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SEKEMs Journal für Wirtschaſt, Gesellschaſt, Kultur und Ökologie in Ägypten Insight Nr. 134 - November 2013 SEKEM Insight | November 2013 | Seite 1 Liebe Leserinnen, liebe Leser, bereits vor der Gründung der Heliopolis University hat sich die SEKEM Initiative für den Ausbau ihrer Kapazitäten für Forschung und Entwicklung ein- gesetzt, stets im Hinblick auf das Bestreben, einen nachhaltigen Wandel in Ägypten aktiv und praxisorientiert zu unterstützen. Im Zuge der Gründung der neuen Hochschuleinrichtung hat SEKEM diese Aktivitäten intensiviert. Bereits zuvor hatte die Heliopolis Akademie mehrere sogenannte TEMPUS-Projekte durchgeführt, mit denen vor allem die Ent- wicklung von Studiengängen finanziert worden war. Jetzt engagiert sich SEKEM wieder in Partnerschaft mit 7 europäischen und ägyptischen Hochschulen für die Entwicklung von Lehr- inhalten und wirklichkeitsnahen Mechanismen für ein nachhaltiges Ressourcenmanagement. Im Mittelpunkt des neuen drei- jährigen Projekts, von dem Bianca Fliss in dieser Ausgabe berichtet, steht vor allem die Erarbeitung einer nationalen ägyptischen Strategie und von Methoden, Nachhaltigkeitswissen effektiv noch weiter verbreiten zu können. Editorial Ihr Redaktionsteam SEKEM startet neues Forschungsprojekt zu Wasser, Energie und Ernährung Die Heliopolis Universität beteiligt sich mit 7 weiteren Bildungseinrichtungen an der Erforschung eines integrierten Wasser-, Energie- und Ernährungsschutzes. Heliopolis Uni Forschung zu Nachhaltigkeit SEKEM Bericht SEKEMs Nachhaltigkeitsbericht Solarthermie Ausbildung und Projekte starten SEKEM finden sie im Internet auch auf: D ie Idee nachhaltiger Entwicklung zielt darauf ab, integrierte Lösungen für wirtschaftliche, öko- logische, soziale und kulturelle Herausforderungen des Lebens und Arbeitens zu finden. Dieser ganz- heitliche Ansatz gewinnt nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der akademischen Welt mehr und mehr an Bedeutung, da viele moderne Herausforderungen globaler Natur sind und Konzepte zu ihrer Bewältigung integrative Denk- und Forschungsansätze erfordern. Zum Beispiel bilden Wasser, Energie und Nahrung einen thematischen Zusammenhang („WEF-Nexus“). Der Umgang mit Fragen aus diesem Problemkomplex und die Erarbeitung von praxisnahen Lösungen erfordern Fachkenntnis und Planung in allen drei Sektoren gleichermaßen – also ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes wissen- schaftliches Forschen. Durch einen intelligenten, umweltverträglichen Umgang mit Wasser und Energie kommt SEKEMs Landwirtschaft mit weniger Ressourcen aus als herkömmlicher Ackerbau in Ägypten.

SEKEM Insight 11.13 DE

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SEKEMs monatliches Journal für Wirtschaft, Entwicklung und Kultur in Ägypten.

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Page 1: SEKEM Insight 11.13 DE

SEKEMs Journal für Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Ökologie in Ägypten

InsightNr. 134 - November 2013

SEKEM Insight | November 2013 | Seite 1

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

bereits vor der Gründung der Heliopolis University hat sich die SEKEM Initiative für den Ausbau ihrer Kapazitäten für Forschung und Entwicklung ein-gesetzt, stets im Hinblick auf das Bestreben, einen nachhaltigen Wandel in Ägypten aktiv und praxisorientiert zu unterstützen. Im Zuge der Gründung der neuen Hochschuleinrichtung hat SEKEM diese Aktivitäten intensiviert.

Bereits zuvor hatte die Heliopolis Akademie mehrere sogenannte TEMPUS-Projekte durchgeführt, mit denen vor allem die Ent-wicklung von Studiengängen finanziert worden war. Jetzt engagiert sich SEKEM wieder in Partnerschaft mit 7 europäischen und ägyptischen Hochschulen für die Entwicklung von Lehr-inhalten und wirklichkeitsnahen Mechanismen für ein nachhaltiges Ressourcenmanagement.

Im Mittelpunkt des neuen drei-jährigen Projekts, von dem Bianca Fliss in dieser Ausgabe berichtet, steht vor allem die Erarbeitung einer nationalen ägyptischen Strategie und von Methoden, Nachhaltigkeitswissen effektiv noch weiter verbreiten zu können.

Editorial

Ihr Redaktionsteam

SEKEM startet neues Forschungsprojekt zu Wasser, Energie und Ernährung

Die Heliopolis Universität beteiligt sich mit 7 weiteren Bildungseinrichtungen an der Erforschung eines integrierten Wasser-, Energie- und Ernährungsschutzes.

Heliopolis UniForschung zu Nachhaltigkeit

SEKEM BerichtSEKEMs Nachhaltigkeitsbericht

SolarthermieAusbildung und Projekte starten

SEKEM finden sie im Internet auch auf:

D ie Idee nachhaltiger Entwicklung zielt darauf ab, integrierte

Lösungen für wirtschaftliche, öko-logische, soziale und kulturelle Herausforderungen des Lebens und Arbeitens zu finden. Dieser ganz-heitliche Ansatz gewinnt nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der akademischen Welt mehr und mehr an Bedeutung, da viele moderne Herausforderungen globaler Natur sind und Konzepte zu ihrer

Bewältigung integrative Denk- und Forschungsansätze erfordern. Zum Beispiel bilden Wasser, Energie und Nahrung einen thematischen Zusammenhang („WEF-Nexus“). Der Umgang mit Fragen aus diesem Problemkomplex und die Erarbeitung von praxisnahen Lösungen erfordern Fachkenntnis und Planung in allen drei Sektoren gleichermaßen – also ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes wissen-schaftliches Forschen.

Durch einen intelligenten, umweltverträglichen Umgang mit Wasser und Energie kommt SEKEMs Landwirtschaft mit weniger Ressourcen aus als herkömmlicher Ackerbau in Ägypten.

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SEKEM Insight | November 2013 | Seite 2

Kultur

Unsichere Wasserversorgung in Ägypten

Der Nil liefert rund 95 Prozent des gesamten nutzbaren Wassers in Ägypten. Mit nur sehr wenig nennenswerten Niederschlägen zwischen etwa 5 und 30mm im Jahr ist Ägypten von der Wassermenge, die dieser führt, abhängig. Sie ist jedoch von der Niederschlagsmenge in den Anrainerstaaten am Nil-Oberlauf abhängig, die selbst mit der Herausforderung starken Bevöl ke-rungs wachstums und zunehmender wirtschaftlicher Entwicklung und damit steigendem Wasserbedarf umzu-gehen haben. Bereits heute herrscht in Ägypten akute Wasserknappheit, wobei der Anteil am Wasserverbrauch pro Kopf bis 2017 voraussichtlich von derzeit 900m3 auf 670m3 sinken wird.

Unsichere Energieversorgung in Ägypten

Darüber hinaus steht Ägypten auch im Energiesektor vor großen Problemen. Ursprünglich ein Exporteur von Öl und Gas, hat Ägypten heute Schwierigkeiten, den heimischen Energiebedarf zu decken. Der Gasverbrauch hat sich in den letzten Jahrzehnten verdoppelt und der gesamte Verbrauch an fossilen Brennstoffen ist um rund ein Drittel gestiegen. Im Jahr 2010 wurden über 95% des Primärenergieverbrauchs in Ägypten noch durch Öl gedeckt. Eine erhöhte Stromnachfrage hat vor allem in den vergangenen sechs Monaten zu häufigen Stromausfällen geführt und so immer wieder zu großer Sorge

Anlass über Ägyptens Energiezukunft gegeben.

Unsichere Ernährungssituation in Ägypten

Die Ernährungssicherung Ägyptens ist durch gleich mehrere Bedrohungen gefährdet. Dazu zählen sowohl die begrenzten Wasser ressourcen als auch die durch Besiedlung schrumpfenden Ackerflächen. Die fortschreitende Wüstenbildung auf beiden Seiten des Nils trägt zur Verschärfung der Situation bei. Rund 15 Millionen Ägypter gelten derzeit als von fallender Ernährungssicherheit betroffen, insbesondere wenn die staatlichen Subventionen für Grund-nah rungs mittel reduziert werden, die bereits heute den Großteil des Bruttosozialprodukts verschlingen.

Weiterführende Forschung ist dringend notwendig, um die Zusammenhänge zwischen den ver-schiedenen Ressourcen besser zu ver-stehen: Energieproduktivität, nach-haltige Landwirtschaft, verschiedene Ansätze zur Nutzung von Solarenergie, auch zur Erhöhung der Produktivität von Wasserressourcen durch Meerwasserentsalzung – das sind nur einige der Forschungsthemen, die weiterer Aufmerksamkeit bedürfen. Vorhandene Erfahrungen und Know-how müssen besser zusammengeführt werden, um Forschung und Innovation zu fördern.

Zusammen mit drei ägyptischen und vier europäischen Universitäten beginnt die Heliopolis Universität jetzt damit, Kapazität für die Erforschung des „WEF-Nexus“ im Rahmen des Projekts TRINEX auszubauen. Das Projekt wird von der Europäischen Kommission im Rahmen des TEMPUS-Programms finanziert und wird für drei Jahre von Dezember 2013 bis November 2016 laufen.

Die Partner in dem Programm werden eine nationale Strategie für

die „WEF-Nexus-Forschung“ sowie ein Trainingsprogramm für junge WEF-Forscher entwickeln, um die Zusammenhänge des „WEF-Nexus“ besser zu verstehen und Innovationen fördern zu können. Darüber hinaus werden die Partner-Universitäten als Koordinierungsstellen für die Förderung von Maßnahmen aus Bildung, Forschung und Innovation fungieren. Die neue Plattform soll einen Treffpunkt für Forscher aus Ägypten und Europa bilden, die zusammen-kommen, um integrierte Lösungen für das Ressourcenmanagement von Wasser, Energie und Ernährung in Ägypten zu erarbeiten.

Die Heliopolis Universität ist ein Partner in dem Projekt, da sie über Erfahrung in der Förderung inter-dis ziplinärer, angewandter Pro-blemlösungen verfügt, die besonders die Industrie dringend braucht. Sie wird daher für die Einrichtung der Koordinierungsstellen sowie für die Verbreitung der Inhalte und die Vermittlung der Projektaktivitäten ver-antwortlich zeichnen.

Bianca Fliss

SEKEM können sie auch besuchen: www.SEKEM-reisen.de www.aventerra.de

SEKEM verbreitet biologische Anbaumethoden auch die Produktion eigener Setzlinge.

SEKEM investiert gemeinsam mit zahlreichen Partnern in eine nachhaltige Energieversorgung.

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SEKEM Insight | November 2013 | Seite 3

Impressionen aus SEKEM

S EKEM veröffentlichte kürzlich den neuesten Bericht über nachhaltige Entwicklung. Aus dem Bericht gehen einige bemerkenswerte neue Entwicklungen in SEKEM hervor. SEKEMs Gesamtleistung hat sich vor allem in den Bereichen „Energie“ und „Luft“ weiter verbessert. Nachholbedarf sieht

man vor allem in der Umsetzung langfristiger Strategien und Pläne sowie in der weiteren Reduktion der Umweltauswirkungen.

Im Wirtschaftsbereich liegen SEKEMs Stärken in den Bereichen der besonders öko- und sozialfreund-lichen Produktpalette, einer kontinuierlichen Bewirtschaftung von Abfällen, Kontrollsystemen für Qualität, Umweltschutz, Gesundheit und Sicherheit sowie langfristigen Verpflichtungen gegenüber Lieferanten. Für das gesellschaftliche Leben hebt der Bericht Stärken vor allem in der Sozialarbeit, der Umsetzung der Ziele der ILO und des Global Compact der UN, der Fairtrade-Produktzertifizierung, der Unterstützung der persön-lichen Entwicklung der Mitarbeiter sowie der Bereitstellung von Gesundheitsleistungen für die Gemeinschaft und die Toleranzförderung hervor. Erwähnung finden ebenfalls SEKEMs gute Ergebnisse im Bereich der Lobbyarbeit für nachhaltige Entwicklung.

Kulturell profiliert sich SEKEM besonders durch ihre pädagogische und kulturelle Gemeinschaft, breite Forschungsziele und die Erfüllung der spirituellen Bedürfnisse aller Mitarbeiter. Im ökologischen Sektor ist SEKEM besonders stark in den Aspekten einer umfassenden Risikobewertung, der Ablehnung von nicht-organischen Pestiziden oder Düngern, der Teilnahme an Bewahrung von Saatgut und einer strikten „Anti-GMO-Politik“. Auch SEKEMs positiver Beitrag zum Erhalt biologischer Vielfalt, artgerechter Tierhaltung nach Demeter-Standard und der Schaffung neuer Lebensräume für gefährdete Tierarten werden unterstrichen. Auch SEKEMs Einsatz für das Energiesparen und die Förderung erneuerbarer Energien findet Erwähnung.

Der Bericht für das Jahr 2012 kann hier heruntergeladen werden: http://issuu.com/sekem/docs/rsd2012

Impressionen

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SEKEM Insight | November 2013 | Seite 4

Unter der Federführung von SEKEM-Österreich-Mitglied Birgit Birnstingl hat es die österreichische Firma SEKEM-Energy jetzt geschafft, die Finanzierung für ein neues Projekt zur Solarthermie in SEKEM zu sichern. Das Projekt wird von der öster-reichischen Organisation für Ent wick-lungszusammenarbeit mit finanziert. Im Mittelpunkt steht die Anpassung von Systemen an ägyptische Umweltbedingungen. „Sandstürme und der hohe Salzgehalt der Luft machen die Kollektoren wartungs-anfällig. Es ist deshalb sehr wichtig, ausgebildete Fachkräfte zu haben“, so Birnstingl. Aus der bereits installierten Pilotanlage (SEKEM Insight berichtete) fließt bereits warmes Wasser, das in Betrieben zur Obstverarbeitung und in Molkereien verwendet wird.

SEKEM-Energy engagierte sich außerdem im Rahmen einer Tagung zu Energiestrategien für Afrika. Frau Birnstingl stellte dort den besonderen Entwicklungsansatz von SEKEM-Energy in Ägypten dar.

Quelle: SEKEM-Energy

Kurznachrichten

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Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt. Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben.

Redakteure: Bijan Kafi

Kontakt:SEKEM-Insightc/o SEKEM HoldingP.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt [email protected]

Bildnachweis: 4: Bijan Kafi, Internet; 1+2r: Bijan Kafi; 2l: SEKEM.

Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.

SEKEMs österreichischer Förder-ver ein, insbesondere seinem Bei-rats mitglied Birgit Birnstingl, ist es mit der steirischen Firma SEKEM Energy jetzt gelungen, im Rahmen der Lehrlingsausbildung in SEKEM den Aufbau einer Schweißschule zu ermöglichen.

Die Hauptlast der Finanzierung tragen dabei die Firma Fronius International und die deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Damit soll SEKEM zukünftig jene Fachkräfte selbst ausbilden können, die für die Solarthermieprojekte in Ägypten benötigt werden. Langfristiges Ziel ist es, eine Schweißerausbildung im Zuge der bestehenden Lehrberufe anzu-bieten, welche sich auf die Bereiche Landtechnik und erneuerbare Energie konzentrieren wird. Zudem sollen Erwachsenenbildungskurse für Schweißtechnik angeboten werden.

Auch die Tischlerlehrlingsausbildung wird in Zusammenarbeit mit den Schweizer SEKEM Freunden auch von Österreich weiterhin unterstützt. Durch Vermittlung des Tischlerfachmanns Alfred Kohlhofer, der im vergangenen Jahr sechs Wochen SEKEM besuchte, hält sich derzeit ein Tischler aus Salzburg in SEKEM auf, der in der Lehrlingsausbildung mitarbeitet.

Quelle: SEKEM Österreich

In einer viel beachteten Erklärung protestierten 81 Empfänger des Right Livelihood Award und Mitglieder des World Future Council im Juni dieses Jahres gemeinsam gegen die Ankündigung, dass der diesjährige Welternährungspreis 2013 an drei Wissenschaftler und Führungskräfte von Firmen geht, die genmanipuliertes Saatgut herstellen und vertreiben. SEKEM hatte zu der Vergabe im Rahmen einer eigenen Pressemitteilung kritisch Stellung genommen und die gemeinsame Erklärung unterzeichnet.

In Reaktion auf den Protest war Ratsmitglied Frances Moore-Lappé in der Folge zum renommierten Borlaugh Dialogue Symposium in Des Moines, Iowa, eingeladen worden, in dessen Rahmen der Welternährungspreis verliehen wird. Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Nachhaltigkeit, Agro-Ökologie und Nahrungsgerechtigkeit“ hat sie am 18. Oktober auf die negativen Folgen der Geschäftspraktiken von Monsanto & Co. hingewiesen.

Moderiert wurde die Diskussion durch den Schweizer Agroökologen Hans Herren. Im kommenden Dezember erhält Herren in Stockholm den Alternativen Nobelpreis 2013.

Quelle: World Future Council.

SEKEM Österreich fördert Schweißerausbildung in SEKEM

Welternährungspreis gibt sich diskussionsbereit

SEKEM Energy engagiert sich für Solarthermie in SEKEM

Mehr Informationen:

https://www.worldfoodprize.org!

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http://www.sekemenergy.com!

Mehr Informationen:

http://www.fronius.com/ http://www.giz.de/ http://www.sekemenergy.com/

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