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Salutogenese – gesundheitsfördernde Erziehung an Waldorfschulen 10 Bund der Freien Waldorfschulen Blickpunkt

Salutogenese – gesundheitsfördernde Erziehung an ...€¦ · Blickpunkt Nr. 10 | 11 1 Antonovsky A: Saluto-genese. Zur Entmystifizie-rung der Gesundheit. Tübingen, 1997. 2 Kabat-Zinn

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Salutogenese –gesundheitsförderndeErziehung anWaldorfschulen

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Bund der FreienWaldorfschulenBlickpunkt

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| Blickpunkt Nr. 102

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3Blickpunkt Nr. 10 |

Waldorfschule und GesundheitDie Waldorfpädagogik legt ein besonderes Augenmerk auf die gesunde Entwicklung vonKindern und Jugendlichen. Nach hundert Jah-ren Waldorfschule ist deutlich, dass Rudolf Steiners Idee einer salutogenetischen Erziehungsehr vorausschauend war.

Sind die Schüler in den unteren Klassen rot-wangig und begeistert bei der Sache, odersitzen sie blass und unruhig im Unterricht?Bewegt sich ein Jugendlicher geschmeidigund ausdrucksvoll, oder schlurft er müdeund desinteressiert durch den Raum? FürWaldorflehrer liegen in solchen Beobach-tungen wichtige Qualitätsmerkmale ihrerArbeit. Sie achten in besonderem Maße aufdie körperlichen Begleiterscheinungen ihresUnterrichts. Denn im heranwachsendenMenschen sind die körperliche, seelischeund geistige Ebene noch viel enger mitei-nander verwoben als beim Erwachsenen.Was das Kind seelisch erlebt, drückt sich un-mittelbar in körperlichen Reaktionen aus undkann dem noch bildungsfähigen Organismusdauerhaft eingeprägt werden. In Kindheitund Jugend werden physiologische Anla-gen ausgebildet, die die spätere Gesundheitoder Krankheit maßgeblich beeinflussen

können. Die Auf-gabe von Erzie-hung und Unter-richt besteht alsoauch darin, einemöglichst gesundephysische Entwick-

lung zu ermöglichen, damit der Körper im späteren Leben ein gutes Werkzeug für die Verwirklichung der seelischen und geis-tigen Impulse des Menschen sein kann.

Der Erzieher soll sich in der Ausübung seiner Kunst verhaltenwie der Gärtner, der eine Pflanzein den Boden setzt und pflegt. R U D O L F S T E I N E R

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| Blickpunkt Nr. 104

Gesundheit als ZeitforderungGesundheit ist ein hohes Gut. Sie stellt die Grundlage mensch-licher Freiheit, Kreativität und Verantwortlichkeit dar.

Die Weltgesundheitsorganisation hat 1986 in der Ottawa-Charta die Gesundheitsförderung zu einer weltweitenForderung erhoben und schon damals einen ganzheitli-chen Gesundheitsbegriff zugrunde gelegt, der auch see-lische und soziale Aspekte umfasst. Der israelisch-ameri-kanische Arzt Aaron Antonovsky untersuchte die Entste-hung von Gesundheit (Salutogenese) und zeigte, wie dieinnere Einstellung eines Menschen, sein Gefühl von Ver-stehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit des Le-bens, Gesundheit und Krankheit beeinflussen können.1

Sehr viele Menschen erfahren heute die gesundheits-schädliche Wirkung von Stress, Angst und Depressionen.Übungen zur körperlichen und geistigen Achtsamkeitwerden daher nicht mehr nur als entspannend, sondernals gesundheitsfördernd angesehen.2 Die medizinischeForschung zeigt, auf welche Weise seelische Erlebnissedirekt auf leibliche Vorgänge wie Pulsschlag und Atem,Verdauungstätigkeit oder das Immunsystem wirken. Wirwissen heute auch, dass Stress in der frühen Kindheit einegeradezu toxische Wirkung auf die körperliche, sozialeund kognitive Entwicklung haben kann.3 Die physiologi-schen Grundlagen des Lernens sind gut erforscht,4 undder Zusammenhang zwischen Gesundheit und schuli-scher Leistungsfähigkeit hat das Bewusstsein für die Be-deutung schulischer Gesundheitsförderung verstärkt.5

Der salutogenetische Ansatz der Waldorfschulen ist daherheute noch aktueller als zur Zeit ihrer Begründung vor100 Jahren.

Die ganze Unterrichts- und Erziehungsmethode der Waldorfschule ist ja daraufhinorientiert, gesundend auf dasKind zu wirken.R U D O L F S T E I N E R

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5Blickpunkt Nr. 10 |

Zusammenhang zwischen Unterricht und GesundheitZur Zeit der Begründung der Waldorfschule gab es noch keinepsychosomatische Medizin, und doch wies Rudolf Steinerschon damals dezidiert auf die physiologischen Auswirkungenvon Erziehung und Unterricht hin.6

„Was im kindlichen Alter in die Seele aufgenommenwird, das erscheint im Erwachsenen als gesunde oderkranke Körperverfassung. Denn im Kinde überträgt sichjeder seelische Impuls in gesunde oder kranke Atmung,in gesunde oder kranke Zirkulation, in gesunde oderkranke Verdauungstätigkeit. Was da Krankes entsteht,fällt oft am Kinde noch nicht auf. Aber der Keim wächstmit dem Menschen heran, und manche chronischeKrankheit der vierziger Jahre des Menschen ist das Er-gebnis der Seelenverbildung im ersten oder zweiten Le-bensjahrzehnt.“7 Psychosomatische Wirkungen schuli-schen Unterrichts werden durch die neuere Forschungvielfach bestätigt.8 Steiner wies allgemein auf die Wir-kung einer Erziehungsmethodik hin, die primär auf intel-lektuelles Verständnis ausgerichtet ist: „Wenn wir dasKind [zu früh] zu viel denken lassen, dann versetzen wirin den Organismus die Anlage zu einer frühen Sklerose,zu einer frühen Arterienverkalkung.“9 Das Kind müssegedankliches Verständnis vielmehr aus dem Erleben derUnterrichtsinhalte durch künstlerische und praktische Tätigkeit entwickeln. Schon in den 1920er-Jahren diagnostizierte Steiner eine weitverbreitete körperliche Unbeweglichkeit: VieleErwachsene seien zu stark verfestigt, sie trügen ihren Körper „gewissermaßen wie eine hölzerne Maschine“ mitsich herum. Dagegen wirke eine Erziehung, die mit demKind altersgemäß und in erlebnishaft-künstlerischerWeise arbeite, so auf die körperliche Entwicklung, dasssich der Mensch später im Leben in seinem Leib wohl-fühle, dass ihm jeder Schritt, jede Handlung Freude machen könne.

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| Blickpunkt Nr. 106

Aspekte des Gesundheitsbegriffs der WaldorfpädagogikDie Waldorfpädagogik sieht einen engen Zu-sammenhang zwischen der Psyche des Men-schen und den Kräften, die seinen Organis-mus aufbauen und gesund erhalten. Für dasSeelische unterscheidet sie insbesondere zwischen Erkennen und Handeln, zwischendistanziert betrachtendem Bewusstsein undherzhaft zupackendem Tun.

Die leiblichen Grundlagen des Bewusst-seins liegen im Nerven- und Sinnes-Sys-tem mit dem Kopf als Zentrum, währendder Wille im unbewussten Stoffwechsel-system wurzelt und sich vor allem in denBewegungen der Gliedmaßen verwirk-licht. In Bezug auf die organischen Le-benskräfte wirkt das Bewusstsein abbau-end – eine Tatsache, die man am Phäno-men der Ermüdung nach intellektuellerAnstrengung leicht beobachten kann. DerStoffwechsel dagegen baut auf, drängtaber das Bewusstsein zurück (z.B. in derMüdigkeit nach dem Essen). Im Herz- undAtmungssystem liegt die schwingendeMitte, die die beiden Pole rhythmisch ver-bindet und ausgleicht. Für die Waldorf-pädagogik liegt eine wesentliche Grund-lage der Gesundheit in einem rhythmi-schen Wechselspiel zwischen körper-lichem Aufbau und Abbau, zwischen Wachen und Schlafen, Erkennen und Tun.10

Das gesunde Zusammenspiel der körper-lichen und seelischen Funktionen muss inder Kindheit und Jugend erst stabil aus-gebildet werden. Eine Überbeanspru-chung der wachen Aufmerksamkeit (alsodes Nerven-Sinnes-Systems) könnte zueinem vorherrschenden subtilen Abbauführen, der sich im späteren Leben mögli-cherweise in körperlichen Verhärtungen(Verkalkung, Arthrose etc.) zeigen kann.

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7Blickpunkt Nr. 10 |

Empirische Studien zur gesundheitlichenWirkung der Waldorf-pädagogikDie Gesundheit von Waldorfschülern wurde in verschiedenen Studien wissenschaftlich untersucht.

Berner KinderstudieEine Elternbefragung zu Gesundheit undLebensstil, die 2006 in der Schweiz durch-geführt wurde, verglich rund 170 vier- bisachtjährige Kinder aus öffentlichen Kin-dergärten und Schulen mit 70 Waldorfkin-dergarten- und Waldorfschulkindern.11

Die Waldorfkinder litten seltener unter Al-lergien (2% an Heuschnupfen gegenüber18% der Kinder aus öffentlichen Einrich-tungen, 8 % vs. 16 % an Neurodermitisund 5 % vs. 11 % an Asthma). Erkältungentraten bei den Kindern beider Gruppenähnlich häufig auf, die Waldorfkinder hatten aber viel seltener eine Hals- oderMittelohrentzündung (10 % vs. 95% einbis drei Mal im Jahr). Die Waldorfkinderwaren im Schnitt länger gestillt worden,erhielten seltener Antibiotika oder fieber-senkende Mittel und waren deutlich sel -tener gegen Masern, Mumps, Röteln undKeuchhusten geimpft. 84% der Waldorf-kinder (48% der Vergleichsgruppe) spiel-ten keine Computerspiele und 64% (ge-genüber 16%) sahen nie fern. Der Bil-dungsstand der Waldorfeltern war imSchnitt höher, die ökonomische Situationaber etwas schlechter als in der Ver-gleichsgruppe. 70% der Waldorfelternhatten eine anthroposophische oder sons-tige spirituelle oder religiöse Lebensein-stellung, in der Vergleichsgruppe warenes 26 %. Die Studie zeigt, dass eine spiri-tuelle Lebensorientierung die Wahl einerganzheitlichen Erziehungsmethode undeinen gesundheitsfördernden Lebensstilbegünstigt.

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| Blickpunkt Nr. 108

Häufigkeiten verschiedener Erkrankungenund Beschwerdenbei ehemaligenWaldorfschülernund in der Kontrollgruppe(Krankheiten: lebens-lang, ärztlich diag-nostiziert; Beschwer-den: im vergangenenJahr, Selbsteinschät-zung). Schwarze Bal-ken: 95% Konfidenz-intervalle (KI). BeiKrankheiten und Beschwerden, beidenen die KIs zwi-schen Waldorf- undKontrollgruppe nichtüberlappen, liegt einstatistisch signifikan-ter Unterschied vor.Ein � bedeutet einensignifikanten Unter-schied nach Adjustie-rung für bekannteEinflussfaktoren, ein� eine zusätzlicheVerbesserung für dieehemaligen Waldorf-schüler, wenn das Elternhaus anthropo-sophisch orientiertwar.1) body-mass-index > 30

WaldorfschülerN = 1.136KontrolleN = 1.746

Allergie-StudienÄhnlich wie in der Berner Studie hatteschon eine viel beachtete schwedischeUntersuchung von rund 300 Waldorfschü-lern und 380 Schülern aus staatlichenSchulen (5–13 Jahre alt) gezeigt, dassWaldorfschüler signifikant seltener an Allergien leiden (Asthma 6% gegenüber17%, Heuschnupfen 7% vs. 14%, Neuro-dermitis 3% vs. 9%).12 Die Tendenz die-ser Ergebnisse wurde in einer internatio-nalen Folgestudie an 14.900 fünf- bis drei-zehnjährigen Kindern (davon 4.600 Wal-dorfschüler) in Deutschland, Österreich,der Schweiz, den Niederlanden undSchweden bestätigt.13 Die unterschiedli-che Häufigkeit von Allergien bei Waldorf-und Regelschulkindern war immer nochdeutlich und fiel dann besonders signi -fikant aus, wenn die Waldorfkinder auseinem anthroposophisch orientierten El-ternhaus kamen.14 Als mögliche messbareEinflussfaktoren wurden eine deutlich ge-ringere Verwendung von Antibiotika undfiebersenkenden Mitteln sowie eine ge-ringere Impfrate identifiziert.15

Ehemaligen-StudienOb der Besuch einer Waldorfschule auchFolgen für die lebenslange Gesundheithat, wurde in einer 2007 publizierten Studie untersucht. Bei 1.100 ehemaligenWaldorfschülern traten chronische Er-krankungen wie Arthrose, Rheuma, Blut-hochdruck und Diabetes deutlich seltenerauf als im bundesdeutschen Durch-schnitt.16 In einer methodisch abgesicher-ten Nachfolgestudie wurden weitere1.100 Waldorfabsolventen im Alter zwi-schen 20 und 80 Jahren direkt mit 1.700Personen verglichen, die keine Waldorf-schule besucht hatten.17 Die ehemaligenWaldorfschüler litten deutlich seltenerunter Arthrose (-30%), Gleichgewichts-störungen (-45%), Gelenkschmerzen (-40%), Rückenschmerzen (-20%), Magen-Darm-Beschwerden (-20%) und Schlaf-störungen (-30%). Diese Unterschiedewaren unabhängig vom Gesundheitsver-

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Häufigkeit in % 0 10 20 30 40 50

Bund der Freien Waldorfschulen

9Blickpunkt Nr. 10 |

�� Arthrose

Bluthochdruck

� Rheuma

� Diabetes

� Krebs

� Depression

�� Heuschnupfen

Übergewicht1

�� Gleichgewichts-störungen

�� Gelenkschmerzen

� Rückenschmerzen

�� Magen-Darm-Beschwerden

� Schlafstörungen

Kopfschmerzen

Erkältung

Krankheiten

Beschwerden

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halten (Sport, Ernährung, Rauchen, Alkoholkonsum, Frei-zeitgestaltung), von der eigenen Bildung und auch vomBildungsstand des Elternhauses und anderen Einflussfak-toren der Kindheit (in der Grafik gekennzeichnet mit �).Bei Bluthochdruck, Rheuma, Diabetes, Übergewichtigkeitund Kopfschmerzen hing die bessere Gesundheit derWaldorfgruppe vor allem mit dem durchschnittlich höhe-ren Bildungsstand der Waldorf-Eltern zusammen. FürAsthma, Neurodermitis und Erkältungen ergaben sichkeine auffälligen Unterschiede. Ehemalige Waldorfschü-ler mit „spürbarer anthroposophischer Lebensorientie-rung“ im Elternhaus (430 von 1.100) waren noch einmaldeutlich gesünder, unabhängig vom allgemeinen Bil-dungsstand der Eltern (für Arthrose, Rheuma, Diabetes,Krebs, Depression, Heuschnupfen, Gleichgewichtsstörun-gen, Gelenkschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden;gekennzeichnet mit � in der Grafik).18

Diese Studien zeigen erstmals einen möglichen Zusam-menhang zwischen lebenslanger Gesundheit und der Artder besuchten Schule. Volkskrankheiten wie Arthrose,Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen und Schlafstörun-gen verursachen außer individuellem Leiden hohe gesell-schaftliche Kosten. Hier zeigt die Waldorfpädagogik ihrsalutogenetisches Potenzial auch unter gesundheitsöko-nomischen Gesichtspunkten.

Für eine Pädagogik, die sich an der Individualität des Kin-des orientiert, können statistische Untersuchungen letzt-lich aber nur eingeschränkte Bedeutung haben. Gesund-heit ist ein höchst individueller Zustand und nur durch individuelle Bemühungen zu erlangen und aufrechtzu- erhalten.

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11Blickpunkt Nr. 10 |

1 Antonovsky A: Saluto-genese. Zur Entmystifizie-rung der Gesundheit. Tübingen, 1997. 2 Kabat-Zinn J: Zur Besinnung kommen. DieWeisheit der Sinne undder Sinn der Achtsamkeitin einer aus den Fugen geratenen Welt. Freiburg,2008.3 Shonkoff JP et al: The lifelong effects of earlychildhood adversity andtoxic stress. Paediatrics,129, 2012, e 232–246.4 Rittelmeyer C: Päda -gogische Anthropologie des Leibes. Biologische Voraussetzungen der Erziehung und Bildung. Weinheim, 2002. 5 Paulus P: Bildungs -förderung durch Gesund-heit. Bestandsaufnahmefür eine gute gesundeSchule. Weinheim, 2010.Vgl.auch www.anschub.de.6 Steiner R: Unterrichtund Gesundheit. Hrsg.von T Zdarzil. Stuttgart,2006. | Steiner R: Wir-kungen der Schule im Lebenslauf. Hrsg. von KRittersbacher. Basel, 1975.7 Steiner R: Die Metho-dik des Lehrens und dieLebensbedingungen des Erziehens. GA 308,Vortrag vom 11.4.1923.Dornach 1979, S. 92.8 vgl. Zdrazil T: Gefähr-dung und Schutz einer gesunden Kindheit durchdie Schule. In: Loebell P,

Schuberth E (Hrsg.):Menschlichkeit in Päda-gogik und Erziehungswis-senschaft. Bad Heilbrunn,2012. 9 Steiner R: Gegenwärti-ges Geistesleben und Er-ziehung. GA 307, Vortragvom 11.8.1923. Dornach1986, S. 123.10 Marti T: Wie kannSchule die Gesundheit fördern? Erziehungskunstund Salutogenese. Stutt-gart, 2006. | Vgl. auchZdrazil T: Die Bedeutungder Gesundheitswissen-schaften für das pädago-gische Denken. Der ge-sundheitsfördernde An-satz der Waldorfpädago-gik. In: Paschen H(Hrsg.): Erziehungswis-senschaftliche Zugängezur Waldorfpädagogik.Wiesbaden, 2010.11 Marti T, Heusser P: Gesundheit vier- bis acht-jähriger Kinder vor demHintergrund des familiä-ren Lebensstils. Eine re-trospektive Querschnitt-studie an Kindern ausSchulen in der Stadt Bernund Umgebung. Bern,2009.12 Alm JS et al.: Atopy inchildren of families withan anthroposophic life-style. Lancet, 353, 1999, S. 1485–1488.13 Alfvén T et al.: Aller-gic diseases and atopicsensitization in childrenrelated to farming and

anthroposophic lifestyle –the PARSIFAL study. Allergy, 61, 2006, S. 414–421.14 Neumeister N: Aller -gische Erkrankungen undAspekte des anthroposo-phischen Lebensstils. Dissertation. Institut fürSozial- und Präventiv -medizin, UniversitätBasel, 2007, S. 13–15.15 Flöistrup H et al.: Allergic disease and sensi-tization in Steiner schoolchildren. J Allergy Clin Immunol., 117, 2006, S. 59–66.16 Büssing A et al. In:Barz H, Randoll D(Hrsg.): Absolventen von Waldorfschulen.Wiesbaden, 2007.17 Fischer F et al.: The effect of attending Steinerschools during childhoodon health in adulthood: A multicentre cross-sectional study. PLOSone, 8(9), 2013, e73135.www.plosone.org. | Sieheauch: Hueck C: Sind ehe-malige Waldorfschülergesünder? Erziehungs-kunst 1/2014, S. 48–53.18 Hueck und Fischer, unveröffentlichte Ergeb-nisse.

Zum Autor: Prof. Dr. ChristophHueck ist Natur -wissenschaftler und Dozent für Waldorf-pädagogik.

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Waldorfschule

Gedruckt auf Blauer-Engel-Recyclingpapier(gemäß RAL-UZ 14)BP_10/10.2019_5.000

Herausgeber:Bund der Freien WaldorfschulenPresse- und ÖffentlichkeitsarbeitVerantwortlich: Henning Kullak-UblickKaiser-Wilhelm-Str. 89, 20355 HamburgTelefon 040. 34107699-0, Fax [email protected] | waldorfschule.defacebook.com/waldorfschuleStand: Oktober 2019

Redaktion: Celia SchönstedtText: Prof. Dr. Christoph HueckGestaltung: www.lierl.de, Fotos: www.lottefischer.de

Blickpunkt Bestellungen: waldorfschule-shop.de

Blickpunkt ist eine Publikation, die in unregelmäßigen Abständen kurz und knappüber Waldorfschulen und WaldorfpädagogikAuskunft gibt.

Bisher erschienen:

Blickpunkt 1: Was bedeutet Waldorf-schule ? Eine Orientierung

Blickpunkt 2: Die Wissenschaftlichkeit der Lehrerbildung an Waldorfschulen

Blickpunkt 3: Lehrerbildung anHochschulen und Seminaren im Bund der Freien Waldorfschulen

Blickpunkt 4: Waldorflehrer werden –Bildung fürs Leben

Blickpunkt 5: Prüfungen und Abschlüsse an Waldorfschulen

Blickpunkt 6: Erlebnispäda-gogik und Waldorfschulen –mit allen Sinnen Mensch werden

Blickpunkt 7: 21 Fragen – oder was Sie schon immer über die Waldorfschule wissen wollten ...

Blickpunkt 8: Waldorf-pädagogik und Inklusion

Blickpunkt 9: Sieben Kernforderungen an die Bildungspolitik

Blickpunkt 10: Salutogenese –gesundheitsfördernde Erziehung an Waldorfschulen

Blickpunkt 11: Eltern an der Waldorfschule

In English:

Perspectives 1: Steiner/Waldorf Education – A Short Guide

Perspectives 7: Frequently Asked Question about Steiner/Waldorf Schools

Die Wissenschaftlichkeitder Lehrerbildung an Waldorfschulen

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Lehrerbildung anHochschulen und Seminaren im Bund derFreien Waldorfschulen

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Was bedeutetWaldorfschule? Eine Orientierung

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Waldorflehrer werden – Bildung fürs Leben

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Prüfungen und Abschlüsse an Waldorfschulen

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Erlebnispädagogik und Waldorfschulen –mit allen Sinnen Mensch werden

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21 Fragen – oder wasSie schon immer überdie Waldorfschule wissen wollten ...

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, 20355 Hamburg

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Bund der FreienWaldorfschulen

Sieben Kernforderungen an die Bildungspolitik

, 20355 Hamburg

T , Fax -9p , www.waldorfschule.dew

, Fotos: www.lottefischer.de

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Was bedeutetWaldorfschule? Eine Orientierung

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Was bedeutetWaldorfschule? Eine Orientierung

, die in unregel-m

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Eltern an derWaldorfschule

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Bund der FreienWaldorfschulen

Steiner/Waldorf Education – A Short Guide

Perspectives

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21 Frequently AskedQuestions about Steiner/Waldorf Schools

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Bund der FreienWaldorfschulen

Perspectives (english)