebliches Risiko für die Gesundheit und

letztendlich auch für das Leistungsvermö-

gen, insbesondere bei Schweinen. Rohfaser

schnitzel) wird der Kot schmieriger. Tiere

und Buchten sind stärker verschmutzt, die

Tiere rutschen und entwickeln Auffälligkeiten

im Fundament. Im Bereich der Jungsauen-

aufzucht oder auch bei verschiedenen „Wel-

fare“-Futtermischungen’ ist dieser Zusam-

menhang deutlich zu beobachten.

Rohfaserkonzentrate in der Schweine-

fütterung

Inzwischen bieten verschiedene Futtermittel-

hersteller Rohfaserkonzentrate an, die durch

verschiedene physikalische und chemische

Prozesse auf der Basis von Holz hergestellt

werden. Diese sind ist frei von Mykotoxinen

und liegen in einer homogenen, standardi-

sierten Qualität vor. Diese Konzentrate haben

in der Regel ein hohes Wasserbindungsver-

mögen (ca. 800 %) und führen dadurch zu

einem schnellen und vor allem lang anhal-

tenden Sättigungsgefühl bei Sauen. Durch

die bessere Ruhe der Sauen und der damit

verbundenen geringeren Ausschüttung von

Ausreichend Rohfaser im Sauenfutter,

neue Komponenten führen zum ErfolgFUTTERECKE

ist chemisch gesehen keine einheitliche Sub-

stanz, sondern ein Gemisch vieler verschie-

dener Stoffgruppen. Pentosane und Pektine

können für antinutritive Effekte verantwortlich

gemacht werden. Dadurch wird die Zähfl üs-

sigkeit (Viskosität) des Verdauungsbreis er-

höht und durch eine schlechte Vermischung

des Futterbreis mit Verdauungsenzymen die

Verdaulichkeit der Nährstoffe reduziert, das

Leistungsvermögen der Tiere entsprechend

vermindert. Durch diesen Zusammenhang,

aber auch wenn Rohfaserquellen noch nen-

nenswerte Zuckermengen mit in die Ration

bringen (z. B. durch melassierte Trocken-

Die Bedeutung der Rohfaser auf Darmgesundheit, Verdauungsmotilität und Wohl-

befi nden beim Schwein ist unbestritten. Vor allem hinsichtlich einer geregel-

ten Verdauung sollen nicht nur eine entsprechende Futtermenge, sondern auch

ausreichend quellfähige und hygienisch einwandfreie Rohfaser zugeführt werden.

Die Wirkung der Rohfaser geht jedoch weit über die Sättigungswirkung hinaus.

So gilt die fördernde Wirkung auf die Darmperistaltik, die stimulierende Wirkung

auf günstige Mikroorganismen und die Bindung von schädlichen Substanzen als

gesundheitsfördernd.

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PIC-Spiegel – Kundenzeitschrift der PIC Deutschland GmbH

Ratsteich 31 · D-24837 Schleswig

Tel.: 04621/543-0 · Fax: 04621/54336

Abonnement kostenlos für Ferkelerzeuger, Mäster und

andere Fachleute aus Beratung, Vermarktung und

Forschung.

Nachdruck mit Quellenangabe gestattet bei

Belegzusendung an die Redaktionsanschrift.

Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Walter Vaitiekunas;

Chefredakteurin: Barbara Berger

Gesamtherstellung: Schmidt & Klaunig, Kiel

Impressum

Stresshormonen (z. B. Adrenalin) konnte in

Versuchen eine Verbesserung der Abferkel-

rate und auch der Anzahl lebend geborener

Ferkel erzielt werden. Der Einsatz dieser re-

lativ neuen Komponente führt im Gegensatz

zum Einsatz von Trockenschnitzeln nicht zu

einem Anstieg des Insulins, dementspre-

chend kann das Progesteron (auch Trächtig-

keitsschutz-Hormon genannt) seine Funkti-

on besser entfalten.

Aufgrund des hohen Rohfaseranteils von

ca. 70 % Rohfaser reichen bereits ge-

ringe prozentuale Mischungsanteile aus,

um die gewünschten Rohfaseranteile in

der Ration zu erreichen. Dadurch ergeben

sich mehr Möglichkeiten in der Rations-

gestaltung für Protein- und Energieträger,

wichtige Voraussetzung für nährstoffdichte

Mischungen für säugende Sauen. Diese

neuartigen Rohfaserkonzentrate enthalten

praktisch keine Mineralstoffe. Sie führen

somit nicht zu einer Verschiebung des

Anionen-Kationen-Gleichgewichtes und

zu einem unerwünschten Anstieg des pH-

Wertes im Urin der Sauen. Da sie im Ge-

gensatz zu Kleien auch kein Phosphor ent-

halten, sind sie ein idealer Rationspartner

• in Geburtsvorbereitungsmischungen mit

1 bis 2 %

• im Laktationsfutter mit 0.5 bis 1 %

eingesetzt werden.

Gesetzliche Rahmenbedingungen schreiben

Rohfaseranteile vor:

In der aktuellen Schweinehaltungsverord-

nung (Stand 22.10.2006; § 25) ist vorge-

schrieben, dass tragende Jungsauen und

Sauen bis zu eine Woche vor dem erwar-

teten Abferkeltermin mit einem Alleinfutter

mit mindestens 8 % Rohfaser in der Trocken-

substanz oder alternativ so zu versorgen

sind, dass die Aufnahme von mindestens

200 g Rohfaser pro Tag sichergestellt ist.

8 % Rohfaser (entspricht ca. 7 % bezogen

auf ein Futter mit einer Trockensubstanz von

88 %) in einer „unbedenklichen Form“ in ei-

ner Ration bereitzustellen, ist keine einfache

Aufgabe, wird aber mit dieser relativ neuen

Komponente erheblich erleichtert.

Mit diesem Beitrag soll aber zusätzlich ein

Denkanstoß gegeben werden, dass es sich

bei der Rohfaser nicht um einen Inhaltsstoff

mit ausschließlich negativen Auswirkungen

auf den Tierorganismus handelt (z. B. sin-

kende Verdaulichkeit), sondern dass durch

den gezielten und gesteuerten Einsatz nach-

vollziehbare positive Effekte erreicht werden

können. Durch diese positiven Effekte (Ab-

ferkelrate, Geburtsverhalten, MMA-Häufi g-

keit) können gewisse Mehraufwendungen

im Futter schnell relativiert werden. Bei der

Fütterung von Zuchttierbeständen darf die

erste Frage nicht lauten: was kostet denn

das; es muss vielmehr gefragt werden: Was

bringt es mir.

In Tabelle 1 fi nden Sie einige Beispielsrati-

onen für Eigenmischer. Die Prinzipien lassen

sich aber auch ohne Probleme auf Zukauf-

mischungen übertragen.

Insgesamt muss der Komponentenmarkt

intensiv beobachtet werden, ob durch inno-

vative Produkte das Leistungsvermögen und

die Leistungssicherheit der Tierbestände

weiter ausgebaut werden können. (DEK)

gerade auch in RAM-Futtermischungen.

Nichts ist im Abferkelbereich problema-

tischer als eine Verstopfung vor oder nach

der Geburt der Ferkel. Durch das hohe Was-

serbindungs- und Quellvermögen wird die

Darmperistaltik angeregt, den Futterbrei im

Darmbereich rasch weiter zu transportieren

und den Kot auszuscheiden. Durch die un-

löslichen Faseranteile werden auch den Tier-

organismus belastende Stoffwechselpro-

dukte ausgeschieden, weiterhin verbessert

sich die Kotkonsistenz. Der Geburtsvorgang

wird erleichtert, die MMA-Häufi gkeit ist redu-

ziert.

Auf Holz basierende Rohfaserkonzentrate

können als alleinige Rohfaserquelle, aber

auch in Kombination mit anderen Rohfaser-

trägern, wie z. B. Rübenschnitzel oder Ap-

feltrester eingesetzt werden. Hier liegt dann

ein optimales Verhältnis von löslicher und

unlöslicher Faser vor.

Derartige Rohfaserkonzentrate können

• in der rationierten Fütterung tragender

Sauen mit 1 bis 3 %

• in der Sattfütterung tragender Sauen mit

4 bis 6 %

Tabelle 1: Beispielrationen für die Einbeziehung von Rohfaserkonzentrat

Anteil in % in einer Ration für

Komponente tragende Sauen säugende Sauen

Gerste 50 68 35 35

Weizen 26 13 40 24,5

Mais 15

Weizenkleie 10 6

Rohfaserkonzentrat 3 3 1 1

Bierhefe 2

Öl 2 2

Sojaextraktionsschrot 6 7 18,5 19

Mineralfutter 3 3 3,5 3,5

Inhaltsstoffe (auszugsweise berechnet)

Energie, MJ ME 12,0 12,0 13,3 13,3

Protein, % 13,5 13,3 17,0 16,8

Rohfaser, % 7,0 7,0 4,8 4,6

Lysin, % 0,7 0,7 1,0 1,0

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