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WEINWEGWEISER RIESLING von der Saar Top hotel-Autor Rudolf Knoll stellt in dieser Ausgabe wieder einen für die Gastronomie über- aus interessanten Wein vor, der durch sein sehr gutes Preis- Wert-Verhältnis überzeugt ruchtiger deutscher Wein war bis vor weni- gen Jahren verpönt. Man trank »trocken«, weil das modern war, obwohl der Wein nicht im- mer behagte. Inzwischen hat sich der Wind ge- dreht: Fruchtiger Wein, vor allem Riesling, wird im Ausland immer begehrter. Auch die Deutschen kommen auf den Geschmack, weil dieser Wein- typ längst nicht mehr so klebrig süß und dishar- monisch ist wie in den 90er-Jahren. Kenner wis- sen, dass solche Tropfen auch gute Begleiter zu raffinierten Speisen sind. Und man kann von ihnen locker ein Gläschen mehr trinken, weil der Traubenzucker nicht ganz zu Alkohol vergor. So sind derartige Gewächse fi- ligrane, aber saftige Leichtgewichte, deren Frucht auf der Zunge richtig explodiert. Man nehme den Riesling Kabinett aus der Toplage Ockfener Bock- stein an der Saar. Seine Trauben wurden selektiv mit der Hand gelesen, der Saft spontan vergoren (ohne Zusatz von Reinzuchthefen). Das Ergebnis liest sich in der Analyse so: Alkohol 9,5 % vol., 47 gll Restzucker und moderate 6 gll Säure. Der Wein kommt aus einem Gut, das in den vergangenen 20 Jahren eine abwechslungsreiche Geschichte erlebte: Unter Maximilian von Othe- OTHI (.R.\\'E\ 200l, O( k. r I" llO(k.<;III"- Sll.'JG tv\IUNErT graven entstanden zwischen 1921 bis 1968 große Weine. Der Betrieb gehörte zu den besten an Mosel- Saar-Ruwer. Nach dem Ableben von Maximilian führte seine Frau Maria den Betrieb weiter. Die ursprünglich Branchenfremde Witwe hatte bis Mitte der 80er-Jahre ein glückliches Händchen und erfahrene Kellermei- ster, so dass das Gut seinen Stan- dard wahren konnte. Aber sie war damals schon 80 Jahre alt und hatte bald keinen Blick mehr für notwendige Korrek- turen und kein Interesse an Inves- titionen in die Kellerwirtschaft. So ging es mit dem Betrieb in Kanzem bergab. Als Maria 1995 verstarb, sah es zunächst nach einem Aus- verkauf aus. Doch Heidi Kegel, die in Köln als Ärztin praktizierende Nichte, wollte das Familiengut nicht aufgeben und übernahm die Lei- tung. Sie glaubte an das Potenzial der Spitzen- lagen und fand in dem vor einigen Jahren ver- storbenen Bernhard Breuer aus dem Rheingau einen hilfreichen Berater sowie in Andreas Barth einen tüchtigen Weinmacher, der in Niederfall an der Untermosel auch mit seinem eigenen Betrieb Lubentiushof auf sich aufmerksam macht. Heute ist das Weingut von Othegraven wieder eines der Aushängeschilder der Region. mrIImI 2006 Riesling Kabinett Ockfener Bockstein Der Geschmack: Feine, pikante Frucht im Aroma (reife Pfirsich, etwas Maracuja), mineralische Untermalung; saftig, vielschichtig, geschmeidig, mit sanfter, aber nerviger Säure; bietet sich an als Aperitif oder als Begleiter zu fruchtigen Desserts; macht auch an einem warmen Frühlings- oder Sommer- abend Spaß auf der Terrasse; spannend kann eine Kombination mit Rheinischem Sauer- braten oder Szegediner Gulasch sein. emzmII 5,71 Euro zzgl. MwSt. BEZUG: Weingut von Othegraven Weinstraße 1 0-54441 Kanzem Telefon 06501-150042 Telefax 06501-18879 www.von-othegraven.de

RIESLING von der Saar · ruchtiger deutscher Wein war bis vor weni gen Jahren verpönt. Man trank »trocken«, weil das modern war, obwohl der Wein nicht im mer behagte. Inzwischen

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Page 1: RIESLING von der Saar · ruchtiger deutscher Wein war bis vor weni gen Jahren verpönt. Man trank »trocken«, weil das modern war, obwohl der Wein nicht im mer behagte. Inzwischen

• WEINWEGWEISER

RIESLING von der SaarTop hotel-Autor Rudolf Knollstellt in dieser Ausgabe wiedereinen für die Gastronomie über­aus interessanten Wein vor, derdurch sein sehr gutes Preis­Wert-Verhältnis überzeugt

ruchtiger deutscher Wein war bis vor weni­gen Jahren verpönt. Man trank »trocken«,

weil das modern war, obwohl der Wein nicht im­mer behagte. Inzwischen hat sich der Wind ge­dreht: Fruchtiger Wein, vor allem Riesling, wirdim Ausland immer begehrter. Auch die Deutschenkommen auf den Geschmack, weil dieser Wein­typ längst nicht mehr so klebrig süß und dishar­monisch ist wie in den 90er-Jahren. Kenner wis­sen, dass solche Tropfen auch gute Begleiter zuraffinierten Speisen sind.

Und man kann von ihnen locker ein Gläschenmehr trinken, weil der Traubenzucker nicht ganzzu Alkohol vergor. So sind derartige Gewächse fi­ligrane, aber saftige Leichtgewichte, deren Fruchtauf der Zunge richtig explodiert. Man nehme denRiesling Kabinett aus der Toplage Ockfener Bock­stein an der Saar. Seine Trauben wurden selektivmit der Hand gelesen, der Saft spontan vergoren(ohne Zusatz von Reinzuchthefen). Das Ergebnisliest sich in der Analyse so: Alkohol 9,5 % vol.,47 gll Restzucker und moderate 6 gll Säure.

Der Wein kommt aus einem Gut, das in denvergangenen 20 Jahren eine abwechslungsreicheGeschichte erlebte: Unter Maximilian von Othe-

OTHI (.R.\\'E\

200l,

O( k. r I "llO(k.<;III"-1~1I Sll.'JG tv\IUNErT

graven entstanden zwischen 1921bis 1968 große Weine. Der Betriebgehörte zu den besten an Mosel­Saar-Ruwer. Nach dem Ableben vonMaximilian führte seine Frau Mariaden Betrieb weiter. Die ursprünglichBranchenfremde Witwe hatte bisMitte der 80er-Jahre ein glücklichesHändchen und erfahrene Kellermei­ster, so dass das Gut seinen Stan­dard wahren konnte.

Aber sie war damals schon 80Jahre alt und hatte bald keinenBlick mehr für notwendige Korrek­turen und kein Interesse an Inves­titionen in die Kellerwirtschaft. Soging es mit dem Betrieb in Kanzembergab. Als Maria 1995 verstarb,sah es zunächst nach einem Aus­verkauf aus. Doch Heidi Kegel, diein Köln als Ärztin praktizierendeNichte, wollte das Familiengut nichtaufgeben und übernahm die Lei-

tung. Sie glaubte an das Potenzial der Spitzen­lagen und fand in dem vor einigen Jahren ver­storbenen Bernhard Breuer aus dem Rheingaueinen hilfreichen Berater sowie in Andreas Bartheinen tüchtigen Weinmacher, der in Niederfall ander Untermosel auch mit seinem eigenen BetriebLubentiushof auf sich aufmerksam macht. Heuteist das Weingut von Othegraven wieder eines derAushängeschilder der Region.

mrIImI2006 Riesling Kabinett Ockfener Bockstein

Der Geschmack:

Feine, pikante Frucht im Aroma (reife Pfirsich,etwas Maracuja), mineralische Untermalung;saftig, vielschichtig, geschmeidig, mit sanfter,aber nerviger Säure; bietet sich an als Aperitifoder als Begleiter zu fruchtigen Desserts; machtauch an einem warmen Frühlings- oder Sommer­abend Spaß auf der Terrasse; spannend kanneine Kombination mit Rheinischem Sauer-braten oder Szegediner Gulasch sein.

emzmII5,71 Euro zzgl. MwSt.

BEZUG:

Weingut von OthegravenWeinstraße 10-54441 KanzemTelefon 06501-150042Telefax 06501-18879www.von-othegraven.de