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Hotel- und Gaststättenbau Das aktuelle Bau-Fachmagazin www.bauinfomagazin.ch 2-2013 | 19. Jahrgang | CHF 9.50 | € 5.50

RE_Restaurant_Weisshorn_Arosa

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Page 1: RE_Restaurant_Weisshorn_Arosa

Hotel- und Gaststättenbau

Das aktuelle Bau-Fachmagazinwww.bauinfomagazin.ch

2-2013 | 19. Jahrgang | CHF 9.50 | € 5.50

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BERG MIT KAPPE

Das neue Gipfelrestaurant auf dem Weisshorn ist zu ei-nem Wahrzeichen Arosas geworden. Es fügt sich überzeu-gend in die grandiose Bergwelt ein.

Im Innern ein gemütliches BerghausDer Innenraum verströmt die Atmosphäre eines gemütlichen Berg-hauses. Die Materialien sind einfach, natürlich und warm: rohe Fich-te an Decken und Wänden, dunkler Kugelgarnteppich am Boden, strahlende Bronze am Küchenkörper. Eine Inszenierung erfährt der Innenraum durch das Alpenpanorama, das spannungsreich über ein umlaufendes Fensterband erlebbar ist. Die Konstruktion wurde mit einfachen, vorfabrizierten Holzbauelementen realisiert.

Exponierte Lage, heikle Zufahrt und WetterkapriolenNatur, Gestein und Klima schufen auf über 2650 Metern härtere Be-dingungen als im Tal. Abläufe, Projekt- und Planungsarbeiten muss-ten sich der Natur unterordnen. Die exponierte Lage, die schwierige Zufahrt und der unberechenbare Wetterverlauf beschränkten die verfügbare Bauzeit auf ein Minimum.

Meisterhafte Kappe aus BlechDie äussere Hülle über einer Konstruktion aus Stahl und Fichtenholz umschliesst den gesamten Baukörper wie eine schützende Kappe. Paneele aus natureloxiertem Aluminium in Form des Gebäudes bil-den eine schuppenartige Textur, die sich satt über die Aussenflächen und um die Ecken zieht. Diese Homogenität gelang mit einer hoch-präzisen CNC-gesteuerten Paneelproduktion, einer millimetergenau-en Montage und einer unsichtbaren Befestigungstechnik.

NEuBAu GIPfElREsTAuRANT WEIsshoRN, ARosA70 BAU info 2-2013 |

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Zusammenspiel von Beton, Holz und Stahl Die Wände im Erdgeschosskern mit ihrer tragenden und aussteifen-den Funktion wurden mit Beton ausgeführt, die übrigen Zwischen-wände mit gemauertem Kalksandstein, die Decken mit Monobeton und der Küchenkern im Gipfelrestaurant mit Ortbeton. Bei der Fassa-de handelt es sich um eine Hybridkonstruktion aus Stahlskelett und Holzelementbau.

Kopfzerbrechen mit dem GlasFür die zweidimensional schrägen Fensterglasbänder waren geome-trisch knifflige Eckprobleme zu lösen. Die hohen Windlasten verlang-ten aussergewöhnlich genaue Berechnungen der Verschraubungen, der statisch tragenden Alu-Elemente und der Verglasungen.

Licht aus dem SpiegelDie Restaurant-Beleuchtung erfolgt mit einem Spiegelwerfersystem, dessen Licht vom Kern in der Raummitte gebündelt auf die Spiegel über den Tischen fällt und sich durch die Kalottentechnik blendungs-arm auf die Tische verteilt.

Generalprobe bestandenDas Sturmtief Andrea zog 2012 über Teile der Schweiz mit Stürmen, Orkanböen und massiven Schneefällen, auch in Arosa. Im Skigebiet lag auf 2500 Meter der Schnee vier Meter hoch: ein seit fünfzig Jah-ren nicht mehr gemessener Rekord. Das Gipfelrestaurant trotzte al-len Belastungen und bestand die von der Natur erzwungene General-probe glänzend.

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Im frühjahr 2007 beauftragten die Arosa Bergbahnen Implenia als Generalunternehmerin mit dem Neubau des Gipfelrestau-rants auf dem Weisshorn. Nach Terminverzug durch eine Einsprache erfolgte der start zur umsetzung erst drei Jahre später. sämtliche unterlagen mussten deshalb ab oktober 2010 überprüft und den Auflagen angepasst werden.

NEuBAu GIPfElREsTAuRANT WEIsshoRN ARosA

Natur, Gestein, Klima und Wetter auf 2 653 Metern über Meer bedeuteten ungleich här-tere Bedingungen als im Tal. Logistische Ab-läufe, Projekt- und Planungsarbeiten hatten sich der Natur unterzuordnen. Handwerker wie auch verbautes Material wurden um ein mehrfaches strapaziert und mussten den erhöhten Ansprüchen standhalten. Die Gip-felpartie des Weisshorngebietes, ein Dolomi-tengebiet, entstand vor rund 210 Mio. Jahren in der Triaszeit aus Ablagerungen. Sie prä-sentiert sich zum grossen Teil vegetations-los, gegen Südost in Schrofen und Schutt-hängen, gegen Nordwesten in gegliederten Felswänden abfallend.

BauausführungDer Beginn des Bauvorhabens Gipfelrestau-rant Weisshorn erfolgte am 2. Mai 2011. Die erste Bauetappe umfasste die Betonarbeiten im Bereich der Fundamente, Kanalisation und Bodenplatte, die Innenwände des Erdge-schosses, die Erdgeschossdecke sowie den Küchenkern im Obergeschoss. Anschlies-send erfolgte die Montage der Stahlkonst-ruktion, die mit vorgefertigten Holzbauele-menten die tragende Aussenkonstruktion bildet. Das ermöglichte eine kurze Bauzeit, geringe Transportkosten und eine effiziente

Montage. Für die Aussenhülle wurde eine hinterlüftete Aluminiumhaut in Form von Schuppen angebracht. Anschliessend wur-den die Montage der Haustechnik, die innere Verglasung bei der Eingangshalle, der Einbau der Gastroküche, die Show-Confiserie, die Wand- und Bodenbeläge sowie die Malerar-beiten und die Inneneinrichtung bis Ende Mai 2012 ausgeführt. Die Übergabe des Bau-werkes an die Bauherrschaft fand terminge-recht am 30. Juni 2012 statt.

BaulogistikBedingt durch die geographische Lage, die Zufahrt zur Baustelle sowie das unberechen-bare Wetter stand für das Bauvorhaben ein extrem enger Zeitraum zur Verfügung. Ein gut durchdachtes Logistikkonzept war also von Implenia gefragt. Die Montage und Demonta-ge des stationären Baukrans und des Beton-werkes wurden per Helikopter ausgeführt. Alle anderen Transporte von Baumaterialien erfolgten mit kleineren Lastwagen von Chur nach Arosa und über das Prätschligebiet bis zur Mittelstation, da die Zulassung der Lasten 18 Tonnen und die Breite auf 2.30 m beschränkt ist. Ab Mittelstation bis Berg-station übernahmen die Bergbahnen Arosa die Transporte. Für die grossen und sperri-

gen Lasten wie Kies-Sandgemisch, Zement, Armierung, Stahlträger, Holzelemente, das Schalungs- und Gerüstmaterial sowie Fens-ter und Innenverglasungen wurde eine Seil-bahn-Kabine für den Unterlasttransport bis 5 Tonnen umgebaut. Die palettfähigen Lasten wurden in der Kabine transportiert. Über ein Verladepodest wurde das Baumaterial mit dem Baukran auf die Baustelle befördert. Für die Errichtung des Bauwerkes wurden rund 3 500 Tonnen Material mit Unterlast gefah-ren. Die restlichen 300 Tonnen wurden auf Paletten transportiert.

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Auf 2 653 Metern höhe, auf dem Weisshorn-Bergplateau, steht das neue Gipfelrestau-rant, ein rhombenförmiger Monolith, eingekleidet mit einer schuppenhaut aus Alu-miniumblech. Diese äussere von mehreren Dämm- und Isolationshäuten sorgt dafür, dass weder Eis noch schnee, weder Regen noch sturm, weder sonne noch hitze dem Gebäude etwas anhaben können.

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Das alte Bergrestaurant gleich neben der Seilbahn stammt noch von 1956 und muss-te ersetzt werden. Dessen Nachfolger ist ein Projekt der Bündner Architektin Tilla Theus. Sie nimmt Abschied vom typischen Chalet-Stil und setzt einen unsymmetri-schen, mehrfach abgekanteten Monolithen dagegen. Die Architektin beschreibt ihre Idee so: «Das gefaltete und abgekantete Gebäude zentral auf dem Bergplateau wird durch seine schrägen Wände und schiefen Dachflächen zum Teil des Gesteins. Die na-tureloxierte Aluminiumhüllung umfasst den Gesamtbaukörper als geschuppte Haut und fügt sich selbstverständlich in das felsige Farbkleid des Berggesteins ein. Durch die archaische Form und die Materialisierung verwächst er mit der natürlichen Gesamt-landschaft.» Damit erhält das Weisshorn, das mit seinem Plateau irgendwie gekappt wirkt, eine neue Spitze, weshalb das Projekt intern auch «Cappa» genannt wurde.

Tilla Theus, «La Grande Dame der Architek-tur», wie sie von einer Schweizer Zeitschrift betitelt wurde, ist eine der wenigen Frauen, die sich international als Architektin durch-gesetzt haben. Ihre Projekte zeichnen sich durch Konsequenz aus. In der Konzeption, in der Materialisierung, in jedem Detail lässt sich ihre Handschrift erkennen. Theus’ be-kannteste Werke stehen in der Öffentlichkeit: das vielseits gelobte Hotel Widder und das Home of FIFA in Zürich, und nun das Gipfel-restaurant in Arosa. Mit dem Letzteren ist der Architektin so etwas wie die Quadratur des Kreises gelungen. Sie realisierte nämlich eine herausragende Architektur innerhalb eines scharf kalkulierten Budgets. Und dies ohne Abstriche ihrer Ansprüche an Materiali-en, Formen und Funktionen.

Die extremen Ansprüche des Objekts, der un-zugängliche Bauort auf der Bergspitze und das enge sommerliche Zeitfenster, unterbro-

chen von widrigen Witterungsbedingungen, erforderten eine enge, fachlich und termin-lich koordinierte Zusammenarbeit aller Betei-ligten Unternehmen unter Federführung der Churer Implenia Generalunternehmung AG.

Matrix der MöglichkeitenNun ist eine geschuppte Haut, die sich einem gefalteten, mehrfach in verschiedenen Win-keln abgeschrägten Baukörper anschmie-gen soll, eine spezielle Herausforderung. Noch dazu, wenn sie Schnee, Sturm und Kälte standhalten soll. Auf der Suche nach Lösungen kamen konventionelle Ideen nicht infrage. Stehfalze oder Tafelbleche wirken zu dominant und technisch, die Hülle sollte kein Eigenleben entwickeln, sondern sich wie eine Haut um das Gebäude schmiegen. Die Schuppen mussten in der Fläche ohne sicht-bare Befestigungen sehr homogen wirken, was eine industrielle Vorfertigung bedingte. Aus einer Matrix der Möglichkeiten – Metalle, Konstruktionen, Oberflächenbehandlungen, Verlegungstechniken und Kosten – entstand gemeinsam mit der Architektin das realisier-te Konzept der Schuppenhaut aus trapezför-migen Aluminiumblechen. Natürlich ist die Form der Schuppen nicht zufällig, sondern entspricht dem Grundriss des Gebäudes. Auch die Verlegungsart wurde sorgfältig ge-plant. Die berechneten Positionen wurden durch Nachmessungen am Rohbau und An-passungen bei der Montage zu 100 Prozent umgesetzt.

In der Werkstatt der Bauspenglerei entstand ein Muster der Schuppenhaut. Im Massstab 1:1 wurden mit den originalen Materialien sämtliche Details der Bearbeitung und Verlegung umgesetzt und kritisch geprüft.

Im Zwielicht der Abendsonne, ohne effektheischende Reflexe, wirkt die Aussenhaut mit dem integrierten Fensterband besonders homogen. Das natureloxierte Aluminium nimmt das Licht der Umgebung an, passt sich ein, bildet einen Akzent mit Respekt vor der Bergwelt. Körpernah schmiegt sich die silbrige Schuppen-haut an den Baukörper, legt sich nahtlos um die Ecke, bietet Wind, Regen, Eis keine Angriffspunkte. Die gleichmässige Geschlossenheit ist die Kombination eines soliden Handwerks mit der industriellen Fertigung der Metallschuppen.

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Die Ästhetik bereitete bei der Planung noch das geringere Kopfzerbrechen. Weit schwie-riger waren die Fragen nach den baulichen Massnahmen zu lösen, um den extremen klimatischen Bedingungen dauerhaft zu trotzen. Der Katalog der wetterseitigen Her-ausforderungen auf dem Weisshorn ist lang:

Gemäss den Berechnungen des Bauingeni-eurs muss das Dach einer Schneelast von 1,5 t/m2 standhalten. Das entspricht ins-gesamt einer 4 Meter hohen, 800 Tonnen schweren Nassschneedecke. Winddruck und Windsog rütteln an der Fassade, zudem treibt der Sturm das Regen- und Stauwasser durch jede Ritze und Öffnung die Wände hoch. Eisbildung blockiert den Wasserablauf, führt zu Druck und Stau. Während bei nor-malen klimatischen Verhältnissen eine Me-tallhülle zu 99 Prozent zuverlässig dicht ist, erfordern diese Bedingungen zusätzliche Massnahmen, die in enger Zusammenarbeit der Spezialisten für Bauphysik, Fassadenpla-nung, Fensterbau und die Metallhülle festge-legt wurden.

besteht aus einer hoch belastbaren, von Stahlträgern gestützten Holzsparrenkon-struktion mit Kertoplatten, Dämmung und einer Dichtfolie. Darauf liegen Holzschwel-len, auf denen sich die Tragwerke für das Oberdach abstützen. Damit keine Feuch-tigkeit in das Unterdach eindringen kann, verschweissten die Holzbauer die Schwellen zusätzlich mit Dichtfolie und sicherten die Befestigungsschrauben der Tragwerke mit so genannten Nageldichtungen. Auf den Tragwerken liegt das Oberdach, eine zweite, mit Dichtfolie versiegelte Holzverschalung. Auf dieser montieren die Scherrer-Handwer-ker das «dritte Dach», die äussere Alumini-umhaut. Jedes Aluminiumpaneel wird mit zwei Haften und einem Schneehaken fixiert. Sämtliche Verschraubungen der Haften und Schneehaken werden mit Dichtfolie über-klebt, damit das vom Sturm unters Blech ge-triebene Wasser nirgends eindringen kann.

Die 800 t Schnee auf dem Dach werden von rund 1 800 Schneehaken vor dem Ab-rutschen gehindert. Die Ausführung als

kel, die Winkel von Dächern und Wänden und die Masse von Schindeln und Baukörper sind exakt aufeinander abgestimmt. Trotz aller Berechnungen bleibt es der Kunstfertigkeit der Handwerker überlassen, von einer Ecke zur anderen die exakte Symmetrie herzu-stellen. Die Fotos belegen, mit welcher Akribie das Team ans Werk ging. Zunächst wurden die Masse der Verlegungslinien am Rohbau ab-geglichen und aufgezeichnet. Präzise ausge-richtete Latten dienten als Lehre zur Platzie-rung der Schindeln. Die Schindeln wurden in die Falze eingehängt und mit Haften fixiert, dann der Schneehaken mit drei Schrauben befestigt. Anschliessend wurden die Ver-schraubungen der Haften und Schneeha-ken mit Isolationsfolie überklebt und ver-siegelt, damit keine Feuchtigkeit durch die Verschraubungen dringen kann. Vor jedem Ansetzen der Bohrmaschine wurde die Aus-richtung nochmals überprüft. Das Ergeb-nis kann sich im wahren Sinne des Wortes sehen lassen: Aus jeder Perspektive bilden die Schuppenlagen eine Gerade. Elegant le-gen sich die Paneele um die Ecken, und wie selbstverständlich bilden die Kanten einen harmonischen Bezug zu den Schindeln.

Kombination von industrieller Fertigung mit handwerklicher SorgfaltDie zweite Voraussetzung für die homogene Struktur der Hülle ist die Gleichförmigkeit jedes einzelnen der 4 500 Paneele. Dies er-fordert eine industrielle Fertigung. Die Schin-deln wurden mit CNC-gesteuerten Maschi-nen geschnitten und gefalzt.

Der Belüftungsraum des Dachs wird rund-herum von 57 Entlüftungsschindeln belüf-

Futuristische Variante des Davoser DachsDie Planer orientierten sich bei der Entwick-lung an dem Davoser Dach, das ist die in alpiner Höhe nur in Davos praktizierte Form des Flachdachs. Es trotzt den Extremen mit einem «Dreifachdach» aus verschweisstem Unter- und Oberdach und der äusseren Dach-deckung. Zwischen Unter- und Oberdach liegt ein grosszügig bemessener Belüftungs-raum, der beim Bergrestaurant zwischen 17 bis 97 cm hoch ist. Allseitig angeordnete Be-lüftungspaneele in den Wandflächen sorgen für den freien Luftaustausch zur Hinterlüf-tung von Fassade und Dach. Das Unterdach

Stahlpfeiler verstärken die tragenden Strukturen, die bis zu 800 t Schneemasse aufnehmen können. Ansonsten besteht die gesamte Konstruktion mit Trägern, Sparren und Kertoplatten aus Fichtenholz. Die Rundum-Verglasung bietet einen einzigartigen 360°-Rundblick vom Gipfel des Weisshorns.

Schuppenhaut hat den Vorteil, dass sich die thermische Ausdehnung nicht wie bei langen Blechbahnen addiert, sondern auf die weni-gen Millimeter des einzelnen Paneels be-schränkt. Weil zudem jedes Paneel auf dem Unterbau fixiert ist, ergibt sich eine ausser-gewöhnlich hohe Stabilität bei nur geringen Verschiebungen. 4 500 Schindeln, 9 000 Haften, 1 800 Schnee haken, 30 000 EdelstahlschraubenDie Homogenität der Schuppenhaut wurde natürlich nicht dem Zufall überlassen. Die sechseckige Schindelform, die Verlegewin-

Mit handwerklicher Akribie werden Schindeln, Haften, Schneehaken exakt ausgerichtet und mit insgesamt 30 000 Edelstahlschrauben fixiert. Alle Verschraubungen werden zusätzlich mit Isolationsfolie versiegelt, um jegliche Feuchtigkeit abzuhalten.

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ProjektGipfelrestaurant Weisshorn, Arosa

BauherrschaftArosa Bergbahnen AG, Arosa

ArchitekturTilla Theus, Zürich

GeneralunternehmenImplenia Generalunternehmung AG, Chur

FassadenplanungReba Fassadentechnik AG, Chur

HolzbauKünzli Holz AG, Davos Dorf

BauphysikMartin Kant Bauphysik, Chur

BauingenieurWalt + Galmarini AG, Zürich

Gebäudehülle, SpenglereiarbeitenScherrer Metec AG, Zürich

– Bekleiden der gesamten Gebäudehülle mit

trapezförmigen Schindeln aus ALU natur-

eloxiert

– Projektleitung, Produktion der Schindeln,

Montagekoordination und Montageleitung

– Montage durch ARGE Scherrer Metec AG/Dorn/

Waidacher

Beat Scherrer ist in 4. Generation Mitinhaber

und Mitglied der Geschäftsleitung der Zürcher

Bauspenglerei Scherrer Metec AG

© CopyrightsIllustrationen: Tilla Theus Architektur, Zürich

Luftbilder: Hermann Stern

Fotos: Thomas Züger, www.zuegerpix.ch

tet, deren Zahl der Bauphysiker berechnete. Eine CNC-Trumpf-Stanzmaschine stanzte in die Schindeln ein Lüftungsgitter aus 500 Löchern. Diese Gitter sind bewusst klein strukturiert, um einerseits die Optik nicht zu zerstören, andererseits Wind und Regen abzuhalten. Hinter dieser Öffnung fängt ein angenietetes Blech wie eine Wanne das vom Wind hereingepeitschte Wasser auf und lei-tet es durch dieselben Öffnungen wieder nach aussen.

Detailarbeit an Fenstern, Fassaden und RinnenAn den beiden abfallenden Dachseiten sind Dachrinnen eingelassen. Sie münden in zwei Wasserspeier, deren Halterung aus einbrenn-lackierten Stahlträgern besteht. Sie können das Gewicht der zu erwartenden Eiszapfen aufnehmen. Die Rinnen sind beheizt, um Ver-eisungen zu verhindern und das Abfliessen von Schmelzwasser zu gewährleisten

Auch die Ausführung der Fenster und Türen erforderte schon in der Planungsphase ein gutes Teamwork von Generalunternehmung, Bauingenieur, Fassadentechniker, Bauphy-siker, Holzbauer und Fensterbauer, um die Schnittstellen und Übergänge wie die ge-samte Fassade zuverlässig abzudichten. Gleichzeitig musste die Hinterlüftung ge-währleistet bleiben.

Wetter und Logistik bestimmen den BaufortschrittDas Bauen an so extremen Orten ist nicht nur für das Handwerk eine Herausforderung, sondern auch für die Logistik. Man kann nicht einfach und wann man will mit dem

Lastwagen bis an die Baustelle heranfahren. Auf das 2 600 m hohe Weisshorn führt nur eine Luftseilbahn. Der Transport per Hub-schrauber wegen der Wetterabhängigkeit auf Teile des Baukrans und des Betonwerks beschränkt. Ansonsten musste jedes Stück Material, jedes Werkzeug per Seilbahn heran-geschafft und dann von der Bergstation bis zur Baustelle transportiert werden. Der Aus-leger des Baukrans reichte von der Gipfel-station bis zur Baustelle, dennoch waren für viele Kleinigkeiten oder Nachbearbeitungen zahlreiche Kletterpartien erforderlich. Hinzu kam die Beschränkung der Transportmög-lichkeiten durch den Publikumsverkehr. Am Tag hatten die Touristen Vorrang, für Trans-portfahrten mit der Seilbahn blieben nur die Randzeiten. Der Transport- und Kranbedarf musste rechtzeitig angemeldet werden und wurde von der Bauleitung koordiniert.

Das anhaltend trockene Wetter bis weit in den Herbst hinein war ein Glücksfall. Die an-fängliche Verspätungen konnten eingeholt werden, und der Aufbau von Dach und Fas-sade lief ohne grössere Unterbrüche ab. Be-reits im November konnten zuerst der Kran, dann das Gerüst abgebaut werden.

Generalbelastungsprobe mit AndreaDas Sturmtief Andrea brachte Teilen der Schweiz Anfang Januar 2012 zuerst einen heftigen Sturm mit Orkanböen und danach auch in Arosa massive Schneefälle. Im Skige-biet auf 2 500 m ü. M. lagen bis zu vier Meter Schnee – ein Rekord, der in Arosa seit über 50 Jahren nicht mehr gemessen wurde. Da-mit hat das Gipfelrestaurant auf dem Weiss-horn seine «Wetterprobe» bestanden.

Ob Morgen- oder Abendsonne, ob Fels oder Schnee – die Hülle passt sich der aktuellen Stimmung an und verschmilzt mit dem Umfeld.

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Neubau GipfelrestauraNt WeisshorN, arosa 79| BAUinfo2-2013