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Vorsicht bei Personen mit positiven Antikörpern Rauchen und Übergewicht können Rheuma entfachen Der Nachweis rheumaspezifischer Auto- antikörper im Serum zeigt zwar ein erhöhtes Risiko für eine rheumatoide Arthritis (RA) an, doch nur bei wenigen Patienten bricht die entzündliche Gelenkerkrankung tatsächlich aus. Ärzte der Universitätsklinik Amsterdam haben jetzt herausgefunden, dass mögli- cherweise der individuelle Lebensstil die Erkrankungswahrscheinlichkeit beeinflusst [Ann Rheum Dis 2012; online 27. Oktober; doi: 10.1136/annrheumdis-2012-202254]. An der kleinen prospektiven Studie betei- ligten sich 55 Patienten, die positiv auf IgM-Rheumafaktor (IgM-RF) und/oder An- tikörper gegen citrullinierte Proteine (APCA) getestet worden waren, aber trotz gründlicher Untersuchung zunächst keine Zeichen einer Gelenkentzündung aufwie- sen. 15 (27%) entwickel- ten binnen 13 Mona- ten eine Arthritis, die bei 14 Pati- enten die RA- Kriterien der europäischen Rheumaliga erfüllte. Mit 43% bzw. 38% war der Anteil der RA-Patienten unter den Rau- chern respektive Ex-Rauchern signifikant höher als unter Nie-Rauchern (5%). Aktive oder Ex-Raucher trugen damit ein 9,6-fach erhöhtes Arthritisrisiko. Als weiterer unabhängiger Risikofaktor er- wies sich ein Body-Mass-Index von 25 kg/m2 und mehr; er ging mit einem 5,6-fach höhe- ren Erkrankungsrisiko einher. Am stärksten gefährdet waren übergewichtige Raucher, die zu 60% binnen 27 Monaten an Arthritis erkrankten; bei normalgewichtigen Nie- Rauchern betrug diese Quote lediglich 2%. Die Autoren schließen daraus, dass Lebens- stiländerungen bei Menschen, die RF- und/ oder APCA-positiv sind, wichtige Konse- quenzen für die Entstehung einer RA haben können. Dies werde auch durch die Ergeb- nisse einer finnisches Präventionsstudie gestützt: Durch Ernährungsumstellung und Rauchstopp konnte dort die Inzidenz nicht nur von kardiovaskulären Erkrankungen, sondern auch der rheumatoiden Arthritis gesenkt werden. Dr. Beate Schumacher © blickwinkel/imago Ein ungesunder Lebensstil kann bei disponierten Menschen die Entwicklung einer rheumatoiden Arthritis fördern. © Olegator/shutterstock Schwieriger Rollenwechsel Ärzte schämen sich, wenn sie krank sind Wie fühlen sich Ärzte, wenn sie selbst zum Patienten werden? Eine qualitative Studie in Großbritannien hat untersucht, wie kranke Kollegen diesen Rollenwechsel bewältigen [BMJ Open 2012; 2: e001776]. Die teilnehmenden Mediziner im Alter von 27–67 Jahren waren im vorangegangenen Jahr mindestens sechs Monate wegen körperlicher und/oder psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig gewesen. Viele der befragten Ärzte definierten ihre Person hauptsächlich über ihre Arbeit. Mit der Krankheit änderte sich die eigene Identität, die ohne den täglichen Patientenkontakt immer mehr zu verschwinden drohte. Die kranken Kollegen fühlten sich oft einsam und traurig oder beklagten negative Reaktionen der Familie und Freunde. Durch die Kollegen erfuhren die kranken Ärzte zum Teil wenig Unterstützung und fürchteten sich deshalb vor ablehnenden Reaktionen bei ihrer Rückkehr an den Arbeitsplatz. Oft neigten sie dazu, sich selbst die Schuld für ihre gesundheitliche Situation zu geben. Ei- nige empfanden Scham und Selbstzweifel oder fühlten sich als Versager. Fazit der Autoren: Mediziner sollten lernen zu akzeptieren, dass auch sie nicht unverwundbar sind. Diese Einsicht mache es leichter, im Fall einer Erkrankung geeignete Bewältigungsstra- tegien zu entwickeln. Dr. Christine Starostzik Anzeige ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2012; 15 (6) 9

Rauchen und Übergewicht können Rheuma entfachen

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Vorsicht bei Personen mit positiven Antikörpern

Rauchen und Übergewicht können Rheuma entfachen

— Der Nachweis rheumaspezifischer Auto-antikörper im Serum zeigt zwar ein erhöhtes Risiko für eine rheumatoide Arthritis (RA) an, doch nur bei wenigen Patienten bricht die entzündliche Gelenkerkrankung tatsächlich aus. Ärzte der Universitätsklinik Amsterdam haben jetzt herausgefunden, dass mögli-cherweise der individuelle Lebensstil die Erkrankungswahrscheinlichkeit beeinflusst [Ann Rheum Dis 2012; online 27. Oktober; doi: 10.1136/annrheumdis-2012-202254].An der kleinen prospektiven Studie betei-ligten sich 55 Patienten, die positiv auf IgM-Rheumafaktor (IgM-RF) und/oder An-tikörper gegen citrullinierte Proteine (APCA) getestet worden waren, aber trotz gründlicher Untersuchung zunächst keine Zeichen einer Gelenkentzündung aufwie-

sen. 15 (27%) entwickel-ten binnen 13 Mona-

ten eine Arthritis, die bei 14 Pati-

enten die RA-Kriterien der europäischen

Rheumaliga erfüllte. Mit 43% bzw. 38% war der Anteil der RA-Patienten unter den Rau-chern respektive Ex-Rauchern signifikant höher als unter Nie-Rauchern (5%). Aktive oder Ex-Raucher trugen damit ein 9,6-fach erhöhtes Arthritisrisiko. Als weiterer unabhängiger Risikofaktor er-wies sich ein Body-Mass-Index von 25 kg/m2 und mehr; er ging mit einem 5,6-fach höhe-ren Erkrankungsrisiko einher. Am stärksten gefährdet waren übergewichtige Raucher, die zu 60% binnen 27 Monaten an Arthritis erkrankten; bei normalgewichtigen Nie-Rauchern betrug diese Quote lediglich 2%.Die Autoren schließen daraus, dass Lebens-stiländerungen bei Menschen, die RF- und/oder APCA-positiv sind, wichtige Konse-quenzen für die Entstehung einer RA haben können. Dies werde auch durch die Ergeb-nisse einer finnisches Präventionsstudie gestützt: Durch Ernährungsumstellung und Rauchstopp konnte dort die Inzidenz nicht nur von kardiovaskulären Erkrankungen, sondern auch der rheumatoiden Arthritis gesenkt werden. Dr. Beate Schumacher

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Ein ungesunder Lebensstil kann bei disponierten Menschen die Entwicklung einer rheumatoiden Arthritis fördern.

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Schwieriger Rollenwechsel

Ärzte schämen sich, wenn sie krank sind

— Wie fühlen sich Ärzte, wenn sie selbst zum Patienten werden? Eine qualitative Studie in Großbritannien hat untersucht, wie kranke Kollegen diesen Rollenwechsel bewältigen [BMJ Open 2012; 2: e001776]. Die teilnehmenden Mediziner im Alter von 27–67 Jahren waren im vorangegangenen Jahr mindestens sechs Monate wegen körperlicher und/oder psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig gewesen. Viele der befragten Ärzte definierten ihre Person hauptsächlich über ihre Arbeit. Mit der Krankheit änderte sich die eigene Identität, die ohne den täglichen Patientenkontakt immer mehr zu verschwinden drohte. Die kranken Kollegen fühlten sich oft einsam und traurig oder beklagten negative Reaktionen der Familie und Freunde. Durch die Kollegen erfuhren die kranken Ärzte zum Teil wenig Unterstützung und fürchteten sich deshalb vor ablehnenden Reaktionen bei ihrer Rückkehr an den Arbeitsplatz. Oft neigten sie dazu, sich selbst die Schuld für ihre gesundheitliche Situation zu geben. Ei-nige empfanden Scham und Selbstzweifel oder fühlten sich als Versager. Fazit der Autoren: Mediziner sollten lernen zu akzeptieren, dass auch sie nicht unverwundbar sind. Diese Einsicht mache es leichter, im Fall einer Erkrankung geeignete Bewältigungsstra-tegien zu entwickeln. Dr. Christine Starostzik

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ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2012; 15 (6) 9