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IMAGEBILDEND Die neue Tirol-Kampagne: authentisch und unkonventionell TOURISMUSMAGAZIN | AUSGABE 02/11 | FRÜHLING 2011 P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M

Saison Ausgabe 02 / 2011

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"Schreiben Sie niemals einen Werbetext, den Sie Ihre Familie nicht lesen lassen würden. Sie würden Ihrer eignen Frau keine Lügen erzählen. Also erzählen Sie meiner Frau auch keine Lügen." - David Ogilvy, Werbetexter (1911 - 1999) Die Tirol Werbung setzt auf eine neue Werbekampagne mit innovativem Konzept. Tirol präsentiert sich mit Bildern aus dem Alltag echt, ungeschminkt und authentisch. Auch die anderen Alpen Regionen haben interessante Ideen um ihre Destination zu bewerben. Diese werden in der neuen SAISON vorgestellt. In diesem Sinne: Das Gute, so nah.

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Page 1: Saison Ausgabe 02 / 2011

IMAGEBILDENDDie neue Tirol-Kampagne: authentisch und unkonventionell

T O U R I S M U S M A G A Z I N | A U S G A B E 0 2 / 1 1 | F R Ü H L I N G 2 0 1 1

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RIESEN SPIELPLAN 2011

KINDER IM RIESEN Workshops für Kreative von 4 bis 12 Jahren

MUSIK IM RIESEN Alljährliches Kammermusikfestival

FAMILIEN IM RIESEN RIESENTOUR: ein funkelnder Streifzug durch die Wunderkammern für die ganze Familie

CLUBBING IM RIESEN «WILD GLAMOUR» mit internationalen DJs

KULINARIUM IM RIESEN Kulinarisches Angebot im CAFÉ-terraSOMMERTIPP: Picknicks im Park mit vielen Leckereien

WERKSTÄTTE IM RIESEN Für Kristallkünstler von 7 bis 99 Jahren

KUNST IM RIESEN Aktuelle Sonderausstellung: «FAMOS» von den Blue Noses

Alle Informationen und Termine unter:www.kristallwelten.com/riesenspielplan

6112 Wattens, Austria Tel: +43 (0) 5224 51080

Page 3: Saison Ausgabe 02 / 2011

3 SAISON

STICHWORT

Etymologiewerben, Verb., „werben, sich bewegen,

tätig sein, etwas zu erlangen suchen“, mhd.

(mittelhochdeutsch) werben, V., „bewegen,

drehen, bemühen“, ahd. (althochdeutsch)

werban, V., „sich drehen, bewegen, leben,

sich bemühen“, as (altsächsisch) hwervan, V.,

„sich wenden, gehen“.

Aus: Köbler, Gerhard, Deutsches

Etymologisches Wörterbuch, 1995

Zitiert

„Schreiben Sie niemals einen Werbetext, den Sie Ihre Fami-lie nicht lesen lassen würden. Sie würden Ihrer eigenen Frau keine Lügen erzählen. Also erzählen Sie meiner Frau auch keine Lügen.“

David Ogilvy, Werbetexter (1911–1999)

„Urlaub ist ein Statussymbol. Man will dazugehören, zei-gen, dass man sich das leisten kann.“

Mag. Klaudia Wolf-Erharter, Psychotherapeutin

„Die Österreicher machen deutlich seltener im eigenen Land Urlaub als die Deut-schen.“

Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher

Leiter der Hamburger Stiftung für

Zukunftsfragen

SO NAH, SO FERN.Anekdotisches

A ls eines der ersten „Werbeplakate“ gilt eine Inschrift aus Pompeji,

die zur Zeit Christus’ verfasst wurde: „Ex hinc viatorriens ante turii

XII inibi. Sarinus Publii camponatur. Ut arires. Vale.“ (Wanderer,

gehe von hier bis zum 12. Turm. Dort hält Sarinus eine Weinstube.

Besuche dieselbe. Lebe wohl.)

Während einer Flugreise wurde der amerikanische Kaugummi-Produzent

Philipp Wrigley von einem Journalisten gefragt: „Herr Wrigley, warum stellen

Sie eigentlich Ihre aufwendige Werbung nicht ein? Alle Welt kauft bereits Ihre

Kaugummis, Sie könnten ein Vermögen einsparen!“ Darauf Wrigley: „Wir haben

schon seit geraumer Zeit unsere Flughöhe von 6000 Metern erreicht. Schlagen Sie

wirklich vor, dass ich jetzt ins Cockpit gehe und den Piloten anweise, die Motoren

abzuschalten, um Treibsto¥ zu sparen?“

So nah, so fernWenig lässt die Nähe gelten,Tausend Reize hat die Ferne:Selbst die lichtesärmsten Welten,Wandelt sie – in helle Sterne.

Theodor Fontane (1819-1898)

Zahlen, bitteMehr als die Hälfte

(51,5 % bzw. 13.023.507

Nächtigungen) der Tirol-

Urlauber stammen aus

Deutschland, 13,4 % aus den

Niederlanden und bereits

auf Platz drei liegen die

Inlandsurlauber (1.747.265

Nächtigungen bzw. 6,9 %).

38,2

40,3

34,3

22,8

22,8

13,7

20,2

Anteil der Befragten in %

zu normal

zu viel

zu ine« zient

zu nervig

zu resistent

zu unglaubwürdig

zu unpersönlich

StatistikWas glauben Sie, ist das Hauptproblem der Werbung heute? (Stand: Januar 2010)

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4 SAISON

EDITORIAL

In Summe und grenzüber-schreitend betrachtet ist der alpine Bergsommer inklusive Tirol mangels fokussier-ter Qualitätsentwicklung, jahrzehntelanger Innova-tions- und (vergleichsweiser) Investitionsschwächen im internationalen Wettbewerb der Reiseziele ordentlich abgedrängt worden.

Allgegenwärtig ist der ge-sellschaftliche Wertewandel nach den Wirtschaftskrisen, der sich in der Sehnsucht nach Naturerlebnissen, steigendem Gesundsheits-bewusstsein oder mehr Authentizität spiegelt.

Den Trend, der endlosen Be-schleunigung und Perfektio-nierung entgegen zu treten, greift die Tirol Werbung auch mit ihrer neuen Kampagne konsequent auf und zeigt Sommerbilder, die zurück zum Wesentlichen führen. Natur ungeschminkt, ohne Make-up.

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Das Gute, so nah

Wenn wir dieser Tage – angesichts

erster wärmender Sonnenstrahlen

und erblühender Natur – unserem

Land mit o¥ enen Augen begegnen, erinnern wir uns

gerne an ein bekanntes Goethe-Zitat: „Willst du im-

mer weiter schweifen? Sieh das Gute liegt so nah!“ Das

dachten sich wohl auch viele Gäste aus aller Welt, die

unser Land insbesondere in den Frühlings-, Sommer-

und Herbstmonaten besuchten. Vom Beginn unserer

touristischen Pionierzeiten Mitte des 19. Jahrhunderts

bis Anfang der 1980er Jahre lag der Sommertourismus

in Tirol weit vor dem Winter. Dem Glück unserer tekto-

nischen Verwerfungen zur unvergleichlich schönen, er-

habenen Alpenlandschaft folgte das „Jahrhundertglück“

Wintertourismus, der sich spätestens Ende der 1980er

Jahren als stärkere, weil exklusivere und umsatzinten-

sivere Jahreshälfte manifestierte. Ergo wird seit mehr

als 30 Jahren landesweit viel mehr ins „Snowbusiness“

investiert – mit beeindruckenden alljährlichen Erfolgen

und dem international vielbeachteten Qualitätsresultat,

nämlich Tirol als Wintersportland bis heute zum Aller-

besten weltweit zu zählen.

Neuer alpiner Bergsommer. Dürfen wir das

auch im Sommerhalbjahr feststellen? Dank zahlreicher

Spitzenbetriebe, vereinzelter starker Destinationsent-

wicklungen und einer nach wie vor sehr faszinierenden

Bergnatur eher ja – immerhin liegt Tirol mit 17 Millionen

Sommernächtigungen weit vor Salzburg und Kärnten

auf Platz eins in Österreich; auch im Wettbewerb der

besten Alpenregionen steht Tirol ganz vorne. Dennoch:

In Summe und grenzüberschreitend betrachtet ist der

alpine Bergsommer inklusive Tirol mangels fokussierter

Qualitätsentwicklung, jahrzehntelanger Innovations-

und (vergleichsweiser) Investitionsschwächen im

internationalen Wettbewerb der Reiseziele ordentlich

abgedrängt worden.

Mit Verweis auf Wirtschaftstheorien, „normalen“

Sättigungsphasen im sogenannten Produkt-Lebens-

zyklus, gepaart mit dem dynamischen und zigfach

angewachsenen globalen Wettbewerb mit tausenden

neuen Anbietern, könnten wir diese Entwicklung einfach

zur Kenntnis nehmen. Viele Branchen sind in solchen

„Ermüdungsphasen“ sehr oft sang- und klanglos unter-

gegangen. Wenn wir dieser Tage aber zum ersten Mal

Richtung Sommersaison durch die Wälder laufen, müde

aber glücklich die erste Wanderung bzw. die erste Radl-

tour genießen – dann wissen wir, dass im neuen alpinen

Bergsommer viel mehr steckt, als bisher erreicht.

Wertewandel. Allgegenwärtig ist der gesellschaftli-

che Wertewandel nach den Wirtschaftskrisen, der sich

in der Sehnsucht nach Naturerlebnissen, steigendem

Gesundsheitsbewusstsein oder mehr Authentizität spie-

gelt. Was braucht es, um dem alpinen Sommerhalbjahr

wieder zu neuen Höhenfl ügen zu verhelfen? Erstens

mutige unternehmerische Investitionen in zeitgemäße

neue „Bergsommer“-Angebotsgestaltungen, ebenso in

regionale Infrastrukturen sowie Erlebnisprogramme, die

unsere Alpenwelt hochwertig in Szene setzen, und be-

kannt erstklassige Dienstleistungen in einer Atmosphäre

guter Gastfreundschaft „Marke Tirol“. Eine komplexe,

aber wichtige Herausforderung bleibt die profi liertere

Weiterentwicklung unserer Urlaubsregionen rund um

ihre machtvolle Bergwelt mit unvergleichlicher Kultur-

landschaft in Richtung der Sehnsuchtsbilder unserer

Wohlstandsgesellschaft voll neuer Lust auf Typisches,

Ursprüngliches, Gesundes und nachhaltigen Lebensstil.

Konkret gesucht werden im Tiroler Bergsommer unver-

wechselbare Wander- & Naturerlebnisse, qualitätsvoller

Genuss von Kultur & Kulinarium, spielerische Familien-

berge, herausfordernde Sportparadiese und erfolgrei-

che Tre¥ punkte für Wirtschafts- & Wissenschaftseliten.

Dieser dauerhafte Prozess der alpinen Erneuerung wird

nur dort besser gelingen, wo die wesentlichen regio-

nalen Entscheidungsträger und Leitbetriebe die Trends

rechtzeitig erkennen und mehrheitlich am selben Seil in

dieselbe Richtung ziehen.

Den Trend, der endlosen Beschleunigung und

Perfektionierung entgegen zu treten, greift die Tirol

Werbung übrigens auch mit ihrer neuen Kampagne

konsequent auf und zeigt Sommerbilder, die zurück

zum Wesentlichen führen. Natur ungeschminkt, ohne

Make-up. Diesen radikalen Zugang spürt der Betrach-

ter ebenso wie die Kraft unseres Landes, das keiner

künstlichen Bildbearbeitung bedarf. Tirol hat sich diese

hochwertigste, weil glaubwürdigste Werbung verdient.

Wer sich an diesen schönen Frühlingstagen in unserem

wundervollen Land im Gebirg bewegt, erfährt Tirol in

komplexen, oft auch exotischen Facetten. Tirol – so

nah, so fern. Das begeistert immer öfter uns selbst,

aber auch unsere Gäste – aus nah und fern! ×

EDITORIAL

J O S EF M A R G R EI T ER , D I R EK TO R T I R O L W ER B U N G

Page 6: Saison Ausgabe 02 / 2011

Der Sommer in den Bergen ist mindestens genauso aufregend wie der Winter – da-für sorgen die Tiroler Sommerbahnen:

(Angehende) Actionhelden, große und kleine Familien und Ruhesuchende kommen auf den Gipfeln der Sommerbahnen auf ihre Kosten. Den Blick auf die faszinierende Tiroler Bergwelt gibt es als Bonus.

Paradies für BergfexeDie 17 Tiroler Sommerbahnen haben sich das Gütesiegel „ausgezeichnete österreichische Sommerbahn“ hart verdient. „Durch dieses Gütesiegel ist eine gleichbleibend hohe Quali-tät garantiert“, erklärt Josef Margreiter, Chef der Tirol Werbung. Hohe Investitionen, großer Aufwand und viel Kreativität stecken in den 17 Sommerbahnen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen! Mutige stürzen sich bei den Bergbahnen Serfaus den Berg hinunter – mit dem Serfauser Sauser rast man mit 65 Sachen ins Tal! –, ebenso abenteuerlich geht’s im Sommerfunpark Fiss-Ladis zu: Die Sommerrodelbahn macht nicht nur den Kleinen Spaß! Erholungssuchende genießen den Blick von der Innsbrucker Nordkette, Kin-der werden die Spielstationen im Hexenwasser Hochsöll lieben! Wer am liebsten alle vier Jah-reszeiten gleichzeitig haben möchte, findet auf

dem Hintertuxer Gletscher die passende Her-ausforderung. Romantisch ist’s am Filzalmsee, zu erreichen mit den Bergbahnen Brixen im Thale.

Unvergessliches für die KleinenEin Familien-Paradies haben die Bergbahnen Scheffau mit ihrem KaiserWald geschaffen, auch Ellmis Zauberwelt Ellmau wird die kleinen Bergfexe begeistern – und ist einfach mit den Ellmauer Bergbahnen zu erreichen. Natur pur bieten die Bergbahnen Fieber-brunn und die Tiroler Zugspitzbahn mit ihrem 4-Länder-Fernblick. Faszinierende Aussichten verspricht auch die Gipfelplattform „Top of Tyrol“, auf die die Stubaier Gletscherbahnen entführen. Wanderfans genießen rund um die Bergsta-tion der Rofan Seilbahn Natur pur mit seltenen Pflanzen und scheuen Tieren, Action und Erho-lung bieten der Ahorn und der Penken, die mit den Mayrhofner Bergbahnen erreicht werden.

Natur pur Mehr Natur gefällig? Rauschende Bäche und glasklare Luft hat Osttirol zu bieten – die Li-enzer Bergbahnen bringen Sonnenhungrige in Windeseile zur Sonnenlounge mit der un-vergesslichen Aussicht auf die Dolomiten und den Lienzer Talboden. Kletterfreudige Familien

lieben den Zillertaler Kinderklettergarten – zu erreichen mit der Spieljochbahn.

Die Alpbachtaler Bergbahnen bringen Wande-rer zu schönsten Naturjuwelen, die Kleinen sind im Lauserland und in Juppis Zauberwald gern gesehene Gäste. Bei den Bergbahnen Westen-dorf erschließt sich mitten auf der Choralpe das Alpinolino, ein Entdeckerparadies.

Die 17 SommerbahnenBergbahnen Serfaus, Bergbahnen Fiss-Ladis, Innsbrucker Nordkettenbahnen, Hexenwasser Hochsöll, Hintertuxer Glet-scher, Bergbahnen Brixen im Thale, Berg-bahnen Scheffau, Lienzer Bergbahnen, Bergbahnen Ellmau-Going, Bergbahnen Fieberbrunn, Tiroler Zugspitzbahn, Stu-baier Gletscherbahn, Rofan Seilbahn, Mayrhofner Bergbahnen, Fügen – Berg-bahn Spieljoch, Alpbachtaler Bergbah-nen, Bergbahnen Westendorfwww.sommerbahnen.tirol.at

Gipfelstürmer, aufgepasst!Sportlich und aktiv, familiär und gesellig, naturverbunden und relaxt – ein Tag auf dem Gipfel ist immer spannend! Denn die 17 Tiroler Sommerbahnen können weit mehr als nur auf den Berg fahren.

WERBuNG

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7 SAISON

INHALT

IMPRESSUMSAISON – Tourismusmagazin, Nr. 2/2011 (63. Jahrgang) SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20

HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Ste� en Arora, Julia Brugger, Mag. Nina Heizer, Mag. Sonja Kainz, Mag. Jane Kathrein, Esther Pirchner, Dr. Michael Riedler • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • PRODUKTION: NERO WerbeGmbH, www.nerografi k.net • LAYOUT: Philipp Frenzel • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, [email protected] • ANSCHRIFT VERLAG/PRODUKTION: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -20, [email protected] • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten

THEMA: SO NAH, SO FERN.

8Die neue KampagneDie Tirol Werbung hat sich bei der neuen Imagekampagne für ein innovatives Konzept entschieden.

12Sein statt ScheinGlaubwürdigkeit spielt in der Werbung eine entscheidende Rolle – auch bei der Mundpropaganda.

16„Das Bebauen muss behutsam sein“Heimat und Tourismus: Altbischof Reinhold Stecher im Interview

20So werben die NachbarnWie inszenieren andere theALPS-Partner ihre Region?

24Ein Rucksack voller ErwartungenWarum im Urlaub oft die eigenen Sehnsüchte und Erwartungen das schwerste Gepäck sind.

26Nahe BergluftDie Stärke des Standorts: Tirols Nähe zu wichtigen touristischen Märkten

MAGAZIN

32Gipfeltre� en der alpinen TouristikerVon 5. bis 7. Juni 2011 tre� en sich bei „theALPS“ alpine Top-Touristiker und internationale Einkäufer.

34Mit Geschichten begeisternDas Tiroler Tourismus.Forum 2011 steht im Zeichen des „Storytellings“.

36Schwanger im HotelAuch in Tirol entdecken Hoteliers schwangere Gäste als Zielgruppe.

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12

40

20 46

44

16

38Green MeetingsDie Nachfrage nach ökologisch und sozial korrekten Kongressen steigt.

40Familienbande2011 ist das Jahr der Jubiläen in Obergurgl – dank der Familie Scheiber.

44Musik als kommunikative KraftEin Gespräch mit dem Kompo-nisten Thomas Larcher, Leiter des Festivals „Musik im Riesen“

46 Aus der Ära der fröhlichen Zecher„Trinkfest“ auf Schloss Ambras

49 Kommentare

50 Nachgefragt

DIE NEUE KAMPAGNE

SO WERBEN DIE NACHBARN

ALTBISCHOF STECHERIM INTERVIEW

AUS DER ÄRA DER FRÖHLICHEN ZECHER

MUSIK ALS KOMMUNIKATIVE

KRAFT

FAMILIENBANDE

SEIN STATT SCHEIN

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8 SAISON

SO NAH, SO FERN.

So nah, so fern.Die Tirol Werbung präsentiert ihre neue Kampagne. Ein Philosoph, sieben Landschaftsfotografen und künstlerische Freiheit brachten ein innovatives Konzept hervor.

VON JULIA BRUGG ER

E ndlich. Der endlosen Be-

schleunigung und Perfek-

tionierung tritt die neue

Kampagne der Tirol Wer-

bung wohltuend entschleunigend und

ungeschönt entgegen. Damit versucht sie

wieder einmal unter die Avantgarde der

Tourismuswerber zu gelangen. Knallige

Farben und aufpolierte, montierte Bilder

lassen den Betrachter heute ebenso kalt

wie schreiende Botschaften in einer lauten

Welt. Es ist Zeit für etwas gänzlich Neues.

Josef Margreiter und sein Team ließen sich

auf einen spannenden Prozess ein. Diesen

Sommer werden die Sujets in Österreich

und Deutschland zu sehen sein.

Zurück zum Wesentlichen. Dem

Philosophen und Werber Wolfgang

Scheppe gelang es, der Tirol Werbung eine

neue Sprache zu geben. Eine Sprache, die

zurückkehrt zum Wesentlichen. Sie schal-

tet all das Unnatürliche und Aufgesetzte

aus. „Ich glaube nämlich, dass nur ein von

manipulativen Absichten freies Bildwissen

ein Verlangen nach der Fremde wecken

kann, das der Überprüfung durch die ei-

gene Erfahrung standhält."

Der Prozess zwischen Werbern

und Fotografen verlief ebenso langwie-

rig wie erfolgreich. Es gab keine genaue

Anweisung, der Weg entstand im Gehen.

Immer wieder wurden Pausen eingelegt,

in denen überlegt und diskutiert wurde.

Das Künstlerteam um Kurator Wolfgang

Scheppe tauschte sich mit den Werbern

aus. Lange Gespräche, Zuhören, Konfl ik-

te zulassen und lösen – dieser Prozess

forderte alle. Und heute sind die Verant-

wortlichen der Tirol Werbung stolz auf das

Ergebnis. Sowohl auf die Bilder, die sie für

die neuen Sujets ausgewählt haben, als

auch auf die Fotos, die in einer Ausstel-

lung durch Österreich und Deutschland

wandern und die kunstvoll in einem Bild-

band gesammelt sind. Alle drei Teile sind

Bestandteil der neuen Kampagne, die auf

www.sightseeing-tirol.at präsentiert wird.

So nah, so fern. „Bergsommer in Tirol

= So nah, so fern“ lautet der Slogan der

neuen Kampagne. „Wir konkurrieren mit

Ferndestinationen. Wir möchten dem

Kunden mit den Sujets bewusst machen,

dass er nicht 12 oder 24 Stunden fl iegen

muss, um Natur und Ruhe zu fi nden“, so

Tirols Werber Josef Margreiter.

Der scheinbare Widerspruch des

Slogans greift einen Zeitgeist auf: kurze

Wege und die Besinnung auf das, was vor

Augen liegt. Er beinhaltet damit die Ab-

kehr von „Schneller, höher, weiter“. Die

Botschaft ist schon älter. Auch Goethe

meinte zu seiner Zeit: „Willst du immer

weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so

nah!“ Die neue Kampagne der Tirol Wer-

bung schlägt diesen Weg ein. „Spritpreise

und Flugreisen machen Reisen teurer. Das

heißt aber nicht, dass man auf Erholung

und Ruhe verzichten muss“, führt Margrei-

ter eine weitere Botschaft des Slogans an.

Getrieben von Sehnsucht suchen schließ-

lich alle im Urlaub dasselbe: Abschalten

vom Alltag. Und dazu muss man in der Tat

nicht immer allzu weit reisen.

„Jeder potenzielle Gast hat ein Bild

von Tirol im Kopf. Da ist die Geierwally, die

Dramatik in den Bergen, saftige Kräuter

oder gesunde Kühe“, erklärt Margreiter.

Auf Grund der Werbung sind all diese Bil-

der im Kopf sehr viel kräftiger als das, was

wir in der Realität sehen. „Das ist o. k. Denn

der Mensch kompensiert die Di£ erenz

mit dem, was er erlebt.“ Deshalb also die

Inszenierung und teilweise Überinszenie-

rung im Tourismus? In der Tirol Werbung

wird jedenfalls erst einmal ruhiger getre-

ten. Die Erholung spiegelt sich in der Ruhe

und Natürlichkeit der Bilder wider. Auch in

der Knappheit des Slogans.

„Die neue Kampagne Sight-_Seeing der Tirol Werbung ist mutig und innovativ. Mit dieser Kampagne stellen wir unser Land auf eine noch nicht da gewesene Weise ins Schaufens-ter, indem wir die Bildsprache in der Tourismuswerbung neu interpretieren. Tirol präsentiert sich echt, ungeschminkt und authentisch. Die Tirol Werbung wird damit ihrer Rolle als Vorreiter in der Tourismuswerbung einmal mehr gerecht.“CLAUDIA KNAB, MARKENMANAGERIN DER TIROL WERBUNG

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www.sight-seeing.tirol.at photos by Andrew Phelps, Monika Höfler

So nah, so fern.

Bergsommer in Tirol =

* Im letzten Sommer schickte die Tirol Werbung sieben internationale Landschaftsfotografen auf die Reise. Das war riskant, weil zeitgenössische Fotografie anders sieht, als das Werbebild. Am Ende aber erschloß „Sight-Seeing“ einen neuen Zugang zum Sehen des Landes im Gebirge.

35_11 Inserat Flughafen Magazin.indd 3 10.03.11 09:55

DER WERBER UND PHILOSOPH„Mich hat die Frage bewegt, ob eine von Neugier und Reiselust getriebene wörtliche Rede des Bildes, wie sie die zeitgenössi-sche Fotografi e unternimmt, eine Bereitschaft zur Kenntnisnahme auch von Schönheit und Raum-gefühl aufbringen kann, die dem Wahrnehmungsangebot der Tou-rismuswerbung mit seinen Fiktio-nalisierungen eine Alternative bie-tet“, erklärt der Philosoph, Werber und Kurator Wolfgang Scheppe.

BESTANDTEILE DER KAMPAGNE „SO NAH, SO FERN.“• 36 Fotos der Landschaftsfoto-

grafen werden collage-artig zu Sujets verarbeitet. Der Schriftzug „So nah, so fern.“ liegt als knappe und klare Aussage über dem Bild. Die Botschaft regt zum Nachden-ken an.

• Die Ausstellung „Sight-_Seeing“, die bis 19. März in der Galerie FO.KU.S ausgestellt war, wandert durch vier Städte in Deutschland (Berlin, München) und Österreich. Am 28. April wird die Ausstellung im Künstlerhaus in Wien erö£ net.

• Plakate und Inserate mit den Sujets folgen diesen Sommer.

SCHLAGWORTE ZUR NEUEN KAMPAGNE• Sachlich• Realitätsnah• Freier, kreativer Entstehungs-

prozess• Neuer Zugang• Trendwende• Wenig bis keine Bildbearbeitung• Einfach • Anders

„INTELLECTUALS“ ALS VORREITERWas die oberen 10.000 haben, wol-len die unteren Milliarden ebenso. Das wiederholt sich in der Geschichte immer wieder aufs Neue. Ob Ka£ ee, Zucker oder Autos, das Kulturgut der Oberschicht sinkt automatisch – in meist etwas veränderter Form und Qualität – in die unteren Schichten ab. Diesen Mechanismus macht sich die Tirol Werbung zu Nutze. „Unsere Zielgruppe sind die Intellectuals und Modern Performer“, so Claudia Knab, Leiterin des Markenmanagements in der Tirol Werbung. „Der Wunsch nach Bergen und nach Bewegung in unbe-rührter Natur ist bei dieser Gruppe am stärksten ausgeprägt.“ Und der Main-stream orientiert sich bekannterweise an den Trendsettern.

GEWINNSPIELSAISON verlost zehn Exemplare des zur Ausstellung erschienenen Bild-bandes „Sight-_Seeing“.

Einsendungen bis 30. April an: o² [email protected] oder per Post an:target group publishing gmbhKarl-Kapferer-Straße 56020 Innsbruck

Kennwort: „Sight-_Seeing“© S

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Trends setzen. „Unsere letzte Kam-

pagne ‚Augenblicke für immer’ orientierte

sich an der Modewelt. Die polierten Bilder

erzeugten eine stark überhöhte Wirkung“,

erklärt Margreiter. Nachdem die Öster-

reich-, Salzburg- und Südtirol-Werbung

ebenso auf den Zug der starken Bildbe-

arbeitung aufgesprungen sind, ist es für

einen Trendsetter ein Muss, das Gegenteil

zu propagieren.

Die neue Sachlichkeit. Und doch

schlägt die Tirol Werbung diesmal einen

gänzlich anderen Weg ein. Denn in der

Werbewelt ist nichts zufällig. Alles wird

geplant, gebrieft, gecastet. Diesmal folg-

te man einem unkonventionellen und

erfolgversprechenden Weg. Professor

Scheppe und sein Team überzeugten. Kein

Briefi ng, kein Casting, keine Models, keine

Picknick-Decke, die kurz vor dem Klick der

Kamera noch einmal zurechtgezupft wird.

Alles wird aufgenommen, wie es ist. Orte,

Menschen, Farben, Formen. Sie werden

unverändert zum Motiv. Die neue Sach-

lichkeit ist wieder da.

Die Fotografen hatten drei Monate

alle Freiheit, in ganz Tirol ihre Motive zu su-

chen. Und sie wurden fündig. „Im Oktober

sahen wir das Ergebnis. Wir waren über-

rascht, was für gute Bilder rausgekommen

sind“, meint Margreiter. „Es waren auch

Klischeebilder dabei. Das zeigt uns, wie

schön Tirol ohne jegliches Zutun ist.“

Aus einem großen Pool von Fotos

wählte die Tirol Werbung schließlich

36 Bilder aus. Ihre einfache und doch

kunstvolle Bildsprache bringt den Erho-

lungswert von Tirol ins Bewusstsein. Den

Erholungswert der Berge, Täler, Dörfer

und Seen. Die Natur wird zum Werbe-

produkt. Sie braucht kein Make-up. Sie

ist Erholung. Die Menschen im Bild sind

wie zufällig eingefangen – und das sind

sie auch. Die Geschichte soll mehrdi-

mensional werden. Deshalb sind zwei bis

drei Bilder collage-artig angeordnet. Die

Wort-Bild-Komposition bleibt klassisch:

Das Bild erzählt die Geschichte. Die Worte

untermalen, doch regen sie gleichzeitig

auch an, innezuhalten und zu überlegen.

So nah, so fern? Was heißt das eigentlich?

Ein weiterer Zeitgeist wird damit ange-

sprochen: innehalten. ×

JOSEF MARGREITER ÜBER TIROL UND WERBUNG

Tirol ist für mich ... „... Heimat, Kindheitserinnerungen, Geborgenheit, Spielplatz und vor allem auch Sehnsuchtsort. Andererseits ist es nicht richtig, Tirol auf einzelne Klischees zu reduzieren.“

Werbung ist für mich ... „... Kommunikation und vor allem auch Dialog. Werbung, die nur in eine Richtung geht, funktioniert nicht. Wir wollen Geschichten erzählen, die ankommen und inspirieren. Die Lust machen, Tirol zu besuchen.“

Tirol Werbung ist für mich ... „... eine Herausforderung, eine Liebe und vor allem auch Begeisterung für das eigene Land.“

Die neue Kampagne der Tirol Werbung ... „... erzählt Urlaubsgeschichten. Sie entführt den Betrachter zu ei-nem ungeschönten Sehnsuchtsort. Mit dieser Kampagne beschreiten wir neue Wege: Die Fotos der Landschaftsfoto-grafen werden unter dem Moto „Sight-_Seeing“ zeitgleich mit den Bildsujets „So nah, so fern“ in verschiedenen Städten in Deutschland und Österreich ausgestellt werden. Wir haben uns damit entschieden, neue unkonventionelle Wege der Markenkommunikation einzuschlagen.“

Bilder einer Ausstellung. Die im Rahmen von „Sight-_Seeing“ ent-standenen Fotografi en zeichnen ein realistisches Bild von Tirol.

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Page 12: Saison Ausgabe 02 / 2011

saison

So nah, So fern.12

W erbung ist überall.

Die Werbedichte war

noch nie so hoch wie

heute. Der Konsu-

ment scheint jedoch keine Lust mehr auf

die Dauerberieselung zu haben: Er ignoriert

Plakatwände, klickt Banner grundsätzlich

nicht an und in den Fernsehwerbepausen

verschwindet er aufs stille Örtchen. Vor

Kaufentscheidungen befragt er lieber sei-

ne Freunde und vertraut ihren Empfehlun-

gen statt geschönten Werbebotschaften.

Glaubwürdige Marketingkonzepte sind

gefragt – auch im Tourismus.

Mundpropaganda als Chance. Eines dieser Konzepte trägt den namen

„Virales Marketing“. Was gefährlich klingt,

ist nichts anderes als eine Werbestra-

tegie, die sich das Mitteilungsbedürfnis

der Konsumenten zunutze macht. Wer

könnte eine Werbebotschaft glaubhafter

verbreiten als der Kunde? Er wird so zum

Werber – innerhalb seines sozialen Um-

felds. social Media und Web 2.0. machen

es möglich, den Erfolg der aktionen zu

messen – und erhöhen außerdem noch

die Reichweite. Mit gezielten aktionen

werden Konsumenten dazu gebracht,

ein Produkt oder auch eine Destination

weiterzuempfehlen bzw. imagespots,

aktionen und Gewinnspiele zu verbreiten.

„Mundpropaganda-sender werden als

neutrale Personen wahrgenommen. sie

haben keinen finanziellen Vorteil durch

ihre Empfehlung. Dazu kommt, dass sich

mündliche Empfehlungen persönlich

auf den Empfänger einstellen. Was bei

anderen Werbekanälen wie Fernsehen

oder Radio nicht der Fall ist“, erklärt Mar-

tin oetting, Gesellschafter und Leiter der

Forschungsabteilung der agentur trnd,

die sich auf Mundpropaganda-Marketing

(Word-of-Mouth-Marketing) spezialisiert

hat. authentizität und Glaubwürdigkeit

stehen bei den ungewöhnlichen Werbe-

konzepten an erster stelle und genau das

ist der schlüssel zum Erfolg.

Der Kunde als Werbeträger. Konkret

funktioniert das so: Trnd verfügt über ein

großes netzwerk. aus diesem werden – je

nach Produkt – Menschen mit passenden

interessen ausgewählt. so kommen bei

einem Fertiggericht beispielsweise Kon-

sumenten infrage, die gerne kochen und

sich für Lebensmittel interessieren. Diesen

werden informationsmaterial und Pro-

duktproben zur Verfügung gestellt – mit

der aufforderung, ihre Erfahrungen auch

ihren Freunden und Bekannten zu erzäh-

len und eventuell auch in ihren Weblogs

oder auf Bewertungsplattformen über ihre

Erfahrungen zu sprechen. Diese Testper-

sonen haben einen ViP-status inne – denn

nur wenn sie sich ernst genommen fühlen,

Sein statt ScheinJe glaubwürdiger eine Werbekampagne ist, umso mehr Wirkung zeigt sie. Auch bei viralem Marketing und Mundpropaganda-Marketing steht Authentizität im Vordergrund.

Von S ylVia a ine t ter

Page 13: Saison Ausgabe 02 / 2011

saison

So nah, So fern. 13

Gäste sich vor der Buchung im internet

erkundigen“, sagt oetting. Mehrere Um-

fragen geben ihm Recht: Laut einer studie

des Marktforschers Consline holen 25,4

Prozent vor größeren anschaff ungen

informationen im internet ein. Genutzt

werden Produktbewertungsportale, Fo-

ren und Blogs. Weitere 25 % vertrauen auf

Testmagazine und 19,5 % auf Freunde und

Bekannte (Mehrfachantworten möglich).

Die Reiseplanung bzw. -entschei-

dung ähnelt diesem Muster: Der aDaC hat

für seinen Reisemonitor 2010 erhoben,

dass Konsumenten bei der ersten ide-

ensammlung für ihre Reise dem internet

(28,6 %) und Freunden (28,2 %) vertrauen.

auch bei der konkreten Reisevorberei-

tung liegt das internet (30,2 %) vorne,

der Freundeskreis spielt keine so große

Rolle mehr (9,6 %). stattdessen lassen sich

die Befragten lieber im Reisebüro beraten

(25,9 %) oder lesen Reisekataloge (24,9 %)

und Reiseführer (31,5 %).

Mehr als jeder Vierte ist also bei der

Wahl seiner Urlaubsdestination bzw. der

entsteht Mundpropaganda. auch Kritik am

Produkt wird von den Firmen verwertet –

sie fl ießt in die Qualitätsverbesserung ein.

„Word-of-Mouth-Marketing be-

deutet, bewusst mit Mundpropaganda zu

arbeiten. Mundpropaganda sollte nicht

als Zufall oder Glückssache gesehen,

sondern muss als eigene aufgabe des

Marketings wahrgenommen werden. Es

ist auch entscheidend zu wissen, was

über das Unternehmen oder ein Produkt

gesprochen wird“, sagt oetting.

Doch lässt sich dieses Konzept auch

auf den Tourismus umlegen? „Über jedes

Produkt, über das Leute zu reden bereit

sind, gibt es Mundpropaganda. Die Be-

reitschaft hängt ab von der Häufi gkeit der

Gesprächsanlässe“, erklärt oetting. in der

Hotellerie biete es sich geradezu an, die

Gäste aktiv dazu aufzufordern, das Hotel

nicht nur den Freunden weiterzuempfeh-

len, sondern auch auf einer der internet-

bewertungsplattformen (siehe Kasten) zu

bewerten oder auf ihrer Facebook-seite

zu empfehlen.

Für wirkungsvolle Werbung braucht

es authentische Kommunikation. Mit Gäs-

ten in unmittelbaren Kontakt zu treten,

Fehler einzugestehen und auf Kritik zu

reagieren, gehört dazu. auf den Bewer-

tungsplattformen im internet ist die allge-

meine stimmung der Gäste gut erkennbar.

negative Kritik kann für Qualitätsverbes-

serungen genutzt werden – wer diese

kommuniziert, hat doppelt gewonnen.

Glaubwürdigkeit entsteht erst, wenn man

Kritik zulässt.

Offl ine oder online. offl ine-Mund-

propaganda gilt im Wesentlichen zwar

als wirkungsvoller als Mundpropaganda

übers internet. aus einer studie von trnd

geht auch hervor, dass social-Web-Platt-

formen wie Facebook, Twitter & Co. als

Umgebung für Mundpropaganda relativ

unwichtig seien. aber eben nur relativ.

„Die Verbreitung von Mundpropaganda

übers internet ist abhängig von der Pro-

duktkategorie. Gerade im Tourismus spielt

das internet eine große Rolle, weil viele

ZUR PERSONDr. Martin oetting ist Gesellschafter und For-schungsleiter bei der trnd aG, dem ersten und größten europäischen Word-of-Mouth-Mar-ketingnetzwerk. Er gilt als autorität für social Media, virales Marketing und Mundpropaganda und hat im sommer 2009 neben seiner Tätig-keit bei trnd seine Doktorarbeit zu Word-of-Mouth-Marketing abgeschlossen.

Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut. Fuchsteufelswildkönnte man werden, wenn man sich durch tausende Seiten eines Rechtsratgebers quält. Dabei gehts doch viel einfacher:

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„Über jedes Produkt, über das Leute zu reden bereit sind, gibt es Mund-propaganda.“MaRTin oETTinG, GEsELLsCHaFTER UnD FoRsCHUnGsLEiTER BEi TRnD

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Page 14: Saison Ausgabe 02 / 2011

inwiefern hat der Kontakt zu einem Unternehmen auf Facebook ihre Meinung bzw. ihr Verhalten beeinfl usst?

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neue Marken kennengelernt

33,1 %42,1 %

Marken sind woanders stärker aufgefallen

31,8 %41,3 %

mit einer Marke wurde sich intensiver beschäftigt

29,4 %38 %

image der Marke wurde positiv beeinfl usst

28,3 %38 %

image der Marke wurde negativ beeinfl usst

16,3 %22,9 %

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Der Klick zum besten HotelBewertungsplattformen im Inter-net spielen eine große Rolle bei der Auswahl des Hotels. Sind diese Webseiten vor Manipulation gefeit?

G erade auf dem Reisesektor gewin-

nen online-Bewertungsplattformen

immer mehr an Bedeutung: Eine Befragung

durch Fast Future Research ergab, dass 74 % der

Befragten künftig vor der Buchung des Urlaubs

eine online-Community befragen wollen. Die

bekanntesten sind Tripadvisor und Holiday-

check. Doch sind alle Bewertungen echt?

Stiftung Warentest „Gut“. 2010 hat stiftung

Warentest Hotelbewertungsplattformen ge-

testet und versucht, gefälschte Bewertungen

zu hinterlassen. Testsieger war Holidaycheck –

obwohl auch dort zwei der fi ngierten Bewer-

tungen nicht aussortiert wurden. Bei Holiday-

check durchlaufen nach eigener aussage alle

Bewertungen – im Winter rund 1500 pro Tag,

im sommer 3000 – eine automatische Prü-

fung. so werden zum Beispiel Bewertungen

auf beleidigende inhalte gescannt. auff ällig

gewordene Bewertungen werden von einem

45-köpfi gen Qualitätsteam untersucht. Doch

die Echtheit aller Einträge kann selbst mit die-

sen Überprüfungen nicht garantiert werden.

Buchen und bewerten. als wesentlich sicherer

gelten Buchungsplattformen (z.B. www.hrs.

com oder www.hotel.de), auf denen Hotels

nur dann bewertet werden können, wenn

auch die Buchung online über die jeweilige

internetseite erfolgte.

Bei genauer Betrachtung der Bewertun-

gen von Tiroler Hotels fällt sowohl bei holiday-

check.com als auch bei tripadvisor.com auf,

dass fast alle der am besten bewerteten Tiroler

Hotels auf ihren internetseiten die Gäste zur

Bewertung auff ordern.

14

Wahl seines Hotel beeinfl usst von den

zahlreichen Bewertungen im internet

– und wird kaum ein Hotel wählen, das

schlechte Bewertungen hat. aber noch

viel weniger wird er eines aussuchen, das

gar nicht vorkommt.

auch social Media biete zahlreiche

kostengünstige Marketingmöglichkeiten

für den Tourismus: „nur ein Facebook-

Profi l anzulegen, ist zu wenig. aber Face-

book ermöglicht es, mit den Gästen in ein

Gespräch zu kommen und sie mitreden

zu lassen. Ein Hotel baut einen neuen

Wellness-Bereich? Eine gute Gelegen-

heit, um die Gäste zu fragen, was sie sich

wünschen!“, gibt oetting anregungen. Die

eifrigsten ideengeber könnte der Hotelier

dann zu einem Vorab-Test einladen – spä-

testens dann ist ihm positive Mundpropa-

ganda sicher.

Negative Mundpropaganda. Man-

che Touristiker fürchten sich vor negativer

Mundpropaganda, wenn sie aktiv fordern,

dass über ihr Unternehmen gesprochen

wird. „negative Mundpropaganda hat man

auch, wenn man nicht damit arbeitet, denn

sie entsteht ja nicht durch das Word-of-

Mouth-Marketing. Wesentlich ist, dass

man Kritik zur Qualitätsverbesserung

einsetzt“, erklärt oetting.

Doch was ist mit dem alten spruch,

dass Gäste ein negatives Erlebnis zehn

Menschen erzählen, ein positives jedoch

nur dreien? Ein Vorurteil? Ja! Befragt nach

der letzten Mundpropaganda-Erfahrung

gaben 89 Prozent an, über ein positives

Erlebnis berichtet zu haben. auch erklär-

ten die Befragten, kaum mehr Menschen

von negativen Erlebnissen zu erzählen als

von positiven.

Eines aber darf man bei der Konzi-

pierung einer Word-of-Mouth-Kampagne

nicht vergessen: „Voraussetzung für den

Erfolg ist, dass das Produkt gut ist“, bringt

es oetting auf den Punkt, „ein schlechtes

Produkt kann man nicht mittels Word-of-

Mouth-Marketing vermarkten.“ ×

„Das stärkste Element in der Werbung ist die Wahrheit.“ WiLLiaM BERnBaCH, aMERiKanisCHER WERBEFaCHMann, 1911-1982

Page 15: Saison Ausgabe 02 / 2011

15

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Page 16: Saison Ausgabe 02 / 2011

16 saison

so nah, so fern.

„Das Bebauen muss behutsam sein“Altbischof Reinhold Stecher über Tirols Chancen und Herausforderun-gen, Unterschiede zwischen Südtirol und Nordtirol, den Ballermann-Stil und die Entscheidung: Herzinfarkt oder drittes Hotel.

Da s IntervIew führte nIna heIzer .

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Heimat als Motiv. Den Blick auf Tirol

verarbeitet Reinhold Stecher auch in seinen Bildern.

Page 17: Saison Ausgabe 02 / 2011

17

S AISON: Herr Bischof Stecher, was schätzen Sie an Tirol? dr. reinhoLd sTeCher: es

ist gefährlich, große Worte zu

dieser Frage zu formulieren. ich habe gott

oft gedankt, dass er uns ein so schönes

stück Welt zur heimat geschenkt hat. Und

ich weiß, dass diese gefühle viele Tirole-

rinnen und Tiroler mit mir teilen.

Und was schätzen Sie an der Tiroler Men-talität? An unserer Art? Wenn man ein

Leben lang als seelsorger in einem Land

tätig war, im auf und ab der epochen und

der Jahrzehnte, mit vielen einblicken in

die realitäten des Lebens, dann vermeidet

man ein allzu überzeugtes sich-auf-die-

schulter-Klopfen. so nach der Melodie:

„bisch a Tiroler, bisch a Mensch“. alle

schatten der Konsum-, spaß-, anspruchs-

und Wohlstandsgesellschaft sind auch auf

uns in Tirol gefallen. aber es gibt nicht nur

die schatten. es gibt ein gesundes gefühl

für traditionelle Werte, die man nicht jeder

modernen Tabu-räumaktion opfert, und

doch einen sinn für gesunden Fortschritt.

Man fi ndet inmitten auf den eigenen Vor-

teil bedachter Mentalitäten mit gesundem

egoismus auch sehr viel off enheit für

Menschlichkeit und hilfsbereitschaft.

Mit dieser liebenswerten seite Ti-

rols bin ich in meiner Tätigkeit besonders

konfrontiert worden. ich habe immer

hilfsbereite Menschen und hilfsbereite

organisationen innerhalb und außerhalb

der Kirche erlebt. Und da ich im karitativen

bereich eine erfahrung habe, die über die

Landesgrenzen hinausgeht, weiß ich, dass

dieses helfenwollen in Tirol tatsächlich ei-

nen besonderen, in diesem ausmaß nicht

überall vorhandenen akzent hat.

Was unterscheidet die Nordtiroler von den Südtirolern? das ist nicht leicht zu

beantworten. als ein nordtiroler, der drei

Viertel seiner Wurzeln in südtirol hat, dort

auch viel tätig war und alle Täler und berge

kennt, weiß man natürlich um viele Ver-

bundenheiten. aber die situation südtirols

ist eben seit 90 Jahren eine andere. das hat

sicher auch in den akzenten der Mentalität

spuren hinterlassen. die politisch-nationa-

le auseinandersetzung hat im süden etwas

andere Kanten geschliff en als im norden.

seelsorglich gesehen ist südtirol natürlich

in den gleichen Problemen eines wach-

senden Wohlstandes wie wir.

Wohin führt der Weg dieser beiden be-liebten Urlaubsdestinationen? ich glau-

be, dass das Land im gebirge in süd und

nord klares Wertebewusstsein und eine

wachsende off enheit braucht. in beiden

Teilen macht Fremdenverkehr weltoff e-

ner, und was südtirols nationales Problem

betriff t, so liegt die Zukunft sicher in der

Linie, dass man die rechte der Minder-

heiten wahrt und aufeinander zugeht. Po-

sitive begegnungen von Kulturen hatten

immer Zukunft, gräben haben sie nicht.

Tirol wird von unzähligen Touristen je-des Jahr besucht. Was zieht diese Ihrer Meinung nach Tirol? auf grund meiner

bücher und alpiner Tätigkeiten bin ich mit

sehr vielen Menschen aus der ganzen Welt,

vor allem aber aus dem deutschen sprach-

raum, in beziehung getreten, unter ande-

rem in Form von vielen Tausenden briefen,

die ich erhalten und beantwortet habe. es

mag sicher nur ein ausschnitt unseres gäs-

tepotenzials sein. aber diese erfahrung ist

eindeutig: Man schätzt und liebt das Land

wegen der berge im sommer und Winter,

dem guten ambiente, einer kultivierten

gastlichkeit, einer bewahrten natur. diese

Klientel wendet sich von übertriebenen

erscheinungen an angebot, ausbau und

erschließungen eher befremdet ab.

der ballermann-stil wird seine an-

hänger haben – ich glaube nicht, dass er

die Zukunft ist. in der heiligen schrift heißt

es, gott habe dem Menschen den garten

eden gegeben, damit er ihn bebaue und

behüte. Wenn wir das klassische erho-

lungsland im herzen europas als kleines

Paradies bleiben wollen, dann wird der

akzent mit Zukunft auf dem zweiten

liegen müssen. Und das „bebauen“ muss

behutsam sein.

Es wird viel Geld mit den Touristen ver-dient. Wie gehen die Tiroler mit dieser Einnahmequelle um? Bleiben sie trotz-dem noch authentisch? da bin ich etwas

überfragt. Wie die Tiroler mit dem geld

aus dem Tourismus umgehen, kann ich

schwer einschätzen. Zweifellos ist das

geschäft mit dem gast nicht wegzu-

denken und hat bis in die einst ärmsten

Täler hinein Wohlstand gebracht. geld ist

natürlich auch mit gefahren verbunden.

Man kann und darf nicht alles verkaufen.

Man muss auch im Tourismus die Kultur

der Familie und die intimität des familiären

raums wahren – sonst wird man erleben,

dass eine junge generation ihren Kindern

die belastungen des Turbo-Tourismus

nicht mehr zumuten will. Man muss eine

eigenständige dorfkultur wahren. Und

nicht zuletzt muss ich hier sagen: eine

gesunde religiosität, die um die grenzen

der menschlichen existenz weiß und nicht

alles glück im haben sucht, wird immer

eine hilfe sein, auf dem boden zu bleiben.

Worin liegen die Chancen des Landes?Vielleicht darf ich hier auf eine Chance in

unserem Tourismus hinweisen. ich gehe

von einem kleinen erlebnis aus: in einem

anderssprachigen europäischen Land bin

ich mit dort beheimateten Leuten über

Tourismus ins gespräch gekommen. sie

haben mir gesagt: Wir fahren zum Win-

terurlaub nach Österreich oder in die

schweiz. Wir wollen von den toten al-

penländern, in denen ein paar langweilige

hotelsilos stehen, nichts wissen. Man kann

dort zwar auch ski fahren, aber es ist dann

keine lebendige gemeinde da. bei euch in

Tirol ist das anders. da sind gemeinden

mit ihrem Leben da, ihren strukturen und

organisationen – und keine toten Täler.

Wie kann Tirol sich diese aktiven Gemein-den erhalten? Worauf muss aufgepasst werden? die Chancen unseres Tiroler

Tourismus sehe ich in besonderer Weise

in der Wahrung einer menschlichen Welt,

lebendigen gemeinde. nur unwissende

Leute spotten über Vereine, Musikkapel-

len, schützen, Chöre und bergrettung,

Feuerwehr und Trachtler, sportverein

und Familienmusik. ein hemmungsloses

immer-noch-mehr-haben-Wollen, im-

mer-noch-mehr-Vermarkten kann eben

diese menschliche Welt gefährden. Und

zu dieser menschlichen Welt gehören gut

behandelte und zufriedene Mitarbeiter.

die soziale struktur im Tourismus muss

stimmen. das Klima unserer häuser ist

entscheidend. ich kenne Menschen aus

den ballungszentren Mitteleuropas, die

sich hier an ihrem Urlaubsort mehr zu

„Es gibt ein gesundes Gefühl für traditionelle Werte, die man nicht jeder modernen Tabu-Räumaktion opfert, und doch einen Sinn für gesunden Fortschritt.“

Page 18: Saison Ausgabe 02 / 2011

18

IHR GASTRO-PROFI MIT ZUSTELLSERVICE

Q u a l i t ä t e r l e b e n w w w . w e d l . c o m

Immer in Ihrer Nähe!11 Abholgroßmärkte • fl ächendeckende ZustellungIn Tirol: Imst, Innsbruck und Mils bei Hall in Tirol

ZUR PERSONaltbischof dr. reinhold stecher wurde am 22. dezember 1921 in st. Valentin auf der haide in südtirol geboren. er maturierte in innsbruck und besuchte das Priesterseminar in st. Michael in Matrei am brenner und, nach aufl ösung des seminars durch die gestapo, am stift st. ge-org in Kärnten. nach einer Wallfahrt zu einem seiner Lieblingsplätze in Tirol, Maria Waldrast, wurde er 1941 für zwei Monate von der gestapo inhaftiert und zur Wehrmacht mit Fronteinsät-zen in Karelien, Lappland und norwegen ein-gezogen. nach einer Verwundung trat er in das Priesterseminar Canisianum in innsbruck ein und wurde 1947 zum Priester geweiht. im dezember 1980 erfolgte die bischofsernen-nung stechers durch Papst Johannes Paul ii. in der Österreichischen bischofskonferenz war bischof stecher viele Jahre zuständiger refe-ratsbischof für die referate Caritas und Frauen. Zugleich war er Vertreter der Österreichischen bischofskonferenz in der glaubenskommission der deutschen bischofskonferenz. als nachfol-ger von bischof stecher wurde alois Kothgasser im oktober 1997 bestellt. stecher ist bekannt als autor zahlreicher bücher, Maler und begeis-terter bergsteiger und Wanderer.

hause fühlen als in der großstadtstraße.

in diesem humanum des Tourismus liegt

unsere Chance.

Worauf müssen die Tiroler besonders achtgeben? ein wenig habe ich das schon

angedeutet. die wunderbare natur ist

ein Kuchen, an dem man nicht ständig

herunterschneiden kann. ich weiß, dass

im einzelfall vieles zur debatte steht und

dass jede Form sauberer energiegewin-

nung ihren Preis hat. aber in dieser Frage

geht es heute um das Leben. das kann

man nicht von jedem Lift und jedem

Parkplatz behaupten. grenzen werden

immer schmerzlich sein und Widerspruch

hervorrufen. aber wenn sie mich fragen,

worauf wir achtgeben müssen – dann

muss man an diese dinge denken.

Und die Touristiker und Hoteliers? der

Tiroler Touristiker, der ja in einem äußerst

beanspruchenden beruf lebt und hart

gefordert ist, der muss sich vor dem hek-

tischen „immer mehr“ hüten. Wenn der

herzinfarkt kommt, nützt das dritte hotel

auch nichts. alles Wachstum wird heute

wohl eine besondere Wende in richtung

Qualität haben müssen.

Was wünschen Sie dem Land für die Zu-kunft? ich sitze oft auf der nordkette, al-

lein, und schau auf meine stadt und mein

liebes Tirol hinunter. Und als seelsorger

schaut man nicht nur, man denkt an vie-

les und an viele Menschen und betet. ich

weiß nicht, wie die Zukunft sein wird. in

meinem Leben hat sich dieses Land äu-

ßerlich und geistig so viel verändert, dass

mir das Land meiner Kindheit fast wie ein

ferner Traum vorkommt. aber wie immer

die entwicklung sein wird, ich hoff e, dass

die Menschen in Tirol in einem Wertge-

füge bleiben. in einem Ja zur heimat und

hilfsbereitschaft, zu Familie und gemein-

schaft, zu natur und gast. Und im beson-

deren wünsche ich dem Land, dass in ihm

immer wieder ein echtes gottvertrauen

blüht. Wenn ich da droben sitze, kommt

mir das Lied des alpenvereins in den sinn:

„Tirol, Tirol, so schön und weit, blühst du

empor zu ewigkeit ...“

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Page 19: Saison Ausgabe 02 / 2011

19

Page 20: Saison Ausgabe 02 / 2011

SAISON

SO NAH, SO FERN.20

So werben die NachbarnAnlässlich des Starts der neuen Imagekampagne der Tirol Werbung wagt SAISON einen Blick über den Tellerrand: Wie bewerben andere theALPS-Partner ihre Region und welche Strategien stecken dahinter?

VON S TEFFEN AROR A

D ie Ostschweizer Region

graubünden, die Marke deckt

sich nicht mit dem politisch-

geografi schen Kanton und wird daher

kleingeschrieben, nutzt den Steinbock

als Schlüsselbild und Symbol. „Das rührt

daher, dass der gehörnte Alpenbewohner

das Wappentier des Kantons ist und auch

im Autokennzeichen vorkommt. In der

Schweiz verbindet man mit dem Stein-

bock automatisch Graubünden“, erklärt

Brand-Manager Gieri Spescha. Zudem

stehe das Tier stellvertretend für die alpine

Landschaft, so wie etwa das Matterhorn

zum Symbol der Region Wallis wurde.

Selbst im Logo kommt das Wappentier

vor, indem das „ü“ im Wort graubünden

einen lachenden Steinbock symbolisiert.

Lachen ist ein weiteres Stichwort. Denn

auch der Humor kommt in der Kampagne

von graubünden nicht zu kurz. „Das hat

Tradition bei uns. Schon seit den 1980er

Jahren ist immer eine gesunde Prise

Humor und Selbstironie fi xer Bestandteil

unserer Kampagnen. Nicht zuletzt des-

halb, weil das die Bündner Mentalität wi-

derspiegelt“, so Spescha. Dieser pointierte

Witz in der Werbung ist mittlerweile zum

Alleinstellungsmerkmal der Region ge-

worden. Obwohl die Kampagne eigentlich

auf den Schweizer Markt zugeschnitten

ist, haben die dazugehörigen, äußerst lus-

tigen TV-Spots via Internet längst über die

eidgenössischen Grenzen hinaus Kultsta-

tus erlangt. Als Nächstes will graubünden

mit dieser Kampagne den Süddeutschen

Markt bewerben. Allerdings, räumt Brand-

Manager Gieri Spescha ein, prüfe man

noch, ob dazu nicht einige Adaptionen

notwendig sein werden: „Der deutsche

Humor ist eben doch ein anderer als der

Schweizer.“

Seit 2007 wirbt die Region graubün-

den in der Schweiz mit der aktuellen Stein-

bock-Kampagne, im Sommer wie auch

im Winter. Neben der Destination selbst

wird die Marke aber auch für regionale

Produkte, wie etwa das berühmte Bünd-

nerfl eisch, und kulturelle Besonderheiten

genutzt. Dieses Werben auf mehreren

Leistungsebenen, das auch die Bereiche

Transport, Forschung und Wirtschaft im

Allgemeinen umfasst, praktizieren die

Bündner seit nunmehr elf Jahren. ×

graubündenHumoriges mit dem Steinbock

www.graubuenden.ch

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Horny. In der Ostschweiz setzen die Werbefachleute auf das Natursym-bol Steinbock, gespickt mit einer Prise Selbstironie.

Page 21: Saison Ausgabe 02 / 2011

SAISON

SO NAH, SO FERN. 21

D ie Region Südtirol nutzt bei ih-

rer Imagekampagne gekonnt

ihre geografi sche Sonderpo-

sition. So werden die Kernmärkte Italien,

Schweiz und Deutschland mit verschie-

denen Imagekampagnen bearbeitet. „Die

Sujets haben immer dasselbe Layout und

auch die Marke ‚Südtirol‘ mitsamt dem

grafi sch stilisierten Gebirgszug ist immer

dieselbe, egal ob im italienisch- oder

deutschsprachigen Raum“, erklärt dazu

Greti Ladurner, Leiterin der Abteilung

Marktmanagement des Südtirol Marke-

ting. Was aber variiert, sind die Werbe-

botschaft sowie das Werbemedium. So

bewirbt sich Südtirol am italienischen

Markt als nördliche und alpine Region.

„Wir setzen dort auf unsere Besonder-

heit, zwar noch Italien zu sein, aber eben

ganz anders“, erklärt Ladurner. So werden

die Italiener mit der exotischen Aussicht

auf Berge, Schnee gelockt. Neben der

Destination bewirbt man in Italien auch

die Südtiroler Produkte. Werbemedium

Nummer eins am italienischen Markt ist

das Fernsehen. „Wir setzen dort in erster

Linie auf TV-Spots“, sagt Ladurner.

Diese Kombination aus Produkt-

und Destinationsmarketing wird auch am

deutschen Markt praktiziert. Allerdings

ist dort das Werbemedium der Wahl das

Internet. Den Deutschen wird Südtirol

ebenfalls als alpine Region nähergebracht.

Aber hier kommt bereits ein Hauch Italien

hinzu. „Wir präsentieren uns als das etwas

bessere Italien, um es salopp zu formulie-

ren“, schmunzelt Ladurner. Ordentlicher,

weniger südländischer, schlichtweg

Südtirol als Kombination aus italieni-

schem Flair und deutscher Gründlichkeit.

Schließlich gibt es noch die Strategie für

den Schweizer Markt. „Mit Hochgebirge

werden wir dort nicht punkten, das ha-

ben die Schweizer selber zur Genüge“,

erklärt Ladurner. Also setzen die Südtiroler

bei den Eidgenossen auf das Image des

südländischen Genusslandes. Statt der

regionalen Produkte wird dort besonders

die Südtiroler Küche hervorgehoben. Als

Werbemedium Nummer eins gelten in der

Schweiz wiederum Printmedien.

Seit 2009 verwenden die Südti-

roler ihre aktuelle Kampagne. Egal wo

geworben wird, es wird stets die deut-

sche Bezeichnung „Südtirol“ verwendet.

„Weil Untersuchungen ergeben haben,

dass mehrsprachige Marken sehr pro-

blematisch sind“, erklärt Ladurner. Wie

in Graubünden werden auch in Südtirol

seit 2005 sowohl die Destination als auch

regionale Produkte mit derselben Marke

beworben – von Äpfeln über Wein bis hin

zur Milch. ×

www.suedtirol.com

Südtirol

Alpin oder mediterran, wie es euch gefällt

NETZWERK THEALPStheALPS ist eine Plattform für gemeinsames touristisches Handeln im europäischen Alpentourismus, Vernetzung und innovatives Denken. Ein Ort der Begeg-nung und des Erlebens für die Top-Touristiker des Alpentourismus und führenden Entscheidungsträger der internationalen Tourismusbranche. Partner des Verbundes sind: Bavarian Alps, Best of the Alps, graubünden, Kärnten, Salzburger Land, Steiermark, Südtirol, Tirol, Vorarlberg und Wallis. Das nächste Tre© en im Rahmen von theALPS fi ndet von 5. bis 7. Juni in Innsbruck statt.

www.the-alps.eu

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Land & Leute. In Südtirol kann – so das Credo der Werbung – jede Ziel-gruppe etwas für sich entdecken. Am Berg wie am Tisch.

Page 22: Saison Ausgabe 02 / 2011

22

D ie Steiermark setzt seit den

späten 1970er-Jahren auf das

„Grüne Herz“. „1995 ist man

aus nicht nachvollziehbaren Gründen

kurzfristig davon abgekommen“, erzählt

Georg Bliem, Geschäftsführer von Stei-

ermark Tourismus, „doch 2004 haben

wir es – übrigens mit Hilfe eines Tirolers

– wiederentdeckt.“ Nicht von ungefähr:

Denn das herzförmige Logo mit dem un-

verwechselbaren Schriftzug wirkt „nach

innen wie nach außen“. Bliem vergleicht

den Wiedererkennungswert und die

Markendurchdringung des Steiermark-

symbols mit dem Tirol-Schriftzug: „Das

war auch ein bisschen unser Vorbild.“

Die grüne Mark nutzt ihr Logo längst auf

vielfältige Weise: Abseits des Tourismus

wird das Herz auch in Wirtschaft und

Industrie verwendet. Es ist das Leitmotiv

der Steiermark-Kampagnen.

In der aktuellen Imagekampagne

spielt das Herz eine besondere Rolle,

wie Bliem erklärt: „Es symbolisiert das

steirische Lebensgefühl. Unsere Markt-

forschung hat ergeben, dass unsere Gäste

genau das erwarten: Die Steirer gelten als

gute Gastgeber, bei denen es menschelt.

Authentizität und Natürlichkeit sind unser

Stempel.“ Neben dem Herz stehen daher

bei den Sujets zur Ski-WM 2013 in Schlad-

ming Menschen im Mittelpunkt: „Nicht

Models, sondern natürliche, steirische

Typen.“ Neu ist die Herz-Glocke. Damit

landeten die Steirer ihren jüngsten Coup.

„Die Glocke ist das steirische Ski-WM-

Pendant zur Vuvuzela der Südafrikaner

während der Fußball-WM“, sagt Bliem.

Steiermark Wo es „herzelt und menschelt“

Was als Gag gedacht war, entwickelte

sich unversehens zum Renner. Am ersten

Verkaufstag im März 2011 gingen 2000

Stück über den Ladentisch. „Wir haben

jetzt eigens eine Mitarbeiterin abstellen

müssen, die sich nur um den Vertrieb der

Herz-Glocken kümmert“, schmunzelt

Bliem.

Inhaltlich transportiert die Stei-

ermark über ihre Imagekampagne drei

Bilder: Wein und Gärten, als Referenz an

die südsteirische Thermen- und Wein-

bauregion. Berge und Wälder, in Hin-

blick auf die obersteirischen Berge. Und

schließlich Kultur und Begegnung, was

wiederum auf die Kulturstadt Graz abzielt.

„Über den dreien steht immer das Herz“,

so Bliem. Ähnlich wie Südtirol nutzt auch

die Steiermark verschiedene Kampagnen

für die verschiedenen Zielmärkte. „Alles

andere wäre heutzutage ein Fehler“, ist

www.steiermark.com

Bliem überzeugt. So habe man heraus-

gefunden, dass ungarische Gäste es gern

gemütlich haben. Während tschechische

Touristen meist Action suchen. Hinsicht-

lich der steirischen Thermenregion wird

ebenfalls zielmarktorientiert unterschie-

den, wie Bliem erklärt: „Österreicher

lieben Thermenurlaub, vor allem Tiroler.

Die bleiben auch eine Woche. Deutschen

ist das aber zu langweilig, die wollen Zu-

satzangebote. Italienern wiederum kön-

nen wir die Thermen nur in Verbindung

mit Kultur, also Graz, schmackhaft ma-

chen. Holländer locken wir mit Thermen

überhaupt nicht hinterm Ofen hervor.“ In

den einzelnen Zielmärkten wird dann ein

Sammelsurium an Werbemitteln einge-

setzt – vom Inserat übers Plakat bis hin

zur bedruckten Straßenbahn oder auch

gezieltem Marketing über Social-Media-

Plattformen. ×

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Grüne Mark. Vom Dachstein bis zur Thermenregion spielen die Werber mit den Trümpfen Herzlichkeit und Authentizität.

Page 23: Saison Ausgabe 02 / 2011

E chtes Sommergefühl vermittelt die neue Image-

kampagne von Kärnten. Es dominiert das Element

Wasser in verschiedenen Variationen. Den Betrachter

überkommt sofort die Lust nach Sonne und Strand. Beim Be-

trachten der azurblauen Wasserfl ächen und palmenumrahm-

ten Abendrotszenen wähnt man sich beinah am Mittelmeer.

Das kommt nicht von ungefähr, wie Brand Managerin Barbara

Strobl-Wiedergut erklärt: „Die Marktforschung hat gezeigt, dass

die Berge-Seen-Kombination auf der Südseite der Alpen unsere

Unique Selling Proposition (Alleinstellungsmerkmal, Anm. d.

Red.) ist. Durch die Kombination der Sujets im Wechsel, zum

Beispiel wöchentlich, ergibt sich unsere Werbebotschaft.“

Teilweise spielen die Kärntner mit beinah mediterranen

Klischees, wenn etwa Palmensilhouetten den romantischen

Sonnenuntergang am Seeufer krönen. Die Slogans sind in-

des sehr einfach gehalten. Kärnten setzt auf Schlagworte, die

immer das Wort „Lust“ beinhalten. „Damit soll einerseits das

einzigartige Kärntner Urlaubsgefühl ‚lustvoll leben und gelas-

sen genießen‘ transportiert werden“, sagt Strobl-Wiedergut.

Andererseits stelle dies „die Klammer über den Kärntner Mar-

kendreiklang“ dar: „Seenerlebnis, Natur-Aktiv Park Kärnten

sowie Alpen-Adria Kulturgenuss Kärnten. Auf Basis eines um-

fassenden Marktforschungspaketes hat die Kärnten Werbung

2010 einen Marken-Relaunch durchgeführt. Die Ergebnisse der

Marktforschung haben eindeutig bestätigt, dass das besondere

Kärntner Lebensgefühl „lustvoll leben und gelassen genießen“

die Urlaubsatmosphäre in Kärnten präge, so Brand Managerin

Strobl-Wiedergut: „Dieses einzigartige Urlaubsgefühl wird mit

dem Versprechen ‚Lust am Leben‘ perfekt transportiert sowie

in unseren Bildwelten umgesetzt.“

Im Gegensatz zu Südtirol und Graubünden, die mit ihren

Kampagnen auch regionale Produkte oder andere regionale

Besonderheiten bewerben, setzt Kärnten mit seiner Image-

kampagne „zu 90 Prozent auf regionale Erlebnisräume“. Ein

Urlaubsland als Gesamterlebnis. Die aktuellen Sujets werden

in dieser Form in sämtlichen Zielmärkten eingesetzt. ×

Kärnten – Lust am Leben

www.kaernten.at

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Lustvoll. Jede Menge Wasser, also fast wie am Meer. So präsentiert sich das

südlichste Bundesland in der Werbung.

Page 24: Saison Ausgabe 02 / 2011

24 SAISON

SO NAH, SO FERN.

SAISON: Frau Wolf-Erharter, „es gibt nichts Schöneres als das Gefühl aufzubrechen“, hat Peter Handke einmal

gemeint. Was glauben Sie, was treibt die Menschen in die Ferne? KLAUDIA

WOLF-ERHARTER: Grundsätzlich denke

ich schon, dass es die Sehnsucht nach

etwas Neuem ist, die Sehnsucht nach den

eigenen Träumen. Dass man das, was man

sich erträumt, woanders anfassen und

anpacken kann und es nicht nur Traum

bleibt, sondern Wirklichkeit wird. Es ist

auch ein Ausbrechen aus dem Alltagstrott,

aus der eigenen Struktur. Nach dem Mot-

to: Jetzt darf ich mal für zwei Wochen ein

ganz anderer Mensch sein. Da stellt sich

allerdings für mich die Frage, kann ich

das nicht zu Hause auch? Zwei Wochen

im Jahr ist da fast ein bisschen wenig. Für

mich geht es deshalb auch darum, sich zu

fragen: Wie kann ich denn meine Träume

auch in meinem Alltag leben, einbinden,

wie kann ich frei werden in mir? Urlaub

in mir, sozusagen. Wenn man das nur auf

zwei Wochen im Jahr konzentriert, könnte

man sehr schnell enttäuscht werden be-

ziehungsweise ist man nach zwei Wochen

Urlaub schnell wieder vom Arbeitsalltag

überrollt und kann es kaum wahrhaben,

dass man doch gerade noch vor drei Ta-

gen unter Palmen lag.

Glauben Sie, dass das bei vielen Men-schen der Fall ist? Nicht bei allen. Ich

glaube schon, dass sehr viel in diese Ur-

laubszeit hineingepackt wird. Beispiels-

weise geht man Romane kaufen, mit

dem Vorsatz, die lese ich dann im Urlaub.

Urlaub mit einem Rucksack voller Erwartungen

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Warum im Urlaub oft die eigenen Sehnsüchte und Erwartungen das schwerste Gepäck sind, weshalb man auch bei der Urlaubsplanung lieber zu Slow Food, anstatt Fast Food greifen sollte und was das für die Tourismusbranche bedeutet, darüber spricht die Psychotherapeutin und Stressexpertin Klaudia Wolf-Erharter im Interview.

Page 25: Saison Ausgabe 02 / 2011

SAISON

SO NAH, SO FERN. 25

Alle fahren, also fahre ich auch, Urlaub ist

ein Statussymbol. Man will dazugehören,

zeigen, dass man sich das leisten kann. Da

haben die meisten noch keine Sekunde

darüber nachgedacht, was sie brauchen,

da zählt nur, dass sie das jetzt auch haben.

Der jährliche Urlaub ans Meer gehört so

dazu wie der Flachbildschirm und der

iPod. Ich glaube, dass die Masse mittler-

weile so ihren Urlaub bucht.

Was bedeutet das für die Tourismus-branche? À la longue könnte es für die

Tourismusbranche zu einer schwierigen

Situation führen, wenn der Urlaub zu

einem beliebigen Produkt wird. Denn ir-

gendwann tritt eine Art Sättigung ein und

das Produkt interessiert mich nicht mehr,

wie das bei jedem anderen Produkt auch

der Fall sein kann. Der Urlaub ist dann

einfach nur eine von vielen Waren, die im

Regal stehen.

Wird der Urlaub für viele statt zum Er-holungsfaktor zu einem zusätzlichen Stresselement? Meist steckt beides drin.

Kurze Zeit komme ich weg von meinem

Alltag und meiner Arbeit. Allein diese Ver-

änderung bringt oft einen Blickwechsel

mit sich, wie man eigentlich lebt. Deshalb

glaube ich, dass es im Urlaub auch immer

zu einer Sequenz kommt, in der ich mich

frage, wo stehe ich in meinem Leben, bin

ich damit zufrieden? Irgendwann kommt

man zu dem Punkt, an dem man Bilanz

zieht. Die Stimmungskurve kann dann oft

nach unten gehen, man wacht ernüchtert

auf, ist oft damit konfrontiert, was man

noch nicht gescha� t oder umgesetzt,

aber schon allzu lange auf der To-do-Liste

stehen hat. Dann geht es aber meist wie-

der aufwärts. Man fasst gute Vorsätze, wie

man es in Zukunft besser machen möchte,

ähnlich wie beim Jahreswechsel.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

ZUR PERSON Mag. Klaudia Wolf-Erharter ist Psychotherapeutin in freier Praxis und Vorstandsmitglied des Tiro-ler Landesverbandes für Psychotherapie (TLP). Zu ihren Schwerpunkten zählen unter anderem die Behandlung von Burnout-Patienten, der Um-gang mit Stress und das Erlernen individueller Entspannungsstrategien. Außerdem bietet sie in ihrer Gemeinschaftspraxis „medisport“ und „psyche&sport“ in Zusammenarbeit mit Dr. Bri-gitte Auer (ÖSV-Teamärztin) ganzheitliche Pro-gramme zur Burnout-Prävention und Gesund-heitsförderung an.

Irgendwann stapeln sich dann die Bücher

und im Urlaub ist es dann auch nicht mög-

lich, die Bücher „abzulesen“, oder man ist

eher der passive Typ und nimmt sich für

den Urlaub etwas Aktives vor. Man plant im

Urlaub oft das, was im Alltag nicht gelingt

oder zu kurz kommt. Das kann teilweise

ernüchternd werden, da dadurch schon

wieder eine Stresskomponente mit in den

Urlaub fährt. Man kommt mit so vielen

Ideen und Erwartungen in den Urlaub, da

macht dann manchmal der Körper nicht

mehr mit.

So wie Sie das beschreiben, klingt es fast ein bisschen so, als würden wir un-ser Leben für den Urlaub aufsparen? Für

später. Das ist ja auch so. Wenn man sich

beispielsweise das Gesundheitssystem

anschaut. Wir schließen zig Zusatzver-

sicherungen ab, damit wir später einmal

unsere Gebrechen bestens versorgt

wissen. Eigentlich gibt es ein eigenes An-

sparsystem für die zukünftige Gesundheit,

Vorsorge etc., aber Gesundheit ist jetzt!

Da müssen wir umdenken und jetzt ge-

sundheitsorientiert leben und handeln.

Warum werden eigentlich so viele Erwar-tungen in die Urlaubszeit hineingepackt?

Weil es dafür im Alltag keinen Platz mehr

gibt. Mittlerweile ist der Leistungsdruck

in der Gesellschaft so hoch, ganz egal

an welcher Arbeitsstelle, quer durch alle

Bereiche. Man darf sich keinen Kranken-

stand mehr leisten, und so weiter. Das

wird gleich alles notiert und interpretiert.

Dadurch entsteht ein permanenter Druck

und das Gefühl von laisser-faire und „jetzt

darf ich einfach nur mal sein“ wird auf die

Urlaubszeit verschoben. Man kann nicht

von 52 Wochen Schwergepäck pro Jahr

in drei Wochen den Rest an Pausen, Spaß,

Erholung, Sport hineinpacken.

Ist da die Enttäuschung nicht schon vorprogrammiert? Ich denke, wenn man

sich wirklich gut mit der Urlaubsplanung

auseinandersetzt, ist die Enttäuschung

nicht so groß. Aber wenn man ganz viele

Kleinigkeiten hineinpackt, wie: da komme

ich jetzt endlich zum Lesen, da komme

ich jetzt endlich zum Sport, oder dazu

wieder ausführlich mit meinem Partner,

meiner Partnerin zu reden, da können wir

endlich bestimmte Dinge planen; dann

kann es schon knapp werden. Das geht

sich einfach nicht alles aus.

Was macht eine gute Urlaubsplanung aus? Ich glaube, dass es zwischen den

Menschen, die gemeinsam auf Urlaub

fahren, einer guten Diskussion bedarf. Auf

was legen wir Wert, was ist uns wichtig?

Wofür wollen wir Geld ausgeben, wofür

nicht? Wichtig wäre, miteinander in Dialog

zu treten und nicht wahllos zu konsumie-

ren. Bei Lebensmitteln überlegen wir uns

ja auch, was wir zu uns nehmen. Nicht Fast

Food, sondern Qualität sollte zählen. Ich

befürchte allerdings, dass viele Menschen

gar nicht mehr erkennen können, was sie

wirklich brauchen.

Gibt es Ratschläge für Reisende, um sich klar zu werden, welcher Urlaub für sie der richtige ist? Gibt es ein paar Fragen, die man sich grundsätzlich stellen sollte? Die

erste Frage ist für mich immer, mit wem

ich auf Urlaub fahren möchte. Will ich al-

lein fahren oder möchte ich mit meinem

Partner/meiner Partnerin fahren? Wieso

will ich mit dieser Person fahren? Was er-

warte ich mir von meinen Mitreisenden?

Wenn ich einen Städteurlaub plane, mit

Kultur, Sightseeing und Shopping, dann

plane ich beispielsweise lieber mit einer

Freundin, die ähnlich tickt.

Was möchte ich im Urlaub? Möchte

ich aktiv sein oder ist mir Ruhe wichtig,

möchte ich Unterhaltung, ist mir egal,

welche und wie viele Menschen um mich

herum sind? Ist mir Kultur wichtig? Interes-

siert mich die Mentalität der Menschen in

meinem Urlaubsland? Nach was ist mir ei-

gentlich? Ich glaube, dass sich das wenige

Menschen fragen. Es läuft mehr so: Es ist

Sommer und da fährt man meist ans Meer.

Es wäre wichtig innezuhalten und auch auf

die Signale des eigenen Körpers zu hören.

Was brauchen mein Körper und mein

Geist? Erholung oder eher Bewegung?

Die Leute folgen also oft mehr dem, was ihnen das Konsumdenken vorgibt, als dem, was sie wirklich wollen? Ganz

sicher. Wenn ich beispielsweise in den

Supermarkt gehe und dann wird mir da

mittlerweile auch ein Urlaub angeboten,

nehme ich den gleich auch noch mit. Da

denke ich nicht mehr nach, sondern da

zählt nur noch das Preisschnäppchen.

„Die Sehnsucht nach etwas Neuem ist die Sehnsucht nach den eigenen Träumen.“KLAUDIA WOLF-ERHARTER

Page 26: Saison Ausgabe 02 / 2011

SAISON

SO NAH, SO FERN.26

Nahe BergluftDie Destination Tirol hat die Klippen der Wirtschaftskrise gut umschi� t. Zeit zum Ausruhen sehen Freizeitforscher jedoch nicht. Der Wettbewerb ist härter denn je und Urlaub wird immer mehr zum Luxusgut.

VON JANE K ATHREIN

D as ist Helga. Dass sie heuer

fünfzig wird, sieht man der

drahtigen Hamburgerin

nicht an. Auf das Alter

angesprochen, schmunzelt die gelernte

Krankenschwester dann auch und meint,

sie fühle sich wie mit Anfang vierzig.

Sie kennt sich mit Pilzen aus und mag

klassische Musik. Sie stapft gerne über

Almwiesen. Am liebsten barfuß. Im Ham-

burger Alltag ist dafür wenig Raum und

deshalb zieht es Helga und ihren Mann im

Sommer in die Berge. Kein Hupkonzert,

keine Abgasluft. Stattdessen Sonnenauf-

gänge und Bergluft zum Frühstück. Zwei

Wochen lang die Seele baumeln lassen.

Urlaub in Tirol.

Die Kombination aus Berg- und

Badeurlaub in Tirol zogen 2010 haupt-

sächlich Deutsche und Holländer vor. Im

Durchschnitt war der Tirol-Urlauber zwi-

schen 35 und 50 Jahre alt und verbrachte

elf Tage im Land der Berge. Steht Helga

damit für den typischen Tirol-Urlauber?

„Den gibt es nicht“, winkt Peter Zellmann

vom Institut für Freizeit- und Tourismus-

forschung (ift) in Wien ab. „Wenn es den

typischen Tirol-Gast gäbe, würde das die

Individualität der Urlauber und des Erleb-

nisraums Tirol wahnsinnig schmälern.“

Was Helga und die meisten ande-

ren Tirol-Gäste aber gemeinsam haben,

ist die Sehnsucht nach den Bergen. Wer

in einer eintönigen Landschaft zu Hause

ist, sucht im Urlaub den Gegensatz. In

ihren Urlaubssehnsüchten sind sich dabei

Deutsche und Österreicher ziemlich ähn-

lich. Des Österreichers liebstes Motiv für

eine Inlandsreise war 2010 erstmals der

Aktivurlaub, meldet die Statistik Austria.

Verwandten- und Bekanntenbesuche

sowie Erholung nannten die Befragten als

weitere Motive, die gute Erreichbarkeit des

Urlaubszieles und die geografi sche Nähe

zum Heimatort als Entscheidungshilfe.

Urlaub mit Auto. Der Standortfak-

tor Nähe bei der Urlaubswahl bekommt

weiteren Aufwind durch die wachsende

Bedeutung des Transportmittels Auto.

Die gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur

in Tirol macht einen leichten Wechsel zwi-

schen den Skigebieten möglich, die Lage

des Stammquartiers ist damit nicht mehr

so entscheidend. 2004 waren ein Drittel

der Urlauber in Österreich mit dem eige-

nen Fahrzeug unterwegs, 2011 werden es

knapp unter der Hälfte sein. Mit Bus und

Bahn reisen nur vier und zwei Prozent. Sind

Bahn und Bus als Transportmittel dem-

nach uninteressant? Für das Auto sprechen

die Faktoren „Bequemlichkeit und Kosten“,

erläutert Erika Dworak, Tourismusexpertin

vom ÖAMTC und Mitherausgeberin der ift-

Trendstudie. „Der Faktor Umweltfreund-

lichkeit spielt für den Touristen eine viel

geringere Rolle, als uns das die Anbieter

glauben machen wollen“, ist Peter Zell-

mann überzeugt.

Doch die Deutschen kommen

längst nicht mehr so zahlreich. Hartz IV

und die Welle von Kurzarbeit anlässlich der

Finanzkrise stecken noch in den Knochen.

„Die Urlauber bleiben ihren Ge-wohnheiten treu. Das Sicherheits-empfi nden der Urlauber wird von aktuellen Gegebenheiten heuer besonders geprägt werden.“PETER ZELLMANN, INSTITUT FÜR FREIZEIT- UND TOURISMUSFORSCHUNG IN WIEN

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Aktivurlaub. Wandern, Baden und Erho-lung waren im Jahr 2010 die am meisten genannten Gründe für einen Besuch der Destination Tirol. In ihren Urlaubssehn-

süchten sind sich Deutsche und Österreicher ziemlich ähnlich.

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Page 27: Saison Ausgabe 02 / 2011

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Jeder dritte Deutsche (ebenso wie jeder

dritte Österreicher) wird heuer gar nicht

verreisen. Dr. Ulrich Reinhardt, Professor

am Zentrum für Zukunftsstudien der FH-

Salzburg und wissenschaftlicher Leiter der

Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen,

spricht hinsichtlich der Urlaubsmobilität

von einer „Spaltung der Gesellschaft“.

Urlaub ist längst nicht mehr ein Gut für

alle. Umwälzungen werden vor allem bei

der in Österreich beliebten Zielgruppe

der Kinder erwartet. Österreich, erklärt

der Hamburger Reinhardt provokant, ist

bei Familien nämlich längst nicht mehr so

beliebt, wie die Touristiker meinen. Zumin-

dest beim großen Sommerurlaub stechen

Sonne, Sand und Meer immer häufi ger

die Alpen aus. Ganz so dramatisch sieht

das Freizeitforscher Peter Zellmann nicht,

denn europaweit blieben die Menschen

tendenziell ihren Reisegewohnheiten treu.

Wenn jemand dreimal einen Strandurlaub

im Süden gemacht hat, kommt er gerne

wieder zurück in die Berge.

Reinhardt hingegen sieht auch

den abtrünnigen Österreicher. Dieser sei

nämlich alles andere als ein Patriot, wenn

es um den Urlaub geht. „Die Österreicher

machen deutlich seltener im eigenen Land

Urlaub als die Deutschen.“ Nur noch jede

fünfte Hauptreise führte die Österreicher

2010 zu Zielen in der Heimat.

Nicht ausruhen. Der Vulkanausbruch

in Island und die Wirtschaftskrise hielten

den Tourismus 2010 in Atem. Tirol hat

diese Zeit jedoch gut umschi t. Insbe-

sondere wegen der Rekordauslastung im

Jänner 2011 (6.304.120 Übernachtungen,

5.966.431 waren es 2010) wird die Bran-

che in der heurigen Wintersaison an das

Vorkrisenniveau anschließen können, ist

Matthias Koch, Chef des Fachverbandes

Hotellerie, überzeugt.

Ende gut, alles gut? Die Freizeit-

forscher warnen, sich auf diesen Näch-

tigungszahlen auszuruhen. Reinhardt

geht sogar noch weiter und sieht den

österreichischen Fremdenverkehr als in

die Jahre gekommen an. Das bedeute

Chance ebenso wie Risiko. Die meisten

Touristik-Experten sprechen davon, dass

sich Österreich davon verabschieden

muss, als Zieldestination für alle Schichten

und Altersgruppen attraktiv sein zu wollen.

Stattdessen ist eine schärfere Zielgrup-

penfokussierung angebracht: Österreich

könnte, so Ulrich Reinhardt, das ideale

Senioren-Ziel in Europa sein. Ähnlich sieht

das Harry Gatterer, Geschäftsführer des

Zukunftsinstituts Österreich, der in der Stu-

die „Hotel der Zukunft 2011“ Megatrends

für die Hotellerie zusammengetragen hat.

Einer dieser Megatrends sei die Erweite-

rung von Wellness zu „Medical Wellness“.

Dabei würden Hotels in der Nähe von Spi-

tälern angesiedelt (oder umgekehrt). Das

„Hotel der Zukunft“ baut auf einem Wech-

selspiel von Technik und Bodenständigkeit

auf. Da auch im Urlaub die Welten Freizeit

und Arbeit verschwimmen, werden (freier)

Internetzugang und die virtuelle Hotelin-

formation am Zimmer-iPad vorausgesetzt.

Doch auch wenn das Virtuelle beim

Urlaub immer wichtiger wird, bleiben die

real erlebten Erlebnisse der Schlüssel zu

einer subjektiv als gelungen empfundenen

Reise. „Die Inszenierung des Urlaubsalltags

ist auch für den jungen Menschen wich-

tig, das haben wir bisher unterschätzt“,

gesteht Peter Zellmann. Das Erlebnis zu

inszenieren, davor aber warnt er. Erlebnis

könne man nicht kaufen. Nur die Rahmen-

bedingungen dafür scha en. Und darin

bestehe die Chance für den ländlichen

Raum. „Die Gäste kommen, weil sie das

Tirolerische mögen. Natur und gute Küche

haben andere auch“, gibt Peter Zellmann

zu bedenken und ruft damit die Tiroler

Tourismusorganisationen und Betriebe zu

mehr Selbstbewusstsein auf. Das Angebot

müsse vor Ort entstehen, nur dann sei es

auch überzeugend. „Wer auf den Gast zu-

geht, sich seinen Lebenswelten annähert

und dabei bodenständig bleibt, ist für die

nächsten fünfzehn Jahre gut gerüstet.“ ×

„Die Österreicher machen deutlich seltener im eigenen Land Urlaub als die Deutschen. Aber auch die Deutschen kommen längst nicht mehr so zahlreich, wie wir das von früher gewohnt sind.“ULRICH REINHARDT, PROFESSOR AM ZENTRUM FÜR ZUKUNFTSSTUDIEN DER FH-SALZBURG

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Page 28: Saison Ausgabe 02 / 2011

Der Versicherungskunde sieht bei ei-ner Versicherung meistens nur zwei Teile der Leistung – die Prämie, die er zu zahlen hat und die Leistung, die die Versicherung in einem Schadensfall erbringt. Davor und vor allem dazwi-schen liegt jedoch ein umfassender Auf-gabenbereich – die Risikobewertung. Mag. Helmuth Rieder, Geschäftsführer der Hypo Tirol Versicherungsmakler GmbH: „Wir haben uns in den letzten Jahren sehr genau mit dem Thema Risiko befasst – unter anderem auch in Zusammenarbeit mit alpS – und eine „Risikomatrix“ entwickelt, mit der unsere Kunden ihr individuelles Risikopotenzial besser einschätzen und bewerten können. Erst auf der Grundlage einer umfassenden Analy-se können die richtigen Produkte und Vorsorgemaßnahmen ausgewählt werden. Wir gehen seit einigen Jahren den konsequenten Weg, mit unseren Kunden nicht nur über „Versicherung“ im engeren Sinn zu sprechen und mit Produkten bereitzustehen. Vielmehr erfassen wir das Risikopotenzial, das für Unternehmen, Freiberufler und Privatpersonen entsprechend den je-weiligen Voraussetzungen, Tätigkeiten und Gegebenheiten sehr unterschied-lich sein kann, individuell in Form einer Risikomatrix.“

Risiken erkennen – Lösungen findenDie Risikomatrix ist ein Instrument, mit dem sowohl die Analyse als auch die Bewertung der Risiken gemeinsam mit dem Kunden strukturiert durchgeführt wird. Mag. Rieder: „Am wichtigsten ist bei der Risikoanalyse die relevanten Risiken zu erkennen. Das heißt, dieje-nigen Risiken, gegen die sich ein Unter-nehmen oder eine Person tatsächlich schützen kann und soll. Mit der „Risi-komatrix“ haben wir in Zusammenar-beit mit alpS ein Instrument entwickelt, das Risiken ortet und anzeigt.“ Die alpS GmbH ist ein Spin off der Universität Innsbruck, das sich auf der Grundlage von wissenschaftlicher Klimaforschung mit Naturgefahren- und Risikomanage-ment befasst.“

Mehr als eine VersicherungAm Anfang steht die umfassende Risikoanalyse und Risiko-Bewertung: Jedenfalls wenn es nach der Hypo Tirol Versicherungsmakler GmbH geht. Das Tochterunternehmen der Hypo Tirol Bank bietet Tiroler Kunden – vorwiegend im Segment der Firmenkunden und freiberuflich tätigen Kunden – qualifizierte Versicherungsmaklerdienstleistung an. Dabei kommt die Risikomatrix zum Einsatz. Ein Instrument, das gemeinsam mit alpS, Kompetenzzentrum für Natur- und Risikomanagement, entwickelt wurde.

„Mit Hilfe eines umfassenden Fragebogens wird im Rahmen der „Risikomatrix“ eine Risi-kolandschaft erstellt, in der mögliche Schadensfälle dar-gestellt werden. Ziel dabei ist eine Schärfung des Risikobe-wusstseins im Unternehmen.“

werbung

Page 29: Saison Ausgabe 02 / 2011

„Die Analyse und Bewertung von Risiken bilden die Grund-lage für alle weiteren Entschei-dungen. Anhand dieser Risi-komatrix können dann die richtigen Produkte und Vor-sorgemaßnahmen ausgewählt werden.“

Mag. Helmuth RiederGeschäftsführer

„Durch die Auseinandersetzung und den Wissensgewinn über mögliche Ge-fahren wird dann ein Risikomanage-mentkonzept entwickelt. In weiterer Folge werden unter Einbeziehung des Know-hows von Netzwerkpartnern die richtigen Versicherungsprodukte aus-gewählt und angeboten. Mag. Helmuth Rieder: „Wie umfassend der Prozess ist, hängt natürlich von der Größe des Un-ternehmens oder der zu versichernden Werte oder Leistungen ab. Die Krux an der Sache bei Versicherungen ist, dass man den Eintritt von Ereignissen ja nicht vorhersehen kann. Daher ist eine Einschätzung von Risiken und ein Frühwarnsystem, das zeigt, wo selber Vorsorge getroffen werden kann, nicht nur sinnvoll, sondern die Grundlage je-den Risikomanagements.“

Gefahren im BlickfeldAus den erkannten Risiken werden be-herrschbare und nicht beherrschbare Risiken gefiltert und dann entspre-chende Lösungen gesucht. Versichert werden müssen vor allem Risiken, die für eine Person oder ein Unternehmen

existenzgefährdend sind. Das sind oft auch Gefahren, die nicht so sehr im Blickfeld stehen. Die Brandschutzver-sicherung steht für die meisten Men-schen außer Frage, weil diese Gefahr für jeden nachvollziehbar ist. Aber auch wirtschaftsrechtliche Risiken können problematisch sein. Ein mittleres Un-ternehmen erweitert zum Beispiel sei-nen Tätigkeitsbereich über Österreich hinaus. Dadurch können schnell neue Risiken entstehen, die im Unternehmen noch gar nicht erfasst wurden. Hier braucht es Experten, die mögliche neue Risikopotenziale prüfen können. Die Risikomatrix der Hypo Tirol Versi-cherungsmakler GmbH unterstützt Unternehmen darin, möglichst alle und vor allem auch bisher unerkannte Risikopotenziale zu Tage zu fördern – finanzielle, operative, strategische und externe Risiken. In vier Arbeitsschritten –Eigeneinschätzung, Workshop, Exper-teneinbindung und jährliches Risikoge-spräch – werden dann die umfassende Risikoanalyse und, daraus abgeleitet, das Konzept erstellt.

HYPO TIROL Versicherungsmakler GmbH Reg Nr 701/9048

Meraner Straße 86020 Innsbruck

Tel [email protected]

www.hypotirol.com

Page 30: Saison Ausgabe 02 / 2011

30 MAGAZIN

Preis für INTERSKI-Schulprojekt

Der INTERSKI-Kongress in St. Anton am Arlberg war für eine Projektgruppe der Han-

delsakademie Landeck das ideale Umfeld, um ein innovatives Maturaprojekt zu rea-

lisieren. Vier SchülerInnen planten ein Marketingkonzept für die Social-Media-Kanäle des

Kongresses und setzten dieses auch in die Realität um. Jetzt wurde dieses Maturaprojekt

mit der BTV Marketing Trophy 2011 ausgezeichnet.

Die vier SchülerInnen – Viktoria Waldegger, Thomas Pfeifer, Georgia Rumler und

Patricia Köhle – haben unter Anleitung ihres Professors – Mag. Manfred Prantner – ein

Marketingkonzept präsentiert, wie man vor allem Facebook für die Bewerbung des

INTERSKI-Kongresses nutzen kann bzw. wie man Facebook als Kommunikationsmittel

für INTERSKI International rund um den Kongress nutzt. ×

Die Projektgruppe der HAK Landeck (v. l.): Georgia Rumler, Viktoria Waldegger, Patricia Köhle, Thomas Pfeifer mit ihrem Lehrer Manfred Prantner.

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Tirol punktet am Inlandsmarkt

T irol ist auch im Inland ein beliebtes

Winterreiseziel und konnte bei den

österreichischen Gästen im Februar stark

punkten: Bei den Übernachtungen ver-

zeichnet Tirol ein Plus von 14,9 %, bei den

Ankünften ein Plus von 30,1 %.

Mit knapp über 17,3 Millionen Näch-

tigungen und rund 3,5 Millionen Ankünften

reiht sich die Wintersaison von November

bis Februar 2011 auf Platz vier aller Ergeb-

nisse seit 1984 ein. Durch die ungünstige

Ferienlage und witterungsbedingt rechnet

die Tirol Werbung insgesamt für die heurige

Wintersaison mit einem leichten Minus. ×

Übernachtungen Ankünfte

+14,9%

+30,1%

Abschied von Tirol Werber Uli Moser

T iefe Trauer und Betro£ enheit hat der Tod unseres lieben

Kollegen Uli Moser im Tirol Haus ausgelöst. Uli verunglückte

am 2. April beim Bergsteigen am Südgrat des Schwabenkopfes im

Kaunertal und wurde mit 31 Jahren aus unserer Mitte gerissen.

Vielen war Uli als engagierter Tirol Werber bekannt. Seit 2006 war

Uli im Tirol Haus im Bereich Synergiemarketing und Sponsoring

tätig. Zu seinen Aufgaben gehörte neben der Vermarktung/Ak-

quise und Betreuung der Partner im Rahmen von Tirol:08 auch

der Aufbau der Wirtschaftskooperationen, die Synergiebörse

und das Standortforum. Er gestaltete die Webportale Sport und

Kultur mit und setzte diese um. Sein letztes großes Projekt war der

TirolBerg in Garmisch, den er als Projektleiter zu neuen Höhen

führte und in neuem Glanz erstrahlen ließ.

Energie und Kraft holte sich Uli in der Natur und in den

Bergen. Beim Tourengehen und Bergsteigen konnte er am besten

abschalten. Seine charmante Art, seine Hilfsbereitschaft, seinen

Teamgeist, sein Engagement und nicht zuletzt auch seinen ein-

zigartigen Humor werden wir sehr vermissen.

Uli war ein Tirol Werber mit Herz und ein ganz besonderer

Mensch. Wir denken an dich und tragen dich, lieber Uli, in unseren

Herzen weiter. ×

Page 31: Saison Ausgabe 02 / 2011

31

ARCHITEKTONISCH ANDERSWeil die Südtiroler Zeitgenössisches gerne mit den Worten „amol eppas ondorsch“ würdigen, zeigen der Architekt Walter Angonese und der Künstler Manfred Alois Mayr genau dieses „Ande-re“ in Innsbruck: Idee, Raum und Kunst mit Vision.15.4. bis 18.6.2011, aut. architektur und tirol

IN GLAUBENSDINGEN HEITER„Lachen und beten“ nennt sich ein Buch über ein tibetisches Nonnenkloster im Himalaya. In Oetz erzählt die Autorin Christl Finkenstedt von ihrem Aufenthalt bei den Nonnen, die Journalistin Sonja Prieth leiht dem Text ihre radioerprobte Stimme.6.5.2011, 20 h, Rai£ eisensaal, Oetz

IM WEITESTEN SINNE JAZZIGDie Randzonen des Jazz beleuchtet das Imster TschirgArt Jazzfestival. Mit dabei sind der Ko mö-di ant Helge Schneider, Johnny Winter, die Buena-Vista-Musiker Omara Portuondo und Chucho Valdés (Bild) und der Extremgeiger Nigel Kennedy.12.–19.5.2011, Glenthof, Imst

WEITERE VERANSTALTUNGENInnsbruck liest, Verteilung der Gratisbücher 28.4.2011, Rathaus, Stadtbücherei u. a., Innsbruckwww.innsbruck.atKlangspuren barfuß – Kinderprogramm 2.5.–10.10.2011, jeden Montag, 14 h, Klangspuren Schwaz, www.klangspuren.atKRIWET – Yester ’n’ Today, Ausstellung14.5.–3.7.2011, Galerie im Taxispalais, Innsbruckwww.galerieimtaxispalais.atSmooth Jazz in the Cube, Festival20.–22.5.2011, CUBE Biberwier-Lermooswww.cube.smoothjazzfestival.de

KULTURTIPPSVON ES THER PIRCHNER

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Erfolgreiche Kombination

D ie Sommerdestination Achensee erhält in einer aktuellen Studie zu „Touris-

mus Benchmarking“ des Schweizer Forschungsinstitutes BAKBASEL Bestno-

ten und belegt Platz eins im internationalen Ranking. Unter 150 Urlaubsregionen

im Alpenraum punktete der Achensee mit seiner Kombination „Berg & See“ und

setzte sich an die Spitzenposition – noch vor klassischen Sommerdestinationen

wie dem Gardasee oder dem Meraner Land. ×

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D ie Europäische Wandervereinigung

arbeitet an der Entwicklung eines

Europäischen Qualitätssiegels für Wan-

derwege und eines entsprechenden

Prüfverfahrens. Die EWV richtete hierfür

eine Lenkungsgruppe bestehend aus Wan-

derexperten aus Dänemark, Deutschland,

Frankreich, Luxemburg, Österreich und

Tschechien ein.

Als Modellprojekt wählten die Exper-

ten den grenzüberschreitenden Lechweg

aus. Dieser ca. 120 km lange Weitwander-

weg beginnt im Quellgebiet des Lech in

der Gemeinde Lech am Arlberg, erschließt

die Naturparkregion Lechtal-Reutte und

erreicht sein Ziel beim Lechfall in Füssen.

Die Erö£ nung des Lechwegs ist für Herbst

2011 geplant.

Michael Kohler, Geschäftsführer des

TVB Lechtal, sieht in der Zusammenarbeit mit

der EWV eine große Chance für die Natur-

parkregion. „Die Zertifi zierung des Lechwegs

wird einen Qualitätsschub für den gesamten

Tourismus bringen“, so Kohler. ×

„Qualitätsschub“

Die Europäische Wandervereinigung entwickelt anhand des Lech-wegs europaweit gültige Qualitätskriterien für Wanderwege.

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Page 32: Saison Ausgabe 02 / 2011

32 SAISON

MAGAZIN

Gipfeltre� en der alpinen Touristiker Von 5. bis 7. Juni 2011 tre en bei der ersten Vollversion von „theALPS“ alpine Top-Touristiker mit internationalen Einkäufern zusammen. Den Rahmen bildet ein stark besetztes Symposium.

D ie neue Tourismusveran-

staltung des Alpenbogens

startet mit „theALPS – Fu-

ture Communication in

Tourism, presented by Google“. Auf den

digitalen Kommunikationsmärkten der

Zukunft lautet das Motto schon längst

„A new way of trading“. Der Auftakt zu

„theALPS“ in den Swarovski Kristallwelten

in Wattens beleuchtet den Paradigmen-

wechsel in der Kommunikation in seinen

Konsequenzen auf den alpinen Tourismus

und präsentiert neue Ansätze für erfolg-

reiches E-Trading im virtuellen Netz.

Für diese Veranstaltung konnten

Top-Referenten des E-Business gewon-

nen werden und mit Google einer der

weltweiten Marktführer als zentraler Part-

ner. Unter anderem werden Arno Ebner,

Vice President für das globale E-Business

(Consumer Goods/B2C) von Swarovski,

der aus Berlin stammende Internet-Pionier

und Querdenker Sascha Lobo sowie Georg

Ziegler, Head of B2B-Marketing der größ-

ten deutschsprachigen Bewertungsplatt-

form HolidayCheck AG, und Karl Pall, Chef

von Google Austria, in dieser Form noch

nie präsentierte Einblicke in die digitale Zu-

kunft geben. Vor allem die Kooperation mit

Google wird den „theALPS“-Teilnehmern

gleichermaßen interessante wie exklusive

Analysen in das Suchverhalten rund um

den Alpenurlaub erö� nen.

Erfahrungs- und Erlebnisraum Alpen. Ebenfalls hochkarätig präsentiert

sich das fachliche Symposium von „the-

ALPS“. Für 2011 wurde das Schwerpunkt-

thema „Erfahrungs- und Erlebnisraum

Alpen“ gewählt, das sich auch in den

Verkaufsräumlichkeiten von „theALPS“

mit speziellen Themeninseln zu den

Kernkompetenzen der Alpen widerspie-

gelt. Um hier eine spannende Mischung

aus Fachinformation und Emotion bieten

zu können, referieren am 6. Juni im Rah-

men des vormittäglichen Symposiums im

Congress Innsbruck Tourismusspezialis-

ten wie Hansruedi Müller („Die inzenierten

Alpen“), Direktor des Forschungsinstituts

für Freizeit und Tourismus an der Univer-

sität Bern. Vorgestellt wird aber etwa auch

die jüngste Grundlagenstudie „Zukunft

Wintersport – Deutschland 2011“ von Ralf

Roth (Deutsche Sporthochschule Köln),

die das Potenzial des alpinen Haupther-

kunfsmarktes Deutschland analysiert.

Den emotionalen Höhepunkt bildet

erwartungsgemäß die Rede von Altbischof

Dr. Reinhold Stecher zum Thema „Werter-

fahrung Alpen“, in der Stecher seine ganz

persönliche Botschaft der Berge dem

Fachpublikum näher bringen wird. Abge-

rundet wird das Symposium durch ein Ex-

pertenpanel des Vereins „Future Mountain

International“. Hier diskutieren prominente

Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft

über „Die Revolution am Berg“.

Award-Verleihung. Viele führende

Tourismusregionen aus dem Alpenbogen

erwarten natürlich mit Spannung, wer den

erstmals zu vergebenden „theALPS Award“

zugesprochen bekommt. Die Fachjury

aus Tourismusexperten und touristischen

Fachjournalisten wird aus einer Short-

List von fünf nominierten Projekten den

Sieger wählen. Das Interesse an diesem

Award ist mit 50 Einreichungen aus allen

Partnerregionen von „theALPS“ sehr groß.

Die Fachjury tritt zum ersten Mal Ende April

zusammen, um eine Auswahl von 15 inter-

nationalen Projekten zu erstellen, welche

in die engere Wahl für die Nominierung

kommen. Die fünf Top-Projekte werden

dann am 6. Juni im Rahmen des Sympo-

siums vorgestellt, der Sieger an diesem

Abend feierlich bekannt gegeben.

Verkaufsraum gut gestartet. Gut

gestartet ist auch der virtuelle Handels-

raum von „theALPS – A new way of tra-

ding“, zu dem sich bereits jetzt führende

alpine Destinationen und Anbieter, aber

auch internationale Vertriebspartner unter

anderem aus Deutschland, der Schweiz,

Italien, den USA und Osteuropa ange-

meldet haben. Ziel dieses neuen interna-

tionalen Markplatzes ist es, die Anbieter

alpiner Best-Of-Angebote mit Einkäufern

der internationalen Tourismuswirtschaft

virtuell zu vernetzen – und das 365 Tage

„theALPS - a new way of trading“ ermög-licht es Verkäufern und Anbietern im Vorfeld der Veranstaltung, sich online mit ihrem persönlichen Profi l zu präsentieren.

Page 33: Saison Ausgabe 02 / 2011

33

im Jahr. Diese neuartige Methode der Ver-

netzung ist in Folge auch die Grundlage

für persönliche Gespräche im Rahmen der

Veranstaltung selbst.

Durch den virtuellen Handelsraum

wird gewährleistet, dass man sich bereits im

Vorfeld abstimmen kann. Von 5. bis 7. Juni

sollen dann konkrete Geschäftsabschlüsse

im Vordergrund stehen. „In den ersten Wo-

chen haben sich bereits große Regionen,

Hotels aber auch Einkäufer und Incomer

angemeldet“, erklärt Josef Margreiter, Ge-

schäftsführer der Tirol Werbung, stellvertre-

tend für die Initiatoren von „theALPS“. Die

Einführung dieses virtuellen Handelsraums

als neues E-Business-Tool für die Alpen-

touristiker ist verbunden mit sehr hohem

Servicecharakter für den Erst-User. „Vom

erklärenden Comic bis hin zu einfacher

Bedienerführung und vielen persönlichen

Servicegesprächen stehen hier jedem User

viele helfende Hände zur Seite, die ihm den

Einstieg und die Benutzung dieses neuarti-

gen Tools so einfach wie möglich machen“,

so Margreiter weiter.

Die Handelsplattform im Con-

gress Innsbruck selbst ist ähnlich inno-

vativ gestaltet wie die Online-Plattform

im Vorfeld. Sie bietet unterschiedliche

Themenbereiche, Informations- sowie

Gesprächszonen und Besprechungs-

Lounges. Aussteller und Einkäufer be-

dienen sich unter anderem eines iPads

als Präsentationswerkzeug, das sie vom

Veranstalter zur Verfügung gestellt be-

kommen. Es stehen ökonomisch und

ökologisch sinnvolle Angebote im Vorder-

grund, die nicht nur höchste Qualität in

Service und Infrastruktur zum Ziel haben,

sondern auch das Produkt „Urlaub in den

Europäischen Alpen“ zur unverwechsel-

baren Marke machen sollen. ×

DAS „THEALPS“-NETZWERK WÄCHSTZuletzt wurde auf der Internationalen Tourismus-messe Berlin Graubünden als neue Partnerregion von „theALPS“ vorgestellt – ein weiterer wichtiger Mosaik-Stein in der Entwicklung dieser Lobbying-Veranstaltung, die von Wirtschaftskammer Tirol, Tirol Werbung mit Land Tirol und Tourismusver-band Innsbruck ins Leben gerufen wurde. Aktuell gehören damit neben dem Neuzugang Graubün-den der grenzüberschreitende Marketingverbund „Best of theALPS“ sowie die Regionen Bayern, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Südtirol, Tirol, Vor-arlberg und Wallis zur „theALPS“-Allianz. Aber auch Kooperationsgespräche mit potenziellen Partnern der französischen Alpen sind schon sehr konkret, es besteht großes Interesse bei „theALPS“ in Inns-bruck mit an Bord zu sein.

www.the-alps.eu

„theALPS“ gewinnt bereits im Vorfeld immer mehr an Bedeutung - die Schweizer Region Grau-bünden ist seit kurzem Partner, auch die französischen Alpenregionen bekunden größtes Interesse an der Veranstaltung. V. l.: Christian Schützinger (Vorarlberg Tourismus), Sybille Wiedenmann (Bayern Tourismus), Gaudenz Thoma (Graubünden Ferien), Josef Margreiter (Tirol Werbung).

Page 34: Saison Ausgabe 02 / 2011

34 SAISON

MAGAZIN

Mit Geschichten begeisternDas Tiroler Tourismus.Forum 2011 steht im Zeichen eines Themas, das hierzulande oft noch unterschätzt wird: „Story-telling“ im Tourismus. Und natürlich werden wieder die Tirol-Touristica-Preise für herausragende Leistungen vergeben.

VON MICHAEL RIEDLER

Storytelling ist wohl die beste

Marketing-Methode der Welt":

So drücken sich Experten im

Geschichtenerzählen aus. Gro-

ße Konsumgüterkonzerne nützen dieses

Instrument immer stärker und erzählen

Geschichten rund um ihre Produkte und

Angebote. Durch Beispiele und Hinter-

grundstories werden Kunden begeistert.

Sie sollen Sinn und Begeisterung empfi n-

den und weitererzählen können, warum

sie ein Angebot wahrnehmen. „Storytel-

ling“ ist auch Thema des nächsten Tiroler

Tourismus.Forums, das am 28. Juni im

Congress Igls stattfi ndet. Wie jedes Jahr

werden 300 bis 350 Teilnehmer aus der

Tiroler Tourismusbranche erwartet. Mi-

chael Brandl, Prokurist der Tirol Werbung:

„Wir möchten zeigen, dass es heute mehr

denn je darum geht, Geschichten zu er-

zählen. Das ist oft ganz einfach, aber sehr

wirksam.“

Folke Tegettho� kommt. Deshalb

wird „Storytelling“ beim Tourismusforum

auch auf ganz spezielle Art vorgestellt.

Eingeladen ist unter anderem ein ganz

großer Erzähler, ein Mann mit Welt-

ruf: Folke Tegettho� . Der 57-Jährige

ist berühmt vor allem als Erzähler von

Märchen für Erwachsene. Er vereint klas-

sische Elemente mit einem ganz neuen

Märchenstil, der ihn in der deutschspra-

chigen Literaturszene einzigartig macht.

Bisher erschienen 37 Bücher von ihm in 66

Ausgaben in einer Gesamtaufl agenhöhe

von rund 1,4 Millionen Exemplaren. Seine

„Liebesmärchen“, im deutschsprachigen

Raum knapp 300.000-mal verkauft, sind

eines der erfolgreichsten Bücher eines

lebenden österreichischen Autors.

Beim Tourismus.Forum wird es aber

auch eine Gruppe geben, die Geschichten

musikalischer Art auf höchstem Niveau

erzählen wird: die Wiltener Sängerknaben,

deren Top-Niveau über die Grenzen Tirols

hinaus bewundert wird.

Ein Höhepunkt des Tourismus.Fo-

rums ist natürlich wieder die Verleihung

des „Tirol Touristica“ in fünf Kategorien.

Interessantes verspricht die Rede des Lan-

deshauptmannes zur aktuellen Lage des

Tourismus und der Tourismuspolitik im

Land. Und dann geht es zum unterhaltsa-

men Get-together an einem – ho� entlich

schönen – Sommerabend mit Grillspezia-

listen aus Tirol im Park des Congress Igls.

Forum mit Bedeutung. Im Vorjahr

begeisterte Altbischof Reinhold Stecher

beim Tourismus.Forum mit einem viel

beachteten Vortrag zum Generalthema

„Nachhaltigkeit“. Vorbereitet wurde dabei

auch der touristische Schulterschluss der

Alpenländer, konkret: ein internationales

Gipfeltre� en der Tourismusminister in der

Kooperation „theALPS“. Diese alpenländi-

sche Zusammenarbeit erhält heuer von 5.

bis 7. Juni mit der ersten Vollversion der

B2B-Veranstaltung „theALPS – A new Way

of Trading“ in Innsbruck ein konkretes und

modernes Gesicht.

Das Tourismus.Forum hat sich als

der Branchentre� etabliert. „Es ist neben

dem Tourismustag auf der Tourismus-

messe FAFGA wahrscheinlich der wich-

tigste Touristiker-Tre� punkt in Tirol“, sagt

Brandl. Es ist auch eine Gelegenheit für

die Tirol Werbung, sich mit der Tourismus-

wirtschaft intensiv auszutauschen. Das

Tourismus.Forum hat in seiner bisherigen

16-jährigen Geschichte unterschiedlichs-

te Ausprägungen gezeigt. Heute steht der

„Socializing“-Ansatz im Vordergrund. Das

Forum hat also weniger den Charakter

eines Symposiums für die Wissensaneig-

nung, sondern ist eine Plattform für den

Erfahrungsaustausch, die gegenseitige

Impulsgebung, das Netzwerken und den

gegenseitigen Austausch. Und für die Tirol

Werbung ist das Forum nicht zuletzt auch

eine Gelegenheit, ihren Partnern Danke-

schön zu sagen für die gemeinsame Arbeit

der letzten Monate. Anmeldungen unter

www.tourismusforum.tirol.at. ×

Gri� en vergangenes Jahr beim Tourismuspreis „Tirol Touristica“ zu: Johann Hörtnagl (l.), Sepp Rettenbacher, Martin Winderl, Hubert Klingan und Hannes Huter mit LH Günther Platter (3.v.l.) und Tirol-Werber Josef Margreiter (r.).

Page 35: Saison Ausgabe 02 / 2011

35

Der „Tirol Touristica” zeichnet

jährlich beim Tiroler Touris-

mus.Forum herausragende

touristische Projekte und bei-

spielhafte Impulse im Tiroler Tourismus

aus. Die Hypo Tirol Landesbank – lang-

jähriger Partner der Tirol Werbung – stiftet

dazu fünf Skulpturen des Tiroler Künstlers

Alois Schild aus Kramsach. Die Skulpturen

mit dem Namen „Setzlinge“ haben bereits

bei der vorjährigen Preisverleihung für viel

Aufmerksamkeit gesorgt.

Mit dem Tirol Touristica will die Tirol

Werbung Innovation und Kreativität aus-

lösen, die touristischen Players in Tirol zu

Netzwerken und Kooperationen anregen,

hervorragende Initiativen vor den Vorhang

holen und die Wettbewerbsfähigkeit Tirols

insgesamt stärken helfen. Teilnahmebe-

rechtigt ist jede Person, die touristische

Projekte in Tirol umgesetzt hat. Einge-

reicht werden dürfen auch verdiente

Persönlichkeiten, die für ihr touristisches

Lebenswerk geehrt werden können. Aus-

gezeichnet werden touristische Projekte

aus dem Bereich Angebotsentwicklung,

Infrastruktur, Marketing und Vertrieb,

Events/Großveranstaltungen und „Per-

sönliches Lebenswerk“.

Expertenjury. Das Fachteam der Ti-

rol Werbung wird bei der Preisvergabe

unterstützt von einer hochkarätigen Ex-

pertenjury. In dieser sitzen Petra Stolba,

Geschäftsführerin der Österreich Wer-

bung, Tourismus-Sektionschefi n Elisa-

beth Udolf-Strobl, Markus Hildmann von

der Hypo Tirol Bank, Hubert Siller, Leiter

des MCI Tourismus, Peter Trost von der

Wirtschaftskammer, Gerhard Föger, Lei-

ter der Tourismusabteilung des Landes

Tirol, Prof. Robert Kaspar, Tourismus-,

Kultur und Eventmarketingexperte an der

Fachhochschule Kufstein, Arno Ritter, Ge-

schäftsführer des Architekturforums Tirol,

Hermann Fercher (Marketingclub Tirol)

und Projektentwickler Helmut Müller.

Gewinner der letzten Jahre waren

u. a. Walter Frenes, Balthasar Hauser, Adi

Werner, Jakob Falkner, Georg Lamp, Hansi

Hinterseer, die Swarovski Kristallwelten,

die Tiroler Festspiele Erl und viele ande-

re. Im Vorjahr wurde der Preis erstmals

in fünf Kategorien vergeben. Preisträger

waren der TVB Stubai mit seinem „Wilde

Wasser Park“, Andreas Jenewein & Martin

Winderl für ihr „Stay.inn Hotel“ in Schwaz,

die Organisation „Urlaub am Bauernhof“,

der Kitzbüheler Skiclub für das Hahnen-

kammrennen und Hubert Klingan für sein

Lebenswerk. ×

www.touristica.tirol.at

Tirol TouristicaDer Preis für die besten Impulse

Page 36: Saison Ausgabe 02 / 2011

36

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B lase 64“ am Fuß darf nicht

massiert werden. Auch ande-

re Akupunkturpunkte müssen

in der Schwangerschaft ge-

mieden werden. Darm, Uterus, eigentlich

der ganze Unterleib sollte in Ruhe gelassen

werden. Gott sei Dank weiß Manuela Be-

scheid und widmet sich dafür während der

Shiatsu-Massage vermehrt dem Nacken und

dem immer mehr beanspruchten Kreuz.

Auch bei der Auswahl der Aromaöle muss

auf den sich entwickelnden Embryo und die

latent vorhandene Übelkeit der werdenden

Mutter Rücksicht genommen werden. Das

Dampfbad mit Eukalyptus-Zusatz ist ebenso

tabu wie der Whirlpool. Einmal weil wehen-

fördernd, einmal wegen der doch eventuell

vorhandenen Bakterien. In der Infrarot-

Kabine sollte das Licht auf Blau oder Grün

gestellt werden, diese wirken entspannend.

Von Rot und Gelb ist abzuraten.

Das Abendmenü ist abgestimmt.

Nichts Rohes, kein Frischkäse, ja keine

Mayonnaise. Der werdende Vater genießt

Thunfi sch-Carpaccio und Steak medium

rare, seine Begleiterin bekommt Spargelsa-

lat, wegen der Folsäure, und Fisch, wegen

dem Eiweiß. Alles für den Nachwuchs.

„New Life informiert uns über die neuen

Trends und medizinischen Entwicklungen

und wir können dann gezielt darauf re-

agieren“, sagt Neuner. Die Bandbreite der

buchbaren Möglichkeiten erstreckt sich

vom romantischen Kuschelwochenende

über ein Gourmet-Erlebnis, das Gesund-

heitswochenende bis zum Golfkurs. „Gol-

fen ist bei Schwangeren auch sehr beliebt“,

sagt Neuner. Sie genießen vor allem, dass

sie beraten werden und nicht alle Verbote

und Empfehlungen selber im Kopf haben

müssen.

Auch dass sie beim Wellnessangebot

nicht auf Pedi- und Maniküre beschränkt

sind, freut die Runden. Eigene Massage-

techniken mit Stillkissen zum Lagern oder

auf Schwangere abgestimmte Matratzen

helfen beim Entspannen. Warme Bäder,

Klang- und Akupunktur-Massagen –

ohne „Blase 64“ – werden ebenfalls gern

gebucht. „Entgegen dem Volksmund ist

auch das Saunieren für Mutter und Kind

empfehlenswert. Muskeln werden so ent-

spannt, die Abwehrkräfte gestärkt und eine

schnellere Ausschwemmung von Wasser-

ansammlungen im Gewebe gefördert“,

verspricht New Life.

SAISON

MAGAZIN

Schwanger im HotelEine neue Marketinggruppe kümmert sich um die Bedürfnisse von Schwangeren in Hotels. Einige Tiroler Hotels haben sich dem Trend angeschlossen und Pakete für werdende Mütter in ihr Angebot aufgenommen.

VON NINA HEIZER

Immer mehr Hotels entdecken die Schwan-

geren mit ihren besonderen Bedürfnissen

als Zielgruppe. Auch das Alpenresort

Schwarz in Mieming spezialisiert sich seit

drei Jahren auf die werdenden Mütter. Man

hat das Angebot gut abgestimmt und berät

kompetent, welche Wellnessbehandlungen

unbedenklich oder welche Speisen heikel

sind. „Wir empfehlen den Damen, worauf sie

achtgeben sollen. Unsere Mitarbeiter wer-

den speziell dafür geschult. Jede Frau muss

aber für sich selbst entscheiden, was sie tun

oder essen will“, erklärt Michaela Neuner,

zuständig fürs Marketing des Hotels.

Bäder und Sauna. Das Alpenresort ist

eines von mehr als zwanzig qualifi zierten

Hotels für Schwangere der Angebotsgrup-

pe der „New Life Hotels“. Das „innovative

und einzigartige Konzept“ stellt sich laut

Webpage auf das Bedürfnis nach Harmonie,

Entspannung, Wellness und Urlaub ein. Vom

„reinen Erholungs- und Verwöhnprogramm

über gezielte Informationen zum Thema

Schwangerschaft bis hin zur individuellen

Geburtsvorbereitung bieten die Partnerbe-

triebe für zukünftige Eltern Unterstützung

an“, heißt es.

Das Alpenresort Schwarz in Mieming

Page 37: Saison Ausgabe 02 / 2011

37

Wohnbau für alle FälleProfessionell, flexibel und kompetent: Die WE Wohnungseigentum ist Ihr verlässlicher Partner beim Bau eines Personalhauses.

Seit 1954 gilt die WE Wohnungseigentum als die Tiroler Top-Adresse in puncto

Wohnbau. Den steigenden Anforderungen an die Bauträger konnte sie immer

gerecht werden. Die WE ist stets am Puls der Zeit: Neben der Errichtung und

dem Gebäudemanagement von Wohnungen, Reihenhäusern, Gemeindeeinrichtun-

gen, seniorengerechtem Wohnen, Pflegeheimen und Schulen realisiert sie nun auch

schlüsselfertige Dienstnehmerwohnungen für Tiroler Unternehmen.

Gerade im Tourismus ist der Bedarf an angemessenem Wohnraum für Personal

deutlich gestiegen. Motiviertes Personal ist für jeden Betrieb unerlässlich, um erfolg-

reich zu wirtschaften. Ein komfortables Personalhaus, in dem die Mitarbeiter günstig

wohnen und sich wohlfühlen können, ist heutzutage unerlässlich, damit sie dauerhaft

im Unternehmen bleiben.

Die Wohnbauförderung des Landes Tirols unterstützt den Neubau von Dienstneh-

merwohnungen. Das entsprechende Wohnbauförderungsdarlehen für das gesamte

Projekt erleichtert die Finanzierung.

MünsterWeiters wird derzeit ein Dienstnehmer-wohnhaus in Münster erbaut, welches von der Reha Tirol angemietet wird. Insgesamt entstehen hier 36 neue Dienstnehmerwoh-nungen. Fertigstellung September 2011.

JochbergIn nur 5 Monaten entstand ein Wohnhaus mit 23 Dienstnehmerwohnungen – diese stehen nun den Mitarbeitern des Hotels Royal Spa***** zur Verfügung. Die erste Baustufe wurde bereits abgeschlossen, im Zuge der Erweiterung erfolgt derzeit die Errichtung der zweiten Baustufe.

Wohnungseigentum

Tiroler gemeinnützige Wohnbaugesellschaft m. b. H.

Südtiroler Platz 8 · 6020 Innsbruck · Telefon 0512 / 53 93–0

[email protected] · www.we-tirol.at

WERBung

Spezielle Kosmetiklinien, ein Sportangebot

mit leichten Radtouren, Walkingstrecken

und Spazierwegen, eigene Schlafkissen und

Behandlungen, buchbar in der eigenen Sui-

te, runden das Angebot ab. In den privaten

Spa-Suiten können sich die werdenden El-

tern ganz exklusiv verwöhnen lassen. „Man-

che Schwangeren fühlen sich unwohl und

wollen mit dem veränderten Körper nicht

nackt durch die Saunawelten wandeln“, sagt

Neuner, „für diese stehen unsere Suiten mit

eigener Sauna oder Dampfbad zur Verfü-

gung. Das Extra-Bett kann zur Massageliege

umfunktioniert werden.“

Viele Schwangere kämpfen mit dem

Ein- und Durchschlafen. Ein Schlaf-Gesund-

Coach hilft mit Tipps und Empfehlungen für

eine verbesserte Nachtruhe. Für ihn ist „guter

Schlaf die Voraussetzung für ein gesundes

und glückliches Leben“. Der Coach erkennt

innere und äußere Ursachen von Schlafstö-

rungen und hilft, diese zu beseitigen, emp-

fi ehlt Schlaf fördernde Mahlzeiten, warme

Kräuter- oder Salzbäder, Spaziergänge am

Abend und autogenes Training. Ein härter

oder weicher eingestellter Lattenrost beugt

Kreuzschmerzen vor und begünstigt einen

TIROLER „NEW LIFE HOTELS“ • Alpenresort Schwarz, Mieming

www.schwarz.at

• Holzleiten - Natur und Spa Resort, Obsteigwww.holzleiten.at

• Aktiv & Spa Resort Rieser Tirol, Pertisau www.hotel-rieser.com

• Das Theresa - Wellness & Spa Hotel Tirol, Zell im Zillertal www.theresa.at

• www.newlifehotels.com

guten Schlaf. Bestelllisten für Nackenrollen,

größere Kopfkissen oder leichtere Bettde-

cken liegen in den Zimmern auf.

„Genau richtig“. Ob seit dem abge-

stimmten Angebot mehr Schwangere einen

Aufenthalt im Hotel buchen, kann Neuner

nicht bestätigen. „Das wurde in den Jahren

vorher nicht erfasst, daher haben wir keine

Vergleichszahlen. Oft wussten wir ja gar

nicht, dass eine Besucherin schwanger war.

Jetzt achten wir natürlich mehr drauf und

können unser Angebot über die New-Life-

Hotels auch gut kommunizieren.“

Ärzte und Hebammen sprechen sich

jedenfalls für die Marketinggruppe und ihre

Qualitätsstandards aus. Die ehemalige Vize-

präsidentin des Österreichischen Hebam-

men Gremiums (ÖHG), Gerlinde Remsing,

zeigt sich von dem langfristigen Konzept,

der klaren Positionierung, der strengen

Sicherung der Qualitätskriterien und der

laufenden Optimierung des Angebots

überzeugt. Für sie sind Schwangere in den

Partnerhotels „genau richtig“.

Schwangere müssen Regeln ein-

halten, bestimmte Speisen vermeiden

und Risikofaktoren für sich und das Unge-

borene ausschließen. Mit zunehmendem

Umfang nimmt die Belastbarkeit des Kreis-

laufs und der Laune ab. Die Leibesfrucht

wird aktiver und die werdende Mutter

angestrengter. Ein Wellness-Urlaub, bei

dem andere für sie denken und sie mit

spezieller Aufmerksamkeit verwöhnen,

tut ihr und damit auch ihrem Partner gut.

So haben alle drei was davon. Wenn das

keinen Kurzurlaub wert ist. ×

Page 38: Saison Ausgabe 02 / 2011

38

vom Catering über die Anreise bis zur

Nächtigung“, fasst Manfred Koblmüller,

Experte für „Sustainable Event Manage-

ment“ am Österreichischen Ökologie-

Institut, zusammen.

Ökosensibilisierte Veranstalter. Treibender Motor für die zunehmenden

ökologischen Bemühungen in der Kon-

gresswelt ist ein anhaltender europäischer

Trend. „Große Veranstalter setzen die

Latte. Sie sind sensibilisiert für ökologisch

und sozial korrekte Veranstaltungen. Sie

möchten ein Gesamtprodukt, das sie öf-

fentlichkeitswirksam als grün vermarkten

können“, erklärt Manfred Koblmüller. Die

grüne Veranstaltung reiht sich damit in

eine gesellschaftlich-ökologisch verant-

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Wir haben zwei Jahre

lang daran gearbeitet,

ein nachhaltiger Ta-

gungsort zu werden“,

erklärt Georg Hechenblaikner, Alpbach-

Geschäftsführer. „Am schwierigsten war

es, externe Partner zu überzeugen. Bei

vertraglich Gebundenen kann man einfach

die Vorgaben machen.“ Die Anstrengung

hat sich gelohnt. Heute ist Alpbach füh-

rend im ökologisch und gesellschaftlich

verträglichen Kongresstourismus – und

ökonomisch erfolgreich. Der Energie-

verbrauch wurde optimiert, das Catering

mit regionalen Produkten bestückt, die

Anreise mit ö� entlichen Verkehrsmitteln

gefördert. Das gesamte Dorf profi tiert

von der Ausrichtung. Der Veranstalter –

das Europäische Forum Alpbach – war

ebenso Triebkraft für diese Entwicklung

wie das kritische Kongresspublikum.

Die Nachfrage ist groß: „Wir haben zwei

Zielgruppen, zum einen den klassischen

Firmenkunden, der Corporate Social Res-

ponsibility umsetzen will, und zum ande-

ren Institutionen“, erklärt Hechenblaikner.

Alpbach erhielt vom Umweltministerium

die Lizenz, mit der es Veranstaltern das

Label „Österreichisches Umweltzeichen

für Green Meetings“ verleihen kann. Das

Europäische Forum Alpbach trägt heuer

zum zweiten Mal dieses Zertifi kat.

Der Vorteil von Alpbach: „Es ist

eine überschaubare Welt. Entscheidun-

gen werden in kleinen Kreisen getro� en.

Veränderungen sind somit leicht möglich,

SAISON

MAGAZIN

Green MeetingsMülltrennung und Sparlampen reichen nicht. Wer eine gesellschaftlich-ökologisch verträgliche Veran-staltung anbieten möchte, der muss mehr leisten. Fest steht: Die Nachfrage nach solchen Events steigt.

VON JULIA BRUGG ER

Ökologisch korrekt. Das Kongresszentrum

Alpbach ist Vorreiter bei „grünen“ Veranstaltungen.

Page 39: Saison Ausgabe 02 / 2011

wortliche Unternehmenspolitik ein, auch

CSR (Corporate Social Responsibility)

genannt. Und diese wird zunehmend im

Tourismus ein Thema.

„Österreich und so auch Tirol wirbt

mit gesunden Ressourcen und einer intak-

ten Umwelt. Es gilt als Umweltmusterland“,

so Koblmüller. „Es wäre schädlich, diese

USP zu verspielen.“ Und Glaubwürdigkeit

ist für große Unternehmen und kritische

Bürger heute zentral geworden. Zertifi -

zierung und konsequent professionelle

Umsetzung können so zur halben Miete

für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit

den sensibilisierten Veranstaltern werden.

Umweltzeichen: das Minimum. Die Eintrittsschwelle für die Zertifi zierung

von Meetings ist relativ niedrig, wenn

Umwelt in der Organisation bereits ein

Thema war. Zu dieser Strategie hat sich das

Lebensministerium gemeinsam mit dem

Österreichischen Ökologie-Institut be-

wusst entschieden. „Das Umweltzeichen

dient als Qualitätslabel für eine nachhaltig

ausgerichtete Veranstaltung, ohne Exklu-

sivitätsstatus. Wichtig ist, dass das Zertifi kat

eine Breitenwirkung entfaltet. Das ist nur

mit einer niedrigen Hürde möglich“, so

Koblmüller. Wer mehr möchte, der kann

darüber hinaus Maßnahmen ergreifen.

Biozertifi zierte Caterer gehören ebenso

dazu wie die Konstruktion eines Niedrig-

energie-, Passiv- oder gar Plusenergieko-

ngresshauses.

Die Veranstalter schnaufen den-

noch: „Es ist ein anstrengender Weg, doch

wir schlagen ihn überzeugt ein“, erklärt

Ralph Kerschbaumer, Marketingleiter von

Congress und Messe Innsbruck (cmi). Was

das Kongresszentrum Alpbach seit 2010 er-

folgreich anbietet, versucht man nun auch

in Innsbruck umzusetzen. Im Sommer soll

die Zertifi zierung für das Österreichische

Umweltzeichen abgeschlossen sein. Das

Österreichische Ökologie-Institut greift

den Kandidaten dabei unter die Arme.

Dann kann das cmi seinen Kunden auch

39

das Produkt „umweltfreundliche und ge-

sellschaftlich verträgliche Veranstaltung“

anbieten.

Congress Innsbruck setzt neue Maßstäbe. Ö� entliche Erreichbar-

keit, Energie und Catering sind für Kon-

gresszentren die neuralgischen Punkte.

Einiges wurde und wird im Congress

Innsbruck schon seit einiger Zeit erfüllt:

sparsamer Umgang mit Wasser in den

Toiletten oder regionale Lebensmittel im

Catering. Doch der größte Brocken ist und

bleibt der Energieverbrauch. Die Bilanz

zum Ökologischen Fußabdruck wurde

noch nicht durchgeführt. Fest steht: Ein

Gebäude aus den 70er Jahren ist weit

entfernt von aktuellen Dämmvorgaben,

die Heizung läuft immer noch vorwie-

gend über Erdgas. Auch wenn bereits

Optimierungsmaßnahmen greifen und

der Energieeinsatz sinkt, ist noch viel zu

tun. „Hier ist wichtig, dass weiter Schritt

für Schritt um- und nachgerüstet wird. Der

Technische Leiter des cmi sieht auch ganz

klar Energiee§ zienz als oberste Priorität“,

so Koblmüller. Eine zentrale Vorausset-

zung für das Umweltzeichen wird damit

erfüllt. Und das ökonomische Interesse

des Betreibers wird ebenso gewahrt: Die

Betriebskosten sinken.

Der congresspark igls ist ein Nied-

rigenergiehaus, das zudem Solarenergie

nutzt. Der Glaspalast verfügt über ent-

sprechende Dreifachverglasung. Auch

der Neubau Messe Innsbruck entspricht

den neuesten Baustandards, wobei die

Energieversorgung des Altbestands gleich

mit aufgewertet wird. „Es braucht Trans-

parenz. Ist- und Soll-Verbrauch sollen in

einem ö� entlich sichtbaren Energieaus-

weis präsentiert werden. Das Resultat der

ständigen Optimierung wird damit für

jeden Eventbesucher begreifbar“, fasst

Koblmüller zusammen. Zentral ist zudem,

dass die Gesellschafter Land, Stadt, TVB

sowie WKÖ auf Sanierung und erneuer-

bare Energien drängen. ×

„Große Veranstalter setzen die Latte. Sie sind sensibilisiert für ökologisch und sozial korrekte Veranstaltun-gen. Sie möchten ein Gesamtpro-dukt, das sie ö� entlichkeitswirksam als grün vermarkten können.“

MANFRED KOBLMÜLLER, ÖSTERREICHISCHES ÖKOLOGIE-INSTITUT

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BEKENNTNIS ZU NACHHALTIGKEIT

Auf der heurigen Green Meetings Kon-ferenz in Mainz bekannte sich die Ver-anstaltungsbranche zu Nachhaltigkeit. Organisator der Konferenz war der EVVC, Europäischer Verband der Ver-anstaltungszentren e.V. „Es gibt immer mehr sensibilisierte Veranstalter, die sich ein Gesamtpaket wünschen“, be-stätigt Manfred Koblmüller. Wozu Green Meetings? Konferenzen sind zentraler Bestandteil der Wis-sensgesellschaft. Dieselbe Gesell-schaft weiß um ökologische und ge-sellschaftliche Missstände in der Welt. Green Meetings unterstützen bei der Ökologisierung der Wirtschaft. Ziel ist, den Ressourcenverbrauch zu mini-mieren, Verschmutzung zu vermeiden und gerechte Arbeitsbedingungen zu scha� en.

Nur öko zu sein, ist allerdings zu we-nig. Was zählt, ist die Nachfrage aus dem Eventsektor. Für ein Kongresszen-trum, das im Wettbewerb steht, zählt die Auslastung. Große Veranstalter und politische Institutionen entscheiden mit ihrer Nachfrage mit, wie grün ein Kongress tatsächlich wird. Sie müssen für ihre Veranstaltungen das Zertifi kat als Mindeststandard festmachen. Po-litische Vorgaben und Verpfl ichtungen zu nachhaltiger Entwicklung können das Angebot ebenso verbessern.

GÜTESIEGEL

Das Österreichische Umweltzeichen betri� t die Veranstaltung an sich und auch den Veranstaltungsort. Es gibt Muss-Kriterien und Soll-Kriterien. Be-reiche sind unter anderem: Catering, Mobilität, Abfall- und Energiemanage-ment, Materialeinsatz durch den Ver-anstalter, Information an die Teilneh-merInnen, Side-Events. www.umweltzeichen.at

Green Globe umfasst lediglich Soll-Kri-terien und Managementvorgaben. Aus-gezeichnet wird der Veranstaltungsort, nicht die Veranstaltung an sich. Die Kunden der Eventwirtschaft haben da-mit keinen Kommunikationsvorteil. „Er ist lange nicht so stark wie das Öster-reichische Umweltzeichen. Es ist eine allgemeine Absichtserklärung der Kon-gresszentren, die nicht viel über die tatsächliche Qualität des Events aus-sagt“, relativiert Koblmüller. www.greenglobe.com

Weitere Infos:www.greeneventsaustria.atwww.itc.com

Page 40: Saison Ausgabe 02 / 2011

40 SAISON

MAGAZIN

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)

Diamant der Alpen. Ein Ort ohne Kirche ist wie ein Gott ohne Mensch, war der Pionier Angelus

Scheiber überzeugt. Also baute ihm sein Sohn Alban Scheiber sen. eine Kirche und stellte dane-

ben ein besonderes Hotel. 50 Jahre später läuft der Pistenspaß auf 54 Kilometern und mit mehr als zehn modernen Aufstiegshilfen reibungslos.

2005 und 2006 wurde Hochgurgl zu einem der besten zehn Skigebiete der Welt gekürt und

bezeichnet sich als „Diamant der Alpen“.

Page 41: Saison Ausgabe 02 / 2011

41

D er Winter kommt früh und

bleibt lange. Die Hoch-

gurgler überlassen das

weder dem Zufall noch

Gott, schon ab Mitte Oktober spucken

hier die ersten Kanonen weißen Staub als

Grundlage zum steinfreien Pistenspaß.

Und der dauert in Hochgurgl dann auch

bis in den Mai an. „Dort oben hat es so viel

Sonne, da wäre es super zum Skifahren“,

soll Angelus Scheiber häufi g gesagt haben

und ließ dabei den Blick sehnsuchtsvoll

aus seinem Büro im Hotel Edelweiss über

die Hänge der Angerer Alm wandern. Es

gibt Menschen mit einem besonderen

Gespür für die Natur. Angelus Scheiber

war so einer. Ahnen konnte er damals

nicht, dass sich die Angerer Alm zu einem

Ort für gehobenen Skitourismus abseits

der Massen entwickeln würde und heute

einen Vergleich mit St. Moritz oder Lech

nicht zu scheuen braucht.

Bevor seine Vision Gestalt annahm,

wurde ein anderes Jahrhundertprojekt,

bei dem auch Angelus Scheiber die Fäden

zog, Realität: die Timmelsjoch Hochal-

penstraße (siehe Factbox), die nach vier

Jahren Bauzeit 1959 erö¢ net wurde. Die

Voraussetzung für den Ausbau der Ange-

rer Alm zum Hoteldorf Angereralpe war

gescha¢ en. Der Pionier Angelus Schei-

ber träumte von 15 bis 20 Skihütten mit

Übernachtungsmöglichkeit. „Es sollte ein

einfacher Standard sein“, erinnert sich Al-

ban Scheiber sen. an die Pläne des Vaters.

Für Alban Scheiber sen. war jedoch klar:

Ein besonderer Platz wie dieser verdient

ein besonderes Hotel. Jedes Zimmer im

Top Hotel Hochgurgl hatte bereits sein

eigenes Bad, das war in Zeiten der Eta-

gensanitäranlagen außergewöhnlich. Eine

Kirche war von Anfang an Bestandteil der

Pläne für Hochgurgl. „Eine Ortschaft ohne

Kirche ist wie ein Mensch ohne Gott“, war

Angelus Scheiber überzeugt.

An der Grenze. Aller Anfang ist schwer.

Besonders an der Grenze des Dauersied-

lungsraumes. Das wissen die Ötztaler und

deshalb zieht es keinen so richtig hinauf

ins Hochgebirge. Die Angerer Alm gilt

als wild. Kein Wasser. Kein Strom. Keine

Kanalisation. In Hochgurgl (2.150 Höhen-

meter) sind keine historischen Spuren von

menschlicher Besiedlung bekannt, anders

als in Obergurgl (1.930 m) oder Vent (1.900

m). „Ich war nie zimperlich. Ich bin raufge-

gangen und wir haben mit dem Bauen be-

gonnen“, erzählt Alban Scheiber sen., als

wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

Dabei war der Skifahrer und Autorennfah-

rer gerade einmal 23 Jahre alt. Im Sommer

1959 begannen die Arbeiten an den beiden

Hotels Hochgurgl und Angerer Alm und

auch der Skilift auf das große Kar wurde

in Angri¢ genommen. Eineinhalb Jahre

später folgte schon die Erö¢ nung.Was für

eine Leistung, wenn man die technischen

Voraussetzungen dieser Zeit und die un-

wirtlichen Bedingungen an der Grenze des

Dauersiedlungsraumes berücksichtigt.

Die Bauarbeiten wurden durch das

Hochwasser im Sommer 1960 verzögert.

Das Wasser riss im Ötztal zwei Brücken weg

und es dauerte Tage, bis die Straße wieder

befahrbar war. Das Baumaterial wurde bei

Köfels auf Unimogs umgeladen und über

den Berg nach Hochgurgl gebracht. Für

die Grenzbeamten gab es guten Schnaps,

das erleichterte die Zusammenarbeit. „Aus

der Not eine Tugend machen“, nennt Alban

Scheiber sen. das heute. Wer ein Leben im

Hochgebirge erzwingt, muss mit Rück-

schlägen rechnen. Brände zerstörten 1986

die Wurmkogelhütte in 3.082 m und 2009

die Skihütte Kirchenkar in 2.580 m, eine

Lawine fegte 1974 die Wurmkogelhütte

und die Mittelstation weg. Die Scheibers

ließen sich nicht abschütteln, sie bauten

die Kirchenkarhütte, die Wurmkogelhütte

und die Mittelstation wieder auf.

PIONIERLEISTUNGEN WERDEN GEFEIERT2011 ist das Jahr der Jubiläen in Obergurgl, Hochgurgl, Gurgl:

80 Jahre Piccard-Landung. Das Bauerndorf Obergurgl wurde am 27. Mai 1931 weltberühmt. Der Forscher und Abenteurer Auguste Piccard war mit seinem Stratosphärenballon in Augsburg aufgebrochen, um den Ballon-Höhenweltrekord zu brechen. Was ihm schließlich mit 15.785 m gelang. In Obergurgl musste er dabei notlanden. Das Piccard-Denkmal erinnert heute noch an die Landung und Rettung.

50 Jahre Hochgurgl. An der Timmelsjoch-Hochalpenstraße bauten die Gurgler das Ho-teldorf Hochgurgl, das heute den Namen „Dia-mant der Alpen“ trägt.

100 Jahre Skiclub Gurgl. Pioniere des Skisports riefen 1911 den Ski-Club Gurgl ins Leben, der als Motor für Schneesport und Tourismus im hinteren Ötztal gilt. Als Klubabzeichen wählten sie die Silhouette der Eispyramide des „Schalf-kogels“. Mitglieder dieses Skiclubs retteten übri-gens Auguste Piccard.

Als 1964 in der Angerer Alm ein Hal-

lenbad und eine Sauna erö¢ net wurden,

sagten viele Einheimische: „Die sind doch

verrückt.“ Es war Tirols drittes Hallenbad,

im Ötztal das erste und von Beginn an

sehr gefragt. Unterhaltung wird in den

60er und 70er Jahren in Hochgurgl groß-

geschrieben. Bands wie die Starlights, das

Emil Werner Trio oder die Nilsen Brothers

spielten auf. Ihr größter Hit „Aber dich

gibt’s nur einmal für mich“ entstand 1965

in der Kellerbar.

Portion Waghalsigkeit. Es braucht

eine Portion Waghalsigkeit, wenn man

weiterkommen will. Immer einen Schritt

vor seiner Zeit sein. Neuigkeiten als Ers-

ter einsetzen, ja sogar selber entwickeln.

Das hat die Scheibers nicht geschreckt.

Nachdem Martin Scheiber kein Potenzial

Familienbande„Ihr seid doch verrückt“, wurden die Pioniere aus dem hinteren Ötztal vielerorts geschumpfen. Nach 50 Jahren steht Hochgurgl für ein Skiresort, das den Vergleich mit St. Moritz nicht zu scheuen braucht.

VON JANE K ATHREIN

Page 42: Saison Ausgabe 02 / 2011

42

TIMMELSJOCH HOCHALPENSTRASSEDer Bau der Timmelsjoch Hochalpenstraße war eine der Voraussetzungen, dass Hochgurgl ent-stehen konnte. Der Ötztaler Tourismuspionier Angelus Scheiber verschrieb sich mit aller Kraft diesem Projekt, das innerhalb von vier Jahren umgesetzt und am 17. Juli 1959 erö¢ net wur-de. Dabei wurde der Weg über das Timmels-joch schon 1241 urkundlich erwähnt. Im 13. Jahrhundert wurde ein Saumweg angelegt, der schon bald ein Handelsweg wurde. Als sicherer Hinweis auf die Begehbarkeit gelten die Schaft-riebe von Schnals und dem Passeier ausgehend ins Ötztal.

Der Verbindungsweg über das Timmelsjoch ist auch Studienobjekt des Historikers und Geographen Kurt Scharr, der an der Leopold-Franzens Universität Innsbruck lehrt. In dem Buch „Leben an der Grenze der Dauersiedlung. Grund und Boden im ‚Ötztaler Gebirgsraum‘ (Ötztal-Schnals-Passeier) vom 13. bis zur Mit-te des 19. Jahrhunderts“, treten die vielfältigen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Ver-fl echtungen zwischen dem Ötztal, dem Passei-er und Schnalstal zu Tage. Erschienen 2001 im Universitätsverlag Wagner.

SKILEHRER SCHEIBER

Alban Scheiber sen. war nicht nur begeisterter Autorenn-

fahrer, er war auch ein leiden-schaftlicher Skirennläufer, der

sich gerne mit Rennläufern wie Karl Schranz bei internationa-len Meisterschaften duellierte. Ein Talent, das ihm in die Wie-

ge gelegt wurde, Vater Angelus Scheiber war Mitgründer des

„Skiclub Gurgl 1911“.

LAUDA/DUNGL Der dreifache Formel-1-Weltmeister Niki Lauda und Fitness-Papst Willi Dungl waren öfters zu Gast in Hochgurgl. Lauda traf sich im Winter 1981/82 mit McLaren-Chef Ron Dennis im Top Hotel Hoch-gurgl, um den Vertrag für sein Formel-1-Comeback zu unterzeichnen.

MEDITATIONSGURUDer indische Guru Maharishi Mahesh Jogi, Begründer der Transzendenta-len Meditation, lud 1962 zum euro-päischen Meditations-Sommerkurs nach Hochgurgl. 200 Anhänger aus 18 europäischen Nationen füllten einen Monat lang die damals drei Hochgurgler Hotels und lernten die Kunst der Meditation von ihrem Meis-ter. Darunter sollen auch die „Beatles“ gewesen sein. „Sie haben nur Gras gegessen und Wasser getrunken. Den Wein haben wir getrunken“, erinnert sich Alban Scheiber sen.

mehr in dem bestehenden Lift sah, über-

nahmen Alban und Angelus 1967 das Ru-

der und verbesserten den Komfort auf der

langen Schleppliftfahrt. Sessel wurden in

das Zugseil eingehängt. Der Kombilift war

geboren. Mit Arthur Doppelmayer entwi-

ckelte Alban Scheiber sen. Jahre später

das erste Förderband und erreichte damit

eine höhere Fahrgeschwindigkeit und eine

größere Förderkapazität. Mehr Komfort

brachte die 4er-Kabinensesselbahn, die mit

Hauben ausgestattet den Skigast vor Wind

und Schnee schützte und 2008 saß man in

der 8er-Kabinenbahn weltweit erstmals auf

beheizten Flächen. „Man versucht, mit der

Zeit zu gehen“, tut Alban Scheiber sen. das

ab. Als man sich 1997 für eine Verbindung

zwischen den Skigebieten Hochgurgl und

Obergurgl entschloss, ö¢ nete sich Hoch-

gurgl auch den Tagestouristen, die Fahrt

zwischen den Gebieten dauert mit dem

„Top-Express“ nur zehn Minuten.

Bei den Gästen punktet man mit dem

stolperfreien Pistenspaß ohne Wartezeiten

und der persönlichen Betreuung. Früher

kannte der Liftangestellte noch jeden Gast

persönlich, in den Hotels bemüht man sich

auch heute um jeden Einzelnen. Dazu ge-

hört auch das freundliche „Guten Morgen“

und „Good morning“, das Alban Scheiber

sen. auf seiner vormittäglichen Runde

durch die Stockwerke des Hotels nach links

und rechts wirft. Die Gäste mögen das, sie

fühlen sich mittendrin und nicht nur dabei.

85 Prozent kommen eben deswegen Jahr

für Jahr wieder.

Ein hochmodernes Skigebiet, eine

umfangreiche Berggastronomie, ein

5-Sterne-Hotel – ein Einzelner wäre mit

der Fülle an Aufgaben bald überfordert.

Die Zwillinge Attila und Alban Scheiber lei-

ten inzwischen das Familienunternehmen.

Alban sen. redet seinen Söhnen nicht

drein, so wie ihm auch schon Vater An-

gelus freie Hand gelassen hat. „Im Gegen-

teil, wir müssen den Vater immer wieder

einmal bremsen, wenn er sich vor Ideen

überschlägt“, scherzen die Söhne. Wenn

man schon alles erreicht hat, wo will man

dann noch hin? An eine Erweiterung des

Skigebietes ist aus naturschutzrechtlichen

Vorgaben nicht zu denken, weitere Hotels

bauen darf man auch nicht. „Den Stan-

dard halten. Sich um jeden einzelnen Gast

kümmern, das ist Arbeit genug“, beendet

Alban Scheiber sen. das Gespräch, schaut

noch ein paar Mal für Fotos in die Kamera,

um dann geschäftig davonzueilen. ×

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Page 43: Saison Ausgabe 02 / 2011

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Page 44: Saison Ausgabe 02 / 2011

44 SAISON

MAGAZIN

SAISON: Mit Musik im Riesen ha-ben Sie ein Festival in Wattens installiert, das in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich ist:

Es wird von der Firma Swarovski fi nan-ziert und es konzentriert sich ganz auf Kammermusik. Was zeichnet diese Kon-stellation aus? THOMAS LARCHER: Bei der

Finanzierung handelt es sich im Grunde um

klassisches Mäzenatentum, was mir als

künstlerischem Leiter eine gewisse Freiheit

in der Programmierung erö� net. Dadurch

ist es möglich, ein Kammermusikprojekt zu

verwirklichen, das autonom ist, in dem ein

roter Faden über Jahre weitergesponnen

werden kann – und dies in sehr hoher

Qualität. Wenn man Kammermusik in ei-

nem kleinen, für diese Kunst geeigneten

Rahmen präsentiert, kann man einerseits

das Geld nicht hereinspielen. Andererseits

muss man sehr gute Leute einladen – in

diesem Jahr sind das zum Beispiel das

Jerusalem Quartet, das Hagen Quartett,

der Tenor Mark Padmore und der Pianist

Paul Lewis –, sonst kann man den Zuhö-

rern nicht vermitteln, dass das eine sehr

hochstehende, gewachsene Tradition ist.

Im Grunde ist das ein radikales Gegenmo-

dell zur Größe von Sensationsereignissen

– eine Reihe von Konzerten, in der es stark

um Inhalte geht.

Für „Musik im Riesen“ schreiben Sie selbst erstmals einen Liederzyklus in der Besetzung Stimme und Klavier: „A Pad-more Cycle“, den Sie gemeinsam mit dem Tenor Mark Padmore au� ühren. Welche literarischen Quellen verwenden Sie? Der

Liederzyklus beruht auf sehr kurzen Texten

von Alois Hotschnig und Hans Aschenwald,

die ich wahrscheinlich in zwei Blöcken ver-

tonen werde. Einerseits sind es ganz kurze,

signalartige Gedichte oder Gedichtzeilen

Hotschnigs, die in sich sehr abgeschlossen

sind. Denen muss man auch Zeit geben, da-

mit sie erfasst werden können. Andererseits

wähle ich Gedichte von Hans Aschenwald

aus, die durch die Kürze und bestimmte

inhaltliche, sprachliche und thematische

Ähnlichkeiten mit den Hotschnig-Texten

verbunden sind.

Kammermusik wie dieser Liederzyklus spielt, als konzentrierte Form, in Ihrem ei-genen Œuvre eine bedeutende Rolle, aber Sie komponieren genauso für ganz andere Besetzungen. Im April führt zum Beispiel das San Francisco Symphony Orchestra Ihr Orchesterstück „Red and Green“ erstmals auf. Erö� net Ihnen die Komposition für Or-chester größere Möglichkeiten und erar-beiten Sie Ihre Stücke mit den Musikern? Im

kammermusikalischen Kontext arbeite ich

viel mit den Interpreten zusammen, aber bei

Orchestern geht das meistens nicht. Durch

die Größe der Orchester gewinnt man nicht

nur Weite, es kommt auch Limitierung dazu.

Notgedrungen muss man in der Orches-

termusik etwas defensiver schreiben, weil

ausgefallene Spieltechniken nicht voraus-

gesetzt werden können oder im Ensemble

oft weniger Sinn ergeben als bei solistischen

Werken. Orchester haben eine ganz andere

Organisations- und Zeitstruktur, und es gibt

auch Dinge, die einfach nicht machbar sind.

Wenn zwei Musiker zwanzig Meter vonei-

nander entfernt sitzen und einander nicht

spielen hören, können sie musikalisch auch

nicht miteinander kommunizieren.

In der Saison 2011/12 sind Sie Composer in Residence des Mozarteumorchesters Salzburg und im Wiener Konzerthaus. Kann man in so einem Rahmen seine Musik besser vorstellen als in einzelnen Konzerten? Für die Veranstalter oder

Orchester sind solche Residenzen ein

Kommunikationstool, um bestimmte Lini-

en aufzeigen zu können. Aber man kann

natürlich nicht ein ganzes neues Programm

zusammenstellen, sondern muss einen Mix

machen aus bestehenden und einzelnen

neuen Stücken. Aber es wird auch Ver-

mittlungsprogramme geben und in Wien

ein Konzert, auf das ich mich sehr freue. Im

Dezember trete ich gemeinsam mit Kindern

auf, spiele solo und mit ihnen vierhändig

und sie spielen ihre Lieblingsstücke sowie

Klavierstücke aus „Poems – 12 Pieces for

Pianists and Other Children“.

In „Poems“ haben Sie auch eher einfache Stücke komponiert. Worin liegt der Reiz

Musik als kommu nikative KraftSeit 2004 leitet der Pianist und Komponist Thomas Larcher das Festival Musik im Riesen, das von 17. bis 22. Mai 2011 in den Swa-rovski Kristallwelten stattfi ndet. Während dabei die Kammermusik im Mittelpunkt steht, reicht die Bandbreite von Larchers aktuellen Kompositionen vom Soloklavierstück bis zum Orchesterwerk.

DA S INTERVIEW FÜHRTE ES THER PIRCHNER .

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der Einfachheit? Zunächst einmal ist es toll

zu sehen, dass ein Kind diese Stücke spielen

kann. Dazu dürfen solche Kompositionen

nicht zu groß, zu lang oder zu schwer sein,

was die Möglichkeiten ziemlich reduziert.

Man muss sehr genau sein, aber auch sehr

einfallsreich, damit man in der Kleinheit

etwas Gescheites zusammenbringt. Das

ist quasi das Gegenstück zur Komposition

für Orchester: Dort bist du limitiert durch

die Größe und die Organisation dieses

Riesenapparats, beim Kleinen wirst du frei

durch die Reduktion. Für „Poems“ habe ich

wahrscheinlich ungefähr gleich lang ge-

braucht wie für „Red and Green“, obwohl

es 100.000-mal weniger Noten sind. Aber

dadurch sind das auch Lieblingsstücke.

Wenn wir von Einfachheit sprechen, stellt sich auf der anderen Seite auch die Frage nach der Neuen Musik, die ja allgemein als eher sperrig gilt. Ordnen Sie sich in dieser Richtung der zeitgenössischen Musik ein? Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt,

dass ich immer abseits der Neuen Musik

gestanden habe, auch wenn die Techniken

manchmal faszinierend oder hilfreich sind.

Aber durch meine Tätigkeit als Interpret

habe ich auch einen anderen Zugang.

Wenn ich spiele, muss ich die Musik auch

erlebbar machen, sie muss berühren und

nachvollziehbar sein. Es gibt eine gewisse

kommunikative Kraft der Musik, die man

nützen kann.

Nicht nur die Komponisten, auch viele Interpreten sind bestrebt, immer wieder radikal neue Ansätze zu fi nden. Versu-chen Sie auch, die Hörgewohnheiten des Publikums zu durchbrechen? Eigentlich

nicht. Ich versuche es so zu machen, wie ich

es – aus meinem Erfahrungsgrund heraus

– am besten fi nde. Aber ich habe keinen

missionarischen Eifer. Denn selbst Leute, die

viel Musik hören, erleben bekannte Stücke in

einer bestimmten Konzertsituation wieder

neu. Da ist es oft wichtiger, dass sie das

erfassen können und hören. Der Zwang,

gegen das Überlieferte zu spielen, treibt

manchmal seltsame Blüten. Der Kompo-

nist Ernst Krenek hat einmal gesagt, wenn

er eine Bach-Fuge hört, dann weiß er schon,

was das ist, und diese Haltung entspricht

mir sehr.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

ZUR PERSONThomas Larcher, geboren 1963, ist Komponist, Pianist und künstlerischer Leiter des Festivals Musik im Riesen. Er arbeitet(e) mit Komponis-ten und Interpreten wie Claudio Abbado, Pierre Boulez, Heinz Holliger und Matthias Goerne zusammen. Seine jüngsten Werke entstanden u. a. für das San Francisco Symphony Orches-tra, die Kölner Philharmonie und den Pianisten Leif Ove Andsnes. Seinen Liederzyklus „A Pad-more Cycle“ komponierte er für den britischen Tenor Mark Padmore, der diesen gemeinsam mit Larcher am 20. Mai 2011 bei Musik im Rie-sen au� ühren wird. In der Saison 2011/2012 ist Larcher Composer in Residence des Wiener Konzerthauses und des Mozarteumorchesters Salzburg und bei beiden mit mehreren Konzer-ten vertreten.

MUSIK IM RIESEN17.–22. Mai 2011Jerusalem Quartet, Hagen Quartett, Belcea Quartet, Quatuor Diotima, Mark Padmore, Paul Lewis, Thomas Larcher, Lawrence PowerSwarovski Kristallwelten6112 WattensTel. 05224/[email protected]

www.swarovski.com/kristallwelten

Page 46: Saison Ausgabe 02 / 2011

46 SAISON

MAGAZIN

Aus der Ära der fröhlichen ZecherVon 1567 bis 1620 wurden auf Schloss Ambras sogenannte Trinkbücher geführt, in denen sich die Gäste des Schlosses nach überstandener Trinkprüfung und Aufnahme ins Heiligtum des Gottes Bacchus verewigten. Sie sind Ausgangspunkt der Ausstel-lung „Trinkfest! Bacchus lädt ein“ von 7. April bis 31. Mai 2011.

VON ES THER PIRCHNER

Theodor Fontane fand 1819

bei seiner Reise durch Tirol,

dass Innsbruck einen „eminent

langweiligen Eindruck“ mache,

Heinrich Heine schimpfte die Stadt 1828

gar „unwohnlich und blöde“ und Adolf

Pichler bescheinigte den Innsbruckern

1879 „gemeine Bosheit, liberal ultramon-

tane Plattheit und jene bürgerlich biedere

Ehrlichkeit, die oft von Gaunerei nicht zu

unterscheiden ist!“ Vielleicht hätten sie sich

besser einen Krug Wein bestellt, er lässt die

Welt und ihre Städte oft rosiger aussehen.

Vielleicht waren die Schriftsteller aber

auch nur um rund dreihundert Jahre zu

spät in die Alpenstadt gereist, denn aus den

Schriften der Besucher im 16. Jahrhundert

ergibt sich ein ganz anderes Bild: Michel de

Montaigne lobte 1580 die Gastlichkeit und

die schönen und unterhaltsamen Anlagen

von Schloss Ambras, und der griechische

Kopist und Herausgeber Nikander von

Korfu ließ 1548 über die Tiroler wissen,

dass sie zwar ein „misstrauisches“, aber

auch ein „schwelgerisches Volk [seien],

denn es erfreut sich an Schwelgereien und

Trinkgelagen, wobei sie durch Gastmähler

und Zutrinken freundlich auch die Leute

aus der Fremde willkommen heißen“.

Gut eingeschenkt. Eigentlich sollte

es einen nicht wundern, schließlich war

die Renaissance eine Epoche, in der

gerne und viel getrunken wurde, und

die fürstlichen Gastgeber ließen sich für

ihre Besucher allerlei Unterhaltungen

einfallen. „Die Deutschen“ galten als „die

Trunksüchtigsten von allen“, an ihren, aber

auch an anderen Höfen waren Trinkspiele

eine weit verbreitete Belustigung. Schon

Maximilian I. ließ seinen Gästen reich-

lich Wein kredenzen und Scherzgefäße

standen an vielen fürstlichen Tafeln in

Verwendung. Vom Hof des bayerischen

Königs Albrecht  V. ist eine vergoldete

„Diana auf dem Hirsch“ erhalten, die auf

dem Tisch herumfuhr. Blieb sie vor einem

Gast stehen, musste dieser den mit Wein

gefüllten Tafelaufsatz leeren.

Heitere Feste mit angeheiterten

Gästen waren auch auf Schloss Ambras

üblich. Die wichtigste zeitgenössische

Beschreibung fi ndet sich in den Aufzeich-

nungen von Stephanus Vinandus Pighius,

Sekretär des Herzogs Karl Friedrich von

Jülich, Kleve und Berg. 1574 machte er als

Reisebegleiter des Herzogs auf dem Weg

nach Italien Erzherzog Ferdinand II. seine

Aufwartung und wurde dabei Zeuge der

ausgelassenen Feierlichkeiten am Inns-

brucker Hof. Gewohnheitsmäßig wurden

dort die Besucher – Männer wie Frauen

– dazu genötigt, einen mehr oder weniger

großen Humpen Wein in einem Zug aus-

zutrinken. In speziellen Gläsern schenkte

man den Männern mehr als einen halben

Liter ein, den Frauen ein knappes Viertel,

und wer die Trinkprobe nicht auf Anhieb

bestand, sollte es, nachdem ihm nachge-

schenkt worden war, gleich noch einmal

versuchen. Erst dann durfte er oder sie

ins innerste Heiligtum des Gottes Bac-

chus, in die heute noch im Schlosspark

bestehende Bacchusgrotte, wo munter

weitergefeiert wurde. Begleitet wurde

das nicht ganz bierernst zu nehmende

Ritual von reichlich gewürzten Speisen,

die den Durst anregten, und von der

Ein Prost auf die Kunst. Kuratorin Veronika Sand-bichler lässt alte Ambraser Trinksitten hochleben.

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INFOTrinkfest! Bacchus lädt ein7. April bis 31. Mai 2011tägl. 10 bis 17 h

Kunsthistorisches Museum Schloss AmbrasSchlossstraße 20, 6020 InnsbruckTel. 01/[email protected]

www.khm.at/ambras

Ehre, sich in ein Trinkbuch einzutragen,

das der Erzherzog bereithielt. Die Bücher

zeugen übrigens davon, dass die Tiroler

schon immer ein internationales Publi-

kum schätzten: Neben den Vermerken

der oben genannten Deutschen fi nden

sich auch solche von „Böhmen, Polen,

Italienern, Spaniern und Durchreisenden

aus anderen Ländern“.

Mythische Bilder. Die drei Ambra-

ser Trinkbücher, die Einträge zum Teil im

Original, zum Teil in Abschrift enthalten,

wurden ab 1567 geführt und sind heutigen

Gästebüchern oder Poesiealben ähnlich.

Ein Besucher verewigte sich darin nicht

nur mit dem Datum seines Aufenthalts,

sondern auch mit Angaben zur Person

und einem Spruch: eine Erinnerung für

den Hausherrn daran, wer mit ihm gefei-

ert hatte – und ein Ausgangspunkt für die

Leiterin des Kunsthistorischen Museums

Schloss Ambras und Kuratorin Veronika

Sandbichler, eine Ausstellung rund um

die Trinksitten in der Renaissance zu ge-

stalten.

Neben den Trinkbüchern und der

Bacchusgrotte, die besichtigt werden

kann, sind vor allem die bei den Festen

gebrauchten Utensilien von Interesse:

Gläser in Form eines Fässchens, mit de-

nen den Männern aufgewartet wurde,

und ein Glas in Form einer Muschel, das

den Frauen vorbehalten war, Pläne der

Bacchusgrotte und des vorgelagerten

Felsenkellers, Fresken und Gemälde, die

bacchantische Riten zeigen, sowie Becher

und Straußeneier, die mit mythologischen

Szenen geschmückt sind. Ein ausgefalle-

nes Exponat ist der Fangstuhl, der bei den

Trinkspielen wahrscheinlich Verwendung

fand. Der eiserne, reich verzierte Stuhl ist

mit versteckten Mechanismen versehen,

die beim Niedersetzen ausgelöst wurden.

Arme und Oberschenkel des Sitzenden

wurden mit Greifarmen fi xiert, sodass an

ein Entkommen vom Fest nicht mehr zu

denken war. Glaubt man den Beschrei-

bungen von Stephanus Vinandus Pighius,

dann nahmen die Gäste diese Fesselung

nicht allzu schwer, und schließlich sind

aus den 53 Jahren, in denen die dionysi-

schen Sitten dokumentiert wurden, keine

Klagen bekannt.

Erleuchtete Trinker. Die letzten Ein-

träge in den Trinkbüchern sind von 1620,

was aber nicht bedeutet, dass nicht auch

später noch gefeiert wurde. In bestimmtem

Rahmen sind Trinkspiele bis heute üblich.

Und sogar in der Romantik und im Bieder-

meier, als Heine, Fontane und Pichler die

Langeweile und Blödigkeit beklagten, ließ

sich der eine oder andere von einem guten

Tropfen die Stimmung erhellen. Wie heißt es

bei Nestroy? „Die ganze Stadt ist illuminiert!

Dann illuminier ich mich auch.“ ×

KATERMITTEL AUS DER RENAISSANCEEin Mittel, den Kater zu lindern, aus dem Ambraser Liederbuch (1582):

„Ein köstlich recept, so sich einer des nachts ubertruncken, das einem zu morgens der kop� weh thut, sol er gebrauchen, wie folget.Recipe, das blaw vom himmel. Das rumpel von einer alten brü-cken. Das fett von einer mücken. Ein mäßlein schall aus einer trum-meten. Ein mäßlin kreßblut. Fün� rostige hu� eisen. Neun sensen-spitzen gerieben in einer liedern pfe� ermülen. Der sa� t von einem knebelspies. Das eingeweid von ei-ner alten mistgabel. Ein lot vogel-gesang. Ein lot glockenthon. Ein lot von einer mönchskappen, da zehen mess darüber gehalten sein wor-den. Solches thu alles zusammen in ein glesern mörsel, und zerstos es alles mit einem fuchsschwantz, und thu es in ein tiegel, der von wachs

ist gemacht, und las es ein stund oder drey wol sieden zu einer salben, darnach nim darunter wie folget.

Recipe iiij lot steckenpfe� er, j stück ungebrante aschen ei-ner elen lang, und eines dau-

men dick die lenden damit gerieben. Das ist bewehrt.“

Der Fangstuhl mit verborgenem Festhalte-mechanismus konnte Gäste zum Bleiben bewegen (oben).

Der Kerl hat’s in sich: Das Scherzgefäß kann mit Wein gefüllt werden und gibt beim Ausschen-ken glucksende Geräu-sche von sich (rechts).

den. Solches thu alles zusammen in ein glesern mörsel, und zerstos es alles mit einem fuchsschwantz, und thu es in ein tiegel, der von wachs

ist gemacht, und las es ein stund oder drey wol sieden zu einer salben, darnach nim darunter wie folget.

Recipe iiij lot steckenpfe� er, j

men dick die lenden damit gerieben. Das ist bewehrt.“

verborgenem Festhalte-

und gibt beim Ausschen-

Gefeiert wurde in der Bacchusgrotte

im Schlosspark von Ambras (oben).

Verzeichnis aller Zecher: das

Ambraser Trinkbuch (1567–1620) (rechts)

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KOMMENTARE

Höchste Zeit für neue Bilder VON ALOIS SCHÖPF

Krank vor Wellness VON ERNS T MOLDEN

Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.

Ernst Molden lebt als Dichter und Songwriter in Wien.

U nter dem Titel „Sight-Seeing“ (Verlag Hatje Cantz)

entstand unter der Patronanz der Tirol Werbung

ein Bildband, in dem versucht wird, die Bildbot-

schaften über unser Land abseits der klassischen

Schönheitsikonen wahrheitsnaher und selbstrefl exiver zu formu-

lieren. Wolfgang Scheppe, Bildtheoretiker und Kommunikations-

wissenschaftler, hat dafür sieben zum Teil renommierte Fotogra-

fen ausgewählt, um einen neuen Blick auf unsere touristischen

Schätze zu werfen. Denn die alten Werbe-Ikonen, mit denen bisher

für unser Land geworben wurde, seien, so Scheppe, inzwischen

verbraucht und würden als verlogen empfunden. Zudem reagiere

der Konsument gegenüber den Ausschüttungen der Werbung mit

ihren immer ra� nierteren Bildbearbeitungsverfahren sensibler,

wenn nicht gar allergisch!

Dieser Außenblick Scheppes auf Tirol ist zumindest durch

drei Beobachtungen von innen zu ergänzen: Vor allem durch

unsere Schlager- und Volksmusikbarden, die zum Glück zuneh-

mend weniger, aber immer noch ausreichend durch die Medien-

welt geistern, wie auch durch neue kitschige Heimatfi lme, die in

der Branche unter dem spöttischen Namen „Da-wo-die-Filme“

fi rmieren, aber auch durch eine ins Salontirolerische verkleidete

D er „Spiegel“, jenes Magazin, ohne das ich nun

schon seit vielen Jahren nicht wirklich sein kann,

titelt: „Gesundes Fasten!“ Das ist klar eines jener

„Spiegel“-Cover, die mich noch vor kurzem zu

einem gelangweilten Ächzen getrieben hätten. Aber wie auch

den weihnachtlichen und österlichen Christus-„Spiegel“-Covers

bin ich nun auch den New-Age-Gesundheits-Covers o� ener

gegenüber.

Das hat eindeutig damit zu tun, dass ich älter, mürber, ge-

brechlicher bin als noch vor ein paar Jahren. Nun, da die Welt mich

in meinen besten Jahren sieht, bröckelt es in der Selbstwahrneh-

mung längst. Deshalb lese ich halbesoterische

„Spiegel“-Gesundheits-Versprechungen. Des-

wegen mag ich seit einiger Zeit Thermalbäder.

Und deswegen haben meine Liebste und ich

unlängst etwas für uns entdeckt, was wir einst

als Inbegri� des Uncoolen gesehen hätten, hätten wir es denn

überhaupt wahrgenommen. Ich spreche von der, äh, Wellness.

An einem besonderen energetischen Tiefpunkt des ver-

gangenen Winters begaben wir beide uns nämlich mit einer

gewissen Verstohlenheit ins Seminar- und Wellnesshotel R. in

der Steiermark. Dort hatte sich die Liebste schon zuvor mit ih-

rem Büro zu einer Klausur aufgehalten, war vor lauter Klausieren

aber nicht wirklich zur Nutzung, des, äh, Wellness-Angebots

gekommen. Um mit meiner Liebsten nach einem Jahrzehnt des

Elterntums einmal zu zweit sein zu dürfen, würde ich noch ganz

andere Orte aufsuchen als ein Wellness-Hotel. Ich sagte also laut

Ja zu diesem Plan. Wir lenkten unser Auto durch die tiefwinterli-

Schickimicki-Gesellschaft, die den gemeinen

Bürger an besonders feierlichen Skitagen über

diverse Seitenblicksendungen erreicht, hat das

Tirolertum, wie es sich in der Tracht und in

trachtenähnlichen Gewandungen ausdrückt,

einen Grad der Abgewirtschaftetheit erreicht,

dass es fast schon an Selbstbeschädigung grenzt, sich noch in

ein solch ursprünglich edles Gewand zu hüllen.

Gleichzeitig mit den Ermüdungserscheinungen der Adjus-

tierung durchlebt das Land zugleich eine Krise fast aller seiner po-

litischen Institutionen, wie sie noch vor wenigen

Jahren undenkbar gewesen wäre. Der bäuerlich

designte Friede der Bei-meiner-Ehr-Politik hat

sich in ähnlicher Weise wie die Tracht als ein für

die Zukunft unbrauchbarerer Zauber erwiesen.

Zugleich jedoch kann jedermann, der aufmerksam

durch die Gegend fährt, mit Genugtuung feststellen, dass der

neobarocke alpenländische Baustil kaum noch praktiziert wird

und sich – als steinerner Beweis eines heutigen Lebensstils – im

ö� entlichen und im privaten Wohnungsbau eine Architektur ent-

wickelt hat, die keinen internationalen Vergleich mehr zu scheuen

braucht.

Die Bilder von gestern sind alt geworden, weil sich das

Land, das sie abbilden sollten, verändert hat. Daher ist es tat-

sächlich höchste Zeit für neue Bilder! ×

che und Rosseggersche östliche Steiermark und

erreichten schließlich das R., wo wir zwei Tage

lang die sogenannte Allzeit-Genuss-Pauschale

gebucht hatten.

Was soll ich Ihnen sagen? Wir genosssen.

Wir gingen sofort in die Badeanlage und drif-

teten in einem geheizten Außenbecken durch

riesige Schneewächten, wir lagen in Massage-Becken, bis wir

hungrig waren. Wir aßen ein vielgängiges, aus zahllosen heimi-

schen Bio-Produkten bestehendes Nachtmahl. Wir betrachteten

die Werke aus der Hotel-Bibliothek, die aus Manager-Wellness-

Bänden bestand – mein liebstes Buch trug den schon wieder

himmlisch bescheuerten Titel „Führen, Leisten, Leben“. Wir kehr-

ten am nächsten Morgen in die Badeanlagen zurück, um dann

nach weiterem Essen einen ausgreifenden Spaziergang in den

nachhaltig bewirtschafteten Bio-Landwirtschaften des Hotels zu

machen. Als wir zu unseren Kindern heimkehrten, fühlten wir uns

beinahe zu, äh, well.

Wir arbeiteten also hart und gestresst, bis wir beide wieder

krank wurden. Weil so alt sind wir wieder auch nicht. ×

„Der bäuerlich designte Friede der Bei-meiner-Ehr-Politik hat sich in ähnlicher Weise wie die Tracht als ein für die Zukunft unbrauchbarerer Zauber erwiesen.“

„Nun, da die Welt mich in meinen besten Jahren sieht, bröckelt es in der Selbstwahrnehmung längst.“

© B

ÖH

ME

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NACHGEFRAGT

DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Kaikoura (Neuseeland), Annapolis (USA), Altaussee

DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Gästen aus aller Welt vorzuleben, in welchem gottbegnadeten Land

wir leben dürfen

DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Einfallslosigkeit, schlechte Qualität und mangelnde Wertschätzung

Mitarbeitern und Gästen gegenüber

HOTELIER ZU SEIN, BEDEUTET ... Das ganze Jahr zu leben wie ein Gast (und der ist ja bekanntlich König)

DAS SPANNENDSTE EVENT AM ACHENSEE: Achensee Attack, Karwendelmarsch, Achenseelauf ...

ich kann mich nicht entscheiden!

DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Gastfreundschaft, Qualität, Authentizität

DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Selbstverleugnung und mangelndes Preisbewusstsein

DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Hotelbewertungsplattformen, so diese seriös geführt werden

IN HOTELS ACHTE ICH AUF ... Die 100 kleinen Dinge außerhalb der Standards

QUALITÄT BEDEUTET FÜR MICH ... Bei dem, was man tut, ein gutes Gefühl zu haben –

und unbedingt: Nachhaltigkeit

LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Vor 2 Wochen 4 Tage in Rumänien mit meinen Brüdern

und guten Freunden

MEIN LIEBLINGSPLATZ AM ACHENSEE: Auf dem Segelboot

ICH LERNE VON: Jedermann/frau jederzeit

DAS KÖNNTEN TIROLS TOURISTIKER GUT GEBRAUCHEN: Öfter und weiter über den Tellerrand schauen

14 FR AG EN A N . . .

Johannes Entner

Johannes Entner ist Hotelier und Obmann des Tourismus-verbandes Achensee.

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