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Seneszenz als Schlüsselprozess Ultrakurze Telomere beschleunigen Arthrose Ultrakurze Telomere an den Chromoso- men von Chondrozyten tragen einer däni- schen Studie zufolge wesentlich zur Arthro- seprogredienz bei. Je älter ein Mensch wird, desto kürzer werden die Telomere, also jene nicht kodierenden, repetitiven DNA-Se- quenzen am Ende der Chromosomen, die eben jene Chromosomen stabilisieren sol- len. Mit jeder Zellteilung schrumpfen die Telomere ein wenig, bis schließlich die Zelle aufhört sich zu teilen und in das Stadium der Seneszenz übergeht. „Gelenkknorpel in der Seneszenz ist unfähig, sich selbst ausrei- chend zu regenerieren“, erklärt Dr. Maria Harbo von der Universität Süddänemark in Vejle in der Fachzeitschrift Arthritis Research & Therapy (2012, 14: R12; online first). Bei der Arthrose werde der normale Alterungspro- zess mit allmählicher Verkürzung der Telo- mere überlagert von plötzlichen, ausge- prägten Telomerverkürzungen. Harbo hatte bei drei Frauen im Alter zwischen 56 und 67 Jahren, die wegen fortgeschrittener Gonarthrose eine Knie-TEP erhalten hatten, die resezierten Knorpel-Knochenstücke gen- technisch untersucht. Es zeigte sich, dass die Telomere in jenen Chondrozyten am kürzes- ten waren, die der Läsion am nächsten lagen. Länge und Häufigkeit ultrakurzer Telomere korrelierten signifikant mit dem Schweregrad der Arthrose und dem Stadium der Seneszenz, das mit Markern bestimmt werden kann. Dr. Thomas Meißner Gentechnische Untersuchungen haben gezeigt: Im Lauf des Lebens geht es mit der Telomerlänge rapide bergab. © lily / fotolia.com Leukozyten-Esterase als Schlüsselenzym Schnelltest verrät infizierte Endoprothese Sind es Abnutzungserscheinungen oder steckt eine Infektion dahinter, wenn sich eine Kniegelenkendoprothese lockert und Schmerzen verursacht? Die Beurteilung der Synovia mit einem einfachen Streifentest schafft rasch Klarheit. Der Test beruht auf der kolorimetrischen Bestimmung der Leukozyten-Esterase (LE). Das Enzym wird von Leukozyten sezerniert und eignet sich daher als Marker für eine Infektion. Zum Nachweis von Harnweginfekten wird der LE-Test schon seit den 1980er-Jahren einge- setzt. Dass er auch in der Diagnostik von periprothetischen Infektionen gute Dienste leistet, belegt eine Studie des Thomas Jefferson University Hospital in Philadelphia [J Bone Joint Surg Am. 2011;93:1–7]. Orthopäden um Javad Parvizi erprobten den Test bei Revisionsoperationen von Pati- enten mit Knie-TEP. Frisch aspirierte Synovialflüssigkeit wurde auf den Teststreifen aufgebracht und nach 60–120 Sekunden die Farbveränderung beurteilt (negativ, Spuren, einfach positiv, zweifach positiv). Anhand der üblichen klinischen und serologischen Kriterien war bei 30 von 108 Gelenkimplantaten eine Infektion festgestellt worden. Daran gemessen konnte ein zweifach positiver LE-Test eine Infektion mit einer Sensiti- vität von 80,6 % und einer Spezifität von 100% entdecken. Der positive Vorhersagewert lag bei 100 %, der negative bei 93,3 %. Der Verdacht auf eine periprothetische Infektion wird durch ein zweifach positives Ergebnis also mit hoher Sicherheit bestätigt. Umgekehrt ist eine Infektion fast völlig ausgeschlossen, wenn die Esterase nicht oder allenfalls in Spuren nachweisbar ist. Das ergab die Untersuchung von acht Patienten mit primärer TEP wegen schwerer Arthrose, die als Negativkontrollen dienten. Dr. Beate Schumacher Qualität Sie lesen Damit das auch so bleibt, befragen wir Sie in Kooperation mit in den nächsten Wochen. Ihr Urteil ist uns wichtig. Bitte nehmen Sie teil! Kommunikationsforschung im Gesundheitswesen e.V. W i r s t e h e n f ü r Q u a l i t ä t . K o m m u n ik atio n s fo rs c h u n g i m G e s u n d h e its w e s e n e . V . ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2012; 15 (2) 7 Panorama

Schnelltest verrät infizierte Endoprothese

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Seneszenz als Schlüsselprozess

Ultrakurze Telomere beschleunigen Arthrose

— Ultrakurze Telomere an den Chromoso-men von Chondrozyten tragen einer däni-schen Studie zufolge wesentlich zur Arthro-seprogredienz bei. Je älter ein Mensch wird, desto kürzer werden die Telomere, also jene nicht kodierenden, repetitiven DNA-Se-quenzen am Ende der Chromosomen, die eben jene Chromosomen stabilisieren sol-len. Mit jeder Zellteilung schrumpfen die Telomere ein wenig, bis schließlich die Zelle aufhört sich zu teilen und in das Stadium der Seneszenz übergeht. „Gelenkknorpel in der Seneszenz ist unfähig, sich selbst ausrei-chend zu regenerieren“, erklärt Dr. Maria Harbo von der Universität Süddänemark in Vejle in der Fachzeitschrift Arthritis Research & Therapy (2012, 14: R12; online first). Bei der Arthrose werde der normale Alterungspro-zess mit allmählicher Verkürzung der Telo-mere überlagert von plötzlichen, ausge-prägten Telomerverkürzungen.

Harbo hatte bei drei Frauen im Alter zwischen 56 und 67 Jahren, die wegen fortgeschrittener Gonarthrose eine Knie-TEP erhalten hatten, die resezierten Knorpel-Knochenstücke gen-technisch untersucht. Es zeigte sich, dass die Telomere in jenen Chondrozyten am kürzes-ten waren, die der Läsion am nächsten lagen. Länge und Häufigkeit ultrakurzer Telomere korrelierten signifikant mit dem Schweregrad der Arthrose und dem Stadium der Seneszenz, das mit Markern bestimmt werden kann. Dr. Thomas Meißner

Gentechnische Untersuchungen haben gezeigt: Im Lauf des Lebens geht es mit der Telomerlänge rapide bergab.

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Leukozyten-Esterase als Schlüsselenzym

Schnelltest verrät infizierte Endoprothese — Sind es Abnutzungserscheinungen oder steckt eine Infektion dahinter, wenn sich

eine Kniegelenkendoprothese lockert und Schmerzen verursacht? Die Beurteilung der Synovia mit einem einfachen Streifentest schafft rasch Klarheit. Der Test beruht auf der kolorimetrischen Bestimmung der Leukozyten-Esterase (LE). Das Enzym wird von Leukozyten sezerniert und eignet sich daher als Marker für eine Infektion. Zum Nachweis von Harnweginfekten wird der LE-Test schon seit den 1980er-Jahren einge-setzt. Dass er auch in der Diagnostik von periprothetischen Infektionen gute Dienste leistet, belegt eine Studie des Thomas Jefferson University Hospital in Philadelphia [J Bone Joint Surg Am. 2011;93:1–7]. Orthopäden um Javad Parvizi erprobten den Test bei Revisionsoperationen von Pati-enten mit Knie-TEP. Frisch aspirierte Synovialflüssigkeit wurde auf den Teststreifen aufgebracht und nach 60–120 Sekunden die Farbveränderung beurteilt (negativ, Spuren, einfach positiv, zweifach positiv). Anhand der üblichen klinischen und serologischen Kriterien war bei 30 von 108 Gelenkimplantaten eine Infektion festgestellt worden. Daran gemessen konnte ein zweifach positiver LE-Test eine Infektion mit einer Sensiti-vität von 80,6 % und einer Spezifität von 100% entdecken. Der positive Vorhersagewert lag bei 100 %, der negative bei 93,3 %. Der Verdacht auf eine periprothetische Infektion wird durch ein zweifach positives Ergebnis also mit hoher Sicherheit bestätigt.Umgekehrt ist eine Infektion fast völlig ausgeschlossen, wenn die Esterase nicht oder allenfalls in Spuren nachweisbar ist. Das ergab die Untersuchung von acht Patienten mit primärer TEP wegen schwerer Arthrose, die als Negativkontrollen dienten. Dr. Beate Schumacher

QualitätSie lesen

Damit das auch so bleibt,

befragen wir Sie in

Kooperation mit

in den nächsten Wochen.

Ihr Urteil ist uns wichtig.

Bitte nehmen Sie teil!

Kommunikationsforschung im Gesundheitswesen e.V.

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ir stehen für Qualität.

Kom

mun

ikationsforschung im Gesundheitswesen e.V.

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