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?*? Donnerstag, 28. Juni 2012 LITERATUR AM WOCHENENDE SACHBÜCHER 1 Sarrazin: Europa braucht den Euro nicht DVA; 22,99 Euro 2 Dobelli: Die Kunst des klaren Denkens Hanser; 14,90 Euro 3 Di Borgo: Ziemlich beste Freunde Hanser; 14,90 Euro 4 Möller: Expedition zu den Polen Malik; 14,99 Euro 5 Graeber: Schulden Klett-Cotta; 26,95 Euro 6 Kahnemann: Schnelles Denken, langsames Denken Siedler; 26,99 Euro 7 Koch: Zwei Leben adeo; 17,99 Euro 8 Grimm: Vom Verzehr wird abgeraten Droemer; 18 Euro 9 Gauck: Freiheit Kösel; 10 Euro 10 Zamoyski: 1812. Napoleons Feldzug in Russland C.H. Beck; 29,95 Euro (Quelle: Der Spiegel) BELLETRISTIK 1 Jonasson: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand Carl’s Books; 14,99 Euro 2 Leon: Reiches Erbe Diogenes; 22,90 Euro 3 Bannalec: Bretonische Verhältnisse Kiepenheuer & Witsch; 14,99 Euro 4 Cast / Cast: Bestimmt Fischer FJB; 16,99 Euro 5 Collins: Die Tribute von Panem. Gefährliche Liebe Oetinger; 17,95 Euro 6 Collins: Die Tribute von Panem. Flammender Zorn Oetinger; 18,95 Euro 7 Joyce: Die unwahrscheinli- che Pilgerreise des Harold Fry Krüger; 18,99 Euro 8 Collins: Die Tribute von Panem: Tödliche Spiele Oetinger; 17,90 Euro 9 Rose: Todesherz Knaur; 16,99 Euro 10 Adler-Olsen: Das Alphabethaus dtv premium; 15,90 Euro BESTSELLER präsentiert von Zumindest nicht den der an- deren. In seinem neuen Buch „Komische Deutsche“ teilt der ehemalige Titanic-Chefredak- teur wieder lustvoll aus. Und vor den fein gedrechselten Ti- raden des in Aschaffenburg lebenden Satirikers kommt kaum ein Mitglied der Spezies Deutscher davon. Das Land ist groß, seine Be- wohner sind bisweilen kauzi- ge Zeitgenossen. Lebendiges Anschauungsmaterial für sei- ne erstmals in verschiedenen Tageszeitungen und Magazi- nen erschienenen Porträts, Glossen und Gedichte findet Gsella im Übermaß. Von den üblichen Verdächtigen wie der Bundeskanzlerin und Thi- lo Sarrazin über die wirrköpfi- ge linksautonome Berliner Szene und den Neonazi Hol- ger „Superbirne“ Apfel bis hin zum durchschnittlichen Leser der Abo-Zeitschrift „ADAC Motorwelt“ – es gibt so viele lohnende Ziele. Entscheidend ist es aller- dings, sie möglichst da zu treffen, wo es wehtut. Gsella jedenfalls erweist sich seit je- her als furchtloser Humorist, der keinem verbalen Zwei- kampf aus dem Weg geht. Im Wortsinne verscherzte er es sich schließlich schon vor Jahren mit Lokalpatrioten aus der gesamten Republik, als er auf „Spiegel online“ begann, „Ihre Stadt im Schmähge- dicht“ ebenso boshaft wie präzise niederzureimen. Und als Chefredakteur der ziem- lich schmerzfreien „Titanic“ durfte er sich regelmäßig auch juristisch für das Frank- furter Blatt verantworten. Gsella weiß also, was in Sa- chen Satire geht – und kostet die reichen Möglichkeiten ge- nussvoll aus. Atemlos liest man da etwa die Biografie eines gewissen Guido Westerwolle, ein „Knit- terpickel und Atomschlumpf, dessen greuelhaftes Leben hier mit Abscheu und Getreu- lichkeit beschrieben wird“. Und tatsächlich, es folgt ein splatterhartes „Schauermär- chen mit Guido“ – nichts für Leser unter 18. Auch in den Kategorien Witz, Klamauk und Zote fühlt sich Gsella zuhause. Große Freude entwickelt er etwa, wenn in Köln laut „Stadtan- zeiger“ ein Predigtstreit zwi- schen den Theologen Pfarrer Kurt-Werner Pick, Weihbi- schof Klaus Dick und Stadtsu- perintendent Karl Schick aus- bricht. Zum Schlichten der Posse wurde übrigens Präses Manfred Kock bestellt. Kock, Schick, Pick, Dick: Den schönsten Schabernack treibt immer noch das Leben – wenn man ihn wie Thomas Gsella in die entsprechende Form zu gießen weiß. Auch schön böse: Wenn Eva Padberg und Claudia Schiffer in die Elendsregionen der Welt reisen, um für Unicef wehrlosen Kindern die Köpfe zu tätscheln, fühlt sich der Mann herausgefordert. Unter einem Bild des blonden deutschen Ex-Models mit ei- ner Kindergruppe findet sich folgende schöne Sentenz: „Claudia Schiffer war von ih- rer Zeit als Unicef-Botschafte- rin eher von bengalischen Waisen angetan. ,Von wegen Waisen – das sind alles Anal- phabeten‘“. Wenn Witze, dann bitte genau solche. Thomas Gsella: Komische Deutsche. 224 Seiten. Carl’s Books. 14,99 Euro. THOMAS GSELLA geht gerne dahin, wo es weh tut Scherz und Schmerz Von Björn Gauges Humorist: Diese Berufs- bezeichnung klingt in et- wa so gefährlich wie ei- ne lauwarme Tasse Ka- millentee. Wer je ein Buch von Thomas Gsella in der Hand gehalten hat, wird allerdings fest- stellen: Ein wahrer Hu- morist kennt Scherz nicht ohne Schmerz. Thomas Gsella – hier hat er schon sein nächstes Opfer im Visier. Foto: dpa René El Khazraje, Jahrgang 1976, galt in den 90er Jahren als einer der talentiertesten HipHopper Deutschlands doch dann kam der Bruch. Die Karriere floppte und der Braunschweiger führte fortan ein bürgerliches Leben. Die Erfüllung war das nicht. Das ist die Vorgeschichte seines Buches. Doch dann verschenkt MC René sein Hab und Gut und macht sich auf den langen Weg, um auf die Bühne zu- rückzukommen. Das ist der Kern seiner auf Papier ge- brachten Geschichte. Und es ist die fixe Idee, der neue Le- bensplan von MC René. He- rausgekommen ist dabei ein schnell zu lesender, unterhalt- samer Reiseroman des Neu- Comedians. Klar: Hier und da hätte es sicher mehr Wortwitz sein dürfen. Vielleicht hätte das den Fluss der Erzählung aber auch gestört. Allerdings: Auch wenn MC René quer durch die Republik reist, viele Städte entdeckt, nimmt der Autor den Leser nicht wirklich mit dorthin. Denn er beschreibt und analysiert in den kurzen, oft lustigen selten grotesken Episoden zu wenig, was und wen er sieht. Das ist schade. Denn hier lässt der Ex-Rapper viel Poten- zial seiner Erzählung brach liegen, schreibt mehr im Stile eines Blogs, eines Tagebuchs für ein großes Publikum. Ein literarisches Werk ist sein Buch daher nicht. Für den Ur- laub am Strand aber schon. Oder für Fahrten mit der Deutschen Bahn – mit oder ohne Bahncard. MC René: Alles auf eine Karte. Wir sehen uns im Zug. 272 Seiten. rororo. 9,99 Euro. Von Thomas Bertz MC RENÉ fährt als Comedian quer durchs Land Ein Rapper schult um Er hat im wahrsten Sinne des Wortes alles auf ei- ne Karte gesetzt: MC Re- né hat sich eine Bahn- card 100 gekauft, ist durch die Republik ge- tingelt, um Comedian zu werden und hat ein kurz- weiliges Buch darüber geschrieben. MC René setzte alles auf eine Karte, gab seine Wohnung auf und fuhr mit dem Zug. Foto: Fabian Stürtz Der Historiker und Publizist Karl Schlögel ist in Wolfsburg mit dem Hoffmann-von-Fal- lersleben-Preis für zeitkriti- sche Literatur ausgezeichnet worden. Der alle zwei Jahre vergebene Preis ist mit 15 000 Euro dotiert. Die Jury erklärte, Schlögel sei durch die Verbin- dung von erzählter Geschich- te und zeithistorischer Diag- nose einem großen Leserkreis bekanntgeworden. Sein jüngs- tes Buch „Terror und Traum – Moskau 1937“, das russischen Menschenrechtsaktivisten ge- widmet ist, sei „ein großer Wurf“. Schlögel ist Professor für osteuropäische Geschichte in Frankfurt/Oder. Geschichte als „großer Wurf“ „Mister Aufziehvogel“ von Haruki Murakami finde ich sensationell. Und kürzlich habe ich von Elfriede Jelinek „Die Winterreise“ ge- lesen. Auch sehr gut. Jan Plewka (41) ist Sän- ger von Selig. DAS LESE ICH JAN PLEWKA „Winterreise“ Sehr gut Das Museum für Moderne Kunst (MMK) und das Litera- turhaus Frankfurt gehen eine Kooperation ein. Unter dem Titel „Acht Betrachtungen“ planen sie eine gemeinsame Veranstaltungsreihe: An vier Abenden sprechen acht Auto- ren über acht Kunstwerke aus der Sammlung des MMK. Mit der Aktion sollen „Schnittstel- len zwischen Kunst und Lite- ratur, zwischen jüngeren Au- toren und Bildender Kunst, zwischen Text und Werk, zwi- schen Zuschauer und Betrach- ter“ geschaffen werden, er- klärten die Organisatoren. Konkret entscheiden sich die Literaten aus den über 4500 Werken der Kunst- sammlung für jeweils eines und schreiben ihre Eindrücke auf. Die Texte sollen einer Vortragslänge von etwa 20 Minuten entsprechen. Die Art des Vortrags bleibt den Auto- ren überlassen. Zu den vier Lesungen im Zeitraum von Oktober diesen und Mai nächsten Jahres kommen je- weils zwei Autoren. Die acht Literaten sind: Helene Hege- mann, Peggy Mädler, Thomas Pletzinger, Leif Randt, Judith Schalansky, Annika Scheffel, Sasa Stanicic und Thomas von Steinaecker. Acht Literaten – acht Kunstwerke

Scherz und Schmerz - Thomas Gsella€¦ · „Claudia Schiffer war von ih-rer Zeit als Unicef-Botschafte-rin eher von bengalischen Waisen angetan. ,Von wegen Waisen – das sind alles

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Page 1: Scherz und Schmerz - Thomas Gsella€¦ · „Claudia Schiffer war von ih-rer Zeit als Unicef-Botschafte-rin eher von bengalischen Waisen angetan. ,Von wegen Waisen – das sind alles

?*? Donnerstag, 28. Juni 2012 LITERATUR AM WOCHENENDE

SACHBÜCHER 1 Sarrazin:

Europa brauchtden Euro nichtDVA;22,99 Euro

2 Dobelli:Die Kunst desklaren DenkensHanser;14,90 Euro

3 Di Borgo:Ziemlich beste FreundeHanser; 14,90 Euro

4 Möller:Expedition zuden PolenMalik;14,99 Euro

5 Graeber: SchuldenKlett-Cotta;26,95 Euro

6 Kahnemann: Schnelles Denken,langsames DenkenSiedler; 26,99 Euro

7 Koch:Zwei Lebenadeo;17,99 Euro

8 Grimm:Vom Verzehrwird abgeratenDroemer; 18 Euro

9 Gauck: FreiheitKösel; 10 Euro

10 Zamoyski:1812. NapoleonsFeldzug in RusslandC.H. Beck; 29,95 Euro

(Quelle: Der Spiegel)

BELLETRISTIK 1 Jonasson:

Der Hundertjährige,der aus dem Fensterstieg und verschwandCarl’s Books; 14,99 Euro

2 Leon:Reiches ErbeDiogenes; 22,90 Euro

3 Bannalec:BretonischeVerhältnisseKiepenheuer & Witsch;14,99 Euro

4 Cast / Cast:BestimmtFischer FJB;16,99 Euro

5 Collins: Die Tribute von Panem. Gefährliche LiebeOetinger; 17,95 Euro

6 Collins:Die Tributevon Panem.Flammender ZornOetinger; 18,95 Euro

7 Joyce:Die unwahrscheinli-che Pilgerreise desHarold FryKrüger; 18,99 Euro

8 Collins: Die Tribute von Panem: Tödliche SpieleOetinger; 17,90 Euro

9 Rose: TodesherzKnaur; 16,99 Euro

10 Adler-Olsen: Das Alphabethausdtv premium;15,90 Euro

BESTSELLERpräsentiert von

Zumindest nicht den der an-deren. In seinem neuen Buch„Komische Deutsche“ teilt derehemalige Titanic-Chefredak-teur wieder lustvoll aus. Undvor den fein gedrechselten Ti-raden des in Aschaffenburglebenden Satirikers kommtkaum ein Mitglied der SpeziesDeutscher davon.

Das Land ist groß, seine Be-wohner sind bisweilen kauzi-ge Zeitgenossen. LebendigesAnschauungsmaterial für sei-ne erstmals in verschiedenen

Tageszeitungen und Magazi-nen erschienenen Porträts,Glossen und Gedichte findetGsella im Übermaß. Von denüblichen Verdächtigen wieder Bundeskanzlerin und Thi-lo Sarrazin über die wirrköpfi-ge linksautonome BerlinerSzene und den Neonazi Hol-ger „Superbirne“ Apfel bis hinzum durchschnittlichen Leserder Abo-Zeitschrift „ADACMotorwelt“ – es gibt so vielelohnende Ziele.

Entscheidend ist es aller-dings, sie möglichst da zutreffen, wo es wehtut. Gsellajedenfalls erweist sich seit je-her als furchtloser Humorist,der keinem verbalen Zwei-kampf aus dem Weg geht. ImWortsinne verscherzte er essich schließlich schon vorJahren mit Lokalpatrioten ausder gesamten Republik, als erauf „Spiegel online“ begann,„Ihre Stadt im Schmähge-dicht“ ebenso boshaft wiepräzise niederzureimen. Undals Chefredakteur der ziem-

lich schmerzfreien „Titanic“durfte er sich regelmäßigauch juristisch für das Frank-furter Blatt verantworten.Gsella weiß also, was in Sa-chen Satire geht – und kostetdie reichen Möglichkeiten ge-nussvoll aus.

Atemlos liest man da etwadie Biografie eines gewissenGuido Westerwolle, ein „Knit-terpickel und Atomschlumpf,dessen greuelhaftes Lebenhier mit Abscheu und Getreu-lichkeit beschrieben wird“.Und tatsächlich, es folgt einsplatterhartes „Schauermär-chen mit Guido“ – nichts fürLeser unter 18.

Auch in den KategorienWitz, Klamauk und Zote fühltsich Gsella zuhause. GroßeFreude entwickelt er etwa,wenn in Köln laut „Stadtan-zeiger“ ein Predigtstreit zwi-schen den Theologen PfarrerKurt-Werner Pick, Weihbi-schof Klaus Dick und Stadtsu-perintendent Karl Schick aus-bricht. Zum Schlichten der

Posse wurde übrigens PräsesManfred Kock bestellt. Kock,Schick, Pick, Dick: Denschönsten Schabernack treibtimmer noch das Leben –wenn man ihn wie ThomasGsella in die entsprechendeForm zu gießen weiß.

Auch schön böse: WennEva Padberg und ClaudiaSchiffer in die Elendsregionender Welt reisen, um fürUnicef wehrlosen Kindern dieKöpfe zu tätscheln, fühlt sichder Mann herausgefordert.Unter einem Bild des blondendeutschen Ex-Models mit ei-ner Kindergruppe findet sichfolgende schöne Sentenz:„Claudia Schiffer war von ih-rer Zeit als Unicef-Botschafte-rin eher von bengalischenWaisen angetan. ,Von wegenWaisen – das sind alles Anal-phabeten‘“. Wenn Witze,dann bitte genau solche.

Thomas Gsella: KomischeDeutsche. 224 Seiten. Carl’sBooks. 14,99 Euro.

THOMAS GSELLA geht gerne dahin, wo es weh tut

Scherz und SchmerzVon Björn Gauges

Humorist: Diese Berufs-bezeichnung klingt in et-wa so gefährlich wie ei-ne lauwarme Tasse Ka-millentee. Wer je einBuch von Thomas Gsellain der Hand gehaltenhat, wird allerdings fest-stellen: Ein wahrer Hu-morist kennt Scherznicht ohne Schmerz.

Thomas Gsella – hier hat er schon sein nächstes Opfer im Visier. Foto: dpa

René El Khazraje, Jahrgang1976, galt in den 90er Jahrenals einer der talentiertestenHipHopper Deutschlands –doch dann kam der Bruch.Die Karriere floppte und derBraunschweiger führte fortanein bürgerliches Leben. DieErfüllung war das nicht. Dasist die Vorgeschichte seinesBuches.

Doch dann verschenkt MCRené sein Hab und Gut undmacht sich auf den langenWeg, um auf die Bühne zu-rückzukommen. Das ist derKern seiner auf Papier ge-brachten Geschichte. Und esist die fixe Idee, der neue Le-bensplan von MC René. He-

rausgekommen ist dabei einschnell zu lesender, unterhalt-samer Reiseroman des Neu-Comedians.

Klar: Hier und da hätte essicher mehr Wortwitz seindürfen. Vielleicht hätte dasden Fluss der Erzählung aberauch gestört. Allerdings: Auchwenn MC René quer durchdie Republik reist, viele Städteentdeckt, nimmt der Autorden Leser nicht wirklich mitdorthin. Denn er beschreibtund analysiert in den kurzen,oft lustigen selten groteskenEpisoden zu wenig, was undwen er sieht.

Das ist schade. Denn hierlässt der Ex-Rapper viel Poten-zial seiner Erzählung brachliegen, schreibt mehr im Stileeines Blogs, eines Tagebuchsfür ein großes Publikum. Einliterarisches Werk ist seinBuch daher nicht. Für den Ur-laub am Strand aber schon.Oder für Fahrten mit derDeutschen Bahn – mit oderohne Bahncard.

MC René: Alles auf eineKarte. Wir sehen uns imZug. 272 Seiten. rororo. 9,99Euro.

Von Thomas Bertz

MC RENÉ fährt als Comedian quer durchs Land

Ein Rapper schult um

Er hat im wahrsten Sinnedes Wortes alles auf ei-ne Karte gesetzt: MC Re-né hat sich eine Bahn-card 100 gekauft, istdurch die Republik ge-tingelt, um Comedian zuwerden und hat ein kurz-weiliges Buch darübergeschrieben.

MC René setzte alles auf eine Karte, gab seine Wohnungauf und fuhr mit dem Zug. Foto: Fabian Stürtz

Der Historiker und PublizistKarl Schlögel ist in Wolfsburgmit dem Hoffmann-von-Fal-lersleben-Preis für zeitkriti-sche Literatur ausgezeichnetworden. Der alle zwei Jahrevergebene Preis ist mit 15 000Euro dotiert. Die Jury erklärte,Schlögel sei durch die Verbin-dung von erzählter Geschich-

te und zeithistorischer Diag-nose einem großen Leserkreisbekanntgeworden. Sein jüngs-tes Buch „Terror und Traum –Moskau 1937“, das russischenMenschenrechtsaktivisten ge-widmet ist, sei „ein großerWurf“. Schlögel ist Professorfür osteuropäische Geschichtein Frankfurt/Oder.

Geschichte als „großer Wurf“

„Mister Aufziehvogel“von Haruki Murakamifinde ich sensationell.Und kürzlich habe ichvon Elfriede Jelinek„Die Winterreise“ ge-lesen. Auch sehr gut.

Jan Plewka (41) ist Sän-ger von Selig.

DAS LESEICH

JANPLEWKA

„Winterreise“

Sehr gut

Das Museum für ModerneKunst (MMK) und das Litera-turhaus Frankfurt gehen eineKooperation ein. Unter demTitel „Acht Betrachtungen“planen sie eine gemeinsameVeranstaltungsreihe: An vierAbenden sprechen acht Auto-ren über acht Kunstwerke ausder Sammlung des MMK. Mitder Aktion sollen „Schnittstel-len zwischen Kunst und Lite-ratur, zwischen jüngeren Au-toren und Bildender Kunst,zwischen Text und Werk, zwi-schen Zuschauer und Betrach-ter“ geschaffen werden, er-klärten die Organisatoren.

Konkret entscheiden sichdie Literaten aus den über4500 Werken der Kunst-sammlung für jeweils einesund schreiben ihre Eindrückeauf. Die Texte sollen einerVortragslänge von etwa 20Minuten entsprechen. Die Artdes Vortrags bleibt den Auto-ren überlassen. Zu den vierLesungen im Zeitraum vonOktober diesen und Mainächsten Jahres kommen je-weils zwei Autoren. Die achtLiteraten sind: Helene Hege-mann, Peggy Mädler, ThomasPletzinger, Leif Randt, JudithSchalansky, Annika Scheffel,Sasa Stanicic und Thomasvon Steinaecker.

Acht Literaten –acht Kunstwerke