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Schilddrüse Knoten • Kropf Bedeutung Früherkennung Behandlung

Schilddrüse Knoten • Kropf - hormone-nbg.dehormone-nbg.de/wp-content/uploads/2013/10/Knotenkropf.pdf · Lage der Schilddrüse haben. Aber selbst eine bekannte Schild-drüsenvergrößerung

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SchilddrüseKnoten • Kropf

Bedeutung

Früherkennung

Behandlung

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Jodgehalt von Nahrungsmitteln

µg Jod 100 µg Jodin 100 Gramm sind

enthalten in

Thunfisch (in Öl) 149 67 GrammSchillerlocken 122 82 GrammSardinen (in Öl) 96 104 GrammBrathering 93 107 GrammGekochter Rotbarsch 77 130 GrammMakrele (geräuchert) 26 385 GrammVollmilch 4 2,5 LiterÄpfel 4 2,5 KilogrammFleisch 3 3,3 Kilogramm

Empfehlungen für die tägliche Jodzufuhr(Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Arbeitskreis Jodmangel)

Säuglinge bis 4. Monat 40 µgSäuglinge 5.-11. Monat 50-80 µgKinder 1.-9. Lebensjahr 100-140 µgKinder ab 10. Lebensjahr 180-200 µgErwachsene bis 50. Lebensjahr 180-200 µgErwachsene ab 51. Lebensjahr 180 µgSchwangere 230-260 µgStillende 230-260 µg

SichtbarerKnotenkropf

In den letzten Jahren hat die verbesserte Jod-versorgung zu einem deutlichen Rückgang derSchilddrüsenvergrößerungen bei Schulkinderngeführt. Dieses erfreuliche Ergebnis, das vorallem auf die konsequentere Verwendung vonjodiertem Speisesalz („Jodsalz“) zurückgeführtwerden kann, darf aber nicht darüber hinweg-täuschen, dass das Kropfproblem in Deutsch-land noch längst nicht gelöst ist. Die vergrößer-te und oft knotig umgewandelte Schilddrüse imErwachsenenalter bildet sich durch den Ver-zehr von Jodsalz und Seefisch meist nicht aus-reichend zurück.

Wie die aktuellen Ergebnisse einer groß ange-legten Reihenuntersuchung der „InitiativePapillon“ zeigen, hat rund jeder dritte Deutscheentweder eine vergrößerte Schilddrüse, alsoeinen Kropf (medizinisch: Struma), oder einenKnoten. Beides zugleich kommt bei mehr als 10Prozent der Bevölkerung vor. Knotige Prozessesind insbesondere nach dem 45. Lebensjahrhäufiger. So finden sich in dieser Altersgruppebei 28 Prozent der Männer und 39 Prozent derFrauen Schilddrüsenknoten. Dies ist mit einGrund dafür, dass in Deutschland immer noch100.000 Schilddrüsenoperationen pro Jahrdurchgeführt werden und dass die Folgekostender Schilddrüsenerkrankungen jährlich über 1 Milliarde Euro ausmachen.

Eine frühe Erkennung und eine rechtzeitigeBehandlung würden unnötiges Leiden undKosten ersparen, sind jedoch nicht immergewährleistet. Die Betroffenen bemerken oftgar nicht, dass sie eine Schilddrüsenerkrankung

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Lage derSchilddrüse

haben. Aber selbst eine bekannte Schild-drüsenvergrößerung wird im frühen und damitam besten behandelbaren Stadium oft nichternst genommen. Knoten können sich auch ineiner normal großen Schilddrüse bilden, sie fin-den sich jedoch häufiger in einer vergrößertenDrüse. Hauptursache dafür ist der Jodmangel.Die Weltgesundheitsorganisation WHO emp-fiehlt Erwachsenen die tägliche Aufnahme vonetwa 200 µg (millionstel Gramm) Jod. Aufgrunddes zu geringen Jodgehaltes in der Nahrungnehmen wir in Deutschland im Durchschnittnur gut 100 µg Jod täglich zu uns.

Seltenere Ursache von knotigen Veränderungenin der Schilddrüse sind Zysten, Einblutungen,Entzündungen oder bösartige Schilddrüsen-erkrankungen.

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Beschwerden und Symptome

Schilddrüse und Schilddrüsenknoten wachsenin aller Regel nur sehr langsam. Aus diesemGrund bemerken die meisten Menschen oftüber viele Jahre nichts, insbesondere wenn dasWachstum der Schilddrüse nicht mit einerFunktionsstörung des Organs einhergeht. Mitzunehmender Größe von Schilddrüsenknotenkann es zu einem Druckgefühl z.B. beimSchlucken oder bei Halsbewegungen kommen.

Vielfach wird erst bei äußerlich sichtbarenKnoten in der Schilddrüse ein Arzt aufgesucht.Neben den rein „mechanischen“ Beschwerdenkönnen bei einer Überfunktion verschiedeneandere Symptome auftreten:• Gewichtsverlust, Durchfälle• Unruhe, Nervosität• Schwitzen, Zittern der Hände• schneller Puls, Herzrhythmusstörungen (oft

als einziges Symptom bei älteren Menschen)• Schlafstörungen• evtl. schlecht einstellbare Blutdruckwerte

Bei folgenden Beschwerdebildern sollten Sieunverzüglich Ihre Schilddrüse eingehend unter-suchen und den Befund abklären lassen: • Luftnot mit Erschwerung der Einatmung

gegenüber dem Ausatmen oder Würgegefühlsprechen für große oder schneller wachsendeKnoten oder eine sehr große Gesamt-schilddrüse.

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Das Abtastendes Halses gibterste Hinweiseauf eineSchilddrüsen-erkrankung

• Heiserkeit entsteht durch eine Beeinträch-tigung der hinter der Schilddrüse beidseitsverlaufenden Stimmbandnerven, zum Beispieldurch Schilddrüsenkarzinome, die allerdingsim Vergleich zu gutartigen Schilddrüsen-erkrankungen selten sind.

• Rasch wachsende Knoten im Halsbereichoder stark schmerzende Vergrößerungen mitAusbildung von allgemeinen Krankheits-zeichen wie Fieber und Gliederschmerzenkönnen durch eine Schilddrüsenentzündungbedingt sein.

Untersuchung

Der Arzt fragt den Patienten zunächst unteranderem nach den oben genannten Beschwer-den, die auf eine Schilddrüsenvergrößerungoder eine Funktionsstörung der Schilddrüsehinweisen können, und tastet dann sorgfältigden Hals ab. Dabei fallen nicht nur größereKnoten der Schilddrüse und geschwolleneLymphknoten auf, sondern auch schmerzhafteoder verhärtete Regionen der Schilddrüse, diebei bestimmten entzündlichen Erkrankungendes Organs auftreten.

Diese klinische Untersuchung der Schilddrüse,bei der vielfach bereits der entscheidendeBefund erhoben wird, kostet nur wenigeMinuten und kann von jedem Arzt durchge-führt werden.

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Diagnostik

Labor

Wenn es um die Funktion der Schilddrüse bzw.des Knotenkropfes geht, steht an erster Stelledie Messung der Schilddrüsenhormone T3 undT4 sowie des Steuerungshormons der Hirnan-hangsdrüse (TSH). Dieses TSH regelt dieFunktion der Schilddrüse:• Produzieren die Schilddrüse oder einzelne

Knoten zuviel Hormone, wird von derHirnanhangsdrüse weniger oder gar kein TSHmehr ausgeschüttet.

• Arbeitet die Schilddrüse „zu langsam“, ver-sucht die Hirnanhangsdrüse die Schilddrüsevermehrt anzutreiben, indem sie mehr TSHausschüttet.

Bei Knoten in der Schilddrüse läuft der Schild-drüsen-Hormonstoffwechsel wie folgt: Einautonomer Knoten (warmer bzw. heißer Knoten;siehe hierzu auch unter Schilddrüsenszinti-graphie) kann auf die verringerten Steuersig-nale der Hirnanhangsdrüse nicht mehr miteiner verminderten Produktion von Schilddrü-senhormonen reagieren. Die nicht knotig ver-änderten restlichen Schilddrüsenanteile wer-den aber noch „zurückgebremst“. Dadurchgleicht sich bei nicht zu großen warmen oderheißen Knoten deren Überproduktion aus. Zueiner durch die Labordiagnostik nachweisbarenÜberfunktion kommt es erst, wenn diese Regu-lationsmechanismen nicht mehr ausreichen,das heißt, dass allein die autonomen Anteileder Schilddrüse mehr Hormone produzieren alsim Normalfall die gesamte Schilddrüse. 7

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Ein kalter Knoten hingegen überlässt dieHormonproduktion den restlichen Schild-drüsenanteilen und macht sich daher in allerRegel nicht durch eine Funktionsstörung derSchilddrüse bemerkbar.

Weitere Schilddrüsenlaborwerte (Antikörper,Thyreoglobulin) haben für die Diagnosestellungspeziell des Knotenkropfes in den meistenFällen zunächst nur eine untergeordneteBedeutung, lediglich das Hormon Calcitonin alsHinweis auf eine seltene bösartige Schilddrü-senerkrankung hat sich in den letzten Jahrenbehaupten können.

Ultraschall

Wenn beim Abtasten der Halsregion Knotenoder eine Vergrößerung festgestellt werden, istin jedem Fall eine Ultraschalluntersuchung(Sonographie) zur genaueren Untersuchung derSchilddrüse und der benachbarten Halsorganenotwendig. Viele Knoten und auch eine ledig-lich geringe Vergrößerung der Schilddrüse las-sen sich nur durch die Ultraschalluntersuchungüberhaupt erst erkennen.

Hierbei wird ein Schallkopf auf die zu untersu-chende Region aufgesetzt und aus den zurück-geworfenen Schallwellen (Echo) ein Bild derdarunter liegenden Strukturen erzeugt, welchessogleich auf einem Bildschirm sichtbar wird.Das Verfahren ist völlig schmerzlos und mitkeinerlei Strahlung verbunden. Mit dem

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Ultraschall-Untersuchung

Ultraschall läßt sich die Größe der Schilddrüsegenau ermitteln. Weiterhin können Größe, Lageund Struktur von Knoten innerhalb derSchilddrüse bestimmt werden.

Knoten lassen sich anhand des Schallmustersals echofrei, echoarm, echogleich oder echo-reich klassifizieren. Auch Mischformen kom-men häufig vor. Zysten stellen sich meistechofrei dar. Neben der Schilddrüse selbst wer-den z.B. auch die Lymphknoten am Hals mittelsUltraschall untersucht, da sie bei entzündlichenoder tumorösen Prozessen als erste „Filter-stationen“ betroffen sein können. DieUltraschalluntersuchung kann von jedem mitdieser Methode vertrauten Arzt durchgeführtwerden.

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Kalter Knoten

Heißer Knoten

Schilddrüseohne Knoten

Szintigraphie

Bei allen Knoten, die einen Durchmesser vonmindestens einem Zentimeter haben, ist eineSchilddrüsenszintigraphie erforderlich. DieseMethode gibt Aufschluss über die funktionelleAktivität der Knoten und der übrigen Schild-drüse.

Eine schwach radioaktive Substanz, die sich fürkurze Zeit in der Schilddrüse anreichert, wirdhierzu in eine Vene gespritzt. Häufig geschiehtdies unmittelbar nach der Blutabnahme in dienoch liegende Nadel. Etwa 20 Minuten nachder Spritze muss sich der Patient vor ein Gerät(Gammakamera) setzen, welches die aus demKörper wieder entweichende Strahlung auf-nimmt und daraus ein Bild der Verteilung desStoffwechsels in der Schilddrüse erstellt.

Der Patient ist bei diesem Verfahren nur einersehr geringen Strahlung ausgesetzt. Neben-wirkungen gibt es nicht. Die Szintigraphie wirddurch einen Nuklearmediziner durchgeführt. Jenachdem, ob ein Knoten mehr oder wenigervon der eingespritzten Substanz aufnimmt alsdie restliche Schilddrüse, wird er als warm bzw.heiß oder aber als kalt bezeichnet.

Warme bzw. heiße Knoten sind funktionellhyperaktive (übermäßig aktive) Knoten, dasheißt, sie nehmen vermehrt Jod auf und bildenSchilddrüsenhormone. Die Hormonbildung istdabei meist unabhängig vom TSH-Spiegel unddamit dem Bedarf des Körpers. Deshalb werdendiese Knoten auch autonome Adenomegenannt.

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Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern zählendie autonomen Adenome in Deutschland zuden häufigsten Ursachen einer Schilddrüsen-überfunktion. Wenn der Verdacht auf ein auto-nomes Adenom besteht oder wenn überprüftwerden soll, ob ein bekanntes Adenom klinischvon Bedeutung ist, kann ein so genanntesSuppressionsszintigramm notwendig sein.Hierzu müssen vor dem Szintigramm über einegewisse Zeit Schilddrüsenhormone eingenom-men werden, um das gesunde Schild-drüsengewebe durch eine Senkung des TSH-Spiegels vorübergehend zu entlasten. ImSuppressionsszintigramm kann dann bewiesenwerden, dass das autonome Adenom trotz derSenkung des TSH-Spiegels weitgehend unver-mindert arbeitet.

Kalte Knoten sind funktionell in- oder hypoak-tive (nicht oder zu wenig aktive) Knoten. Sienehmen weniger Jod als die übrige Schilddrüseauf und produzieren damit auch wenigerSchilddrüsenhormon. Kalten Knoten könnenZysten, Schilddrüsenentzündungen, gutartigeund bösartige Tumoren zugrunde liegen.Wenngleich die allermeisten kalten Knotengutartig sind, bedürfen kalte Knoten dochbesonderer Aufmerksamkeit, da sich fast allebösartigen Schilddrüsentumoren als kalteKnoten darstellen.

Feinnadelpunktion

Eine Feinnadelpunktion (FNP) dient in ersterLinie dazu, bei verdächtigen Knoten eineBösartigkeit auszuschließen oder zu belegen.

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Darüber hinaus kann sie auch dazu eingesetztwerden, große Zysten durch Abziehen derFlüssigkeit zu entlasten. Die Punktion kann vonjedem mit dieser Methode gut vertrauten Arztdurchgeführt werden. Sie ist fast schmerzlosund mit wenig Risiken behaftet (Infektionenoder Blutungen kommen selten vor). Wennblutgerinnungshemmende Medikamente ge-nommen werden, so müssen diese unterUmständen in Absprache mit dem behandeln-den Arzt vorher abgesetzt werden.

Die Biopsie (Gewebeentnahme) erfolgt (in derRegel unter Ultraschallkontrolle) mit einer klei-nen Nadel, die von außen durch die Haut in denKnoten eingestochen wird. Das entnommeneMaterial wird anschließend von einemPathologen begutachtet.

Behandlung

Da einer knotig vergrößerten Schilddrüse sehrverschiedene, zum Teil seltene Erkrankungenzugrunde liegen, kann auch die Behandlungsehr verschiedenartig aussehen. Daher werdennachfolgend nur die Behandlungsmöglich-keiten der häufigsten und wichtigstenSchilddrüsenerkrankungen dargestellt.

Zunächst ist eine sorgfältige Abklärung derKnoten erforderlich, um das therapeutischeVorgehen festlegen zu können, zumal bei klei-nen und unbedeutenden Knoten zunächst ofteinfach eine Beobachtung erfolgen kann.

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Medikamentöse Behandlung

Die häufigste Erkrankung ist die euthyreoteendemische Jodmangelstruma. Bei ihr sollteder Versuch einer konservativen (medika-mentösen) Therapie unternommen werden,sofern kein Verdacht auf Bösartigkeit, keinestärkeren mechanischen Beschwerden undkeine funktionelle Autonomie (warme oderheiße Knoten) bestehen. Je früher eine medika-mentöse Behandlung beginnt, das heißt, jekleiner die Schilddrüse ist und je weniger kno-tige Veränderungen vorhanden sind, desto bes-ser sind die Erfolgsaussichten.

Noch vor wenigen Jahren ging man davon aus,dass praktisch nur die Gabe von Schilddrüsen-hormonen das Wachstum sowohl von norma-lem als auch von knotigem Schilddrüsen-gewebe hemmen könne. Dies bremst über eineSenkung des TSH-Spiegels bei äußerer Zufuhrvon z.B. L-Thyroxin die Eigenproduktion vonSchilddrüsenhormonen und zusätzlich denWachstumsanreiz.

Nähere Untersuchungen der Wachstums-mechanismen ergaben allerdings, dass inhohem Maße auch ein bestehender Jodmangelzur Bildung von Wachstumsfaktoren in derSchilddrüse führt, die wiederum sowohlVergrößerungen als auch Knotenbildungen her-vorrufen. Aus diesem Grund ist man mehr undmehr dazu übergegangen, einen Jodmangel-ausgleich in den Vordergrund der medika-mentösen Behandlung der vergrößerten oderknotigen Schilddrüse zu stellen, also die Gabe

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von Jodtabletten. Besonders günstige Effektesind zu erwarten, wenn beide Therapieformengenutzt werden und eine Kombination aus Jodund L-Thyroxin verordnet wird.

Diese Behandlung dient neben der Ver-kleinerung von Schilddrüse und Knoten auchdazu, der weiteren Vergrößerung und demEntstehen neuer Knoten vorzubeugen. DieDomäne der reinen Schilddrüsenhormongabeist die neben der Vergrößerung oder Knotenbil-dung bestehende Unterfunktion der Schild-drüse. Wenn Schilddrüsenknoten medika-mentös behandelt werden, erfordert dies eineregelmäßige Kontrolle durch einen dafür aus-gebildeten Arzt. Wachstumstendenzen desGesamtorgans oder einzelner Knoten, sich ent-wickelnde Funktionsstörungen oder unter derBehandlung auftretende Beschwerden könnengegebenenfalls eine Therapieänderung erfor-derlich machen.

Die medikamentöse Therapie eines anderenKrankheitsbildes, nämlich einer begleitendenSchilddrüsenüberfunktion (z.B. bei warmenoder heißen Knoten) sieht dagegen ganz andersaus. Folgende Prinzipien können hier verfolgtwerden:• Verminderung der Jodaufnahme in die Schild-

drüse• Verminderung des Jodeinbaus in die Schild-

drüsenhormone• Verminderung der Freisetzung von Schild-

drüsenhormonen• Behandlung von Begleitsymptomen wie

Herzrasen und Durchfällen

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Der Stoffwechsel normalisiert sich unter dermedikamentösen Therapie meist nach einigenWochen. Während der Behandlung müssen dieSchilddrüsenwerte sowie andere Blutwerte (z.B.die weißen Blutkörperchen) regelmäßig kon-trolliert werden. Die Ursache der Überfunktion,nämlich ein oder mehrere heiße Knoten, wirdhierdurch allerdings nicht beseitigt, weshalbTabletten nur eine Übergangslösung bis zurendgültigen Behandlung (Radiojodtherapieoder Operation) sein können.

Radiojodtherapie

Bei autonomen Adenomen (warmen oderheißen Knoten) ist die Radiojodtherapie fastimmer die Behandlung der 1. Wahl. Aber auchstärkere Vergrößerungen der Schilddrüse ohneautonome Adenome können mit Radiojoderfolgreich behandelt werden. Die Nebenwir-kungen und Risiken dieser schonendenBehandlungsform sind extrem gering. Gele-gentlich kann es längerfristig zu einerUnterfunktion der Schilddrüse kommen, diedann aber problemlos durch Schilddrüsen-hormontabletten ausgeglichen werden kann.

Die Reichweite der Betastrahlung, die für denTherapieeffekt verantwortlich ist, beträgt etwa1 mm, so dass Nachbarorgane praktisch nichtvon der Strahlung berührt werden. Weder dasKrebsrisiko noch das Risiko für vererbbareKrankheiten sind nach einer Radiojodtherapieerhöht. Patienten unter 18 Jahren werden prak-tisch nicht wegen knotiger Schilddrüsen-vergrößerung mit Radiojod behandelt, ansons-

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AutonomesAdenom(heißer Knoten)vor Radiojod-therapie

Nach derRadiojod-therapie

Radiojodkapselund Transport-behälter

ten gibt es aber keine Altersbegrenzung.Risiken für nachfolgende Schwangerschaftensind nach Radiojodtherapie nicht erhöht, sodass natürlich auch junge Frauen im gebärfähi-gen Alter behandelt werden können. Währendder Schwangerschaft selbst (und auch währendder Stillzeit) kann die Radiojodtherapie nichtdurchgeführt werden.

Die Radiojodtherapie erfolgt während einesmeist drei- oder viertägigen stationärenAufenthaltes auf einer nuklearmedizinischenStation. Unter Umständen ist es nötig, vor derRadiojodtherapie Schilddrüsenhormone einzu-nehmen, um (wie bei der Suppressionsszinti-graphie) das gesunde Gewebe zu entlasten, sodass es kein Radiojod aufnimmt.

Vor der eigentlichen Behandlung wird (meistambulant) im Rahmen des Radiojodtestesgemessen, wieviel Jod die Knoten bzw. dieSchilddrüse aufnehmen können. Aus denErgebnissen dieser Messungen und aus derGröße von Schilddrüse bzw. Knoten wird dieDosis individuell bestimmt.

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Das radioaktive Jod wird als Kapsel oder in flüs-siger Form am Beginn des stationären Aufent-haltes verabreicht. Im Magen wird es raschaufgenommen, und über die Blutbahn gelangtes in die Schilddrüse. Vom Schilddrüsengewebewird das Radiojod aktiv aufgenommen, der Restwird vorwiegend über die Niere wieder ausge-schieden.

Autonome Adenome reichern das radioaktiveJod spezifisch an, während die gesundeSchilddrüse praktisch kein Radiojod aufnimmt.Die Wirkung setzt dann in den nachfolgendenTagen und Wochen ein. Die autonomenAdenome verlieren dabei ihre Hyperaktivitätund werden deutlich kleiner. Im Anschluss andie Behandlung sind regelmäßige Nachunter-suchungen notwendig, bei denen unter ande-rem die Hormonspiegel überprüft werden, umgegebenenfalls eine Unterfunktion rechtzeitigerkennen und behandeln zu können, welchesich in seltenen Fällen auch noch nach etlichenJahren einstellen kann.

Schilddrüsenoperation

Eine Schilddrüsenoperation wird vor allemdann notwendig, wenn der Verdacht aufBösartigkeit (Schilddrüsenkarzinom) bestehtoder wenn die Größe der Schilddrüse eine voll-ständige oder teilweise Entfernung verlangt. Sokann es durch eine Verdrängung oder Ein-engung der Nachbarorgane zu Schluckbe-schwerden oder Atemnot kommen.

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Außerdem kann bei kosmetisch störendemKnotenkropf über eine Operation nachgedachtwerden. Dabei muss jedoch kritisch bedachtwerden, ob eine Narbe oder auch möglicheKomplikationen (z.B. Stimmbandnerv-Ver-letzung) in Kauf genommen werden sollten.

Der Verdacht auf eine Bösartigkeit kann sichaufgrund der Vorgeschichte (z.B. schnellesWachstum eines Knotens), des Ultraschallbildesoder des Szintigramms ergeben. Besonderswichtig ist dabei der Befund des Szintigramms,da sich fast alle bösartigen Schilddrüsen-erkrankungen als kalte Knoten darstellen.Wenn der Verdacht auf Bösartigkeit nicht aus-geräumt werden kann, ist eine Operation erfor-derlich.

Bei der Operation werden entweder der oderdie Knoten, größere Teile der Schilddrüse oderauch die gesamte Schilddrüse entfernt. Beieiner Schnellschnittuntersuchung kann oftnoch während der Operation festgestellt wer-den, ob es sich um einen bösartigen Knotenhandelt. Wenn dies der Fall ist, so muss in derRegel die gesamte Schilddrüse entfernt werden.

Bei knotigen Veränderungen der Schilddrüsemit zusätzlicher Überfunktion sind die Behand-lung mit Radiojod oder die Operation gegen-einander abzuwägen. Die Entscheidung für eineOperation fällt vor allem bei größerem Kropfsowie für den Fall, dass vor allem kalte Knotenvorliegen, die durch eine Radiojodtherapienicht zu beeinflussen sind.

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Neben den allgemeinen Operationsrisiken, dieauch bei jeder anderen Operation bestehen(Narkoserisiko, Blutungen, Wundheilungs-störungen) sind bei der Schilddrüsenoperationzwei spezielle Risiken zu beachten: 1. dieSchädigung des Stimmbandnervs, der hinterder Schilddrüse verläuft, 2. die versehentlicheEntfernung der Nebenschilddrüsen, was nachder Operation zu Störungen des Kalziumstoff-wechsels führen kann.

Die Schilddrüsenoperation sollte von einem mitdiesem Eingriff vertrauten Operateur durchge-führt werden, da dann die oben genannten spe-ziellen Risiken deutlich geringer sind.

Nach der Operation ist fast immer eine medika-mentöse Einstellung notwendig. Ziele sind dieVerhütung eines neuerlichen Wachstums derSchilddrüse und der Bildung von neuen Knoten(Rezidivprophylaxe) sowie die Vermeidung einerMinderversorgung mit Schilddrüsenhormonen(Substitutionstherapie). Das Vorgehen richtetsich danach, wieviel Schilddrüsengewebe imKörper verblieben ist und wie leistungsfähig dasGewebe noch ist. Die Behandlung erfolgt mitJod (bei großem verbliebenem Rest), mit Jodund L-Thyroxin (bei mittelgroßem Rest) odermit reinem L-Thyroxin (bei kleinem Rest). Auchim Anschluss an eine Operation sind regelmäßi-ge Nachuntersuchungen notwendig, bei denenunter anderem die Hormonspiegel überprüftwerden.

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Die Operationhinterlässt nureine kleineNarbe

HerausgeberForum Schilddrüse e.V.

Wissenschaftlicher BeiratProf. Dr. med. W. Meng (Vorsitzender), Internist, Greifswald Dr. med. M. Beyer, Internist, Nürnberg Prof. Dr. med. H.G. Bohnet, Gynäkologe, HamburgDr. rer. nat. Ch. Eckert-Lill, Apothekerin, Berlin PD. Dr. med. J. Feldkamp, Internist, Bielefeld Prof. Dr. med. P.E. Goretzki, Chirurg, Neuss Prof. Dr. med. A. Grueters, Pädiaterin, Berlin Prof. Dr. med. F. Grünwald, Nuklearmediziner, Frankfurt/Main Prof. Dr. med. J.P. Hanker, Gynäkologe, Trier Prof. Dr. med. R. Hehrmann, Internist, StuttgartProf. Dr. med. M.B. Ranke, Pädiater, Tübingen Dr. med. habil. W. Reske, Internist, Dresden Prof. Dr. med. K.-H. Rudorff, Internist, Wuppertal

SekretariatRembrandtstraße 13, 60596 Frankfurt/Main

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