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7/23/2019 Sachsengott Krodo http://slidepdf.com/reader/full/sachsengott-krodo 1/31 Cäsars sieben Burgen und ihre römische Götter Was die ,,cronecken der sassen“ über den Saturn/Krodo auf der Harteßborch und weiteren sechs Göttern zu berichten weiß Von Klaus Röttger Der erste Hinweis Im Jahre 1492 erschien in Mainz bei Peter Schöffer ein Buch mit dem Titel ,,Cronecken der sassen“. Autor war der Braunschweiger Goldschmied Konrad Bothe. An diesem Buch war vieles ungewöhnlich. Nicht nur dass es sich um eine Inkunabel, einem Frühdruck, des neuen Mediums Buchdruck, handelte, es hatte ungewöhnlicher Weise auch keinen religiösen Charakter. Überdies war es auch noch in deutscher Sprache geschrieben, wenn auch in mittelniederdeutschen Mundart. Weiter kam hinzu, dass es reichlich Bildern enthielt. Es waren Holzschnitte und zwar von dem Meister WB aus Mainz. Insgesamt sind es 1255 Darstellungen. Das Buch besteht aus 284 doppelseitig bedruckten Blättern im Folienformat. Was dieses frühe Werk deutscher Buchdruckkunst aber für Bad Harzburg besonders aufregend macht, ist seine Seite 38. ,,Ick finde in der schrifft dat hyr to ostsassen to der hartesborch gestä hadde eyn affgod na saturno. un den heten de lude unde dat meyne volck krodo....“ Hier ist also der erste und auch einzige Hinweis auf jenen Sachsengott Krodo zu finden, der von Anfang an bis heute Anlass für ständig neue Diskussionen um seine wahre Existenz gegeben hat. Leidenschaftlich wurde für seine historische Existenz gefochten und genau so engagiert dagegen argumentiert. Von allem unbeeindruckt hat sich die Stadt Bad Harzburg und vor allem das Kurbad von Anfang an aber des Götzen als Werbeikone und Symbolfigur bedient. Zwar ist der ,,Wilde Mann“ im Wappen der Stadt nicht Krodo, wie sehr oft angenommen wird. Sein Name ist aber auf viele Einrichtungen und Ortsbezeichnungen projiziert worden. Ein Tal ist nach ihm benannt, ein Bad, eine Straße und sogar ein Spielpark. Selbst am Brunnen Stadtmitte ist er zu sehen und am Haus der Natur im Kurpark. In neuerer Zeit wirbt die KTB ebenfalls mit einer Krodofigur, die zwar der übermittelten Darstellung in der Sachsenchronik wenig oder gar nicht entspricht, und die ,,wahren“ Krodofreunde eher schaudern lässt, als Werbeträger für die Stadt erfüllt sie aber durchaus ihren Zweck. Der Förderverein Historischer Burgberg hingegen hat im Jahre 2007 auf dem Burgberg eine Krodofigur aufgestellt, die im Wesentlichen die Vorgaben des Bothe-Holzschnittes reflektieren. Schöpfer ist der Kunsthandwerker Volker Schubert. Das Material ist Edelstahl. Der Standort unter der im Jahre 1900 gebauten Brücke über den Halsgraben zwischen Ost- und Westburg ist allerdings nicht der, der auf einer Karte von 1574 als ,,Krodohol“ verzeichnet ist. Von der Denkmalschutzbehörde vorgegebene Sachzwänge haben eine andere Lösung erforderlich gemacht. Der jetzige Platz hat aber auch seine Vorteile, zumal er auf dem geplanten ,,historischen Rundweg“ an erster Stelle steht. Obwohl in der Nachfolgezeit nach dem Erscheinen der Sachsenchronik Bothes immer wieder Autoren sich bis in die heutige Zeit mit dem historischen Erbe des Autors befasst haben, geht der Ursprung der Krodo-Übermittlung immer wieder auf das Werk von 1492 zurück. Niemand konnte etwas stichhaltig Neues hinzufügen und nie konnte auch nachgewiesen werden, worauf sich Bothe mit seiner Formulierung ,,Ich finde in der Schrift...“ bezogen hat. Natürlich hat der Autor auch in diesem Fall für seine Arbeit älteres Schrifttum benutzt. Dazu gehört unter anderem

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Cäsars sieben Burgen und ihre römische Götter

Was die ,,cronecken der sassen“ über den Saturn/Krodo auf der Harteßborch und weiteren sechsGöttern zu berichten weiß

Von Klaus Röttger

Der erste Hinweis

Im Jahre 1492 erschien in Mainz bei Peter Schöffer ein Buch mit dem Titel ,,Cronecken dersassen“. Autor war der Braunschweiger Goldschmied Konrad Bothe. An diesem Buch war vielesungewöhnlich. Nicht nur dass es sich um eine Inkunabel, einem Frühdruck, des neuen MediumsBuchdruck, handelte, es hatte ungewöhnlicher Weise auch keinen religiösen Charakter. Überdieswar es auch noch in deutscher Sprache geschrieben, wenn auch in mittelniederdeutschenMundart. Weiter kam hinzu, dass es reichlich Bildern enthielt. Es waren Holzschnitte und zwarvon dem Meister WB aus Mainz. Insgesamt sind es 1255 Darstellungen. Das Buch besteht aus284 doppelseitig bedruckten Blättern im Folienformat. Was dieses frühe Werk deutscherBuchdruckkunst aber für Bad Harzburg besonders aufregend macht, ist seine Seite 38. ,,Ick findein der schrifft dat hyr to ostsassen to der hartesborch gestä hadde eyn affgod na saturno. un denheten de lude unde dat meyne volck krodo....“ Hier ist also der erste und auch einzige Hinweisauf jenen Sachsengott Krodo zu finden, der von Anfang an bis heute Anlass für ständig neueDiskussionen um seine wahre Existenz gegeben hat. Leidenschaftlich wurde für seine historischeExistenz gefochten und genau so engagiert dagegen argumentiert. Von allem unbeeindruckt hatsich die Stadt Bad Harzburg und vor allem das Kurbad von Anfang an aber des Götzen alsWerbeikone und Symbolfigur bedient.

Zwar ist der ,,Wilde Mann“ im Wappen der Stadt nicht Krodo, wie sehr oft angenommen wird.Sein Name ist aber auf viele Einrichtungen und Ortsbezeichnungen projiziert worden. Ein Tal istnach ihm benannt, ein Bad, eine Straße und sogar ein Spielpark. Selbst am Brunnen Stadtmitte ister zu sehen und am Haus der Natur im Kurpark. In neuerer Zeit wirbt die KTB ebenfalls mit einerKrodofigur, die zwar der übermittelten Darstellung in der Sachsenchronik wenig oder gar nichtentspricht, und die ,,wahren“ Krodofreunde eher schaudern lässt, als Werbeträger für die Stadterfüllt sie aber durchaus ihren Zweck. Der Förderverein Historischer Burgberg hingegen hat imJahre 2007 auf dem Burgberg eine Krodofigur aufgestellt, die im Wesentlichen die Vorgaben desBothe-Holzschnittes reflektieren. Schöpfer ist der Kunsthandwerker Volker Schubert. DasMaterial ist Edelstahl. Der Standort unter der im Jahre 1900 gebauten Brücke über denHalsgraben zwischen Ost- und Westburg ist allerdings nicht der, der auf einer Karte von 1574 als,,Krodohol“ verzeichnet ist. Von der Denkmalschutzbehörde vorgegebene Sachzwänge habeneine andere Lösung erforderlich gemacht. Der jetzige Platz hat aber auch seine Vorteile, zumal erauf dem geplanten ,,historischen Rundweg“ an erster Stelle steht.

Obwohl in der Nachfolgezeit nach dem Erscheinen der Sachsenchronik Bothes immer wiederAutoren sich bis in die heutige Zeit mit dem historischen Erbe des Autors befasst haben, geht derUrsprung der Krodo-Übermittlung immer wieder auf das Werk von 1492 zurück. Niemandkonnte etwas stichhaltig Neues hinzufügen und nie konnte auch nachgewiesen werden, woraufsich Bothe mit seiner Formulierung ,,Ich finde in der Schrift...“ bezogen hat. Natürlich hat derAutor auch in diesem Fall für seine Arbeit älteres Schrifttum benutzt. Dazu gehört unter anderem

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nachweislich die ,,Magdeburger Schöppenchronik“, die ,,Sächsische Weltchronik“ und auch die,,Braunschweiger Reimchronik“. Einen Hinweis, der die fast ausschweifende Beschäftigung mitden Götzen in seinem Werk belegen, gibt es aber nicht. Brigitte Funke räumt in ihrer in denBraunschweiger Werkstücken erschienen Arbeit zur Chronecken der Sassen die Möglichkeit ein,,dass der Verfasser die Beschreibungen der Götter selbständig auch aus nicht historiografischen

Quellen zusammengestellt hat.“Konrad oder Hermen Bothe?

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Frage, ob Konrad Bothe, der Goldschmied,überhaupt der Autor der Cronecken der sassen war. Über die Autorenschaft wird seitJahrhunderten mehr oder weniger leidenschaftlich gestritten. Mitbewerber um die Verfasserschaftist der literarisch und historiografisch ambitionierte Hermen Bothe ebenfalls aus Braunschweig.Aufgrund der Quellenlage ist diese Frage und auch noch weiter unentschieden. Brigitte Funke:,,Tatsächlich sind aber neben der Verfasserschaft noch weitere Aspekte, so die Datierung, dieFrage nach dem ursprünglichen sprachlichen Medium, das Verhältnis des Verfassers zurGestaltung des Drucks sowie die Umstände der Drucklegung selbst, nur unvollständig geklärt.“Es wäre also korrekt, zukünftig nur vom ,,Braunschweiger Verfasser“ zu reden, wenn sich nichtKonrad als allgemeingültig durchgesetzt hätte.

Wie bereits erwähnt, wird die Sachsenchronik von einer Fülle von Holzschnitten geprägt, dieauch den Text dominieren. Dieser befindet sich in der Regel unter den bildlichen Darstellungen.Um Kosten zu sparen wurden manche Druckstöcke mehrfach verwendet. Besonders für Städte-und Schlachtendarstellungen oder Porträts trifft das zu. Um trotzdem Abwechslung möglich zumachen, wurden einzelne Holzschnitte so gestaltet, dass sie durch Umstellungen einzelner Teile, beispielsweise Wappen, verändert werden konnten. Durch die unterschiedliche Breite derDruckstöcke konnten sie nicht immer der Textbreite angepasst werden. Der Text selbst wurdedurch eindrucksvolle Initialen aufgewertet. Durch die deutsche Sprache, wenn auchmittelniederdeutsch, zielte das Buch ganz offensichtlich nicht auf geistliches Publikum, dasgewohnt war, lateinisch zu verstehen, sondern auf Personen, die anderweitig in gesellschaftlichführenden Positionen waren.

Außergewöhnliche historiografische Rezeption

Die Cronecken der sassen hat, wie bereits erwähnt, als gedrucktes Buch eine außergewöhnlichehistoriografische Rezeption erfahren. Das Werk wurde noch bis in die zweite Hälfte des 16.Jahrhunderts, in der eine ganze Fülle von neuen Arbeiten entstanden, immer wiederherangezogen. Herausragend, weil auch für die Krodo-Untersuchung interessant, ist dieMagdeburger Bearbeitung der Cronecken der sassen von Johannes Pomasius aus dem Jahre 1588.Der Magdeburger Pfarrer, verständlicher als Bothe durch seine hochdeutsche Übersetzung,übernahm im wesentlichen Texte, die Struktur und Aufbau des Vorgängerwerkes, ließ aber auchschon an vielen Stellen, insbesondere bei den abenteuerlichen Schilderungen Bothes zum ThemaGötzen und ihre Entstehung deutlich Skepsis spüren. Veränderungen sind auch in religiöserAuffassung erkennbar, hatte doch in der Zwischenzeit die Luthersche Reformation, der Pomasiusin vollem Umfange anhing, die Welt verändert.

Unser Hauptaugenmerk soll sich aber nicht auf den religiösen Wandel oder die eigentlicheSachsengeschichte richten, sondern auf die Götter, insbesondere natürlich Krodo, wie sie nach

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Bothes Auffassung in die heimische Welt gekommen sind. Im Nachfolgenden ist immer der ersteBezug auf Bothes Sachsenchronik genommen und Pomasius bemüht, wenn die Fakten durchseine hochdeutsche Übersetzung verständlicher werden. Die Chronik beginnt mit einemweltgeschichtlichen Vorspann und basiert ganz offensichtlich auf der Sächsischen Weltchronik.Am Anfang steht, dem damaligen Gedankengut entsprechend, die Schöpfungsgeschichte, wobei

 bemerkenswerter Weise die Erschaffung der vier Elemente, wie sie seit Aristoteles immer wiedergelehrt wurden, und die himmlischen Engelschöre eine herausragende Rolle spielen. Ganzschnell geht es dann weiter über den Sturz der abtrünnigen Engel und Noah ins römische Reich.

,,König“ Cäsar baut sieben Burgen

Hier beginnt dann die eigentliche Geschichte. Nach einem kurzen Exkurs über die GründungRoms durch ,,Romulo“ waren da ,,dry Könige“, die sich das Reich teilten. Das waren Crassus,Pompejus und Julius. (Offensichtlich sind hier die Mitglieder des Ersten Triumvirats, 60 v. Chr.,gemeint). Julius (Cäsar) bekam das Land ,,beim Rein, da Wormbs, Mens, Colln und Trier drinnenliegen“. Hier nun entwickelte ,,Julio“ eine besondere Tätigkeit. Er baute, in ,,dem Lande, das nunWestphalen heißt“, sieben Burgen und setzte, nachdem er die Leute zum römischen Glaubengebracht hatte, auf jede dieser Burgen einen römischen Gott. In Wolgast setzte er auf die Burgden Gott Merkurius, auf die Marßborch (Eresburg) den Gott Mars, auf die Ilenborch (Hamburg)den Hauptgott Jupiter, auf die luneburg (Lüneburg) den Gott Luna, auf die harteßborch(Harzburg) den Gott Saturn, den ,,de lude unde dat meyne volck krodo heten“, auf die Burg inSoltwedel (Salzwedel) den Sol und auf die megdeborg (Magdeburg) die Göttin Venus, hier parthema genannt, mit ihrem weiblichen Gefolge. (Siehe Anhang)

Am Ende dieser Aufzählung kommt der Verfasser zu seinem eigentlichen Anliegen, das ihm alsChristen wohl besonders am Herzen gelegen hat. Er unterbreitet genüsslich die Nachrichten wieKarl der Große ,,dusse affgode vorstorde“, wie er sie also im Zuge der Christianisierung derSachsen verschwinden lassen hat. Er begnügt sich dabei nicht mit einer einmaligen kurzenAnkündigung sondern verheißt mit den Worten: ,,so gy hyr Inne vinden werden“, darauf dass erim einzelnen im Text noch einmal genauer darauf zurückkommen will. In der Tat geschieht dasauch mit Ausnahme von Wolgast sogar mit jeweiliger Illustration. Wie weit dabei der AutorEinfluss auf die Gestaltung der Götterdarstellungen genommen hat oder ob sie allein derPhantasie des Holzschneiders entsprungen sind, ist unbekannt. Ganz unverkennbar ist jedoch dieTatsache, dass durch die Bilder die Schaulust der potentiellen Käufer des Werkes angeregtwerden sollte. Hier spannt sich also ein ganz klar erkennbarer didaktischer Bogen: Julius Cäsar,der heidnische Vertreter der vorchristlichen Zeit, installiert im heidnischen Land heidnischeGötter und der große Christianisierer Karl sorgt dafür, dass sie wieder verschwinden.

Dass diese Darstellung nicht unwidersprochen bleiben konnte und auch nicht wurde, leuchtet ein.Zwar wurde die Thematisierung der auf Cäsar zurückgeführten Gründungsgeschichte, die wohlerst durch die Sachsenchronik verbreitet worden ist, allgemein positiv aufgefasst, aber schon frühregte sich Widerspruch. Der Hamburger Gelehrte und Geistliche Albert Krantz (1448-1517),Autor der 1520 entstandenen ,,Saxonia“, empfand die Berichterstattung als ,,Ärgernis“ und bezeichnete den Chronisten sogar als ,,Schafskopf“. Pomasius zitiert Krantz in seiner ,,Chronicader Sachsen und Nidersachsen“ ,,dass Julius Cäsar nie ein König gewesen und niemals so langein Deutschland gesessen, das er Schlösser und Festungen darinnen gebawet haben sollte“.Pomasius ergänzt die spürbare Ablehnung mit den Gedanken, dass man in dieser Zeit inDeutschland weder ,,vom gebrauch des Kalckes, Steine und Ziegel etwas gewust“ habe. Fest

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steht, dass zu Zeiten von Leonhardt und Delius, die sich Anfang des 1900 Jahrhunderts einheftiges Duell um die Existenz Krodos lieferten die Cäsar-Burgen-Theorie schon nicht mehraufrecht erhalten wurde. Die Existenz Krodos blieb aber weiterhin in der Diskussion.

Die sieben Götter

Merkur (Wolgast)

Bleiben wir aber erst einmal bei dem Versprechen Bothes, auf die sieben Götter im Einzelnennoch einmal einzugehen. Bis auf Wolgast hielt er sein Versprechen. Bei der eingangs erwähnten,Cäsar zugeschriebenen Götteraufzählung heißt es aber immerhin: ,,Und bawete eine Burg unterden Ruyanern, die hieß Juliana und satzte darauf den Gott Mercurium.“ Heute ist Wolgast nichtmehr mit dem Botheschen Merkurius in Verbindung zu bringen. Überliefert ist jedoch ein GottJarovit, ein slawischer Gott des Krieges und des Frühlings, dessen Kult aus Wolgast undHavelberg auch heute noch bekannt ist. Er war der oberste Gott der Ranen. (Wikipedia).Übermittelt ist der Kult Jarovits durch den Bamberger Bischof Otto, der hier im 12. Jahrhundertmissionierte. Der Überlieferung nach hing in Jarovits Tempel ein goldener Schild, der nur zuKriegszeiten hervorgeholt werden durfte. In der Stadtkirche in Wolgast gibt es ein vermeintlichesAbbild des Gottes Jarovit.

Mars (Marßborch = Eresburg)

Den Gott Mars macht der Chronikverfasser zur Gründungsperson für die Marßborch (Eresburg).Er findet wieder in der Schrift ,,das König Carl der Sachsen Abgott Armesule oder Ermesuwlegenennt verstörtet. Sie pflagen von Julio zeit her den Abgott Mars anzubeten, welcher wie allhieabgebildet, gestalt war:“ (Zum besseren Verständnis haben wir oben statt desmittelniederdeutschen Originaltextes die Übersetzung des Pomasius gewählt.) Bothe undPomasius haben je eine Abbildung des Gottes Mars (das ,,myne“ Volk nannte ihn Armesule) inihren Werken, die allerdings unterschiedlich sind, dennoch aber ähnliche Merkmale aufzeigen. Nach der Beschreibung war es ein gewappneter Mann, der bis zum halben Leib in Blumen stand,denn er sei ein Gott des Streites gewesen und mit Blumen empfangen worden. Das bedeute, dassoft Streit von geringen Dingen, wie eben Blumen, ausgehe und somit zu verhindern sei. An seinerlinken Seite hatte er ein Schwert und in der rechten ein Panier mit einer roten Feldblume. WeitereSymbole seines Äußeren waren im Schild eine Waage, ein Löwe und noch einmal die Blume.Auf der Brust trug er einen Bär. Natürlich wurde auch dieser Gott ein Opfer des großenFrankenkönigs, wie die Chronik nicht müde wird zu betonen. In der Tat gibt es hier einenhistorisch glaubwürdigen Hintergrund. ,,Karl eroberte die Eresburg und gelangte an einen Ort,der Ermensul heißt und setzte den Ort in Brand“ heißt es in den ,,Anales Petaviani“. DieVerbindung Irmensul und Mars bleiben aber das Geheimnis des Sachsenchronik-Verfassers.

Bei der Erklärung des Namens Marßborch versuchte Pomasius ihn auf ,,Mersburg“ anzuwenden,dabei berichtet er neben dem oben genannten ,,Martem“, also Mars, auch auf einen weiteren Gottmit Namen Zuttibero, der in einem Eichenwald verehrt worden sei. ,,Daselbst sind im Jar zu bestimbter zeit viel Heiden und Wenden zusammen gekommen und dem teuffel zu opfern“!

Venus/Parthenia (Megdeborg = Magdeburg)

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Der Stadt Magdeburg wies Bothe die Göttin Venus zu. Für das Jahr 781 ist vermerkt: In diesemJahre zog König Carl auff die Elbe, da hatte Kayser Julius eine Burg gebawet, daselbst auch eineTempel seiner Abgöttin gestifftet, welche er nach seiner sprache hieß Parthenia. DieBeschreibung: Ein nacktes Weib mit klaren lieblichen Augen, ihr gekämmtes Haar hing ihr bisauf die Knie. Auf dem Kopf trug sie einen Kranz von Myrthen mit roten Rosen umflochten. In

ihrem lachenden Mund hielt sie eine geschlossene Rose. Auf dem Herzen hatte sie eine brennende Fackel. In ihrer linken Hand die ganze Welt geteilt durch den Himmel, Meer undErdreich. In der rechten Hand hielt sie drei goldene Äpfel und stand auf einem goldenen Wagen.Den zogen zwei weiße Schwäne und zwei weiße Tauben. Neben ihr standen ihre dreisonderlichen Töchter, die mit den Armen ineinander verschränkt waren. Dann das übliche: ,,Dißalles verstörte König Karl, zerbrach den Tempel und bawete eine Kirche in die ehre S. Steffan.“Da der Autor Johannes Pomasius selbst Magdeburger war, widmete er sich in seiner Chronikdieser Göttin besonders, zumal er hier die Herkunft des Namens Magdeburg zumindest inBetracht zog. Mägdeburg oder Megdeborg bezöge sich auf diese Venusdamen, auf die Mägde.Diese mittelalterliche Interpretation ist aber wohl, wie man heute weiß, nicht zutreffend.Durchgesetzt hat sich die Auffassung, dass das germanische Wort magab=mächtig als Grundwortin Frage kommt, der Sinn also in der Formulierung ,,mächtige Burg“ zu finden ist. Wie allenGöttern in der Chronik sind auch der Venus viele symbolische Deutungen beigegeben. Die Nacktheit sei Mahnung, sich nicht der Buhlschaft hinzugeben, die Rosen mahnten daran, dass sie,folge man den fleischlichen Lüsten schamrot mache und dann die Stacheln im Gewissen bohrtenund irgendwann die Lust und die Lieblichkeit zerrinnt und verschwindet.

Jupiter/hamoys (Ilenborch = Hamburg)

798: ,,In dussem iare toch konig karl ouer de elue in dat lant nordalbing dar nu hamborch lichtdar anbeden se dussen affgodde hamoys...“ so beginnt Bothe den Bericht über den Gott Jupiter,der bei den Leuten Hamoys hieß und in einem Tempel an die Wand gemalt war. Von diesemHamoys habe Hamburg dann auch seinen Namen bekommen führt auch Pomasius die Erzählungweiter. Der Gott habe wie ein König auf einem Stuhl gesessen, das Zepter in der linken und einSchwert in der rechten Hand. Weil er der König der Götter war, saßen dann auch sechs andere,die ganze Palette des römischen Pantheons, jeweils an seiner Seite. So beschreibt es die Chronikdurch Pomasius übersetzt: ,,Aus dem munde dieses Abgotts gegen der vorderen hande ging eingreßlich Blixen und gegen der lindken hand fuhr aus seinem munde ein Donnerwetter mitfinstern Wolcken und mit grewlichen funkeln, denn es geziemet niemand anders zu blixen und zuDonnern denn dem höchsten Gotte.“ Aufgeführt werden weiter ein goldener Adler über demHaupt des Gottes, weil der ein Symbol für den höchsten König sei und auch die Römer ihngeführt hätten. Unter die Füße trat er den Teufel zur Erinnerung, dass er diesen bezwungen habe.Auch hier sind wieder, bei Bothe so gut wie bei Pomasius, eindrucksvolle Holzschnitte beigefügt.

In Hamburg selbst ist die Jupiter-Hamoys-Geschichte des Sachsenchronisten auch heute immernoch spürbar. So ist die neulateinische Bezeichnung ,,Hammonia“ für Hamburg genauso wie,,urbs Jovis“ durchaus gebräuchlich. Letzteres bedeutet nichts anderes als Stadt des Jupiter.Bereits 1370 schreibt Heinrich von Herford über die Gründung eines Bistums in der Burg desHammon, wobei Hammon (Ammon) für den römischen Gott Jupiter steht. Während der Zeit desdeutschen Humanismus war das Bestreben nach römischen Ursprüngen besonders verbreitet.Dagegen wandte sich der schon oben zitierte ,,Geschichtsschreiber des Nordens“, Albert Krantz,vergeblich. Eine trübe Quelle sei der leichtgläubige Botho aus Braunschweig. Er erzähleLegenden in seiner treu

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herzigen Sprache. Es würden dem Kaiser Karl mit dem Sturz des Jupiter-Hamoy mehrVerdienste um Hamburg zugeschrieben, als er wirklich gehabt habe.

Luna (Luneborch = Lüneburg)

,,Konig Carl zog fort auff die Burg zu Lüneburg und verstörte da auch den Abgott, der hieß Luna,den hatte Keyser Julius dahin gesatzt...“ Wie die meisten Darstellungen der Cäsar-Götter stehtauch Luna auf einer Säule. Für die Holzschneider der damaligen Zeit war das wohl eine gängigeMöglichkeit, die Bedeutung des Götzen hervorzuheben. Cäsar habe den Berg für den Gott imMondschein gefunden schreibt der Chronist und bedient dabei offensichtlich das Klischee, dassein Mondgott etwas mit Mondenschein zu tun haben muss. Cäsar habe eine Säule bauen lassenund den Gott darauf gestellt. Das Bildnis habe hohe Ohren gehabt und einen vergoldeten Mondvor sich gehalten. ,,Darnach ward das schloss oder Burg geheißen Lüneburg“, so die Chronik.Der heilige Wipertus hat danach eine Kapelle zu Ehren unserer lieben Frau gebaut. Die hatteBestand bis das Kloster St. Michael gebaut wurde.

Die Stadt Lüneburg wuchert kräftig mit dem historischen Pfund und nutzt es weidlich alsWerbung für die Stadt. Ein vermeintliches Relikt aus der alten Zeit hilft ihr dabei. Auf demKalkberg wurde eine Säule gefunden, die zwar schlicht und einfach ist, aber schnell mit der desGötzen Luna in Verbindung gebracht wurde. Luna ist in Lüneburg allgegenwärtig. EineMondsichel schmückt die Rathausfront, ein Lunabrunnen zeigt die Jagdgöttin Diana, die eineMondsichel auf dem Kopf trägt. Eine moderne Lunasäule fand zwar nicht unbedingt dieZustimmung der Bürger, macht aber deutlich, dass der alte Gott noch nicht vergessen ist. Wer einverdienter Bürger der Stadt ist, bekommt eine Medaille aus Silber, deren eine Seite eineMondsichel schmückt.

Sol/Wedel (Soltwedel = Salzwedel)

,,Keyser Julius hatte eine Burg gebawed in die ehre des Abgots geheissen Sol, dauon kriegte dieStad den Namen Soltewedel“. So beginnt der Bericht über die Einführung des Sonnengottes.Dieser Abgott war ein halber Mensch und trug vor der Brust mit beiden Händen ein brennendesRad mit Kerzen. Das sollte den Schein geben, dass sich alle Menschen darin sehen. Er hatteüberdies einen breiten Kopf mit gelben Strahlen. Berichtet wird weiter, dass Karl, wie immer,den Gott gestürzt und die Menschen zu Christen gemacht habe, die hätte sich aber oftabgewendet. Der Name erklärt sich aus dem Namen ,,Sol“ für den römischen Gott und ,,Wedel“für die Bezeichnung, die das Volk dem Götzen gab.

Saturn/Krodo (Harteßborch = Harzburg)

Auch hier berichtet der Autor der ,,Sachsenchronik“, dass er den Hinweis auf den Götzen Krodoin der Schrift gefunden habe, in welcher auch immer. ,,In ostsassen do der harteßborch gestanhadde eyn affgode na saturno, un den heten de lude unde dat meyne volck krodo“, so heißt es. Esfolgt eine Beschreibung des Standbildes und eine Deutung der Symbole. (Siehe auch Anhang.)Wir haben diesen Gott nicht ohne Absicht als letzten zur Untersuchung gewählt. Das großeregionale Interesse an dem alten Götzen spricht dafür, möglichst viele Aspekte auszuleuchten.

Die Deutung der Symbole

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Einer dieser Aspekte ist die Deutung der Symbolik, die der Statue beigegeben ist. Der Verfasserder Sachsenchronik gibt dafür eine für die Menschen von heute etwas holperige und nicht ganzschlüssige Erklärung. Sie kommt aus dem damaligen Zeitgeist und benötigt Erklärungen, die imUrsprung offensichtlich verloren gegangen sind oder auch nur vergraben liegen. EinRestverständnis bleibt jedoch. Die sehr freie Übersetzung des mittelniederdeutschen Textes lautet

wie folgt:,,Dieser Gott stand auf einer Säule und auf einem Barsch. Das bedeutet, dass die Sachsen auffesten Füßen stehen wollten.Dass der Abgott barfuß auf dem Fisch stand, bedeutet, die Sachsen sollten eher barfuß gehen(oder gar auf Schermessern) als sich anderen zu eigen zu geben, (unfrei werden).Der Abgott war mit einem leinenen Gewand (schorten) umgürtet, um deutlich zu machen, dassder Abgott Saturn die Sachsen frei mache (sie von ihm fry weren) und sie sich gegen dieVerfolger sträuben würden, wie der Barsch gegen den Hecht.In der linken Hand hielt der Abgott ein Rad. Das bedeutet, dass sich die Sachsen, wie in einemRad fest zusammenschließen sollten.In der rechten Hand trug er einen Wassereimer mit Rosen. Das Wasser bedeutet, dass der Gotteine ,Mutter der Kälte’ sei, die Rosen, dass er ein fruchtbarer Brunnen der Früchte wäre. So beteten sie seine Macht an, dass der Frost ihren Früchten keinen Schaden täte.“

Vielleicht kommt man dem Verständnis dieser fast kryptischen Erklärungen näher, wenn dasantike Erscheinungsbild des Gottes Saturn in Betracht gezogen wird. Der Saturn gilt nicht nur inder Astrologie als Planet der Kälte (siehe ,,Mutter der Kälte). Vor allem aber ist er ein Gott derLandwirtschaft (siehe Eimer mit Rosen). Als eines seiner bedeutendsten Symbole gilt überdiesdas gebogene Erntemesser (siehe die Schermesser). Vielleicht wusste Bothe von diesen antikenErscheinungsbilder seines Saturn-Götzen und hat sie bewusst oder unbewusst in seine Deutungeneingebaut?

Diese Original-Symbol-Deutung hat nie so richtig befriedigt. Vor allem die nicht, die alsWander- oder Burgbergführer das 1996 vom Förderverein Historischer Burgberg auf demBurgberg in Bad Harzburg aufgestellt Standbild Krodos erklären wollten. Die eindeutigenWesensmerkmale der Figur, Rad, Eimer, Fisch und wehender Rockschoß verlangen deshalbgeradezu nach einer anderen Deutung. Das ,,Heureka“ kam vom Vorsitzenden des FördervereinsHistorischer Burgberg, Horst Woick, ehemaliger Kurdirektor, Burgberg- und Krodofreund sowieWanderführer. Die Initialzündung erfolgte durch die zweite Seite der ,,Cronecken der Sassen“,auf der die Schöpfungsgeschichte beschrieben ist. ,,In dem anbegune schop got hymel und erde.Und de veer Elemente. Alse water, Fure, Lucht und erde.“ Die vier Elemente des Aristoteleswaren ein Weltverständnis, das Jahrhunderte lang die Wissenschaft beherrscht hatte. Das war dieLösung: Das Rad als Feuer (Sonne), der Eimer mit Rosen und Früchten die Erde, der Fisch dasWasser und die wehende Schärpe, um das hemdartige Gewand gewunden, die Luft. Bei dieserKlarheit, was hat da die verquaste Symbolik des Bothe noch für eine Chance? Die Vier-Elemente-Lösung wurde sogar noch ausgebaut und ihr die vier Möglichkeiten der modernenAlternativenergien an die Seite gestellt: Energie aus der Sonne, aus der Erde, aus der Luft undaus dem Wasser. Der alte Krodo wurde somit auch noch zur Symbolfigur für dieEnergiegewinnung der Zukunft. Was für eine Karriere eines von Wissenschaftern und Forschern bereits Totgesagten?

Um der Symbolik noch einen i-Punkt auf zusetzen sei auf eine mittelalterliche Zauberformel

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hingewiesen, die sich mit Krodo befasst, sie lautet:S A T O RA R E P OT E N E TR O T A S

Satzsinn haben die lateinischen Wörter, die von oben nach unten und von links nach rechts sowievon unten nach oben und von rechts nach links gelesen werden können, nicht, dennoch ist ausihnen eine Botschaft herauszudeuten. Die erste, mittlere und letzte Zeile geben als Sinn: ,,Satorhält Räder!“ Hat nicht der Planet Saturn ein riesengroßes Rad um seine runde Körper?

Heftige Auseinandersetzung über das Pro und Contra

Aber kehren wir von diesem Ausflug in die Welt der Symbole noch einmal zu derAuseinandersetzung um die Glaubwürdigkeit der botheschen Übermittlung zurück. Sie hat nichtmit den Skeptikern des Mittelalters aufgehört. Der Konflikt zwischen pro und contra wurde vorallem zu Anfang des 19. Jahrhundert mit besonderer Heftigkeit und Härte besonders heftiggeführt. Sie endete sogar mit einem Selbstmord. Kontrahenten waren der Herzoglich-Braunschweigische Forstschreiber Julius Gottfried Eberhardt Leonhard aus Neustadt/Harzburgund der Wernigeröder Regierungsrat Christian Heinrich Delius. Leonhard veröffentliche 1825 einBuch mit dem Titel ,,Die Harzburg und ihre Geschichte“. Das Werk enthielt neben dereigentlichen Burggeschichte auch eine Untersuchung zum Thema ,,Krodo“. Bei den Recherchenzu diesem heiklen Thema ging der Autor aber eher ,,blauäugig“ an die Geschichte heran. Er ließsich mehr von seinen romantischen Vorstellungen leiten als von belegbaren Tatsachen. Er kanntewohl auch nicht einmal die ursprüngliche Sachsenchronik, sondern kolportierte Aufgüsse auszweiter und dritter Hand. Dabei saß er zusätzlich auch noch einer Fehlinterpretation von inrömischen Buchstaben geschriebenen Jahreszahlen auf, so dass er das eigene SteindruckbildKrodos in das Jahr 729 datierte, also weit vor die Entstehung der Sachsenchronik. Zwar war auchLeonhard nicht ganz ohne Zweifel, vertrat letztlich aber die Meinung, dass man altüberlieferte Nachrichten nicht einfach von der Hand weisen sollte.

Das Buch des Neustädters mit seinem einfachen Geschichtsverständnis brachte denRegierungsrat Delius so auf die Palme, dass er ein Jahr später ein eigenes Buch folgen ließ, miteiner eigenen Untersuchung über den ,,vermeinten Götzen Krodo“. Delius gehörte einer völliganderen Art von Heimat- und Geschichtsforschern an, die die Ansicht vertrat, dass nur das zählt,was auch schriftlich belegbar ist. In ungewöhnlich scharfer Form kritisierte er in seinem Buch dieArbeit des Harzburger, besonders hinsichtlich dessen Krodoveröffentlichung. Wer immer nochvon Krodo träume, so seine ätzende Kritik, gehöre zu den Geisteskranken und es müsse demkräftig entgegen getreten werden. Er unterstellte dem Chronisten aufgrund seiner Beweisführung,dass er die Götter und insbesondere Krodo einfach erfunden habe. Zusammen mit dem Schöpferder Holzschnitte habe er die Berichte einfach zusammengefabelt. Das alles wirkte auf Leonhardganz offensichtlich so niederschmetternd, dass er sich am 13. Januar 1831 auf dem Salzkamp inBündheim in den Kopf schoss. Das Neustädter Kirchenbuch gibt zwar als Ursache des Todeseinen Unfall an, aber jeder im Ort wusste es besser.

Wenn sich Delius von seinem überaus präzise recherchierten Buch erhofft hatte, dass derKrodospekulation damit ein für alle Mal ein Ende bereitet worden sei, dann irrte er sich gewaltig.

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Der Streit um die Existenz des Götzen auf dem Burgberg nahm eher zu. Dabei stand derAuffassung Delius’ die These gegenüber, dass man nicht alles Übermittelte einfach ablehnendürfe. Der Heimatforscher Wilhelm Lüders beispielsweise verwies darauf, dass es neben derschriftlichen Überlieferung auch noch andere Methoden der Altertumsforschung gäbe, wieGrabungen oder die Auswertung von Sagen oder die Flurnamenforschung. Das geschah in der

Zeit, als im Krodotal die Reste einer uralte Kirche ausgegraben wurden und über dieses Tal vielGeheimnisvolles ans Tageslicht kam. Ein alter Sperrwall hatte in Urzeiten das Tal abgeriegeltund merkwürdige Tumuli gaben Rätsel auf. Hinzu kam, dass schon damals erkannt wurde,welchen Werbeeffekt mit der Figur erzielt werden konnte.

Die Suche nach Beweisen

Eine Beweisführung zugunsten der Existenz Krodos ist deshalb auch immer wieder über Orts-und andere geografische Namen versucht worden. So hat man beispielsweise im Kronenbach,einem Zufluss des Brunnenbaches bei Braunlage den schon 1258 in einer Urkunde erwähnten,,Crodenbeke“ gesehen. In der Nähe liegt der ,,Heidenstieg“, und der ,,Schächerborn“ dessen Namen auf eine uralte Richter- oder Opferstätte hinweisen. Mit dem Kapellenfleck ist in diesemBereich die Stätte einer christlichen Kirche belegt worden. Krodos Anhänger sehen darin einenBeweis, dass hier nach dem alten Brauch in christlicher Frühzeit verfahren worden ist, heidnischeStätten mit christlichen Bauwerken zu überdecken. Diese Art der Beweisführung könnte endlosfortgeführt werden. Da gibt es im Götzental einen Krodotisch in Merane und viele Städte undOrte mit Namen, die an Krodo denken lassen. Im Sprachgebrauch des Nachmittelalters hat sichauch immer wieder das Wort vom ,,crodendüvel“ gehalten und als Beweis herhalten müssen.Einen wirklich schlüssiger Beweis hat sich aber bisher nirgendwo gefunden. Als ein Versuch,Krodos Existenz mit aller Gewalt zu beweisen, hat sich das so genannte ,,Gelübde des Artwakererwiesen. Im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts machte der Goslarer ,,Worthalter“ Erdwin vonder Hardt durch eine Entdeckung auf sich aufmerksam. Er gab an, aus einer, angeblich auf demOsterfeld gefundenen, Jahrhunderte im dortigen Zeughaus unbeachtet gebliebenen Urne, einPergament gezogen zu haben, das mit dem Gelübde des Artwakers, Edelherrn von Schladen, anden Krotto-Wodan zu Harzburg, beschrieben gewesen sei. In dem Pergament verspricht Artwakerdem Krodo Opfer, wenn dieser Wittekind vor ,,Karl dem Schlächter“ bewahren würde. Das ganzestellte sich dann aber bald als eine, nicht einmal gut gemachte Fälschung heraus, wieder ging einscheinbar gutes Argument für den Sachsengott den Bach herunter.

Ein Kopf an der Bündheimer Kirche, hat schon in der Vergangenheit die Fantasie der Menschenangeregt. Er ist neben dem Eingang der Schlosskriche eingemauert, mit grimmigen Zügen undvom Zahn der Zeit mächtig angenagt. Der Kopf des Wotan sei das, war man sich lange Zeit, weiles keine vernünftige überlieferte Erklärung gab, einig. Dann wurde die Idee geboren, dass dieserKopf, wenn schon ,,Wotan“, auch der des Krodo sein könnte. Die Theorie: 1650/51 wurde dieBurg abgerissen, der Kopf gefunden oder aus dem Mauerwerk herausgelöst und mit den Steinenzum Bau der Kirche verwandt. Einer näheren Untersuchung hält dieser Möglichkeit aber nurwenig stand. Die Bündheimer Kirche wurde an der jetzigen Stelle wahrscheinlich schon im 12.oder 13 Jahrhundert gebaut. Sicher ist, das sie um 1610 vergrößert worden ist und zwar in derArt, dass von dem alten Bau lediglich die Absis abgerissen und dann das Ganze um etwa dieHälfte verlängert wurde. Mit den Steinen von der Burg? Diese war zu diesem Zeitpunkt zwarkein Schmuckstück mehr, sie bestand aber noch. Wahrscheinlich in der Art wie sie auf demEpitaph in der Schlosskirche von 1643 dargestellt ist. Nachdem der ganze Ort 1626 während des30jährigen Krieges in Schutt und Asche gelegt worden war, zog der Amtmann vom

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ausgebrannten Schloss wieder auf die Burg. Sie muss also immerhin noch so gut instand gewesensein, dass er hier seine Amtsgeschäfte ausüben konnte. Dafür spricht auch, dass während desKrieges die Burg durchaus noch in der Lage war, eine strategische Rolle zu spielen. Auch vomvielleicht teilweisen Abriss kann also zu diesem Zeitpunkt noch keine Rede sein, der erfolgte erstwenige Jahre nach Ende des Kriege.

Die Steine der Burg haben sicherlich auch nicht zum Bau des Schlosses selbst gedient, wie oft behauptet wird. Der erste Bau entstand bereits 1572, weil auf der Burg ,,schwer Haushalt zuführen“ war. Bei der Zerstörung 1626 brannte das Schloss zwar aus, die Ruine wurde aber bereits1634, wenn auch provisorisch, wieder unter Dach gebracht. Das Mauerwerk war alsooffensichtlich noch brauchbar. 1662 wurde der Dachstuhl vermeintlich richtig repariert. Esschlich sich aber ein Konstruktionsfehler ein, der wenige Jahre später eine Richtigstellungerforderlich machte. ,,Es trifft nicht zu, dass dabei das ganze Gebäude abgerissen wurde“, bemerkt der Heimatkundler Hans Schmidt in seiner umfassenden Arbeit über das BündheimerSchloss in der Festschrift zum 90jährigen Bestehen des Harzburger Geschichtsvereins. Es wurdenalso keine Steine mehr zu dieser Zeit gebraucht. Zumindest nicht so viele, dass sie von der Burgherabgetragen werden mussten. Natürlich wäre auch ein andere Weg, wie der Kopf an die Kirchekam, möglich. Der über die Abrisssteine ist aber wohl auszuschließen.

Überhaupt ist wohl auszuschließen, dass es überhaupt der Kopf Krodos ist. Mit höchsterWahrscheinlichkeit handelt es sich bei diesem Kopf an der Bündheimer Kirche um einen sogenannten ,,Neidkopf“. Neidköpfe gibt es überall in Deutschland. So bezeichnet werden Fratzenoder abstoßende Gesichter, die an Mauern, Türen oder Giebeln von Häusern, Schlössern undnatürlich Kirchen angebracht sind. Der Begriff stammt vom althochdeutschen Wort ,,nid“ ab, dasfür Hass, Neid oder Zorn steht. Angebracht wurden sie in ganz Europa, um nach Volkes Glaubedas Unheil und Böse abzuwenden. Neidköpfe gib es in der Größe eines Handtellers bis zuKopfgröße. Der Brauch geht wahrscheinlich auf keltische Ursprünge zurück, aber vominzwischen christianisierten Volk beibehalten. So wird es auch beim Bau der Bündheimer Kirchegewesen sein. Ein nahes Beispiel von Neidköpfen bietet die so genannte ,,Fratzenapotheke“ inClausthal-Zellerfeld.

Krodo ein Christengott?

Eine bisher noch nicht vertretene Theorie vertrat in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts derHeimatforscher Dr. Albert Hansen aus Eisleben. In der Zeitschrift ,,Unser Harz“ vertrat er 1960die Meinung, das es sich bei dem Krodobildnis um ein Denkmal aus der iro-schottischenMissionszeit handeln könnte. In den Hinweisen auf Krodo und seiner Vernichtung war demAutor eine gewisse Schärfe aufgefallen, mit der eine Religion, die einmal bei den Sachsen inhohem Ansehen stand, in ihrem Wert herabgesetzt wurde. Der Gott wurde zum Abgott, seinStandbild zum Götzenbild und der Glaube zum Aberglaube gestempelt. Sogar der große Karlwurde bemüht, um den allumfassenden Bildersturm der Bothe-Chronik zu rechtfertigen. Hansennimmt also im Rückschluss beweisführend an, dass die römischen Christen viel härter gegen eineandere christliche Glaubensrichtung vorgegangen seien, als gegen den heidnischen Kult. Kurz,Hansen vertrat die Auffassung, dass Krodo wohl der arianischen Glaubensrichtung alsRepräsentant, wie sie von iro-schottischen Missionaren schon hundert Jahre vor Karl verbreitetworden sei, zuzuordnen ist. Der katholische Papst habe diese Missionierung durch die Briten, die,,von heidnischen Priestern und ehebrecherischen Geistlichen“ durchgeführt worden sei,unterbunden und somit letztlich ein christliches Standbild zerstört. Das Ziel sei gewesen, die

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aufblühenden Gemeinden der iro-schottischen Mission restlos auszulöschen. Fazit desVerfassers: Krodo war gar kein sächsischer Götze im heidnischen Sinne, sondern ein vom früheniro-schottischen Christentum okkupiertes vom christlichen Gedankengut versehenes Standbild.Die Theorie fand bisher wenig Beachtung, hat sie doch so gar keine Wurzeln in der eigentlichenÜberlieferung. Auch den Fisch, auf dem Krodo steht, als christliches Symbol zu sehen und zum

Beweis völlig neuer Gedanken anzuführen, hat bisher niemanden überzeugt.Der Goslarer Krodoaltar

Mit Krodo ist in nachmittelalterlicher Zeit auch der jetzt im Goslarer Museum aufbewahrte sogenannte Krodoaltar in Verbindung gebracht worden. Diese Verbindung ist aber nachweislichnicht gegeben, obwohl sie immer wieder die Fantasie beflügelt hat. In Wahrheit handelt es sich bei diesem kulturhistorisch allerdings außerordentlich wertvollen Gegenstand um einen Altar ausden 11. oder 12. Jahrhundert. Seine Beziehung zu Krodo ist wohl deshalb geknüpft worden, weiler vor Zeiten auf der Harzburg gestanden haben soll, das ist aber unbewiesen. Nachweislich stander im Goslarer Dom, der 1818 abgerissen wurde. Seine Frühgeschichte verliert sich allerdings imDunkeln. Zumindest war der Altar, dem erobernden Korsen Napoleon so wertvoll, dass er ihn alsKunstraub mit nach Paris nahm. Als sich dann aber das Kriegsglück zugunsten der Preußenänderte, kam er wieder zurück und fand Aufstellung in der Stafaniekirche. Heute gibt er seineRätsel an die Museumsbesucher weiter.

Eine künstlerische Überhöhung fand der Krodoaltar in einem Gemälde von Friedrich GeorgWeitsch. Unter dem Titel ,,Opferfest des Krodo auf der Harzburg“. Das Bild nimmt keinerleiRücksicht auf historische Übermittlung sondern bedient eine Geschmacksrichtung, die in demBemühen des 18. Jahrhunderts wurzelte, der mediterranen antiken Mythologie ein nordischesPendant entgegenzustellen. Nachdem der berühmte Vater des Malers, Johann Friedrich PaschaWeitsch, die Landschaften des Harzes für die Malerei entdeckt hatte, wollte der Sohn die früheGeschichte dieser Region behandeln. Das Bild zeigt vor dem dampfenden Altar auf ihreOpferung wartende römische Gefangene und die Übergabe kleiner Kinder an die Priester. Auchhier ist wohl ein Menschenopfer vorgesehen. Weitsch wollte wohl vor allem auch dieGrausamkeit des heidnischen Götterkultes darstellen um den Fortschritt durch das Christentum zu betonen. Das Ende des 18. Jahrhunderts gemalte Bild wird in Berlin, Stiftung Archiv derAkademie der Künste, aufbewahrt. Es ist 127 x 162 cm groß und in Öl gemalt. Für dieAuseinandersetzung mit dem Krodomythos ist das Bild zwar nur eine wenig aussagekräftigeRanderscheinung aber immerhin geeignet, die Fantasie zu beflügeln.

Ein wundertätiges Marienbild

Der alte Götze Krodo spukt auch noch in einer anderen historischen Übermittlung herum, imMarienkultus, der für Anfang des 16. Jahrhunderts auf dem Burgberg nachgewiese ist. Es gehtum eine Kapelle auf dem Burgberg, in der ein wundertätiges Marienbildnis gezeigt wurde, demein Bezug zu Krodo nachgesagt wurde. Das Muttergottesbild übte zu Anfang des 16.Jahrhunderts wegen seiner Heilkraft eine große Anziehungskraft auf gläubige Pilger und Krankeaus. Dadurch wurde die Kapelle auf dem Burgberg zu einem viel besuchten Wallfahrtsort. Vonweit entfernt eilten die Gläubigen herbei, um von dem Gnadenbild geheilt zu werden. In der Tatmüssen die Erfolge Aufsehen erregend gewesen sein, denn der Harzburger Amtmann Claus vonEppen schwärmt 1548 davon in höchsten Tönen. Es wird berichtet, dass die Kranken ihre betroffenen Gliedmaßen in Wachs nachbildeten und sie der Marienfigur zu Füßen legten. ,,Aber

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nicht nur frommer Glaube, sondern auch ketzerischer Aberglaube an Krodo und Teufel sollen dievielen Heilungen bewirkt haben, da am Saume des Marienbildes der Götze Krodo und Drachenabgebildet waren“, fasst der Harzburger Heimtforscher Friedrich Tenner in seinem Aufsatz ,,DieBurgkapelle und der Marienkultus auf der Harzburg“ seine Forschungsergebnisse zusammen.Das wundertätige Bildwerk habe auf einem Altar gestanden und an dessen Rock ,,unten am Saum

der Crodo oder Teuffel fast unkentlich gemahlet gewesen“, schreibt Meran in seiner Topografievon 1654. Dass der knallhart kritische Delius auch diese Geschichte für ausgemachten Humbughielt, muss nicht unbedingt betont werden.

Weitere Götter

Flins

In seiner ,,cronecken der sassen“ berichtet der Verfasser Bothe über die sieben ,,Planeten“götterhinaus auch noch von einigen weiteren slawischen Göttern, an deren Existenz lange Zeit,,hartnäckig geglaubt“ wurde. An erster Stelle steht dabei der Abgott ,,Flyns“ (bei Pomasius,,Flynß“). Leonhard Franz schreibt in seiner 1941 erschienenen ikonographischen Studie,,Falsche Slawengötter“: Dieser Flins spielt seit Bothe eine riesige Rolle im Schrifttum; immerwieder wird er dem Leser vorgesetzt, und bis in jüngste Tage hat man, besonders in der Lausitz,nach seinem Heiligtum gesucht...“. Bothe schreibt den Gott den am Harz wohnenden Resten derWenden und den Lausitzer Wenden zu und schildert ihn folgendermaßen (in neuhochdeutsch):Der Abgott hieß Flins, denn er stand auf einem Flinssteine, und er sah aus wie ein Toter miteinem langen Mantel; in der Hand hatte er einen langen Stab mit einer brennenden Fackel undauf der linken Schulter einen aufgerichteten Löwen, der sie erwecken sollte, wenn sie stürben.Auch für Flins gibt es, wie bei den anderen Göttern in seinem Werk keine ältere Quelle.

Prono, Ridegast und Siwe

Von weiteren drei Göttern weiß Bothe im Zusammenhang mit Thronstreitigkeiten der Wendenim Raum Schleswig zu berichten. Obwohl schon einmal christianisiert, fielen zwei mörderischeVettern, die ihren König umgebracht hatten, in den alten heidnischen Glauben zurück. ,,undwaren auf die Christen sehr blutgierig“. So werden sie beschrieben (Übesetzung Pomasius):,,Ihr Abgott zu Oldenburg hieß Prono, und stund auff einer Sewle, hatte in der Hand eine roteProueyse und einen Bannerstab, hatte zwei lange Ohren, mit einer Krone, trug ein Paar Stieffelan, und unter einem Fusse eine Schelle.Der Obertriten Abgott zu Meckelnburg hies Ridegast, der hatte für der Brust ein schildt, darinnenstund ein schwartzer Püffelskopff, und in der hand ein Streitaxt, und auff dem heupt ein Vogel.Die Abgöttin hies Siwe, die hielt die hende uberrück, in der einen hand hatte sie ein güldenApffel, in der anderen ein Weintraubel, mu einem grossen blate, und ihre Haare hingen ihr bis indie Waden.“

Jodute

Eine seltene Mischung aus Heidentum und christlicher Glaubensüberdeckung stellt der AbgottJodute dar. Nach einer Schlacht auf dem Lerchenfeld am Welfesholz im Mannsfelder Land imJahre 1115, die von den Sachsen gegen kaiserliche Truppen gewonnen worden war, wurde einSiegeszeichen in der Gestalt eines geharnischten Mannes aufgestellt. Natürlich stand auch er, wiefast alle Götzen bei Bothe auf einer Säule. Auf den Darstellungen Bothes wie auch des Pomasius

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hat er eine gezackte Keule, die wie zum Kampf erhoben ist. Während bei der ersteren der Schildaber Streifen und eine Kronenreihe trägt ist bei Pomasius der Schild schon mit dem weißenSachsenross im roten Feld geschmückt. Die Bauern beteten dieses Standbild an. Darum verfuhrendie christlichen Missionare nach altem Brauch und gründeten hier ein Kloster des Predigerordens,nachdem sie den Jodute zum Heiligen gemacht hatten. Als Ort wird ,,wederstidde“ oder

,,Wiederstedte“ angegeben. Um diesen Jodute entwickelte sich ein solcher Rummel, dass dasStandbild ins Kloster Wiederstedt gebracht und an die ursprüngliche Stelle eine Kapelle errichtetwurde. Die Menschen wollten aber ihren Jodute wiederhaben und stellten in der Kapelle gleichwieder eine Figur auf, weil ihr heilende Kräfte zugeschrieben wurden. Weil aber jeder einenSpan der wundertätigen Figur haben wollte, war sie bald nur noch ein Torso. 1570 wurde siedeshalb ganz entfernt.

Schlusswort

Als Schlusswort unter diese Untersuchungen soll die Erkenntnis Leonhard Franz’ aus seinemWerk über die Falschen Slawengötter dienen. Er schreibt: ,,Erscheinungen wie die Götter Botheserklären sich aus der im Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein wirksamen Mischung vonKritiklosigkeit mit Sensationslust. Sehr viele Verfasser von Büchern konnten sich dem Bestreben,Sensationelles zu bieten und die Vorgänger zu übertreffen, nicht entziehen. Da dieseSensationslust auch Bücher beherrscht, die wissenschaftlich gemeint sind, und nicht allein für die breite Masse geschrieben waren, bezeugt sie einen sehr starken Mangel an Kritik. Es musste einweiter Weg zurückgelegt werden von dem naiven Erfassen historischer Tatsachen, das sich imwesentlichen auf Analogieschlüsse und ungehemmter Phantasietätigkeit aufbaute, bis zurkritischen Wissenschaft der Gegenwart.“

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Konrad Bothe: "Cronecken der Sassen", Mainz, 1492.Johannes Pomasius, "Chronica der Sachsen und Nidersachsen", 1588.Julius Gottfried Eberhard Leonhard: "Die Harzburg und ihre Geschichte", Helmstedt, 1825.Christian Heinrich Delius; "Geschichte der Harzburg und den vermeinten Götzen Krodo",

Halberstadt, 1826.Albert Krantz, "Saxonia", Köln, 1520.Leonhard Franz: "Falsche Slawengötter", Ikonographische Studie?, Leipzig, 1941.Brigitte Funke: ,Cronecken der Sassen, Entwurf und Erfolg einer sächsischen Geschichtskonzeption amÜbergang von Mittelalter zur Neuzeit", Braunschweiger Werkstücke, Braunschweig 2011.Karl-Berthold Fischer: "Die Burgkapelle und der Marienkultus auf der Harzburg", Beiträge zur Geschichtedes Amtes Harzburg, Harzburger Geschichts- und Heimatschutzverein, Bad Harzburg, 1947.Dr. Albert Hansen: "Der Kern des Krodomythos ? die iro-schottische Mission", Unser Harz, 1960.Wilhelm Lüders: "Neustadt, Harzburg und Schulenrode, Beiträge zur Geschichte des Amts Harzburg,1947. "Zur Geschichte des Krodotals und der Siedlung Schulenrode bei Bad Harzburg. Zeitschrift d.

Harzvereins 70.Gerhard Cordes: "Altes und Neues vom Krodo", Zu den Braunschweiger Weltchroniken des Mittelalters.Albert Reinecke: "Die Einführung des Christenthums im Harzgau im achten Jahrhundert", Osterwieck,1888.R. Wieries: "Das Amt Harzburg im Dreißigjährigen Kriege", Bad Harzburg.Dr. Robert Multhoff: "Die Geschichte des Dorfes Bündheim", Bad Harzburg 1951.Hans Schmidt: "Das Bündheimer Schloß" und "Die Bündheimer Kirche", Festschrift 90 Jahre HarzburgerAltertums- und Geschichtsverein, 1992.Klaus Röttger: "Der Krodo-Mythos", Harzklub-Zweigverein Bad Harzburg, 2004.Dr. K. Woltereck: "Flurnamen von Göttern und Götzen im Harz", Harzheimat in Harzburger Zeitung. Nr.30, 1933.

Harzburger Wanderseite

Ilsenburger Str.2538667 Bad HarzburgTelefon (05322) 3258e-mail: guenther(at)steckhan.eu

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An der Bündheimer Kirche (Ortsteil der Stadt Bad Harzburg) gibt es neben der Eingangstür einen Kopfder in die Wand eingemauert ist. Wotanskopf war von alters her die Bezeichnung dafür. Die Krodofreundesahen und sehen in ihm aber den Kopf des Krodos, der beim Abriss der Harzburg ins Tal gekommen ist.Skeptiker meinen aber, das es sich wohl doch nur um einen so genannten "Neidkopf" handelt. Neidköpfesind sehr verbreitet und zieren allenthalben Kirchen, Burgen, Schlösser oder sonstige herausragendenBauwerke. Sie stammen als Brauch aus uralter Zeit und sollen durch ihre abschreckendes Äußere Unheilvon dem Gebäude fernhalten.

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Der Götze CRODO - die germ. Gottheit KRODO

Horst Woick

(ohne Wertung)

Crodo = sächsischer Gott der Fruchtbarkeit / Gesundheit /Saat

mit Sonnenrad / Rad der Zeit - wehenden Rockschoß (Wind / Luft) Korb voller roter Rosen(für Liebe und Fruchtbarkeit)- Fisch (Wasser / Nahrung oder christliches Symbol)Chrod im gotischen = rot, Kronus / Rhodos - Kupfer - Kreta und Zypern mit antikenKupferbergwerken, antikes Weltwunder "Helios" als Kupferstatue, Möglicher Uesprung:Überlieferung durch germanische Sklaven / Legionären bei der Rückkehr nach Germanien /Sachsen / Slaven irisch-schottische Missionszeit lt. Dr. Albert Hansen ???

Crodo Gott der Sachsen

 

Rad

Wie der Zyklus der Sonne und die Unendlichkeit desUniversums in Zeit und Raum

Wind

der Atem oder Odem dieser Welt, der alles hier am Leben hält

Korb mit roten Rosen

das Sinnbild für Fruchtbarkeit, die Natur und die schützenswerte

UmweltFisch

Das Element Wasser, Nahrung und die späteren christlichenWerte unserer Gesellschaft

(Abb. Lt. Sachsenchronik 1492)

 

in Bad Harzburg

ungefähre chronologische Reihenfolge:

 

( nach Sagen, Überlieferung und historischer Daten )

ca. 50 vor Chr.

 

eine römische Legion errichten auf dem Burgberg einen Tempel für denGott SARTURNUS - in Anlehnung an den gr.Gott Chronos / evt.Helios? Statue/ Opferstätte des CRODO auf dem heutigen Gr.Burgbergoder im Krodotal?

780 nach Chr.

 

Kaiser KARL der Große ist zur Christianisierung der Sachsen am

Harzrand dabei.

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Bau der ersten Kirche jenseits der Ecker in Osterwieck. Karl zu den Sachsen: "Crodo isteuer Gott, der Crodo Teufel" Sturzder CRODO-Statue auf Befehl Karldes Großen. Gab es einen

CRODO-Altar auf dem Gr. Burgbergoder im Krodotal?? Crodo="de Cröte "oder "de Grote"

1040Verlegung der Stiftkirche aus dem Krodotal nach Goslar / Dombau unter Heinrich III. Installation des Krodo-Altars (heute Museum in Goslar)Alter und Ursprung unbekannt.

1065 / 1068Bau und Fertigstellung der HARZBURG. Im Vorraum des Stiftes sollein Krodoaltar oder eine Krodostätte (Relief, Büste o.ä. )gestandenhaben.

1100 lt. neuestem Gutachten ungefähres Herstellungsdatum des Krodoaltars(Goslar)? Statue der Stadt Goslar soll der Krodoaltar um diese Zeithergestellt sein, und im Dom gestanden haben.

1350"Regesta Diplomatica Thuringiae" heute Kronenbach Hinweis auf Crodenbeke / Heidenstieg

1492

 

"Chroneken der Sachsen" von Conrad Bothe:Zitat: "ikk vinde in der skrift, dat hier in Ostsassen to der Hartesborgk gestan hadde eyn Afgoot na SARTURNO un den heten de Lüde un datmeyne Volk: "KRODO"

1507"im Invertorium der alternden Harzburg" ein "bespanget rock...."untenam Saum der Crodo oder Teuffel fast unkenntlich gemaletgewesn...."lt.Merian 1653

16 Jahrhundert

 

Marien-Verehrung (unter Erinnerung an Abgott Crodo) auf dem Gr.Burgberg mit vielerlei Wunderheilungen an Blinden, Lahmen undGebrechlichen

1574

 

Erwähnung in ANALES von Georg Torquatus desgl. In der  Niederdeutschen Chronik von Abel.

Im Lageplan der Hinweis von F. Stollberg auf eine Stelle auf der südlichen Seite der Westburg auf eine Felseintiefung mit NamenKrodo-Holl ( Höhle-Grotte auch Krodo-Hall)

1602in "Historia Caroli Magni "Letzner Hinweis: "Karl d. Gr. läßt statt Crodoeine Kirche bauen"

1610

 Bau der Bündheimer Kirche aus Steinen der Harzburgen,

Götzenkopf-Relief (Wotan-Crodo?)

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Einmauerung an der Nordseite,schräg über dem Eingang.

1626Rock aus dem Hause HEINRICH I (oder H. III) mit Krodo-Symbol alsStickerei in den Wirren des 30-jährigen Krieges nach Schweden, (wo er heute noch sein soll).

1654Hinweis bei Merian, die Kirche, wohl auch CRODO standen imKrodotal.

1797

 

gr. Gemälde eines Opferungsfestes für CRODO von F.G. Weitsch /heute in der Akademie der Künste in Berlin.

1825

Forstschreiber E.J.G. Leonhardt beschreibt KRODO mit positiver 

Sichtweise.1826

 

Gegendarstellung durch den Regierungsrat Delius, mit sehr negativer Sicht, aber viele Kommentare und gute Literaturhinweise.

1837

 

Benennung einer der Lokomotiven der ersten dt. Staatseisenbahn nach"Crodo".

1842 Eröffnung einer Gaststätte auf dem Gr. Burgberg namens " CRODO"

1850

 

Fund des „Horkenstein“ (Opferstein) und einem „Crodo-Haupt“ in

Bochum, der Opferstein liegt heute am Hattinger Busbahnhof und der Crodo-Kopf ist in das / e ein „Bonner Museum“ (?) gekommen

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1869

 

„Missionsgeschichte der Harzgebiete“ Dr. Joh. Christ. GottlobSchumann Seite 28/ 30 Crodo-Nachweise auf dem Burgberg

1873Bohrung und Benennung der KRODO-Quelle im Heilbad Bad HarzburgTrinkbrunnen / Grotte mit Crodo-Statue im Park des KurhotelsJuliushall.

1888

 

„Die Einführung des Christenthums im Harzgau“ Albert Reinecke Seite10 / 13 Götze Krodo / Krodo-Altar auf dem Burgberg

1931 Bau des Krodo-Bades "Kurschwimmbad"

1932Krodo-Forschung v. R. Uhden in BS-Landeszeitung "Altgerm.Zeugen...."

1936 / 1938Bau des heutigen " Haus der Natur" mit Krodo-Relief an demWestgiebel.

1937W. Lüders "Zur Geschichte des Krodo-Tales"....ein wahrer Kern ist darinenthalten.

1952Gerhard Cordes ablehnend: "Altes und Neues vom Krodo" in der Fröhlich-Festschrift.

1960Dr. A. Hansen "die Krodo-Statue, ein Denkmal der Iro-schottischenMissionszeit "

1964Einrichtung einer Krodo-Bar im neuen Kurhaus von Bad Harzburg mitStatue.

1970 Bau des neuen Rathauses in Bad Harzburg mit Krodo-Brunnen.

1985Aufstellung einer älteren Krodo-Plastik (aus der Krodobar?) ausschwarzem Holz im Schachthaus an dem Krodo-Quellen Schacht.

2001

Buch von Kustos Wolf-Dieter Steinmetz:Geschichte und Archäologie der Harzburg " wegen des Alters der Krodoüberlieferungen ist von Seiten der Archäologie einWahrheitsgehalt nicht völlig abzutun!

2003 Krodo-Figur am Jungbrunnen "Stadtmitte Bad Harzburg"

2004 Bau vom Freizeitpark: " Krodoland" in Westerode

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Weitere Hinweise in Europa:vermutete Ürsprünge:

Crotos - Sohn des Pan Helios- griechischer SonnengottVergleich: 36 Meter hohe Statue aus Kupfer auf der Insel Rodos Chronos -griechische Gottheit der Fruchtbarkeit / Saat Sarturnus - römische Gottheitder Fruchtbarkeit / Saatrot (rote Rosen) - chrod - chronos - Rhodos -Zypern - Kreta, diegriechischen Kupferinseln.

Ortsnamen:

ThüringenSachsen

 

Crodenbeke / Krödklippen bei Sülzhayn / HarzCrodenlaida bei Merane / Wechselburg im Land SachsenPhorphyrplatte als Opfertisch / Altar für Gottheit der Slaven.weitere Namen in der Umgebung: Götzenthal, Crotensee bei Eibenstock,Crottendorf bei Schwarzenberg.

Italien

 CRODO in Norditalien / Nähe Lago Magiore mit einer Crodo-Quelle, einin Italien sehr bekanntes Mineralwasser "Foti de Crodo", es gibt aber aucheine "Therme di Crodo". Die Inschrift über der Quelle lautet sinngemäß:"Das Siegel des goldenen Adlers wer mit Geld eintritt, erhält

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gesundheitliche Stärkung"Der Name "Crodo" soll lt. Bürgermeister von Gabbro / Felsen kommen.

"Wer unter dem Siegel des Adlers mit Geld eintritt, erhält gesundheidlicheStärkung".

 

In der Literatur:

 

 Figur bei Siegfried Wagner (1933) in der Oper. "Der Heidekönig" in der Sage "Might and Magic IV" ist Crodo, der Berater des KönigsBurlackGottheit bei Chr. Aug. Vulpius: Die Götter Thuiskons

Botanisch:

Krodokraut (Bez. im Krodotal)-Erd-Efeu - Hurlekenkraut - botn.:Gundermann. Altes Heilmittel in der Tier- und Humanmedizin,

Abwehrkraft gegen Hexenzauber. Als geflochtene Kränze als Abwehr inder Walpurgisnacht. Als "Gundermann" seit dem 12. Jahrhundert beschrieben: Heilpflanze gegen Ruhr, Magen-, und Nierenerkrankungen u.v. m.

Fazit:

Es gibt keine eindeutigen Beweise für die frühere Existenz einer Krodo-Statue auf dem Gr. Burgberg bzw. im Krodotal und Nachweise sindsicherlich heute kaum noch zu finden. Trotzdem sollte der Götze KRODOnicht verneint werden: Einige Spuren sollte deshalb noch ernsthaftnachgegangen werden: dem eingemauerten "Wodanskopf" / Büste an der Bündheimer Kirche ist bisher zu wenig Beachtung geschenkt worden. Wokommt er her? Welche Bedeutung hatte er früher (vieleicht in der altenHarzburg, lt. Litertur, im Vorraum der Burgkapelle Wodansverehrung ?)und welche ab1610 an der Bündheimer Kirche? Desgl. der Rock inSchweden, gibt es ihn, was ist mit ihm? Welcher Zusammenhang bestehtzwischen den einzelnen Orten, die mit dem Crodo / Krodo in Verbindunggebracht werden können?

Die Vergangenheit des Krodo-Altars in Goslar ist trotz Gutachten wohlnicht entgültig geklärt.

zusammengestellt:

 

Bad Harzburg, den Jan 2004

Horst Woick Amselweg 12in38667 BAD HARZBURG

E-Mail: [email protected]: [email protected]

Internet: http://www.bad-harzburg.de/fhb/index.htm

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KRODO Gott der Sachsen(Abb. l t. C. Bothe 1492 - Sachsenchronik)

„KRODO“ Symbolik für den Energie-MixDie vier Symbole des Lebens auf dieser Erde !

Das Rad = die SonneSymbol für das Atomkraftwerk Sonne,

Konservativ: AtomkraftwerkeAlternativ: Solar – Kollektoren

Ohne die Sonne kein Leben auf der Erde

Der WindSymbol für die regenerative WindkraftanlagenOhne Wind / Luft / Sauerstoff kein Leben auf

der Erde !

Der Korb = Energie der ErdeKonservativ: Kohle, Öl und Gas

Alternativ: geothermische ErdwärmeOhne Erde / Humus kein Leben auf der Erde !

Fisch = WasserRegenerativ: Wasser-Kraftanlegen

Ohne Wasser kein Leben auf der Erde !

Eine Statue der germanischen bzw. sächsischen Gottheit Crodo (neuereSchreibweise: Krodo) soll der Überlieferung nach hier im heutigen Bad Harzburgauf dem „Großen Burgberg“ (oder im „Krodotal“) gestanden haben.Kaiser „Karl der Große“ (ca. 780 n. Ch.) hat der Sage nach die hier wohnendenSachsen im Zuge der Christianisierung gezwungen, die eigene heilige Statueumzustürzen. Im Volksglauben hat sich aber der Glaube bzw. das Andenken andiese heidnische Gottheit für Fruchtbarkeit, Liebe und Gesundheit  – in der Statue

durch die vier Symbole des Lebens: SONNE  –  ERDE  –  LUFT/ SAUERSTOFF  – WASSER zum Ausdruck gebracht - bis zum heutigen Tage gehalten.In Bad Harzburg ist der Name „KRODO“  in Verbindung mit Sagen und Geschichtensowie Straßennamen, Einrichtungen und einer Heilquelle allgegenwärtig undverschiedene Skulpturen, Maskottchen und Abbildungen des Götzen Krodo zierendas Stadtbild. Eine moderne Statue des sächsischen Gottes KRODO steht heute inLebensgröße wieder auf dem Gr. Burgberg in Bad Harzburg.

Was kann einemHeilbad / Kurort besser„zu Gesicht stehen“ als

ein Gott derGesundheit und

Wohlergehen, dazu

alternative Energien ?

Bad Harzburg, den

2010-02-10

Horst Woick

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Eine Statue der germanischen bzw.sächsischen Gottheit Crodo (neuereSchreibweise: Krodo) soll der Überlieferungnach hier im heutigen Bad Harzburg aufdem „Großen Burgberg“ (oder im„Krodotal“) gestanden haben.Kaiser „Karl der Große“ (ca. 776 n. Ch.) hatder Sage nach die hier wohnenden Sachsenim Zuge der Christianisierung gezwungen,die eigene heilige Statue umzustürzen. ImVolksglauben hat sich aber der Glaube bzw.das Andenken an diese heidnische Gottheitfür Fruchtbarkeit, Liebe und Gesundheit biszum heutigen Tage gehalten. Viele Forscherhaben bisher mit wenig Erfolg versucht,dieses Geheimnis um die germanischeGottheit zu lüften. Nach Resten dieser Statuewurde vergeblich gesucht. Ein in der nördl.Wand der Bündheimer Kirche ca. 1610 n. Ch.eingemauerter „Wodanskopf“ könnte einmöglicher Hinweis sein.In Bad Harzburg ist der Name „KRODO“ inVerbindung mit Sagen und Geschichtensowie Straßennamen, Einrichtungen undeiner Heilquelle allgegenwärtig und

verschiedene Skulpturen, Maskottchen undAbbildungen des Götzen Krodo zieren dasStadtbild. Auf dem Gr. Burgberg wurde 2007eine neue Statue aus Edelstahl aufgestellt. 

Die vier Symbole des Götzen KRODODie vier Naturelemente, die das Leben auf

unserer Erde bestimmen:

Das RadSymbol für Wärme, den Zyklus der Sonne undder Unendlichkeit des Universums in Zeit undRaum. Ohne die Wärme der Sonne kein Leben!

Der Wind (wehender Rockschoß)der Atem oder Odem dieser Welt,der alles auf Erden am Leben hält.

Ohne Luft / Sauerstoff kein Leben!

Der Korb mit roten Rosendas Sinnbild für Liebe, Gesundheit und

Fruchtbarkeit, der Natur und die schützenswerteUmwelt, alles Leben lebt im Kreislauf „Erde zu

Erde“. Ohne Humus kein Leben!

Der Fisch (Barsch)Das Element Wasser, aus dem alles Leben kam

und bis heute auch nicht ohne Wasser existierenkann – auch Nahrung, vielleicht auch als

frühchristliches Symbol.Ohne Wasser kein Leben auf der Erde!

Horst Woick 2009 (Abb. lt. C. Bothe 1492 - Sachsenchronik) 

Was kann dem Heilbad BAD HARZBURG für Gesundheit und Wohlergehen besser „zu

Gesicht stehen", als diese Statue mit den immer gültigen 4 Symbolen des LEBENS ?

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Herzog Julius und sein Wirken in Harzburg und dem Harz

Von Klaus Röttger

Am 29. Juni 1528, wurde in Wolfenbüttel Julius, der spätere Herzog von Braunschweig, geboren. Kein andererHerzog hat im Amt Harzburg solche Spuren hinterlassen, wie er. Das Amt war nach der gewaltsamen Einnahme derHarzburg durch den Welfen Otto den Quaden im Jahre 1370 entstanden und erst halb und dann 1488 ganz demHerzogtum Braun-schweig zugeschlagen worden. Die Geschichte der Kurstadt wäre ohne diesen weitsichtigenFürsten, ohne seine umfangreichen organisatorischen, wirt-schaftichen und politischen Maßnahmen sicherlich andersverlaufen. Der Wahlspruch des späteren Herzogs lautete ,,aliis inserviendo consumor“ (anderen zu dienen verzehreich mich). Sein Symbol war die brennende Kerze. Julius war der allein lebend gebliebene Sohn Herzog Heinrichsdes Jüngeren von Braunschweig und seiner Gemahlin Marie von Württemberg. Julius gelangte 1568 an dieRegierung.

Am 9. Juli 1553 fand bei Sievershausen, in der Nähe von Peine eine Schlacht statt, die als die blutigste des 16.Jahrhunderts in die Geschichte eingehen solle. Herzog Heinrich der Jünger hatte sich einem Bündnis an die Seitegestellt, das von Moritz von Sachsen angeführt wurde, um einem notorischen Landfriedensbrecher das Handwerk zulegen. Dieser Übeltäter war der Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach, der als Söldnerführer

eine eigenständige Beutepolitik betrieb. Die furchtbare Schlacht endete mit einer schweren Niederlage desMarkgrafen, aber auch die Sieger mussten viele Opfer beklagen. Besonders schmerzlich war das für HerzogHeinrich, denn er verlor in dieser Schlacht seine beiden erstgeborenen Söhne Karl Viktor und Philipp Magnus. Sotragisch dieses Ereignis war, die Geschichte stellte hier die Weichen für eine Entwicklung, die dem Herzogtumletztlich großen Vorteil brachten.

Als Nachfolger unerwünscht

Die letzten 15 Jahren des Herzogs Heinrich, der ein kriegerisches und abenteuerliches Leben ,,voller Unruhe“geführt hatte, das allein einer Betrachtung wert ist, waren daher erfüllt von der Sorge um seine Nachfolge.Erbberechtigt war zwar sein Sohn Julius, ihn hielt er aber für ungeeignet. Dem alten Kriegsmann passte vieles andem Übriggebliebenen nicht. Eine Verkrüppelung des Fußes durch einen Unfall machte den Sohn in seinen Augenminderwertig, und auch die religiösen Auffassungen des potentiellen Nachfolgers waren ihm ein Gräuel. In der

Hoffnung auf einen weiteren männlichen Nachkommen heiratete der 67-jährige Herzog Heinrich der Jüngeredeshalb 1556 nochmals. Die Ehe blieb aber kinderlos. Heinrich erwog sogar, aus seiner unehelichen Verbindung mitEva von Trott einen Sohn als Nachfolger zu legitimieren. Aber auch das wurde nichts. Der infrage kommendeHalbbruder, Heinrich Theuerdank von Kirchberg, weigerte sich: ,,Wenn ich solle Herzog sin, so wäre ich alsHerzog geboren.“

Julius war unter der Prämisse, dass die Herzogsnachfolge von einem seiner erstgeborenen Brüder wahrgenommenwerden würde, schon frühzeitig vom Vater für den geistlichen Stand bestimmt worden. Er wuchs abseits deskonventionellen Wolfenbütteler Hofbetriebes auf und wurde unter anderem in Gandersheim und Köln erzogen. Hiererhielt er 1542 eine Domherrenstelle. Zur Vervollkommnung seiner Ausbildung trat er 1549 eine längere bis 1552dauernde Reise an. Sie führte ihn zu Studien an die Universitäten von Bourges in Frankreich und dem in denspanischen Niederlanden gelegenen Löwen.

Ob Julius erst in Löwen oder schon früher mit reformatorischen Gedankengut in Verbindung kam, kann heute nichtmehr eindeutig geklärt werden. Als er nach der Schlacht von Sievershausen und dem damit verbundenen Tod seinerBrüder nach Wolfenbüttel zurückkehrt, war seine Hinwendung zur neuen evangelischen Bewegung aber bereitsvollzogen. 1554 verzichtete er auf das Bistum Minden, für das er ein Jahr vorher schon als Bischof vorgesehen war.Der Wechsel Julius’ vom katholischen Glauben, dem der Vater mit jeder Faser seines Herzens und politischenKonsequenz anhing, zum evangelischen löste schwere Kontroversen zwischen den beiden aus. Seinem Wesenfolgend, lehnte Vater Heinrich jeden Ausgleich ab, er hielt den Sohn sogar gefangen. Die Situation spitzte sich derartzu, dass Julius 1558 um sein Leben zu bangen begann und an den Hof des Markgrafen Johann von Brandenburg-Küstrin floh. Der knapp einjährige Aufenthalt am Küstriner Hof gestaltete sich aber nachträglich zum Segen. Juliuswurden hier wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen in Organisation, Verwaltung und Bewirtschaftung vonLändereien vermittelt, die ihm später bei seiner eigenverantwort-lichen Wirtschaftsführung zugute kamen. Durch die

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von Julius 1560 geschlossene Ehe mit Hedwig, der Tochter des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg wurdedann aber eine gewisse Versöhnung mit dem Vater eingeleitet. Dazu trug insbesondere die Geburt eines Sohnes imJahre 1564 bei. Äußeres Zeichen dieser Versöhnung war die Tatsache, dass Heinrich seinem Sohn Schloss und AmtHessen zur selbstständigen Verwaltung überließ. Hier wohnte Julius mit seiner Familie, die nach und nach auf zehnKinder anwuchs, zurückgezogen bis zum Tode Herzog Heinrichs des Jüngeren im Jahre 1568 und dem damitverbundenen Regierungsantritt. Als Herzog Julius am 3. Mai 1589 starb nahm die Herzogin Hedwig in dem ihrliebgewonnenen Schloss ihren Witwensitz. Ihr Sohn, der spätere Herzog Heinrich Julius scheute keine Mittel, um dieStätte seiner Geburt das echte Aussehen eines fürstlichen Schlossen zu geben. Er versah die Gebäude mitrepräsentativen Renaissance-Giebeln, wie sie auf dem Merian-Stich von 1653 noch zu sehen sind. Die DDR-Machthaber haben dem Schloss übel mitgespielt. Es wurde als Steinbruch missbraucht und verkam zur Ruine. Heutewird der Versuch unternommen, wenigstens das Übriggebliebene noch zu erhalten.

Der Reformator

Eine der ersten Maßnahmen des neuen Herzogs Julius war, die Reformation in dem bis dahin weitgehend, mitAusnahme der Stadt Braunschweig, katholisch gebliebenen Fürstentum Wolfenbüttel durchzuführen. Zu diesemZweck setzte er Visitationskommissionen ein und ließ von lutherischen Theologen 1569 eine Landeskirchenordnungerarbeiten. Diese orientierte sich im kirchenrechtlichen Teil weitestgehend an die württembergische Kirchenordnungund nahm im liturgischen Teil Bezug auf das Lüneburger Vorbild. Mit der Gründung eines fürstlichen Konsistoriumsschuf er eine Zentralbehörde für kirchliche Verwaltungsaufgaben, geistliche Gerichtsbarkeit und das Bildungswesen.

1576 wurde das Corpus doctrinae Julii veröffentlicht, in dem die vom Herzog für sein Territorium geltend gemachtenBekenntnisschriften noch einmal zusammengefasst wurden. Ihnen vor allem verdankte die BraunschweigischeLandeskirche ihre Sonderstellung und Eigenentwicklung innerhalb des Lutherischen Lagers. Zum Schutz derUntertanen gegenüber der Möglichkeit, dass der Landesherr wieder seine Konfession wechseln würde, wurde 1579die freie Konfessionsausübung, auch anderer Glaubensgemeinschaften , auf Dauer garantiert.

Mit der Kirchenreform war auch eine Neuorganisation des öffentlichen Schulwesens verbunden, derenweitreichendste Maßnahme die 1576 erfolgte Gründung einer landeseigenen Universität in Helmstedt war. WeiterePunkte im Regierungs-programm des Herzogs Julius waren die Modernisierung des Verwaltungsapparates sowie derFörderung der wirt-schaftlichen Kräfte des Lan-des. Dabei galt sein besonderes Augenmerk dem Bergbau- undHüttenwesen und deren Pro-duktionsverfahren, der Infra-struktur des Landes durch den Bau von Land- und Wasser-straßen und der Erschließung neuer Absatzmärkte. Hiervon hat das Amt Harzburg im besonderes Maße profitiert,wie im Einzelnen noch festzustellen ist. Um die Verwaltung auch im Amt Harzburg zu erleichtern hielt es der

Herzog für sinnvoll den Amtshaushalt von der unbequem zu erreichenden Burg in das Tal zu verlegen. Das Schlossin Bündheim wurde zum Bau in Auftrag gegeben und im Frühjahr 1572 ,,uff der Herren Hoffe zu Buntem“ begonnen. Bald wurde die gesamte Verwaltung nach hier verlegt. Das Schloss wurde allerdings im DreißigjährigenKrieg zerstört, danach aber wieder ähnlich aufgebaut. Die Burg selbst wurde durch den Umzug aber nichtaufgegeben, obwohl die Verfallserscheinungen nicht zu übersehen waren. Durch eine Kommission vonSachverständigen ließ der Fürst das Bauwerk untersuchen, um es möglicherweise renovieren zu lassen. Die Kostenwaren dem sparsamen Herzog aber zu hoch. Dadurch entging den Harzburgern die Chance, heute eine wirklicheBurg zu besitzen und nicht nur eine Ruine, denn nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden die Reste völlig abgerissen.Mit der durch die großen Kanzleiordung von 1575 moder-nisierten und gut durchorganisierten Verwaltung wirkteHerzog Julius in den 21 Jahren seiner Regierung so erfolgreich, dass er bei seinem Tod 1589 das von seinem Vaterzerrüttet übernommen Land nicht nur schuldenfrei hinterließ, sondern dem Sohn und Nachfolger Heinrich Juliussogar noch ein stattliches Vermögen zukommen lassen konnte. Der ging damit allerdings nicht so sorgfältig um.Seine politischen Ambitionen lagen mehr auf überregionaler Ebene beim Kaiser als im ererbten Herzogtum. Als erstarb, klaffte in der Staatskasse wiederum ein Millionenloch .

Außenpolitisch übte Herzog Julius Zurückhaltung und vermied jegliche kriegerische Zurückhaltung. Mit KaiserMaximilien II hielt er gute Freundschaft und unterstützte trotz des Konfessionswechsels die Partei des Monarchen.Aber auch ohne kriegerische Ambitionen des Herzogs vergrößerte sich das Herzogtum unter seiner Regierung.Durch Erbfolge kam 1582 die Grafschaft Hoya hinzu und 1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen. DieFähigkeiten dieses ungewöhnlichen Herzogs lagen, seiner nüchternen und realistischen Natur entsprechend,eindeutig auf wissenschaftlichem Gebiet. Technischen Neuerungen und Erfindungen gegenüber war eraufgeschlossen, und er experimentierte auch selbst. Davon zeugen insbesondere die erhaltenen Instrumentenbücherdes Herzog. Darüber hinaus war er der Begründer der ersten Büchersammlung in Wolfenbüttel, deren Tradition dannspäter mit der berühmten Bibliotheca Augusta fortgesetzt wurde.

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 Die Saline Juliushall

Mit der Einrichtung der Saline Juliushall am Fuß des Burgberges hat Herzog Julius wohl am wirksamsten undnachhaltigsten die Geschicke des Ortes und des späteren Heilbades Bad Harzburg beeinflusst und sich selbst inErinnerung gehalten. Durch ihn wurde der 24. August zum denkwürdigen Datum und zum Festtag. An eben diesemTage des Jahres 1575 eilte der Salinenverwalter nach Wolfenbüttel, um dem Herzog Julius eine gute Nachricht zuüberbringen: ,,Euer Gnaden, die Quelle fließt wieder rein und ohne fremdes Wasser!“ Die Botschaft beinhaltetegleichzeitig das Ende einer Reihe von Problemen mit der Salzquelle. Sie ist erstmals 1338 urkundlich erwähnt.1569 wurde sie mit einem Brunnenschacht gefasst. Einige Jahre nach diesen Maßnahmen zur Sicherung der Saline,auf die der Herzog große Geldmittel verwandt hatte, verminderte sich die Sole plötzlich, zusätzlich wurde sie durchden unterirdisch rieselnden Zustrom von Grundwasser mehr und mehr verdorben. Trotz aller Bemühungen gelang esvorerst nicht, dieser so genannten wilden Wasser Herr zu werden. Schon war man nahe daran, den Betrieb der sohoffnungsvoll begonnenen Salzförderung einzustellen. Da endlich, am 24. August 1575, dem Bartholomäustag,konnte der Salinenverwalter die oben genannte gute Nachricht bringen, dass die Sanierungsmaßnahmen geglücktwaren. Nach vielen Mühen war es gelungen, durch einen Stollen das Fremdwasser abzuleiten. Zum Dank für diesegünstige Entwicklung stiftete Herzog Julius das so genannte Bartholomäusfest, das bis in die Mitte des 19.Jahrhunderts hinein im ursprünglichen Sinne gefeiert wurde. Im Mittelpunkt standen die so genannte Salzpredigt undeine Speisung der Armen. Nach dem zweiten Weltkrieg lebte die Tradition wieder auf, allerdings jetzt mehr untertouristischen Gesichtspunkten. Das Bartholomäusfestes ist seitdem immer wieder auf verschiedene Art gefeiert

worden: Mit großen Festumzügen, als Weinfest und in den letzten Jahren zusammen mit dem Lichterfest.Der Beginn der Salzgewinnung in Harzburg ist von Umständen begleitet, die die heutigen Menschen den Kopfschütteln lässt. Es scheint unbegreiflich, dass der so weltoffen und pragmatisch denkende Herzog Julius, sich vonBetrügern derart hereinlegen ließ. Bei allen fortschrittlichen Idee war er dennoch ein Kind seiner Zeit, das noch anmancherlei Aberglauben hing und den Wundern im Leben Raum gab. Ätzsteine wurden dem Regentenaufgeschwatzt, vermeintliche Goldmacher, die vorgaben, den Stein der Weisen herstellen zu können, narrten ihnmonatelang, und die gleichen Leute berieten ihn auch bei der Salzsiederei und konstruierten phantastische Geräte,die sich letztlich aber alle als unbrauchbar erwiesen. Dass der Herzog es diesen Scharlatanen später mit aller Härteheimzahlte, sich furchtbar rächte und den Hauptübeltäter Philippus Therocyclus Sömmering samt seinenSpießgesellen grausam hinrichten ließ, wirft ein weiteres Schlaglicht auf das Wesen des Herzogs und auf diedamalige Zeit. Von Sömmering wird im weiteren Verlauf der Geschichte noch zu berichten sein.

In den Jahren um 1570 war es nicht leicht, neue Techniken zu entwickeln und Industrien aus dem Boden zu

stampfen. Berater und Fachkundige gab es kaum, und wenn, dann wurden sie mit Gold aufgewogen. Ein solcherMann war der Pfarrer und Salzgräfe Johannes Rhenanus aus Allendorf. Keine Ortsbezeichnung und keinStraßenname weist in Bad Harzburg auf diesen ungewöhnlichen Mann hin, obwohl er einer der wirksamstenFörderer der Saline war. Sein Name ist offensichtlich von dem des Scharlatans Sömmering überlagert worden, andem allerdings öffentlich auch nichts erinnert. Rhenanus war ständig auf der Suche nach neuen Techniken undVerfahren. Er verwandte erstmals Steinkohle zum Sieden von Salz, machte Versuche mit Braunkohle, gab derGlasmacherei neue Impulse und hatte sich im Bauwesen Kenntnisse angeeignet, die ihrer Zeit weit voraus waren. ImDienste des Landgrafen von Hessen machte Rhenanus die Saline Allendorf zum Musterbetrieb. Als sich HerzogJulius an seinen Regierungskollegen in Hessen wandte, schickte dieser nach einigem Widerstreben Rhenanus nachWolfenbüttel. Hier wurde er am Hof als hochgeschätzter Gast empfangen. Ende September 1571 brach man nachHarzburg auf , damit der große Meister die Versuche in der im Aufbau befindliche Saline zu begutachten konnte.Von diesem Besuch und den Ratschlägen, die Rhenanus gab, gibt es Aufzeichnungen, die den Sachverstand desHessen deutlich machen. Als nächstes richtete der Experte die Siederei nach Allendorfer Muster ein, die sich durch

 besonders sparsamen Holzverbrauch auszeichnete. Immer mehr Nutzen zog der Herzog aus der Anwesenheit deskenntnisreichen Hessen und versuchte, ihn so lange wie möglich in seinen Diensten zu halten. Da aber kam derRückruf. Landgraf Wilhelm beorderte Rhenanus zurück, weil er ihn selbst dringend brauchte. Die Beziehungen zuWolfenbüttel wurden zwar aufrecht erhalten, kühlten im Laufe der nachfolgenden Zeit aber ab, weil nach und nachder schon oben erwähnte Söm-mering seinen wachsenden Einfluss gegenüber den Konkurrenten geltend mach-te.Als Rhenanus später er-neut seinen Dienst anbot, wurde er ziemlich kurz abgewiesen.

Philipp Sömmering

Wer war nun aber dieser Philippus Therocyclus Söm-mering, dem es gelang, sich derart in das Vertrauen desHerzogs einzuschmeicheln um es schamlos zu miss-brauchen? Philipp Söm-mering, wie er schlicht und einfach hieß,

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stammte aus Tambach im Thüringer Wald und war Sohn des dortigen Pfarrers. Nach dem Besuch der Lateinschule inSchmalkalden bereitete er sich auf den geistlichen Stand vor. Allein die Abenteuerlust saß ihm schon früh in denGliedern. Im Jahre 1552 trieb er sich vagabundierend im Reich herum. Irgendwie muss er dann mit der Alchemie inBerührung gekommen sein, die ihn nicht wieder losließ. Durch Rhenanus erfuhr er von dem neuen Salzwerk in demOrt unter der Harzburg und machte sich auf den Weg dorthin. Er bot dem Herzog seine Dienste und Kenntnisse aufdem Gebiet der Chemie und Metallurgie an und gehörte bald schon zum engeren Kreis der Berater des Herzogs.Herzog Julius vertraute ihm so sehr, dass er alle sonst übliche Vorsicht fahren ließ. Sömmering verstand nämlichweder etwas vom Salzsieden noch vom Goldmachen. Durch allerlei Blendwerk wusste er aber ,,Illustrissimo“ zutäuschen. Einmal versprach er Gold zu machen, ein anderes Mal eine ,,Tinctur“ zu brauen, die die Erträge in denBergwerken verbessern sollte, und dann wieder ein ,,lapidem philosophorum“ gegen alle möglichen Unbilden zudestillieren. Schlimm wurde es, als Sömmering auch noch seine zwielichtigen Gefährten, zu denen auch eine etwasanrüchige ,,Dame“ gehörte, am Hof zu Wolfenbüttel etablierte. Die Truppe um Therocyclus intrigierte und mordeteund plante sogar ein Komplott gegen die Herzogin, bis schließlich dem Herzog die Augen aufgingen und das Maßvoll war. Als die Gauner fliehen wollten, wurden sie ergriffen und nach einem längeren Prozess am 7. Februar 1575hingerichtet. Das geschah nach damaligem Brauch mit allergrößter Grausamkeit. Mit den absolutistischen Fürstender damaligen Zeit, auch wenn sie so fortschrittlich wie Herzog Julius waren, war eben nicht zu spaßen.

Viel Steins in der Radau

Einem ganz besonderen Unternehmen widmete sich der Herzog Julius mit der Schiffbarmachung von Wasserläufen,

um sie für den Transport von Gütern und für die Flößerei zu nutzen. Insbesondere wandte er sich dabei denHarzflüssen zu. Auf die Idee dazu war er wohl bei seinen Studienaufenthalten in Brabant und in den Niederlandengekommen. Wenn auch seine großen Visionen, die letztlich einen Zugang zum Meer vorsahen, durch denWiderstand des Lüneburger Herzogs und vor allem auch der Stadt Braunschweig nicht zum Tragen kam, erreichte erdoch einiges, was den Transport von Güter vom Harz in die Residenzstadt erleichterte.Aus den Akten über die Wasserwirtschaft des Herzogs Julius ist zu ersehen, dass dieser sich auch durch die vielenProbleme und Widerstände gegen seine Pläne nicht beirren ließ. Der Oberbaurat Wilhelm de Raet ausHerzogenbusch erhielt den Auftrag, ,,eine Schifffahrt und Floßwerke anzulegen auf der Oker, Radau und über dasSalzwerk Juliushall über Vienenburg und Schladen nach Wolfenbüttel und an den Cyriaksberg vor Braunschweig,imgleichen von Schladen bis an das Fürstl. Haus Hessen“. Schwierigkeiten gab es aber nicht nur durch diekurzsichtigen Nachbarn des Herzogs, sondern auch durch die Natur selbst. Die Flüsse waren bei derSchneeschmelze und bei starkem Regen kaum zu bändigen, und außerdem lagen in ihnen noch aus der Eiszeitstammende großen Felsbrocken. So meldeten die mit einer Ortsbesichtigung beauftragen Beamten Heinrich von

Brock und Ruprecht Lobri 1570 dem Herzog: ,,Zu Bündheim, den 26. Oktobris, bey der solt Hütten sein wir dieRadau hinaufgegangen biß ahn den Schlagkenbergh und auf unser bestes Zubesichtigen befunden: viel Steins in derRadau.“ In dem im Juli nach Jacobi 1571 abgeschlossenen Vertrag mit den Lübecker Steinspaltern Clauß und Küsterund Hans Rodenberg wurde festgelegt, dass dieser mit wenigstens 10 Arbeitern täglich gegen einen Wochenlohn von10 Talern die Radau von Steinen zu säubern hätten.

Bald darauf war die Oker vom Okerturm bis nach Braunschweig schiffbar und 1577 landeten die ersten Radauflößein Wolfenbüttel. Sie sollen beim Bau der Festung Wolfenbüttel gute Dienste geleistet haben. Für den Transport vonBaumaterialien wie Steine, Kalk oder Sand, Gebrauchsgegenstände aus der Messinghütte oder den Hüttenwerken inOker, Salz aus der Saline oder Torf aus den Mooren wurden auch besonders gebaute Kähne eingesetzt. Diese hattenaber dort ihre Grenzen, wo die Fluss- und Bachläufe zu stark den Gebirgscharakter annahmen. Hier stand dieHolzflößerei im Vordergrund.

Um Flößerei und Schifffahrt zu ermöglichen musste ausreichend Wasser vorhanden sein. Dazu wurde einmal dasnatürliche Hochwasser genutzt, zum anderen wurden eine Reihe von Stauwerken und Stauteichen angelegt. Diesekonnten bei gleichzeitigem Öffnen ein künstliches Hochwasser erzeugen. Eines der Stauwerke, die allgemein nachdem Herzog als ,,Juliusstaus“ bezeichnet wurden, lag beispielsweise etwa an der Stelle, an der heute dieOkertalsperre errichtet worden ist. Im Oberlauf der Radau finden sich heute noch Reste dieser einstigen Stauwerke.Eine große Radauschleuse befand sich etwa an der Stelle, an der sich heute der Güterbahnhof und der Marktkauf

 befindet. Hier gab es auch einen riesigen Stapelplatz für Holz, das für den Wassertransport bereit gehalten wurde.Der Marienteich in der Nähe der Bundesstraße 4 gehörte wie eine Reihe anderer Teiche ebenfalls zumWasserspeicher-System der Flößerei. Die Nachfolger des Herzogs brachten dem Hobby des Wirtschaftsförderersallerdings nicht mehr das Interesse wie ihr Vorgänger entgegen, so dass die Anlagen namentlich an den Oberläufender Flüsse schnell wieder von der Natur okkupiert wurden. Im einzelnen wurde die Flößerei aber teilweise noch bis

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ins 19. Jahrhundert hinein betrieben.

Versuche mit dem Torfstich

Im unmittelbaren Zusammenhang mit der Flößbarmachung der Radau stand ein anderes Unternehmen des Herzogsin der Harzenklave seines Herzogstums: Der Torfstich in der Nähe des Torfhauses. Herzog Julius ließ am 2.Dezember 1569, also gleich nach seiner Regierungsübernahme, den Harzburger Amtmann nebst Forstschreibern undFörstern und durch drei andere Perso-nen, die Wasser- und Schleusentech-niker waren, das so genannte Rote Bruch

 besichtigen, um es auf seine Tauglichkeit für den Torfstich und für landwirtschaft-liche Zwecke zu untersuchen. Nach-dem man den Ackerbau wegen des unwirtlichen Wetters schnell verworfen hatte, konzentrierten sich dieBemühungen allein auf den Torfabbau. Im Jahre 1573 wurde am Schubenstein mit dem Torfstich begonnen. Dieschon vorhandenen Flößteiche am Oberlauf der Radau erleichterten den Abtransport. Ein erstes Torfhaus ,,unter demSchubenstein“ entstand. Das ganze muss aber dennoch nicht richtig geklappt haben. Wahrscheinlich hatte die vieleFeuchtigkeit, der lange Winter und die damit verbundenen Schwierigekeiten der Trocknung dem Unternehmenlangfristig keine Chance gegeben. Auch der im Anfang des 18. Jahrhunderts unternommene Versuch, dasTorfstechen wieder aufzunehmen schlug mehr oder weniger fehl. Heute sind die dadurch halbwegs unbehelligtgebliebenen Moore ein hohes schützenswertes Naturgut, das durch den Nationalpark besonders behütet wird.

Vom Bergeteufel besessen

So vielseitig die Tätigkeiten Herzog Julius’ und seine Inspirationen auch waren, auf keinem Gebiet hat er aber mehrgeleistet als auf dem des Berg- und Hüttenwesens. Den Bergbau betrachtete er für sein Land, das mitMineralschätzen reich gesegnet war, als eine der wichtigsten Einnahmequellen. Er wurde ihm aber auch persönlichzur besonderen Liebhaberei. Diese Liebhaberei steigerte sich fast zur Leidenschaft, so dass er sich selbst oft als,,vom Bergeteufel besessen“ bezeichnete. Dieser Lieblingsbeschäftigung ging er mit seinem besonderen Hang zurGründlichkeit, Ordnung und Gewissenhaftigkeit nach, wodurch er die Einnahmen aus den Bergwerken desOberharzes in wenigen Jahren außerordentlich vermehrte. Vor allem begann er damit, wie auf allen anderenGebieten, so auch beim Berg- und Hüttenwesen, Ordnung und Pünktlichkeit in der Verwaltung durchzusetzen. DerHerzog legte vor allem aber auch Wert darauf, sein ganzes Land auf seine Gesteinsarten und Mineralien gründlich zuuntersuchen. Gleich nach seiner Regierungsübernahme ließ er eine solche Untersuchung, besonders im Hinblick aufden Bergbau, durchführen. 1586 erbat er sich vom Pfalzgrafen Casimir den berühmten Bergmeister Hans Fischer ausHeidelberg, der in Gemeinschaft mit dem Oberverwalter des Rammelsberges, Erasmus Ebener, eine eingehendemineralogische Untersuchung der ganzen herzoglichen Lande vornahm. Es wurde im Lande experimentiert,

konstruiert und Dinge erfunden, die zur praktischen Anwendung kamen und die Industrie nach vorn brachten. DerHerzog war dabei auch selbst ein praktischer und findiger Kopf, der viele brauchbare Dinge austüftelte. Zu er-wähnen sind dabei die Erfindung von Schlacken-Kanonenkugeln, die zwar letztlich nicht viel taugten, ihm aber guteGeschäfte bescherte. Er erfand hunderterlei Formen um die Produkte seiner Bündheimer Messinghütte besser an denVerbraucher zu bringen, legte Kalk- und Ziegelbrennereien an und erfand die Verwendung des Mergels alsDüngemittel. Auch erkannte er sehr früh die Bedeutung der Stein-kohle und ließ überall in seinem Land danachsuchen. Dass er dabei auch ein eis-kalter Geschäftsmann mit nahezu neuzeitlichen Managergebaren war, beweistunter anderen die Art und Weise, sie er die Messinghütte in Bündheim von den Beugentinschen Erben wieder inseine Verfügungsgewalt brachte und die bisherigen Nutznießer ausbootete. Vater Herzog Heinrich hatte die Hüttedem Schlosshauptmann Georg von Beugentin zu Schöningen zu Lehen gegeben. Als Julius Regent wurde machte ermit der Günstlingswirtschaft Schluss und erneuerte das Lehen nicht. Er setzte die Hütte durch die Verweigerung vonRammelsberger Galmei, einem wichtigen Rohstoff für die Produktion von Messing, unter Druck, so dass sie nichtmehr produzieren konnte. Trotz Fürsprache von Mutter und Halbbruder, dem er sonst sehr zugetan war, ließ sichJulius nicht erweichen. Es gab sogar einen Prozess. Am Schluss stand ein Vergleich. Die Erben des Lehensträgerswurden entschädigt, die Hütte kam aber am 11. August 1571 in den uneingeschränkten Besitz des Herzogs. Hierzeigte sich Herzog Julius ähnlich hart wie schon sein Vater, der 1552 den Rammelsberg zum Nachsehen der Goslarerwieder an sich gebracht hatte. Mittelpunkt des Bergbau-Unternehmertums des Herzogs Julius war die Eisen-Faktoreiin Gittelde, die er mit besonderer Sorgfalt behandelte. Diese galt aber auch den Hüttenwerken in Oker und demdazugehörenden Bergwerk Rammelsberg. Hier wurde beispielsweise der Meißener Stollen weitergeführt und fortan,,Julius-Fortunas-Stollen genannt. Bei der Gelegenheit wurden auch die Klärsümpfe zur Gewinnung von Okergelbangelegt. Immer darauf bedacht, Kosten zu sparen und teure Importe durch eigene Produkte zu ersetzen versuchteder Herzog die eigenen Recourcen zu nutzen. Ein Beispiel dafür sind die Gießsteine für die Messinghütte. Bisherwurden sie aus England bezogen. Er ließ sie nun im oberen Gläseckental brechen und zurichten. Der Forstort ,,AmGeitstein“ erinnert noch heute daran. Aus dem gleichen Material wurden hier und am Treppenstein im Okertal

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Mühlsteine hergestellt. Einige mit den Initialen des Herzogs sind immer noch zu finden.

 Niemand sollte der Hilfe entbehren

Eine der schrecklichsten Bedrohungen für die Menschen des ausgehenden Mittelalters waren die Seuchen,namentlich die Pest. Auch Herzog Julius musste sich während seiner Regierungszeit damit auseinandersetzen. DasMassensterben bedrohte vor allem auch seine Wirtschaftsunternehmen durch Mangel an Arbeitskräften. Aus demJahre 1577 wird berichtet, dass die Pest viel mehr Schaden angerichtet habe, als die im Vorjahr über den Harzhereingebrochene Wasserflut, als allein von der brausenden Ilse mehr als 40 Menschen getötet wurden. UnzähligeMenschen wurden von der Seuche hingerafft. Herzog Julius reagierte darauf mit für die damalige Zeit unge-wöhnlichen Maßnahmen. Er sah sich ,,aus landesfürstlicher Fürsorge bewogen, zu verord-nen, dass zum Besten derArmen viel dienliche Arznei-mittel aus der fürstlichen Apotheke umsonst ausgeteilt wurden.“ Des weiteren wurden,,auf dem Zellerfelde gemeine Krankenwärter“ sowie ein ,,paar Spitalherren bestellt, damit niemand der Hilfeentbehre“ oder wie der Bericht weiter sagt ,,niemand in seiner Not möchte versäumet werden.“ Der Herzog war sichalso rundum seiner Verantwortung für die Landeskinder bewusst.

Auf viele Art geehrt

Das alles hat dazu geführt, dass der Herzog Julius aus dem Gedächtnis nicht verschwunden ist, er bekam

insbesondere in Bad Harzburg einen besonderen Stellenwert. Schon früh reagierten die Kurstädter darauf mitDenkmälern, der Benennung von Straßen, Hotels, Quellen, Getränken und Kureinrichtungen. Die ,,Alte Chaussee“,die es schon seit dem Bau der Burg auf dem Burgberg gab, bekam mit ,,Herzog-Julius-Straße“ seinen Namen. MitJuliushaller Mineralbrunnen trugen die Vermarkter der alten Solequelle den Namen des Herzogs in alle Welt hinaus,ein Bad wurde nach ihm benannt, eine Julius-Apotheke erinnert an ihn und eine Klinik trägt seit einigen Jahrenebenfalls seinen Namen. Natürlich bekam er auch ein Denkmal. Heute steht es gegenüber dem Rathaus. Derursprünglich Standort war jedoch der Park von Juliushall und die Ecke Herzog-Julius-Straße/Am Alten Salzwerk.Hier geriet das Denkmal aber beinahe in Vergessenheit. Erst 1966 erinnerten sich die Stadtväter wieder an dasMonument. Am 7. September dieses Jahres wurde der Stein an seinen jetzigen Standort versetzt. Erstmals aufgestelltwurde der tonnenschwere Koloss 1877. Das den Stein schmückende Reliefporträt des Herzogs wurde von demBildhauer Oswald Rommel nach einem Ölgemälde in der Wolfenbütteler Bibliothek modelliert. Auf der Rückseitegibt es ein Spruch: ,,Dem Herzog Julius, dessen Schöpfergeist, der eig’nen Zeit Jahrhunderte voraus. Des HarzesErz erschloss, Dem Soolquell Juliushall Und dem freien Denken neue Bahn erschloss!“

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7/23/2019 Sachsengott Krodo

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Herzog Julius von Braunschweig und Lüneburg, Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel (1528 ? 1589), wareiner der bedeutendsten Herrscher seiner Zeit. Nach seinem Wahlspruch: ,,Anderen zu dienen, verzehre

ich mich!" gestaltete er die lange Regierungszeit. Unermüdlich versuchte er, die Wirtschaft seines kleinen

Landes zu fördern. Dabei ging er oft revolutionäre neue Wege und konnte große Erfolge erzielen. Davon

 profitierte vor allem auch das Amt Harzburg. Unter anderem schuf er die Saline, die unter seinem Namen

 bis ins 19. Jahrhundert Bestand hatte. Die von ihm erschlossene Quelle wurde letztlich die Grundlage für

das spätere weltbekannte Kurbad. Der großen Verdienste des Herzogs ist man sich bis heute in Bad

Harzburg bewusst. Seit 1877 gibt es ein Denkmal, das heute dem Rathaus gegenüber Platz gefunden hat.

Es handelt sich dabei um einen großen Granitblock, der mit einem Kopfrelief geschmückt ist. Darüber

hinaus gibt es eine Gedenktafel an der Rückseite des Denkmals. Der Name des verdienstvollen Herzogs

wird aber vor allem auch durch eine große Straße Bad Harzburgs und durch das Juliusbad und die

Juliusklinik wach gehalten.