Schulungsmodul 16/18 - Alkoholabgabe mit Verantwortung für die Aus- und Weiterbildung von...
39
Schulungsmodul „16/18 - Alkoholabgabe mit Verantwortung“ für die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Handel, Gastronomie, Hotels und Tankstellen - Langversion -
Schulungsmodul 16/18 - Alkoholabgabe mit Verantwortung für die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Handel, Gastronomie, Hotels
Schulungsmodul 16/18 - Alkoholabgabe mit Verantwortung fr die
Aus- und Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in
Handel, Gastronomie, Hotels und Tankstellen - Langversion -
Folie 2
2 Was erwartet Sie in den Unterrichtseinheiten zum Thema
Jugendschutz? Nchtern betrachtet: Zahlen und Fakten zu
alkoholhaltigen Getrnken Wie Alkohol wirkt und was er bewirkt
Jugendschutz: Was steht im Gesetz? Wer hat welche Rechte und
Pflichten? Was passiert bei Nichteinhaltung des Jugendschutzes?
Welche Probleme knnen in Ihrem Beruf auftauchen? Fallbeispiele fr
Konfliktsituationen rund um das Thema Jugendschutz Lsungsanstze fr
Konfliktsituationen Rollenspiele, um besser auf Konfliktsituationen
vorbereitet zu sein Diese Schulung bzw. der Workshop ist auf zwei
Einheiten 90 Minuten ausgelegt!
Folie 3
3 Warm up: Ihr Eindruck? Wird Jugendschutz von den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Handel und Gastronomie ernst
genommen? Wann haben Sie zum ersten Mal alkoholhaltige Getrnke
gekauft bzw. konsumiert? Sind Sie beim Einkauf von alkoholhaltigen
Getrnken jemals nach einem Ausweis gefragt worden? Welche Produkte
sind im Trend?
Folie 4
4 Rein chemisch betrachtet: Wie entsteht Alkohol? Alkohol
(chemisch Ethylalkohol) entsteht bei der alkoholischen Grung: ->
Spaltung von Zucker durch Hefe in Alkohol und Kohlensure Der
Alkoholgehalt ist in Volumenprozent (kurz % vol) angegeben.
Unterschiedliche alkoholhaltige Getrnke enthalten unterschiedlich
viel reinen Alkohol (Ethanol): Mischgetrnke auf Spirituosenbasis
ca. 3,0 - 5,0 % vol Bier ca. 4,8 % vol Biermischgetrnke ca. 2,8 %
vol Wein und Sekt ca. 11 % vol Korn ca. 32 % vol Whisk(e)y ca. 42 %
vol. Alkohol ist ein Energietrger: 1 Gramm enthlt 29,6 kJ (7,07
Kilokalorien)
Folie 5
5 Woher kommt der Alkohol? Schon in vorgeschichtlicher Zeit war
der Alkohol in menschlichem Gebrauch; die Menschen kannten die
Rauschwirkung von vergorenen Frchten. Durch den Ackerbau wurde es
mglich, ganz gezielt Pflanzen anzubauen, um aus deren Frchten
alkoholhaltige Getrnke zu erzeugen: Bier wurde z.B. schon vor 5000
Jahren von den Sumerern gebraut. Sucht- und Missbrauchsprobleme
traten vermehrt im Zuge der Industrialisierung der Gesellschaft am
Ende des 19. Jahrhunderts auf. Am Rande erwhnt: Auch im Tierreich
wird Alkohol konsumiert, Elefanten berauschen sich jedes Jahr ganz
gezielt an den vergorenen Frchten der Barassus Palme; fr so manchen
jungen Elefantenbullen endet das schon mal im Vollrausch
Folie 6
6 Nchtern betrachtet: Pro-Kopf-Verbrauch an reinem Alkohol in
Liter pro Jahr pro Person Quelle: Statistisches Bundesamt/ DHS
Folie 7
7 Alkoholgehalt nach gngigen Ausschankeinheiten Alkoholgehalt
in Gramm pro Liter zum Vergleich: Bier (4,8 % vol): 40 g Wein (11 %
vol): 88 g Spirituose (33 % vol) 264 g
Folie 8
8 Blutalkohol-Konzentration: Was ist eine Promille? Gemessen
wird die Blutalkoholkonzentration in Promille! (Lateinisch pro =
fr; mille = Tausend; 1 Tausendstel = 1 Promille; das heit ein
Milliliter Alkohol auf 1 Liter Blut) Der Alkohol wird bereits in
geringen Mengen vom Magen aufgenommen So ist auch zu erklren, warum
die Aufnahme des Alkohols in das Blut bei vollem Magen etwas
langsamer erfolgt als bei leerem Magen Die berwiegende Aufnahme
geschieht jedoch ber den Dnndarm Das Maximum des
Blutalkoholspiegels wird 1-2 Stunden nach dem Konsum erreicht Die
Blutalkoholkonzentration ist der wichtigste Faktor fr die Wirkungen
des Alkohols auf den menschlichen Krper!
Folie 9
9 Wovon hngt die Blutalkoholkonzentration ab? Verschiedene
Faktoren bedingen die Geschwindigkeit, mit der der Alkohol im Krper
aufgenommen wird und sich verteilt, sowie die relative
Konzentration im Krper: Alkoholmenge, Geschwindigkeit des Trinkens
und Nahrungsaufnahme (vorher oder whrend des Konsums): Bei
schnellem Trinken auf leeren Magen steigt der Promillewert
schneller an als bei langsamem Trinken zum oder nach dem Essen!
Krpergewicht: Bei hherem Gewicht ist bei gleicher Trinkmenge der
Promillewert geringer! Geschlecht: Aufgrund des niedrigeren
Gewichts (im Durchschnitt), des besonderen Muskel-Fett-Verhltnisses
und geringerer Abbaukapazitten wirkt Alkohol bei Mdchen/Frauen in
der Regel strker. Abbaugeschwindigkeit: Alkohol wird relativ
langsam durch die Leber abgebaut: Die Abbaugeschwindigkeit liegt -
unter anderem abhngig vom Geschlecht - bei ca. 0,15 Promille/Std.
bei Mnnern und ca. 0,1 Promille/Std. bei Frauen.
Folie 10
10 So berechnet sich ein ungefhrer Promillewert Widmark-Formel,
bei schnellem Trinken auf nchternen Magen: Promille = ALKOHOL (in
Gramm) KG (kg) x Faktor r KG=Krpergewicht in Kilogramm)
r=Verteilungsfaktor nach Geschlecht: beim Mann ist r=0,7; bei der
Frau ist r=0,6 Widmark-Formel, bei langsamem Trinken mit Essen
Promille = ALKOHOL (in Gramm) x 0,7 KG (kg) x Faktor r
KG=Krpergewicht in Kilogramm) r=Verteilungsfaktor nach Geschlecht:
beim Mann ist r=0,7; bei der Frau ist r=0,6 Achtung: Eine genaue
Bestimmung der Blutalkoholkonzentration kann nur ber einen Bluttest
erfolgen! (Widmark: Schwedischer Arzt und Wissenschaftler)
Folie 11
11 Beispielrechnung Blutalkoholkonzentration Ein Mann mit 80 kg
Krpergewicht trinkt: 0,5 Liter Wein oder 1 Liter Bier oder 0,15
Liter Spirituosen (ca. 33 %vol) => das ergibt jeweils ca. 40
Gramm reinen Alkohol Dies ergibt eine Blutalkoholkonzentration ohne
Essen: 40 g = 40 = 0,7 Promille 80 kg x 0,756 Von maximal 0,7
Promille Nach 2 Stunden (Abbau von ca. 0,3 Promille): 0,4 Promille
Dies ergibt eine Blutalkoholkonzentration zum Essen: 40 g x 0,7 =
28 = 0,5 Promille 80 kg x 0,756 Von maximal 0,5 Promille ber 2
Stunden (Abbau von ca. 0,3 Promille): 0,2 Promille
Folie 12
12 Trinkverhalten und Blutalkoholspiegel Alkoholspiegel im Blut
Zeit Schnelles Trinken auf leeren Magen Trinken in Kombination mit
Mahlzeit Langsames Trinken whrend der Mahlzeit
Folie 13
13 Aus medizinischer Sicht: Blutalkohol- konzentration bei
Jugendlichen Die Blutalkoholkonzentration steigt schneller bzw. ist
bei Jugendlichen oft hher weil: sie meist ein geringeres
Krpergewicht haben als Erwachsene die Leber noch nicht die gleiche
Fhigkeit hat, Alkohol abzubauen wie beim Erwachsenen Jugendliche
alkoholhaltige Getrnke oft ohne Essen konsumieren der Alkohol aus
Mischgetrnken mit Zucker und Kohlensure - die bei Jugendlichen
beliebt sind - schneller ins Blut aufgenommen wird
Folie 14
14 Aus medizinischer Sicht: Kinder und Jugendliche reagieren
sensibler! Kinder und Jugendliche vertragen deutlich weniger
Alkohol als Erwachsene. Bei ihnen ist der Wachstumsprozess
zahlreicher Organe wie zum Beispiel des Gehirns, der Leber und des
gesamten Knochenbaus noch nicht abgeschlossen. Die Dosis von 2
Gramm pro Kilogramm Krpergewicht kann fr ein Kleinkind tdlich sein
- bei einem Schulkind liegt diese Grenze bei 3 Gramm und beim
Erwachsenen bei 5 bis 6 Gramm! Achtung: Bei Kindern zeigt sich die
Wirkung von Alkohol nicht stufenweise, sondern sie knnen bereits ab
0,5 Promille schlagartig das Bewusstsein verlieren! Der Erwachsene
durchlebt dagegen verschiedene Stadien: von der Entspannung ber die
Enthemmung, Schlfrigkeit bis hin zur Bewusstlosigkeit.
Folie 15
15 Wirkung abhngig von der Blutalkoholkonzentration (beim
Erwachsenen) Ab 0,2 - 0,5 Promille: Entspannung, gute Stimmung,
Wohlfhlen Ab 0,5 Promille: Euphorisierung, leichte
Beeintrchtigungen von Koordinations-, Reaktions- und Sehvermgen 1,0
- 2,0 Promille: Rauschzustand mit erheblichen Beeintrchtigungen im
Koordinations-, Reaktions- und Sehvermgen, Enthemmung und pltzliche
Stimmungsschwankungen 2,0 - 3,0 Promille: Betubungsstadium mit
weiter minimiertem Reaktionsvermgen und Verstrkung der
Beeintrchtigungen 3,0 - 5,0 Promille: Lhmungsstadium:
Bewusstlosigkeit und Koma > 5,0 Promille: Atemlhmung, ist im
schlimmsten Fall tdlich ACHTUNG: Bei Kindern gibt es diese Stadien
nicht!
Folie 16
16 Aus psychologischer Sicht: Kinder und Jugendliche sind
unerfahren! Kinder und Jugendliche halten sich fr unsterblich und
knnen die medizinischen und psychischen Folgen eines bermigen bzw.
missbruchlichen Konsums schwer einschtzen. Ihnen fehlt die
Erfahrung bezglich der Folgen. Sie befinden sich mitten in einer
Phase der Orientierung und Selbstfindung und sind empfnglich fr
Einflsse von Dritten, z.B. der Freunde aus der Clique. Sie leiden
unter Leistungsdruck und Zukunftsngsten: Schaffe ich den
Schulabschluss und finde ich dann einen Ausbildungsplatz? Sie
wollen sich bewusst von den Eltern abgrenzen und bertreten auch mal
Regeln nur um zu provozieren oder um erwachsen zu wirken!
Folie 17
17 Aus psychosozialer Sicht: Verantwortungs- voller Umgang
versus Missbrauch Die Mehrzahl der Erwachsenen konsumiert
alkoholhaltige Getrnke mavoll und verantwortungsvoll, ABER:
bermiger Konsum mit dem Ziel, mglichst schnell mglichst berauscht -
betrunken - zu sein ist gleichzusetzen mit missbruchlichem Konsum.
Hufiges und bermiges Trinken birgt die Gefahr in sich, dass man
alkoholabhngig wird - mit weiterreichenden negativen Konsequenzen
fr den Krper, die Psyche und das soziale Umfeld. Es gibt bestimmte
Lebenssituationen und Lebensbereiche, in denen der Konsum
alkoholhaltiger Getrnke unabhngig vom Alter tabu ist: Im
Straenverkehr (auch als Radfahrer), in der Schule, bei
gefahrgeneigter Arbeit, whrend Schwangerschaft und Stillzeit und
wenn man bestimmte Medikamente einnehmen muss!
Folie 18
18 Zu oft zu viel hat Folgen... Hufiger bermiger Konsum -
Alkoholmissbrauch - hat negative Folgen fr Krper, Psyche und das
soziale Umfeld: Generell gilt, dass frher missbruchlicher Konsum
das Erkrankungsrisiko erhht! Hufiger oder regelmiger Missbrauch
erhht das Risiko bestimmter Erkrankungen: Lebererkrankungen
(Leberzirrhose oder Fettleber), Krebserkrankungen,
Nervenerkrankungen (Hirnzellen sterben ab) beeinflusst die Knochen-
und Muskelentwicklung bei Kindern und Jugendlichen negativ
beeintrchtigt auch die Lern- und Konzentrationsfhigkeit, das klare
Entscheidungs- und Urteilsvermgen sowie die Kritikfhigkeit Hufiger
oder regelmiger Missbrauch hat oft auch negative Konsequenzen in
Bezug auf das soziale Umfeld: Partnerschaften gehen in die Brche;
Schule, Ausbildungsplatz und Job werden vernachlssigt; der
Arbeitsplatz geht verloren; Konflikte nehmen zu durch aggressives
Verhalten und Realittsverlust
Folie 19
19 Kinder und Jugendliche sind in besonderem Mae zu schtzen!
Kinder und Jugendliche bentigen daher den besonderen Schutz der
Gesellschaft, um sie vor den Schden eines zu frhen, riskanten oder
missbruchlichen Konsums alkoholhaltiger Getrnke zu schtzen!
Generell gilt laut Aussage fhrender Wissenschaftler: Je spter
Jugendliche mit dem Konsum alkoholhaltiger Getrnke beginnen - im
Rahmen der vom Jugendschutzgesetz vorgegebenen Altersgrenzen -,
desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie spter einen
riskanten oder missbruchlichen Konsum entwickeln oder sogar
alkoholabhngig werden. Daher mssen sich alle in der Gesellschaft
ihrer Verantwortung fr einen funktionierenden Jugendschutz bewusst
sein: Eltern, Lehrer, Freunde, der Staat als Gesetzgeber und
natrlich in ganz besonderem Mae Sie als Mitarbeiter, denn Sie alle
nehmen spter eine Schlsselposition ein und sind vom Gesetzgeber
verpflichtet, das Jugendschutzgesetz in ihrer tglichen Arbeit aktiv
umzusetzen!
Folie 20
20 Alle tragen Verantwortung, alle sind gefordert! Eltern
Tgliche Prventionsarbeit in der Familie! Lehrer und Pdagogen
Verstrkte Einbindung des Themas in die Lehrplne und den Unterricht
Bund, Lnder, Kommunen Vollzug des Jugendschutzgesetzes Kampagnen
wie Bist Du strker als Alkohol? und Kinder stark machen der BzgA
(www.bzga.de) Unternehmen/ Alkoholwirtschaft Untersttzen und
initiieren verschiedene Prventionskampagnen wie z.B. DON`T DRINK
AND DRIVE (www.ddad.de) Initiieren dieses Schulungskonzept 16/18 fr
Auszubildende und Mitarbeiter in Handel und Gastronomie Kampagne
zur Untersttzung der Alkoholprvention in Familien mit dem
Bundeselternrat (www.klartext-reden.de) Bund, Handel und
Gastronomie Gemeinsame Kampagne (Plakate, Flyer etc.) mit dem
Bundesministerium fr Familie, Senioren und Jugend Jugendschutz -
Wir halten uns dran!
Folie 21
21 Jugendschutzgesetz Jugendschutzgesetz in Bezug auf Alkohol
auf einen Blick: Jugendlichen unter 16 Jahren ist das Trinken von
allen alkoholhaltigen Getrnken generell verboten. (Eine Ausnahme
gilt fr Bier, Biermischgetrnke, Sekt, Wein und weinhaltige Getrnke,
wenn eine personensorgeberechtigte Person anwesend ist und dies
erlaubt.) Jugendliche ab 16 Jahren drfen Bier, Biermischgetrnke,
Sekt, Wein und weinhaltige Getrnke erwerben und konsumieren. Erst
ab 18 Jahren drfen Spirituosen und spirituosenhaltige Mischgetrnke
(sogenannte Alkopops) sowie alle anderen alkoholhaltigen Getrnke
erworben und konsumiert werden Apfelsaftgesetz: Mindestens ein
nichtalkoholisches Getrnk muss angeboten werden, das nicht teurer
ist als das preiswerteste alkoholhaltige Getrnk.
Folie 22
22 Jugendschutz im berblick GetrnkeAbgabe/Verz ehr unter 16
Jahren Abgabe/Verz ehr ab 16 Jahren Abgabe/Verzehr ab 18 Jahren
Bier verbotenerlaubt Biermischgetrnke verbotenerlaubt Wein und Sekt
verbotenerlaubt Weinhaltige Mischgetrnke verbotenerlaubt
Spirituosen (Schnaps, Korn, Wodka, Whiskey, Tequila, Likre, Gin,
Cognac etc.) verboten erlaubt spirituosenhaltige Mischgetrnke
verboten erlaubt Eine Ausnahme gilt fr Abgabe und Verzehr von Bier,
Biermischgetrnken, Sekt, Wein und weinhaltigen Getrnken an unter 16
jhrige Jugendliche (14 oder 15 Jahre!), wenn eine
personensorgeberechtigte Person (Eltern oder Vormund) anwesend ist
und dies erlaubt.
Folie 23
23 Hinweis fr den Referenten An dieser Stelle kann/sollte der
Referent/ Lehrer das Jugendschutzgesetz an alle
Unterrichtsteilnehmerinnen und -teilnehmer aushndigen und die
wichtigsten Stellen im Text gemeinsam durchgehen, denn die
Teilnehmer sollten mindestens einmal gelesen haben, was in jedem
Gastronomie- und Einzelhandelsbetrieb aushngen muss, sofern dort
alkoholische Produkte im Sortiment sind.
Folie 24
24 Konsequenzen bei Versten gegen das Jugendschutzgesetz 28 des
Jugendschutzgesetzes: Bei Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften
des Jugendschutzgesetzes knnen Gewerbetreibende und Veranstalter
mit einem Bugeld von bis zu 50.000 Euro belangt werden. Ab einem
Bugeld von 200,00 Euro erfolgt ein Eintrag ins
Gewerbezentralregister. Im schlimmsten Falle kann dem
Gewerbetreibenden die Lizenz entzogen werden! Als Mitarbeiter in
Handel und Gastronomie sind Sie also nicht nur dem Gesetz, sondern
auch dem Arbeitgeber gegenber verpflichtet, denn fr ihn hat ein
Versto weiterreichende Konsequenzen!
Folie 25
25 Brainstorming: Wo knnten Probleme bei der Umsetzung
auftauchen? Haben Sie selbst schon mal im Rahmen eines Jobs
Erfahrungen mit der Umsetzung des Jugendschutzes gemacht? Wie haben
Sie reagiert? Wo knnten noch Probleme bei der Umsetzung auftauchen?
Wie wrden Sie reagieren?
Folie 26
26 Altersnachweis kontrollieren! Wenn Sie Zweifel ber das Alter
der Kunden haben, an der Kasse, am Tresen oder am Tisch in der
Gastronomie, lassen Sie sich einen Alternachweis zeigen. Dies kann
sein: Personalausweis Reisepass Fhrerschein Dokument mit Foto und
Geburtsdatum (gltiger Schlerausweis, Betriebs- Werksausweis,
Mitgliedsausweis von Vereinen mit Foto und Geburtsdatum) Achtung:
Erziehungsberechtigte oder personensorgeberechtigte Personen mssen
selbst 18 Jahre alt sein. Erziehungsbeauftragte mssen aufgrund
einer (auch mndlichen) Vereinbarung mit den Eltern oder einem
Vormund vorbergehend Erziehungsaufgaben wahrnehmen: z.B. Lehrer
oder Betreuer, die Kinder und Jugendliche im Rahmen einer Freizeit
oder Klassenfahrt betreuen! Lassen Sie sich im Zweifelsfalle auch
von Betreuern erklren, welche Funktion diese wahrnehmen. Achtung:
Die Abgabe und der Konsum von Bier, Wein und Sekt an 14- und
15jhrige ist nur in Begleitung von Personensorgeberechtigten
erlaubt. Personensorgeberechtigte sind nur die leiblichen Eltern
oder ein gerichtlich bestimmter Vormund.
Folie 27
27 Allgemeine Tipps, wenn Sie einen Altersnachweis verlangen:
Bleiben Sie ruhig, sachlich und selbstsicher: Sie tun das Richtige
- auch wenn Ihr Gegenber das gerade anders sieht! Lassen Sie sich
nicht durch aggressive Reaktionen provozieren. Gegenaggression
bringt nichts! Bleiben Sie freundlich und respektvoll, denn Ihr
Chef mchte die Kunden gerne behalten! Jugendliche ab 16 sollten Sie
besser mit Sie ansprechen, damit diese sich nicht zurckgesetzt
fhlen. Aber: Bleiben Sie beharrlich und konsequent, wenn kein
Altersnachweis vorliegt! Im Zweifelsfalle bitten Sie den Kunden,
ein entsprechendes Dokument zu holen, bevor Sie die Produkte
verkaufen. Versuchen Sie Verstndnis fr Ihre Position zu wecken,
indem Sie auf Ihre gesetzliche Verpflichtung hinweisen - und
darauf, dass Sie Ihren Arbeitsplatz gerne behalten mchten. Beziehen
Sie andere Kunden mit ein, denn viele davon sind selbst Eltern und
wnschen sich einen funktionierenden Jugendschutz!
Folie 28
28 Argumente und Formulierungsbeispiele, wie Sie sich den
Ausweis als Altersnachweis zeigen lassen: Bier, Wein und Sekt darf
ich nur an Personen ab 16 verkaufen, Spirituosen und
spirituosenhaltige Getrnke nur an Personen ber 18. Wrden Sie mir
freundlicherweise Ihren Ausweis zeigen, damit ich dies
kontrollieren kann. Ich mache das nicht, um Sie persnlich zu
schikanieren oder zu verrgern, sondern weil ich per Gesetz dazu
verpflichtet bin, das Alter zu kontrollieren. Der Fhrerschein
reicht mir auch als Dokument! Ich bin meinem Arbeitgeber gegenber
verpflichtet, dem empfindliche Strafen bis 50.000 Euro drohen, wenn
ich als Verkufer/In die Regeln des Jugendschutzes nicht beachte.
Ich habe die klare Anweisung, mir im Zweifelsfalle einen
Altersnachweis zeigen zu lassen. Ich mchte meinen Job auch gerne
behalten. Haben Sie bitte Verstndnis.
Folie 29
29 Papa hat mich geschickt! Situation: Ein Kind, das
offensichtlich unter 16 Jahre alt ist, will an der Supermarktkasse
Bier und eine Flasche Wein kaufen. Auf Nachfrage kommt folgendes
Argument: Ich kaufe doch nur fr meine Eltern ein und wenn ich ohne
das Bier und den Wein nach Hause komme, bekomme ich Probleme. Meine
Eltern werden ziemlich sauer sein, das letzte Mal habe ich Schlge
kassiert... Reaktion: Das tut mir wirklich leid, aber ich muss hart
bleiben. Es ist mir verboten, Dir alkoholhaltige Getrnke zu
verkaufen, da Du noch keine 16 Jahre alt bist! Ich schreibe Dir
gerne die Telefonnummer des Marktleiters auf, damit sich Deine
Eltern dort erkundigen knnen, warum wir Dir die Produkte nicht
verkauft haben.
Folie 30
30 Halten Sie den Laden nicht unntig auf! Situation: Sie nehmen
den Jugendschutz ernst und lassen sich von einer ganzen Gruppe von
Jugendlichen einen Altersnachweis zeigen, da alle
spirituosenhaltige Mischgetrnke kaufen wollen. Diese sind erst ab
18 Jahren! Auf dem hinteren Drittel der Schlange kommen
Beschwerden: Lassen Sie doch die Jugendlichen die Produkte kaufen,
Ihr macht doch ein gutes Geschft damit! Ich verstehe nicht, warum
Sie mit solchen sinnlosen Kontrollen den Laden aufhalten. Ich habe
meine Zeit nicht gestohlen und um die Ecke bekommen die sowieso
alles, was sie wollen. Reaktion: Das tut mir wirklich leid, wenn
Sie heute etwas lnger warten mssen, aber wir nehmen Jugendschutz
sehr ernst und ich bin verpflichtet, mir einen Altersnachweis
zeigen zu lassen! Ich wrde mir wnschen, dass man berall
Jugendschutz ernst nimmt, dann wren Kinder und Jugendliche besser
geschtzt!
Folie 31
31 Ich htte gerne vier Bier! Situation: Es kommt ein junger
Erwachsener - wir nennen ihn Klaus - an die Theke und bestellt bei
Ihnen als Servicemitarbeiter vier Bier. Klaus stand die ganze Zeit
mit drei Freunden, die alle relativ jung (ca.14-16) aussehen, an
der Bar. Wie verhalten Sie sich? Spielen Sie die Situation doch
einfach mal als Rollenspiel nach: Verteilen Sie die Rollen von
Klaus, drei Freunde Servicemitarbeiter
Folie 32
32 Ich htte gerne vier Bier! Reaktion (Information fr den
Referenten): Da Sie sich nicht sicher sind, wie alt die Freunde von
Klaus sind, machen Sie Klaus hflich darauf aufmerksam, dass Sie von
ihm und den Freunden einen Altersnachweis sehen mssen. Auch wenn
Klaus Erziehungsbeauftragter ist und dies glaubhaft machen kann,
z.B. weil er von den Eltern im Rahmen einer Jugendfreizeit mit
Erziehungsaufgaben betraut wurde, drfen die drei Freunde, soweit
sie noch keine 16 Jahre alt sind, kein Bier trinken! Den Ausweis
von Klaus sollten Sie kontrollieren, da sich die drei Freunde
(unter 16 Jahre) ohne Begleitung eines Erziehungsbeauftragten nicht
in einer Gaststtte aufhalten drfen! Glaubhaft machen bedeutet in
diesem Fall, dass Klaus glaubhaft nachweisen muss (z.B. anhand
eines Schriftstcks, das ihn als Lehrer oder Gruppenleiter
ausweist), dass er im Auftrag der Eltern Erziehungsaufgaben
wahrnimmt!
Folie 33
33 Ich htte gerne vier Bier! Spielen Sie die Situation mit
unterschiedlichen Begrnden von Klaus durch: einmal gibt er sich als
guter Freund der Familie aus einmal als groer Bruder einmal als
Jugendgruppenleiter einmal als Lehrer....
Folie 34
34 Wer hat die Personensorge bzw. wer ist erziehungsbeauftragt?
Achtung: Personensorgeberechtigt sind nur die leiblichen Eltern
oder ein gerichtlich bestimmter Vormund. Nur in deren Begleitung
drfen 14- und 15jhrige Bier, Wein oder Sekt trinken! Geschwister,
der Freund, die Freundin, der Verlobte oder die Verlobte sind nicht
automatisch Erziehungsberechtigte/ -beauftragte in deren Begleitung
z.B. der Aufenthalt in Discotheken fr Minderjhrige erlaubt ist. Im
Zweifel mssen sie glaubhaft nachweisen, dass ihnen
Erziehungsaufgaben von den Eltern bertragen wurden (eindeutig ist
ein Schriftstck oder ein Anruf der Eltern!) Sollten Sie Zweifel an
der Erklrung oder dem Nachweis haben, schenken Sie keine
alkoholhaltigen Getrnke an unter 16jhrige Jugendlichen aus!
Berechtigte Zweifel am Erziehungsauftrag bestehen: wenn der
Altersunterschied zwischen einem angeblich Erziehungsbeauftragten
und den Jugendlichen sehr gering ist wenn ein angeblich
Erziehungsbeauftragter erkennbar angetrunken ist wenn sich die
Person in einem anderen Raum aufhlt
Folie 35
35 Weitere Rollenspiele: Gemeinsam Lsungen erarbeiten! Haben
Sie noch andere Anregungen fr Konfliktsituationen, die im
Zusammenhang mit Jugendschutz entstehen knnten? Weitere Anstze fr
Rollenspiele: Wie reagiere ich, wenn ich von Kunden/ Gsten bedroht
werde, weil ich Ihnen den Ausschank/ Verkauf von alkoholhaltigen
Getrnken verweigere? Wie gehe ich mit aggressiven, angetrunkenen
Gsten um - vor allem wenn es laut wird und ein handfester Streit
droht? Wie mache ich einem angetrunkenen Gast klar, dass ich ihm
keine alkoholhaltigen Getrnke mehr verkaufen oder ausschenken
will/darf? Wie reagiere ich, wenn Eltern Kinder in der Gastronomie
Spirituosen oder spirituosenhaltige Getrnke mittrinken lassen
wollen? Wie verhindere ich, dass ein angetrunkener Gast sich noch
hinters Steuer setzt? ...
Folie 36
36 Wie gehe ich mit angetrunkenen Gsten um? Wie reagieren Sie
auf alkoholisierte Gste? Sie sind gesetzlich verpflichtet, keine
weiteren alkoholhaltigen Getrnke an offensichtlich betrunkene Gste
zu verkaufen oder auszuschenken! Machen Sie ruhig, sachlich und
gelassen klar, dass Sie keine weiteren alkoholhaltigen Getrnke
servieren werden! Sollte der Gast daraufhin aggressiv reagieren,
lassen Sie sich nicht provozieren und versuchen Sie ruhig zu
bleiben! Gegenaggression bringt nichts! Lassen Sie sich nicht
berreden und weisen Sie darauf hin, dass Ihnen per Gesetz keine
andere Wahl bleibt! Aber drohen Sie nicht! Lassen Sie sich nicht
auf Diskussionen ein und wiederholen Sie ihren Standpunkt! Halten
Sie rumlichen Abstand zu dem Gast - sicher ist sicher! Bitten Sie
den Gast hflich aber unmissverstndlich, die Gaststtte zu verlassen.
Wenn nichts hilft: Rufen Sie die Polizei, um einen Eskalation zu
vermeiden!
Folie 37
37 Genug ist genug Erkennbar angetrunkenen Gsten drfen Sie als
verantwortungsvolle Servicefachkraft keine alkoholhaltigen Getrnke
mehr ausschenken - unabhngig von deren Alter, denn Sie wissen
selbst nicht, wie viel der Gast vorher schon getrunken hatte. Evtl.
droht eine lebensgefhrliche Alkoholvergiftung. Wird ein stark
angetrunkener Gast pltzlich bewusstlos, besteht der Verdacht auf
eine Alkoholvergiftung. Rufen Sie bei Verdacht auf
Alkoholvergiftung sofort den Notarzt und bringen Sie die
bewusstlose Person in die stabile Seitenlage, damit sie nicht an
Erbrochenem ersticken kann. (Soweit sollten Sie es aber erst gar
nicht kommen lassen!) Sie sollten immer darauf achten, dass
angetrunkene Gste sich nicht mehr selbst ans Steuer setzen! Rufen
Sie ein Taxi oder bitten Sie eine nchterne Person, den Betrunkenen
nach Hause zu bringen!
Folie 38
38 Jugendschutz geht uns alle an: Sie als Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in Handel und Gastronomie haben eine ganz besondere
Verpflichtung und Verantwortung, den Jugendschutz aktiv umzusetzen!
Vielen Dank fr Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Interesse!
Folie 39
39 Copyright 2007 by KESSLER Kommunikationsberatung, Rheinallee
40, 55118 Mainz Stand 03/2007