15
DAS HANDBUCH FÜR PERFEKTE BILDQUALITÄT IM RAW-FORMAT Raw Ultimate Guide - Serie Fotografie BELICHTUNG FARBE DETAIL MEISTER DES RAW-FORMATS

Raw

Embed Size (px)

DESCRIPTION

 

Citation preview

Page 1: Raw

DAS HANDBUCH FÜR PERFEKTE BILDQUALITÄT IM RAW-FORMAT

RawUltimate Guide - Serie Fotografie

BELICHTUNG FARBE DETAIL MEISTER DES RAW-FORMATS

Page 2: Raw

2 RAW

Wahrscheinlich sind Sie beim Blättern durch die verschachtelten Menüs Ihrer Kamera schon einmal auf die Option des Speicherns im

Raw-Format gestoßen. Falls Ihnen die Bedeutung dieser Option noch unbekannt ist, wollen wir kurz erklären, was es damit auf sich hat: Das englische Wort „Raw“ ist keine Abkürzung, sondern bedeutet ganz einfach „roh“ und bezieht sich auf die Bilddaten – die „Rohdaten“ also. Das bedeutet, es handelt sich um ein Bildformat, in dem sämtliche Daten, die der Kamerasensor aufgenommen hat, unverarbeitet auf die Speicherkarte geschrieben werden. Es findet keine kamerainterne Bildbearbeitung statt. Betrachten Sie die Raw-Datei einfach als das Negativ, dass in den Zeiten der Analog-Fotografie von der Kamera auf Film gebannt wurde. Ein positives Bild bekam man erst, wenn man in der Dunkelkammer aus dem Negativ einen Papierabzug hergestellt hatte. Analog dazu muss aus der Raw-Datei durch ein digitales Bildverarbeitungsverfahren, beispielsweise mit Photoshop oder mit Lightroom, ein Bild erzeugt werden, dass

dann ohne Bearbeitungssoftware betrachtet werden kann. Man könnte Raw-Dateien also als ‚digitale Negative’ bezeichnen.Die meisten professionellen Fotografen, insbesondere Landschaftsfotografen, ziehen es vor, ihre Bilder im Raw-Format zu speichern, denn es gibt Ihnen, verglichen mit dem JPEG-Format, mehr Flexibilität und mehr kreatives Potenzial in der Nachbearbeitung. Die rohen Bilddaten können verändert werden, beispielsweise durch verlustfreies Schärfen, Änderungen des Weißabgleichs und sogar durch nachträgliche Belichtungskorrekturen. Solche Anpassungen sind bei anderen Bildformaten zwar auch möglich, aber nur mit hohem Arbeitsaufwand, wobei meist auch noch die Qualität des endgültigen Fotos leidet. Gleichwohl hat auch das Raw-Format bestimmte Nachteile gegenüber anderen Formaten, sodass Sie abwägen müssen, welche Vorteile für Sie wichtig sind bzw. welche Nachteile Sie in Kauf nehmen wollen, bevor Sie sich für ein Speicherformat entscheiden. Sehen wir uns also die Vor- und Nachteile etwas genauer an.Daniel Lezano, Redakteur

Holen Sie die verborgenen Details Ihrer Bilder hervor

Raw optimal nutzen

Adobe Denkt man an digitale Bildbearbeitung, denkt man automatisch an Adobe; die Software aus diesem Haus hat einen guten Ruf aufgrund ihrer Funktionalität, Zuverlässigkeit und Praxistauglichkeit. Ganz nebenbei gehört dazu auch eins der besten Raw-Bearbeitungsprogramme: Adobe Camera Raw. Es ist Teil von Photoshop und Lightroom, und auch Elements 13 enthält eine abgespeckte Version, um den Einstieg in die digitale Bildbearbeitung zu vereinfachen. Lightroom und Elements können immer noch als Standalone-Programme gekauft werden, der Preis liegt bei etwa 100 €, doch Sonderangebote liegen häufig stark darunter. Eine Alternative dazu ist das Abonnement der sogenannten Adobe Creative Cloud, soll heißen: Lightroom und Photoshop im Monats-Abo. Der Vorteil besteht darin, dass Sie sich um Updates und die Fähigkeit, auch neueste Raw-Formate bearbeiten zu können, keine Sorgen zu machen brauchen. Näheres finden Sie unter www.adobe.com/de/creativecloud/photography.html.

Alternativen zu Adobe „DxO OpticsPro“ gibt es in zwei Versionen: „Essential“ für etwa 100€ und „Elite“ für etwa 200€. Beide bieten eine automatische Raw- und JPEG-Bildbearbeitung. Die Elite-Version enthält zusätzlich fortgeschrittene Funktionen zur Rauschreduzierung. Beide Versionen kommunizieren problemlos mit Adobe Lightroom. Näheres finden Sie unter http://www.dxo.com/de/fotografie/foto-software/dxo-opticspro.Eine weitere Alternative ist „Capture One Pro 8“ von Phase One zum Preis von 229€. Es handelt sich um einen professionellen RAW-Konverter, der die bestmögliche Bildqualität aus über 300 High-End-Kameras herausholt; Es ist zweifellos eines der besten Raw-Bildbearbeitungsprogramme, die Sie bekommen können. Einzelheiten finden Sie unter www.phaseone.com.

Software der KameraherstellerJede neue DSLR wird mit der herstellereigenen Raw-Bearbeitungssoftware ausgeliefert. Diese reicht völlig aus, um RAW-Dateien zu konvertieren und grundlegende Anpassungen vorzunehmen, doch viele Fotografen ziehen umfangreichere Programme von dritter Seite vor. Herstellereigene Raw-Bildbearbeitungssoftware kann problemlos in Kombination mit freien Bildbearbeitungsprogrammen wie „Gimp“ – www.gimp.org – und „Google Picasa“ – www.google.com/intl/de/picasa/ – verwendet werden. Damit lassen sich komfortabel automatische Anpassungen vornehmen. Beide Programme enthalten außerdem Werkzeuge für die Feinarbeit sowie Voreinstellungen für kreative Effekte. Deswegen sind sie für Einsteiger, die noch nicht wissen, ob sie sich längere Zeit für die Bildbearbeitung begeistern werden, eine gute Alternative, denn so riskieren sie keinen finanziellen Verlust.

RAW-BEARBEITUNG Welche Software gibt es?

Raw-Bearbeitung direkt vor OrtObwohl eine detaillierte Bildbearbeitung am besten zu Hause am PC geschieht und nicht per Smartphone oder Tablet, gibt es doch Situationen, in denen es sinnvoll sein kann, eine RAW-Datei direkt nach der Aufnahme zu bearbeiten und beispielsweise – über welchen Kanal auch immer – ins Internet zu stellen.

Photogene 4Hier handelt es sich um eine populäre App für Smartphones, die einen Bild-Editor sowie die nötigen Werkzeuge

enthält, um RAW-Dateien in das TIFF-Format zu konvertieren, damit sie hochgeladen werden können.

pirawnhaDies ist ein Programm für das iPad, mit dem RAW-Dateien bearbeitet und ins JPEG-Format konvertiert werden,

wobei die Original RAW-Datei unverändert bleibt.

PhotoRaw Damit können auch größte Raw-Dateien bearbeitet werden, wobei die Darstellung 1:1 erfolgt, also in

Originalgröße. Das erlaubt ein Bearbeiten kleinster Bilddetails, auch wenn Sie nicht am heimischen Computer sitzen.

Page 3: Raw

RAW 3

Argumente für Raw

1WESENTLICH MEHR BILDINFORMATION Das Raw-Format enthält wesentlich mehr

Bilddaten, die in den Lichtern und Tiefen verborgen sind; wenn Sie also versehentlich über- oder unterbelichtet haben, können Sie diese Bilddetails problemlos wieder hervor holen. Beim JPEG-Format ist das nicht möglich.

2NICHT-DESTRUKTIVES BEARBEITEN Alle Änderungen, die an einer Raw-Datei

vorgenommen werden, sind nicht-destruktiv und können deswegen rückgängig gemacht werden. Die Änderungen werden erst beim Export und beim Speichern als JPEG- oder TIFF- Datei endgültig vorgenommen. Die Original Raw-Datei wird jedoch auch dabei nicht verändert.

3HÖHERE DETAILTREUE Aufgrund der enormen Datenmenge in einer

unverarbeiteten Raw-Datei, ist der Spielraum, den Sie zur Bearbeitung von Klarheit und Schärfe haben, viel größer; Sie können selektive Belichtungskorrekturen und Farbänderungen vornehmen, ohne dass die Bildqualität darunter leiden würde.

4MAXIMAL MÖGLICHE BILDQUALITÄT Grundsätzlich ist es das Ziel jeder Bildbearbeitung,

die visuelle Qualität und damit den Eindruck, den das Bild auf den Betrachter macht, zu verbessern. Wenn Sie im JPEG-Format fotografieren, überlassen Sie jedoch sehr viele der möglichen Einflussfaktoren, die ein Bild verbessern könnten, der Technik Ihrer Kamera. Deswegen bleiben Ihnen zwangsläufig weniger eigene Möglichkeiten der Nachbearbeitung übrig. Das ist das wohl stärkste Argument für das Raw-Format

5WIRKLICHKEITSTREUE FARBKORREKTUR Eine der größten Vorteile des Raw-Formats ist die

Fähigkeit der Farbkorrektur. Wenn Sie bei Mischlicht fotografieren oder versehentlich den Weißabgleich falsch eingestellt hatten, können Sie die daraus resultierenden Bildfehler problemlos in der Nachbearbeitung der Raw-Datei korrigieren

HELEN

DIXO

N

MEHR ZUM THEMA

Der ultimative Ratgeber zu Photoshop Alles über Bildbearbeitung mit Adobe Photoshop CC und Elements. Einführung

in Bedienoberfläche und alle wichtigen Funktionen von Menüs, Werkzeugen und Arbeitsbereichen. Praktische Beispiele und Schritt-für-Schritt-Anleitungen

helfen beim Auswählen, Maskieren und Reparieren, Füllen, Malen und beim Farb-Tuning Ihrer Bilder. Fotografieren Sie im RAW-Format und profitieren Sie

von nicht-destruktiven Fehlerkorrekturen und kreativen Effekten.Bestellen:

www.ultimateguide.de/shop/index.php/photoshop-fur-fotografie-feb-2014.html

Digitale Fotografie Landschaften und OutdoorDiese Ausgabe enthält viele Tipps und Tricks zu zeitlosen Naturmotiven wie Sonnenuntergängen, Nebellandschaften, Wasserfällen und mehr; außerdem

behandelt es die Schwarzweiß-Fotografie. Wir stellen ausführlich die besten Werke unserer Leser vor und präsentieren eine Galerie des Al Thani-Fotowettbewerbs. Ergänzt wird die Ausgabe durch Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die digitale

Nachbearbeitung Ihrer Bilder, diesmal mit dem Schwerpunkt „Raw-Meisterklasse“.Bestellen:

www.ultimateguide.de/shop/index.php/digitale-fotografie-themen-okt-2013.html

www.digitale-fotografi e-magazin.de Nr. 17/2013 Okt-Dez 2013

Deu

tsch

land

: EU

R 9

,90

Öst

erre

ich:

EUR

11,

-S

chw

eiz:

CH

F 15

,-LU

/BE

EUR

11,

50

Digit

ale

Digit

ale

Digit

ale

Foto

grafi

e

Schlechtes Wetter?Gibt es nicht!

So nehmen Sie fl ießendes Wasser am besten auf

Lichtspiele beiTag und Nacht

So nutzen Sie das beste Licht des Tages

Foto

grafi

e

Digitale Fotografi e

Die Magie der goldenen Stunde

Raw-Fotogra� e: Die Meisterklasse

Unser Ratgeber für großartige

Winteraufnahmen

Ob Wasserfall, Meeresbrandung oder

friedlicher Bach

Themen

LANDSCHAFTEN &OUTDOOR

001 Outdoor copy 4(2).indd 1 06/09/2013 09:15

NEU!

ALLES FÜR DIE BEARBEITUNG & VERBESSERUNG IHRER DIGITALFOTOS!

Der ultimative Ratgeber zu

BEHERRSCHEN SIE PHOTOSHOPBEHERRSCHEN SIE PHOTOSHOPBEHERRSCHEN SIE PHOTOSHOPCS & ELEMENTSVOLL MIT BILDBEARBEITUNGS-TIPPS VON EXPERTEN, EINSCHLIESSLICH... RAW / EBENEN / FILTER / WERKZEUGE / EINSTELLUNGEN & MEHR!

50+SCHRITT-FÜR-SCHRITT-

ANLEITUNGEN FÜR PHOTOSHOP

Deutschland: EUR 9,99

Österreich:EUR 11,-Schweiz:CHF 19,-

LU/BEEUR 11,50Nr. 8/2014 Marz-Mai 2014

Als Bonus: Gratis Digitalausgabe mit 50 Fotoprojekten

• ULTIMATE GUIDE TECHNOLOGY •

001_Pshp v5 COVER front.indd 1 18/02/2014 11:39

Ultimate Guide - Serie Fotografie Raw

Page 4: Raw

Das Raw-Format bietet etliche Vorteile, allerdings auch ein paar Nachteile, die nicht verschwiegen werden sollen. Ein großer Vorteil ist, dass die Speicherung von Bildern im Rohdatenformat Ihnen mehr Spielraum bei der Bearbeitung und somit mehr Einfluss auf das endgültige Bild gibt. Das JPEG-Format ist nur ein vergleichsweise kleiner Teil von einer Raw-Datei, da die Kamera nach der Aufnahme umfangreiche Anpassungen am Bild vornimmt, wie z. B. Nachschärfen, Kontraste verbessern und bestimmte Bildstile anwenden. Alle Bilddaten, die für diese kamerainternen Prozesse nicht benötigt werden, werden als überflüssige Information angesehen und vor dem Schreiben auf die Speicherkarte gelöscht.

Demgegenüber enthält eine Raw-Datei bis zu sechsmal mehr Bildinformationen, was schon verdeutlicht, wie viel mehr Möglichkeiten der Nachbearbeitung Sie damit haben, die das JPEG-Format mangels Bilddaten nicht erlaubt. Sie können sich Raw-Dateien auch als Ölgemälde vorstellen, bei denen die Farbe noch nicht trocken ist. Wenn Sie einen

Teil des Bildes verändern wollen, können Sie das ganz einfach mithilfe eines Pinsels direkt auf der noch nassen Farbe tun. Ein JPEG-Bild hingegen ist vergleichbar mit einem Ölgemälde, das bereits getrocknet ist. Wenn Sie hier dieselbe Änderung vornehmen wollen, müssen Sie viel mehr Aufwand treiben, und oft sind gar keine Änderungen mehr möglich.

Die Vorteile des Raw-Formats liegen also auf der Hand. Was aber sind

die Nachteile? Der größte liegt ebenfalls auf der Hand: da

Raw-Dateien viel mehr Daten als JPEG-Dateien enthalten, sind sie erheblich größer. Ein Beispiel: Die Raw-Datei

einer Nikon D800 (dort heißt sie ‚NEF’) liegt in der

Größenordnung von etwa 48MB, die entsprechende JPEG

Datei bei nur 18MB. Das bedeutet, wenn Sie Raw-Bilder machen, brauchen Sie Speicherkarten von hoher Kapazität. Da auch die Verarbeitungszeit mit der Dateigröße zusammenhängt, ist auch ein leistungsstarker Prozessor erforderlich. Dasselbe gilt natürlich für die Hardware Ihrer Kamera, denn die CPU und der Pufferspeicher werden stärker belastet als bei JPEGs, sodass z. B. bei Bildserien

Raw verstehen

CAT

HER

INE M

AC

BR

IDE

Catherine MacBride„Als ich vor etlichen Jahren einem Fotoclub beitrat, war einer der ersten Ratschläge, die ich erhielt, im Raw-Format

zu fotografieren. Damals hatte ich keine Ahnung warum, befolgte den Rat aber trotzdem – erst später merkte ich, dass ich die Dateien mit meiner alten Bildbearbeitungssoftware gar nicht öffnen konnte. Das Problem ließ sich jedoch schnell lösen, indem ich mir Adobe Camera Raw anschaffte. Ich merkte bald, dass mir die unkomprimierten Raw-Daten viel mehr Freiheiten zur Bildbearbeitung gaben, verglichen mit dem, was die Kamera im JPEG-Format vom Originalbild übrig ließ.Da ich immer nur mit vergleichsweise geringen Bildermengen arbeite – etwa im Vergleich zu den Bildermassen, die ein Hochzeitsfotograf an einem einzigen Nachmittag produziert –, kann ich jedes einzelne Foto in Ruhe anpassen und sein volles Potenzial herausarbeiten. Diese kreative Freiheit ist mir so wichtig, dass für mich kein anderes Bilddateiformat in Frage kommt.“

4 RAW

Raw optimal nutzen

EINSICHTEN DES PROFIS

TIPPDas Raw-Format hat eine

große Fehlertoleranz bei Weißabgleich und

Belichtung, sodass Sie sich voll und ganz auf die Bildgestaltung konzentrieren können.

1

Page 5: Raw

BASIS-WERKZEUGE FÜR GRUNDLEGENDE BILDKORREKTUREN

die Anzahl der möglichen Einzelbilder einschränkt wird – besonders für Sport- und Tierfotografen ein wichtiges Kriterium.

Welches Format Sie wählen, ist also von der konkreten Aufnahme-Situation abhängig. Wenn Sie die optimale Qualität aus Ihren Fotos holen wollen, kommen Sie um das Raw-Format nicht herum.

Falls Ihnen jedoch Reaktions- und Verarbeitungsgeschwindigkeit wichtiger sind, dann bietet das JPEG-Format einen guten Kompromiss.

Häufig gestellte FragenWarum soll man im Raw- und gleichzeitig im JPEG-Format

speichern?Die meisten Kameras bieten die

Möglichkeit, Ihre Bilder gleichzeitig in beiden Formaten zu speichern.

Das ist sehr hilfreich, wenn Sie beginnen wollen, mit dem Raw-Format zu experimentieren, aber

Bewährtes beibehalten wollen. Der Speicherplatzbedarf vergrößert sich

dabei natürlich noch mehr.

Was kann man an einer Raw-Datei verändern?

Alles, das Sie auch an einer JPEG-Datei verändern könnten, aber in besserer Qualität. Sie können die

Belichtung justieren, ähnlich wie Sie das auch mit der Belichtungskorrektur der Kamera tun würden, Sie können den Weißabgleich kreativ einsetzen

und Sie können nachschärfen und das Bildrauschen reduzieren. Schärfenstiefe, Schärfepunkt und

Verschlusszeit müssen Sie natürlich auch beim Raw-Format schon vor der Aufnahme richtig eingestellt haben.

Wie schalte ich bei meiner Kamera das Raw-Format ein?

In der Regel geschieht das in den Einstellungen der Bildqualität, wofür

ein Untermenü im Menüsystem Ihrer Kamera vorhanden ist. Die

Formatoption stellen Sie auf „Raw“ oder „Raw+JPEG“. Einzelheiten dazu

finden Sie im Handbuch Ihrer Kamera.

Gibt es unterschiedliche Raw-Formate?

Fast alle Kamerahersteller haben ihr eigenes Raw-Format. Bei Canon heißt es „CR2“, bei Nikon „NEF“. Auf die Art und Weise der Bearbeitung haben diese Unterschiede aber keinen

Einfluss, der Arbeitsablauf ist für alle Raw-Formate gleich.

RO

SS HO

DD

INO

TT

Objektivkorrektur Wenn Sie mit einem Weitwinkelobjektiv

fotografiert haben, sollten Sie als erstes die Objektivkorrektur einstellen; das gilt sowohl für Lightroom als auch für ACR. In diesem Arbeitsschritt korrigieren Sie etwaige Tonnen- oder Kissenverzerrungen sowie unerwünschte Vignetten. Setzen Sie ein Häkchen bei „Objektivprofilkorrekturen aktivieren“, dann wählen Sie Ihr Objektiv aus dem Dropdown-Menü aus

Ausrichten-Werkzeug Gekippter Horizont? Kein Problem. Benutzen Sie das

Ausrichten-Werkzeug – in Lightroom heißt es Winkelwerkzeug – um dies zu korrigieren. An den Kanten wird aufgrund der erforderlichen Drehung des Bildes etwas von dessen Inhalt verloren gehen, deswegen sollten Sie diesen Schritt vor dem endgültigen Bildzuschnitt mit dem Freistellungswerkzeug vornehmen.

FreistellungswerkzeugDamit ändern Sie das Seitenverhältnis und

beeinflussen somit die Bildgestaltung. Sie können entweder die Seitenproportionen beibehalten, oder die Kantenlängen für Höhe und Breite einzeln einstellen. Beachten Sie aber, dass Sie bei unüblichen Bildabmessungen gegebenenfalls einen ebenso individuellen Bilderrahmen beschaffen müssen, falls Sie das Bild drucken und aufhängen wollen.

Zoom- und Hand-Werkzeug

Mit dem Zoom-Werkzeug vergrößern Sie einen beliebigen Bildausschnitt, um eine Detailansicht zu bekommen. Diese Funktion ist nützlich für Retuschen, sowie zur Beurteilung des Bildrauschens und der Bildschärfe. Um in dem vergrößerten Bild zu navigieren, verwenden Sie das Hand-Werkzeug.

1) Werden Sie kreativ und optimieren Sie die Farben Ihrer Bilder, indem Sie in Raw fotografieren und den Weißabgleich situationsgerecht anpassen.2) Qualität braucht Platz: Raw-Dateien sind größer, aber enthalten viel mehr Bilddetails.

RAW 5

Ultimate Guide - Serie Fotografie Raw

2

Page 6: Raw

Ein gewichtiger Grund zur Benutzung des Raw-Formats ist die Möglichkeit, nahezu jede Fehlbelichtung zu korrigieren. Wenn Sie ein JPEG-Foto um eine Blendenstufe über- oder unterbelichten, werden Sie es zwar sehr wahrscheinlich auch noch retten können, aber auf Kosten der Bildqualität. Ein Rad-Bild können Sie aber sogar um mehrere Blendensstufen über- oder unterbelichten und Sie können das Bild nicht nur retten sondern Sie werden die versteckten Details in den Tiefen und Lichtern wieder hervor holen und zusätzlich noch den Kontrast in den Mitteltönen verbessern. Alle Eingriffe, sind reversibel. Es ist wie in den Tagen des Negativfilms: wenn ein Papierabzug misslungen war, konnte man einen Neuen machen, ganz zu schweigen von den zahllosen weiteren Effekten, die sich anbringen ließen, ohne das Original zu beeinflussen. Raw-Dateien sind grundsätzlich „flach“, selbst wenn die Belichtung völlig richtig war. Sie werden den Kontrastregler und die Farbkurven bemühen müssen, um dem Bild Leben einzuhauchen. Die Einstellungen der Schieberegler in ACR wirken sich immer auf das gesamte Bild aus. Wollen Sie hingegen spezifische Bereiche gezielt bearbeiten, müssen Sie das in Photoshop tun, oder den Korrekturpinsel verwenden. Das schöne am Raw-Format ist die enorme Menge an Bildinformation, die zu einem fantastischen Dynamikumfang führt, der beim JPEG-Format

unter den Tisch fällt, weil die entsprechenden Daten gelöscht werden, noch bevor die Datei auf die Speicherkarte geschrieben wird. Da jede kürzere Belichtungsstufe die Lichtmenge der vorherigen Stufe halbiert, wird in den Tiefen nur noch wenig Bildinformation aufgezeichnet. Aus diesem Grund führt die bewusste Überbelichtung eines Rad-Bildes dazu, dass mehr Licht und demzufolge mehr Details aufgezeichnet werden, die erst durch die Anpassung der Belichtung in ACR sichtbar gemacht werden können

Belichtung

FehlerbehebungWas bedeuten die blinkenden blauen und

roten Bereiche in meinem Bild? Dabei handelt es sich um Warnsignale: die blauen Bereiche zeigen Ihnen, wo Details

in den Tiefen verloren gegangen sind, die roten Bereiche zeigen dasselbe für

die Lichter. Diese Warnsignale bedeuten, dass der Dynamikbereich die Grenzen des Histogramms überschreitet, sodass

Sie die vorhandenen Bilddetails mit ACR wiederherstellen müssen. Um die Warnfunktion zu aktivieren, klicken Sie

jeweils auf die beiden Dreiecke links und rechts oben im Histogramm-Fenster.

TO

M C

ALT

ON

Tom Calton „Für mich ist das Raw-Format unverzichtbar. Es gibt mir eine viel bessere Kontrolle über meine Fotos, und ich kann sie so bearbeiten, dass sie genau

meinen Vorstellungen entsprechen. Das bedeutet nicht nur einen größeren Kreativitätsspielraum, sondern erleichtert auch die direkte Arbeit mit der Kamera vor Ort, weil die Fehlertoleranz größer ist und ich mich besser auf das Motiv konzentrieren kann. Unter schwierigen Lichtverhältnissen muss ich für das JPEG-Format die Belichtung haargenau einstellen, sonst ist das Foto verdorben. Beim Raw-Format kann ich mir den Luxus leisten, die Feineinstellung der Belichtung erst nach der Aufnahme vorzunehmen. So kann ich mich besser auf die Schärfe und die Bildgestaltung konzentrieren und vorhandene Fehler in der Nachbearbeitung korrigieren. Die Flexibilität des Raw-Formats bietet mir sozusagen ein Sicherheitspolster. Oft lässt sich z. B. der Weißabgleich bei der Aufnahme schwer einschätzen. Hat man den im JPEG-Format vergeigt, ist das Foto unbrauchbar; im Raw-Format dagegen kann man ihn verlustfrei mit einem Mausklick korrigieren."

6 RAW

Raw optimal nutzen

EINSICHTEN DES PROFIS

1) Eine missratene Belichtung lässt sich in Raw leicht korrigieren.2) Die Power des Raw-Formats: Der enorme Dynamikumfang bewahrt die Details in Tiefen und Lichtern.

2

1

Page 7: Raw

HELEN

DIXO

N

BELICHTUNG / Werkzeuge

FarbkurveWenn Sie das Gravitationskurvenwerkzeug in Photoshop kennen, kommen Sie auch

mit diesem zurecht. Es ist praktisch dasselbe. Indem Sie die Form der Kurve verändern, beeinflussen Sie den Kontrast im gesamten Tonwertbereich. Mit den Reglern nehmen Sie gezielte Tonwertkorrekturen vor.

Gezielte AnpassungWenn das Arbeiten mit Reglern ihnen nicht intuitiv genug ist, wählen Sie das

Werkzeug „Selektive Anpassung“ aus der oben links befindlichen Werkzeugleiste. Damit können Sie Korrekturen durch Klicken und Ziehen im Bild vornehmen.

VerlaufsfilterMit diesem Werkzeug ziehen Sie eine Linie durch Ihr Bild um einen Verlauf zu

erzeugen, der sich auf die Parameter Belichtung, Kontrast, Helligkeit, Sättigung und Klarheit beziehen kann. Diese Funktion ist sehr gut geeignet, um den Himmel abzudunkeln.

BENUTZEROBERFLÄCHE / GrundeinstellungenDer produktivste Programmteil von Adobe Camera Raw: Der Arbeitsbereich „Grundeinstellungen“ deckt über 90% der erforderlichen Anpassungen an Belichtung und Kontrast ab. 1) BELICHTUNG Bewegen Sie den Schieberegler nach rechts, um die Belichtung zu erhöhen und nach links, um sie abzusenken. Orientieren Sie sich dabei am Histogramm.2) KONTRAST Ziehen Sie den Regler nach links, um den Kontrast abzusenken und nach rechts, um ihn zu erhöhen. Der Effekt bezieht sich überwiegend auf die Mitteltöne.3) LICHTER Ziehen Sie den Regler nach links, um Details in den Lichtern hervorzubringen oder nach rechts, um die Lichter aufzuhellen.4) TIEFEN Ziehen Sie den Regler nach rechts, um die Tiefen aufzuhellen und nach links, um sie abzudunkeln.5) WEISS Mit diesem Regler verschieben Sie den Grenzwert, ab dem die Lichter abgeschnitten werden. Ziehen Sie ihn nach links, reduzieren Sie die Zahl der Spitzlichter, ziehen Sie ihn nach rechts, können Sie bewusst spektakuläre Spitzlichter im Bild belassen.6) SCHWARZ Dieser Regler bezieht sich ausschließlich auf reines Schwarz, um dem Bild mehr Tiefe zu geben. Gehen Sie sehr behutsam mit ihm um, sonst verlieren Sie die gerade hervorgeholten Details.

1

2

3

4

5

6

RAW 7

Ultimate Guide Serie Fotografie Raw

TIPPUm Bildbereiche selektiv anzupassen,

können Sie in ACR auch den Korrekturpinsel benutzen. Mit dem

Schieberegler im Arbeitsbereich nehmen Sie die gewünschten

Einstellungen vor und wenden diese anschließend mit dem Pinsel auf die

gewünschten Bildbereiche an.

Page 8: Raw

EIN UNTERBELICHTETES FOTO WIRD MEIST ALS UNBRAUCHBAR ANGESEHEN. DARÜBER KANN SICH PORTRÄTFOTOGRAF DANI DIAMOND NUR WUNDERN, DENN UNTERBELICHTETE PORTRÄTS SIND SEIN MARKENZEICHEN. SEINE AUFNAHMETECHNIK FUNKTIONIERT ABER NUR IM RAW-FORMAT...

PORTRÄTS Dani Diamond

„Die Technik meiner Porträtfotografie ist fast dieselbe wie mit einem Blitzgerät: die Umgebung unterbelichten, um das Motiv

hervorzuheben. Der Unterschied besteht darin, dass ich nur mit natürlichem Licht arbeite und die gewünschte Belichtung erst manuell in der Nachbearbeitung herbeiführe. So erhalte ich eine ausgewogene Belichtung: Das Motiv hebt sich schön gegen den dunklen Hintergrund ab, und ich kann die Lichter auf der Haut präzise steuern, was sehr wichtig ist. Wenn jemand ein Foto betrachtet, wandert der Blick zuerst automatisch zum hellsten Bildbereich, und das ist auf meinen Porträts immer das Gesicht.„Gutes Licht ist entscheidend für meine Arbeitstechnik“ „Ich suche nach weichem, gerichtetem Licht und drehe das Gesicht der Person in diese Richtung. Ich

benutze die Mehrfeldmessung und die Zeitautomatik, wobei ich allerdings bis zu einer Stufe negative Belichtungskorrektur einstelle, je nachdem, was die Belichtungsmessung der Kamera ergibt. Dann mache ich ein Testfoto und schaue es mir genau an; wenn ich starke Lichter erkennen kann, stelle ich die Belichtung noch ein wenig dunkler ein. Mein Hauptaugenmerk gilt der Haut, ich möchte Sie eher dunkel abbilden und es sollen darauf keine Reflexionen zu sehen sein.Meine Bilder werden erst durch die Nachbearbeitung lebendig. Das Raw-Format nimmt unglaublich viele Details in den Tiefen auf, die ungleich viel einfacher wieder hervorzuholen sind, als aus Spitzlichtern. Wenn Sie sich meine Porträts anschauen und dann das Gesicht abdecken, werden Sie bemerken, dass der Rest des Fotos immer noch unterbelichtet ist. Doch wenn Sie die Hand wieder wegnehmen, zieht das Gesicht sofort die Aufmerksamkeit auf sich und das gesamte Bild kommt dem Betrachter völlig korrekt belichtet vor.“

Nach links belichten

Datei bearbeiten„Eine gemeinsame Formel für jedes Bild gibt es nicht. Ich beginne mit der Einstellung des Weißabgleichs und mit den Reglern für die Lichter und für das Weiß verstärke ich die Spitzlichter etwas. Dann hebe ich den Wert für die Klarheit etwas an, exportiere das Bild nach Photoshop und benutze Generationskurven- und die Tonwertkorrektur-Ebenen zum Abwedeln und Nachbelichten, wobei ich mich besonders auf die Konturen des Gesichts konzentriere. All diese Einstellungen nehme ich in kleinen Schritten vor und verteile diese auf mehrere Ebenen. So kann ich die Spitzlichter genau dort setzen, wo ich sie haben will. Auf diese Weise wird die Haut immer heller, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin.“

VORHER

NACHHER

IMA

GES: D

AN

I DIA

MO

ND

8 RAW

Raw optimal nutzen

Page 9: Raw

WENN SIE DIE DETAILS IHRES FOTOS MAXIMIEREN WOLLEN, SOLLTEN SIE SICH DIE ARGUMENTE VON PROFI-LANDSCHAFTSFOTOGRAF LEE FROST ANHÖREN: ER PLÄDIERT FÜR DIE ÜBERBELICHTUNG VON AUFNAHMEN – BEI SEINEN MOTIVEN GENAU DIE RICHTIGE WAHL.

LANDSCHAFTEN Lee Frost

„Der Grund, dass man in Raw fotografiert, ist so viele Bilddaten wie möglich zu bekommen, um die Bildqualität

optimieren zu können. Ich mache das, indem ich nach rechts belichte. Bei dieser Aufnahmetechnik wird zwar überbelichtet, jedoch ohne die Spitzlichter abzuschneiden. Das funktioniert, weil der Kamerasensor mehr helle als dunkle Farbabstufungen aufnehmen kann. Die Bilder sehen zunächst verwaschen aus, doch mit den Farbtonkurvenreglern von ACR ist das schnell behoben. Für ein „rechtslastiges“ Histogramm erhöhe ich die Belichtung eines Fotos in Drittel-

Blendensstufen, was ich durch positive Belichtungskorrektur erreiche, bis die Spitzlichter beginnen auszubrennen. Wenn man sehr schnell arbeiten muss, hat man nicht immer Zeit dafür, aber wenn doch, kann man damit den maximalen Dynamikumfang des Sensors ausnutzen.“Das Histogramm auf dem kleinen Kameramonitor richtig zu lesen, ist je nach den Umgebungslichtverhältnissen nicht immer einfach, deshalb sollte man die Spitzlichter-Warnung der Kamera aktivieren. Wenn es auf dem Monitor blinkt, wissen Sie, dass der Dynamikumfang überschritten wurde und Sie die Belichtung etwas zurücknehmen müssen, um keine Bilddaten zu verlieren.“

Nach rechts belichten

Datei bearbeiten„Jedes Foto muss in einer speziellen Raw-Software bearbeitet werden, damit die korrekte Belichtung herauskommt. Ich beginne mit dem Belichtungsregler oder der Gradationskurve, um die Bildinformation gleichmäßig im Histogramm zu verteilen, wobei ich den Schwerpunkt auf die rechte Seite lege. Sieht das Foto immer noch zu flach aus, bewege ich die Regler für die Lichter und Tiefen, um weitere Details aus diesen extremen Tonwertbereichen hervorzuholen oder den Kontrast weiter zu verstärken. Zum Schluss benutze ich den Dynamikregler in den Grundeinstellungen, um entsättigte Farben zu verstärken und ihnen wieder mehr Leuchtkraft zu geben.“

VORHER

NACHHER

IMA

GES: LEE FR

OST

RAW 9

Ultimate Guide - Serie Fotografie Raw

Page 10: Raw

Die Farben eines Bildes entscheiden über Erfolg oder Misserfolg. RAW-Dateien, direkt aus der Kamera und unbearbeitet, sehen meist flach und leblos aus; nach dem Anpassen der Belichtung sollte deshalb immer die Farbwirkung verbessert werden. Der große Vorteil von RAW-Dateien besteht darin, dass die erste und wichtigste Anpassung – nämlich der Weißabgleich – nicht die Bildqualität beeinträchtigt. Außerdem haben Sie bei der Farbbearbeitung von RAW-Dateien im Vergleich zu JPEGs wesentlich mehr Spielraum, ebenfalls ohne Qualitätsverluste. Sie können problemlos die Farbtöne und Farbsättigung für einzelne Bildbereiche individuell anpassen, oder Ihre Raw-Datei in Schwarzweiß konvertieren, indem Sie die Werkzeuge des Arbeitsbereichs HSL/Graustufen benutzen. Damit können Sie die Leuchtkraft einzelner Töne des Schwarzweißbildes anpassen. Deswegen ist es oft am besten, Ihr Bild bereits im Raw-Stadium nach Schwarzweiß umzuwandeln, anstatt später in Photoshop.

Farbsteuerung leicht gemacht

WeißabgleichDie Einstellung des Weißabgleichs in Adobe Camera Raw ist denkbar einfach, kann aber auf zwei verschiedenen Wegen erfolgen. Probieren Sie zuerst das Weißabgleich-Menü im Arbeitsbereich „Grundeinstellungen“: Es enthält alle üblichen Weißabgleich-Voreinstellungen, die Sie von der Kamera kennen. Zusätzlich gibt es die Option „Benutzerdefiniert“, mit der Sie den Weißabgleich mithilfe von zwei Reglern einstellen: ‚Farbtemperatur’ reguliert die Wärme des Fotos, ‚Farbton’ den Grün- oder Magenta-Anteil.

Für die zweite Methode müssen Sie einen Bildbereich finden, der ein neutrales Grau oder reines Schwarz bzw. reines Weiß aufweist. Anschließend erfolgt der Weißabgleich einfach durch einen Klick in den betreffenden Bereich

HSL/GraustufenHSL ist eine der mächtigsten

Funktionen von ACR, wenn es um die Feineinstellung der Farben geht, denn hier können Sie die Töne, Sättigung und Leuchtkraft jeder einzelnen Farbe separat einstellen. Nehmen Sie aber auf jeden Fall zuerst die Weißabgleich-Korrekturen vor, falls nötig.

GradationskurveDas Gradationskurven-Werkzeug wird eigentlich mehr mit der Belichtung als

mit Farben in Verbindung gebracht; dennoch können Sie damit den roten, grünen und blauen Farbkanal anpassen. Klicken Sie im Arbeitsbereich „Gradationskurve“ auf den Reiter „Punkt“, wählen Sie im Feld „Kanal“ den Farbkanal aus, den Sie anpassen möchten, und arbeiten Sie mit den Reglern.

Dynamik und SättigungEs gibt einen grundsätzlichen Unterschied zwischen den Parametern Sättigung und Dynamik: Sättigung verstärkt alle im Bild existierenden Farben gleichmäßig, während Dynamik ausschließlich die am wenigsten gesättigten Farben verstärkt.

AD

AM

BU

RTO

N

WESENTLICHE WERKZEUGE Farbe

10 RAW

Raw optimal nutzen

1) Unbearbeitete RAW-Dateien sehen flach und leblos aus; nach dem Anpassen der Belichtung sollte deshalb als Nächstes die Farbwirkung verbessert werden 1

NACHHER

VORHER

Page 11: Raw

ARBEITSTECHNIKEN ZUM AUSPROBIEREN

SchwarzweißDie Schwarzweiß-Konvertierung eines Fotos in ACR funktioniert ähnlich wie das Hinzufügen einer Schwarzweiß-Einstellungsebene in Photoshop, wobei Sie in ACR bei Ihren Anpassungen jedoch den Vorteil des größeren Spielraums haben. Klicken Sie im Arbeitsbereich HSL/Graustufen in das Schaltkästchen „In Graustufen konvertieren“ und benutzen Sie die Schieberegler für die Einstellung der unterschiedlichen Grautöne im Bild.

TeiltonungDiese Technik dient der Verbesserung von Schwarzweiß-Fotos. Benutzen Sie im Arbeitsbereich „Teiltonung“ die Regler für Farbton und Sättigung, um den Tiefen und Lichtern Farbe zu verleihen. Eine bewährte Einstellung ist beispielsweise, den Tiefen einen Hauch von Blau zu geben und den Lichtern ein wenig Gelb. Seien Sie dabei sehr behutsam, sonst wirkt der Effekt negativ.

Voreinstellungen Wenn Ihnen das Ergebnis der Änderungen gefällt, können Sie beim nächsten Mal etwas Zeit sparen, indem Sie die Einstellung speichern. Dazu klicken Sie auf den Arbeitsbereich „Vorgaben“, wählen den Menüpunkt „Einstellungen speichern“ und geben im Dialogfeld einen Namen ein. Um die gespeicherte Einstellung wieder zu verwenden, klicken Sie einfach auf „Vorgabe anwenden“. ACR verfügt bereits über zahlreiche Vorgaben zum Ausprobieren.

HELEN

DIXO

N

LEE FRO

ST

ROSS H

OD

DIN

OT

T

LEE FRO

ST

RAW 11

Ultimate Guide Serie Fotografie Raw

Page 12: Raw

„Als ich mich 2008 auf die Digitalfotografie umstellte, habe ich von Anfang an im Raw-Format geschossen. Die Entscheidung war ganz einfach: Nachdem ich viel Geld in hochkarätige Ausrüstung investiert hatte, wollte ich mit einer Technik arbeiten, die die vorhandenen Möglichkeiten voll ausnutzt – obwohl ich einräume, dass ein JPEG bei maximaler Qualität fast ebenso gut wie eine bearbeitete Raw-Datei sein kann. Ich finde aber, für was man bezahlt hat, das sollte man auch nutzen. Für mich ist das Raw-Format wie die eigenhändige Entwicklung und Belichtung von Filmnegativen und Abzügen, anstatt alles an ein Labor zu schicken und die immer gleichen Papierbilder zu bekommen. Laut einer verbreiteten Meinung – auch unter

Fotografen, die es eigentlich besser wissen sollten – ist das Arbeiten mit dem Raw-Format kompliziert. Das ist Unsinn, denn man braucht dafür weder spezielle Kenntnisse noch umfangreiche Erfahrung. Ich selbst hatte kaum Erfahrung mit der Digitaltechnik, habe aber problemlos sofort in Raw fotografiert. Tatsächlich ist die Fehlertoleranz des Raw-Formats ja viel größer als beim JPEG, weil alle vom Sensor aufgezeichneten Daten erhalten bleiben und manipuliert werden können, was Belichtungs- und Weißabgleich-Korrekturen viel leichter macht. Gerade für Einsteiger bietet das Raw-Format also einen großen Vorteil, denn die machen naturgemäß mehr Fehler als versierte Fotografen.

Sie brauchen zwar etwas mehr Zeit am Computer, um Ihre Raw-Dateien zu bearbeiten, aber der Nutzen überwiegt den kleinen Aufwand. Außerdem sind Änderungen an einer Raw-Datei verlustfrei, da die Änderungen erst dauerhaft wirksam werden, wenn Sie die Raw-Datei als JPEG oder 16-Bit-TIFF-Datei speichern. Und selbst dann bleibt die originale Raw-Datei erhalten und kann jederzeit erneut bearbeitet werden, was bei mir oft vorkommt.

Es gibt viele erfahrene Fotografen, die für JPEG argumentieren, doch zu meiner Arbeitsweise passt das Raw-Format besser. Deshalb bleibe ich so lange dabei, bis es eines Tages etwas Besseres gibt.“

1

IMA

GES: LEE FR

OST

1) Raw-Dateien bieten die beste Bildqualität, die Sie mit Ihrer Kamera erreichen können – warum sich also mit weniger zufrieden geben? 2) Adobe Camera Raw kompensiert keine mangelhafte Aufnahmetechnik oder falschen Filtereinsatz, aber das Raw-Format gibt Ihnen mehr Freiheiten.

MEISTER DER RAW-VERARBEITUNG...

Lee FrostLee wurde 1966 in Yorkshire geboren. Seine Liebe zur Fotografie und zum Meer entdeckte er als Teenager, nachdem seine Familie nach

Devon auf der Halbinsel Cornwall gezogen war. Mit Anfang 20 begann er als Autor für mehrere Fotomagazine zu schreiben, bevor er sich 1992 als Landschafts- und Reisefotograf selbständig machte. Lee ist viel unterwegs, veranstaltet Workshops und Fotoreisen, außerdem fotografiert er für Bildagenturen wie Getty Images und andere. Lee lebt heute im englischen Surrey.

BIOGRAPHIEBIOGRAPHIE

Lees Raw-Tipps

1Das Raw-Format löst nicht jedes Problem, verlassen Sie sich also nicht

vollständig darauf. Ich benutze nach wie vor Graufilter, etwa um den Himmel abzudunkeln, denn wenn die hellsten Bereiche durch Überbelichtung ausbrennen, werden keine Details aufgezeichnet.

2 Wenn Sie die maximale Detailtreue herausholen wollen, bearbeiten Sie

dieselbe Datei fünf Mal, jeweils mit den Belichtungseinstellungen -2, -1, 0, +1 und +2. Dann fügen Sie die Einzelbilder mit einer HDR-Software zusammen, etwa mit Nik HDR Efex Pro.

3 Ich belasse den Weißabgleich der Kamera auf „Automatik“, denn so lässt

er sich später am leichtesten anpassen. Meistens lässt der automatische Weißabgleich ohnehin nichts zu wünschen übrig.

4 Ich lösche meine Raw-Dateien nie, außer bei groben Belichtungsfehlern.

Ich sehe die Dateien vielmehr als Negative, auf die ich jederzeit zurückgreifen kann. Externe Festplatten sind heute so billig, dass die Datenmenge keine Rolle mehr spielt.

5 Wenn Sie das Beste aus beiden Formaten wollen, speichern Sie Ihre

Bilder gleichzeitig in JPEG und Raw. So können Sie die JPEGs schnell bearbeiten und sich die Raw-Dateien für später aufheben, wenn Sie mehr Zeit haben.

SOFTWARE Lees Wahl

Programm der Wahl„Ich benutze Adobe Camera Raw (ACR) in Photoshop und sehe keinen Grund, das zu ändern. Es liefert mir genau die gewünschten Ergebnisse, und da ich inzwischen einen festen Arbeitsablauf habe, sind meine Bilder schnell fertig. Dank des Abo-Modells der Adobe Creative Cloud habe ich immer die neueste Programmversion.“

12 RAW

Raw optimal nutzen

Page 13: Raw

2

Page 14: Raw

Dank der enormen Datenmengen in Raw-Dateien können Sie Bilddetails herausarbeiten, ohne die Bildqualität zu beeinträchtigen – ein Potenzial, das mit den heutigen, hochauflösenden Kameras immer besser wird.

Zwar können Sie schon bei der Aufnahme für eine hohe Detailtreue sorgen, indem Sie eine niedrige ISO-Empfindlichkeit einstellen und auf korrekte Belichtung achten. Doch erst das RAW-Format garantiert maximale Detailtreue und die vollständige Kontrolle über das Erscheinungsbild Ihrer Fotos. Einer der Vorteile des Raw-Formats ist, dass die Nachbearbeitung verlustfrei ist und ohne Qualitätsverluste rückgängig gemacht werden kann. So kann dieselbe Datei beliebig oft für verschiedene Zwecke bearbeitet werden, z. B. für den Druck oder die Veröffentlichung im Netz.

Bei JPEG-Dateien ist das ganz anders, denn je mehr sie manipuliert werden, umso schlechter wird die Bildqualität. Raw-Dateien sind daher unersetzlich, wenn Sie perfekte Schärfe erzielen, Details herausarbeiten und/oder Bildrauschen reduzieren wollen. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, um die Bildqualität zu steigern und wichtige Entscheidungen bei der Bearbeitung mit ACR selbst zu treffen, anstatt sie der Kamera zu überlassen.

Raw-Details

Ross Hoddinott„Für Naturfotografen besteht ein Nachteil des Raw-Formats darin, verglichen mit dem JPEG-Format, dass aufgrund der bis zu sechs Mal größeren Datenmenge die

Serienbildkapazität der Kamera erheblich sinkt. Dieser Faktor ist nicht zu unterschätzen, z. B. wenn Sie Tiere in schneller Bewegung auf freier Wildbahn fotografieren wollen. Insgesamt wiegen die Vorteile des Raw-Formats diesen Nachteil dennoch auf, jedenfalls nach meiner persönlichen Erfahrung. Das Raw-Format bietet Ihnen viel mehr Flexibilität und Fehlertoleranz für Korrekturen an den wichtigsten Parametern wie Belichtung, Farbbalance, Farbsättigung und Kontrasten. So können Sie erheblich mehr Details hervorholen, und das ist oft ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg von Naturaufnahmen. Meine Kamera ist deshalb immer auf das Raw-Format eingestellt. In der Nachbearbeitung meiner Bilder nehme ich nur wenige Korrekturen vor, lege aber großen Wert auf das Anpassen der Aufnahmeparameter. Dabei habe ich die beruhigende Gewissheit, dass alle Änderungen verlustfrei sind."

14 RAW

Raw optimal nutzen

EINSICHTEN DES PROFIS

TIPPFalls Sie von den Vorteilen des

Raw-Formats noch nicht überzeugt sind, nehmen Sie Ihre nächsten

Bilder in beiden Formaten auf – die Einstellung im Kameramenü ist

„Raw+Jpeg“ – und vergleichen Sie. Das Ergebnis wird Sie überzeugen.

Page 15: Raw

Häufig gestellte FragenWelchen Workflow und welches

Speicherverfahren können Sie empfehlen?Gewöhnen Sie sich an, misslungene Fotos sofort zu löschen, so behalten

Sie besser den Überblick und verschwenden keinen Speicherplatz. Die Anschaffung einer externen Festplatte ist empfehlenswert, um die Raw-Dateien zu

archivieren.

Woran liegt es, wenn Photoshop und Lightroom die Raw-Dateien meiner

brandneuen Kamera nicht öffnen können?Da gibt es drei Möglichkeiten: Prüfen Sie, ob es ein kostenfreies Update für Ihre Software gibt. In der Adobe-Welt geschieht dies durch Klicken auf „Hilfe > Aktualisierungen“. Wenn das Update Ihr Problem nicht löst, ist Ihre Software veraltet, und Sie müssen entweder ein

Upgrade oder die aktuelle Version kaufen. Wenn Sie Photoshop CC abonnieren,

bleibt die Software immer auf dem neuesten Stand. Alternativ können

Sie einen DNG-Konverter von Adobe herunterladen und Ihre Dateien in ein spezielles Raw-Format umwandeln,

das sich in ACR öffnen lässt, doch dabei können Kamera- und Objektivprofile

verloren gehen.

Kann ich die Bearbeitung in Photoshop fortsetzen?

Selbstverständlich. Sie können zwar fast alles Notwendige in ACR oder Lightroom erledigen, doch viele

Fotografen ziehen die erweiterten Werkzeuge von Photoshop vor, weil sie damit selektiv und mit Ebenenmasken

arbeiten können. Wenn Sie mit der Raw-Bearbeitung fertig sind, klicken Sie im Raw-Bearbeitungsfenster einfach auf „Bild öffnen“, um das Bild in Photoshop zu öffnen. Nachdem dort die weitere

Bearbeitung erfolgt ist, speichern Sie das fertige Bild als JPEG- oder TIFF-Datei.

Wie werden Raw-Dateien nach der Bearbeitung am besten gesichert?

Wenn Sie alle gewünschten Änderungen in Photoshop vorgenommen haben,

speichern Sie das Endergebnis am besten als 300dpi-JPEG-Datei. So kann das

Bild ohne weitere Software auf anderen Computern betrachtet, in hoher Qualität

ausgedruckt oder ins Netz übertragen werden. Behalten Sie aber zur Sicherheit

auch eine PSD-Datei, falls Sie das Bild später erneut bearbeiten wollen.

IMA

GES: R

OSS H

OD

DIN

OT

T

WERKZEUGE ZUR DETAILVERBESSERUNG

Arbeitsbereich „Detail“Hier finden Sie in ACR die Werkzeuge zum Nachschärfen und zur Rauschreduzierung.

Das Nachschärfen sollte behutsam vorgenommen und immer mit einer Anpassung der Klarheit verbunden werden. Manche bevorzugen das Nachschärfen in Photoshop; die ACR-Werkzeuge sind jedoch ebenso effektiv wie die Unschärfemaske und bieten zudem den Vorteil, dass man alle Änderungen rückgängig machen kann, ohne die Bildqualität zu beeinträchtigen. Durch Einzoomen können Sie die erreichten Effekte genau beurteilen. Falls bei unterbelichteten Aufnahmen oder Langzeitbelichtungen mit hohen ISO-Werten Bildrauschen auftritt, sollte die Rauschreduzierung angewendet werden. Da an heutigen Kameras sehr hohe ISO-Empfindlichkeiten eingestellt werden können, die in der Analogfotografie noch unmöglich waren, kann bei hohen Auflösungen trotzdem Bildrauschen auftreten. Um diesen Effekt in der Nachbearbeitung zu minimieren, verwenden Sie die Regler „Luminanz“ und „Farbe“, vergrößern

Sie die Ansicht auf 200% und kontrollieren Sie den erzielten Effekt. Leider geht jede Rauschreduzierung auf Kosten der Bilddetails, da das Werkzeug das Bild weichzeichnen muss. Hier müssen Sie den besten Kompromiss finden. Mit den Reglern „Detail“ und „Kontrast“ können Sie zwar Details zurückbringen, müssen aber aufpassen, kein erneutes Bildrauschen zu erzeugen. KlarheitIm Arbeitsbereich „Grundeinstellungen“ finden Sie oben im unteren Abschnitt den Regler „Klarheit“, mit dem Sie die Sichtbarkeit der Details anpassen. Er bezieht sich ausschließlich auf den Kantenkontrast und muss vorsichtig bewegt werden, sonst kommt es zu Halos und Artefakten.

RAW 15

Ultimate Guide - Serie Fotografie Raw