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Südtirol, das Land im Gebirge, mit Gletschern und Weinbergen, mit flachen Wiesen und Bergriffen, mit unterschiedlichen Sprachen, Küchen und kulturellen Gepflogenheiten, wo die Gegensätze erst die harmonische Ganzheit auszumachen scheinen, ganz gleich, von welcher Himmelsrichtung her man ankommt. Jedes Mal entdeckt man einen neuen Blickwinkel, ein ver- gessenes Kuriosum unter der Staubschicht der Geschichte oder eine Neuigkeit, die ins Auge springt. Von JUL BRUNO LANER Südtirol Vom Ortler zu den Dolomiten Südtirol Fotos: Herbert Blank (o.), Udo Bernhart (2), J. Tappeiner (u.l.), Othmar Seehauser (u.r.)

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Südtirol, das Land im Gebirge, mit

Gletschern und Weinbergen, mit

flachen Wiesen und Bergriffen, mit

unterschiedlichen Sprachen, Küchen

und kulturellen Gepflogenheiten, wo die

Gegensätze erst die harmonische Ganzheit

auszumachen scheinen, ganz gleich, von welcher

Himmelsrichtung her man ankommt. Jedes Mal

entdeckt man einen neuen Blickwinkel, ein ver-

gessenes Kuriosum unter der

Staubschicht der Geschichte oder

eine Neuigkeit, die ins Auge springt.

Von JUL BRUNO LANER

SüdtirolVom Ortler zu den Dolomiten

Südtirol

Fotos: Herbert Blank (o.), Udo Bernhart (2), J. Tappeiner (u.l.), Othmar Seehauser (u.r.)

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20 DAV Panorama DAV Panorama 21Nr. 2/2000 Nr. 2/2000

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Vom Gipfel der Pleisenspitze eröffnet sich der eindrucksvolle Ausblick auf denKarwendel-Hauptkamm.Rechts: Zwei Skibergsteiger genießen den Aufstieg zur Pleisenspitze, einer derinteressantesten Skitouren des Gebiets.

Tibethütte und Marillenbäume:der VinschgauWenn man von Westen her etwa über dasStilfser Joch nach Südtirol einreist, wird dieLuft am 2758 Meter hohen Passübergangschon dünn. Über die 82 Kehren kommenauch die Verbrennungsmotoren der Kraft-fahrzeuge, nicht nur Wanderer und Radfah-rer ins Keuchen. Es ist die zweithöchstePassstraße Europas. Ewiger Schnee gleißtvon den Hängen der Gletscher. Es herrschtein buntes Sprachgewirr der Touristen, da-zwischen schieben sich die lokalen Idiomeaus dem Vinschgau, der Lombardei und derrätoromanischen Schweiz. Kulturen prallenaufeinander. Aber man redet miteinander,man macht Geschäfte, man unterhält sich,das ist eine Eigenart, die nicht jedem Süd-tirol-Besucher auffällt, dabei ist sie sehrwichtig,denn es nützt nichts,viele Sprachenzu kennen,wenn man nicht miteinander re-det. Die verschiedensprachigen Bevölke-rungsteile scheinen sich nicht mehr für dasgegenseitige Übel zu halten. Die Berge sindzwar hoch, engen den Horizont ein, dochdie Welt ist nicht mehr mit Brettern zugena-gelt. Der Vinschgau mit seinen Seitentälernhat eine beachtliche alpinistische Tradition.Sulden am Fuße König Ortlers hat vor überhundert Jahren schon die ersten Beherber-gungsbetriebe für Alpinisten eingerichtetund somit den Grundstein für den Erwerbs-

zweig Hochtourismus gelegt, der inzwi-schen Gäste aus aller Welt anzieht. ExtremeGletschertouren in der Ortlergruppe,Wan-dern durch die Blüte an sanft geneigtenWaalwegen, Sommerskilauf in Schnals oderam Stilfser Joch, alles ist möglich imVinschgau.

Der Vinschgau, so wird der höchsteOberlauf der Etsch genannt, ist ein gebirgi-ges Tal mit einem eigenwilligen Ost-West-Verlauf entlang dem Alpenhauptkamm.Eineder klimatischen Folgen ist der „Oberwind“der als Fallwind die Wolken zerstreut unddie Felder austrocknet.Er weht so konstant,dass auf der Malser Heide die Bäume, dieden Fahrweg säumen,talwärts geneigt sind.Seine Spuren hinterlässt er auf dem kargen,steppenartigen Sonnenberg, mit seinenBrauntönen hebt er sich ab gegen dasDunkelblau des Himmels.Eine echte Klima-insel. Entsprechend sehen auch die aridenBerghänge aus,die auf Anhieb an die Hoch-täler am Oberlauf des Indus erinnern, etwain Ladakh oder Zanskar. Wenn man vomStilfserjoch oder auch vom Reschenpassherunterfährt sieht man aber schon diefruchtbaren Talböden ein. Die berühmtenVinschgauer Marillenbäume haben inzwi-schen fast Seltenheitswert wie der begehrteMarillenschnaps, denn über weite Flächenwurden sie von den ökonomisch ertragrei-cheren Apfelplantagen verdrängt.Das hat zu

einer landwirtschaftlichen Innovation ge-führt, die Südtirol nun die größte zusam-menhängende Obstanbaufläche Europasbeschert hat: Sie reicht von Mals, der Etschentlang, bis zur Salurner Klause und weiterins benachbarte Trentino.

Nahe dem Dorf Burgeis zieht es denBlick nach oben. Hoch über dem Tal strahltauf 1336 Meter ein weißer Bau, das höchst-gelegene Kloster der Alpen, die Benedikti-nerabtei Marienberg. Von der ausgesetztenLage und dem gesamten Erscheinungsbildher weckt es sofort Assoziationen mitHimalaya-Klöstern.Ein alter Bauer nennt dasKloster, zu dem er aufblickt, Tibet. DerExtrembergsteiger Reinhold Messner, einausgesprochener Tibetfan, hat sein SchlossJuval bei Naturns mit einer bedeutendenSammlung Tibetischer Kunst ausgestattet,und von weitem her grüßen die flatterndenGebetsfahnen von Turm und Zinnen.

Die WaalwegeDer Vinschgau hat über viele Jahrhunderteeine eigene Entwicklung durchgemacht,und nicht zuletzt haben sich die klimati-schen Gegebenheiten auch auf die gesell-schaftliche Struktur ausgewirkt. Durch den

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Mit mächtigen Steilflanken bricht „König Ortler“ ins Suldental ab. 1804 wurde er erstmalsbestiegen. Die 1875 eröffnete Payerhütte thront wie ein Adlerhorst über dem Tal. Das Kirch-lein St. Veith bei Tartsch ist eine der ältesten Sakralbauten im Vinschgau mit einer über tau-sendjährigen Geschichte. Von der Köpflplatte hoch über Mals bietet die über tausend Meterhohe Ortler-Nordwand einen imposanten Anblick (links). Der Reschensee mit der versun-kenen Dorfkirche von Graun bildet das Wahrzeichen des Eingangs zum Vinschgau (l.u.).

Im Frühjahr schützen die schlauen Obstbauern ihre Plantagen mit künstlicher Vereisung vorstrengen Frosteinbrüchen. Hoch über der Ortschaft Burgeis erscheint das BenediktinerstiftMarienberg wie ein tibetisches Kloster. Das eindrucksvolle Bauwerk kann auf eine 850-jähri-ge Tradition zurückblicken und wurde einst von den Grafen von Tarasp im Engadin gegrün-det (o.r.). Einen reizvollen Gegensatz bilden im Frühling die blühenden Obstbäume derTallagen wie hier bei Schlanders und die noch winterlichen Gipfel der Hochregionen.

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22 DAV Panorama Nr. 2/2000

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Niederschlagsmangel war die bäuerlicheBevölkerung immer schon gezwungen, ge-meinsam Berieselungsanlagen zu bauen unddas Wasser nach strengen Regeln zu nutzen.Die Waale,das sind die geschickt angelegtenBewässerungskanäle, wurden dem Hangentlang durch die Wiesen und Felder gezo-gen,einfach und doch effizient und mit ge-ringem Gefälle. Der Waaler war für die ge-rechte Verteilung der Kostbarkeit Wasserverantwortlich. Wasserdiebe mussten nachdem Tode als Gespenster den Waalen ent-lang umgehen.

Heute ist der Beruf des Waalers nahezuausgestorben, denn das ausgehende 20.Jahrhundert hat vieles verändert.Die uraltenGräben werden von modernen Beregnungs-anlagen abgelöst, obwohl die Bevölkerungzum Teil dem Auflassen der Waale sehr skep-tisch gegenübersteht. Die ganze MalserHeide soll mit einer modernen Beregnungs-anlage ausgestattet werden, die allerdingsden Vorteil hat, dass sie auch zur Frost-bekämpfung in der Blütezeit eingesetzt wer-den kann.Der Bau der großen Stauwerke amReschensee hat in den fünfziger Jahren des20. Jahrhunderts die moderne Zeit imVinschgau eingeleitet.Das ganze Dorf Graunwurde überflutet, nur der Kirchturm ragtwie ein mahnender Finger aus dem Stausee.Die jahrhundertealten Waale tun viele mitunzeitgemäßer Romantik ab, aber was im-mer ihr Schicksal sein mag, für den Berg-wanderer und Spaziergänger werden dieWaale immer ein wichtiges Ziel bleiben,denn jeder Waal hat auch seinen Waalweg,der für die Instandhaltung nötig ist.Und vonder Malser Heide bis ins Schnalstal und insMeraner Becken gibt es noch so manchendieser wunderbaren Urwege, die vieleHerzen höher schlagen lassen.

Skitouren

Viele Gipfel im Vinschgaubieten Skibergsteigernideale Ziele, vor allem imFrühjahr. Aus der großenFülle eine Auswahl der reizvollsten Touren.

OrtleralpenVom hinteren Martelltal auserreicht man über denButzenferner die Butzen-spitze (3302 m) mit einertraumhaften sonnseitigenAbfahrt. Gleich vier Drei-tausender auf einen Streicherlaubt die Tour auf dieKöllkuppe (3330 m) unddie drei Veneziaspitzen(1. Veneziaspitze 3386 m).Über den Fürkelefernerführt der Weg auf dieZufallspitzen (3700 u.3757 m) und über dieGratverbindung weiter zumMonte Cevedale(3769 m), häufiger began-gen wird dieser beliebteund relativ unschwierigeSkiberg jedoch über denLangenferner. Gleich nebenan lockt der MontePasquale (3558 m), denman von der Brancahütteangeht, ebenso wie dieTraumgipfel, die weitersüdlich den Fornokesselumrahmen, Palon de laMare (3703 m), MonteVióz (3645 m), PuntaSan Matteo (3678 m)oder Pizzo Tresero

(3594 m). Die Königs-spitze (3851 m) ist eben-falls mit Ski zu erreichen,allerdings sollte die Tourauf einen der schönstenBerggestalten der Alpennicht unterschätzt werden– an die Abfahrt über dieSüdostflanke dürfen sichnur hervorragende Skifah-rern wagen. Stützpunktefür Touren aus demMartelltal sind Zufallhütte(2265 m), MartellerHütte (2610 m) undCasatihütte (3269 m).Auch das Ultental eignetsich als hervorragenderAusgangspunkt für erst-klassige Touren.Ilmenspitze (2656 m, ausdem Auerbergtal), Gleck(2957 m, über den Lang-see) und Hasenöhrl(3257 m, über den Kup-pelwieser Ferner) bietenmäßig schwierige Aufstie-ge, während Zufrittspitze(3439 m) und HintereEggenspitze (3443 m)als zwar prachtvolle, aberschwierige Gipfelziele ein-zustufen sind.Ausgangspunkt für Tourenaus dem Ultental sind dieTalorte zwischen St. Pan-kraz und St. Gertraud. AlsHüttenstützpunkt käme al-lenfalls der kleine Winter-raum der Höchster Hütte(2561 m) in Frage.

Ötztaler AlpenVon Graun am Reschenseezweigt das Langtauferer Tal ab,das mit einer Reihe lohnenderTouren aufwartet: Südostseitigführt der Anstieg auf denGroßen Schafkopf (3001 m)mit weiteren Gipfelmöglichkei-ten, nordseitig geht es durch dasOchsenbergtal unschwierig aufMittereck (2908 m), Zerzer-köpfl (2955 m) oder Habicher-kopf (2901 m). Vom TalschlussMelag aus ersteigt man auf an-spruchsvollen Routen Freibrun-ner Spitze (3366 m), ÄußerenBärenbartkogel (3471 m),Weißkugel (3738 m) und Weiß-see-Spitze (3526 m). Die ge-standenen Dreitausender Litz-nerspitze (3205 m), Upiakopf(3173 m), Ramudelkopf (3340 m)und Portlesspitzen (3074 m)sind großartige Ziele mit langenAnstiegen vom Glieshof imMatscher Tal aus. Ins Herz derÖtztaler Alpen führen Touren ausdem Schnalstal. Vom Talschlussin Kurzras bzw. Vernagt gelangtman auf die Saldurspitze (3433 m)und Schwemser Spitze (3459m), über das Hintereisjoch istebenfalls der zweithöchste Gipfelder Ötztaler Alpen Palla Bianca(Weißkugel) erreichbar, ebensowie die Finailspitze (3514 m)und der Similaun (3597 m) un-weit der Fundstelle von Ötzi amHauslabjoch. Unschwierig gehtes über das Mastauntal auf dieHohe Wiegenspitze (2978 m),weit anspruchsvoller durch dasPfossental auf Texelspitze (3318 m)und Hohe Weiße (3281 m).

Skitouren im Vinschgau

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Waale, die typischen Bewässerungskanäle des Vinschgaus, bieten zugleich ein herrliches Netz von Wanderwegen, die im Frühjahr am schöns-ten zu begehen sind. Während unten im Tal angenehme Temperaturen herrschen, bewegt sich der einsame Skibergsteiger aus demMartelltal Richtung Langenferner, auf dem Weg zur Casatihütte. Links oben liegt die Vordere Zufallspitze noch fest im Griff des Winters.

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Wo der Wein regiertVom Marlinger oder vom Algunder Waalweghat man einen herrlichen Ausblick auf dasMeraner Land.Wie liegende Aktfiguren um-kränzen die Berge die Kurstadt und die be-nachbarten Urlaubsorte Schenna, Tirol,Algund und Marling. Meran ist eine Prome-nadenstadt, aber die Waalwege in MeransUmgebung sind viel älter als die mediterrananmutenden Promenaden. Gerade deshalbstrahlen sie mit ihrem ewigen Fliessen desWassers einen Hauch von Unvergänglich-keit und Zeitlosigkeit aus. Die Freundschaftmit der Sonne ist eine Eigenart, die wohlganz Südtirol hat und das merkt der Reisen-de auf Schritt und Tritt, wenn er von Meranüber die Weinstraße ins Südtiroler Unterlandfährt.Von Marling über Tscherms und Lanaführt der Weg durch die Wein- und Obstgär-ten. Die Apfelplantagen verbreiten sich ander Talsohle, die Reben klettern die Hängeempor, denn, wie Benedikt von Nursia vorüber 1500 Jahren schon verkündete,Bacchus liebt die Hügellagen. Besonderssteile Hänge heißen Leiten. An ihnen wach-sen wegen der überaus starken Sonnenein-strahlung und wegen der guten Belüftungganz edle Tropfen.

Die Dörfer Andrian und Nals liegen ansanft geneigten Schwemmkegeln mitten inder Rebkultur.Im Überetsch thront hoch amHang die Burg Hocheppan mit ihrem Krei-denturm, mit ihren festlichen romanischenFresken die mit den Kirchen im Vinschgau,mit Marienberg, St. Benedikt in Mals, St.Prokulus in Naturns durch einen geistigenFaden stilistisch in enger Verbindung ste-hen. Die Dolomiten türmen sich im Hinter-

grund auf und der Blick streift frei von denReben bis zu den Schneefeldern. Die BurgSigmundskron prunkt auf einem Porphyr-härtling, zu ihren Füßen macht die Etsch ei-ne gewaltige Biegung und wendet ihrenLauf gen Mittag,wie Goethe auf seiner Reisenach Italien feststellte, in Richtung desLandes,wo die Zitronen blühn und wo allesso üppig und dicht ineinander wächst alsmöchten sich die Pflanzen gegenseitig er-sticken.

Aber zurück ins Überetsch, in die Wein-dörfer St. Pauls, Girlan und St. Michael, insBurgenparadies „über der Etsch“: DieSchlösser Boymont, Korb, Warth, Englar,Paschbach kann man nicht nur besichtigen,sie sind als Beherbergungsbetriebe oderBuschenschänken bewirtschaftet. Das istdie Folge eines völlig neuen Trends der letz-ten Jahrzehnte. Nimmt man einen Burgen-führer aus den 70er Jahren zur Hand, sinddie Besichtigungsmöglichkeiten der Schlös-ser und Edelsitze nahezu ausgeschlossen.Heute kann man in ganz Südtirol auf denSpuren der alten Rittersleute Urlaub ma-chen,man kann schlafen wie die Grafen umdie Geisterstunde, in stilvollem Ambientesüdlich genießen, an Reiterspielen (inEppan vom 10. - 12. Juni) und Festivals teil-nehmen, Schlosskonzerte hören und das al-les mit einem Hauch von erlebter Geschich-te im alten Gemäuer.

Eine blühende Stadt soll einst dort ge-standen sein, wo auf der Gand – zwischenKaltern und Eppan – die Eislöcher liegen,wo man im Sommer noch Eiszapfen findetund man gut daran tut, sich warm anzu-ziehen.

Neue WeinkulturNur wenige Kilometer weiter auf der Wein-straße gelangt man nach Kaltern, zu denHerrgottskindern, wie sich die Kalterer sel-ber gerne nennen. Die Eppaner werdenRatichschweaf (Rettichschwänze) genanntwegen der barocken Zwiebeltürme und dieTraminer heißen Groggln (Frösche), wegender Nähe zu den nun trockengelegten„Möser“ (Sümpfen). Man sagt vom KaltererSee, er sei der größte der Welt, weil dieProduktionsmenge des „Kalterersee“-Weinsauch in den allerletzten Winkel unserer Weltreiche, was sonst kein anderer See oderFluss zustande brächten. Aber, Scherz beiSeite,es hat sich so manches geändert in derSüdtiroler Weinwirtschaft. Die Weinbauernhaben sich mehr und mehr auf erleseneSorten spezialisiert,die Ertragsmengen wur-den gewaltig zu Gunsten der Qualität ge-drosselt, im Anbau ist man vielfach von derPergola auf Stockanlagen umgestiegen unddie Beregnungsanlagen, sofern vorhanden,sind auf Tropfsystem umgestellt. Die gutenBlauburgunderlagen werden nun voll ge-nutzt, neue Rebsorten wie der Cabernet-Sauvignon fassen Fuß und der alte, autoch-thone Lagrein Dunkel kommt zu neuen

Ehren und viel Sympathie. Insider bestellenan der Theke ein Glas LSD: Lagrein SehrDunkel.Alles über den Rebensaft kann manim Weinmuseum von Kaltern ansehen, vomPergelwerk zur Torrgl (lat. torculum =Weinpresse) ist da alles ausgestellt und mankann allerhand über die Saltner, die furcht-erregenden Flurwächter erfahren. AmHauptplatz von Tramin, der Heimat des Ge-würztraminers, ist sogar der Null-Meridiander Vinobarden installiert; das ist jener kos-mopolitische Volksstamm, der überall dortangesiedelt ist,wo der Wein wächst.

Vom kleinen Weiler Altenburg beiKaltern und über Tramin hat man den be-sten Ausblick nicht nur auf den Kalterer Seesondern auf das ganze Südtiroler Unterland.Dieses Stück Erde ist eine magische, fastschon exotische Landschaft. Es beginntschon mit der Sprache der Menschen,die ei-nen eigenen Rhythmus und besondereSprachbilder und Wortschöpfungen hat,wasdurch die Sprachgrenze bei Salurn bedingtist. Genau der vertikalen Sprachgrenze ent-lang verlauft der Fennberger Klettersteig,wo die Felsen aus den Obstgärten wachsen;doch nie hat es da einen Schlagbaum gege-ben und nie hat ein Krieger diese unsicht-

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Radtouren

Der Landstrich zwischenMeran und Salurn eignetsich bestens für unter-schiedlichste Radtouren.Gemütliche Radwanderun-gen bietet das weite Etsch-tal, während die umliegen-den Berge zu meist mittel-schweren Mountainbike-Touren einladen.

RadwanderungenLeichte Radtouren ohnegroße Höhenunterschiedebieten die kleinen Straßenund Wege zwischen Wein-bergen, Obstplantagenund Dörfern im Etschtal.Der Etschtal-Radweg, derzur Zeit ausgebaut wirdund bis 2001 auch asphal-tiert sein soll, kann zumeistin die Streckenführung mit-eingeplant werden.Möglich sind etwa dieTouren Bozen-Auer-Neumarkt (ca. 50 km),Kaltern/St. Michael/Eppan-Bozen (15 km)oder der Mitterberg Rad-Rundwandweg von Bozen

über Auer, die Ostseitedes Kalterer Sees entlangnach Eppan und über Girlanwieder nach Bozen (ca. 40km).Leichte bis mittlere Radwan-derungen führen auch umKalterer See (ca. 25 km)oder die Montiggler Seen(ca. 20 km).

MountainbiketourenVon Bozen/Bauernkohlern(Seilbahn!) bzw. Leifers/Steinmannwald startet manzur Kohlern/Deutsch-nofen-Tour (ca. 35 km,450 Hm). Mittelschwerführt die Tour großteils aufForstwegen durch Wiesenund Felder und ist auch fürweniger Trainierte mach-bar. Terlan bzw. Vilpian (Seil-bahn!) ist der Startpunktfür die Mölten-Salten-Tour (ca. 38 km), die mit1100 Metern Höhendiffe-renz allerdings einige An-sprüche an die Konditionstellt. Kombinieren lässt sie

sich auch mit der Tschögglberg-Tour(ca. 35 km, 700 Hm), einer landschaft-lich reizvollen, aber schweren Mountain-biketour mit dem AusgangspunktJenesien/Bozen. Weniger anstrengend, aber ausgespro-chen schön führt die Obereggen-Tour(ca. 35 km, 770 Hm, AusgangspunktEggen) durch herrliche Wälder undWiesen zu Füßen des Latemar und zumKarer See.Durch den südlichsten der SüdtirolerNaturparks geht es rund ums Trudner Horn (ca. 30 km, 600 Hm,Ausgangspunkt Truden/ Neumarkt), allerdings nur für gut Trainierte.

Weitere Touren und die genaueStreckenführung sind dem Radführer„Radwandern & Biken“ zu entnehmen,der kostenlos beim TourismusverbandSüdtirols Süden angefordert werdenkann, Tel.: 0039/0471/63 34 88.

Radtouren im süd lichen Südtirol

Das kleine Weindorf Kaltern mit dem berühmten See im Hintergrund ist vor allem zur Erntezeit der Weintraubeneiner der beliebtesten Wallfahrtsorte für Genießer von Südtiroler Köstlichkeiten.

Im Herbst entfaltet die Landschaft des Über-etsch wie hier bei Girlan (o.) und bei Eppanihren farbenprächtigsten Reiz.

Herrliche Radtouren im Frühling oder auchdas Kastanienbraten im Herbst sind nurzwei der vielfältigen Attraktionen der Region.

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Deshalb schlängelt sich in den Weingegen-den die sogenannte Weinisotherme mitihren 18 Graden Celsius recht eigenwilligdie Hänge entlang und auf und nieder.In be-sonderen Gunstzonen klettert die Rebehoch hinauf, am Ritten bis etwa 800 Meterund am Fennberg steht gar auf 1050 Metereine herrliche Rebanlage. Der Ritten ist al-lerdings eine der bevorzugten Gemeinden,denn das Gebiet erstreckt sich vom Weinan-baugebiet bis zu den Almen. Aus diesemGrund ist auch das Törggelen aufgekom-men. Die Bergbauern stiegen hinunter zuden Weinbauern, die eine Torgglpresse hat-ten, tranken und kauften dort Wein,weil sieselbst keinen anbauen konnten. In den Ge-genden an der Weinstraße geht kein Bauerdem anderen Wein abkaufen,wenn er selberden Keller voll hat. Da geht man einfach„Kellersteigen“, einmal zu dem und einmalzum anderen um zu sehen,ob er außer Weinauch einen anständigen Speck im Keller hat.

Apropos Speck:Das Borstenvieh mit sei-nem Speck ist des Südtirolers liebstes Totem-tier bei Tisch.Das Schlachtfest,das Suren derSpeckseiten und der Schinken, die gehei-men Rezepturen mit Pfeffer, Salz, Knob-lauch, Liebstöckl, Weinkraut und und und,dann das Selchen und Lagern, alles sind ur-alte Rituale aus der arkanen, bäuerlichenWelt.Am Endprodukt wussten Bauern wieGrafen,was sie hatten.Das scheint aber der

bare Grenze kämpfend überschritten.Sie istaber spürbar auf Schritt und Tritt.Da gibt esBauern, ihre Felder grenzen aneinander,doch jeder hat eine andere Muttersprache,der eine hat das deutsche,der andere das ita-lienische Idiom. Manche reden „mez persort“, das heißt, manche Vokabeln sinddeutsch, manche italienisch. Und doch ver-stehen sie sich,machen Geschäfte,heiratenhin und her über die unsichtbar gezogeneGrenze an der Weinstrasse, wo jedes Pro-blem bei einem Glas Wein angegangen wird– und wo Bacchus regiert, da kommt esnicht zu Weltkriegen. Vom nicht sehr be-kannten und mit 1737 Meter eher beschei-denen Penegal aus kann man einem Neu-ankömmling wohl am bildhaftesten dienatürliche Vielschichtigkeit des südlichenLandes im Gebirge vor Augen führen. Es be-ginnt ganz unten mit den Schilfgürteln amKalterer See, dann kommen die intensivenObstgärten,die mit Reben bepflanzten Hän-ge, die Wälder, die Wiesen der Bergbauern-höfe, schließlich die Almwiesen, die Berg-riesen der Dolomiten auf der einen, dieGletscher des Ortler auf der anderen Seite.

Sonne, Sommerhitze,SommerfrischeUm die 4800 Hektar Rebanlagen zu einerguten Reife zu bringen, lacht SüdtirolsSonne ganze 1800 Stunden die Trauben an.

Rest der Welt nun auch entdeckt zu habenund die Folge davon ist,dass es im Land derWein-, Obst- und Milchbauern für dieSpeckhungrigen viel zu wenig Schweine-züchter gibt,denn die sitzen bekanntlich inHolland. Die Speckmacher und Gastrono-men machen ihre Sache ja sehr gut,nur kön-nen Spötter es sich nicht verkneifen, überden „echten Tiroler Speck holländischerNation“ zu witzeln.

Ein schlagfertiger Metzger hat sich mitfolgendem Satz lachend aus der Affäre gezo-gen: „Und von Murano, was sagst du zuMurano? Die Venezianer Glasbläser machenseit Jahrhunderten echtes Murano-Glas undkeinem Menschen auf der Welt kommt es inden Sinn, denen vorzuhalten, sie würdenden Quarzsand aus Fontainebleau importie-ren. Und damit basta!“ Soviel zum Speck,den man in den Bauernhöfen und Jausen-Stationen nie in schlechter Qualität serviertbekommt.An den Hängen des Ritten gibt esaußer Erdpyramiden, der stolzen Aussichtvom Rittner Horn und den alten Dachfor-men, die an südostasiatische Bauten erin-nern, auch viele Gasthäuser, Schänken undTörggelen-Höfe mit Tradition. Der Ritten istgewissermaßen die Urheimat der Sommer-frische. Wenn die rötlichen Felswände derBozner Porphyrplatte zu glühen beginnenund die Thermometer im Talkessel nachoben schnellen,flüchtet alles,was Beine hat,

aus der Sommerglut der Stadt. Hier soll dieSommerfrische erfunden worden sein,nichtals Fremdenverkehr, sondern als Naherho-lung für die Bozner Adeligen und Bürger.

Bis zum Bau der Zahnradbahn 1907 warder Ritten nur zu Fuß oder zu Ross erreich-bar, der heutige Fahrweg von Rentsch inBozen ausgehend wurde erst Mitte der sech-ziger Jahre erbaut, dann die Zahnradbahndurch eine Schwebebahn ersetzt; nur vonHimmelfahrt bis Klobenstein ist die alteBahntrasse noch befahren. Heute gibt esnoch zwei weitere Zufahrten auf den Ritten,eine vom Eisacktal aus und eine vom Sarntal.Entsprechend hat auch der Fremdenverkehrzugenommen. Doch die Berglandschaft inden Sarntaler Alpen ist alles andere als über-laufen, denn zwischen Sarner Weißhorn,Sarner Scharte,Rittner Horn und LatzfonserKreuz ist so viel Platz, dass man auch imHochsommer stundenlang allein auf derWanderschaft ist und nur ab und zu ein paarInsider trifft. Früher, als es am Rittner Hornnoch keine Aufstiegsanlagen gab, ging manmit Schneeschuhen zum Unterhornwirt.Seit kurzer Zeit scheint in Südtirol dasWandern mit Schneeschuhen wieder eineTrendsportart zu werden.

Die schönste Architektur der WeltBlickt man vom Ritten über das Eisacktalhinweg in Richtung Osten, hat man auf ei-nen Blick die „schönste Architektur derWelt“,wie sie Le Corbusier nannte,vor sich:die Dolomiten. Majestätisch stehen sie da,anziehend und gefährlich, abweisend zu-gleich, als wäre Blitz noch Zauber, undDonner Götterstimme in einem Paradies oh-ne Grenzen, in dem Sage, Mythos und Mär-chen ein Fenster auf eine Sagenlandschaftöffnen, die zugleich magische Traumland-schaft ist und wirklicher Lebensraum. Dieletzten Bergbauern,die noch an den felsigenHängen von König Laurins Rosengarten undam Latemar die Almwiesen noch von Handmähen, werden, wie Laurins Zwergenvolk,von den schwerbewaffneten Wülflingen desDietrich von Bern fast plattgewalzt.Die heu-tigen Invasoren aus Verona und der ganzenWelt sehen sogar ähnlich aus. Die Wind-jacken leuchten wie Rüstungen, die Eis-pickel funkeln wie Streitäxte,grimmig schei-nen sie unter den Helmen herauszublickenund das Geklimper der Karabiner und„Schlosserei“ skandiert mit fast kriegeri-schem Marschrhythmus die Schritte der

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Frühjahrswandern

Schon seit Jahrhundertengilt der Ritten als idealerOrt für die Sommerfrische.Doch auch im Vorfrühlingbietet der Höhenzug zwi-schen Sarn- und Eisacktaldem Winterwanderer inter-essante Routen.

Wer von Bozen aus startenwill, kann über Signat nachWolfsgruben und zumWolfsgrubner See wan-dern. Von Oberbozen (erreichbar auch mit derRittner Seilbahn) geht esüber Lichtenstern nachKlobenstein. Von hier überdie Fennpromenade (Ab-stecher auf den Fennberg,1233 m) nach Lengmoosund zu den berühmtenErdpyramiden desFinsterbachgrabens.

Von Klobenstein bietet sichdie Tour über Kematen, Aufder Tann und Pemmernnach Roßwagen an. Hiergibt es dann mehrere Mög-lichkeiten: über Auf der

Schön auf das Unterhorn-haus (2042 m) oder wei-ter nach Gißmann und, jenach Schneelage, auf dasWetterkreuz (1860 m)oder den Gießmann-Nock (1924 m).

Von Auf der Tann führt eineweitere Variante nach BadSüß und Maria Saal undwieder zu den FinsterbacherErdpyramiden. Schließlichkann man noch einen klei-nen Abstecher von Lengsteinüber Antlas nach St. Andreasdirekt über dem Eisacktalunternehmen.

Und wer vom Wandern ge-nug hat, kann – bis in denMärz hinein – auch dieschönen Loipen am Rittennützen.

Nähere Informationen bietet das RittnerTourismusbüro unter Tel.: 0039/0471/35 61 00.

Frühlingstouren auf dem Ritten

Überraschende Wetterstürze bringen nicht selten Eis und Schnee bis in die Tallagen wie hier bei Kurtatsch (o.l.). Die Ortschaft Ritten, hochüber Bozen, ist eine der traditionsreichsten Sommerfrischen des Gebiets mit prächtigen Ausblicken zu den nahen Dolomiten. DieErdpyramiden gehören zu den bekanntesten geologischen Besonderheiten dieser Alpenregion. Auf zahlreichen abgelegenen Bauernhöfenfindet das Leben noch in althergebrachter Weise statt, so auch beim Schweine schlachten und Brot backen.

Über den Dachgiebeln von Bozen locken diewilden Zacken der Rosengartengruppe somanchen Klettersteigfreund ins abweisen-de Gemäuer.

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Bergsteiger. In Richtung Santner-Pass amRosengarten, vorbei am jungen Oberniggl-Luis,der mit seiner Familie,Verwandten undFreunden unter des Rosengartens Wändenin der Hochfrauenwoche im August „insHeu geht“.Das Heu wird gemäht,gewendet,als Ballen in Tücher gepackt. Über eine pri-mitive Drahtseilbahn, die ohne jeglichenMotor auskommt, weil sie mit Ballast undGegenzug arbeitet,wird das Heu nach untengeseilt.Die Umlaufbahn mit ihrem Kluppenund Holzbremsen ist ein hausgemachtestechnisches Kleinod. Einfach, durchdachtund vor allem kostensparend mit Energiezum Nulltarif.Nur vom Zischen der Rolle aufdem dünnen Tragseil begleitet,saust das grü-ne Gold durch die Luft nieder zur Alm-schupfe einige hundert Höhenmeter tiefer.An steilen Schroffen und Wänden vorbeisteigt abends die ganze Heugesellschaft mitKind und Kegel zur Almschupfe ab, wo allemiteinander im Heu schlafen. Vor Sonnen-aufgang geht es wieder bergauf zu den stei-len Hängen,dem Heu nach.

Himmel, Hölle, heißes HeuJe höher die Gräslein, desto würziger dieBlütlein.Das haben schon im Mittelalter diebadefreudigen Menschen entdeckt, die zuHeubädern gingen. Südtirol hatte bis zumZweiten Weltkrieg eine beachtliche Badetra-dition, wie sie in der Ortsnamensgebungheute noch durchschlägt: Mitterbad, Lotter-bad, Bad Schörgau, Bad Isidor, Bad Süß, BadSalomonsbrunn, Bad Kuchimoos und mankönnte die Namensliste beliebig fortsetzen.Die Thermen, Fitnessräume, Saunas undDampfbäder scheinen die bescheidenenBauernbäder völlig verdrängt zu haben. Einneues Gesundheitsbewusstsein jedoch, der

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Als „Krone der Dolomiten“, macht die zau-berhafte Galerie der Rosengartenwändeüber dem Eggental ihrem Namen alle Ehre,von links Laurinswand, Rosengartenspitze,Rotwand und Teufelswand.Von Welschnofen aus bietet sich eine Viel-zahl aussichtsreicher Wanderungen wie zumKarersee oder dem darüberliegenden „Laby-rinth“ (Mitte).Der Ferienort Welschnofen ist ein idealerStützpunkt für Bergsteiger, Wanderer undMountainbiker und bietet eine Vielzahl ab-wechslungsreicher Tourenmöglichkeiten.

Durch das senkrechte Gemäuer der Laurins-wand steigen alljährlich Tausende von Klet-tersteiggehern zum Santner-Pass hinauf undgenießen das abenteuerliche Leben zwi-schen schaurigen Abgründen und himmel-stürmenden Felstürmen.

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Erholungstourismus und flankierende Ge-setzesmaßnahmen geben den Heubädernneuen Aufschwung. Das traditionelle Heu-bad in Völs beispielsweise ist einem elegan-ten Viersternekomplex angeschlossen underfreut sich regen Zustroms. In Jochgrimmam Fuß des Weißhorns floriert seit 1870 einSommerheubad,allerdings nur während derkurzen Sommersaison. Die Kunde vomHeubaden ist nun auch bis in breite Kreiseder nicht bäuerlichen Schichten durchge-drungen.Literaten kommen ins Schwärmen:„Baden in Berggras, Blumen und Blüten, imglücklichen Vierklee, im würzigen Dreiklee,in Arnika und so manch anderem Heil- undDuftkraut. Frauenmäntelchen klebt amNacken verschwitzter Männer,Knabenkrautschmiegt sich an sammetweiche Frauen-haut.Welch glückliches Baden!“

Oswald und der SchlernEs ist nicht gesichert, ob der Minnesängerund Abenteurer Oswald von Wolkensteinseine vielen Verletzungen und sein waid-wundes Herz in einem Heubad zu heilenversucht hat, doch wenn es eines gegebenhat,wird er sicher die heilsame Wirkung derSchlernkräuter und der Seiseralm in An-spruch genommen haben. „Zergangen istmein Hertzenweh/ seit daß nun fließen willEis und Schnee/ ... ich hör die Vöglin großund klein/ in meinem Wald um Hauenstein.“

Die Ruine Hauenstein bei Seis wird zu EhrenOswalds immer noch beflaggt,so präsent istseine Charakterfigur im Bewusstsein derBevölkerung. Am ersten Wochenende imJuni wird alljährlich der Oswald vonWolkenstein-Ritt ausgetragen. Er gilt als diegrößte Reiterveranstaltung Europas.Von derTrostburg im Eisacktal starten die Mann-schaften und reiten nach Kastelruth zum„Ringstechen“.Weiter geht es nach Seis,wodie Reiter durch das Labyrinth müssen.AmVölser Weiher müssen alle durch den„Galopp mit Hindernissen“. Das letzte Tur-nier des Tages,der „Torritt“ wird auf SchlossPrösels ausgetragen. Der Wolkensteinerkommt, wie man sehen kann, in seinerHeimat zu großen Ehren. Alljährlich drehtsich alles um ihn und seine begehrteSiegestrophäe.

Walther von der VogelweideEs ist nicht bekannt,dass Herrn Walther vonder Vogelweide je ein Turnier gewidmetwurde. Dabei soll er ja nicht weit von derBurg der Wolkensteiner in Lajen in Ried ge-boren sein. Dort gibt es noch den Vogel-weiderhof und von dem leiten die einhei-mischen Historiker und Germanisten die

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Klettersteige

Der Rosengarten glänztmit Klettersteigen, die sichideal in Rundtouren ein-bauen lassen. Die guteInfrastruktur mit zahlreichenHütten und Aufstiegshilfenmacht den berühmtenDolomitenstock zum Reviervieler Ferrata-Freunde.

Als Klettersteigklassikergilt der Santnerpass-Klettersteig. Er führt vonder Rosengartenhütte(2339 m, Gipfelstation desLaurinlifts) zum Santner-pass (2741 m), übers Gartlhinab zur Vajolethütte(2243 m), steil hinauf zumTschager Joch (2630 m)und wieder zurück zurRosengartenhütte. Wersich auf der Vajolethütteeinquartiert, kann von hieraus weitere Klettersteig-Zuckerl angehen: Zum einendie Überschreitung deseinzigen Dreitausenders imRosengarten, Kesselkogel(3004 m); über den Gras-leitenpass (2599 m) unddie Westwand auf denGipfel, über die Ostwandin den Antermojakessel,wieder hinauf auf denAntermojapass (2769 m)und zurück zum Grasleiten-pass. Zum anderen erreichtman über den Grasleiten-pass den Molignonpass(2598 m), wo der

Laurenzi-Klettersteigbeginnt. Über den dreigipf-ligen Molignon (2852 m)führt die anspruchsvolleGratüberschreitung (aus-gesetzte Stellen II ohneSicherung) wieder zumAntermojapass und von dortzum Ausgangspunkt zu-rück. Im Süden des Rosen-gartens lockt zum Schlussnoch der Masaré- undRotwand-Klettersteigmit schönster gesicherterKletterei. Vom RifugioPaolina (2125 m, Gipfel-station des Sessellifts vomKarer Pass) über die Rot-wandhütte (2280 m) zumEinstieg und hinauf auf die Punta di Masaré(2564 m). Von dort in ste-tigem Auf und Ab zumFensterlturm (2670 m,Abstiegsmöglichkeit zurRotwandhütte) und zumzweiten Abschnitt auf dieRotwand (2806 m). Überden Vajolonpass führt derWeg zurück zum Ausgangs-punkt.

Klettersteige im Rosengarten

Völs am Schlern hält für gesundheitsbewusste Besucher eine ausgefallene Kurmethode bereit: das Heubad. Erst in jüngster Zeit erfreut sichdie althergebrachte Heilkunst mit frisch gemähten Berggräsern wieder zunehmender Beliebtheit. Der in Erinnerung an den mittelalterlichenMinnesänger Oswald von Wolkenstein ausgetragene „Oswaldritt“ gilt als eine der größten folkloristischen Reitveranstaltungen Europas, diealljährlich im Juni in der Region rund um die Seiser Alm stattfindet.

Ein Relief Oswald von Wolkensteins in Brixen zeugt von der einstigen Größe der Minne-sänger. Die Ortschaft Lajen über dem Eingang des Grödnertals beheimatet die Geburtsstättedes mittelalterlichen Barden Walther von der Vogelweide (u.r.). Abseits über dem verkehrs-durchbrausten Eisacktal findet der Besucher noch Ruhe und abgeschiedene Winkel.

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LadiniaDie Weingegend in Richtung Gröden verlas-send, kommen wir über St. Peter in Grödennach St.Ulrich,Wolkenstein und St.Christinaund sind somit in einem der HerzstückeLadiniens. Als „Ladinia“ gilt im Selbstver-ständnis der Bewohner das Gebiet um denSellastock.Es umfasst Abteital,Buchenstein,Fassa, Gröden und, eingeschränkt, Cortinad’Ampezzo. Das Ladinische ist eine eigene,rätoromanische Sprache und die Ladinerstammen von der Urbevölkerung Rätiensab.Die Alpenbewohner haben stets eine Artgefunden, ihre Beziehung zwischen Naturund Wirtschaft herzustellen, sei es nun dieLandwirtschaft,der Bergbau,das Handwerkoder zuletzt der Fremdenverkehr, mit demman Zusammenleben muss, um zu überle-ben. Jahrhundertelang waren die LadinerZankäpfel zwischen dem deutschen unditalienischen Einflussbereich. Vielfach inEinzelgehöften und Streusiedlungen lebendschien das Bergvolk nur über die Kirche undspäter über die Schule greifbar. Die heutigeSprachgrenze in Richtung Eisacktal ist derRaschötzer Bergsturz. Jenseits von Seceda

Annahme ab, dass der größte aller Minne-sänger ein richtiger Landsmann ist. Wie esauch sei, wenn Walther da gelebt hat, ist eran einem schönen Fleckchen Erde aufge-wachsen,obwohl er keinerlei Lehen geerbthat, das sollte er erst in reifen Jahren erlan-gen. Lajen liegt an einem wunderschönenBerghang am Eingang zum Grödnertal. Da-durch hat es eine Scharnierfunktion zwi-schen verschiedenen Welten: zwischen derladinischen über das Grödental,der tiroleri-schen über das Eisacktal und der europäi-schen über den jahrhundertelangen Kon-takt mit dem Durchzugsverkehr. An denSchnittpunkten der Kulturen hat sich die ge-genseitige Beeinflussung immer auch inKüche und Keller niedergeschlagen. Durchdas Pflegen verschiedener Traditionen tref-fen wir an den Hängen des Eisacktales eineReihe von hervorragenden Gaststätten undBuschenschänken, in denen man mit origi-neller und naturbelassener Küche verwöhntwird. Die Weine sind seltene, aber den rau-hen Wintern gegenüber widerstandsfähige-re Sorten, wie zum Beispiel der Furner, derPortugieser,der Kerner oder der Erdbeerer.

und Geisler liegt das deutschsprachigeVillnösstal. Hier, wie in allen anderen kul-turellen Grenzgebieten, dem Vinschgau,dem Unterland und in Ladinien, hat der stän-dige Kontakt mit den „Anderen“ dieMenschen anders gemacht als im italieni-schen oder deutschen Binnenraum, viel-leicht wachsamer und erfinderischer. Daknistert dauernd etwas im Gebälk der altenHütten und neuen Hallen. Mag das einGrund sein, dass die erfolgreichsten Künst-ler des kleinen Landes meist aus diesenGegenden stammen? Gleichwohl, auf wel-chem Weg und in welchem Winkel manseinen Streifzug durch Südtirol unternimmt,über den Reschen oder das Stilfser Joch undin den Vinschgau oder über den Brenner insEggental und zum Rosengarten, es wird im-mer ein Fest für Leib und Seele – und denGeist.

Jul Bruno Laner, Bozener Schriftsteller undVinobarde hat das Buch „Dolomiten“ verfasstund zählt zu den profiliertesten KennernSüdtirols.

Wandern

Sie liegt auf einer mittlerenHöhe von 1850 Meternund gilt mit 50 Quadratkilo-metern nicht nur als diegrößte, sondern auch alsdie schönste Alm derAlpen. Ein dichtes Netzvon leichten Wanderwegen,die beliebig kombinierbarsind, überzieht die SeiserAlm und den NaturparkSchlern. Eine kleineAuswahl der schönstenTouren als Anregung:

Von der Tschafonhütte am Südwestauslauf desSchlernmassivs erreichtman unschwierig die Aus-sichtsberge Völseggspitze(1834 m), Hammerwand(2128 m) und/ oder Niggl-berg (2164 m) mit tollemBlick auf Rosengarten undSchlern. Von Kompatschauf der Seiser Alm geht es

über die Puflatschhütteund Puflatschalpe auf dasnordwestlich der SeiserAlm vorspringende Berg-massiv des Puflatsch(2174 m) – mit Panorama-blick über das Grödner Tal.In südlicher Richtung lässtsich eine stramme Rund-wanderung über Laurinhütteund Saltnerhütte auf dasSchlernplateau (Schlern-häuser 2444 m) unterneh-men. Von dort wandertman über das Tierser Alpl(2438 m) und die Roß-zahnscharte (2499 m)wieder zurück auf dieSeiser Alm nach Kompatsch.Von den Schlernhäusernist auf breitem Fußwegauch der höchste Punktdes Massivs zu erreichen,der Schlerngipfel Petz(2563 m). Wer es etwasluftiger mag, der kann den

Maximiliansteig entlangklettern, der dem Roßzahn-grat zwischen Roterdspitze(2655 m) und GroßemRoßzahn (2580 m) folgt.

Wer noch höher hinauswill, gelangt von der SaltnerSchwaige aus über dieZallingerhütte auf diePlattkofelhütte, von der ausder westliche Eckpfeilerder Langkofelgruppe, derPlattkofel (2958 m) zubesteigen ist.

Wandern auf der Seiser Alm und am Schlern

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Das ladinische Grödnertal wird von den ehrfurchtgebietenden Felsriesen der Langkofelgruppe und den Mauern des Sellastocks abgeschlos-sen, wie bei der Gemeinde Wolkenstein (links). Auf der Seiser Alm, dem größten Almgebiet der Alpen, eröffnet sich ein prächtiger Blick aufden Langkofel und seine Trabanten. Die Gemeinde Kastelruth (rechts oben) bietet eine große Palette von Wandermöglichkeiten rund um SeiserAlm und Schlern. Die Kunst des Holzschnitzens hat im Grödnertal eine große Tradition und manche Künstler wie Bepi Rifesser oder AdolfVallazza haben es zu weit über die Landesgrenzen hinausreichendem Ruhm gebracht.

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Zwischen Bruneck und Welsberg/Taistenim wald- und wiesenreichen Pustertal er-streckt sich das als Wintersportarena be-kannte Kronplatzgebiet. Südlich davon ragtdie Formenvielfalt der Pragser Dolomitengen Himmel,im Norden dagegen locken dieaußergewöhnlich schönen Berglandschaf-ten des Antholzer und Gsieser Tals. BeideTalschaften eignen sich als Ausgangspunktfür Touren unterschiedlicher Schwierig-keitsgrade:Von den hohen Dreitausenderndes Alpenhauptkamms in der Rieserferner-gruppe bis zu den gemäßigten Gipfeln derGsieser Gruppe oder leichten Wanderungenim Talbereich hat der Bergfreund die Wahl.

Touren im Antholzer TalBei der Ortschaft Olang zweigt das Anthol-zer Tal vom Pustertal ab,erhebt sich über ei-ne Strecke von ca. 25 Kilometer von 1000Meter auf etwas über 2000 Meter Höhe underreicht beim Staller-Sattel die Grenze zuOsttirol.

Wer erholsame Spaziergänge liebt,kannbei Rasen-Antholz den Antholzer Bach ent-lang wandern und dabei ein interessantesZiel entdecken: das Biotop „Rasner Möser“,Relikt eines urzeitlichen Sees. Zwei Natur-lehrpfade erschließen die 35 Hektar großeurwüchsige Auen- und Moorlandschaft undlassen eine bemerkenswerte Pflanzen- undTierwelt aus nächster Nähe erleben.Weitertalaufwärts gelangt man in den HauptortAntholz, Startpunkt für lohnende Berg-touren. Westlich geht es auf den Rammel-stein (2483 m), einen Aussichtsgipfel, derbereits zum Naturpark Rieserfernergruppegehört.

Etwas Ausdauer verlangt die Gipfeltourauf der gegenüberliegenden Talseite überdie Buttermilchalm und das Ampertörl aufdie Amperspitze (2687 m),die bedeutendsteErhebung im Trennkamm Antholz-Karbach.

Den Talschluss des Antholzer Tals be-herrscht der prächtig gelegene AntholzerSee,mit 44 Hektar Wasserfläche drittgrößterNatursee Südtirols.Von hier aus geht es aufdie Aussichtswarte Rote Wand (2818 m), dieman ebenfalls vom Staller-Sattel (2050 m,Übergang ins Defereggen-Tal) erreicht.Letzterer ist auch Ausgangspunkt für dieTour auf das Almerhorn (2985 m) im östli-chen Ausläuferkamm des Hochgall.

Freunde anspruchsvollerer Touren undweniger erschlossener Massive werdenschließlich in den über einem Dutzend Drei-tausender des Naturparks Rieserferner-gruppe lohnende Ziele finden. Vom Stütz-punkt Rieserferner Hütte (2791 m) aus las-sen sich die „gläsernen Berge“ aus granit-ähnlichem Tonalit angehen, z. B. SchwarzeWand (3105 m) oder Ruthner Horn/Schneebiger Nock (3358 m).

Touren im Gsieser TalDas Gsieser Tal zweigt bei Welsberg Rich-tung Alpenhauptkamm vom Pustertal ab.Der breite Talboden mit safti-gen Wiesen und dichtem Na-delmischwald sowie die darü-

berliegenden Almwiesen und grasigen Gip-felkuppen schaffen ein ausgewogenes Land-schaftsbild und einen verblüffenden Kon-trast zu den Felsszenerien der Dolomiten imSüden. Für seinen sanften Tourismus be-kannt empfiehlt sich das Gsieser Tal fürRadlfreunde – auf knapp 20 KilometerLänge ist nur ein Höhenunterschied von ca.450 Meter zu überwinden. Wer lieber aufSchusters Rappen unterwegs ist, kommtauch nicht zu kurz:Die das Tal umschließen-den Gipfel reichen im Norden und Ostenimmerhin bis auf knapp 2800 Meter Höhe.Gleich am Taleingang bei Taisten wandert

man über einen bewaldeten BergrückenRichtung Durakopf (2275 m), Rudlhorn(2448 m) und Eisatz (2493 m),ein Stück wei-ter taleinwärts, bei St. Martin führt ein Wegauf die bekannte Gsieser AussichtskanzelHörneckele (2127 m).Wer es etwas rasantermag, ist mit den östlich des Tals gelegenenGipfeln besser bedient. Ebenfalls von St.Martin aus geht es in einer langen,Konditionerfordernden Bergüberschreitung aufGrubers Lenke (2487 m) und von dort nachSüden über Pfanntörl (2511 m) RichtungToblacher Pfannhorn (2663 m), einenAussichtsberg ersten Ranges, oder westlichzum Hochhorn (2623 m) und wieder tal-wärts.

Lohnend sind auch die Touren vom letz-ten Ort des Gsieser Tals, St. Magdalena, aus.Der höchste Gipfel im Kamm, die schroffeRiepenspitze (2774 m) lässt sich, teilweiseunmarkiert, ebenso ersteigen wie derenNachbarn Kaserspitze (2714 m) und Heim-waldspitze (2755 m).Vom Talschluss aus istes nicht weit zur Staatsgrenze am GsieserTörl (2205 m,Übergang ins Defereggen Tal).Von hier erreicht der tritt- und orientie-rungssichere Bergsteiger das markante Defer-egger Pfannhorn, mit 2819 Meter höchsterGipfel des Gsieser Bergkranzes. red

Bergtouren im Pustertaler Kronplatz

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Das Gsieser Tal bietet viel-fältige Möglichkeiten fürBerg- und Wanderfreunde

Im Norden des Antholzer Tals bilden die eindrucksvollen Bergmassive desAlpenhauptkamms ein Dorado für anspruchsvolle Bergsteiger.